Wir wollen KEINEN PIEPS - Silvia TschuiAn der Migros-, Coop- oder Denner-Kasse. Piep! Im Auto beim...

3
4 Thema E s gibt einen Ton der Hölle. Er verfolgt uns. Überall. Wenn die Zugtüre auf- oder zugeht. Piep, piep! An der Migros-, Coop- oder Denner-Kasse. Piep! Im Auto beim Parkieren oder bei sonstigen Aktionen. Piep! Am schlimmsten: zu Hause. Wenn die Mikrowelle fertig ist. Wenn der neue Kühl- schrank offen steht. Und am aller- schlimmsten: wenn man nach dem Znacht die Abwaschmaschine, Waschmaschine oder den Trockner fertig geladen hat, auf den Spar- strom wartet. Kaum liegt man spä- ter wohlig einnickend im Bett: Piep, piep, piep! Die Geräte geben keine Ruhe, bis man sich um sie ge- kümmert hat. In einer modernen Wohnung ver- folgt uns der Ton der Hölle sogar in den Schlaf. Und bringt so Men- schen beinahe um den Verstand: 227 000 Seiten zum Thema «kit- chen appliances beep» («Piepsende Küchengeräte») spuckt Google aus. Verzweifelt suchen Menschen on- line nach Antworten auf die Frage, wie man die ungewollten Akustik- signale ausschalten kann. Die ge- nereller gehaltenen Suchbegriffe «beeps driving me insane» («Ge- piepse macht mich wahnsinnig») verweisen gar auf 352 000 Links, in welchen sich Leute in allen erdenk- lichen Lebenslagen über jedes er- denkliche Gepiepse aufregen. Der Pieps fräst sich ins Gehirn – und löst Stress aus Weshalb nervt das künstlich er- zeugte Geräusch derart? Michael Schutz (39), ein Kanadier, der so- wohl in Psychologie habilitiert wie auch Musik studiert hat und die beiden Fachgebiete in Büchern und international gefragten Vorträgen Überall piepst es. Was die meisten einfach nur nervt, ist für Experten der Anfang vom Ende der Freiheit. SILVIA TSCHUI (TEXT) UND BRUNO MUFF (ILLUSTRATION) Wir wollen KEINEN PIEPS hören! MAGAZIN 10. September 2017 5 verbindet, weiss die Antwort: «Eben, weil es ein künstlich erzeug- tes Geräusch ist.» Der Autor des Lehrmittels «The Psychology of Music in Multimedia» («Die Psy- chologie der Musik in Multime- dia») setzt noch einen drauf: «Un- sere Hirne sind evolutionstech- nisch schlicht nicht auf Geräusche eingerichtet, die abrupt beginnen und abrupt aufhören – die meisten Geräusche in der Natur wie Vogel- gesang, knarrendes Holz oder Schritte steigen in der Lautstärke an und schwellen wieder ab.» Ab- rupte Töne in der Natur lösen hin- gegen Stress aus. Man denke an un- vermittelt einsetzenden Donner. Auch elektronisch erzeugte Piepse setzen abrupt ein, und das bei kon- stant reiner Tonhöhe und gleicher Lautstärke. «Unser Hirn kennt sol- che Töne aus der Natur nicht, kann sie nicht einordnen und reagiert da- rauf jedes Mal mit einer kleinen Ad- renalinausschüttung», sagt Schutz – elektronisch erzeugte Piepse führen zu Stress. Der deutsche Hirnforscher und Professor Rainer Guski geht sogar noch einen Schritt weiter. Er leitet an der deutschen Universität Bo- chum eine Lärmwirkungsstudie, welche Zusammenhänge zwi- schen Lärm, Belästigung, Denk- prozessen und Gesundheit unter- sucht. Guski warnt vor zu vielen Alarmsignalen – sie führten zu ei- ner erhöhten Fehlerquote, insbe- sondere im beruflichen Umfeld. «Was in einer Küche bloss nerven kann, ist beispielsweise auf Inten- sivstationen ein echtes Problem: Die meisten medizinischen Geräte können akustische Warnungen ab- geben. Zu viele davon bedeuten für das Personal einen erhebli- chen Stress, der zu Fehlern führen kann.» Bei Alarmsignalen wie Rauch- meldern ist das absichtliche Auslö- sen von Stress gut begründet. Doch Haushaltsgeräte retten keine Le- ben. Die Hersteller stellen uns im Namen der Sicherheit aber trotz- dem stresserzeugende Geräte in unsere Wohnungen. p Hirnforscher und Psychologen sagen klar: Ständige Piepse lösen Stress aus. Hersteller piepsen drauf – im Namen der Sicherheit.

