Wer Balance fordert, muss selbst Fairness praktizieren! · DGZ . 7/8 2010 03 [ Wer Balance fordert,...
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56. Jahrgang . Ausgabe Nr. 7/8 . Juli/August 2010
Proteste gegen das SparpaketWer Balance fordert,muss selbst Fairness praktizieren!
02 DGZ . 7/8 2010
VORWORT
[ Einleitende Worte ]
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MAGAZIN DER CHRISTLICHEN GEWERKSCHAFTENCGM . CGDE . CGBCE . KFG . UNION GANYMED . BIGD . GKH
VORWORT . INHALTSVERZEICHNIS
Liebe Kolleginnen und Kollegen, pünktlich zum Erscheinungstermin der neu-
en DGZ übernehme ich meine Aufgaben als
Vorstandsassistent Recht ab 01. Juli 2010.
Damit bin ich für alle juristischen Angelegen-
heiten zuständig, um die sich bisher Martin
Grießer in bewährter und bekannter Weise
gekümmert hat.
Kurz zu meiner Person: Mein Name ist Mar-
tin Gerhardt, ich bin 36 Jahre alt, ledig,
Rechtsanwalt, unter anderem mit einem
Schwerpunkt für Arbeitsrecht.
Der Beginn meiner Arbeit bei und für die
CGM erfolgt in einer Zeit, in der Sparen in
aller Munde ist. Sparen heißt nicht, Aus-
gaben in der bisherigen Höhe zu belassen
und die Einnahmen erhöhen. Sparen heißt,
weniger ausgeben und endlich aufhören,
über seine Verhältnisse zu leben. Insofern
liegt die Bundesregierung in Ansätzen mit
ihrem Sparpaket richtig. Nur ist das Koordi-
natensystem unseres Sozialstaates in Gefahr,
wenn einerseits Subventionen tabuisiert und
zu heiligen Kühen erklärt und andererseits
die sowieso Benachteiligten zusätzlich durch
nicht geringe Streichungen belastet werden.
Es wäre sicherlich förderlicher, dass, bevor
man beim sogenannten „kleinen Mann“
den Rotstift ansetzt, viele unsinnige und
überflüssige Subventionen gekürzt würden.
Dabei herrscht sogar von der CDA bis zum
Wirtschaftsrat Einigkeit. Selbst Kurt Lauk,
Präsident des Wirtschaftsrates, kann sich
eine Anhebung des Spitzensteuersatzes um
bis zu 4 Prozent für mehr soziale Ausgewo-
genheit vorstellen. Und dies ist keine Einzel-
stimme. Ein bekannter Reeder aus Hamburg
und ein renommierter Unternehmer aus
Hannover haben sich ebenfalls dafür ausge-
sprochen, die Vermögenden stärker in die
Pflicht zu nehmen.
Wir leben in einer Zeit großer Veränderun-
gen und Umbrüche. Es ist spannend. Um so
mehr freue ich mich auf meine Tätigkeit bei
der CGM und auf die Zusammenarbeit mit
Ihnen.
Martin Gerhardt
Titelthema
Wer Balance fordert, muss selbst Fairness praktizierenProteste gegen das Sparpaket
Gewerkschaftsnachrichten
CGB
Maifeier mit MdB H.-P. Friedrich
CGM
„Arbeit muss sich lohnen“
Verantwortung übernehmen
Moderne Sklaverei oder Alternative zur Arbeitslosigkeit?
Vortrag beim Unternehmerforum für Personaldienstleister
Seminarbesuch in Bad Füssing
Erfolgreiche Arbeit bei Gillet
CGPT
Staatssekretär zu Gast im CGPT-Haus
CGDE
Bahn soll zur Kasse gebeten werden
Technische Probleme ausräumen
Engagement für Bahnpolitik
Sonderfahrt mit dem „Adler“
KFG
Forderung nach gesetzlichen Mindeststandards
ALLGEMEIN
Fachgespräch zum Thema „Arbeit grenzenlos“
Jugendseite
JAV-Wahlen im Herbst
Wir sind dann mal weg …!
Politik . Soziales
Der Ärger mit dem lieben Geld
Gläserner Bildschirm
Die Folgen der Eurokrise
Countdown für die Sozialver-sicherungswahlen 2011
Rechte werden oft missachtet
Kritik an Selbstdarstellung Thierses
Europaseminar zumThema Beruf-Lebens-Balance
Rating-Agenturen an die Leine
Wir
Drei strahlende Sieger
Woher kommen die kleinen Kinderlein?
Eine zweite Gewerkschaft in der Firma
Offener Brief
Auf den Spuren der Politik
Tarifgeschehen
Entgelterhöhung und Umstruktu-rierung der Entgeltgruppen
Tarifabschluss in der Chemischen Industrie
Neue Tarifabschlüsse
Anpassung der Tarifverträge an Nordwest-Verbund
Entgelterhöhung trotz Krise
CGM vereinbart kräftige Einkommens-Verbesserung
Recht
Zulage für ständige Wechselar-beitsschicht - Urlaub
Keine Vergütung für Betriebsrats-tätigkeit im Restmandat
Auskunftsanspruch eines abge-lehnten Bewerbers?
Kein ArbeitslohnF
Wie weit geht der Versicherungs-schutz?
Unrechtmäßiges Einlösen aufge-fundener Leergutbons
Informationen
Deutschland nur im Mittelfeld
Die Abnutzungsgesellschaft
Chance oder Ausbeutung
Streithähne hissen weiße Flagge
Kampf gegen Telefonterror
Vorsicht es wird scharf geschossen
Elektroauto rollt noch lange nicht einwandfrei
Auf die Mannschaft kommt es an
Franz-Röhr-Bildungswerk
Impressum
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[ Wer Balance fordert, muss selbst Fairness praktizieren! ]PROTESTE GEGEN DAS SPARPAKET
TITELTHEMA
Jede Sekunde 4.481 Euro Schulden mehr berauben zukünftige Generationen ih-res Handlungsspielraumes. Dem muss dringend gegengesteuert werden.
Bei einem Schuldenberg von derzeit 1,715
Billionen Euro und einer Schuldenquote von
72 Prozent nähert sich Deutschland drama-
tisch dem volkswirtschaftlichen Gau. Eine
Schuldenquote von unter 60 Prozent ent-
spräche nicht nur der Obergrenze des Euro-
Stabilitätspaktes, sondern vor allem dem
Gesetz ökonomischer Vernunft. Aufgrund
dessen musste die Bundesregierung das
größte Sparpaket seit Bestehen der Bundes-
republik Deutschland verabschieden.
Einmal abgesehen davon, dass die Koali-
tionsparteien sich selbst durch ihr Verhal-
ten und den Umgang miteinander auf das
Äußerste angreifbar machen, scheint auch
das Sparpaket vor berechtigter Kritik nicht
gefeit zu sein. Was den Bürger vermutlich
am meisten stört ist die Tatsache, dass die
Sparmaßnahmen nur bestimmte Bereiche
treffen. Angesetzt wird unter anderem bei
Wirtschaft, Arbeitslosen und Urlaubern.
Die Wirtschaft soll durch Subventionsabbau
und zusätzliche Abgaben einen Beitrag von
jährlich bis zu 7,5 Mrd. Euro leisten. Auch die
öffentliche Verwaltung leistet ihren Beitrag.
Die Verwaltungsausgaben des Bundes und
die Programmausgaben sollen mittelfristig
jedes Jahr pauschal um bis zu 4 Mrd. Euro
reduziert werden. Hinzu kommen geplante
Einsparungen bei der Bundeswehr in Höhe
von bis zu 3 Mrd. Euro jährlich, die durch
eine strukturelle Reform und eine deutliche
Reduzierung der Streitkräfte erreicht wer-
den sollen.
Im Bereich der Sozialleistungen sind eben-
falls Einsparungen geplant. Dabei hat sich
die Regierung auf Maßnahmen zur Ver-
besserung der Arbeitsanreize von Erwerbs-
losen und zum Abbau von Ineffizienzen
konzentriert und will die Balance zwischen
Eigenverantwortung und Solidarität wie-
derherstellen. Doch es ist nicht nachvoll-
ziehbar, dass beispielsweise die Zuschläge
beim Übergang vom ALG I zum ALG II in
Höhe von 200 Millionen Euro gestrichen
werden sollen. Hier werden vor allem die
bestraft, die jahrelang durch ihren Beitrag
den Sozialstaat mitfinanziert haben. Auch
der Rentenversicherungsbeitragssatz für
SGB II-Empfänger soll abgeschafft werden.
Durch diese Maßnahme will sich die Bun-
desregierung bis 2014 etwa 7,2 Milliarden
Euro sparen. Doch diese Rechnung hinkt,
denn das Geld wird für die jetzigen Rentner
ausgegeben und mit an Sicherheit grenzen-
der Wahrscheinlichkeit 2014 in den Renten-
kassen fehlen.
Doch heißt es nicht eigentlich: „Wer sparen
will fängt am besten bei sich selbst an“?
Das ist auch das Verständnis eines demo-
kratischen Staates, indem eines beherzigt
werden sollte: Entweder gelten Regelungen
für alle oder für keinen. Dies sollte auch die
Sparmaßnahmen nicht ausschließen. Vor
Einsparungen bei Diäten von Abgeordne-
ten, Gehältern von Ministern und Altersver-
sorgung von Politikern wurde offensichtlich
Halt gemacht. Schwer nachvollziehbar ist es
für den Bürger ebenso, warum nur die Harz
IV Empfänger kein Elterngeld mehr erhalten
sollen.
Sozial gerechter wäre es, mutiger bei
Subventionen den Rotstift anzuset-
zen. Die CGM kann sich deshalb in
vielen Punkten den Einsparvorschlägen
des Bundes der Steuerzahler in Höhe
von 27 Milliarden Euro pro Jahr anschlie-
ßen. Wir sind allerdings enttäuscht, dass
sich die Bundesregierung nur halbherzig an
den Abbau von Subventionen gewagt hat,
denn immerhin geht es bei dem Sparpro-
gramm vor allem um
die Zukunft unserer
Kinder und Enkel-
kinder.
Deutschland ist ein Sozialstaat. An-
gesichts der demografischen Ent-
wicklung wird dies für die Zukunft
von besonderer Bedeutung sein.
Wer mit Mehrwertsteuer jong-
liert, trifft den Endverbraucher. Wer den
Arbeitslosen ihre Unterstützung kürzt, trifft
die Benachteiligten und wer die Euroschwä-
che tatenlos hinnimmt, nimmt den Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmern einen Teil
ihres verdienten Geldes.
Wir haben seit Jahren eine durchgreifede
Steuerreform gefordert. Wir haben seit Jah-
ren als CGM einen breiten Solidarpakt ge-
fordert – einen Konsens aller gesellschaft-
lichen Gruppen, in dem die gegenseitigen
Forderungen und Möglichkeiten erörtert
und dann für einen gewissen Zeitraum
miteinander vereinbart werden. Wir setzen
uns damit bewusst ab von der durchsichti-
gen Kritik aus den DGB-Gewerkschaften,
die eine günstige Gelegenheit sehen, einer
ungeliebten Regierung den Garaus zu ma-
chen.
Wir haben Europa gewollt und lange Zeit an
einem starken Euro partizipiert. Wer Europa
will, der muss auch europäische Solidarität
wollen und praktizieren.
Wir brauchen aber auch eine Politik der in-
neren Solidarität, welche dem Sozialstaats-
prinzip gerecht wird. Einem Prinzip, in dem
sich Menschen wiederfinden, die an den
Rand einer Gesellschaft gedrückt wurden
und dafür oft nichts können. Die „Alterna-
tiven“ wären soziale Unruhen, gesellschaft-
liche Konflikte und eine ständig sinkende
Beteiligung der Menschen an politischen
Wahlen und gesellschaftlichem Leben.
Detlef LutzBundesvorsitzender
04 DGZ . 7/8 2010
GEWERKSCHAFTSNACHRICHTEN
[ „Arbeit muss sich lohnen“ ]MAIKUNDGEBUNG
[ Maifeier mit MdB Hans-Peter Friedrich ]SCHWEINFURT
Die diesjährige Mai-feier des Christlichen Gewerkschaftsbundes – Kreisverband Schwein-furt/Main Rhön stand
unter dem Motto: „Eine neue Kultur des Miteinander bedingt Vertrauen, Toleranz, Souveränität und Verständ-nis“. Hauptredner war der CSU-Lan-desgruppenvorsitzende im Deutschen Bundestag, Hans-Peter Friedrich, MdB.
Friedrich stellte die Freiheit des Menschen
und seine Verantwortung in den Mittel-
punkt seiner Ausführungen. Im Kampf der
staatlichen Systeme um eine gerechte Ver-
teilung müssten diese Vorgaben das Leit-
prinzip sein. Mittelständische Strukturen
seien der Garant dafür, wobei die Forde-
rung an die Arbeitgeber gerichtet werden
müsse, junge Menschen optimal zu qualifi-
zieren und fit zu machen für die Herausfor-
derungen der Zukunft.
Unabdingbar sei es auch, die Funktionsfä-
higkeit der Familien zu verbessern und zu
fördern. Das jetzige System der „Hartz-IV“
Gesetze bezeichnete der Redner als Fehl-
konstruktion, weil Personen, die regelmä-
ßig gearbeitet haben und dann meist un-
verschuldet in diese Situation geraten sind,
mit Personen gleichgestellt werden, die
noch nie regelmäßig einer Beschäftigung
nachgegangen sind. Hier müssten Besse-
rungen und Differenzierungen zu Gunsten
der ehemaligen Arbeitnehmer für mehr Ge-
rechtigkeit sorgen.
Traditionsgemäß wurden im Rahmen der
Maifeier auch 49 Jubilare der Christlichen
Gewerkschaft geehrt und zwar 17 Mit-
glieder für 25 Jahre, 20 Mitglieder für 40
Jahre und 8 Mitglieder für 50 Jahre. Vier
Gewerkschafter wurden für eine 60 Jährige
Mitgliedschaft geehrt.
Zusammen mit dem CGB Bezirksvorsitzen-
den Peter Lehmann und dem CGM Kreisvor-
sitzenden Michael Demus beglückwünschte
Hans-Peter Friedrich die zu ehrenden Jubi-
lare und bedankte sich bei ihnen für ihre
langjährige und treue Mitgliedschaft in der
Gewerkschaft.
Anton Bauernschubert
Die diesjährige tradi-tionelle Maikundge-bung der Christlichen
Gewerkschaft Metall (CGM) und der Christlich Sozialen Arbeitnehmerschaft (CSA) in Schermau stand unter dem Motto: „Arbeit muss sich lohnen“.
Im Rahmen dieser Veranstaltung wies
Franz Kapfhammer, Bezirksvorsitzender
des CGM-Bezirksverbandes Niederbayern
und Betriebsrat bei BMW Dingolfing, dar-
auf hin, dass die Zukunft der Arbeitnehmer
in den Betrieben immer härter wird. Kapf-
hammer stellte fest, dass die große Krise am
Arbeitsmarkt bei BMW erfreulicherweise
nicht eingetreten ist. Grund dafür war die
Kurzarbeitsregelung. Allerdings hat man
bei BMW Dingolfing von der Abwrackprä-
mie nicht viel gespürt. Dankesworte richte-
te Kapfhammer an MdB Max Straubinger,
der sich im Bundestag für eine vernünftige
Steuergerechtigkeit einsetzt. Man sollte
nicht vergessen, dass mit der neuen Elekt-
rotechnik ein entscheidender Wandel in der
Automobilindustrie bevorsteht. Im Verlau-
fe dieser Entwicklung werden immer mehr
Autos im Ausland gefertigt. Es ist nicht zu
übersehen, dass die Zukunft schadstoff-
armen Autos gehört. Darauf hat sich auch
BMW eingestellt. In diesem Zusammenhang
kam Betriebsrat Kapfhammer auf die Alters-
struktur im Betrieb zu sprechen. Wird die
Lebensarbeitszeit der Arbeitnehmer auf 67
Jahre aufstockt, wird sich die Situation für
die älteren Arbeitnehmer verschlechtern,
da es im Betrieb an altersgerechten Arbeits-
plätzen mangelt. Hier müsste eine sozialge-
rechte Lösung gefunden werden.
Hartmut GrimmingerGeschäftsführer
Hinten v. l.: Heike Weisenberger (Mitglied des Kreisvorstandes), Karl-Heinz Friedel (60 Jahre Mit-
glied), Günther Riedmann (25), Ansgar Bartenstein (40), Stefan Wiederer (25), Siegfried Schmitt
(Franz Wieber-Medaille), Josef Eusemann (40), CSU Landesgruppenchef Hans-Peter Friedrich,
MdB, Michael Demus (CGM Kreisvorsitzender), Peter Lehmann (CGB Kreisvorsitzender)
Sitzend v. l.: Robert Metz (50), Alfred Mai (60), Alfred Kloß (25), Waltraud Keß (40), Stefan Scheu-
ring (50)
05DGZ . 7/8 2010
GEWERKSCHAFTSNACHRICHTEN
[ Moderne Sklaverei oder Alternative zur Arbeitslosigkeit? ]
[ Verantwortung übernehmen ]
ZEITARBEIT
MTU TOGNUM
Der Landesvorstand der CGM-Saar be-schäftigte sich auf
seiner Sitzung vom 10. Mai 2010 in-tensiv mit dem Thema Zeitarbeit. Hier standen besonders die Vor- und Nach-teile von Zeitarbeit zur Diskussion.
Die CGM betrachtet den Fakt, dass eine
Beschäftigungsform wie Zeitarbeit über-
haupt existiert, zunächst von einem neut-
ralen Standpunkt aus. Schließlich sei Zeit-
arbeit besser als Langzeitarbeitslosigkeit,
so Barthélémy Lemal, CGM Landesvorsit-
zender. Ganz besonders für ungelernte
Hilfskräfte bietet die Zeitarbeit als Beschäf-
tigungsform die Möglichkeit, Einblicke in
Unternehmen und Arbeitsabläufe zu ge-
winnen.
Diese Beschäftigungsform genießt generell
einen schlechten Ruf in der Bundesrepublik,
nicht zuletzt auch, weil sie für unsichere Ar-
beitsplätze und unzureichende Entlohnung
steht. Jedoch seien an diesem Ruf auch die
undifferenzierte Medienberichterstattung
sowie einige „schwarze Schafe“, besonders
in der Branche der Personaldienstleister,
Schuld, so Lemal. Nach Ansicht der CGM-
Vertreter birgt diese Art der Beschäftigung
nur deshalb große Nachteile für den Arbeit-
nehmer, weil viele Unternehmen dies als
Möglichkeit nutzen, festangestellte Mitar-
beiter in neue Arbeitsverträge mit weitaus
schlechteren Arbeits- und Einkommensbe-
dingungen zu zwingen.
So werden gültige Tarifverträge umgangen.
„Diese Gesetzeslücken, die einen solchen
Bei der Betriebsrats-wahl der MTU in Tog-num konnte die Liste
der CGM ein beachtliches Ergebnis er-zielen.
Von 31 Sitzen konnte die CGM fünf Sitze
für sich verzeichnen. Unter der Leitung von
Franz Benz und Andreas Bemerl wurden mit
der Freien Liste, die 13 Sitze erhalten hatte,
erfolgreiche Koalitionsgespräche geführt.
Von insgesamt 9 Ausschüssen werden 3
Ausschüsse durch CGM Betriebsräte gelei-
Missbrauch zulassen, müssen unverzüglich
geschlossen werden“, so die einstimmige
Forderung der CGM-Vertreter.
Insbesondere die DGB-Gewerkschaften
machen massiv Propaganda gegen die Be-
schäftigungsform der Zeitarbeit, ohne ihrer-
seits adäquate Lösungen zu präsentieren.
„Die Zeitarbeit als eine Art Randerschei-
nung zu betrachten ist längst überholt. Die-
ser Sektor hat sich längst zu einer ernstzu-
nehmenden Branche entwickelt, davor kann
man die Augen nicht länger verschließen“,
so Lemal. Es müssen Wege gefunden wer-
den, auch in den Zeitarbeitsunternehmen
tariflich tätig zu werden, um so die Situation
der dort Beschäftigten zu verbessern. „Die
Lösungskompetenz liegt hier vor allem in
den Händen der Gewerkschaften“, betonte
Lemal.
