Welthungerhilfe - Das Magazin (Ausgabe 01/2010)

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Titelthema: Sierra Leone – Nasse Füße garantieren eine reiche Ernte SEITE 10 Erdbeben Haiti: Lichtblick zwischen Trümmern SEITE 4 Welthungerhilfe gewinnt Transparenzpreis 2009 SEITE 27 DAS MAGAZIN Welthungerhilfe – Der Anfang einer guten Entwicklung Ausgabe 1| 2010 76971

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Das Magazin gibt Spenderinnen und Spendern der Welthungerhilfe Einblicke, was mit Ihren Spenden passiert, wie die Menschen von ihrer Hilfe profitieren und welche Fortschritte durch Ihre Unterstützung in Projekten gemacht werden. Titelthema dieser Ausgabe ist Sierra Leone - Nasse Füße garantieren eine reiche Ernte

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Titelthema: Sierra Leone – Nasse Füße garantieren eine reiche Ernte SEITE 10

Erdbeben Haiti: Lichtblick zwischen TrümmernSEITE 4

Welthungerhilfe gewinnt Transparenzpreis 2009SEITE 27

DAS MAGAZIN

Welthungerhilfe – Der Anfang einer guten Entwicklung Ausgabe 1|2010

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2 INHALTSVErZEIcHNIS

EDITorIAL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

AkTuELLLichtblick zwischen TrümmernNach dem Erdbeben in Haiti startete die Hilfe sofort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

Der Traum vom würdigen Leben Erst wurden die Bewohner von Kalembe Raha im Südosten Kenias vertrieben, jetzt bedroht sie die Dürre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

FÖrDErPArTNErWerden Sie Förderpartner – jeder Euro zählt!Regelmäßige Spenden sind lebenswichtig bei Katastrophen und im täglichen Kampf gegen den Hunger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

TITELTHEMA: SIErrA LEoNENasse Füße garantieren eine reiche Ernte Im Süden Sierra Leones zieht der Fortschritt ein und vertreibt den Hunger . . . . . . 10

Landwirtschaft ist der Schlüssel für Entwicklung Interview mit Dirk Harsdorf. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Amie Sam aus Sierra Leone: „Das alles ist ein guter Anfang!“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

MILLENNIuMSDÖrFErMillenniumsdorf Sarwan in Indien: Selbstbewusst Perspektiven schaffen . . . . . . . . . . 18

Afrika in der Schülerzeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

Die Freundschaft bleibtDer Briefwechsel zwischen Schülern aus Magdeburg und dem angolanischen Millenniumsdorf Mangue bereichert beide Seiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

AkTIoNEN & kooPErATIoNENcharity-Shirts helfen kindern in GhanaDas Modeunternehmen MADELEINE spendet 24.000 Euro . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

So bekämpft käse hier den Hunger in Bolivien FROMI setzt sich für Familien im Millenniumsdorf Cañadón Peñas ein . . . . . . . . . 21

Ideenreich und voller TatendrangFörderkreis der Welthungerhilfe feiert sein 20-jähriges Bestehen . . . . . . . . . . . . . 22

Helfen? Ehrensache!Als „WelthungerHelfer“ spenden Freiwillige viel Zeit und motivieren andere . . . . . 24

WIr üBEr uNSunabhängigkeit ernten„Wir Frauen“ – die neue Werbekampagne der Welthungerhilfe . . . . . . . . . . . . . . . 26

Vorbildlicher JahresberichtPlatz eins für die Welthungerhilfe beim Transparenzpreis 2009 . . . . . . . . . . . . . . 27

PorTräTEntscheidungen mutig treffenJohan van der Kamp ist seit 13 Jahren für die Welthungerhilfe im Einsatz . . . . . . 28

PANorAMA Wassertage mit viel Prominenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30Großer Dank an Leverkusener Schüler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30Grüne Woche in Berlin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30kongolesischer roller versteigert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31Film: kinderarbeit – aus der Mode! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31Welthungerhilfe auf der Didacta . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31Vortragsreihe zum Thema Nachlass . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

>> Titelfoto: In Sierra Leone haben Frauen einen schweren Stand – die Welthungerhilfe bietet ihnen Ausbildung und Verdienstmöglichkeiten.

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3 EDITorIAL

LIEBE LESErINNEN uND LESEr,eigentlich sollte dieses Editorial mit einer guten Nachricht begin-nen. Doch das verheerende Erdbeben in Haiti überlagerte alles, was wir ursprünglich geplant hatten. Von Beginn an leisteten unsere nationalen und internationalen Mitarbeiter in Haiti her-vorragende Arbeit, um die schwer getroffene Bevölkerung zu unterstützen. Den Menschen hier in Deutschland vermittelten vor allem die regelmäßigen Berichte von Michael Kühn in den Nachrichten einen bewegenden Eindruck davon, wie sehr die-ses Erdbeben Haiti in den Grundfesten erschüttert hat. Solche persönlichen Berichte haben enorm dazu beigetragen, dass ein ehrliches Mitgefühl und eine phantastische Hilfsbereitschaft von den Mitbürgerinnen und Mitbürgern ausgingen (Seite 4).

Vorenthalten wollen wir Ihnen die gute Nachricht aber nicht: Die Welthungerhilfe hat 2009 den ersten Platz des regelmäßig von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoo-pers vergebenen „Transparenzpreis“ gewonnen. Damit wurde erneut die Qualität unserer Berichterstattung im Jahresbericht ausgezeichnet (Seite 27).

2009 war für die Welthungerhilfe, wie für viele Menschen und Unternehmen in Deutschland auch, ein schwieriges Jahr. Beson-ders unseren regelmäßigen Spendern aber ist es zu verdanken, dass wir trotz der wirtschaftlichen Gesamtlage alle geplanten Projekte voranbringen konnten. So zum Beispiel im afrikani-schen Sierra Leone, dem diesmal unsere Titelgeschichte gewid-met ist (Seite 10).

Ein weiterer unverzichtbarer Baustein ist für uns das Engage-ment der vielen ehrenamtlichen Unterstützer. Ob die Märchen-erzählerin Christa Saamer (Seite 24) oder die Aktionsgruppe „Tu Was“ (Seite 23) – sie alle tragen nicht nur erheblich dazu bei, die Arbeit der Welthungerhilfe in der Bevölkerung bekannt zu machen, sondern sind darüber hinaus ein wichtiger Motor für unsere Spendeneinnahmen.

DAS MAGAZIN ist ein Teil unserer Offenheit und Transparenz, denn darin erfahren Sie regelmäßig, wie Ihre Spende wirkt, und warum sie der Anfang einer guten Entwicklung ist.

Herzlich

Ihr

Wolfgang Jamann

Generalsekretär Vorstandsvorsitzender

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Am späten Nachmittag des 12. Januar 2010 erschütterte eines der schwersten Erdbeben seit 200 Jahren den Karibikstaat Haiti. Teile des bitterarmen Landes wurden vollkommen zerstört, ver-mutlich verloren 200.000 Menschen ihr Leben, Unzählige trugen erhebliche Verletzungen davon und verloren ihr Zuhause. Die Welthungerhilfe begann umgehend mit Hilfslieferungen, die nun seit Wochen auf Hochtouren laufen. Genauso intensiv entstehen schon jetzt langfristige Pläne für die Zeit danach.

„Sie können sich die Situation gar nicht vorstellen. Den Leuten ist nichts geblieben und aus Angst vor neuen Beben schlafen sie auf der Straße“, berichtete Michael Kühn, Regionalkoordinator der Welthungerhilfe, am Tag nach der Katastrophe aus Port-au-Prince. Schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen sind nun obdachlos und campieren auf Straßen und Plätzen. Gerade in den dicht besiedelten Armenvierteln hielten die oft nur provi-sorischen Hütten dem Beben nicht stand. Familien, die ohnehin am Existenzminimum leben, haben jede Perspektive verloren.

Die Welthungerhilfe sandte sofort zwei Mitglieder des Nothilfe-Teams nach Haiti. Gemeinsam mit den Kollegen vor Ort organi-sierten sie schnell die Versorgung der Erdbebenopfer mit Wasser und Nahrungsmitteln. An mehreren Standorten in der Hauptstadt werden noch immer täglich Tausende Liter Wasser aus Tank-wagen an Hilfsbedürftige ausgegeben. Geduldig warten sie mit ihren Eimern in der Schlange, für sie bedeutet es wenigstens einen Hoffnungsschimmer in der verzweifelten Situation. Da in Haiti schon vor der Zerstörung die Vorräte nicht ausreichten, beschafften Welthungerhilfe-Mitarbeiter die Nahrungsmittel und andere Güter in der benachbarten Dominikanischen Republik.

Auch in abgelegenen regionen helfenMit Lastwagen gelangten zunächst rund 40 Tonnen Lebensmittel wie Öl, Salz, Reis und Bohnen für rund 6.000 Menschen nach Port-au-Prince. Die nächsten Transporter hatten auch Pakete mit dringend benötigten Kochutensilien, Hygieneartikeln und Planen geladen. Jedes Paket versorgt eine fünfköpfige Familie 15 Tage lang. Erste Hilfslieferungen erreichten ein Kinderheim. Von den 26 Paketen mit Lebensmitteln können sich die fast 130 dort lebenden Kinder und Betreuer zwei Wochen lang ernähren. Auch ein Krankenhaus mit 270 Verletzten erhielt 40 Pakete. Von ihren Eindrücken bei der Verteilung berichtete Welthungerhilfe- Mitarbeiterin Simone Pott: „Die Freude war riesig, denn bisher war keine Hilfe hierher gelangt.“

Die Welthungerhilfe konzentriert sich jedoch nicht nur auf die schwer getroffene Hauptstadt Port-au-Prince, sondern arbeitet zum Beispiel auch in der Ortschaft Petit-Goâve, die mitten im

LIcHTBLIck ZWIScHEN TrüMMErNNach dem Erdbeben in Haiti startete die Hilfe sofort

4 AkTuELL

>> Auch außerhalb von Port-au-Prince ist die Zerstörung verheerend. Deshalb arbeitet die Welthungerhilfe zum Beispiel hier in Petit-Goâve.

>> Das Warten lohnt sich: Endlich gibt es Wasser!

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Epizentrum lag. Da die Welthungerhilfe schon seit 1974 in Haiti tätig ist und auch in dieser Region mit Partnerorganisationen zusammenarbeitet, funktioniert die Hilfe schnell und gut. Und natürlich auch dank der überwältigenden Spendenbereitschaft in Deutschland. „Es ist einfach großartig, wie uns die Menschen hier unterstützen! Ihnen allen gebührt unser tiefer Dank!“, be-tonte Generalsekretär Wolfgang Jamann.

Haiti wird schon seit langem von Krisen geschüttelt und im-mer wieder von Naturkatastrophen heimgesucht. Alleine 2008 fegten vier Hurrikans über das Land, die hohen Nahrungsmit-telpreise in den letzten Jahren führten zu Hungeraufständen. Doch Haiti aufgeben kommt für Michael Kühn nicht in Frage: „Selbstverständlich geht es hier weiter, es muss weitergehen. Und wir leisten unseren Beitrag.“ Beispielsweise werden zu-nächst etwa vierzig zerstörte Wasserstellen wieder instand gesetzt. Um ihre Felder wieder bewirtschaften zu können, be-kommen 3.000 Familien Saatgut. Und für Aufräumarbeiten erhalten rund 31.000 Männer und Frauen einen kleinen Lohn. Das dient der Vorbereitung des Wiederaufbaus, kurbelt aber auch gleichzeitg die lokale Wirtschaft an.

Die große Hoffnung liegt nun darin, dass der künftige Aufbau langfristig eine Chance für das geschundene Land und seine Menschen birgt. Das zu schaffen wird noch Jahre dauern, und bis dahin ist es wichtig, den Erdbebenopfern zur Seite zu stehen. Denn auch wenn das Medieninteresse hier nachlässt - das Leid der Menschen in Haiti ist noch lange nicht vorüber.

HAITI 5

>> Welthungerhilfe-Mitarbeiter Gunther Schramm und Michael Kühn planen die nächsten Schritte.

>> Auch außerhalb von Port-au-Prince ist die Zerstörung verheerend. Deshalb arbeitet die Welthungerhilfe zum Beispiel hier in Petit-Goâve.

