Wiese geriet „Todesmutige Tat“ von Robert Limpert gewürdigt · Retti steht für...

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„Todesmutige Tat“ von Robert Limpert gewürdigt In einer Gedenkstunde gestern an die Zivilcourage des vor 70 Jahren von den Nazis ermordeten Ansbachers erinnert ANSBACH (ab) Mit einer Gedenkfeier im Rathaus- Durchgang hat die Stadt Ans- bach gestern Abend zusammen mit dem Gymnasium Carolinum der Ermordung Robert Lim- perts vor 70 Jahren gedacht. Schüler der Klasse 9c des Gym- nasiums, das Limpert besucht hat, erinnerten an das Schick- sal des 19-Jährigen, der am 18. April 1945 wenige Stunden vor dem Einmarsch der amerikani- schen Soldaten erhängt worden war. Oberbürgermeisterin Car- da Seidel bezeichnete Robert Limpert als ein Vorbild, Coura- ge zu zeigen. Seidel sagte zu Beginn der Ge- denkfeier, die einen Tag nach dem Jahrestag des Todes Robert Limperts stattfand, dass das Ge- denken vom samstäglichen Ein- kaufsrummel entkoppelt werden sollte. Rund 100 Interessierte wa- ren in den Rathaus-Durchgang gekommen, um des Todes Robert Limperts vor 70 Jahren zu geden- ken. Er habe, so Seidel, couragiert gegen das NS-Regime gearbeitet und nicht tatenlos zugesehen. Das habe er mit dem Leben bezahlen müssen. Sie bezeichnete sein Ein- treten für eine kampflose Übergabe der Stadt als „todesmutige Tat“. Zwei Hitler-Jungen hatten Lim- pert denunziert. Deshalb habe der fanatische Nationalsozialist Dr. Ernst Meyer ein Standgericht bil- den können und Limpert zum Tode verurteilt. Limpert habe gesagt, so Seidel, was sich andere nicht zu sagen trau- ten, und sei seiner Überzeugung ge- folgt. Er habe sich dem Unrechtsre- gime entgegengestellt und Courage gezeigt. Damit sei Limpert zu ei- nem Vorbild geworden, auch heute gegen jegliche Menschenfeindlich- keit einzutreten und sich aktiv für die Demokratie einzusetzen. Der Schulleiter des Gymnasium Carolinum, Dr. Petrus Müller, be- zeichnete die Authentizität des Gedenkens als sehr wichtig. An dem Ort, wo das Unrecht ge- schehen sei, könnten die Schü- ler und die Ansbacher viel bes- ser mitfühlen und mitleiden. Dr. Müller unterstrich, dass Robert Limpert die Schüler seiner Schule bestärke, sich couragiert für Menschlichkeit einzusetzen. Die Schüler der Klasse 9c mit ihrem Geschichtslehrer Dr. Frank Fätkenheuer erinnerten an den Lebensweg Limperts und stellten dessen tiefe Gläubigkeit sowie Verwurzelung in der ka- tholischen Kirche heraus. Mit dem Lied „Die Gedanken sind frei“, das auch viele der Teil- nehmer der Gedenkfeier mit- sangen, leiteten die Schüler zur Kranzniederlegung durch die Oberbürgermeisterin über. Mit Fürbitten und einem aus Tee- lichtern gestalteten Kreuz vor dem Rednerpult wurde die Ge- denkstunde abgerundet. Zum Ende wurde noch das Lied „Robert Limpert“ von Heinz Rudolf Kunze vorgespielt, dass der Lieder- macher erst vor wenigen Tagen ver- öffentlicht hat. Dr. Fätkenheuer drückte seine Freude darüber aus, dass mit diesem Lied das Schicksal Limperts weit über die Stadtgren- zen hinaus bekannt werde. Limperts Vorbild bestärke junge Menschen darin, sich couragiert für Menschlich- keit einzusetzen, sagte der Leiter des Gymnasium Carolinum, Dr. Petrus Müller (rechts), in der Gedenkstunde im Rathaus-Durchgang. Foto: Biernoth