Beliebte Vergleiche mit dem europäischen
Ausland wie z. B. Frankreich sind letztendlich
nicht zu halten. Es ist zu bedenken, dass in
Frankreich die Zeitarbeitsunternehmen nicht
als Arbeitgeber, sondern als Vermittlungs-
agenturen fungieren. Das bedeutet, dass
nach unmittelbarer Beendigung des Kun-
denauftrags auch automatisch das Beschäf-
tigungsverhältnis der Arbeitnehmer bei der
Zeitarbeitsagentur endet. In Deutschland
hingegen wird der Zeitarbeitnehmer auch
entlohnt, wenn keine Kundenaufträge vor-
handen sind, was in Frankreich nicht der Fall
ist. Dort wird dem Arbeitnehmer lediglich
ein Zuschlag auf den Lohn gezahlt, mit dem
er die arbeitsfreie Zeit überbrücken muss.
Demnach sind Zeitarbeitnehmer in der Bun-
desrepublik verglichen mit Frankreich bes-
ser gestellt, da sie auf eine kontinuierliche
Lohnfortzahlung bauen können. „Es ist der
grundsätzliche Fehler der Politik, dass man
hier immer wieder versucht, Äpfel mit Bir-
nen zu vergleichen“, betonte Nico Schuler,
CGM-Pressesprecher Saar.
Die Probleme mit der Zeitarbeitsbranche
müssen in den einzelnen Unternehmen, die
Zeitarbeiter anfordern und beschäftigen,
selbst gelöst werden. „Hier sind die Be-
triebsräte dieser Unternehmen gefragt, die
Betriebsvereinbarungen abschließen müs-
sen, um die Situation der Zeitarbeitnehmer
dort zu verbessern“, so Lemal. Das erklärte
Ziel muss es sein, die Zeitarbeit endlich durch
bessere Tarifverträge aus der „Schmuddel-
branche“ herauszuholen und salonfähig zu
machen, wie es auch im Zuge der Großen
Tarifkommission und der Sitzung des Haupt-
vorstandes der CGM vom 21. Januar 2010 in
Hohenroda beschlossen wurde.
Lemal forderte diesbezüglich eine engere
Zusammenarbeit mit Politik und allen Ge-
werkschaften. Denn dies ist schließlich eine
Angelegenheit, die alle Gewerkschaften be-
treffen muss! Nach Ansicht der CGM-Ver-
treter muss hier in naher Zukunft ein Dialog
beginnen, „der in einem konstruktiven Mit-
einander von Arbeitgebern, Politik und Ge-
werkschaften in Bezug auf Problemlösungen
innerhalb der Zeitarbeitsbranche münden
sollte und nicht in einem Gegeneinander“,
wie Schuler abschließend formulierte.
Nico SchulerPressesprecher der CGM-Saar
tet. Im Technikausschuss wird die CGM von
Franz Benz, im betrieblichen Vorschlagswe-
sen/Ideenmanagement von Ulrich Feige, im
Bildungsausschuss durch Andreas Bemerl
vertreten. Zusätzlich wurde Michael Fuchs
zum stellvertretenden Vorsitzenden des Aus-
schusses Arbeitszeit & Entgelt gewählt. In
Verbindung mit dem Wirtschaftsausschuss,
den Sozial Ausschuss ( Antje Irmscher) dem
Konzernbetriebsrat u.a. sind die CGM’ ler
der MTU in allen wichtigen Entscheidungs-
gremien in Führung und Verantwortung.
Laut Franz Benz bietet die Beteiligung an
der BR-Arbeit die Möglichkeit die Beleg-
schaft von der Qualität der CGM und ihrer
Betriebsräte zu überzeugen. „Wir werden
uns mit ganzer Kraft für die Belegschaft ein-
setzen und mit Herz und Verstand das best-
mögliche für sie erreichen“.
Nach der Wahl ist vor der Wahl – die CGM
in der MTU/Tognum hat nun 4 Jahre Zeit,
durch verantwortungsvolles Handeln zu
überzeugen!
Andreas Bremerl
06 DGZ . 7/8 2010
GEWERKSCHAFTSNACHRICHTEN
[ Vortrag beim Unternehmerforum für Personaldienstleister ]ZEITARBEIT
Am 28. April 2010 fand in Fulda das 4. Unternehmerforum
für Personaldienstleister statt.
So unbeliebt und verhasst die „Zeitarbeit“
auch sein mag, aus der Arbeitswelt ist sie
nicht mehr wegzudenken. Viele Branchen
brauchen sie um flexibel auf den Arbeits-
markt reagieren und kurzfristige Engpässe
überbrücken zu können. Leider wurde das
Instrument der Zeitarbeit mehrfach auf
Kosten der Arbeitnehmer missbraucht und
die Branche erlitt dadurch einen immensen
Imageschaden. Unter diesem Gesichts-
punkt ist es wichtig sich über den neuesten
Stand, was verlässliche Mindeststandards,
Branchentarifverträge und eine faire Ent-
lohnung angeht, zu informieren, zu recher-
chieren und zu debattieren.
Rund 100 Unternehmer und Experten aus
der Zeitarbeitsbranche nahmen die Chance
wahr, sich bei diesem Unternehmensforum
über die aktuellen Veränderungen und die
Zukunft in der Zeitarbeitsbranche auszu-
tauschen. Unter anderem waren Experten
für Datenschutz, Rentenversicherungsträ-
ger, Arbeitsrecht sowie Personaltrainer und
Berater unter den Referenten. Das Forum
moderierte Edgar Schröder, der Veranstalter
und Geschäftsführer der ES Schröder Unter-
nehmensberatungsgesellschaft mbH.
Der CGM-Bundesvorsitzende Detlef Lutz
informierte in seinem Vortrag über die Tarif-
partnerschaft in der Zeitarbeit und den neu-
en Kurs der Christlichen Gewerkschaft Me-
tall. Im Januar hatte der Hauptvorstand der
CGM beschlossen den Verbleib der CGM
in der Zeitarbeit von deutlichen Verbes-
serungen in den Zeitarbeitstarifverträgen
abhängig zu machen. Mittlerweile konnte
ein verbesserter Abschluss mit Branchenzu-
schlägen erreicht werden, der bisher auch
nicht überboten wurde und damit neue
Maßstäbe in der Zeitarbeit setzt. Außer-
dem informierte Detlef Lutz die Teilnehmer
über die Aspekte der Tariffähigkeit und der
Rechtsicherheit der Zeitarbeitstarifverträge.
Der Bundesvorsitzende machte vor allem
deutlich, dass mit dem neuen Tarifabschluss
in der Zeitarbeit neue Richtlinien gesetzt
wurden, die auch den Missbrauch in dieser
Branche verhindern sollen.
Detlef Lutz betonte in seinem Vortrag noch
einmal die dringende Notwendigkeit eines
gesetzlichen Mindestlohns. 2011 wird die
sogenannte europäische Freizügigkeit den
deutschen Arbeitsmarkt für alle europäi-
schen Mitbürger öffnen, aber zu den Ar-
beits- und Lohnbedingungen deren Staats-
bürgerschaftsländer. Im Hinblick darauf
drängt die Christliche Gewerkschaft Metall
auf eine gemeinsame Lösung mit allen Ge-
werkschaften, um eine Ausbeutung der Ar-
beitnehmer zu verhindern. An dieser Aufgabe
wird zu erkennen sein, wie wichtig den DGB-
Gewerkschaften und ihren politischen Freun-
den der einzelne Leiharbeitnehmer ist. cah
[ Seminarbesuch in Bad Füssing ]SCHWABEN/OBERBAYERN
„Grundlagen der Be-triebsratsarbeit“ war das Thema des Se-
minars, dass Peter Kalisch den neu ge-wählten Betriebsräten vom 26.-30. April 2010 in Bad Füssing vermittelte.
Die Teilnehmer, die in der Mehrzahl das ers-
te Mal in einen Betriebsrat gewählt wurden,
erfuhren viele Einzelheiten zu den Rechten
und Pflichten sowie zur rechtlichen Stellung
der Betriebsräte.
Am 29. April stattete der Bundesvorsit-
zende Detlef Lutz den Teilnehmern einen
Besuch ab. Er begrüßte die neu gewählten
Betriebsräte und wünschte Ihnen für die
kommenden vier Jahre alles Gute. In einer
kurzen Ansprache verdeutlichte Detlef Lutz,
worauf es als Betriebsrat ankommt. Er be-
tonte, dass es sehr wichtig ist, die Meinung
der Mitglieder zu kennen, denn nur auf die-
se Weise ist eine optimale Vertretung der
Interessen der Mitglieder zu gewährleisten.
Anschließend stellte sich der Bundesvorsit-
zende den Fragen der Teilnehmer.
Peter Kalisch freute sich über die rege Be-
teiligung an dem Seminar und besonders
über die vielen jungen Betriebsräte, die sich
sehr motiviert und engagiert zeigen und
bereit sind, Verantwortung für die Kollegen
zu übernehmen. Sandra Rasiti, die erstmals
in den Betriebsrat von Burger King in Sen-
den gewählt wurde, zeigte sich begeistert
über die vielen Informationen, die bei dem
Seminar vermittelt wurden. „Für die Arbeit
als Betriebsrat sind diese Grundlagen das A
und O“, äußerte sie und gab an, dass sie das
Seminar für neue Betriebsräte nur weiter-
empfehlen könne. cah
07DGZ . 7/8 2010
GEWERKSCHAFTSNACHRICHTEN
[ Erfolgreiche Arbeit bei Gillet ]
[ Staatssekretär zu Gast im CGPT-Haus ]
BETRIEBSGRUPPEN
LANDESARBEITSGEMEINSCHAFT IN NRW
Bei der Betriebsrats-wahl bei dem Auto-zulieferer Gillet, der
dem Tenneco Konzern angehört, setz-te sich die CGM-Liste erneut gegen-über der IG-Metall-Liste durch. Von 15 Mandaten erreichte die CGM 9, davon 2 Freistellungen.
Der Erfolg kam nicht von ungefähr. Es wur-
de kontinuierlich Basisarbeit geleistet. An
erster Stelle stand die Arbeitsplatzsicherung
bei Gillet. Aufgrund dessen wurde u.a. eine
Vereinbarung getroffen, die betriebsbe-
dingte Kündigungen ausschließt. Herge-
stellt werden am Standort Edenkoben, mit
ca. 1.200 Beschäftigten, komplette Abgas-
anlagen, Presswerkteile, sowie Katalysato-
ren und Dieselpartikelfilter. Teamarbeit ist
für die CGM-Betriebsratsfraktion und die
In der CGPT-Bun-desgeschäftsstelle
fand die Tagung der Landesarbeits-gemeinschaft von CGB-Mitgliedern in der CDA (CDU-Sozialausschüsse) NRW statt.
An der Veranstaltung nahm auch der Lan-
desvorsitzende der CDA, Staatssekretär Dr.
Brauksiepe, teil. Er bedankte sich für die
gute Zusammenarbeit und informierte über
aktuelle Fragen zur Arbeits- und Sozialpoli-
Vertrauensleute nicht nur ein leeres Wort,
sondern gelebte Wirklichkeit. Nur so konnte
der Wahlerfolg auch in der dritten Periode in
tik. Im Laufe der Versammlung wurde auch
ein neuer Landesvorsitzender gewählt.
Ulrich Bösl, Bundesvorsitzender der CGPT
und Landesvorsitzender des CGB-NRW,
wurde in seinem Amt als Landesvorsitzen-
der der CGB/CDA-Arbeitsgemeinschaft be-
stätigt. Sein Stellvertreter wurde Franz Heit-
baum von der GÖD.
Folge sichergestellt werden.
Nico Schuler
Betriebsräte CGM-Fraktion: v.l.n.r. Markus Eberle, Thomas Münch, Bernhard Dehm, Stefan Deist,
Durmaz Hasan, Davut Kocsoy, Bernhard Cuidon, Hubert Damm, Aydin Veli
v.l.n.r.: Ulrich Bösl, Parl. Staatssekretär Dr. Ralf
Brauksiepe MdB und Franz Heitbaum (GÖD)
[ Bahn soll zur Kasse gebeten werden ]MILLIONENGEWINN 2009
Der Überschuss der Deutschen Bahn AG betrug 2009 rund
1,8 Mrd. EUR. Dies ist bei der gegebenen schlechten Wirtschaftslage eine kaum für möglich gehaltene Überraschung.
Eingeplant waren in etwa 1 Mrd. Gewinn.
Mit dem Ergebnis 2009 hat die DB das
weltweit beste Ergebnis aller Bahnen in der
Wirtschaftskrise erzielt. Die Bahnsparte Netz
soll dabei 750 Mio. beigesteuert haben Das
aktuelle Sparprogramm hatte mit 600 Mio.
Euro zur Gewinnspanne beigetragen. Die
Bilanz und der darin festgestellte Gewinn
ist ein überaus positives und erfreuliches Er-
gebnis für den Bahnvorstand und alle betei-
ligten Eisenbahner. Beim großen Sparpaket
der Bundesregierung ist im Haushaltsent-
wurf 2011 und Finanzplan bis 2014 vorge-
sehen, dass die Deutsche Bahn AG künftig
zur Kasse gebeten wird. Die Bahn soll von
2011 bis 2014 jedes Jahr eine „Bahndividen-
de“ in Höhe von 500 Mio. Euro leisten. Es
bleibt abzuwarten, wie das endgültige Er-
gebnis der schwierigen Finanzverhandlun-
gen aussehen wird. Denn einerseits braucht
die Bahn weiter hohe Zuschüsse vom Bund,
andererseits soll sie nun eine „Bahndividen-
de“ an den Bund abführen.
08 DGZ . 7/8 2010
GEWERKSCHAFTSNACHRICHTEN
VERANSTALTUNGEN
Wir weisen nochmals auf einige interes-
sante Veranstaltungen zum Jubiläums-
jahr hin:
PLANET EISENBAHN8. Juli 2010 - 27. Februar 2011Verkehrsmuseum NürnbergIn der Jubiläumsschau erfahren Sie,
wann und wo die ersten Eisenbahnen
entstanden sind. Die Ausstellung dreht
sich um die Geschichte und Gegenwart
der Eisenbahnen in aller Welt.
ADLER; ROCKET & CO6. August - 31. Oktober 2010Verkehrsmuseum NürnbergIn der Fahrzeugschau werden die
Nachbauten der ältesten Lokomotiven
Europas, darunter u.a. Stephensons
„Rocket“ und Marc Seguin, die erste
französische Lokomotive gezeigt.
DIE STRECKE DES ADLERS 17. Juni - 31. Dezember 2010Museum Industriekultur, Nürnberg Äußere Sulzbacher Straße 60
www.bahnjahr2010.nuernberg.de
175 Jahredeutsche Eisenbahn
VERANSTALTUNGEN
175 Jahre
[ Technische Probleme ausräumen ]
[ Engagement für Bahnpolitik ]
[ Sonderfahrten mit dem „Adler“ ]
ZUSAMMENARBEIT BAHN UND INDUSTRIE
ENGAGEMENT
175. JUBILÄUM
Die Zusammenar-beit zwischen Bahn und Industrie soll
wieder verbessert werden, damit künf-tig die zuletzt massiv aufgetretenen technischen Probleme vor allem beim Einsatz von neuentwickelten Fahrzeu-gen möglichst vermieden und nicht mehr auftreten werden.
Darüber waren die Fachleute von Bahn und
Industrie anlässlich des „Forums Bahntech-
nik“ in Nürnberg einig. Technikvorstand
der Bahn Kefer gab als Ziel die Besinnung
Es ist erfreulich fest-zuhalten, dass der neue Bundesver-
kehrsminister Peter Ramsauer (CSU) sich verstärkt für die Bahnpolitik engagiert.
So tritt er dafür ein, dass das Schienennetz
in Deutschland weiter großzügig ausge-
baut wird um auch den Zuwachs im Gü-
terverkehr auf die Schiene zu bringen. Das
Schienenetz, das seit 1990 um 16 Prozent
geschrumpft ist, müsse jährlich mit mindes-
tens einer Mrd. Euro mehr an Investitionen
ausgebaut werden. Nur so kann das Ziel
erreicht werden, den Zuwachs des Güter-
Die Karten für die Sonderfahrten mit dem „Adler“ auf
der Strecke Nürnberg Fürth waren sehr begehrt. 1835 hatte die erste Bahn in Deutschland auf dieser Strecke den Be-trieb aufgenommen.
Für Jeden, der noch eine Karte ergattern
konnte, war die Fahrt ein besonderes Erleb-
nis. Die Strecke säumten viele Eisenbahn-
fans, um das Ereignis zu fi lmen oder zu
fotografi eren. Die Zuschauer winkten dem
„Adler“ und seinen Reisenden zu, die ger-
ne zurückwinkten. Auch Adolf Herget von
der CGDE ließ sich die Fahrt mit dem „Ad-
auf die alten Tugenden an, „neue Züge vor
ihrer Auslieferung und dem Einsatz im All-
tagsbetrieb zu testen und dabei die Verfah-
ren zur Qualitätssicherung zu verbessern“.
Es war eine falsche Bahnpolitik den Sys-
temverbund zwischen Bahn und Industrie
zu zerschlagen, um so Personal und Kosten
zu sparen. Die CGDE und alle Praktiker der
Eisenbahn hatten dies in den vergangenen
Jahren bereits immer wieder kritisiert. Wir
sind überzeugt, dass die neue „alt“ be-
währte Richtung stimmt und eine Verbesse-
rung bringen wird.
verkehrs auf die Bahn zu bringen. Bei der
Einführung des neuen Aufsichtsratsvorsit-
zenden der Deutschen Bahn AG, Prof. Utz-
Hellmuth Felcht, sagte der Minister, dass
dieser eine Mischung aus ein bisschen Josef
Ackermann und ein bisschen Franz Becken-
bauer sei, ein erfahrener geradliniger Mana-
ger, der das Unternehmensgeschehen aus
jeder Perspektive kenne und auch schwie-
rigsten Entscheidungen nie aus dem Wege
gegangen sei. Ramsauer erklärte, dass er
sich künftig „unmittelbar um die Bahn küm-
mern“ und als erster Bundesverkehrsminis-
ter an der Hauptversammlung der Bahn AG
2010 teilnehmen werde.
ler“ nicht entgehen. Er betreut und schreibt
seit 1995 die Beiträge der Christlichen Ge-
werkschaft Deutscher Eisenbahner, die in
der Deutschen Gewerkschaftszeitung (DGZ)
veröffentlicht werden.
Bilder: Die historische Eisenbahn „Adler“ in
Fürth, Fotos: A. Marx
09DGZ . 7/8 2010
GEWERKSCHAFTSNACHRICHTEN
[ Forderung nach gesetzlichen Mindeststandards ]
[ Fachgespräch zum Thema „Arbeit grenzenlos“ ]
FAHRERKABINEN
ARBEITNEHMERFREIZÜGIGKEIT
Der Bundesvorsitzende der Kraftfahrergewerk-schaft (KFG) im CGB, und der Bundesvorstand for-dern den Gesetzgeber und
alle Genehmigungsbehörden eindring-lich auf, angestellte Berufskraftfahrer im Güterverkehr nur noch mit LKW auf Dienstreise zu schicken, deren Fahrer-häuser die gesetzlichen Mindeststan-dards erfüllen.
Ein LKW soll also nur als fernverkehrstaug-
lich zugelassen werden, wenn er neben
einer Standheizung auch über eine Stand-
klimaanlage verfügt und ausreichenden
Stauraum für die Utensilien des Fahrers bie-
tet. Aus Kostengründen setzen viele Fuhr-
unternehmer Fahrzeuge ein, die nur ein
Bett und eine Standheizung haben. In sol-
chen Fahrzeugen kann ein Fahrer ein oder
auch zwei Nächte übernachten, aber eine
Die Arbeitnehmerfreizügigkeit wird zum 01. Mai 2011 eintreten. Die Ver-treter von Zeitarbeitsunternehmen, Arbeitgeberverbänden und Gewerk-schaften stehen dieser Öffnung des europäischen Arbeitsmarktes kritisch gegenüber.
Mögliche Auswirkungen auf den deut-
schen Arbeitsmarkt müssen dringend dis-
kutiert werden, um im Vorfeld eventuell
präventive Maßnahmen ergreifen zu kön-
nen. Aus diesem Anlass hatte der Vorsit-
zende der Arbeitnehmergruppe der CDU/
CSU-Fraktion, Peter Weiß, MdB, am 14.
Juni 2010 zum Fachgespräch über die
eintretende Arbeitnehmerfreizü-
gigkeit geladen. Der Leiter des
Forschungsbereiches „Interna-
tionale Vergleiche und Europäische Inte-
gration“ im Institut für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur
für Arbeit (BA), Prof. Dr. Herbert Brücker,
führte in die Thematik ein. Prof. Dr. Brü-
cker schilderte zunächst die wissenschaft-
liche Seite der Arbeitnehmerfreizügigkeit.