>> Welthungerhilfe-Mitarbeiter verteilen Nahrungsmittel. In den Eimern steckt eine Familienration für zwei Wochen.

LäNDErINForMATIoN

Haiti liegt im westlichen Teil der karibischen Insel His-paniola, benachbart zur Dominikanischen Republik. Das Land hat laut aktuellen Angaben mehr als neun Milli-onen Einwohner, wovon allein in der Hauptstadt Port-au-Prince rund 2,8 Millionen leben. Es ist das ärmste Land der westlichen Welt, über die Hälfte der Menschen mussten schon vor dem Erdbeben mit weniger als einem Dollar am Tag auskommen.

Port-au-Prince

HAITIkuba

Atlantischer Ozean

Hintergrund Haiti

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6 AkTuELL

Noch immer leiden die Menschen in Kenia an den Folgen der verheerenden Dürre. Inzwischen hat es zwar geregnet, doch vielen Bauern vertrocknete bereits die erste Aussaat auf ihren Feldern. Nur wenige konnten es sich leisten, nochmals neu auszusäen. Iris Krebber, Regionalkoordinatorin der Welthungerhilfe, besuchte ein Dorf im besonders betroffenen Makueni Distrikt. Ihre Mitarbeiter schilderten die Situation dort folgendermaßen: „Was wir dort sahen, stellt alles in den Schatten, was wir bisher erlebt haben.“ Über ihre Eindrücke berichtet Iris Krebber:

Eigentlich ist Regenzeit, und alles sollte besser werden. Doch als wir uns den Dörfern von Makueni nähern, sehen wir die aus-gedörrten Äcker, auf denen einfach viel zu wenig wächst. Hier unterstützen wir 32.000 von der Dürre betroffene Bauern mit sogenannten „Food for Work“-Maßnahmen. Für ihre Arbeitsleis-tung zum Bespiel beim Bau von Brunnen oder der Verbesserung von Erddämmen erhalten die Teilnehmer ein Nahrungsmittelpa-ket, das ihnen über die schlimmste Zeit hinweghilft. Unser Team

sollte Familien ausfindig machen, die unsere Unterstützung am dringendsten brauchen, aber keine arbeitsfähigen Angehörigen haben. Dabei trafen sie auf eine Siedlung, deren schockierenden Zustand mir die Kollegen persönlich zeigen wollten.

Zum umsiedeln gezwungenWir erreichen eine Reihe notdürftiger Verschläge und Grashüt-ten, die so erbärmlich aussehen, dass man kaum glauben kann, dass hier Menschen leben. Sofort werden wir umringt von er-schreckend abgemagerten Frauen, Männern und Kindern. Eine Frau neben mir ergreift das Wort: „Willkommen! Wir freuen uns wirklich, dass dein Team dich hierher zu uns gebracht hat, damit du sehen kannst, wie wir hier leben. Nicht einmal Vieh würde man so halten.“

Die 54-jährige Diana wohnt wie die anderen Siedlungsbewohner bereits seit 1992 in Kalembe Raha. In diesem verhängnisvollen Jahr beschloss die damalige kenianische Regierung, ihre Natur-

DEr TrAuM VoM WürDIGEN LEBENErst wurden die Bewohner von Kalembe Raha im Südosten Kenias vertrieben, jetzt bedroht sie die Dürre

>> Niemand kümmerte sich bisher um die Menschen in den elenden Hütten von Kalembe Raha.

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7 kENIA

>> Diana (re.) träumt von einem besseren Leben.

LäNDErINForMATIoN

Hintergrund keniaIm Makueni Distrikt arbeitet die Welthungerhilfe bereits seit 1999. Seit Mai 2009 versorgt sie von der Dürre be-troffene Bauernfamilien. Mit Spendenmitteln sowie finan-zieller Unterstützung des Bundesministeriums für wirt-schaftliche Zusammenarbeit und des Auswärtigen Amtes kümmert sie sich vor allem um die Trinkwasserversorgung. Die Gemeinden erhalten Material und Beratung, die Ar-beitsleistung erbringen die Bewohner selbst. So entste-hen 13 geschützte Brunnen, vier verbesserte Dämme, ein Felsregenfang, 23 Kilometer ländliche Wasserleitungen und vier Speichertanks. Nach der Fertigstellung geht alles in das Eigentum der Nutzer über, die die Anlagen dann selbst bewirtschaften.

Sie möchten mehr über dieses Projekt erfahren:

Iris Krebber Regionalkoordinatorin Kenia [email protected]

S E r V I c E

ein Fleckchen Land, das sie bestellen und auf dem sie eine Hütte bauen und sich und ihre Familie ernähren kann. Sie will nichts geschenkt. Na ja, vielleicht ein paar Baumaterialien und etwas Saatgut für die erste Ernte. Alles andere wird sie mit ihrer Familie schon in die eigenen Hände nehmen – für ein Leben in Würde!

Ich verabschiede mich mit der Zusicherung der Welthungerhilfe, die Siedler für die Zeit der Dürre mit Lebensmitteln zu versorgen. Doch ich bin fest entschlossen, diese demütig stimmende Erfah-rung auch meinen Landsleuten in Deutschland mitzuteilen. Wo sonst können wir noch Lebensträume für knapp 500 Euro ver-wirklichen? Wir haben die Macht dazu. Also worauf warten wir?

schutzgebiete auszuweiten. Unter anderem auf Druck der interna-tionalen Naturschutzlobby. Damals lebten die Siedler als Bauern und Viehhirten in den nahen Chulu-Bergen. Praktisch über Nacht kamen die Behörden und vertrieben sie von ihrem Grund und Boden, denn Chulu stand ab sofort unter Naturschutz. Häuser wurden angezündet, das Vieh vertrieben und Familien in alle Winde zerstreut. Diejenigen, die sich nach diesen traumatischen Erlebnissen wieder zusammenfanden, wurden von der Regierung auf das trockene Feld gebracht, auf dem wir jetzt stehen.

Den kindern bleibt die Schule verwehrtDamals hieß es, man werde die Bewohner bald umsiedeln. Das ist jetzt 17 Jahre her. Ich schaue mich um. Keine festen Wän-de, keine regendichten Dächer, keine Toiletten, nirgendwo ein Wasserhahn. Dafür aber jede Menge zerrissene Kleider, ab-gemagerte Körper und kranke Kinder. An die 250 Menschen drängeln sich hier in der Siedlung. Ich frage, wovon sie leben, wo doch auf dem bisschen Land gerade während der Dürre nur wenig wächst. Zögernd erzählen sie, dass die Frauen im nahen Chulu-Naturschutzgebiet Brennholz sammeln und verkaufen. Die Männer brennen dort Holzkohle. Ich weiß, dass beides gesetzlich verboten ist. Als ich frage, wer denn schon mal erwischt und verhaftet wurde, schnellen die Hände fast aller in die Höhe. Um von der Polizei dann wieder freigelassen zu werden, muss man noch mehr Schulden machen, als die meisten Familien ohnehin bereits haben.

Diana erzählt von ihrem Teufelskreis. Alle Eltern wollen ihre Kinder in die Schule schicken, damit sie es einmal besser haben. Aber sie haben kein Geld, um die Schuluniform zu bezahlen, und es gibt auch keine Wasserversorgung. Wenn die Kinder dann ungewaschen und in zerrissenen Kleidern in der Schule erscheinen, werden sie nicht nur ausgelacht, sondern vom Lehrer gleich wieder nach Hause geschickt. Das bedeutet für die meisten Kinder das Ende ihrer Schulausbildung und sehr wahrscheinlich auch ihrer Zukunft. Diana hat einen Traum. Sie wünscht sich

kENIA

Tansania

uganda

äthiopien

Somalia

Makueni-Distrikt

Nairobi

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WErDEN SIE FÖrDErPArTNEr – JEDEr Euro ZäHLT!Regelmäßige Spenden sind lebenswichtig bei Katastrophen und im täglichen Kampf gegen den Hunger

Kaum ein Monat vergeht ohne Hilferufe wie diese: Dürre in Afrika, Überschwemmungen in Südostasien, Kälteeinbruch in Indien. Erst Anfang des Jahres erschütterte ein schweres Erd-beben den Karibikstaat Haiti. Bei solchen Katastrophen ist die Welthungerhilfe schnell vor Ort – mit finanziellen Mitteln für das Allernötigste wie Trinkwasser oder Lebensmittel. Von einem Tag auf den anderen brauchen dann Menschen, die um ihr nacktes Überleben kämpfen, unsere Unterstützung.

Diese Hilfe können wir unter anderem nur deshalb leisten, weil Förderpartner uns ihre Spende dauerhaft zusagen und zur frei-en Verfügung stellen. Sie sorgen dafür, dass wir in dieser nicht vorhersehbaren Notsituation schnelle und direkte Hilfe leisten können, ohne unsere reguläre Arbeit vernachlässigen zu müssen. Unsere Förderpartner bilden die Grundlage einer erfolgreichen Entwicklungszusammenarbeit, denn ihre verlässlichen Spenden machen langfristige Hilfe zur Selbsthilfe ebenso möglich wie schnelle, flexible und gezielte Nothilfe.

Die regelmäßigen Zuwendungen der Förderpartner geben Men-schen in prekären Lebenssituationen die Möglichkeit, sich aus eigener Kraft eine Perspektive zu schaffen. Jeder Betrag kommt den Menschen vor Ort zugute. Jeder Euro zählt! Mit Mikrokrediten bauen sich Frauen weltweit florierende Kleinunternehmen auf. Durch Schulspeisung erhalten Tausende Mädchen und Jungen eine gesunde Mahlzeit am Tag. Aufklärungskampagnen helfen, HIV und AIDS endlich einzudämmen.

Laos: Hilfe für die „vergessene Welt“Wie sich Menschen aus dem Teufelskreis von Hunger und Ar-mut befreien können, zeigt beispielsweise unser Projekt zur Er-nährungssicherung im Nordwesten von Laos: Auf der Rangliste der ärmsten Länder der Welt bildet die demokratische Volksre-publik eines der Schlusslichter. Mehr als die Hälfte der Famili-en leben unterhalb der Armutsgrenze. Jedes zweite Kleinkind ist unterernährt. Die Menschen werden im Durchschnitt nur 54 Jahre alt. In den unwirtlichen Bergen der Provinz Oudomxay im Nordwesten des Landes ist das Leben besonders hart. Ver-gessene Welt, so heißt die Region übersetzt, und es scheint so, als hätte das Leben die Menschen dort wirklich vergessen. Die Welthungerhilfe ist jedoch vor Ort, um den Menschen eine bessere Zukunft zu schaffen. Dabei genügen schon 10 Euro im Monat, damit fünf Familien Gemüse- und Obstgärten anlegen und sich gesund ernähren können. 25 Euro im Monat reichen, damit vier Familien so viel Reis anbauen, dass sie jeden Abend satt ins Bett gehen können.

Satt einschlafen – davon träumte die 25-jährige Doan jahrelang. Die Reisernte reichte nie, um sich und ihre vier Kinder satt zu bekommen. Dabei ging Doan jeden Tag bei Tagesanbruch in die Berge aufs Feld und schuftete dort bis Sonnenuntergang. Heute ist die junge Frau jedoch voller Hoffnung. Mit Unterstützung der Welthungerhilfe bauen Doans Familie und die anderen Dorf-bewohner jetzt den wesentlich ertragreicheren Nasslandreis an. „Diese Sorte ist viel leichter anzubauen und sie bringt uns sogar

8 FÖrDErPArTNEr

>> Alle packen an: Bald ist die Wasserstelle fertig. >> Eingelegter Bambus bringt den Frauen ein gutes Einkommen.

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S E r V I c E

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Helene Mutschler Dauerspenderbetreuung Tel. 0228/22 88-278 [email protected]

den 15-fachen Ertrag im Vergleich zu traditionellem Hochland-reis“, sagt Doan. Darüber hinaus bekommen die Familien für die schwere Pflugarbeit Büffel zur Hilfe. Das entlastet vor allem die Frauen. Für sie bedeutet die knochenharte Feldarbeit besondere körperliche Mühsal.