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Page 1: Wiese geriet „Todesmutige Tat“ von Robert Limpert gewürdigt · Retti steht für „Zwerchhäuser und schmale Fenster“ Dr.HorstvonZerbonisprachüberdenHofbaumeisterbeiVeranstaltungdesFördervereins

Retti steht für „Zwerchhäuser und schmale Fenster“Dr. Horst von Zerboni sprach über den Hofbaumeister bei Veranstaltung des Fördervereins

ANSBACH (clk) – Den EinflussLeopoldo Rettis auf AnsbachsStadtbild stellte Dr. Horst von Zer-boni – er bezeichnete sich selbst als„interessierten Laien“ – bei der ers-ten öffentlichen Veranstaltung desRetti-Fördervereins dar. Das Vor-standsmitglied des Vereins be-schrieb typische BaumerkmaleRettis und zeigte Werke des Hof-baumeisters.

Retti (1704-1751) war laut Dr. vonZerboni erstmals in Ansbach unterdem Hofbaumeister Carl Friedrichvon Zocha tätig, ab 1733 sei er dannals offizieller Nachfolger „entschei-dend prägend“ gewesen. So sei erzum Beispiel für einen Flügel derResidenz in der Reitbahn verant-wortlich gewesen, für das Gymnasi-um Carolinum, die Barock-Synago-ge, die Gumbertus-Kirche und „na-türlich für das Retti-Palais“, das er

allerdings nie bezogen habe. Für dasPalais habe er vom Markgrafen per-sönlich freie Hand bei Planung undBau erhalten. Ebenfalls vom Mark-

grafen hatte Leopoldo Retti laut Dr.von Zerboni die offizielle Vorgabe,das Stadtgebiet zu erweitern. So ge-hen auch die Karlstraße und der

Karlsplatz auf die Pläne Rettis zu-rück, er hat dafür mehrere Gebäudeabreißen lassen. Der Hofbaumeisterwollte, dass sich die Stadt „möglichsteinheitlich“ präsentiert, so Dr. vonZerboni. Retti habe außerdem stren-ge Gestaltungsvorschriften verfolgt,um deren strikte Einhaltung er im-mer wieder in offiziellen Mitteilun-gen gebeten habe.Besonderes Merkmal des „Retti-

Stils“ sind laut Dr. von Zerboni die„Zwerchhäuser“, eine besondereBauform, die an fast jeder Fassadeseiner Werke zu finden sei, sowieschmalere Fenster als jene, die seineVorgänger gebaut hatten. Das lasse„die Fassaden viel edler wirken“.Fast zwei Jahrzehnte wirkte Retti inAnsbach, bevor er – auch wegen lee-rer markgräflicher Kassen – etwa umdas Jahr 1750 nach Stuttgart gingund dort das Neue Schloss plante, er-klärte Dr. von Zerboni.

Dr. Horst von Zerboni stellte die zahlreichen Bauten von Ansbachs Hofbau-meister Leopoldo Retti vor. Foto: Biernoth

Kinder stürmten die KammerspieleDer Kulturverein möchte sich verstärkt für das ganz junge Publikum öffnen

ANSBACH (ab) – Die Kammer-spiele fest in Kinderhand: Beimersten Kindertag in dem AnsbacherKulturzentrum tummelten sich dengesamten gestrigen Sonntag übermehrere hundert Kinder und Ju-gendliche und genossen die kreati-ven und spaßigen Angebote, die ih-nen geboten wurden.

Der Kulturverein Kammerspielemöchte sich, so berichtete eine derOrganisatorinnen, Alexandra Auer,mehr für Kinder öffnen. In Zukunftsollen nicht nur Angebote für jungeund ältere Erwachsene, sondern ver-stärkt auch für Kinder und Jugend-liche gemacht werden. Damit wolleman, so Auer, die Kammer-Nutzer

der kommenden Jahre an den Kul-turverein heranführen. Der VereinKammerspiele, der seit 20 Jahren be-steht, müsse an die Zukunft denken.So sei der Entschluss gefallen, ver-stärkt Kinder anzusprechen.Gestern Vormittag war ein Kinder-