Er stellte klar, dass aus wissenschaftlicher
ganze Woche ist unter der Menschenwürde.
Eine normale Klimaanlage ist nicht hilfreich,
da diese nur funktioniert, wenn der Motor
läuft und sich das Fahrzeug bewegt. Eine
gesetzlich vorgeschriebene Standklimaanla-
ge ist besonders für jene Fahrer notwendig,
die während des Tages und auch bei großer
Hitze ihre Ruhepausen einlegen müssen und
schlafen wollen.
Während es in Büros eindeutige Regeln für
Raumtemperatur, WC und Erfrischungsräu-
me gibt und diese auch von den Behörden
streng überwacht werden, dürfen LKW-
Fahrer anscheinend noch immer unter Be-
dingung von einigen Arbeitgebern auf Tour
geschickt werden, die unter der gesetzlich
geregelten Würde eines Menschen liegen.
Gilt für einen Berufskraftfahrer nicht auch
der Artikel 1 Abs. 1 des Deutschen Grund-
gesetzes, welches besagt, dass die Würde
des Menschen unantastbar ist?
Jetzt stellt sich auch die Frage: Wann gibt
Sicht keine Arbeitsmarktwirkungen durch
die zu erwartende erhöhte Migration ab
01. Mai 2011 zu erwarten sind. Er belegte
anhand der vorliegenden Vergleichszahlen,
dass die Migranten keine ernsthafte Kon-
kurrenz (zumindest) für die hiesigen qua-
lifizierten Arbeitnehmer darstellen. Nach
Prof. Dr. Brücker sei es vielmehr so, dass
innerhalb des Niedriglohnsegments, also
im Helferbereich, ein Konkurrenzkampf zu
erwarten sei, in dem sich die Migranten ge-
genseitig die Arbeitsplätze streitig machen.
Die Folgen wären dann hohe
Arbeitslosigkeit
es endlich einheitliche gesetzliche Normen
für die Ausstattung für Führerhäuser von
LKWs und wenn ja, wer überwacht diese?
Erfüllen die Berufsgenossenschaften ihre
Kontrollaufgaben oder gibt es Gesetzeslü-
cken, die umgehend geschlossen werden
müssen? Warum gibt es noch immer keine
einheitlichen Regeln beim Arbeitsschutz in
Deutschland? Die Verantwortlichen in der
Kraftfahrergewerkschaft (KFG) wollen kei-
nen Generalangriff auf jene Arbeitgeber
im Gütertransportverkehr starten, die ihre
Fahrer zu annehmbaren Bedingungen be-
schäftigen. Es gibt aber noch immer zu viele
Berufskraftfahrer, die dringend auf die Hilfe
einer Berufsvertretung angewiesen sind, da-
mit sie wenigstens einen Mindeststandard
an Arbeitsbedingungen erhalten.
Franz Xaver WinklhoferStellv. Bundesvorsitzender und Presse-sprecher der KFG
und niedrige Löhne. Hinsichtlich der Dienst-
leistungsfreiheit wies Prof. Dr. Brücker auf
die neuerlichen Versuche der Arbeitsmi-
nisterin Ursula von der Leyen hin, eine Ge-
setzesänderung des Arbeitnehmerüberlas-
sungsgesetzes (AÜG) in Angriff zu nehmen,
um einen Mindestlohn in der Zeitarbeit zu
etablieren. Damit könnten die o. g. Proble-
me gelöst werden, so Prof. Dr. Brücker.
In einem Thema waren sich Arbeitgeber
als auch Gewerkschaften einig, dass durch
die Arbeitnehmerfreizügigkeit ein Lohn-
dumping zu erwarten sei. Gunter Smits,
Generalsekretär des CGB, forderte alle Be-
teiligten auf, sich an den „runden Tisch“ zu
setzen, um gemeinsam den gesetzlichen
Mindestlohn festzusetzen.
Björn ZirzlaffGeschäftsführer
10 DGZ . 7/8 2010
JUGENDSEITE
JUGEND MIT BISS
Nach den Betriebsratswahlen stehen nun im Herbst auch die Wahlen zur Ju-gend- und Auszubildendenvertretung (JAV) an.
Die JAV ist die Vertretung der Unter-18-
Jährigen und Auszubildenden bis 25 Jahren
in einem Betrieb. Sie kümmern sich darum,
dass Gesetze und Tarifverträge eingehalten
werden, bemühen sich um die Übernahme
der Auszubildenden und sorgen für eine
qualifizierte Ausbildung. Außerdem stehen
sie bei Fragen und Anregungen zur Verfü-
gung und beantworten diese, bzw. tragen
diese vor.
In der Regel wird die JAV in den Monaten
Oktober und November auf zwei Jahre ge-
wählt. Eine nächste Wahl findet also zwei
Jahre, in jedem Fall drei Jahre später wieder
statt. Wählen darf jeder Jugendliche des
Betriebes und Auszubildende, Praktikanten
und Volontäre, die unter 25 Jahre alt sind.
Um JAV zu werden ist es unerheblich, ob es
die erste Ausbildung ist, oder eine zweite
oder weitere. Wichtig ist nur das Alter am
Tag der Wahl.
Damit ein JAV gewählt werden kann, muss
ein Betriebsrat vorhanden sein und es muss
mindestens fünf Arbeitnehmer geben, die
gewählt werden könnten. Wer sich aufstel-
len lassen will, braucht die Unterstützung
aus dem Kreis der Wahlberechtigten oder
eine Gewerkschaft macht die Wahlvorschlä-
ge, zwei Unterschriften von Vertretern der-
selben Gewerkschaft sind dann nötig.
Der Betriebsrat stellt einen Wahlvorstand,
welcher die Wahlen organisiert und leitet.
Mindestens ein Mitglied dieses Vorstandes
muss auch theoretisch zum Betriebsrat ge-
wählt werden können, also volljährig sein
und dem Betrieb mindestens 6 Monate an-
gehören und es sollten beide Geschlechter
vertreten sein. Jedes Mitglied braucht noch
ein Ersatzmitglied, damit der Wahlvorstand
immer vollständig arbeiten kann.
Und dann geht es los: Die neuen Jugend-
[ JAV-Wahlen im Herbst! ]VORMERKEN!
AUFRUF! Seid ihr unter 25? Wollt ihr etwas bewegen, eure Meinung sagen und die Interessen der Aus-zubildenden in eurem Betrieb ver-treten? Dann lasst euch aufstellen als Kandidaten für die JAV-Wahl! Bei Fragen oder Interesse an einer Kandidatur wendet euch bitte an die zuständige Geschäftsstelle!
und Auszubildenenvertreter werden ge-
wählt und jeder von euch hat die Chance,
etwas in seinem Betrieb zu bewegen. Sei
es durch die Wahl der Person, welche eure
Interessen am ehesten Vertritt, oder indem
ihr euch selbst aufstellen lasst um euch für
die Auszubildenden, ihre Arbeit, ihre Mei-
nungen und die Interessen der jungen Ge-
neration einzusetzen. Geht in jedem Fall zur
Wahl, denn nur wer wählt kann auch etwas
bewegen! por
Seltsamer Zettel des Meisters für seinen Lehrling Echt witzig!
• Knackpatronen für die Ratsche• 5 Liter Druckluft• Eine Tube Feilenfett• Eine Ersatzluftblase für die Wasserwaage• Antennenschmiere• Vergaser-Innenbeleuchtungen…
Ein Azubi rettet seinem Meister das Le-
ben. Als der sich wieder beruhigt hat,
klopft er dem Lehrling auf die Schultern
und sagt: „Du hast mich gerettet, danke,
jetzt hast du einen Wunsch bei mir frei!“
Der Azubi nickt und antwortet: „Okay,
dann verraten sie den Anderen nicht,
dass ich es war, der sie gerettet hat!“
• Eine Dose blickfeste Spiegelfarbe• Ein Beutel Getriebesand• Eine Packung Wasserpulver• Ein Fläschchen Zündfunkenbeschleuniger• Blinkerflüssigkeit• Ersatz-Kolbenrückholfeder
Der Meister schickt seinen Lehrling los, er soll folgende Dinge besorgen:
011DGZ . 7/8 2010
[ Wir sind dann mal weg …! ]KLEINE REISEANREGUNGEN
Jetzt ist die richtige Jahreszeit, seine sieben Sachen zu packen um in den Ur-laub zu fahren und einfach mal die See-le baumeln zu lassen. Ob alleine oder in der Gruppe, es gibt einige Reisemög-lichkeiten, die die Geldbörse schonen!
Um an seinen Wunschort zu kommen,
kann man die vielen Sondertickes der Deut-
schen Bahn nutzen. In jedem Bundesland
gibt es ein so genanntes „Länderticket“
für Gruppen oder für einzelne Personen.
Es ermöglicht eine günstige Fahrt mit den
Regionalbahnen und örtlichen öffentlichen
Verkehrsmitteln. In manchen Bundeslän-
dern sind darin auch einige Fährfahrten
enthalten. Der kleine Nachteil ist, dass man
eben nur Regionalzüge benutzen darf und
etwas langsamer ans Ziel kommt – aber
wenn man in der Gruppe reist ist dies nicht
nur günstiger, sondern auch gleich viel ge-
selliger!
Informiert euch, ob es in eurem Bundesland
ein „Schüler-Ferien-Ticket“ gibt und ob ihr
die Voraussetzungen dafür erfüllt. Mit die-
sem könnt ihr die kompletten Sommerferi-
en lang mit Bus, Bahn und Regionalverkehr
unterwegs sein.
Vielleicht habt ihr ja auch Lust, an einer
Busausfahrt teilzunehmen? Im Internet
fi ndet ihr einige Seiten, auf denen man
mehrtägige Busreisen buchen kann, z.B.
nach Italien, Frank-
reich, Österreich
oder nach Polen
– günstiger geht
es kaum! Es muss ja
auch nicht immer
eine Städterei-
se sein, gönnt
euch doch auch
mal einen Tag
in einem Frei-
zeitpark in eurer
Nähe.
Etwas Kraft, aber am
wenigsten Geld ko-
stet eine Fahrradtour.
Durch die Natur zu ra-
deln macht nicht nur fi t,
sondern auch Spaß und
man kann seine Umgebung ausgiebig er-
kunden.
Am Ziel angekommen bleibt die Frage, wo
man übernachtet. Bei den oben erwähnten
Busfahrten sind meist Zimmer in Hotels
mitgebucht. Sonst hat man natürlich die
Möglichkeit, sein Zelt einzupacken und auf
einem Campingplatz zu übernachten. Je
nach Ausstattung bieten diese auch Frei-
zeitmöglichkeiten, wie Tischtennisplatten,
ein Schwimmbad und Fußballfelder an.
Aber Achtung: kein Wald- und Wiesen-
Campen! Das ist verboten und führt zu Un-
annehmlichkeiten mit dem Forstamt.
Wer ein festes Dach über dem Kopf braucht,
kann sich nach Jugendherbergen umsehen.
Hier muss man aber aufpassen, denn bei
einigen Herbergen muss man in der Grup-
pe übernachten und/oder muss Mitglied
des „deutschen“ oder „internationalen Ju-
gendherbergswerk“ sein. Herbergen sind
zwar nicht mit dem Hotel zu vergleichen,
doch die Standards steigen immer mehr.
Auch die verschiedenen Kolpinghäuser
bieten Unterkünfte an. Auch günstig, aber
nicht jedermanns Sache, sind Gästezimmer
bei Privatpersonen.
Denkt auch darüber nach,
ob ihr für eure Reisen nicht
besser eine Versicherung
abschließen wollt. Eine
Reisehaftpfl ichtversiche-
rung, Reisegepäckversi-
cherung und eine Reiseun-
fallversicherung sind immer
von Nutzen. Dann könnt ihr euren
Urlaub ohne Sorgen genießen! por
ZAHLEN & FAKTEN
JUGENDSEITE
MAIL AN: [email protected] uns Eure Meinung, Inhalte für diese Seite, Kritik & Ideen. Wir sind gespannt.
von Nutzen. Dann könnt ihr euren
12 DGZ . 7/8 2010
POLITIK . SOZIALES
[ Der Ärger mit dem lieben Geld ]
[ Gläserner Bildschirm?! ]
PRIVATINSOLVENZEN
INTERNET
In den letzten Monaten wurden viele Existenzen zerstört oder ins Wanken ge-bracht. Betroffen waren und sind aber nicht allein Unternehmer, sondern auch viele Privatpersonen.
Noch nie gab es so viele Privatinsolvenzen.
Bundesweit geht man von einer Zunahme
der Privatinsolvenzen um sieben Prozent
aus. Gründe für diese Tendenz sind auch in
unvorhergesehener Arbeitslosigkeit, Kurz-
arbeit und familiären Problemen zu sehen.
Wenn die Einnahmen durch Kurzarbeit oder
Arbeitslosigkeit plötzlich sinken, schnappt
die Schuldenfalle zu.
Auch immer mehr junge Menschen in der
Altersgruppe von 18 bis 25 sind von der
Ein Leben ohne den PC, ohne den im Job und im Privatleben keine Lebensqualität mehr möglich scheint, ist heute nicht mehr auszudenken.
Wir leben nicht nur mit dem Computer,
nein, wie es scheint leben wir auch im
Computer, und zwar sehr gut sichtbar für
unsere gesamte Umwelt, die sich im Netz
tummelt. Soziale Netzwerke wie Studivz
oder Facebook haben sich etabliert und
gehören wie selbstverständlich zum Alltag.
Oft ist den Nutzern dieser Seiten gar nicht
bewusst, wem sie hier Einblick in ihr Privat-
leben ermöglichen. Gut sichtbar können
nicht nur unsere Freunde und Bekannten
sondern auch völlig Fremde unser Leben
mitverfolgen. Unsere Urlaubsschnappschüs-
se, Bilder von Freizeitaktivitäten oder die
Angaben von bestimmten Vorlieben bzw.
Abneigungen werden dabei nicht selten ein
Stolperstein für die berufliche Laufbahn. Für
Unternehmen ist es mittlerweile üblich ge-
worden, soziale Netzwerke auf ihre Bewer-
ber zu überprüfen. Wer sich in solchen so-
zialen Netzwerken aufhält, sollte so wenig
wie möglich Angaben von sich preisgeben.
Zudem sollte man unbedingt vermeiden,
den vollen Namen anzugeben. Auch Fotos,
auf denen man zu erkennen ist, sollte man
nicht ins Netz stellen.
Privatinsolvenz betroffen. Investitionen in
Wohnungs- und Familiengründung stehen
einem vergleichsweise geringen Einkommen
gegenüber und bringen die jungen Leute,
die sich eine eigene Existenz aufbauen wol-
len, oft in finanzielle Schwierigkeiten. Zu-
dem legen jüngere Menschen zunehmend
ein Konsumverhalten an den Tag, das nicht
mit ihrem Einkommen zu vereinbaren ist.
Die Spitze der Privatinsolvenzskala führen
die Bundesländer Bremen, Niedersachsen
und Schleswig-Holstein an. Vergleichsweise
wenig betroffen sind Thüringen, Bayern und
Baden-Württemberg. Anhand dieser Zahlen
wird ein klares Nord-Süd-Gefälle erkennbar.
Experten raten, etwa zwanzig Prozent des
Immer lauter wurde auch der Protest gegen
das Unternehmen Google, das nach und
nach ganze Landstriche abfotografierte, um
alles ins Netz zu stellen. Jeder Kleinkrimi-
nielle hätte sich theoretisch Überblick über
jedwedes Grundstück verschaffen können.
Aufgrund der massiven Proteste – unter
anderem hatte auch Verbraucherministerin
Ilse Aigner angekündigt, rechtliche Schritte
gegen Google zu prüfen – hat Google seine
Filmaufnahmen für Google Earth mittler-
weile eingestellt.
Einigen Unmut löste auch die Vorratsdaten-
speicherung aus. Ein komisches Gefühl war
es dann doch zu wissen, dass irgendwer
über die Vorratsdatenspeicherung genau
nachvollziehen kann, auf welchen Seiten
man sich im Netz aufhält. Kontrolliert wer-
den will dann doch niemand. Schließlich
entschied das Gericht vor einigen Wochen,
dass die Vorratsdatenspeicherung nicht zu-
lässig ist. Allerdings war dies ein Instrument,
das sich als wirksam erwiesen hat im Kampf
gegen Kinderpornographie.
Den Nutzen, den uns das Internet und die
weltweite Vernetzung bringen, sind nicht zu
verachten.
Man sollte aber die Risiken, die dadurch ent-
stehen, nicht unterschätzen und ihnen mehr
Beachtung schenken. cah
Einkommens als Reserve für unvorhergese-
hene Ausgaben zurückzuhalten. Schuldner
sollten sich an die Schuldnerberatungsstellen
vor Ort wenden. Da diese allerdings oft lange
Wartezeiten haben, kann man sich auch an
einen auf Schuldnerberatung spezialisierten
Anwalt wenden. Allerdings sollte man sich
genau nach den Kosten für die Eröffnung
eines Insolvenzverfahrens erkundigen, diese
variieren nämlich stark und können zwischen
50 und 900 Euro liegen.
Geringverdiener können vom Amtsgericht
zwar einen Beratungshilfeschein erhalten,
der verhindert, dass Kosten für den Anwalt
anfallen. Dieser Schein beinhaltet jedoch
nicht die Kosten für das Insolvenzeröffnungs-
verfahren. cah
KURZ NOTIERTUntersuchungskommission
Auf der Welle des World Wide WebDie Zukunft gehört dem Internet, aber
den Umgang mit dem World Wide
Web sollten wir aktiv mitbestimmen.
Union, SPD, Grüne und FDP haben
sich dafür entschieden, eine Enquete-
Kommission „Internet und digitale
Gesellschaft“ einzusetzen. Das neue
Gremium setzt sich aus 17 Abge-
ordneten und 17 Sachverständigen
zusammen und wird zwei Jahre lang
den Einfluss des World Wide Web auf
Gesellschaft, Politik und Wirtschaft
untersuchen.
13DGZ . 7/8 2010
POLITIK . SOZIALES
[ Die Folgen der Eurokrise ]
[ Countdown für die Sozialversicherungswahlen 2011 ]
SPARPLÄNE
SOZIALWAHLEN
Im Zuge der Eurokrise haben die Regie-rungen der EU-Mitgliedsstaaten ein gi-gantisches Rettungspaket geschnürt um den Euro zu stabilisieren.
Auch die Bundesrepublik beteiligte sich da-
ran. Deutschland gehört neben Frankreich
nämlich nicht nur zu den Hauptfinanziers
der EU sondern auch zu den Staaten, die
von den Folgen dieser Krise am meisten be-
troffen sein werden.
Die Griechenlandhilfen und das Euro-Ret-
tungspaket haben die Staatsverschuldung
mittlerweile in schwindelerregende Höhen
schnellen lassen und es ist noch kein Ende
in Sicht. Nun steht die Regierung Merkel
vor einem delikaten Problem: Der Haushalt
muss konsolidiert werden. Nur wie?
Dass Einsparungen vorgenommen werden
müssen liegt wohl ganz klar auf der Hand,
deshalb gehen die „Mittelkürzer“ der Re-
gierung mit einem gigantischen Rotstift
durch alle Ressorts und streichen, als gäbe
es keine Bosheit mehr auf dieser Welt. Doch
damit nicht genug! Denn die daraus resul-
tierenden Einsparungen werden wohl kaum
ausreichen, um den Haushalt der Bundes-
republik zu konsolidieren. Also hat die Re-
gierung den Plan Steuererhöhungen vor-
Genau ein Jahr vor den nächsten Sozi-alversicherungswahlen, die am 1. Juni 2011 über die Bühne gehen, fand im Bun-desarbeitsministerium eine gemeinsame Auftaktveranstaltung des Bundeswahl-beauftragten für die Sozialwahlen und des Bundesarbeitsministeriums statt.
In der fast 60-jährigen Geschichte der Sozi-
alwahlen nach dem Zweiten Weltkrieg hatte
es eine derartige Veranstaltung bisher nicht
gegeben. Gefolgt waren der Einladung an-
nähernd 300 Personen, vor allem Mitglieder
aus der sozialen Selbstverwaltung, Abge-
ordnete des Deutschen Bundestages, aber
auch Vertreter der Sozialpartner.