Hier verhungert kein kind mehrDurch die Arbeitsentlastung können sich die Frauen nun um eine gesunde Ernährung kümmern. Doan lernt, wie wichtig Obst und Gemüse für ihre Kinder sind und sie wird Mitglied in der Frauen-Spar- und Kreditgruppe. Hier leiht sie sich Geld, mit dem sie Saatgut kauft und einen Gemüse- und Obstgarten anlegt. Viele Nachbarinnen machen mit. Eine Nachbarin baut eine kleine Schweinezucht auf. Eine andere leiht sich Geld für eine Korbflechterei. Die Frauen gewinnen an Ansehen, weil sie ihren Familien helfen, der Armut zu entkommen. Ruhm und Ehre sind Doan jedoch egal. Sie ist glücklich, denn: „Hier ver-hungert kein Kind mehr!“

unsere Hilfe 2009n In den 20 Dörfern der abgelegenen Bergregion hungerte vor

Projektbeginn ein Drittel der Menschen vier Monate im Jahr. Durch eine verbesserte Reisproduktion, Fischzucht und Tier-haltung sowie Einkommen schaffende Maßnahmen wurde der Hunger gebannt.

n Durch Trainings, Workshops sowie die Vergabe von Werk-zeugen und Saatgut wuchs die Reisanbaufläche um 90 Hektar in 10 Dörfern. Mithilfe von schonenden Anbaumethoden stieg die Reisernte um 200 Tonnen. Durch den Anbau von Verkaufspflanzen wie Chili oder Ingwer und durch neue Vermarktungsstrategien steigt das Einkommen der Familien langsam, aber stetig.

n Unter Anleitung des Projektes errichteten die Menschen 38 neue Bewässerungssysteme in 15 Dörfern. Davon profi-tieren 686 Haushalte.

n Um die Hygieneverhältnisse zu verbessern, bauten die Bewoh-ner 1.463 Latrinen in 18 Dörfern, das entspricht 87 Prozent aller Haushalte. 19 Dörfer verfügen nun über Wasserversor-gungssysteme.

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>> Für die Aufzucht werden Fische zunächst in Plastikbehältern ausgesetzt, damit sie sich langsam an den Temperatur unterschied gewöhnen.

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Erst waren die Bauernfamilien aus Vengema skeptisch. Schließ-lich kannten sie nur den Reisanbau auf ihren traditionellen Feldern. Doch der fünfmal höhere Ertrag auf dem neuen Nassreis-Feld hat sie überzeugt. Statt einmal können sie dazu nun sogar dreimal ernten.

Schwungvoll legt sich Iye Libby ein gebundenes Büschel Reis auf den Kopf. Nun hat sie die Hände wieder frei. Halm für Halm schneidet die 50-Jährige, schnell und routiniert. Bei sengender Hitze steht Iye Libby neben den Frauen und Männern ihres Dor-fes bis zu den Knöcheln im Wasser. Bald ist das nächste Büschel geschafft und dann sind sie für heute fertig. Erst ein kleiner Teil des Reises ist schon reif, die große Ernte steht in zwei Wochen an.

„Wir warten dringend auf den Reis“, erzählt Iye Libby und schlüpft wieder in ihre Sandalen. „Von der letzten Ernte unserer eigenen Felder ist kaum mehr etwas übrig und bis zur nächsten dauert es noch sehr lange. Wie gut, dass es jetzt das Gemein-schaftsfeld gibt.“ Für das neue Nassreis-Feld haben die Bewoh-ner unter Anleitung der Welthungerhilfe einen Sumpf nutzbar gemacht, gejätet, umgegraben und bepflanzt. Das Saatgut beka-men sie als Darlehen und zahlen es mit einem von der Gemeinde festgelegten Zinssatz in die Gemeinschaftskasse zurück. Rund um das Feld zogen die Bauern einen Graben, der die Be- und Entwässerung reguliert. Nun wogen die saftig grünen Ähren und überzeugen die Frauen und Männer, dass es sich gelohnt hat, etwas Neues zu wagen.

Vertrauen auf eine bessere ZukunftEinen Teil der Ernte werden die Familien zum Verzehr nutzen und den anderen Teil verkaufen. Dass ihr Feld so viel abwirft, können die Bauern im südlichen Sierra Leone noch immer kaum glauben. Auf ihren Trockenreis-Feldern mit traditionellem Saat-gut ist nur eine Ernte möglich, auf dem neuen Feld sind es drei. Dank der neuen Reissorte Nerica (New Rice for Africa) ist zudem sogar der Ertrag je Ernte bis zu fünfmal höher. Der Reis benö-tigt weniger Dünger und chemische Pflanzenschutzmittel als herkömmliche Sorten und ist deutlich widerstandsfähiger. Was sich als Zahlenspiel liest, bedeutet für die Menschen in Vengema ganz einfach und doch so wirkungsvoll eines, nämlich weniger Hunger. Wenn früher der Reis aufgebraucht war, kamen drei Monate lang nur wilde Früchte oder Yams auf den Teller.

NASSE FüSSE GArANTIErEN EINE rEIcHE ErNTE Im Süden Sierra Leones zieht der Fortschritt ein und vertreibt den Hunger

11 TITELTHEMA: SIErrA LEoNE

>> Reisernte auf dem neuen Feld: Iye Libby freut sich über den hohen Ertrag.

>> Unbeschwert treiben die Jungen ihre Reifen um die Wette.

Iye Libby lebt mit Ehemann Fodey und den Töchtern Hawa und Kadiatu in Vengema, einem der 32 Dörfer des Distriktes Bo, in denen die Welthungerhilfe seit zwei Jahren arbeitet. Mit Spen-den aus Deutschland sowie Geldern der Europäischen Union werden die Bauern hier im Süden des Landes darin unterstützt, mit Fortschritten in der Landwirtschaft ihre Lebensverhältnis-se aus eigener Kraft zu verbessern. Darauf vertraut Iye Libby. Sie weiß nur zu gut, wie es sich anfühlt, wenn die Kinder kein Frühstück bekommen und es nur am Abend eine dünne Suppe gibt. Sie und alle anderen im Dorf kennen es nicht anders. Eine

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Mahlzeit am Tag, das muss reichen. „Ich hoffe so sehr, dass wir bald mehr zu essen haben. Das neue Feld und die neuen La-germöglichkeiten werden uns helfen“, sagt Iye Libby bestimmt. Auf ihrer Strickmütze steht „tiger“– sie ist eine starke Frau, trotz ihrer kleinen, schlanken Gestalt.

Für lebenswichtige Hygiene sorgen Vengema liegt 70 Kilometer von der Distrikthauptstadt entfernt und ist nur mühsam über kaum befahrbare Wege erreichbar. Die meisten Menschen hier im Distrikt Bo haben einen elfjährigen Bürgerkrieg und entbehrungsreiche Folgejahre durchlitten. Nur wenige Dörfer blieben verschont. Plünderung, Vergewaltigung und Zerstörung waren an der Tagesordnung. Ein Großteil der Bevölkerung flüchtete zu Verwandten oder lebte über Monate hinweg in den umliegenden Wäldern. Viele Flüchtlinge verhun-gerten oder starben an unbehandelten Krankheiten. Als die Be-wohner in ihre Dörfer zurückkehrten, fanden sie nicht nur ihre Hütten zerstört, sondern auch ihre Felder vollständig überwu-chert vor. Mit Macheten befreiten sie die Anbauflächen Meter für Meter von Gestrüpp.

Auch in Vengema kostete es die Menschen viel Zeit und Kraft, ihre Lehmhütten wieder aufzubauen und ihre Felder nutzbar zu machen. Lange stellte fehlendes sauberes Trinkwasser eines der größten Probleme dar. Die Dorfbewohner versorgten sich zumeist aus dem nahegelegenen Fluss. Er diente als Trinkwas-serquelle, Waschgelegenheit und – bevor es die neuen Latrinen gab – als Toilette zugleich. Iye Libby erinnert sich, dass damals viele Menschen im Dorf an Durchfall und Parasitenbefall litten, der gerade Kindern schwer zu schaffen machte und manche so-gar daran starben. Seit die Dorfbewohner den neuen Brunnen mit Material von der Welthungerhilfe gebaut haben, sind diese Krankheiten deutlich zurückgegangen.

Krank sein bedeutet in Vengema ein gefährliches Risiko, denn die nächste Gesundheitsstation liegt gut dreißig Kilometer entfernt. Die Behandlung dort können sich viele Familien erst gar nicht leisten. So sorgten die Mitarbeiter der Welthungerhilfe nicht nur mit Trinkwasser und Latrinen für lebenswichtige Hygiene, son-dern führten zudem einfache Tische aus Bambus vor den Hütten ein, auf denen das Geschirr und Trinkwassergefäße aufbewahrt

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>> Kakao bringt die lokale Wirtschaft in Vengema in Schwung. >> Vor dem Kochen wird der Reis gestampft und geworfelt.

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werden. Früher lagerten die Familien alles auf der Erde, wo es freilaufende Tiere wie Hunde oder Hühner verschmutzten.

Die Ernte ist jetzt sicherWie sich mit einfachen Mitteln große Wirkung erzielen lässt, er-fahren die Bauern nun auch beim Lagern ihrer Ernte. Noch bis vor kurzem trockneten sie Reis und Gemüse auf dem Boden, wo kleine Steine oder Schimmel den Großteil unbrauchbar mach-ten. Rund die Hälfte des Gelagerten vernichteten Ratten. Mithilfe lokaler Maurer bauten die Dorfbewohner deshalb spezielle Tro-ckenflächen aus Zement, auf denen jetzt Getreide, Fisch oder Kakao sauber und schnell trocknen. Neue Lagerhütten sind mit Blechen gegen Ratten gesichert. Verluste gibt es kaum mehr. Iye Libby hat sich schon für einen Platz im Reislager angemeldet. „Wenn ich bald von meiner Ernte etwas verkaufe, kann ich die Schulgebühren für meine Töchter, ihre Bücher und im Notfall auch den Arzt bezahlen und wir werden trotzdem satt“, freut sie sich.

Bisher blieb von der Ernte kaum genug zum Überleben. Die Fa-milien verzehrten alle Vorräte und viele von ihnen verschulde-

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LäNDErINForMATIoN

Hintergrund Sierra LeoneVom Meer aus gleicht das Küstengebirge um Sierra Leones Hauptstadt Freetown einem schlafenden Löwen. Portugie-sische Seefahrer prägten bei ihrer Landung den Namen „Serra Lyoa“, was übersetzt „Löwengebirge“ bedeutet. Seit Jahren rangiert das westafrikanische Land unter den am wenigsten entwickelten von 179 untersuchten Ländern. Rund 90 Prozent der geschätzten fünf Millionen Einwoh-ner leben unterhalb der Armutsgrenze. Jedes vierte Kind stirbt bereits in den ersten fünf Lebensjahren.

Wirtschaftlich kommt Sierra Leone, obwohl reich an Bo-denschätzen wie Diamanten, Bauxit oder Gold, nur lang-sam voran. Von 1991 bis 2002 tobte ein brutaler Bürger-krieg, der über 50.000 Menschen das Leben kostete und große Teile der Infrastruktur zerstört zurückließ. Die am-tierende Regierung unter Präsident Ernest Bai Koroma setzt sich für strategische Armutsbekämpfung und Korruptions-bekämpfung mit einer eigens geschaffenen Behörde ein. Es mangelt jedoch an qualifizierten, erfahrenen Fachkräften, um Neuerungen effektiv umzusetzen.

Für Dreiviertel der Bevölkerung bedeuten die Land- und Viehwirtschaft ihre wichtigste Einnahmequelle. Veraltete Anbaumethoden und schlechte Straßen machen aber ge-rade Kleinbauern und -bäuerinnen zu den Ärmsten der Gesellschaft. Ihnen fehlt es an maschineller Technik und alternativen Einkommensmöglichkeiten. Allein mit einhei-misch produzierten Grundnahrungsmitteln kann sich die Bevölkerung nicht ernähren und ist auf den Import von Nahrungsmitteln zu hohen Preisen angewiesen.

