Weitere Nachträge zu „Die Orchidaceen Deutschlands, Deutsch-Oesterreichs und der Schweiz“

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109 Weitere Nachtr~ge zu ,,Die 0rchidaceen Deutschlands, Deutsch-0esterreichs and der Schweiz", Von Max Schulz~ (Jena). (Schluss.) ~) 3. brevicalcarala b. triloba retusa Rehb. ill. Eine nahe- stehende Form im Hengster F. Wirtgen! 4. serotina gsskn. Gampel und Charrat (Wallis) Chene- vardl O. incarnata X latifblia. Zerninsee in Pommern Ruthe! Ltiben und Gross-Kriehen in Schlesien Figert, ~) Crauves bei Genf an zwei Stellen Chenevardl O. Traunsteineri Saut. Am ,,Grossen Moosbrueh" im Kreise Labiau in Ostpreussen Abromeitl 8) Liebenthal bei Marienwerder in Westpreussen Seholz. ~) -- Rein weiss blt~hend ein Exemplar auf den Ahlbeeker Wiesen bei Swinemiinde Ruthe! Eine Pflanze, bei der die seitlichen ~usseren Perigonbl~tter in Lippen mit kleinen, dieken, sackfSrmigen Spornen umgewandelt waren, sowie eine andere, bei der die Blaten drei Staubgef/~sse, aber ein nur viertheiliges Perigon und keine Lippe zeigten: auf den Ahl- beeker Wiesen bei Swinemt~nde Ruthe[ O. latifolia L. Mit ganz wenig gefleekten Bl~ttern und unpunk- tirter Lippe am Kunstteiehe bei Wettelroda im Harz W. Beeker! O. lati[blia X ~,aculata. Liebesule bei Misdroy Ruthe! Zwisehen Unter-Gneuss und Unter-Bodnitz bei Jena ! ! Crauves bei Genf Chenevard! O. la, tifotia ;K Ih~thei. In der Blattform sieh mehr tier 0. lati- folia n~ihernd, aueh in tier Gestalt tier Lippe mehr an 0. latifolia erinnernd oder fast ganz damit tlbereinstimmend; die Bliitenfarbe dagegen genau dieselbe wie bei 0. Ruthei, Blittter fast alle stark gefleekt, Bli]tezeit etwas frilher als bei 0. Ruthei. Am 0sterkopf bei Swinemilnde Ruthe !~) O. But/,e~ M. Seh. ~) Am 0sterkopf bei Swinemiinde Ruthel ~) Vergl. Nr. 2, S. 49. ~) Ergeb. d. Durchf. d. schles. Phanerog.-Flora, 1896, S. 23. a) In Gesellschaft yon Ledum palustre. Picea excelsa f. myelophtera Casp., Carex teretiuscula, Pinus silvestris (in kleiner, gerkrtippelter Form), Betula l~ubescens, Empetrum nigrum und Carex limosa (Abromeit, brieflich). ~) Vergl. Jahresber. d. Preuss. botan. Vet. 1896/97, S. 62 (26). 5) g. Ruthe in Deutsch. botan. !gonatssehr., 1897, S. 241. 6) Naoh dem Entdeeker R. Ruthe in Swinemiinde, dem grt~ndliehea :Kenner tier Flora, insbesondere tier Orchideen seiner Gegend. -- Derselbe h~t die Pflanze a. a. O. S., 237 u. f. ausNhrlioh beschrieben; ioh verweis~ auf diese Besehreibung. -- 0. Ruthei ist die Pflanze, die ich wegen ihrer grossen gerwandtschaft mit O. maculata in den Nachtdigen zu den ,Orchid." (in Mirth. d. Thiiring. botan. Vet., 1897, S. 75) vorl iiufig zur var. helodes stellte. Nach Ascherson ste'ht sie etwa in tier Nitre zwischen O. maculata und O. latifolia (vergl. Ber. fiber d. Sitzung d. botan. Ver. d. Prov. Brandenburg

Transcript of Weitere Nachträge zu „Die Orchidaceen Deutschlands, Deutsch-Oesterreichs und der Schweiz“

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Weitere Nachtr~ge zu ,,Die 0rchidaceen Deutschlands, Deutsch-0esterreichs and der Schweiz",

Von Max Schulz~ (Jena).

