Wenn das Image zu wackeln beginnt
-
Upload
burson-marsteller-emea -
Category
Documents
-
view
213 -
download
0
description
Transcript of Wenn das Image zu wackeln beginnt
Management13.—19. Februar 2008 | HANDELSZEITUNG | Nr. 7 | 23
ChefsaChe
Spinnerei oder geschäftskritische Grundlage?
Roger Semprini, CEO, Fujitsu Siemens Compu
ters AG Schweiz; Regionenverantwortlicher
Vice President, Region Alps, Regensdorf.
Green IT» ist als Schlagwort in vieler Munde, und es ist anzunehmen, dass auch
die Cebit den Hype noch verstärken wird. Ist Green IT das Stichwort für die Zukunft der Branche oder nur ein Modebegriff?
Dass das Umweltbewusstsein der Bevölkerung und damit der Kundschaft Entscheide mit beeinflusst, erkennen die meisten ITAnbieter, auch wenn über die Auswirkungen kontrovers diskutiert wird. Dass die Energiekosten aber, über die Lebensspanne eines ITProdukts betrachtet, inzwischen ein ernstzunehmender Kostenfaktor sind, kann keinen CEO mehr kalt lassen. Umweltaktivisten konstatieren, dass der weltweite CO2Ausstoss der ITIndustrie mittlerweile genauso hoch ist wie jener der weltweiten Luftfahrt. Und ein Ende ist nicht in Sicht, der Bedarf an Rechnerleistung und damit auch an Hardware nimmt weiter zu. Damit wird die Forderung nach «Green IT» zur Chefsache!
Ressourcen müssen also bestmöglich genutzt werden, um die Betriebskosten zu senken. Neue, energiesparende, wenig Abwärme erzeugende Hardware wird sich aufgrund der besseren «Total Cost of Ownership» (TCO) mehr und mehr durchsetzen, und bei der
Klimatisierung von Rechenzentren werden sich genauso energie und damit kostensparende Lösungen durchsetzen wie bei der Produktion der Geräte. Die Kunden achten inzwischen genauso auf die Energiebilanz eines Produkte wie auf ethische Aspekte der Herstellung. Aus einer neuen Untersuchung von Gartner geht hervor, dass in den letzten zwei Jahren rund 50% der Konsumenten ein Produkt wegen seiner Umweltfreundlichkeit bevorzugten.
Der angenehme Nebeneffekt der Massnahme: Die unternehmerisch «weisse Weste», eine vorbildliche Corporate Responsibility. Der Kunde – egal ob Business oder Privatkunde – bezieht auch das UmweltImage – inklusive Produktionsland – des Anbieters in seinen Kaufentscheid ein. Eine «saubere» Produktion, ethisch vertretbare Arbeitsverhältnisse, die Verpflichtung der Zulieferer auf präzise Standards und eine glaubwürdige Kommunikation sind heute entscheidende, imageprägende Faktoren.
Nicht selten stellen Hersteller fest, dass ihr Bestreben nach der besagten «weissen Weste» verbesserte Prozesse und Services, mobilere Lösungen oder innovativere Produktionsverfahren ans Licht bringt, die sich oft erst noch positiv auf der Kostenseite auswirken können. «Green IT» muss also, wie immer man sie betrachtet, zur rundum «sauberen Sache» fürs Unternehmen werden.
ThOmAS PFiSTER
Wir kommunizieren in der Regel nicht über Kommunikation», antwortet
UBSKommunikationsprofi Axel Langer vielsagend auf die Frage, wie die UBS denn verhindere, dass ihre Mitarbeitenden die gegenwärtig vielenorts herrschende schlechte Stimmung gegen aussen tragen. Denn gegenüber Freunden und Bekannten nehmen zurzeit viele kein Blatt vor den Mund und machen ihrem Ärger über ihre Arbeitgeberin Luft. Das schadet dem Image erheblich.
Manche UBSMitarbeitende nehmen die aktuelle Situation als Tropfen, der das Fass nun endgültig zum Überlaufen bringt, und konkretisieren ihre langgehegten Abgangspläne. «Die Arbeitgeberattraktivität der UBS leidet», wie Alexander von Preen, Geschäftsführer der Managementberatungsunternehmung Kienbaum, feststellt.
Das Reputationskonto leert sichKienbaum registriert denn auch
«in den letzten Wochen bereits eine deutlich verstärkte Absetzungsbewegung – sowohl im Investment wie im Private Banking». Diese lässt sich selbst durch einen überraschend hohen Bonifluss nicht umkehren, wird dieser doch auch intern nicht nur positiv gewürdigt.