Freetown

SIErrA LEoNE

Liberia

Guinea

Sierra-Leone-Becken

Bo-Distrikt

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>> Fisch, der in den Reusen der Frauen landet, ist eine wichtige Eiweißquelle für die Dorfbewohner.

ten sich, um Saatgut für die nächste Aussaat oder andere wich-tige Ausgaben bezahlen zu können. Mit mehr Einkommen aus der Landwirtschaft lässt sich diese Spirale immer erfolgreicher durchbrechen. In Vengema sind bereits zahlreiche Aktivitäten im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe angeschoben. Beispielsweise sollen im Krieg vernachlässigte Kaffee- und Kakaoplantagen wieder in Schuss gebracht und die Früchte vermarktet werden. Schulungen für die Bauern haben schon stattgefunden. Dazu wird Palmöl den Familien mehr Einkommen als bisher bringen und natürlich der Reis.

Frauen zu ihrem recht verhelfenDer Welthungerhilfe ist sehr daran gelegen, dass Frauen in glei-chem Maße wie Männer von den Fortschritten in ihren Dörfern profitieren. Die Vereinten Nationen haben Sierra Leone zum Land mit den schlechtesten Bedingungen für Frauen auf dem afrikanischen Kontinent erklärt. Sie besitzen weder Landrech-te noch haben sie Zugang zu Bildung oder Mitspracherecht im Dorf. Und das, obwohl sie erheblich zur landwirtschaftlichen Produktion beitragen und die häusliche Vorratshaltung kon-trollieren. So haben in Bo Kurse für Frauen begonnen, in denen sie lesen und schreiben lernen und sie erhalten Starthilfe für kleine Unternehmen, wie den Verkauf von Palmöl oder selbst hergestellten Matten.

Iye Libby achtet streng darauf, dass ihre zehnjährige Tochter Hawa jeden Tag zur Schule geht. Drei Stunden läuft Hawa da-für hin und zurück. Später einmal möchte sie Krankenschwes-ter werden. In Vengema stehen die Zeichen gut, dass Hawas Eltern ihr und der kleinen Schwester die Schule finanzieren und damit eine hoffnungsvolle Perspektive für die Zukunft eröffnen können.

>> Ein Graben stellt die gezielte Be- und Entwässerung sicher.

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Weshalb hungern die Menschen auch acht Jahre nach Kriegsende noch?Sierra Leone ist von der Landwirtschaft ab-hängig – und deren Produktivität liegt heu-te sogar noch unter dem Vorkriegsniveau. Schuld ist ein fataler Kreislauf. Viele Bauern müssen ihren Reis gleich nach der Ernte zu niedrigen Preisen auf den Markt bringen, um ihre Ausgaben wie Schulgeld oder me-dizinische Behandlung zu decken. Der Rest wird verzehrt. Zur nächsten Pflanzsaison sind sie dann gezwungen, Saatgut teuer einzukaufen. In der Vorerntezeit gehen zudem die Vorräte zur Neige und lassen die Preise für Nahrungsmittel unerschwing-lich hochschnellen.

Wo setzt da die Welthungerhilfe an?Wir arbeiten überwiegend auf dem Land. Beispielsweise erschlie-ßen wir Sümpfe für den Reisanbau, das bedeutet zwei bis drei Ernten im Jahr statt einer, und wir setzen ertragreichere Sorten ein, die eine bis zu fünffach höhere Produktion erlauben. Den Bauern helfen wir mit Lagerhäusern dabei, ihre Verluste von fünfzig bis unter ein Prozent zu reduzieren.

Ist Ihr Ziel erreicht, wenn die Menschen genügend zu essen haben?Das ist ein wichtiger Erfolg. Aber wir als Welthungerhilfe wollen nicht nur, dass sich die Dorfbewohner aus eigener Kraft ernäh-ren können, sondern ihnen darüber hinaus auch Einkommensmöglichkeiten für ein ei-genständiges Leben eröffnen. Zum Beispiel ist Bildung eine unabdingbare Grundlage

für Entwicklung, und die muss finanziert werden. So fördern wir die Bauern beim Anbau von Agrarprodukten, die sich gut verkaufen lassen, wie Ölpalmen, Kaffee oder Kakao.

Wie müssten sich die Rahmenbedingungen für Sierra Leone ändern, damit das Land voran kommt?In der Landwirtschaft steckt viel Potenzial für Entwicklung. Was fehlt, ist die gezielte und koordinierte Förderung. So müssten neben einer Steigerung der Produktion auch die Infrastruktur verbessert und die Überschwemmung des nationalen Marktes mit subventionierten Nahrungsmittelimporten gestoppt werden. Denn sie verdrängen lokale Produkte und untergraben die An-strengungen der Bauern hier.

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LANDWIrTScHAFT IST DEr ScHLüSSEL Für ENTWIckLuNGInterview mit Dirk Harsdorf, Projektleiter der Welthungerhilfe in Sierra Leone

>> In den neuen Lagerhütten ist die Ernte gut geschützt.

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Amie Sam ist es gewohnt zu kämpfen. Seit ihr Mann vor vier Jahren starb, sorgt die 52-Jährige allein für ihre sechs Kinder. Die großen Söhne helfen auf dem Feld, sonst wüsste sie überhaupt nicht, wie es weitergehen sollte. Einmal im Jahr erntet sie Reis, das Grundnahrungsmittel, das bei keiner Mahlzeit fehlt. Jedoch nur, solange genügend vorhanden ist, denn zumeist muss Amie Sam wie die anderen im Dorf drei Monate mit Früchten wie Bananen und Kokosnuss überbrücken.

Jetzt aber ist sie zuversichtlich, dass es mit dem Hunger in ihrem Dorf Vengema vorbei ist. „Die Welthungerhilfe hat uns gezeigt, wie wir uns selbst helfen kön-nen“, sagt Amie Sam und erzählt: „Erst hat das Dorfkomitee darüber entschieden, wer mitmacht, und dann haben die aus-gewählten Männer und Frauen das neue Gemeinschaftsfeld angelegt. Früher war es nur ein Sumpf, an dem wir achtlos vorbei-gegangen sind. Nun füllt er bald unsere Teller mit Reis.“

Leben unter harten BedingungenWann sie zuletzt Fleisch gegessen hat, daran kann sich Amie Sam nicht einmal mehr erinnern. „Das können wir uns nicht leisten“, lächelt sie. Stattdessen nimmt sie ihre Reuse und geht mit ihren Nachbarin-nen zum Fischen. Im nahegelegenen Fluss scheuchen sich die Frauen im schlammi-gen Wasser gegenseitig die Fische und Krabben zu. Ihre Ausbeute ist nicht groß, doch jeder Fang hoch willkommen. Gerade während der Hungermonate dienen Fluss-tiere als wichtige Eiweißquelle.

In der Hütte, wo die Witwe mit ihren Kin-dern lebt, teil sie sich den Platz mit drei anderen Familien. Für sie selbst bleiben gerade einmal acht Quadratmeter. Hier be-herbergt sie ihre wenigen Habseligkeiten, wie Kleidung und etwas geblümtes Plas-tikgeschirr. Möbel gibt es allerdings keine, lediglich zwei Bettgestelle mit Strohma-

„DAS ALLES IST EIN GuTEr ANFANG!“Im Porträt: Amie Sam aus Sierra Leone

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>> Amie Sam und ihre Kinder blicken hoffnungsvoll in die Zukunft.

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einzige, was die Familien – neben einem kargen Frühstück aus Reisresten vom Vortag und Bananen – heute essen.

Das Dorf hat noch vieles vorAuf die Frage, was das Projekt der Welthungerhilfe in Ven-gema bewirkt, antwortet Amie Sam sehr bestimmt: „Dass wir nichts mehr von unserer Ernte verlieren. Die Trockenflächen und neuen Lagerhütten retten, was vorher verdarb oder von Tieren gefressen wurde.“ Sie weiß, dass noch einiges geplant ist, damit es in ihrem Dorf mehr Einkommensmöglichkeiten gibt. „Der Kaffee- und Kakaoanbau kann uns mehr Geld bringen als jetzt. Es gibt schon eine Baumschule und Ausbildungen, wie man die Pflanzen behandelt – das alles ist ein guter Anfang!“, sagt Amie Sam.

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>> Amie Sam und die anderen im Dorf arbeiten hart dafür, dass der Fortschritt Einzug hält. Und sie sind stolz auf das Erreichte.

tratzen und eine Wäscheleine. Eigentlich dürfte diese Hütte gar nicht mehr bewohnt werden, denn eine Wand ist herausgebro-chen und nur notdürftig geflickt.

Es wird Zeit für das Abendessen. Schon ziehen beißende Rauch-schwaden von den offenen Holzfeuern durch das Dorf. „Geh schnell und hol Peperoni“, ruft Amie Sam ihrer Tochter Ikata zu und gibt ihre eine Münze. Bald kehrt das Mädchen mit einer Tasse voller roter Schoten zurück. Lebensmittel wie Tomaten oder Zwiebeln kaufen die Frauen im Dorf, jede Familie baut et-was an. Ein wenig Geld verdienen die Bauern mit dem Verkauf von Kaffee, Kakao, Palmöl oder Gemüse. Einmal in der Woche ist Markt im nächst größeren Ort. Mit entsprechender Unterstüt-zung wird es bald deutlich mehr sein, das sie zum Markt tragen und zu Geld machen können.

Amie Sam hockt gemeinsam mit ihrer Freundin Iye Libby ne-ben der Feuerstelle. Sie schneiden Blätter der Kartoffelpflanze, Zwiebeln, Tomaten und Peperoni und kochen daraus mit etwas Palmöl Soße. Erwartungsvoll umkreisen die Kinder die damp-fenden Eisentöpfe auf dem Feuer. Endlich ist auch der Reis fer-tig. Bis zum letzten Körnchen wird der Topf geleert. Es ist das

Sie möchten mehr über dieses Projekt erfahren:

Martina Hampl Fundraising Tel. 0228/22 88-199 [email protected]

S E r V I c E

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angepasste Sorten an: Jetzt werden auch Hirse, Mais, Kartoffeln und Weizen geerntet. Um der zuvor allgegenwärtigen Erosion entgegenzuwirken, wurden strategisch Abflussrinnen zu den Rückhaltebecken und Feldeinfassungen angelegt. Zudem neh-men Bauern und Bäuerinnen an Schulungen zur nachhaltigen Landwirtschaft teil. Ihr Wissen trägt Früchte: So stieg nicht nur die Erntemenge, sondern auch die Qualität der Erzeugnisse. Die Produkte Sarwans sind so gut, dass sie bei einer landwirtschaft-lichen Schau prämiert wurden.

Schulen und kindergärten sind gut besuchtIn Sarwan mussten viele Kinder auf den Feldern helfen, Vieh hüten und zum kargen Familieneinkommen beitragen. Deshalb fehlte ihnen die Zeit für den Schulbesuch. Doch dank der bes-seren Ernten und der Überzeugungsarbeit im Rahmen des Pro-jektes können die Eltern jetzt ihre Kinder zur Schule schicken. Die neuen Einrichtungen – fünf kleine Zentren für vorschuli-sche Erziehung und zwei Schulen – sind gut besucht. Neben den Grundschulkindern werden auch heranwachsende Mädchen ohne Schulabschluss besonders gefördert. Sie nehmen an „Brü-ckenkursen“ teil, die ihnen den Wiedereinstieg in die Schule er-möglichen, um dann ihren Abschluss zu machen. So können sie sich qualifizieren, damit sie künftig eigenverantwortlich ihren Lebensunterhalt erwirtschaften.

Im September 2000 verständigten sich 189 Länder- und Re-gierungschefs auf die UN-Millenniumserklärung. Acht Millen-niumsziele sollen bis zum Jahr 2015 erreicht werden, darunter die Halbierung des Anteils der Menschen, die an Hunger und Armut leiden. Die Welthungerhilfe beteiligt sich an dieser globa-len Herausforderung mit ihrer Initiative Millenniumsdörfer. Es ist möglich, einen Beitrag zur Erreichung der Millenniumsziele zu leisten!