(Schluss.) ~)

3. brevicalcarala b. triloba retusa Rehb. il l . Eine nahe- stehende Form im Hengster F. W i r t g e n !

4. serotina g s s k n . Gampel und Charrat (Wallis) Chene- v a r d l

O. incarnata X latifblia. Zerninsee in Pommern R u t h e ! Ltiben und Gross-Kriehen in Schlesien F i g e r t , ~) Crauves bei Genf an zwei Stellen C h e n e v a r d l

O. Traunsteineri Saut. Am ,,Grossen Moosbrueh" im Kreise Labiau in Ostpreussen A b r o m e i t l 8) Liebenthal bei Marienwerder in Westpreussen Seholz. ~) - - Rein weiss blt~hend ein Exemplar auf den Ahlbeeker Wiesen bei Swinemiinde R u t h e !

Eine Pflanze, bei der die seitlichen ~usseren Perigonbl~tter in Lippen mit kleinen, dieken, sackfSrmigen Spornen umgewandelt waren, sowie eine andere, bei der die Blaten drei Staubgef/~sse, aber ein nur viertheiliges Perigon und keine Lippe zeigten: auf den Ahl- beeker Wiesen bei Swinemt~nde R u t h e [

O. latifolia L. Mit ganz wenig gefleekten Bl~ttern und unpunk- tirter Lippe am Kunstteiehe bei Wettelroda im Harz W. B e e k e r !

O. lati[blia X ~,aculata. Liebesule bei Misdroy R u t h e ! Zwisehen Unter-Gneuss und Unter-Bodnitz bei Jena ! ! Crauves bei Genf C h e n e v a r d !

O. la, tifotia ;K Ih~thei. In der Blattform sieh mehr tier 0. lati- folia n~ihernd, aueh in tier Gestalt tier Lippe mehr an 0. latifolia erinnernd oder fast ganz damit tlbereinstimmend; die Bliitenfarbe dagegen genau dieselbe wie bei 0. Ruthei, Blittter fast alle stark gefleekt, Bli]tezeit etwas frilher als bei 0. Ruthei. Am 0sterkopf bei Swinemilnde Ruthe !~)

O. But/,e~ M. Seh. ~) Am 0sterkopf bei Swinemiinde R u t h e l

~) Vergl. Nr. 2, S. 49. ~) Ergeb. d. Durchf. d. schles. Phanerog.-Flora, 1896, S. 23. a) In Gesellschaft yon Ledum palustre. Picea excelsa f. myelophtera

Casp., Carex teretiuscula, Pinus silvestris (in kleiner, gerkrtippelter Form), Betula l~ubescens, Empetrum nigrum und Carex limosa ( A b r o m e i t , brieflich).

~) Vergl. Jahresber. d. Preuss. botan. Vet. 1896/97, S. 62 (26). 5) g. R u t h e in Deutsch. botan. !gonatssehr., 1897, S. 241. 6) Naoh dem Entdeeker R. R u t h e in Swinemiinde, dem grt~ndliehea

:Kenner tier Flora, insbesondere tier Orchideen seiner Gegend. - - Derselbe h~t die Pflanze a. a. O. S., 237 u. f. ausNhrlioh beschrieben; ioh verweis~ auf diese Besehreibung. - - 0. Ruthei ist die Pflanze, die ich wegen ihrer grossen gerwandtschaft mit O. maculata in den Nachtdigen zu den ,Orchid." (in Mirth. d. Thiiring. botan. Vet., 1897, S. 75) v o r l i i u f ig zur var. helodes stellte. Nach A s c h e r s o n ste'ht sie etwa in tier Nitre zwischen O. maculata und O. latifolia (vergl. Ber. fiber d. Sitzung d. botan. Ver. d. Prov. Brandenburg

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O. maculata. L. 3. he lodes Rehb. ill. Am ,,Grossen Moos- brueh" bei Labiau, sfidSstlich vom kurisehen Haft A b r o m e i t ! Zwischen Unter-Gneuss und l~Iagersdorf und im Waldecker Forst bei Jena !! Crauves und Brfiderholz bei Genf C h e n e v a r d ! Htigel des Moutet fiber Bex im Canton Waadt Chenev a rd ! Weiss blii- hend bei Pougny bei Genf C h e n e vard ! - - ,,Oft" (doeh nicht immer) mit sehr verl~ngerten Laub- and Deckblattern.

