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FAKULTÄT FÜR ELEKTROTECHNIK, INFORMATIK UND MATHEMATIK Wirkungsgradoptimierte Regelung hoch ausgenutzter Permanentmagnet-Synchronmaschinen im Antriebsstrang von Automobilen Zur Erlangung des akademischen Grades DOKTORINGENIEUR (Dr.-Ing.) der Fakultät für Elektrotechnik, Informatik und Mathematik der Universität Paderborn vorgelegte Dissertation von Dipl.-Wirt.-Ing. Michael Meyer Hannover Referent: Prof. Dr.-Ing. Joachim Böcker Korreferent: Prof. Dr. Ing. Dieter Gerling Tag der mündlichen Prüfung: 26.03.2010 Paderborn, den 17.06.2010 Diss. EIM-E/265

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FAKULTÄT FÜR ELEKTROTECHNIK, INFORMATIK UND MATHEMATIK

Wirkungsgradoptimierte Regelung

hoch ausgenutzter Permanentmagnet-Synchronmaschinen im Antriebsstrang von Automobilen

Zur Erlangung des akademischen Grades

DOKTORINGENIEUR (Dr.-Ing.)

der Fakultät für Elektrotechnik, Informatik und Mathematik der Universität Paderborn

vorgelegte Dissertation von

Dipl.-Wirt.-Ing. Michael Meyer

Hannover Referent: Prof. Dr.-Ing. Joachim Böcker Korreferent: Prof. Dr. Ing. Dieter Gerling Tag der mündlichen Prüfung: 26.03.2010

Paderborn, den 17.06.2010

Diss. EIM-E/265

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Zeit, dass sich was dreht.

Herbert Grönemeyer

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Vorwort

Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitar-beiter am Fachgebiet „Leistungselektronik und Elektrische Antriebstechnik (LEA)“ an derUniversität Paderborn, wobei große Teile in enger Zusammenarbeit mit der Daimler AG(anfangs DaimlerChrysler AG) entstanden sind.

Jetzt, da ich die letzten Korrekturen an der Arbeit vornehme, bereitet es mir ein großesVergnügen, an meine Tätigkeit am Fachgebiet LEA zurückzudenken. Es ist mir daher einbesonderes Anliegen, mich an dieser Stelle bei allen ehemaligen Kollegen sowie der Fach-gebietsleitung für die sehr angenehme und kollegiale Arbeitsatmosphäre zu bedanken, ohnedie ein effektives und zielorientiertes wissenschaftliches Arbeiten nur schwer oder gar nichtmöglich gewesen wäre. Für seine wertvolle Hilfe beim Prüfstandsaufbau sowie für meineEntlastung während meines letzten Jahres am Fachgebiet gilt mein besonderer Dank Dipl.-Ing. Andreas Specht. Bei Dr.-Ing. Markus Menne, Dipl.-Ing. Daniel Pohlenz und Prof. Dr.-Ing. Claus Kröger, die meine Arbeiten von Seiten der Daimler AG begleitet haben, möchteich mich für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und die vielen anregenden Diskussionenbedanken. Prof. Dr.-Ing. Dieter Gerling danke ich für das meiner Arbeit stets entgegenge-brachte Interesse und die Übernahme des Korreferats. Herausragenden Anteil am Zustande-kommen dieser Arbeit hat mein Doktorvater Prof. Dr.-Ing. Joachim Böcker. Ihm möchteich für das mir stets entgegengebrachte Vertrauen und die vielen wertvollen Hinweise undAnregungen danken.Große Freude hat mir das Arbeiten mit Studenten, sei es in Lehrveranstaltungen oder beider Betreuung von Abschlussarbeiten, gemacht. Im Rahmen ihrer Diplomarbeiten habenDipl.-Ing. Oliver Raulien, Dipl.-Ing. Jens Kastens und Dipl.-Ing. Tobias Grote wertvolleBeiträge zum Gelingen der Arbeit geleistet. Ihnen gebührt mein Dank.

Mein besonderer Dank gilt meinen Eltern und meiner Frau Petra, die nicht nur durch Kor-rekturlesen, sondern vor allem durch Geduld, Verständnis und Rücksichtnahme großenAnteil am Gelingen der Arbeit hat.

Michael MeyerHannover, im Mai 2010

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Abstract

Crucial criteria for electric drives in automotive hybrid drive trains are efficiency and powerdensity. As a consequence of the emerging rare-earth permanent magnet alloys, e.g. NdFeBor SmCo, with continuously increasing electromagnetic energy density, the efficiency andpower density of Permanent Magnet Synchronous Machines (PMSM) rises accordingly.Especially high efficiencies and power densities are obtained with Interior PMSM(IPMSM), where the permanent magnets are integrated into the rotor structure. ThereforeIPMSM became the dominating type of electrical machine for this field of application.However, in contrast to induction machines, which are in service in railway traction appli-cations for decades, the experience with PMSM in this field of application is small.

This work deals with the efficiency-optimized torque control of highly utilized IPMSMdrives under conditions, which are typical of traction applications, e.g. the wide motorspeed range, which requires an operation in the constant-torque as well as in the constant-power range, and the special characteristics of the electrical machine and the inverter suchas iron-saturation effects, non-sinusoidal back EMF and the small number of switchinginstants per electrical revolution. The control task can be structured as follows:

First of all the operating point has to be determined, in which the drive operates optimalwith respect to efficiency, accounting for the actual motor speed and DC-link voltage.

For this purpose a control structure is derived and verified, which identifies the operatingpoint, in which the reference torque is generated with a current space vector of minimumlength (Maximum Torque per Current Operation). If the reference torque exceeds the maxi-mum torque available, it will be limited accordingly. Furthermore it must be ensured, thatthe PMSM is operated in the identified, efficiency-optimized operating point. This is doneby a subordinated control structure. Two alternative subordinated control structures, the"Field-Oriented Current Control (FOC)" and the "Direct Torque Control (DTC)", are imple-mented and their performances are evaluated and compared. Special focus is given to thetorque dynamics and the torque utilization in the constant-power range, where the operationof the overall control structure is especially critical.

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Entscheidende Kriterien für elektrische Antriebe in automobilen Traktionsapplikationensind Wirkungsgrad und Leistungsdichte. Bedingt durch die fortschreitende Entwicklungvon Seltenerd-Permanentmagnetmaterialien wie NdFeB oder SmCo mit immer höherenEnergiedichten weisen Permanentmagnet-Synchronmaschinen (PMSM) diesbezüglich her-vorragende Eigenschaften auf. Sehr hohe Wirkungsgrade bzw. Leistungsdichten werdenmit so genannten Interior PMSM (IPMSM) erzielt, bei denen die Permanentmagnete in dieRotorstruktur eingelassen sind. IPMSM sind daher mittlerweile der dominierende Maschi-nentyp in diesem Anwendungsbereich. Im Gegensatz zu Asynchronmaschinen (ASM), dieseit Jahrzehnten in Traktionsantrieben zum Beispiel in Schienenfahrzeugen im Einsatz sind,sind die Erfahrung mit PMSM in Traktionsanwendungen aber noch eher gering.

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der wirkungsgradoptimierten Drehmoment-regelung bzw. -steuerung hoch ausgenutzter IPMSM-Antriebe unter traktionstypischenRandbedingungen. Hierzu zählen der weit gespreizte Drehzahlbereich, der sowohl einenBetrieb im Ankerstell- wie auch im Flussschwächbereich erfordert, und die speziellenEigenschaften von Maschine und Wechselrichter wie Eisen-Sättigungseffekte, nichtsinus-förmige EMK und kleine minimale Pulszahl. Die Regelungsstruktur muss zwei Aufgabenerfüllen: Zunächst ist der Arbeitspunkt zu bestimmen, in dem der Antrieb unter den gegebenenRandbedingungen möglichst wirkungsgradoptimal betrieben wird. Zu diesem Zweck wirdeine Arbeitspunktsteuerung hergeleitet und verifiziert, die Arbeitspunkte identifiziert, indenen das geforderte Drehmoment bei gegebener Drehzahl und Zwischenkreisspannung miteinem Stromzeiger minimaler Länge (Maximum Torque per Current) gestellt wird. Über-steigt das geforderte Drehmoment den maximal stellbaren Drehmomentbetrag, so wird esauf den maximal erreichbaren Wert begrenzt.Darüber hinaus muss der wirkungsgradoptimierte Arbeitspunkt in die elektrische Maschineeingeprägt werden. Dies geschieht durch eine der Arbeitspunktsteuerung unterlagerte Rege-lungsstruktur. Mit der "Feldorientierten Stromregelung (FOR)" und der "Direct TorqueControl (DTC)" werden zwei unterlagerte Regelungsstrukturen betrachtet und miteinanderverglichen. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf der Drehmoment- bzw. Leistungsaus-beute sowie auf der Drehmomentdynamik in dem für die gesamte Regelungsstruktur kri-tischen Betrieb im Flussschwächbereich.

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Inhaltsverzeichnis:

1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

2 Elektrische Antriebe für automobile Fahranwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

2.1 Anforderungen an die Regelung von IPMSM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

3 Modellierung von Permanentmagnet-Synchronmaschinen (PMSM) . . . . . . . . . 7

3.1 Permanentmagnet-Synchronmaschinen mit eingebetteten Magneten (IPMSM) . . . . 7

3.2 Modellierung im zweiphasigen, ständerfesten Bezugssystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

3.3 Mitdrehendes, rotorfestes Koordinatensystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

3.3.1 Vernachlässigung von Eisen-Sättigungseffekten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

3.4 Zulässiger Betriebsbereich einer IPMSM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

3.4.1 Stromgrenze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

3.4.2 Spannungsgrenze. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

3.4.3 Charakteristische Motorkennlinien einer IPMSM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

3.5 Sättigungs- und Kreuzsättigungseffekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

3.6 Fluss- und Induktivitätsharmonische . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

3.6.1 Harmonische auf dem Permanentmagnetfluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

3.6.2 Harmonische auf den Induktivitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

3.7 Temperaturabhängigkeit der PMSM-Modellierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

4 Versuchsaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

4.1 Rapid-Prototypingsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

4.2 Prüfling und Belastungsmaschine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

4.3 Stellglied mit Sensorik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

5 Drehmomentsteuerung für wirkungsgradoptimierten Betrieb . . . . . . . . . . . . . 31

5.1 Stand der Technik: Wirkungsgradoptimierter Betrieb von IPMSM . . . . . . . . . . . . . 32

5.1.1 Wirkungsgradoptimalität der MTPC-Strategie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

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5.2 Identifizierung der MTPC-Kennlinie für IPMSM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

5.3 Betriebsstrategie im Ankerstell- und Flussschwächbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

5.3.1 Ankerstellbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

5.3.2 Unterer Flussschwächbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

5.3.3 Oberer Flussschwächbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

5.3.4 Maximal stellbares Drehmoment und sinnvoller Betriebsbereich bei IPMSM. . . . 42

5.4 Implementierung der Drehmomentsteuerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

5.4.1 Messergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

5.5 Temperaturabhängigkeit der Kennfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50

5.6 Belastung der Permanentmagnete im wirkungsgradoptimierten Betrieb . . . . . . . . . 50

5.7 Zusammenfassung und Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53

6 Unterlagerte Regelungsstruktur: Feldorientierte Stromregelung (FOR) . . . . . 55

6.1 Anforderungen an die unterlagerte Regelungsstruktur und Stand der Technik. . . . . 55

6.2 Zeitdiskrete Regelung mit „Regular Sampling“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58

6.3 Zeitdiskretes Streckenmodell. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59

6.3.1 Eisen-Sättigungseffekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64

6.3.2 Simulationsmodell der Maschine unter Berücksichtigung von Eisen-Sättigung. . . 67

6.4 Regelungsentwurf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67

6.4.1 Streckenseitige Verkopplung der Stromdynamiken und Entkopplungsmaßnahmen67

6.4.2 Stromreglerentwurf und Führungsübertragungsfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

6.4.3 Stromprädiktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71

6.4.4 Störverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 726.4.4.1 Störeinflüsse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 726.4.4.2 Störübertragungsfunktion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73

6.4.5 Simulations- und Messschriebe der Stromregelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75

6.5 Stromregelung mit überlagerter Drehmomentsteuerung im Ankerstellbereich. . . . . 77

6.6 Stromregelung mit überlagerter Drehmomentsteuerung im Flussschwächbereich . . 79

6.6.1 Aussteuerungsregler. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79

6.6.2 Stellgrößenbegrenzung der Stromregelkreise und Anti-Reset Windup (ARW) . . . 826.6.2.1 Verkoppelte Spannungsbegrenzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 826.6.2.2 Realisierung der ARW-Maßnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84

6.6.3 Messschriebe im Flussschwächbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85

6.6.4 Ursache der Störungen auf den Stromregelkreisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90

6.7 Synchronisierte Pulsung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

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6.8 Zusammenfassung und Fazit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103

7 Alternatives Regelungskonzept: Direct Torque Control (DTC). . . . . . . . . . . . 105

7.1 Direkte Regelungsstrukturen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105

7.2 Grundkonzept der DTC. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106

7.2.1 Fluss- und Drehmomentbeobachter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1117.2.1.1 Spannungsmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1117.2.1.2 Strommodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112

7.3 Wirkungsgradoptimierter Betrieb von PMSM mit DTC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112

7.3.1 Adaption der Arbeitspunktsteuerung für die DTC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113

7.3.2 Drehmoment abhängig von Statorflussbetrag und Lastwinkel . . . . . . . . . . . . . . . 113

7.3.3 Betrieb von SPMSM im Ankerstell- und Flussschwächbereich mit DTC . . . . . . 114

7.3.4 Betrieb von IPMSM im Ankerstell- und Flussschwächbereich mit DTC. . . . . . . 116

7.3.5 Schaltfrequenz und Hysteresebandbreite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1197.3.5.1 Implikationen zeitdiskret arbeitender Hystereseregler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119

7.4 DTC mit überlagerter Arbeitspunktsteuerung im Ankerstellbereich . . . . . . . . . . . 120

7.4.1 Drehzahlabhängigkeit der Drehmomentdynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124

7.5 DTC mit überlagerter Arbeitspunktsteuerung im Flussschwächbereich . . . . . . . . 125

7.5.1 Flusskorrekturregler für die DTC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125

7.5.2 Simulationsrechnungen im Flussschwächbereich. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127

7.5.3 Messschriebe im Flussschwächbereich. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129

7.6 Vorteile der DSR im Flussschwächbereich. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132

7.7 Zusammenfassung und Fazit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134

8 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137

8.1 Zusammenfassung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137

8.2 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139

Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141

Anhang A Zeitdiskrete Maschinenmodellierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147

Anhang B Datenblatt PM-Material . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151

Anhang C Vorsteuerung von Kreuzsättigungseffekten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153

Anhang D Zeitdiskretes Streckenmodell. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155

Anhang E DTC-Schalttabelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159

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Verzeichnis verwendeter Formelzeichen und Abkürzungen

Abkürzungen

ARW Anti-Reset Windup

ASM Asynchronmotor

DSP Digitaler Signal Prozessor

DSR Direkte Selbstregelung

DTC Direct Torque Control

EV Electric Vehicle

EMK Elektromotorische Kraft

FOR Feld- bzw. Flussorientierte Regelung

HEV Hybrid Electric Vehicle

IGBT Insulated Gate Bipolar Transistor

IPMSM PMSM mit in die Rotorstruktur eingelassenen Magneten

MTPC Maximum Torque per Current

MTPF Maximum Torque per Flux

PM Permanentmagnet

PWM Pulsweitenmodulation

PMSM Permanentmagnet-Synchronmaschine

SPMSM PMSM mit auf der Rotoroberfläche angebrachten Magneten

SRM Geschaltete Reluktanzmaschine

Formelzeichen

Aussteuerungsgrad

Sollaussteuerung

a

a∗

xi

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Sollwert für den Aussteuerungsregelkreis

Aussteuerungsgrad auf dem Innen- bzw. Aussenkreis des Hexagons, das durch die 6 elementaren Spannungszeiger eines dreiphasigenUmrichters mit Spannungszwischenkreis aufgespannt wird

Systemmatrix

Magnetische Flussdichte

Eingangsmatrix

Einheitsmatrix

Störgröße

Prädiktionsfehler

Pulsfrequenz

Maximal zulässige Pulsfrequenz

Grundfrequenz

Polfühligkeit bzw. Saliency

Übertragungsfunktion der entkoppelten Strecken der Stromregelkreise

Übertragungsfunktion der Stromregler

Übertragungsfunktion der Sollgrößenvorsteuerung

Störungsübertragungsfunktion der geschlossenen Stromreglkreise

Führungsübertragungsfunktion der geschlossenen Stromreglkreise

Magnetische Feldstärke

Toleranzbandbreite der beiden schaltenden Regler einer DTC

Zeitdiskrete Eingangsmatrix

Statorströme im rotorfesten -, - Koordinatensystem

Statorstromvektor im rotorfesten -, - Koordinatensystem

Statorströme im statorfesten -, - Koordinatensystem

Statorstromvektor im statorfesten -, - Koordinatensystem

Maximal zulässige Stromzeigerlänge

Kurzschlussstrom der Maschine

Verhältnis von Maximalstrom zum Kurzschlussstrom

Verstärkung des P-Anteils der Stromregler

Verstärkung des I-Anteils der Stromregler

Verstärkung der Sollwertvorsteuerung der Stromregler

a∗( )∗

aIK aAK,

A

b

B

E

e

epred

fP

fP max,

f1

g Lq Ld⁄=

GS d, GS q,,

GR d, GR q,,

GV d, GV q,,

Ge

Gw

h

HT Hψ,

H ωRS Ta,( )

id iq, d q

idq d q

iα iβ, α β

iαβ α β

Imax

I0 ψP L⁄ d=

k Imax I0⁄=

KP

KI

KV

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xiii

Rotorfeste Induktivität in -Richtung

Rotorfeste Induktivität in -Richtung

, Differentielle Selbstinduktivitäten

, Differentielle Kreuzkoppelinduktivitäten

-Induktivitätsmatrix im rotorfesten Koordinatensystem

Mechanische Drehzahl der Maschine

Pulszahl

Polpaarzahl

Ohmscher Widerstand der Statorwicklungen

Zeit

Abtastzeit der feldorientierten Regelung

Luftspaltdrehmoment

Solldrehmoment

Begrenztes Solldrehmoment

Maximal stellbarer Drehmomentbetrag

Gemessenes Drehmoment

Eingangsvektor

Statorspannung im rotorfesten -, -Koordinatensystem

Statorspannungsvektor im rotorfesten -, -Koordinatensystem

Sollspannungsvektor

Statorspannung im statorfesten -, -Koordinatensystem

Statorspannungsvektor im statorfesten -, -Koordinatensystem

Rotatorisch induzierte Spannungen

Zwischenkreisspannung

Maximale Spannungszeigerlänge

Störgrößenvektor

Zustandsvektor

Polstellen der Führungsübertragungsfunktion der Stromregler

Nullstellen der Führungsübertragungsfunktion der Stromregler

Lastwinkel

Elektrischer Rotorwinkel

Ld d

Lq q

Ldd diff, Lqq diff,

Ldq diff, Lqd diff,

Ldq 2 2×

nmech

nP

p

RS

t

Ta

T

T∗

T∗lim

Tmax

Tmess

u

ud uq, d q

udq d q

udq∗

uα uβ, α β

uαβ α β

uind rot,

udc

umax

w

x

αi

βi

δ

εRS

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xiv

Elektrischer Rotorwinkel zum Abtastpunkt

Auf die Permanentmagnete zurückgehende Durchflutung

Temperatur des Permanentmagnetmaterials

Temperatur der Statorwicklungen

Zeitkonstanten der entkoppelten Strecken der Stromregelkreise

Transitionsmatrix

Statorflüsse im rotorfesten -, - Koordinatensystem

Statorflussvektor im rotorfesten -, - Koordinatensystem

Statorflüsse im statorfesten -, - Koordinatensystem

Statorflussvektor im statorfesten -, - Koordinatensystem

Statorflussbetrag / Statorflusszeigerlänge

Maximal zulässiger Statorflussbetrag / Statorflusszeigerlänge

Optimaler Statorflussbetrag / Statorflusszeigerlänge

Permanentflussbetrag

Elektrische Winkelgeschwindigkeit des Rotors gegenüber dem Stator

Maximal erreichbare elektrische Winkelgeschwindigkeit des Gesamt-flussvektors in Bezug auf den Rotor

Allgemeine Festlegungen

Vektorielle Größe

Matrix-Größe

Indizes

, , Bezogen auf die Phasen , ,

Bezogen auf die -Achse des rotorfesten Koordinatensystems

Bezogen auf die -Achse des rotorfesten Koordinatensystems

Bezogen auf die -Achse des statorfesten Koordinatensystems

Bezogen auf die -Achse des statorfesten Koordinatensystems

Simulierte Größe

εRS k[ ] k

ΘPM

ϑPM

ϑS

τd τq,

Φ ωRS Ta,( )

ψd ψq, d q

ψdq d q

ψα ψβ, α β

ψαβ α β

ψ

ψmax

ψopt

ψP

ωRS

ωψR max,

x

X

a b c a b c

d d

q q

α α

β β

sim

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xv

Koordinatensysteme

, Achsen des statorfesten Koordinatensystems

, Achsen des rotorfesten Koordinatensystems

Beliebig orientiertes Koordinatensystem

Operatoren und Funktionen

Vektorielle, bijektive Funktion, die den Stromvektor auf denFlussvektor abbildet

Größe zum Abtastzeitpunkt

Vektorielle Funktion die und auf abbildet

Drehung um den Winkel

Nabla-Operator

Matrix

α β

d q

K

fdq idq( ) idqψdq

x k[ ] x k[ ]

f1 ψ T,( ) ψ T idq

Q ε( ) ε

J 0 1–

1 0=

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xvi

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1 Einleitung

Das klassische Verkehrskonzept mit verbrennungsmotorisch betriebenen Automobilen alsHauptträger des Individualverkehrs findet in der öffentlichen Wahrnehmung immer weni-ger Akzeptanz. Der Vorrat an fossilen Brennstoffen ist begrenzt und ihr Einsatz in verbren-nungsmotorisch betriebenen Automobilen führt zu -Emissionen, die aus Klimaschutz-gründen unerwünscht sind.

Dies zwingt zur Entwicklung von alternativen Antriebskonzepten, bei denen elektrischenAntrieben eine Schlüsselrolle zukommt [15]. Es lassen sich Konzepte unterscheiden, beidenen die Fahrzeuge ausschließlich mit einem elektrischen Fahrantrieb ausgerüstet sind(Electric Vehicle, EV) oder bei denen der Verbrennungsmotor durch einen elektrischenFahrantrieb unterstützt wird (Hybrid Electric Vehicle, HEV). Das große Problem hierbei istdie geringe Energie- und Leistungsdichte elektrischer Energiespeicher von ca.

bei modernen Lithium-Ionen Batterien verglichen mit der fossilerBrennstoffe von ca. für Benzin [69]. Eine der wichtigsten Anforderungen an den elektrischen Antrieb ist daher (neben einer Mi-nimierung des Bauraums) ein hoher Wirkungsgrad, damit die gespeicherte Energie optimalausgenutzt werden kann. Aus diesem Grund sind Permanentmagnet-Synchronmaschinen(PMSM) mittlerweile der am weitesten verbreitete elektrische Maschinentyp für Traktions-applikationen im Automobil. Dies ist maßgeblich durch die Entwicklung leistungsstarkerSeltenerd-Permanentmagnetmaterialien wie oder in den letzten 20 Jahrenbedingt. Im Gegensatz zu Asynchronmaschinen (ASM), die seit Jahrzehnten in Schienen-fahrzeugen als Fahrmotoren im Einsatz sind, ist die Erfahrung mit PMSM in solchen Fahr-anwendungen eher gering. Insbesondere Interior PMSM (IPMSM), bei denen die Permanentmagnete in dieRotorstruktur eingelassen sind, weisen in Bezug auf Leistungsdichte und Wirkungsgradhervorragende Eigenschaften auf. Diese Arbeit beschäftigt sich daher mit der wirkungs-gradoptimierten Regelung hoch ausgenutzter IPMSM im Antriebsstrang von Automobilen.

Aufbau der Arbeit

In Kap. 2 wird das System „Elektrischer Antrieb“ mit seinen Grenzen und Schnittstellendefiniert und die besondere Eignung von IPMSM als elektrische Maschine in automobilenFahrantrieben motiviert. Darüber hinaus werden die Anforderungen aufgezeigt, die speziellan die Regelung des IPMSM-basierten Fahrantriebs gestellt werden.

CO2

120 - 150 Wh/kg12000 Wh/kg

NdFeB SmCo

1

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2 1 Einleitung

In Kap. 3 wird ein für die Drehmomentregelung geeignetes, feldorientiertes Maschinen-modell hergeleitet und die Beschränkung des Arbeitsbereiches des Antriebs durch Strom-und Spannungsgrenze wird thematisiert. Darüber hinaus werden die besonderen Eigen-schaften hoch ausgenutzter IPMSM aufgezeigt. Hierzu zählen z.B. die Eisen-Sättigungs-charakteristik, die nichtsinusförmige EMK, die Induktivitätsharmonischen und die tempe-raturabhängigen Eigenschaften des Permanentmagnetmaterials.In Kap. 4 wird der im Rahmen dieser Arbeit entstandene Versuchsaufbau vorgestellt, aufdem die entworfenen Regelungsalgorithmen getestet und verifiziert wurden.In Kap. 5 wird zunächst der Stand der Technik zum wirkungsgradoptimierten Betrieb vonIPMSM thematisiert, bei dem auch das für diesen Maschinentyp charakteristische Reluk-tanzdrehmoment optimal ausgenutzt wird. Die wirkungsgradoptimalen Arbeitspunkte wer-den durch MTPC-optimale (Maximum Torque per Current) Arbeitspunkte, in denen dasDrehmoment mit einem Stromzeiger minimaler Länge gestellt wird, angenähert und eineauf Kennfeldern basierende Struktur zur Drehmomentsteuerung wird hergeleitet, die eserlaubt, MTPC-optimale Arbeitspunkte bei gegebenem Solldrehmoment, Drehzahl undZwischenkreisspannung zu identifizieren.In Kap. 6 wird eine der Drehmomentsteuerung unterlagerte feldorientierte Stromregelung(FOR) entworfen, deren Aufgabe es ist, die von der Arbeitspunktsteuerung vorgegebenenSollströme in die Maschine einzuprägen. Hierzu wird zunächst ein geeignetes zeitdiskretesStreckenmodell hergeleitet, das den Antrieb auch im oberen Drehzahlbereich mit guterGenauigkeit beschreibt. Es wird besonderes Augenmerk auf den kritischen Betrieb imFlussschwächbereich gelegt, wo der Antrieb definitionsgemäß an der Spannungsgrenzebetrieben wird und eine gute Ausnutzung der installierten Zwischenkreisspannung für dieMaximierung von Wirkungsgrad und Drehmomentausbeute von entscheidender Bedeutungist. Alternativ zur FOR wird in Kap. 7 die DTC als unterlagerte Regelungsstruktur untersucht.Auch bei dieser Regelungsstruktur ist der Betrieb im Flussschwächbereich kritisch und essind zusätzliche Maßnahmen nötig, um den Antrieb auch hier sicher zu betreiben.In Kap. 8 werden die Ergebnisse dieser Arbeit zusammengefasst und es wird ein Ausblickauf Themen gegeben, die Gegenstand künftiger Forschungsarbeit sein können.

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2 Elektrische Antriebe für automobile Fahranwendungen

In diesem Kapitel wird der Begriff "Elektrischer Antrieb" definiert. Die Anforderungen aneinen elektrischen Traktionsantrieb in Elektrofahrzeugen (EV) bzw. Hybridfahrzeugen(HEV) werden thematisiert. Es wird ein Überblick über verschiedene elektrischeMaschinen gegeben, die im Antriebsstrang von EV bzw. HEV eingesetzt werden, und derEinsatz von IPMSM wird motiviert. Die Anforderungen an die Regelung eines IPMSM-basierten Fahrantriebs werden genannt.

