Wie Ich Zum Erratischen Marxisten Wurde

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Yanis Varoufakis

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    Von Yanis Varoufakis 02.05.2015 / Debatte

    Wie ich zum erratischenWie ich zum erratischenMarxisten wurdeMarxisten wurdeDer Konflikt um die Krisenpolitik in Europa, dieDer Konflikt um die Krisenpolitik in Europa, dieFehler des Alten aus Trier und warum dieFehler des Alten aus Trier und warum dieLinken jetzt den Kapitalismus vor sich selbstLinken jetzt den Kapitalismus vor sich selbstschtzen mssen. Von Yanis Varoufakisschtzen mssen. Von Yanis Varoufakis2008 erfasste eine zweite Welle von Krampfanfllen den Kapitalismus weltweit.Die durch die Finanzkrise ausgelste Kettenreaktion strzte Europa in eineTalfahrt, die bis heute andauert. Dabei bedroht die aktuelle Lage auf demKontinent nicht nur Arbeiter, Besitzlose, Banker, ganze gesellschaftliche Schichtenoder Nationen, sondern stellt unsere Zivilisation an sich in Frage.

    Wenn meine Prognose richtig ist und wir es nicht nur mit einerKonjunkturschwche zu tun haben, die bald berwunden sein wird, muss sich

    die Linke entscheiden: Sollen wir die Krise des Kapitalismus in Europa als Chancebegren, ihn durch ein besseres System zu ersetzen? Oder ist sie uns Anlass zu sogroer Sorge, dass wir eine Kampagne zur Stabilisierung des Kapitalismus inEuropa starten?

    Fr mich kann es darauf nur eine Antwort geben: Es ist weitaus wenigerwahrscheinlich, dass die Krise in Europa eine bessere Alternative zumKapitalismus hervorbringt als dass sie gefhrlich regressive Krfte frei setzt, dieein humanitres Blutbad verursachen und fr knftige Generationen jeglicheHoffnung auf progressive Manahmen zunichte machen knnen.

    Wohlmeinende Linke kritisieren mich fr diese Ansicht. Sie nennen michdeftistisch und werfen mir vor, ich wolle ein nicht zu verteidigendesWirtschafts- und Gesellschaftssystem in Europa retten. Ich gestehe: DieserVorwurf schmerzt. Umso mehr, als er mehr als ein Krnchen Wahrheit enthlt.

    Richtig ist, dass die Europische Union ein massives Demokratiedefizit aufweist,das in Kombination mit dem Leugnen der Mngel in der Konstruktion ihrerWhrungsunion den Vlkern Europas den Weg in die permanente Rezessiongeebnet hat. Ich beuge mich auch der Kritik, dass mein Werben eine Agendaimpliziert, die sich auf die Annahme sttzt, die Linke sei und dies auf Dauer weitgehend geschlagen. Gewiss, auch mir wre eine linke Agenda lieber, derenraison dtre darin besteht, den europischen Kapitalismus durch ein anderesSystem zu ersetzen.

    Ich will im Folgenden Einblicke in meine Sicht auf einen verabscheuungswrdigeneuropischen Kapitalismus gewhren, dessen Zusammenbruch es, trotz seinerzahlreichen Mngel, um jeden Preis zu verhindern gilt. Mein Bekenntnis soll dieLinke davon berzeugen, dass wir eine widersprchliche Mission erfllen mssen:den freien Fall des europischen Kapitalismus stoppen, um Zeit zu gewinnen, eineAlternative zu formulieren.

    Warum Marxist?Warum Marxist?Als ich 1982 ein Thema fr meine Dissertation whlte, konzentrierte ich mich

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    SCHLAGWORTE ZU DIESEM ARTIKEL:Eurokrise Europa Griechenland linke

    Bewegung linke Parteien Marxismus SYRIZA

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    bewusst auf ein strikt mathematisches Problem, bei dem marxistisches Denkenirrelevant war. Die universitre Laufbahn als Dozent an den traditionellwirtschaftswissenschaftlichen Fakultten, die ich dann einschlug, basierte auf derstillschweigenden Vereinbarung, dass ich eine Wirtschaftstheorie vermittelnwrde, in der Marx keinen Platz htte. Am Ende der 1980er Jahre erhielt ich einenLehrauftrag des Fachbereichs konomie der Universitt von Sydney, damit meinMitbewerber, ein Kandidat der Linken, auen vor bliebe (was ich damals jedochnicht wusste).

    2000 kehrte ich nach Griechenland zurck und versuchte mein Glck mit demspteren Premierminister George Papandreou. Ich wollte helfen, die erstarkendeRechte zurckzudrngen, die das Land sowohl innen- als auch auenpolitischzunehmend in Richtung Fremdenhass trieb. Wie jeder wei, scheitertePapandreous Partei nicht nur beim Versuch, der Xenophobie Einhalt zu gebieten,sondern stellte am Ende mit ihrem ultraneoliberalen makrokonomischen Ansatzdie Speerspitze bei der sogenannten Rettung (den Bailouts) der Eurozone, was,ohne dass dies intendiert gewesen wre, die Nazis wieder auf die Straen Athenstrieb. Wenngleich ich Anfang 2006 als Berater Papandreous zurcktrat und zueinem der schrfsten Kritiker der Regierung und ihres Umgangs mit demgriechischen Zusammenbruch nach 2009 wurde, waren meine ffentlichenStellungnahmen in den Debatten ber Griechenland und Europa nicht ansatzweisemarxistisch.

    Angesichts dessen mag es berraschen, dass ich mich als Marxist bezeichne. Faktist jedoch, dass Karl Marx schon in frhester Jugend meine Weltsicht geprgt hat.Zwar verzichte ich in besserer Gesellschaft meist darauf, das zu erwhnen, dasich die Zuhrer bei der bloen Nennung des M-Worts bereits abwenden, doch ichleugne es auch nicht. Da ich seit mehreren Jahren immer wieder vor einemPublikum auftrete, das ideologisch anders gepolt ist als ich, spre ich allerdingsdas Bedrfnis, zu erlutern, inwiefern Marx mein Denken beeinflusst hat. Ichmchte erklren, warum ich mich nicht dafr entschuldige, Marxist zu sein, und esgleichwohl fr wichtig halte, ihm in verschiedener Hinsicht leidenschaftlich zuwidersprechen. Mit anderen Worten, warum es wichtig ist, ein erratischer Marxistzu sein.

    Wenn ich meine ganze akademische Karriere lang Marx ignoriert habe und meineaktuellen Politikempfehlungen unmglich als marxistisch durchgehen, warumdann gerade jetzt vom Marxismus sprechen? Die Antwort ist simpel: Selbst meinenicht-marxistische konomie wird von marxistischem Denken geleitet.