Ophrys ',n~scifera Huds. Eine sehr eigenthtimliehe Missbil- dung in zwei Exemplaren bei Jena (Frl. Go ldhagen) E. Re t t ig ! - - Zu beiden Seiten des Staubgef~sses zeigt sich ein ein wenig kleineres, aber normal gebildetes, zwei Pollinarien enthaltendes Staubgefass. Unter demselben befinden sich noch zwei Pollinarien, deren Klebdrfisen fiber dem Grunde der Lippe stehen, so dass im Ganzen acht Pollinarien in der Bltite zu sehen sind. Die seittichen inneren Perigonbl~tter sind verli~ngert (bis 7"5 mm lang) und aueh verbreitert (1"5 mm breit), an den Seitenr~ndern etwas umgebogen, dabei nicht braun-purpurn, sondern wie die itusseren Perigonbl~tter gelblich-grfin gef/~rbt; sic sind nicht sammtig behaart, sondern his auf einige nach dem Grunde hin auftretende Hitrehen durchaus kahl. Die Lippe ist vSllig ungetheitt und auch an der Spitze nicht gespalten, sic ist sehmutzig-gelb gefarbt und unregelmi~ssig heli- bri~unlieh gestrichelt, der bli~ulich-graue Spiegel fehlt; abgesehen yon einigen zerstreuten, iiusserst kurzen Papillen, die sich namentlich nach dem Grunde hin an den Riindern zeigen, ist sie vollst~ndig kahl. - - Dieses Aussehen zeigen die beiden untersten Bltiten der erhaltenen Pflanze; der obere Theil des Stengels war nicht mehr vorhanden und wahrscheinlich abgefressen.

Nieht ganz so abnorm gebildet, gewissermassen Uebergangs- form zu der Jenaer Monstrosititt und deshalb sehr interessant: eine Pflanze bei Arnstadt in Thiiringen G. L e i m b a c h ! - Die seit- lichen inneren Perigonbllitter haben eine grfinliehe Farbung ange- nommen, blieben aber behaart. Die normal gestaltete, also drei- lappige, mit gespaltenem Mittellappen versehene Lippe ist gelblieh und nur gegen die Basis, bezw. Spitze bin bandartig briiunlieh ge- farbt. Bei der untersten Bliite sind die seitlichen inneren Perigon-

yore 12. Nov. 1897 yon Rottenbaeh, in Deutseh. botan. ~Ionatsschr., 1897, S. 328, und yon G r a e b n e r , in Allgem. botan. ZeRsohr., 1897, S. 202). Diese Ansicht kann ich nicht theilen, verbleibe vielmehr bei meiner a. a. O. aus- gesprochenen Neinung, dass siB der O. incarnata nigher steht als der O. lati- folia; meine Grtinde dafiir sind a. a. 0. zu finden. Dass die Pflaaze in so zahl- reicher Menge yon ihrem Fundort auftritt, habe [ich erst in diesem Sommer r Selbstredend kann sie deshalb kein prim~irer Bastard, gefallen durch Kreuzung der O. macMata mit O. incarnata (odor O. lati/olia), sein. Wohl aber ist die MSglichkeit vorhanden, dass sic ein atavistischer, fruchtbar ge- wordener Bastard dieser Arten ist, die vielleicht an der Stelle vor Anlage der Befestigung wuchsen. - - Als ich kiirzlich ttaussknecht ein paar Pflanzen der O. Ruthei fiir sein tterbar iibergab, sagte er - - nattirlioh nach oberfliichlichem Anblicke - - : ,Ganz s meiner O. incarnata var. serotina". Demselben entging also die gewisse Aehnlichkeit mit der O. incarnata auch nicht.

