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WINDBLATTENERCON Magaz infür Wind Energ ieAusgabe 04 | 2007
www.enercon.de
STANDORT WALD138 Meter Turm:
Ertragsstarke Turbinen hoch
über den Wipfeln
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NATIONAL E-70 auf
Truppenübungsplatz:
Windpark hilft urwüchsige
Heidelandschaft zu bewahren
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ZULIEFERERSKF in Deutschland: Lager für
Millionen Drehungen
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TECHNOLOGIE100 % Erneuerbare Energien
machbar: Kombikraftwerk
deckt exakt den Verbrauch
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INTERNATIONALErster E-70 Windpark in
Griechenland: Erneuerbare
Energie für Arkadien
Seite 12
Editorial
ENERCON NewsNachrichten aus der ENERCON Welt
Titel138 Meter Turm:Ertragsstarke Turbinen hoch über den Wipfeln
NationalE-70 auf Truppenübungsplatz:Windpark hilft urwüchsigeHeidelandschaft zu bewahren
ZuliefererSKF in Schweinfurt: Lager fürMillionen Drehungen
Technologie100 % Erneuerbare Energien sindmachbar: Kombikraftwerk decktexakt den Verbrauch
InternationalErster E-70 Windpark inGriechenland: Erneuerbare Energiefür Arkadien
Neue ENERCON Windparks in Italien:Erste Türme aus Bari
Größter französischer Windpark inFruges: Frankreichs Markt fürWindenergie boomt
RubrikenENERCON AdressenInfo-Service
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Redaktion: Volker Uphoff, Ruth Brand
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Erscheinungsweise: Das WINDBLATT erscheint alle drei Monate und wird regelmäßig der Zeitschrift „Neue
Energie“, ein Magazin des Bundesverbandes Windenergie e.V., beigelegt.
Bezug: Telefon 04941 976-283 oder unter www.enercon.de; Schutzgebühr 2,– Euro.
Titelfoto: E-82 Windpark in Kisselbach, Rheinland-Pfalz
E D I T O R I A L WINDBLATT 04 | 2007 3
die Bundesregierung hat in diesem Sommer ihr dringend notwendiges Klimaschutzpaket ver-abschiedet. Zentrale Maßnahme im Strombereich ist die Überarbeitung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Dabei hängt vieles von einer vernünftigen Ausgestaltung ab: Hier bildet der Erfahrungsbericht der Bundesregierung zum EEG vom 5. Juli eine gute Diskussions-grundlage. Er empfiehlt eine Absenkung der Degression bei der Windenergie von 2 auf 1 Prozent jährlich. Dies ist ein Schritt in die richtige Richtung, wird jedoch nicht reichen, um dengestiegenen Rohstoffkosten bei Kupfer, Stahl, Elektroblechen und Nickel, aber auch bei che-mischen Produkten wie Lacken und Harzen in der Windenergieanlagenherstellung Rechnungzu tragen. So sind die Stahlpreise an den internationalen Rohstoffmärkten seit der letzten EEG-Novelle 2004 um 50 Prozent gestiegen und die Kupferpreise haben sich im selben Zeitraumverdreifacht. Diese Kosten müssen wir wenigstens teilweise an unsere Kunden weitergeben.Deshalb braucht die Branche dringend eine zeitweilige Aussetzung der Degression, damit derAusbau der Windenergie in Deutschland nicht zum Erliegen kommt.
Diskutiert wird auch die Einführung eines Technologiebonus: Dieser wäre in höchstem Maßesinnvoll, denn er würde Betreiber belohnen, die eine fortschrittliche Technologie für ihrenWindpark wählen. Eine solche Regelung wäre nicht nur im Interesse einer sicheren Energie-versorgung für Deutschland. Sie böte zugleich weiteren Ansporn, den regenerativen Teil unse-rer Stromversorgung so effizient und flexibel wie möglich zu gestalten. Ein entsprechender Bo-nus belohnt die Anstrengungen von innovativen Unternehmen, die – wie ENERCON – dietechnologische Weiterentwicklung der Windenergie immer wieder maßgeblich mitgestalten.Zu den jüngsten Beispielen zählen die neuen FACTS (Flexible AC Transmission System) Eigen-schaften der Leistungselektronik von ENERCON Windparks: Sie ermöglichen die rasche Abga-be von Blindleistung ohne Einschaltung zusätzlicher Quellen (Kondensatoren, Induktivitäten)sowie die Fähigkeit zum Durchfahren von Netzfehlern. ENERCON Windparks können damitauch an schwachen Punkten des Stromnetzes die Versorgungssicherheit unterstützen.
Einen wachsenden Beitrag zum Ausbau der Windenergie in Deutschland leistet die Er-schließung von Waldstandorten. Die guten Windlagen im mittleren und südlichen Teil des Lan-des befinden sich häufig im Wald, auf den Kuppen der Mittelgebirge. Sie sind oft weit entferntvon der nächsten Wohnbebauung, was zur Folge hat, dass unsere stets leiser werdenden An-lagen für die Anwohner nur noch bei Spaziergängen zu hören sind. Die Windenergie eröffnetden Waldbesitzern zugleich große wirtschaftliche Chancen: Mit den Einnahmen aus der Wind-energie können sie weiterhin Flächen unterhalten und pflegen, deren Nutzungsmöglichkeitenzusehends vom Klimawandel eingeschränkt werden, wie der Sturm Kyrill im Januar mit sei-nen verheerenden Wirkungen im deutschen Mittelgebirge gezeigt hat.
Liebe Leserinnen und Leser,
Aloys WobbenGeschäftsführer ENERCON GmbH
Ihr
4 WINDBLATT 04 | 2007 N E W S
Konrad Bokern aus Bakum seit fünf Jahren
beharrlich eingesetzt hat. Bokern zufolge be-
durfte es einer Vielzahl von Anläufen, ehe er
bei Arcelor-Vorstandsmitglied Hans-Jürgen
Blöcker Gehör fand für seine Idee eines Wind-
parks auf den Brachflächen des rund
700 Hektar großen Betriebsgeländes. Er durf-
te drei Flächen entwickeln, von denen er zwei
tatsächlich realisieren konnte.
Bislang hat er dort sechs Anlagen der Zwei-
Megawatt-Klasse errichten lassen, inklusive
der zwei neuen E-82. Der Standort bietet her-
vorragenden Wind, der Ertrag der beiden Anla-
gen wird voraussichtlich 9,5 MWh p.a. betra-
gen. „Der Bau verlief auf dem nassen Gelände
teilweise schwierig“, berichtete Wolfgang
Lübbe von ENERCON auf der Einweihungsfei-
er. Für die Fundamente mussten zwei Meter
Boden aufgeschüttet werden, die Statik war
neu zu berechnen. 36 Stützpfeiler wurden 18
Meter tief in den Grund hineingetrieben. Der
Ort sei trotz der Nässe ideal, da man über 140
Meter Gesamthöhe habe bauen können, so
Lübbe. „Jeder Meter Nabenhöhe bedeutet ein
Prozent mehr Ertrag.“
Auch der Umweltsenator zeigte sich zufrieden,
haben doch die Bremer Stadtwerke SWB bis-
lang erst einen Regenerativanteil beim Strom
von 1,5 Prozent. Diesen gelte es so schnell
wie möglich zu erhöhen, so Loske. Bereits der
Vorgängersenat hat deshalb Ende 2006 sechs
Standorte als Windvorranggebiete ausgewie-
sen, von denen vier unmittelbar auf Industrie-
flächen – vor allem altes Hafengebiet – ange-
siedelt sind. „Im Laufe der nächsten Jahre
werden voraussichtlich 14 neue Windenergie-
anlagen in Bremen aufgestellt, das bedeutet
Kilowattstunden prognostiziert, genug um
über 4.500 Haushalte mit Strom zu versorgen.
