WEM GEH–RT DER –FFENTLICHE RAUM?

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WEM GEHÖRT DER ÖFFENTLICHE RAUM? Schüler des BG und BRG 6 Rahlg. 4, 1060 Wien erfahren mit Kinderwagen und Einkaufstaschen den 6. Bezirk Ein Projekt im Rahmen des Mädchen/Buben Tages am 12. Mai 2000 Projektteam: Dumser Ronald 5A Fusseis Fabian 6A Rasmussen Thomas 6A Reitter Andre 6A Schewcik Markus 6A Thorsten Thomas 5A Varga Bence 6A Varga Sebestyen 6A Wieninger Herbert Lehrer Wilfinger Gunter Lehrer Hawel Helmut VCÖ

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WEM GEHÖRT DERÖFFENTLICHE RAUM?

Schüler des BG und BRG 6Rahlg. 4,

1060 Wienerfahren mit Kinderwagen

und Einkaufstaschen den 6. Bezirk

Ein Projekt im Rahmen des Mädchen/Buben Tagesam 12. Mai 2000

Projektteam:

Dumser Ronald 5AFusseis Fabian 6ARasmussen Thomas 6AReitter Andre 6ASchewcik Markus 6AThorsten Thomas 5AVarga Bence 6AVarga Sebestyen 6AWieninger Herbert LehrerWilfinger Gunter LehrerHawel Helmut VCÖ

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Projektbericht: Wem gehört der öffentliche Raum?

830 - 900 Vorbereitungen, Arbeitseinteilung und Zusammenstellung der Route.

910-1000 Vortrag eines Mitarbeiters des VCÖ-Wien Helmut Hawel. Besprechung der Verkehrsprobleme Wiens und im Detail zum Thema: Öffentlicher Raum.

Am 12. Mai wurde im Rahmen des Projektes „Wem gehört der öffentliche Raum?“ des BRG & RGRahlgasse, von dem VCÖ Mitwirkenden (Verkehrs Club Österreich) Helmut Hawel eininteressanter Vortrag über Ursachen und Entwicklungen der Verkehrsprobleme gehalten.An der Tagesordnung stand ein Versuch, der den beanspruchten öffentlichen Raum einiger Autos,relativ zur Straßenbahn gesehen, aufzeigte: Die acht Schüler dieser Projektgruppe sollten sich jeweilsvier Sessel nehmen, damit Autos imitieren und sich ins Klassenzimmer, das den Verkehrsraumdarstellte, einreihen. Sofort wurde, im Gegensatz zur imitierten Straßenbahn, sämtlicher„Verkehrsraum“ beansprucht und somit ein „Stau“ produziert.

Das Beispiel Platzbedarf im öffentlichen Raum:die Projektteilnehmer sitzen einmal, als ob jeder alleine in einem Auto wäre, das andere mal als obsie alle in einer Strassenbahn sitzen würden. Der Unterschied wird offensichtlich.

Dieser optischen Illustration folgte der theoretische Teil, der sich mit dem Verhältnis zwischenBevölkerung und Verkehrsmittel beschäftigte. Zu diesem Zweck wurde der „Modal Split“, eineGraphik, die den prozentuellen Anteil des Öffentlichen Verkehrs, der motorisierten Fahrzeuge, denFußgängern und der Radfahrer demonstriert, eingeführt.Er signalisiert folgende Fakten: Der Öffentlicher und motorisierter Verkehr bilden jeweils 35% dergesamten Verkehrsmittel, wobei Fußgänger 26% und Radfahrer 4% (bedauerlicher Weise)ausmachen.Die, der Norm entsprechenden Straßenaufteilung zeigt als Graphik, im Kontrast zum „Modal Split“eine absolut ungleichmäßige Aufteilung: Von einer z.B. 12 Meter breiten Straße werden imDurchschnitt 4 Meter als Fahrbahn, auf beiden Seiten der Straße je 2 Meter für parkende Autos,und nur jeweils 2 Meter für Gehsteig vorgesehen. Das bedeutet, daß die motorisierten Fahrmittel 2/3des gesamten Straßenquerschnittes, und der Fußgänger nur 1/3 beanspruchen kann; der Modal Splitzeigt jedoch eine circa gleichmäßige Aufteilung beider Beteiligten! Zumal wird der vorgesehene Raumfür Fußgänger zusätzlich noch mit diversen Objekten verengt: Reklameschilder, Mistkübel,

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Verkehrsschilder, die prinzipiell allein für Autos (und Motorräder,..) hilfreich bzw. nötig sind,Hydranten, Schanigärten, etc. schränken die Beweglichkeit der Fußgänger massiv ein.

Die Verteilung des Raumes auf die verschiedenen VerkehrsteilnehmerInnen:

Der Modal Split gibt die Aufteilung der verschiedenen Verkehrsmittel an,

Modal Split

RadfahrerInnen4%

FußgängerInnen26%

MIV (Motorisierter Individualverkehr)

35%

ÖV (Öffentlicher Verkehr)35%

Aufteilung des StrassenraumesEin durchschnittlicher Strassenquerschnitt in Wien:

8m für Fahrzeuge, nur 4m für FussgängerInnen.

