Warum verhindern die Lokalanästhetika die Coffeinstarre des Muskels?

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-- XlII -- immeffort ab und nach einiger Zeit trat vollst~tndige Lahmung ein, um so frilher~ je starker die LSsung oder die Wirkung des betreffenden 8aponins war. Wie Coffein, Chinin, Veratrin u. a. rufen aueh die Saponine zuerst gesteigerte Leistung und Kontraktur~ sparer Lahmung der quergestreiftea Muskelsubstanz hervor. S chtlller (Keln): Warum verhindern die Lokalan~isthetika die Coffeinstarre des Muskels ? Coffein geht mit Nov.okain eine Komplexverbindung ein~ ~hnlich wie mit Na. benzoicum oder Na. salicylicum; hierdurch steigt die LSslichkeit so stal'k, dab z. B. l g Coffein mit ~tquimolekularer Menge Novokain 1~3 g sich glatt ~u 5 ccm Wa~ea' l~sen. In Lesung befindet sich -- sowohl bei Novokain wie bei Na. salicylicum -- ein Gleichgewicht naeh clem Typus Coffein -4- Novokain ~ [Coffein. Novokain], das um so mehr naeh rechts versehoben ist, je mehr Novokain bzw. Na. sali- eylieum zugesetzt ist. Dementspreehend sinkt der Teilungskoefflzient yon Coffein zwischen Chloroform/Wasser bei steigendem Novokainzusatz (Na. salieylieum) schlieg- lieh bis fast auf Null. Die Konzentration des fl'eien Coffeins wird also durch Novokain herabgedrtickt; und gleichsinnig mit dieser ,Verdtinnungc der CoffeinlOsung sinkt nattlrlieh der pharmakologisehe Effekt am Muskel, die Latenzzeit bis zum Eintritt der Starre wird durch steigenden Novo- kainzusatz immer mehr verl/ingert, bis schlieglieh die wirksame Grenz- konzentration des Coffelns unterschritten ist und tier Muskel ~iberhaupt nicht mehr erstarrt. Die Lokalan~sthetika greifen also in diesem Falle nieht am Muskel, sondern am Coffein an, der Antagonismus spie|t sieh aul]erhalb der Zelle ab~ nicht in den eigentlichen Zellbestandteilen, wie es z. B. tilt den Kochsalz-Sublimatantagonismus schon bekannt ist. Der fragliche Antagonismus ist somit nicht eine Funktion der lokalaa~sthetisehen Kraft, sondern der St~rke der Komplex- neigung, so dug in der Tat Lokalan~sthetika mit starker Kom- plexneigung (in vitro bestimmt) aueh starke Schutzwirkung am Muskel zeigen, z. B. Novokain~ w~thrend z. B. Atropin odor Alypia mit schwaeher Komplexneigung den Muskel vor Coffeinstarre auch kaum zu schtitzen ver- megen. Endlich vermegen- in l~bereinstimmung mit dieser Theorie auch Na. salicylieum und Na. benzoieum, sowie eine Reihe anderer Sub- stanzen, die zwar Komplexbildner aber keine Lokalan~sthetika sind, die Coffeinstarre zu hemmen. Wie welt dieses bier entwickelte Prinzip auch anderen Antagonismen zugrunde liegt, z.B. Muskarin-Cholingruppe gegeu Atropin, dariiber sind Versuche im Gange; jedenfalls seheint der Antagonismus Novokain-Vera- trin ebenfalls dem Coffeintypus zu ~folgen, denn auch die Veratrinbase wird dureh Novokain zur Lesung gebraeht. Riesser (Greifswald). Die veto u fl'tiher aufgestellte Theorio der Kreatinbildung aus Harnstoff und Betain bzw. Cholin setzt die intermediate Bildung eat-

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immeffort ab und nach einiger Zeit trat vollst~tndige Lahmung ein, um so frilher~ je starker die LSsung oder die Wirkung des betreffenden 8aponins war. Wie Coffein, Chinin, Veratrin u. a. rufen aueh die Saponine zuerst gesteigerte Leistung und Kontraktur~ sparer Lahmung der quergestreiftea Muskelsubstanz hervor.

S chtl l ler (Keln): Warum verhindern die Lokalan~isthetika die Coffeinstarre des Muskels ?

Coffein geht mit Nov.okain eine Komplexverbindung ein~ ~hnlich wie mit Na. benzoicum oder Na. salicylicum; hierdurch steigt die LSslichkeit so stal'k, dab z. B. l g Coffein mit ~tquimolekularer Menge Novokain 1~3 g sich glatt ~u 5 ccm Wa~ea' l~sen. In Lesung befindet sich - - sowohl bei Novokain wie bei Na. salicylicum - - ein Gleichgewicht naeh clem Typus

Coffein -4- Novokain ~ [Coffein. Novokain],

das um so mehr naeh rechts versehoben ist, je mehr Novokain bzw. Na. sali- eylieum zugesetzt ist.

Dementspreehend sinkt der Teilungskoefflzient yon Coffein zwischen Chloroform/Wasser bei steigendem Novokainzusatz (Na. salieylieum) schlieg- lieh bis fast auf Null. Die Konzentration des fl'eien Coffeins wird also durch Novokain herabgedrtickt; und gleichsinnig mit dieser ,Verdtinnungc der CoffeinlOsung sinkt nattlrlieh der pharmakologisehe Effekt am Muskel, die Latenzzeit bis zum Eintritt der Starre wird durch steigenden Novo- kainzusatz immer mehr verl/ingert, bis schlieglieh die wirksame Grenz- konzentration des Coffelns unterschritten ist und tier Muskel ~iberhaupt nicht mehr erstarrt. Die Lokalan~sthetika greifen also in diesem Falle nieht am Muskel, sondern am Coffein an, der Antagonismus spie|t sieh aul]erhalb der Zelle ab~ nicht in den eigentlichen Zellbestandteilen, wie es z. B. tilt den Kochsalz-Sublimatantagonismus schon bekannt ist.

