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WIND BLATT ENERCON Magazin für Windenergie Ausgabe 02 | 2010 www.enercon.de SEGELROTOR- SCHIFF E-Ship 1 in der Erprobung Seite 6 TECHNOLOGIE Sphärogussteile für ENERCON WEA: Produktionsstart im Gusszentrum Ostfriesland Seite 10 PRAXIS Windparkplanung mit ENERCON: Der optimale Ertrag für jede Fläche Seite 12 BERUFSBILDER Aufbaumonteur: Das Stellen der großen Komponenten Seite 16 ZULIEFERER Pepperl + Fuchs GmbH: Zuverlässige Sensoren für die Kontrolle von Blatt und Rotor Seite 18 ENERCON auf der Hannover Messe vom 19. – 23. April 2010 Halle 27, Stand J15/F14

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WINDBLATTENERCON Magazinfür Windenergie Ausgabe 02 | 2010

www.enercon.de

SEGELROTOR-SCHIFFE-Ship 1 in der Erprobung

Seite 6

TECHNOLOGIESphärogussteile für ENERCON WEA: Produktionsstart im Gusszentrum Ostfriesland

Seite 10

PRAXISWindparkplanung mit ENERCON: Der optimale Ertrag für jede Fläche

Seite 12

BERUFSBILDERAufbaumonteur: Das Stellen der großen Komponenten

Seite 16

ZULIEFERERPepperl + Fuchs GmbH: Zuverlässige Sensoren für die Kontrolle von Blatt und Rotor

Seite 18

ENERCON

auf der Hannover Messe

vom 19. – 23. April 2010

Halle 27, Stand J15/F14

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Editorial

ENERCON News

Nachrichten aus der ENERCON Welt

Titel

Segelrotor-Schiff: E-Ship 1 in der Erprobung

Politik

Landtagswahlen in NRW: Ein Bundes-land mit riesigem Windpotenzial

Technologie

Sphäroguss-Teile für ENERCON WEA: Produktionsstart im Gusszentrum Ostfriesland

Praxis

Windparkplanung mit ENERCON: Der optimale Ertrag für jede Fläche

International

ENERCON East Asia: Hundertste E-70 in Taiwan eingeweiht

Berufsbilder

Service-Aufbaumonteur: Das Stellen der großen Komponenten

Zulieferer

Pepperl + Fuchs GmbH: ZuverlässigeSensoren für die Kontrolle von Blatt und Rotor

Interview

Jan Amelsbarg, IHK Ostfriesland und Papenburg: „Von der Windindustrie profitieren alle Bundesländer“

Rubriken

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ImpressumHerausgeber: ENERCON GmbH · Dreekamp 5 · 26605 Aurich · Tel. (04941) 927-0 · Fax 04941 927-109 · www.enercon.deRedaktion: Volker Uphoff, Ruth Brand, Teelke Bojarski, Michael LiesnerDruck: Steinbacher Druck GmbH, OsnabrückCopyright: Alle im WINDBLATT veröffentlichten Beiträge (Texte, Fotos, Grafiken, Logos und Tabellen) sind urheberrechtlich geschützt. Das Copyright liegt bei der ENERCON GmbH, sofern dies nicht anders gekennzeichnet ist. Nachdruck, Aufnahme in Datenbanken, Onlinedienste und Internetseiten sowie Vervielfältigung auf Datenträgern sind nur nach vorheriger schriftlicher Ge-nehmigung durch die ENERCON GmbH gestattet.Erscheinungsweise: Das WINDBLATT erscheint viermonatlich und wird der Zeitschrift „neue energie“ des Bundesverbands WindEnergie e.V. beigelegt.Bezug: Tel. (04941) 927-667 oder unter www.enercon.de.Titelfoto: E-82 in Martigny, Schweiz.

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Editorial

Die Bundesregierung diskutiert derzeit lebhaft über eine Laufzeit-verlängerung für die deutschen Atomkraftwerke. Gut, dass auch

unsere neu gewählten Entscheidungsträger sich nicht ohne weiteres einreden lassen, dass die deutsche Stromversorgung nur mit einem Ausstieg aus dem Atomausstieg aufrecht zu erhalten sei – denn das ist schlicht nicht wahr! Die Erneuerbaren Energien können auch ohne neue Kohlekraftwerke und weiter betriebene Atomkraftwerke eine sichere und zukunftsfähige Stromversorgung gewährleisten. Das ist möglich, weil die Windenergie an Land aufgrund ihres großen Potenzi-als und der geringen Erzeugungskosten einen Löwenanteil erneuerba-ren Stroms bereitstellen kann. Das kann sie sogar relativ problemlos, denn im Binnenland sind die Möglichkeiten der Windenergie noch lange nicht ausgeschöpft. Gerade in den Flächenländern Süddeutsch-lands gibt es noch große Gebiete mit guten Windbedingungen, in de-nen fast noch gar kein Windstrom geerntet wird. Auf der Hannover Messe zeigen wir Ihnen in Halle 27 (J15/F14) auch in diesem Jahr wieder den neuesten technischen Stand unserer Windenergieanlagen, der auch an mittleren Standorten hohe Volllaststunden ermöglicht.

Um die deutschen Landesregierungen über die Bedeutung der Wind-branche als Stromversorger und nicht zuletzt als Wirtschaftsfaktor zu informieren, richten wir gemeinsam mit unseren Zulieferern Wind-branchentage aus. Mittelständische Unternehmen in den Regionen

können bei sich zu Hause nämlich besonders glaubwürdig den Wirt-schaftsfaktor Windenergie darstellen. Deshalb freut es mich beson-ders, dass unsere langjährigen Partnerunternehmen die Branchenta-ge bisher so tatkräftig mitgestaltet haben und so die Energiewende gemeinsam mit uns vorantreiben. Unterstützen Sie uns auch wei-terhin, denn unsere Anstrengungen in den Regionen tragen bereits Früchte! So hat das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg eine Akzeptanzkampagne gestartet, um die Bürger über den Stellenwert zu informieren, den die Windenergie für eine nachhaltige und bezahl-bare Stromversorgung der Zukunft haben muss.

Angesichts der deutlichen Bekenntnisse insbesondere der mittelstän-dischen Wirtschaft zur Windenergie bedauere ich ganz besonders, dass die Industrie- und Handelskammern ihrem Auftrag, die Interes-sen ihrer Mitglieder zu vertreten, fast gar nicht nachkommen. Statt-dessen fordert der Dachverband DIHK mittlerweile seit Jahren eine Abschaffung des EEG und des übrigen gesetzlichen Rahmens, ohne den die Erneuerbaren Energien keine Chance auf einen Zutritt zum oligopolistischen Strommarkt haben. Dem DIHK stünde es gut an, die Interessen seiner Mitgliedsfirmen auch zu vertreten und nicht nur ihre Beiträge einzuziehen. Es ist höchste Zeit, dass sich auch IHKs aus an-deren Regionen – ähnlich wie die IHK Nord – für den Wirtschaftszweig einsetzen, der den Mittelstand in der Wirtschaftskrise stabilisiert.

Ihr

Aloys WobbenGeschäftsführer ENERCON GmbH

Ein erfolgreicher Atomausstieg braucht die Windenergie!

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4 WINDBLATT 02 | 2010 NEWS

Kanada: WEC Tours baut neue Fabrik für 200 Türme im Jahr

Die Arbeiten für die neue Fabrik in Matane,

Provinz Québec, kommen gut voran. Die

über 15.000 qm große Produktionsstätte für

Fertigteilbetontürme von ENERCON WEA soll

Ende Juli in Betrieb gehen. Bislang errichtet

das Unternehmen seine WEA in Kanada aus-

schließlich auf Stahlturm. Im neuen Gebäude

finden auch ein E-Modulbau, ein Servicelager

für Québec sowie Verwaltungseinheiten Platz.

Wegen der klimatischen Besonderheiten – mit

mindestens vierwöchigen Zeiten der „Wege-

losigkeit“ im Frühjahr – benötigt man aller-

dings größere Lagerflächen. Im Winter werde

man über den festgefrorenen Boden Québecs

Turmteile auf Vorrat zu den Baustellen bringen,

so dass die Aufbauteams trotz „Wegelosig-

keit“ weiter montieren könnten, berichtet Nor-

bert Hölscher, Geschäftsführer der WEC Tours

Québec. Zudem benötige man Stellflächen für

die aus Kanada zugelieferten Komponenten.

„Unsere Fertigteilbetontürme bauen wir seit

mehreren Jahren im Prinzip gleich. Das hat

sich in unserer Klimaregion bewährt“, so Höl-

scher. Für die kalten Klimazonen muss WEC

Tours jedoch weitere An-

passungen vornehmen, um

auch bei Frost die Türme

zu montieren. „So verlieren

wir in den langen kanadi-

schen Wintern möglichst

wenig Aufbauzeit.“

„Wir werden in Matane

über 130 Mitarbeiter be-

schäftigten“, sagt Höl-

scher. WEC rekrutiert für

Québec intensiv Personal:

insbesondere Stahlbeton-

bauer und Mitarbeiter in

der Verwaltung werden noch gesucht. Alle

künftigen Mitarbeiter mit Ausnahme der blue

collars – also Einkäufer, Arbeitsvorbereiter,

Wartungs- und Instandhaltungsteams, Lohn-

accounter – erwarten vier- bis zehnwöchige

Schulungen in Deutschland. Im Mai werden

die technischen Einrichtungen erfolgen, spä-

testens im August startet die Produktion.