    Ich war schon immer davon berzeugt, dass ein linker Sozialtheoretiker denkonomischen Mainstream auf zwei Wegen in Frage stellen kann. Einmal berimmanente Kritik, indem er die Axiome des Mainstreams akzeptiert und dann ihreinneren Widersprche aufzeigt.. Die Argumentation lautet hier: Ich widersprecheIhren Annahmen nicht. Doch dies sind die Grnde, warum sich IhreSchlussfolgerungen nicht logisch von ihnen ableiten lassen. Dies war Marxeigene subversive Methode in der Auseinandersetzung mit der politischenkonomie Englands. Er folgte Adam Smith und David Ricardo in ihren Thesen, umzu demonstrieren, dass im Kontext ihrer eigenen Prmissen der Kapitalismus vonWidersprchen geprgt ist. Der zweite Weg, den ein linker Theoretiker gehenkann, ist die Formulierung von Alternativen zu den etablierten Theorien, in derHoffnung, dass diese ernst genommen werden.

    Mir war stets klar, dass sich die Mchtigen nicht um Theorien scheren, die aufanderen als ihren eigenen Prmissen grnden. Das einzige, was konservativeneoklassische konomen aus der Bahn wirft und originr in Frage stellt, ist derNachweis der inhrenten Inkonsistenz ihrer eigenen Modelle. Aus diesem Grundhabe ich mich von Anfang an eher den Grundlagen der neoklassischen Theoriegewidmet, als Energie fr den Versuch einer Entwicklung alternativer,marxistischer Kapitalismusmodelle aufzuwenden. Meine Grnde dafr waren, somchte ich anmerken, ziemlich marxistisch.

    Wenn man mich bittet, die Welt, in der wir leben, zu kommentieren, kann ich nichtanders, als in die marxistische Tradition zurckzufallen, die mein Denken geprgthat, seit mein Vater, ein Stahlarbeiter, mir bereits als Kind die historischenKonsequenzen technischer Innovation beibrachte. Wie beispielsweise derbergang von der Bronze- zur Eisenzeit die Geschichte beschleunigte. Wie dieErfindung des Stahls historische Zeitlufe vorantrieb. Und wie diesiliziumbasierte IT soziokonomische und historische Diskontinuitten rasantwachsen lsst.

    Schon frh begegneten mir die marxistischen Schriften, nicht zuletzt alsKonsequenz der auergewhnlichen Zeit, in der ich aufwuchs: Griechenland hattegerade die alptraumhaften Jahre der neofaschistischen Diktatur von 1967-74

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  • hinter sich, als ich Marx faszinierende Gabe, ein dramatisches Drehbuch fr dieGeschichte der Menschheit zu schreiben, entdeckte. Es ist dies eine Geschichte,die eigentlich von der Verdammnis des Menschen kndet und zugleich dasNarrativ einer mglichen Rettung und wahrer Spiritualitt ist.

    Die handelnden Personen im historischen Drama, das Marx erzhlte, warenArbeiter, Kapitalisten, Beamte, und Wissenschaftler. Sie wollten Vernunft undWissenschaft frdern, damit die Menschheit stark wrde, und setzten dabeiunbeabsichtigt teuflische Krfte frei, die ihre eigene Freiheit usurpierten undunterminierten.

    Diese dialektische Perspektive, in der Alles und Jedes das eigene Gegenteilenthlt, und das scharfe Auge, mit dem Marx das Potenzial zur Vernderung inden sich scheinbar am wenigsten wandelnden Strukturen aufdeckte, halfen mir,die groen Widersprche der kapitalistischen Zeit zu verstehen. Sie lste dasParadoxon einer Zeit auf, die den grten Reichtum und zugleich die bittersteArmut hervorbrachte. Im Angesicht der heutigen Krise in Europa und den USAsowie der langdauernden Stagnation des japanischen Kapitalismus bersehen diemeisten Kommentatoren den dialektischen Prozess, der sich vor ihren Augenvollzieht. Sie erkennen die Schuldenberge und die Verluste der Banken, abervernachlssigen die andere Seite der Medaille: die riesigen Summen der ausAngst eingefrorenen Ersparnisse, die nicht produktiv investiert werden.Marxistische Wachsamkeit gegenber inhrenten Widersprchen knnte ihnen dieAugen ffnen.

    Ein Hauptgrund, warum die etablierte Meinung an der heutigen Realitt scheitert,ist, dass sie die dialektische Spannung in der gleichzeitigen Produktion vonSchulden und berschuss, von Wachstum und Arbeitslosigkeit, von Reichtum undArmut, von Gut und Bse, nie verstanden hat. Marx macht uns in seinen Schriftenauf diese inhrenten Widersprche als Quellen fr die List der Historieaufmerksam.

    Seit meinen ersten berlegungen als konom bis heute hat mich der Gedankebegleitet, dass Marx etwas entdeckte, das im Zentrum jeder Kapitalismusanalysestehen muss, damit sie einen Nutzen hat. Es ist dies ein weiterer inhrenterWiderspruch, der tief in der menschlichen Arbeitskraft wurzelt. Arbeit hat zweisehr unterschiedliche Wesen: Sie existiert zum Einen als wertschpfendeAktivitt, die sich nie vorab quantifizieren lsst (und daher nicht zur Ware werdenkann) und zum Anderen als Quantitt (z.B. als Zahl der Arbeitsstunden), dieverkauft wird und ihren Preis hat. Arbeit unterscheidet von anderen produktivenInputs, z.B. Elektrizitt, ihr doppeltes und widersprchliches Wesen. Vor Marxvernachlssigte die politische konomie diesen mit einem Widersprucheinhergehenden Unterschied, und die traditionelle Wirtschaftswissenschaftleugnet ihn noch heute.

    Sowohl Elektrizitt als auch Arbeit lassen sich als Ware denken. Und tatschlichbemhen sich sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer, die Arbeit zur Ware zumachen. Arbeitgeber nutzen ihren gesamten Einfallsreichtum und den ihrerLakaien in den Personalabteilungen um Arbeit zu quantifizieren, zu messen undgleichzuschalten. Derweil lassen sich Stellenbewerber ausquetschen, imverzweifelten Bemhen darum, ihre Arbeitskraft zu verkaufen, und schreiben ihreLebenslufe (neu), um als Lieferanten quantifizierbarer Arbeitseinheiten zuerscheinen. Und hier genau hat die Sache einen Haken. Denn der Tag, an demArbeitnehmer und Arbeitgeber die Arbeit gnzlich kommodifiziert haben, wirdder Kapitalismus untergehen. Ohne diese Einsicht lsst sich nicht verstehen,warum der Kapitalismus immer wieder Krisen produziert. Allerdings erlangt nurderjenige diese Einsicht, der sich einem gewissen Ma an marxistischem Denkenaussetzt.