Themen und Vorschläge boten sich in Fül-
le an, etwa die mangelhafte Beteiligung an
zunehmen, bereits ernsthaft in Erwägung
gezogen. Aus dem Lager der Union waren
Vorschläge zu hören, die eine Erhöhung der
Mehrwertsteuer auf 25 Prozent zum Ziel
haben. Dass eine solche Erhöhung jedoch
ein enormes Risiko für den Einzelhandel mit
sich bringt, wird dabei bewusst in Kauf ge-
nommen. Stellenabbau, Geschäftsaufgabe
und Räumungsverkäufe würden dann das
Bild in vielen Städten der Bundesrepublik
bestimmten.
Doch zum Glück scheint es so, als gäbe es
da noch Gerechtigkeit. Denn Bundeswirt-
schaftsminister Brüderle (FDP) verlautbarte
noch kürzlich vor Pressevertretern, dass es
mit der FDP keine Steuererhöhungen ge-
ben würde. Allerdings während einer der
schlimmsten Krisen seit der Weltwirtschafts-
krise 1929 noch von Steuersenkungen
zu sprechen, entbehrt jeder realistischen
Grundlage. Was die FDP jedoch verschweigt
und ungern an die Öffentlichkeit heranträgt
ist, dass sie mit Steuersenkungen bei den
Bürgerinnen und Bürgern hausieren geht,
während sie auf der anderen Seite die Ein-
führung neuer Besteuerungsmöglichkeiten
prüft. Hier steht vor allem die Abschaffung
der Steuerfreiheit für die Zuschläge auf
Sonntags-, Nacht-, und Feiertagsabreit zu
den alle sechs Jahre stattfindenden Wahlen,
ihr fehlender Bekanntheitsgrad in weiten
Kreisen der Bevölkerung, die verhältnismä-
ßig hohen Kosten von „Urwahlen“, die Be-
rechtigung von „Friedenswahlen“, die Ein-
führung von Online-Wahlen, die paritätische
Besetzung der Selbstverwaltungsorgane,
die verhältnismäßig geringen Einwirkungs-
möglichkeiten der Selbstverwaltung auf die
Politik, aber auch die teilweise mangelhafte
Medienarbeit der Sozialversicherungsträger
in Sachen Selbstverwaltung.
In einem Grußwort unterstrich Bundesar-
beitsministerin Dr. Ursula von der Leyen die
Bedeutung der sozialen Selbstverwaltung
und forderte die Selbstverwalter auf, sie mit
Leben zu erfüllen, ja sich mehr einzumischen
und einzubringen. Sozialwahlen dienten
Debatte. Ein gera-
dezu ungeheuer-
liches Projekt für
eine Partei, die bei
der Bundestags-
wahl 2009 noch mit
dem Slogan, „Arbeit
muss sich wieder
lohnen“, angetreten
ist. Dagegen müssen
alle Gewerkschaften, insbesondere in der
Metallbranche, klar Stellung einnehmen
und gemeinsam gegen solche Vorhaben
vorgehen, damit die Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer ihr Recht behalten und
sich Arbeit wirklich noch lohnt! Deshalb su-
chen die CGB-Gewerkschaften (CGM, GÖD
u. DHV) im Saarland beispielsweise schon
den Dialog mit Parteien, Ministerien und
Verbänden um gemeinsam, Lösungen ge-
gen die Krise zu erarbeiten und sich für die
Rechte der Arbeitnehmer stark zu machen.
Welche der beiden Regierungsparteien sich
jedoch mit ihren Steuerkonzepten durch-
setzen wird bleibt abzuwarten.
Nico Schuler Pressesprecher der CGM-Saar
dazu, den Willen des Volkes zu ermitteln,
von dem alle Staatsgewalt ausgeht und bil-
deten nach Europa- und Bundestagswahlen
die größten Wahlen in Deutschland.
Der Bundeswahlbeauftragte Gerald Weiß
richtete einen eindringlichen Appell an die
Politik, den Gestaltungsspielraum für die
soziale Selbstverwaltung und damit ihre Ak-
zeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen. Für
rund 90 Prozent der Bevölkerung sei es wich-
tig, was vom Gesetzgeber und den Selbst-
verwaltungsorganen beschlossen werde.
Es gilt daher der Aufruf: Dort wo wir uns an
ordentlichen Wahlen beteiligen sollten wir
auch zum Wählen gehen!
Dr. Dieter Leopold
14 DGZ . 7/8 2010
POLITIK . SOZIALES
[ Rechte werden oft missachtet ]MINIJOBS
Alle Arbeitnehmer haben die gleichen Rechte – so sollte es zumindest sein. Doch Minijobber werden häufig von ihren Arbeitgebern bei Urlaubs- und Krankheitsansprüchen hingehalten.
Minijobber, die zweimal pro Woche arbei-
ten, haben Anspruch auf acht Urlaubstage
im Jahr. Allerdings muss das Arbeitsverhält-
nis länger als sechs Monate bestehen. Un-
abhängig davon, ob der Beschäftigte in ei-
nem tarifgebundenen Betrieb arbeitet oder
nicht, hat er im Krankheitsfall Anspruch auf
eine sechswöchige Lohnfortzahlung.
Besonders im Hotel- und Gaststättenge-
werbe ist es jedoch alltäglich, dass gering-
fügig Beschäftigte die Bezahlung bei Urlaub
oder Krankheit vorenthalten wird. Die Fälle
weiten sich zusehends aus. Auch das Ge-
sundheitswesen, das Reinigungsgewerbe
oder private Postdienste gehen mit ihren
Teilzeitjobbern so um. Dabei zeigen sich die
Geschäftsführer wenig kompromissbereit.
Zu gut wissen sie über den sozialen Stand
und über die Bedeutung des Jobs für den
Beschäftigten Bescheid, um den Forderun-
gen nicht nachzugeben. Sie setzen den
Jobbern die Pistole auf die Brust. Entweder
man verzichtet auf Urlaubs- und Krankheits-
anspruch oder man hat schon morgen die
Kündigung in der Hand. Wer die Bedingun-
gen nicht akzeptiert, wird durch den nächs-
ten ersetzt. Es sind vor allem Frauen, sozi-
al schwache Menschen und Arbeitskräfte
ohne Ausbildung, die sich mit Minijobs über
Wasser halten. Oft geht es um Existenzen.
In den meisten Fällen verzichten die Ar-
beiter auf ihren Urlaubs- und Krank-
heitsanspruch und behalten ihren Job.
Dieser Machtmissbrauch widerspricht den
Idealen eines Sozialstaates. Wer seine Leis-
tung bei der Arbeit bringt, der hat Anspruch
auf gerechte Arbeitsbedingungen und Ent-
lohnung. bäu
KURZ NOTIERT
Dies gebiete der Anstand, so Finanz-
minister Schäuble, dass Manager
Wienandt und Vorstandsvorsitzender
der Hypo Real Estate (HRE) auf einen
Teil seiner Forderung in Höhe von
375.000 EUR verzichten sollte. Wien-
andt: Rechtsanspruch bleibt Rechts-
anspruch! Selbst die Verstaatlichung
der HRE mit Milliarden Staats-Bürg-
schaften – um der Pleite zu entgehen
– half alles nichts. Ob eine weitere
Sonderzahlung an Wienandt in Höhe
von 500.000 EUR – Sommer 2009 –
ihm gut tat, mag dahingestellt blei-
ben. Empörung des Bürgers hin oder
her. Manche erkennen die Grenzen
ihres Tuns nicht mehr. Damit sind all
jene, die sich als Manager betiteln, im
Sog solcher Personen zu sehen bzw.
einzustufen. hae
[ Kritik an Selbstdarstellung Thierses ]PARLAMENT
Als sich der SPD-Politiker am Maifeier-tag gemeinsam mit dem Bundestags-abgeordneten der Grünen, Wolfgang Wieland und dem Bezirksbürgermeis-ter von Berlin-Pankow, Matthias Köhne (SPD) auf die Straße im Stadtteil Prenz-lauer Berg der deutschen Bundeshaupt-stadt setzte, ahnte er wohl kaum, dass der Widerstand gegen den Aufmarsch von 500 Neonazis in Form einer Sitzblo-ckade ein solches Ausmaß an Reaktio-nen bringen würde.
Als neutrales Organ hatte die Berliner
Staatsanwaltschaft den Anfangsverdacht
eines strafbaren Verhaltens geprüft. Nach
wochenlanger Auswertung hat die Staats-
anwaltschaft das Verfahren wegen geringer
Schuld eingestellt. Ihre Entscheidung be-
gründeten sie damit, dass sich die Blockierer
nur kurz hingesetzt hatten und sich danach
wieder freiwillig entfernten. Wie die Staats-
anwaltschaft am 20. Mai weiter mitteilte, sei
die Sitzblockade strafrechtlich nicht als Nöti-
gung einzustufen sondern nach §21 des Ver-
sammlungsgesetzes nur als grobe Störung
eines genehmigten Aufzuges. Die Bewer-
tung war ohnehin von Anfang an schwierig,
denn Thierse unterliegt als Politiker der Im-
munität. Und genau das machte ihn wahr-
scheinlich vor möglichen Konsequenzen so
sicher, als er sich am 1. Mai auf das Kopf-
steinpflaster am Prenzlauer Berg niedersetz-
te. Zum einen muss man Verständnis haben,
wenn Menschen über ihre Bürgerrechte Be-
scheid wissen und ihrem Protest Ausdruck
verleihen. Gleich zweimal wenn es gegen
die rechte Gewalt geht, die es auf das äu-
ßerste zu bekämpfen gilt. Den Eindruck der
Selbstdarstellung wird Wolfgang Thierse
in diesem Zusammenhang allerdings nicht
mehr los. bäu
15DGZ . 7/8 2010
POLITIK . SOZIALES
[ Europaseminar zum Thema Beruf-Lebens-Balance ]WOW
Gemeinsam mit dem EZA, CNV und EO/WOW hat die Christliche Gewerkschaft Dänemarks (KRIFA) ein Europaseminar über die Herausforderungen und Mög-lichkeiten abgehalten, die zu einer bes-seren Beruf-Lebens-Balance und zu mehr Gleichheit in Europa führen.
Die Konferenz weckte bei vielen Vertretern
aus Gewerkschaften und anderen Organisa-
tionen aus unterschiedlichen europäischen
Ländern großes Interesse. Von der CGM
waren Adalbert Ewen und Reinhard Schiller
vertreten.
Intensiv wurde sich mit Themen rund um
die Beruf-Lebens-Balance beschäftigt. Wie
können sowohl Männer als auch Frauen
Kinder und Beruf unter einen Hut bringen?
Auch über die Probleme, die sich in diesem
Zusammenhang für Männer und Frauen er-
geben und was im Rahmen des EZAs unter-
nommen wurde, waren Gesprächsthema.
Die konstruktiven Gespräche führten zu vor-
zeigbaren Ergebnissen. Die Gewerkschaften
waren sich darüber einig, dass sie sich auf
eine holistische Lösung für bessere Beruf-
Lebens-Balance und Gleichheit konzentrie-
ren müssen. Sowohl auf individueller Ebene
als auch auf der Ebene des Arbeitsplatzes
und der Ebene der nationalen und europä-
ischen Gesetzgebung. Es ist sehr wichtig,
dass sich die Menschen der Möglichkeiten
bewusst sind und dass sie allen Arbeitneh-
mern beider Geschlechter, aller Arten von
Nationalitäten, allen Lohnklassen zugäng-
lich sind.
Darüber hinaus war man sich einig, dass
eine gute Entwicklung der Gesetzgebung
auf europäischer und auf nationaler Ebene
besteht. Dennoch gilt es, eine sehr starke
Tradition zu bekämpfen, um zu einer bes-
seren Beruf-Lebens-Balance und Gleichheit
zu gelangen. Die Anforderungen, welche
Individuen in der Gesellschaft aufweisen,
müssen wahrgenommen werden. Den
Menschen müsse die Möglichkeit geboten
werden, indem zum Beispiel hoch quali-
fizierte Kindergärten zu erschwinglichen
Tarifen angeboten werden. Im dem Punkt,
dass man sich als Individuum den persönli-
chen Entscheidungen, unserer Eigenverant-
wortung und den Verpflichtungen bewusst
sein muss, herrschte ebenfalls Übereinstim-
mung.
Wenn nicht mit dem Umfeld – Ehepartner,
Freunde, Kollegen – über die Beruf-Lebens-
Balance ausgetauscht wird, drohen schlech-
te Entscheidungen entgegen dem Interesse
vieler Beschäftigten. Die Gesellschaft ver-
langt nach verantwortungsbewussten Ar-
beitnehmern und Arbeitsplätzen.
Die allgemeine Bewertung des Seminars
hat einen neuen Rahmen für das Verständ-
nis der Beruf-Lebens-Balance und der Ge-
schlechtergleichheit geliefert. Zahlreiche
Teilnehmer konzentrierten sich anfangs auf
den wirtschaftlichen Aspekt, aber schon
bald wurde der politische ins Auge gefasst.
Gemeinsam kann für Arbeitnehmer als auch
für Arbeitsplätze eine Win-Win-Situation
entstehen. Viele Teilnehmer wollen dies
aufnehmen und in ihren Organisationen
ändern. Der Präsident der Europäischen Or-
ganisation der Arbeitnehmer – WOW – ver-
sicherte, dass EO/WOW weiter an der Siche-
rung einer besseren Beruf-Lebens-Balance
und Gleichheit in Europa durch Statements,
Aktivitäten und Lobbyarbeit auf europäi-
scher Ebene arbeiten wird. bäu
[ Rating-Agenturen an die Leine! ]FINANZMARKT
Sogenannte Rating-Agenturen bestim-men den Finanzmarkt. Die drei Rating-Agenturen mit Sitz in New York sind Mitverursacher der Finanzkrise.
Gedacht als ihre Aufgabe, die Kreditwür-
digkeit von Firmen und Staaten festzustel-
len, damit potentielle Investoren ihr Risiko
überschauen können, haben sie ihre Positi-
on auf die Kontrolle über den Zugang der
Finanzmärkte ausgeweitet. Mehr noch: Sie
treten heute als Kollaborateure auf, ohne
irgendjemand gegenüber zur Rechenschaft
verpflichtet zu sein. Eine dieser drei Rating-
Agenturen hatte die Kreditwürdigkeit Grie-
chenlands auf sehr hohes Insolvenzrisiko
eingestuft, so dass u.a. die EZB und die Ein-
zelländer und damit auch die Bundesrepub-
lik mit Bürgschaften einspringen mussten.
Das Handeln der Länder wird bestimmt
durch die Rating-Agenturen. Dies wird auf
Dauer nicht gutgehen. Auf europäischer
Ebene ist man dabei, die drei Rating-Agen-
turen besser zu „kontrollieren“.
Börsen und Finanzmärkte reagieren auf
solche Aussagen von Rating-Agenturen pa-
nisch. Als Gegenmonopol der drei Rating-
Agenturen ist es gedacht, auf europäischer
Ebene eine Agentur aufzubauen. Auch auf
deutscher Ebene ist an eine Rating-Agentur
in Hamburg gedacht, die nach Aussagen
von Fachleuten die optimalen Voraussetzun-
gen einer Rating-Agentur hat.
Die drei beherrschenden Rating-Agenturen
mit Sitz in New York können nicht verboten
werden. Von daher muss auf europäischer
Ebene eine Rating-Agentur geschaffen
werden, um das Monopol zu brechen und
dem Missbrauch entgegenzuwirken. Die
Glaubwürdigkeit solcher Rating-Agenturen
muss einer strengen Aufsicht unterliegen. Daher ist es erforderlich, dass niemand in
eigener Sache und eigener Profitgier den
Finanzmarkt unkontrollierbar ma-
chen darf. Europa handle!
hae
16 DGZ . 7/8 2010
DIE SEITE FÜR ALLE MITGLIEDERINTERNES . TERMINE . LESERBRIEFE . GLÜCKWÜNSCHE
WIR
Die Deutsche Gewerkschaftszeitung (DGZ)fi nden Sie auch im Internet.
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[ Drei strahlende Sieger! ]CGM BETRIEBSRATSWAHL
Die CGM hat ihren Betriebsrat gewählt! Bis zum 19. Mai 2010 konnten die Stimm-zettel in Augsburg abgegeben werden.
Gewählt wurden drei Betriebsratsmitglie-
der. Der Wahlvorstand Peter Kalisch zähl-
te 31 gültige eingegangene Stimmen, das
entspricht einer Wahlbeteiligung von 77,5
Prozent. Die nächsten vier Jahre werden
Ute Kleiber, Rolf Oetinger und Björn Zirzlaff
die Beschäftigten der CGM als Betriebsräte
vertreten. Ute Kleiber wurde in ihrem Amt
bestätigt. Rolf Oetinger, der zum ersten Mal
kandidierte, erhielt die meisten Stimmen.
Auch Björn Zirzlaff aus Berlin wird seine ers-
te Amtszeit als Vertreter der Arbeitnehmer
wahrnehmen. Wir gratulieren den Gewähl-
ten zu diesem Wahlergebnis und wünschen
eine gute Amtszeit und viel Erfolg für die
kommenden vier Jahre.
Die Redaktion
Rolf Oetinger Björn ZirzlaffUte Kleiber
17DGZ . 7/8 2010
IGEL-KOLUMNE
KREUZWORTRÄTSEL
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interessante Beiträge für unsere DGZ.
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[ Die Gewinner ]Wir gratulieren den 10 Gewinnern des Kreuzworträtsels der DGZ-Ausgabe Mai/Juni 2010.
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH !
• Hubert Wiegand • Peter Hohnwald• Herbert Reiner • Hartmut Thienger• Wolfgang Traupe • Matthias Beck• Rolf Lötzerich• Gerhard Wolf• Hans Joachim Backes• Franz Josef Kubel
Informatives
Bauernregel: Waren die Hundstage (24.
Juli - 23. August) heiß, bleibt der Winter
lange weiß.
Bauernregel: Wie das Wetter am Maria
Himmelfahrtstag, so es noch zwei Wo-
chen bleiben mag.
Feuerzeuge wurden vor den Streichhöl-
zern erfunden.
Der Dosenöffner wurde 52 Jahre nach
der Konservendose erfunden.
Die Freiheitsstatue hat Schuhgröße
3500.
Es gibt allen Grund, Montage zu hassen:
Die meisten Arbeitsunfälle passieren an
diesem Wochentag.
Wissen: Der Eiffelturm
Die nächtliche Turmbeleuchtung des
Pariser Eiffelturms ist urheberrechtlich
geschützt, so ist die Veröffentlichung ei-
ner Nachtaufnahme des Wahrzeichens
im Internet nur unter bestimmten Auf-
lagen erlaubt. Die Urheberrechte liegen
beim Lichtkünstler Pierre Bideau. Ein
entsprechender Urheberrechtsvermerk
muss unter jedem veröffentlichten Foto
vorhanden sein. Rechtlich unbedenklich
ist dagegen eine Fotographie des Eiffel-
turms am helllichten Tage.
[ Woher kommen die kleinen Kinderlein ]KOMMENTAR
… so könnte man die Betriebsratswahl-ergebnisse 2010 sehen, wenn die DGB-Gewerkschaften ihre Hiobsbotschaften über die Wahlerfolge offenbaren.
Wahlbeteiligungen von über 90 Prozent las-
sen es wahrscheinlicher werden, dass nach-
geholfen worden ist. Nur letztendlich tun
sich die Antragsteller bei einer Wahlanfech-
tung schwer, den Nachweis der Manipulati-
on zu führen, auch wenn einige Umstände
dafür sprechen. Und von Seiten der DGB-
Einzelgewerkschaft heißt es lapidar, dass
die Antragsteller frustrierte Verlierer seien.
Und dass bei Briefwahl eine erhöhte Mani-
pulation besteht, das weiß heute jeder. Viel-
leicht sollte der Gesetzgeber darüber nach-
denken, dass die Wahlgänge transparenter
werden. Hohe Wahlbeteiligung bzw. hohe
Briefwahlzahl lassen die Vermutung der Ma-
nipulation aufkommen. Für die CGM stellt
sich die Frage, ob in solchen offensichtlichen
Missbrauchsfällen nicht der Gesetzgeber
aktiv werden und die Beweislast denjenigen
aufbürden soll, die den Tatbestand einer
Wahlanfechtung gesetzt haben. hae
HINWEISVORSTELLUNG
Die Satzung der CGM sieht vor, dass
nach den Betriebsratswahlen die Be-
triebsgruppenvorstände neu zu wäh-
len sind.
Nach den Betriebsgruppen haben die
Bezirksgewerkschaftstage und nach-
folgend die Landesgewerkschaftstage
stattzufi nden.