„Erste Rohstoffe sind von unseren Technologen

in Emden geprüft und für gut befunden worden,

so dass wir davon ausgehen, dass fast alle

Materialien aus der Region beschafft werden

können. Hölscher: „Die gute Anbindung an den

Hafen in Matane hat mich bei der Standort-

suche überzeugt. Von hier aus können wir die

Turmteile über den St. Lorenz-Strom und die

großen Seen per Schiff bis weit nach Westen

transportieren. Außerdem bietet die mit einem

großzügigen Raummaß ausgestattete kanadi-

sche Bahn vielfältige Transportmöglichkeiten in

die Weiten des Landes.“

Die neue Turmfabrik in Matane im Bau.

Der Westray Development Trust (WDT) ist im

Dezember mit dem „Best Community Initi-

ative Award“ für 2009 geehrt worden. Das ist

ein von „Scottish Renewables“, ein Forum der

schottischen Erneuerbaren-Bran-

che, gestifteter Preis. In acht Ka-

tegorien belohnt er wegweisende

Organisationen oder Projekte der

Erneuerbaren Energien. WDT hat

auf Westray eine E-44 errichtet,

die komplett in Bürgerhand liegt.

Die Insel zählt zu den Orkneys an

der Nordspitze Schottlands. Die

Gewinne aus der E-44 nutzt der

Trust für Infrastrukturprojekte auf

der Insel. In der Laudatio hieß es,

für die Gemeinde sei Nachhaltig-

keit eine Herzensangelegenheit.

Der Trust stelle sicher, dass Initi-

ativen, Impulse und Fähigkeiten der beteiligten

Bürger effizient für die Erreichung der Ziele ein-

gesetzt und kommuniziert würden.

Unter den 700 Gästen bei der Preisverlei-

hung in Edinburgh war auch Henri Joppien,

ENERCON Vertriebsmitarbeiter für Großbritan-

nien. „Der Trust und die Menschen auf West-

ray betrachten den Preis als eine große Ehre“,

sagte Alasdair McVicar von WDT. Er dankte den

Projektpartnern, namentlich der Förderorgani-

sation Community Energy Scotland, ENERCON

als Hersteller, der Smartest Energy als Abneh-

merin des Stroms, der Triodos Bank sowie dem

Berater Colin Anderson. „Das Renommee und

der praktische Nutzen des Preises für die lo-

kale Wirtschaft und den Tourismus sind bei uns

sehr anerkannt“, ergänzte McVihar. „Wegen

des gemeinsamen Besitzes an der Windener-

gieanlage reagieren die Inselbewohner mit

sichtlichem Stolz auf den Preis. Viele verfolgen

sehr interessiert die Performance der Anlage.“

E-44-Projekt des Westray Development Trusts prämiert

Nach der Preisverleihung: Henri Joppien, ENERCON, Steve Moore, Trio-dos Bank, Alasdair McVicar, WDT, und Lain Robertson, Smartest Energy.

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NEWS WINDBLATT 02 | 2010 5

Emdens Oberbürgermeister Alwin Brinkman

hat am 17. März gemeinsam mit dem Ge-

schäftsführer der Stadtwerke Emden, Remmer

Edzards, und Volkswagen-Chef

Martin Winterkorn die E-126 auf

dem Gelände des VW-Werkes

Emden ans Netz genommen.

Die Anlage des Auricher Herstel-

lers soll jährlich rund 20 Millio-

nen kWh Strom produzieren. Das

entspricht dem Energiebedarf

von rund 5000 Vierpersonen-

Haushalten. Die Stadtwerke Em-

den (SWE) haben von VW bislang

Flächen für 15 Windenergieanla-

gen gepachtet.

Die neue E-126 ist die ertragsstärkste Anlage

der SWE. Sie deckt rein rechnerisch 10 % des

gesamten Emder Strombedarfs (ohne VW) und

20 %, wenn nur die Privathaushalte berück-

sichtigt werden. Ziel der SWE ist eine hundert-

prozentige Versorgung der Stadt durch erneu-

erbare Energien aus Wind, Sonne, Biomasse

und Geothermie. Auf der anderen Seite sollen

Effizienzsteigerungen beim Energieverbrauch

zum Beispiel durch das Emder-Modell (ein

Förderprogramm zum Stromsparen) erreicht

werden.

Der VW-Konzern wolle die Umweltverträg-

lichkeit seiner Autos und ihrer Herstellung

stetig verbessern, sagte VW-Markenvorstand

Hubert Waltl bei der Einweihung. Ziel sei ein

ökologisch nachhaltiges Wachstum. Die Wind-

energieanlage bedeute für das Werk in Emden

einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einer

klimafreundlichen Fabrik.

E-126 auf dem Gelände des Emder VW-Werks eingeweiht

Inbetriebnahme der dritten E-126 in Emden durch Alwin Brinkmann, Oberbürgermeister, Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender der VW AG, und Remmer Edzards, Geschäftsführer der Stadtwerke Emden.

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Beim Politischen Aschermittwoch des Lan-

desverbands Erneuerbare Energien (LEE)

am 17. Februar in Magdeburg betonte Umwelt-

minister Hermann Onko Aeikens die Bedeutung

des Ziels, Sachsen-Anhalt zum Modellland

Erneuerbare Energien zu machen. 35 % der

im Klimaschutzprogramm 2020 des Landes

vorgesehenen Reduktionen sollen durch den

Ausbau der Erneuerbaren erzielt werden. Ge-

meinsam mit der Erneuerbaren-Branche wolle

man diesen Weg beschreiten, so Aeikens. Gera-

de für eine erfolgreiche internationale Klimapo-

litik seien Länder wie Sachsen-Anhalt wichtig:

Aufstrebende Industriestaaten wie Indien seien

durchaus umweltbewusst und wollten auch

Klimaschutzpolitik machen. „Sie suchen aber

auch nach Vorbildern, wie eine klimafreundli-

che Volkswirtschaft zu gestalten ist.“

André Schröder, Staatssekretär im Ministeri-

um für Landesentwicklung und Verkehr, dis-

kutierte mit den Branchenvertretern die Lan-

desentwicklung. Der neue Raumordnungsplan

für Sachsen-Anhalt soll nach dem Willen des

Ministeriums 10 bis 15 Jahre Bestand haben.

Die Windbranche bewertete die Vorhaben der

Politik als widersprüchlich: Mit res-

triktiven Vorgaben leiste der Plan einer

Verkleinerung der Windvorrangflächen

Vorschub. Gleichzeitig sei im Landes-

klimaschutzprogramm eine Verdoppe-

lung der Windleistung auf 6.000 MW

vorgesehen. Für den LEE ist es an-

gesichts der Klimaschutzziele nicht

mehr zeitgemäß, dass die Braunkohle

im Energiemix Sachsen-Anhalts wei-

ter eine tragende Rolle spielen soll

und im Landesentwicklungsplan Nut-

zungsgebiete zugewiesen bekommt.

Schließlich ist Braunkohle das größte

Hindernis für einen effektiven Klima-

schutz und verhindert den schnellen Umbau

hin zu einer regenerativen Stromversorgung.

Silke Schindler, Sprecherin für Erneuerbare

Energien der SPD, plädierte für eine Öffnungs-

klausel, die das Repowering von WEA außer-

halb der Vorranggebiete ermöglicht, wenn dort

bereits eine genehmigte Anlage steht. Das

Repowering – der Ersatz älterer Anlagen durch

neue, leistungsstärkere – komme dann leichter

in Gang. Der Vorschlag fand die Zustimmung

der Windbranche. Durch die Eingrenzung der

Vorranggebiete steht nach Brancheneinschät-

zung mittlerweile ein Drittel der WEA außerhalb

der Vorranggebiete. Sie können also an dieser

Stelle nicht ersetzt werden und bleiben damit

auch in Gebieten, wo man heute keine Anlagen

mehr errichten würde, noch viele Jahre stehen.

Findet die Landespolitik hingegen eine Lösung

für die Standorte außerhalb der aktuellen Vor-

rangzonen, wird eine Korrektur früherer Pla-

nungsfehler viel schneller möglich sein.

Sachsen-Anhalt will Drittel des Klimaziels erneuerbar erreichen

Sachsen-Anhalts Umweltminister Hermann Onko Aeikens spricht auf der Tagung in der Sinuskurve in Magdeburg.

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6 WINDBLATT 02 | 2010 T ITEL

E-Ship 1 in der ErprobungSegelrotor-Schiff

Neben vielen anderen Innovationen ist das E-Ship 1 mit vier Segel-rotoren (rotierende Zylinder) ausgerüstet, die von Elektromotoren

angetrieben werden und in Verbindung mit dem vorbei streichenden Wind Schub erzeugen. Ähnlich einem klassischen Segel, nur zehnmal effektiver. Diese Technik wurde in den 1920iger Jahren von Anton Flettner bereits erfolgreich erprobt, verlor durch Einführung der Die-selmotoren damals jedoch schnell an Bedeutung.