    Im aus dem Jahr 1953 stammenden Filmklassiker Invasion der Krperfresser (DieDmonischen) erfolgt der Angriff der Auerirdischen, anders als in HG Wells Kriegder Welten, nicht frontal. Vielmehr werden die Menschen von innen berwltigt,bis von ihrem menschlichen Geist und ihren Gefhlen nichts mehr bleibt. IhreKrper sind Hllen, die einst einen freien Willen bargen, und jetzt nur nocharbeiten, die Bewegungen des Alltagslebens vollziehen und als menschlicheSimulacra funktionieren, die von der nicht messbaren Essenz der menschlichenNatur befreit wurden. Etwas Derartiges geschhe, wenn sich die menschlicheArbeit ausschlielich auf das Humankapital reduzieren und damit perfekt denvulgrkonomischen Modellen anpassen liee.

    Jede nichtmarxistische Wirtschaftstheorie, die menschliche und nicht-menschlicheBeitrge zur Produktion als austauschbar behandelt, grndet in der Annahme,dass sich die Dehumanisierung der Humanarbeit vollzogen hat. Mit dervollstndigen Entmenschlichung der menschlichen Arbeit geht jedoch das Ende

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  • des Kapitalismus als System der Wertschpfung und verteilung einher. Zunchsthnelt die Gesellschaft der entmenschten Automaten einer mechanischen Uhrvoller Schrauben und Federn, die alle ihre Funktion haben, und gemeinsam einGut herstellen: Zeitnahme. Wenn es in der Gesellschaft jedoch nichts auerAutomaten gibt, ist die Zeitnahme kein Gut. Sie ist zwar ein Produkt, aberwarum sollte sie ein Gut sein? Ohne echte Menschen, die die Funktion der Uhrerleben, kann es weder gut noch schlecht geben.

    Sollte es dem Kapital je gelingen, Arbeit zu quantifizieren und in der Folgevollstndig zu kommodifizieren, wie dies ja stndig versucht wird, wird es auchdiese unbestimmte, widerspenstige menschliche Freiheit aus der Arbeitherauspressen, die Wertschpfung erst mglich macht. Marx brillante Einsicht indas Wesen kapitalistischer Krisen bestand genau darin: Je erfolgreicher derKapitalismus bei der Kommodifizierung der Arbeit, desto geringer der Wert derproduzierten Einheiten, desto geringer auch die Profitrate und schlielich destonher die nchste Rezession des Wirtschaftssystems. Die Darstellung dermenschlichen Freiheit als konomischer Kategorie findet sich einzig bei Marx. Sieerlaubt eine spezifisch dramatische und analytisch kluge Interpretation derNeigung des Kapitalismus, die Rezession, und selbst die Depression, den Klauendes Wachstums zu entreien.

    Als Marx schrieb, dass Arbeit das lebendige, formgebende Feuer sei, dieVergnglichkeit der Dinge, ihre Zeitlichkeit, leistete er den grten Beitrag, durchden je ein konom uns den inhrenten Widerspruch in der DNA des Kapitalismusverstehen half. Als er das Kapital als Macht, der wir uns unterwerfen mssen,beschrieb, die eine kosmopolitische, allgemeine, jede Schranke, jedes Bandumwerfende Energie entwickelt, um sich als die einzige Politik, Allgemeinheit,Schranke und Band an die Stelle zu setzen, betonte er die Realitt, in der sichArbeit mit liquidem Kapital (d.h. fr Geld) in ihrer Warenform kaufen lsst, jedochimmer den dem Kufer gegenber feindlich gesinnten Willen in sich trgt. Dies istjedoch nicht nur eine psychologische, philosophische oder politische Aussage.Marx lieferte damit vielmehr eine bemerkenswerte Analyse der Grnde, warumArbeit (als nicht quantifizierbares Handeln) in dem Moment, in dem sie sichdieser Feindseligkeit entledigt, steril wird und keinen Wert mehr generierenkann.

    In einer Zeit, in der die Neoliberalen die Mehrheit in ihren theoretischenTentakeln halten und unablssig die Ideologie von der hherenArbeitsproduktivitt wiederkuen, die die Wettbewerbsfhigkeit steigern unddamit Wachstum schaffen soll, ist die marxistische Analyse ein wirksamesGegenmittel. Das Kapital kann den Kampf, Arbeit zu einem unbegrenztdehnbaren, mechanisierten Beitrag zu machen, ohne sich dabei selbst zuzerstren, niemals gewinnen. Das werden weder die Neoliberalen noch dieKeynesianer je begreifen. Wenn die ganze Klasse der Lohnarbeiter durch dieMaschinerie vernichtet wrde, schrieb Marx, wie schrecklich fr das Kapital,das ohne Lohnarbeit aufhrt, Kapital zu sein.

    Was hat Marx fr uns getan?Was hat Marx fr uns getan?Nahezu alle Denkschulen, einschlielich der einiger progressiver konomen,behaupten zwar, dass Marx bedeutend war, jedoch htten, so sagen sie gern,seine Lehren heute nur noch wenig Relevanz. Ich kann dem nicht zustimmen. Marxformulierte nicht nur das grundlegende Drama der kapitalistischen Dynamik,sondern machte mich auch gegen die giftige Propaganda des Neoliberalismusimmun. Viele bernehmen beispielsweise die Idee, der Staat wrde sich quasiillegitim privat produzierten Reichtum durch die Besteuerung aneignen. Andersdie, denen Marx prgnante Argumentation bekannt ist, die genau das Gegenteilbesagt: Es ist der kollektiv geschaffene Reichtum, auf den die private Aneignungdurch die gesellschaftlichen Produktionsbedingungen und Eigentumsrechte folgt,die sich, im Interesse ihrer eigenen Reproduktion, nahezu exklusiv auf ein falschesBewusstsein sttzt.

    In seinem jngsten Buch Never Let a Serious Crisis Go to Waste beschreibt derWirtschaftshistoriker Philip Mirowski den Erfolg der Neoliberalen, die mit derIdee berzeugen konnten, dass Mrkte nicht nur ein ntzliches Mittel, sondern einSelbstzweck sind. Whrend kollektives Handeln und ffentliche Institutionen esnie hinbekommen, garantieren uneingeschrnkt operierende, dezentraleprivate Interessen nicht nur die richtigen Ergebnisse, sondern auch die richtigenWnsche, den richtigen Charakter und sogar die richtige Moral. Das beste Beispielfr diesen krassen Neoliberalismus ist die Debatte ber den Klimawandel. Wennberhaupt etwas unternommen werden msse, so die Neoliberalen, dann sollteeine Art Markt fr das Schlechte geschaffen werden (d.h. einEmissionshandelssystem), da nur die Mrkte das Gut(e) und Schlechte mitdem richtigen Preis versehen. Um zu verstehen, warum eine solche markthnlicheLsung scheitern muss, und vor allem, welche Motive hinter solchen Lsungenstecken, gibt es Schlimmeres als die Auseinandersetzung mit der Logik der

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  • Kapitalakkumulation, die Marx skizzierte und die der polnischeWirtschaftswissenschaftler Michal Kalecki fr eine von vernetzten Oligopolenbeherrschte Welt adaptierte.