Bundesgewerkschaftstag der CGM in Hannover 27. - 29. Oktober 2011
Mein Name ist Timo Bäuerle. Ich absol-
vierte im Mai für einen Monat ein Prak-
tikum bei der CGM in der Hauptverwal-
tung in Stuttgart. Zu meinen Aufgaben
gehörte die redaktionelle Arbeit für die
DGZ. So erscheinen einige meiner Arti-
kel in dieser Ausgabe. Es war eine schö-
ne Zeit, in der ich neue Einblicke be-
kommen habe und viel lernen konnte.
VORSTELLUNG
Timo Bäuerle
18 DGZ . 7/8 2010
WIR
[ Eine zweite Gewerkschaft ist in der Firma! ]ERFOLGSGESCHICHTE
Hans Joachim Spille, Betriebsratsvorsit-zender bei dem Autozulieferer Hella in Bremen, ist mit seiner Liste bei der Be-triebsratswahl 2010 zum 5. Mal in Folge wiedergewählt worden.
Sein unermüdlicher Einsatz für die Be-
schäftigten ist eine Erfolgsgeschichte der
ganz besonderen Art. Hans-Joachim Spil-
le, seit 1984 im Betriebsrat, trat 1987 aus
der IGM aus, um in die CGM einzutreten.
Der 11-köpfige Betriebsrat bestand damals
plötzlich aus zehn IG Metallern und einem
CGM-Mitglied. Dies löste eine noch nie da
gewesene Fassungslosigkeit bei der IGM
aus, denn das hatte es in einem Unterneh-
men der Hella KGaA Hueck & Co bis dahin
noch nicht gegeben!
Natürlich hatte Spille einiges zu erleiden
und zu erdulden. Obwohl der Begriff „Mob-
bing“ zu dieser Zeit nicht verbreitet war: Die
IGM-Kolleginnen und -Kollegen kannten
ihn und setzten die ganze Bandbreite gegen
diesen „Verräter“ ein, denn „Andersden-
kende“ waren damals zu bekämpfen. Den
Vorschlag des CGM Betriebsratsmitglieds,
den Dialog mit der Geschäftsleitung zu
suchen, im Gespräch zu bleiben und eine
Verständigungsplattform zu finden, wurde
als falsch angesehen und auf Betriebsrats-
Versammlungen angeprangert.
1997, nach der Umstrukturierung der Hella-
Bremen und der vorgezogenen Betriebsrats-
wahl, kam der Durchbruch. Die CGM bekam
6 von 11 Mandaten und hatte damit die
Mehrheit im Betriebsrat. Mit konstruktiven
Vorschlägen und vernünftigen Forderungen
an die Geschäftsleitung konnte der Grund-
stein für eine sachliche Arbeit zwischen bei-
den Parteien gelegt werden. Wichtig war vor
allem, die Kommunikation untereinander
zu verbessern. Auf dieser entscheidenden
Grundlage war es möglich die Akkordarbeit
abzuschaffen, Gruppenarbeit im Zeitlohn
einzuführen und kostenlose Arbeitskleidung
von Kopf bis Fuß durchzusetzen.
Es wurde immer wieder auch mit juris-
tischen Bandagen gegen Hans-Joachim
Spille gekämpft, doch erfolglos! Der CGM-
Betriebsrat ließ sich nicht entmutigen und
setze seine erfolgreiche Arbeit fort. Um eine
drohende Verlagerung von Produktions-
anlagen ins Ausland zu verhindern, wurde
mit den Mitarbeitern auf einer Betriebsrats-
Versammlung beschlossen, die 144 Stunden
wöchentliche Betriebsmittelnutzungszeit bei
Hella-Bremen einzuführen. Dazu musste
von der CGM der Tarifvertrag geöffnet und
damit der Samstag zum Regelarbeitstag ge-
macht werden. Zusammen mit Arbeitsmedi-
zinern hat der CGM-Betriebsrat ein Schicht-
model entwickelt. Eine weitere Forderung
des Betriebsrats nach einer Kantine mit
ergänzender Versorgung der Schichtarbei-
ter, wurde 2002 in die Tat umgesetzt. Viel
Arbeit haben der Betriebsrats-Vorsitzende
und seine CGM-Kolleginnen und -Kollegen
in die Unterstützung und den Erhalt einer
Heimarbeitsabteilung eingebracht. Das Ziel:
Mütter mit Kindern konnten zu Hause zu
guten Bedingungen Geld verdienen.
„Lasst Euch nicht durch Rück-schläge entmutigen!“
2007 entstand schließlich die Hella-Bremen
Aktion „Gesellschaft stark machen“. Der
CGM-Betriebsrat hatte unbürokratisch die
Voraussetzungen dafür geschaffen, dass
die Kolleginnen sich weiterbilden und auch
einen Abschluss machen können. Mit der
Aktion werden auch benachteiligte Jugend-
liche unterstützt (z. B. Heimkinder, Sonder-
schüler, etc.), die auf dem Ausbildungs-
markt bisher wenig oder schlechte Chancen
hatten. Es werden Praktikaplätze sowie
Lehrstellen im Unternehmen angeboten um
diesen Jugendlichen eine Chance auf dem
Ausbildungsmarkt zu ermöglichen. Die Mit-
arbeiterzahl stieg mit dem CGM-Betriebsrat
von 400 Mitarbeitern im Jahr 1997 auf 600
Mitarbeiter in diesem Jahr.
Diese Einstellung und die Kraft, diese auch in
die Tat umzusetzen, wünscht Hans-Joachim
Spille allen CGM-Betriebsräten und Mitglie-
dern. „Lasst Euch nicht durch Rückschläge
entmutigen!“
INFODas Verständnis der CGM-Betriebsräte• wenig Bürokratie – regelmäßige
und nachhaltige Gespräche mit der
Geschäftsleitung• juristische Auseinandersetzungen
vermeiden• für die Kollegen im Schichtbetrieb
morgens um 5 Uhr vor Ort sein • ehrlich sein, Fehler zugeben und
nicht wegtaktieren • berechenbar sein und Anders-
denkende akzeptieren • CGM-Betriebsräte sind zuerst für die
Kollegen da, nicht für Funktionäre • Sozialarbeit gehört zur BR-Arbeit
Wichtiger Aufruf: Im Herbst stehen die JAV-Wahlen an! Wir bitten alle Mitglieder aktiv in den Betrieben auf die Zielgruppe zuzugehen, zu informieren und für Kandidaturen zu werben. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an die zuständige Geschäftsstelle!
19DGZ . 7/8 2010
WIR
[ Offener Brief ]
[ Auf den Spuren der Politik ]
ÜBERHOLVERBOT FÜR LKW
SEMINAR
Offener Brief an Bundesverkehrsminis-ter Dr. Peter Ramsauer
Ihre Forderungen nach einem generellen
Überholverbot für LKW auf bundesdeut-
schen Autobahnen
Sehr geehrter Herr Bundesminister Dr. Ram-
sauer,
Sie haben in der 14. Woche im April 2010
ein generelles Überholverbot für LKW auf
allen Bundesautobahnen in Deutschland
gefordert.
Der Bundesvorstand der Kraftfahrergewerk-
schaft (KFG) lehnt so eine drastische Maß-
nahme ab. Wir schlagen aber vor, zu prü-
fen, wo ist ein Überholverbot grundsätzlich
angebracht und wo kann darauf verzichtet
werden. Oft genügt es schon, wenn die
allgemeinen Vorschriften und Gebote für
den öffentlichen Straßenverkehr, gerade auf
Schnellstraßen, eingehalten werden. Beson-
ders für den Güterschwerverkehr gelten auf
den Autobahnen besondere Regeln.
So darf ein LKW-Fahrer auf Bundesautobah-
nen einen anderen LKW nur dann überho-
Vom 07. bis zum 11. Juni 2010 fand in Berlin ein Seminar für Bildungsurlauber und Betriebsräte statt.
Das Thema des Seminars unter Leitung von
Karin Heußner war die Arbeits-, Sozial- und
Beschäftigungspolitik.
Neben dem Besuch des Reichstages fand
ein Vortrag und eine anschließende Dis-
kussion mit einem Abgeordneten der CSU
über tagesaktuelle Probleme der Bundes-
regierung statt. Am Rande des Seminars
referierte der Bundesvorsitzende der CGM,
Detlef Lutz, über die Entwicklung der CGM.
Weitere Themen waren die Gesundheitspo-
litik der schwarz-gelben Bundesregierung.
Aber auch die Arbeitsrechtspolitik in den
Betrieben, Mitbestimmungsrechte der Be-
triebsräte und Leistungskontrollen sowie die
Entwicklung der gesetzlichen, privaten und
betrieblichen Altersvorsorge ebenso wie die
sozialrechtliche Konsequenzen für Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmer boten viel
Lehr- und Diskussionsstoff.
len, wenn er beim Überholvorgang 10 km/h
schneller fahren kann, als das zu überholen-
de Fahrzeug. Dabei darf er aber die gesetz-
lich vorbeschriebene Höchstgeschwindigkeit
von 80 km/h nicht überschreiten.
Auf Nachfrage hat ein Beamter der Ver-
kehrspolizei in Traunstein erklärt, dass ein
Verstoß gegen diese Vorschrift mit 80 EUR
Bußgeld geahndet wird.
Die Verantwortlichen in der Kraftfahrerge-
werkschaft (KFG) akzeptieren, dass es Ab-
schnitte auf den Autobahnen gibt, wo ein
Überholverbot für LKW aus Gründen der
Verkehrssicherheit dringend angeordnet
werden muss. Für gewisse Bereiche würden
oft Überholverbote genügen, die zeitlich
eingeschränkt sind. Zum Beispiel 6.00 Uhr
- 09.00 Uhr oder 17.00 Uhr - 20.00 Uhr bei
starkem Verkehrsaufkommen am Morgen
oder Abend, wo sehr viele Verkehrsteilneh-
mer zu den Arbeitsplätzen fahren und auch
wieder zurück.
Grundsätzlich gilt es zu überlegen, ob nicht
ein „runder“ Tisch eingerichtet wird, der
die Problematik der Überholverbote auf
den Autobahnen gründlich überprüft und
durchleuchtet. Neben den Sachverständi-
gen aus der Politik und der Polizei müssen
auch Vertreter aus dem Berufskraftfahrerla-
ger einen festen Platz in der Expertenrunde
haben. Die Mitglieder im Bundesvorstand
der KFG können oft auf jahrzehntelange
Erfahrung im Straßenverkehr und auf den
Autobahnen zurückschauen und können so
wertvolle Tipps und Lösungsvorschläge in
die Diskussion einbringen.
Wir von der Kraftfahrergewerkschaft weh-
ren uns nicht, dass Überholverbote für LKW
angeordnet werden, wo sie unbedingt not-
wendig sind. Aber wir lehnen es ab, wenn
Überholverbote auf bundesdeutschen Au-
tobahnen ohne zwingende Not vorschnell
erlassen werden. Wir schlagen auch vor,
dass einige Versuchsstrecken an zweistrei-
figen Autobahnen eingerichtet werden, wo
über einen längeren Zeitraum geprüft wird,
ob ein grundsätzliches Überholverbot für
LKW hilfreich ist oder nicht.
Auf eine Einladung zu einem Expertenge-
spräch würden wir uns freuen und verbleiben
mit freundlichen Grüßen
Franz Xaver Winklhofer
v.l.n.r.: obere Reihe: Uwe Andreas, Gregor Lellek, Karin Heußner, Michael Concas, Marlies
Urhausen, Reiner Jahns, Jörg Starke, Heinz Rotarius, Detlef Lutz, Rainer Koppers, Rudolf
Müller, Detlev Wolf, Ralf Böttger, Axel Magar, Thomas Mai, Wolfgang Knoche
v.l.n.r.: untere Reihe: Friedhelm Heußner, Herbert Bollmann, Klaus Siemens.
20 DGZ . 7/8 2010
TARIFGESCHEHEN
[ Tarifabschluss in der Chemischen Industrie ]
[ Entgelterhöhung und Umstrukturierung der Entgeltgruppen ]
[ Neue Tarifabschlüsse ]
CGBCE
METALLHANDWERK MECKLENBURG-VORPOMMERN
NORD/KÜSTE
Am 21. April haben sich die Tarifparteien in der chemischen Industrie auf ein neu-es Tarifabkommen geeinigt. Die Laufzeit des Tarifvertrages beträgt 11 Monate.
Eine aktive Politik der Beschäftigungssiche-
rung soll Entlassungen verhindern helfen.
Die Beschäftigten erhalten eine Einmalzah-
lung von bis zu 715 Euro. Zudem wurde ein
Konjunkturbonus von bis zu 260 Euro aus-
gehandelt. Die Einmalzahlung kann abge-
senkt werden, wenn der Betriebsrat und im
Zweifelsfall die Tarifparteien einverstanden
sind. In einer Mindesthöhe von 300 Euro
über 333 bis 390 Euro muss der Betrag für
Güstrow – Die Vertreter der CGM haben nach monatelangen Verhandlungen mit dem Verband des Metallhandwerks eine Entgelterhöhung in Mecklenburg-Vor-pommern durchgesetzt.
Nachdem bereits im November letzten Jah-
res zwischen den Tarifpartnern eine Einigung
hinsichtlich einer Umstrukturierung der Ent-
geltgruppen stattgefunden hatte, erwies sich
eine Einigung bezüglich einer Entgelterhö-
hung als sehr schwierig. Der Verband war der
Meinung, mit der vereinbarten Strukturände-
rung der Entgeltgruppen sei eine Entgelter-
höhung zum Laufzeitbeginn ab 01.04.2010
nahezu unmöglich, lediglich eine Erhöhung
ab 01.01.2011 um 1,1 Prozent sei den Be-
trieben vermittelbar. Zur Erklärung: Es wurde
vereinbart, dass die unterste Entgeltgruppe
entfällt und die nachfolgenden Gruppen in
der Bezeichnung entsprechend angepasst
werden. Hinsichtlich der bestehenden Staffe-
Mit den Amazonen-Werke in Hude (Ol-denburg) wurde für die Dauer der Lauf-zeit des Entgelt-Tarifvertrages – vom 01.06.10 bis 31.05.11 – eine Einmalzah-lung in Höhe von 600,- EUR vereinbart.
Die Auszahlung erfolgt mit der Abrechnung
August 2010 und Januar 2011 zu jeweils
die einzelnen Schichtsysteme in jedem Fall
gezahlt werden. Außerdem konnte erreicht
werden, dass der Tarifvertrag „Zukunft
durch Ausbildung“ von 2011 bis 2013 fort-
geschrieben wird. Die Übernahme nach der
Ausbildung soll stärker gefördert werden.
Alle tarifgebundenen Firmen zahlen insge-
samt 25 Millionen Euro in einen Fonds ein,
aus dem Betriebe unterstützt werden sol-
len, die trotz schwieriger wirtschaftlicher
Lage Ausgelernte übernehmen. Für eine
Übernahme gibt es – befristet auf ein Jahr
– einen monatlichen Entgeltzuschuss von
1000 Euro. Nicht überraschend kam für die
CGBCE die relativ schnelle Einigung. Letzt-
lung jeder Entgeltgruppe nach Tätigkeitsjah-
ren entfällt jeweils die mittlere Stufe, so dass
es zukünftig nur noch eine Eingangs- und
eine Endstufe gibt, die ab dem 3. Tätigkeits-
jahr erreicht wird (bisher drei Stufen: 1. Tätig-
keitsjahr, 3. und 5. Jahr). Gleichzeitig wird in
der Ecklohngruppe die Eingangsstufe von 80
auf 85 Prozent angehoben. Ferner wurde ver-
einbart, dass eine weitergehende Umstruktu-
rierung „in Raten“ mit den nachfolgenden
Laufzeiten durchgeführt wird. Im Frühjahr
diesen Jahres kam dann die Einsicht des Ver-
bandes, um eine sofortige Entgelterhöhung
nicht umhin zu kommen. Es wurde daher
zusätzlich zur Entgeltumstrukturierung eine
lineare Entgelterhöhung um 1,0 Prozent seit
01.04.2010 und um weitere 1,0 Prozent ab
01.04.2011 bei einer Laufzeit bis 31.03.2012
vereinbart. Zudem verpflichten sich die Tarif-
partner im Falle einer (unerwartet) positiven
Wirtschaftsentwicklung im Metallhandwerk,
welche sich auch im Jahr 2011 fortsetzt, ab
300,- EUR. Mit BBG – Bodenbearbeitungs-
geräte Leipzig – Werk Hude – hat sich die
CGM auf einen weiteren Tarifabschluss ge-
einigt: Ab 01.06.10 – Dauer der Laufzeit des
Tarifvertrags 12 Monate – gibt es 1,05 Pro-
zent mehr an Entgelt.
Die angespannte wirtschaftliche Situation
beider Unternehmen hat zu diesem zurück-
endlich machte die Entgelterhöhung in der
Metall- und Elektroindustrie sowie im öf-
fentlichen Dienst einen völligen Verzicht auf
eine Entgelterhöhung zunichte.
Zwar lässt der Tarifvertrag eine Spreizung
bei den Entgeltbeträgen zu, er trägt aber
zunehmend den Wünschen der großen
Chemiekonzerne Rechnung. Zwangsläu-
fig stellt sich daher die Frage, wie zukünf-
tig den Bedürfnissen kleiner und mittlerer
Unternehmen besser entsprochen werden
kann. Eine Entwicklung zu einem Tarifkartell
und tarifpolitischer Schaumschlägerei wür-
de dem Flächentarifvertrag auf Dauer den
Garaus machen.
Dezember 2010 über eine Anpassung der
Löhne und Gehälter im Jahre 2011 erneut
zu verhandeln. Mit gleicher Laufzeit wurden
auch die Ausbildungsvergütungen je Lehrjahr
– mit Ausnahme des 3. Lehrjahres – um 10
Euro erhöht. Die Ausnahme der Erhöhung im
3. Lehrjahr ist begründet mit der Geringver-
dienergrenze. In den Lehrjahren 1-3 verdient
der Lehrling im Metallhandwerk in Mecklen-
burg-Vorpommern quasi brutto = netto. Bei
einer Erhebung der Lehrlingsvergütung im 3.
Lehrjahr um 10 Euro verbliebe dem Lehrling
netto weniger als vor der Bruttoerhöhung.
Die Bruttoerhöhung in Höhe von 10 Euro im
4. Lehrjahr ergibt eine Nettoerhöhung von
7,95 Euro, die von den Tarifpartnern einver-
nehmlich akzeptiert wurde. Der Geschäfts-
führer des Landesverbandes Nordost der
CGM, Björn Zirzlaff, äußerte sich zufrieden. „Diese Verhandlungsrunde hat wieder einmal
gezeigt, dass ein langer Atem bei Tarifver-
handlungen zumeist von Erfolg gekrönt ist“.
haltenden Abschluss geführt. Die CGM-Ta-
rifkommissionen waren sich im Klaren, das
ein Weg zwischen Arbeitsplatzsicherung
und Entgeltanhebung beschritten werden
musste. Von daher sind diese Tarifabschlüs-
se auch nach außen vertretbar.
21DGZ . 7/8 2010
TARIFGESCHEHEN
[ Anpassung der Tarifverträge an Nordwest-Verbund ]
[ Entgelterhöhung trotz Krise ]
[ CGM vereinbart kräftige Einkommens-Verbesserung ]
TISCHLER NORD
TISCHLER OST
TARIFERHÖHUNG
Hannover – Die Vertreter der GKH im Ta-rifbereich der Tischler Nord haben sich mit dem Verband des Tischlerhandwerks Niedersachsen/Bremen, Landesinnungs-verband, auf eine Entgelterhöhung so-wie eine Anpassung der Entgeltgruppen und der Laufzeit an den Nordwest-Ver-bund des Tischlereihandwerks geeinigt.
Zum Nordwest-Verbund gehören neben den
Bundesländern Niedersachsen und Bremen
auch die Länder Hamburg, Nordrhein-West-
falen und Schleswig-Holstein. Es wurden zwei
zusätzliche Entgeltgruppen im Helferbereich
eingeführt, wie sie in den anderen Ländern
Die Vertreter der GKH im Tarifbereich der Tischler Ost haben sich mit dem Fachverband Holz und Kunststoff (Tarif-bereich Neue Länder) auf eine Entgelter-höhung geeinigt.