Der fragliche Antagonismus ist somit nicht eine F u n k t i o n d e r l o k a l a a ~ s t h e t i s e h e n K r a f t , sondern der S t~rke der K o m p l e x - ne igung , so dug in der T a t L o k a l a n ~ s t h e t i k a mit starker Kom- plexneigung (in vitro bestimmt) aueh starke Schutzwirkung am Muskel zeigen, z. B. Novokain~ w~thrend z. B. Atropin odor Alypia mit schwaeher Komplexneigung den Muskel vor Coffeinstarre auch kaum zu schtitzen ver- megen.

Endlich v e r m e g e n - in l~bereinstimmung mit dieser Theorie auch Na. salicylieum und Na. benzoieum, sowie eine Reihe a n d e r e r Sub- s t anzen , die zwar K o m p l e x b i l d n e r aber keine Lokalan~sthetika sind, die Coffeinstarre zu hemmen.

Wie welt dieses bier entwickelte Prinzip auch anderen Antagonismen zugrunde liegt, z.B. Muskarin-Cholingruppe gegeu Atropin, dariiber sind Versuche im Gange; jedenfalls seheint der Antagonismus Novokain-Vera- trin ebenfalls dem Coffeintypus zu ~folgen, denn auch die Veratrinbase wird dureh Novokain zur Lesung gebraeht.

R ies se r (Greifswald). Die veto u fl'tiher aufgestellte Theorio der Kreatinbildung

aus Harnstoff und Betain bzw. Cholin setzt die intermediate Bildung eat-

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weder yon Cyanamid oder yon Isoharnstoff voraus. Im Hinbliek hierauf angestellte Versuehe ergaben eine erhebliehe Steigerung der Kreatinaus- seheidung some des ]~ust/eikreatins naeh Injektion yon 1- -2 g Athyliso- harnstoff-Hydroehlorid. Die Deutung des Versuehsergebnisses wird indessen ersehwert dureh die MSgliehkeit einer dureh Spaltung des Chlorids ein- tretenden Azidose. - - Die yon P e k e l h a r i n g und van H o o g e n h u y z e aufgestellte Theorie veto Zusammenhang zwischen Tonus und Muskel- kreatin beruht u. a. auf Versuehen, in denen dureh rhythmisehe Reizung yon Muskeln~ die mit ,tonus,steigernden Mitteln, wie Coffein~ Veratrin~ Rhodunid 7 CaCl2 Vel:giftet waren, Kreatinvermehrung beobaehtet wurde. Wiederholung dieser Versuehe haben den Vortragenden gemeinsam mit Hamann zu vollkommen negativen Ergebnissen gefiihrt. Da aueh die iibrigen der Theorie zugrunde gelegten Versuehe einer Naehprtifung zum groflen Tell nieht standhielten 7 kann die Theorie yon P e k e l h a r i n g zur Zeit nicht als gentlgend begr~indet betrachtet werden.

8ch los smann (Heidelberg): l~ber den Kreatingehalt des Frosehmuskels bei Reizung.

Durchspiflt man die eine Hinterpfote eines Frosches mit Ringerl~sung und reizt mit Induktionsschl~igen den Muskel his zur Ermtldung, w~thrend die andere Hinterpfote vor Beginn des Versuchs abgeschnitten und als KontroUe verarbeitet wird, so finder sich bei Winterfr~schen eine erheb- liche Zunahme des Kreatins im gereizten Bein. Bei Sommerff{~schen ist dagegen eine Zunahme nicht vorhanden. Dsr Untersehied kommt haupt- stichlich dadurch zustande, dag der Kreatingehalt~ auf dis Muskeltrocken- substanz borechnet, bei den WinterffSschen erheblich niedriger ist als bei SommerffSsehen. Bei Reizung n~ihert sich scheinbar der Kreatingehalt des Muskels des Winterffosehes dem des Sommerfrosehes an.

Zur Erklarang dieses eigenttimlichen Verhaltens ist daran zu denken, dag vielleieht ein ~thnlieher Vorgang vorliegt, wie L e s s e r far den Kohle- hydratstoffwechsel des Winterfl-osehes geflmden hat, indem im Winter der Glykogenvorrat infolge einer Inaktivierung des diastatischen Fermentes gewissermal~en unausnutzbar ist. Wenn fiir den Eiweigstoffweehsel ein A.nalogon hierfiir auch noch nicht bekannt ist~ so zeigt doeh Lieb igs Beispiel des gehetzten Fuchses~ daft naeh vOlliger ErsehSpfung der Kohle- hydrate im Muskel offenbar aus Eiwei~ Kreatin gebildet wird. Vielleicht l ie~ etwas ~ihnliches beim arbeitenden Muskel des Winterfrosehes vor, und es treten bei der Muskelzuekung bei unausnutzbarem (Lesser)Kohle- hydrat andere energieliefernde chemische Reaktionen ein~ als deren End- produkt Kreatin entsteht.

J e s t und Jans sen (Freiburg): Uber den Stoffwechsel der Skelettmuskel nach intravenSser Milchsaureinje~ion.

Verfasser haben untersueht~ ob die veto Kreislauf versorgte aber durch Nervendurchschneidung ruhig gestellte Skelettmuskulatur des Hundes im- stande ist~ veto Blat aus Milehsaure aufzunehmen~ zu verbrennen oder in hShere Kohlehydrate umzuwandeln. Es wurde deshalb Hunden 1- -10 g Milchsaure in gepufferter LSsang Iangsam intraven~s zugeftihrt: Vor~ wah-