Was kann das Auto zum Fußgängerschutz beitragen? · Seit 2009 ist ein guter passiver...

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Bundesanstalt für Straßenwesen 15. September 2014 Direktor und Professor Andre Seeck 1 Was kann das Auto zum Fußgängerschutz beitragen? 1. Deutscher Fußverkehrskongress Wuppertal, 15./16. September 2014 Andre Seeck Leiter der Abteilung Fahrzeugtechnik Patrick Seiniger Jost Gail Referat Aktive Fahrzeugsicherheit, Emissionen, Energie Marcus Wisch Oliver Zander Claus Pastor Referat Passive Fahrzeugsicherheit, Biomechanik Bundesanstalt für Straßenwesen Folie Nr. 2 Der Fußgänger im Unfallgeschehen Maßnahmen der passiven Fahrzeugsicherheit Maßnahmen der aktiven Fahrzeugsicherheit Szenarien Testverfahren Bewertung Ausblick Grenzen der aktiven Sicherheit Fazit Inhalt 15. September 2014 A. Seeck et al.

Transcript of Was kann das Auto zum Fußgängerschutz beitragen? · Seit 2009 ist ein guter passiver...

Bundesanstalt für Straßenwesen 15. September 2014

Direktor und Professor Andre Seeck 1

Was kann das Auto zum Fußgängerschutz beitragen?

1. Deutscher Fußverkehrskongress

Wuppertal, 15./16. September 2014

Andre SeeckLeiter der Abteilung Fahrzeugtechnik

Patrick SeinigerJost GailReferat Aktive Fahrzeugsicherheit, Emissionen, Energie

Marcus WischOliver ZanderClaus PastorReferat Passive Fahrzeugsicherheit, Biomechanik

Bundesanstalt für Straßenwesen

Folie Nr. 2

Der Fußgänger im Unfallgeschehen

Maßnahmen der passiven Fahrzeugsicherheit

Maßnahmen der aktiven Fahrzeugsicherheit

• Szenarien

• Testverfahren

• Bewertung

• Ausblick

• Grenzen der aktiven Sicherheit

Fazit

Inhalt

15. September 2014A. Seeck et al.

Bundesanstalt für Straßenwesen 15. September 2014

Direktor und Professor Andre Seeck 2

Folie Nr. 3

Sicherheits- und Mobilitätsansprüche

A. Seeck et al. 15. September 2014

Folie Nr. 4

Unfallgeschehen

15. September 2014A. Seeck et al.

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Direktor und Professor Andre Seeck 3

PKW-Fußgänger-Kollisionen (2008-2010)

• 95% aller Unfälle geschehen innerorts (Verlagerung zu außerorts im Falle höherer Verletzungsschweren)

• Fußgänger kollidieren zu 73% mit PKW

• Sichtbedingungen und saisonale Unterschiede:

– 58% aller tödlich ausgegangenen Unfälle während Dämmerung/Nacht

– Schwerere Unfälle zwischen September und Februar

� Regen, Schnee, Eis; Dunkelheit während rush-hour

Quelle: GIDAS

Unfallgeschehen

15. September 2014 Folie Nr. 5A. Seeck et al.

Unfallgeschehen

15. September 2014 Folie Nr. 6

Verteilung von schwerverletzten und getöteten Fußgängern in Deutschlandfür das Jahr 2010 nach Geschlecht und Altersgruppe

Deutliche Unterschiede im Unfallgeschehen nach Altersgruppe:- Ältere und Kinder ragen heraus- Ältere erleiden häufiger tödliche Verletzungen- Typischer Unfall bei Älteren ist das Überqueren einerStraße von links bei Dunkelheit ohne Sichtverdeckung

-Typischer Kinderunfall: Querung der Straße hintereinem Sichthindernis

A. Seeck et al.

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Unfallszenarien PKW-FG-Kollisionen in Europa

Nationale Unfalldaten aus D und GB (Jahre 2008-2010; Ergebnisse wurden arithmetisch gemittelt)

Häufigkeiten der Unfallszenarien:

Getötete Fußgänger

Quelle: FP7 EU project

Unfallgeschehen

15. September 2014 Folie Nr. 7A. Seeck et al.

1. “Gerade Strecke, FG kreuzt von links,

ohne Sichtbehinderung”

1.