Es wurden folgende Punkte vereinbart:Laufzeit: 21 Monate mit Beginn zum
01.04.2010. Entgelterhöhung um 2,0 Pro-
Die Christliche Gewerkschaft Metall und die Geschäftsleitung der SAS Autosys-temtechnik Leipzig – der Zulieferer der Cockpits für das BMW Werk – haben sich am 19. Mai 2010 in der 2. Runde der Ta-rifverhandlungen für die Jahre 2010 und 2011 auf eine deutliche Erhöhung der Einkünfte der Beschäftigten geeinigt.
Im Einzelnen sieht der Abschluss die lineare
Erhöhung der Entgelte um insgesamt 7 Pro-
zent vor, die in zwei Stufen gezahlt wird.
In der ersten Stufe erhalten die Kolle-
ginnen und Kollegen rückwirkend zum
des Nordwest-Verbundes bereits existieren.
Dies war aus Sicht der Arbeitgeber deshalb
geboten, da mit den bisherigen Entgeltgrup-
pen keine Helfer eingestellt werden konnten,
da sie für die Betriebe nicht bezahlbar waren.
Die GKH hat diesem Wunsch zugestimmt,
allerdings aus anderen Gründen: Nach An-
sicht der GKH wird mit der Einführung neuer
Entgeltgruppen die im Helferbereich zuneh-
mende Zeitarbeit und die damit einherge-
hende Niedriglöhne für die Arbeitnehmer
bekämpft. Zudem hat die GKH durchgesetzt,
dass die neu eingeführten Entgeltgruppen
hinreichend definiert sind und nur für zu-
künftige Arbeitsverhältnisse gelten, damit
zent. Weitere Entgelterhöhung ab 01.01.2011
um zusätzlich 1,1 Prozent mit der Option der
Neuverhandlung im November 2010 entspre-
chend der dann herrschenden wirtschaftli-
chen Situation. Ferner wurde die bestehende
Gesundheitsprämie von 0,5 Prozent auf 0,75
Prozent mit der Maßgabe erhöht, dass von
den zur Berechnung herangezogenen Krank-
heitstagen diejenigen aufgrund unverschul-
01.04.2010 eine Erhöhung um 4 Prozent.
Zum 01.04.2011 wird in einer zweiten Stufe
das Entgelt noch einmal um 3 Prozent an-
gehoben. Hinzu kommt für das erste Quar-
tal 2010 eine Einmalzahlung in Höhe von
200 Euro. Die Laufzeit der Vereinbarung
beträgt 24 Monate und endet damit zum
31.03.2012.
Darüberhinaus wurde die Erhöhung der
jährlichen Sonderzahlung von derzeitig 50
Prozent auf 55 Prozent eines Monatsein-
kommens für 2010 und auf 60 Prozent für
2011 vereinbart.
Die Gewerkschaft und die Geschäftslei-
ein Missbrauch ausgeschlossen wird.
Es wurde ferner von den Tarifvertragspar-
teien eine lineare Entgelterhöhung von 1,1
Prozent seit 01.05.2010 vereinbart. Damit
liegt das Tischlerhandwerk in Niedersach-
sen/Bremen nunmehr auf dem Lohnniveau
von Nordrhein-Westfalen. Als Laufzeit wur-
den lediglich 11 Monate mit Beginn zum
01.05.2010 vereinbart. Somit sind sämtliche
Tarifverträge des Nordwest-Verbundes zum
31.03.2011 kündbar und damit verhandel-
bar, was erklärtes Ziel der GKH zu Beginn der
Verhandlungen war. Mit gleicher Laufzeit
wurden auch die Ausbildungsvergütungen je
Lehrjahr um 15 Euro erhöht.
tung erklärten in Leipzig, dass dieser un-
gewöhnlich hohe Abschluss im gegenwär-
tig schwierigen tarifpolitischen Umfeld die
guten Leistungen der Beschäftigten würdigt
und einen Leistungsanreiz für die nächsten
beiden Jahre darstellt.
Das Unternehmen ist bis an den Rand des
finanziell Möglichen gegangen. Die Christ-
liche Gewerkschaft Metall ist mit dem
Verhandlungsergebnis sehr zufrieden und
bestätigte aufs Neue ihre tarifpolitische
Kompetenz.
Frieder Berger
deter Arbeitsunfälle ausgeschlossen sind.
Mit gleicher Laufzeit wurden auch die Aus-
bildungsvergütungen im 1. Lehrjahr um 50
Euro und im 3. Lehrjahr um 20 Euro erhöht.
„Aufgrund der weiterhin angespannten Wirt-
schaftslage im Handwerk ist dieser Abschluss
als ein positives Signal an die Arbeitnehmer
zu verstehen“, so der Verhandlungsführer
auf Seiten der GKH, Björn Zirzlaff.
22 DGZ . 7/8 2010
RECHT
[ Zulage für ständige Wechselschichtarbeit - Urlaub ]
[ Keine Vergütung für Betriebsratstätigkeit im Restmandat ]
KOMMUNALE KRANKENHÄUSER
FREIZEITOPFER
Nach den Regelungen des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst in der für kommunale Krankenhäuser geltenden Fassung (TVöD-K) haben Beschäftigte, die ständig Wechselschichtarbeit leis-ten, Anspruch auf eine Zulage von 105 Euro monatlich.
Beschäftigte, die ständig Schichtarbeit leis-
ten, erhalten 40 Euro monatlich. Wech-
selschichtarbeit ist die Arbeit nach einem
Schichtplan/Dienstplan, der einen regel-
mäßigen Wechsel der täglichen Arbeit in
Wechselschichten vorsieht, bei denen der
Beschäftigte längstens nach Ablauf eines
Monats erneut zu mindestens zwei Nacht-
schichten herangezogen wird.
Mitglieder eines Betriebsrats im Rest-mandat können vom Arbeitgeber keine Vergütung für die mit ihrer Betriebsrats-tätigkeit verbundenen Freizeitopfer ver-langen.
Nach § 21b BetrVG bleibt ein Betriebsrat
u.a. im Falle der Stilllegung des Betriebs so
lange im Amt, wie dies zur Wahrnehmung
der damit in Zusammenhang stehenden
Mitwirkungs- und Mitbestimmungsrechte
– etwa beim Abschluss eines Sozialplans –
erforderlich ist. Das Restmandat ist von den
Betriebsratsmitgliedern wahrzunehmen, die
zum Zeitpunkt des Untergangs des Betriebs
in einem Arbeitsverhältnis zu dem Arbeit-
geber standen. Nach der Begründung des
Restmandats endet die Mitgliedschaft im
Betriebsrat – anders als nach § 24 Nr. 3 Be-
trVG diejenige im Vollmandat – nicht mehr
durch die Beendigung des Arbeitsverhält-
nisses. Dies gilt auch, wenn das Ende des Arbeitsverhältnisses keine Folge der Be-
triebsstilllegung ist. Nach § 37 Abs. 1 BetrVG
Der Kläger ist als Krankenpfleger in Wech-
selschicht bei der Beklagten tätig. Die Be-
klagte legt bis zum 15. eines jeden Monats
die Einteilung der Arbeitnehmer für den
Folgemonat fest. Der Kläger hatte von Mit-
te August 2006 bis Mitte September 2006
Erholungsurlaub. Er hat deswegen erst nach
mehr als einem Monat wieder in Nacht-
schichten gearbeitet. Ohne urlaubsbedingte
Freistellung wäre er spätestens nach Ablauf
eines Monats erneut zu mindestens zwei
Nachtschichten herangezogen worden.
Die Arbeitgeberin hat dem Kläger für den
Monat September 2006 nur die Zulage für
ständige Schichtarbeit, nicht aber die für
ständige Wechselschichtarbeit gezahlt. Die
Differenz macht er im vorliegenden Rechts-
streit geltend.
Der Zehnte Senat hat – anders als die Vor-
instanzen – der Klage stattgegeben. Fällt
eine tariflich für den Zulagenanspruch ge-
forderte Schicht nur deshalb aus, weil der
Beschäftigte wegen der Gewährung von
Erholungsurlaub oder aus anderen in § 21
TVöD-K genannten Gründen (z. B. Arbeits-
unfähigkeit während des Entgeltfortzah-
lungszeitraums) von der Verpflichtung zur
führen die Mitglieder des Betriebsrats ihr
Amt unentgeltlich als Ehrenamt. Sie sind
allerdings nach § 37 Abs. 2 BetrVG im er-
forderlichen Umfang ohne Minderung des
Arbeitsentgelts von ihrer beruflichen Tä-
tigkeit zu befreien. Nach § 37 Abs. 3 Satz
1 BetrVG hat ein Betriebsratsmitglied An-
spruch auf entsprechende bezahlte Arbeits-
befreiung, wenn er Betriebsratstätigkeit aus
betriebsbedingten Gründen außerhalb der
Arbeitszeit durchzuführen hat. Wenn der
Freizeitausgleich innerhalb eines Monats
aus betriebsbedingten Gründen nicht mög-
lich ist, muss der Arbeitgeber die aufgewen-
dete Zeit gemäß § 37 Abs. 3 Satz 3 BetrVG
wie Mehrarbeit vergüten. Ist das Arbeitsver-
hältnis des Mitglieds eines restmandatierten
Betriebsrats beendet, kommt eine Befreiung
von der dem Arbeitgeber geschuldeten Ar-
beitsleistung oder ein Freizeitausgleich nicht
mehr in Betracht. Das Betriebsratsmitglied
kann in diesem Fall auch keine Vergütung
für das mit der Betriebsratstätigkeit verbun-
dene Freizeitopfer verlangen. Dies wider-
Erbringung der Arbeitsleistung frei ist, so
steht dies dem Anspruch auf die Zulage für
ständige Wechselschichtarbeit nicht entge-
gen. Entscheidend ist, ob der Beschäftigte
ohne die Arbeitsbefreiung die geforderten
Schichten geleistet hätte. Den tariflichen
Regelungen lässt sich nicht mit der erforder-
lichen Deutlichkeit ein Abweichen von den
Bestimmungen des Bundesurlaubsgesetzes
(BUrlG) oder des Entgeltfortzahlungsgeset-
zes (EFZG) zu Lasten der Beschäftigten ent-
nehmen. Die Rechtslage hat sich insoweit
gegenüber der früheren tariflichen Rege-
lung des Bundes-Angestelltentarifvertrags
(BAT) verändert.
Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 24. März 2010 - 10 AZR 58/09 - Vorinstanz: LAG Nürnberg, Urteil vom 18. Dezem-ber 2008 - 5 Sa 716/07
Hinweis: Dem Senat lagen am heutigen Tag
zwei weitere Verfahren mit ähnlichen Frage-
stellungen zur Entscheidung vor, in denen
die Revision ebenfalls Erfolg hatte:
(10 AZR 152/09 – Wechselschichtzulage
10 AZR 570/09 – Schichtzulage).
spräche dem Ehrenamtsprinzip.
Der Siebte Senat des Bundesarbeitsgerichts
wies daher, wie schon die Vorinstanzen, die
Klage zweier Betriebsratsmitglieder ab. Die-
se verlangten von ihrem ehemaligen Arbeit-
geber Vergütungen in Höhe von jeweils über
30.000 Euro für Tätigkeiten, die sie nach der
Stilllegung ihrer Niederlassung und ihrem
Eintritt in den Ruhestand im restmandatier-
ten Betriebsrat verrichtet hatten. Der Senat
musste nicht entscheiden, ob Mitglieder
eines restmandatierten Betriebsrats einen
Ausgleich für Vermögensopfer verlangen
können, die dadurch entstehen, dass sie sich
von einem neuen Arbeitgeber unbezahlt für
Tätigkeiten im restmandatierten Betriebsrat
des alten Betriebs freistellen lassen.
Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 5. Mai 2010 - 7 AZR 728/08 - Vorinstanz: Lan-desarbeitsgericht Saarland, Urteil vom 14. Mai 2008 - 2 Sa 100/07
23DGZ . 7/8 2010
RECHT
[ Auskunftsanspruch eines abgelehnten Bewerbers? ]SCHUTZ VOR BENACHTEILIGUNG
Der Achte Senat des Bundesarbeitsge-richts hat dem Gerichtshof der Europä-ischen Union folgende Frage zur Vorab-entscheidung vorgelegt: Gebietet es das Gemeinschaftsrecht, einem Bewerber, der darlegt, dass er die Voraussetzungen für eine von einem Arbeitgeber ausge-schriebene Stelle erfüllt, dessen Bewer-bung jedoch nicht berücksichtigt wurde, gegen den Arbeitgeber einen Anspruch auf Auskunft einzuräumen, ob dieser einen anderen Bewerber eingestellt hat und wenn ja, aufgrund welcher Kriteri-en diese Einstellung erfolgt ist?
Die 1961 in Russland geborene Klägerin
hatte sich im Jahre 2006 auf die von der Be-
klagten ausgeschriebene Stelle eines/einer
Softwareentwicklers/in erfolglos beworben.
Die Beklagte teilte ihr nicht mit, ob sie einen
anderen Bewerber eingestellt hatte und ge-
gebenenfalls, welche Kriterien für diese Ent-
scheidung maßgeblich waren. Die Klägerin
behauptet, sie habe die Voraussetzungen
für die ausgeschriebene Stelle erfüllt und
sei lediglich wegen ihres Geschlechts, ihres
Alters und ihrer Herkunft nicht zu einem
Vorstellungsgespräch eingeladen und damit
unter Verstoß gegen das Allgemeine Gleich-
behandlungsgesetz (AGG) diskriminiert
worden. Sie hat von der Beklagten eine an-
gemessene Entschädigung in Geld verlangt.
Die Vorinstanzen haben die Klage abgewie-
sen. Der Achte Senat des Bundesarbeits-
gerichts sah sich an einer abschließenden
Sachentscheidung gehindert, weil eine sol-
che von einer dem Gerichtshof der Europä-
ischen Union obliegenden Auslegung des
Gemeinschaftsrechts abhängt.
Die Klägerin hat zwar auf ihr Geschlecht, ihr
Alter und ihre Herkunft hingewiesen, jedoch
keine ausreichenden Indizien dargelegt, wel-
che eine Benachteiligung wegen eines in §
1 AGG genannten Grundes vermuten lassen
und die nach § 22 AGG zu einer Beweislast
der Beklagten dafür führen würden, dass
kein Verstoß gegen die Bestimmungen zum
Schutz vor Benachteiligungen vorgelegen
hat. Einen Anspruch der Klägerin auf Aus-
kunft gegen die Beklagte, ob diese einen
anderen Bewerber eingestellt hat und gege-
benenfalls aufgrund welcher Kriterien, sieht
der Achte Senat des Bundesarbeitsgerichts
nach nationalem Recht nicht. Ob dies den
einschlägigen Antidiskriminierungsrichtlinien
des Gemeinschaftsrechts entspricht, durfte
der Senat nicht selbst entscheiden.
Bundesarbeitsgericht, Beschluss vom 20. Mai 2010 - 8 AZR 287/08 (A) - Vorin-stanz: Landesarbeitsgericht Hamburg, Urteil vom 9. November 2007 - H 3 Sa 102/07
[ Kein Arbeitslohn ]BUSSGELD
Die Übernahme von Verwarngelder durch eine Spedition für ihre LKW- oder Busfahrer ist kein beitragspflichtiger Arbeitslohn, da hierbei die eigenbe-trieblichen Interessen des Arbeitgebers im Vordergrund stehen.
Das Landessozialgericht Rheinland-Pfalz
hat die im Rahmen einer Betriebsprüfung
vom Rentenversicherungsträger getroffene
Entscheidung aufgehoben, mit der die von
einem Speditionsunternehmen bezahlten
Bußgelder u.a. wegen Lenkzeitüberschrei-
tungen der bei ihm beschäftigten Fahrer
und Fahrerinnen als beitragspflichtiges Ar-
beitsentgelt der jeweiligen Fahrer gewertet
worden war. Nach Ansicht des LSG hatte
bei der Übernahme der Geldbußen durch
den Arbeitgeber dessen eigenbetriebliche
Interessen im Vordergrund gestanden. Er
hatte die Fahrer und Fahrerinnen ange-
wiesen, unter Außerachtlassung güterver-
kehrsrechtlicher Bestimmungen, die mit
dem Kunden vereinbarten Liefertermine
unbedingt einzuhalten. Für die Beurteilung
der betriebsfunktionalen Zielsetzung der
Zuwendungen ist ohne Belang, ob das Ver-
halten des Arbeitgebers von der Rechtsver-
ordnung zu billigen ist.
LSG – Rheinland – Pfalz , Urteil vom 20.01.2010, Aktenzeichen: L 6 R 381/08PM des LSG Rheinland Pfalz v. 10.05.2010, Stellvertretender Bundes-vorsitzender der Kraftfahrergewerk-schaft (KFG)
[ Wie weit geht der Versicherungsschutz? ]DIREKTER WEG ZUR ARBEIT
Es ist zweckmäßig, wenn der Arbeit-nehmer den direkten Arbeitsweg zum Büro bzw. nach Hause nimmt.
Erneut haben sich die Gerichte damit be-
schäftigt, wann ein Wegeunfall vorliegt. Im
vorliegenden Rechtsstreit hatte der Beschäf-
tigte seinen Arbeitsweg für eine nicht nur
ganz kurzfristige private Unterhaltung un-
terbrochen und damit seinen Versicherungs-
schutz verloren, da kein Wegeunfall vorlag.
24 DGZ . 7/8 2010
[ Unrechtmäßiges Einlösen aufgefundener Leergutbons ]FALL EMMELY – FRISTLOSE KÜNDIGUNG
Ein vorsätzlicher Verstoß des Arbeit-nehmers gegen seine Vertragspfl ich-ten kann eine fristlose Kündigung auch dann rechtfertigen, wenn der damit einhergehende wirtschaftliche Scha-den gering ist.
Umgekehrt ist nicht jede unmittelbar gegen
die Vermögensinteressen des Arbeitgebers
gerichtete Vertragspfl ichtverletzung ohne
Weiteres ein Kündigungsgrund. Maßgeb-
lich ist § 626 Abs. 1 BGB. Danach kann eine
fristlose Kündigung nur aus „wichtigem
Grund“ erfolgen. Das Gesetz kennt in die-
sem Zusammenhang keine „absoluten Kün-
digungsgründe“. Ob ein „wichtiger Grund“
vorliegt, muss vielmehr nach dem Gesetz
„unter Berücksichtigung aller Umstände des
Einzelfalls und unter Abwägung der Interes-
sen beider Vertragsteile“ beurteilt werden.
Dabei sind alle für das jeweilige Vertrags-
verhältnis in Betracht kommenden Ge-
sichtspunkte zu bewerten. Dazu gehören
das gegebene Maß der Beschädigung des
Vertrauens, das Interesse an der korrekten
Handhabung der Geschäftsanweisungen,
das vom Arbeitnehmer in der Zeit seiner un-
beanstandeten Beschäftigung erworbene
„Vertrauenskapital“ ebenso wie die wirt-
schaftlichen Folgen des Vertragsverstoßes;
eine abschließende Aufzählung ist nicht
möglich. Insgesamt muss sich die sofortige
Aufl ösung des Arbeitsverhältnisses als ange-
messene Reaktion auf die eingetretene Ver-
tragsstörung erweisen. Unter Umständen
kann eine Abmahnung als milderes Mittel
zur Wiederherstellung des für die Fortset-
zung des Vertrags notwendigen Vertrauens
in die Redlichkeit des Arbeitnehmers aus-
reichen.
In Anwendung dieser Grundsätze hat der
Zweite Senat des Bundesarbeitsgerichts –
anders als die Vorinstanzen – der Klage der
Kassiererin eines Einzelhandelsgeschäfts
stattgegeben, die ihr nicht gehörende
Pfandbons im Wert von insgesamt 1,30
Euro zum eigenen Vorteil eingelöst hat.
Die Klägerin war seit April 1977 bei der Be-
klagten und deren Rechtsvorgängerinnen
als Verkäuferin mit Kassentätigkeit beschäf-
tigt. Am 12. Januar 2008 wurden in ihrer Fi-
liale zwei Leergutbons im Wert von 48 und
82 Cent aufgefunden. Der Filialleiter über-
gab die Bons der Klägerin zur Aufbewah-
rung im Kassenbüro, falls sich ein Kunde
noch melden sollte. Sie lagen dort sichtbar
und offen zugänglich. Nach den Feststellun-
gen der Vorinstanzen reichte die Klägerin
die beiden Bons bei einem privaten Einkauf
zehn Tage später bei der kassierenden Kol-
legin ein. Diese nahm sie entgegen, obwohl
sie, anders als es aufgrund einer Anweisung
erforderlich gewesen wäre, vom Filialleiter
nicht abgezeichnet worden waren. Im Pro-
zess hat die Klägerin bestritten, die Bons
an sich genommen zu haben, und darauf
verwiesen, sie habe sich möglicherweise
durch Teilnahme an gewerkschaftlichen
Aktionen Ende 2007 unbeliebt gemacht.
