Werner Heiduczek ''Vom Glanz und Elend des Schreibens" (Leseprobe)

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Gibt es eine Essenz des Schreibens, die man in Worte fassen kann oder ist literarisches Schaffen, das Schaffen von Kunst selbst etwas Unfassbares? Werner Heiduczek versuchte in zahlreichen Schriften, anhand von eigenen Werken oder Arbeiten anderer Autoren und Künstler, sich diesem Thema zu nähern. Seine Ausführungen, Gedanken und Geistesblitze zum eigenen Schaffen und der Kunst erschienen dabei in zahlreichen Formen und Schattierungen. Nun sind diese Gedankensplitter erstmals in einem Band vereint und formen ein tiefgründiges und zugleich heiteres Bild über "Glanz und Elend des Schreibens".

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Dies hier ist ein aufrichtiges Buch, Leser. Ich habe darin keine Achtung auf deinen Nutzen noch auf meinen Ruhm genommen.

Montaigne

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Werner HeiduczekVom Glanz und Elend des Schreibens

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Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.d-nb.de abrufbar

Alle Rechte der deutschen Ausgabe © Pöttner Verlag GmbH & Co. KG 2011, Leipzig London

1. AuflageISBN: 978-3-86211-042-1

Satz: Plöttner VerlagUmschlaggestaltung: Walter MelznerLektorat: Hagen SchiedDruck: Westermann Druck, Zwickau

www.ploettner-verlag.de

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7 Vorwort

17 Schreiben oder Nichtschreiben

19 Man schreibt nicht zweimal dasselbe Buch Über Nachdichtung, Mythologie und Scheinoptimismus

38 Aus Tumbheit weggeben Aus einem Brief an die Librettistin des Balletts »Das verschenkte Weinen«

40 Warum ich Märchen schreibe Rede zum Alex-Wedding-Preis

49 Frühe Begegnung mit Literatur

51 Märchen schreiben

57 Vom Glanz und Elend des Schreibens

72 Legenden

78 Taten sind verwirklichte Illusionen Werner Heiduczek und Ursula Mattheuer-Neustädt im Gespräch

102 Und irgendwo blüht die blaue Blume Über Ursula Mattheuer-Neustädt

108 Von der poetischen Idee eines Buches Über Wolfgang Würfel

112 Von leiser Kunst Zu einer Ausstellung Wolfgang Würfels

114 Was sind Hoffnungen, was sind Entwürfe!

117 Also sprach Abdulla

134 Schopenhauers »Über Schriftstellerei und Stil«

136 Die Uniform meines Jahrhunderts Über Stendhals »Rot und Schwarz«

Inhaltsverzeichnis

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139 Es ist einsam da oben Erich L. zum 75.

145 »Schreiber« grüßt »Autor II«

149 Ich schlief, aber mein Herz war wach Bemerkungen zum »Hohenlied Salomos«

151 Mythos für mein Schreiben

167 Abtötung eines Helden

176 Anmerkungen des Autors

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Schreiben oder Nichtschreiben

Die Fülle der jährlich veröffentlichten Texte erschreckt mich. Buchmessen meide ich, selbst in Buchhandlungen gehe ich nur, wenn es unbedingt erforderlich ist. Damit stelle ich mich in Widerspruch zu mir selbst, d. h. zu meiner Arbeit. Warum also schreibe ich, obwohl wie mir scheint, das bereits Gedruckte uns schon mehrfach erschlägt und das Neue wohl zwangsläufig das Bessere ist? Die Antwort drängt sich auf: Ich schreibe, um mich zu finden und zu verwirklichen. Die Lüge wird mir bewusst, und ich verwerfe die Erklärung. Denn schrieb ich, um mich zu finden und zu verwirklichen, brauchte ich meine Texte nicht einem Verlag vorzulegen, damit er sie herausgibt. Also schreibe ich, um gedruckt zu werden. Das will ich als erstes festhalten. Eins fordert Zwei.

Warum will ich gedruckt werden? Darauf gibt es mehre-re Antworten: Weil ich wahrgenommen werden will, weil ich so oder so wirken will, weil ich Geld brauche, weil es mein Wertgefühl hebt, weil es mir manchen Vorteil bringt, den andere nicht haben. Noch während ich das hinschreibe, meldet sich der Verteidiger in mir und sagt: Es gibt keinen Vorteil ohne gleichzeitigen Nachteil. Und er führt an: De-pressionen, Schlaflosigkeit, ungerechte Kritiken, Druckver-bot, Vereinsamung, Gastritis. Und weiter: Das Geld kann für den Schreiber so entscheidend nicht sein, betrachtet man die Dunkelziffern von Zahlkellnern, Klempnern, Au-toschlossern. Zum Wertgefühl. Sicher, ein in Leinen ge-bundener Roman bleibt auf den, der ihn geschrieben hat, nicht ohne Wirkung. Verglichen mit den Salutschüssen für einen Staatsmann, ja selbst mit dem Hochgefühl eines un-bedeutenden Kleinstadtsekretärs auf der Tribüne bei einer

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Demonstration ist der Stolz des Büchermachers kümmer-lich.

Wenn also nicht Zwei, dann Drei: Ich schreibe aus dem-selben Grund, wie ich atme und mich bewege, schlafe und aufstehe. Und es ist ohne Sinn, außer dem, am Leben zu bleiben.

(unveröffentlicht, 1983)

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Robert Robertzoon, holländischer Seefahrer, Dichter und Täufer, schrieb unter jeder seiner Arbeiten: »Unter Vorbe-halt, falls mich ein anderer eines besseren überzeugt.

Das soll auch hier mein Schlusssatz sein.

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