Mitteschön Magazin - Ausgabe 25

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STAND BY ME DEUTSCH + ENGLISH NEUES AUS BERLIN MITTE Ausgabe 25, September 2012 JEDER KENNT JEDEN – ICH KENNE DIE QUEEN INTERVIEW: DANIEL JOSEFSOHN GLÜCKSTAG: FREUNDE VON FREUNDEN Mittes Monatsheft!

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Neues aus Berlin Mitte

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standby me

deutsch + english

neues aus Berlin Mitte

Ausgabe 25, September 2012

jeder kenntjeden – ich kennedie queen

interview:daniel josefsohn

glückstag:freunde von freunden

Mittes Monatsheft!

Page 2: Mitteschön Magazin - Ausgabe 25

mongrelsin common

selveLiebigfreuen sich auf die

vogue fashion’s night outim hÔtel concorde berlin

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Editorial 3

Mitte ins herz

Kaum zu glauben, aber wahr: Ihr haltet gerade die 25. MITTESCHÖN-Ausgabe in der Hand, was bedeutet, dass vor zwei Jahren die erste Papierversion unseres Blogs aus der Pressmaschine kam. Seitdem ist einiges passiert und wir freuen uns nach wie vor wie Bolle, wenn wir durch die Stadt laufen und jemanden sehen, der gerade in unser Maga-zin vertieft ist.

Unser Netzwerk ist dank der vielen liebenswerten, kreativen und schaffenswütigen Menschen, mit denen wir zusam-mengearbeitet haben, gehörig gewachsen. Passend dazu huldigen wir in dieser Jubiläumsausgabe der Freundschaft. Mag man dem Fotografen Daniel Josefsohn Glauben schenken, dann sollte man sich zwar besser an treue Vierbei-ner halten – getreu dem Motto: „Need a friend, need a dog“ – aber unsere Redakteurin Sophia beweist, dass wah-re Freundschaft weit über den Tod hinaus existiert. Ihr erfahrt außerdem, dass die „Jeder-kennt-jeden-über-sechs-Ecken“-Theorie stimmt – immerhin haben wir den Selbstversuch unternommen – und warum sich die Buddys vom erfolgreichen Blog Freunde von Freunden nicht gerne in den eigenen vier Wänden ablichten lassen. Des Weiteren erwarten euch ein Interview mit Elektronic-Beat-Bastler Robot Koch, unsere Kolumnen MIMU und Was ich noch sa-gen wollte..., unsere Lieblingsstücke und, und, und.

Die Ausgabe ist allen gewidmet, die in den letzten zwei Jahren MITTESCHÖN produziert oder konsumiert haben: Vielen Dank!

Eure MITTESCHÖN-Redaktion

Die Fotografin Galya ist gerade, nachdem sie sich während eines Berlin-Besuchs in die Stadt verliebt hatte, von New York

hierhergezogen. Am liebsten fotografiert sie kreative Individuen in einer animierten Interaktion mit der Großstadt, im-

mer auf der Suche nach der Mythologie, die entsteht, wenn die sich ständig wandelnde urbane Welt die innere Welt ihrer

Besucher beeinflusst.

www.galyaphoto.com

galya feierMan

Geboren im Ruhrpott, aufgewachsen im Rheinland und ihre Heimat gefunden in Köln, lebt Bettina Schuler seit sieben

Jahren mit Mann und Kind in Berlin. Kneipen, Bars und Clubs sieht sie nur noch selten. Dafür kennt sie alle Spielplätze,

Parks und Eisdielen Berlins. Welche die besten sind, das verrät sie euch jeden Monat in MITTESCHÖN. Ansonsten schreibt

sie regelmäßig für die Brigitte Balance, das Missy Magazin und diverse Filmzeitschriften.

www.bettinaschuler.de

Bettina schuler

Ihre Heimat ist das Meer und der hohe Norden, doch ihr Wahlhafen ist seit 1999 Berlin. Denn hierhin ist sie trotz zahl-

reicher Abstecher nach London, Lissabon und Bristol bislang immer wieder zurückgekehrt. Dörte ist bei MITTESCHÖN seit

allererster Stunde mit an Bord und für die Art Direction, das Layout und die Modestrecken des Magazins verantwortlich.

Sie ist ein Foto-Freak, liebt Paolo Roversi, Tim Walker, Diane Arbus und Guy Bourdin und die Filme der Nouvelle Vague.

www.dortelange.de, http://sometime-never-day.tumblr.com/

dörte lange

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Herausgeber

Toni Kappesz

VeröffentlicHung

Vollstrudel GmbHSchröderstr. 1210115 Berlin, Germany

Projekt Manager

Anne Kammerzelt ([email protected])

artDirection

Dörte Lange ([email protected])

grafikDesign

Dörte Lange ([email protected])

Presse

Pelén Boramir ([email protected])

reDaktion

Anne Kammerzelt ([email protected])André Uhl ([email protected])

reDakteure

Paul Schlosser, Bettina Schuler, Björn Lüdtke, Oliver Janik, Sophia Schwan,Pelén Boramir, Katharina Geißler, Sophia Hoffmann, Jesi Khadivi

fotografen

Tina Linster, Stini Mimissonsdottir, Sebastian Braschl

Übersetzung

Nicholas Tedeschi ([email protected]), Robert Schlicht

lektorat

Katharina Geißler

anzeigenVerMarktung

[email protected]

Webseite: www.mitteschoen.com

Projekt Manager online

André Uhl ([email protected])

Druck

hofmann infocom Nürnberg

Coverfoto: Daniel Josefsohn, fotografiert von Galya Feierman.

4 Impressum

Mitteschön no 25

Page 5: Mitteschön Magazin - Ausgabe 25

wegweiser MoMentMal: freund schafft glück

konzerte und ausstellungenConcerts and Exhibitions

Mitteschön lieBlingsstücke

giMMe five: that’s what friends are for

kochtipps voM kochhaus

englische üBersetzungenEnglish Translations

Mitteschön verlosung

stadtplanCity Map

kieztalk glückstag Mit freunde von freunden

neu in der stadt: Buchhandlung ozelot

interview: daniel josefsohnInterview: Daniel Josefsohn

reportage: jeder kennt jeden – ich kenne die queen

wir Mitte-Muttis und die leih-grosselternWe Mitte Mums and the rental grandparents

Berliner gesichter: Brigitte kuBe, Blogger-oMi

koluMne: Missstände und andere Belanglosigkeiten

kulturgut die grüne-punkte-krankheit Green Dot Disease: Death and Friendship

illustratorin des Monats: Xenia finkIllustrator of the Month: Xenia Fink

kunsttipps von eyeoutEYEOUT Art Events

filMtipps der filMgalerie 451

angehört und nachgehorcht: roBot koch

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Inhaltsverzeichnis 5

inhalt / content

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freund schafft glück: Kleinod wurde vor einigen Jahren zum schönsten, vom Verschwinden bedrohten Wort gewählt. Es bedeutet Schmuckstück, kann aber auch etwas, das uns beson-

ders am Herzen liegt, oder ein Glückbringer sein. Meine Freundin Joni ist eine der wenigen, die diesen Begriff noch am Leben erhält. Unsere Freundschaft ist mein Kleinod und dies eine kleine Ode an

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die Freundschaft. Nichts im Leben ist schöner, wichtiger und wohli-ger als gute Freunde. Es sind die echten, die uns – nicht den Gefällt-mir-Button – drücken und, wenn nötig, auch mal schütteln; die alles

von uns wissen und uns trotzdem lieben. Es sind die, die sich ganz nah anfühlen, auch wenn sie weit, weit weg sind. FREUNDSCHAFT SCHAFFT ALLES. Tina Linster fängt für MITTESCHÖN Berlin-Momente ein.

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8 Konzerttipps von Katharina Geißler und Sophia Schwan, Translation P. 41

Performance12. September 2012, Beginn: 18 bis ca. 24 Uhr Eintritt: 8 EuroBeginn: 18 bis ca. 24 Uhr

„I destroy my own market by making a huge edition of prints which will never be worth anything.“ Jeden Tag werden wir mit ihnen konfrontiert, ohne jedoch bewusst darauf zu achten: Werbeplakate, die mit (oftmals nicht sehr gesundem) Essen und Trinken locken. Dem Thema Konsum und der Industrie, die sich dahinter verbirgt, widmet sich Lukas Julius Keijser in seiner Performance. Diese spielt sich in einem kleinen Imbissstand ab, der nur aus Wer-beplakaten besteht. Hunger und Durst werden hier nicht gestillt, dafür bekommt jeder Kaffee-, Bier-, Pommes oder Würst-chen-Motive per Siebdruckverfahren auf Schilder aus Pappkartons, welche täglich im Mülleimer landen, gedruckt. Besucher können die Werbetafeln zum üblichen Im-bisspreis der darauf abgebildeten Bilder kaufen. Die Idee dieser Performance setzt sich anschließend fort: Die Besucher tra-gen ihre Werbetafeln mit nach Hause und können sich diese später in ihre heimische Küche hängen. Darüber hinaus beschäftigt sich die Performance auch mit den Fragen: Was ist Kunst und was ist keine Kunst bzw. Ikea-Kunst? Warum sind Leute überhaupt bereit viel Geld für Kunst auszugeben? Die kuriose Imbiss-Performance findet be-zeichnenderweise am Eröffnungstag der Berliner Liste, ein Markt für zeitgenössi-sche Kunst, statt.MUMA, Heizkraftwerk Mitte

Köpenicker Straße

iMBiss-kunstaktion

PartyEintritt: 20 Euro 14. September 2012Beginn: 20 Uhr

Das CTM Festival geht mit seiner Veran-staltungsreihe Polymorphism am 14. Sep-tember in die dritte Runde und präsen-tiert diesmal dunkle, psychedelische und bassschwere Klangformeln, die jenseits etablierter Sounds stehen. Das Londoner Duo Hype Williams wird euch mit seiner bizarren und erfundenen Autobiografie zum Lachen und mit seinem undurch-schaubarem Zucker-Pop-Gebräu, wel-ches mit Folk-Musik und improvisierten Schlagzeugrhythmen verfeinert wird, zum Tanzen bringen. Wie ihre Musik sind auch ihre Auftritte unberechenbar. Mal werden Masken aus Aluminiumfolie gebastelt oder ein Imkerhelm tragender Mann ver-brennt Puppen. Die musikalischen Erzeug-nisse von King Midas Sound sind dank des feinsinnigen, zurückhaltenden Gesangs und der Zeitlupen-Beats weitaus introver-tierter und melancholischer. Ihr Klang-gemisch aus experimenteller Elektronik, Dance, Reggae und eindringlichem Soul lassen einen tief in die Dunkelheit der Clu-bräume des Berghains eintauchen wollen.Berghain/ Panorama Bar

Am Wriezener Bahnhof

www.berghain.de

hype williaMs und king Midas soundElectronica Progressive Rock

Eintritt: 25 Euro5. September 2012Beginn: 19 Uhr

Eines steht fest: Bei Archive weiß man nie genau, was einen erwartet. Seit ihrem dunklen Trip-Hop-Debüt Londinium hat sich das britische Kollektiv, das mit Un-terbrechungen seit 1994 existiert, stets weiterentwickelt und dabei raumgreifend musikalische Weiten erwandert. Ob Post-Rock, psychedelische Einschläge, Electro-nica oder Arrangements mit Orchester – stets bewiesen Darius Keeler und Danny Griffiths, wie vielseitig sie sind. Ging es auf ihrem letzten Album Controlling Crowds noch um gesellschaftliche Bewegungen, widmen sich Archive auf ihrem achten Studioalbum With Us Until You’re Dead einem eher persönlichen Thema: Liebe. Insgesamt vier Vokalisten, darunter Pol-lard Berrier und Holly Martin, erzählen von den unterschiedlichen Facetten der Liebe und den verschiedenen Masken, die wir tragen, wenn wir andere Menschen lie-ben. Kühler Progressive-Rock-Sound trifft hier auf treibende elektronische Beats und epische Streicher. In Begleitung des Deut-schen Filmorchesters Babelsberg werden Archive bei der großen radioeins-Geburts-tagsfeier auf der Bühne des Tempodroms spielen. Mit dabei sind außerdem die bri-tische Sängerin Gemma Ray, die Berliner Band Budzillus, der britische Singer/Song-writer Jonathan Jeremiah und der Musiker und Entertainer Olli Schulz.Tempodrom

Möckernstraße 10

www.tempodrom.de, www.radioeins.de

archive

konzertverschoBen

auf 22.11.!

concertpostponed

to 22.11.!

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Konzerttipps von Katharina Geißler und Sophia Schwan, Translation P. 41 9

Pop5. September 2012Beginn: 21 Uhr

Dass sie einst das erfolgreichste Popduo der britischen Musikgeschichte sein wür-den, konnten der damalige Musikjourna-list Neil Tennant und Architekturstudent Chris Lowe natürlich nicht wissen, als sie sich Anfang der 80er in einem Elektroni-kladen in London trafen. Mit ihrer gleich-zeitig massentauglichen und tiefsinnigen Dance-Pop-Musik schossen die Pet Shop Boys in Windeseile auf die Spitze der welt-weiten Charts und blieben auch da. Da sie viele ihrer neuen Songs in Berlin schrie-ben, passt es wohl, dass sie ihr elftes Al-bum Elysium am 5. September in Hebbel am Ufer vorstellen. Für die Produktion des Albums verschlug es sie auch für ei-nige Monate nach Los Angeles, wo sie ihr Album mit Kanye Wests Produzenten An-drew Jones verfeinerten. Da es keine Kar-ten zu kaufen gibt, verlost MITTESCHÖN zusammen mit Electronic Beats 1x2 Tickets für das Konzert. Wer sich das britische Duo lieber zu Hause anschauen möchte, dem kommt die Live-Übertragung genau recht. Mehr Informationen zur Ticketverlosung findet ihr auf unserem Blog unter www.mitteschoen.com.Hebbel am Ufer / Hau 1

Stresemannstr. 29

www.hebbel-am-ufer.de

pet shop Boys

PopEintritt: 16,10 Euro 9. September 2012Einlass: 19 Uhr, Beginn: 20 Uhr

Als Tochter eines Jazz-Schlagzeugers wuchs Hannah Cohen umgeben von Mu-sik auf. Im jugendlichen Alter reiste sie als Model um die halbe Welt. Schließlich landete sie in New York und war dort eine Art Muse der dortigen Kunstszene. Wäh-rend die junge Kalifornierin in einem New Yorker Jazz-Club arbeitete, fing sie an, sich selbst das Gitarrenspiel beizubringen und ihre eigenen Songs zu schreiben. Als sie das erste Mal öffentlich auf einer Par-ty sang, waren die Gäste hellauf begeis-tert. Jetzt sind diese sehr persönlichen Reflektionen über Liebe und Einsamkeit auf Hannahs Debüt Child Bride erschie-nen. Unterstützung bekam die 25-Jährige von Produzent Thomas Bartlett alias Do-veman, der als Keyboarder bei The Natio-nal spielte. Die Begleitband setzt sich aus den besten Musikern zusammen, die New York zur Zeit zu bieten hat, darunter Gitar-rist und Violinist Rob Moose von Bon Iver und Schlagzeuger Kenny Wollesen, der für Tom Waits und Norah Jones getrommelt hat. Zusammen haben sie ein intimes, recht melancholisches Album eingespielt, das von grandiosen Musikern und Han-nahs gläsern-zerbrechlichen Stimme lebt. MITTESCHÖN präsentiert das Konzert im Roten Salon, das im Rahmen der Berlin Mu-sic Week stattfindet.Roter Salon, Rosa Luxemburg Platz 1

www.roter-salon-berlin.de

hannah cohen

TheaterEintritt: ab 10 Euro11., 18. September und 2. Oktober 2012 Beginn: 19.30 Uhr

Der Nagel, der heraussteht, muss einge-schlagen werden. Jede Gegenwehr in der Nazi-Zeit wurde genau so gehandhabt. Das mussten Elise und Otto Hampel am eige-nen Leibe erfahren. Nachdem der einzige Bruder Elises in Paris fiel, entschied sich das Ehepaar selbstentworfene Anti-Nazi-Postkarten und -Flugblätter zu verteilen. Ihren Ungehorsam mussten sie mit ihrem Leben bezahlen nachdem sie von ihrer Nachbarin verraten worden waren. Diese wahre Geschichte, welche Hans Fallada 1947 als Roman veröffentlichte, wurde von Jens Groß für die Bühne bearbeitet und ist nun im Maxim Gorki Theater zu sehen. Unter dem gleichnamigen Titel Jeder stirbt für sich allein wird das herrschende Miss-trauen unter der Bevölkerung, die trostlo-se Aussichtslosigkeit sowie der sichere Tod der Gegner des Nazi-Regimes, oder auch „Wehrkraftzersetzer“ genannt, herzerwei-chend dargestellt. Ambivalente Charaktere und die entmutigenden Alltagsschicksale dieser Zeit erwachen auf der Bühne fes-selnd zum Leben.Maxim Gorki Theater Berlin