ENERCON hat mit der Abteilung „Neue Technologien“ das Thema wieder aufgegriffen und nach ausführlichen Berechnungen, Tests mit einem Rotor an Land und Modellversuchen im Windkanal die Ro-torentechnik weiter entwickelt – und nun mit dem E-Ship 1 in die Realität umgesetzt. „Die Rotoren werden gemeinsam mit anderen neuen Technologien an Bord den Brennstoffverbrauch und damit den Schadstoffausstoß des Schiffes pro transportierter Tonne im Vergleich zur konventionellen Schifffahrt entscheidend senken“, sagt Rolf Roh-den, hauptverantwortlicher Entwicklungsingenieur und Projektleiter für das E-Ship 1. Eine weitere ENERCON Entwicklung, die auf dem Segelrotorschiff zum Tragen kommt, ist ein innovatives Propeller-/Ruderdesign. Um reale und belastbare Vergleichswerte zu erhalten,

wird das E-Ship 1 während der Probefahrten bestimmte Tests sowohl mit einem konventionellen Propeller/Ruder, als auch anschließend mit dem ENERCON Ruder/Propeller durchführen.

Bei der Entwicklung der Ruder- und Propellergeometrien griffen die Ingenieure der Abteilung Neue Technologien auf Ihre langjährige Er-fahrung in der Strömungstechnik von Rotorblättern und Wassertur-binenschaufeln zurück. Besonderer Dank gilt hierbei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, die die Entwicklung der Segelrotoren und des Propellers im Rahmen eines Forschungsprojekts fördert.

Schiffslinien mit wenig Widerstand

ENERCON hat weitere, nicht ohne weiteres zu erkennende Neuerun-gen in Eigenregie entwickelt: So resultieren beispielsweise die Linien des E-Ship 1 in einem verminderten Widerstand sowohl unter Wasser, als auch oberhalb der Wasserlinie. Die Hauptantriebsanlage basiert auf der ENERCON Umrichtertechnologie sowie auf den Generatoren der E-82: Beide wurden für den Schiffsbetrieb modifiziert und zer-tifiziert.

Das innovative ENERCON Transportschiff, E-Ship 1, befindet sich nach den erfolgreich durchgeführten Farbarbeiten wieder zurück in der Cassens-Werft und geht nun in die Erprobungsphase. Nördlich von Borkum werden neben den üblichen Probefahrtsmanövern, die der Germanische Lloyd als Klassifizierungsgesellschaft begleitet, auch die ersten Segelversuche stattfinden. Zuvor erfolgten erfolgreiche Standerprobungen im Emder Hafen sowie zahlreiche Komponententests.

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Darüber hinaus stellt eine ausgeklügelte Steuerungstechnik das reibungslose Zusammenspiel von Segel- und konventionellem An-trieb sicher. Auch der neuartige Wellenbrecher am Vorderschiff, der bei starkem Seegang die vorne liegenden Aufbauten schützt, ist von ENERCON entwickelt und in aufwändigen Wasserkanalversuchen ge-testet worden.

Selbst der Anstrich hilft Brennstoff sparen

Das gesamte Konzept des Schiffes ist auf Nachhaltigkeit angelegt. So wird auch auf See größter Wert auf Müllvermeidung und -trennung gelegt, um die anfallenden Abfälle jeweils an Land sicher entsorgen zu können. Das Schiff dient zudem als Versuchsplattform für eine innovative Abwasseranlage (Kläranlage und Bilgenentöler), deren Werte weit unterhalb den zurzeit von der International Maritime Or-ganisation erlaubten Grenzwerten für Restschadstoffe im abgepump-ten Abwasser liegen. Zur Vermeidung möglicher Umweltschäden bei Havarien liegen alle relevanten Tanks (Brennstoff, Schmierstoffe etc.) hinter einer Doppelhülle. Die entstehende Abgaswärme wird über eine Dampfturbine zurückgewonnen und liefert einen Teil der an Bord benötigten Energie. Der Unterwasseranstrich des Schiffes auf Silikonbasis trägt aufgrund seiner sehr glatten Oberfläche ebenfalls zur Brennstoffersparnis bei. Diese Beispiele zeigen, dass hinter dem Projekt E-Ship 1 weit mehr steckt, als nur die vier weithin sichtbaren Segelrotoren.

Ein Großteil der Mannschaft des E-Ship 1 wurde bereits frühzeitig angeheuert und hat die Bauphase weitgehend mit begleitet, was die Einarbeitung in die neue Schiffstechnik erleichtern und von Beginn an einen effektiven Schiffsbetrieb ermöglichen soll. Entwickler und Mannschaft sind stolz und erwartungsvoll, mit dem innovativen Schiff endlich in See stechen zu können. „Nach der langen Bauphase wer-den wir nun zeigen, was das E-Ship 1 kann! Ich bin überzeugt davon, dass das Schiff ein erster ernsthafter Schritt zur Energiewende in der Schifffahrt ist“, so Rolf Rohden.

Erste Transportfahrt im Sommer 2010

Das Schiff wurde in Zusammenarbeit mit der ENERCON Logistikab-teilung optimal für den Transport der ENERCON Windenergieanlagen-Komponenten vorbereitet. Die Laderaumabmessungen erlauben die Mitnahme von bis zu zwanzig E-82 (ohne Türme). Bei der Verladung entfallen die sonst für die Laschung der Komponenten üblichen Schweißarbeiten im Laderaum, da das E-Ship 1 dort eine Vielzahl von vorgefertigten Laschpunkten bietet, die eine sehr flexible Stau-ung und Fixierung der Anlagenteile ermöglichen. Das E-Ship 1 weist zudem einen sehr hohen Sicherheitsstandard, die neueste nautische Ausrüstung sowie umfangreiche Manövrierhilfen auf. Nach mehreren Probefahrten und ausführlichen Tests aller Systeme an Bord ist ge-plant, das Schiff im Sommer 2010 für eine erste Transportfahrt mit ENERCON Windenergieanlagen einzusetzen.

E-Ship 1 im Trockendock; Standardpropeller aus korrosionsbeständigem Aluminium-Bronzegussmaterial; Verlassen des Trockendocks.

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Im Mai findet eine der wichtigsten Wahlen des Jahres 2010 statt: Nordrhein-Westfalen wählt einen neuen Landtag. Diese Wahl ist nicht nur für die einzelnen Parteien richtungsweisend, sondern auch für die Entwick-lung der Erneuerbaren Energien und vor allem für die Windenergie. Aufgrund des Stands der Technologie und des großen Potenzials hat die Windenergie für das Erreichen der Klimaschutzziele Deutschlands, für die Entwicklung zukunftsfähiger Arbeitsplätze und die Energiesicherheit eine zentrale Bedeutung.

Ein Bundesland mit riesigem Windpotenzial

Laut Eigendarstellung des Bundeslandes werden knapp 30 % des deutschen Stroms in NRW erzeugt. Doch die Windenergie trägt nur

ca. 3 % zum Bruttostromverbrauch bei. Dabei verfügt gerade dieses Bundesland über ausgezeichnete Standorte zur Windenergienutzung. Grund für den stockenden Ausbau sind die politischen Vorgaben: Mit ihrem Windenergieerlass, der technisch nicht nachvollziehbare Vor-schläge für die Planung der Kreise und Kommunen macht, hat die Landesregierung den Ausbau der Windenergie beschränkt. Mindest-abstände und ein Bauverbot im Wald behindern sowohl den Neubau als auch den sinnvollen Ersatz alter durch neue, leistungsstärkere An-lagen. Selbst die Klimaschutzstrategie, die sich das Land gegeben hat, sieht keine besonderen Maßnahmen zum Ausbau der Windenergie vor.

Das kann nur verwundern, denn das NRW-Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie hat das Potenzial der Windenergie längst

erkannt: Laut Heinz Baues, dem leitenden Ministerialrat für Energie, ließe sich die regenerative Stromerzeugung im Land allein durch Repowering bis 2020 auf zehn TWh p.a. verdoppeln. Durch Neubau von Windparks könnten nochmals fünf TWh Jahresstromertrag hinzu-kommen. Die jährliche Windstromerzeugung würde also bis 2020 um rund zehn TWh steigen, von derzeit knapp fünf TWh auf dann 15 TWh. In den nächsten zehn Jahren wäre ein jährlicher WEA-Zubau mit einer Erzeugungskapazität von einer TWh p.a. erforderlich.

Höhenbegrenzungen behindern Klimastrategie

„Dafür müssten jedes Jahr mindestens 400 MW Windenergie neu in-stalliert werden – vorausgesetzt, dass diese Anlagen rund 2.500 Voll-laststunden erreichen“, sagt Egbert Terholsen, Leiter der ENERCON Niederlassung in Ense, NRW. Das gelingt jedoch nur mit großen WEA

Rothaarwindpark: E-82/2 MW mit 138 Metern Nabenhöhe in Hilchenbach, Siegerland (genehmigt vor dem Windenergieerlass).