Transcript of Wir wollen KEINEN PIEPS - Silvia TschuiAn der Migros-, Coop- oder Denner-Kasse. Piep! Im Auto beim...

  • 4 Thema

    Es gibt einen Ton der Hölle. Er verfolgt uns. Überall. Wenn die Zugtüre auf- oder zugeht. Piep, piep! An der Migros-, Coop- oder Denner-Kasse. Piep! Im Auto beim Parkieren oder bei sonstigen Aktionen. Piep! Am schlimmsten: zu Hause. Wenn die Mikrowelle fertig ist. Wenn der neue Kühl-schrank offen steht. Und am aller-schlimmsten: wenn man nach dem

    Znacht die Abwaschmaschine, Waschmaschine oder den Trockner fertig geladen hat, auf den Spar-strom wartet. Kaum liegt man spä-ter wohlig einnickend im Bett: Piep, piep, piep! Die Geräte geben keine Ruhe, bis man sich um sie ge-kümmert hat.

    In einer modernen Wohnung ver-folgt uns der Ton der Hölle sogar in den Schlaf. Und bringt so Men-schen beinahe um den Verstand:

    227 000 Seiten zum Thema «kit-chen appliances beep» («Piepsende Küchengeräte») spuckt Google aus. Verzweifelt suchen Menschen on-line nach Antworten auf die Frage, wie man die ungewollten Akustik-signale ausschalten kann. Die ge-nereller gehaltenen Suchbegriffe «beeps driving me insane» («Ge-piepse macht mich wahnsinnig») verweisen gar auf 352 000 Links, in welchen sich Leute in allen erdenk-

    lichen Lebenslagen über jedes er-denkliche Gepiepse aufregen.

    Der Pieps fräst sich ins Gehirn – und löst Stress ausWeshalb nervt das künstlich er-zeugte Geräusch derart? Michael Schutz (39), ein Kanadier, der so-wohl in Psychologie habilitiert wie auch Musik studiert hat und die beiden Fachgebiete in Büchern und international gefragten Vorträgen

    Überall piepst es. Was die meisten einfach nur nervt, ist für Experten der Anfang vom Ende der Freiheit.

    SILVIA TSCHUI (TEXT) UND BRUNO MUFF (ILLUSTRATION)

    Wir wollen KEINEN PIEPS

    hören!

    MAGAZIN10. September 2017 5

    verbindet, weiss die Antwort: «Eben, weil es ein künstlich erzeug-tes Geräusch ist.» Der Autor des Lehrmittels «The Psychology of Music in Multimedia» («Die Psy-chologie der Musik in Multime-dia») setzt noch einen drauf: «Un-sere Hirne sind evolutionstech-nisch schlicht nicht auf Geräusche eingerichtet, die abrupt beginnen und abrupt aufhören – die meisten Geräusche in der Natur wie Vogel-gesang, knarrendes Holz oder Schritte steigen in der Lautstärke an und schwellen wieder ab.» Ab-rupte Töne in der Natur lösen hin-gegen Stress aus. Man denke an un-vermittelt einsetzenden Donner. Auch elektronisch erzeugte Piepse

    setzen abrupt ein, und das bei kon-stant reiner Tonhöhe und gleicher Lautstärke. «Unser Hirn kennt sol-che Töne aus der Natur nicht, kann sie nicht einordnen und reagiert da-rauf jedes Mal mit einer kleinen Ad-renalinausschüttung», sagt Schutz – elektronisch erzeugte Piepse führen zu Stress.