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bliitter schon etwas verbreitert; ebenso finden sich in derselben drei Staubgefitsse, wtthrend die tibrigen Bltiten nut eta Staubgefass aufweisen.

O. fuciflora Rehb. Hierher mtichte vorltiufig am besten eine ausserordentlich merkwtirdige Ophrys yore SonnenkiSpfle bet West- halten im Elsass (leg. I s s l e r ) H. Pe t ry ! ~) zu ziehen sein, die, fails sie in mehrfachen Exemplaren aufgefunden werden wiirde, nicht als blosse Bildungsabweichung, sondern als eine neue Varietiit, vielteicht auch als Art aufzufassen sein wtirde. Perigonbliitter rosen- roth; die iiusseren mit grtinem Mittelnerv; die seitlichen inneren etwa ein Drittel so lang als die i~usseren, litnglich-lanzettlich, be- senders nach der Spitze hin behaart. Auch die S/iule in Gestalt und Richtung zur Lippe genau wie bet O. fuciflora. Dagegen zeigt die Lippe ein durchaus abweichendes Aussehen; sie ist stark convex, hiSckerlos, dreilappig, mit zurtiekgesehlagenen, sich tiber der Unter- flitche des Mittellappens bertihrenden, vorn mit zwei bis drei ziemlich tiefen Einschnitten versehenen Seitenlappen; die Zeiehnung ist der der O. apifera sehr iihnlich, die Bekleidung besteht aus einem sehr kurzen Sammet, der namentlich mehr nacb der Spitze hin deutlicher erkennbar wird. Der vordere, 2 mm lange und 4 mm breite Theil der Lippe ist kahl, gelblieh grfin, vorn gez~thnt, nach unten ge- richtet und vertritt gewissermassen das Anh~ngsel. Diese Pflanze w~tchst nach brieflicher Mittheilung Iss le r ' s in niiehster Nithe yon O. [)wifiora unct O. apifera; sie kann aber nicht als Bastard zwischen diesen Arten gedeutet werden, wenngleich die zurtick- geschlagenen Seitenlalopen and die Zeichnung tier Lippe auf O. apifera hinweisen. Gegen diese Auffassung sloriclat schon der eigenartig gebildete, kahle (anhitngselartige) vordere Theil der Lippe.

7. inter'media Moggr. ~) ,Lippe tief gespalten unter den Buekeln und die Oberfi~tche derselben mehr gew/Slbt." - - Wohl kaum yon dieser Varietat abzugrenzen ist eine schon vor Jahren bet Rufach im Elsass yon E h l i n g e r aufgefundene, spi~ter auch von S c h e r e r (!) gesammelte und in dessen Aufsatz: ,,Botanisehes aus Miihlhausen" 3), aufgeffihrte Pflanze. Dieselbe wurde von H. P e t r y wegen ihrer dreilappigen Lippe mit O. arachnites 2,~urr fi triloba bezeichnet4). - - ,,Die Lippe ist stark gewSlbt, ihre Farbe wie bet allen O. arachn, an der betreffenden Stelle stark variirend; die Seitenlappen sind im frischen Zustande straff und fast gespreizt abstehend" ( S c h e r e r briefiieh an H. Pe t ry) . Die HSeker fiber den Seitenlappen der (trocken gemessen) 12"5 mm langen Lippe sind vorhanden; Mittellappen vorn 11 mm breit.

1) Die Pflanze wurde bereits vor zwei Jahren yon Herrn I s s l e r beobach- tet. In diesem Jahre hatte eine jange Knolle derseiben einen zwei Bliiten tragenden Stengel getrieben, der durch die Giite des Herrn Ref. P e t r y lebend ia meinen Besitz kam.

2) Vergl. M o g g r i d g e , fiber Ophrys insectifera L. (part.), in Verh. Leop. Carol., vol. XXXV, S. 12; Abb. Taft II. Fig. 22.

