WERKDOSSIER

LATEFA WIERSCH

Latefa Wiersch Ausbildung I Education

2017-2019 Master Contemporary Arts Practice, Hochschule der Künste Bern 2008 - 2011 Fine Art, Universität der Künste Berlin, Diplom

2012 Meisterschülerin, Master student (with Prof. Michaela Meise)

2007 - 2008 Fine Art, Kunstakademie Münster (Prof. Guillaume Bijl)

2006 Fine Art, University of Sydney, Sydney College of the Arts, NSW, Australien (student exchange program)

2002 - 2006 Design, Fachhochschule Bielefeld, Diplom

Preise und Stipendien I Awards, Residencies

2019 Werkschau, Nominierung für Werkbeitrag Bildende Kunst, Fachstelle Kultur Kanton Zürich Springtime, Hochschule der Künste Bern in Kooperation mit der Sommerakademie Paul Klee 2016 Wilhelm-Morgner-Stipendium

2015 Nominierung zum DEW21 Kunstpreis

2013/14 Stipendium der Kulturstiftung Sparkasse Unna Gaststipendium, Kunsthaus Aussersihl / OG9, Zürich Projektstipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen Nominierung zum Europäischen Preis für Medienkunst der FIDENA 2012 Residenzstipendium, Stiftung Künstlerdorf Schöppingen Projektstipendium, Stiftung Künstlerdorf Schöppingen

Einzelausstellungen I Solo Shows (selection)

2018 ARTPOP– To Be High To Be Creative, Junkere 11, Bern Road Trip, Museum Wilhelm Morgner, Soest

2016 What`s Happening in the Basement, Studienhaus Soest Pinocchio`s Wood and Four Other Lies, Kunstverein Unna

2015 Peepshow, Gepäckausgabe, Kunstverein Glarus

2014 The Creation of Man, Zentrum für internationale Lichtkunst Unna 2013 The Creation of Man, Kunstraum Liska, Leipzig The Creation of Man, Station 21, Zürich

2012 Mister Money Maker, Stiftung Künstlerdorf Schöppingen (Katalog)

2011 Beast, Galerie Adler, Frankfurt Brotschneidemaschine, Subzones, Galerie Adler, Frankfurt

Gruppenausstellungen I Groups Shows I Performances (selection) 2019 Rauschende Körper (Performance mit Emma Murray), Im Rahmen der Ausstellung Ekstase, Zentrum Paul Klee in Zusammenarbeit mit der Dampfzentrale Bern Werkschau, Werkbeiträge Bildende Kunst, Fachstelle Kultur Kanton Zürich, Museum Haus Konstruktiv Zürich Abschied von Aussen, Kunstverein Freiburg (Performance mit Emma Murray) im Rahmen der Ausstellung 2018 Cantonale Berne Jura, Kunsthaus Langenthal Cantonale Berne Jura, La Nef, Le Noirmont Hier baut das Kunsthaus Aussersihl (Aktion im Rahmen von Kunst Szene Zürich 2018), Stundengalerie, Zürich ARTPOP – To Be High To Be Creative, Junkere 11, Bern Etwas ist nicht, wie ich es mir vorstelle, Hochschule der Künste Bern Motherf*** (the Creation of Man), Unternehmen Mitte, Basel (Performance mit Emma Murray) Die Versammlung, Shedhalle Zürich Paper Club, Bauhaus Dessau (mit Emma Murray) Scham, Galerie Hraničář, Ústí nad Labem Untertage, Dolder Waldhaus, Zürich 2017 The Gang, Kunst am Bau Projekt, Rote Fabrik, Zürich Talking To Strangers, H`art Galerie Bukarest 2015 DEW21 Kunstpreis, Dortmunder U P/ART Producers Artfair, Hamburg

2014 Chambers of Fine Art, Bauhof Winterthur OFF THE WALL, Station 21, Zürich 2013 MEGAMIX One Minute Showroom, Kulturzentrum Fabrik Heeder, Krefeld Die Muse, FIDENA 2013, Metropolis - Kino Bochum TOYS, C.A.R. Talente, Contemporary Art Ruhr, Welterbe Zollverein Essen The Pluto in me, reSource 003: P2P Vorspiel, Transmediale Berlin Klik! Amsterdam, EYE Film Museum, Amsterdam Klik! Amsterdam, The New Parkway Theater, Oakland, California 2012 Best of, Galerie Adler, Frankfurt Freiraum Gründerzeit, Stiftung Künstlerdorf Schöppingen Betriebsausflug, Künstlerhaus Vorwerkstift, Hamburg Land of Milk and Honey, Kunstraum Liska, Leipzig 2011 Art-figura, Museum Schwarzenberg (Katalog) 2010 Freitag und Robinson in Berlin, Skulpturenpark Berlin-Zentrum (Katalog) Brilliant Volume, Universität der Künste Berlin Zwischen zwei Investoren, Ex-Tagesspiegel, Berlin 2009 D`iles et d`identites, Galerie Live in Your Head, Genf (Katalog) Intermezzo, Maximilianmuseum Augsburg 2008 New Grass, Kunstverein Gelsenkirchen (Katalog) 2006 Bauhaus Labor, Kunsthalle Bielefeld

