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Carsten Bartmann Windenergieanlagen Entwicklungsimpulse für ländlich periphere Regionen in Spanien? Entwicklungseffekte von Windparks in drei ländlich peripher gelegenen Kommunen in Spanien Magisterarbeit Geographie

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Carsten Bartmann

Windenergieanlagen –Entwicklungsimpulse für ländlich periphereRegionen in Spanien?

Entwicklungseffekte von Windparks in drei ländlichperipher gelegenen Kommunen in Spanien

Magisterarbeit

Geographie

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Magisterarbeit

Carsten Bartmann

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Windenergieanlagen –

Entwicklungsimpulse für

ländlich periphere Regionen in Spanien?

Entwicklungseffekte von Windparks in drei ländlich

peripher gelegenen Kommunen in Spanien.

Magisterarbeit eingereicht am 22.12.2008 Institut für Geographie der Universität Potsdam Verfasser: Carsten Bartmann

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Qué gigantes? -dijo Sancho Panza. -Aquellos que allí ves -respondió su amo – de los brazos largos, que los suelen tener algunos de casi dos leguas. Mira vuestra merced – respondió Sancho- que aquellos ahi se parecen no son gigantes, sino molinos de viento, y lo que en ellos parecen brazos son las aspas, que, volteadas por el viento, hacen andar la piedra del molino. „Welche Riesen?“ fragte Sancho Panza „Diese, die du dort siehst!“ antwortete sein Herr „Mit den langen Armen, manche scheinen sogar fast zwei Leguas lang zu sein“ „Schauen Sie Hochwürden“, erwiderte Sancho „jene die Ihnen so erscheinen sind keine Riesen sondern Windmühlen, und jene die Ihnen wie Arme anmuten sind die Flügel, welche gedreht vom Wind den Malstein in Bewegung hal-ten“

Miguel de Cervantes, Don Quixote de la Mancha

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Vorwort

Vorwort

Bei häufigen Aufenthalten in Spanien bin ich von Jahr zu Jahr immer wieder von der

größer werdenden Präsenz moderner Windmühlen überrascht worden. Zwar sind die

Windmühlen, gegen welche Don Quixote vergebens ankämpfte, in unserem Spanien-

bild tief verankert, jedoch dominieren heutzutage nicht jene archaischen Mühlen das

Landschaftsbild, sondern mehr und mehr deren Vertreter der modernen Art.

Da ich zeitweise in einem Unternehmen arbeitete, von dem Windparks geplant, ge-

baut und auch betrieben wurden, stieß diese Entwicklung bei mir auf ein lebhaftes In-

teresse.

Durchaus kann man auch in dem führenden Windenergieland Deutschland diesen

Prozess beobachten, jedoch erschien mir die rasante Entwicklung in Spanien außer-

gewöhnlich. Konnte sich das Auge in Deutschland über fast zwei Jahrzehnte an neue

Objekte in der Landschaft nach und nach gewöhnen, schien sie sich in Spanien inner-

halb weniger Jahre zu ändern.

Mit jedem Besuch fragte ich mich immer häufiger, ob die lange in Spanien unter der

Landflucht leidenden Dörfer auch von dieser Entwicklung profitieren würden. Oder

ob sie von der Entwicklung wie von einer Lawine überrollt werden und davon fast nur

Auswärtige profitieren.

Eine im deutschen Fernsehen ausgestrahlte Reportage mit dem exzessiv anmutenden

Titel „Die neuen Scheichs von La Muela: Das Geld kommt mit dem Wind“ inspirierte

mich dieses Thema auch in meiner Magisterarbeit zu behandeln.

La Muela in Aragonien erschien wie der ideale Untersuchungsort. Die Reportage und

euphorische Berichte in der spanischen und auch internationalen Presse suggerierten

einen fast unheimlichen Wirtschaftaufschwung, der angeblich allein dem Wind ge-

schuldet war.

Nach langer Vorbereitung musste ich, leider erst vor Ort, feststellen, dass ein Großteil

des Reichtums auf die Ausbreitung des suburbanen Raumes von Saragossa zurückzu-

führen war. Schlimmer noch, die zu dieser Zeit in ganz Spanien aufgedeckten Skanda-

le um als Bauland deklariertes Land warfen auch ihre Schatten auf das „Windemirat“.