3) In Mirth. d. philomat. Ges. in Elsass-Lothringen, 3. Jahrg., Heft 1. 4) S] Allg. hot. Zeitsehr, 1895, S. 49.

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O. aranifera Huds. Abweichend durch fast kreisrunde, mit vier blitulich-weissen Flecken gezeichnete Lippe: ein Exemplar im Glacis von Neu-Breisach im Elsass I s s l e r i

Interessante Missbildungen bei den Bltiten der var. fucifera Rchb. ill. und der var. atrata Gren. beobachtete 0. A b e l am Bisamberg bei Wien l ) .

8. atrata Gren. Zahlreich am Bisamberg bei Wien 0. A b e l s). O. aranifera X muscifera f. t~eichenbachiana M. Sch. Am

Bisamberg be/ Wien 0. A b e 1 ~). O. apifera t tuds, kommt aueh im Sumpf auf Moorboden vor,

z. B. Faule Wang nOrdlich yon Alt-Breisach zwei starke Exemplare yon 30 cm HShe I s s l e r (briefliehe Mittheilung).

Anacam~tis pyram~dalis .Rich. var. Tanayensis Chenev.4). Bltiten dunkelpurpurn (trocken schwarz-purpurn); Sporn nur etwa drei Viertel so lang als der Fruchtknoten. - - Alpen yon Tunny im Canton Wallis bei circa 1900 m HShe C h e n e v a r d 5) ! - - Bei der ge-

l) u O. Abel , Einige neue Monstros. bei Orchideenbititen, mit drei Abbild., Sond. Abdr. aus d, Verb. der k. k. zool.-botan. Gesellsch. in Wien, J'ahrg. 1897.

2) I. c. S) l. e. 4) Vergl. Bullet. des travaux d. 1. Soe. botan, de Gen~ve, VI:II, ana&s

1895--1897; Extrait, S. 73 (4). 2) Nach R. Bus er (vergl. Quelques remarques au sujet de l'Anac, pyramid.

var. Tanayensis Chenev., in Bull. de l'herbier Boissier, 1897, S. 1016) wurde sie bereits einige Jahre vorher ebenfalls in den Alpen yon Tanay durch F. O. Wolf, der in ihr die Pflanze vermuthete, die C. Spiess Orchis Vallesiaca genannt hat, aufgefunden. Es fiel Bus er auf, dass Ch enevard yon seiner Pfianze sagt, sic erinnere dureh ihr Traeht, nicht aber dureh ihre Charaktere an Orchis globosa, w~hrend, die Lippe der tier Gymnadenia conopea sehr ghnlich sei, dass also C h e- neva rds Besehreibung ziemlich mit der Beschreibung der O. Vallesiaca yon 8piess iibereinstimme. Base r sehliesst daraus, dass beide Pflanzen dieselbe gewesen und deshalb ftir sie der Name ,Anacampt. pyrqmid, var. Vallesiaca 8piess (spee.)" angenommen werden miisse. -- Ich gebe zu, class die Ideutitgt beider Pflanzen nieht uawahrseheinlich ist, zur genauen Feststellung derselben wgre aber doch wohl ein Vergleieh der Pflanzen yon beiden Fundarten noth- wendig. Leider scheint das einzige yon Spiess anfgefundene Exemplar ver- sehwunden zu sein; mindestens finder es sich in seinem Herbar, wie Chene- yard constatirt hat, nieht vor. Anderseits ist es durchaus nieht ausgesehlossen, class 8piess wirklich einen Bastard einer Orchis mit den Gymnadenia conopea gefunden hat. Dass seine Pflanze eine Anacamptis gewesen, lgsst sieh kaum annehmen, denn yon dem sehr charakteristisehen Merkmal derselben, den beiden Platten am Grunde der Lippe, findet sieh niehts in seiner Beschreibung er- w~hnt, and S p i e s s galt ftir einen aufmerksamen Beobachter !