Zumal wird der vorgesehene Raum für Fußgänger zusätzlich noch mit diversen Objekten verengt:Reklameschilder, Mistkübel, Verkehrsschilder, die prinzipiell allein für Autos (und Motorräder,..)hilfreich bzw. nötig sind, Hydranten, Schanigärten, etc. schränken die Beweglichkeit der Fußgängermassiv ein.

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Der Platz für FussgängerInnen wird systematisch verengt durch:

Schanigärten,

Markisen und Sonnenschutz in Kopfhöhe

Parkende Autos (auch legal durch Parkstreifen) und Boller

Verkehrsschilder, und Werbedreiecksständer,

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Laternen, Stromverteiler, Baustellen und Telefonhütten

Mistkübel, etc..

Aber auch andere Hindernisse für FussgängerInnen sind überall zu finden:

Stufen, ob notwendig (mit fehlenden Schiebehilfen) oder sinnlos

machen das Leben für Behinderte und Frauen/Männer mit Kinderwagen schwer.

Bericht von: Andre Reitter der 6A des RG/BRG6 Rahlgasse 4 1060 Wien und Herbert Wieninger,Projektbegleiter,für die Projektgruppe.

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1000-1200 Spaziergang durch den 6. Bezirk :1) Mariahilferstraße:

Bsp. 1: Bsp. 2:

Der Gehsteig ist durch Schilder, Werbetafeln, In diesem Fall versperren zwei ungünstigLampenpfosten und eine Baustelle versperrt. Abgestellte Fahrräder den schmalen Bürger-Ein Durchkommen ist nur erschwert möglich. steig.

2) Gumpendorferstraße:

Bsp. 3: Bsp. 4:

Zwei Autos wurden weit über dem Gehsteig- Eine Markise bei einem Geschäftslokal istrand geparkt und behindern somit auf 1,80m montiert und behindert Passant-FußgängerInnen ohne Stellplatzgewinn. Innen. Blinde sind schwer gefährdet.

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3) Naschmarkt Bsp. 5: Bsp. 6:

Beispiel einer Verkehrsorganisation die nur Garageneinfahrt im Hintergrund ist freiDen Interessen der AutofahrerInnen dienlich befahrbar. FußgängerInnen wird, ohneist. Gehbehinderte müssen die Stiegen benutzen. Notwendigkeit eine Stufe zugemutet.

4) Windmühlgasse Bsp. 7: Bsp. 8:

Fehlende Gehsteigvorziehung als Querungs- Offen-sichtlichhilfe sorgt für Probleme beim Übergang überdie Windmühlgasse in Richtung Stiege.

5) Stiegen im AllgemeinenFehlende Schiebehilfen fürKinderwägen und Räder machen dieBewältigung der zahlreichen Stiegenschwierig.

Bericht von: Ronald Dumser und ThorstenThomas der 5A des RG/BRG Rahlgasse 4 1060Wienfür die Projektgruppe.

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1200-1400 Berichte erstellen:

Bei der Arbeit, das Team

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Begleitend zum Rundgang wurden PassantInnen mit Kinderwagen zu folgenden Fragen interviewt:1. Welche „Wegkette“ haben sie heute zurückgelegt bzw. werden sie noch zurücklegen?2. Gibt es Schlüsselpunkte die sie im Vorhinein meiden, bzw. die sie in ihrer Beweglichkeit

behindern?

Interviews mit Personen, die mit Kinderwagen unterwegs sind

1. Welche „Wegkette“ haben sie heute zurückgelegt bzw. werden sie noch zurücklegen?

Antworten:a) Shopping auf der Mariahilferstr. im unteren Bereich

b) unterwegs mit 13 A, danach shopping

c) auf Mariahilferstr. einkaufen - Straßennumer 4 bis 8

d) Wegkette: 13 A - zufuß über Mariahilferstr. - U3 - umsteigen amStephansplatz (unangenehm wegen Rolltreppen) - bis Gänsehäufel - undzurück

2. Gibt es Schlüsselpunkte die sie im Vorhinen meiden, bzw. diesie an ihrer Beweglichkeit behindern?

Antworten:a) besonders stressig ist die Überquerung des Ringes und der 2er Linie -keine Überquerung auf der Oberfläche möglich, zudem sind die meisten Unterführungen nicht mit Liftausgestattet. am Reumannplatz kein Aufzug zum Bahnsteig der U1!

b) sehr erschwerter Einstieg in die Staßenbahnen und Autobusse: zu großeDistanz zwischen Gehsteig und Bus; ungünstige Stellung, wenn sich die Doppeltür auf gleicher Höhe mit demStationsschild befindet! Behindernd ist der relativ große Spalt zwischen Bahnsteig undWaggonkante.

c) störend ist, daß der Autoverkehr total bevorzugt wird, außerdem zu langeRotphasen für den Fußgänger und äußerst kurze Grünphasen (10 sec.); sehrKinderwagenunfreudlich ist ebenfalls der 2. Bezirk.

d) die Einstellung des Bezirkvorstehers sollte sich ändern -mehr auf die Blickwinkel der Kinderwagenfahrer und Fußgänager achten; vor allem auf der Wienzeile, aberauch auf diversen anderen breit angelegten Straßen, fahren Autos eindeutig zu schnell - Kontrollen verstärken! Positiv ist der Einbau des Personenlifts in der statinoKettenbrückengasse der U4 Übrigens soll der Denzelpark nicht mit einer Häuserfrontverbaut werden.