Landtagswahlen in NRW

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POLITIK WINDBLATT 02 | 2010 9

auf hohen Türmen. Aktuelle Beispiele wie der Windpark Büren mit 10 x E-82 (138 Meter Na-benhöhe) zeigen, dass in NRW sogar mehr als 2.500 Volllaststunden realisierbar sind. Terhol-sen: „Würde es bei den derzeitigen Höhenbe-grenzungen bleibt, müsste noch viel mehr Ka-pazität aufgebaut werden, um die angestrebten Erneuerbaren-Anteile zu erreichen.“

Im vergangenen Jahr sind in NRW 98 WEA mit einer Nennleistung von 157 MW errichtet worden. Jede neue Anlage hatte im Schnitt 1,6 MW Nennleistung. Damit liegt NRW deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 2 MW. Hier machen sich die Höhenbegrenzungen negativ bemerkbar. Mehr als 40 % des Bestands wies 2009 eine Gesamthöhe von unter 100 Metern auf. „Jährlich 200 neue WEA mit einer Naben-höhe von über 100 Metern und einer Leistung von mindestens 2 MW wären nötig, um die Ziele des Landes bis 2020 zu erreichen“, hat Terholsen errechnet. De facto müssten die Ausbauzahlen um den Faktor 2,5 steigen.

NRW profitiert als Zuliefererland

Das Bundesland würde in einem solchen Szena-rio nicht nur seine Klimaziele erreichen, sondern auch wirtschaftlich profitieren. NRW ist ein klas-sisches Zuliefererland. Rund 15.000 Menschen arbeiten an Rhein und Ruhr für die Windenergie. ENERCON bezieht 14 % seiner Zulieferung aus NRW und erhält damit allein schon viele Ar-beitsplätze. Die Stahlproduzenten des Landes profitieren von einem jährlichen Stahlverbrauch der gesamten Windbranche im Umfang von 800.000 Tonnen. Darüber hinaus sorgen etliche Servicestationen in NRW für sichere Dauerarbeitsplätze in z.T. ländlichen Regionen. Und die Installation von WEA auf ihren Flächen hilft vielen Landwirten, ihre Existenz zu sichern.

Dies alles sind sehr gute Argumente! Aber statt auf Windenergie und andere Erneuerbare zu setzen, will NRW den Kohlekraftwerks park erneuern, die Technologie der CO2-Abscheidung entwickeln und die AKW-Laufzeiten verlängert sehen. Durch effizientere Kohlekraftwerke können zwar kurzfristig Emissionen eingespart werden, über 2020 hi-naus aber wird eine weitere Reduktion schwierig. Neue Kohlekraftwer-ke müssen Jahrzehnte lang laufen, sonst rentieren sie sich nicht. Die Energieerzeugung aus Kohle wäre auf Jahrzehnte hin festgeschrieben und NRW entfernte sich von seinen Klimaschutzzielen. Der Emissions-handel macht die Kosten für den Betrieb neuer Kohlekraftwerke zudem schwer vorhersehbar. Auch die Abscheidungstechnologie ist keine Op-tion, weil die Technik noch nicht verfügbar, teuer und ineffizient ist.

7.000

Gesamthöhe:

87m

E-40/65mNH/

0,5 MW

BJ 92-02

Gesamthöhe:

130m

E-66/98mNH/

1,5 MW

BJ 97-01

Gesamthöhe:

100m

E-53/73mNH/

0,8 MW

BJ ab 06

Gesamthöhe:

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E-82/108mNH/

2 MW

BJ ab 06

Gesamthöhe:

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3.500

Gesamthöhe:

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E-40/65mNH/

0,5 MW

BJ 92-02

Gesamthöhe:

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E-66/98mNH/

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Gesamthöhe:

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E-53/73mNH/

0,8 MW

BJ ab 06

Gesamthöhe:

150m

E-82/108mNH/

2 MW

BJ ab 06

Gesamthöhe:

180m

E-82/138mNH/

2 MW

BJ ab 07

3.000

2.500

2.000

Vo

llla

sts

tun

de

n

1.500

1.000

500

0

1.600

1.900

2.125

2.600

3.125

Jahresenergieertrag diverser ENERCON Anlagentypen gemäß berechneter Leistungskennlinie bei 6,2 m/s Windgeschwindigkeit in 100 m Höhe.

Volllaststunden = Ertrag in MWh/Nennleistung (MW); Windgeschwindigkeit 6,2 m/s in 100 m Höhe.

Ein Ersatz alter durch neue Kohlekraftwerke ist langfristig die teurere Strategie

Dabei würde Nordrhein-Westfalen gerade von einem Ausbau und der Erneuerung von WEA profitieren. Anstatt den Kohlekraftwerkspark komplett durch neue Kraftwerke zu ersetzen, sollten die Einschrän-kungen für Windparks gelockert werden und der Ausbau der Wind-energie durch die Landespolitik offensiv gefördert werden. Wind-energie wird durch die im Erneuerbare-Energien-Gesetz angelegte Degression günstiger, während fossile Brennstoffe teurer werden und die Preise schwanken. Bisher sind die Kommentare aus Düsseldorf hinderlich für einen Ausbau der Windenergie. Die Landtagswahlen werden für den Ausbau der Windenergie entscheidend. Daher soll-ten sich die Parteien vor der Wahl zu Ihrer Position zur Windenergie-nutzung konkret äußern. Der Weg weist eindeutig in Richtung eines Ausbaus der Windenergie und anderer Erneuerbarer. Jetzt sind die Politiker und Wähler gefragt, sich für eine saubere und zukunftsfähige Energieversorgung stark zu machen.

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Produktionsstart im Gusszentrum Ostfriesland

Sphäroguss-Teile für ENERCON WEA

Das GZO Gusszentrum Ostfriesland in Georgsheil bei Aurich befindet sich momentan in der Anlaufphase zur Serienfertigung von Sphäroguss-Komponenten für ENERCON Windenergieanlagen. Am 9. April wird der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff die neue Fertigung offiziell einweihen. Das GZO ist die erste Gießerei in Deutschland, die speziell für die Serienproduktion der großen gusseisernen Komponenten von Windenergieanlagen entworfen wurde.

Im GZO Gusszentrum Ostfriesland in Georgsheil sind die Mitarbeiter derzeit noch mit Vorbereitungen für die Serienfertigung von Sphä-

rogussteilen für ENERCON Windenergieanlagen beschäftigt. Gießerei-anlagen werden konfiguriert, Steuerschränke verdrahtet und Kabel verlegt. Eine Wand erhält einen frischen dunkelroten Anstrich, wäh-rend die Formbauer Sand in Formen füllen und sich in einer anderen Halle aus der Schmelzanlage bereits knapp 1400 Grad heißes Eisen ergießt. Eine große Pfanne trägt die flüssige Masse zu einem von drei Formkästen für Maschinenträger, die Schienenfahrzeuge auf ihren Platz in der Warteschlange vor dem Ofen verfrachtet haben.

„Zwei Hallen sind bereits voll in die Produktion integriert“, berichtet Ralf Kelling, Mit-Geschäftsführer des GZO. Die Probephase für die

Gießerei sei bislang absolut zufriedenstellend verlaufen. Formerei und Schmelzbetrieb haben drei verschiedene Bauteile bereits in viel-facher Ausführung gefertigt: Maschinenträger, Rotornabe und Stator-glocke, jeweils für den Typ E-82.

„Unsere ersten Gussteile sind in Anlagen für den Windpark Mont de Gerson bei Sorbon, nordöstlich von Paris, eingebaut worden“, berich-tet Kelling. Ehe die Komponenten zum Einsatz kamen, hatte neben der ENERCON eigenen Qualitätskontrolle auch der SEKT Maschinen-bau in Magdeburg ihre Qualität bestätigt. „Im direkten Vergleich kön-nen wir mit den externen Zulieferern im oberen Qualitätssegment voll mithalten“, betont Kelling. Ziel ist es, bis Ende 2010 eine Kapazität für 25.000 Tonnen Sphärogussteile jährlich aufzubauen.

Per Fernbedienung wird ein 60 Tonnen schweres Formteil für eine Statorglocke gedreht.

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Das Layout des GZO ist auf den speziellen Bedarf bei der Serienproduktion von Guss-teilen für Windenergieanlagen zugeschnit-ten. Die Arbeitsbühnen im Formbau bei-spielsweise sind genau an die Dimensionen der zu erzeugenden Gussteile angepasst. „Wir haben größten Wert auf Ergonomie und Arbeitssicherheit gelegt“, berichtet Kelling. Fest installierte Arbeitsbühnen erhöhen die Arbeitssicherheit im Vergleich zur Vorberei-tung der Formkästen von der Leiter aus.

Positionierhilfen für bessere Ergonomie

Die Fensterfronten der Hallen sind großzü-gig gestaltet, damit so viel Tageslicht wie möglich einfallen kann. Einzigartige Luft-reinigungssysteme filtern stündlich bis zu 440.000 Kubikmeter Luft. Eigens entwickel-te flache rote Transportwagen bewegen die Formkästen über Gleisbette von Station zu Station und sichern so die Fließfertigung. Große, hydraulisch betriebene Positionier-hilfen sorgen dafür, dass die Gussteile nach dem Erkalten in bequemer Position nachbe-arbeitet werden können.

Bei den Details der Gusstechnik hat das GZO sehr von seinem Kooperationspartner, der HegerGuss Eisengießerei in Enkenbach-Alsenborn/Rheinland-Pfalz, profitiert. „Der Austausch von Know-how mit dem Koope-rationspartner verläuft in beide Richtungen“, betont Kelling. So profitiere HegerGuss vonENERCONs Erfahrung bei der Automatisie-rung von Fertigungsprozessen für große Maschinenbauteile.

