Welche Entscheidungsmechanismen und Transformationsprozesse definieren das Bildungssystem 2030? Dr....

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Welche Entscheidungsmechanismen und Transformationsprozesse definieren das Bildungssystem 2030? Dr. Ursula Renold, Leiterin Forschungsbereich Bildungssysteme, KOF, ETH Zürich ilienbergforum, Dienstag, 21. Januar 2014 Arbeitswelt 2030: Was heisst das für unser heutiges und künftigen Bildungssy

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Welche Entscheidungsmechanismen und Transformationsprozesse definieren das Bildungssystem 2030?

Dr. Ursula Renold, Leiterin Forschungsbereich Bildungssysteme, KOF, ETH Zürich

Lilienbergforum, Dienstag, 21. Januar 2014

«Arbeitswelt 2030: Was heisst das für unser heutiges und künftigen Bildungssystem?

Page 2: Welche Entscheidungsmechanismen und Transformationsprozesse definieren das Bildungssystem 2030? Dr. Ursula Renold, Leiterin Forschungsbereich Bildungssysteme,

Überblick

• Das Bildungssystem heute

• Megatrends mit Wirkung auf Bildung

• Transformationsprozesse & Entscheidmechanismen der nächsten 20 Jahre

ETHZ - KOF Dr. Ursula Renold

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Wie gut sind die Funktionen eines Bildungswesen erfüllt?

Funktionen im Bildungswesen werden darauf hin analysiert,wie weit es gelingt,

a.die Individuen zu befähigen, die eigene Biografie, das Verhältnis zur Umwelt und das Leben in der Gemeinschaft selbständig zu gestalten (individuelle Regulationsfähigkeit)

b.Die auf dem Arbeitsmarkt benötigten Kompetenzen bereit zu stellen und somit quantitativ und qualitativ das Arbeitskräftevolumen zu sichern, das für Wohlstand und gesellschaftliche Entwicklung erforderlich ist (Humanressourcen)

c.Gesellschaftliche Teilhabe, auch unter dem Gesichtspunkt sozialerKohäsion zu gewährleisten (Chancengleichheit / Equity)

Quelle:

Klieme Eckhard, Avenarius Hermann, Baethge Marin, Döbert Hans, Hetmeier Heinz-Werner, Meister-Scheufelen Gisela,

Rauschenbach Thomas, Wolter Andrä: Grundkonzeption der Bildungsberichterstattung in Deutschland. In: Zeitschrift für

Erziehungswissenschaft, Bildungs- und Sozialberichterstattung, Beiheft 6-2006, S. 130f.

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17. November 2007 4Präsentationsname (optional)

Staat

(multilevel)

Institutionen(Schulen, Institutionen,

Verbände)

Lernende(Berufslernende,

Studierende, Arbeitnehmer)

Outcomes

Kohärenz

Inklusivität

Anpassungs-fähigkeit

Effizienz

Effektivität

ProzessZielsetzung

Entscheidmechanism

Ressourcenmobilisierung

Instrumente & Implementation

Feedback-Kultur

Governance-Modell

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Bildungssystem Schweiz

Kein Abschluss ohne Anschluss – Systemsicht ist wichtig!

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17. November 2007 6Präsentationsname (optional)

Aktuelle Verteilung der

KompetenzenAktuelle Verteilung der Kompetenzen

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• Das Bildungssystem heute

• Megatrends mit Wirkung auf Bildung

• Transformationsprozesse & Entscheidmechanismen der nächsten 20 Jahre

ETHZ - KOF Dr. Ursula Renold

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Megatrend – Globalisierung

• Globalisierung ist «Die» Herausforderung im 21. Jh.• Eine Welt – ein Dorf:

«The world is hot, flat and crowded» (Th. Friedman)• Entfernungen und Grenzen sind leicht zu überwinden• Multinationale Unternehmen und ihre Arbeitskräfte

verändern den «kulturellen Code» eines Landes• Weltweit sind die gleichen Waren und Essen erhältlich• Verständigung zunehmend in einer Sprache: Englisch

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Bildungspolitik ist längst keine nationale Angelegenheit:

-PISA, TIMSS

-Bolonga-Reform

-MOOC

-Weltbank & Bildungsreformen

-OECD Reviews

-…..

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Megatrend – Technologiewandel

• Unglaublich hohe Geschwindigkeit• Verändert Produkte, Dienstleistungen, Produktions-

prozesse, Arbeitsformen, Verhaltensweisen….• Der technologisch gesteuerte Student: Yonsei Universität

(Samsung’s jüngste Entwicklung «Kiosk»)• MOOCs: massive online open course system• Veränderung von Berufsbildern• Ausdifferenzierung von Wissenschaftsdiziplinen• Qualifikationsanforderungen: permanente Veränderung

relative Veränderung der Kompetenzfelder z.G. Überdauernder Kompetenzen

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Megatrends verbunden:

Globalisierung – Technologie – Connectivity - Bildung

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MOOCs -Massive Online Open Course

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Globalisierung

Technologiewandel

Lifelong learningConnectivity

Individualisierung

K-99

Business

Sozial media

R = G, N = 1

R = G

N = multicultural

www / ICT / infrastructur

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MOOC – Massive Online Open Course

• Multiple Level von Teilnehmenden (Mega-Klassenzimmer)• Zahlreiche Videobeiträge • Intelligentes Tutoring kann im Video integriert sein, ebenso wie

Multiplechoice-Fragen und Quiz. • Zugang zu ausführlichem und empfohlenem Material, Literatur• Automatisch generierte Diskussionsgruppen• Automatisierte Tests und Examen• Partnerschaften mit Assessmentzentren oder Prüfungsinstitutionen• Die meisten Kurse führen nicht direkt zu Kreditpunkten. Aber der

American Council on Education (ACE) zertifiziert einzelne Kurse, die an Studiengänge anrechenbar sind.