Die Fundamente der beiden E-126 sind schon
fertiggestellt, ebenso der erste Turm. Auf der
aufgespülten Fläche am Emsufer wurden je
Windenergieanlage 64 Pfähle mit einer durch-
schnittlichen Länge von 25 Metern in den Bo-
den gerammt. 1.500 Kubikmeter Beton aus ei-
gener Produktion sowie 180 Tonnen
Bewehrungsstahl sind in dem Tiefgründungs-
fundament verarbeitet.
ENERCON hat für den Aufbau sein umwelt-
freundliches Transportkonzept weiter opti-
miert. „Wir liefern nur noch einen Teil der
Komponenten über die Straße. Sämtliche
Turmteile wurden aus dem Jarßumer Hafen
per Binnenschiff zum Anleger an die Knock
transportiert. Großkomponenten wie Genera-
tor und Rotorblätter kommen ebenfalls auf
dem Wasserwege vom ENERCON Werk in
Magdeburg nach Emden“, sagt René Wolf,
Mitarbeiter der Logistikabteilung bei
ENERCON. Die erste Anlage soll noch vor Ende
2007 ihren Betrieb aufnehmen.
Zwei E-82 auf dem Gelände der Bremer Stahlwerke eingeweiht
„Es ist eine Freude zu sehen, wie die Winden-
ergieanlagen hier aus dem Boden sprießen“,
sagte Reinhard Loske, frisch gebackener
Bremer Umweltsenator, Ende August bei der
Einweihung von zwei E-82/2 MW auf dem
ehemaligen Stahlwerke Bremen-Gelände am
Industriehafen. ENERCON hat hier die Anlagen
Nummer fünf und sechs eines Windparks er-
richtet, für den sich Planer und Betreiber
Leistungsstärkste Windturbinen derWelt entstehen in Emden
ENERCON errichtet auf dem Rysumer Nacken
in Emden zwei Anlagen des Typs E-126/6 MW.
Das neue ENERCON Modell ist eine Fortent-
wicklung der bislang leistungsstärksten Wind-
energieanlage der Welt, der E-112 mit einer
Nennleistung von 6 MW. Die ENERCON GmbH
als Antragstellerin und Bauherrin des Projekts
wird dort verschiedene Speichertechnologien
in Kombination mit den Multimegawatt-Wind-
energieanlagen testen.
Erstmals wird eine ENERCON Windenergiean-
lage dieser Größenordnung mit einem Fertig-
teilbetonturm errichtet. Für das Vorgängermo-
dell, die E-112/6 MW, wurden Ortbeton-
(125 m NH) oder Stahlrohrtürme (97 m NH)
verwendet. Die Türme der E-126/6 MW wer-
den 131 Meter hoch sein. Sie bestehen aus
insgesamt 36 Betonsegmenten, die bei WEC
Turmbau Emden GmbH am Emder Südkai ge-
fertigt werden. Die Nabenhöhe beträgt 135
Meter, die Gesamthöhe liegt bei 198 Metern.
Die Anlagen weisen eine Reihe von Neuheiten
auf: Neben dem von 114 auf 126 Meter ver-
größerten Rotordurchmesser kommt das opti-
mierte Blattkonzept mit bis zur Nabe heran
reichendem Hinterkantensegment erstmals
auch bei der größten ENERCON Anlage zum
Einsatz.
Aufgrund von Nabenhöhe und neuem Blatt-
profil wird die E-126 einen erheblichen Mehr-
ertrag gegenüber der E-112 erzielen. Für den
Standort am Rysumer Nacken wird ein
Jahresenergieertrag von über 18 Millionen
Vormontage von Halbschalen für den E-126-Turm.
Wolfgang Lübbe (l.), ENERCON, Konrad Bokern,WindRat Bokern GmbH, und Reinhard Loske,Bremer Umweltsenator, bei der Einweihung.
Eine der beiden ENERCONS im Windpark an denBremer Stahlwerken.
CanWEA 2007 (Québec/Kanada)30.09. – 03.10.2007Québec Convention CentreInternationale Konferenz undFachmesse der Canadian WindEnergy Association (CanWEA) ENERCON an Stand 129/228www.canwea.ca
WWEC 2007(Mar del Plata/Argentinien)02.10. – 04.10.20076. Konferenz und Messe der World Wind Energy Association(WWEA)www.wwec2007.org.ar
ENERGY 2007(Athen/Griechenland)18.10. – 21.10.2007Messe zu Erneuerbaren Energiequellen, Management und Energiesparenwww.leaderexpo.gr
8. Österreichisches WindenergieSymposium AWES(St. Pölten/Österreich)23.10. – 24.10.2007Fachtagung der IG Windkraft/Austrian Wind Energy Associationzur Windenergiewww.awes.at
16. Windenergietage(Neuruppin/Deutschland)07.11. – 08.11.2007Fachtagung zur Windenergie:Rechtliche Fragen, Steuern,Mehrwert für die Windenergiewww.windenergietage.de
AGRITECHNICA(Hannover/Deutschland)13.11. – 17.11.2007Internationale Fachausstellung fürLandtechnik der DeutschenLandwirtschafts-Gesellschaft (DLG)ENERCON in Halle 27, St. 27-M34www.agritechnica.com
INFO
-SER
VICE
N E W S WINDBLATT 04 | 2007 5
einen Investitionsschub von 35 Millionen Eu-
ro“, sagte Loske. Betreiber Bokern hofft nun,
dass er noch eine weitere für die aktuelle
Fläche bereits genehmigte Anlage mit Arcelor-
Mittal realisieren kann. Insgesamt würden
sich dann auf dem Gelände des Stahlwerks 13
Anlagen drehen.
Costa Rica: Erster ENERCON Windparkin Mittelamerika entsteht
ENERCON wird 2008 und 2009 insgesamt 55
Windenergieanlagen des Typs E-44/900 kW in
Costa Rica errichten, die ersten ENERCON An-
lagen in Mittelamerika überhaupt. Einen ent-
sprechenden Vertrag mit Projektpartnern hat
das Unternehmen im August unterzeichnet.
Mit von der Partie sind die Mainzer juwi GmbH,
die den Park entwickelt hat, Saret aus Costa
Rica – eines der größten Bauunternehmen in
Mittelamerika – sowie Econergy. Betreiberin
wird die Proyecto Eólico Guanacaste S.A. sein,
deren größter Anteilseigner der Regenerativ-
strom-Erzeuger Econergy International PLC
aus Boulder, Colorado, ist.
Die Gesamtleistung des Parks beträgt knapp
50 MW, die Prognose sagt einen Jahresertrag
von 240 GWh und eine Durchschnittswindge-
schwindigkeit von rund 12 m/s in Nabenhöhe
(45 Meter) voraus. Im Vergleich zu einem
Kohlekraftwerk wird „La Gloria“ damit jährlich
240.000 Tonnen CO2 einsparen.
Der Standort befindet sich im Nordwesten des
Landes nahe der Stadt Liberia auf einer Höhe
von 600 bis 700 Metern. Höchster Punkt ist ei-
ne Bergspitze mit 823 Metern. Im Osten
grenzt das Gebiet an eine Hochebene. Der Vul-
kan Santa Maria liegt nordwestlich. Die Kordil-
leren sind z.T. noch vulkanisch aktiv, entspre-
chend erdbebengefährdet ist die Region.
ENERCON und die Betreiber haben ein EPK mit
11 Jahren Laufzeit vereinbart. Für die Unter-
haltung wird eigens eine Servicegesellschaft
in Costa Rica gegründet. „Wir sind zuversicht-
lich, dass wir von dort aus bald noch weitere
Windparks betreuen können“, sagt ENERCON
Vertriebsleiter Stefan Lütkemeyer.