    Der deutsche Hirnforscher und Professor Rainer Guski geht sogar noch einen Schritt weiter. Er leitet an der deutschen Universität Bo-chum eine Lärmwirkungsstudie, welche Zusammenhänge zwi-schen Lärm, Belästigung, Denk-prozessen und Gesundheit unter-sucht. Guski warnt vor zu vielen Alarmsignalen – sie führten zu ei-

    ner erhöhten Fehlerquote, insbe-sondere im beruflichen Umfeld. «Was in einer Küche bloss nerven kann, ist beispielsweise auf Inten-sivstationen ein echtes Problem: Die meisten medizinischen Geräte können akustische Warnungen ab-geben. Zu viele davon bedeuten für das Personal einen erhebli -chen Stress, der zu Fehlern führen kann.»

    Bei Alarmsignalen wie Rauch-meldern ist das absichtliche Auslö-sen von Stress gut begründet. Doch Haushaltsgeräte retten keine Le-ben. Die Hersteller stellen uns im Namen der Sicherheit aber trotz-dem stresserzeugende Geräte in unsere Wohnungen.

    p Hirnforscher und Psychologen sagen

    klar: Ständige Piepse lösen Stress aus.

    Hersteller piepsen drauf – im Namen der

    Sicherheit.

  • 6 Thema

    Die Frage ist: Weshalb? Wenn schon Geräusche erschallen müs-sen, könnten ja auch zartes Vogel-gezwitscher oder Geigentöne durch die Wohnung klingen. Idealerweise könnte jeder selbst einstellen, welches Geräusch er wofür hören will – oder ob überhaupt eins erklingen soll.

    Der deutsche Psy-choakustik-Professor Bernhard Seeber von der re-nommierten Technischen Uni-versität München bedauert, dass Hersteller nicht innovati-ver sind: «Würden sie mit so-genannten Earcons arbeiten, könnten akustische Signale vie-le Funktionen übernehmen, ohne den Konsu-menten zu ner-ven.» Earcons sind extra von Sound-designern erarbeitete, meist angenehm klingende akusti-sche Wiedererken-nungssignale. Er-folgreiche Earcons kennen wir beispiels-weise vom Aufstarten eines Apple-Computers oder eines Mobiltele-fons. Auch das nach zehn oder fünfzehn Jahren sofort wiederer-kennbare «Bi-Bii-Lümbüm» der einst wichtigsten Handymarke No-kia zählt dazu.

    Ständig zupft einen jemand am RockWährend die Hersteller neuerer Unterhaltungsgeräte wie Computer, XBox oder Playstation längst auf auditives Branding achten, setzen Hersteller konventioneller Dienst-leistungsgeräte wie Geschirrspül-maschinen oder Waschmaschinen seit jeher auf den profanen, stress-erzeugenden Piepton – aus dem ein-fachen Grund, weil er billig ist. Um einen Ton zu erzeugen, muss man

    das Gerät beschädigt werden könnte, piepst es.

    Trotzdem: Noch vor ei - nigen Jahren konnten

    wir gut ohne piepsen-de Kühlschränke le-

    ben. Liess man die Tür offen, vereiste er halt, und

    man musste ihn abtauen. Wer das ein paar Mal hinter sich gebracht hatte, schloss für den Rest des Lebens den Kühlschrank richtig. Wir konnten, für heutige Autohersteller wohl unvorstellbar, sogar ohne Piepsen rückwärts par-kieren – weil wir die Abmessungen unseres Autos im Gefühl hatten. Und wir haben es sogar geschafft, sauber angezogen zu sein, ohne

    dass die Waschmaschine uns zu-vor angepiepst hat, sie sei – «im Fall!» – mit ihrem Waschgang fertig. «Jetzt! Schau! Räum

    mich aus! Jetzt! Sofort!» Es hat uns schlicht nicht stän-

    dig eine nervige Gouvernante am allegorischen Ärmel gezupft, um unser Verhalten zu verbessern. Mit Grauen überlegt man sich, wie das dann aussehen soll, wenn erst noch smarte Kühlschränke, Kleidungsstücke und Uhren unse-re Daten sammeln und uns ermah-nen. Schrillt dann jedes Mal ein Alarm-Piepton auf der Smart-watch, wenn man ein Stück Scho-kolade aus dem Kühlschrank nimmt? Zählt mein Kühlschrank meine konsumierten Kalorien und piepst, wenn ich ein Limit über-schreite? Zahle ich am Ende mehr Krankenkasse, weil mein piepsen-der Kühlschrank aus der Hölle mich überwacht?