Raffael Dörig, Kunstbulletin/artlog.net 6/2019

Latefa Wiersch, ARTPOP – to be high to be creative, 2018-

Auf dem Instagram-Account @artpop_insta begegnet uns eine junge Künstlerin auf Fotos von Performances und Partys, aus dem Atelier und beim «artistic research at �DTQEMK���OKV�KOOGT�PGWGP�1WVƂVU�WPF�(TKUWTGP��KP�GWRJQTKUEJGP�/QOGPVGP�WPF�PCEJ�Abstürzen. Wir erhalten nicht nur intime Einblicke ins Privatleben, sondern auch in kreative Prozesse: «The artist must be playful. Today I had no rules. I followed them. The artist must follow.», ist ein Foto beschriftet, das die Künstlerin im Bikini im Winter am See zeigt.Der Clou: diese Protagonistin ist eine grob genähte Puppe, die für die Fotos in typi-schen Posen mit grosser Liebe zum Detail in Szene gesetzt wird. Hinter dem Account, auf dem regelmässig neue Fotos gepostet werden, steckt die Zürcher Künstlerin Latefa Wiersch, die auch in Videoarbeiten und Installationen oft mit Puppen arbeitet. Wiersch setzt sich auf satirische Weise mit der Frage der Vermischung von öffentlich und privat und von professionellen und freundschaftlichen Sphären auseinander, die gerade in der Kunstszene als selbstverständlich gilt. Die alte Frage der Vermischung von Kunst und .GDGP��FCU�-NKUEJGG�XQO�.GDGPUMØPUVNGT��XQP�FGT�-ØPUVNGTKP�CNU�/GKUVGTKP�FGT�5GND-stinszenierung, sie sind heute auf banale Weise auch ausserhalb der Kunst allgegenwär-VKI��5QEKCN�/GFKC�KUV�$ØJPG�WPF�-CVCN[UCVQT�FKGUGT�'PVYKEMNWPI�

www.artpop-instagram.com

THE UNCANNY VALLEY A Traveler‘s Guide

1. STATION. TOT ODER LEBENDIG

Brutal-verspielt, putzig-verschroben, absurd-grotesk. In Latefa Wierschs Werk erscheint eine fremde Gegenwelt, die doch so vertraut ist. Alltägliche Dinge und Materialien verpuppen sich, werden lebendig und spiegeln unsere Gegenwart, in der echte Körper zum gestaltbaren Objekt werden, während die Dinge dabei sind, die Macht zu ergreifen.

In verstörend-lustvollen Installationen und Filmen lässt Wiersch vertraut geglaubte Grenzen sich CWƃÒUGP��&KG�¸DGT\QIGPJGKV�WPF�&TCUVKM�GKPGT�%QOKEURTCEJG�YKTF�ØDGTUGV\V�KP�-ÒTRGTNKEJMGKVGP��5\GPGTKGP��FKG�DGNWUVKIGP�FØTHGP�s�FKG�CDGT�PKG�MCNV�NCUUGP�

2. STATION. DER POETISCHE ABGRUND

Was tun die Puppen, wenn der Vorhang noch zu ist? Wie lebendig sind unsere Spielzeuge,Telefone, Alltagsgegenstände, wenn wir uns nicht mit ihnen beschäftigen?9KGTUEJU�#TDGKVGP�UKPF�FWTEJYQDGP�XQP�GKPGO�VKGHGP�5KPP�HØT�2CTCFQZKGP��HØT�FCU�)TQVGUMG��HØT�#URGMVG�FGU�6TCWOU��FGU�6QFGU��FGT�5GZWCNKVÀV�WPF�HØT�FCU�#DUWTFG��FCU�UKEJ�KO�*CTONQUGP��#NNVÀINK-chen und Banalen auftut. Science-Fiction, Sagen oder Horror, sei es bei Kafka, E.T.A. Hoffmann oder in der griechischen Mythologie, sind Inspirationsquellen.