flohmarkt organisiert, und am Nach-mittag gab es verschiedene Kreativ-

angebote. Mit einem Kam-mer-Quiz sollten die Kinderermuntert werden, die Räum-lichkeiten der Kammerspielekennenzulernen. In den ver-schiedenen Räumen gab esAngebote zum Mitmachen:Aktionsstände, Bastelstatio-nen, Kinderschminken sowieeine Fotostation, bei der sichdie Kinder verkleiden und fo-tografieren lassen konnten.Natürlich, das betonte Ale-xandra Auer, wurde auch fürdas leibliche Wohl der Kindergesorgt.Organisiert hatten den

Kindertag Thorsten Sieben-haar und Alexandra Auer.Vom Tanzhaus Ansbach wa-ren rund 20 Helfer im Ein-satz, von den Kammerspielenweitere 15 ehrenamtlicheKräfte, um die Kinder zu be-treuen.

Kreativität war gefragt im Saal der Kammerspiele am gestrigen Kindertag. Nach Her-zenslust konnten die Kleinen dort basteln und malen.

„Todesmutige Tat“ von Robert Limpert gewürdigtIn einer Gedenkstunde gestern an die Zivilcourage des vor 70 Jahren von den Nazis ermordeten Ansbachers erinnert

ANSBACH (ab) – Mit einerGedenkfeier im Rathaus-Durchgang hat die Stadt Ans-bach gestern Abend zusammenmit dem Gymnasium Carolinumder Ermordung Robert Lim-perts vor 70 Jahren gedacht.Schüler der Klasse 9c des Gym-nasiums, das Limpert besuchthat, erinnerten an das Schick-sal des 19-Jährigen, der am 18.April 1945 wenige Stunden vordem Einmarsch der amerikani-schen Soldaten erhängt wordenwar. Oberbürgermeisterin Car-da Seidel bezeichnete RobertLimpert als ein Vorbild, Coura-ge zu zeigen.

Seidel sagte zu Beginn der Ge-denkfeier, die einen Tag nachdem Jahrestag des Todes RobertLimperts stattfand, dass das Ge-denken vom samstäglichen Ein-kaufsrummel entkoppelt werdensollte. Rund 100 Interessierte wa-ren in den Rathaus-Durchganggekommen, um des Todes RobertLimperts vor 70 Jahren zu geden-ken. Er habe, so Seidel, couragiertgegen das NS-Regime gearbeitetund nicht tatenlos zugesehen. Dashabe er mit dem Leben bezahlenmüssen. Sie bezeichnete sein Ein-treten für eine kampflose Übergabeder Stadt als „todesmutige Tat“.

Zwei Hitler-Jungen hatten Lim-pert denunziert. Deshalb habe derfanatische Nationalsozialist Dr.Ernst Meyer ein Standgericht bil-den können und Limpert zum Todeverurteilt.Limpert habe gesagt, so Seidel,

was sich andere nicht zu sagen trau-ten, und sei seiner Überzeugung ge-

folgt. Er habe sich dem Unrechtsre-gime entgegengestellt und Couragegezeigt. Damit sei Limpert zu ei-nem Vorbild geworden, auch heutegegen jegliche Menschenfeindlich-keit einzutreten und sich aktiv fürdie Demokratie einzusetzen.Der Schulleiter des Gymnasium

Carolinum, Dr. Petrus Müller, be-

zeichnete die Authentizität desGedenkens als sehr wichtig. Andem Ort, wo das Unrecht ge-schehen sei, könnten die Schü-ler und die Ansbacher viel bes-ser mitfühlen und mitleiden. Dr.Müller unterstrich, dass RobertLimpert die Schüler seinerSchule bestärke, sich couragiertfür Menschlichkeit einzusetzen.Die Schüler der Klasse 9c mit

ihrem Geschichtslehrer Dr.Frank Fätkenheuer erinnertenan den Lebensweg Limperts undstellten dessen tiefe Gläubigkeitsowie Verwurzelung in der ka-tholischen Kirche heraus. Mitdem Lied „Die Gedanken sindfrei“, das auch viele der Teil-nehmer der Gedenkfeier mit-sangen, leiteten die Schüler zurKranzniederlegung durch dieOberbürgermeisterin über. MitFürbitten und einem aus Tee-lichtern gestalteten Kreuz vordem Rednerpult wurde die Ge-denkstunde abgerundet.Zum Ende wurde noch das Lied