Unter einem elektrischen Antrieb ist die Kombination von elektrischer Maschine, speisen-dem Umrichter (Leistungselektronik), Steuerung bzw. Regelung sowie notwendiger Senso-rik zu verstehen [7]. Die elektrische Energieversorgung soll in dieser Arbeit nicht als Teildes elektrischen Antriebs verstanden werden. Sie bestimmt aber zusammen mit demWirkungsgrad das stellbare Drehmoment bzw. die Leistung.

u , idc dc

Motor

SteuerungRegelung

Umrichter

mechanischeLast

elektrischeEnergie-

versorgung

übergeordneteLeittechnik

Sollwerte

Rückmeldungen

Messwerte

Steuer-signale

elektrischeMesswandler

(Strom, Spannung)

mech. Sensor(Position, Drehzahl)

�mech,T

Bild 2.1: Komponenten eines elektrischen Antriebs [7]

3

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4 2 Elektrische Antriebe für automobile Fahranwendungen

Der elektrische Antrieb ist eine Kernkomponente von Elektrofahrzeugen. Für automobileFahranwendungen werden an ihn folgende Anforderungen gestellt [2], [15]:

1. Hohe Drehmoment- und Leistungsdichte bezogen auf Bauraum und Masse

2. Hohes Drehmoment bei geringer Drehzahl zum Anfahren, sowie hohe Leistung beihoher Drehzahl für Fahrten mit Reisegeschwindigkeit

3. Abdecken eines breiten Drehzahlbereiches, der sowohl einen Konstant-Drehmoment-bereich wie auch einen Konstant-Leistungsbereich beinhaltet

4. Hohe Bandbreite der Drehmomentregelung

5. Hoher Wirkungsgrad über einen breiten Drehzahl- und Drehmomentbereich

6. Hohe Zuverlässigkeit und Robustheit bei geringem Wartungsaufwand

7. Beherrschbares Verhalten im Fehlerfall

8. Geringe Kosten

Eine Kernkomponente des elektrischen Antriebs, die maßgeblich seine Eigenschaftenbestimmt, ist die elektrische Maschine. Bei der Auslegung eines elektrischen Antriebsbestimmt sie maßgeblich die übrigen Komponenten des Antriebs. Dies gilt für die Topolo-gie des speisenden Umrichters, die Anforderung an die Steuerungs- bzw. Regelungshard-ware und die notwendige Sensorik. Vor- und Nachteile verschiedener Maschinentypen fürden Einsatz im Antriebsstrang von Elektrofahrzeugen sind Gegenstand vieler Veröffentli-chungen: [2], [15], [29], [40], [53], [63]. Die Gleichstrommaschine, die ursprünglich denMarkt für drehzahl- bzw. drehmomentgeregelte Antriebe nicht nur für Fahranwendungenbeherrscht hat, ist heute fast vollständig durch kostengünstige und wartungsarme bürsten-lose Maschinen abgelöst worden, so dass aktuell hauptsächlich drei Maschinentypen fürautomobile Fahranwendung in Betracht gezogen werden:

- Asynchronmaschine (ASM)

- Permanentmagnet-Synchronmaschine (PMSM)

- Geschaltete Reluktanzmaschine (SRM)

In den wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu elektrischen Fahrantrieben für Automo-bile dominieren ASM und PMSM deutlich. SRM werden auf diesem Gebiet auf Grund ihrereinfachen und robusten Bauweise, der geringen Kosten und ihrer für Fahranwendungen gutgeeigneten Drehmoment-Drehzahlcharakteristik großes Potential zugeschrieben [53]. Siehaben sich bis jetzt aber nicht durchsetzen können. Als Gründe hierfür werden die Schwie-rigkeiten bei Design und Regelung der Maschine genannt. Zudem haben SRM den Nachteileiner starken Geräuschentwicklung [15], bzw. muss die Geräuschentwicklung bei derMaschinenkonstruktion zumindest besonders berücksichtigt werden, und sie sind in Bezugauf Wirkungsgrad und Leistungsdichte PMSM unterlegen.

ASM beherrschen schon seit langer Zeit den Markt für elektrische Fahrantriebe von Schie-nenfahrzeugen. Gründe hierfür sind die niedrigen Kosten, die hohe Robustheit und das gut-mütige Verhalten im Fehlerfall beim Betrieb im Flussschwächbereich. Sie sind allerdings inBezug auf Wirkungsgrad und Leistungsdichte (bezogen sowohl auf Bauraum wie auch auf

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2.1 Anforderungen an die Regelung von IPMSM 5

Masse) PMSM unterlegen. Bedingt durch die fortschreitende Entwicklung von leistungs-starken Seltenerd-Permanentmagnetmaterialien wie NdFeB und SmCo mit immer höherenEnergiedichten hat sich dieser Vorteil von PMSM weiter verstärkt und es ist zu erwarten,dass dieser Trend auch in Zukunft anhält. Demgegenüber ist auf Grund des hohen Reifegra-des der Technologie das weitere Entwicklungspotential von ASM-Fahrantrieben in Bezugauf Drehmoment- und Leistungsdichte als eher gering einzuschätzen. Für Fahrantriebe vonSchienenfahrzeugen spielen Wirkungsgrad und Leistungsdichte nicht die Schlüsselrolle, diesie im Automobilbereich spielen. Aus diesem Grund ist für Fahranwendungen im Automo-bilbereich die PMSM mittlerweile der dominierende Maschinentyp [2], [29], [57], [63].

Die Eigenschaften von PMSM hängen stark von der Anordnung der Permanentmagnete aufdem Rotor ab. Man unterscheidet zwischen Surface-mounted Permanent Magnet Synchro-nous Motor (SPMSM), bei denen die Permanentmagnete auf der Oberfläche des Rotorsangebracht werden und Interior Permanent Magnet Synchronous Motor (IPMSM), beidenen die Permanentmagnete in die Rotorstruktur eingelassen sind (siehe Kap. 3.1). DaIPMSM einen höheren Wirkungsgrad und höhere Leistungsdichten als SPMSM aufweisen,werden im automobilen Antriebsstrang bevorzugt IPMSM eingesetzt [63].

2.1 Anforderungen an die Regelung von IPMSM

Die Fahrantriebe im Automobilbereich werden drehmomentgeregelt betrieben. Aufgabe derRegelung ist es, bei gegebener Zwischenkreisspannung und Drehzahl, das geforderte Dreh-moment exakt und mit hoher Dynamik möglichst wirkungsgradoptimal zu stellen. EineRegelungsstruktur, die diese Anforderungen erfüllt, muss zwei Dinge leisten:

• Bestimmung des Arbeitspunktes, in dem die Maschine betrieben werden soll

• Einprägen des Arbeitspunktes in die Maschine

Bei der Wahl des Arbeitspunktes ist zu beachten, dass IPMSM neben dem Hauptdrehmo-ment, das auf eine Wechselwirkung von Ankerstrom und Permanentmagnetfluss zurück-geht, bei geeigneter Bestromung auch ein Reluktanzdrehmoment erzeugen. Es resultierteine nichtlineare Drehmomentgleichung, so dass eine eindeutige Trennung zwischen einerdrehmoment- und einer flussbildenden Stromkomponente nicht möglich ist. Um das Poten-tial von IPMSM voll auszuschöpfen, muss das Reluktanzdrehmoment bei der Wahl desArbeitspunktes berücksichtigt werden. In Kap. 5 wird eine geeignete Struktur zur Arbeits-punktsteuerung vorgestellt, die das Reluktanzdrehmoment ausnutzt und Strom- und Span-nungsgrenze des Antriebs berücksichtigt.Die von der Arbeitspunktsteuerung vorgegebenen Arbeitspunkte sind dann von einer unter-lagerten Regelungsstruktur einzuregeln. Ist der Arbeitspunktsteuerung eine feldorientierteStromregelung unterlagert, so ist der Arbeitspunkt in Form einer Sollstromkombinationvorzugeben. Für direkte Regelungsstrukturen (DTC, DSR) muss er in Form einer Kombina-tion von Solldrehmoment und Sollfluss vorliegen. Eine besondere Herausforderung für dieunterlagerte Regelungsstruktur stellt die Forderung nach einer hohen Drehmomentdynamikim Konstantleistungsbereich dar, in dem der Antrieb definitionsgemäß an der Spannungs-grenze betrieben wird. Hierbei gilt es, möglichst nah an der Spannungsgrenze zu fahren, um

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6 2 Elektrische Antriebe für automobile Fahranwendungen

die installierte Zwischenkreisspannung möglichst gut auszunutzen und so den Wirkungs-grad und das stellbare Drehmoment des Antriebs zu maximieren. Unterlagerte Regelungs-strukturen, wie die feldorientierte Stromregelung (FOR) oder die Direct Torque Control(DTC) benötigen allerdings ein Mindestmaß an Spannungsreserve, um die Arbeitspunktemit der hohen geforderten Dynamik einprägen zu können. Um den gestellten Anforderung-en gerecht zu werden, ist das Zusammenspiel von überlagerter Arbeitspunktsteuerung undunterlagerter Stromregelungsstruktur von entscheidender Bedeutung.

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3 Modellierung von Permanentmagnet-Synchronmaschinen (PMSM)

In diesem Kapitel erfolgt die Modellierung von PMSM-Antrieben zum Zweck der Drehmo-mentregelung. Es wird zunächst auf die Besonderheiten von PMSM mit eingebettetenMagneten (IPMSM) eingegangen. Dieser Maschinentyp besitzt eine sehr hohe Leistungs-dichte und wird daher bevorzugt im Antriebsstrang von Automobilen eingesetzt. ImAnschluss daran erfolgt in Kap. 3.2 und Kap. 3.3 die Herleitung der Spannungs- und Dreh-momentgleichungen dieses Maschinentyps in ständer- und in rotorfesten Koordinatenbasierend auf dem Grundwellenmodell. In Kap. 3.4 wird der zulässige Betriebsbereich desAntriebs hergeleitet, der durch Strom- und Spannungsgrenze beschränkt wird. In diesemZusammenhang wird diskutiert, unter welchen Voraussetzungen die Spannungsgrenze aufKurven konstanten Flusses zurückgeführt werden kann. Der typische Verlauf von Isofluss-und Isodrehmomentkurven im -, -Koordinatensystem wird dargestellt. In Kap. 3.5 undKap. 3.6 werden die besonderen Eigenschaften der speziell in dieser Arbeit betrachtetenIPMSM, die nicht in dem hergeleiteten Grundwellenmodell berücksichtigt werden, aber fürdie Regelung der Maschine von Bedeutung sind, thematisiert. Hierzu zählen Eisen-Sätti-gungseffekte, Flussharmonische und Induktivitätsharmonische. In Kap. 3.7 wird schließlichdie Temperaturabhängigkeit des PMSM-Modells aufgezeigt.

3.1 Permanentmagnet-Synchronmaschinen mit eingebetteten Magneten (IPMSM)

Die charakteristischen Eigenschaften von PMSM werden maßgeblich durch das Rotorde-sign bestimmt. Man unterscheidet Surface-mounted Permanent Magnet SynchronousMotor (SPMSM), bei denen die Permanentmagnete auf der Oberfläche des Rotors ange-bracht sind, und Interior Permanent Magnet Synchronous Motor (IPMSM), bei denen sie indie Rotorstruktur eingelassen sind. IPMSM weisen gegenüber SPMSM Vorteile in Bezugauf Wirkungsgrad und Leistungsdichte (bezogen sowohl auf Bauraum wie auch auf Masse)

id iq

7

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8 3 Modellierung von Permanentmagnet-Synchronmaschinen (PMSM)

auf und kommen daher in automobilen Fahrantrieben bevorzugt zum Einsatz [63]. Bild 3.1zeigt links den schematischen Querschnitt von SPMSM und rechts den von IPMSM. DerStator ist jeweils mit dreiphasigen Drehfeldwicklungen bestückt. Da die relative Permeabi-lität des Permanentmagnetmaterials in etwa der von Luft entspricht, sind die Permanentma-gnete wie der Luftspalt in weiß, das Eisen von Rotor und Stator in grau dargestellt. BeiSPMSM befinden sich Permanentmagnete auf der Rotoroberfläche, bei IPMSM sind sie inden Rotor eingelassen. Dies führt dazu, dass die effektive Luftspaltbreite bei SPMSM ent-lang des Rotorumfangs konstant ist, während sie bei IPMSM in -Richtung deutlich größerals in -Richtung ist. Die Selbstinduktivitäten der drei Phasen sind entsprechend abhängigvom Rotorwinkel . Dies führt zu der charakteristischen Eigenschaft von IPMSM, dassdie Induktivität in Richtung des Permanentflusses deutlich kleiner ist als die Induktivität

quer zur Richtung des Permanentmagnetflusses.

3.2 Modellierung im zweiphasigen, ständerfesten Bezugssystem

Zur Modellierung von PMSM hat sich die Raumzeigerdarstellung als vorteilhaft erwiesen,die darauf basiert, dass die betrachteten Größen - etwa der Strombelag oder die magnetischeFlussdichte - als sinusförmig um den Rotorumfang verteilt angenommen werden, und unterdieser Voraussetzung durch einen komplexen Zeiger oder alternativ durch einen zweidi-mensionalen Vektor repräsentiert werden können1. Die Transformation von den dreiStranggrößen , , einer dreiphasigen Maschine auf die äquivalente Darstellung inForm eines zweidimensionalen Vektors mit den Komponenten und ist in Gl.(3.1) gegeben.

1. In dieser Arbeit wird stets die Darstellung als zweidimensionalen Vektor gewählt.

dq

εRSLd

Lq

d

q

d

q

Bild 3.1: Schematischer Querschnitt einer SPMSM (links) und einer IPMSM (rechts)

xa xb xcxαβ xα xβ

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3.2 Modellierung im zweiphasigen, ständerfesten Bezugssystem 9

(3.1)

Wie schon erwähnt, geht die Raumzei-gerdarstellung von räumlich sinusför-mig verteilten Größen aus. Sie beschreibtsomit ein „Grundwellenmodell“ derMaschine und enthält keinerlei Informa-tionen über Oberwellen. Bei der Trans-formation nach Gl. (3.1) geht auch dieInformationen über eine ggf. vorhandeneNullkomponente verloren. Da bei elektrischen Maschinender Sternpunkt aber in der Regel nichtangeschlossen ist, ist die Nullkompo-nente der Strangströme stets Null und diein den Strangspannungen des pulsendenUmrichters vorhandene Nullkompo-nente wirkt sich nicht auf die Ströme aus.Die gebräuchlichste Wahl für den Vor-faktor in Gl. (3.1) ist die amplituden-invariante Form, bei der gewählt wird. In diesem Fall stimmt dieAmplitude der Phasenströme mit der

Raumzeigerlänge überein. Bild 3.2 zeigt den schematischen Querschnitt des Stators einerdreiphasigen Synchronmaschine mit Polpaarzahl 1, die Magnetisierungsrichtungen der 3Phasen , und sowie das statorfeste, zweiphasige -, -Koordinatensystem. Die Ori-entierung der -Achse wird üblicherweise so gewählt, dass sie mit der Magnetisierungs-richtung der Phase übereinstimmt.

Die Spannungsgleichung der PMSM im -, -Koordinatensystem ist in vektorieller Formdurch Gl. (3.2) gegeben.

(3.2)

Hierbei sind Strom-, Spannungs- und Flussverkettungsvektor wie folgt definiert:

; ;

beschreibt die gesamte Flussverkettung, die auf den Permanentmagnetfluss und dendurch die Statorströme induzierten Fluss zurückgeht1. Der durch die Statorströme indu-

xαβxαxβ

KV

1 12---– 1

2---–

0 32

------- 32

-------–

xa

xb

xc

= =

a

b

c

a

a'

c'

c

b'

b

Bild 3.2: Schematischer Statorquerschnitt von PMSM mit Magnetisierungsrichtungen der dreiPhasen und statorfestem Koordinatensystem

x0 xa xb xc+ +( )=

KVKV 2 3⁄=

a b c α βα

a

α β

uαβ RSiαβ ψ· αβ+=

uαβuα

= iαβiαiβ

= ψαβψα

ψβ

=

ψαβ

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10 3 Modellierung von Permanentmagnet-Synchronmaschinen (PMSM)

zierte Fluss wird in dieser Arbeit in Anlehnung an die Terminologie bei Gleichstromma-schinen als Ankerrückwirkung bezeichnet. Das erzeugte Drehmoment ergibt sich aus dem Kreuzprodukt von Strom- und Flussvektor.

(3.3)

Für das Kreuzprodukt ist die absolute Lage der Vektoren unerheblich. Es wird ausschließ-lich durch ihre relative Lage bestimmt. Die durch Gl. (3.3) gegebene Beschreibung desDrehmoments gilt daher nicht nur im statorfesten -, -Koordinatensystem sondern bleibtin beliebig orientierten Koordinatensystemen gültig, solange beide Vektoren in dem sel-ben Koordinatensystem dargestellt sind.

3.3 Mitdrehendes, rotorfestes Koordinatensystem

Für die Antriebsregelung wird üblicherweise ein rotororientiertes Maschinenmodellgewählt. Betrachtet man eine PMSM im stationären Betrieb bei einer Drehzahl ungleichNull, so liegen im statororientierten Koordinatensystem Ströme, Spannungen und Flüsse inForm von sinusförmigen Wechselgrößen vor, während sie im rotororientierten Koordina-tensystem als Gleichgrößen vorliegen. Eine Regelung im rotororientierten Koordinatensys-tem ermöglicht also die Übertragung der bekannten und leistungsfähigen Regelungskon-zepte von Gleichstrom- auf Drehfeldmaschinen. Die beiden Achsen des rotororientiertenKoordinatensystems werden als längs- bzw. -Achse und quer- bzw. -Achse bezeichnet.Der elektrische Rotorwinkel gibt die Magnetisierungsrichtung des Permanentflusses anund die -Achse ist so definiert, dass sie mit dieser Richtung übereinstimmt. Die -Achseist entsprechend quer zur Magnetisierungsrichtung des Permanentflusses ausgerichtet. Bild3.3 zeigt rotor- und statororientiertes Koordinatensystem, die um den Rotorwinkel gegeneinander verdreht sind.

1. Da im Folgenden fast ausschließlich verkettete Flussgrößen betrachtet werden, wird der Einfachheithalber nicht immer auf diesen Umstand hingewiesen, so dass oft nur von „Fluss“ die Rede ist, auchwenn es sich tatsächlich um einen verketteten Fluss handelt.

T 32---p ψαβ iαβ×( ) 3

2---p ψK iK×( )= =

α βK

d qεRS

d q

εRS

d

q

�RS

�P

N

S

x

xdxq

x�

x�

Bild 3.3: Stator- und rotorfestes Koordinatensystem

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3.3 Mitdrehendes, rotorfestes Koordinatensystem 11

Die Transformation zwischen beiden Koordinatensystemen erfolgt mit Hilfe der durch Gl.(3.4) gegebenen Park-Transformation, für die der Rotorwinkel bekannt sein muss,wobei als Winkel zwischen der -Achse und der Magnetisierungsrichtung der Perma-nentmagnete definiert ist (vgl. Bild 3.3).

(3.4)

Die vektorielle Größe in rotor- bzw. statorfesten Koordinaten ist hierbei definiert durch:

;

Transformiert man die Spannungsgleichung (3.2) der PMSM in das rotororientierte Koordi-natensystem, so resultiert Gl. (3.5).

(3.5)

wobei die Matrix definiert ist durch:

Gl. (3.5) ist allgemein und unabhängig vom Auftreten von Eisen-Sättigungseffekten gültig.

3.3.1 Vernachlässigung von Eisen-Sättigungseffekten

Können Eisen-Sättigungseffekte vernachlässigt werden, so ergibt sich die Gesamtflussver-kettung in -, -Koordinaten als Summe von Permanentfluss und Ankerrückwir-kungen .

(3.6)

Hierbei sind Permanentflussvektor und Induktivitätsmatrix gegeben durch:

(3.7)

Der Permanentflussvektor hat definitionsgemäß nur eine -Komponente. In der Induk-tivitätsmatrix können mit und der Längs- und Querrichtung feste Induktivitätenzugeordnet werden, wobei für IPMSM charakteristisch ist. Im Gegensatz zur Dar-stellung in statorfesten Koordinaten sind die Induktivitäten in rotorfesten Koordinaten keineFunktion des Rotorwinkels 1.

1. Oberwellen werden hierbei vernachlässigt.

εRSεRS α

xdq Q εRS( )xαβ=

xαβ Q εRS( )( ) 1– xdq=Q εRS( ) εRS( )cos εRS( )sin

εRS( )sin– εRS( )cos=

x

xαβxαxβ

= xdqxd

xq

=

udq RSidq ψ· dq ωRSJψdq+ +=

J

J 0 1–

1 0=

d q ψdq ψPLdqidq

ψdq ψP Ldqidq+=

ψP Ldq

ψPψP

0= Ldq

Ld 00 Lq

=

ψP dLdq Ld Lq

Ld Lq<

εRS

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12 3 Modellierung von Permanentmagnet-Synchronmaschinen (PMSM)

Mit Gl. (3.6) geht Gl. (3.5) in die bekannten PMSM-Statorspannungsgleichungen über.

(3.8)

Wertet man das Kreuzprodukt aus Gl. (3.3) im rotorfesten Koordinatensystem aus, ergibtsich die bekannte Gleichung (3.9) zur Berechnung des Drehmoments.

(3.9)

Aus Gl. (3.9) wird deutlich, dass für Maschinen mit , wie es für IPMSM charakteris-tisch ist, beide Stromkomponenten zur Drehmomentbildung beitragen und eine strikte Tren-nung zwischen feld- und drehmomentbildender Stromkomponente nicht möglich ist.

Hoch ausgenutzte IPMSM, das heißt IPMSM, die auf Ihre Leistungsdichte hin optimiertsind, weisen in der Regel signifikante Sättigungseffekte auf, deren Vernachlässigung nichtzulässig ist [63]. In diesem Fall kann der Fluss nicht über Gl. (3.6) berechnet werden, wasauch für die in dieser Arbeit betrachtete Maschine gilt.

3.4 Zulässiger Betriebsbereich einer IPMSM

Der zulässige Betriebsbereich einer IPMSM wird durch Strom- und Spannungsgrenze ein-geschränkt. Zulässige Arbeitspunkte müssen mit beiden Grenzen des Antriebs konformsein. Im Folgenden wird ein Ausdruck der Strom- und Spannungsgrenze in Abhängigkeitder rotororientierten Statorstromkomponenten und hergeleitet, wobei der resultierendeAusdruck für die Spannungsgrenze von einem stationären Betrieb der Maschine ausgeht.

udq RSidq Ldqi·dq ωRSJLdqidq ωRSJψP+ + +=

RS

�RS

udq

�P

idq

Ldq

-1

J

Ldq

-

-

Bild 3.4: Statorspannungsmodell einer PMSMunter Vernachlässigung von Eisensättigung

T 32---p ψdq idq×( ) 3

2---p ψP Ld Lq–( )id+( )iq= =

Ld Lq≠

id iq

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3.4 Zulässiger Betriebsbereich einer IPMSM 13

3.4.1 Stromgrenze

Die Stromgrenze geht auf die maximale thermische Belastbarkeit von Maschine und spei-sendem Umrichter zurück. Um eine thermische Überlastung der Maschine zu vermeiden,darf die Statorstromamplitude einen maximalen Betrag nicht dauerhaft überschreiten.Daraus ergibt sich eine entsprechende Beschränkung der Länge des Stromraumzeigers:

(3.10)

Abhängig von den thermischen Zeitkonstanten des Antriebs ist eine kurzfristige Über-schreitung von in der Regel zulässig. Allerdings ist es danach notwendig, den Stromzeitweise auf einen kleineren Wert als zu begrenzen, um eine thermische Überlastungzu vermeiden.

3.4.2 Spannungsgrenze

Die Spannungsgrenze geht auf die Zwischenkreisspannung zurück, mit der der elektri-sche Antrieb gespeist wird. In Bild 3.5 ist das Hexagon dargestellt, das von den 6 aktivenSpannungszeigern eines dreiphasigen Umrichters mit Gleichspannungszwischen-kreis aufgespannt wird. Die beiden Nullspannungszeiger und sind in der Mitte desHexagons durch einen Punkt angedeutet. Die Länge der 6 aktiven Spannungszeiger beträgt

. Alle durch PWM stellbaren Spannungen liegen innerhalb bzw. auf der Grenze desHexagons.

Imax

i id2 iq

2+ Imax≤=

ImaxImax

udc

u1 ... u6, ,u7 u8

2udc 3⁄

u1

u2u3

u4

u5 u6

u ,u7 8�

3

ud c

3

u2d c

Bild 3.5: Spannungsgrenze in -Koordinatenuαβ

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14 3 Modellierung von Permanentmagnet-Synchronmaschinen (PMSM)

Soll eine sinusförmige Speisung der Maschine erfolgen, so stellt der Innenkreis des Hexa-gons die Spannungsgrenze dar, die z.B. in den Spannungskomponenten , beschriebenwird durch:

(3.11)

Der Spannungsbedarf einer IPMSM wird durch Gl. (3.5) beschrieben. Im stationärenBetrieb ergibt er sich aus der vektoriellen Summe des ohmschen Spannungsabfalls am Sta-torwiderstand und der rotatorisch induzierten Spannung . Der Betrag der rota-torisch induzierten Spannungen ist durch das Produkt aus elektrischer Kreisfrequenz und Flusszeigerlänge gegeben, wobei im oberen Drehzahlbereich maßgeblichden Spannungsbedarf der Maschine bestimmt. Große Maschinen mit hoher Bemessungslei-stung weisen typischerweise einen relativ kleinen ohmschen Widerstand auf, so dass hierim oberen Drehzahlbereich der ohmsche Spannungsabfall gegenüber den rotatorisch indu-zierten Spannung vernachlässigt und der Spannungsbedarf mit guter Genauigkeit durch Gl.(3.13) angenähert werden kann.

(3.12)

(3.13)

Aus Gl. (3.11) und Gl. (3.13) folgt, dass bei gegebener Zwischenkreisspannung und Dreh-zahl die Spannungsgrenze als maximale Flusszeigerlänge interpretiert werden kann,wobei der Flusszeiger mit der elektrischen Kreisfrequenz rotiert.

(3.14)

Unter Vernachlässigung von Sättigungseffekten wird der Betrag der Gesamtflussverkettungin der Maschine durch die Ellipsengleichung (3.15) beschrieben. Mittelpunkt und Exzentri-zität der Ellipsen konstanten Flusses sind durch Gl. (3.15 a) bzw. Gl. (3.15 b) gegeben.

(3.15)

Mittelpunkt: (3.15 a)

Große und kleine Halbachse: , (3.15 b)

3.4.3 Charakteristische Motorkennlinien einer IPMSM

Bild 3.6 zeigt die charakteristischen Kennlinien eines IPMSM in -, -Koordinaten. DerKreis maximalen Stromes ist in rot dargestellt, die Ellipsen konstanten Flusses in türkis.

uα uβ

u uα2 uβ

2+udc

3-------≤ umax= =

RSidq uind rot,ωRS

ψ uind rot,

uind rot dq,, ωRSJψdq=

u uind rot,≈ ωRS ψd2 ψq

2+ ωRS ψ= =

ψmaxωRS

ψ ψmax≤udc

ωRS 3----------------=

Ldid ψP+( )2 Lqiq( )2+ ψ=

ψP

Ld------– 0,⎝ ⎠

⎛ ⎞

ψLd-------

ψLq-------

id iq

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3.4 Zulässiger Betriebsbereich einer IPMSM 15

Grün dargestellt sind die Kurven konstanten Drehmoments, denen die Drehmomentglei-chung (3.9) zu Grunde liegt.

Eine für einen IPMSM charakteristische Kennzahl ist die Polfühligkeit oder Saliency ,gegeben durch das Verhältnis der Induktivitäten in - und -Richtung.

(3.16)

Für die hier dargestellten Kennfelder beträgt und entspricht somit einem typischenWert für hoch ausgenutzte IPMSM. bestimmt den Verlauf der Iso-Drehmomentkurvenund die Exzentrizität der Iso-Flussellipsen. Für verlaufen die Iso-Drehmomentkur-ven parallel zur -Achse und die Iso-Flussellipsen gehen in Kreise über.

Eine weitere wichtige Kenngröße ist der Parameter , gegeben durch das Verhältnis vonmaximalem Strom zum Kurzschlussstrom der Maschine.

(3.17)

bestimmt, in welchem Ausmaß der Permanentfluss durch die Ankerrückwirkungen kom-pensiert werden kann. Entspricht der maximale Strom dem Kurzschlussstrom, so lässt sichder Permanentfluss durch die Ankerrückwirkungen vollständig kompensieren. Ist grö-ßer als der Kurzschlussstrom, so ist eine Überkompensation des Gesamtflusses möglich.Für den in Bild 3.6 dargestellten Fall beträgt , so dass sich der Mittelpunkt der Iso-Flussellipsen innerhalb des Kreises maximalen Stromes befindet.