    Ingenieure denken, Menschen seien per se doofWas überzeichnet klingt, könnte bald Realität sein. Schon 2008 ti-telte die einflussreiche Wirtschafts-zeitung «The Economist»: «Die Menschen sind fehlbar, faul,

    Die Evolution des Pieps

    Vor rund 45 Jahren

    war noch Ruhe

    nur eine Oberfläche zum Vibrieren bringen. Dazu braucht es eine klei-ne Membran und eine elektromag-netische Spule – fertig ist der einfa-che, nervtötende Warnton.

    Um bessere Geräusche und Klän-ge zu erzeugen, bräuchte es besse-re Ausgangsmaterialien und etwas mehr Platz. Vielen Herstellern ist dies zu teuer. Entsprechend ver-schlossen geben sie sich: Das

    Schweizer Küchengeräte-Unter-nehmen V-Zug will überhaupt kei-ne Auskunft darüber geben, ob sich beispielsweise Kunden über das Gepiepse beschweren und ob sie einen Sounddesigner beschäfti-gen. Gesprächiger gibt sich die Firma Elec trolux. Die überlässt dem Kunden immerhin die Mög-lichkeit, einige der Pieps-Funk-tionen auszuschalten. Nur wenn

    1951 1972Als Erster beschreibt der englische Science-Fiction-

    Autor Arthur C. Clarke 1951 in «The Sands of Mars» (Die Sandwüsten des Mars) einen hohen, unange-nehmen, künst-lichen Ton als «Beep» (Pieps).

    Der Pieps zieht in unsere Haushalte ein. Miele stellt mit dem Wäsche-trockner-Modell T333 erstmals ein Gerät vor, das mit einem Pieps auf das Programmende hinweist.

    MAGAZIN10. September 2017 7

    schwach, gierig und dumm». Der Denkschluss daraus: Es brauche Produkte und Prozesse, welche die Menschen dazu anhalten, sich im Sinne der Hersteller und Politik besser zu verhalten. Dahinter ver-birgt sich eine ganze Theorie. Sie nennt sich Nudging (Stupsen) und wurde vom US-Rechtsprofessor und Verhaltensökonomen Cass Sunstein entwickelt. Die Theorie

    geht davon aus, dass Menschen oft nicht so entscheiden, wie es für sie am besten wäre. Also müssen sie zur richtigen Entscheidung ge-schubst werden.

    Als bekanntes Beispiel für die Theorie gilt die Fliegen-Attrappe im Pissoir, welche die Verschmut-zung in Herrentoiletten um 80 Pro-zent sinken liess. Sunstein leitete unter dem US-Präsidenten Barack

    Obama vier Jahre das «Office of In-formation and Regulatory Affairs», das Kosten und Nutzen von neuen Gesetzen abwägt – und setzte so seine Theorie, dass Nudging oft mehr bringt als Gesetze, in die Pra-xis um. Im Falle von Gesundheits-versicherungen und Pensionskas-senbeitritten (siehe Interview mit der Verhaltensökonomin Iris Boh-net ab Seite 11) ist das eine feine

    1974 1976 2000erEin US-Super-markt verkauft Anfang 1974 den ersten Artikel, einen Kaugummi, mit einem neuen, piepsenden Data-logic-Scanner. Schon im April verkauft Hersteller Datalogic eine Million Scanner.

    Der Brite Chris Hanson Abbott (82) hört in Japan im Schiffsverladewesen einen Lastwagen, der piepsend rück-wärts fährt. Er bringt die Erfindung mit seiner neu gegründeten Firma Brigade Electronics nach Europa.

    Die Menschen besitzen fast flächen deckend Smartphones, nach denen wir regelrecht süchtig sind. Den unzähligen Pieptönen,

    welche die Geräte aus stossen, ist seither nicht mehr zu entkommen.

    Der Dorfladen – ein echter Klassiker: beliebter

    Ort für den täglichen Einkauf, den regelmässigen

    Austausch und den kurzen Schwatz. Der Volg im

    Dorf ist darum sowohl Laden als auch Treffpunkt

    und erbringt einen wertvollen Beitrag zur Erhal-

    tung der dörflichen Gemeinschaft.

    Vorteil Volg :Institution Dorfladen.

    Volg –und dasDorf lebt.