3. STATION. HYBRIDE & VERWANDLUNG

Imaginationsmaschine Auto: Fetischobjekt und fahrbares Zuhause. Aushängeschild von Potenz und 'TYGKVGTWPI�FGU�GKIGPGP�-ÒTRGTU��#WU�FGO�UEJPGKFKI�VKGHGTIGNGIVGP�-PKIJV�4KFGT�SWGNNGP�WPU�9ØNU-te entgegen. Wierschs Auto: Ein Hybridwesen aus Tier, Mensch, Maschine.'KPG�/CUEJKPG�CWU�.CEMNGFGT��DGUVTWORHVG�$GKPG�YKG�(NGKUEJYØTUVG��DGUVKCNKUEJG�5EJGKPYGTHGT�CW-IGP��7PF�FGT�/WUGWOUƃWT��FGT�\WT�(CJTDCJP�YKTF��5GKVNKEJ�FGU�#WVQU�FKG�CWH�FKG�(CJTDCJP�IGTQNN-VGP�(NGKUEJVGKNG��#WU�ITQDUEJNÀEJVKIGP�9ØTUVGP�MTCDDGNP�QFGT�YCEJUGP�MNGKPG�2WRRGP��9KT�UGJGP��NGKEJV�DGMNGKFGVG�&COGP��GKPG�KP�.CEMNGFGTLCEMG��FKG�CPFGTG�NGFKINKEJ�KP�5VTKPI�WPF�$ØUVGPJCNVGT��GKP�RWOONKIGU��ƃGKUEJHCTDGPGU�2HGTF�NGKUVGV�KJPGP�)GUGNNUEJCHV��#WH�FGT�/QVQTJCWDG�JQEMV�KP�MÀORHG-risch-heroischer Pose ein maskiertes Tier.

4. STATION. DAS NEUE DRAUSSEN

&KG�#WVQVØT�UVGJV�QHHGP��6KGHGT�$CUU��CP�/QVQTGPIGTÀWUEJ�GTKPPGTPFG�-NÀPIG�UEJCNNGP�CWU�FGO�+PPG-TGP��&GT�.CEM�GPVRWRRV�UKEJ�CNU�*CWV��KP�FKG�OCP�UEJNØRHGP�FCTH��WO�KP�GKP�PGWGU�&TCW»GP�\W�UGJGP��&WTEJ�FKG�9KPFUEJWV\UEJGKDG�IGYÀJTV�WPU�9KGTUEJ�GKPGP�ƂNOKUEJGP�$NKEM�KPU�WPJGKONKEJG�6CN�Mithilfe einer poetischen Kombinatorik und via Stop-Motion-Technik schafft Latefa Wiersch surreale Szenen voller Anthropomorphismen, eine Aneinanderreihung unterschiedlicher Transformationen, in FGT�UKEJ�GKP�*GTT�)GOCJN�FKG�$TØUVG�FGT�'JGHTCW�\WO�0CEJVKUEJ�GKPXGTNGKDV��KP�FGT�GKP�*[DTKF�s�JCND�/GPUEJ��JCND�6KGT��JCND�/CUEJKPG�s�ICP\�DQFGPUVÀPFKIGP�$ÀEMGTKPPGP�WPF�9CUEJHTCWGP�IGIGP-ØDGTUVGJV��FKG�UKEJ�YKGFGTWO�UQ�JKPIGDWPIUXQNN�FGT�#WVQYÀUEJG�YKFOGP��CNU�YØUUVGP�UKG�DGTGKVU��YCU�FGO�9CIGP�INGKEJ�GPVURTKPIV��9CUEJCPNCIGPOCUEJKPGP�YGTFGP�\W�5GZ�6Q[U��FGT�5EJYGKH�FGU�Rappens zum Wischmopp.

5. STATION. RASENDER STILLSTAND, BZW. VON A BIS A (A WIE ANIMATION, A WIE ANIMISMUS, A WIE ANTHROPOMORPHISMEN), ODER: THE END

#PKOC��FKG�5GGNG��#PKOCTG��FKG�&KPIG�NGDGPFKI�YGTFGP�NCUUGP��/GKPV��FKG�9GTMG�YWEJGTP�YKG�2ƃCP-zen, verpuppen sich wie Insekten, haben Organe, Fleisch, Blut und Seele. Sie tanzen, sie lassen sich gehen.Nichts bleibt wie es war. Wird einem Protagonisten in der Animation der Kopf abgeschlagen, wächst ihm eben ein neuer nach. Die Story des (animierten) Objekts als Never-ending Story. Objekte wer-den Subjekte mit Handlungs- und Bewegungsspielraum. Sie sterben nicht, sie werden geboren.+O�5RKGIGN�FGUUGP�ƂPFGP�YKT�FCU�IGPCWG�)GIGPVGKN�s�WPF�WPU�UGNDUV�CNU�RCUUKXG�/KVURKGNGT��+P�FKGUGO�Sinne frohlockt das Werk: Eintreten! Hinsetzen! Eintauchen!Film ab!