Roman Geiser, CEO der Kommunikationsberaterin BursonMarsteller Schweiz, relativiert zwar: «Die UBS befand sich lange Zeit punkto Reputation in der obersten Liga – und sie hat immerhin bereits zwei Abschreibungsphasen unbeschadet überstanden.» Der Kommunikationsstratege geht deshalb davon aus: «Die UBS profitiert nun vom soliden Glaubwürdigkeitskonto aus der Vergangenheit.»
Doch die Reputationskonti sind nicht die einzigen, die sich leeren: Die einschlägigen Blogs und die Leserbriefseiten sind voll von Beiträgen verunsicherter und verärgerter Anleger, Sparer, Kunden. Und die melden sich auch direkt
bei der Grossbank. Axel Langer: «Sicher sind manche Mitarbeitende mit Aussenkontakt, wie zum Beispiel Kundenberater, mit Unmutsbezeugungen konfrontiert.»
Und denen müssen sie adäquat begegnen. Die Loyalität der Mitarbeitenden ist dabei schwer abzuschätzen. Die Kader müssen geschult sein, wie man in einer Krise kommunikativ umgeht. Sie brauchen Fingerspitzengefühl und Sensibilität. Es gehe auch nicht an, dass die Kunden mit einer Stan
dardantwort abgespeist werden. «Das lässt sich schlecht zentralisieren», bestätigt Axel Langer.
Die momentane Situation wird in der offiziellen UBSSprachregelung nicht als dramatisch eingestuft. «Es ist nicht so, dass die Kunden reihenweise davonlaufen», sagt Axel Lan
ger, «wir haben Kunden verloren, aber nicht in beträchtlichem Umfang. Gleichzeitig gewinnen wir natürlich auch neue Kunden.» Immerhin betreue die Grossbank allein in der Schweiz 3 Mio Kunden.
Und auch von Geldabflüssen will die offizielle Medienstelle nichts wissen. Dies, obwohl die Zahlen über das 4. Quartal erst am 14. Februar auf den Tisch kommen und Vertreter anderer Banken sich bereits lautstark über den Kunden und Neugeldzufluss freuen.
Mit einer Stimme sprechenDass Mitarbeiter ihrem Unmut
gegen aussen Ausdruck verleihen, lässt sich nie flächendeckend verhindern. Dass wenigstens bei den Schlüsselstellen keine kontraproduktiven Aussagen raussickern, ist von der Loyalität des Managements abhängig. Auch die lässt sich in der Belastungssituation nur dann abrufen, wenn sie vorher gefestigt worden ist.
Oder aber, den Mitarbeitern und selbst dem Kader wird vorsorglich der Mund verboten – und die offiziellen Aussagen zum Beispiel gegenüber den Medien kommen ausschliesslich entsprechend gefiltert aus der Kommunikationsabteilung – wie es auch bei der UBS Praxis ist.
Aber selbst wenn ein Unternehmen versuchen sollte, eine gemeinsame Sprachregelung zu finden, damit die Mitarbeitenden gegen aussen quasi mit einer Stimme sprechen, lässt sich dies nur dann umsetzen, wenn die Mitarbeitenden auch von den eingeleiteten Massnahmen überzeugt sind und davon ausgehen, dass die Probleme bewältigbar sind – sprich: Wenn sie Vertrauen zu ihrem Management haben.
«Nur wenn die Mitarbeitenden an ihr Unternehmen emotional und rational glauben, können sie auch glaubwürdig gegen aussen auftreten», ist Roman Geiser von BursonMarsteller überzeugt.
Das Vertrauen allgemein ist tiefDoch mit der Vertrauenswür
digkeit des eigenen Arbeitgebers ist es nicht gerade zum Besten bestellt. Nur 42% der Angestellten halten ihr Unternehmen für vertrauenswürdig, zeigt eine aktuelle europäische Studie des internatio
nalen Trainings und Coachingunternehmens Krauthammer.
«Die Vertrauenswürdigkeit von Unternehmen ist ein grundlegender Aktivposten, eine Quelle des Wettbewerbsvorteils für ein Unternehmen, und ein Mangel an Vertrauen kann eine klare Bedrohung für das langfristige Überleben eines Unternehmens darstellen», kommentiert Ronald Meijers, Executive Board Member bei Krauthammer.
Kein zusätzliches MarketingDennoch: «Im Moment sind
keine zusätzlichen Marketingaktivitäten im Gang, um einen allfälligen Imageverlust aufzufangen. Ein Image zu entwickeln, ist eine langfristige Angelegenheit», sagt Axel Langer von der UBS. Jetzt kurzfristig zu reagieren, wäre verfehlt.