„Robert Limpert“ von Heinz RudolfKunze vorgespielt, dass der Lieder-macher erst vor wenigen Tagen ver-öffentlicht hat. Dr. Fätkenheuerdrückte seine Freude darüber aus,dass mit diesem Lied das SchicksalLimperts weit über die Stadtgren-zen hinaus bekannt werde.

Limperts Vorbild bestärke junge Menschen darin, sich couragiert für Menschlich-keit einzusetzen, sagte der Leiter des Gymnasium Carolinum, Dr. Petrus Müller(rechts), in der Gedenkstunde im Rathaus-Durchgang. Foto: Biernoth

Wiese gerietgestern in BrandHERPERSDORF (pfe) – Gestern

Nachmittag ist in Herpersdorf beiDietenhofen die Feuerwehr zu einemWiesenbrand gerufen worden. Kurzvor 15 Uhr wurde Alarm ausgelöst.Wenig später war die Wehr vor Ortund löschte mit Hilfe von zwei Land-wirten aus Lentersdorf mit Wasseraus deren Güllefässern den Brand,der sich auf ein Waldgebiet zu be-wegte. Die Feuerwehr aus Dietenho-fen mit ihrem Löschfahrzeug musstenicht mehr eingreifen.

Kurs „Lebe dein Leben“ANSBACH – Die Volkshochschule

Ansbach bietet am Samstag, 25. Ap-ril, einenKurs zumThema „LebedeinLeben – Schluss mit dem Automa-tismus“ an. Er wird von Christian Bo-kelberg geleitet und findet von 10 bis16.30 Uhr im VHS-Seminarzentrum,Uzstraße 6, statt. In diesem Seminarwerden die Teilnehmer Technikenkennenlernen, mit deren Hilfe sie ihrLeben, nicht nur im wirtschaftlichenBereich, gezielter angehen und da-mit erfolgreicher gestalten können.Anmeldung nur noch heute in derVHS-Geschäftsstelle telefonisch un-ter 0981/51311 oder 0981/51312.

Sitzung des StadtratesWINDSBACH – Am Mittwoch, 22.

April, findet im großen Sitzungssaal,Hauptstraße 15, eine Sitzung desStadtrates zum Thema „Waldstrand-bad“ statt. Beginn ist um 19.30 Uhr.

Junge Models vor der Kamera: Fantasievoll verkleidet ließen sich die Kinderim „Fotostudio“ ablichten. Fotos: Biernoth

Unfallflüchtiger warschnell ermitteltANSBACH – Schnell ermittelt hat

die Polizei am Samstag den Verur-sacher eines Blechschadens, der sichnach dem Unfall zunächst aus demStaub gemacht hatte. Gegen 15 Uhrwollte der 18-Jährige mit seinem Au-to von der Nürnberger Straße aus dieSchlossstraße überqueren, um ge-radeaus in die Fischstraße zu fah-ren. Nachdem er zunächst in dieKreuzung eingefahren war, mussteer verkehrsbedingt wieder ein Stückzurückstoßen. Dabei stieß sein Wa-gen gegen den dahinter stehendenPkw eines 37-Jährigen, der nachrechts in die Schlossstraße abbiegenwollte. Ohne sich um den Schaden inHöhe von rund 500 Euro zu küm-mern, fuhr der junge Mann weiter.Sein Pech: Der 37-Jährige hatte sichdas Kennzeichen gemerkt, sodass diePolizei leichtes Spiel hatte. Sie suchtnun noch als Zeugen den Fahrer ei-nes silbernen Opel, der die Unfall-stelle passiert und kurz angehaltenhatte.

Montag, 20. April 2015 FLZ Nr. 90

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