Die Frauen im indischem Millenniumsdorf Sarwan im nördli-chen Bundesstaat Jharkhand zeigen eindrucksvoll, dass man nur wenig braucht, um viel zu ändern: In den rund 26 kleinen Siedlungen und Weilern, die Sarwan bildet, haben sich Frauen in Selbsthilfegruppen zusammen getan und führen erfolgreich Spar- und Kreditprogramme durch. Dank der Darlehen und Schulungen sind sie in der Lage, vermarktungsfähigen Kompost zu produzieren, Küchengärten anzulegen und in der Viehzucht und Ziegenhaltung ebenfalls etwas Geld zu verdienen. Zuvor lebten die Adivasi, die kastenlosen Ureinwohner der Region, ausschließlich von den schwankenden, unzureichenden Erträgen ihrer Landwirtschaft. Dürreperioden und anfällige Monokulturen ließen die Menschen saisonal hungern.

Bessere Ernten dank effektiver Wassernutzung Neben diesen neuen, alternativen Einkommensmöglichkeiten war es den Bewohnern Sarwans wichtig, ihre Ernten zu ver-bessern. So wurden Wasserrückhaltebecken gebaut, um bei den jährlichen heftigen Monsunniederschlägen Überflusswasser zurückzuhalten. Damit können sie später Brachland bewässern und urbar machen. Seit sie das Wasser speichern, pflanzen die Bäuerinnen neben Reis viele für die Region neue, jedoch lokal

Sie möchten mehr über die Millenniumsdörfer erfahren:

Sonja Eberle Millenniumsdörfer Tel. 0228/22 88-118 [email protected] www.welthungerhilfe.de/millenniumsdoerfer-der-welthungerhilfe.html

S E r V I c E

SELBSTBEWuSST PErSPEkTIVEN ScHAFFENIm indischen Sarwan handeln Frauen gemeinsam und bewirken Großes

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chinaDelhi

Golf von Bengalen

INDIENBangladesch

>> Frauen haben einen großen Anteil am Fortschritt in ihrem Dorf.

Pakistan

Sarwan

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Wie kann man ein so kompliziertes und globales Thema wie die Millenniumsziele in die Schülerzeitung bringen? Diese und zahlreiche andere Fragen beantwortete der sechste Workshop der Welthungerhilfe unter dem Motto „Zeitung machen“ dies-mal im Rheinischen Landesmuseum in Bonn. Dort zeigte die Welthungerhilfe zum Jahreswechsel ihre Ausstellung „15 Dör- fer. 8 Ziele. 1 Welt“. Mit der gleichnamigen Kampagne will die Welthungerhilfe die Millenniumsziele beispielhaft in 15 Projekten in Lateinamerika, Asien und Afrika umsetzen.

Wie diese Arbeit konkret aussieht, welche Folgen Hunger und Armut in den Ländern haben und wie dieses Thema die Men-schen in Deutschland und Europa betrifft, erfuhren 15 Bonner Schülerzeitungsredakteure bei einer Führung durch die Aus-stellung mit Jimas Sanwidi. Der Bildungsreferent und Musiker stammt aus Burkina Faso, wo eines der Millenniumsdörfer liegt. Er betonte vor allem: „Es geht nicht um Zahlen, es geht um das Wohl der Menschen.“ Im Anschluss stellte sich Sonja Eberle, Referentin für die Millenniumskampagne bei der Welthunger-hilfe, den Fragen der Jugendlichen.

Im zweiten Teil des Workshops dann drehte sich alles ums Prak-tische, nämlich die journalistischen Darstellungsformen. Wie kann ein Thema so in der Zeitung umgesetzt werden, dass es

die jungen Leser interessiert? Der Radiojournalist Bernd Rößle erläuterte die verschiedenen Möglichkeiten, die Journalisten zur Verfügung stehen – von der Glosse bis zur Reportage.

üben wie die ProfisBei einer Pressekonferenz konnten die jugendlichen Redakteu-re dann gleich ihr neues Wissen darüber anbringen, wie man pointiert Fragen stellt und hartnäckig Fakten und Meinungen in Erfahrung bringt. Renée Ernst, Beauftragte der Verein-ten Nationen für die Millenniumskampagne in Deutschland, Iris Schöninger, Projektleiterin der Millenniumsdörfer-Kam-pagne bei der Welthungerhilfe sowie der Journalist Gunnar Rechenburg beantworteten Fragen rund um die Themen Ent-wicklungszusammenarbeit, Millenniumsziele und die Bericht-erstattung darüber.

Der Workshop „Zeitung machen“ hat in den vergangenen Jahren unter anderem in Berlin, Hamburg und Düsseldorf stattgefunden. Die nächste Station ist Bremen. „Auch dort“, so Rößle, „wird der Workshop im Rahmen der Ausstellung stattfinden.“ Das Thema ist also ebenfalls die Millenniumskampagne. „Eingeladen dazu sind wieder Schülerinnen und Schüler aller Schulformen“, betont Rößle. Der genaue Termin wird in den kommenden Wochen auf der Homepage der Welthungerhilfe bekannt gegeben.

AFrIkA IN DEr ScHüLErZEITuNGBeim Schüler-Workshop in Bonn standen die Millenniumsziele im Mittelpunkt

MILLENNIuMSDÖrFEr 19

>> Jimas Sanwidi führt die Jugendlichen durch die Millenniumsdörfer-Ausstellung.

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neugierigen Fragen haben zu einer wunderbaren Begegnung der Kinder über die Grenzen hinweg und zu einem intensiven Lernergebnis geführt.

Wie sehr die Aktion nachwirkt, zeigte sich beim letzten Weih-nachtsbasar der Grundschule „Am Grenzweg“, der wieder zu-gunsten von Mangue stattfand. Was solche Hilfe in ihrem Dorf bewegt, berichten die Kinder und ihre Familien voller Stolz und Dankbarkeit: Es gibt keinen Hunger in Mangue mehr!

„Wir helfen neuen Freunden in Mangue“ – unter dieses Mot-to stellte die Magdeburger Grundschule „Am Grenzweg“ ihre Projektwoche im September 2007. Geblieben ist eine spezielle Freundschaft zwischen den Schülern in Magdeburg und in Mangue. Alles begann anlässlich der damaligen Städtepartner-schaft zwischen Magdeburg und der Welthungerhilfe. Im Unter-richt sowie bei verschiedenen Aktionen hatten die Grundschüler schon viel über das Leben der Menschen in Angola gelernt.

Jetzt wollten die Schüler der 4. Klasse noch mehr über die Kinder in Mangue erfahren. Deshalb schickten sie kurzerhand Fragen und Lieder auf einem Tonband in das südafrikanische Dorf. Mit großer Freude antworteten die angolanischen Schüler und stell-ten selbst viele Fragen. Von da ab pendelten Briefe mit Fotos und Zeichnungen zwischen Magdeburg und Mangue hin und her. Am Anfang waren die Fragen noch zaghaft und klangen voller gegenseitiger Unkenntnis. Tagesabläufe wurden beschrie-ben, Fragen zum Bürgerkrieg in Angola gestellt.

Die neue Schule ist fertigDoch mit der Zeit entwickelte sich in den Fragen eine spürba-re Normalität. „Ist eure neue Schule endlich fertig? Was macht ihr in der Freizeit? Wie weit ist euer Schulweg? Womit spielt ihr?“ Danach kamen viele Fragen aus Mangue: Sie verglichen ihre Schule mit der Schule in Magdeburg. Zu diesem Zeitpunkt war die neue Schule in Mangue noch nicht fertig. Die angola-nischen Schüler stellten fest, dass es in ihrer alten Schule keine Schulbänke, keine Computer und auch kein Mittagessen gibt.

Beim nächsten Briefwechsel hatte sich die Situation enorm ver-ändert. Die neue Schule war endlich eingeweiht. Voller Begeis-terung schrieben die Jungen und Mädchen: Das neue Schul-gebäude hat vier statt nur einen Klassenraum, es unterrichten nun drei statt zwei Lehrer. Zudem können Schüler jetzt die 5. Klasse in Mangue besuchen und brauchen nicht mehr zehn Kilometer weit in die nächste Stadt zu laufen. Seit es eine neue Wasserstelle im Dorf gibt, bleibt vor allem den Mädchen mehr Zeit. Statt wie üblich für die Familie von weit her Wasser zu ho-len, können auch sie zur Schule gehen. Wurden 2005 lediglich 20 Prozent der Mädchen eingeschult, war es 2009 bereits rund die Hälfte aller Mädchen.

Beide Klassen brauchten für ihren Austausch viel Geduld. Es dauerte immer einige Zeit bis die Antworten kamen, da die Welthungerhilfe-Mitarbeiter aus dem Zentralbüro in Mosam-bik die Briefe persönlich mitnahmen, wenn sie auf Dienst-reise nach Mangue fuhren. Der lebendige Austausch und die

Sie möchten mehr über die Bildungsarbeit der Welthungerhilfe erfahren:

Angela Tamke Globales Lernen Tel. Tel. 0228/22 88-129 [email protected]

S E r V I c E

DIE FrEuNDScHAFT BLEIBTDer Briefwechsel zwischen Schülern aus Magdeburg und dem angolanischen Millenniumsdorf Mangue bereichert beide Seiten

20 MILLENNIuMSDÖrFEr

>> Die Schüler aus Magdeburg präsentieren ihre Briefe aus Mangue.

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21 AkTIoNEN & kooPErATIoNEN

DIE FrEuNDScHAFT BLEIBTDer Briefwechsel zwischen Schülern aus Magdeburg und dem angolanischen Millenniumsdorf Mangue bereichert beide Seiten

>> Die Schüler aus Magdeburg präsentieren ihre Briefe aus Mangue.

>> Die Kinder freuen sich über die Unterstützung aus Deutschland.

cHArITy-SHIrTS HELFEN kINDErN IN GHANADas Modeunternehmen MADELEINE spendet 24.000 Euro

So BEkäMPFT käSE HIEr DEN HuNGEr IN BoLIVIENFROMI setzt sich für Familien im Millenniumsdorf Cañadón Peñas ein

Kindern eine Zukunft zu geben ist dem Modeunternehmen MADELEINE ein besonderes Anliegen. Deshalb engagiert sich die Firma für das Projekt der Welthungerhilfe „Kinder Paradise“ in Ghana. Gemeinsam mit der Welthungerhilfe startete MADELEINE im Herbst 2008 eine erfolgreiche Benefiz-Aktion. Zwei T-Shirts und ein Pullover wurden zu Charity-Produkten erklärt. Für jedes verkaufte Kleidungsstück aus dieser Reihe flossen zehn Euro an das Hilfsprojekt in der ghanaischen Hauptstadt Accra. Insgesamt konnte MADELEINE eine Spende von 24.000 Euro überreichen.

Das „Kinder Paradise“ bedeutet für viele Straßen- und Waisen-kinder in Accra ihre einzige Zukunftschance. 78 Kinder im Alter

zwischen einem und sechzehn Jahren leben derzeit in diesem Heim. Hier erhalten sie jeden Tag drei Mahlzeiten und werden medizinisch versorgt. Mit der Spende von MADELEINE werden Wohnhäuser für die Kinder gebaut und der Schulbesuch sowie Medikamente finanziert.

„Wir freuen uns sehr über dieses Ergebnis. Es ist uns wichtig, den Erfolg unseres Unternehmens zu teilen und mit der Charity-Aktion die Arbeit der Welthungerhilfe und das Projekt „Kinder Paradise“ unterstützen zu können“, so Alexa Volquarts, Leiterin Marketing und Vertrieb der MADELEINE Mode GmbH.

Seit Oktober 2009 greift der Käsehersteller FROMI Milchbauern in Bolivien unter die Arme. Mit zwei Charity-Aktionen sammelt die französische Firma Geld für das Projekt der Welthungerhilfe im Millenniumsdorf Cañadón Peñas. „Wir denken, dass es uns in Europa schlecht geht. Doch das Leid dieser Menschen ist um ein Vielfaches größer“, so die schlichte Begründung des Geschäftsfüh-rers Vincent Christophe.

In Cañadón Peñas ist jedes vierte Kind unter-ernährt und leidet an Mangelernährung. Milch kann als reichhaltiges Grundnahrungsmittel helfen, die Ernährungslage zu verbessern. Deshalb hat FROMI die Aktion „1 Käse kau-fen – 1 Glas Milch für 1 Kind in Bolivien“ ins

Leben gerufen. Zehn französische Käsesorten sind mit „Aktionsstickern“ ausgezeichnet. Für jeden verkauften Aktionskäse erhält ein bo-livianisches Kind ein Glas Milch. Bis Dezem-ber 2010 sind die leckeren Produkte an den Käsetheken deutscher Supermärkte erhältlich.