Mir selbst erschien es zweifellos, dass demseibeu nur eine Gymnad. conop. X Orch. globosa vorgelegen hubert konnte; alle angegebenen Nierkmale deuten nur auf diese Combination, auf die Spiess selbst als wahrscheinlich riehtig hinweist. Ieh stand durum nicht an, die Pfianze in meinen ,Orehida- ceen" als Gymn. conop. X Orch, globos, anfzufiihren. Stellt es sich aber noch heraus, dass-Spiess sich in derBestimmung geirrt hat, also weder eine 0rehis noch einen Bastard einer solehen mit Gymn. conop., sondern eine Anaeamptis auffand -- in seinem Herbar sind alle Exemplare der Anne. pyram, mit diesem Namen, nicht mit Oreh!s pyram, bezeichnet (Chenevard briefl.) - - sollte dana nieht C h e n e v a r d s Name, der die Pflanze riehtig deutete, dem S p i e s s- schen vorgezogen werden miissen?

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wShnlichen Form sind bier und da die Deckb[iitter etwas verwaschen violett; bei dieser Variet~t (wenigstens bei den yon mir gesehenen Exemplaren) sind sic wie die oberen Bli~tter und oft die ganze obere Stengelhiilfte der intensiveren Bltitenfarbe entsprechend purpurn fiberlaufen. Die Bltiten sind bei der gew(~hnlichen Form zuweilen, hier immer klein. Der Mitte|lappen der Lippe ist stets den Seiten- lappen mindestens gleich breit, oft sogar bedeutend breiter mid dann mitunter stark gestutzt und ausgerandet; die Seitenadern des Mittellappens sind (wohl immer) naeh der Spitze bin gabelig getheilt.

Coeloglossum viride Hartm. b. islandicum (Lindl.) Am Fge- gletseher in Wallis (Sammler unbekannt)l)! R e i e h e n b a e h ill., der diese Pfianze nieht gesehen, citirt ~) L in dl ey 's Besehreibung des Peristylus islandicus Lindl. a): ,Stengel zweibl~itterig; Deck- bliitter blattartig; die untersten li~nger als die vier- bis ftinfblfitige Aehre; iiussere Perigonblatter eifSrmig-lanzeitlich, innere dreimal sehmiiler; Lippe lanzettlieh, ungetheilt ; Sporn fief ausgerandet." Ferner: ,,In Island. Ganze Pfianze 4 Zoll hoch; Bliitter liinglieh, zusammengefaltet; Bltiten gloekig, doppe[t so gross als bei Hcr- minium Monorchis." Dieser Beschreibung sehliesst sieh die Walliser Pfianze gut an, so dass ich, aueh ohne 0riginalexemplare gesehen zu haben, kein Bedenken trage, sic hierher zu ziehen. Allerdings konnte nicht mehr festgestellt werden, ob die BlOtter im lebendea Zustande complicat waren. Als das wiehtigste Merkmal ffir diese Form m(iehte die vSl!ig ungetheilte Lippe anzusehen sein. Reichen- bach ill. beriehtet, dass sich in L e h m a n n ' s Herbar woh! die Be- sehreibung, nicht abet die Pfianze vorfinde. Auch habe er sie in dem an arktisehen, besonders isli~ndisehen Pfianzen sehr reichen Herbar T h i e n e m a n n's vergeblich gesueht. Zwei Exemplare hiitten mit der eitirten Beschreibung durchaus fibereingestimmt; nachdem er aber die Bliiten derselben in heissem Wasser aufgeweieht, habe es sich herausgestellt, dass die Z~hne an der Spitze der Lippe vor- handen gewesen, die Lippe also nur seheinbar lanzettlich und ganz- randig gewesen sei.

Unsere Pflanze ist nut 4 cm (also etwas fiber 11/~. Zoll) hoeh und zeigt nur zwei rSthliche Blfiten. Die Aehre, vom Grunde des untersten Fruchtknotens an gemesen, ist 8 mm lang, die grossen, sie welt fiberragenden Deekbliitter sind 11"5 mm lang. Sie bildet also nut ein sehwaehes Exemplar.

Gymnadenia nigra X rubra. Knofeleben und Bodenwiese im Gebiet des Wiener Sehneeberges O. Abe l4 ) ! Der Entdecker traf

1) Herr Jaccard in Aigle sandte die Pflanze an Herrn Professor Dr. Schr(iter in Ziirieh, durch dessen Giite sie yon mir besichtigt werden konnte.