    Wie unser Blaskapellen-Vereinbringt auch der Volg-Laden dieGemeindemitglieder zusammen.Jost Arnold, Gemeinderat &Baritonhorn-Bläser

    «»

    Volg .Im Dorf daheim.In Allenwinden ZG zuhause.

    bran

    ding

    house

    «Ökonomen, Hersteller und Ingenieure haben ein zutiefst negatives Menschenbild»Gerd Gigerenzer, Max-Planck-Institut

    ANZEIGE

  • Ruth HumbelNationalrätin CVP/AG

    Petra GössiFDP-Parteipräsidentin,Nationalrätin SZ

    Alain BersetBundesrat SP/FR

    Valentin VogtPräsidentArbeitgeberverband

    on tour

    So sind Sie dabeiTüröffnung 18.30 Uhr, Beginn Diskussion 19.00 Uhr, Steh-Znacht 20.30 Uhr Alter Gemeindesaal, Metzgplatz 2, Lenzburg

    Chefredaktor der Blick-GruppeChristian Dorer und

    Hannes Britschgiladen zum Polit-Talk

    mit Speis & Trank

    Lenzburg

    Eintritt frei

    MORGENAlter Gemeindesaal

    Chefredaktor der Blick-Gruppe Chefredaktor der Blick-Gruppe Alter Gemeindesaal

    Altersvorsorge 2020

    Ein guter Anfangoder

    total daneben?

    100% schweizerisch

    SchlagerwelleKreuzfahrt vom16. bis 21. April 2018

    Mit

    Vanessa Mai,

    Fantasy,

    Surprise-Act

    u.v.m.

    1. Schlagerwelle-KreuzfahrtEin wahres Feuerwerk an Stars wartet auf Sie an Bord derersten Schlagerwelle. Der einzigen Schweizer Schlager-Kreuz-fahrt mit populären Künstlern an Bord eines Vollcharters. Dasganze kombiniert mit den Vorzügen einer Kreuzfahrt.

    Jetzt buchen! 0848 82 11 11,www.hotelplan.ch/kreuzfahrtenund in jedem Reisebüro.

    Medienpartner: Musikpartner:

    Schlagerwelle

    Inbegriffen: Kreuzfahrt ab/bis Hafen, Vollpension an Bord, Alle Konzerte undPartys, Welcome-Cocktail, Mitternachtssnacks. Nicht inbegriffen: Persönli-che Auslagen, Anreise mit eigenem Wagen oder Bus (CHF 260.– p.P.), Trink-gelder an Bord, Reiseversicherung. Es gelten die Allgemeinen Vertrags- undReisebedingungen der MTCH AG. Programmänderungen vorbehalten. Kurzfris-tige Änderungen auch bei Künstlern und Bands möglich. Preisstand 4.9.17.Weitere Infos und Bedingungen gemäss Flyer «Schlagerwelle 2018».

    Highlights

    , Täglich Konzerte an Bord, Ein Schiff für Schlager-Fans, Discoabende & Mottopartys, Neue Orte entdecken, Vollpension an Bord

    Stars an BordVanessa Mai, Fantasy, Die Jun-gen Zillertaler, Vincent Gross,Sarah Jane Scott, Miss Helvetia,The Rebel Tell Band, Chueleesowie Surprise Guest

    Celestyal Olympia4444Das familiäre Schiff bietet eingrosses Sonnendeck mit 2 Poolsund viel Platz zum Entspannensowie mehrere Bühnen. Das Res-taurant mit Service am Platz so-wie ein Buffetrestaurant sorgenfür kulinarische Highlights.

    Reisedatum16.–21.4.18, 6 Tage/5 Nächte

    Reiseroute«Ab in den Süden»ab/bis Ancona

    Ancona

    Bari

    Korfu

    Saranda*

    ZakynthosCatania

    ab CHF 690.–p. P. in Doppelkabine Innen,inkl. Vollpension an Bord,vom 16. bis 21. April 2018hotelplan.ch/kreuzfahrten

    *technischer Stopp

    MAGAZIN10. September 2017 Thema 9

    Sache. Im Konsumbereich aber eher weniger, denn längst machen sich auch Ingenieure und Techni-ker die Erziehungsmethode zunut-ze und glauben, sie müssten uns – unter anderem mit Piepsen – zu besseren, vorsichtigeren Menschen erziehen.