    Im 20. Jahrhundert gab es mit den kommunistischen und sozialdemokratischenParteien zwei politische Bewegungen, die ihre Wurzeln im marxistischen Denkenfanden. Neben den anderen Fehlern, die sie machten, (und auch den Verbrechen,die sie begingen), versumten sie jedoch, zum eigenen Nachteil, Marx in einerwichtigen Hinsicht zu folgen: Statt Freiheit und Rationalitt als Parolen undKonzepte fr ihre Organisationen zu bernehmen, whlten sie Gleichheit undGerechtigkeit, und berlieen die Idee der Freiheit damit den Neoliberalen. Marxwar hier unnachgiebig: Das Problem mit dem Kapitalismus sei nicht, dass erungerecht, sondern dass er irrational ist, da er gewhnlich ganze Generationen zuElend und Arbeitslosigkeit verdammt und selbst Kapitalisten zu ngstlichenAutomaten macht, die stndig um ihren kapitalistischen Status frchten, wenn sieihre Mitmenschen nicht vollkommen kommodifizieren, damit sie wirksamer derKapitalakkumulation dienen. Wenn der Kapitalismus ungerecht erscheint, dannweil er alle versklavt und menschliche und natrliche Ressourcen vergeudet. DieProduktionsanlage, die bemerkenswerte technische Gerte und unsagbarenReichtum hervorbringt, ist die gleiche, die tiefes Unglck und Krisen verursacht.

    Da die Sozialdemokratie und die Linke insgesamt versumten, die Kritik amKapitalismus mit den von Marx fr essenziell gehaltenen Begriffen Freiheit undRationalitt zu formulieren, konnten sich die Neoliberalen den Mantel der Freiheitberwerfen, den Begriff selbst usurpieren und im Kampf der Ideologienspektakulre Triumphe feiern.

    Der bedeutendste Aspekt des neoliberalen Triumphs ist vermutlich das, washeute Demokratiedefizit genannt wird. Jede Menge Krokodilstrnen flossen inden vergangenen drei Jahrzehnten der Finanzialisierung und Globalisierungangesichts des Niedergangs unserer groartigen Demokratien. Marx htte lautber diejenigen gelacht, die sich vom Demokratiedefizit berrascht oderdarber emprt zeigen. Welches groe Ziel verfolgte denn der Liberalismus des19. Jahrhunderts? Es war, wie Marx nie mde wurde zu betonen, die Trennung vonkonomie und Politik, und der Verweis des politischen Handelns in die Sphreder Letztgenannten, whrend die Wirtschaft dem Kapital berlassen blieb. Heutesind wir Zeugen des grandiosen Erfolgs des Liberalismus, der sein lang gehegtesZiel erreicht hat. Nehmen wir Sdafrika ber zwanzig Jahre nach der FreilassungNelson Mandelas und dem Moment, in dem endlich die ganze Bevlkerung desLandes politisch partizipieren konnte. Das Dilemma des ANC bestand darin, dasser, um die Politik bestimmen zu knnen, die wirtschaftliche Macht aufgebenmusste. Wer das anders sieht, sollte mit den Dutzenden von Minenarbeiternsprechen, die von den bewaffneten Wachen niedergeschossen wurden, die dieArbeitgeber auf ihre Beschftigten hetzten, nachdem diese gewagt hatten, eineLohnerhhung zu fordern.

    Warum erratisch?Warum erratisch?Nachdem ich erlutert habe, warum ich mein Verstndnis von unserer sozialenWelt weitgehend Marx verdanke, mchte ich nun ausfhren, warum ich ihm grambin. Mit anderen Worten, ich werde beschreiben, warum ich ein bewussterratischer und inkonsistenter Marxist bin. Marx machte zwei spektakulreFehler: einen durch Unterlassung und einen durch bewusstes Handeln. Noch heutebeschrnken diese Fehler die Effektivitt der Linken, vor allem in Europa.

    Marx erster Fehler die Unterlassung besteht darin, dass er die Konsequenzenseiner eigenen theoretischen Auseinandersetzung fr die Welt, mit der er sichtheoretisch auseinandersetzte, nicht ausreichend durchdacht hat. Seine Theorieist diskursiv auergewhnlich wirkmchtig, und Marx war sich dessen durchausbewusst. Allerdings war ihm offenbar gleichgltig, dass seine Schler, Menschendie seine grundlegenden Ideen besser verstanden, als der durchschnittlicheArbeiter, die ihnen durch diese Ideen verliehene Macht nutzen knnten, umGenossen zu missbrauchen, ihre eigene Machtposition auszubauen oder ineinflussreiche Positionen zu gelangen.

    Marx zweiter Fehler, den ich bewusstem Handeln zuschreibe, ist gravierender. Erbesteht in seiner Annahme, dass sich die Wahrheit ber den Kapitalismus inmathematischen Modellen finden liee. Dies war der schlechteste Dienst, den erseinem theoretischen System erweisen konnte. Der Mann, der uns die Freiheit desMenschen als konomisches Konzept erster Ordnung gab, der Gelehrte, der dieradikale Unbestimmtheit auf ihren angemessenen Platz in der politischenkonomie hob, spielte am Ende mit simplistischen algebraischen Modellen, die natrlich Arbeitseinheiten quantifizierten, entgegen jeder Hoffnung hoffend,dass sich aus diesen Gleichungen weitere Einsichten ber den Kapitalismusgewinnen lieen. Nach seinem Tod vergeudeten marxistische konomen viele

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  • Jahre ihrer Karriere mit hnlich scholastischen Mechanismen. Vollkommenaufgehend in irrelevanten Debatten ber das Transformationsproblem und dieFrage, was angesichts dessen zu tun sei, wurden sie schlielich zu einer fastausgestorbenen Spezies, whrend der neoliberale Moloch jeden Widerspruch aufseinem Weg niederwalzte.