Am Festungsgraben 2

www.gorki.de

jeder stirBt für sich allein

Foto

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10 Mitte Streets

MitteschönlieBlingsstückeTexte Paul Schlosser Translation P. 38

here coMes the queenIst: visuelle Biografie und Werkschau der besonderen ArtKann: tiefe Einblicke gewährenKostet: 73,99 Euro

Bis zu ihrer Teenagerzeit sah es so aus, als gebe Mittelmäßigkeit den Ton im Leben des späteren Topmodels an. Kate wuchs in der unteren Mittelschicht in einem Londoner Vorort auf. Sie war eine mittelmäßige Schülerin ohne jeg-liche Ambitionen, ihre Lehrer prophezeiten ihr eine Karriere als Verkäuferin bei Woolworth und keine Geringere als ihre Mutter redete ihr anfänglich die Modelqualitäten streitig. Doch sie lagen alle falsch. Im Juni dieses Jahres wur-de Kate Moss für ihr sage und schreibe 32. Vogue-UK-Cover abgelichtet und bricht somit alle Rekorde. Magazinredakteur Jefferson Hack, Kates ehemali-ger Liebhaber und Vater ihrer Tochter, nahm dies zum Anlass eine Retrospek-tive über ihre Karriere zu verfassen. Das Buch wird unter dem Titel Kate: The Kate Moss Book am sechsten No-vember im Rizzoli Verlag New York erscheinen und zahlreiche Fotografien der Ikone – von den frühen Jahren über ihren kometenhaften Aufstieg Mitte der 90er bis heute – beinhalten. www.amazon.de

totgesagte leBen längerIst: eine ungewöhnliche PaarungKann: Musterschülern Street-Credibility verleihenKostet: 90 Euro

Huch, beim Anblick der Homepage des französischen Modehauses Kenzo könnte man glatt meinen, man hätte sich in den farbgewaltigen Online-Shop der amerikanischen Kollegen von Opening Ceremony verirrt! Und schau an, die ähnliche Farbgestaltung kommt hier nicht von ungefähr, besetzen doch Humberto Leon und Carol Lim nun die neue Designspitze, die bereits mit Opening Ceremony eines der beliebtesten Shoppingziele in New York schaf-fen konnten. Die neuen Impulse scheinen besonders bei der jüngeren Ziel-gruppe und dem amerikanischen Markt gut anzukommen. Kaum jemand hatte den vergangenen Saisons Beachtung geschenkt. Ohne auf die typische Handschrift ihres Vorgängers Antonio Marras zu verzichten, kreiert das Design-Duo seit zwei Saisons wesentlich frischere Kollektionen, die sich ge-konnt zwischen Sportlichkeit und Eleganz bewegen und nun auf jeden Fall die verdiente Aufmerksamkeit bekommen. Besonders gut gefällt uns die zweite Kollaboration mit Vans im charakteristischen Kenzo-Stil. Objekt der Zusammenarbeit diesmal: der Authentic. Diesmal kommt der Klassiker ganz schön gestreift und mit blumigen Mustern daher. Genau das Richtige, um dem tristen Sommer noch ein bisschen Farbe einzuhauchen. www.kenzo.com

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Mitte Streets 11

peek-a-Boo!Ist: alles andere als unauffälligKann: ein Statement setzenKostet: 780 Euro

Was man vor kurzer Zeit noch kommentarlos neben klobigen Buffalo-Pla-teau-Sneakern in die No-go-Mottenkiste verbannt hätte, scheint sich inzwi-schen als ernstzunehmender Trend etabliert zu haben. Ob Prada, Dries oder Acne – sie alle prophezeien uns einen „getarnten“ Sommer in erdigen Grün-tönen. Bis wir dann selbst allerdings Gefallen an dem kontroversen Muster gefunden haben, ist eine ganze Zeit vergangen. Trends brauchen Zeit. Das Auge gewöhnt sich an Immer-wieder-Gesehenes und wir stellen neue Assozi-ationen her. Spätestens nach dem Anblick der edlen Leder-Derbys von Mens-wear Designer Mihara Yasuhiro ist es dann aber endgültig um uns geschehen und wir bekommen eindeutig Lust auf Tarnung. Die Schuhe bestechen durch kontrastreichen Camo-Print an der Spitze, charakteristische Brogue-Loch-musterung auf der Schachtteilkante und ihr sonst unaufgeregtes, zeitloses Design. www.farfetch.com

heaven is a half pipeIst: zwar für den Sommer 2013...Kann: ...aber schon jetzt bestellt werden!Kostet: 321 Euro

Brauchst du noch das passende Skateboard zu deinem Katie-Eary-Shirt? Die britische Designerin mit Vorliebe für opulente, großflächige Druckmotive hat für den nächsten Sommer nicht nur Hosen, Blousons und Hemden in einheitlichen Prints designt, sondern gleich auch das dazugehörige Skate-board. Für ihre fantasievolle Kollektion, die von der prunkvollen Ornamen-tik Donatella Versaces und der bunten Farbpracht der Unterwasserwelt inspi-riert ist, machte Katie Eary das, was sie am besten kann: Farben, Muster und Stoffe mixen und Kombinationen ausprobieren, von denen andere Designer nicht einmal zu träumen wagen. Die Lieferzeit der einzigartigen Decks, die aus kanadischem Ahornholz gefertigt werden, liegt bei drei Wochen, was man für diese einzigartigen Designs wirklich nur zu gerne in Kauf nimmt.www.katieeary.co.uk/shop

wallflowersIst: ewig haltbarKann: sich gut im Knopfloch machenKostet: ab 95 Euro

Der Sommer ist noch in vollem Gange, doch so allmählich füllen sich die Ma-gazine mit den Kampagnen für den nächsten Herbst und auch online kann be-reits munter drauflos geshoppt werden. Auf der Internetseite von Prada kön-nen nun erste Stücke der grandiosen Herren-Winterkollektion, die im Frühjahr an gestandenen Schauspielern wie Willem Dafoe oder Gary Oldman präsentiert wurde, in den Warenkorb gelegt werden. Bei genauerem Betrachten der winter-lichen Garderobe wird das Augenzwinkern Miucca Pradas erkennbar. Die ange-steckten „Orden“ aus der sonst sehr seriös wirkenden Kampagne sind Rugby-Bälle aus Kunststoff und ein genauer Blick auf die Broschen und ihre Embleme lässt aufgedruckte Footballhelme und Pistolen erkennen. Am besten gefallen uns aber die hochwertigen Einsteckblumen, die nicht etwa aus Kunststoff oder Polyester, sondern aus Leder gefertigt wurden und in zartem Rosa, Lila oder Rot zu bestellen sind. www.prada.com

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Glückstag 13

freunde von freunden

Freunde von Freunden heißt ein Online-Magazin, das in Interviews und

Bildern kreative Menschen vorstellt. Dahinter stecken Torsten Bergler,

Oliver Kann, Frederik Frede und Tim Seifert. Wir haben einen halben

Arbeitstag mit zweien davon verbracht. Torsten und Oliver zeigten uns

ihren Kiez rund um die Mulackstraße.

Text Björn Lüdtke Fotos Stini Mimissonsdottir Translation P. 42

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14 Glückstag

Eigentlich wollten wir mit den Machern von Freunde von Freunden mal den Spieß umdrehen und uns in ihren Wohnungen umsehen. Torsten Bergler, Mitbegründer des Online-Magazins, lacht auf die Frage, warum sie uns nicht in ihre privaten Ge-mächer lassen wollen: „Weil das gar nicht so spannend ist, wie manche denken.“ Fin-den wir schon.

Dann wenigstens ins Büro? „Wir hatten schon viele Besucher im Büro, das ist nichts Unbekanntes. Das wurde einfach schon zu oft gezeigt. Wir würden euch lie-ber die Baustelle vom neuen Büro zeigen, hier im Haus, ein paar Stockwerke höher, aber da sind gerade die Handwerker“, sagt Oliver Kann, der erst ein wenig später zum Team von Freunde von Freunden gestoßen ist.

Man hat nicht mehr so viel Lust, sich ums eigene Heim zu kümmern, wenn man sich tagtäglich mit denen von anderen befasst. Torsten nehme sich das immer vor, „aber ich habe dann nicht die Zeit. Ich bin nicht der Typ, der sich groß einrichtet.“ Oliver holt sich zumindest Tipps von der eige-nen Website: „Bevor ich nach Berlin zu-rückgezogen bin, haben meine Freundin und ich auf jeden Fall Freunde von Freun-den studiert.“

Das Konzept ist dem unseres Glückstags nicht unähnlich. Freunde von Freunden wird zwar oft als Blog über Inneneinrich-tung missverstanden, aber eigentlich geht es um Personen. Kreative werden besucht, man findet mehr über sie und ihr Lebens-

und Arbeitsumfeld heraus und erzählt diese Geschichte dann anderen kreativen Menschen.

Das Kernteam besteht aus Torsten und Oliver, die wir schon kennengelernt ha-ben, sowie Frederik Frede, der sich beim Nachnamen rufen lässt, und Tim „Timmi“ Seifert. Die letzten beiden haben heute leider keine Zeit, uns ihren Kiez zu zeigen. Torsten und Oliver treffen wir in ihrem Büro in der Mulackstraße. Sie schlagen vor, bei The Barn mit einem Kaffee zu star-ten und sich dann langsam wieder zum Büro zurück zu arbeiten.

Wer auf der Seite auftaucht, der ist tatsäch-lich immer ein Freund von einem Freund – nur über persönliche neue Bekannt-schaften oder Empfehlungen kommt man auf die Seite. Oliver: „Wir brauchen nur ein paar Fakten, was die Leute ungefähr machen und in welcher Stadt sie wohnen. Wir besuchen sie prinzipiell ohne zu wis-sen, wie die Wohnung aussieht. Das ist die Überraschung sozusagen.“ Torsten: „So ist auch immer irgendwie ein Draht da, eine Verbindung oder ein Vertrauensver-hältnis. Das macht den Einstieg bei den Interviews relativ entspannt. Anders, als wenn da so eine Architectural Digest in die Wohnung reingeht. Bei uns ist es eher ein persönliches Gespräch, aus denen dann die Fotos entstehen.“

Am liebsten haben es die Jungs auch, wenn die Wohnungen unaufgeräumt sind, ungestylt (umso mehr wundert es mich, dass wir nicht in ihre dürfen). Sie

wollen das jeweilige Umfeld so einfangen, wie es auch tatsächlich ist. Aber immer mehr Leute würden die Wohnungen auf-räumen, wenn sie erfahren, dass das FvF-Team zum Fotografieren komme.

Ob sie schon mal an Orten waren, an de-nen es gar nichts zu knipsen gab? Oliver antwortet: „Da gibts eine gute Geschichte, die Frede mal erzählt hat, von so einem Typen, der noch bei seiner Mutter gelebt hat, in nur einem Zimmer. Aber da konn-te man unheimlich viel fotografieren. Es gibt immer eine Möglichkeit.“

Oliver und ich sind uns einig, dass der Begriff „authentisch“ in diesem Zusam-menhang leider zu oft gebraucht wird. „Ehrlich“ gefiele ihm besser. Ob sich auch Leute bewerben würden? Ja, aber das leh-nen sie grundsätzlich ab. „Das passt nicht zu unserem Konzept. Das basiert immer auf einer persönlichen Beziehung“, erklärt uns Torsten.

Wir gehen durch den kleinen dreieckigen Park zwischen August-, Gips- und Joach-imstraße. Im Sommer verbringe Oliver viel Zeit draußen. Irgendwo was zu essen holen und dann auf der halben Halfpipe hier im Park oder auf dem Garnisons-friedhof sitzen. Wir entschließen uns genau dorthinzulaufen. „In Kopenhagen fletzen die Leute zwischen den Gräbern rum, essen und entspannen. Hier ist im-mer wenig los.“ Wir fragen uns, ob es in Deutschland eine größere Hemmschwelle vor Friedhöfen gibt.

Do you read me?!

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Glückstag 15

The Barn Eismanufaktur

Garnisonsfriedhof

Page 16: Mitteschön Magazin - Ausgabe 25

The Barn

Auguststraße 58

10119 Berlin

www.thebarn.de

Zeit für Brot

Alte Schönhauser Straße 4

10119 Berlin

030 28 04 67 80

www.zeitfuerbrot.com

Do you read me?!

Auguststraße 28

10117 Berlin

030 69 54 96 95

www.doyoureadme.de

Garnisonsfriedhof

Eingang kleine Rosenthaler Straße

16 Glückstag

Do you read me?!

Inzwischen ist das FvF-Team weltweit unter-wegs. Ich will wissen, ob es trotz der ähnlichen Szenen in verschiedenen Städten (wer Kreuz-berg mag, der findet in der Regel auch die Lower East Side gut) und der Vernetzung noch andere kulturelle Unterschiede gibt als das ungenierte Nutzen von Friedhöfen.

„Absolut. Als wir zum Beispiel in New York wa-ren..., da sind die Wohnungen viel kleiner, da passiert das Leben mehr bei der Arbeit, auf der Straße als wirklich zuhause. Das Gute ist, dass wir lokale Teams haben. Die sind Insider, die geben uns das echte Leben sozusagen. Daran sehen wir, es ist überall ein bisschen anders. Je näher man an Europa ist, desto gleicher ist alles, aber sobald man dann in Beirut oder Istanbul ist, wird es anders. Aber es gibt schon sehr vie-le Crossovers. Globalisierung spielt eine große Rolle. Man hört die gleiche Musik, wo ich dach-te, ich könnte mal was Neues kennenlernen.“

Und überall der gleiche Stuhl. Wird man der ganzen Klassiker nicht irgendwann mal müde? „Ich finde, das ist auch ein Teil der Globalisie-rung, dass jetzt alle auf den Trichter kommen einen Eames Chair zu wollen. Aber jetzt, wo wir internationaler geworden sind und man auch mal weiter rauskommt..., es sind auch nicht ganz so wohlhabende Leute dabei, da findet man sehr kreative Sachen. Aus Backsteinen ge-baute Ecktische, so was ist halt lustiger“, meint Oliver.

Wir machen uns auf den Weg zurück ins Büro, wir wollen noch auf das Dach und die Baustelle, um das zukünftige Büro zu sehen. Wir laufen die Linienstraße entlang und beschließen einen kleinen Umweg über die Alte Schönhauser zu machen. Wir entdecken die neue Bio-Bäckerei

Zeit für Brot. Wir fragen, ob wir Fotos machen dürfen. Der Inhaber will erstmal aufräumen und die Regale auffüllen. Wir beteuern, dass das schon okay so wäre – ist ehrlicher.

Im Herbst kommt die iPad-App. Das erste Buch mit dem Besten von der Seite erschien im No-vember 2011. Die erste Auflage ist ausverkauft, die zweite wird gerade produziert. Genug Mate-rial für ein weiteres Buch hätte man schon zu-sammen, aber das will man in Ruhe angehen.

www.freundevonfreunden.com

GarnisonsfriedhofZeit für Brot

Page 17: Mitteschön Magazin - Ausgabe 25

Neu in der Stadt 17

Buchhandlung ocelotText Björn Lüdtke Fotos Sebastian Braschl Translation P. 42

Wer online Bücher bestellt, der kennt folgende Phra-se: „Kunden, die diesen Artikel gekauft haben, kauften auch...“ Was vordergründig clever scheint, entpuppt sich auf Dauer als ziemlich langweilig. Wenn wir im-mer nur das kaufen, was Amazon und Co. für unsere Vorlieben hält, braten wir irgendwann nur noch im eigenen Saft. Überraschungen? Neue Horizonte, an die wir – und schon gar nicht ein Algorithmus – nie denken würden? Fehlanzeige.