Neues Speicherprojekt mit ENERCONAnlagen in Sachsen-Anhalt
Ein Projekt zur Verstetigung der Windstrom-
Einspeisung mit ENERCON Windenergieanla-
gen entsteht derzeit in Sachsen-Anhalt: Ge-
meinsam mit Vattenfall und E.on Avacon
planen die Betreiber des Windparks Druiberg
in der Stadt Dardesheim die Kopplung von 28
E-70 und einer E-112 mit insgesamt 62 MW
installierter Leistung an das Pumpspeicher-
kraftwerk Wendefurth im Harz. Wissenschaft-
lich begleitet wird das Projekt vom Institut für
Solare Energieversorgungstechnik der Univer-
sität Kassel. Die Forscher klären Fragen von
Datenaustausch und -verarbeitung, aber auch
eine angemessene finanzielle Kompensation
für den Windpark und die Betreiber des Pump-
speichers mit zwei 40 MW Turbinen.
Ziel ist mittelfristig die Errichtung eines regio-
nalen Kombikraftwerkes mit möglicherweise
weiteren erneuerbaren Energiequellen. Ge-
spräche mit den Betreibern benachbarter
Windparks und Biogasanlagen laufen. Nach
einer Realisierung könnte die Region selbst
bei mehrtägigen Flauten zu 100 % mit saube-
rem Regenerativstrom versorgt werden.
Pumpspeicherwerk Wendefurth.
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Standort des Windparks „La Gloria“ in Guanacaste.
Die ersten fünf Prototypen des neuen 138Meter Turms entstehen in diesen Wochennahe Hilchenbach im Siegerland, an einemWestausläufer des Rothaargebirges. DenBau der E-82/2 MW haben der Landwirt,Windenergieplaner und Betreiber GünterPulte und sein Partner Franz-Josef Ochs ini-tiiert. Die Anlagen sollen sich, so ist es ge-plant, ab Ende des Jahres auf einer Höhevon rund 600 Metern über Normal Null dre-
hen. Mitten im Wald, an einem Ort mit einerDurchschnittswindgeschwindigkeit von6,39 m/s entsteht ein Bürgerwindpark.
Starker Rückhalt vor Ort88 Kommanditisten hat Pulte für eine Betei-ligung an der Windparkgesellschaft Rot-haarwind GmbH & Co KG gewonnen. DieAnteile reichen von 3000 Euro bis zu einerSumme von 600.000 Euro. „Mittlere Einla-
gen zwischen fünf und zehn Tausend Euroüberwiegen in der Gesellschaft“, sagt Pulte.
Er ist stolz auf die Zusammensetzung derGesellschaft: Zwei Drittel der Beteiligtenstammen aus den Kreisen Olpe und Siegen.Allein 27 Anteilseigener kommen aus derStandortgemeinde: Landwirte, Handwerker,Geschäftsleute, Forstbeamte, Waldbesitzer,Arbeitnehmer, Hausfrauen. Aber auch Kom-manditisten von Außerhalb haben oft nochWurzeln in der Region. Im Sieger- und Sau-erland wurden die Wälder auf den Gebirgs-zügen seit Jahrhunderten als „Hauberge“genutzt. Diese befanden sich meist im Ge-meinschaftseigentum der Bewohner einerOrtschaft, die sie bewirtschafteten, erläutertPulte. Die Anteile an den Waldgenossen-schaften befinden sich noch heute in Fami-lienbesitz und werden über Generationenvererbt. Pulte warb unter den Genossen-schaftern und fand so auch Kommanditis-ten, die in Düsseldorf oder Hamburg leben.
Windparks gehören in den WaldDer Windpark Hilchenbach ist das Ergebnisvon sechs Jahren intensiver Planungsar-beit. Bis zum Jahr 2000 galt in Nordrhein-Westfalen ein Windkrafterlass, dem zufolgeeine Ausweisung von Standorten im Waldnicht möglich war. Pulte hat damals zusam-men mit weiteren Windenergieplanern ausder Region die frühere NRW-Umweltmini-sterin Bärbel Höhn von der Unsinnigkeit die-ser Beschränkung überzeugt. „Die Wälderin den höheren Lagen sind bei uns oftMonokulturen, was ist daran besondersschützenswert? Der Kreis Siegen besteht zu65 Prozent aus Waldfläche, bei uns hat dieFreifläche eine größere ökologische undlandschaftliche Bedeutung als der Nadel-
138 Meter Turm in Hilchenbach
Die deutschen Mittelgebirge bieten hervorragende Windstandorte.Doch die meisten bleiben bislang unerschlossen. Denn windreicheHöhenzüge sind oft bewaldet, und der Wald ist für Planer in vielenRegionen tabu. Dabei lassen sich Waldstandorte sehr gut und zurZufriedenheit von Naturschützern, Anwohnern, Betreibern,Waldbesitzern und Forstbehörden entwickeln – wie das Beispiel desWindparks Hilchenbach am Rothaargebirge zeigt. Damit die fünf E-82 an diesem Ort besonders wirtschaftlich arbeiten können, hatENERCON seinen bisher höchsten Turm, einen 138 Meter hohenBetonfertigteilturm, entwickelt.
Ertragsstarke Turbinenhoch über den Wipfeln
Günter Pulte (2. v. r.) mit den Vorständen zweier Haubergsgenossenschaften, die den Standort verpachten.
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wald, diese Freiflächen muss man deshalbvor Eingriffen bewahren“, argumentiert Pul-te. Ministerin Höhn ließ sich überzeugenund änderte den Erlass.
So wurde 2001 die Windenergieanlage„Ewiger Fuhrmann“ in Kreuztal-Littfeldmöglich, die das planerische Vorbild für denWindpark in Hilchenbach bildete. „Entschei-dend für die erfolgreiche Planung war, dassich von Anfang an nicht nur auf die Verwal-tung zugegangen bin, sondern auch die lo-kale Politik und die Bevölkerung mit insBoot geholt habe“, berichtet Pulte. DerWindpark Hilchenbach fand so selbst beider lokalen FDP-Fraktion Unterstützung. DerStadtrat von Hilchenbach entschied sich –mit den Stimmen der FDP – für eine Betei-ligung am Bürgerwindpark. Pulte: „Trotzklammer Kassen wollte der Rat symbolischseine Unterstützung demonstrieren.“
Anstoß zum 138-Meter-TurmEinen Wermutstropfen gab es dennoch: Ei-ne zumindest zeitweise in der Diskussionbefindlich Trassenführung für den Weiter-bau der A4 zog sich genau über den Kammder Berge „Lümke“ und „Drei Buchen“, aufdenen auch die Windenergieanlagen stehensollten. Außerdem meldete die auf der an-deren Seite des Bergrückens angrenzendeNachbargemeinde Bedenken an. Die Anla-gen mussten deshalb auf ihre jetzigen
Standorte etwas unterhalb der Kuppe wei-chen. Da hier die mittlere Windgeschwin-digkeit bei gleicher Nabenhöhe geringergewesen wäre, regte Pulte des Bau eineshöheren Turms an: Statt der zunächst ge-planten E-70 mit 113 Meter Turm werdennun E-82 mit 138 Meter Turm den Verlustan Windgeschwindigkeit ausgleichen.