2. “Gerade Strecke, FG kreuzt von

rechts, ohne Sichtbehinderung”

2.

3. “FG läuft entlang gerader Strecke,

ohne Sichtbehinderung”

3.

4. “FG kreuzt Straße von links/rechts,

mit Sichtbehinderung”4.

Folie Nr. 8

Passive Fahrzeugsicherheit

15. September 2014A. Seeck et al.

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Folie Nr. 9

Kennen Sie Euro NCAP?

15. September 2014A. Seeck et al.

Folie Nr. 10

Passive Fahrzeugsicherheit

Verbraucherschutz

(z.B. Euro NCAP)

Unterschiedliche Anforderungen bei Verbraucherschutz und Gesetzgebung:

15. September 2014

Typgenehmigung

(z.B. VO (EG) Nr. 78/2009 und VO (EG) Nr. 631/2009)

A. Seeck et al.

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Direktor und Professor Andre Seeck 6

Folie Nr. 11

Passive Fahrzeugsicherheit

Verbraucherschutz (Euro NCAP):

• Fußgängerschutz-Testprotokoll

Impaktortests gegen die Fahrzeugfront

• Gesamtbewertung

Seit 2009 ist ein guter

passiver Fußgängerschutz

für eine gute Gesamtbewertung

erforderlich

• Kontinuierlichen Weiterentwicklung der Prüfverfahren

• Ab 2016 zusätzlich Bewertung von Maßnehmen

der aktiven Sicherheit (Notbremsen)

Quelle:

Euro

NCAP

15. September 2014A. Seeck et al.

15. September 2014

Eine BASt-Analyse von mehr als 7500 von

NCAP bewerteten Pkw zeigt eine klare

Korrelation zwischen NCAP-Punkten und

Fußgängerschutz im tatsächlichen

Unfallgeschehen!

Effekt der Euro NCAP-Bewertung am Beispiel des Fußgängerschutzes:

Folie Nr. 12A. Seeck et al.

Passive Fahrzeugsicherheit

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Direktor und Professor Andre Seeck 7

15. September 2014

Bei guter NCAP-Bewertung

reduziert sich die

Wahrscheinlichkeit für tödliche

Verletzungen um bis zu 50%.

Bei schweren Verletzungen

kann die Reduktion bis zu 30%

betragen.

Pastor (2013)

Folie Nr. 13A. Seeck et al.

Passive Fahrzeugsicherheit

Effekt der Euro NCAP-Bewertung am Beispiel des Fußgängerschutzes:

Fahrzeugpfad

Folie Nr. 14

Aktive Fahrzeugsicherheit

15. September 2014

Aktive Sicherheit: Unfallvermeidende Maßnahmen

• Fußgängerschutz : automatische Notbremsung

1 Sensor erkennt Fußgänger

2 Fußgänger ist gefährdet

3 Fahrzeug bremst automatisch

Sicherheitsbereich

Wie schnell und sicher erkennt das Fahrzeug den Fußgänger?

Ab welchem Abstand zum Fahrzeug wird der Fußgänger kritisch?

Wie schnell reagiert die Bremse?

A. Seeck et al.

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Folie Nr. 15

Aktive Fahrzeugsicherheit

15. September 2014

Größte Schwierigkeit beim Fußgängerschutz:

• Fußgänger kann sehr schnell stoppen

• Fußgänger stoppen dicht vor

dem Fahrzeug

Sicherheitsbereich

Großer Sicherheitsbereich: Fahrzeug bremst früh, aber viel zu oft!

Kleiner Sicherheitsbereich: Fahrzeug bremst spät und kann den

Unfall nicht vermeiden!

Testverfahren helfen hier, vernünftige Anforderungen zu setzen.