Umso besser, dass es in Mitte nun wieder eine ordent-liche Buchhandlung mehr gibt: Bei Ocelot behält das Buch auch im 21. Jahrhundert seine Relevanz. Inhaber Frithjof Klepp: „Der physische Kauf bietet eine andere Möglichkeit der Beschäftigung mit Inhalt und Form des besonderen Buchprodukts. Auch die individuel-le, auf den einzelnen Käufer zugeschnittene Auswahl durch hochqualifizierte ‚Literaturvermittler‘ ist so nur in einem lokalen Ladengeschäft möglich. Er kennt die Umgebung und die Geschichte des Ortes und seiner Bewohner.“

Was man bei Ocelot bekommt, das man im Netz nicht findet? Neben der persönlichen Beratung (übrigens

durch gelernte Buchhändler, Literaturwissenschaftler und Künstler), der besonderen Einrichtung und ei-nem Café auch ausgesuchte Artikel, die so nicht im In-ternet vertrieben werden (zum Beispiel den Bildband Merk: What?, eine Dokumentation der Fotografin Rosa Merk, die die Band Bodi Bill bei ihrer Tour What? im Jahr 2011 begleitet hat).

Aber nur, weil man hier das gedruckte Buch schätzt, heißt das noch lange nicht, dass man nicht auch im 21. Jahrhundert angekommen wäre. „Der Online-Shop bildet das digitale Rückgrat von Ocelot.“ Wer auf Pa-pier stöbern, aber digital lesen will, ist in der Brunnen-straße ebenfalls gut aufgehoben. Das wird durch das kostenlose W-LAN über den Onlineshop möglich sein. Mittelfristig werden auch eBook-Reader mit integrier-tem Ocelot-Shop angeboten werden. Eine Mobile-Va-riante des Shops für Smartphones und Tablets gibt es ab dem Start von Ocelot.de.

Wer sich seine Lektüre jetzt immer noch von einem Al-gorithmus empfehlen lassen will, dem ist kaum noch zu helfen. Übrigens, Frithjof Klepp liest gerade Sunset Boulevard von Kevin Vennemann – als Taschenbuch.

Wir Mitte-Individualisten meiden Massenware wie der Teufel das Weihwasser: Unser Brot kaufen

wir in der kleinen Bäckerei in der Sophienstraße, Wein beim Händler im Souterrain um die Ecke

und neue Musik kriegen wir sowieso von unseren DJ-Freunden frei Haus. Aber unsere Bücher, die

bestellen wir bei Amazon? Jetzt nicht mehr. In der Brunnenstraße hat die Buchhandlung Ocelot

vor Kurzem eröffnet.

Ocelot

Brunnenstraße 181

Mo bis Sa, 10 – 20 Uhr

www.ocelot.de

Page 18: Mitteschön Magazin - Ausgabe 25

die Grüne-Punkte-krankheitText Sophia Hoffmann Translation P. 42

18 Kulturgut

„wenn man einen engen freund

verliert, weil er stirbt, gleicht das

erst mal einem schock, den man

glaubt nicht überwinden zu kön-

nen. am anfang fühlt es sich an

wie liebeskummer, wie wenn dein

partner mit dir schluss macht,

ganz plötzlich und unerwartet. er

war teil deines lebens und nun

ist er fort. du musst deine tägli-

chen abläufe, deine gewohnheiten

ändern, weil sie von diesem Men-

schen geprägt waren, musst dir

neue suchen und nach vorne bli-

cken, die lücke schließen, die die-

ser Mensch hinterlassen hat.

trauert man einer verlorenen lie-

be nach, so besteht immer noch

ein letzter hoffnungsfunke, alles

möge wieder so werden, wie es

einmal war. oft ein trugschluss,

aber unter umständen hilfreich

sich über den ersten schock hin-

wegzutrösten, und wenn es einem

besser geht, hat man vielleicht

schon wieder festgestellt, dass

auch andere Mütter schöne kin-

der haben.

wenn jemand stirbt, dann kommt

er nicht wieder. es gibt keinen

hoffnungsfunken, dass alles wie-

der so wird, wie es einmal war.

aber es gibt etwas anderes. die

tatsache, dass dieser Mensch im-

mer ein teil von uns und von unse-

rem leben sein wird. die gemein-

samen erinnerungen, Momente,

die man geteilt hat, sachen, über

die man gemeinsam gelacht hat.“

dies ist ein teil der grabrede, die

ich vor knapp einem jahr auf der

Beerdigung einer meiner besten

freundinnen gehalten habe. sie

war ganz plötzlich kurz nach ih-

rem 33. geburtstag an einer ge-

hirnblutung gestorben, unvorher-

sehbar, einfach vorbei, weg.

Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,

nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.

Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?

(Mascha Kalèko)

Page 19: Mitteschön Magazin - Ausgabe 25

Kulturgut 19

Meine Freundin hieß Margit, ein traditioneller österreichischer Name, aber da sie eine Weile in England studiert hatte, nannten sie irgendwann alle March. Sie war ein sehr lebensfroher Mensch, der über einen großen Freundes- und Bekanntenkreis verfügte und auch im Bezug auf Männer nichts anbrennen ließ. Bei ihrer Beerdigung waren auffällig viele gutaussehende Typen. Darüber musste ich innerlich schmunzeln. Obwohl ich sehr traurig war.

Wie ich im Laufe der Trauerzeit festgestellt habe, ist dieser Zu-stand keineswegs paradox, sondern meiner Meinung nach un-glaublich heilsam. Wenn zum Beispiel ihre Mutter auf Facebook ein Foto postet und nette Worte dazuschreibt, denke ich unter Umständen: Gott, sie hätte sich gehasst auf diesem Foto. Wenn sie jetzt wirklich irgendwo herumsitzt, wird sie denken: „Mama, wieso dieses Foto, da bin ich ja echt mal scheiße getroffen!“ Ge-dankengänge, die ja nur zeigen, wie gut wir uns kannten und wie ähnlich wir uns in vielen Dingen waren. Das habe ich auch erst so richtig kapiert, nachdem sie nicht mehr da war. March hatte wie ich ständig neue Ideen und Projekte, die sie kreativ umsetzte. Ein-

mal bauten wir gemeinsam aus ganz viel Essen Pepperland, das Fantasieland aus dem Beatles-Film Yellow Submarine, und luden unsere Freunde ein es mit uns zu verspeisen. Ein andermal erfand sie die Grüne-Punkte-Krankheit und das kam so: Ich veranstalte-te zu der Zeit eine Partyreihe in Wien und ein Kostümfest stand bevor. March wusste nicht, als was sie sich verkleiden sollte, aber da Grün ihre absolute Lieblingsfarbe war, schnitt sie aus grüner Klebefolie hunderte Punkte in verschiedenen Größen aus und be-klebte sich von oben bis unten damit. Im Laufe dieser wilden Par-tynacht verzierte sie die meisten der anwesenden Gäste ebenfalls mit einem grünen Punkt, so dass auf allen entstandenen Fotos immer mindestens ein grüner Punkt zu sehen war.

Schnell breitete sich die Krankheit weiter aus. Bald gab es eine Facebook-Seite, auf der immer mehr begeisterte Anhänger Fotos von gesichteten grünen Punkten posteten, und die sind überall zu finden, ob auf einer Parkbank im österreichischen Burgenland oder in einer thailändischen Garküche, man muss nur genau hin-sehen. An einem faulen Samstag im Winter 2011 hatten March

Page 20: Mitteschön Magazin - Ausgabe 25

20 Kulturgut

und ein Freund ganz spontan die Idee sich konsequenterweise einen grünen Punkt tätowieren zu lassen, und tatsächlich fanden sie noch am selben Tag einen verkifften Tätowierer, der sich be-reiterklärte. Mehr Freunde zogen nach und im Sommer 2011 wa-ren bereits sieben Leute unheilbar angesteckt. Dann passierte das Unfassbare. Nach fast 14 Tagen im Koma schlief March für immer ein. Schon während dieser krassen Zeit zwischen Hoffnung, Ver-zweiflung, Resignation und Ohnmacht beschlossen wir die Grü-ne-Punkte-Krankheit weiter auszubreiten. Grün ist die Farbe der Hoffnung, des Lebens und die, die nicht mehr da sind, bleiben nur in unserer Erinnerung lebendig, wenn wir sie nicht vergessen.

Wie man dieses Andenken im digitalen Zeitalter allerdings pfle-gen soll, daran schieden sich bald die Geister. Was passiert nach dem Tod mit dem Facebook-Profil? Schon während March noch im Krankenhaus lag, hatten wir eine geschlossene Gruppe ge-gründet, um den schier unüberschaubaren Bekanntenkreis auf dem Laufenden zu halten. Die Gruppe existiert immer noch und dient Freunden, die in unterschiedlichen Städten wohnen, nach wie vor als Kommunikationsplattform zur Trauerarbeit. Die Pinnwand ihres Profils wurde in der Folgezeit hauptsächlich von Freunden genutzt, um dort Songs und Botschaften zu posten, Ge-danken an sie. Für mich hatte das von Anfang an einen komischen Beigeschmack. Irgendwie pathetisch auf eine Art, die mir nicht gefiel. Ich habe meine Erinnerungen, meine Fotos, doch die im-mer noch bestehende digitale Existenz fand ich befremdlich, und ich hätte mir ein Löschen des Profils sehr gewünscht. Außerdem tauchen in der Seitenleiste immer wieder alte Statusmeldungen von March auf und es ist eher unlustig dort „Aua, mein Kopf!“ zu lesen, wenn jemand an einer Gehirnblutung gestorben ist, auch wenn sie damals nur zuviel gesoffen hatte. Zusammen mit eini-gen anderen Befürwortern machte ich den Vorschlag das Profil zu löschen und musste dafür unerwartet herbe Kritik einstecken, die teilweise emotional stark überzogen war. „Ich würde sie aus meinem Leben löschen wollen“ und solchen Quatsch, selbst ihre Mutter sprach sich dagegen aus, insofern war schnell klar, dass Widerstand zwecklos war. Man einigte sich auf den sogenannten Trauermodus, den Angehörige bei Facebook beantragen können, alleine die Tatsache, dass so etwas existiert, löst bei mir einen un-angenehmen Schauer aus. Wahrscheinlich ist es nur eine logische Konsequenz unserer modernen Kommunikationsgesellschaft, dass Freunde sich auch an etwas wie einem Facebook-Profil und

den damit einhergehenden Erinnerungen wie Nachrichten, Fo-tokommentare oder Gefällt-mir-Angaben festhalten möchten, für mich persönlich ist das weder greifbar noch nachvollziehbar, schließlich gab es abseits des Internets genug Bestrebungen ihr Andenken zu bewahren.

So ließen wir bei ihrer Beerdigung 50 mit Gas befüllte grüne Luft-ballons steigen, ihr Grabstein wurde mit grünen Punkten verziert und einer von uns hat es tatsächlich heimlich geschafft vor der Beisetzung einen grünen Punkt auf die Urne zu kleben, ich habe es mit eigenen Augen gesehen! Wir bedruckten T-Shirts und Bett-wäsche mit grünen Punkten, bastelten eine Homepage und ich beschloss selbst damit anzufangen grüne Punkte zu tätowieren. Ich besorgte mir Nadeln, Handschuhe und Farbe und übte auf meinem eigenen Körper. Nachdem ich meinen Oberschenkel und beide kleine Finger mit ziemlich ansehnlichen grünen Punkten (bzw. Herzen/Kreisen) verziert hatte, wagte ich mich an fremde Haut und tätowierte in einer Wiener Galerie an einem Abend im Januar 2012 zehn Personen. Besonders schön fand ich, dass auch Leute darunter waren, die March nicht einmal persönlich gekannt hatten, aber die Idee mochten und Teil dieser Geschichte sein wollten. Wie auch meine Eltern. Mein Vater ist 70, meine Mutter 68, und ohne lange zu fackeln, ließen sich beide bepunkten. Auch sie hatten March nie getroffen, wussten aber, was sie mir bedeutet hatte.

Ich werde weiterhin grüne Punkte in die Welt hinaustragen und jeden mit meinen Nadeln malträtieren, der den Mut dazu hat. Ich brauche etwas Echtes, unter der Haut, ein Bild an der Wand, nichts, was ich mit einem On- und Off-Knopf ausschalten kann. Eine Stoffblume, die sie im Haar getragen hat, die Kappe, die ich mir während unseres tollen Istanbul-Urlaubs gekauft habe, die Erinnerung an den Mann, den wir gemeinsam verführt haben. Das ist das echte Leben, etwas, was mir keiner wegnehmen oder auf einen anderen Modus konfigurieren kann.

Scheiß auf Facebook! Manchmal zumindest. www.facebook.com/greendots.at

Page 21: Mitteschön Magazin - Ausgabe 25

Gimme Five 21

giMMe five - what friends are for

Schon der bedeutendste Denker der Antike, Aristoteles, behauptete zu seinen Lebzeiten, dass Freundschaft so viel wie eine Seele in zwei Körpern bedeutet. Und wie recht er doch hatte – verstehen sich enge Vertraute eben auch ganz ohne Worte und sind immer da, wenn’s brenzlig wird. Echte Freunde zeichnet aus, dass sie miteinander durch dick und dünn gehen, sowohl die wunderschönen Momente als auch die Kehrseiten des Lebens miteinander teilen.Es gibt viele Dinge, die man als beste Freunde unbedingt mal zusammen gemacht haben sollte. Das Internet ist voll mit To-

Do-Listen bespickt mit vielen lustigen, vor allem aber skurrilen Einfällen zahlreicher User unterschiedlicher Länder. Das meiste mag beim Lesen zwar noch einen gewissen Unterhaltungswert mit sich bringen, ihre Ideen dann aber tatsächlich in die Tat umgesetzt haben die wenigsten User. Anders sieht es dagegen mit unseren streng selektierten Gimme Five für diesen Monat aus. Die nachfolgenden Tipps wurden von der MITTESCHÖN-Redaktion zusammengetragen, vorab im Selbstversuch getestet und sind demnach absolut friendship approved!

Text Paul Schlosser

01 NacktbadenDen Anfang macht der Klassiker unter den Aktivitäten, die Freunde zumindest einmal zusammen unternommen haben sollten. Nacktbaden nämlich. Ob man sich jetzt nachts in einer Nac(k)t- und Nebelaktion Zutritt in das nächst-gelegene Freibad verschafft oder in den Hotelpool, mit Freunden im angenehm temperierten Meer schwimmt oder im kalten Bergsee – das befreiende Gefühl alles frei hängen zu lassen, ist einfach unbeschreiblich. Aber denkt dran, Jungs, kalte Gewässer tun euch keinen Gefallen!

02 Heimliches Kinosaal-wechselnDieser Tipp lässt sich hauptsächlich in großen Multiplex-Kinos wie denen der Cinemaxx- oder Cinestar-Gruppe umsetzen. Nachdem der Film, für den ihr euch eure Karten zuvor ganz normal am Einlass gelöst habt, zu Ende ist, schleicht ihr euch in einen der Nachbarsäle, wo der Streifen vielleicht seit 20 Minuten läuft oder 20 Minuten später beginnt.

03 Das Meeresleuchten auf den Malediven erlebenWas gibt es Schöneres als zusammen ein spektakuläres Naturschauspiel zu erleben? Das Meeresleuchten auf den Malediven zum Beispiel. Obwohl es finstere Nacht ist, leuchten die Wellenkämme hell auf und beim Spaziergang durch die anrollenden Wellen hinterlässt jeder Schritt eine grünlich schimmernde phosphoreszierende Spur im Sand. Vielleicht lässt man sich gar hinreißen ein nächtliches Bad zu nehmen. Der ganze Körper ist dann illumi-niert und glitzert wie der Sternenhimmel über euren Köpfen.

04 Mit dem Lieferwagen bis vor die Wohnungstür mitgenommen werdenSchon mal von einer Party gekommen und sich zwischen Taxi und Mitternachtssnack entschieden haben müssen, da das Geld nicht mehr für beides gereicht hat? Allgemein gilt: Immer die nächtliche Pizza wählen! Was man allein nie wagen würde, ist zu zweit längst kein Hindernis mehr. Wieso also nicht gleich die Pizza nach Hause bestellen und kostenlos mit dem Lieferwagen bis vor die Wohnungstür mitgenommen werden?