~) Icon., S. 131, obs. 2. a) Lindley, Orchid., S. 297. 4) S. O. Abe), Zwei fiir NiederSsterreich neue hybride Orchideen, in

Verh. d. k. k. zool.-hot. Ges. in Wien, Jahrg. 1897, Sonder-Abdruck, S. I--6. Ich verweise auf diese Arbeit.

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diesen neuen Bastard in neun Exemplaren an, von denen eins die intermediiire Stellung zwischen den Stammarten zeigte, eins sich mehr der G. nigra n~herte, die iibrigen sieben sich mehr der G. rubra anschlossenl). Es ist dies iiberhaupt die erste hybride Verbindung der G. rubra, die bis jetzt bekannt wurde. -- G. Wett- steiniana O. Abel .

G. cucullata Rich. Forstreviel" Warnen bei Iszlandszen im Kr. Goldap in Ost-Preussen Lettau~). Nach dem Beobachter sind die Perigonblatter nicht fleisehroth, wie in den ,,Orchidaceen" an- gegeben, sondern erscheinen eher lila3). Ebenso waren die Blilten lebender Pflanzen yon Sarkau, die ich durch die Liebenswiirdigkeit Dr. A b r o m e i t ' s erhielt, abgesehen yon der weisslichen, etwas purpurn punktirten Lippe, mehr rothlila gef~trbt. Ob eine gleiche Fiirbung der Blfiten an alien Fundorten der Pfianze vorhanden ist, vermag ich, da ieh dieselbe v,~rher nut ein einziges Mal in lebendem Zustande geseben, nieht zu sagen. Die mir im Jahre 1890 dutch Prof. A s ch er s o n gtitigst zugesandte Pflanze yon Bromberg ~) hatte, so viel mir erinnerlich, mehr fleischroth gefi~rbte Bltiten; wenigstens entsinne ieh reich beim Vergleich mit den Beschreibungen, die in den Floren tibliche Angabe ,,fleischroth" der Reichenbach's: ,color aquose carneo purpureus" vorgezogen zu haben. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass sich auch die Bltitenfarbe der einfach in einem Briefe liegenden Pflanze wiihrend des Transportes ver~tndert hatte.

PlataJ~thera solstitialis B(inngh. c. patala Drej. Hierher ge- hbrt die yon G r a e b n e r in Diinenwald bei Karwenbruch bei Putuig in West-Preussen aufgefundene FormS), wie schon aus der aufTaf. VIII, Fig. 2, gegebenen Abbildung hervorgeht, und ieh reich allch durch eine erhaltene getrocknete Bliite zu iiberzeugen Gelegenheit hatte. - - Dieselbe, noch dutch gelbbraune Fi~rbung des vorderen Theiles des Spornes, der sehr verbreiterten seitlichen inneren Perigon- bliitter und der Lippe abweiehend an der Nordseite des Rehmberges bei Wandersleben in Thiiringen C. R e i n e c k e .

Es sei bier nochmals bemerkt, dass die kleineren Bltiten, wie sie auch die Pflanzen der beiden vorgenannten Fundorte aufweisen, bei der Beurtheilung for mich nicht massgebend sind. Bei anderer Auffassung mfisste ein neuer Name fiir dieselben geschaffen werden,

1) Von dieser Form erhie!t ich durch Herrn O. Ab el ein paar Bliiten, die denen der G. rubra ~iusserst naho standen; die Gestalt der Lippe zeigte naeh Aufweichung und Ausbreitung einen kaum merklichen Uebergang ztL der G. ~tigra; die Perigonbl~tter ersehienen ein wenig verl~ingerter, die seitliehen inneren waren etwas schm~ler als bei G. rubra. O. Abel h~t somit ganz Recht, wenn er sagt, dass eine erfolgreiche Untersuchung yon tterbar-Exempiaren zum Zwecke einer naehtr~iglichen Bestimmung nahezu ausgeschlo~sen sei.