Die Mutmaßungen und Spekulation über eine Verwicklung der lokalen Politiker lie-

ßen keine tiefere Untersuchung zu. Es herrschte ein aufgeheiztes politisches Klima, in

dem Gesprächstermine abgesagt wurden oder sie konnten aus Abneigung gegenüber

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Vorwort

Carsten Bartmann Windenergieanlagen – Entwicklungsimpulse für ländlich periphere Regionen in Spanien?

allem, was den Anschein von einem Interview hatte, gar nicht erst vereinbart werden.

Die geführten Gespräche waren oft von Parteilichkeit und Schuldzuweisungen ge-

prägt. Diese Umstände nötigten mich die Untersuchung abzubrechen.

Trotz der ernüchternden Erlebnisse (und Ergebnisse) war mein Interesse nicht erlo-

schen. So nahm ich nach gründlicher Überlegung einen neuen Anlauf.

Dass diese Magisterarbeit vollendet wurde, ist nicht nur mein Verdienst, sondern es

ist auch denen zu danken, die mich bei der Erstellung unterstützt und motiviert haben.

Mein besonderer Dank gilt meiner Familie, namentlich meiner Mutter Sybille Bart-

mann und meinem Vater Norbert Bartmann und meiner Schwester Silja Reisinger de

Oliveira und ihrer Familie. Ihre Zuversicht und ihr Vertrauen haben im Wesentlichen

zur Fertigstellung dieser Arbeit beigetragen.

Auch meinen Betreuern Herrn Prof. Dr. Thomas Weith und Frau Prof. Dr. Anke Uh-

lenwinkel danke ich. Sie konnten mir durch ihre wertvollen Hinweise Orientierung

hinsichtlich der Gestaltung dieser Arbeit geben.

Auch danke ich Herrn Heiner Röger, der in mir durch die gewährte Einsicht in sein

Unternehmen das Interesse an dieser Energieform weckte. Die neu gewonnenen

Sichtweisen inspirierten mich einmal mehr, Windkraftanlagen in den Mittelpunkt

meiner Untersuchung zu stellen.

Für die interessanten Informationen und die Unterstützung in den Voruntersuchungen

im Jahr 2006 in Madrid und La Muela/Aragonien danke ich Lucia Lopez Lopez, Juan

José Romero Zamora, Carlos Beisti, María Victoria Pinilla, Luis Ruiz Martinez und

Marisol Aured.

Für die reibungslose Zusammenarbeit und die unkomplizierten Hilfestellungen danke

ich allen interviewten Personen und deren freundlichen Mitarbeitern. Bei der Ent-

schlüsselung einiger akustischer und semantischer linguistischer Rätsel, bei der Lite-

raturbeschaffung und vor Ort in Spanien halfen mir Natalia Diaz-Mello Bustillo, Isis

Garcia Kiwen und Elsa Ferreira.

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Vorwort

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Für das Korrekturlesen und die inhaltlichen Anmerkungen danke ich ganz besonders

Kay Lange und Ted Zilinski.

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Inhalt

8 Carsten Bartmann Windenergieanlagen – Entwicklungsimpulse für ländlich periphere Regionen in Spanien?

Inhalt Abbildungsverzeichnis 11 Tabellenverzeichnis 11 Kapitel 1. Fragestellung, Gegenstand und Aufbau der Untersuchung 12 Kapitel 2. Rahmenbedingungen 15 2.1. Entwicklung der ruralen Regionen in Spanien 15 2.2. Entwicklung des Windenergiesektors in Spanien 17

2.2.1. Akteure des Windenergiesektors 18 2.2.1.1. Staatliche Institutionen 18 2.2.1.2. Institutionen der Autonomen Gemeinschaften 19 2.2.1.3. Private Unternehmen 20 2.2.1.4. Betreibergesellschaften 20 2.2.1.5. Unternehmen im Windenergieanlagenbau 21 2.2.1.6. Unternehmerverbände 23

2.3. Politisch-rechtliche Rahmenbedingungen 24 2.3.1. Rahmenbedingungen auf europäischer Ebene 24 2.3.2. Rahmenbedingungen auf nationale Ebene 25 2.3.3. Strategische Energiepläne auf nationaler Ebene 27 2.3.4. Strategische Energiepläne der Autonomen Regionen 28 2.3.5. Politisch-rechtliche Rahmenbedingungen in den