05 SegelfliegenIhr werdet sicherlich schon das Fehlen waghalsiger Bungee- oder Fallschirmsprünge vermisst haben. Wir halten so etwas jedoch für absolut wahnsinnig und würden solch leichtsinnige Aktivitäten nie hier empfehlen! Da das Fliegen an und für sich jedoch ein unbeschreibliches Gefühl ist, halten wir einen Segelflug für eine tolle Alterna-tive. Vergleichbar mit dem Gefühl beim Achterbahnfahren wird man in drei Sekunden auf 100 Stundenkilometer beschleunigt, um dann auf einer Höhe von 1000 Metern die Leichtigkeit, die Weite und das Gefühl von Freiheit zu spüren.

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illustratorin des Monats: Xenia fink

Xenia Fink lebt seit sieben Jahren als Zeichnerin in Berlin. Nach einer Kindheit in Brasilien und Mexiko hat sie in Halle und Hamburg Gestaltung mit Schwerpunkt Illus-tration und anschließend Freie Kunst an der Universität der Künste in Berlin studiert. Ihre detaillierten Illustra-tionen veröffentlicht sie seit einigen Jahren in diversen Magazinen, ihre freien Arbeiten, die ebenfalls immer von der Handzeichnung ausgehen – ob auf Papier oder als Teil von Installationen auf verschiedensten Materiali-en – zeigt sie im Rahmen von Ausstellungen.In ihren künstlerischen Arbeiten stellt sie allerlei Arten von menschlichen Beziehungen dar, spielt mit Rollen- und insbesondere Frauenbildern, stellt angebliche Kli-schees zur Diskussion und ist dabei zugleich ironisch, sensibel und doch entlarvend. Oft integriert sie in ihre Arbeiten eigene kurze Texte und Zitate, die ihrem ur-sprünglichen Kontext entnommen sind, und manchmal merkwürdige Kommentare zu ihren narrativen Bild-welten darstellen. Besonders interessiert sie dabei das Unausgesprochene und nicht Ansprechbare zwischen ihren Protagonisten, was sie gerne auch innerhalb von längeren Serien untersucht. Das Zeichenhandwerk ist ihr sehr wichtig, jedoch nicht im Sinne einer realistischen Darstellung, sondern eher als kühle, stilisierte Untersu-chung von Gesten und Formen. Mit Feder oder Pinsel ge-zogene Linien verdichten sich zu feinen Strukturen und stehen dem Weißraum gegenüber.Sie hat mehrere Kunststipendien erhalten und ihre Ar-beiten in Einzel- und Gruppenausstellungen in Berlin, Halle, Miami und New York gezeigt. Zur Zeit sind inner-halb ihrer Ausstellung Biotero in León, Mexiko eine acht Meter lange wandfüllende Zeichnung sowie eine ebenso große Textarbeit zu sehen. Im Dezember wird sie ihre ak-tuellen Arbeiten in der Galerie Morgen Contemporary in der Ackerstraße in Berlin-Mitte präsentieren.www.xeniafink.de, www.xenia-illustration.com

Kulturgut 23

Du bist Illustrator und möchtest mit dei-nem Artwork das nächste heraustrennbare MITTESCHÖN-Poster zieren? Dann schick uns deine Bilder und Entwürfe an: [email protected].

Kulturgut 23

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Kieztalk 27

need a friend get a dogEin szenischer Interview-Versuch mit Daniel Josefsohn

eine glitzernde Diskokugel an einem kabel,

eine israel-fahne auf dem Dach und ein

weißer roboter, der an Marvin aus „Per

anhalter durch die galaxis“ erinnert, im

beet. Das sind die Dinge, die mir als als

erstes ins auge stechen, als ich neben Da-

niel josefsohn und karin Müller, seiner

besten freundin und lebensgefährtin, auf

einer Holzbank im garten seiner berliner

Hinterhof-remise sitze. Die, natürlich,

nicht etwa genauso aussieht wie diese zig

townhäusern, die gerade wie unkraut aus

dem boden sprießen, sondern ganz klas-

sisch in rotem backstein gehalten ist und

sympathisch verlebt wirkt. ein objekt,

wie man es heute definitiv nicht mehr fin-

det und das den charme berlins der 90er

versprüht: lebendig, unfertig und auf eine

schicke art und Weise improvisiert. Mit-

ten drin: josefsohns Hund, jesus, ein gut-

mütiger setter, der sich genüsslich auf

den boden fletzt.

Text Bettina Schuler Fotos Galya feierman Translation P. 43

Page 28: Mitteschön Magazin - Ausgabe 25

„Daniel hat es leider nur

nicht geschafft seinen 3500

Facecook-Freunden rechtzeitig

Bescheid zu geben, ansonsten

wären sie alle zu dem Treffen

gekommen. “

Freundschaft, das soll heute unser The-ma sein. Und einer wie Daniel Josefsohn, Jahrgang 1961, hat darüber sicher viel zu erzählen. Immerhin ist er der Fotograf, der mit der MTV-Miststück-Kampagne den visuellen Zeitgeist der 90er entscheidend mitprägte und gerade erst mit seiner Pla-katkampagne Mehr Juden ins Kino für das Jüdische Filmfestival Berlin für Aufmerk-samkeit sorgte, davon überzeugt, dass der Friede und die Freundschaft zwischen den Weltreligionen nur eine Frage des Sich-riechen-Könnens ist. Und so hat er vor ei-nigen Jahren kurzerhand ein Parfüm ent-wickelt, das alle Nasen dieser Welt friedlich stimmen wird: moslbuddjewchristhindao, ein Kunstwort, zusammengesetzt aus den Anfangsbuchstaben aller Weltreligionen. In der Kurzversion von Josefsohn auch Un-faith genannt.

Doch wie sieht es mit seinen eigenen Freunden aus? Ist wahre Freundschaft, so wie es der französische Philosoph Michel de Montaigne sagt, wirklich so ein seltener Glückstreffer? Josefsohn schweigt. Und sei-ne Freundin Karin Müller lacht.

Dann vielleicht doch etwas allgemeiner.Was ist Freundschaft?

Josefsohn: Facebook, wahre 2012-Freund-schaft.Müller: Daniel hat es leider nur nicht ge-schafft seinen 3500 Facecook-Freunden rechtzeitig Bescheid zu geben, ansonsten wären sie alle zu dem Treffen gekommen.

Konkret gefragt: Was zeichnet eure Freund-

schaft aus?Josefsohn: Wir haben ein gemeinsames Hobby.Müller: Und zwar nicht Facecook. Josefsohn lacht und zündet sich erst mal eine Zigarette an. Josefsohn: Warum? Facecook ist doch su-per!Müller: Mir wäre es mit 3500 Leuten dann aber doch etwas zu eng im Garten... Also, unsere Freundschaft zeichnet sich vor al-lem durch eine gewisse Ambivalenz aus.Josefsohn lacht erneut. Josefsohn: Du merkt es vielleicht nicht, aber wir missbrauchen dich gerade als un-seren Psychotherapeuten.

Macht nix. Das bin ich schon gewohnt. Wa-rum Ambivalenzen?Müller: Weil wir sehr verschieden sind.Josefsohn: Need a friend get a dog.

Josefsohn lacht, springt auf und schnappt sich ein paar Spiderman-Gummibärchen, die auf dem Holztisch liegen. Dann ist er weg. Rein ins Haus. Und verschwunden.

Josefsohn (von irgendwoher): Karin ist eben das völlig Andere.Müller: Was war jetzt gleich noch mal un-ser Hobby?Josefsohn (zwischen Tür und Angel): Unser „Hobby“ wird im August drei und heißt Milo. Müller: Ach so. Ja, das großartigste Total-Hobby.Josefsohn kommt langsam zurück und setzt sich wieder auf die Bank.Müller: Und dann gibt es natürlich noch das Volksbühnen-Hobby. Josefsohn: Das zweite großartigste Total-Hobby.

28 Kieztalk

Page 29: Mitteschön Magazin - Ausgabe 25

Für die du, Daniel, als Kreativdirektor zu-ständig bist.Josefsohn: Und natürlich unsere kleine Agentur Josefsohn.com.

Und das geht gut, zusammen arbeiten und ein Paar sein?Müller: Man muss eben aufpassen, dass man die Familien- und die Arbeitsebene nicht miteinander vermischt, und immer darauf achten, welcher Streit in welchen Topf gehört. Josefsohns: Stichwort Meta-Ebenen.Müller: Auch so ein Lieblingswort von Herrn Josefsohn.Josefsohn: Dank René [Pollesch]. Kennst du eigentlich den Film von mir, den ich anlässlich meiner Installation The Berlin Fashion Week For Sale im Pavillon neben der Volksbühne gemacht habe?Ehrlich gesagt, nein...Josefsohn: Willst du ihn sehen? Jetzt so-fort?

Und schon springt er wieder auf und rennt in sein Büro. Ich hinterher. Mit Aufnahme-gerät und Spiderman-Gummibärchen.

Als ich hereinkomme, sitzt Josefsohn schon hinter seinem Computer, die Zi-garette in der einen, die Maus in der an-deren Hand und siehe da, jetzt, wo er be-ginnt von seiner Arbeit zu erzählen, ist er plötzlich ganz präsent, rennt nicht mehr weg, sondern bleibt ganz ruhig sitzen. Er zeigt mir nicht nur seine Programmheft-Entwürfe für die nächste Spielzeit, son-dern auch besagtes Video: Meta Mode. In diesem sehen wir Modekritiker-Göttinnen

wie Suzy Menkes von der International Herald Tribune und Anna Wintour, dank Meryl Streep für immer verewigt in Der Teufel trägt Prada, wie Hühner auf der Stange nebeneinander sitzen, zuschauen und sich eifrig Notizen machen, während ein namenloses Model wie ein unscharfes Gespenst in einem aussagelosen Outfit an ihnen über dem Laufsteg vorbeihuscht. Darüber läuft in weißen Großbuchtstaben eine SMS-Kommunikation von René Pol-lesch und Daniel Josefsohn über moderne Kunst und Mode. Resümee: Mode ist im-mer auch Meta.

Bei der Gelegenheit spreche ich gleich noch ein anderes Projekt von Daniel Josef-sohn an, die Foto-Serie Jewing Gun, in der er festgehalten hat, wie israelische Solda-ten ihre Uniform durch Accessoires auf-peppen. Eine Form der Individualisierung, die zeigt, wie sehr Uniformen, Waffen, In-signien des Krieges zum israelischen All-tag gehören. Und die eine Westeuropäerin wie mich bei meinem Israel-Besuch völlig verstört haben.

Hier in Deutschland bekommt man Waffen eigentlich nur selten zu sehen. Höchstens bei Polizisten. In Israel hingegen lehnen die Soldaten mit ihrer Waffe an der Wand, als tragen sie eine Gucci-Tasche um die Schul-ter...Josefsohn: Dass wir so etwas in unserem Alltag nicht zu sehen bekommen, ist der große Luxus des Westens.

Hast du deshalb diese Foto-Serie gemacht, um zu zeigen, dass Waffen in vielen Län-

dern noch immer zum alltäglichen Stra-ßenbild gehören?Josefsohn: Eher, um zu zeigen, wie es ih-nen trotz Uniform gelingt, durch klei-ne Äußerlichkeiten individualistisch zu bleiben. Wie sie ihre Waffe, ihre Uniform durch kleine Add-ons stylischer machen.Karin Müller: Was einerseits hip wirkt, an-derseits auch extrem irritierend ist.Josefsohn: Dort aber ganz einfach zum All-tag gehört.

Dein Vater, ein israelischer Ingenieur, ist mit deiner Mutter kurz vor deiner Geburt nach Hamburg gezogen. Du hast also einen sehr persönlichen Bezug zu Israel. Warst du als Kind häufig dort?Josefsohn: War ich und bin es noch immer. Mein bester Freund Mondo lebt dort.

Ebenfalls ein Künstler?Josefsohn (lacht): Als Kind wollte er immer Komiker werden, aber sein Vater hat ihn dazu gezwungen sein Land zu überneh-men. Jetzt ist er einer der bekanntesten Imker Israels.

Und dein bester Freund?Josefsohn: Neben Karin. Wir kennen uns schon, seitdem wir drei Jahre alt sind, und haben uns immer gesehen, wenn ich im Urlaub bei meinen Großeltern in Israel war. Wir sind also quasi miteinander auf-gewachsen.

Und was ist Jesus, dein Hund: Freund oder schweigsamer Begleiter?Josefsohn: Need a friend get a dog. Danieljosefsohn.com

Kieztalk 29

Page 30: Mitteschön Magazin - Ausgabe 25

30 Kulturgut

Ohne Vitamin B läuft nichts. Sollte man es nicht hoch-konzentriert über einen Face-to-Face-Kontakt beschaf-fen können, dann wenigstens über ein paar Ecken die verdünnte Dosis. Dem amerikanischen Psychologen Stanley Milgram zufolge ein Kinderspiel. Laut seiner 1967 entwickelten Kleine-Welt-Theorie sind alle Men-schen dieser Erde über wenige persönliche Kontakte untereinander verbunden. Daher stammt die Redens-art, dass jeder jeden über sechs Ecken kennt. Erstaun-lich, wenn man bedenkt, dass die Theorie aus einer Zeit stammt, in der Social Media als Kommunikationsins-trument noch so realitätsnah war wie heute das Bea-men als Fortbewegungsmittel.

Zurück zu Lilly, die ich also über eine Ecke kenne. Lilly hat Milgrams Theorie in einem filmischen Selbstver-such nachgeprüft. An vier Orten dieser Erde, in Marok-ko, im südpazifischen Vanuata, in Arizona und in Ita-lien stellte sie einer fremden Person die Aufgabe: Find Lilly Engel, in der Hoffnung, in sechs Stationen zum Ziel zu gelangen – zu sich selbst. Der einfache Weg übers In-ternet war strikt verboten. Also waren die Testpersonen auf Multiplikatoren angewiesen, die sie im Schneeball-verfahren entweder direkt oder per Telefon nach Lilly fragen konnten.

Die Suche verbindet einen Araber, der durch die geo-grafischen Gegebenheiten zum Marathonläufer wurde, einen marokkanischen Nomaden, der sich bei seiner Suche ganz und gar auf Gott verlässt, einen amerika-nischen Freak, der Kontakt zu Aliens sucht, und einen australischen Maler und Mörder, der sagt, ohne den Mord, der ihn ins Gefängnis und zur Malerei brachte, wäre sein Leben sehr viel langweiliger verlaufen. Er hat auch noch einen guten Rat für die Zuschauer: „Wenn du mal jemanden umbringen musst: Erzähl es nieman-dem!“

Die Dokumentation zeigt, wie sich Kommunikation auf der Erde unterscheidet und wie die unterschiedlichs-ten Menschen miteinander verknüpft sind. Am Ende gelingt das Experiment und alle finden über sechs – oder weniger – Ecken zu Lilly. (Abgesehen vom Ufo–Fa-natiker, der immer noch vergeblich auf ein extraterres-trisches Zeichen wartet).

Nachdem ich die Dokumentation gesehen habe, möch-te ich die Theorie selber überprüfen. Leider fehlt mir das Budget, um ans andere Ende der Welt zu fliegen, also starte ich ganz gemütlich von meinem Schreib-tisch aus. Ich suche mir eine Person und probiere he-rauszufinden, über wie viele Ecken wir miteinander bekannt sind. Natürlich jemanden, mit dessen Be-kanntheit ich mächtig protzen kann. Doch wen? Je-

Lilly wurde mir vor ein paar Monaten von einer

gemeinsamen Freundin vorgestellt. Sie ist

Filmemacherin und wohnt in Berlin. Bei der Premiere

ihrer Dokumentation Find Lilly Engel war das eine oder

andere mir vertraute Gesicht anwesend. In unserem

Bekanntenkreis gibt es also einige Überschneidungen,

was nicht weiter verwundert, schließlich wohnen wir

jeder kennt jeden - ich kenne die queen

Text Anne Kammerzelt Fotos thuany Gabriela, Ben in London Translation P. 42

Page 31: Mitteschön Magazin - Ausgabe 25

Kulturgut 31

mand, der Großes für die Menschheit vollbracht hat? Ein Forscher, Friedensnobelpreisträger oder Widerstandskämpfer? Eine Ver-bindung mit solchen Heroen wäre ehrenhaft, aber ich folge lieber meinen niedrigen Angeberinstinkten und entscheide mich für den Menschen, der für solche Helden den passenden Song geschrieben hat: David Bowie.