−1 −0.5 0−1

−0.5

0

0.5

1

� � � � � �

�� � ���

� � �

� � �

� �

� � �

� �

� � �

"

� � �� � �� � % ' ) + , � % ' ) + ,Bild 3.6: Strom-, Fluss- und

Drehmomentkennlinien einer IPMSM

Auf Grund der Drehmomentcharak-teristik von IPMSM, die dadurchgekennzeichent ist, dass für Haupt- und Reluktanzdrehmomentdas selbe Vorzeichen aufweisen,beschränkt sich die Darstellung aufdie Halbebene, in der ist.

id 0<

id 0≤

gq d

g Lq

Ld-----=

g 2=g

g 1=id

k

k Imax

I0---------=

k

Imax

k 1,5=

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16 3 Modellierung von Permanentmagnet-Synchronmaschinen (PMSM)

3.5 Sättigungs- und Kreuzsättigungseffekte

Bei der Modellierung von hoch ausgenutzten IPMSM zum Zweck des Reglerentwurfs ist esin der Regel nicht zulässig, Eisen-Sättigungseffekte zu vernachlässigen [13], [58], [65]. Sieliegen vor, wenn die arbeitspunktabhängigen Fluss- und die damit einhergehendenFlussdichteänderungen dazu führen, dass sich die relative Permeabilität und damit dieReluktanz des Eisens im Flusspfad ändert. In diesem Fall ist die Beschreibung der Gesamt-flussverkettung durch Gl. (3.6) nicht zulässig. Eine Möglichkeit zur Berücksichtigungder Sättigungseffekte ist, die Induktivitäten und den Permanentfluss jeweils als Funktionvon und auszudrücken: , und . Auf Grund der nichtlinearenSättigungseffekte lässt sich allerdings nicht mehr eindeutig auf einen Permanentfluss-und einen Ankerrückwirkungsanteil zurückführen, so dass diese Vorgehensweise einergewissen Willkür unterliegt. In dieser Arbeit wird der in [65] verwendete Ansatz aufgegrif-fen, der den Gesamtfluss nicht in einen Permanentfluss- und Ankerrückwirkungsanteil auf-teilt, sondern ihn als Funktion beider Stromkomponenten ausdrückt.

(3.18)

Die vektorielle, bijektive Funktion bilde den Statorstromvektor auf einen Flussvek-tor ab und beschreibe somit die magnetischen Eigenschaften der Maschine. Aus Gl.(3.5) und Gl. (3.18) folgt der in Bild 3.7 dargestellte Wirkungsplan einer IPMSM. Tretenkeine Sättigungseffekte auf, so ist die Funktion durch Gl. (3.6) gegeben.

Auf Basis der Gesamtflussverkettungen lassen sich differentielle Induktivitäten definieren,die sich aus den partiellen Ableitungen der Gesamtflussverkettungen nach den beiden

ψdq

id iq Ld idq( ) Lq idq( ) ψP idq( )ψdq

ψdqψd

ψq

fd idq( )

fq idq( )fdq idq( )= = =

idqid

iq

fd1– ψdq( )

fq1– ψdq( )

f 1–dq ψdq( )= = =

fdq idqψdq

fdq

J

fdq dq( )�

RS

�RS

udq �dq

idq

-

-

-1

Bild 3.7: Wirkungsplan einer IPMSM

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3.5 Sättigungs- und Kreuzsättigungseffekte 17

Stromkomponenten ergeben und in der differentiellen Induktivitätsmatrix zusammengefasstwerden können:

, wobei

(3.19)

Die Diagonalelemente der differentiellen Induktivitätsmatrix werden als differenti-elle Selbstinduktivitäten, die Nebendiagonalelemente als dynamische Kreuzkoppelindukti-vitäten bezeichnet. In Bild 6.6 sind und für die in dieser Arbeit betrachteteMaschine dargestellt. Die differentiellen Induktivitäten lassen sich graphisch als Steigungender Flussverkettungen und jeweils in - und -Richtung interpretieren. Sie sind inBild 6.5 dargestellt.

Mit Gl. (3.5), Gl. (3.18) und Gl. (3.19) resultiert folgendes Kleinsignalmodell der Maschine[65]:

(3.20)

Der letzte Summand auf der rechten Seite von Gl. (3.20) beschreibt die in Gl. (3.12) einge-führten, rotatorisch induzierten Spannungen . Sie sind abhängig von den Gesamt-flussverkettungen in den beiden Raumrichtungen und verursachen die bekannte Kopplungvon - und - Achse. Aus Sicht einer zu implementierenden Stromregelung stellen sie eineStörgröße dar, die durch eine Vorsteuerung am Reglerausgang kompensiert werden kann.Die differentiellen Selbstinduktivitäten sind zusammen mit dem ohmschen Widerstand für die Streckendynamik maßgeblich, die dem Stromreglerentwurf in den beiden Raumrich-tungen zu Grunde liegt. Liegen keine Sättigungseffekte vor, so sind die dynamischenKreuzkoppelinduktivitäten stets Null. Werden sie ungleich Null, treten dynamische Kreuz-kopplungseffekte auf, die eine zusätzliche Verkopplung zwischen - und - Achse bedeu-ten [65]. Eine Vorsteuerung der rotatorisch induzierten Spannungen reicht in diesem Fallnicht aus, um die Stromdynamiken in beiden Raumrichtungen zu entkoppeln. In [58] wer-den dynamische Kreuzkopplungseffekte untersucht und eine geeignete Struktur für IhreVorsteuerung wird hergeleitet. Kann die Eisen-Sättigung vernachlässigt werden, unter-scheiden sich die absoluten Induktivitäten aus Gl. (3.7) nicht von den differentiellen Induk-tivitäten aus Gl. (3.19). In diesem Fall gilt:

(3.21)

Ldq diff, idq( ) Ldd diff, Ldq diff,

Lqd diff, Lqq diff,

=

Ldd diff, idq( )id∂

∂ψd

id iq,

= Ldq diff, idq( )iq∂

∂ψd

id iq,

=

Lqd diff, idq( )id∂

∂ψq

id iq,

= Lqq diff, idq( )iq∂

∂ψq

id iq,

=

Ldq diff,

ψd idq( ) ψq idq( )

ψd ψq d q

ud

uq

RSid

iq

Ldq diff, idq( ) id·

iq·

ωRSJ ψd idq( )

ψq idq( )+ +=

uind rot,

d q

RS

d q

Ldd diff, Ld= Ldq diff, 0=

Lqd diff, 0= Lqq diff, Lq=

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18 3 Modellierung von Permanentmagnet-Synchronmaschinen (PMSM)

3.6 Fluss- und Induktivitätsharmonische

Abhängig von der zu regelnden Maschine treten mehr oder weniger starke Harmonische aufStrömen, Spannungen und erzeugtem Drehmoment auf, die Störungen in die Stromregel-kreise einkoppeln, welche im Grundwellenmodell nicht berücksichtigt werden. Dies kanndie Performanz der Stromregelung, insbesondere bei Maschinen mit einem großen Verhält-nis von Grundfrequenz zu Pulsfrequenz , merklich verschlechtern und führt zudem zuunerwünschten Drehmomentharmonischen [31]. Sie treten auf, wenn sowohl der Leiterbe-lag, das heißt die Verteilung der Leiter entlang des Rotorumfangs, wie auch die Flussdichte-verteilung nicht sinusförmig sind. Da bei hoch ausgenutzten IPMSM die Verteilung desLeiterbelags in der Regel nicht sinusförmig ist, ziehen Harmonische auf dem Permanent-fluss auch Harmonische auf den rotatorisch induzierten Spannungen nach sich.

3.6.1 Harmonische auf dem Permanentmagnetfluss

sei der mit Phase verkettete Permanentmagnetfluss abhängig vom Rotorwin-kel . Unterstellt man Halbwellensymmetrie, definiert durch

, (3.22)

lässt sich die als Fourierreihe mit ungeraden Koeffizienten darstellen

(3.23)

Bei einem symmetrisch aufgebauten dreiphasigen Motor gilt:

(3.24)

Aus Gl. (3.22) und Gl. (3.24) folgt für den Permanentmagnetfluss im orthogonalen, ständer-festen Koordinatensystem:

(3.25)

Es resultieren also Flussharmonische der Ordnungszahlen und wobei dieHarmonischen mit den Ordnungszahlen mitdrehend und die Harmonischen mit denOrdnungszahlen gegendrehend sind. Führt man die Park-Transformation durch, soresultieren folgende Permanentmagnetflüsse in -, -Koordinaten:

(3.26)

f1 fP

ψP a, εRS( ) aεRS

ψP a, εRS( ) ψP a, εRS π+( )–=

ψP a, εRS( )

ψP a, εRS( ) ψP 1, εRS( )cos ψP 3, 3εRS( )cos ψP 5, 5εRS( ) ...+cos+ +=

ψP b, εRS( ) ψP a, εRS2π3

------–⎝ ⎠⎛ ⎞=

ψP c, εRS( ) ψP a, εRS2π3

------+⎝ ⎠⎛ ⎞=

ψP α, ψP 1, εRS( )cos ψP 5, 5εRS( )cos ψP 7, 7εRS( ) ....+cos+ +=

ψP β, ψP 1, εRS( ) ψP 5, 5εRS( )sin–sin ψP 7, 7εRS( ) ....–sin+=

6k 1+ 6k 1–6k 1+

6k 1–d q

ψP d, ψP 1, ψP 5, ψP 7,+( ) 6εRS( )cos ψP 11, ψP 13,+( ) 12εRS( ) ...+cos+ +=

ψP q, ψ– P 5, ψP 7,+( ) 6εRS( )sin ψ– P 11, ψP 13,+( ) 12εRS( ) ...+sin+=

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3.6 Fluss- und Induktivitätsharmonische 19

In -, -Koordinaten treten Flussharmonische mit den Ordnungszahlen auf, die sichjeweils in einen mitdrehenden und einen gegendrehenden Anteil zerlegen lassen. DieAmplituden des mitdrehenden Anteils sind durch , die des gegendrehenden Anteils

gegeben.In Bild 3.8 oben ist die auf ihren Maximalwert normierte Außenleiterspannung der betrach-teten IPMSM über dem elektrischen Winkel aufgetragen, die bei unbestromter Maschinemit dem Oszilloskop gemessen wird, während die Belastungseinrichtung der IPMSM einekonstante Drehzahl einprägt. Man erkennt deutlich die Abweichungen von der gestricheltdargestellten idealen Sinusform. Eine Fourieranalyse zeigt wie erwartet Harmonische derOrdnungszahlen 5, 7, 11 und 13. Die Funktion der Permanentflusskomponenten und

abhängig vom Rotorwinkel ist im oberen Teil von Bild 3.9 dargestellt, wobeibeide Permanentflusskomponenten auf die mittlere Flusszeigerlänge über eine elektri-sche Periode normiert worden sind.

, , (3.27)

Man erkennt Harmonische mit der Ordnungszahl 6 und Vielfachen von 6 auf beiden Perma-nentflusskomponenten.

d q 6k

ψP k 1+,ψP k 1–,

ψP d,ψP q, εRS

ψP

ψP d norm, ,ψP d,

ψP----------= ψP q norm, ,

ψP q,

ψP----------= ψP

12π------ ψP εRS( ) εRSd

0

∫=

0 1 2 3 4 5 6

−1

−0.5

0

0.5

1

εRS

/ rad

u ab /

max

(uab

)

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 200

0.02

0.04

0.06

0.08

0.1

Ordnungszahl der Harmonischen

Fre

quen

zspe

ktru

m u

ab

Bild 3.8: Normierte, gemessene Außenleiterspannung bei unbestromter Maschine und konstanter Drehzahl ungleich Null

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20 3 Modellierung von Permanentmagnet-Synchronmaschinen (PMSM)

3.6.2 Harmonische auf den Induktivitäten

Die typische Abhängigkeit der Induktivitäten vom Rotorwinkel bei IPMSM ist durchdas Einlassen der Permanentmagnete in der Rotorstruktur bedingt. Die von abhängigenSelbst- und Koppelinduktivitäten der drei Phasen lassen sich in der -Induktivitätsma-trix zusammenfassen:

(3.28)

Da die relative Permeabilität der Permanentmagnete in etwa derjenigen von Luft entspricht,nimmt die Induktivitätsverteilung in Richtung der Permanentmagnete ihr Minimum an.Hierbei ist es unerheblich, ob es sich um einen magnetischen Nord- oder Südpol handelt, sodass die Induktivitätsverteilung eine Periode von 180° elektrisch besitzt [70]. Die Harmoni-schen der Selbst- und Koppelinduktivitäten sind daher stets gerade.

0 2 4 60.85

0.9

0.95

1

1.05

1.1

εRS

/ rad

ψP

,d,n

orm

0 2 4 60

0.05

0.1

εRS

/ rad

ψP

,q,n

orm

0 5 10 15 20 250

0.02

0.04

0.06

0.08

0.1

Ordnungszahl der Harmonischen

Fre

quen

zspe

ktru

P,d

,nor

m

0 5 10 15 20 250

0.02

0.04

0.06

0.08

0.1

Ordnungszahl der Harmonischen

Fre

quen

zspe

ktru

P,q

,nor

m

Bild 3.9: Harmonische auf den rotorfesten Permanentflusskomponenten

εRSεRS

3 3×Labc

Labc

Laa εRS( ) Lab εRS( ) Lac εRS( )

Lba εRS( ) Lbb εRS( ) Lbc εRS( )

Lca εRS( ) Lcb εRS( ) Lcc εRS( )

=

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3.6 Fluss- und Induktivitätsharmonische 21

Die Selbstinduktivitäten der drei Phasen lassen sich dann ausdrücken durch:

; (3.29)

Für die Koppelinduktivitäten gilt:

; (3.30)

Typische Verläufe der Selbst- bzw. Koppelinduktivitäten hoch ausgenutzter IPMSM wer-den in [70] beschrieben und weisen eine 2. und 4. Harmonische auf. Eine typischer Verlaufder Selbstinduktivität abhängig vom Rotorwinkel , normiert auf ihren Mittel-wert über eine elektrische Periode , ist in Bild 3.10 qualitativ dargestellt.

Durch Transformation der Induktivitätsmatrix in das -, -Koordinatensystem resul-tiert die Induktivitätsmatrix in -, -Koordinaten:

(3.31)

Die Harmonischen auf den Selbst- und Koppelinduktivitäten der drei Phasen führen zu Har-monischen mit den Ordnungszahlen auf den Elementen der Induktivitätsmatrix [51], die sich durch folgende Fourierreihe darstellen lassen:

(3.32)

Laa εRS( ) LS 2k, 2kεRS( )cosk 0=

∑=

Lbb εRS( ) Laa εRS2π3

------–⎝ ⎠⎛ ⎞= Lcc εRS( ) Laa εRS

2π3

------+⎝ ⎠⎛ ⎞=

Lbc εRS( ) LM 2k, 2kεRS( )cosk 0=

∑=

Lab εRS( ) Lbc εRS2π3

------+⎝ ⎠⎛ ⎞= Lac εRS( ) Lbc εRS

2π3

------–⎝ ⎠⎛ ⎞=

Laa εRS( ) εRSLaa

0.5

1

1.5

Rotorwinkel

←d−Richtung ←q−Richtung

0 π/2 π 3/2π 2π

Bild 3.10: Typischer Verlauf der Selbstinduktivität abhängig vom Rotorwinkel

Labc d qd q

LdqLdd Ldq

Lqd Lqq

=

6k Ldq

Ldd Ldd 0, Ldd 6, 6εRS( )cos Ldd 12, 12εRS( ) ....+cos+ +=

Lqq Lqq 0, Lqq 6, 6εRS( )cos Lqq 12, 12εRS( ) ....+cos+ +=

Ldq Lqd Ldq 6, 6εRS( )sin Ldq 12, 12εRS( ) ....+sin+= =

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22 3 Modellierung von Permanentmagnet-Synchronmaschinen (PMSM)

Die Fourierkoeffizienten sind hierbei gegeben durch:

(3.33)

3.7 Temperaturabhängigkeit der PMSM-Modellierung

Die Modellierung von PMSM ist abhängig von der Statorwicklungstemperatur und derTemperatur der Permanentmagnete .

Die Abhängigkeit des ohmschen Widerstands der Phasenwicklungen von der Wick-lungstemperatur ist bekannt und wird durch Gl. (3.34) beschreiben.

(3.34)

Hierbei sind und Temperaturkoeffizienten von Kupfer und der ohmscheWiderstand der Phasenwicklungen bei einer Wicklungstemperatur . Bei den hohenTemperaturhüben, die im Motorraum eines Automobils zu erwarten sind, ist mit Änderun-gen des ohmschen Widerstands von ca. 50% zu rechnen.

Die Abhängigkeit der Remanenzflussdichte der Permanentmagnete von derMagnettemperatur geht auf die Eigenschaften des verwendeten Permanentmagnetma-terials zurück. Die höchsten Flussdichten können mit Permanentmagneten aus erzielt werden, das auch bei der in dieser Arbeit betrachteten Maschine verwendet wird.Bild 3.11 zeigt die qualitative Temperaturabhängigkeit der Materialkennlinien von

.

Für -Permanentmagnete ist ein Rückgang der Remanenzflussdichte von ca. bei einer Erhöhung der Permanentmagnettemperatur um typisch. Es ist zu beachten,dass eine exzessive Flussschwächung zu einer irreversiblen Entmagnetisierung des Perma-nentmagnetmaterials führen kann. Eine solche Entmagnetisierung tritt auf, wenn dieFlussdichte im Permanentmagneten den „Kniepunkt“ in den Kennlinien unterschreitet,wobei die Lage dieses Punktes temperaturabhängig ist und sich mit steigender Temperatur

Ldd 0, LS 0, LM 0,–( )LS 2,

2--------- LM 2,+⎝ ⎠⎛ ⎞+=

Ldd 6k,LS 6k 2–,

2----------------- LM 6k 2–, LS 6k,

LS 6k 2+,

2----------------- LM 6k 2+,+ + + +⎝ ⎠

⎛ ⎞ k, 1…∞= =

Lqq 0, LS 0, LM 0,–( )LS 2,

2--------- LM 2,+⎝ ⎠⎛ ⎞–=

Lqq 6k,LS 6k 2–,

2-----------------– LM 6k 2–,– LS 6k,

LS 6k 2+,

2-----------------– LM 6k 2+,–+⎝ ⎠

⎛ ⎞ k, 1…∞= =

Ldq 6k,LS 6k 2–,

2-----------------– LM 6k 2–,–

LS 6k 2+,

2----------------- LM 6k 2+,+ +⎝ ⎠

⎛ ⎞ k, 1…∞= =

ϑSϑPM

RSϑS

RS RS ϑS( ) RS ϑS 0,( ) 1 α ϑS ϑS 0,–( ) β ϑS ϑS 0,–( )2+ +( )= =

α β RS ϑS 0,( )ϑS 0,

bR ϑPM( )ϑPM

NdFeB

NdFeB

NdFeB 0,1%1°K

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3.7 Temperaturabhängigkeit der PMSM-Modellierung 23

hin zu größeren Flussdichten verschiebt, so dass die Gefahr einer irreversiblen Schädigungder Permanentmagnete mit steigender Temperatur deutlich zunimmt.

Das Datenblatt des Permanentmagnetmaterials der in dieser Arbeit betrachteten IPMSM istin Anhang B dargestellt.

�PM

h�1

b

IrreversibleEntmagnetisierung

�2

�3

h ( )C �1

h ( )C �2

0

0

b ( )R �

Bild 3.11: Temperaturabhängigkeit der Kennlinien von NdFeB-Permanentmagneten

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24 3 Modellierung von Permanentmagnet-Synchronmaschinen (PMSM)

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4 Versuchsaufbau

Die in dieser Arbeit entwickelten Regelungsalgorithmen sind an einem Versuchsstand derUniversität Paderborn implementiert und erprobt worden, der im Rahmen dieser Arbeit auf-gebaut wurde und dessen schematische Struktur in Bild 4.1 dargestellt ist.

ImplemetierungssoftwareReal-Time Interface

Industrie-PC mit dSPACE-System Prüfling

Echtzeitfähige dSPACE-Hardware� - ds1005

- ds2004 (ADC-Messkarte)- ds3002 (Encoder-Karte)- ds4003 (Digital I/O- Karte)- ds5101 (PWM-Board)

Matlab / Simulink /Real-Time Workshop

Experimentier-softwareControldesk

Semikron Leistungsendstufe- 3*SKiiP 1242GB120-4DW(IGBT-Module)

- 3*SKCB 4m7-40-4-12(Zwischenkreismodule)

Schnittstelle dSPACE-Semikron Prüfling- Signalaufbereitung- Pegelanpassung

IPMSMPrüfling

IGBT-Schaltsignale

i ,i ,i u ,T ,a b c, dc mess RS�Leistungshalbleiter-und Motortemperatur

Ge

be

rsig

na

leM

oto

rte

mp

era

tur

ASMLast

Tm

ess

Semikron Leistungsendstufe- 3*SKiiP 1242GB120-4DW(IGBT-Module)

- 3*SKCB 4m7-40-4-12(Zwischenkreismodule)

Schnittstelle dSPACE-Semikron Last- Signalaufbereitung- Pegelanpassung

IGBT-Schaltsignale

Ge

be

rsig

na

leM

oto

rte

mp

era

tur

ImplemetierungssoftwareReal-Time Interface

Industrie-PC mit dSPACE-System Last

Echtzeitfähige dSPACE-Hardware�

� - ds1103�

Matlab / Simulink /Real-Time Workshop

Experimentier-softwareControldesk

IGBT-Schaltsignale

Zwischenkreis-verbund

Mechanische Kopplung überDrehmomentmesswelle

RegatronDC-Versorgung

�- TopCon TC.P.32(3 Stück parallel)

3 phasigeNetzeinspeisung400V

HMI

IGBT-Schaltsignale

i ,i ,i

ua b c

dc

i ,i ,i

ua b c

dc

i ,i ,i u ,a b c, dc RS�Leistungshalbleiter-und Motortemperatur

Bild 4.1: Schematischer Aufbau des Versuchsstandes

25

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26 4 Versuchsaufbau

Die Implementierung der Regelungsalgorithmen erfolgt blockorientiert mit der SoftwareMatlab/Simulink. Sie können dann mit Hilfe des Real-Time Workshop der Firma „TheMathWorks“ und des Real-Time Interface der Firma „dSPACE“ auf die echtzeitfähigeRapid-Prototypinghardware der Firma „dSPACE“ geladen werden. Tests der entworfenenRegelungsalgorithmen werden mit der Experimentiersoftware „ControlDesk“ gesteuert undüberwacht, die ebenfalls zum Rapid-Prototypingpaket der Firma „dSPACE“ gehört. Übereine Schnittstellenkarte, die eine Signalaufbereitung und Pegelanpassung beinhaltet, erfolgtdie Kommunikation der „dSPACE“-Hardware mit der dreiphasigen Leistungsendstufe, diedie elektrische Maschine speist. Die Leistungsendstufe ist mit SKiiP1-IGBT-Modulen derFirma „Semikron“ realisiert worden, die direkt mit Schaltbefehlen für die 6 IGBT angesteu-ert werden. Sie schützen sich intern gegen Überstrom, Übertemperatur und einen Brücken-kurzschluss und beinhalten bereits die Sensorik zur Messung der Phasenströme und derZwischenkreisspannung2.

Für den IPMSM-Prüfling und die ASM-Belastungseinrichtung steht jeweils ein Umrichtermit der oben beschriebenen Struktur zur Verfügung. Beide Umrichter werden im Zwischen-kreisverbund betrieben und von einer gemeinsamen DC-Versorgung bestehend aus drei pa-rallel geschalteten TopCon-Geräten der Firma „Regatron“ gespeist. Prüfling und Bela-stungseinrichtung sind mechanisch über eine Drehmomentmesswelle der Firma „HottingerBaldwin Messtechnik“ gekoppelt. Durch den Zwischenkreisverbund und die mechanischeKopplung der Maschinen muss im stationären Betrieb des Versuchsstandes von der DC-Versorgung nur die Verlustleistung der beiden Antriebe bereitgestellt werden, so dass dieDC-Versorgung kleiner dimensioniert werden kann.

Die einzelnen Komponenten des Versuchsstandes werden im Folgenden vorgestellt underläutert.

4.1 Rapid-Prototypingsystem

Die Regelung von Prüfling und ASM-Lastmaschine sind beide auf einem Rapid-Proto-typingsystem der Firma „dSPACE“ implementiert, wobei an dieser Stelle das Rapid-Proto-typingsystem des Prüflings näher vorgestellt werden soll. Es handelt sich um ein modularesSystem mit folgenden echtzeitfähigen Hardware-Komponenten, die in einem Industrie-PCunterbracht sind:

• ds1005 (Prozessorboard)

• ds2004 (ADC-Messkarte)

• ds3002 (Encoder-Karte)

• ds4003 (Digitale I/O-Karte)

• ds5101 (PWM-Board)

1. Semikron integrated intelligent Power2. Letzteres gilt nur für SKiiP-Module mit Option U

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4.2 Prüfling und Belastungsmaschine 27

Der Industrie-PC dient als Plattform für die Programmier- und Experimentiersoftwaresowie als Benutzerinterface. Die Regelungsalgorithmen selbst werden auf der echtzeitfä-higen Hardware ausgeführt.Das Prozessorboard arbeitet mit einem IBM PowerPC 750GX Prozessor, der mit einer Fre-quenz von getaktet ist. Die ADC-Messkarte verfügt über 16 unabhängige A/D-Wandler mit einer Konvertierungszeit von . Das PWM-Board arbeitet mit einer Auf-lösung von und erlaubt PWM-Perioden mit einer Dauer zwischen und ,wobei die Länge der PWM-Periode zur Laufzeit der Regelung geändert werden kann. Dieechtzeitfähigen Hardwarekomponenten sind untereinander über einen schnellen PHS-Busgekoppelt, über den die für das Regular Sampling so wichtige Synchronisierung zwischenPWM, A/D-Wandlern und Regelung erfolgt. Die Synchronisierung wird durch ein Inter-ruptsignal des PWM-Boards getriggert.Die Programmierung der Regelungsalgorithmen erfolgt auf dem Industrie-PC blockorien-tiert mit der Software Matlab/Simulink. Mit Hilfe des Real-Time Workshop der Firma „TheMathWorks“ und des Real-Time Interface der Firma „dSPACE“ können sie dann auf dieRapid-Prototypinghardware geladen werden. Die Steuerung und Überwachung der Experi-mente erfolgt mit der Software „ControlDesk“.

4.2 Prüfling und Belastungsmaschine

Als Prüfling wird eine wassergekühlte IPMSM mit den in der ersten Spalte von Tabelle 4.1gegebenen Bemessungsdaten verwendet. Die Bemessungsdaten der ASM-Belastungsein-richtung sind in der zweiten Spalte von Tabelle 4.1 gegeben. Prüfling und Lastmaschinehaben deutlich unterschiedliche Bemessungsspannungen von bzw. . BeideMaschinen werden im Zwischenkreisverbund mit einer Zwischenkreisspannung von betrieben, so dass die Spannungsgrenze der Bemessungsspannung des Prüflings entspricht.Die niedrige Zwischenkreisspannung ist notwendig, damit die für den Prüfling entworfenenRegelungsalgorithmen in den für die Regelung kritischen Arbeitspunkten an der Span-nungsgrenze getestet werden können. Dies führt aber dazu, dass die Belastungseinrichtungschon deutlich unterhalb der Bemessungsdrehzahl von in die Feldschwächungmuss und ihre Bemessungsleistung nicht erreicht, was bei der Dimensionierung der ASMzu berücksichtigen ist.

IPMSM Prüfling ASM Last

Bemessungsspannung 177 V 380 V

Strom Bemessung / (Max.) 110 / (283) A 293 A

Leistung Bemessung / (Max.) 19,6 / (50,7) kW 160 kW

Drehmoment Bemessung / (Max.) 110 / (283) Nm 380 Nm

Bemessungsdrehzahl

Max. Drehzahl

Polpaarzahl 8 1

Tabelle 4.1 Bemessungsdaten von Prüfling und Lastmaschine

1 GHz800 ns

25 ns 250 ns 26 s

177 V 380 V250 V

4000 min 1–

1700 min 1– 4000 min 1–

6000 min 1– 8000 min 1–

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28 4 Versuchsaufbau

Bild 4.2 zeigt Prüfling und ASM-Belastungseinrichtung, die über eine Drehmomentmess-welle der Firma „Hottinger Baldwin Messtechnik“, Typ: K-T10F-001R-SF1-S-1-W1-Ygekoppelt sind. Die Messwelle hat ein Bemessungsdrehmoment von und eineBemessungsdrehzahl von . Die Linearitätsabweichung bezogen auf dasBemessungsdrehmoment beträgt ~ .