Vor der Kündigung hatte sie zur Erklärung
ins Feld geführt, die Pfandbons könnten ihr
durch eine ihrer Töchter oder eine Kollegin
ins Portemonnaie gesteckt worden sein.
Die Beklagte kündigte das Arbeitsverhältnis
ungeachtet des Widerspruchs des Betriebs-
rats wegen eines dringenden Tatverdachts
fristlos, hilfsweise fristgemäß.
Die Kündigung ist unwirksam. Die mit ei-
ner sogenannten „Verdachtskündigung“
verbundenen Fragen stellten sich dabei in
der Revisionsinstanz nicht, weil das Lan-
desarbeitsgericht für den Senat bindend
festgestellt hat, dass die Klägerin die ihr
vorgeworfenen Handlungen tatsächlich
begangen hat. Der Vertragsverstoß ist
schwerwiegend. Er berührte den Kernbe-
reich der Arbeitsaufgaben einer Kassiererin
und hat damit trotz des geringen Werts
der Pfandbons das Vertrauensverhältnis
der Parteien objektiv erheblich belastet. Als
Einzelhandelsunternehmen ist die Beklag-
te besonders anfällig dafür, in der Summe
hohe Einbußen durch eine Vielzahl für sich
genommen geringfügiger Schädigungen
zu erleiden. Dagegen konnte das Prozess-
verhalten der Klägerin nicht zu ihren Lasten
gehen. Es lässt keine Rückschlüsse
auf eine vertragsrelevante Unzu-
verlässigkeit zu. »
RECHT
AKTUELLES NACHSCHLAGEWERK ERSCHIENENDie Ausgabe 2010/2011 des Nach-schlagewerks „Übersicht über das Ar-beitsrecht/Arbeitsschutzrecht“ bleibt ihrem Anspruch treu, die komplexe Materie für jedermann nachvollzieh-bar darzustellen.
Ob Arbeitsvertragsrecht, kollektives Ar-
beitsrecht, sozialer, technischer und me-
dizinischer Arbeitsrechtsschutz oder die
Arbeitsgerichtsbarkeit: Das Buch zeigt die
aktuelle Gesetzgebung ebenso wie die
jüngsten Entwicklungen in der Rechtspre-
chung des Europäischen Gerichtshofs und
der Arbeitsgerichte. Die wichtigsten Neue-
rungen des Jahres 2010 werden detailliert
vorgestellt – so zum Beispiel die neue Ar-
beitnehmerdatenschutznorm des Bundes-
datenschutzgesetzes, das Inkrafttreten der
EG-GHS-Verordnung oder die arbeitsrecht-
lichen Vorschriften des neuen Gendiagnos-
tikgesetzes.
Übersicht über das Arbeitsrecht/Ar-beitsschutzrecht – Ausgabe 2010/11Bundesministerium für Arbeit und Soziales,
BW Bildung und Wissen Verlag und Soft-
ware GmbH (Hrsg.)
4. überarbeitete Aufl age, 36,- Euro
ISBN: 987-3-8214-7283-6
25DGZ . 7/8 2010
RECHT . INFORMATIONEN
[ Die Abnutzungsgesellschaft ]SEELISCHE ERKRANKUNGEN
Wer kennt es nicht?! Termindruck, Berge von Arbeit und die Angst um den eige-nen Arbeitsplatz. Diese Faktoren be-stimmen zunehmend den Arbeitsalltag vieler Arbeitnehmer in Deutschland.
Doch dass diese Faktoren dazu führen, dass
immer mehr Arbeitnehmer schon früh kör-
perlich oder psychisch erkranken, wird oft
verschwiegen oder verharmlost. Denn be-
schwert man sich über diese Zustände, dann
bekommt man in den meisten Fällen diesen
Satz zu hören: „Wir leben nun mal in einer
Leistungsgesellschaft!“
Die Frage ist nur, ob der Leistungsgedanke
in dieser Gesellschaft so hoch gehalten wer-
den sollte, dass viele Menschen mit Mitte
vierzig schon ausgebrannt sind. „Burnout“
heißt dieses klassische Syndrom, an dem
immer mehr zu leiden scheinen. Aber es
ist eine typische Erscheinung unserer Zeit,
die zeigt, dass wir nicht in einer Leistungs-
sondern in einer „Abnutzungsgesellschaft“
leben.
Die Zahlen sprechen für sich, denn rund 24
Prozent der Beschäftigten in Deutschland
fühlen sich durch Zeitdruck und die Ar-
beitsanforderungen zunehmend überlastet.
Das bedeutet auch, dass diese Personen zu-
nehmend körperlichen Erkrankungen erlie-
gen, die dadurch verursacht werden, dass
der psychische Druck nicht mehr verarbeitet
werden kann und sich die Psyche ein Ventil
sucht um ihrem „Unmut Luft zu machen“.
Dieses Ventil sind meist Durchfallerkrankun-
gen, Magengeschwüre und typische Man-
gelerscheinungen wie Wadenkrämpfe und
dergleichen.
Doch Zeitdruck und zu hohe Anforderun-
gen sind nur ein Aspekt des Ganzen. Rich-
tig problematisch wird es erst, wenn es um
den eigenen Arbeitsplatz geht. So haben 59
Prozent der Beschäftigten in Deutschland
laut Statistik Angst davor, ihren Arbeitsplatz
oder ihre Position im Unternehmen zu ver-
lieren. Sieht der Mensch erst mal die eigene
Existenz bedroht, dann treten solche psy-
chosomatischen Erkrankungen noch häu-
figer auf. Rund jeder zehnte Fehltag geht
heutzutage auf das Konto solcher Erkran-
kungen. Der dadurch verursachte Schaden
geht in die Millionen!
Früher waren häufig Manager von solchen
Krankheiten betroffen, doch mittlerweile
ist der Leistungsdruck auch im kleinsten Be-
reich eines jeden Unternehmens zu spüren.
Es wird immer mehr die Erwartung an die
Belegschaft gerichtet, mit weniger Personal
und Zeit mehr Arbeit bewältigen zu können.
Ein Unterfangen, das irgendwann zum Kol-
laps führen könnte, wenn nicht Maßnahmen
ergriffen werden, die dem vorbeugen. Man
muss das Problem hier an der Wurzel anpa-
cken, denn Betriebsleiter und Chefs halten
Arbeitspersonal heutzutage meist für eine
Art nachwachsende Ressource. Dies bedeu-
tet eine schnelle Abnutzung des Einzelnen
und zwangsläufig auch eine Entfremdung
von der eigenen beruflichen Tätigkeit, was
meist neben den psychischen Krankheitsbil-
dern auch Suchtverhalten wie Alkoholismus
und Drogenkonsum mit sich bringt.
Dieser fatalen Entwicklung muss durch in-
nerbetriebliche Maßnahmen und durch
Sozialprogramme endlich Einhalt geboten
werden, damit die Gesellschaft nicht das
Opfer der eigens auferlegten Leistungsideo-
logie wird.
Nico Schuler
Es erschöpfte sich in einer möglicherweise
ungeschickten und widersprüchlichen Ver-
teidigung. Letztlich überwiegen angesichts
der mit einer Kündigung verbundenen
schwerwiegenden Einbußen die zu Gunsten
der Klägerin in die Abwägung einzustellen-
den Gesichtspunkte. Dazu gehört insbeson-
dere die über drei Jahrzehnte ohne rechtlich
relevante Störungen verlaufene Beschäfti-
gung, durch die sich die Klägerin ein hohes
Maß an Vertrauen erwarb. Dieses Vertrauen
konnte durch den in vieler Hinsicht atypi-
schen und einmaligen Kündigungssachver-
halt nicht vollständig zerstört werden. Im
Rahmen der Abwägung war auch auf die
vergleichsweise geringfügige wirtschaftliche
Schädigung der Beklagten Bedacht zu neh-
men, so dass eine Abmahnung als milderes
Mittel gegenüber einer Kündigung ange-
messen und ausreichend gewesen wäre, um
einen künftig wieder störungsfreien Verlauf
des Arbeitsverhältnisses zu bewirken.
Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 10. Juni 2010 - 2 AZR 541/09 - Vorinstanz: Landes-arbeitsgericht Berlin-Brandenburg, Ur-teil vom 24. Februar 2009 - 7 Sa 2017/08
[ Deutschland nur im Mittelfeld ]E-GOVERNMENT
Während immer mehr Bürger ihren Schriftwechsel per E-Mail erledigen, on-line ihre Bankgeschäfte tätigen und in Internetshops einkaufen, müssen sie Be-hördenangelegenheiten vielfach noch auf herkömmlichen Wegen abwickeln.
Zwar sind auch Behördendienstleistungen
bereits in größerer Zahl online verfügbar,
häufig aber nur unvollständig und mit zu-
sätzlichem bürokratischem Aufwand. Wer
zum Beispiel versucht, seine Steuererklä-
rung elektronisch abzugeben, kommt nicht
umhin, dem Finanzamt dennoch einzelne
Belege im Original einreichen zu müssen.
Andere Länder sind hier schon weiter. Wie
der Informationsdienst des Instituts der
deutschen Wirtschaft (iwd) unter Berufung
auf eine Studie der Beratungsfirma Capge-
mini berichtete, liegt Deutschland beim E-
Government lediglich auf Platz 15. Für die
Studie im Auftrag der Europäischen Kom-
mission wurde die elektronische Verfügbar-
keit von 20 Behördendienstleistungen in 31
Ländern untersucht, wobei die Zugänglich-
keit und der Grad der Online-Verfügbarkeit
getestet wurden. Während Österreich,
Großbritannien, Portugal und Malta dabei
jeweils den Maximalwert erzielten, erreichte
Deutschland lediglich 74 Prozent. Eine Ursa-
che für dieses relativ schlechte Abschneiden
sehen Fachleute im Föderalismus, der auch
für elektronische Verwaltungsabläufe eine
zusätzliche Hürde bildet.
Peter Rudolph
26 DGZ . 7/8 2010
INFORMATIONEN
[ Chance oder Ausbeutung? ]
[ Streithähne hissen weiße Flagge ]
BEFRISTETE ARBEITSVERHÄLTNISSE
KOMMENTAR
In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat die Zahl befristeter Arbeitsverhält-nisse deutlich zugenommen.
Es handelt sich hierbei um atypische Arbeits-
verhältnisse, darunter fallen ebenso Arbeits-
verhältnisse die weniger als 21 Stunden in
der Woche umfassen, geringfügige Beschäf-
tigungen oder Beschäftigungen bei Zeitar-
beitsfirmen.
Atypische Beschäftigungsverhältnisse ha-
ben für den Arbeitnehmer den Nachteil der
geringeren sozialen Absicherung. So erhält
man während eines befristeten Arbeitsver-
hältnisses von keiner Bank einen Kredit.
Auch für die Psyche können solche Um-
stände eine große Belastung darstellen, so
fühlt sich der Betroffene nie auf der sicheren
Seite. Der Druck, der damit auf den Arbeit-
nehmer ausgeübt werden kann, ist nicht zu
unterschätzen.
Auf dem Arbeitsmarkt ist es mittlerweile
eine übliche Praxis, eine neue Arbeitsstelle
erst einmal zu befristen. Dementsprechend
sind es vor allem jüngere Beschäftigte, die
in befristeten Arbeitsverhältnissen stehen.
Das Land Niedersachsen hat einen An-teil von 20 Prozent an VW und damit ein Mitbestimmungsrecht durch den Minis-terpräsidenten.
Dagegen hatte Porsche in der Vergangenheit
Klage eingereicht. Durch die Verschmelzung
von Porsche und Volkswagen zog nunmehr
Porsche die Klage beim Oberlandesgericht
Celle gegen die 20-Prozent Sperrminorität
des Landes Niedersachsen gegen das VW-
Gesetz zurück. Alles paletti! Die Frage von
Porsche, ob das VW-Gesetz europakonform
ist, bleibt damit ungeklärt. Und ansonsten
sind die jeweiligen IGM-Betriebsratsvorsit-
zenden in der Auseinandersetzung wenigs-
tens zu Wort und Ehren gekommen. Hück,
Nach Ergebnissen des Mikrozensus 2008
hatten von 30,7 Millionen Arbeitnehmern
etwa 2,7 Millionen einen Vertrag auf Zeit.
Davon war der Anteil in der Altersgruppe
der unter 25 jährigen mit 40,7 Prozent am
höchsten. Betroffen sind zudem vor allem
junge Akademiker. Mehr als ein Drittel der
unter 30 jährigen Wissenschaftler/innen ha-
ben einen befristeten Arbeitsvertrag.
Im Regelfall werden Zeitverträge auf bis zu
24 Monate begrenzt. Besonders häufig wer-
den Befristungen in den Bereichen Bergbau
und verarbeitendes Gewerbe, Handel und
Gastgewerbe sowie öffentliche und pri-
vate Dienstleistungen vorgenommen. Das
Instrument der Befristung bietet in Zeiten
der Krise sicher einen entscheidenden un-
ternehmerischen Vorteil, dennoch ist der
Gesetzgeber gefragt, wenn es darum geht,
den Arbeitnehmer vor Missbrauch zu schüt-
zen. Der Kündigungsschutz sollte durch die-
se Regelung zwar nicht umgangen werden,
in der Praxis lässt sich dies jedoch schwer
durchsetzen. Ein befristeter Arbeitsvertrag
muss in jedem Fall schriftlich festgehalten
werden. Ist dies nicht der Fall, gilt die Befris-
seines Zeichens Gesamtbetriebsratsvorsit-
zender bei Porsche und SPD-Mitglied, hatte
Gerhard Schröder und seine Reformpolitik
unterstützt – nur heute sollte man es bes-
ser niemandem mehr sagen – und Osterloh,
Betriebsratsvorsitzender bei VW und SPD-
Mitglied, gab in einem Interview in Sachen
Volkert zum Besten:
„Meine Macht liegt nicht in der Funktion,
sondern im Vertrauen der Beschäftigten …
Sie können das an den Wahlergebnissen der
IG-Metall-Liste ablesen, auf der auch ich
kandidiere. Wichtig ist, dass wir der Beleg-
schaft jede Entscheidung erklären. Das gilt
auch für die neuen Standorte in Russland
und Indien“, so gegenüber Stern. Da könn-
ten einem fast die Tränen kommen. hae
tung als ungültig und der Arbeitsvertrag als
unbefristet abgeschlossen.
Natürlich gibt es einige Projekte, die zeitlich
begrenzt sind und nur durch befristete Ar-
beitsverhältnisse besetzt werden können.
Aber es gibt auch viele Stellen, aus denen
die Notwendigkeit einer Befristung nicht
hervorgeht.
Eine befristete Arbeitsstelle kann natürlich
auch eine Chance sein, den Arbeitgeber
von seinen Fähigkeiten und Kenntnissen zu
überzeugen. Von einer guten Kraft möchte
man sich natürlich nach Ablauf der Befris-
tung ungern wieder trennen. Während der
Probezeit sollte man aber eigentlich feststel-
len können, ob sich ein Arbeitnehmer für
die Stelle und das Unternehmen eignet.
Dass sich diese Entwicklung auf dem Ar-
beitsmarkt mit dem erwarteten Bevölke-
rungsschwund in Deutschland allerdings
auch wieder umkehren könnte, ist nicht aus-
geschlossen. cah
Befristete ArbeitsverhältnisseSeit 01.01.2001 im neuen Teilzeit- undBefristungsgesetz (TeBeG) geregelt.
KURZ NOTIERT
Unfallhilfen
Die meisten Autohersteller bieten
Rettungskarten an. Kleiner gelber
Aufkleber an die Frontscheibe und
ein gefaltetes Blatt Papier hinter die
Fahrersonnenblende. Das Datenblatt
liefert wichtige technische Fahrzeug-
fakten, die es den Rettungskräften
bei einem Unfall leichter machen, das
Auto aufzuschneiden und Verletzte
schonend herauszuholen. Wenn dem-
nächst die ersten Sommer-Schulferien
beginnen, wäre es ein gutes Zeichen,
wenn die Autofahrer die Rettungskar-
te im Fahrzeug hätten. Daher unser
Appell an die Autobesitzer: Besorgt
die Rettungskarte, die nichts kostet,
aber ein Leben retten kann.
27DGZ . 7/8 2010
INFORMATIONEN
[ Vorsicht es wird scharf geschossen! ]FOTORECHTE
Wer kennt es nicht. Man kommt aus dem Urlaub zurück und im Gepäck befinden sich eine Menge Urlaubsbilder, die da-rauf warten Freunden oder Bekannten gezeigt zu werden.
Längst kann man aber Menschen aus aller
Welt an seiner Urlaubsreise teilhaben lassen.
Den Foto-Communitys im Internet sei Dank.
Die Anerkennung für tolle Bilder von Gleich-
gesinnten macht den Anreiz für die Hobby-
fotografen aus, die Bilder ins Netz zu stel-
len. Mit der Veröffentlichung von Bildern im
Internet können allerdings auch ungeahnte
Probleme auftreten. Wer denkt denn schon
an die Urheberrechte?
Grundsätzlich gilt: Es dürfen nur Fotos
veröffentlicht werden, die man entweder
selbst fotografiert hat oder wenn der Foto-
graf der Veröffentlichung zugestimmt hat.
Problematisch wird es schon, wenn andere
Menschen auf dem Foto zu erkennen sind.
Eigentlich müssten diese um Erlaubnis ge-
fragt werden. Aber wer fragt Hunderte von
Menschen, die auf dem Erinnerungsfoto
am Brandenburger Tor im Hintergrund ste-
hen? Niemand. Da selten eine Beschwerde
kommt, werden die Bilder einfach hoch-
geladen. Kritischer wird es bei Objekten,
die selbst dem Urheberrecht unterliegen.
Angefangen bei Museen. Die Bilder, Skulp-
turen oder Kunstwerke dürfen nicht veröf-
fentlicht werden, weil sie dem Urheberrecht
des Künstlers unterliegen.
Ein besonderer Fall sind Sehenswürdigkei-
ten. Hier kann nicht allgemein von einem
Verbot gesprochen werden. Von Motiv zu
Motiv gelten neue Bestimmungen. Ein Bei-
spiel stellt der Pariser Eiffelturm dar. Das
Wahrzeichen von Paris darf zwar geknipst,
Nachtaufnahmen allerdings nicht veröf-
fentlicht werden. Wer die Nachtaufnahmen
trotzdem unbedingt veröffentlichen möch-
te, muss unter seinem Bild den Vermerk
„Copyright Tour Eiffel – Illuminations
Pierre Bideau“ angeben. Das gilt
aber auch nicht bei allen Com-
munities, sondern wurde von
den verschiedenen Anbietern
mit dem Copyright-Inhaber
ausgehandelt. Bideau setzt
als Lichtkünstler den Turm
bei Nacht in Szene, darum
liegt bei ihm das Urheberrecht
für die Nachtaufnahmen. Wer Fotos
von Tieren im Zoo macht und diese hoch-
laden möchte, sollte bei den Tierparks um
Erlaubnis fragen, um auf der sicheren Seite
zu sein.
Es ist also nicht so einfach mit dem Veröf-
fentlichen seiner Bilder im World Wide Web.
Generell raten Rechtsanwälte beim Anmel-
den auf den Foto-Plattformen, die Allgemei-
nen Geschäftbedingungen (AGB’s) genau
durchzulesen. Meistens ist der Prozess fürs
Hochladen aufwendiger als die eigentliche
Aufnahme des Fotos. bäu
[ Kampf gegen den Telefonterror ]TELEFONWERBUNG
Trotz eines Gesetzes zur Bekämpfung unerlaubter Telefonwerbung nimmt die Belästigung durch unerwünschte Anru-fe nicht ab. Dabei reicht das Repertoire der Angebote von Versicherungen, über Geldanlagen bis zu Gewinnspielen.