Kaum spreche ich den Gedanken in unserer Redaktionssitzung laut aus, wird mir die Verbindungskette auf einem goldenen Ta-blett geliefert. Ein Freund von Bettina (siehe Interview mit Josef-sohn) hat in London Film studiert. Und ratet mal, wer mit ihm an der Uni war? Nein, nicht David Bowie. Aber dessen Sohn Duncan Jones, der 2009 mit dem Science-Fiction-Drama Moon aus dem Schatten seines berühmten Vaters getreten ist. David Bowie kenne ich also über vier Ecken. Man könnte fast sagen, wir sind ganz dicke miteinander. Dass es sich bei seinem Banknachbarn um Zowie Bo-wie, wie Duncan Jones auch genannt wird, handelt, wusste Bettinas Freund übrigens lange Zeit nicht. (Hätte er den kompletten Namen Duncan Zowie Haywood Jones auf dem Uni-Anmeldeformulare gelesen, wäre zumindest klar gewesen, dass es sich um ein Promi-kind handeln muss). Erst, als er einen Kumpel in dessen Wohnung besuchte hatte und ihn aufgrund der vielen Bowie-Fotos für einen fanatischen Bewunderer des Ziggy-Stardust-Erschaffer hielt, kam heraus, dass es sich um hundsgewöhnliche Familienbilder und so-mit um David Bowies Sohn handelte.

Herauszufinden, über wie viele Ecken ich mit David Bowie be-kannt bin, war ein Leichtes. Ich suche mir ein neues Objekt mei-ner Begierde und entscheide mich für die Queen. Spätestens seit der Olympia-Eröffnung, wo die Queen in einem kurzen Videoein-spieler wunderbar unterhaltsame Selbstironie zeigte, kann ich nur sagen: „Your Majesty, es wäre mir eine Ehre ihre Bekanntschaft zu machen.“

Diesmal kann mir keiner meiner Kollegen helfen. Ich wende mich also an eine Freundin, die aus London kommt. Irgendwie muss ich mich der Sache ja annähern. Leider hat sie keine Beziehungen zum Buckingham Palace, wendet sich aber an einen ihrer Mitar-beiter, der auf einer Privatschule war und ihrer Vermutung nach über aristokratische Verbindungen verfügt. Leider kennt er auch nicht „Eure Hoheit“, aber er kennt Charlie von Busted. Anders, als zu Beginn vermutet, ist damit kein britischer Adeliger gemeint, sondern ein Mitglied irgendeiner mir bis dato völlig unbekannten Boygroup. Charlies Bruder wiederum spielt zusammen mit Prinz William Rugby. Et voilà, der Prinz kennt die Queen und ich bin über fünf Ecken am Ziel angekommen. Damit wäre die Theorie, dass jeder jeden über sechs Ecken kennt, auch anhand meiner beiden Exempel bewiesen und ich kann stolz behaupten mit der Queen bekannt zu sein.

in der gleichen Stadt und bewegen uns in

dieser Berliner-Medien-Kreativ-Blubberblase,

in der man ohne funktionierendes Netzwerk

durchstartet wie die Challenger, die nach einem

kurzen erfolgreichen Start am Firmament

zerschellte.

jeder kennt jeden - ich kenne die queen

Text Anne Kammerzelt Fotos thuany Gabriela, Ben in London Translation P. 42

Page 32: Mitteschön Magazin - Ausgabe 25

Zutaten für 2 Personen: 300 g Babyspinat, 4 Karotten, 1 Zitrone, 25 g Ingwer, 2 Knoblauchzehen, 6 getrocknete Aprikosen, 70 g Paniermehl, 5 g Sesam, 150 ml

Wasser, 6 EL Olivenöl, 2 EL Mehl, Salz, Pfeffer (*Mengenangaben beziehen sich auf 2 bzw. 4 Personen). Zubereitungszeit: 35 min

Karotten schälen und fein reiben. Zitronenschale ab-

reiben und den Saft auspressen.

Aprikosen in feine Würfel schneiden. Ingwer schälen und

fein reiben. Knoblauch pellen und fein hacken.

In einer Pfanne geriebene Karotten mit 150 bzw. 300 ml*

Wasser und 1⁄2 bzw. 1 gestrichenen TL* Salz bei mittlerer

Temperatur ca. 7 Minuten garen, bis das Wasser ver-

dampft ist. Gelegentlich rühren. Anschließend heraus-

nehmen und in eine Schüssel geben.

Aprikosenwürfel, Zitronenabrieb, Ei bzw. Eier*, Panier-

mehl, Ingwer und die Hälfte des Knoblauchs unter die

gegarten Karotten heben. Mit 1 bzw. 2 gestrichenen TL*

Salz und nach Geschmack mit Pfeffer würzen und bis

zur weiteren Verwendung quellen lassen.

2 bzw. 4 EL* Öl erhitzen und Spinat sowie Knoblauch

bei mittlerer Hitze 1 Minute unter ständigem Rühren

nur leicht zusammenfallen lassen. Mit 1 bzw. 2 EL* Zit-

ronensaft und 1⁄2 bzw. 1 gestrichenen TL* Salz würzen.

Spinat auf einen flachen Teller geben. Sesamjoghurt

und Aprikosenköfte darauf anrichten und mit geröste-

tem Sesam garnieren.

In einer Pfanne 4 bzw. 8 EL* Öl erhitzen und Köfte bei mitt-

lerer Temperatur ca. 6 Minuten rundum goldbraun braten.

Währenddessen Sesam in einer Pfanne ohne Öl erhit-

zen und bei hoher Temperatur unter ständigem Wen-

den ca. 1 Minute goldbraun rösten. Anschließend aus

der Pfanne nehmen.

Joghurt mit Tahini und 1 bzw. 2 EL* Zitronensaft ver-

rühren. Mit 1⁄4 bzw. 1⁄2 TL* Salz und nach Geschmack

mit Pfeffer würzen. Aus der Karottenmasse mit be-

mehlten Händen 6 bzw. 12* Köfte formen.

kochtipps voM kochhausFruchtige Aprikosenköfte mit Sesamjoghurt auf Spinatsalat

Auf dieser Seite findet ihr monatlich einen Rezeptvorschlag mit Fotoanleitung vom Kochhaus, dem weltweit einzigartigen begehbaren Rezeptbuch in Berlin Prenzlauer Berg (Schönhauser Allee 46) und Schöneberg (Akazienstraße 1). Im Kochhaus findet man nicht nur regelmäßig wechselnde Rezepte, sondern auch gleich noch alle Zutaten, die man für das Gericht braucht – fertig portioniert an einem Tisch. Schaut doch mal vorbei und bis dahin: Guten Appetit!

Text und Bilder Kochhaus

32 Hmmm, Lecker!

Page 33: Mitteschön Magazin - Ausgabe 25

Mitte für Kids 33

Versteht mich jetzt bitte nicht falsch, na-türlich ist es ganz wundervoll mit mei-nem Kind Zeit zu verbringen. Aber weder ich noch das Kind sind es nun einmal ge-wöhnt 24 Stunden aufeinanderzuhocken. Und es ist auch für keinen von uns beiden befriedigend. Denn anstatt mich voll und ganz auf meine Tochter zu konzentrieren, muss ich versuchen mein Arbeitspensum mit ihrem Beschäftigungsbedürfnis unter einen Hut zu bekommen. Was dazu führt, dass ich, während ich diese Zeilen schrei-be, nebenher My Little Pony-Malbilder ausdrucke und mit meiner Tochter über die Frage diskutiere, ob und wie Meerjung-frauen eigentlich auf die Toilette gehen. Folglich brauche ich momentan für eine Seite so lange wie manch ein Autor für ein ganzes Buch. Wohingegen meine Tochter, wenn ich sie frage, ob wir schwimmen ge-hen sollen, nur müde abwinkt und sich mit gerunzelter Stirn wieder ganz in den Bildschirm ihres Papierlaptops vertieft. Auch nicht gut.

Schade eigentlich, dass meine Eltern nicht direkt um die Ecke wohnen, denn dann könnte ich meine Tochter einfach in de-ren vertrauensvolle Hände geben. Doch so muss ich, da sie mit fünf Jahren für die meisten Kinderferienprogramme noch zu klein ist, viel Geld für Babysitter ausgeben. Ein Luxus, den sich Alleinverdiener und -erziehende sicher nicht leisten können.

Doch zum Glück gibt es den Berliner Groß-elterndienst, der bei Bedarf alleinerziehen-den Vätern und Müttern außerhalb der Kita-Zeit eine vitale Leih-Oma oder einen

Leih-Opa zur Seite stellt. Ein- bis zweimal wöchentlich betreuen die neu gefunde-nen Wunschgroßeltern gegen eine geringe Aufwandsentschädigung das fremde En-kelkind und entlasten dadurch die allein-erziehenden Eltern immens. Eine ebenso unterstützenswerte Einrichtung ist das Berliner Patenschaftsprojekt PUK, das er-wachsene Paten an Kinder in Pflegefami-lien und an alleinerziehende Eltern ver-mittelt. Die Paten treffen sich mindestens einmal in der Woche mit dem jeweiligen Patenkind, um mit ihm schöne Dinge zu unternehmen, für welche die Eltern im Alltag keine Zeit finden. Auch biffy Berlin vermittelt Patenschaften für Kinder zwi-schen sechs und sechzehn Jahren an inte-ressierte Eltern, in der Hoffnung, dadurch die Menschen für ein bürgerliches Mitei-nander zu sensibilisieren. Und wer weiß, vielleicht wird es im Umkehrschluss spä-ter das Kind dem Paten danken, wenn er alt und pflegebedürftig ist? Wäre zumin-dest eine schöne Idee!

Wem es wie mir jedoch vielmehr um eine schnelle und kurzfristige Lösung bei Be-treuungsengpässen geht, der sollte sich unbedingt an die Kinderinsel in der Eichen-dorffstraße wenden, die einen 24-Stunden Babysitter-Notfalldienst anbieten. Ich wollte mein Kind dort gestern auch zum Spielen vorbeibringen. Doch leider hatte es keine Zeit, denn es musste arbeiten.

wir Mitte-Muttisund die Leih-Großeltern

Der Sommer gilt ja als die schönste Zeit des Jahres. Zumindest

so lange, bis man Mutter ist. Denn ab dann verbindet man

den Sommer nicht mehr nur mit langen Abenden im Garten

oder Grillen am Spreeufer, sondern vor allem mit einem: der

Kita-Schließzeit. Und die ist für jede Mutter hart.

Kinderinsel Berlin

Eichendorffstraße 7

www.kinderinsel.de

Großelterndienst

Büro Ansbacher Straße 63

Tel 030 213 55 14

Büro Warschauer Straße 58

Tel 030 292 03 22

www.grosselterndienst.de

Geschäftsstelle biffy

Tel 030 311 66 00 88

veit.hannemann@biffy-

berlin.de

PUK

Drakestraße 30

Tel 030 833 70 06

[email protected]

www.nhw-ev.de

Text Bettina Schuler Foto Günter Hentschel Translation P. 44

Page 34: Mitteschön Magazin - Ausgabe 25

kunsttipps von eyeout

34 Kunsttipps von Eye Out

Text Jesi Khadivi Translation robert Schlicht, P. 45

In dieser Kolumne stellen wir euch jeden Monat eine kleine Auswahl der interessantesten Ausstellungen in Mitte vor. Weitere spannende Tipps findet ihr in der iPhone App EYEOUT Berlin (www.eyeout.com).

dirk Bell15. Juli – 27. Oktober 2012BQ, Weydingerstr. 10, U2 Rosa-Luxemburg-Platz, Di–Sa 11–18 h+49-30-23 45 73 16, [email protected], www.bqberlin.de

Dirk Bells vielfältiges Werk oszilliert zwischen gestischen, an Schauergemälde erinnernden Bildern und kompromisslosen minimalistischen Skulpturen. Bitte, Danke, die aktuelle Ausstellung des Künstlers bei BQ macht sich das Ätherische beider Praktiken zunutze. Im Glaspavillon der Volksbühne gegenüber der Galerie beherbergt, erweckt Bells Installation diese intime, bescheidene Konstruktion durch ein Spiel von Opazität und Leuchten zum Leben. Bei genauer Betrachtung entdeckt man, dass die sorgfältig gefer-tigten, irreführend abstrakten Formen im Schaukasten in Wirklichkeit die Besucher mahnen, sich an die „Zauberwörter“ zu erinnern, die ihre Mütter sie gelehrt haben.

Dirk Bell – Bitte, Danke

(Installationsansicht)

Courtesy BQ, Berlin

Douglas Gordon:

The End of Civilisation, 2012

Foto: © Studio lost but found / Douglas

Gordon, VG Bild-Kunst, Bonn 2012

douglas gordon15. September – 4. November 2012Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, U9 Hansaplatz, Di–So 11–20 h+49-30-200 57-2000, [email protected], www.adk.de

Douglas Gordons Filme und Videos offenbaren einen äußerst gekonnten Umgang mit Maßstab und Tempo. In 24-Hour Psycho wird Alfred Hitchcocks berühmter Thriller auf die Länge eines ganzen Tages ausgedehnt, während die Zweikanal-Videoinstallation Play Dead einen Elefanten zeigt, der in der Ga-gosian-Galerie gemächlich seine Kreise zieht. Die Größe des Tieres und der Rhythmus seiner Bewegun-gen üben eine hypnotische Wirkung aus, verweisen aber auch subtil darauf, dass die Galerie für ihre Arbeit mit kraftvollen, großformatigen Werken von Spitzenkünstlern bekannt ist. Als Gewinner des prestigeträchtigen Käthe-Kollwitz-Preises 2012 präsentiert Gordon nun seine neue Installation Pretty Much Every Film and Video Work From About 1992. Ähnlich wie bei der kürzlich im New Yorker Guggen-heim Museum gezeigten Installation von Maurizio Catellan umfasst Pretty Much Every Film eine Mini-Retrospektive von Gordons Arbeit. In der Transformation seines Werks in eine sich über 86 Monitore erstreckende Installation zeigt sich Gordons anhaltendes Interesse an der Beschäftigung mit Fragen von Dekonstruktion und Wahrnehmung.

aurélien froMent2. Juni – 8. September 2012carlier / gebauer, Markgrafenstr. 67, U6 Kochstraße, Di–Sa 11–18 h+49-30-24 00 86 30, [email protected], www.carliergebauer.com

Das Werk von Aurélien Froment wimmelt von Rätseln, Wortspielen und Eselsbrücken. In seiner Ausstel-lung bei carlier / gebauer – eine Zusammenarbeit mit Marcelle Alix im Rahmen eines Galerienaustauschs zwischen Paris und Berlin – setzt der Künstler seine Beschäftigung mit Ideen des deutschen Pädagogen Friedrich Fröbel fort, die er vor einigen Jahren anlässlich einer Schau bei Gasworks, London, begonnen hat. So wie Fröbel pädagogische Spiele in die Kindererziehung integrierte, wird uns auch in Landschaft aus Holz, Sprache aus Ahorn eine Übung im wachsenden Verständnis präsentiert. Die Ausstellung um-fasst einen Film über die von Fröbel als didaktische Mittel verwendeten Formen sowie, im angrenzenden Projektraum, eine Installation, die diese Formen zu einer plakativen Tapete kombiniert, durch die eine Landschaft des Spiels und der Neugier entsteht.

Aurélien Froment (Installationsansicht)

Courtesy carlier / gebauer

Page 35: Mitteschön Magazin - Ausgabe 25

kunsttipps von eyeout glück & erinnerung

Filmtipps von der Filmgalerie 451 35

Text Silvio Neubauer

„It’s really difficult for me to be happy...“, stellt Mavis in einem Moment der Selbsterkenntnis fest. Die 37-jährige ist Ghostwri-terin einer Jugendbuchserie, die bald eingestellt wird, ist frisch geschieden und hat, wenn sie allein vor dem Laptop sitzt, zwei treue Gefährten: Ihren Hund (den sie vernachlässigt) und die Fla-sche. Da erinnert sie sich an ihre große Zeit als Highschool-Queen – und an ihren Ex Buddy Slade. Prompt setzt sie sich ins Auto und macht sich auf den Weg in ihr heimatliches Provinzkaff, um sich das alles wiederzuholen, und sie wird sich dabei von nichts und niemandem aufhalten lassen, am wenigsten von der Tatsa-che, dass Buddy inzwischen verheiratet ist und ein neugeborenes Kind hat...