4.3 Stellglied mit Sensorik

Die Leistungsendstufen der beiden dreiphasigen Wechselrichter mit gemeinsamem Span-nungszwischenkreis, mit denen Prüfling und Lastmaschine gespeist werden, sind mit was-sergekühlten SKiiP-IGBT-Modulen des Typs 1242GB120-4DW der Firma „Semikron“ rea-lisiert worden. Es handelt sich um Module der Spannungsklasse mit einem maxi-malen Kollektorstrom von . Ein SKiiP-Modul stellt jeweils eine Halbbrücke dar,mit der eine Motorphase gespeist wird, so dass zur Speisung einer dreiphasigen Maschinedrei SKiiP-Module nötig sind. Die SKiiP-Module beinhalten bereits die Treiber zurAnsteuerung der Leistungshalbleiter und erwarten die Schaltbefehle für die einzelnen IGBTdirekt in Form von -CMOS-Logikpegeln. Die beiden IGBT einer Halbbrücke sind inHardware gegen einen Brückenkurzschluss mit einer Wechselsperrzeit von verrie-gelt. Sie besitzen einen internen Überstrom- und Übertemperaturschutz und können miteiner maximalen Schaltfrequenz von getaktet werden, wobei für die Regelungsal-gorithmen des Prüflings die Schaltfrequenz auf maximal begrenzt wird.

Jedes der SKiiP-Module ist mit einem Kompensationsstrommesswandler ausgerüstet, derden Strom in der zugehörigen Motorphase misst. Die Strommesswandler haben eine -

1000 Nm12.000 min 1–

0,05%

Prüfling

Last-ASM

Drehmoment-messwelle

Bild 4.2: Prüfling und Belastungseinrichtung gekoppelt über eine Drehmomentmesswelle

1200 V1200 A

15 V3,3 μs

14 kHz10 kHz

3 dB

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4.3 Stellglied mit Sensorik 29

Bandbreite von und weisen in dem für den Prüfling relevanten Bereich einestromamplitudenabhängige Messunsicherheit zwischen bei einem Strom von und bei einem Prüflingsmaximalstrom von auf.

Der Zwischenkreis eines jeden der beiden dreiphasigen Wechselrichter besteht aus dreiZwischenkreismodulen des Typs SKCB 4m7-40-4-12 der Firma „Semikron“, die für dieVerwendung in Kombination mit den benutzten SKiiP-Modulen empfohlen werden. Wer-den die beiden Wechselrichter im Zwischenkreisverbund betrieben, so ergibt sich einegesamte Zwischenkreiskapazität von .

Der Zwischenkreisverbund wird durch eine elektronische DC-Versorgung der Firma„Regatron“ bestehend aus drei parallel geschalteten Einzelgeräten des Typs TopConTC.P.32 gespeist. Sie kann auf der DC-Seite eine Leistung von mit Spannungenim Bereich und Strömen im Bereich von liefern und ist nicht rückspeise-fähig. Die Sollwertvorgabe für die DC-Spannung erfolgt über ein Human Machine Interface(HMI) direkt am Gerät. Bedingt durch den Betrieb im Zwischenkreisverbund muss die DC-Versorgung im stationären Betrieb des Maschinensatzes nur die Verlustleistung von Prü-fling und Belastungseinrichtung liefern. Für dynamische Bremsvorgänge ist ein Bremswi-derstand von mit einer Bremsleistung von ( alle ) vorhanden.

Zur Wasserkühlung von Prüflingsmaschine und SKiiP-Modulen stehen Kühlgeräte derFirma „Single Temperiertechnik“ zur Verfügung.

100 kHz4,2 A 0 A

8,8 A 400 A

58 mF

0-96 kW0-600 V 0-198 A

15 Ω 36 kW 12 s 2 min

Bild 4.3: DC-Spannungsversorgung (links) und Schaltschrank mit Wechselrichter undBremswiderstand (rechts)

Bremswiderstand

3 SKiiP-IGBT-Module mit zugehörigen Zwischenkreis-modulen zur Speisung einer dreiphasigen Maschine

HMI

3 parallelgeschaltete 32kW TopCon-Geräte der Firma „Regatron“

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30 4 Versuchsaufbau

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5 Drehmomentsteuerung für wirkungsgradoptimierten Betrieb

Entscheidende Kriterien für die Bewertung von Fahrantrieben im Automobilbereich sindder Wirkungsgrad des Antriebs und der benötigte Bauraum. Ein hoher Wirkungsgradbedeutet zum einen eine effiziente Nutzung der in der Batterie bzw. im Kraftstoff gespei-cherten Energie. Zum anderen führt die mit einer Erhöhung des Wirkungsgrades einherge-hende Verringerung der Verlustleistung tendenziell auch zu einer Verringerung des benö-tigten Bauraumes, da die Größe des Antriebs maßgeblich durch die abzuführende ther-mische Verlustleistung bestimmt wird. Die Gewährleistung eines wirkungsgradoptimalenBetriebes ist daher eine der wichtigsten Anforderung an die Antriebsregelung.Der in dieser Arbeit betrachtete Antrieb soll drehmomentgeregelt betrieben werden. DieAnforderungen an die Regelung lassen sich somit wie folgt zusammenfassen:

Die Regelung soll ein Solldrehmoment wirkungsgradoptimal mit hoher Genauigkeitund Dynamik stellen und hierbei einen breiten Drehzahlbereich abdecken, der aucheinen Betrieb im Flussschwächbereich umfasst. Überschreitet der Solldrehmoment-betrag bei gegebener Drehzahl und Zwischenkreisspannung den maximal stellbarenDrehmomentbetrag, so ist von der Regelung der maximal mögliche Drehmomentbe-trag zu stellen. Hierbei ist die vorhandene Zwischenkreisspannung im Allgemeinennicht konstant und wird während des Betriebes gemessen.

Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der wirkungsgradoptimierten Arbeitspunktwahl durchdie Drehmomentsteuerung und gliedert sich wie folgt:In Kap. 5.1 wird zunächst der Stand der Technik zum wirkungsgradoptimierten Betrieb vonPMSM aufgezeigt. Es wird diskutiert, inwieweit ein wirkungsgradoptimaler Betrieb durcheinen Maximum Torque per Current (MTPC)-Betrieb angenähert werden kann. Kap. 5.2beschäftigt sich mit der Identifizierung von MTPC-optimalen Arbeitspunkten und in Kap.5.3 wird erläutert, wie die MTPC-optimale Arbeitspunktwahl unter Berücksichtigung vonStrom- und Spannungsgrenze zu modifizieren ist. Die Begriffe Ankerstellbereich sowieunterer und oberer Flussschwächbereich werden erläutert. In Kap. 5.4 wird schließlich eineMöglichkeit aufgezeigt, wie die hergeleitete Arbeitspunktsteuerung mit Hilfe von Kennfel-dern implementiert werden kann. Kap. 5.5 beschäftigt sich mit der Abhängigkeit der Kenn-felder, die bei der Arbeitspunktsteuerung verwendet werden, von der Temperatur der Per-

31

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32 5 Drehmomentsteuerung für wirkungsgradoptimierten Betrieb

manentmagnete und in Kap. 5.6 wird die mit der hergeleiteten Betriebsstrategie einherge-hende Belastung des Permanentmagnetmaterials diskutiert.

5.1 Stand der Technik:Wirkungsgradoptimierter Betrieb von IPMSM

Ein gefordertes Solldrehmoment kann beigegebener Drehzahl und Zwischenkreisspan-nung mit unterschiedlichen Kombinationenvon und gestellt werden. Ein Wirkungs-gradoptimaler Betrieb liegt vor, wenn dasgeforderte Solldrehmoment in dem Arbeits-punkt1 gestellt wird, in dem die Verlustleitungdes Antriebs minimal ist. An dieser Stelle wirdein Überblick über den Stand der Technik des

wirkungsgradoptimierten Betriebs von IPMSM gegeben, der sowohl den Ankerstell- wieauch den Flussschwächbereich umfasst. Der charakteristische Unterschied zwischenIPMSM und SPMSM ist die unterschiedliche Induktivität in - und -Richtung, die dazuführt, dass IPMSM bei geeigneter Bestromung ein Reluktanzdrehmoment erzeugen. DieÜbernahme der bei SPMSM üblichen Betriebsstrategie, im Ankerstellbereich ein von

in die Maschine einzuprägen, führt bei IPMSM dazu, dass das Reluktanzdrehmomentder Maschine unausgenutzt bleibt. Soll die Drehmoment- und Leistungsdichte einesIPMSM voll ausgenutzt werden, so ist die -Betriebsstrategie zu modifizieren. Zielist es, eine Arbeitspunktsteuerung mit der in Bild 5.1 dargestellten Eingangs-Ausgangs-struktur zu entwerfen, die bei gegebener Zwischenkreisspannung und Drehzahl einen mög-lichst wirkungsgradoptimalen Arbeitspunkt für ein gefordertes Solldrehmoment bestimmt.

Eine Übersicht über unterschiedliche Betriebsstrategien für PMSM-Antriebe ist z.B. in [45]zu finden. Einige der hier genannten Ziele, die den Betriebsstrategien zu Grunde liegen,sind:

• Stellen des Drehmoments mit maximalem Wirkungsgrad

• Stellen des Drehmoments mit minimalem Strom, (MTPC-Betrieb)

• , bzw. Minimierung von im Flussschwächbereich

Die Identifizierung wirkungsgradoptimaler Arbeitspunkte setzt eine exakte Modellierungder Verluste des Antriebs voraus, das heißt der Summe der Verluste von Umrichter undelektrischer Maschine. Ein exaktes Modell aller auftretenden Verluste kann sehr komplexund numerisch aufwendig werden und ist in der Praxis oft nicht verfügbar. Aus diesemGrund wird wirkungsgradoptimaler Betrieb häufig durch MTPC-Betrieb angenähert. DieseBetriebsstrategie fällt für SPMSM mit der -Betriebsstrategie zusammen. Tatsächlichist der MTPC-Betrieb aber nur dann wirkungsgradoptimal, wenn die Eisenverluste in der

1. Unter Arbeitspunkt soll an dieser Stelle eine Kombination von d- und q-Strom verstanden werden.

id�RS

Arbeitspunkt-steuerung

udc

T* iq

Bild 5.1: Eingangs- Ausgangsstrukturder Arbeitspunktsteuerung

id iq

d q

id0 A

id 0=

id 0= id

id 0=

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5.1 Stand der Technik: Wirkungsgradoptimierter Betrieb von IPMSM 33

Maschine vernachlässigt werden können. Wie nahe die MTPC-Strategie einem wirkungs-gradoptimalen Betrieb kommt, wird in Kap. 5.1.1 thematisiert.

Erste Veröffentlichungen zum MTPC-Betrieb von IPMSM im Ankerstell- undFlussschwächbereich stammen aus den späten 80er bzw. frühen 90er Jahren [30], [47]. In[47] wird die Kombination von - und -Strömen identifiziert, mit der bei gegebenerDrehzahl und Zwischenkreisspannung ein Solldrehmoment mit einem Stromzeiger mini-maler Länge gestellt wird. Seither hat es eine Reihe von Veröffentlichungen zu diesemThema gegeben [1], [3], [8], [9], [19], [46], [50], [52], [67]. Gerade in den letzten Jahrenerfreut sich dieses Thema angesichts verstärkter Anstrengungen der Automobilindustrie,elektrische IPMSM-Fahrantriebe im Automobil einzuführen, wachsender Aufmerksamkeit.

Bei den vielen Veröffentlichungen ist zunächst zu unterscheiden, ob der Strom- bzw. Dreh-momentregelung eine Drehzahlregelung überlagert ist. Ist dies der Fall, so sind die Anfor-derungen an die Drehmomentgenauigkeit der unterlagerten Regelungsstruktur deutlichgeringer. Als Stellgröße des Drehzahlreglers kann dann z.B. die Stromzeigerlänge genutzt werden, die bei gegebenen Maschinenparametern , und ohne großennumerischen Aufwand in eine MTPC-optimale Kombination von und aufgeteilt wer-den kann [67]. Das resultierende Drehmoment steigt zwar monoton, aber nicht linear mit und es bleibt dem Drehzahlregler überlassen, mit dieser Nichtlinearität in den unterlagertenRegelkreisen fertig zu werden und die geforderte Solldrehzahl einzuregeln. Ein Ansatz zurLinearisierung der unterlagerten Reglerstruktur wird in [50] beschrieben.

Ein Betrieb ohne überlagerte Drehzahlregelung mit hohen Anforderungen an die Drehmo-mentgenauigkeit erfordert einen höheren Aufwand bei der Bestimmung der Sollströme. Dieanalytische Berechnung der MTPC-optimalen Sollstromkombination , bei gegebenemSolldrehmoment ist numerisch sehr aufwendig und zur Laufzeit der Regelung kaum prakti-kabel. Darüber hinaus sind bei hoch ausgenutzten Maschinen die zur analytischen Ermitt-lung des Arbeitspunktes nötigen Maschinenparameter , und oft stark sättigungs-abhängig und nur näherungsweise bekannt. Die Berücksichtigung von Sättigungseffektenbei der Implementierung einer MTPC-Betriebsstrategie wird in vielen Publikationen thema-tisiert, wobei zur Bestimmung der sättigungsabhängigen Maschinenparameter verschiedeneAnsätze verfolgt werden:

• Analytische Beschreibung der Maschinenparameter als Funktion von und :Für viele Maschinen kann als die für die Sättigung maßgebliche Stromkomponenteidentifiziert werden. So werden in [3] und als lineare Funktion von angenä-hert. Die Zulässigkeit einer solchen Annäherung ist aber natürlich stark maschinenab-hängig.

• Beobachtung der Maschinenparameter:Die sättigungsabhängigen Maschinenparameter können mit Hilfe von Beobachter-strukturen geschätzt werden. So werden in [1] und mit Hilfe von zwei Beob-achtern geschätzt, während als konstant angenommen wird. Da die beobachtetenGrößen abhängig von den Statorströmen sind, muss ein Beobachter zur Schätzungdieser sättigungsabhängigen Parameter eine deutlich höhere Dynamik als die Strömeaufweisen, damit er auch während transienter Vorgänge richtige Schätzwerte liefert.

id iq

iLd Lq ψP

id iqi

id iq

Ld Lq ψP

id iqiq

Lq ψP iq

Lq ψPLd

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34 5 Drehmomentsteuerung für wirkungsgradoptimierten Betrieb

• Verwendung von Kennfeldern:Da Sättigungseffekte gerade bei hoch ausgenutzten Maschinen häufig auftreten undim Allgemeinen analytisch schwer zu beschreiben sind, werden in vielen Veröffentli-chungen Kennfelder verwendet, in denen die Sättigungseffekte explizit oder implizithinterlegt sind [8], [19], [36], [43].

Beim Einsatz von Kennfeldern bietet es sich an, nicht die sättigungsabhängigen Maschinen-parameter selbst, sondern stattdessen direkt die anzufahrenden Arbeitspunkte zu hinterle-gen, die die Sättigungseffekte implizit beinhalten. Die numerisch aufwendige Ermittlungder Arbeitspunkte kann dann unter Berücksichtigung der Sättigungseffekte offline bei derErstellung der Kennfelder erfolgen, so dass der numerische Aufwand zur Laufzeit derRegelung deutlich sinkt [19], [43].

5.1.1 Wirkungsgradoptimalität der MTPC-Strategie

Wirkungsgradoptimaler Betrieb liegt vor, wenn das geforderte Drehmoment in demArbeitspunkt gestellt wird, in dem die Verlustleistung des Antriebs minimal ist. Die Ermitt-lung der wirkungsgradoptimalen Arbeitspunkte basiert somit auf der Modellierung aller ineinem elektrischen Antrieb auftretenden Verluste, die sich wie folgt gliedern lassen:

Verluste in der elektrischen Maschine1:

• Kupferverluste

• Eisenverluste, die sich ihrerseits aufteilen lassen in

- Hystereseverluste

- Wirbelstromverluste

Verluste im Umrichter:

• Schaltverluste

• Durchlassverluste

Ordnet man die oben genannten Verlustarten nach ihren physikalischen Ursachen, sobestimmt der Strom in der Maschine die Kupfer- und Durchlassverluste und beeinflusst dieSchaltverluste. Ein MTPC-optimaler Betrieb führt zu einer Minimierung dieser drei Ver-lustarten. Die Eisenverluste hingegen steigen mit dem Drehzahlbetrag und der Flusszeiger-länge und werden somit über die Ankerrückwirkungen ebenfalls von den Statorströmenbeeinflusst. Bedingt durch den Permanentfluss geht eine Minimierung der Stromzeiger-länge aber im Allgemeinen nicht mit einer Minimierung der Flusszeigerlänge einher, sodass der MTPC-Betrieb nicht zu einer Minimierung der Eisenverluste führt. Die Güte derAnnäherung der wirkungsgradoptimalen Arbeitspunkte durch den MTPC-Betrieb hängtsomit vom Verhältnis der Summe von Kupfer-, Durchlass- und Schaltverlusten einerseits zu

1. Die im Antrieb auftretenden mechanischen Verluste hängen nur von der Drehzahl und nicht vomgewählten Arbeitspunkt ab und werden daher an dieser Stelle nicht weiter betrachtet.

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5.1 Stand der Technik: Wirkungsgradoptimierter Betrieb von IPMSM 35

den Eisenverlusten andereseits ab. Da die Eisenverluste stark drehzahlabhängig sind (dieHystereseverluste steigen linear, die Wirbelstromverluste quadratisch mit dem Drehzahlbe-trag), hängt dieses Verhältnis nicht nur von der Charakteristik der jeweiligen elektrischenMaschine, sondern auch ganz maßgeblich von der Drehzahl ab. Dabei ist die Näherung imunteren Drehzahlbereich prinzipiell besser als im oberen. Dies wird auch in Bild 5.2 deut-lich, das die qualitative Verschiebung der Kennlinie minimaler Verluste abhängig von derDrehzahl unter Berücksichtigung von Eisenverlusten zeigt. Im Stillstand entspricht dieKennlinie minimaler Verluste der MTPC-Kennlinie während sie sich mit steigender Dreh-zahl in Richtung kleiner Flusszeigerlängen verschiebt.

Die Unabhängigkeit der MTPC-Kennlinie von der Drehzahl vereinfacht die Implementie-rung der MTPC-Strategie ganz erheblich und hat somit sicherlich maßgeblich zu ihrer wei-ten Verbreitung beigetragen. Eine konsequente Berücksichtigung der Eisenverluste wirktsich weiterhin auf den in Kap. 3.4 betrachteten zulässigen Betriebsbereich der Maschineaus. Die thermische Grenze der Maschine ist dort in Form einer Stromgrenze angegeben, sodass alle thermisch zulässigen Arbeitspunkte in -, -Koordinaten innerhalb des Kreisesmaximalen Stromes liegen. Diese Stromgrenze würde unter Berücksichtigung der Eisenver-luste nicht nur drehzahlabhängig sondern mit steigender Drehzahl auch immer stärkerabhängig von der Orientierung von . Ein detailliertes Verlustmodell, das diese Effekteberücksichtigt, könnte z.B. auf Basis von FEM-Rechnungen erstellt werden. Eine Modellie-rung aller Verluste und ihre Berücksichtigung in der Betriebsstrategie ist aber sehr aufwen-dig. Für die in dieser Arbeit betrachtete Maschine steht kein solches Modell zur Verfügung

−0,5 −0,25 0−1

−0,5

0

0,5

1

id / I

max

i q / I m

ax

← ωrs

=0

|ωrs

| ↑

← ωrs

=0

|ωrs

| ↑

← ωrs

=0

|ωrs

| ↑

MTPC−Kennlinie

Bild 5.2: Kennlinien minimaler Verluste abhängig von der Drehzahl, Die Kennlinie für entspricht der MTPC-KennlinieωRS 0=

id iq

idq

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36 5 Drehmomentsteuerung für wirkungsgradoptimierten Betrieb

und es ist auch nicht Ziel dieser Arbeit, ein solches Modell zu erstellen. Veröffentlichungen,die sich mit der Arbeitpunktvorgabe für einen tatsächlich wirkungsgradoptimalen Betriebbeschäftigen, sind z.B. [41], [45] und [70]. In [70] werden in Simulationen für einenIPMSM-Fahrantrieb in HEV der wirkungsgradoptimale und der MTPC-Betrieb verglichen,mit dem Ergebnis, dass der wirkungsgradoptimale Betrieb mit guter Genauigkeit durch denMTPC-Betrieb angenähert werden kann.

5.2 Identifizierung der MTPC-Kennlinie für IPMSM

An dieser Stelle sollen zunächst die Arbeitspunkte eines IPMSM identifiziert werden, indenen sich ein Solldrehmoment mit einem Stromzeiger minimaler Länge stellen lässt. DieSumme dieser Arbeitspunkte bildet die MTPC-Kennlinie, auf der der Antrieb nach derMTPC-Strategie betrieben wird, sofern dies mit der Spannungsgrenze vereinbar ist.

In Bild 5.3 sind links die charakteristischen Kennlinien eines SPMSM, rechts die einesIPMSM in -, -Koordinaten dargestellt. Die grünen Kurven sind Kurven konstantenDrehmoments. In allen Arbeitspunkten auf solch einer Iso-Drehmomentkurve lässt sich daszugehörige Drehmoment mit unterschiedlichen Kombinationen von und stellen. DieMTPC-Kennlinie ist in blau dargestellt und beinhaltet den Arbeitspunkt auf jeder Iso-Dreh-momentlinie, in dem die zugehörige Stromzeigerlänge minimal ist.

id iq

id iq

0

0

id

i q

−ψP/L

d 0

0

id

i q

−ψP/L

d

konst. StromMTPC−Kennliniekonst. Drehmoment

Bild 5.3: Kurven konstanten Stromes (rot) und konstanten Drehmoments (grün) sowie MTPC-Kennlinie (blau) für einen SPMSM (links) und einen IPMSM (rechts)

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5.2 Identifizierung der MTPC-Kennlinie für IPMSM 37

Für SPMSM mit den in Bild 5.3 links dargestellten Kennlinien ist die Identifizierung derMTPC-Kennlinie trivial. Da sich die Induktivitäten in - und -Richtung nicht unterschei-den, ist das Reluktanzdrehmoment stets Null und leistet keinerlei Beitrag zum Drehmo-ment. Um ein Drehmoment mit einem Stromzeiger minimaler Länge zu stellen, wird zuNull gewählt, und die MTPC-Kennlinie ist für diesen Motortyp durch die -Achse gege-ben.Bei IPMSM mit den in Bild 5.3 rechts dargestellten Kennlinien sind die Zusammenhängenicht so offensichtlich. Da über den Reluktanzdrehmomentanteil das insgesamt gestellteDrehmoment beeinflusst ( ), verlaufen die Iso-Drehmomentkurven nicht parallel zur

-Achse. Eine klare Unterscheidung zwischen fluss- und drehmomentbildenden Strömenist nicht möglich. Um das Reluktanzdrehmoment optimal zu nutzen und das Gesamtdreh-moment mit einem Stromzeiger minimaler Länge zu stellen, ist also ein erforderlich.

Auf jeder Iso-Drehmomentkurve lässt sich eindeutig ein Arbeitspunkt bestimmen, für dendie zugehörige Stromzeigerlänge minimal ist. Er ist durch den Tangentialpunkt zwischenden Kreisen konstanten Stromes und den Kurven konstanten Drehmoments gegeben. In die-sem Punkt weist der Gradient der Stromzeigerlänge (bzw. des Quadrates der Stromzeiger-länge) dieselbe Orientierung auf wie der Gradient des Drehmoments. Die Gradienten derbeiden Skalarfelder von und werden durch Anwendung des aus der Vektoranalysisbekannten -Operators ermittelt, so dass alle Punkte auf der MTPC-Kennlinie Gl. (5.1)genügen müssen.

(5.1)

Wertet man Gl. (5.1) aus und setzt unter Vernachlässigung von Eisen-SättigungseffektenGl. (3.9) für das Drehmoment an, so resultiert Gl. (5.2), die 2 Lösungen für hat. Eine derLösungen für ist positiv. Der anderen Lösung, für die gilt, müssen alle Punkte aufder MTPC-Kennlinie genügen.

(5.2)

Soll ein bestimmtes Solldrehmoment in einem Arbeitspunkt auf der MTPC-Kennliniegestellt werden, so muss dieser Arbeitspunkt Gl. (3.9) und der nicht positiven Lösung vonGl. (5.2) genügen. Bei der Auflösung dieser beiden Gleichungen nach den Stromkompo-nenten und ergibt sich eine algebraische Gleichung 4. Ordnung. Eine analytische bzw.numerische Lösung ist sehr aufwendig und zur Laufzeit mit der typischerweise verwende-ten Hardware kaum praktikabel [28]. Darüber hinaus gehen die verwendeten Gleichungenvon festen Werten für Induktivitäten und Permanentfluss aus. Die hierdurch bedingte Ver-nachlässigung von Eisen-Sättigungseffekten ist bei hoch ausgenutzten elektrischen Maschi-nen, wie sie oft in Fahrantrieben verwendet werden, im Allgemeinen nicht zulässig. Soweist auch die in dieser Arbeit betrachtete Maschine signifikante Eisen-Sättigungseffekteauf. Im Folgenden wird daher ein Ansatz verfolgt, in dem die MTPC-Kennlinie durch Aus-messung der Maschine offline ermittelt und dann in Kennfeldern abgelegt wird, auf diedann zur Laufzeit zugegriffen wird. Diese Vorgehensweise wird in Kap. 5.4 erläutert.

d qid

idiq

idLd Lq<

id

id 0≠

T i 2

∇ i 2id∂∂ i 2 iq∂

∂ i 2 λid∂∂ T iq∂

∂ T λ∇T= = =

idid id 0≤

iq2 id

2–ψP

Ld Lq–-----------------id– 0=

T∗

id iq

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38 5 Drehmomentsteuerung für wirkungsgradoptimierten Betrieb

5.3 Betriebsstrategie im Ankerstell- und Flussschwächbereich

In Kap. 5.2 ist die MTPC-Betriebsstrategie vorgestellt worden, wobei Spannungs- undStromgrenze hierbei zunächst vernachlässigt worden sind. In diesem Kapitel wird beschrie-ben, wie eine Betriebsstrategie unter Berücksichtigung dieser Grenzen aussieht. In diesemZusammenhang werden die Begriffe Ankerstell- sowie unterer und oberer Flussschwächbe-reich erläutert.

Bild 5.4 zeigt die schon aus Bild 5.3 bekannten charakteristischen Kennlinien einesIPMSM. Sie wurden um zwei Ellipsen konstanten Flusses ergänzt. Nach Gl. (3.14) könnenEllipsen konstanten Flusses bei gegebener Drehzahl und Zwischenkreisspannung im statio-nären Betreib als Spannungsgrenze interpretiert werden. Hierbei werden die ohmschenSpannungsabfälle allerdings vernachlässigt.

.

0

0

id

i q

−ψP/L

d

•A1

•B1

•G1

•C1

•F1

•D1

•E1

T1

−T1

T2

−T2

T3

−T3

Imax

ψmax

(ωRS1

)

ψmax

(ωRS2

)

konst. StromMTPC−Kennliniekonst. Drehmomentkonst. Fluss

Bild 5.4: Kennlinien einer IPMSM

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5.3 Betriebsstrategie im Ankerstell- und Flussschwächbereich 39

5.3.1 Ankerstellbereich

Im Ankerstellbereich wird das Solldrehmoment in dem zugehörigen Arbeitspunkt auf demmit der Stromgrenze konformen Teil der MTPC-Kennlinie gestellt. Die MTPC-Kennlinieist in Bild 5.4 blau dargestellt und der mit der Stromgrenze konforme Teil ist durch denAbschnitt gegeben. Voraussetzung für einen Betrieb im Ankerstell-bereich ist, dass der Spannungsbedarf des zu dem Solldrehmoment gehörigen Arbeitspunk-tes auf der MTPC-Kennlinie die maximal zulässige Spannung nicht übersteigt. Für hinrei-chend kleine Drehzahlbeträge ( ) ist das maximal vom Antrieb stellbareDrehmoment und wird ausschließlich durch die zulässige Stromzeigerlänge einge-schränkt. wird auch als Nenn- bzw. Bemessungsdrehmoment des Antriebs bezeichnet.Ausgehend von Bild 5.4 wird es in den Schnittpunkten der MTPC-Kennlinie mit dem Kreismaximalen Stromes gestellt, die mit bzw. bezeichnet sind. Die durch gegebeneDrehzahl wird als Nenn- bzw. Bemessungsdrehzahl bei der betrachteten Zwischenkreis-spannung bezeichnet. Auch für Drehzahlbeträge oberhalb der Bemessungsdrehzahl( ) ist für kleine zu stellende Drehmomentbeträge ggf. noch ein Betrieb imAnkerstellbereich möglich. Der maximal in diesem Drehzahlbereich stellbare Drehmo-mentbetrag wird allerdings schon durch die Spannungsgrenze eingeschränkt. So ist in Bild5.4 bei einer Drehzahl von der Drehmomentbetrag gerade noch auf der MTPC-Kennlinie stellbar. Höhere zu stellende Drehmomentbeträge können nicht mehr auf derMTPC-Kennlinie realisiert werden. Um Sie zu erreichen, ist ein Betrieb im Flussschwäch-bereich nötig.

.