130 neue Arbeitsplätze für die Region

Derzeit beschäftigt die Gießerei in Georgsheil achtzig Mitarbeiter, fünf-zig weitere sollen 2010 noch eingestellt werden. Ein Teil davon sind Spezialisten etwa für Arbeitsvorbereitung oder Qualitätssicherung aus anderen ENERCON Gesellschaften. „Für die Rekrutierung haben wir unter anderem mit der Agentur für Arbeit, der Handwerkskammer Ostfriesland und dem Verein deutscher Gießereifachleute (VDG) koope-riert“, sagt Mit-Geschäftsführer Simon-Hermann Wobben. Zunächst habe man zu einer Info-Veranstaltung nach Aurich geladen. Bei ent-sprechender Eignung konnten sich die Interessenten zur „Gießerei-fachkraft (VDG)“ qualifizieren lassen. „Ein Großteil dieser Mitarbeiter

stammt aus der Region“, erklärt Wobben. Das GZO konnte zudem für Leitungsfunktionen Gießerei-Spezialisten mit langjähriger Berufserfah-rung gewinnen.

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff wird das Gusszen-trum in Georgsheil am 9. April offiziell einweihen. Neben den Herstel-lern der verwendeten Anlagentechnik werden Vertreter der kooperie-renden Baufirmen sowie ENERCON Kunden und Gießereizulieferer zu Gast sein. „Bis Ende 2010 werden wir die Gießerei im Zweischicht-betrieb fahren, außerdem wollen wir Anlieferung und Abtransport der Güter so weit wie möglich auf den Schienenverkehr umstellen“, so Ralf Kelling.

TECHNOLOGIE WINDBLATT 02 | 2010 11

Eine Pfanne kurz nach dem Abguss des Eisens in eine Maschinenträger-Form.

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12 WINDBLATT 02 | 2010 PRA XIS

Der optimale Ertrag für jede Fläche

Windparkplanung mit ENERCON

Mit welchem Windparklayout nutze ich eine Vorrangfläche optimal? Auf diese Frage liefert bei ENERCON die Planungsabteilung im Vertrieb schnell und zuverlässig Antwort. Ziel ist es, die Anlagenzahl, das heißt: die Investitionskosten, und den Ertrag in ein optimales Verhältnis zu bringen.

Die Windparkplanung wird bestimmt durch die genehmigungsrechtli-chen Vorgaben der Flächennutzungspläne wie z.B. Nabenhöhenbe-

schränkungen oder einzuhaltende Schallwerte. Ein wichtiger Faktor bei der Optimierung sind die zu erwartenden Turbulenzen in einem Gelände, da diese den Parkwirkungsgrad maßgeblich beeinflussen. Eine Turbu-lenz setzt sich zusammen aus der natürlichen Turbulenz und der durch die Anlagen erzeugten Nachlaufströmung, genannt Wake. Je höher deren Intensität, desto größer ist der Abstand zwischen den WEA zu wählen. Das dient der Standsicherheit, hilft aber auch, lähmende Verwirbelungen zu vermeiden.

Auf der anderen Seite sollte der Abstand auch nicht zu groß gewählt wer-den, weil dann wichtiges Ertragspotential einer Fläche verschenkt wür-

de. Die Planungsabteilung im ENERCON Vertrieb optimiert Windpark-Layouts hinsichtlich Standsicherheit der Anlagen, Schallentwicklung, Schattenwurf und Ertrag. Dabei setzen die Experten neben den Stan-dardprogrammen auf ein spezielles Wake-Modell zur Berechung der Nachlaufströmung von WEA sowie ein „in house“ entwickeltes Pro-gramm zur Wirtschaftlichkeitsberechnung.

Prüfung der Standsicherheit

Als „Wake“-Effekt bezeichnet man die Nachlaufströmung einer WEA, die Bewegungen der verwirbelten Luft, nachdem sie den Bereich des Rotors durchströmt hat. Für die Berechnung des minimal zulässigen Abstands zwischen den Anlagen – bei dem die Standsicherheit ge-

Windpark Scharrel, Kreis Cloppenburg: „Standardplanung“ mit 5 RD Abstand in Hauptwindrichtung, 3 RD in Nebenwindrichtung (links) und realisiertes Layout.

Haupt-

windrichtungHaupt-

windrichtung

WEA 1WEA 1

WEA 2WEA 2

WEA 3

WEA 3

WEA 4

WEA 4

WEA 5

WEA 6

WEA 7

VORHANDENER

WINDPARK

MIT 5 WEA

WINDPARK

GEPLANT

VORHANDENER

WINDPARK

MIT 5 WEA

WINDPARK

GEPLANT

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währleistet ist – bedarf es zweier Kenngrößen: der natürlichen Umge-bungsturbulenz und der mittleren Windgeschwindigkeit. Die natürli-che Turbulenz lässt sich der Windstatistik unter Berücksichtigung der Geländecharakteristik entnehmen. Die mittlere Windgeschwindigkeit geht aus einem Windgutachten hervor oder lässt sich durch Abgleich mit benachbarten Windparks ermitteln.

Das Ergebnis der Berechnungen mit dem „Wake“-Modell wird für ENERCON Windparks mit gleichen Anlagentypen als Gutachten an-erkannt. Bei gemischten Parks kommt ein weiteres Tool zum Einsatz, das auf Basis des Wake-Modells Aussagen über den zulässigen Ab-stand und die Standsicherheit der Anlagen trifft. Gegeben sein müs-sen die Aufstellungskoordinaten und die Windverteilungsfunktion. Die Vorermittlung liefert wertvolle Hilfestellungen für die Anordnung, allerdings bleibt eine externe unabhängige Turbulenzbetrachtung und Standsicherheitsprüfung bei Mischparks erforderlich.

„Nach den Vorberechnungen ist das Gutachten in der Regel nur noch reine Formsache“, sagt Stephan Kettler, Windpark-Planer bei der ENERCON GmbH in Aurich. „Standardanlagenaufstellungen mit 5fa-chem Rotordurchmesser Abstand in Hauptwindrichtung und 3fachem Rotordurchmesser in Nebenwindrichtung, wie sie früher üblich wa-ren, gehören der Vergangenheit an, da sie das Ertragspotential einer Fläche nicht befriedigend ausschöpfen.“

Mehrfach rückgekoppelte Optimierung

Für die erste Aufstellungsplanung erstellt das ENERCON Site-Assess-ment eine Ertrags- und Schallprognose. Anschließend berechnet der Vertrieb die Wirtschaftlichkeit, wobei die Ertragsprognosen, Kalkula-tionen über Investitionskosten, Betriebskosten und die Finanzierung einfließen. Für diese Betrachtung hat ENERCON Programme entwi-ckelt, die es ermöglichen, verschiedene Aufstellungsvarianten und deren Wirtschaftlichkeit einander gegenüberzustellen. Die Abteilun-gen Planung, Site-Assessment und Vertrieb setzen mithilfe der Tools einen mehrfach rückgekoppelten Optimierungsprozess in Gang, in

dem zunächst die Standsicherheit verschiedener Windparkonfigu-rationen für eine Fläche betrachtet wird. Dann werden die Erträge und der Parkwirkungsgrad für diese Konfigurationen ermittelt. Zuletzt rechnet der Vertrieb noch einmal die Wirtschaftlichkeit für verschie-denen Anlagengrößen, Turmhöhen und Anlagenzahlen durch.

Wirtschaftlichkeit vor Wirkungsgrad

Wolfgang Lübbe, Mitarbeiter im ENERCON Vertrieb, verdeutlicht die Vorteile dieses Verfahrens am Windpark Löningen (Kreis Cloppen-burg). Hier passten laut „konventioneller“ Planung fünf Anlagen auf die Fläche. Turbulenzbetrachtung und Standsicherheitsberechnung bei ENERCON ergaben aber, dass 7 Anlagen möglich waren. Ertrags-prognosen und Wirtschaftlichkeitsberechnungen zeigten, dass die Konfiguration mit sieben Anlagen für den Betreiber wirtschaftlichter war. Zwar sank der Parkwirkungsgrad: Bei 5 Anlagen erreichte er 93 %, bei 7 Anlagen nur 86,8 %. Doch der berechnete Vorsteuerge-winn fiel beim Layout mit sieben Anlagen um knapp 3 Mio. Euro hö-her aus als bei der Standardplanung. Die Eigenkapitalrentabilität war ebenfalls deutlich verbessert, wobei das eingesetzte Kapital in beiden Modellrechnungen gleich hoch war.

Der Parkwirkungsgrad wird von Betreibern und Planern häufig als zentrales Kriterium angesehen. Zumindest in ebenem Gelände mit gu-ten Windverhältnissen sei er aber nicht entscheidend, erklärt Lübbe. Relativ geringe Effizienz-Zuwächse hätten oft einen hohen Preis: Der Wirkungsgrad des Windparks Scharrel (Kreis Cloppenburg) hätte sich bei nur vier statt der tatsächlich realisierten sieben Anlagen umfas-senden Endkonfiguration zwar um vier Prozent erhöht. Der zu erwar-tende Gewinn vor Steuern wäre aber im Vergleich um ein Drittel ge-sunken – bei gleichbleibenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Das bedeutet nicht, dass der Parkwirkungsgrad für die Konfiguration eine zu vernachlässigende Rolle spielt. Lübbe: „Der Parkwirkungs-grad ist ein wichtiges Kriterium, wenn sich Windparks in exponierter Lage bzw. rauherem Gelände befinden, aber auch hier sollte man die Parklayout-Optimierung bei ENERCON nutzen.“

Fünf von sieben ENERCON E-70/2 MW des Windparks Scharrel in der Inbetriebnahme-Phase.