    Wie konnte Marx sich so tuschen? Warum erkannte er nicht, dass die Wahrheitber den Kapitalismus niemals aus einem mathematischen Modell abgeleitetwerden kann, gleichgltig wie brillant der Entwickler des Modells ist? Verfgte erdenn nicht ber die intellektuellen Werkzeuge, um zu realisieren, dass dieDynamik des Kapitalismus vom nicht-quantifizierbaren Teil menschlicher Arbeitangetrieben wird, das heit von einer Variablen, die sich niemals mathematischdefinieren lsst? Natrlich verfgte er ber sie. Er hatte sie doch selbstgeschmiedet. Nein, der Grund fr seinen Irrtum ist eher dster: Ebenso wie dieVulgrkonomen, die er so wunderbar ermahnte (und die nach wie vor dieMehrheit in den Wirtschaftsfakultten stellen), begehrte er die Macht, die ihm dermathematische Beweis verlieh.

    Ich mchte behaupten, dass Marx wusste, was er tat. Er wusste oder konntejedenfalls wissen, dass eine umfassende Werttheorie sich nicht in einemmathematischen Modell von einer dynamischen kapitalistischen konomie fassenlsst. Es war ihm zweifellos bewusst, dass eine richtige Wirtschaftstheoriebeachten muss, dass die Regeln des Unbestimmten selbst unbestimmt sind. Inkonomischen Begriffen formuliert ist das die Erkenntnis, dass die Macht desMarktes, und damit die Profitabilitt des Kapitals, nicht notwendigerweise aufdie Kapazitt, die Arbeitskraft der Arbeiter zu nutzen, reduziert werden kann, unddass aus Grnden jenseits der marxistischen Theorie manche Kapitalisten einengegebenen Pool von Arbeitskrften oder eine bestimmte Gruppe vonKonsumenten strker nutzen knnen als andere.

    Dies anzuerkennen impliziert jedoch die Akzeptanz der Tatsache, dass dieeigenen (Marxschen) Gesetze nicht unverrckbar sind. Marx htte gegenberden konkurrierenden Stimmen in der Gewerkschaftsbewegung konzedierenmssen, dass seine Theorie unbestimmt ist und daher seine Erklrungen nichteinzig und eindeutig korrekt sein knnten. Dass sie dauerhaft provisorisch sind.Die Bestimmtheit, mit der er behauptete, die ganze, abgeschlossene Geschichte,das endgltige Modell oder das letzte Wort zu haben, kann ich Marx nichtverzeihen. Sie erwies sich schlielich als Grund fr zahlreiche Irrtmer und vorallem fr den Autoritarismus. Fehler und Autoritarismus, die in hohem Ma dieUrsache fr die aktuelle Ohnmacht der Linken als Kraft des Guten und alsGegengewicht gegen den Missbrauch von Vernunft und die Freiheit sind, die heutevon der neoliberalen Crew kontrolliert wird.

    Margaret Thatchers LektionMargaret Thatchers LektionIm September 1978, sechs Monate bevor Margaret Thatchers WahlsiegGrobritannien nachhaltig vernderte, ging ich zum Studium nach England. AlsZeuge der Erosion der Labour-Regierung, die unter dem Gewicht ihres morbidensozialdemokratischen Programms zerfiel, machte ich einen kapitalen Fehler: Ichdachte, dass Thatchers Sieg eine gute Sache wre, denn sie wrde derArbeiterklasse und der Mittelschicht im Land den massiven Schock versetzen, denes bruchte, damit eine Rckkehr zu progressiver Politik erfolgen knnte. Ichdachte, die Linke bekme ihre Chance, eine frische und radikale Agenda fr einenneuen Typ effektiver und fortschrittlicher Politik zu entwickeln.

    Noch als unter Thatchers neoliberaler Politik die Zahl der Erwerbslosen um dasDoppelte und dann Dreifache stieg, glaubte ich an Lenins Diktum dass esschlechter werden muss, bevor es besser wird. Whrend das Leben hrter,brutaler und fr viele krzer wurde, realisierte ich jedoch, dass ich michdramatisch geirrt hatte: Die Lage knnte sich endlos weiter verschlechtern, ohnedass es jemals besser wrde. Die Hoffnung, dass schlechtere Versorgung mitffentlichen Gtern, sinkende Lebensstandards der Mehrheit und immer mehrArmut und Elend berall im Land automatisch zu einer Renaissance der Linkenfhren wrden, war tatschlich nur eine Hoffnung.

    Die Realitt stellte sich schmerzvoll anders dar. Mit jedem Drehen an derSchraube der Rezession betrieb die Linke mehr Nabelschau und erwies sich alszunehmend weniger in der Lage, eine berzeugende, fortschrittliche Agendaanzubieten. Derweil spaltete sich die Arbeiterklasse in diejenigen, die aus derGesellschaft herausfielen, und jene, die der neoliberale Geist kooptierte. MeineHoffnung, dass Thatcher unbeabsichtigt eine neue politische Revolution auslsenwrde, war schlichtweg vergebens. Die Folgen des Thatcherismus waren vielmehr:extreme Finanzialisierung, der Sieg der Shopping Mall ber den Tante-Emma-Laden, die Fetischisierung des Wohnens und Tony Blair.

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  • Statt die britische Gesellschaft zu radikalisieren vernichtete die Rezession, diedie Thatcher-Regierung so sorgsam als Teil ihres Klassenkampfes gegen dieorganisierte Arbeiterbewegung und die in der Nachkriegszeit gegrndetenffentlichen Institutionen der Sozialversicherung und Umverteilung gestaltete,dauerhaft eben diese Mglichkeit einer radikalen, progressiven Politik inGrobritannien. Am Ende machte sie sogar die Idee zunichte, dass es Werte gbe,die ber den adquaten Marktpreis hinausgehen.

    Thatchers Lektion fr mich war, dass eine anhaltende Rezession progressivePolitik unterminieren kann, und auf diese Lektion beziehe ich mich heute nochangesichts der Krise in Europa. Sie ist, in der Tat, die wichtigste Determinantemeiner Position in Bezug auf die Krise. Sie ist der Grund, warum ich die Snde, diemir einige meiner linken Kritiker vorwerfen, gerne zugebe: die Snde, mich dafrentschieden zu haben, keine radikalen politischen Programme vorzuschlagen, diedie Krise als Chance sehen, den Kapitalismus in Europa zu berwinden, dieschreckliche Eurozone aufzulsen und die Europische Union der Kartelle undbankrotten Banker zu unterminieren.

    Gewiss, ich she eine derart radikale Agenda gern. Doch ich bin nicht bereit,zweimal denselben Fehler zu machen. Was erreichten wir denn Gutes Anfang der1980er Jahre in England, als wir eine Agenda des sozialistischen Wandelsforderten, ber die die britische Gesellschaft spottete, whrend sie Hals berKopf in Thatchers neoliberale Falle tappte? Nichts. Was wrde es denn heutentzen, die Auflsung der Eurozone und der EU selbst zu fordern, wenn dereuropische Kapitalismus alles tut, um die Eurozone, die EU und sich selbst zuuntergraben?