Herausforderung HanglageDas Gelände in Hilchenbach ist unterhalbder Kuppe ziemlich steil. „Für den Transportder Turm- und Anlagenkomponenten müs-sen wir bis zu 20 % Hangneigung bewälti-gen“, berichtet Andreas Giesler, ENERCONProjektleiter. „Hinzu kommt, dass es außer-halb der eingeebneten Montage- und Kran-stellplätze keine geeigneten Lagerflächengibt.“ So wird der Aufbau in Hilchenbachzur Herausforderung für die Teams. „In demGelände braucht es allein vier bis fünf Tage,den 600 Tonnen Raupenkran (Gesamthöhe150 Meter) umzusetzen. Weitere Besonder-heit ist, dass der Rotor nicht wie üblich vor-montiert, sondern die Blätter in Einzelblatt-montage gezogen werden müssen.“
ENERCON stellt sich den Herausforderun-gen, denn es gilt zu zeigen, dass Windener-gie im Wald möglich, wirtschaftlich undumweltverträglich ist. Die neue Landesre-gierung NRW hat den Windenergieerlassgleich nach ihrem Amtsantritt 2005 umge-
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Hilchenbach: Die 600 Tonnen Kranraupe mit bis zu 150 Meter hohem Gittermast beim Betonturmaufbau.
schrieben und den Wald wieder zur Tabuzo-ne erklärt. Gemessen an der Einwohnerzahlbetrage der Waldanteil in NRW gerade soviel wie in Berlin, argumentiert Umweltmini-ster Eckhard Uhlenberg. Wald sei ein zuwichtiges Gut und die Erhaltung großer zu-sammenhängender Waldgebiete insbeson-dere aus Gründen des Natur- und Land-schaftsschutzes von Bedeutung. Deshalbbleiben in NRW Waldstandorte für die Wind-energienutzung ausgeschlossen. Ein Pro-jekt wie in Hilchenbach zu genehmigen,wäre nach dem Willen der Landesregierungheute unmöglich.
Windkrafterlass widersprichtkommunaler PlanungshoheitPulte hatte also das Glück, dass er die Ge-nehmigung beim Regierungswechsel be-reits in der Tasche hatte. Ihm tut es leid umdas ungenutzte Windenergiepotenzial, dasdie Wälder rund um seinen Heimatort Kirch-hundem bieten. „Der Windkrafterlass greiftin die Planungshoheit der Kommunen ein“,befindet er. Er hofft, es werde sich eine Ge-meinde finden, die den Versuch wage, trotzdes Erlasses Windflächen in Waldgebietenauszuweisen. Pulte: „Ich habe mit Fachjuri-sten und Mitarbeitern des früheren staatli-chen Umweltamts darüber diskutiert. DieExperten vertreten den Standpunkt, dassder Erlass der kommunalen Planungshoheitwiderspricht und im Falle eines Rechtsstrei-tes auf schwachen Füßen stünde.“
Für Pulte stellt der Bau eines Bürgerwind-parks auf dem Boden einer Haubergsge-nossenschaft keinen unangemessenen Ein-griff in unberührte Natur dar, sondern dieFortführung des uralten bewährten Prinzipsder nachhaltigen Nutzung der Kulturland-schaft: „Die Einwohner nutzen gemeinsamihre Umwelt, um ihren Lebensunterhalt zuerwirtschaften.“ Er weist außerdem daraufhin, dass die ökologischen Konsequenzenüber umfangreiche Ausgleichsmaßnahmenausgeglichen werden, unter anderemdurch Anlage von fünf Hektar Buchen-mischwald. Auch würden die in den Waldgehauenen Stellflächen teilweise wiederzurückgebaut, insgesamt um etwa ein Drit-tel, und neu bepflanzt.
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E-70 auf Truppenübungsplatz
Die Veranstalterin, die Regionale Planungs-gemeinschaft Havelland-Fläming, nutzteden Tag, um die 31 E-70/2 MW des Parksauf dem früheren Truppenübungsplatz beiJüterbog einzuweihen. Eigentümerin desGeländes ist die Stiftung NaturlandschaftenBrandenburg, die die urwüchsigen ehemali-gen Truppenübungsgebiete des Landes erhalten möchte. Schließlich bieten dieseseltenen Pflanzen und Tierarten Rückzugs-möglichkeiten. Mit 7100 Hektar macht derÜbungsplatz bei Jüterbog derzeit zwei Drit-tel der Fläche des Stiftungsbesitzes aus. DiePacht für den Windpark ermöglicht der Stif-tung nun neue Geländekäufe.
Die Regionale Planungsgemeinschaft, dieu.a. für die Ausweisung von Windvorrang-flächen zuständig ist, beteiligt sich an demEU-Projekt WindTechKnow, das die Winden-ergie in Europa durch Netzwerke, Informati-ons- und Erfahrungsaustausch voranbrin-gen will. In einem Projekt wurden rund 1900Bürger in Havelland-Fläming, die im Ein-zugsbereich von Windenergieanlagen leben,über ihr Wissen und ihre Meinung zur Wind-energie befragt. Resultat: Die Bürger befas-sen sich durchaus mit der Energieversor-gung der Zukunft und erneuerbare Energienwerden dabei als wichtigster Baustein an-gesehen. Zugleich zeigte sich noch viel In-formationsbedarf, so dass die Gemeinde Jü-
terbog beim Fest für ihre Bürgereine Infosäule zur Windenergieaufstellte und zum Quiz einlud.
Wegen seiner Lage in der wert-vollen Naturlandschaft wird derWindpark Heidehof durch einzehnjähriges Vogel- und ein Fle-dermaus-Monitoring begleitet.Für eine Reihe von Brut- undGastvogelarten, aber auch fürZugvögel besteht im Hinblick auf die Wind-energie noch Forschungsbedarf: So willman herausfinden, ob die Anlagen Auswir-kungen auf die Zusammensetzung derBrutvogelgemeinschaften in ihrem Umfeldhaben. Untersucht wird auch der Einflussauf das Zug- und Rastverhalten.
Ein anderes Projekt befasst sich mit demEinfluss der Windenergie auf Fledermäuse.Bislang fehlen genaue Untersuchungen, diedie Situation vor und nach dem Bau vonWindenergieanlagen beleuchten, so dasssich die Auswirkungen auf die Tiere schwereinschätzen lassen. Schwerpunkt der Studiesind die Klärung von möglichen Verlustenvon Jagdgebieten, Einschnitten in Flugkorri-dore sowie Erhebungen zu Kollisionsopfern.Ein Bunker des Übungsplatzes wurde zurFledermaushöhle umgestaltet. Die erstenTiere haben schon Quartier bezogen.
Wissenschaftlich begleiten lässt sich diePlanungsregion vom Fachgebiet für Land-schaftsarchitektur Regionaler Freiräume(LAREG) der Technischen Universität Mün-chen. Die Gruppe um den Landschaftspla-ner Professor Sören Schöbel interpretiertWindenergieanlagen als neue Elemente ei-ner sich wandelnden Kulturlandschaft. Siemöchte damit zur Verbesserung der gesell-schaftlichen Akzeptanz von Windenergiebeitragen. Zwar war nicht das Gelände desWindparks Heidehof ihr Untersuchungs-raum, sondern der frühere Artillerieschieß-platz Kummersdorf-Gut mit dem angren-zenden still gelegten MilitärflugplatzSperenberg. Doch sind die Ergebnisse auchfür andere ehemalige Militärflächen auf-schlussreich. Die Besucher des Windfestesin Jüterbog-Werder konnten sich davon ineiner Ausstellung zu den Ergebnissen desForschungsprojekts überzeugen.
Zum ersten europaweiten Tag des Windes am 15. Juni hatdas Dorf Jüterbog-Werder in Brandenburg ein großesWindenergie-Fest gefeiert. Neben viel Unterhaltung ein-schließlich Malecke für Kinder, Kremserfahrten undParkführungen gab es Infos und Diskussionen rund um dieWindenergie. Jüterbogs Bürgermeister Bernd Rüdigerweihte den Windpark Heidehof ein, der von mehrerenForschungsvorhaben begleitet ist.
Windpark hilft urwüchsige Heidelandschaft zu bewahren
Der Windpark in der Sand- und Heidelandschaft am Fläming.
Wälzlager bestehen aus einem Innen- undAußenring, den Wälzkörpern und einem Kä-fig, in dem sie sich drehen. Ein gutes Wälz-lager zeichnet sich durch Laufgenauigkeit,gleichmäßiges Geräusch sowie exakt aufeinander abgestimmte Außen-, Innen- undBohrungsdurchmesser aus. Die Wälzkörpermüssen exakt gleiches Maß haben, in denZwischenräumen muss sich genau die vor-gesehene Menge Lagerluft befinden.