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Alle ENERCON WEA auf Taiwan haben die Windklasse I und sind für eine Überlebenswindgeschwindigkeit von 70 m/s und eine durch-schnittliche Windgeschwindigkeit von 10 m/s ausgelegt. Das ist an diesem Standort auch vonnöten: Während der windigen Jahreszeit kommt es nicht selten vor, dass die WEA Tag und Nacht bei Nenn-leistung arbeiten.

In der Aufbausaison im Sommer müssen die Arbeiten manchmal für mehrere Tage eingestellt werden, während Taifune mit Windge-schwindigkeiten von mehr als 60 m/s über die Insel fegen, so z.B. auch während der Installation der 100. Anlage im Sommer letzten Jahres. „In Normalfall beeinträchtigen die Taifune den Aufbau nicht, außer dass an diesen Tagen nicht gearbeitet werden kann“, erklärt Jørn Kristensen, ENERCON Vertriebsleiter für Ostasien. Anlagen und Material wurden am Boden und im Hafen besonders befestigt und

gesichert. Ein starker Taifun im letzten August habe aber außerge-wöhnlich starke Regenfälle mit sich gebracht, so Kristensen. „Es gab zahlreiche Überschwemmungen in den Tälern und an Flüssen. Selbst große Autobahnbrücken wurden weggespült, so dass wochenlang keine Turmtransporte zu den Baustellen möglich waren.“

Die ersten WEA auf Taiwan hat ENERCON 1991/1992 errichtet: Vier E-40/600 kW, die für den staatlichen Energieversorger Taiwan Pow-er Company (TPC) auf Penghu Island gebaut wurden. Später wurde dieses Projekt um vier weitere 600 kW-Anlagen erweitert. Bei bei-den Projekten gab es eine enge Zusammenarbeit mit der Maschi-nenbaufirma Chung-Hsin Electric & Machinery Mfg. Corp. (CHEM). Gemeinsam erhielten CHEM und ENERCON auch den Zuschlag für die Lieferung von sechs E-44/900 kW und zwölf E-70/2,3 MW an TPC in diesem Jahr. Die E-44 werden gegenwärtig auf Penghu Island er-

Hundertste E-70 in Taiwan eingeweiht

ENERCON East Asia

Während der windigen Jahreszeit im Dezember letzten Jahres hat ENERCON die 100. Windenergieanlage des Typs E-70 in Taiwan aufgestellt. Die Anlage gehört zum fünften Projekt einer taiwanesischen Tochtergesell-schaft der deutschen InfraVest.

Vertreter von Kunden, Entwicklern und ausführenden Firmen beim Anschneiden der Jubiläumstorte.

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EWEC 2010

(Warschau/Polen)Europäische Windenergie-Messe und Konferenz 20. – 23. April 2010www.ewec2010.info

ENERGY auf der Hannover Messe 2010

(Hannover/Deutschland)Technologie-Messe für den Energiemix der Zukunft19. – 23. April 2010www.hannovermesse.deENERCON in Halle 27, J15/F14

All Energy 2010

(Aberdeen/Schottland)Erneuerbare Energiemesse & Konferenz19. – 20. Mai 2010www.all-energy.co.uk

ICCI 2010

(Istanbul/Türkei)Internationale Messe für Energie und Umwelt12. – 14. Mai 2010www.icci.com.tr

HUSUM WindEnergy 2010

(Husum/Deutschland)Größte deutsche Windenergiemesse21. – 25. September 2010www.husumwindenergy.com

Eolica Expo 2010

(Rom/Italien)

8. Internationale Windenergiemesse8. – 10. September 2010www.zeroemissionrome.eu

INFO

-SER

VICE

INTERNATIONAL WINDBLATT 02 | 2010 15

richtet, die E-70 an der Westküste der Hauptinsel: Zwei am Kraftwerk Datan und zehn bei Wang-Kong südlich von Taichung.

2005 hat ENERCON das erste Projekt für einen unabhängigen Strom-erzeuger realisiert. Geplant wurde das Projekt mit 25 WEA von der InfraVest Wind Power Group, der Tochtergesellschaft des gleichnami-gen deutschen Projektentwicklers. Es sollte das erste in einer Reihe von Projekten für diese Firma sein: Die hundertste E-70 ist Teil des fünften Projekts von InfraVest. 2009 realisierte ENERCON darüber hi-naus ein 11,5 MW-Projekt an der Westküste für die Lung-Kang Wind Power Corp. Das Projekt umfasst fünf E-70/2,3 MW. Planer und Ei-gentümer ist der Stahl-Großkonzern Tung-Ho Steel Enterprise Corp.

ENERCONs Partner für Kran und Logistik war bei allen Projekten die Firma Giant aus Taipeh. Eine aufwendige Spezialausrüstung war nö-tig, in die Giant vom ersten Projekt an investiert hat. Die Fundament-sektionen und Türme wurden vor Ort von großen Stahl- und Beton-baufirmen zugekauft. Ein umfangreicher Transfer von Know-how über Qualitätssicherung und Farbgebung für die Türme war nötig. Bisher hat die Firma China Steel Machinery Corporation (CSMC) alle Türme geliefert. „ENERCON wird auch in den kommenden Jahren zu den führenden WEA-Anbietern auf dem taiwanesischen Markt gehören. Der Ausbau der Windenergie ist Regierungspolitik. Markt bestimmend sind der Energieversorger TPC und eine Anzahl von Projektentwick-lern wie InfraVest und Tung-ho als IPPs“, so Kristensen.

Ein Strauß bunter Ballons für die Jubiläumsmaschine.

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Das Stellen der großen Komponenten

Das Aufbauteam 23 arbeitet in diesen Januartagen in dem Dorf Sögel im niedersächsischen Emsland. Die acht Männer unter der

Leitung von Kevin Alfs, 21, installieren rund um den 6.000-Einwoh-ner-Ort seit November Windenergieanlagen des Typs E-82 für den Betreiber Norderland. Heute wird die Rotornabe an der Fünften von sieben neuen Anlagen des Windparks gezogen.

Am Boden sind vier Monteure damit beschäftigt, die Nabe vorzube-reiten: Sie montieren die Spinnerkappe an die schon am Kranhaken hängende Rotornabe und dichten die Fuge ab. „Wir erledigen so viele Arbeitsschritte wie möglich am Boden. Oben lassen sich die gleichen Arbeiten oft nur mit größerem Aufwand erledigen“, erläutert Alfs. Es ist nur knapp über Null Grad. Der schwache Wind ist günstig für den Nabenzug. Der Morgennebel hat sich gelichtet, so dass der Kranfah-rer das Maschinenhaus in rund 100 Metern Höhe gut sehen kann.

Konzentration und Präzision gefragt

Dort bereitet sich die andere Hälfte des Teams auf das Stellen der Nabe vor. Daniel Sebbel, 27, bedient das Funkgerät, mit dem er Kon-takt zu Teamleitung und Kranfahrer hält. Die „Wartezeit“ bis zum Na-benzug nutzen die Männer für das Reinigen der Gondel, den Anbau von Verkleidungen und letzte Vorbereitungen: Sie präparieren Schrauben

Service-Aufbaumonteur

Über 50 Teams von Aufbaumonteuren errichten weltweit für ENERCON und seine Kunden Windener-gieanlagen. Ihre Aufgaben reichen von der Vorberei-tung des letzten Stahlturmsegments für den Hub auf den Turm, über die Installation von Maschinenhaus, Generator und Rotornabe bis zur Unterstützung der Netzanbinder, etwa beim Ziehen von Kabeln durch den Turm. Der Service sucht aktuell Mitarbeiter für Aufbauteams in Schweden, Frankreich, Türkei, Ka-nada, Großbritannien und Irland. Auch die deutschen Servicegesellschaften haben Bedarf an Monteuren, Team- und Baustellenleitern.

16 WINDBLATT 01 | 2010 BERUFSBILDER

Daniel Sebbel lenkt das Einschwenken der Nabe auf den letzten Zentimetern.

Anziehen der Schrauben auf Drehmoment.

Teamleiter Kevin Alfs (links) und ein Kollege präparieren die Nabe für den Zug.

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Die Servicegesellschaften für ENERCON WEA in Schweden, Frankreich, Kanada, Groß-

britannien und Irland suchen aktuell Aufbaumonteure. Die Teams bestehen aus acht bis

zehn Mitarbeitern. Sie sind für alle Arbeitsschritte vom Zug der letzten Stahlsegmente

für Betonfertigteiltürme bis zur Montage von Generator und Rotornabe zuständig. Die

Teams betreuen die Aufbauten im eigenen Land. In Deutschland sind die Einsätze in

der Regel auf die Stammregion der Teams beschränkt: Einsätze in der benachbarten

Service-Region sowie in Partnerländern im Ausland sind möglich.