Young Adult, dieser sardonische Selbstfindungs-Trip der Ma-vis Gary, ist nach Juno das zweite Drehbuch der Autorin Diablo Cody, dessen sich Regisseur Jason Reitman angenommen hat. Der Sohn des berühmten Ghostbuster-Regisseurs Ivan Reitman konnte hier seine Vorliebe für eher problematische und damit oft viel interessantere Charaktere ausleben, wie sie schon in seinen so gelungenen Drehbüchern zum Debüt Thank You For Smoking (ein Lobbyist für die Tabakindustrie) und zu Up in the Air (ein professioneller Arbeitsplatzvernichter) lebendig wurden. Dabei hätte seine Angst vor dem übergroßen Schatten des Vaters die Filmkarriere fast verhindert: Jason, der sich nur ungern an seine

Highschool-Zeit erinnert, begann ein Studium mit dem Ziel Psy-chologe zu werden – bevor die Leidenschaft fürs Filmemachen doch noch die Oberhand gewann. Das Interesse für die Problem-beladenen ist geblieben.

„Ich kann mir nicht vorstellen, einen Film zu machen, der nicht etwas mit mir persönlich zu tun hat.“ In das Leben des rebelli-schen Heimkindes Francois Truffaut trat das Kino zuerst als Fluchtburg und Sehnsuchtsort. Eine Prägung, die seine lebenslan-ge unvergleichliche Identifikation mit dem Kino, seine Themen und seine Liebe zu allen, die sich dafür engagieren, begründete. Gleich in seinem Debüt Sie küßten und sie schlugen ihn etabliert er 1959 sein Alter Ego und gewinnt den Regiepreis in Cannes. Der legendäre Film-im-Film-Klassiker Die amerikanische Nacht von 1973 schließlich zeigt ihn selbst als Regisseur, der in einem Film-studio in Nizza ein Film-Melodram inszeniert und dabei ganz im Zentrum seiner immer wieder auch von Problemen gebeutelten Film-Familie aufgeht. Die heiter-wehmütige Liebeserklärung an ein vermeintlich sterbendes Kino alter Schule scheint einerseits weit weg, wie aus der Zeit gefallen, andererseits zeitlos, ganz nah: Es ist Leidenschaft für das Kino und die Liebe zu den Geschichten und Figuren, die das Kino in den Ort des Glücks und der Erinne-rung verwandeln kann, der bitteren und süßen, der falschen und echten – für die, die sie erleben, die sie erzählen – und für uns.

Eine Reise zurück in die Vergangenheit kann beglückend sein, aber auch gefährlich. Gute

Gründe sie zu wagen – einmal vor der Kamera und einmal dahinter. Dort weisen uns

zwei Regisseure ganz unterschiedlicher Generation, Herkunft und Geschichte den Weg,

die dann aber doch beide irgendwie mehr zu verbinden scheint...: Jason Reitman und

Francois Truffaut.

Filmtipps präsentiert von der Filmgalerie 451

Filmgalerie 451

Torstraße 231

10115 Berlin

www.filmgalerie-berlin.de

Page 36: Mitteschön Magazin - Ausgabe 25

36 Angehört und nachgehorcht

robot koch ist einer der wenigen deutschen künstler der „Beat

generation“, die das genre zwischen instrumental hip-hop

und post-dubstep weltweit vorantreiben. ob als ein drittel des

trios jahcoozi, als produzent für zahlreiche weitere künstler

oder solo – koch erntet weit über deutschland hinaus lob

für seine Mischung aus bassorientierten Blubberbeats und

melancholischen Melodien. ende august erschien seine neue ep

„cosmic waves“ auf dem Berliner label „project Mooncircle“.

wir trafen den sympathischen androiden zu einem gespräch

über spiritualität, Berufswünsche aus der kinderzeit und den

drang nach veränderung.

kosMische wellenInterview mit Robot Koch

Text André Uhl Translation P. 43

Page 37: Mitteschön Magazin - Ausgabe 25

Angehört und nachgehorcht 37

Wie viele Stunden hast du heute schon produziert?Normalerweise könnte ich dir jetzt mit einer beeindruckenden Zahl antworten, aber gerade heute leider nicht (lacht). Ich hat-te heute einige Meetings, die mein neues Projekt betreffen, mit meinem Management, der Booking-Agentur und so weiter. Davor habe ich von 10 bis 14 Uhr im Studio gearbeitet.

Was ist denn so dein normales Pensum? Das Musiker- und Produ-cerleben wird ja oft romantisiert. Wie sieht ein normaler Arbeitstag bei dir aus?In der Regel wahrscheinlich ähnlich wie ein normaler Bürotag bei anderen Leuten. Zwischen 9 und 10 Uhr leg ich los, zwischen 13 und 14 Uhr mache ich Mittagspause und geh irgendwo hier in Kreuz-berg um die Ecke was essen, und dann mache ich meistens so bis acht, neun Uhr abends weiter. Wenn viel ansteht, wird’s natürlich auch mal später. Vor zwei Tagen hatte ich eine Künstlerin hier, um mit ihr an ihrem Album zu schreiben, da wurde auch bis in die Nacht gearbeitet. Früher war ich eine richtige Nachteule, aber heu-te nicht mehr. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich einfach am besten arbeite, wenn ich morgens unvorbelastet in den Tag starte und viel Input durch Mails oder Telefonate bekommen habe.

Deine neue EP heißt Cosmic Waves. Nach der Theorie bestehen kos-mische Wellen aus geladenen Teilchen, die mit Lichtgeschwindig-keit durchs All rasen...Genau, das ist die wissenschaftliche Erklärung. Mir ging es aller-dings eher um den spirituellen Ansatz, der kosmische Ozean als Ideenpool und Entstehungsort allen Seins. Es ist die Idee von einer Energie, aus der alles entsteht und die allem innewohnt. Mich hat das Bild vom kosmischen Ozean fasziniert, in dem das Leben auf-taucht wie eine Welle und auch wieder verschwindet. Wenn man sich als Individuum als Teil dieses Meeres versteht, taucht man auf und wieder ein, verschwindet aber nie völlig, sondern bleibt ein Teil des Ganzen. Ich bin nicht religiös, aber existenzielle Fragen – wo komme ich her, wo gehe ich hin, wie hängt alles zusammen – beschäftigen mich immer wieder. Außerdem besteht Musik auch aus Wellenformen, und für mich war das eine schöne Analogie, um der EP den Titel zu geben.

Du gehst also an eine EP genauso konzeptionell heran wie an ein Album? Ein gewisses Konzept entwerfe ich bei allem, was ich mache. Zu verkopft soll es auch nicht sein, aber ich würde nie einfach eine Compilation an den letzten Tracks raushauen, die ich gerade ge-macht habe. Es soll schon ein Grund erkennbar sein, warum ich etwas herausbringe. Zumindest für mich selbst.

Was ist wichtiger beim Produzieren eines neuen Songs: die Idee oder der Prozess?Am Anfang steht bei mir meistens ein Grundgefühl, eine be-stimmte Stimmung. Dann kann es sein, dass ich vielleicht Chords oder eine Melodie finde, die zu dieser Stimmung passen. Es pas-siert aber auch, dass ich mich an den Synthesizer setze und aus der Improvisation heraus eine bestimmte Stimmung entsteht, die ich

dann weiterverfolge. Beides ist möglich. In beiden Fällen ist es aber nicht wirklich von Beginn an durchdacht, sondern eher intuitiv.

Stört es dich manchmal, dass du als Produzent elektronischer Musik eine Idee für einen Song – wegen der unzähligen Möglichkeiten – eigentlich niemals eins zu eins umsetzen kannst?Nein, überhaupt nicht. Wichtig ist, dass die Grundrichtung stimmt. Ich habe im Kindergarten ein Bild gemalt auf die Frage hin, was wir später einmal werden wollen. Auf meinem Bild rennt ein Mann mit einem Messer hinter einer Frau her und ich stehe mit einem Megafon am Rand und rufe: „Cut!“. Ich bin zwar jetzt kein Regis-seur geworden, aber die Richtung stimmte, denn die Arbeit eines Musikproduzenten ist der eines Regisseurs ähnlich: Beide müssen ein großes Ganzes überblicken, was ein kreatives Unterfangen ist. Beide arbeiten an einem Projekt mit verschiedenen Akteuren und müssen deren Input zu einem Ergebnis bündeln. Soll heißen: Ich finde es nicht tragisch, wenn sich Ergebnis oder Ziele ändern, wich-tig ist vielmehr, eine bestimmte Richtung zu verfolgen und an ihr dranzubleiben. Konkret zu sein ist gut, aber man muss auch flexi-bel bleiben.

Kennst du den Konflikt zwischen dem Bewahren eines eigenen Stils und dem Drang nach Veränderung? Ich würde sagen, mein Stil ergibt sich vor allem aus meinen Vor-lieben. Und da sich mein Geschmack weiterentwickelt, ist es völlig klar, dass sich mein Stil auch weiterentwickelt. Das passiert nicht von heute auf morgen, sondern ist eher ein langsamer Prozess. Problematisch wird es nur, wenn der Stil dadurch definiert wird, was andere Leute denken. Es kann auch schon mal vorkommen, dass Leute mich fragen, wann ich mal wieder einen Track wie die-sen oder jenen mache. Da kann ich nur sagen: nie, denn es würde mich nicht reizen, etwas zu machen, was so klingt wie frühere Sa-chen von mir. Das ist auch genau das, was mich an Dubstep nicht interessiert, wenn nämlich ein Loop von zahllosen Produzenten wieder und wieder verwurstet wird. Ich möchte keine funktionale Musik machen.

Seit einiger Zeit diskutieren alle über die Existenzberechtigung der GEMA, Geschäftsmodelle von Anbietern wie Spotify und den Um-gang mit Musikverwertungsrechten. Wie ist deine Haltung dazu?Ich bin selbst GEMA-Mitglied und freue mich natürlich auch da-rüber, etwas dafür zu bekommen, wenn meine Musik verwertet wird. Als Urheber habe ich auch ganz klar diesen Anspruch. Ob der GEMA-Schlüssel über die Verteilung gerecht ist, ist eine ganz andere Frage – da wird ziemlich viel in einen Topf geworfen. Man müsste sich also über die Details Gedanken machen, GEMA ja oder nein, greift zu kurz. Es muss ja nicht gleich das Urheberrecht ab-geschafft werden und alles umsonst sein. Vielleicht ist auch die Idee einer „Kulturflatrate“ gar nicht so schlecht, bei der alle etwas zahlen, ähnlich der Rundfunkgebühren, und dafür kulturelle Leis-tungen unbegrenzt nutzen können. So oder so wäre es wichtig eine gerechte Lösung dafür zu finden, wie das Geld an die Künstler ver-teilt werden könnte.

Page 38: Mitteschön Magazin - Ausgabe 25
Page 39: Mitteschön Magazin - Ausgabe 25

Berliner Gesichter 39

Brigitte Kube: Ich kenne Karin schon seit der ersten Klasse. Also seit fast sechzig Jahren. Sie war in meiner Parallelklasse. So richtig gute Freundinnen sind wir jedoch erst in der dritten Klasse geworden.

Was ich an Karin schätze? Sie ist zuverlässig, pünkt-lich und unternehmungslustig. Ich kann mit ihr ins Theater, ins Museum oder auch einfach nur wandern gehen.

Wir haben auch beide einen Hund. Doch mit ihnen gemeinsam Ausflüge ins Umland unternehmen, kön-nen wir trotzdem nicht, denn meiner, ein Tierheim-hund, ist sehr ängstlich und traut sich noch nicht mal in einen Bus zu steigen. Aber es gibt ja auch noch ge-nug andere Unternehmungen. Urlaub zum Beispiel. So waren wir 2006 gemeinsam auf Hiddensee, wo sich auch mal wieder gezeigt hat, wie gut wir mitein-ander harmonieren. Klar, sagen wir uns auch manch-mal die Meinung, aber Streit? Nein, den gibt es bei uns eigentlich nie.

Kontakt zu halten ist wichtig. Aber wir gehen uns nicht auf den Senkel. Wir telefonieren vielleicht ein-mal im Monat. Dann aber eine Stunde. Außerdem or-ganisieren wir gemeinsam die Klassentreffen.

Bei einem dieser Klassentreffen haben wir uns mit unseren ehemaligen Mitschülern einen riesigen Spaß erlaubt und sie mit Schultüte, Schulranzen und in Kniestrümpfen und kurzen Röcken begrüßt. Eben ge-nau so, wie wir damals zu Schulzeiten angezogen wa-ren. Dazu hat sich Karin noch eine Perücke mit einer gelegten Rolle und ich eine mit zwei Zöpfen auf den Kopf gesetzt. Sie hätten mal sehen müssen, was die für Augen gemacht haben.

Was das Besondere an unserer Freundschaft ist? Dass wir immer füreinander da sind. Ganz gleich, wie lan-

ge wir uns nicht gesehen haben. Auf Karin kann man sich eben hundertprozentig verlassen.

Karin Keil: Mit Brigitte habe ich immer Spaß. Allein schon, wie sie erzählt – da könnte ich mich bekringeln. Deshalb wundert es mich auch nicht, dass ihr Blog so gut ankommt. Die Einfachheit und Klarheit, mit der Brigitte von ihrem Leben erzählt, da muss man ein-fach mitgehen.

Aber es gibt auch Menschen, die können nicht so gut mit ihrer Art, wahrscheinlich, weil sie so direkt und ehrlich ist. Ich persönlich habe damit kein Problem. Aber es ist halt nicht jedermanns Sache. Außerdem ist Brigitte absolut zuverlässig und begeisterungsfähig. Wenn ich sie anrufe und frage, ob wir etwas unterneh-men wollen, ist sie immer dabei, und es wird garan-tiert auch immer lustig. Denn wir beide schaffen aus jeder Situation das Beste herauszuholen.

Zwischenzeitlich hatten wir uns allerdings aus den Augen verloren. Aber wie es der Zufall so wollte, stand Brigitte eines Tages plötzlich vor mir. Seitdem halten wir Kontakt und sehen uns regelmäßig.

Was für mich das Wichtigste an einer Freundschaft ist? Dass man sich alles sagen kann, auch private Din-ge. Und natürlich diese Vertrautheit, die immer gleich da ist, egal, wie lange man sich nicht gesehen hat. Das hat man nur bei Freunden.

Brigitte Kube, 67 Jahre, Bloggerin

Karin Keil, 66 Jahre

Berliner gesichterText Bettina Schuler Foto tina Linster Translation P. 44

Website von Brigitte Kube

www.blogoma.de

Page 40: Mitteschön Magazin - Ausgabe 25
Page 41: Mitteschön Magazin - Ausgabe 25

events (p. 8)

JEDER STIRBT

FÜR SICH ALLEIN

Play

Admission: €10-34

11 and18 September and 2 Oc-

tober 2012 at 7:30 pm

The nail that sticks out must be hammered in. Any re-

sistance in the Nazi era was handled the same way. Eli-

se and Otto Hampel personally experienced this. After

Elise’s only brother was killed in Paris, the couple de-

cided to produce anti-Nazi postcards and flyers. They

paid for this insubordination with their lives. This true

story, which was published by Hans Fallada in 1947 as a

novel, has been adapted for the stage by Jens Gross and

will be performed on 11 and 18 September and 2 Octo-

ber at the Maxim Gorki Theater. In Jeder stirbt für sich

allein, the pervasive distrust among the population,

the bleak hopelessness and the certain death for oppo-

nents of the Nazi regime are heartbreakingly depicted.

Ambivalent characters and disheartening fates from

this time are captivatingly brought to life on stage.

Maxim Gorki Theater Berlin

Am Festungsgraben 2

www.gorki.de

PET SHOP BOYS

Concert

5 September 2012 at 9pm

Former music journalist Neil Tennant and architecture

student Chris Lowe couldn’t know, of course, that when

they met in the early 80s in an electronics store in Lon-

don that they’d become one of the most successful pop

duos in British music history. With their mass-market

and profound dance-pop music, the Pet Shop Boys shot

with lightning speed to the top of the global charts and

stayed there. It seems fitting that their eleventh album

Elysium will be presented on 5 September imagine in

the Hebbel am Ufer as they wrote many of their new

songs in Berlin. They also spent a few months in Los An-

geles where they refined their album with Kanye West's

producer Andrew Jones. Since tickets can only be won,

we are giving 1x2 away for the concert along with a copy

of Electronic Beats. Whoever wants to watch the British

duo at home can do so via the live broadcast. More infor-

mation can be found online under “Ticketverlosung” at

www.mitteschoen.com.