Die Wälzkörper werden in Öfen gehärtet undvon Schleifmaschinen in Form gebracht,ehe man sie zwischen Innen- und Außenrin-ge legt. Anschließend werden aus Band-stahl geschnittene Käfighälften aus gehär-tetem Stahlblech aufgelegt. Dann beginnt
die Verteilung der Körper zwischen den Rin-gen, ehe die Lager vernietet werden.
„Für SKF hat Qualität in allen Phasen derFertigung Priorität“, sagt Walter Ragaller,Sprecher von SKF in Schweinfurt. So sindalle Maschinen, die Ringe drehen, schleifenund hohnen, mit Messeinrichtungen zurPrüfung ausgestattet. „Automatische Prü-fungen zwischen den Arbeitsgängen sowiezusätzliche Kontrollen sichern die Qualität.“
SKF ist ein schwedischer Konzern, der inmehr als 130 Ländern präsent ist. Die deut-sche Niederlassung Norma wurde 1929 mitweiteren Kugellagerherstellern zu den Ver-einigten Kugellagerfabriken fusioniert. 1953
benannte sichdas Unterneh-men um in SKFKugellagerfabri-ken. Inzwischenhat sich der Kon-zern mit weltweit41.000 Mitarbei-tern zum Kom-plettanbieter fürBewegungstech-nik weiterent-wickelt: NebenWälzlagern bietetSKF Schmiersys-
teme, Dichtungen, Mechatronik und Servi-ce. Größte Abnehmer sind neben der Ener-giebranche die Schwerindustrie sowie derMaschinen- und Fahrzeugbau.
ENERCON zählt seit seiner Gründung zu denKunden von SKF. „Die Großwälzlager spie-len eine entscheidende Rolle in der getrie-belosen ENERCON Technik. Die Qualität undlange Haltbarkeit müssen einfach stimmen.SKF schafft es, diese auch langfristig undbei größeren Stückzahlen sicherzustellen“,sagt Oliver Smidt, Einkaufsleiter für dieENERCON Mechanik in Aurich.
Es gibt auch gemeinsame Spezialentwick-lungen. Bei allen größeren Anlagen nachder E-40 hat SKF ihre Lager speziell auf dieAnforderungen bei ENERCON hin optimiert.„So ist das heute zur Aufnahme des Axial-schubs in der Rotornabe eingesetzte zwei-reihige Kegelrollenlager eine Spezialent-wicklung, die nur noch entfernt an dasursprüngliche SKF Walzwerkslager erin-nert“, berichtet Ragaller.
Wegen der großen Nachfrage auch aus derWindindustrie startete SKF ein vierjährigesProgramm zur Erweiterung ihrer Groß-wälzlagerproduktion. Investitionen immehrstelligen Millionen-Euro-Bereich sindangestoßen.
Z U L I E F E R E R WINDBLATT 04 | 2007 9
Die Windenergie ist der zweitgrößte Markt für Großwälzlager aus derSchweinfurter Produktion von SKF. Das vom Erfinder des Pendel-kugellagers Sven Wingquist 1907 in Göteborg gegründeteUnternehmen sorgt mit großer Präzision und innovativen Verfahrenfür die nötige Härte und Flexibilität seiner Stahlerzeugnisse. In ENERCON Windenergieanlagen drehen sich die Rotornaben aufGroßwälzlagern von SKF um den Achszapfen – und das viele Jahrelang mit äußerster Zuverlässigkeit. Verwaltungsgebäude von SKF in Schweinfurt.
Eine neue Hartdrehmaschine bereitet Ringe für Wälzlager vor.
SKF IN SCHWEINFURT
Lager für MillionenDrehungen
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10 WINDBLATT 04 | 2007 T E C H N O L O G I E
„Dann zeigen Sie mal, was Sie können!“soll Bundeskanzlerin Angela Merkel die dreiVertreter der Erneuerbaren Energien, AloysWobben (ENERCON), Ulrich Schmack(Schmack Biogas) und Frank Asbeck (Solar-World) aufgefordert haben, als diese beim2. Energiegipfel der Bundesregierung be-
hauptet hatten, eine zu 100 % regenerativeStromversorgung sei möglich. Beim 3. Gip-fel präsentierten die Unternehmer ihre Ant-wort: EE 100, das regenerative Kombikraft-werk. Es besteht aus Windenergie-,Solarenergie- und Biogasanlagen sowie auseinem Pumpspeicherkraftwerk und bildet
die deutsche Stromversorgung im Maßstab1:10.000 ab, d.h. es deckt einen Bedarf vonmaximal 41,5 Millionen kWh.
Verstetigung des StromangebotsDie Standorte des Kraftwerks sind überganz Deutschland verstreut: von Pilsum imNordwesten (6 E-40) über Nauen (3 E-82)und Freiberg (Solarstromanlage) im Osten,Hünxe (Biomasse) und Würselen (2 E-66) imWesten, bis Schwäbisch Hall und Pliening(beides Biomassekraftwerke) im Süden derRepublik. „Wir reagieren damit auf den ver-stärkten Zubau erneuerbarer Energieanla-gen auch in küstenfernen Regionen. Die räumliche Verteilung zudem für eine Verste-tigung des Wind- und Solarstromangebots,
wie sie sich bei einerkünftigen deutschland-weiten Versorgung ausErneuerbaren Energienauch tatsächlich ein-stellen würde“, erläu-tert Gerwin Dreesmann,der das Projekt im Auf-trag der Hersteller koor-diniert hat.
In einer ersten Simulati-on wurden in Zusam-menarbeit mit dem Institut für Solare Ener-gieversorgungstechnik(ISET) an der UniversitätKassel die Produktionder Anlagen des Poolsim Jahr 2006 nachge-fahren. Es zeigte sich,dass ein regenerativesKombikraftwerk durchgemeinsame RegelungPrognose und Regelung im regenerativen Kombikraftwerk.
Kombikraftwerk decktexakt den Verbrauch
100 % Erneuerbare Energien machbar
Auf dem 3. Energiegipfel bei Bundeskanzlerin Angela Merkel AnfangJuli in Berlin haben die Unternehmen ENERCON, Schmack Biogas undSolarWorld ein zu 100 % aus erneuerbaren Energien gespeistes Kom-bikraftwerk vorgestellt. Im Gemeinschaftsprojekt „EE 100“ kombinie-ren sie 25 dezentrale Kraftwerke für Wind, Sonne, Biogas und Wasserso, dass sie jederzeit eine 100 %ige Versorgung aus erneuerbarenEnergien gewährleisten. Drei ENERCON Windparks erzeugen dabei imSchnitt knapp zwei Drittel der erforderlichen Leistung.
Zentrale Steuerungseinheit
Prognose
Leistung
Leistung Leistung
Prognose
Leistung
Fahrpläne/Anpassung
Prognose
Leistung
Strombedarf
Solar
Wind
Biogas Speicher
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kleiner dezentraler Einheiten Strom wie einkonventionelles Großkraftwerk zur Verfü-gung stellen kann.
Importanteil geht gegen Null Ein Kraftwerkspark, der Wind, Sonne undBiogas in der vorgeschlagenen Kombinationnutzt, würde bei Einsatz eines entsprechendgroßen Speichers in über 92,6 % der Zeitden gesamten deutschen Stromverbrauchabdecken. „In der übrigen Zeit wären Ange-bot und Nachfrage über den Import von Lei-stung in Einklang zu bringen“, so Drees-mann. Der Importanteil kann durchIntegration weiterer regenerativer Quellengegen Null gefahren werden, z.B. durchVergrößerung des Wasserspeichers oder dieEinbindung von Geothermie und dezentralerKraft-Wärme-Kopplung.
Herzstück von EE 100 ist eine zentraleSteuerungs-einheit (s.Grafik). Siewertet die ak-tuellen Pro-gnosen desISET für Windund Photovol-taik sowie dieSpeicherka-pazitäten fürBiogas undWasserkraftaus und er-stellt die Fahr-pläne für dieElemente desKombikraft-werks.