A. Seeck et al.

Folie Nr. 16

Aktive Fahrzeugsicherheit

15. September 2014

Fußgänger-geschwindigkeit

Anprallposition Fahrzeug-geschwindigkeit

Sichtverdeckung

Aus Unfalldatenbank Aus UnfalldatenbankAus UnfalldatenbankAus Messungenund Schätzungen

A. Seeck et al.

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Folie Nr. 17

Aktive Fahrzeugsicherheit

15. September 2014

Euro NCAP – Testszenarien ab 2016

A. Seeck et al.

Folie Nr. 18

Aktive Fahrzeugsicherheit

Ableitung des Ratings für Euro NCAP

15. September 2014A. Seeck et al.

10 20 30 40 50 60

Test Speed km/h

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Direktor und Professor Andre Seeck 10

Folie Nr. 19

Aktive Fahrzeugsicherheit

15. September 2014

Testverfahren(Aufbau)

A. Seeck et al.

Folie Nr. 20

Aktive Fahrzeugsicherheit

15. September 2014A. Seeck et al.

Test:Adult25 %

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Folie Nr. 21

Aktive Fahrzeugsicherheit

15. September 2014

Erste Testresultate

A,C: Stereo Vision

+ RADAR

B: Mono Vision only

Test Speed (km/h)

Speed R

eduction (

km

/h)

A. Seeck et al.

Folie Nr. 22

Aktive Fahrzeugsicherheit

Ausblick: Unfälle bei Dunkelheit

Nationale Unfalldaten 2008-2010

(D und GB)

Beispiele für Pkw-Fußgänger-Unfälle bei Dunkelheit aus GIDAS

Die Verletzungs-schwere bei Fußgängern ist für Unfälle bei Dunkelheit besonders hoch.

Die Situation in Bezug auf die

Lichtverhältnisse ist komplex

(nicht einfach nur dunkel)

15. September 2014A. Seeck et al.

Bundesanstalt für Straßenwesen 15. September 2014

Direktor und Professor Andre Seeck 12

Folie Nr. 23

Grenzen der aktiven Sicherheit

10

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50

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50

Residual speed for current system in km/h

Rela

tive im

pact

poin

t, c

ente

r im

pact

= 0

.5

Initial speed in km/h

10 20 30 40 50 600

0.1

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0.3

0.4

0.5

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0.7

0.8

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10

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30

30

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40

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Residual speed for future system in km/h

Initial speed in km/h

10 20 30 40 50 600

0.1

0.2

0.3

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0.5

0.6

0.7

0.8

0.9

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10

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30

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Residual speed for physical limits system in km/h

Initial speed in km/h

10 20 30 40 50 600

0.1

0.2

0.3

0.4

0.5

0.6

0.7

0.8

0.9

1

Fahrzeuggeschwindigkeit in km/h

Heute: 2014f Morgen: 2018ff Technische GrenzeA

np

rall

(0

.5 =

Fah

rzeu

gm

itte

)

aus: ESV Conference 2013, Paper 13-0021

Sic

htv

er-

deckung

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Beispiel:Kind rennt mit 8 km/h hinter einer Verdeckung hervor.

Dieser Unfalltyp wird vermutlich niemals vollständig vermeidbar sein.

8 km/h

10 – 60km/h

Folie Nr. 24

Grenzen der aktiven Sicherheit

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Test

Kind

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Folie Nr. 25

Fazit

Integrale Sicherheit – Funktionsverknüpfung aktiver und passiver Fahrzeugsicherheitssysteme

Normaler

Fahrzustand

wird kritisch

Unfall-

vermeidung

Unfallfolgen-

minderungRetten /

Bergen

Kollision / Unfall

Optimierung des fahrzeugseitigen

Fußgängerschutzes

Unfallablauf:

Gefahrenerkennung durch Sensorik

Aktiv Passiv

Fahrzeug

abbremsenFahrzeug vorkonditionieren

(z.B. aktive Haube; adaptive

Frontstruktur)

Kollision / Unfall

Passive Sicherheit

Aktive Sicherheit

Zeit

Nutzen (Schutzwirkung)

heute

Integrale Sicherheit

15. September 2014A. Seeck et al.

Passive SicherheitAktive Sicherheit

Vielen Dank!

Folie Nr. 26

Foto: Wisch, Marcus

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