Hebbel am Ufer / Hau 1

Stresemannstr. 29

www.hebbel-am-ufer.de

ARCHIVE@15 JAHRE

RADIOEINS

Electronica Progressive Rock

Admission: €25

5 September 2012 at 7 pm

One thing is certain: you never exactly know what to

expect from Archive. Since their dark, trip-hop debut

Londinium, this British collective, which has existed in-

termittently since 1994, has continued to develop mu-

sically, covering many musical ranges. Whether post-

rock, psychedelic explosions, electronica or orchestral

arrangements – Darius Keeler and Danny Griffiths, the

core of the band, have always proved how versatile they

are. Archive’s last album Controlling Crowds dealt with

social movements, their eighth studio album With Us

Until You’re Dead to a more personal topic: love. A to-

tal of four vocalists, including Pollard Berrier and Holly

Martin, sing of the various aspects of love, and the diffe-

rent masks we wear when we love others. Cool, progres-

sive rock meets driving electronic beats and epic strings.

Accompanied by the German Film Orchestra Babelsberg,

Archive will be performing on the Tempodrom stage for

the big radio eins birthday party. British singer Gemma

Ray, the Berlin-based band Budzillus, with their mix of

swing, surf and punk, British singer/songwriter Jona-

than Jeremiah and the musician and entertainer Olli

Schulz will also be on hand.

Tempodrom

Möckern Strasse 10

www.tempodrom.de

www.radioeins.de

ACTION: IMBISS SILK-

SCREEN PRINTING

Performance

12. September 2012

Eintritt: 8 Euro

Beginn: 18 bis ca. 24 Uhr

“I destroy my own market by making a huge edition

of prints which will never be worth anything, and

gallery owners hating me for doing so. POP ART 2.0”

We’re confronted by them every day without really

consciously noticing them: the advertising posters

which tempt us with (often not very healthy) food

and drink. Lukas Julius Keijser’s performance is devo-

ted to the subject of consumption and the industry

behind it. His show takes place in and around a small

snack stand, consisting only of advertising posters

and display stands. You won’t be able to quench your

hunger or thirst here, but you will get silkscreens of

coffee, beer, fries and sausages printed out on card-

board boxes, which end up in the trash every day. Vi-

sitors can buy the advertising billboards at the usual

price of the depicted snack. These are all unique be-

cause with cardboard there’s always a different result.

The performance continues when visitors carry their

billboards home and hang them up in their kitchens.

The performance asks the question: what is art and

what is not art or Ikea art? Why are people willing to

spend a lot of money for art? The curious snack per-

formance takes place appropriately on the opening

day of Berlin’s List, a contemporary art market place.

MUMA, Heizkraftwerk Mitte

http://lukasjulius.nl/53.html

English Translations 41

Page 42: Mitteschön Magazin - Ausgabe 25

42 English Translations

HANNAH COHEN

Pop

9 September 2012

Doors open 7 pm, show

starts 8 pm

Admission: €16.10

The daughter of a jazz drummer, Hannah Cohen grew

up surrounded by music. She traveled halfway around

the world as a model at a young age. Finally, she lan-

ded in New York where she was a kind of muse to the

art scene there, and also worked as a photographer.

While she was working at a New York jazz club, she

became friends with musicians and producers, and

began teach himself to play the guitar and write her

own songs. When she first sang in public at a party, the

guests were thrilled. These very personal reflections on

love and loneliness are now available on Hannah’s de-

but album, Child Bride. Support was given to the 25-ye-

ar-old producer by Thomas Bartlett, aka Doveman,

who played keyboards with The National and Antony

and the Johnsons. The back-up band is made up of the

best musicians in New York City currently has to offer

including guitarist and violinist Rob Moose of Bon Iver

and drummer Kenny Wollesen, who has drummed for

Tom Waits and Norah Jones. Together they have produ-

ced an intimate, melancholic album, which lives from

the amazing musicians and Hannah’s glassy-fragile

voice. Mitteschön is presenting the concert in the Roter

Salon during the Berlin Music Week.

Roter Salon

Rosa Luxembourg Platz 1

www.roter-salon-berlin.de

glückstag

with freunde

von freunden

(p. 18)

Freunde von Freunden

(Friends of Friends) (FvF)

is an online magazine that presents creative people

in interviews and images. Torsten Bergler, Oliver May,

Frederik Frede and Tim Seifert are the men behind the

scenes. We spent half a day with two of them. Torsten

and Oliver showed us their neighborhood around the

Mulack Strasse.

We really wanted to turn the tables on the creators of

FvF and take a look at where they live. Torsten Bergler,

co-founder of the online magazine, laughs when asked

why they didn’t want to let us into their private habi-

tats: “Because it’s not as exciting as some people think.”

We do. Then at least let us look at the office? “We’ve had

many visitors in the office. That’s nothing new. It’s been

shown too often. We’d prefer to show you the new office

that’s being built here in the building, just a few floors

up, but the workers are there,” says Oliver Kann, who

just joined the team of FvF a little later.

When you’re working with other peoples’ homes eve-

ry day you no longer have much desire to take care of

their own. Although Torsten always has the intention

to do so. “But then I don’t have the time. I'm also not

the type of guy who really gets into decorating.” Oliver

at least gets advice from their own website: “Before

I moved back to Berlin, my girlfriend and I definitely

studied FvF”

FvF is often misunderstood as a blog about interior de-

sign, but really it’s about people. They visit creatives,

learn about them, their lives and working environment,

and these stories are then told to other creative people.

The core team consists of Torsten and Oliver whom

we’ve already met, as well as Frederik Frede, who goes

by his last name, and Tim “Timmi” Seifert. The latter

two unfortunately don’t have any time today. We meet

in Torsten and Oliver in their office in Mulack Strasse.

They propose starting at The Barn with coffee, and then

slowly working our way back to the office.

People featured on their pages are always really a

friend of a friend – you only get a page through your

acquaintances or personal recommendations. Oliver:

“We just need a few facts about what people do and

what city they live in. In principle we visit them wit-

hout knowing what their living space looks like. That’s

the surprise, so to speak..” Torsten: "A kind of connec-

tion or a relationship of trust already exists. It makes

beginning an interview relatively relaxed, unlike when

Architectural Digest goes into an apartment. For us it's

more of a personal chat, and then the images follow."

Most of all the guys prefer when the apartments aren’t

cleaned up, unstyled (all the more surprising that we

weren’t allowed into theirs). They want to capture the

individual circumstances, the way it really is. But more

and more people clean up the apartments when they

know someone’s coming to take pictures.

I ask if they’ve ever been in places where there was

nothing to take pictures of. Oliver replies: “Frede once

told me about a guy who still lived with his mother in

a single room, but there was so much they could shoot.

There’s always a possibility...”

Oliver and I both agree that the term “authentic” is too

often used in this context. He likes honest better. Do

some people also apply to be featured? Yes, but they’re

refused on principle. “That doesn’t fit into our concept.

It’s always based on a personal connection,” explains

Torsten.

We stroll through the small, triangular park between

the August, Gips and Joachim streets. In summer, Oli-

ver spends a lot of time outside. Getting something to

eat somewhere, and then sitting on a halfpipe here in

the park or on the Garrison Cemetery. We decide to go

there. “In Copenhagen people hang out between graves,

eating and relaxing. There’s not much of that going on

here.” We wonder whether there’s more inhibition to

enter cemeteries in Germany.

The FvF team travels the world. I want to know if despi-

te the similar scenes that exist in different cities (if you

like Kreuzberg, you usually like the Lower East Side)

and connectedness, are there other cultural differences

than the uninhibited use of cemeteries.

“Absolutely. In New York, for example, apartments are

smaller. Life happens more at work and on the road

than at home. The good thing is that we have local

teams. They are insiders who give us the real life, so

to speak. That’s how we see it’s a little bit different eve-

rywhere. The closer you are to Europe, the more eve-

rything is the same. Once you’re in Beirut and Istanbul,

it’s different. There are many crossovers. Globalization

plays a major role. You hear the same music where I

thought I hear something new.”

And the same chairs everywhere. Wouldn’t you think

they’d get tired of all the classics? “I think everyone

wanting an Eames chair is also part of globalization.

We‘ve become international. People get out more… It's

not just really wealthy people; because you can find

very creative things. Corner tables built out of bricks,

fun stuff like that,” says Oliver.

We make our way back to the office. We want to go out

on the roof and see the building site of the future office.

We walk along Linien Strasse, and decide to take a little

detour along Old Schönhauser. We discover the new or-

ganic bakery Zeit für Brot. We ask if we can take pictures.

The owner wants to clean up first and fill the shelves.

We insist it’s great the way it is—that’s being honest.

The iPad app is coming out in autumn. The first book

with best of their pages appeared in November 2011. The

first edition is sold out, and the second is currently being

produced. They have enough material for another book,

but they’re going to take their time to doing it.

http://www.freundevonfreunden.com

green dot

disease:

death and

friendship

(p. 20)

“When you lose a close

friend to death, at first it’s

like a shock you think you’ll never get over. It feels like

heartache at the beginning, like when your partner sud-

Page 43: Mitteschön Magazin - Ausgabe 25

denly and unexpectedly leaves you. He was part of your

life and now he’s gone. You have to change your daily

routines and habits because they were influenced by

this person. You have to look anew and look forward

in order to close the gaps that this person left behind.

When you mourn a lost love, there’s always one spark of

hope that everything might go back to the way it once

was. Often illusional, yet until things get better, it might

help to get over the initial shock. And when you’re fee-

ling better, you realize that other mothers do have beau-

tiful children. When someone dies, they’re not coming

back. There is no spark of hope that everything might go

back to the way it once was. But there is something else.

The fact that this person will always be a part of us, and

of our lives. The memories and moments shared, and

the things you laughed over together.”

This is a part of the eulogy I gave nearly a year ago at the

funeral of one of my best girlfriends. She died suddenly

just after her thirty-third birthday of a cerebral hemor-

rhage, without any warning, all of a sudden, gone.

My friend’s name was Margit, a traditional Austrian

name, but since she studied for a while in England eve-

ryone called her March. She was a fun-loving person

who had a large circle of friends and acquaintances; and

someone who had certainly had her fair share of men.

There were a lot of strikingly good-looking guys at her

funeral. It made me smile inside, although I was very

sad. I began to realize during the mourning period that

this state is not a paradox; and in my opinion, incre-

dibly beneficial. For example, when her mother posts a

photo and writes something nice on Facebook, I think

sometimes, God, she would have hated this photo; and

if she’s really sitting around somewhere, she's thinking,

"Mom, why that picture. I look like shit in it!” These

thoughts show you just how well we knew each other

and how similar we were in many ways. That's what I

realized after she was gone.

Like I do, March constantly had new ideas and projects,

which she creatively put into action. Once, out of a lot

of food, we built Pepperland, the fantasyland from the

Beatles film Yellow Submarine, and invited our friends

to eat it with us. Another time she invented the Green

Dot disease. I was hosting a series of parties in Vienna

and a costume party was up next. March didn’t know

what to dress up as. However, as green was her absolu-

te favorite color, she cut out hundreds of various-sized

dots out of green adhesive foil, and pasted them all over

her. In the course of this wild party night, she adorned

so many of the guests with a green dot that in the pho-

tos from that night there’s always at least one green dot

to be seen. The disease quickly spread. Soon there was

a Facebook page where enthusiastic supporters posted

photos of green dots. They were found everywhere: on a

park bench in Burgenland, Austria or in a Thai food stall,

you just had to look closely. On a lazy Saturday in winter

2011, March and a friend had the spontaneous idea to

have themselves tattooed with a green dot. They actu-

ally found a stoned tattoo artist on the same day who

was ready to jump into action. More friends followed

suit and in the summer of 2011, seven people were alrea-

dy incurably infected. Then the unthinkable happened.

After almost 14 days in a coma, March fell asleep forever.

Even during this time of hope, despair, resignation and

powerlessness, we decided to spread the Green Dot di-

sease further. Green is the color of hope, of life. Those

who are no longer there only remain alive only in our

memories if we do not forget.

How we maintain memory in the digital age will soon be

answered by the stars. What happens after death with a

Facebook profile? While March was still in the hospital,

we founded a closed group to keep the almost sheer, un-

manageable number of acquaintances up to date. The

group still exists and serves as a communicative mour-

ning platform for friends who live in different cities.

The wall of her profile was subsequently used mainly by

friends to post songs and messages, thoughts about her.

For me it had a strange aftertaste from the beginning.

It was kind of pathetic in a way that I didn’t like. I have

my memories and photos. I thought this digital life was

disconcerting and wanted to delete the profile. Besides,

March’s old status messages appear occasionally in the

sidebar, and it’s not very nice to read "Ow, my head!"

when someone has died from a brain hemorrhage, even

if she had been drinking a lot at the time. Along with se-

veral other supporters, I suggested deleting the profile

and then had to deal with unexpectedly harsh criticism,

which was sometimes very emotional and exaggerated.

"You want to delete her from your life" and other such

nonsense. Even her mother was against it, so it quickly

became clear that resistance was futile. They agreed on

the so-called mourning mode, which can be applied to

a Facebook profile. Just the fact alone that there is so-

mething like this makes me shudder. It's probably just

a logical consequence of our modern communication

society that friends want to hold onto a Facebook pro-

file and the associated memories such as news, photo

comments or like-me-details. Personally, I think it’s

neither tangible nor understandable. Ultimately, there

is enough off the Internet to preserve her memory.

So we let 50 green balloons filled with helium go at her

funeral. Her gravestone was decorated with green dots

and one of us has actually secretly managed to put a

green dot on the urn before the funeral. I saw it with my

own eyes! We printed T-shirts and bed linens with green

dots, created a website and I decided to tattoo green dots

myself. I bought needles, gloves and ink, and practiced

on my own body. After I had decorated my thigh and

both little fingers with pretty respectable green dots (or

hearts / circles), I ventured to foreign skin and tattooed

ten people in a Viennese gallery one evening in January

2012. I especially liked the fact that there were people

who didn’t know personally March but liked the idea

and wanted to be part of this story. Like my parents. My

father is 70, my mother 68, and they let themselves be

“dotted” without hesitation. Even though they had ne-

ver met March, they knew how much she meant to me.

I will also continue to wear green dots in the world and

mistreat anyone’s skin with my needles who has the

courage. I need something real. Beneath the skin, a pic-

ture on the wall, nothing which I can turn on and off

with a button A fabric flower she wore in her hair, the

cap that I bought during our great Istanbul holiday, me-

mories of the man we seduced together.

That’s real life, something that they can’t take away or

something that can configured to a different mode.

Fuck Facebook! Sometimes, at least.

http://www.facebook.com/greendots.at

need a friend

get a dog –

a scenic

interview

attempt (p. 26)

A glittering disco ball on a

cable, an Israeli flag on the

roof and a white robot, reminiscent of Marvin from

“The Hitchhiker's Guide to the Galaxy” in the flower

bed. These are the first things I notice sitting next to

Daniel Josefsohn and Karin Müller, his best friend and

partner, on a wooden bench in the garden of his Berlin

coach house. Of course, it doesn’t look like the dozens of

townhouses that are now sprouting like weeds; instead,

it has retained its classic red bricks and looks comfor-

tably lived-in. A property you definitely won’t find no-

wadays, and one that oozes Berlin of the 90s: alive, unfi-

nished and improvised in a chic way. And in the middle

of it all: Joseph’s dog, Jesus, a good-natured setter that’s

happily flopped on the ground.

Friendship is our topic today, and someone like Josef-

sohn, born in 1961, must certainly have a lot to say about

it. After all, he is the photographer who helped shape

the visual zeitgeist of the 90s with MTV’s Miststück cam-

paign. His billboard campaign More Jews to the Movies

for the Jewish Film Festival Berlin is causing some at-

tention now. He is convinced that peace and friendship

between the world’s religions is only a matter of liking

one another. That’s why a few years ago he developed

MoslBuddJewChristHinDao, a perfume that was suppo-

sed to make all the noses of the world happy. The word

is composed of the first letters of all world religions. He

calls it Unfaith for short.

English Translations 43

Page 44: Mitteschön Magazin - Ausgabe 25

44 English Translations

But what about his own friends? Is true friendship, as

the French philosopher Michel de Montaigne said, re-

ally a rare stroke of luck? Josefsohn remains silent. His

girlfriend Karin Müller laughs.

Then perhaps a bit more general: What is friendship?

Josefsohn: Facebook, true 2012 friendship.