Biogas- und Pumpspeicherkraftwerk stellendie nötige Regel- bzw. Ausgleichsenergiezur Verfügung, wenn Wind- und Solarener-gie nicht ausreichend zur Verfügung stehen.Darüber hinaus lässt sich das System überdie Steuerung der Windparks beeinflussen;notfalls kann es über die Abschaltung ein-zelner Solarstromanlagen gedrosselt wer-den. Das geschieht nur in Ausnahmefällen,generell sind Abschaltungen zu vermeiden.Die einzelnen Erzeuger melden der zentra-
len Einheit ihre aktuell erzeugte Leistungund überwachen die Einhaltung der Fahr-pläne. Als Speicher dient das Pumpspei-cherkraftwerk Goldisthal in Thüringen. DerZugriff darauf musste im Projekt allerdingssimuliert werden, da das Werk durch Vat-tenfall betrieben wird und für die Beobach-tung nicht zur Verfügung stand. „Konzeptefür virtuelle regenerative Kraftwerke gab esschon früher. Neu an unserem Kombikraft-werk ist, neben der Verwendung von Biogas
primär zu Steuerungs- und Regelzwecken,dass es tatsächlich in der Praxis funktio-niert“, erklärt Dreesmann.
Erneuerbare sind regelbarMit dem Kombikraftwerk haben ENERCON,Schmack Biogas und SolarWorld Wort ge-halten: Das Stromangebot aus erneuerba-ren Quellen kann auch ohne Absicherungdurch konventionelle „Schattenkraftwerke“mit der Nachfrage in Übereinstimmung ge-bracht werden, allein mithilfe intelligenterSteuerungs- und Regeltechnik. Ein Haupt-kritikpunkt an den Erneuerbaren ist damitwiderlegt, dem zufolge eine regenerativeStromversorgung wegen ihrer Abhängigkeitvon meteorologischen Einflüssen nicht odernur begrenzt steuerbar sei. Derzeit beträgtder regenerative Anteil am gesamtdeut-schen Strommix 12,5 %. „Ein großtechni-scher Einstieg in Kombikraftwerke wird erstdann notwendig, wenn wir mit dem Ausbauder Erneuerbaren Energien weiter vorange-kommen sind“, sagt Andreas Düser, Leiterdes ENERCON Vertriebsbüros in Ense undMitinitiator des Kombikraftwerks. „Ein sol-cher Ausbau aber wird unausweichlich,wenn Deutschland seine in der EU und imKyoto-Prozess eingegangenen CO2-Reduk-tionsverpflichtungen erfüllen will.“
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MOMENTANWERT STROMMIX
Datum 17.07.2007
Uhrzeit 14:12 Uhr
UMGEBUNGSBEDINGUNGEN
REGENERATIVES KOMBIKRAFTWERK
Der aktuelle Zustand des Kombikraftwerks lässt sich jederzeit mithilfe einer netzbasierten Software nachvoll-ziehen.
DIAGRAMM FÜR STROMBEDARF UND EINSPEISUNG
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Leistung Leistung
PrognoseMesswerte
Sollwert Sollwert Ladung
Leistung LeistungBiogasspeicher
SPEICHER (WASSER)
Das Kombikraftwerk reagiert sofort, wenn sich Umgebungsvariablen wie Strombedarf undEinspeisung ändern.
REGENERATIVES KOMBIKRAFTWERK
UMGEBUNGSBEDINGUNGEN
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90% Zeit 14:13 Uhr Status Serverkommunikation Geänderte Umgebungs-
parameter übertragenbereitDatum 17.07.07
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Leistung Status Leistung Status Leistung Status
Sollwert
12 Kraftwerke aktiv mit 2,15 MW
Maximalleistung 5,54 MW
2 Kraftwerke aktiv mit 3,06 MW
Maximalleistung 12,60 MW
Anlage liefert Sollwert
Anlage regelt sich auf Sollwert ein
Plant offline
Solar
Wind
Biogas
Storage energy (water)
Export/Import
Unused energy
Energy
demand
3 Kraftwerke aktiv mit 0,30 MW
Maximalleistung 4.00 MW
Sollwert
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Speicher
Quel
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Arkadien befindet sich mitten auf dem Pelo-ponnes: eine geografisch abgeschlosseneHochlandregion, die seit der Antike in vielenMythen zum Sitz des irdischen Paradiesesverklärt wurde. Dabei ist die Gegend felsig,die kargen Berge ragen bis in über 1000Meter Höhe, im Winter gibt es manchmalmeterhohen Schnee. Es weht ein beständi-ger Wind mit im Schnitt 6,5 bis 7 m/s. Rund20 Kilometer von der Gebietshauptstadtentfernt erstreckt sich der Windpark Tripolis
über drei Bergkuppen: Sie heißen „Agrioke-rassia“, „Asprovouni“ und „Ano Splithari“.
ENERCON Hellas hat hier zwanzig E-70 zueinem Windpark zusammengefasst. ZweiTöchter eines Konzerns waren an dem Pro-jekt beteiligt: Die „Aeolika Parkas Arkadias“betreibt fünf der E-70 des Parks. Betreiberder übrigen 15 Anlagen ist „Arkadika Melte-mia SA“. „Tripolis ist das erste Projekt, daswir für Arkadika Meltemia realisiert haben.
Mit dem Kunden planen wir nun eine Reihevon Projekten ähnlicher Größenordnung“,sagt Stefanos Garyfalakis, Geschäftsführervon ENERCON Hellas in Athen.
Anspruchsvolles GeländeDie ersten Ausschachtungen für die Funda-mente begannen im Frühjahr 2006, die letz-ten Turbinen wurden im Frühjahr 2007 auf-gestellt. ENERCON hat beide Projekteschlüsselfertig realisiert, inklusive Funda-mente, Einrichtung von Kran-Stellflächen,Bau eines Umspannwerks, Mittelspan-nungsleitungen etc. Ans Netz ging der Parkim Mai. Ein warmer, schneefreier Winterhatte den Aufbau des letzten Teilabschnittsbegünstigt. „Der Weg zum Standort in denBergen war für unsere Lastzüge teilweise
Erneuerbare Energiefür Arkadien
Zwei von drei Höhenzügen des Windparks Tripolis.
Erster E-70 Windpark in Griechenland
Nahe Tripolis auf dem Peloponnes ist im Mai der erste E-70 Windparkin Griechenland ans Netz gegangen. Das Projekt ist in engerAbstimmung mit Anwohnern, regionalen Behörden und Investorenrealisiert worden. Die Investoren planen nun weitere Windparks mitENERCON Windenergieanlagen der 2 MW-Klasse.
I N T E R N A T I O N A L WINDBLATT 04 | 2007 13
eine Herausforderung“, sagt Kostas Makris,Projektmanager von ENERCON in Griechen-land. „Wir haben ein engmaschiges Netzvon Zuwegen angelegt, damit die Transpor-te sicherer und bequemer wurden. DieKomponenten haben wir in den Hafen vonLavrio verschifft und dort auf Trucks gela-den, die sie über Nacht zur Baustelle ver-frachteten.“
Unternehmen vor Ort wurden in den Trans-port eingebunden, was sehr hilfreich warund reibungslos funktionierte. Die Aus-führung der Arbeiten trug dazu bei, dasssich die Meinung der Bevölkerung in denumliegenden Ortschaften zum Windparkpositiv entwickelte. Makris: „Besonders dieBewohner von Agriokerassia halten denWindpark für ein überaus wertvolles Pro-jekt, das der Region großen Nutzen bringenwird.“ Immerhin fließt ein kleiner Teil derEinnahmen aus dem Stromverkauf (3 %) indie Kassen der Kommune.