Zudem fördert der Verkauf der Käse-Marke „Xavier David“ den Aufbau kleiner Käsereien in Cañadón Peñas. Für jedes Kilogramm, das in Europa über den Ladentisch geht, kommen 0,25 Euro der Welthungerhilfe zugute. Mit dem Erlös werden Milchbauern im Millenniums-dorf für die Produktion und Vermarktung ihres Käses geschult.

>> Helfen mit Pfiff.

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Die Welthungerhilfe ist ein Verein, politisch und konfessionell unabhängig. Ihre 26 Mitglieder spiegeln die deutsche Gesellschaft wider, es sind Vertreter der Parteien, Kirchen und anderer Inte-ressenverbände. In einer jährlichen Versammlung legen sie die Richtlinien der Arbeit der Welthungerhilfe fest und genehmigen die Jahresrechnung. Regelmäßig stellen wir Ihnen eines der Mitglieder vor. In dieser Ausgabe: der Förderkreis der Deutschen Welthungerhilfe e. V.

„In unserem Förderkreis des Deutsche Welthungerhilfe e. V. sind neue Mitglieder sehr willkommen. Alle bringen gute Ideen und Innovationen mit“, sagt Kaspar Portz, stellvertretender Vorsit-zender des Förderkreises. Laut einer aktuellen Studie engagieren sich mehr als 70 Prozent der Deutschen freiwillig und unentgelt-lich in gemeinnützigen Organisationen, 36 Prozent von ihnen

längerfristig. Umgerechnet entspricht das beeindruckenden vier Milliarden Stunden ehrenamtlicher Tätigkeit pro Jahr. Als Mo-tivation, sich für die Welthungerhilfe zu engagieren, gilt neben Anerkennung und Wertschätzung das gute Gefühl, gemeinsam etwas zu bewegen. „Es kommt vor allem auf die Ansprache an. Je attraktiver unsere Aktionen, desto größer ist das Feedback in der Öffentlichkeit“, erklärt Portz.

„Wir haben eine Stimme!“Neben den eigenen Gruppenaktivitäten treffen sich die Mitglieder des Förderkreises einmal im Jahr zur Förderkreisversammlung. „Diese Treffen sind bis heute von einem ansteckenden Pio-niergeist geprägt“, beschreibt der 50-jährige Agrar-Ingenieur. „Wir tauschen Ideen und Erfahrungen aus und besprechen zum Beispiel, wie wir die Anliegen der Welthungerhilfe mit unseren

22 AkTIoNEN & kooPErATIoNEN

IDEENrEIcH uND VoLLEr TATENDrANGFörderkreis der Welthungerhilfe feiert sein 20-jähriges Bestehen

>> Schüler, Lehrer und Sponsoren erzielten beim LebensLauf von Großbottwar ein tolles Ergebnis. Jürgen Dorsch (re. v. Scheck) von „Tu Was“ freut sich mit.

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Aktionen optimal in der Öffentlichkeit vertreten können.“ Alle Aktiven unterstützen unterschiedliche Projekte der Welthunger-hilfe, je nach Ausrichtung der Gruppeninteressen. Aber was ist nun das Besondere daran, Mitglied im Förderkreis zu sein? „Der Förderkreis kann als Mitglied in der Mitgliederversammlung der Deutschen Welthungerhilfe e. V. aktiv die strategische Entwick-lung, die Projektarbeit und die Politik der Welthungerhilfe mit-gestalten. Wir haben eine Stimme wie alle anderen Mitglieder und können sie genau da einsetzen, wo sie auch gehört wird. Wir merken, dass wir akzeptiert und wertgeschätzt werden, und dass auch unsere Worte und Taten etwas bewegen. Das moti-viert“, erläutert Portz.

Netzwerken ist angesagtDiese Motivation treibt manches Mitglied des Förderkreises schon seit vielen Jahren an. Zum Beispiel ist Kaspar Portz selbst seit 1980 für die Welthungerhilfe aktiv. Als Vorsitzender von „Bekond aktiv- Gemeinsam gegen den Hunger e. V.“ hat er mit dem Verein schon viel Spannendes mit auf die Beine gestellt. Die Bekonder feiern in diesem Jahr 30-jähriges Jubiläum in der Unterstützungsarbeit für die Welthungerhilfe. Auch Jürgen Dorsch und die 20 Aktiven von „Tu Was“ engagieren sich be-reits seit 25 Jahren. Die Abkürzung bedeutet: Tatkräftige Un-terstützung Welthungerhilfe Arbeitsgruppe Stuttgart. Einmal im

23 MITGLIEDEr VorGESTELLT

VorGESTELLT

Im Förderkreis der Deutschen Welthungerhilfe e. V. sind zwölf aktive Mitgliedsorganisationen zusammenge-schlossen, in denen sich circa 120 kluge Köpfe mit kreati-ven Ideen und ehrenamtlichem Engagement für Projekte der Welthungerhilfe einsetzen. Helga Henselder-Barzel, Vorstandsvorsitzende der Welthungerhilfe von 1984 bis 1995, mobilisierte und motivierte die Aktionsgruppen der 80er Jahre, sich zu einem Verein zusammenzuschließen. Mit dem Ziel, die Welthungerhilfe noch breiter in der Gesellschaft zu verankern. Am 2. Oktober 1990 gründe-te sich der Förderkreis und avancierte zum Mitglied im Verein Deutsche Welthungerhilfe e. V. In diesem Jahr feiert er sein 20-jähriges Jubiläum.

Sie möchten mehr über den Förderkreis erfahren: Jürgen Dorsch: [email protected] oder Kaspar Portz: [email protected]

Monat klügelt die Mannschaft neue Aktionen aus. Als weiterer langjähriger Unterstützer bringt Manfred Sestendrup seit 1978 mit seinen „Paul“-Gedichten Leser zum Schmunzeln und zum Nachdenken. Und die 20-köpfige Berliner Aktionsgruppe enga-giert sich seit 14 Jahren. Eins wird dabei offensichtlich: Kein Mensch kann die Welt alleine verändern. Wer wirklich etwas bewegen und verändern will, muss Bündnispartner suchen und Netzwerke aufbauen. Gemeinsam können Ideen entwickelt und Ziele verfolgt werden. Und wo soll es in den nächsten Jahren hingehen? „Der Förderkreis will bis zum 50-jährigen Jubiläum der Welthungerhilfe im Jahr 2012 seine Mitgliederzahl verdop-peln. Dann können wir unser Engagement noch intensiver in die Gesellschaft tragen. Und natürlich wollen wir weiterhin eine wichtige positive Stimme in der Mitgliederversammlung der Welthungerhilfe sein“, antwortet Kaspar Portz.

Sie möchten mehr über die Mitgliedsorganisationen der Welthungerhilfe erfahren:

Barbara Lehmann Mitgliedsorganisationen Tel. 0228/22 88-139 [email protected]

S E r V I c E S E r V I c E

>> Nach dem „Krumpernfest“ in Bekond übergab das gekürte Königspaar 25.000 Euro an die Welthungerhilfe.

Förderkreis der Welthungerhilfe

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Mehr als 700 Menschen in über 30 Städten engagieren sich ehrenamtlich für die Welthungerhilfe. Sie sind entweder Mit-glied im Förderkreis (siehe Seite 22) oder als Aktionsgruppe, Freundeskreis oder Einzelperson aktiv. Sie alle schenken der Welthungerhilfe Zeit und Ideen und setzen sich für eine Welt ohne Hunger und Armut ein. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Art und Zeitaufwand des Engagements richten sich ganz nach den individuellen Bedürfnissen und Möglichkeiten der freiwilligen Helfer. Exemplarisch stellen wir Ihnen heute drei Aktive und ihr Engagement vor.

Hungerhilfe Pegnitz wagt den Anfang Als Spender der Welthungerhilfe spielte Gerald Wittke schon seit längerem mit dem Gedanken, sich ehrenamtlich zu engagieren. Er machte Nägel mit Köpfen. Im vergangenen Oktober erzähl-te der Pegnitzer seinen Kollegen von der Idee – und die waren begeistert. Gerald Wittke wollte jedoch noch mehr Menschen ansprechen und inserierte Anfang November in der Zeitung. „Es kamen erstaunlich viele Rückmeldungen. Die Menschen sagten mir, dass sie in gewisser Weise nur darauf gewartet hät-ten, dass jemand den Anfang macht“, erklärt Wittke. Und dann ging alles so schnell weiter wie es begonnen hatte. Bereits am 17. Dezember gründete die 14-köpfige altersgemischte Gruppe den Verein Hungerhilfe Pegnitz e. V. Noch vor Weihnachten initiierten sie ihre erste Aktion und verkauften 1.000 selbstge-staltete Weihnachtskarten zugunsten der Welthungerhilfe. Denn auch das stand schnell fest: Ihr Engagement soll an die Bonner Organisation gehen. „Es ist die Gewissheit, gut aufgehoben zu sein. Die Welthungerhilfe hat das Know-how und ist in unseren Augen absolut seriös“, erläutert Wittke. Und was raten Sie an-deren, die sich engagieren wollen? „Den Anfang wagen. Viele Menschen warten nur auf einen Anstoß. Und dann ist es leicht, Gleichgesinnte zu finden.“

Märchen erzählen und helfenSeit 2002 ist Christa Saamer als Märchenerzählerin für die Welthungerhilfe unterwegs. „In diesem Jahr war Bonn Städ-tepartner der Welthungerhilfe und ich las in unserer Zeitung über das Projekt für die Tuareg Nomaden in Mali. Als Kind hatte ich ein Buch über die Tuareg. Ich wusste sofort, ja, dafür will ich mich engagieren. Aufgrund meiner Arbeitslosigkeit damals beschloss ich, das zu machen, worauf ich Lust habe: Märchen erzählen“, berichtet Saamer von ihren Anfängen. Mittlerweile hat sie über 100 Märchenbücher, ist Mitglied in der Europäischen Märchengesellschaft und gibt einmal im Jahr einen Märchenworkshop für angehende Lehrer. Alleine 2009 verzauberte sie in 25 Märchenstunden 500 Schüler, 100 Kin-dergartenkinder und 280 Erwachsene. „Ich erzähle frei. Das ist

HELFEN? EHrENSAcHE!Als „WelthungerHelfer“ spenden Freiwillige viel Zeit und motivieren andere

24 AkTIoNEN & kooPErATIoNEN

viel schöner. Wenn ich ablese, bin ich mit der Hälfte im Buch und nur halb bei den Zuhörern. Ich möchte die Menschen mit meinen Märchen fangen. Sie sollen beim Zuhören ihre eige-nen Bilder entwickeln.“ Christa Saamer nimmt kein Honorar, sondern bittet um Spenden. „Ich lebe von meinem Mann“, sagt sie lachend, „das ist seine Spende an die Welthungerhilfe.“ Ihr ist wichtig, dass die Kinder von ihrem eigenen Geld und nicht dem der Eltern abgeben. So bekommen sie ein Gefühl dafür, was ihr Geld bewirken kann. „Ich merke, dass ich den Men-

>> Das Afrika-Festival in Jever bietet Kultur und Spaß pur.

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schen Freude mache. Die Freude geht weiter zu den Tuareg-Kindern. Wir tun uns alle gegenseitig etwas Gutes“, freut sich die Bornheimerin.

Afrika-Festival in Jever reißt eine ganze Stadt mitDie Berichterstattung über die Hungersnot in Niger 2005 war der Auslöser für Moses und Martina Enaruna, aktiv zu wer-den. Sie betreiben ein afrikanisches Lokal in Jever und wollten schon immer ein Fest auf die Beine stellen. Aus der Idee, ein kleines Lokalfest zu feiern, ist jetzt ein afrikanisches Stadtfest zugunsten der Welthungerhilfe geworden. Um die beiden Ena-runas versammeln sich jetzt 30 weitere Aktive. Das Fest koor-diniert seit zwei Jahren Andrea Biberacher. „Wir entscheiden aber alle gemeinsam. Es herrscht eine unbeschreibliche Energie auf unseren Treffen. Jeder bringt sich auf seine Weise mit sei-nen Fähigkeiten ein“, erzählt sie.