Das Problem wird auch nicht überall gleich wahrgenommen: «Für die Schweiz ist die Situation aktuell sicher ein grosses Thema – international stellt sich das Ganze
aber weniger intensiv dar.» Dies deshalb, weil sich die UBS im internationalen Umfeld in guter Gesellschaft befindet. Wenn auch die Grössenordnungen nicht vergleichbar sind, so haben doch die meisten global tätigen Institute aus der amerikanischen Kreditkrise einen Schuh voll rausgezogen.
Im Schweizer Markt kann jedoch nach Ansicht von Kommunikationsprofis wie Roman Geiser durchaus von einem Imageschaden gesprochen werden. «Die grundsätzliche Frage ist dabei, was das Unternehmen in normalen Zeiten tut. In beschwerdefreien Zeiten gilt es, in die Mitarbeitenden zu investieren, um in schweren Zeiten vom Reputationskonto zu zehren.»
Und diese Grundregeln (siehe Kasten) gelten nicht nur für die UBS, sondern – zumindest ansatzweise – ebenso für jedes KMU.
Mehr zuM TheMa• Aderlass beim Kundenstamm der UBS seite 31
Wenn das Image zu wackeln beginntKOMMuNIKaTION Die Reputation auch eines Grossinstituts wie der UBS leidet, wenn Mitarbeitende ihre Unzufriedenheit nach aussen tragen. Mitarbeiter- und Kundenloyalität im Ernstfall ist eine Frage der Vertrauensbildung in ruhigen Zeiten.
rOgerseMprINI
Fred Kindle Jeder mag den ABB-CEO, weil er trotz Erfolg diszipliniert bleibt und auf luxuriöse Auftritte verzichtet. seite 25
«Der CO2-Ausstoss der IT ist so hoch wie der der Luftfahrt – und der Bedarf an Rechnerleistung steigt weiter.»
w. M
. wEB
ER/t
V-yE
StER
DAy
Verunsicherte Kunden und mitarbeitende machen der UBS zu schaffen – die während langer Zeit aufgebaute Reputation gegen innen wie gegen aussen gerät in Gefahr.
Auch die Loyalität des
Managements lässt sich unter Belastung nur dann abrufen,
wenn sie vorher gefestigt wurde.
zehN gruNdregelN
so funktioniert die Kommunikation besser
1. in Friedenszeiten in die interne Kommunikation investieren, damit man in struben Zeiten vom angesammelten Glaubwürdigkeitskapital zehren kann.
2. Nicht warten, bis ein Ereignis dramatische Formen angenommen hat – sonst sind Sie bereits in der Defensive. Also potenzielle Grossereignisse definieren, bevor sie auf die eigene Organisation einwirken. Keine Überraschungen zulassen.
3. Alle Anspruchsgruppen gleich behandeln: Aktionäre z.B. nicht bevorzugt informieren bzw. die mitarbeitenden nicht vernachlässigen oder gar vergessen. Denn sie tragen einen guten Teil der Reputation nach aussen und ihre haltung wirkt im Freundes und Bekanntenkreis. mitarbeitende sollten die (bad) News niemals von aussen erfahren.
4. Eine interne Kultur etablieren, die den Dialog zulässt. Gerade die Web 2.0Generation ist es gewohnt, Dialoge zu führen.
5. Proaktiv handeln und kommunizieren – also: «Raus mit der Geschichte und dann get over it», sagt Roman Geiser, CEO von Bursonmarsteller Schweiz. Negativ auf die Kommunikationswirkung schlägt eine «informationskaskade, die laufend nachkorrigiert werden muss».
6. Zum Dilemma stehen. Unklarheiten kommunizieren. Die sogenannte DilemmaKommunikation meint: Zugeben, dass man im moment noch nichts Genaues weiss – bzw. nichts sagen kann. Damit kann Spekulationen eventuell vorgebeugt werden.
7. Erst durch die Verharmlosung, die Beschönigung, kurz: Das Lügen, entsteht der eigentliche Schaden an der Glaubwürdigkeit.
8. Die bad News isolieren. Das heisst: Auch das, was gut läuft, kommunizieren. Nicht dass sämtliche mitarbeiter in allen Abteilungen unter der Situation zu leiden haben. Es gibt immer Abteilungen, die ausgezeichnete Arbeit leisten. Diese entsprechend belohnen (Boni).
9. Es bedarf einer starken Führung. Das muss nicht heissen: «Köpferollen». Wichtig ist, dass der Führung Zukunftsfähigkeit, Glaubwürdigkeit und Sicherheit attestiert wird. in der Krise gehört der Kapitän auf die Brücke und muss Zuversicht ausstrahlen, ehrlich sein/bleiben/werden.
10. «Es gibt keinen grundsätzlichen Unterschied zwischen interner und externer Kommunikation. hier wie dort geht es um Werte wie Echtheit und Wertschätzung. Es geht um haltungen, nicht um Rezepte», sagt Christian König, CEO der PRAgentur Farner.