Autonomen Gemeinschaften 29 2.3.5.1. Rahmenbedingungen in der Region Galicien 30 2.3.5.2. Rahmenbedingungen in der Region Kastilien-Leon 34 2.3.5.3. Rahmenbedingungen in der Region Andalusien 35 2.3.6. Genehmigungsverfahren 37 2.4. Natürlich-technische Rahmenbedingungen 40 2.4.1. Windpotenzial 40 2.4.2. Netzanbindung 41 Kapitel 3. Potenzielle Entwicklungsimpulse von Windparks in

ländlichen Kommunen 43

3.1.Potenzielle Gewinnsituationen auf kommunaler Ebene 43 3.1.1. Einkommen durch Überlassung von Landnutzungsrechten 43 3.1.2. Beteiligungen von Bürgern oder der Kommune an Windenergieanlagen 45 3.1.3. Verbesserung der Wegeinfrastruktur 46 3.1.4. Relevanz von Multiplikatoreneffekte 46 3.1.5. Zusätzliche kommunale Einnahmen 47 3.1.6. Schaffung von Arbeitsplätzen 48

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Inhalt

9 Carsten Bartmann Windenergieanlagen – Entwicklungsimpulse für ländlich periphere Regionen in Spanien?

3.2. Potenzielle Konfliktfelder auf kommunaler Ebene 50 3.2.1. Tourismus 50 3.2.2. Landwirtschaft 52 3.2.3. Beeinträchtigung der Umwelt 52 3.2.4. Verschärfung sozialer Unterschiede 53 3.2.5. Akzeptanz 54 Kapitel 4. Methodik und Material 56 Kapitel 5. Empirischer Teil 58 5.1. Charakteristika der Untersuchungsorte 58 5.1.1. Die Gemeinde Muras 58 5.1.2. Die Gemeinde Lubián 59 5.1.3. Die Gemeinde El Granado 60 5.2. Auswahl der Interviewpartner 62 5.2.1. Genehmigende Behörde 62 5.2.2. Bürgermeister der Untersuchungsorte 62 5.3. Ergebnisse der Expertengespräche in den Kommunen 63 5.3.1. Potenzielle Gewinnsituationen 63 5.3.1.1. Überlassung von Landnutzungsrechten 63 5.3.1.2. Beteiligungen von Bürgern oder der Kommune an Windenergieanlagen 66 5.3.1.3. Verbesserung der Wegeinfrastruktur 67 5.3.1.4. Multiplikatoreneffekte 67 5.3.1.5. Zusätzliche kommunale Einnahmen 69 5.3.1.6. Schaffung von Arbeitsplätzen 72 5.3.2. Potenzielle Konfliktfelder 75 5.3.2.1. Tourismus 75 5.3.2.2. Landwirtschaft 76 5.3.2.3. Beeinträchtigung der Umwelt 77 5.3.2.4. Verschärfung sozialer Unterschiede 78 5.3.2.5. Akzeptanz 79 Kapitel 6. Entwicklungsimpulse in den Untersuchungsorten 81 6.1. Nationale Schwerpunkte der Entwicklung ländlicher Räume in Spanien 81 6.2. Beobachtete Entwicklungseffekte auf die Schwerpunktziele der ELER-Verordnung 84 6.2.1. Ziel 1: Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Land- und Forstwirtschaft 84 6.2.1.1. Erzielung zusätzlichen Einkommens für Landwirte 84 6.2.1.2. Verbesserung der Wegeinfrastruktur 86 6.2.2. Ziel 2: Verbesserung der Umwelt und der Landschaft 86 6.2.2.1. Reduzierung der CO2-Emmissionen 87 6.2.2.2. Verringerung der Waldbrandgefahr 87

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Inhalt

10 Carsten Bartmann Windenergieanlagen – Entwicklungsimpulse für ländlich periphere Regionen in Spanien?

6.2.3. Ziel 3: Verbesserung der Lebensqualität im ländlichen Raum und Förderung der Diversifizierung der ländlichen Wirtschaft 88 6.2.3.1. Stabilisierung der Bevölkerungsentwicklung 88 6.2.3.2. Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen 88 6.2.3.2.1. Schaffung von temporärer Beschäftigung 89 6.2.3.2.2. Schaffung dauerhafter Beschäftigung in der Betriebsphase 90 6.2.3.2.3. Schaffung und Sicherung lokaler, indirekter Beschäftigung 93 6.2.3.3. Diversifizierung der ökonomischen Aktivitäten in der Landwirtschaft und im ländlichen Umfeld 95 6.2.3.4. Verbesserung und Erhaltung der Infrastruktur und von Dienstleistungen im ländlichen Raum 96 Kapitel 7. Schlussfolgerung 99 Anhang Anhang I. Quellenverzeichnis 2 Anhang II. Karten 11 Kartenverzeichnis 11 Karten 12 Anhang III. Abbildungen 18 Abbildungsverzeichnis 18 Abbildungen 19 Anhang IV. Tabellen 24 Tabellenverzeichnis 24 Tabellen 25 Anhang V. Expertengespräche 27 V.I. Gesprächsleitfäden 28 VI. Photographien 31

