Wenger 4

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Allerdings ist es auch ihrem Einsatz zu verdanken, dass die heute oft marginalisierte traditionelle Religion, die in der Kolonialzeit zum rückständigen Denken verdammt wurde, einen Wert bekam. Auch dadurch, dass Wenger als Weisse hier auch mit ihrer Hautfarbe im übertragenen Sinne arbeitete und politische und ökonomische Verbindungen herstellen konnte, die der lokalen Bevölkerung nicht zugänglich waren. Heute ist Oshogbo und der heilige Hain als UNESCO Weltkulturerbe zu einer Art von Mekka geworden für die vielen Yoruba-Gläubigen aus der ganzen Welt. Der Exodus der Sklaverei brachte die Religion nach Brasilien und in die Karibik, von wo aus sie sich wiederum mit den neuen Wirtschaftsflüchtlingen im 20. Jahrhundert z.B. aus Kuba in die USA verbreitete. Dort stiess diese Spiritualität auf die afroamerikanischen Empowerment-Bewegungen der 1960er Jahre und wurde wiederum zu einem identitätsstiftenden Element. Im Zuge von Reafrikanisierungstendenzen und der Suche nach den Wurzeln wurde die Stadt Oshogbo mit dem heiligen Hain zur zentralen Anlaufstelle für die Gläubigen der Diaspora. Wie wichtig dies heute auch ökonomisch ist, zeigt z.B. die Tatsache, dass Nigeria seit einigen Jahren ein Kulturbüro in Salvador da Bahia, Brasilien, betreibt und vor allem aus den USA und den spanischsprachigen mittelamerikanischen Ländern Orisha-Priester nach Oshogbo pilgern, die über den Umweg Kuba in Kontakt mit diesen Traditionen kamen.

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Allerdings ist es auch ihrem Einsatz zu verdanken, dass die heute oft marginalisierte traditionelle Religion, die in der Kolonialzeit zum rückständigen Denken verdammt wurde, einen Wert bekam. Auch dadurch, dass Wenger als Weisse hier auch mit ihrer Hautfarbe im übertragenen Sinne arbeitete und politische und ökonomische Verbindungen herstellen konnte, die der lokalen Bevölkerung nicht zugänglich waren. Heute ist Oshogbo und der heilige Hain als UNESCO Weltkulturerbe zu einer Art von Mekka geworden für die vielen Yoruba-Gläubigen aus der ganzen Welt. Der Exodus der Sklaverei brachte die Religion nach Brasilien und in die Karibik, von wo aus sie sich wiederum mit den neuen Wirtschaftsflüchtlingen im 20. Jahrhundert z.B. aus Kuba in die USA verbreitete. Dort stiess diese Spiritualität auf die afroamerikanischen Empowerment-Bewegungen der 1960er Jahre und wurde wiederum zu einem identitätsstiftenden Element. Im Zuge von Reafrikanisierungstendenzen und der Suche nach den Wurzeln wurde die Stadt Oshogbo mit dem heiligen Hain zur zentralen Anlaufstelle für die Gläubigen der Diaspora. Wie wichtig dies heute auch ökonomisch ist, zeigt z.B. die Tatsache, dass Nigeria seit einigen Jahren ein Kulturbüro in Salvador da Bahia, Brasilien, betreibt und vor allem aus den USA und den spanischsprachigen mittelamerikanischen Ländern Orisha-Priester nach Oshogbo pilgern, die über den Umweg Kuba in Kontakt mit diesen Traditionen kamen.