F1 G1– A1– B1– C1–

ωRS ωRS1< T1Imax

T1

C1 F1 ωRS1

udcωRS ωRS1>

ωRS2 T3

0Drehmoment

F

luss

ψP

ψmax

(ωRS1

)

Bild 5.5: Kennlinie optimalen Flusses bei gegebenem Solldrehmoment ψopt T∗( )

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40 5 Drehmomentsteuerung für wirkungsgradoptimierten Betrieb

Jedem Punkt auf der in Bild 5.4 dargestellten MTPC-Kennlinie lässt sich eindeutig ein Sta-torstromvektor und damit ein Drehmoment und eine Flusszeigerlänge zuordnen. Trägtman für alle Punkte auf der MTPC-Kennlinie die Flusszeigerlänge über dem Drehmomentauf, so erhält man die in Bild 5.5 dargestellte Kennlinie optimalen Flusses abhängig vomSolldrehmoment . Im Ankerstellbereich (das heißt, solange es keinen Konflikt mitder Spannungsgrenze gibt) wird angestrebt, ein Solldrehmoment mit der zugehörigenFlusszeigerlänge auf der MTPC-Kennlinie zu stellen. Die Frage, ob der zu gehörige Arbeitspunkt auf der MTPC-Kennlinie konform mit der Spannungsgrenze ist, lässtsich mit Hilfe der folgenden Ungleichung beantworten:

(5.3)

Solange die Ungleichung (5.3) nicht verletzt ist, wird der Antrieb im Ankerstellbereich inArbeitspunkten auf der MTPC-Kennlinie betrieben. Andernfalls ist ein Betrieb imFlussschwächbereich nötig.

5.3.2 Unterer Flussschwächbereich

In Kap. 5.3.1 wird erläutert, dass für eine IPMSM mit den in Bild 5.4 dargestellten Kennli-nien bei einer zulässigen Flusszeigerlänge nur noch kleinere Drehmomentbe-träge im Ankerstellbereich, das heißt auf der MTPC-Kennlinie, gestellt werdenkönnen. Um größere Drehmomentbeträge als zu stellen, ist ein Betrieb imFlussschwächbereich nötig, der dadurch gekennzeichnet ist, dass der Antrieb an der Span-nungsgrenze betrieben wird. In diesem Fall ist ein Arbeitspunkt auf dem Abschnitt bzw. der Iso-Flussellipse zu wählen. Es wird mehr flussschwächenderStrom als zur optimalen Nutzung des Reluktanzdrehmomentes nötig in die Maschine einge-prägt, aber gerade nur so viel, dass der Arbeitspunkt noch konform mit der Spannungs-grenze ist, so dass ein Betrieb an der Spannungsgrenze resultiert. Der maximal stellbareDrehmomentbetrag wird im Punkt bzw. , dem Schnittpunkt von Strom- und Span-nungsgrenze, erreicht. Das maximal stellbare Drehmoment wird also sowohl von derStrom- als auch von der Spannungsgrenze bestimmt. Der Betriebsbereich, in dem dies derFall ist, wird als unterer Flussschwächbereich bezeichnet. Zusammenfassend werden fürden Fall, dass die Spannungsgrenze repräsentiert, abhängig von Arbeits-punkte auf der Kennlinie angefahren.

5.3.3 Oberer Flussschwächbereich

Nach Gl. (3.15 a) ist der Mittelpunkt der Iso-Flussellipsen durch den Kurzschlussstrom desMotors , gegeben. Für Maschinen mit liegt der Kurzschlussstrominnerhalb des Kreises maximalen Stromes. In diesem Fall wird bei hinreichend großenDrehzahlbeträgen der maximal stellbare Drehmomentbetrag nicht am Schnittpunkt vonStrom- und Spannungsgrenze erreicht. In Bild 5.6 erkennt man, dass für die zulässige

idq

ψopt T∗( )T∗

ψopt T∗( ) T∗

ψopt T∗( ) ψmax ωRS( )<udc

ωRS 3----------------=

ψmax ωRS2( )T T3<

T3

B1 D1–G1 E1– ψmax ωRS2( )

D1 E1

ψmax ωRS2( ) T∗E1 G1– A1– B1– D1–

id I0–= iq 0= Imax I0>

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5.3 Betriebsstrategie im Ankerstell- und Flussschwächbereich 41

Flusszeigerlänge das maximal stellbare Drehmoment im Arbeitspunkt erreicht wird, der sich nicht auf dem Kreis maximalen Stromes sondern auf der pink einge-zeichneten Kennlinie befindet. Diese Kennlinie beinhaltet alle Arbeitspunkte, in denen einDrehmoment mit minimaler Flusszeigerlänge gestellt werden kann. Sie soll im Folgendenals Maximum Torque Per Flux (MTPF)-Kennlinie bezeichnet werden. Sie leitet sich analogzu der MTPC-Kennlinie her. Während die MTPC-Kennlinie durch die Tangentialpunktezwischen den Iso-Drehmomentkurven und den Kreisen konstanten Stromes gegeben ist,setzt sich die MTPF-Kennlinie aus den Tangentialpunkten zwischen den Iso-Drehmoment-kurven und den Iso-Flussellipsen zusammen. Sie schneidet den Kreis maximalen Stromesin dem mit gekennzeichneten Arbeitspunkt, in dem die Flusszeigerlänge beträgt. Die zugehörige Ellipse konstanten Flusses ist in Bild 5.6 eingezeichnet und reprä-sentiere die Spannungsgrenze bei konstanter Zwischenkreisspannung und einer elektrischenKreisfrequenz . Für kleine Drehzahlbeträge ( ) wird das maximal stellbareDrehmoment im unteren Flussschwächbereich am Schnittpunkt von Strom- und Span-nungsgrenze erreicht. Für größere Drehzahlbeträge ( ) ist der maximal stellbareDrehmomentbetrag nur noch von der Spannungsgrenze, nicht mehr von der Stromgrenze,abhängig und wird auf der MTPF-Kennlinie erreicht. Der Betriebsbereich, in dem letzteresder Fall ist, wird als oberer Flussschwächbereich bezeichnet. Bei einer elektrischen Kreis-frequenz werden Drehmomente auf der durch gegebenen Kurve gestellt.

ψmax ωRS5( ) T5 B2

E2 ψmax ωRS4( )

ωRS4 ωRS ωRS4<

ωRS ωRS4>

ωRS5 C2 A2– B2–

0

0

id

i q •A2

•B2

•C2

•E2

•F2

T4

−T4

T5

−T5

ψmax

(ωRS4

)

ψmax

(ωRS5

)

−ψP/L

d

konst. StromMTPC−KennlinieMTPF−Kennliniekonst. Drehmomentkonst. Fluss

Bild 5.6: Kennlinien eines IPMSM

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42 5 Drehmomentsteuerung für wirkungsgradoptimierten Betrieb

5.3.4 Maximal stellbares Drehmoment und sinnvoller Betriebsbereich bei IPMSM

Der sinnvolle Betriebsbereich umfasse alle Arbeitspunkte, die mit der in den vorigen Kapi-teln hergeleiteten Betriebsstrategie im Ankerstell-, unteren oder oberen Flussschwächbe-reich potentiell angefahren werden können. Er ist in Bild 5.7 durch die grau schattierte Flä-che gegeben, die durch die MTPC-Kennlinie (blau), die MTPF-Kennlinie (magentafarben)und durch den Kreis maximalen Stromes (rot) begrenzt wird.Bei hinreichend kleinen Drehzahlen wird das maximal stellbare Drehmoment der Maschinenur von der Stromgrenze bestimmt und in den Arbeitspunkten bzw. erreicht. ImFlussschwächbereich nimmt das maximal stellbare Drehmoment ab und ist abhängig vonder Fluss- bzw. Spannungsgrenze. Im unteren Flussschwächbereich wird es an der Strom-grenze auf den Kreisbögen bzw. erreicht. Die Arbeitspunkte, auf denen imoberen Flussschwächbereich der maximale Drehmomentbetrag erreicht wird, befinden sichauf dem mit der Stromgrenze konformen Teil der MTPF-Kennlinie, die durch denAbschnitt gegeben ist. Zusammengefasst liegen die Arbeitspunkte, in denenfür eine gegebene Flussgrenze das maximal stellbare Drehmoment realisiertwerden kann, auf der in Bild 5.7 grün gestrichelten Linie . AllenArbeitspunkten auf dieser Kennlinie kann nun jeweils ein Wert für Flussbetrag und Dreh-moment zugeordnet werden. Auf diese Weise erhält man die Kennlinie maximalen Dreh-moments bei gegebener Flussgrenze .

A1 A2

A1 B1– A2 B2–

B1 C– B2–ψmax Tmax

A1 B1– C– B2– A2–

Tmax ψmax( )

0

0

id

i q

•A1

•A2

•B1

•B2

•C

−ψP/L

d 00

Fluss

Dre

hmom

ent

−ψmax

(ωRS1

)

T1

Tmax

(ψmax

)

Imax

MTPC−KennlinieMTPF−KennlinieT

max @ ψ

max

Bild 5.7: Kennlinie maximal stellbaren Drehmoments bei gegebenem Flussbetrag

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5.4 Implementierung der Drehmomentsteuerung 43

Auf der rechten Seite von Bild 5.7 ist das maximal stellbare Drehmoment über demmaximal zulässigen Flussbetrag aufgetragen. Der bei gegebener Flussgrenze von der Regelung zu stellende Solldrehmomentbetrag ist daher wie folgt zu begrenzen:

(5.4)

Bei dieser Betrachtung werden allerdings, wie oben bereits erwähnt, die ohmschen Span-nungsabfälle vernachlässigt.

5.4 Implementierung der Drehmomentsteuerung

In diesem Kapitel soll eine Implementierungsmöglichkeit der in Kap. 5.3 hergeleitetenBetriebsstrategie zur Drehmomentsteuerung aufgezeigt werden, die den gesamten Arbeits-bereich umfasst und auf Kennfeldern beruht. Sie hat die in Bild 5.8 dargestellte Struktur.Aus der Zwischenkreisspannung und der elektrischen Kreisfrequenz wird nach Gl.(3.14) der maximal zulässige Flussbetrag berechnet. Die eigentliche Ermittlung desArbeitspunktes erfolgt dann auf Basis der Flussgrenze und des Solldrehmoments ,wobei der Arbeitspunkt in Form einer Kombination von Sollströmen und ausgege-ben wird.

Tmaxψmax ψmax

T∗ Tmax ψmax( )<

udc ωRSψmax

ψmax T∗id∗ iq∗

min

0

0

�max

�opt(T*)

�opt(T*)

T ( )max max�

T*

i *d

i *q

T ( )max max�

f1( ,T)| |�

�RS

udc

/

31/

T*

lim

| |�*

Bild 5.8: Struktur der Drehmomentsteuerung

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44 5 Drehmomentsteuerung für wirkungsgradoptimierten Betrieb

Die Identifizierung der gesuchten Arbeitspunkte basiert auf zwei bereits hergeleitetenKennlinien:

• (siehe Bild 5.5)

• (siehe Bild 5.7)

Die Funktionsweise der in Bild 5.8 dargestellten Drehmomentsteuerung lässt sich wie folgtbeschreiben:Der Solldrehmomentanforderung wird mit Hilfe des Kennfeldes der optimaleFlussbetrag zugeordnet, mit dem das geforderte Drehmoment auf der MTPC-Kennliniegestellt wird, falls der resultierende Arbeitspunkt auf der MTPC-Kennlinie konform mit derSpannungsgrenze ist. Ein Vergleich des optimalen Flussbetrages mit der Fluss-grenze entscheidet, ob dies der Fall ist und der Antrieb im Ankerstell- oder imFlussschwächbereich betrieben wird:

• Falls gilt, wird der Antrieb im Ankerstellbereich betrieben. Ein Flussbetrag von wird in die Maschine eingeprägt und das Drehmoment

wird auf der MTPC-Kennlinie gestellt.

• Falls gilt, wird der Antrieb im Flussschwächbereich betriebenDer maximal mit der Spannungsgrenze konforme Flussbetrag wird in dieMaschine eingeprägt und es ist zu überprüfen, ob das geforderte Drehmoment miteinem Flussbetrag von gestellt werden kann.

Der in die Maschine einzuprägende Flussbetrag ist somit bestimmt. Nun wird mit Hilfe derKennlinie der maximal stellbare Drehmomentbetrag bei gegebenem Fluss inder Maschine ermittelt und wird auf einen maximalen Wert von limitiert. Legtman den sinnvollen Betriebsbereich der Maschine zu Grunde, so wird der gesuchte Arbeits-punkt eindeutig durch die Kombination von Flussbetrag und Drehmoment bestimmt. und können direkt als Sollgrößen für eine unterlagerte Direct Torque Control (DTC),wie sie in Kap. 7 beschrieben wird, verwendet werden. Wird als unterlagerte Regelungs-struktur eine feldorientierte Stromregelung (FOR) verwendet, muss der in Form von und vorliegende Arbeitspunkt noch in eine Kombination von Sollgrößen für die unter-lagerten Stromregelkreise und transformiert werden. Im sinnvollen Betriebsbereichkann eine Kombination von - und - Strömen eindeutig einer Kombination von und

zugeordnet werden und umgekehrt. Das heißt, es existiert eine bijektive, vektorielleFunktion mit folgenden Eigenschaften:

, (5.5)

Die Funktion wird in einem dritten Kennfeld abgelegt.Die drei zur Implementierung der Drehmomentsteuerung nach Bild 5.8 nötigen Kennfelder

, und können aus FEM-Rechnungen oder durch Vermes-sung der Maschine gewonnen werden. Sie sind in Bild 5.9 und Bild 5.10 dargestellt.

ψopt T∗( )

Tmax ψmax( )

T∗ ψopt T∗( )

ψopt T∗( )ψmax

ψopt T∗( ) ψmax<ψopt T∗( )

T∗

ψopt T∗( ) ψmax>ψmax

T∗ψmax

Tmax ψmax( )T∗ Tmax

T∗lim

ψ ∗

T∗lim

ψ ∗id∗ iq∗

id iq Tψ

f1

id

iq

f1Tψ

=Tψ

f11– id

iq

=

f1 ψ T,( )

ψopt T∗( ) Tmax ψmax( ) f1 ψ T,( )

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5.4 Implementierung der Drehmomentsteuerung 45

−400−380

−360

−360−340

−340

−320

−320

−300

−300

−300

−280

−280

−280

−260

−260

−260−240

−240

−240

−220−220

−220

−200−200

−200

−180−180

−180

−160−160

−160

−140 −140−140

−120 −120−120

−100 −100−100

−80 −80−80

−60 −60 −60−40 −40 −40

−20 −20 −200 0 0 0

20 20 2040 40 4060 606080 80 80100 100

100120 120120140 140

140160160

160

180180

180200

200

200

220220

220

240240

240260

260

260

280

280

280

300

300

300

320

320

340

340

360

360

380400

id / A

i q / A

0.02

0.020.02

0.04

0.040.04

0.04

0.04

0.04

0.06 0.06

0.06

0.060.06

0.06

0.08 0.08

0.08

0.08 0.08

0.08

0.10.1 0.1

0.1 0.1 0.1

0.12

0 120.12

−400 −300 −200 −100 0−400

−300

−200

−100

0

100

200

300

400

0 0.02 0.04 0.06 0.08 0.1 0.120

50

100

150

200

250

300

350

ψmax

/ Vs

Tm

ax /

Nm

−400 −200 0 200 4000.05

0.06

0.07

0.08

0.09

0.1

0.11

T* / Nm

ψop

t / V

s

Bild 5.9: Durch Messung aufgenommene Kennfelder in -, -Koordinaten (links)mit den Kennlinien (rechts oben) und (rechts unten)

id iqψopt T∗( ) Tmax ψmax( )

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46 5 Drehmomentsteuerung für wirkungsgradoptimierten Betrieb

−400−200

0200

400

00.05

0.1

0.150.2

−400

−300

−200

−100

0

T / Nm

i d* / A

−400−200

0200

400

00.05

0.1

0.150.2

−400

−200

0

200

400

T / Nm

i q* / A

Bild 5.10: Durch Messung aufgenommene Kennfelder mit den Strömen und abhängig von Gesamtflussbetrag und Drehmoment

f1 ψ T,( )id iq

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5.4 Implementierung der Drehmomentsteuerung 47

5.4.1 Messergebnisse

Die folgenden Bilder zeigen Messergebnisse der Drehmomentsteuerung, die mit einerunterlagerten FOR, wie sie in Kap. 6 beschrieben ist, betrieben wird. Der in Bild 5.11 dar-gestellte Messschrieb ist bei im Ankerstellbereich und der in Bild 5.12 darge-stellte Messschrieb bei im Flussschwächbereich aufgezeichnet worden.

Die Bilder zeigen neben dem Soll- und Istwert des Drehmoments jeweils die Sollströmesowie den Spannungsbedarf in - und -Richtung. Bei dem Messschrieb in Bild 5.12 , dereinen Betrieb im Flussschwächbereich zeigt, ist zusätzlich die Spannungszeigerlänge darge-stellt. Mit einem Drehmomentfehler <4% bezogen auf das Bemessungsdrehmoment wird einegute Drehmomentgenauigkeit erreicht. Beim Betrieb im Flussschwächbereich, wo die Maschine definitionsgemäß an der Span-nungsgrenze betrieben wird, stellt sich wie erwartet eine konstante Spannungszeigerlängeein. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass der Messschrieb mit aktiviertem Span-nungsregelkreis, wie er in Kap. 6.6.1 beschrieben wird, aufgezeichnet worden ist. Auf dieseWeise kann ein sicherer Betrieb an der Spannungsgrenze gewährleistet werden.

Die gezeigten Messschriebe belegen, dass die Drehmomentsteuerung wie gewünscht funk-tioniert. Eine Ursache für Ungenauigkeiten bei der Drehmomentsteuerung liegt in der nichtkonstanten Temperatur der Permanentmagnete . Der Einfluss der Magnettemperaturauf und somit auf das erzeugte Drehmoment wird in Kap. 5.5 beschrieben.

1000 min-1

4500 min-1

d q

ϑPMψP

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48 5 Drehmomentsteuerung für wirkungsgradoptimierten Betrieb

0 10 20 30 40 50

−200

−150

−100

−50

0

� ��

0 10 20 30 40 50

−400

−200

0

200

400

�� �

0 10 20 30 40 50

−100

−50

0

50

100

� �

0 10 20 30 40 50−20

0

20

40

60

80

� �

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50

−400

−300

−200

−100

0

100

200

300

400

���� �

��� � �

Bild 5.11: Messergebnisse Drehmomentsteuerung: Solldrehmomentsprünge von bei einer Drehzahl von 25 Nm 1000 min-1

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5.4 Implementierung der Drehmomentsteuerung 49

0 5 10 15 20 25 30 35

−100

−50

0

50

100

���� �

��� � �

0 5 10 15 20 25 30 35

115

120

125

130

135

0 10 20 30

−200

−150

−100

� ��

0 10 20 30

−100

−50

0

50

100

�� �

0 10 20 30

−100

0

100

� �

0 10 20 30−50

0

50

100

150

� �

Bild 5.12: Messergebnisse Drehmomentsteuerung: Solldrehmomentsprünge von bei einer Drehzahl von 25 Nm 4500 min-1

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50 5 Drehmomentsteuerung für wirkungsgradoptimierten Betrieb

5.5 Temperaturabhängigkeit der Kennfelder

In Kap. 3.7 wird die Temperaturabhängigkeit des Permanentmagnetmaterials erläutert. DieRemanenzflussdichte bzw. Koerzitivfeldstärke des in der betrachteten Maschine verwende-ten Permanentmagnetmaterials reduziert sich laut Datenblatt um ca. bei einerMagnettemperaturerhöhung um . Bei großen Temperaturhüben, wie sie im Motorraumvon Automobilen vorkommen, ist dieser Effekt signifikant. Die in Kap. 5.4 dargestelltenKennfelder zur Drehmomentsteuerung basieren auf einer Vermessung der Maschine. Hier-bei wird ein Raster von -, -Strömen über den sinnvollen Arbeitsbereich der Maschinegelegt und in jedem Rasterpunkt das gestellte Drehmoment und der Spannungsbedarf derMaschine ermittelt, aus dem dann auf die Flusskomponenten und zurückgeschlos-sen wird. Während der Vermessung der Maschine sollte die Magnettemperatur mög-lichst konstant bei einer Temperatur gehalten werden und die Kennfelder zurDrehmomentsteuerung, die auf Basis der Messdaten generiert werden, beschreiben dieMaschine für diese Magnettemperatur . Weicht während des Betriebs derMaschine deutlich von ab, so sind die der Drehmomentsteuerung zu Grundeliegenden Kennfelder mit einem systematischen Fehler behaftet und müssen ggf. abhängigvon adaptiert werden. Die messtechnische Erfassung von ist für den üblichenFall, dass sich die Permanentmagnete auf dem rotierenden Teil der Maschine befinden, sehraufwendig und kostspielig. In [34] sind zwei Beobachterstrukturen zur Ermittlung von bzw. der magnettemperaturabhängigen Flussänderungen auf Grundlage derStrom- und Spannungsverläufe von PMSM untersucht und verifiziert worden. Mit der aufdiese Weise ermittelten Magnettemperatur ist eine Adaption der Kennfelder zur Drehmo-mentsteuerung denkbar, die hier aber nicht weiter thematisiert wird. DieDrehmomentsteuerung für die in dieser Arbeit betrachtete Maschine hat sich als relativgenau erwiesen, wobei der Antrieb nicht gezielt über einen breiten Temperaturbereichuntersucht worden ist.

5.6 Belastung der Permanentmagnete im wirkungsgradoptimierten Betrieb

Die Belastung der Permanentmagnete kann mit Hilfe eines einfachen Reluktanzmodells in- und -Richtung beschrieben werden, dessen magnetische Ersatzschaltbilder in Bild 5.13

dargestellt sind. Sättigungseffekte werden bei dieser Betrachtung vernachlässigt, so dasssich die Flüsse abhängig von der auf die Permanentmagnete zurückgehenden Durchflutung

, der effektiven Anzahl der Statorwindungen und den als konstant angenommenenReluktanzen und in den beiden Raumrichtungen wie folgt berechnen:

; (5.6)

0,08%1°K

id iq

ψd ψqϑPM

ϑPM Vermess,

ϑPM Vermess, ϑPMϑPM Vermess,

ϑPM ϑPM

ϑPMψdq idq ϑPM,( )

T id iq ϑPM, ,( )

d q

ΘPM NRmd Rmq

ΦdΘPM Nid+

Rmd-------------------------= Φq

Niq

Rmq---------=

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5.6 Belastung der Permanentmagnete im wirkungsgradoptimierten Betrieb 51

Die Flussverkettungen in - und -Richtung sind hierbei gegeben durch:

(5.7)

Für die Induktivitäten und den Permanentfluss gilt:

, (5.8)

(5.9)

Die Kennlinien des Permanentmagnetmaterials sind für drei verschiedenen Magnettempera-turen qualitativ im oberen Teil von Bild 5.14 dargestellt. Der Arbeitspunkt auf derMagnetkennlinie wird durch den Schnittpunkt von Materialkennlinie und Kennlinie desmagnetischen Kreises in -Richtung bestimmt. Die Kennlinie des magnetischen Kreiseshat die Steigung und verläuft für durch den Ursprung des Koordinatensys-tems. Für verschiebt sie sich entsprechend. Die Magnetkennlinien weisen einen „Kniepunkt“ auf, in dem sich die Steigung der Magnet-kennlinie deutlich ändert und dessen Lage stark abhängig von ist. Um eine irreversibleSchädigung der Permanentmagnete zu verhindern, darf die Flussdichte in dem Kniepunkt

nicht unterschritten werden. Mit steigendem steigt auch und somit dieGefahr einer irreversiblen Schädigung der Permanentmagnete auch schon bei geringerenflussschwächenden Strömen. Im unteren Teil von Bild 5.14 ist der in Kap. 5.3.4 hergeleitetesinnvolle Betriebsbereich einer IPMSM skizziert. Wird ein Arbeitspunkt auf der Geraden

innerhalb des sinnvollen Betriebsbereichs gewählt, so ist und der Perma-nentmagnetfluss wird vollständig kompensiert. Werden Arbeitspunkte links dieser Geradengewählt, so geht dies mit einer Überkompensation des Permanentmagnetflusses einher. DerArbeitspunkt mit maximalem flussschwächendem Strom im sinnvollenBetriebsbereich ist mit gekennzeichnet. Er liegt in dem Schnittpunkt zwischen dem Kreismaximalen Stromes und der MTPF-Kennlinie und markiert den Übergang zwischen unte-rem und oberem Flussschwächbereich. Der auf den Kurzschlussstrom normierte maximale flussschwächende Strom lässt sich alsMaß für die Worst-Case-Belastung der Permanentmagnete während des normalen Betriebesinterpretieren. Er hängt unter Vernachlässigung von Sättigungseffekten vom Grad der Pol-

Rmd

�PM -Nid

�d

Rmq

-Niq

�q

Bild 5.13: Magnetische Ersatzschaltbilder in - und -Richtungd q

d q

ψd NΦd Ldid ψP+= =

ψq NΦq Lqiq= =

LdN2

Rmd---------= Lq

N2

Rmq---------=

ψPNΘPM

Rmd---------------=

ϑPM

d1 R⁄ md id 0=

id 0≠

ϑPM

bKnie ϑPM bKnie

A1 A2– id I0–=

id Id max,–=B

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52 5 Drehmomentsteuerung für wirkungsgradoptimierten Betrieb

fühligkeit (Saliency) und dem Verhältnis von maximalem Strom und Kurzschlussstrom ab, die durch Gl. (5.10) und Gl. (5.11) definiert sind.

(5.10)

(5.11)

Die Worst-Case-Belastung der Permanentmagnete während des normalen Betriebes berech-net sich wie folgt [43]:

(5.12)

In Bild 5.15 ist der normiertemaximale flussschwächendeStrom über dem Grad derSaliency für verschiedeneVerhältnisse von maxima-lem Strom zum Kurzschluss-strom aufgetragen. Für die in dieser Arbeitbetrachtete Maschine beträgt

, so dass miteiner deutlichen Überkom-pensation des Permanentflus-ses zu rechnen ist.

gk

g Lq

Ld-----=

k Imax

I0---------=

Id max,

I0-------------

1 g2---

g2--- 3– 4g k2 4 8g– 8g2 8g3 8g2 4g4+ +–+( )+ +––

1– g g2 g3+–+------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------=

Bild 5.14: Arbeitspunkte auf der PM-Kennlinie abhängig von id

�PM

h=Nid

b~�d

IrreversibleEntmagnetisierung

0

�1

�2

�3

i =0d

i =-Id 0

i =-Id d,max

-Id,max id

iq

-I0 0

b ( )R 2�

A2

A1

B

b ( )Knie 3�

k

Id max, 1,6I0=

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5.7 Zusammenfassung und Fazit 53

5.7 Zusammenfassung und Fazit

In diesem Kapitel wird zunächst eine Übersicht über den Stand der Technik zur Identifika-tion von Arbeitspunkten gegeben, in denen IPMSM wirkungsgradoptimiert bzw. wirkungs-gradoptimal betrieben werden. Die Zweckmäßigkeit der Annäherung der wirkungsgradopti-malen Arbeitspunkte durch MTPC-optimale Arbeitspunkte wird motiviert.Nach Identifikation von MTPC- und MTPF-Kennlinie wird die Arbeitspunktwahl unterBerücksichtigung von Strom- und Spannungsgrenze diskutiert. In diesem Zusammenhangwerden die Begriffe Ankerstell- sowie unterer und oberer Flussschwächbereich erläutertund der "sinnvolle Betriebsbereich" wird definiert, der alle Kombinationen von und umfasst, die mit der hergeleiteten MTPC-optimalen Betriebsstrategie potentiell angefahrenwerden.Eine rechenzeiteffiziente Möglichkeit zur Implementierung der MTPC-optimalen Arbeits-punktsteuerung basierend auf den beiden offline ermittelten, eindimensionalen Kennfeldern

und wird aufgezeigt. Die verwendete Arbeitspunktsteuerung kommtohne eine harte Strukturumschaltung beim Übergang zwischen Ankerstell- und

1 1.2 1.4 1.6 1.8 2 2.2 2.4 2.6 2.8 3−3

−2.5

−2

−1.5

−1

−0.5

g=Lq/L

d

I d,m

ax/(Ψ

P/L

d)

k=1.0k=1.5k=2.0k=3.0

Bild 5.15: Auf den Kurzschlussstrom normierter, maximaler flussschwächender Strom abhängig von den Parametern und g k

id iq

ψopt T∗( ) Tmax ψmax( )

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54 5 Drehmomentsteuerung für wirkungsgradoptimierten Betrieb

Flussschwächbereich aus. Die Kennfelder werden durch Vermessung der Maschine gene-riert und berücksichtigen somit schon die Einflüsse von Eisen-Sättigungseffekten.Die Messergebnisse im Ankerstell- und Flussschwächbereich belegen die Funktionalität derArbeitspunktsteuerung im Zusammenspiel mit einer unterlagerten Stromregelung. DerDrehmomentfehler ist kleiner als 4% bezogen auf das Bemessungsdrehmoment und kanndurch die temperaturabhängigen Eigenschaften des PM-Materials erklärt werden. Es wirdthematisiert, dass der sinnvolle Betriebsbereich auch Arbeitspunkte umfasst, in denen derPermanentfluss nicht nur kompensiert sondern sogar überkompensiert wird. Die Worst-Case-Belastung wird mathematisch abhängig von den beiden Maschinenparametern und

ausgedrückt, die die Polfühligkeit und das Verhältnis von maximalem Strom zum Kurz-schlussstrom beschreiben.

gk

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6 Unterlagerte Regelungsstruktur: Feldorientierte Stromregelung (FOR)

In Kap. 5 wird eine wirkungsgradoptimierte Drehmomentsteuerung vorgestellt, die Arbeits-punkte abhängig von Solldrehmoment sowie gegebener Drehzahl und Zwischenkreisspan-nung des Antriebs vorgibt. Die ermittelten Arbeitspunkte müssen danach von einer unterla-gerten Regelungsstruktur in die Maschine eingeprägt werden. Als unterlagerte Regelungs-struktur wird in dieser Arbeit in erster Linie die „Feldorientierte Stromregelung (FOR)“betrachtet, die Gegenstand dieses Kapitels ist. In Kap. 7 wird als Alternative eine unterla-gerte Regelungsstruktur in Form einer „Direct Torque Control (DTC)“ untersucht.