    Die ständigen Ermahnungen lassen uns verblödenEiner, für den dieses Nudging ein rotes Tuch bedeutet, ist der renom-mierte deutsche Risikoforscher und Psychologieprofessor Gerd Gi-gerenzer (70). Er leitet seit 1997 als Direktor das Max-Planck-Insti-tut für Bildungsforschung in Mün-chen sowie ein 2009 gegründetes Zentrum für Risikokompetenz in Berlin. Gigerenzer findet klare Worte zum Piepsen: «Dem Nud-ging liegt ein zutiefst negatives Menschenbild zugrunde. Die Pla-ner unterstellen, dass Menschen inkompetent sind, vernünftig ihr Leben zu meistern. Aber anstatt zu erklären und zu informieren, set-zen die Hersteller auf schulmeis-terhafte Warntöne.»

    Gigerenzer sieht in dieser zuneh-menden Gängelung des Konsu-menten eine gesellschaftliche Ten-denz – und auch eine politische Absicht: «Erinnern Sie sich an die Vulkan-Aschewolke über Island, die Subprime-Krise oder an Rin-derwahn? Wir ängstigen uns über eine Krise nach der anderen. Und uns wird jedes Mal gesagt, wir bräuchten bessere Technologie, mehr Kontrollen, mehr Überwa-chung. Umfassendere Nachrich-tendienstgesetze, BodyScanner am Flughafen etc., um uns vor der nächsten Krise zu schützen.»

    Gigerenzer bemängelt, dass wir so scheibchenweise persönliche Freiheit aufgeben müssen – unge-fragt. Was fehle, sei eine Grund-satzüberlegung: Würden die Men-schen auf Risiken geschult, ver-hielten sie sich auch entspre-chend. Seine Forschung bestätigt: Jedermann kann lernen, in einer komplexen Welt mit Risiken um-zugehen. Wir sind nicht grund-sätzlich faul, schwach, gierig und dumm. Gigerenzer ergänzt: Wenn Ökonomen davon ausgehen, die

    Menschheit sei blöd, und ihre Pro-dukte dementsprechend gestal-ten, so verblöden wir tatsächlich langsam.

    Er plädiert für Eigenverantwor-tung: «Früher waren Lesen und Schreiben Bedingung für eine funktionierende Demokratie. Heute steht und fällt sie damit, dass sich Menschen der Risiken im Leben bewusst sind. Kennt der einzelne die Risiken modernen Le-bens und der Technologie nicht, riskiert er sein Geld und seine Ge-sundheit. Wir müssen kritisches Denken bewahren oder neu ler-nen und keine Produkte gestalten, die uns wie unwissende Kinder be-handeln!»

    Es bleibt dem Konsumenten leider oft nur SabotageFazit: Der Pieps stresst uns nicht nur. Der Ton lässt uns verblöden und ist zudem ein Schritt auf dem Weg in die Überwachungshölle. Doch wie lässt er sich vermeiden? Im öffentlichen Leben ist der Fall klar: Nervige Handytastatur-Töne im öffentlichen Verkehr auszu-

    PIEP

    www.blick.ch

    Überall piept es: Spielen Sie das Online-Game!

    schalten, ist ein Höflichkeitsge-bot. Und zu Hause gibt es nur eine Möglichkeit: Wer Glück hat, kann beim Einbau eines neuen Geräts die Piep-Häufigkeit beim Her-steller anfragen und dement-sprechend entscheiden. Mietern bleibt leider nur, Hersteller mit Telefonanrufen zu terrorisieren und zu fragen, wie man die nervtötende Belästigung aus-schalten kann. Bei denen solls auch klingeln!

    Ansonsten müssen Mieter mit dem Ton-Terror leben – oder im Internet nach Anweisungen su-chen, wie man die Stress-Geräu-sche eigenhändig wegmontiert (doch, das gibts). Allerdings wird die Verwaltung keine Freude ha-ben: Die meisten Geräte verlieren dann ihre Garantie. Für viele wohl allemal eine Option – der unge-störten Nachtruhe zuliebe. l

    Schau! Ich bin fertig! Jetzt! Kümmere dich! Sofort!