ROAD TRIP, 2018

Ein perfekt abgefederter, dumpfer Schlag, die Autotür fällt zu. Still ist es hier drin. Ich kom-me an, gleich fahre ich los.

Der Ledersitz, er schmiegt sich an mich, nimmt meine Körperwärme auf, der Sitz wird Teil meines Hinterns, Teil meines Körpers, das ganze Auto wird es bald sein. Wir werden eins. Wir sind warm.

Feine Metallteile, zierliche Gelenke, ein perfektes Knochengerüst. Schlüssel ins Zünd-schloss, der Moment des Einrastens, des vollkommenen Gefühls des Sich-Ineinander-Fü-gens. Passt. Der Motor lässt von sich hören.

Das Steuer in meinen Händen, ohne Hast lasse ich die Kupplung kommen, die Maschine gehorcht mir, zeigt sich geschmeidig, zeigt nur soviel Widerstand, dass sie auch spürbar bleibt. Ich gebe Gas. Schaue nach vorn.

Ich in meiner Zeitkapsel, draußen Häuser, Brücken, Straßenschilder, Passanten. Rauschen vorbei. Ich lasse sie hinter mir, die Linie ist klar gezogen: Sie draußen, ich hier drinnen. Hinter mir, das ist Vergangenheit, ich schaue nach vorn.Meine neue Haut ist aus Metall, ist aus Glas, der Lack glänzt, ich bin gepanzert, bin gewandt, bin schnell. Die Schrauben, die Gelenke, die Gedanken, gut geschmiert, halten ineinander, heben ab, ein paar Zentimeter nur über dem rasend-rastlosen Asphalt halten wir einander fest, sind glücklich daumenlutschende Babys in diesem Uterus.Wir rauschen davon, wir pulsieren im Takt.Ich bin mein eigener Film.

ROAD TRIP

Mixed Media Installation

Holz, Lackleder, Textilien, Scheinwerfer, LED-Band, Beamerprojektion, Player, Soundanlage

200 x 400 x 140 cm

2018

Installationsansichten: Museum Wilhelm Morgner, Soest, März 2018Stop-Motion-Animation Road Trip

HD-Video, 08.34 Min., Loop 2018 (Videostills)Sound: Daniel Mezger 2018

Link zum Video:Road Trip (Vimeo)

Ne pas de deux2019Performance mit Emma Murray

Dauer:´15

Ne pas de deux

Die aktuelle Arbeit Ne pas de deux ist Teil einer neuen Reihe von Performances, die in Zusammenarbeit mit der Tänzerin Emma Murray entstehen. Wie schon frühere Installationen, Onlineprojekte und Videos von Latefa Wiersch experimentiert die Performance damit, vertraut geglaubte Grenzen aufzulösen.

Ne pas de deux : ein Tanz von zweien, ein Verwachsen zum Anderen. Einer, der den Kopf verliert. Der sich entpuppt.

Videodokumentation der Performance, 28. April 2019 im Rahmen der Ausstellung «Ekstase» im Zentrum Paul Klee (Kooperation des Zentrum Paul Klee mit der Dampfzentrale Bern).

https://vimeo.com/338831237?ref=fb-share&fbclid=IwAR1KA-ZU5sb-Jg8Gy_Dg80mnpx5_lFKnieXb2uKeGzeiffJwssjNFPyU6UTQ

Ne pas de deux

PROGR, Zentrum für Kulturproduktion, Bern, Juni 2019���Õ�i�Ì>Ì���\� �V��i�*wÃÌiÀ

Paper Club

Gruppenperformance, Bauhaus Dessau, Dezember 2017

Das Projekt Paper Club setzt sich mit Möglichkeiten der Aktualisierung

der Methodik des Bühnenstudios auseinander, das der Bauhäusler Xanti

Schawinsky in den Jahren 1936 bis 1938 am Black Mountain College bei

Asheville, North Carolina, eingerichtet hatte. Ausgangspunkt ist dabei

die Analyse und Neuinterpretation der Lecture Performance „Play. Life.

Illusion“, die Schawinsky dort im Jahr 1936 aufgeführt hatte.

Mothers /the Creation of Man (Performance mit Emma Murray)

Dauer:´10

ACT, Unternehmen Mitte, Basel April 2018