Zuwege als FeuerscheideEin weiterer positiver Aspekt für die Men-schen vor Ort ist der Zuwegebau. Sie ma-chen eine Bergregion zugänglich, in diefrüher kein Weg führte. Die Zufahrten habensich in den Bränden dieses Sommers be-währt. „In Arkadien wüteten die Feuer wieauf dem übrigen Peloponnes“, berichtetGaryfalakis. Den Windpark haben sie nichtbeschädigt. Die Zuwege hätten wie Feuer-scheiden gewirkt, so Garyfalakis. DieserUmstand in Kombination mit dem Einsatzder Bevölkerung habe das Übergreifen derFlammen auf die angrenzenden Dörfer Vlachokerasia und Manarihabe verhindert.
Der Bau von Windparks wird in Griechen-land mit europäischen und regionalen För-dermitteln unterstützt. Erstens gibt es einenInvestitionskostenzuschuss für Erneuerba-re-Energie-Projekte, der 30 bis 50 % derKosten ausmacht. Seine Höhe hängt u.a.von der Beschäftigungssituation in der Prä-fektur ab, in der das Projekt realisiert wird.Zum Zweiten gibt es seit Juni 2006 einefeste Einspeisevergütung, die der VersorgerHellenic Transmission System Operator(HTSO) Betreibern regenerativer Kraftwerke
zahlen muss. Von zentraler Bedeutung sindzudem der gesetzlich garantierte Zugangzum Netz sowie die Priorität für die Einspei-sung von Strom aus regenerativen Quellen.
Der Einspeisetarif beträgt auf dem Festland(und damit auch auf dem Peloponnes)75,82 Euro je MWh, auf den Inseln 87,42Euro. Die Regierung kann jedes Jahr eineAnpassung der Vergütung vornehmen, ent-weder entsprechend der Strompreisent-wicklung oder in Höhe von 80 % des Zu-wachses bei den Verbraucherpreisen. DieVergütung wird im Rahmen eines Abnah-
mevertrags zwischen dem Investor und derHTSO für zehn plus zehn Jahre gezahlt.
Teil des Auftrags war ein Umspannwerk miteiner Leistung von 50 MVA, das den Stromaus den Parks für die Einspeisung aufHochspannungsebene umformt. Für den
Service an den Anlagen wurde ein Team mitvier Mitarbeitern im Windpark stationiert,die achte ENERCON Service-Station in Grie-chenland. Die aus Tripolis stammendenTechniker sollen bald auch den Service fürweitere Parks auf dem Peloponnes leisten.ENERCON Hellas plant zusammen mit Arkadika Meltemia weitere Windparks inanderen Regionen des Landes. 2008 sollenzudem 24 E-70 für einen anderen Investoraufgebaut werden.
Weitere Projekte dürften folgen. Die Regie-rung hat sich für 2010 einen Anteil der er-
neuerbarer Energienam Stromverbrauchvon 20 % zum Zielgesetzt. Wasserkraftwird zwar denLöwenanteil ausma-chen, für den BereichWind existiert aberein Sektorziel von8 %. „Bislang hat dieWindenergie erst einviel niedrigeres Ni-veau“, so Garyfala-kis. „Wenn wir unserZiel erreichen wollen,benötigen wir einenZubau von 200 MWWindenergie im Jahr.Für ENERCON hoffeich dabei auf einenMarktanteil vonknapp einem Drittel.“
Dem Peleponnes wä-re ein Erstarken derErneuerbaren zuwünschen. Gut 40 kmvon Tripolis entferntsteht das Braun-kohlekraftwerk Me-galopolis (800 MW),
das die Umwelt trotz Rauchgasentschwefe-lung stark verschmutzt. Der neue Windparkerlaubt den Arkadiern den direkten System-vergleich: Bei einem prognostizierten Ertragvon rund 100 GWh jährlich kann er rund25.000 Haushalte mit umweltfreundlichemStrom versorgen.
Die Zufahrtswege in die Berge wurden extra für das Projekt angelegt.
14 WINDBLATT 04 | 2007 I N T E R N AT I O N A L
„Aufgrund der Vielzahl der Projekte, die wirinzwischen in Italien realisieren, haben wiruns für den Aufbau einer lokalen Beton-turmproduktion entschieden“, sagt Bene-detto Gallina, Leiter des ENERCON Ver-triebsbüros in Frascati, einer Stadt mit20.000 Einwohnern, wenige Kilometersüdöstlich von Rom. Das Unternehmen IANUS aus Bari war in der ENERCON Aus-schreibung für das Projekt erfolgreich.
IANUS gehört zur SCAC Gruppe, einem derältesten und erfahrendsten Hersteller vonFertigbauteilen in Italien, wie Gallina berich-tet. Haupttätigkeitsfeld ist der Bau von
Brücken und Tunneln im Auftrag von Eisen-bahngesellschaften. Nun hat ENERCON beiIANUS Betontürme für über hundert Anlagenmit gezeichneten Verträgen bestellt.
Fabrik in HafennäheDie Lage der IANUS Fabrik nur sechs Kilo-meter vom Hafen in Bari entfernt war ein
wichtiges Kriteriumfür ENERCON: Bariliegt günstig, da esvon hier aus nichtweit zu einem Groß-teil der von ENERCON in Italienin nächster Zeit ge-planten Windparksist. „Über den Hafenkönnen wir die Tür-me auch exportie-ren“, sagt Gallina.
Das erste Projekt, indem die Betontürme
in Italien zur Anwendung kommen, hat sei-nen Standort nahe Alberona in der ProvinzPuglia. Hier errichtet ENERCON einen Parkmit 13 E-82/2 MW. Ende August war dieHälfte der Fundamente fertig, zwei Türmebefanden sich im Bau.
Den Park hat Fortore Energia entwickelt, ei-ner der größten langjährigen Kunden in Ita-lien. Fortore betreibt aktuell 40 ENERCONWindenergieanlagen, weitere Projekte sindin der Pipeline. Gallina: „Es war wichtig fürENERCON, diesen Schritt in den italieni-schen Markt zu tun. Wenn wir Betontürmeliefern sind wir zugleich für die Fundamen-te verantwortlich, und dies bedeutet einenweiteren Schritt hin zur Möglichkeit, in na-her Zukunft auch schlüsselfertige Wind-parks anzubieten.“
Stella St. Martino: Drei E-48 mitLehrpfadEinen touristisch reizvollen Windpark hatENERCON in diesem Jahr an der ligurischen
Erste Türme aus BariNeue ENERCON Windparks in Italien
In Alberona wurden in diesemSommer erstmals in Italien ENERCON Anlagen aufSpannbetontürmen errichtet.Die Fertigbetonturmteile kom-men aus dem zwei Autostundenentfernten Bari, wo sie dieFirma IANUS im Auftrag von ENERCON fertigt. Unterdessenist in Ligurien ein Windpark inKombination mit einem touristi-schen Lehrpfad entstanden.
Fundamentarbeiten für eine von 13 E-82/2 MW.
Aufbau zweier Betontürme im ENERCON Windpark Alberona (Provinz Puglia).
Küste fertiggestellt. In Ergänzung zu dendrei ENERCON E-48/800 kW von „CinqueStelle“ hat die Betreiberin Fera SRL einenLehrwanderpfad zu den Turbinen angelegt.Besucher können von Stella St. Martino –10 Kilometer nördlich von Varazze an der li-gurischen Küste – aus zum Park wandern.Eine Führung dauert eine Stunde.
Die Anlagen von „Cinque Stelle“ haben 56Meter Nabenhöhe: Für den Park ist einjährlicher Ertrag von 6100 MWh prognosti-ziert. Der Name bedeutet „Fünf Sterne“ –was darauf hindeutet, dass für die Zukunftdie Erweiterung um zwei Anlagen geplantist. „Fera hat das Terrain für den Windparkerworben. Die Gemeinde erhält zusätzlichjährlich einen kleinen Anteil am Ertrag“, be-richtet Gallina. Diese Konditionen ent-sprächen ganz der Philosophie von Fera,der zufolge bei der Entwicklung von Wind-parks die Interessen von Administrationen,Landbesitzern, Umwelt und Öffentlichkeitins Gleichgewicht zu bringen sind.