    Ein Austritt Griechenlands, Portugals oder Italiens aus der Eurozone wrde baldzu einer Fragmentierung des europischen Kapitalismus fhren. Es kme zumassiven berschssen in einer rezessiven Wirtschaft in der Region stlich desRheins und nrdlich der Alpen, whrend eine bse Stagflation die brigeneuropischen Lnder im Griff htte. Wem wrde das mehr ntzen? Derprogressiven Linken, die sich wie Phoenix aus der Asche der ffentlichenInstitutionen Europas erheben wrde? Oder den Nazis der Goldenen Morgenrte,neofaschistischen Gruppen, den Xenophoben und den Schmarotzern? Ich wei,welche der beiden Seiten vom Auseinanderfallen der Eurozone am meistenprofitiert, und ich bin nicht bereit, dieser postmodernen Version der 1930er Jahrenoch Wind in die Segel zu blasen. Wenn das bedeutet, dass wir, die angemessenerratischen Marxisten, den Kapitalismus in Europa vor sich selbst schtzenmssen, dann sei es so. Nicht aus Liebe zum europischen Kapitalismus, derEurozone, Brssel oder der EZB, sondern schlicht weil wir den Preis, den dieMenschen in dieser Krise zahlen mssen, so gering wie mglich halten wollen.

    Was sollten Marxisten tun?Was sollten Marxisten tun?Die Eliten Europas agieren heute so, als verstnden sie weder das Wesen derKrise, die sie selbst betreiben, noch deren Folgen fr die Zukunft dereuropischen Zivilisation. Atavistisch plndern sie die dezimierten Rcklagen derSchwachen und Verarmten, um die riesigen Lcher des Finanzsektors zu stopfen,und weigern sich dabei, die mangelnde Nachhaltigkeit dieses Ansatzes zurKenntnis zu nehmen.

    Die Linke muss aber, angesichts der Verweigerungshaltung und Irrungen dereuropischen Eliten, zugeben, dass sie einfach noch nicht in der Lage ist, miteinem funktionierenden sozialistischen System die Kluft zu berbrcken, die derZusammenbruch des Kapitalismus in Europa reien wrde. Unsere Aufgabe istdaher eine zweifache. Erstens mssen wir eine Analyse des Status Quo erstellen,deren Sinn die nicht-marxistischen, wohlmeinenden, doch den Sirenengesngendes Neoliberalismus folgenden Europer nachvollziehen knnen. Und zweitensmssen wir nach dieser umfassenden Analyse Vorschlge zur StabilisierungEuropas machen, um die Talfahrt zu stoppen, die letztlich nur die Fanatiker strkt.

    Ich mchte mit zwei Bekenntnissen enden. Zwar verteidige ich das Bemhen umeine bescheidene Agenda zur Stabilisierung eines auch von mir kritisiertenSystems als originr radikal, doch will ich keineswegs so tun, als sei ich von dieserLsung begeistert. Wir mssen unter den gegebenen Umstnden so handeln, dochmacht es mich traurig, dass ich die Verabschiedung einer radikaleren Agendavermutlich nicht mehr erleben werde.

    Zum Anderen gestehe ich, und das ist sehr persnlich, dass ich meine Trauerdarber, dass ich die Ablsung des Kapitalismus wohl nicht mehr erleben werde,manchmal durch das Gefhl lindere, besseren Kreisen heute genehmer zu sein alsfrher. Hier und da stellt sich bei mir eine gewisse Selbstzufriedenheit darberein, dass die Groen und Mchtigen mich feiern, und dieses Gefhl ist allesandere als radikal; es ist hsslich, korrupt und tzend.

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  • IM ND-SHOPBescheidenerBescheidenerVorschlag zur LsungVorschlag zur Lsungder Eurokriseder EurokriseVon: Varoufakis, Yanis(Autor) / Galbraith,James K. (Autor) /Holland, Stuart (Autor) /Schfer, Ursel

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    Den Tiefpunkt erreichte ich an einem Flughafen. Eine solvente Institution hattemich eingeladen, als Hauptredner ihrer Veranstaltung ber die europische Krisezu sprechen und finanzierte mir ein First-Class-Ticket. Auf dem Rckweg, mdeund nach mehreren Flgen, ging ich an der langen Schlange von Economy-Passagieren vorbei zum Gate. Mit einem Mal wurde mir bewusst, wie schnell ichverinnerlicht hatte, dass ich am gemeinen Volk vorbeiziehen durfte. Ichrealisierte, wie bereitwillig ich verga, was ich als Linker immer gewusst hatte:dass sich nichts so erfolgreich reproduziert wie ein falsches Gefhl vonBerechtigung. Die Bildung von Allianzen mit reaktionren Krften, die ich zurStabilisierung Europas heute fr notwendig halte, birgt die Gefahr, kooptiert zuwerden und die eigene Radikalitt aufzugeben, weil es glanzvoll erscheint, in denKorridoren der Macht angekommen zu sein.

    Ein radikales Bekenntnis wie das, dasich hier versucht habe, ist vielleichtdas einzige programmatischeGegengift zum ideologischenAusrutscher, der uns zu Rdchen imGetriebe zu machen droht. Wenn wirBndnisse mit unseren politischenGegnern schlieen, mssen wiraufpassen, dass wir nicht wie dieSozialisten werden, die die Welt zwarnicht verndert haben, doch ihreprivate Lage erfolgreich verbesserten.Es gilt also, den revolutionrenMaximalismus zu vermeiden, derletztlich nur den Neoliberalen hilft,

    jede Opposition gegen ihre sinnlose Politik zu umschiffen, und die inhrentenFehler des Kapitalismus nicht aus den Augen zu verlieren, whrend wirgleichzeitig versuchen, ihn aus strategischen Grnden vor sich selbst zu retten.

    Dieser Text ist die berarbeitete Fassung eines Vortrags, den Yanis Varoufakis beim 6.Subversiven Festival in Zagreb 2013 hielt. bersetzung aus dem Englischen vonLilian-Astrid Geese

    Dieser Artikel gehrt zu folgenden Dossiers:

    Zwischen Kapital-Lesekurs und Professoren-Konferenz

    2018 wird der 200. Geburtstag von Karl Marxgefeiert. Kapital-Lesekurse werden wieder gutbesucht, die Kritik der politischen konomiegilt jenseits linker Kreise wieder etwas. Wiestehts um den Marxismus?

