Water Footprint: Ein Konzept zwischen Wissenschaft und Praxis

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    Water Footprint: Ein Konzept zwischenWissenschaft und Praxis

    Dr. Stefan Liehr

    ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, Frankfurt am Main

    VNU Verband für Nachhaltigkeits- und Umweltmanagement e.V.,

    Ressort Water Footprint

    7. Ausschuss-Treffen am 11. Mai 2016 in der GLS Bank Frankfurt/M. 

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    Das ISOE im Überblick

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    Organisation

    Gründung 1989 als gemeinnützige

    GmbH

    Derzeit arbeiten ca. 45 Mitarbeitende

    am ISOE, davon 32Wissenschaftler/innen sowie

    wissenschaftliche AssistentInnen,

    studentische Mitarbeitende und freie

    Mitarbeitende

    Finanzierung:Wettbewerblich vergebene öffentliche

    Forschungsförderung, Aufträge von

    Wirtschaft, Kommunen oder

    Verbänden sowie institutionelle

    Förderung durch das Land Hessen

    Forschungsschwerpunkte

    Wasserressourcen und Landnutzung

    Wasserinfrastruktur und

    Risikoanalysen

    Energie und Klimaschutz im Alltag

    Mobilität und Urbane Räume

    Biodiversität und Bevölkerung

    Transdisziplinäre Methoden und

    Konzepte

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    Das ISOE gehört zu den führendenaußeruniversitären Forschungs-instituten einer transdisziplinärenNachhaltigkeitsforschung inDeutschland.

    Das Frankfurter Institut verfolgtdarin das Forschungsprogramm derSozialen Ökologie

    Seit mehr als 25 Jahren entwickeltdas Institut wissenschaftlicheEntscheidungsgrundlagen undzukunftsfähige Konzepte für Politik,Zivilgesellschaft und Wirtschaft –regional, national und international.

    Die Forschungsprojekte am ISOEsind transdisziplinär: Sie bringen dieErkenntnisse der Sozial- undNaturwissenschaften sowie dieErfahrungen und das Wissen vonPraxispartnern zusammen.

    Profil des ISOE

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    Water Footprint /Wasser-Fußabdruck

    Der Wasser-Fußabdruck (waterfootprint) ist das gesamteWasservolumen, das proZeiteinheit für eine Person oder

    für einen bestimmten Kreis vonMenschen benötigt wird.

    Es enthält sowohl das direktbenötigte Wasservolumen alsauch diejenige indirekte(virtuelle) Wassermenge, die zur

    Herstellung von Gütern und zurErbringung von Dienstleistungenzur Nutzung für die betrachtetePerson oder den Personenkreiserforderlich ist.

    Quelle: acatech (2011)

    Definition – Water Footprint

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    © Water Footprint Network 2011

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    Virtual Water /Virtuelles Wasser

    Das zur Erzeugung einesProdukts oder zur Erbringungeiner Dienstleistung benötigteWasser wird als Virtuelles

    Wasser bezeichnet. Das in einem Produkt

    vorhandene, reale Wasser istdarin enthalten, zumal es in derRegel zur Herstellung desProdukts benötigt wird.

    Quelle: acatech (2011)

    Wasserfußabdruck eines Produkts

    Definition – Virtual Water

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    Grünes Wasser – Niederschlag,Bodenwasser

    Der Anteil des Niederschlags, dervon den Pflanzen aufgenommenwird bzw. von der Anbauflächedirekt verdunstet

    Blaues Wasser – künstlicheBewässerung

    Die zur Bewässerung ausOberflächen- oder Grundwasserentnommene und von Boden und

    Pflanzen verdunsteteWassermenge.

    Graues Wasser – belastetes Wasser

    Notwendig, um das durch Dünge-und Pflanzenschutzmittelverschmutzte Wasser zu verdünnen

    und zu neutralisieren.

    Unterscheidungen von „Wasserarten“

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    Quelle derGrafiken:

    NaturFreundeDeutschlands

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    Virtuelles Wasser anhand von Beispielen

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    Unterscheidung nach Produkten (Kategorien, Sorten) Regionen Wasserarten

    Quelle der Grafiken: Vereinigung Deutscher Gewässerschutz e.V. (VDG)

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    Globale Wasserflüsse:Beispiel Deutschland & Agrarprodukte

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    Export:

    33 km³ virtuellesWasser pro Jahr

    Quelle: J. Hirschfeld, E. Nilsson, F. Keil (2013)

    Import:

    65 km³ virtuellesWasser pro Jahr

    (35 Mio. t Agrarprodukte)

    km³/Jahr

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    Analytische Dimension

     Analytisches Instrument für die Forschung: Differenzierung und Berechnung von Wasserfußabdrücken, Virtuellem

    Wasser und Wasserflüssen

    Schaffung von Verständnis über Austauschdynamiken

    Schaffung von Transparenz – Explizierung des Impliziten

    Wechselbeziehungen

    zwischen Wasser, Ernährung und Energie

    zwischen Natur und Gesellschaft

    zwischen Ökologie, Ökonomie, Politik/Governance, Soziales und Kultur

     Analytisches Instrument für den politischen Diskurs:

    Identifizierung von alternativen Handlungsoptionen undGestaltungsmöglichkeiten

    Bereitstellung von Bewertungskriterien zur Abwägung

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    Politisch-strategische Dimension

    Die bewusste strategische Steuerung von Wasserflüssen zurVeränderung des Wasserfußabdrucks!

    dabei: Betrachtung des Transfers von virtuellem Wasser

    als alternative Süßwasserressource,

    als Option zur Nahrungsbeschaffung,

    als Instrument zur Lösung geopolitischer Probleme,

    als Alternative zu realen, Flussgebiete übergreifenden Wassertransfers,

    als Strategie zur Nutzung komparativer Kostenvorteile, als Instrument zur Steigerung der Effizienz von Wassernutzungen,

    indem reduzierte Wasserfußabdrücke Wassereinsparungenermöglichen.

    (siehe auch: Hummel/Kluge/Liehr 2006)

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    Politisch-strategische Dimension

    Nutzung zur Steuerung der virtuellen Wasserflüsse als Anpassungsstrategie („coping strategy“) an Wasserknappheit

    Virtueller Wasserhandel kann tiefergehende Probleme vonWasserknappheit verschleiern (Management, Infrastrukturen

    Bevölkerungsentwicklung etc.) Virtuelles Wasser ist „politically silent“

    Die strategischer Perspektive bedeutet, dass Gesellschaften alsGanzes betroffen sind – soziale, kulturelle und wirtschaftlicheBedingungsgefüge sind zu berücksichtigen

    Nutzung der Konzepte und Analysen als Kommunikationsmittel mitdem Ziel Veränderungsprozesse anzustoßen

    (siehe auch Allan 2000, Turton 2001, Hummel/Kluge/Liehr 2006)

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    Handlungsbeispiel für Unternehmen:Zertifizierung des Wassersparens

    Grundgedanke:

    Verbraucher, Unternehmenspartner, Anleger usw. legen zunehmend Wert aufNachhaltigkeit bei der Produktion von Gütern oder bei Dienstleistungen

     Ausweisung von Nachhaltigkeit bedeutet somit Wettbewerbsvorteil gegenüberanderen

    Ressourceneinsparung senkt Kosten im Unternehmen

    Verringerung des Fußabdrucks eines Unternehmens wirkt der zunehmendeInternalisierung bisher externer Kosten (für Ökosystemleistungen) entgegen

    Optionale Aufnahme in die Nachhaltigkeitsberichtserstattung von Unternehmen

    Zertifizierung bestätigt “offiziell und objektiv” diese Leistungen einesUnternehmens

    Beispiel: TÜV Rheinland

    Erstellung einer Ökobilanz nach DIN EN ISO 14040 und 14044

    CO2 Fußabdruck, Wasserfußabdruck und Ökobilanz: Umweltauswirkungen

    über einen gesamten Produktlebenszyklus12VNU, Ressort Water Footprint, Treffen am 11. Mai 2016, Vortrag S. Liehr

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    Chancen und Risiken

    Einsparung von Wasserressourcen durch (a) wassersparendeProduktions-/Wertschöpfungsketten und (b) durch Nutzungkomparativer Standortvorteile bezüglich des Ressourcenbedarfs

    Wettbewerbsvorteile durch Reputationsgewinn undKosteneinsparungen

    Unabhängigkeit von Schwanken in der Ressourcenverfügbarkeit(regionale Wasserknappheit)

    Schaffung neuer Abhängigkeit mit ggf. politischen, wirtschaftlichen,unternehmerischen Unsicherheiten

    Ressourcenkosten und monetäre Kosten können durch die komplexenEinflüsse auf Marktdynamiken gegenläufig sein (z.B. Verzerrungendurch Subventionen, Externalisierung von Umweltkosten)

    Folgenabschätzung bei Umgestaltung von Produktionsketten nötig

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    Danke für Ihre Aufmerksamkeit!