Wieviel Tier darf es sein? Massentierhaltung im ländlichen Raum - wo liegen die Grenzen der...

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Wieviel Tier darf es sein? Massentierhaltung im ländlichen Raum - wo liegen die Grenzen der Belastbarkeit? Jutta Gerkan, MdL Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen Tierschutzpolitische Sprecherin

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Wieviel Tier darf es sein?

Massentierhaltung im ländlichen Raum - wo liegen die Grenzen der

Belastbarkeit?

Jutta Gerkan, MdL Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen

Tierschutzpolitische Sprecherin

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Jutta Gerkan, Dipl.-Biologin, MdL

Wirtschafts-, Tierschutz- undEuropapolitische Sprecherin

Landtagsfraktion Bündnis 90/Die GrünenMecklenburg-VorpommernLennéstr. 1, 19053 Schwerin

Email: [email protected]

Web: jutta-gerkan.de

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1. Entwicklung Nutztierbestände MV 1998 bis heute

2. heutige Gesamtzahl in MV: Schweine, Geflügel, Rinder

3. Schwellenwerte BImSchG

4. Deutschland und die Welt

5. Große Tierhaltungsanlagen in M-V in der DDR

6. Große Tierhaltungsanlagen in MV heute

7. Obergrenzen bei Neuland (Schwein, Rind, Geflügel)

8. Ökologische Folgen der Massentierhaltung

9. Folgen für den Menschen

10. Öffentlicher Druck

11. Grüne Aktivitäten

12. Grüne Forderungen

Gliederung

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Entwicklung der Nutztierbestände in M-V

Rinder Schweine Geflügel0

1,000,000

2,000,000

3,000,000

4,000,000

5,000,000

6,000,000

7,000,000

8,000,000

9,000,000

198919962013

Jutta Gerkan, MdL, Tagung Land in Sicht, Güstrow, 18.6.2014

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Entwicklung der Nutztierbestände in M-V

Jutta Gerkan, MdL, Tagung Land in Sicht, Güstrow, 18.6.2014

Quelle: StatA MV, Statistischer Bericht C313 2012 22

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Tierart 

Im Betrieb Genehmigt Beantragt

Schweine 

133 9 5

Geflügel 

162 24 9

Rinder 

262 7 4

Summe 557 40 18

Genehmigungsbedürftige Anlagen nach BImSchG in M-V

Kleine Anfrage B´90/GRÜNE Drs. 6/2816 vom 23.04.2014

In M-V gibt es derzeit 615 Anlagen der industriellen Tierhaltung

Jutta Gerkan, MdL M-V Bündnis 90/Die Grünen, Tierschutzpolitische Sprecherin

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500 Tiere und mehr(62.3 %)

5000 Tiere und mehr(61,6 %))

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Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern

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Deutschland und die Welt

- In Deutschland: Fleischüberproduktion, dennoch Welthunger

- in der EU ist Dtl. mit 637,57 Mio. t / a (2011) der größte Exporteur von Schweinefleisch auf dem Weltmarkt (AbL, Studie: System billiges Fleisch, 2013)

- Dr. Till Backhaus: „Mehr Schweine braucht das Land“ (SVZ, 4.04.2013)

- MV im Geflügelbereich seit Jahren Exportstatus

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Große Tierhaltungsanlagen in der DDR

Nordbezirke Rostock, Schwerin, Neubrandenburg

Milchviehanlage Kröpelin 2.000 Rinder

KIM Neubukow 1 Million Legehennen

Schweinemast Bad Doberan 6.000 Schweine

Schweinemast Todendorf bei Teterow 20.000 Schweine

VEB Industrielle Rindermast Ferdinandshof 31.000 Rinder

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Obergrenzen bei Neulandhttp://www.neuland-fleisch.de/landwirte

Schweine

Bestandsobergrenzen 150 Sauen und 950 Mastplätze.Flächenbindung 1,5 GVE je ha

Rinder

Bestandsobergrenzen 200 Mutterkühe und 150 Mastplätze.Flächenbindung 1,5 GVE je ha

Geflügel

Bestandsobergrenzen16.000 Hähnchen2.000 PutenFlächenbindung 1,5 GVE je ha

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Ökologische Folgen der Massentierhaltung

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Ökologische Folgen der Massentierhaltung in M-V 

Luftschadstoffe: Ammoniak (NH3): 1.710 Tonnen pro Jahr aus 60

Intensivtierhaltungsanlagenjede Anlage überschreitet 10 t / a (Erfassung Umweltbundesamt)(2011 Land: Emissionskataster LUNG: 73 !)

=> schädigt empfindliche Ökosysteme z.b. Versauerung Wälder

es fehlen ausreichende Abluftfilterreinigungsanlagen

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Nitrat-Belastung des Wassers

Situation 2008:

19 % der Grundwasser-Messstellen in M-V mit Nitratbelastung

davon 55 % der Messstellen mit Werten über 100 mg/l Nitrat (Grenzwert 50 mg/l)

im Einzugsbereich der ehemaligen und auch heute betriebenen industriellen Rindermastanlage Hohen Wangelin Nitratkonzentrationen von bis zu 600 mg/l Nitrat!12-fache Überschreitung des Grenzwertes (50 mg/l) !