Das Fest dauert zwei Tage. Trommelworkshop, Bauchtanz, Gos-pelchöre, Kindermusical und Kunsthandwerkstände - für jeden ist etwas dabei. „Wir wollen die Leute vom Hocker reißen“, sagt Andrea Biberacher. Ob Radio, Zeitungen, lokale Künstler und Händler – alle sind sie mit von der Partie. „Das läuft!“ Und dann wiederholt sie die Worte, mit denen sie das Fest 2008 eröffnete: „Viele kleine Menschen, in vielen kleinen Orten, die viele klei-ne Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern.“ Am 18. und 19. September wird in Jever wieder kräftig gefeiert!

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Sie möchten sich auch engagieren?

Irene Sunnus Freiwilligenbetreuung Tel. 0228/22 88-252 [email protected]

S E r V I c E S E r V I c E

Haben Sie Lust bekommen, eine eigene Aktion auf die Beine zu stellen? Dann melden Sie sich doch zu unserem Freiwilligen-Semi-nar an! Dort finden Sie bestimmt weitere Inspirationen! Einmal im Jahr dienen diese Seminare zum Kennenlernen, Austauschen und Netzwerken. Das nächste Treffen findet vom 17. bis 18. April 2010 in Bonn statt. Wenn Sie nicht teilnehmen können: Nähere Informationen erhalten Sie bei Irene Sunnus, die Ihnen gerne Aktive in Ihrer Nähe nennt und Informationen zu unseren Projekten schickt. Bei Irene Sunnus erhalten Sie ebenso Spendendosen oder eine Standausstattung.

>> Wo immer Christa Saamer auftritt, begeistert sie die Kinder mit ihren Märchen.

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Seite an Seite stehen sie, die Bäuerin Margaret Atieno Dulo und Schauspielerin Charlotte Schwab. Margaret Atieno Dulos Heimat liegt im kenianischen Gwassi Hills, die gebürtige Schweizerin Charlotte Schwab lebt in Hamburg. Die neue Imagekampagne der Welthungerhilfe zeigt starke Frauen aus unseren Projekten neben prominenten Frauen aus Deutschland. Sie unterstützen unser zentrales Anliegen, Frauen durch „Hilfe zur Selbsthilfe“ zu fördern, ohne dabei die Männer zu vernachlässigen.

Vielleicht haben auch Sie Ende des Jahres schon eines der Pla-kate an einer Bushaltestelle in Ihrer Nähe oder am Bahnhof ge-sehen. Oder sind in einer Zeitschrift darauf gestoßen. Das Motiv mit Margaret Atieno Dulo und Charlotte Schwab ist eines von bislang dreien. Unter dem Leitgedanken „Unabhängigkeit kann man nicht anbauen. Aber ernten.“ steht Margaret Atieno Dulo mit ihrer Erfolgsgeschichte stellvertretend für Tausende andere Frauen in unseren Projektländern. Sie haben es geschafft, sich in der Landwirtschaft eine eigene Existenz aufzubauen.

Das Selbstbewusstsein wächstSeit die 54-jährige Kleinbäuerin mit Saatgut von der Welthun-gerhilfe Gemüse und Bäume anpflanzt, die zum Wachsen nur wenig Wasser benötigen, muss ihre Familie nicht mehr hungern. In Schulungen hat sie gelernt, wie sie höhere Erträge erzielen kann. Das ist überlebenswichtig, denn alle Verantwortung für ihre sieben Kinder lastet auf den Schultern der Witwe. Da sie nun sogar Ernteüberschüsse auf dem Markt verkaufen kann, ist das Schulgeld für ihre Jüngsten gesichert. Und auch in ihrem Dorf hat die engagierte Frau an Selbstbewusstsein und Anse-hen gewonnen.

Für chancengleichheit stark machen In den Entwicklungsländern sind es oftmals Frauen, die die größ-te Last im Kampf um das tägliche Überleben tragen. Trotzdem sind sie fast überall benachteiligt – wirtschaftlich, politisch und rechtlich. Deshalb setzt sich die Welthungerhilfe besonders für Chancengleichheit ein. Wer Frauen stärkt, stärkt die gesamte Ge-sellschaft. Mit unserer Kampagne möchten wir und Prominente wie die unter anderem aus der ZDF-Fernsehserie „Das Duo“ be-kannte Charlotte Schwab, die ARD-Nachtmagazin-Moderatorin Gabi Bauer und Katrin Müller-Hohenstein, die Frontfrau des „Aktuellen Sportstudios“ im ZDF, dieses Thema stärker in den Fokus rücken.

Sie alle erklärten sich spontan bereit, unsere Sache zu unterstüt-zen und waren von der ungewöhnlichen „Gärtnerinnen“-Idee begeistert. Weitere Motive mit prominenten Unterstützerinnen sollen folgen.

uNABHäNGIGkEIT ErNTEN„Wir Frauen“ - die neue Werbekampagne der Welthungerhilfe

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Sie möchten mehr über die Kampagne wissen oder uns mit dem kostenfreien Abdruck der Anzeige unterstützen?

Christina Plaßmann Werbung und Markenbildung Tel. 0228/22 88-261 [email protected]

S E r V I c E

>> Eines der drei Motive der Kampagne „Wir Frauen“

„Ich bin allen, die mit dem Projekt verbunden sind, sehr dank-bar“, strahlt Margaret Atieno Dulo. Damit sind nicht zuletzt die Spender gemeint, mit deren Hilfe sie nun ein selbstbestimmtes Leben führen kann. Und gleichzeitig wünscht sie sich, dass das Projekt ausgeweitet wird, damit noch mehr Frauen davon pro-fitieren. Gemeinsam können wir noch mehr Erfolgsgeschichten schreiben. Machen Sie Frauen stark – mit Ihrer Spende!

Die ausführliche Geschichte der drei starken Frauen auf unseren Anzeigen finden Sie unter www.welthungerhilfe.de/frauenspe-zial.html. Hier haben wir für Sie auch viele weitere Fakten, Fotos und Berichte zu unserer Frauen-Kampagne zusammengestellt.

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VorBILDLIcHEr JAHrESBErIcHTPlatz eins für die Welthungerhilfe beim Transparenzpreis 2009

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Der Jubel unter Mitarbeitern und Verant-wortlichen war groß als die Welthunger-hilfe Ende letzten Jahres die wichtigste Auszeichnung für deutsche Spendenorga-nisationen erhielt: Am 19. November 2009 nahm Präsidentin Bärbel Dieckmann den mit 15.000 Euro dotierten Transparenz-preis für den besten Jahresbericht in Berlin entgegen. Initiator des Wettbewerbs ist die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesell-schaft PricewaterhouseCoopers (PwC). Die Jury und das Analyseteam der Universität Göttingen lobten vor allem den vorbildlichen Tätigkeitsbericht. Die Welthungerhilfe in-formiert darin über sämtliche Hilfsprojekte sowie die jeweils eingesetzten Mittel. In einem Evaluierungsreport benennt sie die Wirtschaftlichkeit und Wirksamkeit ihrer Arbeit vor Ort.

„Seit der erstmaligen Ausschreibung des Transparenzpreises im Jahr 2005 hat sich die Qualität der von den Spendenorganisa-tionen vorgelegten Jahresberichte erheblich verbessert“, sagte PwC-Vorstandssprecher Hans Wagener bei der Preisverleihung. Rang zwei belegte World Vision Deutschland, den dritten Platz teilten sich Brot für die Welt und die Stiftung Menschen für Menschen von Karlheinz Böhm. Im fünften Jahr des Wettbewer-bes beteiligten sich 60 Organisationen – so viel wie nie zuvor. Zusammen repräsentierten sie ein Spendenvolumen von gut 1,1 Milliarden Euro.

über die Wirkung der Spenden informierenDer Welthungerhilfe standen im Jahr 2008 insgesamt 147,4 Mil-lionen Euro zur Verfügung. Davon stammten rund 110 Millionen Euro aus öffentlichen Zuschüssen wie dem Welternährungspro-gramm (WFP), der Europäischen Union (EU) oder dem Bundes-ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwick-lung (BMZ). Trotz spürbarer Finanzkrise kamen 37 Millionen Euro aus Spenden zusammen – die zweithöchste Summe in der Geschichte der Organisation.

Viele hilfsbereite Menschen fragen sich jedoch zu Recht: „Kommt mein Geld auch wirklich an?“ Im Gegensatz zu anderen europä-ischen Ländern gibt es in Deutschland keine verbindlichen Re-geln für die Berichterstattung von Spendenorganisationen. Der Transparenzpreis von PwC ist damit eine Orientierungshilfe für

Privatleute, Unternehmen und Institutionen. Er berücksichtigt unter anderem die Vergütung der Führungskräfte, die Vereins-strukturen, die Finanzberichterstattung sowie die Offenlegung der Verwaltungs- und Werbeausgaben.

„Ab einer gewissen Größe kommt keine Spendenorganisation mehr ohne Verwaltungsapparat und Marketingbudget aus“, be-tonte Hans Wagener in Berlin. Bei der Welthungerhilfe lagen die Verwaltungsausgaben bei 2,4 Prozent, der Anteil für Werbung und Öffentlichkeitsarbeit bei 5,1 Prozent. Der Löwenanteil des Budgets floss direkt in die 321 Projekte für eine bessere Zukunft in 46 Ländern.

„Wir freuen uns über die Anerkennung, aber wir ruhen uns da-rauf nicht aus“, sagt Wolfgang Jamann, Generalsekretär und Vorstandsvorsitzender der Welthungerhilfe. Als Sieger nimmt die Welthungerhilfe in den kommenden beiden Jahren an dem Wettbewerb nur außer Konkurrenz teil. Doch weitere Verbes-serungen sind schon angestoßen: Neue Prozesse etwa im Con-trolling stellen auch in Zukunft sicher, dass Gelder transparent und effektiv eingesetzt werden. Außerdem werden mehr Kom-petenzen in die Außenbüros in den Projektländern verlagert, damit die Entscheidungen näher an den betroffenen Menschen gefällt werden können. Wolfgang Jamann betont: „Unser größ-tes Ziel ist und bleibt, den Hunger auf der Welt nachhaltig zu beseitigen!“

>> Preisverleihung: Moderator Alfred Biolek, Schatzmeister Norbert Geisler, Präsidentin Bärbel Dieckmann und Hans Wagener von PwC

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ENTScHEIDuNGENMuTIG TrEFFEN Johan van der Kamp ist seit 13 Jahren für die Welthungerhilfe im Einsatz

ein kleines Einkommen gewährleistet werden. Noch heute ist van der Kamp von der Begeisterung der Menschen tief beeindruckt: „Sogar die 87-Jährigen haben mitgemacht. Obwohl sie nie die Früchte ihrer Arbeit ernten können! Aber die haben gesehen: Das verbessert das Leben meiner Enkelkinder.“

Arbeiten im kompetenten TeamDie Lorbeeren für die Arbeit heimst der bescheidene Entwick-lungshelfer nicht gern für sich allein ein. Voller Stolz berichtet er, wie dank der Ortskenntnisse und des Fachwissens seiner lo-kalen Mitarbeiter die Projekte trotz aller Widrigkeiten erfolg-reich abgeschlossen werden konnten. Der Teamchef weiß: Nur

Selbstgefälligkeit liegt Johan van der Kamp nicht. Dabei hat der Entwicklungshelfer viel erreicht, was ihn mit Stolz erfüllen kann. Sieben Jahre arbeitete er für die Welthungerhilfe als Regio-nalkoordinator im Sudan, einem der konfliktreichsten Staaten der Welt. Er musste mit Rebellenführern verhandeln, damit seine Hilfslieferungen auf dem Weg zu notleidenden Flüchtlingen nicht überfallen und ausgeraubt wurden. Mehr als einmal war er ge-zwungen, seine Mitarbeiter aus Krisengebieten herauszuholen.