6.1 Anforderungen an die unterlagerte Regelungsstruktur und Stand der Technik

Das Konzept der feldorientierten Regelung von Drehfeldmaschinen geht auf den Anfangder 70er Jahre zurück [4]. Die Entwicklung geeigneter Leistungshalbleiter und digitalerSignalverarbeitungstechnik hat dieser Technologie zu Beginn der 90er Jahre zum Durch-bruch verholfen. Sie beherrscht heutzutage den Markt in Drehmoment bzw. Drehzahl exaktregelbarer Antriebe beinahe völlig und es gibt umfassende Literatur zu diesem Thema wiez.B. [60], [61], [68].

Der Einsatz von PMSM und insbesondere IPMSM in Traktionsanwendungen ist hingegennoch relativ neu, da der Betrieb von PMSM in dem hier geforderten Konstantleistungsbe-reich aus verschiedenen Gründen vermieden wurde. Zu diesen Gründen zählen:

• Probleme der Handhabung der hohen induzierten Spannungen bei Flussschwächbe-trieb im Fehlerfall

• Gefahr der irreversiblen Schädigung der Permanentmagnete im Flussschwächbetrieb

• Abnehmender Wirkungsgrad im Flussschwächbetrieb

55

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56 6 Unterlagerte Regelungsstruktur: Feldorientierte Stromregelung (FOR)

Durch die Entwicklung von Seltenerd-Permanentmagneten mit immer höheren Energie-dichten sind IPMSM in Bezug auf Wirkungsgrad sowie Leistungs- und Drehmomentdichteanderen elektrischen Maschinentypen mittlerweile deutlich überlegen [63]. Im Automobil-bereich, wo Wirkungsgrad und Bauraum entscheidende Kriterien für elektrische Fahran-triebe sind, können IPMSM diese Vorteile voll ausspielen und sind hier, trotz der obenerwähnten Nachteile, mittlerweile der am weitesten verbreitete elektrische Maschinentyp.Zur wirkungsgradoptimierten Arbeitspunktsteuerung drehzahl- und drehmomentgeregelterIPMSM gibt es schon eine Reihe von Veröffentlichungen, von denen einige in Kap. 5.1 vor-gestellt werden. Die Anzahl der Publikationen zu der der Arbeitspunktsteuerung unterlager-ten Regelungsstruktur, speziell im Hinblick auf die Erfordernisse von Traktionsanwendung-en, ist hingegen deutlich geringer. Die Anforderungen an die unterlagerte Regelungsstruk-tur sind gegeben durch:

• Stabiler und stationär genauer Betrieb der Regelung im Ankerstell- undFlussschwächbereich

• Hohe Robustheit der Regelung gegenüber Parameterunsicherheiten durch z.B. Tem-peraturschwankungen

• Minimierung der Drehmoment- bzw. Stromwelligkeit

• Hohe Ausnutzung der installierten Zwischenkreisspannung im Flussschwächbereichdurch Betrieb nahe an der Spannungsgrenze

• Hohe Drehmomentdynamik im Ankerstell- und Flussschwächbereich

Der Regelungsentwurf hat hierbei unter den Randbedingungen zu erfolgen, die durch dieeingesetzte Leistungselektronik und Signalverarbeitungshardware gesetzt werden. Dasheißt zum einen, dass die maximal zulässige Schaltfrequenz der Leistungshalbleiter einzu-halten ist und zum anderen, dass die entwickelten Regelungsalgorithmen auf der verwende-ten Signalverarbeitungshardware in Echtzeit abgearbeitet werden müssen. Hoch ausge-nutzte elektrische Maschinen haben oft zusätzliche spezifische Eigenschaften, die beimRegelungsentwurf zu berücksichtigen sind. Für die in dieser Arbeit betrachtete Maschine istin diesem Zusammenhang zu nennen:

• Eisensättigungseffekte abhängig vom Arbeitspunkt

• Abhängigkeit des ohmschen Statorwicklungswiderstands von der Kupfer- bzw.Wicklungstemperatur

• Abhängigkeit der Koerzitivfeldstärke des verwendeten -Permanentmagnet-materials von der Temperatur

• Kleine minimale Pulszahl bedingt durch eine sehr hohe Grundfrequenz bei maxima-ler Drehzahl

• Nicht sinusförmige EMK

Ein stabiler und stationär genauer Betrieb sind Standardanforderungen an Regelungen. Siesind wie die geforderte Robustheit gegenüber Parameterunsicherheiten bzw. Temperatur-schwankungen und die Minimierung von Strom- und Drehmomentripple vor dem Hinter-

idq

NdFeB

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6.1 Anforderungen an die unterlagerte Regelungsstruktur und Stand der Technik 57

grund der besonderen Randbedingungen zu sehen, die durch die genannten Eigenschaftenhoch ausgenutzter IPMSM bedingt sind.

Die Forderung nach einer hohen Drehmomentdynamik geht weniger auf die Fahrdynamikzurück, für die es nicht wichtig ist, ob das Drehmoment der elektrischen Maschine einigeMillisekunden früher oder später zur Verfügung steht. Sie ist vielmehr durch andere etwaigüberlagerte Funktionen bedingt, wie z.B. eine Schwingungstilgung im Antriebsstrang odereine Kraftschlussregelung, die eine hohe Dynamik der unterlagerten Drehmomentsteuerungbzw. -regelung erfordern. Die Dynamik der Stromregelung wird zum einen durch denStromreglerentwurf bestimmt. Bezüglich des Stromreglerentwurfs kann auf die Standard-entwurfsverfahren wie z.B. „Betragsoptimum“, „Symmetrisches Optimum“ [60] oder„Internal Model Control (IMC)“ [24] zurückgegriffen werden, die aber alle von einem qua-sikontinuierlichen Reglerentwurf ausgehen. In [6] findet sich ein zeitdiskreter Stromregler-entwurf für ASM, der gegenüber dem quasikontinuierlichen Reglerentwurf die Vorteileeiner höheren Dynamik und eines verminderten numerischen Aufwandes hat. Insbesondereim Flussschwächbereich ist aber neben dem Stromreglerentwurf auch die den Stromreglernzur Verfügung stehende Stellgrößen- das heißt Spannungsreserve entscheidend für dieDynamik der Stromregelung.

Eine hohe Ausnutzung der installierten Zwischenkreisspannung im Flussschwächbereich isterwünscht, da sie direkt zu einem höheren Wirkungsgrad, bzw. zu einer höheren Drehmo-mentausbeute bei gegebener Drehzahl und damit zu einer höheren maximalen Leistung deselektrischen Antriebs führt. Um die Funktionsfähigkeit der Stromregler sicherzustellen,muss aber stets genügend Stellgrößenreserve vorhanden sein. Die in Kap. 5 vorgestellteArbeitspunktsteuerung gibt im Flussschwächbereich Arbeitspunkte an der Spannungs-grenze vor. Hierbei wird von einem stationären Betrieb ausgegangen und die ohmschenSpannungsabfälle werden vernachlässigt. Um transiente Vorgänge beherrschen und Stör-einflüsse ausregeln zu können, muss bei einer reinen Vorsteuerung der Arbeitspunkte eingroßer Sicherheitsabstand zur Spannungsgrenze eingehalten werden, damit die Funktions-fähigkeit der Stromregelung unter allen Umständen gewährleistet werden kann. Aus diesemGrund ist es sinnvoll, der Stromregelung eine Fluss- bzw. Spannungsregelung zu überla-gern, was einen Betrieb deutlich näher an der Spannungsgrenze erlaubt. Aber auch mitüberlagerter Spannungsregelung sind der Ausnutzung der Zwischenkreisspannung Grenzengesetzt und mit einer Verminderung der Spannungsreserve geht auch die Dynamik derStromregelung zurück. Die Forderungen nach einem stabilen und dynamischen Betrieb aufder einen Seite und einer möglichst guten Ausnutzung der Zwischenkreisspannung imFlussschwächbereich auf der anderen Seite stehen somit in einem Zielkonflikt. Diese Pro-blematik ist bei der feldorientierten Stromregelung von Drehfeldmaschinen imFlussschwächbereich bekannt. In Bezug auf ASM gibt es hierzu diverse Untersuchungen,die aus den 90er Jahren stammen wie z.B.: [11], [25], [71]. Da ein Betrieb von PMSM imFlussschwächbereich aus den oben genannten Gründen lange Zeit vermieden wurde, gibt eshierzu vergleichsweise wenige Arbeiten [35], [70].

Für die in dieser Arbeit betrachtete Maschine liegt ein weiteres Problem in der hohen maxi-malen Grundfrequenz von (elektrische Frequenz bei maximaler Drehzahl). Diesführt dazu, dass bei einer maximalen zulässigen Schaltfrequenz der Wechselrichterstufevon eine Pulszahl von resultiert. Bei niedrigen Pulszahlen gewinnt das Modu-

800Hz

10 kHz 12,5

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58 6 Unterlagerte Regelungsstruktur: Feldorientierte Stromregelung (FOR)

lationsverfahren in Hinblick auf Spannungsausbeute und Oberschwingungsgehalt anBedeutung. Nicht ganzzahlige Pulszahlen führen auch im stationären Betrieb zu einer Ver-schiebung der Position der Umschaltzeitpunkte des Wechselrichters bezogen auf die Grund-schwingung und somit zu Unterschwingungen. Nach [60] sollte die Pulszahl nicht kleinerals 10 werden, damit sich diese Unterschwingungen bzw. Schwebungseffekte nicht störendauswirken. Kap. 6.6.4 zeigt, dass eine nichtsinusförmige EMK zu einer massiven Verstär-kung dieses Problems führt. Synchronisierte Pulsverfahren erzwingen durch Variation derAbtastzeit der Regelung ganzzahlige Pulszahlen und verhindern somit das Auftreten deroben genannten Unterschwingungseffekte.

[70] ist eine der wenigen Arbeiten, die sich explizit und umfassend mit der Regelung vonIPMSM für Traktionsanwendungen in HEV beschäftigt. Die feldorientierte Stromregelungbzw. der Stromreglerentwurf wird hierbei nur kurz behandelt. Sie basiert auf dem „InternalModel Control (IMC)“-Verfahren, das in [24] vorgestellt wird. Der Stromreglerentwurferfolgt quasikontinuierlich, das heißt zunächst wird ein zeitkontinuierlicher Regler aufBasis eines zeitkontinuierlichen Maschinenmodells entworfen, der dann in einem zweitenSchritt in einen zeitdiskreten Regler überführt wird. Ein Betrieb im Flussschwächbereichwird wie in [35] mit Hilfe eines geschlossenen Spannungsregelkreises realisiert, wobei dieStellgröße des Spannungsreglers ist. Diese Struktur des Spannungsregelkreises ist nurbei Maschinen zulässig, für die gilt, was für die in dieser Arbeit betrachteteMaschine nicht der Fall ist. Eine wirkungsgradoptimierte Drehmomentsteuerung bzw. -regelung im Flussschwächbereich, so wie sie in Kap. 5 vorgestellt wird, ist nicht vorgese-hen. Probleme mit Unterschwingungsphänomenen bei niedriger Pulszahl werden nicht the-matisiert. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf einem Betrieb der Maschine ohne Drehge-ber.

6.2 Zeitdiskrete Regelung mit „Regular Sampling“

Die Regelung soll auf einem digitalen Signalprozessor (DSP) implementiert werden undarbeitet somit prinzipiell als abtastende Regelung zeitdiskret, wobei die (zunächst alskonstant angenommene) Abtastzeit der Regelung sei. Zu den Zeitpunkten liegen dieAbtastpunkte der Regelung, an denen Messwerte von Phasenströmen , , und Rotorwinkel erfasst werden, auf deren Grundlage dann der Regelungsalgorith-mus angestoßen wird. Hierbei ist ganzzahlig und bezeichnet den Abtastpunkt zum Zeit-punkt . Die Regelung arbeitet nach dem Prinzip des „Regular Sampling“, wie es z.B. in[7] beschrieben wird. Beim „Regular Sampling“ erfolgen die Messwerterfassung, die Rege-lung und die PWM synchronisiert. Dies hat den Vorteil, dass die pulsfrequenten Anteile aufden Strömen durch geschicktes Abtasten ausgeblendet werden. Es führt aber auf Grund derendlichen Rechenleistung der Regelungshardware dazu, dass sich eine Totzeit von einemAbtastschritt zwischen der Messgrößenerfassung und der hieraus folgenden Reaktion derStellgrößen einstellt. Da diese Totzeit unabhängig vom Regelungsentwurf stets vorhandenist, kann sie auch als Teil der Strecke interpretiert werden.

idψq ψ«

TakTa

ia k[ ] ib k[ ] ic k[ ]εRS k[ ]

kkTa

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6.3 Zeitdiskretes Streckenmodell 59

6.3 Zeitdiskretes Streckenmodell

Der Entwurf einer zeitdiskret arbeitenden Regelung ist im Allgemeinen auf Basis eines zeit-diskreten Modells der zeitkontinuierlichen Strecke durchzuführen. Einen Sonderfall stelltder so genannte „quasikontinuierliche“ Reglerentwurf dar, bei dem zunächst ein zeitkonti-nuierlicher Regler auf Basis eines zeitkontinuierlichen Streckenmodells entworfen wird, derdann in einem zweiten Schritt in einen zeitdiskreten Regler überführt wird [24]. Das zeit-kontinuierliche Streckenmodell in rotorfesten Koordinaten ist in Kap. 3 hergeleitet wordenund unter Vernachlässigung von Eisen-Sättigungseffekten durch die vektorielle Differenti-algleichung (3.8) gegeben. Geht man von einer konstanten Drehzahl bzw. elektrischenKreisfrequenz aus, so ist die Zustandsdarstellung von Gl. (3.8) in der Form:

(6.1)

gegeben durch

. (6.2)

i[k]SHADC Regelung

T*[k]

*

/

PWMRegister

u*[k+1]

udc,mess

[k] [k+1]

u*[k+1] wird gestelltu*[k] wird gestellt

i[k+1]SHADC Regelung

T*[k+1]

*

/

PWMRegister

u*[k+2]

udc,mess

Ta Ta

i(t)

Schaltfunktion(t)

[k+2]

Bild 6.1: Zeitliche Abläufe beim Regular Sampling [7]

ωRS

x· Ax Bu Bw+ +=

id

iq

·RS–Ld

---------ωRSLq

Ld---------------

ωRSLd

Lq---------------–

RS–Lq

---------

id

iq

1Ld----- 0

0 1Lq-----

ud

uq

1Ld----- 0

0 1Lq-----

0ω– RSψP

+ +=

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60 6 Unterlagerte Regelungsstruktur: Feldorientierte Stromregelung (FOR)

Hierbei sei:

(6.3)

Die EMK, das heißt die durch den Permanentfluss induzierte Spannung, kann in Gl. (6.2)als Störgröße interpretiert werden.Geht man davon aus, dass Eingangs- und Störgrößenvektor zwischen den Abtastpunkten und konstant sind, so ist eine exakte Diskretisierung gegeben durch:

(6.4)

wobei

(6.5)

Die Matrizen in Gl. (6.5) sind von der Drehzahl und der Abtastzeit abhängig. Soll dieexakte Diskretisierung nach Gl. (6.4) als Streckenmodell der Stromregelung zu Grunde lie-gen, so müssen und zur Laufzeit der Regelung neu berechnet wer-den, was aus Rechenzeitgründen in der Regel vermieden wird.Beim Diskretisierungsverfahren nach Euler 1. Ordnung werden und

durch folgende Näherungen ersetzt:

(6.6)

x id

iq

= Zustandsvektor

u ud

uq

= Eingangsvektor

A

RS–Ld

---------ωRSLq

Ld---------------

ωRSLd

Lq---------------–

RS–Lq

---------

= Systemmatrix

B Ld1– 0

0 Lq1–

= Eingangsmatrix

w 0ω– RSψP

Störgrößenvektor (EMK)=

kk 1+

x k 1+[ ] Φ ωRS Ta,( )x k[ ] H ωRS Ta,( ) u k[ ] w k[ ]+( )+=

Φ ωRS Ta,( ) eATa= Transitionsmatrix

H ωRS Ta,( ) eAτ τBd0

Ta

∫= Zeitdiskrete Eingangsmatrix

Ta

Φ ωRS Ta,( ) H ωRS Ta,( )

Φ ωRS Ta,( )H ωRS Ta,( )

Φ ωRS Ta,( ) E TaA+≈

H ωRS Ta,( ) TaB≈

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6.3 Zeitdiskretes Streckenmodell 61

Damit das auf dem Euler-Verfahren 1. Ordnung basierende zeitdiskrete System stabil ist,müssen die Eigenwerte des zeitkontinuierlichen Systems in einem zulässigen Bereich in derkomplexen Ebene liegen, der in Bild 6.2 grau dargestellt ist [5]. Unterstellt man der Ein-fachheit halber eine symmetrische Reluktanzverteilung von , so sind dieEigenwerte der Systemmatrix aus Gl. (6.2) gegeben durch:

(6.7)

Der Imaginärteil des konjugiert komplexen Eigenwertpaares der Systemmatrix entsprichtder elektrischen Kreisfrequenz . Vergleicht man den zulässigen Bereich der Eigenwertedes zeitkontinuierlichen Systems aus Bild 6.2 mit der tatsächlichen Lage der Eigenwerte,erkennt man, dass bei schwacher Dämpfung und hinreichend hoher Drehzahl das zeitdis-krete Modell ungenau bzw. sogar instabil wird. In Anhang D sind Simulationsrechnungendargestellt, in denen das Verhalten des zeitkontinuierlichen mit dem des zeitdiskretenMaschinenmodells verglichen wird. Man erkennt, dass die Euler-Diskretisierung 1. Ord-nung angewandt auf die rotorfeste Spannungsgleichung (3.5) nicht geeignet ist, um bei derbetrachteten Abtastzeit ein zeitdiskretes Modell zu generieren, das die Maschine bis zurmaximalen Drehzahl mit guter Qualität beschreibt. Möglichkeiten, die Qualität des zeitdis-kreten Modells zu verbessern, sind eine Verringerung der Abtastzeit oder die Verwen-dung eines höherwertigen Diskretisierungsverfahren. Beides würde zusätzlichen nume-rischen Aufwand bedeuten. In [5] wird für ASM gezeigt, dass die Qualität des zeitdiskretenModells nicht nur von dem Diskretisierungsverfahren abhängt, sondern auch maßgeblichvon dem zeitkontinuierlichen Modell beeinflusst wird, das der Diskretisierung zu Grundeliegt. Es hat sich als günstig erwiesen, zunächst die Diskretisierung in dem der Maschine

1/Ta

Im

Re-1/Ta

Zulässiger Bereichder Eigenwerte

Im

Re-R /LS

�RS

Bild 6.2: Zulässiger Bereich der Eigenwerte des zeitkontinuierlichenSystems für eine stabile Diskretisierung nach dem Euler-Verfahren 1. Ordnung

Ld Lq L= =A

s1 2,RS

L-----– + -⁄ jωRS=

AωRS

Ta

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62 6 Unterlagerte Regelungsstruktur: Feldorientierte Stromregelung (FOR)

eigenen statorfesten Koordinatensystem durchzuführen, und erst danach die für eine feld-orientierte Regelung nötige Park-Transformation in dem schon zeitdiskret vorliegendenModell vorzunehmen.

Das durch Gl. (6.8) gegebene, zeitdiskrete Streckenmodell ergibt sich aus dem Diskretisie-rungsverfahren nach Euler 1. Ordnung angewendet auf die ständerfeste Differentialglei-chung (3.2).

(6.8)

Die Transformation von Gl. (6.8) ins rotorfeste -, -Koordinatensystem und die Korrek-tur von systematischen Diskretisierungsfehlern im stationären Betrieb ist im Anhang A dar-gestellt. Das Ergebnis ist folgendes zeitdiskretes Streckenmodell in rotorfesten Koordina-ten:

(6.9)

wobei der elektrische Winkel ist, der im Abtastintervall , das zwischen denAbtastpunkten und liegt, vom Rotor überstrichen wird.

(6.10)

Bei Gl. (6.9) handelt es sich um eine Differenzengleichung im Flussvektor , wobei dieKenntnis des Stromvektors zur Beschreibung der ohmschen Spannungsabfälle nötig ist.Sie ist insbesondere auch für Maschinen mit stark ausgeprägten Sättigungseffekten gültig.Für den Entwurf einer Stromregelung muss Gl. (6.9) in eine äquivalente Differenzenglei-chung im Stromvektor überführt werden. Hierzu muss die vektorielle Funktion

aus Gl. (3.18) zumindest näherungsweise bekannt sein. Unter Vernachlässi-gung der Eisensättigungseffekte und Berechnung der Flüsse aus den Strömen nach

(3.6)

ergibt sich folgende Differenzengleichung für den Strom

(6.11)

Wird Gl. (6.11) so umgestellt, dass die rotatorisch induzierten Spannungen alsSumme des auf den Permanentfluss und des auf die Ankerrückwirkungen zurückgehendenAnteils isoliert werden, so resultiert Gl. (6.12).

(6.12)

Die rotatorisch induzierten Spannungen abhängig von sind hierbei gegeben durch:

(6.13)

ψαβ k 1+[ ] ψαβ k[ ] Ta uαβ k[ ] Rsiαβ k[ ]–( )+=

d q

ψdq k 1+[ ] Q ΔεRS k[ ]( ) ψdq k[ ] Taudq k[ ]+( ) TaRSidq k[ ]–=

ΔεRS k[ ] kk k 1+

ΔεRS k[ ] εRS k 1+[ ] εRS k[ ]–=

ψdqidq

idqidq fdq

1– ψdq( )=

ψdq ψP Ldqidq+=

idq k 1+[ ] Ldq1– Q ΔεRS k[ ]( ) Ldqidq k[ ] Taudq k[ ]+( ) RSTaLdq

1– idq k[ ]–=

Ldq1– Q ΔεRS k[ ]( ) E–( )ψP+

uind rot dq,, k[ ]

idq k 1+[ ] idq k[ ] RSTaLdq1– idq k[ ] TaLdq

1– Q ΔεRS k[ ]( ) udq k[ ] uind rot dq,, k[ ]–( )+–=

ψdq

uind rot dq,, k[ ] Ta1– Q 1– ΔεRS k[ ]( ) E–( )ψdq k[ ]=

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6.3 Zeitdiskretes Streckenmodell 63

.

Im Folgenden soll das in Bild 6.3 skizzierte zeitdiskrete Streckenmodell physikalisch inter-pretiert werden.

Die Stromdynamik in den beiden Raumrichtungen ist jeweils durch ein zeitdiskretes Verzö-gerungsglied 1. Ordnung gegeben. Auf den Eingang des Verzögerungsgliedes wirken

- die von außen angelegten Spannungen

- die rotatorisch induzierten Spannungen

Die Drehtransformation im Wirkungsweg von ist durch die zeitdiskrete Dar-stellung bedingt und korrigiert die an die Maschine angelegten Spannungen um den Winkel

, der während des betrachteten Abtastintervalls vom Rotor überstrichen wird.

Den rotatorisch induzierten Spannungen aus Gl. (6.13), die dem Abtastinter-vall zugeordnet werden, liegt die Annahme eines stationären Betriebs der Maschine zuGrunde. Es wird unterstellt, dass die Gesamtflussverkettung in rotorfesten Koordinaten zumAbtastzeitpunkt derjenigen zum Abtastzeitpunkt entspricht. Somit gilt

, wobei sich die Orientierung des -, -Koordinatensystems wäh-rend des betrachteten Abtastintervalls um den Winkel ändert. Ausgedrückt inrotorfesten Koordinaten zum Abtastzeitpunkt findet während des betrachteten Abtastin-tervalls der Länge also eine Flussänderung von

statt. Bild 6.4 illustriert die Stellung der Gesamtflussverkettungszeiger an zwei aufeinanderfolgenden Abtastpunkten im stationären Betrieb. Die für die Flussänderung not-wendige Spannung ist durch Gl. (6.14) gegeben.

udq[k] idq[k+1]Ldq

-1

Ta-

�dq[k]

R TS a

Q( )��RS

-

Q-1( )��RS

Ta

-1

uind,rot,dq[k]

f idq dq( )

Zeitdiskretes PT -Glied1

Rotatorisch induzierteSpannungen

idq[k]

-

Bild 6.3: Zeitdiskreter Wirkungsplan eines IPMSM nach Gl. (6.12)

udq

uind rot dq,,

Q ΔεRS( ) udq

ΔεRS k[ ] k

uind rot dq,, k[ ]k

k 1+ kψdq k 1+[ ] ψdq k[ ]= d q

k ΔεRS k[ ]k

Ta

Δψdq k[ ] Q 1– ΔεRS k[ ]( ) E–( )ψdq k[ ]=

Δψdq k[ ]

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64 6 Unterlagerte Regelungsstruktur: Feldorientierte Stromregelung (FOR)

(6.14)

6.3.1 Eisen-Sättigungseffekte

Bei der Herleitung des zeitdiskreten Streckenmodells in Gl. (6.12) sind Eisen-Sättigungsef-fekte vernachlässigt worden. Hat man es allerdings mit hoch ausgenutzten Maschinen zutun, so ist eine solche Vernachlässigung in der Regel nicht zulässig. Wie in Gl. (3.18)geschehen, lassen sich Eisensättigungseffekte in Form einer nichtlinearen Abhängigkeit derGesamtflussverkettung von den Statorströmen modellieren. Betrachtet mandie Differenzengleichung des Stromes (6.12), so wirken sich die Sättigungseffekte aus auf:

• Die rotatorisch induzierten Spannungen

• Die inverse Induktivitätsmatrix

Die rotatorisch induzierten Spannungen lassen sich unter Verwendung von Gl. (6.13) mitdem Flusszeiger unabhängig von eventuell auftretenden Sättigungseffekten berechnen.Voraussetzung für die Verwendung von Gl. (6.13) in der Regelung ist aber, dass bekannt ist.

Auf die Induktivitätsmatrix wirken sich Sättigungseffekte dahingehend aus, dass die Induk-tivitäten nicht länger konstant, sondern abhängig vom Arbeitspunkt sind. In diesem Fallist zwischen absoluten und differentiellen Induktivitäten zu unterscheiden, wobei für dieinverse Induktivitätsmatrix aus Gl. (6.12) die differentiellen Induktivitäten, wie sie in Gl.(3.19) definiert werden, maßgeblich sind. Die Abhängigkeit der differentiellen Induktivitä-ten vom Arbeitspunkt führt dazu, dass sich die Zeitkonstante des Verzögerungsgliedes 1.Ordnung in dem in Bild 6.3 dargestellten Wirkungsplan arbeitspunktabhängig ändert. Dar-

��RS[k]

��RS[k]

��[k]

�[k]

�[k+1]=

( )Q-1

��RS[k] [k]�

d-RichtungAbtastpunkt k+1

d-RichtungAbtastpunkt k

Bild 6.4: Zeigerbild der Gesamtflussverkettung an zwei aufeinander folgendenAbtastpunkten im stationären Betrieb

uind rot dq,, k[ ]Δψdq k[ ]

Ta--------------------=

ψdq fdq idq( )=

uind rot dq,,

Ldq1–

ψdqψdq

idq

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6.3 Zeitdiskretes Streckenmodell 65

über hinaus können Eisen-Sättigungseffekte dazu führen, dass sich der Strom in der einenRaumrichtung auf den Fluss in der jeweils anderen Raumrichtung auswirkt. In diesem Fallnehmen die differentiellen Kreuzkoppelinduktivitäten bzw. die Nebendiagonalelementevon Werte ungleich Null an. Dieses Phänomen wird in der Literatur als dynamischeKreuzkopplung bezeichnet und verursacht eine zusätzliche, drehzahlunabhängige Kopp-lung zwischen den Stromdynamiken in - und -Richtung [58].