Müller: Unfortunately, Daniel wasn't able to let all his

3500 Facebook friends know in advance; otherwise

they’d all be here.

To be more exact: what makes up your friendship?

Josephsohn: We have a common hobby.

Müller: And it’s not Facebook.

Josephsohn laughs and lights a cigarette.

Josephsohn: Why? Facebook is just amazing!

Mueller: 3500 people in the garden might be a little

crowded...anyway, our friendship is characterized above

all by a certain ambivalence.

Josefsohn laughs again.

Josephsohn: You might not notice it, but we’re using

you as a psychotherapist.

Doesn’t matter. I’m used to. Why ambivalence?

Müller: Because we are very different.

Josefsohn: Need a friend get a dog.

Josefsohn laughs, jumps up and grabs a few Spiderman

Gummies lying on the wooden table. Then he's gone.

Into the house. Disappeared.

Josephsohn (from somewhere): Karin is completely dif-

ferent.

Müller: What was our hobby again?

Josephsohn (moving): Our “hobby” will be three in Au-

gust and is called Milo.

Mueller: I see. Yes, the greatest total hobby.

Josefsohn slowly comes back and sits down on the

bench.

Müller: And then of course there’s the Volksbühne hob-

by.

Josefsohn: The second greatest total hobby.

The one you’re the creative director for.

Josephsohn: And of course, there’s our small agency Jo-

sefsohn.com

Does it work well, working together and being a couple?

Müller: You have to watch out that the family and the

work level don’t mix; that you always make sure which

argument is in which pot.

Josephsohn: Keyword: meta level.

Müller: One of Mr. Josephsohn’s favorite words.

Josefsohn: Thanks to René [Pollesch]. Do you know the

film I made for my installation at The Berlin Fashion

Week For Sale pavilion next to the Volksbühne?

To be honest, no ...

Josefsohn: Want to see it? Now?

And he jumps up again, runs back to his office with me

following carrying recording equipment and Spider-

man Gummies.

As I enter, Josefsohn is already sitting at his computer

with a cigarette in one hand and the mouse in the other

hand. Lo and behold, now that he is talking about his

work, he is suddenly present, no longer running off,

but remaining quietly seated. He not only shows me his

designs for next season’s program brochures, but the

video: META MODE. In it we see fashion critic goddesses

Suzy Menkes of the International Herald Tribune and

Anna Wintour, immortalized forever by Meryl Streep in

The Devil Wears Prada. They’re sitting next to each other

like chickens at the catwalk watching and taking notes

while nameless models saunter by like blurred ghosts

wearing run-of-the-mill outfits. An exchange between

René Pollesch and Daniel Josefsohn of text messages on

modern art and fashion between is superimposed over

the video in white letters. Summary: Fashion is always

meta.

I use the occasion to address another one of Josefsohn’s

projects, the photo series Jewing Gun, in which Israeli

soldiers pep up their uniforms with accessories. It’s a

form of individualization, which shows how much uni-

forms, weapons, and war insignia are part of everyday

life in Israel, and which completely threw me being a

West European who recently visited Israel.

Here in Germany you rarely get to see weapons. At the

most, the police. In Israel, however, the soldiers lean

against walls as if they were carrying Gucci bags on their

shoulders ...

Josephsohn: It’s one of the great luxuries of the West

that we don’t see something like that every day.

Is that why you made the series of photographs, to show

that weapons in many countries are still a part of the eve-

ryday street scene?

Josephsohn: Rather to show how people succeed in re-

maining individualistic in spite of their uniforms. How

they make their weapons, their uniforms, stylish with

small add-ons.

Karin Müller: Partly hip, and partly extremely irritating.

Josefsohn: It’s part of their life there.

You have a very personal connection to Israel, Your fa-

ther, an Israeli engineer, moved to Hamburg with your

mother just before you were born. Were you there often

as a child?

Josephsohn: I was, and still often go. My best friend

Mondo lives there.

Also an artist?

Josephsohn (laughs): When he was a kid, he always wan-

ted to become a comedian, but his father forced him to

take over his country. Now he is one of the most famous

beekeepers in Israel.

And your best friend?

Josefsohn: Besides Karin. We’ve known each other since

we were three-years-old, and always saw each other

when I was on vacation with my grandparents in Israel.

We basically grew up together.

And what about Jesus, your dog: friend or silent compa-

nion?

Need a friend get a dog.

Danieljosefsohn.com

we MitteMums

and the

grandparents

rental

(p. 37)

Summer is considered the nicest time of the year. At

least until you become a mother. Because from then

you no longer associate summer with long evenings

in the garden or barbecues on the banks of the Spree,

but instead with when your daycare is closed. And that’s

hard for any mother.

Now, please don’t get me wrong. Spending time with

my daughter is of course wonderful, however, neither

one of us is used to sitting around together for 24/7, nor

do we like it. Instead of focusing my full attention on

my daughter, I have to try to balance my workload with

her entertainment needs. Which means that as I write

these lines I’m printing out My Little Pony - coloring

pages; and my daughter and I are discussing the ques-

tion of whether and how mermaids actually go to the

bathroom. The result is that the time I need for a page

is as long as some writers need for an entire book. When

I ask my daughter whether we should go for a swim,

she just tiredly waves it off, and becomes engrossed

in the screen of her paper laptop paper with a frown.

Also not good. It’s really too bad my parents don’t live

right around the corner because then I could just give

my daughter into their trustful hands. She’s five-years-

old and therefore too young for most of the children's

holiday programs, so I have to spend lots of money on

babysitters. A luxury that single parents cannot afford.

But luckily there is a Berlin grandparents service that

provides single parents with energetic loan-grandpar-

ents when daycare is closed. These instant grandparents

take care of their foster child once or twice a week for

a small fee, thereby greatly relieving the single parents.

The Berlin PUK project is equally worthwhile. It matches

a type of godparent to children in foster care and to sin-

gle parents. They meet at least once a week to do things

the parents don’t have time for.

Biffy Berlin also matches godparents for children be-

tween six and sixteen years with interested parents, in

the hopes of sensitizing people to a civil coexistence.

And who knows, maybe later on, the child will take care

of his godparents when they’re old and needy? It’s a nice

idea at least! If you’re like me and need a quick, short-

Page 45: Mitteschön Magazin - Ausgabe 25

term solution for daycare bottlenecks, check out the

Kinderinsel in Eichendorff Strasse. They offer a 24-hour

emergency babysitting service. I wanted to bring my

daughter over there yesterday to play. But unfortunate-

ly she didn’t have any time because she had to work.

eyeout art events (p. 36)

aurélien

froment

2. Juni – 8. September

2012carlier / gebauer,

Markgrafenstr. 67, U6

Kochstrasse, Di–Sa 11–18 h

Puzzles, wordplay, and mnemonics abound in the work

of Aurélien Froment. His exhibition at carlier / gebauer

– a collaboration with Marcelle Alix as part of the Paris-

Berlin gallery exchange – continues an exploration into

the ideas of German pedagogue Friedrich Froebel that

the artist began several years ago in an exhibition at

Gasworks in London. Like Froebel’s pedagogical procli-

vity towards incorporating play into a child’s education,

Landschaft aus Holz, Sprache aus Ahorn presents an

exercise in cumulative understanding. It comprises a

film exploring the shapes that Froebel used as didactic

tools, and an installation in the adjacent project space

that combines these forms into bold wallpaper eliciting

a landscape of play and curiosity.

dirk Bell

15. Juli – 27. Oktober

2012BQ, Weydingerstr. 10,

U2 Rosa-Luxemburg-Platz,

Di–Sa 11–18 h

Dirk Bell’s diverse oeuvre

oscillates between gestu-

ral, quasi-gothic paintings, and hard-edged minima-

list sculpture. Bitte, Danke, the artist’s current exhi-

bition with BQ, harnesses the ethereal qualities of

both approaches. Located next to the gallery in the

glass pavilion of the Volksbühne, Bell’s installation

animates this intimate, humble structure into a play

of opacity and incandescence. Look closely and you’ll

see that the delicately wrought, deceptively abstract

shapes the vitrine contains actually admonish the

visitor to remember the “magic words” their mother

taught them.

douglas gordon

15. September – 4. November

2012Akademie der Künste,

Hanseatenweg 10, U9 Han-

saplatz, Di–So 11–20 h

Douglas Gordon’s films and

videos show a masterful ap-

proach to scale and pacing. 24-Hour Psycho elongates Al-

fred Hitchcock’s acclaimed thriller to the length of a full

day, while the double channel video installation Play

Dead depicts an elephant slowly circling the Gagosian

Gallery. The animal’s size and the rhythm of its move-

ments mesmerize, but also subtly refer to the gallery’s

reputation for working with bold, large-scale works by

blue-chip artists. As the 2012 recipient of the prestigious

Käthe Kollwitz prize, Gordon presents a new installa-

tion, Pretty Much Every Film and Video Work From About

1992. Similar to Maurizio Cattelan’s recent installation

at the Guggenheim in New York City, Pretty Much Every

Film comprises a mini-retrospective of Gordon’s output.

The transformation of his oeuvre into an installation

that extends over 86 monitors shows a continuation of

Gordon’s interest in working with issues of deconstruc-

tion and perception.

45 English Translations

Mitteschön verlosung

Jennifer Lopez ist Sängerin, Schauspielerin und Designerin. Was das Multitalent anpackt, macht es mit Erfolg. Im Mai wurde J-Lo sogar vom US-Wirtschaftsma-gazin Forbes zum einflussreichsten Star im Showbusiness gekürt. Den musi-kalischen Durchbruch hatte sie 1999 mit ihrer Single If You Had My Love und kletterte damit bis an die Spitze der amerikanischen Single-Charts. In diesem Herbst wird die Sängerin im Rahmen ihrer ersten Deutschlandtour überhaupt mit ihren lateinamerikanischen Rhythmen die o2 World einheizen.

Seit ihrer Eröffnung im September 2008 ist die Arena mit Platz für bis zu 17.000 Zuschauer Bühne für Sport und Entertainment. Mit 59 Suiten, Restaurants, Bars und Hospitality-Bereichen setzt die o2 World national wie international Maß-stäbe. Große Boxkämpfe und spannende Basketballspiele konnte man in den letzten Jahren bejubeln, aber auch Stars wie Beyoncé und Sade. Nun kommt Jennifer Lopez am 13. Oktober 2012 für ein Konzert in die o2 World und ihr könnt live dabei sein.

Auf www.mitteschoen.com verlosen wir ab heute 1x2 Tickets für das exklusive Konzert.

LET’S GET LOUD

English Translations 45

Page 46: Mitteschön Magazin - Ausgabe 25

46 Kolumne

Text oliver Janik

von erwartungen. und von sonntagen.

„Was ich noch sagen wollte…“

– Hinweise auf Missstände und andere Belanglosigkeiten.

Wetten, ihr habt das nicht gewusst? Dass nirgendwo so of-fen geschwindelt wird wie in Waren an der Müritz? Gerade kulinarisch eine einzige Mogelpackung, diese Mecklenbur-gische Siedlung: Das italienische Spezialitätenrestaurant am Hafen heißt Mendoza Steakhaus (und Mendoza liegt im zentralen Westen Argentiniens am Fuß der Andenkordillere und das schon recht lange, seit 1561), der Pizzalieferservice in Waren heißt Bollywood. Und nicht erst, seitdem wir im Entertainment-Programm auf der Lufthansa-Langstrecke mehr Bollywood-Filme im Angebot haben als solides ame-rikanisches Blockbuster-Handwerk, wissen wir, dass das kulinarisch dort alles eher nicht so viel mit Pizza zu tun hat. Mit den einfachsten Taschenspielertricks arbeiten die also, die Warener, Hütchenspieler, nein Teufelskerle sind das! (Nebenbei, diese Sache mit Italien: das hat nichts mit dem EM-Halbfinale zutun, das war schon vorher so). Jetzt ist natürlich die Frage, ob die Erwartung, die der Name Bolly-wood schürt, durch eine handelsübliche Lieferpizza (Form-vorderschinken *mit Phosphat, Schmelzkäse *mit Farbstoff, Antioxidationsmittel etc.) eingehalten wird oder nicht, vielleicht gibt’s da ja auch Pizza Masala oder Pizza Tandoori oder so etwas. Also Erwartungen, Erwartungen haben wir ja jede Menge. Von Berlin erwarte ich zum Beispiel...ja,...hm...eigentlich nichts mehr. Zumindest nicht, wenn es ums Bauen und Er-öffnen geht. Deswegen erwarte ich jetzt mal mit stoischer Gleichmut das nächste Eröffnungsdatum für Flughafen und Oper, erwarte die nächsten wirklich total knallharten Personalentscheidungen in den entsprechenden Gremien, wo dann die verantwortlichen Leute – erwartungsgemäß – rausgeschmissen werden, die am nächsten Tag auf radio-eins erzählen dürfen, warum das natürlich alles Quatsch ist. Und wer denn eigentlich die Verantwortung für dies oder jenes Desaster trägt und dass man das ja eigentlich schon alles seit Monaten, nein Jahren weiß oder zumindest ahnt (eben erwartet hatte) und das eben jetzt usw. Boring.com

Exkurs: In Mainz, wo ich herkomme, ist Bauen auch lustig. War ja zur Römerzeit mal eine sehr wichtige Stadt (Mogun-tiacum, ab 89 n. Chr. Hauptstadt der Provinz Germania superior insbesondere wegen der verkehrsgünstigen Lage direkt am Rhein). Das ist ja grundsätzlich mal toll und man kann in den Museen der Stadt jede Menge Krimskrams be-staunen (Helme, Waffen Münzen), gibt aber auch ungleich spektakulärere Zeugnisse wie Isistempel, das Römische Theater oder das Römerschiffmuseum. Der Haken daran ist, dass so ziemlich jeder, der ein Loch gräbt, was mehr als einen halben Meter tief ist (Bauträger, Bankräuber, Maul-würfe), Gefahr läuft, mindestens mal auf Reste einer alten Stadtmauer, Therme oder sonst was zu stoßen. Was wiede-rum die Archäologen auf den Plan ruft, die das dann mit Pinselchen und kleinen Schraubenziehern freilegen, und wenn sie dann nach drei Jahren fertig sind, die geplante Tiefgarage mit 800 Stellplätzen schon ganz woanders steht. Man will sich gar nicht vorstellen, wenn die Römer auch bis Berlin... nein. Meine Erwartungen an Berlin im September werden an-sonsten voll erfüllt, die Stadt ist voller Touristen, das Wetter ist viel besser und die Deutschen etwas freundlicher als die alle erwarten. Und bis am Sonntag Nachmittag Ryan Air oder easyjet wieder nach Gatwick, Stanstedt oder Malaga heim-fliegen, sitzen sie tief frustriert von morgens bis abends, wenn dann endlich der Airport Express nach SFX geht, mit ihren Rollköfferchen in Straßencafés ihre Zeit ab, weil sie einfach nicht glauben, ja fassen können, dass in einer Stadt wie Berlin die Geschäfte sonntags geschlossen sind. Das war auch wirklich nicht zu erwarten, nach so einem weltstädti-schen Freitag und Samstag. Ich glaube ja, dass das Absicht ist, sonst kommen die ja jetzt jedes Wochenende.

Page 47: Mitteschön Magazin - Ausgabe 25

legende

Bars/Cafés/Clubs1. Tempodrom, Möckernstraße 10

2. Berghain/ Panorama Bar, Am Wriezener Bahnhof

3. MUMA, Heizkraftwerk Mitte, Köpenicker Straße

4. Roter Salon, Rosa Luxemburg Platz 1

16. The Barn, Auguststraße 58

17. Zeit für Brot, Alte Schönhauser Straße 4

Kultur/Freizeit5. Hebbel am Ufer / Hau 1, Stresemannstraße 29

6. Maxim Gorki Theater Berlin, Am Festungsgraben 2

7. Ocelot, Brunnenstraße 181

8. Kinderinsel Berlin, Eichendorffstraße 7

9. Großelterndienst, Ansbacher Straße 63

10. Großelterndienst, Warschauer Straße 58

11. Biffy e.V., Blücherstraße 37 A

12. PUK, Drakestraße 30

13. Neugerriemschneider, Linienstraße 155

14. Campagne Première, Chauseestraße 116

15. EIGEN+ART, Auguststraße 25

18. Do you read me?!, Auguststraße 28

Illu

stra

tion

Nic

ole

Pie

loth

Page 48: Mitteschön Magazin - Ausgabe 25