Service-Aufbaumonteur

Erforderliche Qualifikationen:

Abgeschlossene Berufsausbildung

als Mechaniker

Begeisterung für die Windenergie;

körperliche Fitness; keine Höhenangst

Aufgabenfeld: Installation der oberen WEA-

Komponenten ab der Turmspitze

Vorteile:

+ Vielfältige Aufgaben bei der Instal-

lation von WEA

+ Praktische Einführung in alle Aspekte

der Tätigkeit

+ Höchste Sicherheitsstandards

+ Karrieremöglichkeiten im Bereich

des ENERCON Service

BERUFSBILDER WINDBLATT 02 | 2010 17

und Werkzeuge und stellen den Hydraulikschrauber auf Drehmoment. Kurz bevor die Nabe Gondelhöhe erreicht, schlüpft ein Kollege in den vorderen Teil des Generators, um das Annehmen von Achszapfen und Nabe zu koordinieren. Sebbel wartet unterdessen mit den Monteuren Pattrick Widuck (23) und Benjamin Braun (27) vor dem Generator. Der Funker sagt dem Kranfahrer, wie weit er den Ausleger schwen-ken und das Kranseil ablassen soll. „Das Montieren der Nabe ist ein spannender Moment: Man muss sehr konzentriert und präzise sein“, sagt Sebbel. Nachdem die letzten Millimeter geschafft sind und die Nabe anliegt, werden die Muttern auf die Gewindebolzen gedreht und auf Drehmoment verschraubt. Zeitgleich wechselt Benjamin Braun in den vorderen Teil der Nabe, den so genannten Spinner, um den Scheibenläufer auf den Rotor des Generators auszurichten und anschließend zu fixieren.

„Das Team da oben hat noch ein paar Stunden zu tun“, sagt Alfs, der den Nabenzug vom Boden aus koordiniert hat. Nach kompletter Vormontage dauere das Stellen von oberem Turmsegment und Gondelkomponenten der E-82 etwa zwei Tage. Bei der derzeitigen Witterung benötige man aber meist länger. Der Maschinen- und Anlagenbaumechaniker aus dem münsterländischen Coesfeld gehört seit Februar 2009 zum Team 23, das Teil des Service-Mitte ist. Nach den anfänglichen Schu-lungen leiteten ihn praktisch erfahrene Kollegen aus dem Service Nord-West in Aurich an, bis er im August die Rolle des Teamchefs übernahm. „Die Auricher Kol-legen sind nach und nach in ihre ursprünglichen Teams zurückgekehrt. Dafür ist ein neues, junges und super motiviertes Team aus unserer Heimat-Region zusam-mengewachsen“, sagt Alfs.

Der Nabenzug hat begonnen.

Der junge Teamleiter hat seine Ausbildung bei einem Textilmaschinen-bau-Unternehmen in Coesfeld gemacht. Nach der Gesellenprüfung konnte er sich keinen Dauer-Arbeitsplatz an einem Ort vorstellen. „Ich wollte rauskommen.“ Bei der Arbeitsagentur sagte man ihm, man habe da etwas Außergewöhnliches. „Da hörte ich das erste Mal von ENERCON.“ Zwei Tage arbeitete er zur Probe beim Service-Mitte, in der mechanischen Anlagenwartung. „Da habe ich gemerkt, dass mir das Arbeiten draußen in der Höhe Spaß macht.“

„Keine Baustelle gleicht der anderen!“

Die WEA-Montage sei handwerklich gröber als der Maschinenbau, erläutert Alfs. Dafür passiere aber immer was Neues. Allein schon wegen der Abhängigkeit vom Wetter, den unterschiedlichen Boden-verhältnissen und der Zugänglichkeit gleiche keine Baustelle der an-deren. „Wir heben schwere Komponenten in große Höhen. Damit die unbeschadet an ihren Platz kommen, muss man sich im Team gut koordinieren. Es ist immer wieder ein toller Moment, wenn das funk-tioniert.“ – „Hier braucht man Teamplayer-Qualität“, pflichtet Hans Overkämping, 33, bei. Zehn bis Zwölf-Stunden-Arbeitstage seien bei gutem Aufbauwetter normal. Zudem lebe man auf Montage: 95 Pro-zent aller Baustellen liegen weiter als eine Stunde vom Zentrallager des Teams in Dülmen entfernt. „Das bedeutet Hotelübernachtungen zwischen den Arbeitstagen“, sagt der gelernte Motorradmechani-ker. Wichtige Faktoren seien gute Stimmung und Zusammenhalt unter den Kollegen, um während der langen Montagen auch unter Hochdruck konzentriert zu arbeiten. „Das klappt besser, wenn alle an einem Strang ziehen.“ Team 23 muss in Sögel noch zwei E-82 installieren. In einigen Wochen geht es weiter zu einem Standort nahe Münster. Overkämping freut sich schon auf freie gemeinsame Abende in der nahe gelegenen Stadt. „Wir bowlen auch gern zusammen.“

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18 WINDBLATT 01 | 2010 ZULIEFERER

Zuverlässige Sensoren für die Kontrolle von Blatt und Rotor

Pepperl + Fuchs GmbH

Das Mannheimer Unternehmen Pepperl + Fuchs entwickelt und fertigt elektronische Sensoren und Bausteine für die Fabrikau-tomation. Für ENERCON Windenergieanlagen liefert die Firma seit 2002 Drehgeber. In einer Variante geben diese Komponenten Impulse zur Berechnung von Rotordrehzahl und -beschleunigung, in einer anderen bestimmen sie den Blattwinkel. Die Anlagen-steuerung benötigt diese Werte. Die Drehgeber tragen so dazu bei, dass der Rotor gleichmäßig läuft und sich die Winkelstellung der Blätter dem Wind anpasst.

Die Drehgeber des Mannheimer Herstellers Pepperl + Fuchs sind seit 2002 in allen ENERCON Windenergieanlagen im Einsatz, die

nach den Typen E-40 und E-66 entwickelt wurden – insgesamt schon über 30.000 Einheiten. Es gibt zwei Arten von Drehgebern: Die einen, so genannte Inkrementaldrehgeber, wandeln eine Drehbewegung in elektrisch verwertbare Signale um. Die anderen bestimmen den ab-soluten Winkel einer drehenden Komponente (Absolutwertdrehgeber).

In den Steuerungseinheiten für das Pitchen der Blätter kommen Absolutdrehgeber zum Einsatz. Oberhalb einer bestimmten Windge-schwindigkeit drehen ENERCON WEA ihre Blätter aus dem Wind, um konstant Nennleistung zu erzeugen. Eine exakte Winkelbestimmung ist Voraussetzung für die Anpassung der Blattstellung – und damit für

den Gleichlauf des Rotors. „Unsere Drehgeber bestimmen den Winkel des Blattes auf ein zehntel Grad genau“, berichtet Jens-Peter Weid-lich, Pepperl + Fuchs Vertriebsingenieur für die Region Nord.

„Wir haben unsere Standardprodukte 2001 erstmals an die Vorgaben ENERCONs angepasst“, erinnert sich Weidlich. So waren die Abso-lutwertdrehgeber für die Blätter mit einer CAN Open Schnittstelle zu versehen, weitere Besonderheiten bezogen sich auf Kabellängen und das Anbringen einer Trägerscheibe. Der Blattwinkel wird vom Dreh-geber in exakt 4.096 Positionswerte aufgelöst. „Vor einigen Jahren haben wir außerdem die ursprünglich optische Winkelbestimmung auf magnetisches Abtasten umgestellt.“ Dieses System hat den Vor-teil einer höheren Stoßfestigkeit.

Der Inkrementaldrehgeber liefert in einer ENERCON WEA die Impulse für die Berechnung der Drehzahl und Beschleunigung des Rotors. Er befindet sich im Schleifringkörper. Das ist eine Komponente, die die elektrische Verbindung zwischen stehenden und drehenden Teilen in der Gondel herstellt. „Der Schleifringkörper ist der ideale Ort für die Drehzahlmessung, weil er ebenfalls aus einer drehenden und stehen-den Komponente besteht und sehr ruhig läuft“, erklärt Ulrich Neund-linger, Geschäftsführer der Elektric Schaltanlagenfertigung GmbH in Aurich. Die Anlagensteuerung berechnet aufgrund der Impulse die exakte Drehzahl des Rotors. Ziel ist ein möglichst effizienter, kons-tanter Lauf des Rotors sowie die Vermeidung von Überlasten.

Je nach Anlagentyp misst der Inkrementalgeber pro Wellenumdre-hung eine unterschiedliche Zahl von Impulsen. Diese gehen aus der optischen Abtastung einer Codescheibe hervor: Auf der Scheibe sind

Drehgeber für die Bestimmung des Rotorblattwinkels.

Prüfung, ob der Hell-Dunkel-Übergang am Drehgeber richtig justiert ist.

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Striche aufgebracht. Auf der einen Seite befindet sich eine Lichtquelle, auf der anderen Seite ein lichtempfindlicher Sensor. Trifft der Licht-strahl durch die Scheibe auf den Empfänger, übermittelt dieser einen Impuls. Unterbricht ein Strich den Strahlengang, wird kein Impuls aus-gelöst. Aus diesen Signalen lässt sich die Drehzahl errechnen.

„ENERCON hat als Besonderheit gefordert, den Inkrementaldrehge-ber mit einer Codescheibe aus Glas auszuführen“, sagt Ulrich Neund-linger. „Nur mit Glas ist die geforderte Genauigkeit zu erreichen!“ Außerdem benötigt ENERCON einen Alarmausgang: Ein Alarm wird ausgelöst, wenn der Drehgeber einen Fehler hat, z.B. die erwähnte Lichtquelle zu schwach wird.