In Bild 6.6 sind die Gesamtflussverkettungen abhängig von den Statorströmen für die in dieser Arbeit betrachtete Maschine dargestellt, wobei die den Bil-

dern zu Grunde liegenden Daten durch Vermessung der Maschine generiert worden sind.Bild 6.5 zeigt die in Gl. (3.19) definierten differentiellen Induktivitäten, die den Steigungender in Bild 6.6 dargestellten Gesamtflussverkettungen in - und -Richtung entsprechen.Die differentiellen Selbstinduktivitäten und sind nicht konstant und die dif-ferentiellen Kreuzkoppelinduktivitäten nehmen Werte ungleich Null an. Betrachtet man nurden in Kap. 5.3.4 eingeführten sinnvollen Arbeitsbereich der Maschine so variiert die diffe-rentielle Selbstinduktivität in -Richtung zwischen und die differentielleSelbstinduktivität in -Richtung zwischen . Die Kreuzkoppelinduktivitätensind etwa um den Faktor 10 kleiner als die Selbstinduktivitäten.

Ldq1–

d q

ψdq fdq idq( )=

d qLdd diff, Lqq diff,

d 0,225 - 0,275 mHq 0,25 - 0,36 mH

−4000

400

−400

0

2

2.5

x 10−4

iq / A

Ldd

/ H

id / A

−4000

400

−400

0

−4−2

02

x 10−5

iq / A

Ldq

/ H

id / A

−4000

400

−400

0

−10123

x 10−5

iq / A

Lqd

/ H

id / A

−4000

400

−400

0

2.53

3.5

x 10−4

iq / A

Lqq

/ H

id / A

Bild 6.5: Differentielle Induktivitäten Ldq idq( )

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66 6 Unterlagerte Regelungsstruktur: Feldorientierte Stromregelung (FOR)

Bild 6.6: Gesamtflussverkettungen abhängig von dem Statorströmen

−400−200

0200

400

−400−300

−200−100

0−0.06

−0.04

−0.02

0

0.02

0.04

0.06

iq / A

Ψd / Vs

id / A

−400−200

0200

400

−400−300

−200−100

0−0.2

−0.1

0

0.1

0.2

iq / A

Ψq / Vs

id / A

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6.4 Regelungsentwurf 67

6.3.2 Simulationsmodell der Maschine unter Berücksichtigung von Eisen-Sättigung

Unter Verwendung des in Bild 6.6 dargestellten funktionalen Zusammenhangs zwischenGesamtflussverkettung und Statorströmen ist es möglich, die Strom- undDrehmomentdynamik der elektrischen Maschine unter Berücksichtigung der Eisensätti-gungseffekte zu modellieren. Simulationsrechnungen, denen ein solches Maschinenmodellzu Grunde liegt, ermöglichen eine Abschätzung, in welchem Ausmaß sich die Eisen-Sätti-gungseffekte auf die Performanz der Regelung auswirken. In dem Software Simulationspa-ket Matlab/Simulink ist ein solches Maschinenmodell implementiert worden und dient hierals Strecke, auf die der zeitdiskret zu implementierte Regelalgorithmus arbeitet. DasMaschinenmodell wird zeitkontinuierlich implementiert. Ihm liegt die Differentialglei-chung (3.5) in rotorfesten Koordinaten zu Grunde, aus der sich der in Bild 3.7 dargestellteWirkungsplan ergibt. Der Fluss in der Maschine wird durch die von außen angelegten Span-nungen , die rotatorisch induzierten Spannungen und die ohmschen Span-nungsabfälle bestimmt. Zur Ermittlung der ohmschen Spannungsabfälle muss bekanntsein, das sich aus den Gesamtflussverkettungen mit der Funktion errechnet.

wird aus den in Bild 6.6 dargestellten Messdaten offline ermittelt und dann in Kennfel-dern abgelegt. Eine ähnliche Vorgehensweise bei der Simulation hoch ausgenutzter PMSMunter Berücksichtigung von Sättigungseigenschaften wird in [13] vorgestellt. Dort werdenIPMSM für Starter-Generator-Anwendungen betrachtet, wobei die Sättigungscharakteristiknicht durch Vermessung der Maschine sondern durch FEM-Rechnungen ermittelt wird.

6.4 Regelungsentwurf

Ziel der feldorientierten Stromregelung ist es, von der Drehmomentsteuerung vorgegebeneSollströme und in die Maschine einzuprägen. Hierzu sind zwei Stromregelkreise für

und zu entwerfen. Die Sollströme sollen möglichst dynamisch eingeregelt werden,wobei die Stellgröße der beiden Stromregelkreise jeweils die zugehörige Spannungskompo-nente bzw. ist. Um einen unabhängigen Entwurf der Stromregelkreise in den beidenRaumrichtungen durchführen zu können, ist es zunächst einmal notwendig, die Stromdyna-miken von - und -Richtung zu entkoppeln. Erst in einem zweiten Schritt erfolgt dann dereigentliche Stromreglerentwurf.

6.4.1 Streckenseitige Verkopplung der Stromdynamiken und Entkopplungsmaßnahmen

In Bild 6.7 ist der dem Reglerentwurf zu Grunde liegende zeitdiskrete Wirkungsplan einerIPMSM in vektorieller Form dargestellt, in dem die streckenseitigen Kopplungen zwischenden Stromdynamiken in - und -Richtung durch graue Schattierungen markiert sind.

ψdq fdq idq( )=

udq ωRSJψdqidq

idq fdq1– ψdq( )=

fdq1–

id∗ iq∗id iq

ud uq

d q

d q

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68 6 Unterlagerte Regelungsstruktur: Feldorientierte Stromregelung (FOR)

Kopplungen machen sich in dem dargestellten Wirkungsplan in Form von Matrizenbemerkbar, die keine Diagonalform aufweisen. Im Folgenden werden die vorliegendenKoppelmechanismen und geeignete Entkopplungsmaßnahmen aufgezeigt.

Drehtransformation im Wirkungspfad der Statorspannungen

Die Drehtransformation im Wirkungspfad von bzw. ist durch diezeitdiskrete Modellierung bedingt, wie sie in Anhang A erfolgt, und beschreibt die Drehungdes rotorfesten -, -Koordinatensystems während des Abtastintervalls um den Winkel

. Bei einer Drehzahl ungleich Null ist im Allgemeinen voll besetzt. EineKompensation kann durch entsprechende Korrektur der Sollspannungen am Reglerausgangdurch die inverse Drehtransformation erfolgen.

Verkopplung über die rotatorisch induzierten Spannungen

Die streckenseitige Kopplung der Stromdynamiken von - und -Richtung über die rotato-risch induzierten Spannungen ist bei feldorientiert geregelten Drehfeldmaschinen allgemeinbekannt. In der hergeleiten zeitdiskreten Modellierung macht sich diese Kopplung durch dieDrehtransformation bei der Berechnung der rotatorisch induzierten Spannungenbemerkbar. Zur Entkopplung werden die rotatorisch induzierten Spannungen nach Gl. (6.13) am Reg-lerausgang vorgesteuert. Die Vorsteuerung erfolgt hierbei auf Basis der Gesamtflussverket-tung und wird somit durch Sättigungseffekte nicht beeinflusst.

Verkopplung durch Kreuzsättigung

Bei hoch ausgenutzten Maschinen liegt eine weitere streckenseitige Kopplung der Stromdy-namiken in - und -Richtung vor, wenn die Kreuzkoppelinduktivitäten (Nebendiagonal-elemente der Induktivitätsmatrix ) Werte ungleich Null annehmen. In diesem Fallbeeinflusst der Strom in der einen Raumrichtung den Fluss in der jeweils anderen Raum-richtung. Dies wird in der Literatur als Kreuzsättigung bezeichnet [58], [65]. In [58] werden

udq[k] idq[k+1]Ldq

-1

Ta-

�dq[k]

R TS a

Q( )��RS

-

Q-1( )��RS

Ta

-1

-

fdq dq(i )

Kreuz-kopplung

Rotatorisch induzierteSpannungen

Drehungum ��RS

idq[k]

uind,rot,dq[k]

Bild 6.7: Streckenseitige Kopplungen im zeitdiskreten Wirkungsplan

Q ΔεRS( ) udq uind rot dq,,

d q kΔεRS Q ΔεRS( )

Q 1– ΔεRS( )

d q

Q 1– ΔεRS( )

ψdq

d qLdq

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6.4 Regelungsentwurf 69

diese Effekte für verschiedene Maschinen untersucht und es wird eine Möglichkeit für dieexakte Kompensation der Kreuzkopplungseffekte aufgezeigt. Die Vorgehensweise bei derKompensation der Kreuzkopplungseffekte wird in Anhang C erläutert. Da eine solche Maß-nahme numerisch aufwendig ist, ist im Einzelfall abzuwägen, ob eine Implementierungerfolgt oder ob die Störungen, die auf dynamische Kreuzkopplungseffekte zurückgehen,hingenommen werden. In dieser Arbeit wird auf eine Kompensation verzichtet.

Bild 6.8 zeigt die Struktur der beiden geschlossenen Regelkreise in vektorieller Darstellungmit den oben beschriebenen Entkopplungsmaßnahmen. Die Regelungsstruktur beinhaltetweiterhin einen Stromprädiktor, der den durch das „Regular Sampling“ bedingten einenAbtastschritt Totzeit im geschlossenen Regelkreis kompensiert und in Kap. 6.4.3 vorgestelltwird.

6.4.2 Stromreglerentwurf und Führungsübertragungsfunktion

Nach erfolgter Entkopplung können die Stromregelkreise für und getrennt voneinan-der entworfen werden. Die zeitdiskreten Übertragungsfunktionen der Strecken in den bei-den Raumrichtungen sind gegeben durch:

(6.15)

Die zeitdiskrete Modellierung der Streckendynamik der nun entkoppelten Stromregelkreisefür - und -Richtung entspricht jeweils einem zeitkontinuierlichen Verzögerungsglied 1.

idq[k]Ldq

-1

Ta-

�dq[k]

R TS a

Q( )��RS

-

Q-1( )��RS

Ta

-1

f idq dq( )

Zeitdiskretes PT -Glied1

Rotatorisch induzierteSpannungen

�dq[k+1]

-

Q-1( )��RS

Ta

-1

Vorsteuerung rotatorischinduzierte Spannungen

Q-1( )��RS

Regleri*

dq

Regelung Strecke

1 AbtastschrittFluss- bzw.

Stromprädiktion

1 AbtastschrittTotzeit bedingtdurch Regular

Sampling

idq[k+1]uind,rot,dq[k+1]

-

idq[k+1]

uind,rot,dq[k]

Bild 6.8: Struktur der FOR mit Entkopplungsmaßnahmen in vektorieller Darstellungmit zeitdiskretem Streckenmodell

id iq

id z[ ] GS d, z[ ]ud z[ ]=

GS d, z[ ]RS

1–

Ldd diff, z 1–( )TaRS

-------------------------------- 1+------------------------------------------=

iq z[ ] GS q, z[ ]uq z[ ]=

GS q, z[ ]RS

1–

Lqq diff, z 1–( )TaRS

-------------------------------- 1+------------------------------------------=

d q

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70 6 Unterlagerte Regelungsstruktur: Feldorientierte Stromregelung (FOR)

Ordnung mit den Zeitkonstanten bzw. aus Gl. (6.16), das mit dem Euler-Verfahren 1.Ordnung diskretisiert wird.

(6.16)

Bei der Wahl der Regelungsstruktur bietet sich ein PI-Regler mit Sollwertvorsteuerung an,da es diese Regelungsstruktur erlaubt, alle Pol- und Nullstellen der Führungsübertragungs-funktion durch geeignete Wahl der Reglerparameter vorzugeben. Die Übertragungsfunktionvon PI-Regler und Sollwertvorsteuerung sind in Gl. (6.17) gegeben

(6.17)

Die entkoppelten, geschlossenen Stromregelkreise in - und -Richtung haben jeweils diein Bild 6.9 dargestellte Struktur.

Die Dynamiken der beiden Regelkreise können durch Parametrierung des jeweiligen Reg-lers unabhängig voneinander gewählt werden. Am Ausgang des Reglers manifestiert sichder durch das Regular Sampling bedingte eine Abtastschritt Totzeit durch den Term .Die Stromprädiktion wird mit der Übertragungsfunktion im Rückführungszweig model-liert, so dass Prädiktionsfehler vernachlässigt werden und die Totzeit im geschlossenenRegelkreis durch den Prädiktor kompensiert wird. Die Auswirkungen eines Prädiktionsfeh-lers werden im Rahmen der Betrachtungen zur Störungsübertragungsfunktion in Kap. 6.4.4näher untersucht. Die Führungsübertragungsfunktion des Reglers hat unter dengemachten Annahmen folgende Form:

, wobei (6.18)

besitzt drei Polstellen und eine Nullstelle. Eine der drei Polstellen liegt fest bei. Die Lage der Nullstelle und der übrigen beiden Polstellen kann über geeignete

τd τq

τdLdd diff,

RS----------------= τq

Lqq diff,

RS----------------=

GR d, z[ ] KP d,KI d,

z 1–-----------+=

GV d, z[ ] KV d,=

GR q, z[ ] KP q,KI q,

z 1–-----------+=

GV q, z[ ] KV q,=

d q

G [z]SG [z]R

G [z]V

z-1

z

i [z]* i[z]

-

Regelung StreckeVorsteuerung

z*uind,rot[z] -u [z]ind,rot

Bild 6.9: Jeweilige Struktur der entkoppelten Stromregelkreise in - und -Richtungd q

z 1–

z

Gw z[ ]

Gw z[ ] Kwz β–( )

z α1–( ) z α2–( )z-----------------------------------------= Kw

1 α1–( ) 1 α2–( )1 β–( )

----------------------------------------=

Gw z[ ]z 0=

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6.4 Regelungsentwurf 71

Wahl der drei Reglerparameter , und festgelegt werden. Durch den Integralanteilist sichergestellt, dass - falls die Regelung stabil ist - der stationäre Regelfehler Null wird( ), wobei die Regelung genau dann stabil ist, wenn die beiden Polstellen inner-halb des offenen Einheitskreises um den Ursprung der komplexen Ebene liegen. Wird einePol-Nullstellenkompensation z.B. durch Wahl von durchgeführt, so zeigt die Füh-rungsübertragungsfunktion abgesehen von dem einen Abtastschritt Totzeit ein Ver-zögerungsverhalten 1. Ordnung, so dass bei einer sprungförmigen Stromsollwertänderungkein Überschwingen auftritt.

Die Führungsübertragungsfunktion ist in diesem Fall gegeben durch:

(6.19)

In einem Abtastschritt wird ein Anteil von des durch Sollwertänderungen beding-ten Regelfehlers kompensiert. Eine Wahl von würde ein Dead-Beat-Verhalten derRegelung bedeuten. Die Dynamik der Regelung wird somit von dem Parameter und derAbtastzeit der Regelung bestimmt. Übertragen in den zeitkontinuierlichen Bereich ent-spricht einem Verzögerungsverhalten 1. Ordnung mit der Zeitkonstanten:

(6.20)

6.4.3 Stromprädiktion

Bedingt durch die zeitdiskrete Regelung nach dem Prinzip des „Regular Sampling“ existiertunabhängig vom Reglerentwurf eine Totzeit von einem Abtastschritt, die als Teil der Regel-strecke interpretiert werden kann. Diese Totzeit ist aus regelungstechnischer Sicht uner-wünscht, da sie die Dynamik der Stromregelung verringert und sich negativ auf die Stabili-tät des Regelkreises auswirkt.

Die Regelungsstruktur beinhaltet daher einen Prädiktor, der zum Abtastpunkt die Wertesowohl der Gesamtflussverkettung als auch des Iststromes für den folgendenAbtastpunkt prädiziert. Der Flussprädiktionswert wird benötigt, um den einen Abtast-schritt Totzeit bei der Vorsteuerung der rotatorisch induzierten Spannungen zu kompensie-ren. Die Prädiktion des Iststromes ermöglicht die Totzeitkompensation im geschlossenenStromregelkreis. Da der Stromsollwert aber nicht prädiziert werden kann, verschwindet dieTotzeit nicht ganz aus der Führungsübertragungsfunktion, sondern macht sich in dieser alsPolstelle bei bemerkbar.

Fluss- und Stromprädiktion basieren auf Gl. (6.9):

Zur Auswertung dieser Gleichung ist zunächst aus den Stromistwerten zum Abtast-punkt die zugehörige Gesamtflussverkettung zu ermitteln. Bei Maschinen mitschwach ausgeprägten Eisen-Sättigungseffekten kann die Abbildung des Stromvektors auf

KV KP KI

Gw 1[ ] 1=

α2 β=Gw z[ ]

Gw z[ ]1 α1–

z z α1–( )---------------------=

1 α1–( )α1 0=

α1Ta

Gw z[ ]

τTa

α1( )ln----------------–=

kψdq idq

k 1+

z 0=

ψdq k 1+[ ] Q ΔεRS k[ ]( ) ψdq k[ ] Taudq k[ ]+( ) TaRSidq k[ ]–=

idq k[ ]k ψdq k[ ]

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72 6 Unterlagerte Regelungsstruktur: Feldorientierte Stromregelung (FOR)

den Flussvektor durch Auswertung von Gl. (3.6) erfolgen, während bei Maschinen mit starkausgeprägter Eisensättigung dieser Zusammenhang zwischen Strom und Fluss z.B. ineinem Kennfeld vorgehalten werden kann. Auf Basis von Gl. (6.9)kann dann die Gesamtflussverkettung prädiziert werden, die ihrerseits eindeutigmit einem Statorstrom einhergeht.

Damit etwaige Stromprädiktionsfehler nicht zu stationären Stromregelfehlern führen, wirdder Stromprädiktionswert nur auf den P-Anteil des Stromreglers geschaltet. Der I-Anteilwird weiterhin mit dem Stromistwert beaufschlagt. Die Dynamik des Führungsverhaltensder Stromregelung wird hierdurch nicht beeinflusst.

6.4.4 Störverhalten

Das Störverhalten der Regelung hängt davon ab, welche Störungen auftreten und wie dieRegelung auf diese Störungen reagiert. Die Beantwortung dieser beiden Fragen erfolgt inden beiden folgenden Unterkapiteln. In Kap. 6.4.4.1 werden die Ursachen und die charakte-ristischen Eigenschaften der verschiedenen auftretenden Störeinflüsse erläutert und in Kap.6.4.4.2 wird die Störübertragungsfunktion hergeleitet.

6.4.4.1 Störeinflüsse

Die entworfene Regelungsstruktur ist folgenden Störeinflüssen ausgesetzt:

Fehler bei der Vorsteuerung der rotatorisch induzierten SpannungenDie Vorsteuerung der rotatorisch induzierten Spannungen erfolgt auf Basis der Gesamt-flussverkettungen , die abhängig von den Istströmen ermittelt werden. Die Tempe-raturabhängigkeit des Permanentmagnetmaterials wird vernachlässigt, so dass abhängigvon die Entkopplung der beiden Stromregelkreise nur unvollständig gelingt. Währenddie PI-Regler im stationären Zustand in der Lage sind, diesen Fehler zu kompensieren, kanner sich störend auf das transiente Verhalten der Regelung auswirken.

Vereinfachungen durch Verwendung des GrundwellenmodellsBei der Modellierung des Antriebs wurden Vereinfachungen getroffen, die zu einer unge-nauen Modellstruktur führen. Die Regelung basiert auf einem Grundwellenmodell derMaschine. Die in Kap. 3.6 thematisierten Flussharmonischen werden beim Reglerentwurfin Kap. 6.4 nicht berücksichtigt und machen sich in Form einer Störspannung bemerkbar,die im -, -Koordinatensystem vornehmlich in Form einer 6. Harmonischen auftritt undsich als Wechselgröße auch im stationären Betrieb auswirkt. Bei geringer Pulszahl im obe-ren Drehzahlbereich reicht die Dynamik der Stromregelung nicht mehr aus, um diese Stö-rung auszuregeln.

Parametrierungsfehler im entkoppelten StreckenmodellDas zeitdiskrete Streckenmodell der entkoppelten Regelkreise ist durch Gl. (6.15) gegebenund hat die Form eines Verzögerungsgliedes 1. Ordnung. Die Parameter dieses Modellssind der Statorwiderstand und die differentiellen Selbstinduktivitäten und

. Wie in Kap. 3.5 erläutert, ändern sich insbesondere bei hoch ausgenutzten Maschi-

ψdq k[ ] fdq idq k[ ]( )=ψdq k 1+[ ]

idq k 1+[ ] fdq1– ψdq k 1+[ ]( )=

ψdq idq

ϑPM

d q

RS Ldd diff,

Lqq diff,

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6.4 Regelungsentwurf 73

nen bedingt durch Sättigungseffekte die differentiellen Induktivitäten der Maschine abhän-gig von den Istströmen . Der ohmsche Widerstand der Statorwicklungen ist, wie inKap. 3.7 beschrieben, abhängig von der Wicklungstemperatur . Während sowohl dieVerstärkung wie auch die Zeitkonstante des Verzögerungsgliedes 1. Ordnung bestimmt,wirken sich die Induktivitäten lediglich auf die Zeitkonstante aus. Die Dynamiken, mitdenen sich beide Parameter ändern, sind sehr unterschiedlich. Während sich mit derrelativ langsamen Dynamik der Wicklungstemperatur ändert, ändern sich die arbeitspunkt-abhängigen Induktivitäten mit der hohen Dynamik der Statorströme. Parametrierungsfehlerim entkoppelten Streckenmodell wirken sich nur auf das transiente Verhalten der Regelungaus. Im stationären Betrieb sind die PI-Regler in der Lage, ihre Einflüsse zu kompensieren,sofern die Regelung stabil bleibt.

StellgrößenbegrenzungDie Spannungs- bzw. Stellgrößenbegrenzung stellt eine Nichtlinearität dar, die beim Ent-wurf der Stromregelung nicht berücksichtigt wird. Ein Erreichen der Spannungsgrenze istbeim Anregeln großer Solldrehmomentsprünge aber keine Seltenheit, so dass das Verhaltender Stromregelung in diesem Fall nicht mehr durch die hergeleitete Führungsübertragungs-funktion beschrieben wird. Im Flussschwächbereich wird die Maschine definitionsgemäßan der Spannungsgrenze betrieben und die Stellgrößenbegrenzung wird schon im statio-nären Betrieb erreicht.

MessfehlerDie messtechnisch erfassten Größen sind in der Regel fehlerbehaftet.

6.4.4.2 Störübertragungsfunktion

Bild 6.10 zeigt den geschlossenen Stromregelkreis für , wobei der Stromregelkreis für die gleiche Struktur hat. Die in Kap. 6.4.4.1 diskutierten Störeinflüsse können als Störgröße

interpretiert werden, die den entworfenen Regelkreis über zwei Wirkungswege beein-flussen. Zunächst kann als Spannung interpretiert werden, die direkt auf die Strecke

wirkt. Da die Störgröße bei der Stromprädiktion nicht berücksichtigt wird, wirdsich darüber hinaus ein Stromprädiktionsfehler einstellen, der durch Gl. (6.21)beschrieben wird.

(6.21)

idq RSϑS RS

RS

id iq

e z[ ]e z[ ]

GS z[ ] e z[ ]epred z[ ]

epred,d z[ ]Ta

Ld-----– ed z[ ]= epred,q z[ ]

Ta

Lq-----– eq z[ ]=

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74 6 Unterlagerte Regelungsstruktur: Feldorientierte Stromregelung (FOR)

Unter Berücksichtigung dieses Prädiktionsfehlers lauten die Störübertragungsfunktionen inden beiden Raumrichtungen:

(6.22)

mit folgenden Nullstellen und Verstärkungen :

(6.23)

(6.24)

Die Polstellen der Störungsübertragungsfunktion entsprechen denen der Führungsübertra-gungsfunktion, so dass bei einer stabilen Führungsübertragungsfunktion auch die Störungs-übertragungsfunktion stabil ist. Eine Polkompensation in der Führungsübertragungsfunk-tion hat allerdings keine Auswirkungen auf die Störungsübertragungsfunktion, die stetsbeide Polstellen aufweist. Die Störungsübertragungsfunktion hat eine Nullstelle, die abhän-gig von der Lage der beiden Polstellen und , der Abtastzeit der Regelung und denStreckenzeitkonstanten aus Gl. (6.16) ist. Die stationäre Verstärkung der Störübertragungs-funktion ist ungleich Null, so dass ein Gleichanteil in der Störgröße zu einem stationärenRegelfehler führt:

, (6.25)

Gl. (6.22) basiert auf der Annahme, dass die prädizierten Ströme auch auf den I-Anteil desReglers geschaltet werden. Dadurch, dass lediglich der P-Anteil der Regelung mit dem prä-dizierten Strom beaufschlagt wird, kann in beiden Raumrichtungen eine Störübertragungs-

G [z]S,dG [z]R,d

G [z]V,d

z-1

z

i [z]d

* i [z]d

-

e [z]d

T /LA d

e [z]d

-

Bild 6.10: Zeitdiskreter Wirkungsplan des Stromregelkreises in -Richtung mit Berücksichtigung der Störgröße e[z]

d

Ge d, z[ ] Ve d,z βe d,–( )

z α1–( ) z α2–( )--------------------------------------= Ge q, z[ ] Ve q,

z βe q,–( )z α1–( ) z α2–( )

--------------------------------------=

βe Ve

βe d,Ta τd⁄ α1α2 2–+

Ta τd⁄ α1 α2 3–+ +------------------------------------------------= βe q,

Ta τq⁄ α1α2 2–+Ta τq⁄ α1 α2 3–+ +------------------------------------------------=

Ve d,Ta

Ld-----

1 α1–( ) 1 α2–( )1 βe d,–( )

----------------------------------------= Ve q,Ta

Lq-----

1 α1–( ) 1 α2–( )1 βe q,–( )

----------------------------------------=

α1 α2 Ta

Ge d, z=1[ ] TLd-----= Ge q, z=1[ ] T

Lq-----=

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6.4 Regelungsentwurf 75

funktion mit der Eigenschaft erzwungen werden, so dass Fehler bei derStromprädiktion nicht zu stationären Regelfehlern führen.

6.4.5 Simulations- und Messschriebe der Stromregelung

Im Folgenden sind Messschriebe dargestellt, die Sprungantworten der entworfenen Strom-regelkreise zeigen. Hierzu werden die Stromregler ohne überlagerte Drehmomentsteuerungbetrieben. Die Stromsollwerte werden stattdessen direkt vorgegeben. Bei den in Bild 6.11und Bild 6.12 dargestellten Messschrieben wird jeweils ein Sprung von von auf

betrachtet während konstant bei gehalten wird. Der in Bild 6.11 darge-stellte Messschrieb wurde bei einer Drehzahl von , der in Bild 6.12 dargestelltebei einer Drehzahl von aufgezeichnet. Dargestellt sind die Ist- und Sollströmein - und -Richtung sowie die Summe der vom eigentlichen Stromregler und der Vor-steuerung geforderten Ausgangsspannungen und . In die Darstellung desMessschriebs für den -Strom ist zusätzlich der theoretisch erwartete Stromverlauf ent-sprechend der Übertragungsfunktion aus Gl. (6.19) eingefügt worden. Hier zeigt sich einegute Übereinstimmung zwischen dem tatsächlichen und dem erwarteten Stromverlauf. Diekleineren Abweichungen in Bild 6.12 sind darauf zurückzuführen, dass während des tran-sienten Vorgangs die Spannungsgrenze erreicht wird.

Die Messschriebe bestätigen, dass die Vorsteuerung der rotatorisch induzierten Spannungenwie gewünscht zu einer guten Entkopplung der beiden Regelkreise führt. Die vorgesteuer-ten Spannungen entsprechen - abgesehen von den ohmschen Spannungsabfällen - relativgenau dem tatsächlichen Spannungsbedarf der Maschine, wodurch die Genauigkeit der ver-wendeten Kennfelder bestätigt wird.