Das im August 2009 erlassene Gesetz sollte
Verbraucherinnen und Verbraucher vor un-
erwünschten Werbeanrufen und Kostenfal-
len schützen. Die Theorie verspricht, Firmen,
die sich ohne Einwilligung der Verbraucher
am Telefon melden, werden mit einer Geld-
buße von bis zu 50.000 Euro bestraft. Mit
bis zu 10.000 Euro wird es geahndet, wenn
die Firmen ihre Nummer unterdrücken. Die
Praxis hingegen zeigt, dass sich die unseriö-
sen Anrufer trotz dieser hohen Strafen nicht
entmutigen lassen, die Verbraucher mit du-
biosen Angeboten zu belästigen. Allerdings
räumt das Gesetz dem Verbraucher für te-
lefonisch abgeschlossene Verträge ein um-
fassendes Widerrufsrecht ein. Das bekämpft
allerdings lediglich die Begleiterscheinungen
und nicht die Ursache: die lästigen Anrufe.
Um zu dokumentieren, dass das Gesetz un-
erwünschte Anrufe nicht verhindert, hat die
Verbraucherzentrale nun ein Beschwerde-
formular online gestellt. Hier kann ein Erfah-
rungsbericht im Umgang mit belästigender
Telefonwerbung abgegeben werden. Die
Auswertung der Verbraucherbeschwerden
soll dazu beitragen, eine Gesetzverschär-
fung zu erreichen. Eine zusätzliche Maßnah-
me gegen lästige Telefonwerbung ist die
Robinsonliste im Internet. Um sich präventiv
gegen unerwünschte Werbung zu schüt-
zen, können sich Verbraucher auf die Listen
gegen Mobiltelefon-, Telefon-, E-Mail-, und
Briefpostwerbung eintragen. Die lästige
Werbung damit gänzlich verhindern zu kön-
nen ist nicht garantiert, denn die werbetrei-
benden Unternehmen gleichen nur auf frei-
williger Basis ihre Namen mit derer auf der
Robinsonliste ab. Dennoch bleibt es eine der
wenigen Möglichkeiten im Kampf gegen den
Telefonterror. bäu
Das Beschwerdeformular der Verbraucherzentrale finden Sie unter: www.verbraucherzentrale-bw.de/telefonwerbung.
28 DGZ . 7/8 2010
INFORMATIONEN
KIENBAUM-TRAININGSPROGRAMMStress kann auch positive Seiten ha-ben. Doch wenn Stress überhand nimmt, schadet er und kann Krank-heiten oder Unfälle verursachen.
zeigt effektives Stressmanagement
Daher ist es wichtig, Stresssymptome
frühzeitig zu erkennen – und wenn nö-
tig – dem Stress zu begegnen. Doch was
ist Stress genau, wann beginnt er? In der
etablierten Kienbaum-Reihe ist bei Hau-
fe ein Ratgeber erschienen, der zeigt,
wie Stress funktioniert und wie man am
besten damit umgeht. Zwei Beraterinnen
der Kienbaum Managements Consultants
GmbH bieten darin praxiserprobte Inst-
rumente, wie man seine Arbeit stressfrei
organisiert, sich in der freien Zeit besser er-
holt und die Balance zwischen Beruf und
Privatleben fi ndet.
Welcher Stresstyp bin ich, was tun bei Bur-
nout, wie erkenne und verhindere ich Stress
bei meinen Mitarbeitern? Jeder dieser Fra-
gen widmet das Buch ein Kapitel. Es wendet
sich an Führungskräfte, aber auch an Ange-
stellte und bietet sieben Trainingseinheiten
für ein effektives Stressmanagement. Die
beiden Autorinnen zeigen, wie man das ei-
gene Stressverhalten erkennt und wie man
das Erlernte umsetzt. Außerdem geben sie
dem Leser Soforthilfe-Maßnahmen bei Bur-
nout an die Hand. Zu allen Trainingseinhei-
ten gibt es Trainingspläne, auch als Kopier-
vorlage im Anhang des Buches.
StressmanagementChristine Kentzler, Julia Richter Neuerscheinung 2010, Broschur
242 Seiten, 24,95 Euro.
Haufe-Lexware GmbH & Co. KG
ISBN 978-3-448-08741-3 Bestell-Nr. 00179-0001
[ Elektroauto rollt noch lange nicht einwandfrei ]AUTOMOBILBRANCHE
Die Forderungen nach einer Revolution beim Auto werden immer konkreter. Be-grenzte Mineralölbestände geben dem Auto von heute nur noch eine begrenzte Lebensdauer.
Das Elektroauto steht schon in der Garage,
allerdings mitsamt den Problemen. Ziel der
deutschen Bundesregierung sei es, dass
2020 jedes 45. Auto auf deutschen Straßen
elektronisch angetrieben wird. Um dieser
Forderung nachzukommen blei-
ben noch exakt zehn
Jahre – ein straffer
Zeitplan.
Auf der anderen
Seite würde ein von
zeitlichem Druck beein-
fl usstes Endergebnis einem
Schnellschuss gleichen. Denn zu
viele Schrauben sind momentan am Elek-
troauto noch nicht angezogen, um durch-
starten zu können. Wider aller Annahmen
bliebe der klimaschädliche CO2-Ausstoß er-
halten. Er wird nicht abgeschafft, sondern
wird vom Elektroauto nur in einer anderen
Art und Weise aufgenommen.
Woher kommt der ganze Strom, der auf
einmal als Antriebskraft für den Vierräder
dienen soll? Solarkraft alleine würde nicht
ausreichen, um die Autos mit der nötigen
Energie zu versorgen. Letztlich müssten
die Kernkraftwerke als Hauptlieferanten
herhalten. Einen richtigen Lösungsansatz
hat momentan noch niemand parat. Auch
wenn genügend Strom zur Verfügung ste-
hen würde – damit fährt noch kein Auto.
Batterie heißt das Zauberwort. Sie bringt
die Kraft aus der Dose ins Auto und damit
auf die Straße. Im Moment kostet jedoch
eine Batterie für ein E-Auto mehr als man-
cher neue Kleinwagen. Etwa 15.000 Euro
sind für eine Batterie eines VW Golf fällig.
Nimmt man dazu noch das Prob-
lem, dass sie zu groß, zu
schwach und feuerge-
fährlich sind, sind das
noch zu viele Dinge, die
potenzielle Käufer ab-
schrecken.
Der Preis wird am Ende die
Entscheidung bei den Autofah-
rern für ein Elektroauto ausmachen.
Nach dem heutigen Stand wären nur die
Wenigsten bereit, für mehr Geld ein Auto
mit weniger Komfort in Kauf zu nehmen.
Die Bundesregierung hält sich bislang mit
Subventionen zaghaft zurück. Dafür prä-
sentiert sie schon stolz erste Prototypen des
E-Autos. Mit der neu ins Leben gerufenen
“Nationalen Plattform Elektromobilität“
(NPE) wollen sie die Probleme am E-Auto
verbessern. Sicher aber ist: Die Klimafrage,
der Ressourcenverbrauch und die verstopf-
ten Straßen erfordern eine Neudefi nition
des Konzepts Auto. bäu
KURZ NOTIERT2012 bringen die ersten deutschen Autobauer ein Teil ihrer Autos als Elektro-Version in Serie. Daimler lässt ab 2012 den Smart
zehntausendfach in Großserie bauen.
Ende 2010 soll es bereits erste Testver-
sionen der A- und B-Klasse geben. Im
gleichen Jahr veröffentlicht Audi sein
erstes E-Auto. Der Sportwagen E-tron
soll aber ein Auto aus dem oberen
Preissegment werden. Ebenfalls 2012
bringt Ford den Focus mit Batteriean-
trieb auf den Markt. BMW folgt ein
Jahr später mit einem für den Stadtver-
kehr entwickelten „Megacity Vehicle“.
Bereits jetzt hat BMW 600 Minis mit
Elektroantrieb auf die Straße geschickt,
allerdings nur als Zweisitzer. Auch VW
startet 2013. Gleich drei Autos planen
die Wolfsburger in Großserie zu brin-
gen. Es sollen der Kleinwagen Up, der
E-Golf und der E-Jetta sein. Für China
ist das Sondermodell E-Lavida geplant.
Noch etwas bedeckt hält sich Opel mit seinen Planungen. Fest steht aber,
dass neben dem Ampera ein Kleinwa-
gen mit Elektroantrieb gebaut werden
soll. Der Termin steht noch nicht fest.
Porsche hat bis jetzt noch kein E-Auto
in Serie angekündigt. bäu
29DGZ . 7/8 2010
INFORMATIONEN
[ Auf die Mannschaft kommt es an ]EINE FUSSBALLGESCHICHTE
Das Entscheidungsspiel um die Meister-schaft der Gruppe stand bevor. Am letz-ten Trainingsnachmittag stritten sich die Jungen.
Der Trainer sagte: “Heinz spielt Verteidiger.
Er hat den stärksten Abschlag!” Heinz maul-
te: “Wer soll für mich in die Mitte gehen?”
“Jürgen!” “Jürgen hat doch keinen Bums!”
Die meisten Jungen stimmten zu. Aber der
Trainer blieb unerbittlich: “Es bleibt dabei!
Du sorgst hinten für Ruhe und Sicherheit,
dann schießt Jürgen auch vorn Tore!”
Das ging Heinz total gegen den Strich. Er
galt als der beste Spieler dieser Mannschaft.
Gerade in diesem Entscheidungswettkampf
hätte er die Tore schießen wollen. Davon
hatte er vor seinen Freunden auch schon ge-
prahlt. Und nun dieser Ärger! Lustlos fügte
er sich. “Du Flasche!” zischte er Jürgen zu.
Jürgen, ein schlanker, blasser, aber gewand-
ter Junge, wollte um des lieben Friedens wil-
len auf den Mittelstürmerposten verzichten,
aber der Trainer blieb hart. Bei der Gene-
ralprobe klappte nichts. Jürgen verkorkste
die besten Gelegenheiten. Da spornte ihn
der Trainer energisch an. Danach gab Jür-
gen saubere Flanken, arbeitete
unermüdlich und spielte selbst-
los. Das sah auch Heinz. Er be-
obachtete, dass sein Rivale in
dem Trainingsspiel gegen die
älteren Jungen dieses Ver-
eins nicht ein einziges Tor
schoss. Aber seine Neben-
leute nutzten die Gelegen-
heit, die er für sie erarbeite-
te. Am Ende des Spiels sagte
der Trainer: “Tore zählen! Wer
sie schießt, ist gleichgültig!”
Grußlos verließ Heinz den
Sportplatz. Leise pfiff der
Trainer durch die Zäh-
ne: “Heinz, Heinz, du
musst noch viel lernen!” Jürgen bat: “Heinz
macht es besser! Lassen Sie ihn doch Mit-
telstürmer bleiben!” – “Nein!”
Später erfuhr der Trainer, dass Heinz vor-
hätte, die Mannschaft im Stich zu lassen.
“Abwarten!” meinte der erfahrene Mann
dazu.
Heinz grollte. Traute der Trainer ihm nichts
mehr zu? Der war überhaupt sehr merk-
würdig zu ihm in der letzten Zeit. Ausge-
rechnet der Jürgen sollte Mittelstürmer
sein, einfach lachhaft!
Die Freunde bestärkten ihn in seiner Eitel-
keit: “Jürgen? Diese Flasche? Bist nicht auch
du Spielführer?” Einer sagte: “Das würde
ich mir nicht gefallen lassen!”
Als am Sonntagmorgen der Wecker rassel-
te, stellte Heinz ihn ab und schlief wieder
ein. Nach einer Weile weckte ihn die Mut-
ter: “Jürgen wartet unten auf dich!” Mit ei-
nem Satz war der Junge aus dem Bett und
in zehn Minuten in den Stiefeln. “Es wird
Zeit!” rief Jürgen. In fünf Minuten rasten
die Jungen zum Fußballplatz. “Ohne Früh-
stück?” rief die Mutter ihrem Sohn nach.
Aber das hörte Heinz schon nicht mehr. Vor
der Umkleidekabine meinte Jürgen trocken:
“Höchste Eisenbahn!” Heinz wagte nicht
einmal, “Verschlafen!” zu brummen. Jürgen
tat es: “Verschlafen?” – “Nein, ich wollte
nicht!” antwortete Heinz kleinlaut, als er
die Fußballstiefel zuschnürte. “Quatsch!” –
“Nein!” – “Wir tauschen wieder!” – “Nein!
– Unsinn!” “Ich hab‘ das nicht gewollt,
Heinz. Sei mir doch nicht bös‘!” “Nicht dir!
Ich hab‘ einen Mordszorn auf mich selbst!”
Auf dem Platz hielt der Trainer bereits sor-
genvoll Ausschau. Die Mannschaften liefen
sich schon warm. Nur Jürgen und Heinz
fehlten noch. Da! Ein Freudengeschrei! Die
beiden reihten sich ein.
Anfangs sah es übel für die Mannschaft
aus. Der Gegner drehte mächtig auf. Häufig
wurde Heinz überlaufen. Sein Abschlag kam
unsauber. Dann fing er sich, und das Zusam-
menspiel in der Mannschaft klappte. Hinten
kämpfte Heinz wie ein Löwe. Überall, wo
dicke Luft war, tauchte sein Blondschopf
auf. Jetzt wanderte der Ball vorn von Mann
zu Mann. Die Jungen spielten bildschön. Da
rief Heinz nach vorn: “Tore zählen!” Es war,
als habe dieser Anruf noch gefehlt. In einer
Viertelstunde schoß die Mannschaft drei
Tore. Der Sturm war Klasse! Die Jungen ge-
rieten ganz aus dem Häuschen. Hinten hielt
Heinz eisern dicht.
“Der Heinz ist doch ein großartiger Kerl!”
kommentierte der Trainer am Spielfeldrand.
Die bessere und geschlossenere Mannschaft
gewann verdient. “Wenn Jürgen nicht ge-
kommen wäre.....” versuchte sich Heinz zu
entschuldigen. Der Trainer verstand nicht
ganz. Jürgen mischte sich ein: “Quatsch!
Der Trottel hätte nur beinahe die Zeit ver-
schlafen! Das war alles.” Damit war die
Sache erledigt, aber vor der Kabine führte
dieser Trainer mit seiner Mannschaft einen
Freudentanz auf.
Hans Bahrs
Wir dürfen jetzt nur nicht den Sand in den Kopf stecken.(Lothar Matthäus)
Der Grund war nicht die Ursache, sondern der Auslöser.(Franz Beckenbauer)
Echt witzig! Echt witzig!„Haben Sie drei Sekunden Zeit?“ fragt
ein Zuschauer den Schiedsrichter nach
Spielschluss. Dieser nickt zustimmend.
„Dann erzählen Sie mal alles, was Sie
über Fußball wissen!“
Der Trainer nach einer verheerenden
Niederlage: „Ich habe vor dem Spiel
gesagt, ‚Spielt, wie Ihr noch nie gespielt
habt‘ und nicht ‚Spielt, als ob Ihr noch
nie gespielt habt‘!“
30 DGZ . 7/8 2010
FRANZ-RÖHR-BILDUNGSWERK
IN ZUSAMMENARBEIT MIT DEN GESCHÄFTSSTELLEN UND DEM HAUPT-VORSTAND DER CHRISTLICHEN GEWERKSCHAFT METALL SOWIE DEREN KOOPERATIONSPARTNERN FÜR DAS JAHR 2010
[ Terminplanung des Franz-Röhr-Bildungswerkes e. V. ]BILDUNG
19. - 21.07.2010 Waldhotel Forsthof Arbeits- und Beschäftigungspolitik
GS Baden-Württemberg Forsthof 2 Aufbaustufe IV
Seminar-Nr.: 8105/10 71711 Kleinbottwar Ltg.: Reinhardt Schiller
11. – 15.10.2010 Haus der sozialen Bildung Ursachen und Wirkungen aktueller politischer
GS NRW Benediktushöhe Entscheidungen auf AN/innen
Seminar-Nr. 8106/10 97225 Zellingen-Retzbach AGG / Gesundheitsreform
Ltg.: Horst Liebendahl, Teilnehmerbeitrag: 120 Euro
18. - 22.10.2010 Bildungsstätte der Arbeits- und Betriebsverfassungsrecht
GS Saar/Pfalz Arbeitskammer Arbeitsschutz
Seminar-Nr.: 8007/10 66459 Kirkel/Saar Ltg.: Richard Neufang
18. - 22.10.2010 Spree Hotel Bautzen Sicherung von Betriebsrechten und
GS Sachsen An den Steinbrüchen 8 Betriebsänderungen
Seminar-Nr.: 8008/10 02625 Bautzen Ltg.: Frieder Berger
Ein Seminar für Betriebsräte nach § 37.6 BetrVG
25. - 27.10.2010 Waldhotel Forsthof Arbeits- und Tarifrecht
GS Baden-Württemberg Forsthof 2 Soziale Sicherheit 2010 – Aufbaustufe II
Seminar-Nr.: 8009/10 71711 Kleinbottwar Ltg.: Reinhardt Schiller
08. - 12.11.2010 Göbel’s Landhotel Rechte und Pflichten der Arbeitsvertragsparteien
GS NRW Briloner Straße 48 Mitbestimmungsrechte des Betriebsrates
Seminar-Nr.: 8010/10 34508 Willingen Teil II des Seminars
Ltg.: Heike de Vries, Horst Liebendahl
Ein Seminar für Betriebsräte nach § 37.6 BetrVG
11. - 13.11.2010 Berggasthof Höchsten Mündige Bürger und gewerkschaftliches Engagement
GS Südwürtt./Südbaden Höchsten 1 Aufbaustufe I
Seminar-Nr.: 8210/10 88636 Illmensee-Höchsten Ltg.: Reinhardt Schiller
15. - 19.11.2010 Bildungsstätte der Arbeits- und Betriebsverfassungsrecht
GS Saar/Pfalz Arbeitskammer Arbeitsschutz
Seminar-Nr.: 8011/10 66459 Kirkel/Saar Ltg.: Richard Neufang
24. - 26.11.2010 Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. Rechte und Pflichten der Arbeitsvertragsparteien
GS NRW und KAS Schloss Eichholz Stufe II
Seminar-Nr.: 8012/10 Urfelder Straße 221 Ltg.: Heike de Vries, Horst Liebendahl
50389 Wesseling
29.11. - 01.12.2010 Waldhotel Forsthof Arbeits- und Tarifrecht 2010
GS Baden-Württemberg Forsthof 2 heutiger Stand – Aufbaustufe III
Seminar-Nr.: 8013/10 71711 Kleinbottwar Ltg.: Reinhardt Schiller
BESUCHEN SIE UNS IM INTERNET . www.frbw.de
31DGZ . 7/8 2010
DGZDeutsche Gewerkschafts-Zeitung
Magazin der Christlichen Gewerkschaften
HerausgeberChristliche Gewerkschaft Metallv.d.d.gf. HV, Detlef Lutz und Adalbert EwenJahnstraße 1270597 StuttgartTel. 0711 2484788-0Fax 0711 2484788-21 [email protected] www.cgm.de
Für die mit der CGM kooperierenden Einzelgewerkschaften (CGBCE, CGDE, KFG, Union Ganymed): Adalbert EwenEisenbahnstraße 2566117 Saarbrücken
RedaktionCarolin Hänßler (cah), Peter Haege (hae), Monica Wüllner (wü), Adalbert Ewen (ewe), Reinhardt Schiller (ril), Marina Porr-mann (por), Timo Bäuerle (bäu), rechtlich f. Inhalt verantwortlich
VertriebMonika Scheffler
Redaktionsschluss 15. Juni 2010
Anschrift der RedaktionDGZ-MagazinPostfach 70 01 5170571 StuttgartTel. 0711 2484788-18Fax 0711 2484788-22www.gewerkschaftszeitung.orgdgz@gewerkschaftszeitung.org
ISSN 1434-1581
Gestaltungsüdflügel gmbh werbeagenturSchillerstraße 2173033 Göppingenwww.suedfluegel.com
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IMPRESSUM
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FRANZ-RÖHR-BILDUNGSWERK . IMPRESSUM
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Hinweise zur Teilnahme
Sie wollen Näheres über die Leis-
tungen der CGM wissen oder
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Auskunft zur Verfügung.
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E 13749, PVSt, DPAG, Entgelt bezahlt
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IHREANSPRECHPARTNERINRUND UM DIE DGZ:
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Redaktionsschluss für die nächste
Ausgabe: 10. August 2010
WIR WÜNSCHEN IHNEN WUNDER-SCHÖNE SOMMERTAGE!
Das richtige Lösungswort senden Sie bitte bis zum 10. August 2010 an:
DGZ-MagazinPostfach 70 01 51, 70571 Stuttgartoder Email an: scheffl [email protected]
Unter den richtigen Einsendungen werden 10 Gewinner von Sachpreisen durch Los-entscheid ermittelt. Es können nur Einsen-dungen berücksichtigt werden, welche die vollständige Privatanschrift beinhalten.
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