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Megatrend – Connectivity

• Die junge Generation wird von SMS, Youtube, FacebookTwitter und Blogs geprägt.

• Der «gebildete Mittelstand» hat mit sozialen Medien neue Möglichkeiten politisch aktiv zu werden und Demokratisierung einzufordern (Bsp: arabischer Frühling)

• Digitale Vernetzung führt zu neuen Arbeits-, Lebens-,Konsum- und Lernformen, die die Welt verändern

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Connectivity Scoreboard

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Megatrend – Individualisierung

• Trend zur Single-Gesellschaft• Selbstverwirklichung, individuell Arbeitszeitmodelle• Produktions- und Dienstleistungsprozesse: R=G, N=1

Resources = Global, Zielgruppe: Individuum

Beispiele:- Personifiziertes Tissue Engineering, Cosmetica- iPhone- Printing on demand- Lernzeitmodelle

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Megatrend – Lifelong learning

• K-99 verändert die Bildungssysteme und –strukturen• Bildung und Wissen werden Schlüsselressourcen• Neue Rahmenbedingungen für knappe Ressource der

klugen Köpfe und gegen Fachkräftemangel• Bildung wird zu vielversprechendem (internationalen)

Business• Durchschnittliche neue Lebenserwartungen, verbunden

mit diversen Megatrends führen zum neuen Heraus-forderungen für die alternde Gesellschaft

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Bildungsabschlüsse Schweiz und Soft Skills – Nachfrage seit 1950 bis 2011 Schweiz

Salvisberg, A. : Stellemarkt-Monitor Schweiz, Universität Zürich

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Megatrend Demografie

Quelle: BFS, SECO, eigene Berechnungen

Pro

zent

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• Alternde Gesellschaft = K99• Schrumpfende Erwerbsbevölkerung

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Was ist das Verständnis eines Bildungssystems im 21. Jahrhundert?F

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Info

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n

Lebensphasen

Bildungs-

formen

Vor-

Schule

Obligatorische

Schule

Sekundar-

Stufe

Post-Sekundar-

Stufe

Lernen, das nicht direkt arbeitsplatz-relevant ist

Veränderungen: technologisch, Firmen-Verhalten, neue betriebliche Anforderungen verlangen neue Qualifikationenarbeitsplatzrelevantes Lernen

Curriculum Value ChainCVC

Bil

du

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Umschulung, höhere Bildung, Weiterbildung…….

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• Das Bildungssystem heute

• Megatrends mit Wirkung auf Bildung

• Transformationsprozesse & Entscheidmechanismen der nächsten 20 Jahre

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Entwicklung des Schweizer Bildungsraum seit 1999

BV-

Änderungen

Gesetzes-

änderungen

Bildungsraum

Schweiz:

Koordinations-

instrumente

Totalrevision 1999:

Gesundheit-, Soziale Arbeit, Kunst-

Land- und Forstberufe unter

BerufsbildungsartikelBildungsrahmenartikel zum

Bildungsraum Schweiz 2006

Bund und Kantone sorgen gemeinsam….

2000 2004 2005 20112009 20122008

Neues Berufsbildungsgesetz

Umfasst alle nicht-akademischen Berufe

(1930, 1965, 1978, 2002)

Teilrevision Fachhochschulgesetz

Integration GSK-Berufe, Einführung

Bologna-Stufen Bachelor/Master

Europäische

ProzesseCH Bologna-Deklaration

999 unterzeichnet

HFKG Hochschul-

Konkordat &

ZSAV«Bildungssteuerungsgesetz»

(gemeinsame Projekte Bund/Kantone)Entwicklung Bildungs-monitoringprozess

Bund/KantoneBildungsbericht Schweiz 2006 (Pilot)

Bildungsbericht Schweiz 2010 Bildungspolitische Ziele

Bund/Kantone

Weiterbildungsgesetz

«Passerelle Dubs

BM – Uni/ETH)

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Fazit und Thesen

Die Schweiz hat eines der weltbesten Bildungssysteme gemessen an den drei Funktionen «Individuelle Regulationsfähigkeit», «Humanressourcen», «soziale Kohäsion». Sie führt Reformen effizient durch.

Die Bundesverfassung legt die Grundlage für die Entscheidungs-mechanismen und Transformationsprozesse. Die Schweiz hat im 2006 die Bildungsverfassungsartikel neu bestimmt und setzt diese um. Das HFKG sowie das HarmoS-Konkordat werden zeigen inwiefern diese neue Bildungsverfassung die erwünschte Wirkung eines verbesserten, koordinierten Bildungsraumes Schweiz einlösen kann. Es ist heute zu früh, um dazu Aussagen zu machen.

Die Schweiz ist international i.S. Bildungswesen zu wenig präsent und bei internationalen Organisationen wenig einflussreich. Oft übernimmt sie ausländische Reformideen, ohne sie im nationalen Bildungskontext zu reflektieren.

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Dr. Ursula Renold, Leiterin Forschungsbereich Bildungssysteme, KOF, ETH Zürich

Lilienbergforum, Dienstag, 21. Januar 2014

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