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Tabellenverzeichnis - Abbildungsverzeichnis

11 Carsten Bartmann Windenergieanlagen – Entwicklungsimpulse für ländlich periphere Regionen in Spanien?

Tabellenverzeichnis:

Tabelle 1: Installierte Leistung in den Autonomen Regionen Ende 2007 23

Tabelle 2: Zielstellungen in den von den Autonomen Regionen

ausgearbeiteten Energieplänen 29

Tabelle 3: Defizite des ländlichen Raumes in Spanien 82

Tabelle 4: Primärziele und Maßnahmen im Nationalen Strategieplan

für die ländliche Entwicklung Spaniens 83

Abbildungsverzeichnis:

Abbildung 1: Teufelskreis der Arbeitsmarktproblematik in ländlichen Räumen 16

Abbildung 2: Entwicklung der installierten Leistung Erneuerbarer Energien

in Spanien 1990-2007 18

Abbildung 3: Standorte des Windenergieanlagenbaus in Spanien 22

Abbildung 4: Festpreis- und Marktoption in der Einspeisevergütung

nach dem Real Decreto 661/2007 27

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Kapitel 1. Fragestellung, Gegenstandstand und Aufbau der Untersuchung

12 Carsten Bartmann Windenergieanlagen – Entwicklungsimpulse für ländlich periphere Regionen in Spanien?

Kapitel 1. Fragestellung, Gegenstand und Aufbau der Untersuchung

Die aus der Windkraft gewonnene Energie erhält gerade in letzter Zeit viel Aufmerk-

samkeit in der Öffentlichkeit. Durch die klimapolitischen Diskussionen hat die Wind-

kraft ein deutlich positiveres Image als noch vor wenigen Jahren. Die Existenzberech-

tigung alternativer Energien steht heute kaum noch zur Disposition.

Im öffentlichen Diskurs zur Windenergie überwiegen Argumente ökologischer Art.

Dabei werden sowohl die Vorteile mit Hinsicht auf den CO2-Ausstoß als auch die

ökologischen Nachteile vor Ort, wie etwa die Verspargelung der Landschaft, themati-

siert.

Darüber hinaus sind die prosperierende Fertigungsindustrie und die guten Beschäfti-

gungsmöglichkeiten in der Windenergiebranche im öffentlichen Bewusstsein stark

verankert. Viel zu wenig wird, meiner Meinung nach, über die Perspektiven berichtet,

welche die Windenergie ländlichen Räumen eröffnen könnten.

Die Chancen, die sich durch die dezentrale Energiegewinnung für den ländlichen

Raum bieten, werden überwiegend mit Erneuerbaren Energien aus nachwachsenden

Rohstoffen in Verbindung gebracht. Auch hier scheint mir in der Öffentlichkeit das

Bild vorzuherrschen, dass ein Landbewohner auch immer ein Bauer sein muss. Gera-

de aber von der jetzt schon, im Gegensatz zu anderen Erneuerbaren Energien, prospe-

rierenden, ausgereiften, rentablen Energiegewinnung aus Wind sollten doch die Dör-

fer am meisten profitieren können. Stattdessen wird das Bild des Landwirts gepflegt,

der Getreide für Biodiesel anbaut oder durch Biomasse Energie erzeugt.

In einigen historisch gewachsenen Windenergiegebieten in Norddeutschland und Dä-

nemark haben vor allem Landwirte von der Entwicklung profitiert. Jetzt, in einer Zeit,

in der sich große Firmen für das lukrative Geschäftsfeld interessieren, besteht die Ge-

fahr, dass mit den Investitionen von außerhalb auch die Profite aus der Region abflie-

ßen.

„Bienvenido Mr. Eolo!“ war ein treffender, ironischer Titel eines Zeitungsartikels.1

Er spielt auf die 1953 erschienene spanische Satire „Bienvenido, Mr. Marshall“ an. In

dem Film geht es um eine verarmte, trostlose Gemeinde, das sich in ein potemkin-

sches Dorf verwandelt, um eine durch das Dorf kommende Marshallplankommission

zum Anhalten und somit zur Gebefreudigkeit zu bewegen. Trotz perfekter Kulisse

und in Spalier stehenden Honoratioren bleibt von der Kommission nur die sich nie- 1 Vgl. Expansión vom 10.06.2008