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    18 Kommentare18 KommentareSchreiben Sie einen Kommentar (Login erforderlich)

    guenter1952 / 03. Mai 2015 10:00

    Ein sehr interessanter, und vor allen Dingen ehrlicher Beitrag.Ein sehr interessanter, und vor allen Dingen ehrlicher Beitrag.Hier schreibt jemand nachvollziehbar ber sich selbst, ber seineganz persnlichen Gedanken.Besonders gefllt mir: "Wir mssen aufpassen, das wir nicht wie die Sozialisten werden,die die Welt zwar nicht verbesserten, aber ihre private Lage erfolgreich verbesserten."

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    Diese Aussage htte ich mir einmal von Abgeordneten der (meiner) PdLgewnscht, aber darauf und auf dieses Niveau von Ehrlichkeitmssen wir wohl noch lange warten.Da fallen mir leider wieder die bekannten Eu-Abgeordneten ein, die bis heute entgegenParteibeschluss ihre persnlichen Einkommen nichtoffenlegen. Da trifft wohl die o.g. Aussage der Verbesserung der privaten Lage dieser"Sozialisten" voll zu.

    jomur / 04. Mai 2015 18:18

    VaroufakisVaroufakisnennt sich selbst einen erratischen marksisten und dann auch wieder einen marksisten.das ist blanker hohn. wenn berhaupt kann man syriza als rechts-angehauchtesozialdemokraten a la fds bezeichnen. Varoufakis gibt dabei einen liebich ab, samt us-affinitt. wenn Varoufakis immer von "europischem"-kapitalissmus schreibt, tut eer glattso (und dies mit vollen absicht) als wenn es wo anders einen besseren kapitalismus gibt.die kke hatte und hat recht wenn sie syriza als reserve des kapitalismus beschreibt.Varoufakis ist ein verrter, syriza ist eine verrterin an den interessen der linken.

    was mich am meisten verwundert ist, dass hier im nd leute die zu recht das fds kritisieren,bei syriza alle augen verschlieen, sammt hneraugen, und diesem pseudo-linken vereinzujubeln.

    Rene-Tenz / 04. Mai 2015 18:37

    Re: VaroufakisRe: VaroufakisAlles Verrter! Ausser Mutti.

    jomur / 04. Mai 2015 18:40

    Re [2]: VaroufakisRe [2]: Varoufakismutti ooch, die liebugelt mit dem fds.

    aber marx kommt mir bei DEM nicht ber die feder!

    Rene-Tenz / 04. Mai 2015 18:57

    Re [3]: VaroufakisRe [3]: VaroufakisWir haben Marx wohl zu oft gemurxt. Es kommt darauf an zu bestehen.Varoufakis hat (nach seinen Worten) verstanden. Ob er bestehen wird hngt auch von denLinken in Deutschland ab.

    jomur / 04. Mai 2015 19:03

    Re [4]: VaroufakisRe [4]: Varoufakishoffnungsloser romantiker !

    www.wsws.org/de/articles/2015/03/10/varo-m10.html

    inter.kke.gr/de/articles/SYRIZA-Die-linke-Reserve-des-Kapitalismus

    brigens hat die kke recht behalten.

    jomur / 04. Mai 2015 19:13

    Re [5]: VaroufakisRe [5]: Varoufakisund noch einer: www.wsws.org/de/articles/2015/02/24/varo-f24.html

    guenter1952 / 04. Mai 2015 19:15

    Re: VaroufakisRe: Varoufakis

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    Sein Beitrag hat aber einen hohen Grad von Ehrlichkeit,das knnt ihr ruhig anerkennen. Oder kann sich irgendjemandsolche Beitrge von FDS-Leuten vorstellen?Er erklrt sein Denken und seine Ideen ganz offen und auch nachvollziehbar. Das ist doch kein Verrat. Verrat ist, wenn man etwas sagt und dann etwas anderes macht.Und das ist bei Varoufakis nicht der Fall.

    Rene-Tenz / 04. Mai 2015 20:20

    Re [5]: VaroufakisRe [5]: VaroufakisDanke fr die lesenswerten links. Vor allem den ersten.Gruss, ein hoffnungsvoller Rene-Tenz.

    Linksman / 05. Mai 2015 01:04

    Re [6]: VaroufakisRe [6]: VaroufakisJomurs heigeliebte wsws gehrt zur Trotzkistensekte PSG. Sind sowas wie Reichsbrger von links, mit roten Aluhten.

    jomur / 05. Mai 2015 01:31

    Re [7]: VaroufakisRe [7]: Varoufakisund du rammelst der griechischen fds hinterher. konsequent. :)

    das mit den alu-hten sagt man dir brigens immer nach.

    max-stirner / 05. Mai 2015 08:34

    Re [7]: VaroufakisRe [7]: Varoufakislinksmann

    da die psg sich an trotzki orientiert (letzterer an marx, engels und lenin, bevor man ihnerschlug), hat diese nie geleugnet.und wenn man diverse artikel von wsws.org/de liest, z. b. auch zur pdl (trotz mancherverabsolutierungen, die ich nichr schtze), treffen manche dieser analysen den berhmtennagelkopf.solche analysen kommen nicht mal so fundiert von der r-l-stiftung, die selbst mehrheitlichdem marxismus abgeschworen hat.

    ps: die bezeichnung sekte sollte nun in bezug auf politische strmungen, die anderenlinken nicht konform zu sein scheinen, doch eher unterlassen. das klingt so berheblich.sind Sie berheblich?

    wewr / 05. Mai 2015 08:59

    Re: Ein sehr interessanter, und vor allen Dingen..Re: Ein sehr interessanter, und vor allen Dingen..Besonders gefllt mir: "Wir mssen aufpassen, das wir nicht wie die Sozialisten werden,die die Welt zwar nicht verbesserten, aber ihre private Lage erfolgreich verbesserten."Was heit Aufpassen? Und die Konsequenz?Da fallen mir leider wieder die bekannten Eu-Abgeordneten ein, die bis heute entgegenParteibeschluss ihre persnlichen Einkommen nichtoffenlegen Dann taugt der Parteibeschluss nichts. Das muss beanstandet werden.Vorschlag: Wer es nicht macht, zahlt monatlich 1000 Euro fr Weiterbildung des Parteinachwuchses.Das wre mit dem Leistungsptinzip konform. Satt frisch, frei, froh; faul, gefrig und frivol ist leider die Realitt.

    Vernunft1792 / 08. Mai 2015 11:29

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    Was fr ein Kretin dieser Typ...Was fr ein Kretin dieser Typ...erst aus opportunistischen Motiven einem Marxisten die Stelle an der Uni wegschnappen ,um dann Genossen Marx dunkle Motive zum eigenen Vorteil zu unterstellen...Dieser Champagnersozialist ist schon aus rein charakterlicher Sicht keine Diskussionwert.....