Seinen harten Arbeitsalltag merkt man dem lockeren und freund-lichen Mann mit dem sanft holländisch gefärbten Deutsch nicht an. Begonnen hat das Engagement des Entwicklungssoziologen für die Welthungerhilfe vor 13 Jahren in Mosambik. Da hat er das Wichtigste für die Projektplanung gelernt. „Unsere Ange-bote müssen einfach und verständlich sein und von vorn he-rein auf Interesse bei den Bauern stoßen. Nur dann ist unsere Arbeit erfolgreich.“

Erfolgreich – das bedeutet, dass den Menschen die Projekte gefallen und sie sie selbstständig weiterführen. In Mosambik unterstützte der Projektleiter 51 Bauerngruppen dabei, Kokos-palmen anzubauen. So sollte sich die Ernährung verbessern und

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>> Einen hübschen Dank erhielt Johan van der Kamp von Schülerinnen und Schülern in Darfur.

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Menschen, die gefördert und gefordert werden, können hohe Leistungen bringen.

Kompetente und verlässliche Mitarbeiter brauchte van der Kamp besonders für seine heiklen Aufgaben im Sudan. Denn die im-mer wieder aufflackernden Konflikte in Darfur und im Südsu-dan machen das Land zu einem Pulverfass – und die Arbeit für Hilfsorganisationen zu einer Gefahr für Leib und Leben.

Seine erste Feuerprobe musste der neue Regionalkoordinator nur drei Monate nach seiner Ankunft bestehen. „In Darfur wurden Hunderte Dörfer niedergebrannt, alles Vieh gestohlen, viele Men-schen mussten sterben oder ihre Heimat verlassen.“ Er reagierte sofort und organisierte Nothilfemaßnahmen für die Hilfsbedürf-tigen. Die Unterstützung für die Flüchtlinge ist bis heute bitter nötig. „Die Hälfte der Bevölkerung ist immer noch abhängig von Lebensmittellieferungen“, sagt van der Kamp.

Im Sudan stand der erfahrene Entwicklungshelfer immer wieder plötzlich vor schwierigen und gefährlichen Situationen. Dann waren beherzte Entscheidungen gefragt. Einerseits musste er den Notleidenden helfen. Andererseits war er für die Sicherheit seiner Mitarbeiter verantwortlich. Wenn van der Kamp beschließt, dass ein Gebiet verlassen werden muss, dann zweifelt keiner seiner Bonner Kollegen die Entscheidung an.

Die Arbeit im Sudan wird immer schwieriger. „Seit dem Sommer 2008 werden auch Hilfsorganisationen zum Ziel von Überfäl-len“, berichtet der Kenner der Region. Einmal wurde sogar ein Mitarbeiter entführt. „Das war mein schlimmstes Erlebnis“, erin-nert sich van der Kamp. „Wir waren nur noch damit beschäftigt, unsere Kollegen wieder freizubekommen.“ Er rief immer wieder

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seine Kontaktpersonen an und versuchte herauszufinden, wo die Geiseln waren und ob jemand Kontakt mit den Kidnappern aufnehmen könne. „Letztendlich hat es geklappt, aber es war sehr schwierig.“

Ein anderes Mal wurden Welthungerhilfe-Mitarbeiter bei Ver-teilungen mit dem Tod bedroht und vier Lastwagen mit Hilfs-gütern gestohlen. Wieder war van der Kamps Entschlossenheit gefragt. Er beschloss, die Arbeit der Welthungerhilfe einzustellen. „Die Gefahr für meine Mitarbeiter war zu groß geworden.“ Zwei Monate lang mussten die 450.000 Hilfsbedürftigen, die von der Welthungerhilfe mit dem Notwendigsten versorgt wurden, ohne Unterstützung zurechtkommen. Dann wurden die Transporte wieder aufgenommen.

Eine neue Aufgabe wartetDie aufreibende Arbeit macht den gebürtigen Niederländer privat zu einem genügsamen Menschen: „Abends bin ich meist froh, wenn meine Frau Ingrid und ich unsere Ruhe haben.“ Um sich an einem Ort heimisch zu fühlen und zu entspannen, reicht ihm das Zusammensein mit seiner Frau. Gelegentlich telefoniert er mit seinem Vater in Holland. Der ehemalige Maschinenbauer besucht seinen Sohn an jedem neuen Wohnort und schaut sich die Hilfsprojekte an. Er kennt die Arbeit seines Sohnes und das macht ihn zu einem seltenen und wertvollen Zuhörer für den Auslandsmitarbeiter.

Nun hat Johan van der Kamp seine Tätigkeit in Nordkorea aufgenommen, wo die Welthungerhilfe eine neue Aufgabe für den Regionalkoordinator bereithält. Und was kommt danach? „Vielleicht zieht es uns wieder nach Afrika zurück. Oder an die Ostsee. Man weiß ja nie, wo es einen hin verschlägt.“

>> Kleine Teepause mit Ehefrau Ingrid >> Die Arbeit im Sudan wird für Helfer immer schwieriger.

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Großer Dank an Leverkusener Schüler

Den Elternsprechtag im November 2009 nutzte die Klasse 5c des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums in Lever kusen für eine tolle Aktion. Die Kinder verkauften zuvor gesammel-tes Spielzeug und nahmen dabei die großartige Summe von 602,66 Euro an nur einem Nachmittag ein. Den Erlös spendeten sie für ein Welthungerhilfe-Projekt in Mali, wo der Schulbesuch von Kindern gefördert wird. Angefangen hatte alles im Politikun-terricht, in dem die Schülerinnen und Schüler über das Los der Kinder in Entwicklungsländern sprachen. Eine Schülerin berich-tet: „Die Spendenurkunde hängt jetzt im Klassenraum, wo wir sie jeden Tag sehen können.“ Die Welthungerhilfe sagt: Vielen Dank – und alle Achtung!

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>> Die Klasse 5c ist stolz auf ihre Sammlung.

Grüne Woche in BerlinDie Internationale Grüne Woche im Januar stand ganz im Zeichen der Welthungerhilfe. Spontan entschieden sich Welt-hungerhilfe-Partner aus Landwirtschaft und Ernährungsin-dustrie ebenso wie Aussteller und Messebesucher, sich dem Spendenaufruf für die Erdbebenopfer in Haiti anzuschlie-ßen. Über 880.000 Euro kamen so für die Überlebenden der schrecklichen Katastrophe zusammen. Derweil entwickelte sich der Welthungerhilfe-Stand mit seinen Fahrradergome-tern zum Publikumsrenner. Insgesamt legten die Besucher 5.573 Kilometer zurück, also genau die Strecke von Berlin nach Monrovia, der Hauptstadt Liberias. Die Mitgliedsver-bände der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungs-industrie wandeln nun jeden Kilometer in bare Münze um. Der Erlös kommt 1.500 Kleinbauern und ihren Familien in Liberia zugute.

>> Am Welthungerhilfe-Stand: Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit, Landwirtschafts- und Verbraucherministerin Ilse Aigner und Welthungerhilfe-Präsidentin Bärbel Dieckmann

Wassertage mit viel ProminenzVom 23.11. bis zum 9.12.2009 ging es rund zwischen den Städten Vancouver und Berlin sowie zwischen Hamburg und Basel: Die Hamburger Initiative Viva con Agua sammelte während der WASSERTAGE 2009 rund 30.000 Euro für sauberes Trinkwasser in einem Welt-hungerhilfe Projekt in Burundi. Fußballturniere, Kon-zerte, Parties und Lesungen brachten nicht nur Spaß und gute Laune, sondern es wurde auch über die Wasser-situation in Entwicklungsländern informiert. Künstler wie der Popstar Sasha sowie der U21-Bundestrainer Rainer Adrion unterstützten die erfolgreiche Aktion.

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Herausgeber:Deutsche Welthungerhilfe e.V.Friedrich-Ebert-Str. 1D-53173 BonnE-Mail: [email protected]

redaktion: Carsten Scholz, Stefanie Koop (Leitung)

Verantwortlich: Carsten Scholz

I M P r E S S u M

Autoren: Constanze Bandowski, Stefanie Koop, Iris Krebber, Katharina Philipps, Gunnar Rechenburg, Angela Tamke, Katharina Wertenbruch, Heike Wülfing

Gestaltungskonzept/Layout: MediaCompany GmbH

Fotonachweis: Böthling 18, FROMI 21, Grossmann 4/5, Jungeblodt 31, Krebber 6/7, Lander 20,

Lohnes 1/3/10/11/12/13/14/15/16/17, Meissner 28, PwC 27, Rechenburg 19, Welthungerhilfe 8/9/21/22/23/25/28/29/31 Nachdruck erwünscht mit Quellenangaben und Belegexemplar. Namentlich gekenn-zeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder.

Lagernummer: 460-9363

Es war ein spannendes Duell. Gloria und Volker Gehlen aus Velbert steigerten gegen TV Koch Horst Lichter - und bekamen den Zuschlag für einen von zwei kongolesischen Holzrollern. Den Scheck über 3.700 Euro über-gab das Unternehmerehepaar aus Velbert Präsidentin Bärbel Dieck-mann und Generalsekretär Wolf-gang Jamann gleich selbst. Die Idee entstand während der ZDF-Rateshow „Gut zu wissen“, wo den Roller Horst Lichter, Katrin Müller-Hohenstein, Wolfgang Niedecken, Andrea Kiewel, Andy Borg und Barbara Hahlweg signierten. Das Gefährt stammt aus einer Schreinerei im kongolesischen Dorf Kitamyaka. Hier fördert die Welthungerhilfe die Ausbildung ehemaliger Kindersoldaten.

kongolesischer roller versteigert

Film: kinderarbeit – aus der Mode! Weltweit arbeiten mehr als 218 Millio-nen Kinder statt eine Schule zu besu-chen, die meisten von ihnen auf den Fel-dern der Entwicklungsländer. Der Film „Kinderarbeit – aus der Mode! Wie ethi-sche Mode erfolgreich Armut bekämpft“ zeigt eine Alternative zu solchen Prakti-ken auf. Er entstand im Rahmen der in-ternationalen Kampagne „Stopp Kinder-arbeit! Schule ist der beste Arbeitsplatz“. Die Welthungerhilfe ist Trägerin der Kampagne in Deutschland. Der Film beinhaltet die deutsche und englische Fassung, jeweils in der Länge von sechs und 45 Minuten. Er kann kostenlos ausgeliehen werden unter: [email protected], www.welthungerhilfe.de oder 0228/22 88-127.

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Welthungerhilfe auf der DidactaMit spannenden Aktionen laden wir Lehrer, Schüler so-wie alle, die sich mit dem Thema Bildung befassen, auf die weltgrößte Bildungsfachmesse nach Köln ein. Vom 16. bis 20.3.2010 ist die Welthungerhilfe dort auf der Sonderschau „Globales Lernen und Bildung für nachhal-tige Entwicklung“ präsent. Es erwarten Sie Referenten aus Partnerländern der Welthungerhilfe sowie Mitmach-aktionen. Zudem beteiligt sich die Welthungerhilfe an der Podiumsdiskussion „Globale Entwicklung im Unter-richt: Wie mache ich meine Schüler fit für die Zukunft?“Für alle Schulstufen ist aktuell eine Handreichung er-schienen „Nach der Katastrophe - Schulen für Haiti“. Sie berichtet über die Nothilfe der Welthungerhilfe und bietet Anregungen für den Unterricht und für konkrete Hilfsaktionen. Zu bestellen unter: [email protected], Tel. 0228/22 88 -127.

Vortragsreihe zum Thema NachlassDie neuen Termine stehen fest! Besuchen Sie einen un-serer Vorträge zum Thema „Gute Gründe ein Testament zu errichten“. Sie finden jeweils von 17-19 Uhr statt und werden von einem juristischen Experten gehalten:

Bielefeld: 16.03.2010, Volkshochschule Bielefeld, Ravensberger Park Münster: 17.03.2010, Jugendgästehaus am Aasee, Bismarckallee 31Essen: 18.03.2010, Haus der Technik, Hollestr. 1

Die Teilnahme ist selbstverständlich unverbindlich und kostenlos. Eine Anmeldung ist aus Platzgründen jedoch erforderlich bei: Corinna Heck, Tel.: 0228/22 88-419 oder [email protected].

T E r M I N E

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Deutsche Welthungerhilfe e.V.Friedrich-Ebert-Str. 1 D-53173 Bonn Tel. 0228/22 88-0 Fax 0228/22 88-203Internet: www.welthungerhilfe.de E-Mail: [email protected]

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