2) S. Jahlesber. d. Preuss. bet. Vers. 1895196 , S 19. 3) 1. c. S. 24. 4) Vergl. ,Orchidaeeen", 452. ~) Yergl P. G r a e b n e r , ear Flora d. Kr. Pa~zig, Neustadt W. Pr. and

Lauenburg in Pammern, Sond.-Abdr. aus Suhr. d. natarf. Ges. in Danzig, N F. Heft I, 1895, S. 355.

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denn bei beiden ist das Hauptmerkmal der var. patula (abstehende, nicht zusammenneigende seitliche innere Perigonblatter) deutlich ausgepriigt.

t)latanthera chlorantha X solstitialis f. Graebneri m 1). Nach der in den letzten ,,Naehtragen" 2) citirten Besehreibung des yon G r a eb n e r bei Karwenbrueh bei Putzig in West-Preussen entdecktea _Platanthera-Basiardes(!) ~) verdankt mindestens die auf Tar. VIII, Fig. 4b, abgebildete Form ihre Entstehung sieherlieh der Vermisehung der P. chlorantha mit der var. patula der P. solstitialis, in derer~ Gesellsehaft sie aueh aufgefunden wurde. Dass bei der P. (chlo- rantha X solstitialis f ) hybrida Brfigger nicht die var. patula sondern die gewShniiche Form der 1-'. so~stilialis im Spiele war, unterliegt keinem Zweifel. Im anderen Falle wtirde sieh B r figg er fiber die Riehtung der seitliehen inneren Perigonbl~tter ausge- sproehen haben; er unterliess das, well bei seiner Bastardform (wie bei den beiden Ellern derselben) diese mit dem mittleren i~usseren zusammenneigten. Beide Bastardfmmen kSnnen also reeht wohl yon einander getrennt werden.

Epipactis rubiginosa Gaud. Eine Pflanze mit fast spiralig ge- wundener Bltiteniihre wurde im Steiger bei Erfurt aufgefundea ( V o l l b r a e h t ) D i e d i c k e i

Listera cordata R. Br. Ein Exemplar mit drei sehr gen~herten Laubbl~ittern bei Weissenstadt im Fichtelgebirge O. R e i n e e k e ! Mit drei und sogar vier Laubbl~ttern, die zum Theil als Deekbli~tter auftreten, im Moosbruch im Forstrevier Borken bei 0rlowen, Kr. L0tzen in 0st-Preussen Phoedov ius~) .

CoraUiorrhiza innata R. Br. var. ericetorum Rehb. fi[. bei 8onderhausen Lutze! Leutrathal bei Jena!}

Ber ieh t igungen zu den le tz ten Naehtr~tgen (in Mitth. d. Thfiring. bet. Vereins, Neue Foige, Heft X, 1897).

8. 75, Z. 2 v. o. lies: Gueuroz im Canton Wallis statt: Genf (woselbst Or&is sambucina iiberhaupt nicht vorkommt).

S. 75, Z. 19 v. o. lies: bei Lauenburg in Pommern statt: im Herzogthum Lauenburg.

1) Nach dem verdienstvollen Entdecker Dr. Paul G r a e b n e r in Ber]in, dem Mitverfasser des allseitig mi t dem vollstem Recht als vorziiglich aner - kannten, unverg~inglichen Meisterwerkes ,,Synopsis der Mitteleurop. Flora" yon yon P. A s c h e r s o n und P. G r a e b n e r " .

2) In Mit th. d. Thiir. bet. Ver., N. F., Heft X, 1897, S. 85. 3) S. P. G r a c b n e r , Zur Flora d. Kr. Putz ig , Neustadt, W. Pr . und

Lauenburg i. Pommern, 8ond.-Abdr. aus d. Schr. d. nuturf . Ges. in Danzig, N. F., Heft I, 1895, S. 355. - - Der u sagt yon den drei h in teren Per igon- b lg t te rn : ,Meist helm~rt ig zu ,ammenneigend oder e t w a s g e s p r e i z t "

4) u Jahr . -Ber . d. Preuss. bok Ver., 1896/97, S. 43 (7).

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