Bericht von: Fabian Fusseis der 6A des RG/BRG6 Rahlgasse 4 1060 Wien , für die Projektgruppe.

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Für die Presse wurden Berichte geschrieben:

An den Standard:

Katastrophale Fußgängersituation in Wiener Innenbezirken

SchülerInnen stellen fatale Behinderungen für FußgängerInnen fest:Verparkte Ecken, Stufen die das passieren für Leute mit Kinderwägen beinaheunmöglich machen, Schanigärten die den ohnehin schon zu schmalen Gehsteigzusätzlich verschmälern. Im Zuge eines Projektes des Wiener GRG 6 Rahlgasse durchquerten Schülermit Kinderwägen den 6.Bezirk. Sie stellten bei diesem aufmerksamen Rundgangdurch Wien Mariahilf Zustände fest, die einer Großstadt in unseren Breiten nichtwürdig sind. Es ist offensichtlich, dass bei der Stadtplanung hauptsächlich aufKFZ-BesitzerInnen Rücksicht genommen wurde und wird. Als beachtenswertkönnte man es ansehen, dass nur ein drittel der VerkehrsteilnehmerInnenmotorisiert sind, wobei zwei drittel des Straßenraums dem Autoverkehr zurVerfügung stehen. Will man zum Beispiel mit einem Kinderwagen von derMariahilferstraße zum Naschmarkt gelangen, muß man über 4 bis 5 Treppen ohneSchiebehilfen, Gehsteige benutzen, die fülligeren Personen Probleme bereitenwürden und Straßen die beinahe unüberquerbar sind. Lösungen sind zwar ansatzweise vorhanden aber die verantwortlichenBezirkspolitikerInnen verhindern eine ordentliche Verkehrspolitik, die dieProbleme flächendeckend lösen würden.

Fusseis Fabian, Schewcik Markus, Schüler des GRG6, Rahlgasse, Klasse 6AFür die Projektgruppe

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An die VCÖ Zeitung:

Beunruhigende Situation für FußgängerInnen in Wiener Innenbezirk festgestellt.

Im Zuge eines Projekttages des Wiener GRG 6 Rahlgasse stellte eine Gruppe vonSchülern unzumutbare Situationen für nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer fest.Zugeparkte Straßenecken die den Durchgang mit einem Kinderwagen oder Einkaufstaschen schlichtunmöglich machen, Treppen ohne Schieber, derart schmale Gehsteige auf denen sich schon etwasbeleibtere Menschen ohne an Hausmauern oder Autos entlangzuschrammen nicht fortbewegenkönnen. Dies ist nur ein Auszug aus der schier unendlichen Liste der Behinderungen für Fußgänger,die eine Gruppe von Schülern vergangene Woche bei einem zweistündigen Rundgang durch den 6.Wiener Gemeindebezirk festgestellt haben. Derartige Behinderungen können nicht nur kräfteraubendund ärgerlich sein, nein es besteht in manchen Fällen sogar größte Verletzungsgefahr. Zum Beispielkonnten Vordächer von Kiosken, die nicht einmal 1.80m über dem Erdboden angebracht sind, fürBlinde zum Verhängnis werden. Geschweige denn Blumentöpfe, die von Stangen über dem Gehsteigbaumeln (Bild). Weiters wurde der Mißstand aufgedeckt, dass für Kinderwagenfahrer oderMenschen, die an den Rollstuhl gefesselt sind der Weg von der Mariahilfer Straße zum Naschmarktmit großen Umwegen verbunden ist, da in fast jeder der kleinen Gäßchen die zum Markt führenTreppen ohne Schienen vorzufinden sind. Dass ein Kinderwagen ein großes Hindernis iminnerstädtischen Fußverkehr darstellt mussten auch einige Schüler feststellen die zwecksSelbsterfahrung mit ebensolchen (natürlich leer) umherfuhren. Lösungsvorschläge sind zwarvorhanden, werden aber von den lokalen Politikern und Verantwortlichen kaum forciert, oft ist dasgenaue Gegenteil der Fall. Eine schnelle systematische Lösung wäre das einzig Wahre für derartgelagerte Probleme, aber ob ich eine solche mit meinen schon etwas betagten 15 Jahren nocherleben werde, ist eine andere Frage.

Pawel Wallenstein.