Das erste Windgutachten wurde 2003 ge-startet, die Projektbeschreibung und die An-tragsunterlagen wurden 2004 eingereicht.Ende 2004 musste das Genehmigungsver-fahren allerdings auf Eis gelegt werden. DieBehörden machten geltend, dass Ihnen füreine Entscheidung Informationen über diemöglichen Auswirkungen des Parks aufZugvögel und Fledermäuse fehlten. Ge-meinsam mit der Regionalverwaltung für Li-gurien und der Universität Genua starteteFera daraufhin ein vorbildliches Monitoringvon Vögeln und Fledermäusen in der Regionrund um den geplanten Windpark. Die loka-len Behörden erteilten 2006 die Genehmi-gung für den Windpark, und FERA konntemit dem Bau beginnen.
Beliebtes Ziel für italienischeTouristenSeit Juli können Touristen nun per MountainBike oder auch auf dem Pferd zu den Wind-energieanlagen des Parks gelangen. Der In-fowanderweg umfasst 12 Tafeln. 10 davonbefinden sich unmittelbar an den Zuwegenzum Park, zwei sind im Zentrum von StellaSt. Martino angebracht. Sie behandeln die
T h e m e nWindenergieund Erneuer-bare, Einflüs-se auf dasLandschafts-bild, auf Vögelund Fleder-mäuse, dieS c h a l l e n t -wicklung vonWindenergie-anlagen, De-tails zumW i n d p a r k„Cinque Stel-le“, das Kyo-to-Protokoll und die globale Erwärmung,Regeln für umweltgerechtes Verhalten, In-formationen zu Flora, Fauna, Pilzen.
„Dank der Tafeln gehen ein Menge Leuteam Wochenende zum Windpark hinauf“, er-läutert Gallina. Die Texte auf den Tafeln sindin Italienisch, Englisch, Deutsch und Fran-zösisch verfasst. Für Kinder wurde zudemeine eigene Figur entworfen: „Eolino“ er-klärt auf eingängige Weise, wie Windener-gie und andere erneuerbare Energieanlagenfunktionieren oder was das Kyoto-Protokoll
bedeutet. „In der Regel sind die Besucherim Park italienische Touristen“, so Gallina.Aber auch Schülergruppen und andere Be-wohner der umliegenden Dörfer und Städtewanderten den Lehrpfad entlang.
Engagierte Ingenieure Fera SRL steht für Fabbrica Energie Rinno-vabili Alternative. Das Unternehmen mitBüros in Mailand, Albisola (Ligurien), Vada(Toskana) und Noto (Sizilien) wurde 2001von einer Gruppe erfahrener Ingenieure ge-gründet, die Windparks in Italien entwickelnund die Nutzung der erneuerbaren Energienvoranbringen wollten. Bis heute hat das Un-ternehmen Windparks in mehreren Regio-nen des Landes gebaut, zudem Solarstrom-anlagen mit 100 kW Leistung in Bergigi(Ligurien) sowie bei Mailand ein Wasser-kraftwerk erneuert. Ziel sind über 100 MWinstallierter Leistung im Jahr 2010.
Fera verknüpft den Bau der Windparks miteiner Kampagne für soziales Engagement:„Jede Turbine hilft einem Kind“, lautet dieDevise. Mit jeder Turbine übernimmt Feradie Patenschaft für ein Kind in der DrittenWelt. „Energie aus Wind zu gewinnen führtniemals zu solchen Spannungen, aufgrundder Menschen Kriege führen“, heißt es ineiner Erläuterung. Wenn mit jeder Turbine,die errichtet wird, wenigstens einem Kindbessere Lebensbedingungen und eine guteAusbildung ermöglicht würden, sei schonbald millionenfach Elend überwunden.
I N T E R N A T I O N A L WINDBLATT 04 | 2007 15
Zum Park „Cinque Stelle“ führt ein Lehrwanderpfad zu erneuerbaren Energien.
Turmsegmentproduktion bei IANUS, Bari.
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Frankreich will die Nutzung der erneuerba-ren Energien voranbringen und hat sichdafür ein festes Ziel gesetzt: Bis 2010 sol-len 21 % des Stromverbrauchs aus regene-rativen Quellen erzeugt werden. Prognosendes Industrieministeriums sowie des Netz-betreibers RTE – einer EDF-Tochter – zufol-ge sollen allein durch Installation von Wind-energieanlagen (WEA) bis 2015 siebenthermische Kraftwerke überflüssig werden.Das Vorhaben wird durch eine moderne Re-gelung zur Einspeisevergütung unterstützt,die seit 2001 in Kraft ist und dem deut-schen Erneuerbare-Energien-Gesetz ähnelt.
Für ENERCON boten sich damit ideale Vor-aussetzungen für den Einstieg in den Markt.Zwischen 2003 und Ende 2006 hat das Un-ternehmen in Frankreich 100 WEA mit einerGesamtleistung von über 150 MW instal-liert. „Derzeit haben wir 200 MW in Planungund werden unsere Leistung in 2007 ge-genüber dem Vorjahr voraussichtlich ver-dreifachen“, berichtet Peter Schuster, Leiterdes ENERCON Vertriebsbüros France in LaCroix Saint Ouen bei Compiègne (Picardie).
Der größte Windpark entsteht aktuell imNorden des Landes: Die Anlagen für dasProjekt Fruges in der Region Pas-de-Calais– 70 E-70/2 MW in zwei Tranchen – werdengrößtenteils mit Binnenschiffen nach Frank-reich transportiert und im Hafen von Dün-kirchen umgeschlagen, von wo es dann perLKW weiter zur Baustelle geht. 22 Anlagenstehen bereits.
Besonders stark wächst ENERCON derzeitim Süden des Landes. In insgesamt sechsKommunen sollen bis Ende des Jahres 36neue Anlagen Strom produzieren, in Lan-guedoc-Roussilion, in der Ardèche und imRhônetal. Zwei Standorte weisen, obgleichim Binnenland gelegen, IEC Windklasse Iauf: In Castelnau-Pégayrols, nahe dem Via-duc von Millau, Midi-Pyrénées, entsteht einPark mit 13 E-70/2,3 MW. Die große
Schrägseilbrücke über das Tarntal beruhtübrigens ebenso wie das Design von ENERCON WEA auf einem Entwurf des Ar-chitekten Sir Norman Foster. Eine einzelneAnlage der E-70 Klasse kommt zudem insRhônetal bei Montélimar.
„Mit der richtigen Anlage und Nabenhöhekann man in Frankreich auch im Binnenlanderfolgreich Windenergienanlagen betrei-ben“, erklärt Peter Schuster. Jüngstes Bei-spiel ist der Standort Saint André-Farivillers(Département Oise), wo die ersten Fertig-teilbetontürme Frankreichs auf 98 m Höhegebaut werden. „Weitere 20 Anlagen aufBetontürmen folgen nächstes Jahr“, soSchuster. „Betontürme haben den Vorteil,dass sich größere Nabenhöhen realisierenlassen und die Anlagen dadurch insgesamtwirtschaftlicher werden.“
Der französischeWindenergiemarkt zählt mit inzwischen 2 GW installierterLeistung zu den wachstums-stärksten in Europa. ENERCONist seit 2004 vertreten und hatseine Präsenz kontinuierlichausgebaut. Ein Meilenstein istdas Projekt Fruges imDepartement Pas-de-Calais, indem 70 Anlagen errichtet wer-den. Es wird der größteWindpark des Landes.
Frankreichs Markt fürWindenergie boomt
Bislang sind 22 E-70/2 MW Turbinen in Fruges, Departement Pas-de-Calais, installiert.
Größter französischer Windpark in Fruges