    Vernunft1792 / 08. Mai 2015 11:32

    Re [2]: Ein sehr interessanter, und vor allen Dingen..Re [2]: Ein sehr interessanter, und vor allen Dingen.."Wir mssen aufpassen, das wir nicht wie die Sozialisten werden, die die Welt zwar nichtverbesserten, aber ihre private Lage erfolgreich verbesserten."

    LOL... Das sagt gerade der richtige.....

    Seine private Lage verschlechtert im Interesse des Proletariats hat Marx und nicht diesesStahlbaronshnchen.....

    thoralf.dassler / 06. Jul 2015 13:50

    Die zwei Fehler von MarxDie zwei Fehler von MarxNach Varoufakis' Einschtzung htte Marx angeblich zwei Fehler begangen: 1)Unterlassung und 2) falsches bewusstes Handeln.

    1) Das Argument der Untelassung ist meiner Meinung nach durch das widerlegt, was Marxin der Einfhrung der Kritik des Gothaer Programms schreibt.

    2) Beim zweiten Fehler unterscheidet Varoufakis nicht zwischen den beiden Wegen, diemit der Anwendung der Mathematik beschritten werden knnen, nmlich:i) die Gewinnung neuer Erkenntnisse und Einsichten mit Hilfe der Mathematik; Varoufakisargumentiert, dass Marx diesen Weg angeblich beschritten htte.ii) die schrfere Darstellung bestehender Einsichten und Zusammenhnge mit Hilfe derMathematik. Ich argumentiere, dass Marx diesen Weg tatschlich beschritten hat.

    Thoralf Daler

    Spartacus / 06. Jul 2015 15:57

    Re: Die zwei Fehler eines erratischen MarxistenRe: Die zwei Fehler eines erratischen MarxistenMir stellt sich die Frage, ob Varoufakis, Marx im Original oder lediglich Sekundrliteraturber Marx gelesen hat. Die von Ihm genannten angeblich von Marx stammenden Fehler,lassen sich mit der von Varoufakis behaupteten Vehemenz, so nicht herleiten.

    Zur 1ersten Behauptung

    ........Allerdings war ihm offenbar gleichgltig, dass seine Schler, Menschen die seinegrundlegenden Ideen besser verstanden...............Ihre eigene Machtposition auszubauenoder in einflussreiche Positionen zu gelangen....???

    Mit Verlaub Herr Varoufakis, diejenigen die behaupteten im Marxschem Sinn denSozialismus aufzubauen, waren mehrheitlich ungebildete Arbeiter und Bauern, bzw.Tischlergesellen also mitnichten....seine Schler, mitnichten Menschen die seinegrundlegenden Ideen besser verstanden, als der durchschnittliche Arbeiter.......es warendoch wohl eher Tischlergesellen und Dachdeckergehilfen, denen man getrost unterstellenkann Marx kaum oder gar nicht gelesen und ganz gewiss nicht verstanden zu haben. Imbrigen hat sich Marx mit Blaupausen wie knftige kommunistische Schlaraffenlnderpraktisch funktionieren sollten, wohlweislich weitestgehend zurck gehalten. Es istdeshalb ein ziemlich grober Unfug den alten Besserwisser fr das realsozialistischeDesaster verantwortlich zu machen.

    Zur 2.Behauptung

    Warum erkannte er nicht, dass die Wahrheit ber den Kapitalismus niemals aus einemmathematischen Modell abgeleitet werden kann............

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    Man kann ganz simpel nachlesen, das Marx sich ganz gewiss nicht, mit reinmathematischen Modellen begngte und seinen Theorien keineswegs mit einem absolutenewigen Wahrheitsanspruch, versah.

    Hierzu 2 Marx Zitate

    Zitat Nr. 1

    Alles was ich wei ist, dass ich kein Marxist bin.

    Zitat Nr. 2

    An Allem ist zu zweifeln.

    Mir scheint das Varoufakis seine Kenntnisse ber Marxsche Theorien eher aus derbrgerlichen Presse, als vom Original bezogen hat.

    max-stirner / 06. Jul 2015 18:18

    Re [2]: Die zwei Fehler eines erratischen MarxistenRe [2]: Die zwei Fehler eines erratischen Marxistendas zitat, wonach marx sich selbst keinen marxisten nannte - diese berlieferung stammtvon engels, der es an w. liebknecht schrieb.marx bezog sich bei dieser ablehnung, marxist zu sein, auf seinen schwiegersohn paullafargue und auf einige franzsische sozialisten, die sich ein theoriegebudeaufgebauten, mit dem marx nichts zu tun haben wollte.es war brigens nicht das erste mal, da sich marx (auch engels) gegen einevereinnahmung seiner person im namen seiner theorie, besonders dann, wenn sie vonseinen schlerInnen verhunzt wurde, distanzierten. (siehe auch marx' und engels' kritikam gothaer programm und daher besonders an w. liebknecht).

    und berhaupt: marx war nicht nur konom war, sondern auch philosoph. und ausgerechnetdas wollten einige spezies wie bernstein, kautsky, w. und k. liebknecht, r. luxemburg, f.mehring nicht wahrhaben. der historische materialismus wurde von diesen leuten nicht alseine spezielle form der marxschen philosophie gesehen, sondern "nur" als einewissenschaftliche geschichtserklrung.und weil sie marx hchstens auf der stufe der feuerbachschen materialistischenphilosophie sahen, wenn berhaupt, waren solche wie bernstein und auch mehring dermeinung, man knne den marxismus (als geschichtserklrung) mit jeder beliebigenphilosophischen theorie verbinden, so mit dem neulantianismus und demempiriokritizismus.es gab nur sehr wenige marxisten, die das vehement bekmpften: der bekannteste istlenin.er wies nach, da marx sehr wohl eine philosophische theorie entwickelt hatte, die weitber feuerbach hinausging, und die keiner ergnzung irgendeiner brgerlichenphilosophie bedurfte.lenins berhmter aphorismus aus seinen philosphischen heften lautete: "Man kann dasKapital" von Marx und besonders das I. Kapitel nicht vollstndig begreifen, ohne dieganze Logik von Hegel durchstudiert und begriffen zu haben. Folglich hat nach einemhalben Jahrhundert nicht ein Marxist Marx begriffen!!" (LW 38, 170)

    ich empfehle zu diesem thema das buch von robert steigerwald: "brgerliche philosophieund revisionismus im imperialistischen deutschland", besonders das erste kapitel"Neukantianismus und Revisionismus".

    www.max-stirner-archiv-leipzig.de/philosophie.html#steigerwaldRevisionismus

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