Quelle: Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie M-V 2008

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Nitrat-Belastung des Wassers

Quelle: Vortrag „Einfluß der Landwirtschaft auf das Grundwasser“;Dr. B. Schwerdtfeger, Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie M-V, Crievitz, 6.03.2012

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Nitrat-Belastung des Wassers

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Folgen für den Menschen:Multiresistente Erreger 

Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): 2014 erstmalig Erreger aus Nutztierbeständen mit Resistenz gegen wichtige Reserveantibiotika in der Humanmedizin (Carpapeneme)!

Beim Menschen hat sich das Auftreten von MRSA (Krankenhauskeimen) seit 1992 verzehnfacht!

132.000 Erkrankungen/Jahr in Dtl.

25.000 Todesfälle/Jahr in der EU

Freisetzung über Bioaerosole (Abluft), Gülle, Viehtransporte

Gefährdet: Gesundheitseinrichtungen, immungeschwächtePersonen

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Allgemeine Auswirkungen Tierhaltungsanlagen

MassenTH Gefahr für Tourismus und Gesundheits(land) !!!

Landwirte: zunehmend weniger Erlöse für Tiere / Fleisch

Arbeit: weniger und prekäre Arbeitsplätze ( ø nur 1,5 Arbeitsplätze / 1.000 Schweine)

UW-Schutz: s. o. => teure Aufbereitung Trinkwasser

Verkehr: Lärm; Straßen kaputt; Kommunen: knappe Kassen Gestank: Belästigung Anwohner und Touristen MRSA: Gefahr für Kleinkinder, Kranke Tiere: Tierleid Immobilien: Wertverlust Lebensqualität: Hoher Verlust

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Öffentlicher Druck (ergänzen, aktualisieren)

BIs: in Mecklenburg-Vorpommern ca. 30 BIs (wachsend)

Verbände: Umwelt, Natur-, Tierschutz

Parteien: Anträge, kleine Anfragen, Presse-/Öffentlichkeitsarbeit

Betroffene: Landwirte, Touristiker, Anwohner

Demos: „Wir haben es satt“ 30.000 in Berlin, Januar 2014

Ärzteinitiative: 4.06.2014 in Hannover der Öffentlichkeit vorgestellt

Kirchen: Nordkirche

Medien: Printmedien, Rundfunk, Fernsehen

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Aktivitäten der grünen Landtagsfraktion

Anträge:

Drs. 6/1232 Antrag Für eine tierschutzgerechte, umweltschonende und flächengebundene Tierhaltung in Mecklenburg-Vorpommern

Drs. 6/1757 Antrag Umwelt- und Gesundheitsschutz verbessern – Emissionen aus Tierhaltungsanlagen verringern

Drs. 6/2118 Antrag Mehr Tierschutz in der Schweinehaltung

Drs. 6/2737 Antrag Multiresistente Keime aus der Tierhaltung – Gemeinsame Aufgabe für Tier-, Human und Umweltmedizin, Hygiene, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Immissionsschutz

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Aktivitäten der grünen Landtagsfraktion

Kleine Anfragen:

Drs. 6/2586 Kleine Anfrage Töten von Jungtieren in Nutztierhaltungsanlagen

Drs. 6/2816 Kleine Anfrage Nutztierhaltung in Mecklenburg-Vorpommern

Tagungen, Fachgespräche Pressearbeit: Pressemitteilungen, Flyer

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Grüne Forderungen 1

- Förderung nur bei hohem Tier-/UW-schutz & Flächenbindung

- keine Privilegierung von BImSchG-Anlagen (auch keine

landwirtschaftl.)

- mehr ökologische Landwirtschaft (hier verstärkte Förderung)

- Sicherung der UVP-Qualität (Natura 2000)

- s. UW-Skandale Wattmannshagen, Gallin-Kuppentin

-Verbesserung der Genehmigungsverfahren nach BImSchG:

Obergrenzen, Brandschutz, Keimgutachten (Emden),

Abluftfilteranlagen

- weniger Nitrat und andere Emissionen

- reduzierte & transparente Antibiotika-Gabe

Dispersionsrecht Tierärzte neu gestalten

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Grüne Forderungen 2

- Verbandsklagerecht einführen

- verstärkte und frühzeitige Bürgerbeteiligung;

Einfluß Gemeinde stärken

- Gute Kontrollen bei Behörden stärken (Personal/Geld)!

(vergl. Ökokontrollverein Karow; „Selbstkontrollen“)

- Mehr Forschung! Zentrum für Ökologische / Ökonomische

Tierhaltung

- Keine Lohn-Dumpingspirale (faire Löhne)

- Keine Dumpingspirale bzgl. Umweltstandards

- Qualität statt Quantität (mit Osteuropa, Smithfield foods/China

können wir nicht mithalten)

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