Das inhabergeführte mittelständische Unternehmen Pepperl + Fuchs hat sich seit den 1960er Jahren auf die Automatisierungstechnik spezialisiert. Schwerpunkt des Geschäftsbereichs Fabrikautomation ist die Herstellung von Sensoren und Sensorsystemen. Dazu zählt neben den Drehgebern die Fertigung von berührungslos wirkenden Näherungsschaltern, präzisen optischen und Distanz messenden Sensoren, Neigungswinkelsensoren, Datamatrix- und Barcode-scannern sowie Positionier- und Identifikationssystemen. In der Prozess automation sind Pepperl + Fuchs marktführender Hersteller von Interfacetechnologien und Komponenten für den eigensicheren Explosionsschutz. Die Anwendungen liegen u.a. in den Industriebe-reichen Chemie, Petrochemie und Energietechnik. „Unsere Sensoren finden vielfältige Anwendung im Bereich der regenerativen Energien. Das Produktspektrum für diese Branche werden wir weiter ausbau-en“, erläutert Weidlich. „In der konventionellen Energieerzeugung und Antriebstechnik werden Pepperl + Fuchs-Sensoren z.B. in Schiffsdie-selmotoren eingesetzt und helfen dort, den Verbrauch zu reduzieren.“

Walter Pepperl und Ludwig Fuchs haben ihre Firma 1945 als Radio-werkstatt in Mannheim gegründet.1958 erfanden die Unternehmens-gründer eine der bis heute wichtigsten Komponenten der Automa-tisierungstechnik, den berührungslos wirkenden Näherungsschalter, und legten damit den Grundstein für die erfolgreiche Entwicklung des Unternehmens. Zu den ersten Kunden zählten damals die BASF Wer-ke, die ihren Sitz in Ludwigshafen auf der anderen Rhein-Seite haben. Heute sind diese Sensoren millionenfach weltweit im Einsatz.

Am Hauptsitz in Mannheim-Schönau beschäftigen Pepperl + Fuchs derzeit rund 770 Mitarbeiter. Nach Roche Diagnostics und SCA Hygiene Products (Zewa) ist die Firma einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Region. Hier werden neue Produkte entwickelt, flexible Anpassungen des 16.000 Artikel umfassenden Sortiments realisiert und die grund-legenden Leiterplatten u.a. für die Sensoren erstellt. „Sobald die Pro-duktion eines Werkstücks stabil läuft und große Zahlen erreicht, verle-gen wir sie an unsere Standorte in Ungarn, Singapur, Indonesien oder Viet nam, um Skalierungseffekte zu realisieren“, sagt Wolfgang Weber, Global Industrial Managers für regenerative Energien. Die Drehgeber für ENERCON entstehen in einem anderen Kompetenzzentrum, bei der Pepperl + Fuchs Drehgeber GmbH in Tuttlingen. Rund 50 Mitarbeiter fertigen dort jährlich 50.000 Drehgeber. „Etwa 15 % davon liefern wir an die Windindustrie“, so Weber. „Mit deutlichen Wachstumschancen.“

ENERCON nutzt die Pepperl + Fuchs-Sensorik für die Betriebsmit-telkonstruktion, vor allem in der Elektric Schaltanlagenfertigung. Weitere Einsatzbereiche werden geprüft. „Wir machen sehr viele Entwicklungen mit Pepperl + Fuchs und haben gute Kontakte“, sagt Geschäftsführer Neundlinger. „Unsere Kundenbetreuung ist regelmä-ßig vor Ort und immer für uns da, wenn wir etwas benötigen.“

Erste Schritte der Sensorproduktion bei Pepperl + Fuchs in Mannheim: Leiterplatten werden maschinell mit SMD-Bauteilen bestückt.

Page 20: WINDBLATT · dem Gelände des VW-Werkes Emden ans Netz genommen. Die Anlage des Auricher Herstel-lers soll jährlich rund 20 Millio-nen kWh Strom produzieren. Das entspricht dem Energiebedarf

WINDBLATT

Die deutschen Industrie- und Handelskammern stehen dem EEG traditionell eher kritisch gegenüber. Dass dies nicht von allen IHKs so geteilt wird, belegt ein Positionspapier zu Erneuerbaren Energien der IHK Nord, der Arbeitsgemeinschaft von 13 norddeutschen Industrie- und Handelskammern. Dr. Jan Amelsbarg, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK für Ostfriesland und Papenburg, erläutert die Position „seiner“ IHK.

Windblatt: Die IHK Nord hat im vergangenen Jahr ein gemeinsames Papier speziell zur Windenergie verabschiedet. Was ist die besondere Bedeutung der Windbranche für Ihre Mitglieder?Amelsbarg: Besonders im Krisenjahr 2009 hat sich die Windener-gie als verlässliche Konjunkturstütze erwiesen. Sie ist und bleibt eine innovative Wachstumsbranche mit erheblicher Wertschöpfung, beträchtlichen Steuereinnahmen und deutlichen Jobeffekten. Beson-ders für den IHK-Bezirk Ostfriesland und Papenburg kann man das an den Beschäftigtenzahlen ablesen. Mehr als 4.000 Arbeitnehmer sind bereits unmittelbar in der Windbranche tätig. Und allein die von ENERCON innerhalb Ostfrieslands vergebenen Zuliefereraufträge haben ein Umsatzvolumen von jährlich 230 Mio. Euro. Auch für die Hafenwirtschaft ist die Windbranche ein wichtiger Wachstumsmotor. In den letzten Jahren sind Windenergieanlagen mit einer Nennleis-tung von mehr als 4.000 MW von Emden aus auf Seereise gegangen. Die Erneuerbaren Energien haben sich zu ökonomischen und ökolo-gischen Eckpfeilern einer zukunftsorientierten Wirtschaft entwickelt.

Windblatt: Unter den IHK-Mitgliedern sind zahlreiche große Firmen, für die die Windenergie eine hohe Bedeutung hat. Sehen Sie auch in anderen Regionen Bestrebungen zu einem gemeinsamen Bekenntnis zur Zukunftsbranche der Erneuerbaren? Warum tut sich ihr Dachver-band, der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK), immer noch schwer mit den Erneuerbaren Energien? Amelsbarg: Mir sind zurzeit keine derartigen Bestrebungen bekannt. Aber das kann ja noch werden. Wir werden nicht aufhöhren, auf die industriepolitische und energiepolitische Bedeutung der Erneuerbaren in einem ausgewogenen Energie- und Kompetenzmix hinzuweisen. Das ist bei den 13 Kammern der IHK-Nord gelungen. Das werden wir irgendwann auch bei den 80 DIHK-Kammern noch schaffen. Für uns sind der Einsatz von Erneuerbaren Energien und Energieeffizienz keine Wahl, sondern ein Imperativ.

Windblatt: Die IHK für Ostfriesland und Papenburg befürwortet das Erneuerbare-Energien-Gesetz schon lange, ist aber gemeinsam mit der IHK Flensburg allein auf weiter Flur. Was können wir tun, damit auch andere IHKs endlich merken, dass die Windbranche in noch viel mehr Regionen einer der bedeutendsten Industriezweige ist? Amelsbarg: Sie haben Recht, die positiven Auswirkungen des EEG machen sich quer durch ganz Deutschland bemerkbar. Von den Lie-ferantenumsätzen mit ENERCON profitieren z.B. Baden-Württemberg in Höhe von 216 Mio. Euro, Nordrhein-Westfalen mit 315 Mio. Euro oder Sachsen-Anhalt mit 322 Mio. Euro – und das jährlich. Die Wind-industrie ist somit weit mehr als nur eine Randindustrie der Küste. Alle Bundesländer profitieren. Und darauf müssen wir verstärkt durch Roadshows und andere medienwirksame Veranstaltungen hinwei-sen. Ich biete dafür gerne meine Unterstützung an.

Windblatt: Der IHK-Bezirk Ostfriesland-Papenburg hat beste Chancen auf eine regenerative Vollversorgung. Wo stehen wir heute und was können wir noch erreichen?Amelsbarg: In Ostfriesland und Papenburg werden zwischenzeit-lich etwa 2,3 Mrd. Kilowattstunden durch Windenergieanlagen er-zeugt. Das entspricht rein rechnerisch – ich betone: rein rechnerisch – einem Anteil von 104 % der tatsächlich verbrauchten Strommenge. Der regenerative Anteil insgesamt – also Photovoltaik, Biomasse und Windenergie – liegt sogar bei 128 %. In Puncto Marketing ist das für unseren IHK-Bezirk eine hervorragende Ausgangsbasis, um noch mehr Menschen und Unternehmen für die Region zu begeistern. Und wir werden unseren Beitrag leisten, dass diese Begeisterung über die Grenzen unseres IHK-Bezirkes hinaus ausstrahlt. Dann wird irgend-wann auch ganz Niedersachsen die 100 %-Marke erreichen. Denn Erneuerbare Energien sind und bleiben ein effektiver Plusfaktor in der Kommunikation. Sie erzeugen ein hohes mediales Interesse und sorgen für ein positives Stimmungsbild.

„Von der Windindustrie profitieren alle Bundesländer“

Jan Amelsbarg, IHK Ostfriesland & Papenburg