Auffällig ist das verstärkte Auftreten der 6. Harmonischen sowohl auf wie auch auf inBild 6.12, nachdem der Sollstrom in die Maschine eingeprägt worden ist. Die Auswertungweiterer Messschriebe hat gezeigt, dass das Einprägen eines Statorstromzeigers belie-biger Orientierung die beobachteten Harmonischen deutlich verstärkt. Die Amplitude der 6.Harmonischen steigt mit der Stromzeigerlänge . Eine Erklärung hierfür sind Induktivi-tätsharmonische, wie sie in Kap. 3.6.2 vorgestellt werden. Sie bewirken nichtsinusförmigeAnkerrückwirkungen, auch wenn die Stromverläufe selbst sinusförmig sind. Bei höherenDrehzahlbeträgen reicht die Stromreglerdynamik nicht aus, um die durch die Spannungs-harmonischen hervorgerufenen Stromharmonischen auszuregeln.

Ge z=1[ ] 0=

iq∗ 0 A300 A id∗ 0 A

50 min 1–

1000 min 1–

d qud∗ uq∗

iq

id iq

idq

idq

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76 6 Unterlagerte Regelungsstruktur: Feldorientierte Stromregelung (FOR)

Bild 6.11: Messschrieb: Sprungantwort der Stromregelung bei einer Drehzahl von , Sprung von von auf

Bild 6.12: Messschrieb: Sprungantwort der Stromregelung bei einer Drehzahl von, Sprung von von auf

0 1 2 3 4

−5

0

5

10

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0 1 2 3 4

0

100

200

300

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−4

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0

2

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0

50

100

150

��

�� � � ��

50 min 1– iq∗ 0 A 300 A

0 1 2 3 4

−20

0

20

� �

���

0 1 2 3 4

0

100

200

300

��

� � � ��

0 1 2 3 4−100

−80

−60

−40

−20

0

� �

��� ���0 1 2 3 4

50

100

150

200

��

�� � � ��

1000 min 1– iq∗ 0 A 300 A

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6.5 Stromregelung mit überlagerter Drehmomentsteuerung im Ankerstellbereich 77

6.5 Stromregelung mit überlagerter Drehmomentsteuerung im Ankerstellbereich

Bild 6.14 und Bild 6.15 zeigen Messschriebe, die im Ankerstellbereich mit der in Bild 6.13dargestellten Struktur der Stromregelung mit überlagerter Drehmomentsteuerung aufge-zeichnet worden sind. Es wird ein Drehmomentsollwertsprung von aufBemessungsdrehmoment betrachtet. Der in Bild 6.14 dargestellte Messschrieb wurde beieiner Drehzahl von , der in Bild 6.15 dargestellte Messschrieb bei einer Drehzahlvon aufgezeichnet. Die Messschriebe belegen, dass das Zusammenspiel vonunterlagerter Stromregelung und überlagerter Drehmomentsteuerung im Ankerstellbereichwie gewünscht funktioniert. Der Sprung im Drehmomentsollwert geht mit einer simultanenÄnderungen von und einher. Bei beiden betrachteten Drehzahlen sind die Strom-regler in der Lage, die geforderten Sollströme mit hoher Dynamik in die Maschine einzu-prägen, obwohl während des transienten Vorgangs die Stellgrößenbegrenzung erreichtwird. In dem in Bild 6.15 dargestellten Messschrieb, der bei aufgezeichnetworden ist, treten die schon in Kap. 6.4.5 beobachteten Schwingungen auf beiden Iststrom-komponenten auf, die hauptsächlich auf die 6. Harmonische zurückgehen.

.

Bild 6.13: Stromregelung mit überlagerter Drehmomentsteuerung

T∗ 0 Nm=

50 min 1–

1000 min 1–

id∗ iq∗

1000 min 1–

min

0

�opt(T*)

T ( )max max�

T*

idq*

idq

Drehmoment-steuerung

Strom-regelung

udqidq*

-T*

PWM

IPMSM

Q-1( )�RS

Q( )�RS

udc

*/

�RS3

udc �max

udc

�RS

*/ 3

�max

Drehmomentsteuerung

u

i

f1( ,T)| |�

T*

lim

| |�*

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78 6 Unterlagerte Regelungsstruktur: Feldorientierte Stromregelung (FOR)

Bild 6.14: Messschrieb: Sprungantwort der Stromregelung mit überlagerter Drehmoment-steuerung bei , Sprung von auf Bemessungsdrehmoment

Bild 6.15: Messschrieb: Sprungantwort der Stromregelung mit überlagerter Drehmoment-steuerung bei , Sprung von auf Bemessungsdrehmoment

0 1 2 3 4

−200

−150

−100

−50

0

� �

���

0 1 2 3 4

0

100

200

300

400

��

�� �

0 1 2 3 4

−80

−60

−40

−20

0

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����� 0 1 2 3 4

0

50

100

150

200

��

� � �� �

50 min 1– T∗ 0=

0 1 2 3 4

−100

−50

0

� �

����� 0 1 2 3 4

0

50

100

150

200

250

��

� ��� �

0 1 2 3 4

−200

−150

−100

−50

0

� �

���

0 1 2 3 4

0

100

200

300

400

��

�� �

1000 min 1– T∗ 0=

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6.6 Stromregelung mit überlagerter Drehmomentsteuerung im Flussschwächbereich 79

6.6 Stromregelung mit überlagerter Drehmomentsteuerung im Flussschwächbereich

In Kap. 6.1 wurde schon auf die grundsätzliche Problematik beim Betrieb einer feldorien-tierten Stromregelung im Flussschwächbereich hingewiesen:

Im Flussschwächbereich führt eine bessere Ausnutzung der installierten Zwischenkreis-spannung zu einem höheren Wirkungsgrad bzw. zu einer höheren Drehmomentausbeute beigegebener Drehzahl und damit zu einer höheren Leistung des elektrischen Antriebs. Die inKap. 5 hergeleitete Drehmomentsteuerung gibt daher im Flussschwächbereich Arbeits-punkte mit einer Flusszeigerlänge

(3.14)

vor, so dass der Antrieb näherungsweise an der Spannungsgrenze betrieben wird. Bei dieserNäherung werden allerdings folgende Effekte vernachlässigt:

- Ohmsche Spannungsabfälle

- Betrachtung gilt nur im stationären Betrieb

Zudem ist mit Ungenauigkeiten in den abgelegten Kennfeldern zu rechnen, die unter ande-rem auf die temperaturabhängigen Eigenschaften des Permanentmagnetmaterials zurückge-hen.

Die Stromregelung arbeitet mit dem Spannungsvektor als Stellgröße. Damit ihre Funk-tionalität unter allen Umständen gewährleistet ist, muss ihr stets ein Mindestmaß an Span-nungsreserve garantiert werden. Dies kann mit einer reinen Vorsteuerungsstruktur, wie siein Form der Drehmomentsteuerung vorliegt, aber nur gewährleistet werden, wenn ein gro-ßer Sicherheitsabstand zur tatsächlichen Spannungsgrenze eingehalten wird. Die Span-nungsausnutzung ist dann aber in den meisten Arbeitspunkten unbefriedigend. Aus diesemGrund beinhaltet die Regelungsstruktur einen Spannungs- bzw. Aussteuerungsregler, derder Stromregelung überlagert wird und eine bessere Spannungsausnutzung ermöglicht.

6.6.1 Aussteuerungsregler

Da die Zwischenkreisspannung während des Betriebs der Maschine nicht als konstant ange-nommen werden kann, wird nicht auf den Betrag der Sollspannung sondern auf denSollaussteuerungsgrad geregelt, wobei der auf die Zwischenkreisspannung nor-mierte Betrag der Sollspannung ist.

(6.26)

ψmaxudc

ωRS 3----------------=

udq

u∗a∗ a∗

a∗ u∗udc--------=

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80 6 Unterlagerte Regelungsstruktur: Feldorientierte Stromregelung (FOR)

Bild 6.16 zeigt die Struktur des Spannungs- bzw. Aussteuerungsregelkreises. Stellgrößedieses Regelkreises ist der Flusskorrekturwert , der dem nach Gl. (3.14) vorgesteuer-ten Flussbetrag überlagert wird, so dass die Drehmomentsteuerung mit dem resultie-renden Flussbetragswert beaufschlagt wird. Über werden die Sollströme

so beeinflusst, dass sich der gewünschte Spannungsbedarf ergibt. Im stationärenBetrieb, wenn der Flussbetrag in die Maschine eingeregelt ist, stellt sich nähe-rungsweise folgender Spannungsbedarf unter Vernachlässigung der ohmschen Verluste ein:

(6.27)

min

0

�opt(T*)

T ( )max max�

T*

�max,korr

| |u

idq

- Drehmoment-steuerung

Strom-regelung *

/

udq

udc

idq*

-

�korr

�max

T*Aussteuerungsregler

�max,korr

idq*

T*

lim

| |�*

f1( ,T)| |�

*(a*)

*

a*

Bild 6.16: Struktur des Aussteuerungsregelkreises

ψkorrψmax

ψmax korr, ψkorridq∗

ψmax korr,

uind rot, ωRSψmax korr,=

u /u dc

u /u dc

3/2aAK

3/1aIK

Bild 6.17: Erreichbarer Aussteuerungs-grad abhängig von derRaumrichtung

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6.6 Stromregelung mit überlagerter Drehmomentsteuerung im Flussschwächbereich 81

Mit dem Sollaussteuerungsgrad als Indikator für Spannungsreserve bzw. die Ausnut-zung der installierten Zwischenkreisspannung ist zu beachten, dass mit einem dreiphasigenUmrichter nur Arbeitspunkte realisiert werden können, die sich innerhalb und auf derUmrandung des in Bild 6.17 dargestellten Hexagons befinden. Der erreichbare Aussteue-rungsgrad ist somit von der Raumrichtung der zu stellenden Spannung abhängig. EinAussteuerungsgrad stellt sich auf dem Innenkreis des Hexagons ein, undist die größtmögliche Aussteuerung, die in beliebiger Raumrichtung erreicht werden kann.Eine sinusförmige Speisung der Maschine ist mit Aussteuerungsgraden nichtmöglich. Der maximale Aussteuerungsgrad kann auf dem Aussenkreisdes Hexagons nur in den 6 diskreten Raumrichtungen der aktiven Spannungszeiger erreichtwerden. Die Wahl des Sollwertes für den Aussteuerungsregelkreis bestimmt die Spannungs-reserve des Stromreglers im Flussschwächbereich im stationären Betrieb. Da der Aussteue-rungsregelkreis auf eine funktionierende, unterlagerte Stromregelung angewiesen ist, musszur Gewährleistung ihrer Funktionalität ein Mindestmaß an Spannungsreserve vorhandensein, was die Wahl von nach oben begrenzt. Mit der in diesem Kapitel vorgestelltenRegelungsstruktur lässt sich an dem in Kap. 4 vorgestellten Versuchsstand ein stabilerBetrieb mit Sollwerten für den Aussteuerungsregelkreis von und sogargeringfügig größeren Sollwerten realisieren. Die mit der verwendeten Wech-selrichtertopologie theoretisch maximal mögliche Spannungsausnutzung, die sich beiGrundfrequenztaktung einstellt, ist mit der vorgestellten Regelungsstruktur aber prinzipiellnicht erreichbar.Die Strecke des Aussteuerungsregelkreises ist durch eine Vielzahl von Nichtlinearitäten(Drehmomentsteuerung mit Kennfeldern, Stromregelung mit Stellgrößenbegrenzung, etc.)geprägt, so dass eine analytische Beschreibung kaum oder nur mit unverhältnismäßig gro-ßem Aufwand möglich ist. Aus diesem Grund erfolgt auch die Auslegung des Aussteue-rungsreglers nicht analytisch. Eine Streckenidentifikation mit Hilfe von Simulationsrech-nungen hat ergeben, dass das Übertragungsverhalten der Strecke mit guter Genauigkeitdurch ein Verzögerungsglied 1. Ordnung angenähert werden kann, dessen Verstärkungnach Gl. (6.27) proportional zur Drehzahl ist. Für den Aussteuerungsregler hat sich eine PI-Struktur als vorteilhaft erwiesen.Bei der Implementierung des Aussteuerungsreglers muss dem Umstand Rechnung getragenwerden, dass nur im Flussschwächbereich eine Sollaussteuerung von angestrebtwird, während der Antrieb im Ankerstellbereich mit kleineren Aussteuerungsgraden betrie-ben wird. Die Umschaltung des Flussbetragssollwertes beim Übergang zwischen Anker-stell- und Flussschwächbereich wird über den Minimum-Block in der Drehmomentsteue-rung bewerkstelligt, der den Flussbetragssollwert

(6.28)

durchschaltet. Auf diese Weise kann ein hartes Umschalten zwischen verschiedenen Ar-beitspunkten beim Übergang zwischen Ankerstell- und Flussschwächbereich vermiedenwerden. Gleichzeitig ist sichergestellt, dass der Aussteuerungsregler den Sollflussbetrag imAnkerstellbereich nicht beeinflusst. Um ein Davonlaufen (Windup) des I-Anteils des Aus-steuerungsreglers beim Betrieb im Ankerstellbereich zu verhindern, ist eine Begrenzung derStellgröße mit Anti-Reset Windup (ARW)-Maßnahme im Aussteuerungsregelkreis

a∗

uαβ∗a aIK 1 3⁄= =

a∗ aIK>a aAK 2 3⁄= =

a∗( )∗

a∗( )∗

a∗( )∗ aIK=a∗( )∗ aIK>

a∗( )∗

ψ ∗ min ψopt T∗( ) ψmax korr,,( )=

ψkorr

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82 6 Unterlagerte Regelungsstruktur: Feldorientierte Stromregelung (FOR)

nötig. Dies wird in Bild 6.16 durch den Sättigungsblock am Ausgang des Aussteuerungs-reglers angedeutet.

6.6.2 Stellgrößenbegrenzung der Stromregelkreise und Anti-Reset Windup (ARW)

Bedingt durch Drehmomentsollwertsprünge oder den Einfluss von Störgrößen kann auchbei implementiertem Aussteuerungsregelkreis nicht verhindert werden, dass die Stromrege-lung transient die Stellgrößenbegrenzung überschreitet. In diesem Fall stellt sich zum einendie Frage, wie der Sollspannungszeiger auf den zulässigen Bereich begrenzt wird. Siewird in Kap. 6.6.2.1 thematisiert. Darüber hinaus kann ein solches Erreichen bzw. Überschreiten der Stellgrößenbegrenzungbei Regelungsstrukturen mit I-Anteil zu Schwingungen bis hin zur Instabilität des Reglersführen [24], [27]. Der Grund hierfür liegt in einem „Windup“-Effekt, das heißt einemDavonlaufen des I-Anteils bei dauerhaft anliegendem Regelfehler, während die Stellgrößeselbst in der Begrenzung verharrt. Um dies zu verhindern, wird bei Regelstrukturen mit I-Anteil im Allgemeinen eine so genannte „Anti-Reset Windup (ARW)“-Maßnahme vorgese-hen. Da der Antrieb im Flussschwächbereich möglichst nah an der Spannungs- und somitan der Stellgrößenbegrenzung betrieben werden soll und mit einem häufigen Überschreitender Spannungsgrenze, verursacht z.B. durch Solldrehmomentsprünge und Störungsein-flüsse, zu rechnen ist, kommt der ARW-Maßnahme in den Stromregelkreisen besondereBedeutung zu. Ein dauerhaftes Überschreiten der Spannungsgrenze ist unter allen Umstän-den zu verhindern, da es dazu führt, dass die Stromregler ihre Funktionalität einbüßen unddie geforderten Sollströme nicht mehr einregeln können. In diesem Fall ist auch die Span-nungsregelung wirkungslos, da diese auf eine funktionierende Stromregelung angewiesenist. Stellgrößen der beiden Stromregelkreise sind die beiden Spannungskomponenten und , während die Stellgrößenbegrenzung, wie in Bild 6.18 dargestellt, in Form einerraumrichtungsabhängigen maximalen Spannungszeigerlänge vorliegt. Somit ist die geo-metrische Summe der Stellgrößen beider Stromregelkreis begrenzt, was dazu führt, dass fürbeide Stromregelkreise eine gemeinsame ARW-Maßnahme zu entwerfen ist. Die Realisie-rung der ARW-Maßnahme wird in Kap. 6.6.2.2 thematisiert

6.6.2.1 Verkoppelte Spannungsbegrenzung

In Bild 6.18 ist auf der linken Seite die Spannungsbegrenzung eines dreiphasigen Umrich-ters, der mit der Zwischenkreisspannung betrieben wird, in -, -Koordinaten darge-stellt. Es können nur Spannungen innerhalb und auf dem Rand des grau schattierten Hexa-gons gestellt werden. Wird von der Regelungsstruktur ein Spannungszeiger außerhalb desHexagons gefordert, so ist die geforderte Sollspannung nicht stellbar und muss auf denzulässigen Bereich begrenzt werden. Diese Begrenzung der Sollaussteuerung auf das Hexa-gon lässt sich mit geringem numerischem Aufwand im dreiphasigen Koordinatensystemrealisieren.

udq∗

uduq

u

udc ud uq

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6.6 Stromregelung mit überlagerter Drehmomentsteuerung im Flussschwächbereich 83

.

Die Sollaussteuerung in den drei Phasen sei definiert durch:

, (6.29)

Für den in Bild 6.19 dargestellten idealisierten Umrichter kann die Aussteuerung in jederder drei Phasen dann Werte im geschlossenen Intervall annehmen, so dass dieSpannungsbegrenzung in den drei Strängen sehr einfach nach Gl. (6.30) unabhängig vonden jeweils anderen beiden Strängen erfolgen kann.

(6.30)

Diese Art der Spannungsbegrenzung lässt sich geometrisch als rechtwinklige Projektion desSollspannungsvektors auf die Umrandung des Hexagons interpretieren, wie sie in Bild6.18 links exemplarisch für den Sollspannungszeiger dargestellt ist. Für den Fall, dassdie Projektion nicht mehr auf die zugehörige Kante des Hexagons trifft, wird der Span-nungszeiger auf die Ecke des Hexagons, d.h. auf einen der 6 Elementarzeiger projiziert.Bild 6.18 rechts illustriert die Funktionsweise der Begrenzung in verschiedenen Raumrich-tungen.

ud

�udq

udq*

u

�RS

udq

uq

-1 -2/3 -1/3 0 1/3 2/3 1-1

0

1

u /u� dc

u /u� dc

-1/ 3

1/ 3

Bild 6.18: Stellgrößenbegrenzung der Sollspannungen

ai∗ui∗udc-------= i a b c, ,[ ]∈

-0,5 0,5,[ ]

udc

u /2dc

u /2dc

ia

ib

ic

ua

uc

ub

+

+

+

-

-

-

Bild 6.19: Idealisierter Umrichter mit Gleichspannungs-zwischenkreis

ai

ai∗ für ai∗ 0,5≤

0,5*sign ai∗( ) für ai∗ 0,5>⎩⎨⎧

= i, a b c, ,[ ]∈

udqudq∗

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84 6 Unterlagerte Regelungsstruktur: Feldorientierte Stromregelung (FOR)

6.6.2.2 Realisierung der ARW-Maßnahme

Es gibt verschiedene Möglichkeiten die ARW-Maßnahme umzusetzen, das heißt auf dieZustandsgrößen der Stromregler Einfluss zu nehmen, wenn sich außerhalb der Stell-größenbegrenzung befindet. In [24] wird eine ARW-Maßnahme vorgeschlagen, die als„Back-Calculation-Methode“ bezeichnet wird und aus zwei Schritten besteht: Im erstenSchritt wird die vom Stromregler geforderte Sollspannung auf einen Spannungszeiger

innerhalb bzw. auf der Umrandung des Hexagons begrenzt. Falls außerhalb derStellgrößenbegrenzung liegt, das heißt , wird auf einen fiktiven Stromregelfehler

zurückgerechnet, der zu der begrenzten Sollspannung geführt hätte, und dieZustandsgrößen der Integratoren werden auf Basis dieses fiktiven Stromregelfehlers aktualisiert. Die ARW-Maßnahme hat entscheidenden Einfluss darauf, dass die Stromregelung beimBetrieb an der Stellgrößenbegrenzung funktionsfähig bleibt [24]. Bei fehlenden oder unge-eigneten ARW-Maßnahmen kann die Stromregelung unter Umständen in einen stationärenZustand kommen, in dem bei vorliegendem Stromregelfehler Sollspannungen außer-halb der Stellgrößenbegrenzung ausgegeben werden. Ein solcher Zustand, in dem dieStromregelung dauerhaft jegliche Stellgrößenreserve einbüßt und nicht mehr in der Lageist, die geforderten Sollströme einzuregeln, soll im Folgenden als „Verklemmen“ derStromregelung an der Spannungsgrenze bezeichnet werden. Tritt ein solches Verklemmenauf, so bleibt auch die überlagerte Spannungsregelung wirkungslos. Es muss daher unterallen Umständen verhindert werden.Auf Grund der Vielzahl von Nichtlinearitäten ist es aber kaum möglich, die Stabilität derimplementierten Regelungsstruktur analytisch nachzuweisen. Mit Hilfe von Simulations-rechnungen kann versucht werden, ein Verklemmen der Stromregelung zu provozieren.Dies ist z.B. durch eine Verstimmung der Zustandsgrößen der Stromregler oder der Para-meter des simulierten Maschinenmodells möglich. Die Eignung verschiedener ARW-Maß-nahmen, ein Verklemmen der Stromregelung unter diesen Umständen zu vermeiden, kanndann untersucht und miteinander verglichen werden. Auf diese Weise lässt sich die Stabili-tät der Regelkreise aber immer nur falsifizieren, niemals verifizieren. Daher werden in denSimulationsrechnungen beim Betrieb der Maschine mit maximaler Drehzahl imFlussschwächbereich extreme Szenarien betrachtet, die ein „Verklemmen“ der Regelungs-struktur provozieren sollen:

• Sprungförmige Änderung der Zustandsgröße der Stromregler um mehrere 1000%

• Signifikante Verstimmung der Motorparameter

In Bild 6.20 ist die Struktur einer ARW-Maßnahme dargestellt, mit der es nicht gelungenist, ein Verklemmen der Stromregelung zu provozieren. Sie kommt ohne Strukturumschal-tung aus und der benötigte numerische Aufwand ist im Gegensatz zu der oben erwähnten„Back-Calculation-Methode“ zu vernachlässigen. Die Funktionalität des ARW lässt sichwie folgt beschreiben:Unabhängig davon, ob die vom Regler geforderte Sollspannung innerhalb oder außer-halb des Hexagons liegt, wird der Stromregelfehler auch auf den I-Anteil der Stromreglergeschaltet. Zusätzlich wird der gewichtete Differenzvektor zwischender geforderten und begrenzten Ausgangsspannung auf den I-Anteil der Stromregler

udq∗

udq∗udq udq∗

udq∗ udq≠Δidq udq

Δidq

udq∗

udq∗

Δudq udq∗ udq–=

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6.6 Stromregelung mit überlagerter Drehmomentsteuerung im Flussschwächbereich 85

geschaltet. Befindet sich die Stromregelung nicht in der Stellgrößenbegrenzung, so ist und die ARW-Maßnahme ist inaktiv. Wenn sich der Stromregler hingegen in der

Stellgrößenbegrenzung befindet, ist und der I-Anteil des Stromreglers wird durchdie ARW-Maßnahme in Richtung des Spannungsdifferenzvektors in den stellbarenBereich zurückgeführt.

6.6.3 Messschriebe im Flussschwächbereich

In Bild 6.21 und Bild 6.22 sind Messschriebe im Flussschwächbereich dargestellt, in denendas Solldrehmoment von 0 auf Nenndrehmoment springt. Die Drehmomentsteuerungbegrenzt auf das bei gegebener Zwischenkreisspannung und Drehzahl maximal stell-bare Drehmoment und gibt die zugehörigen Sollströme für die unterlagerte Stromre-gelung vor. Die Messschriebe sind bei einer Zwischenkreisspannung von und Dreh-zahlen von bzw. aufgezeichnet worden. Dargestellt sind jeweilsdie Ist- und Sollströme in - und -Richtung. Darüber hinaus sind , derBetrag der am Reglerausgang geforderten Sollspannungen sowie der Flusskorrektur-wert als Stellgröße des Aussteuerungsreglers dargestellt. Die Sollaussteuerung

ist so gewählt, dass auf einen Spannungsbedarf geregelt wird.Die Messschriebe machen deutlich, dass das Zusammenspiel der implementierten Rege-lungsstruktur bestehend aus Drehmomentsteuerung, Stromregelung mit ARW-Maßnahmesowie Aussteuerungsregler funktioniert. Die Istströme folgen den Sollströmen mit einerDynamik, die mit derjenigen vergleichbar ist, die im Ankerstellbereich erreicht wird. Wäh-rend des transienten Vorgangs liegen die am Ausgang der Regelungsstruktur gefordertenSollspannungen außerhalb des stellbaren Bereichs. Dieser für die Stromregelung kriti-sche Zustand kann durch die Regelungsstruktur sicher gehandhabt werden, so dass sichnach relativ kurzer Zeit von ca. wieder ein neuer stationärer Zustand mit dergewünschten Aussteuerung einstellt. Wie aus dem Verlauf von hervorgeht, brichtwährend des Anregelvorgangs des Drehmoments die Zwischenkreisspannung um ca. 15%ein, was von der Regelungsstruktur problemlos gehandhabt werden kann.

Δudq 0=Δudq 0≠

Δudq

ARW-Maßnahme

idq*

idq

-

udq*

-

udq

�udq

�idq

I-AnteilStromregler

-

P-AnteilStromregler

Bild 6.20: Struktur der verwendeten ARW-Maßnahme

T∗T∗

T∗lim

250 V4500 min 1– 6000 min 1–

d q umax udc 3⁄=u∗

ψkorra∗ 1 3⁄= u∗ umax=

u∗

10 msa∗ umax

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86 6 Unterlagerte Regelungsstruktur: Feldorientierte Stromregelung (FOR)

.

0 5 10 15

−250

−200

−150

−100

−50

� ����

0 5 10 15

0

50

100

���� �

0 5 10 15

−200

−100

0

� ������

0 5 10 15

0

100

200

��

� ��� �

0 5 10 15

100

150

200

������ �

0 5 10 15−15

−10

−5

0

5

������

Bild 6.21: Solldrehmomentsprung im Flussschwächbereich bei 4500 min 1–

0 5 10 15

−200

−150

−100

� ����

0 5 10 15

0

50

100

���� �

0 5 10 15

−200

−150

−100

−50

� ������

0 5 10 15−50

050

100150

��

� � �� �

0 5 10 15100

150

200

������ �

0 5 10 15

−10

−5

0

5

������

Bild 6.22: Solldrehmomentsprung im Flussschwächbereich bei 6000 min 1–

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6.6 Stromregelung mit überlagerter Drehmomentsteuerung im Flussschwächbereich 87

Die in Bild 6.21 und Bild 6.22 dargestellten Messschriebe zeigen exemplarisch, dass dieRegelungsstruktur ein stabiles Verhalten über den gesamten Arbeitsbereich aufweist. Aller-dings erkennt man eine deutliche Welligkeit, die nicht nur die Istströme betrifft und zu einerentsprechenden Drehmomentwelligkeit führt, sondern die gesamte Regelungsstrukturerfasst. Sie ist insbesondere auch auf dem Spannungsbedarf zu beobachten und verhin-dert eine höhere Ausnutzung der verfügbaren Zwischenkreisspannung, was zu einer Verrin-gerung des stellbaren Drehmoments bzw. der stellbaren Leistung führt. Die Performanz dergesamten Regelungsstruktur wird hierdurch empfindlich gestört.

Zur Untersuchung der auftretenden Unruhe ist der stationäre Betrieb der Regelung imFlussschwächbereich näher betrachtet worden. In Bild 6.23 und Bild 6.25 sindMessschriebe dargestellt, die im stationären Betrieb bei einer Zwischenkreisspannung von

und Drehzahlen von bzw. aufgezeichnet worden sind. Umalle Störungen auszublenden, die auf das Überschreiten der Stellgrößenbegrenzung zurück-gehen, wird die Sollspannung auf 90% des Radius des Innenkreises des Hexagons reduziert,so dass im stationären Betrieb keine Sollspannungen außerhalb der Stellgrößenbegrenzungmehr gefordert werden. Bei gefordertem Nenndrehmoment wird von der Drehmoment-steuerung das bei der vorgegebenen Spannungsgrenze (Sollaussteuerung) und Drehzahlmaximal mögliche Drehmoment gestellt.

Offensichtlich gehen die in Bild 6.21 und Bild 6.22 auftretenden Störungen nicht auf dasÜberschreiten der Stellgrößenbegrenzung zurück. Sie treten nicht nur auf den Strom-regelkreisen auf, sondern erfassen auch den Aussteuerungsregler und die überlagerte Dreh-momentsteuerung. Eine Fourieranalyse von Strömen, Drehzahl und Spannungsbedarf deraufgezeichneten Messschriebe ist in Bild 6.24 bzw. Bild 6.26 dargestellt. Da der Fourier-analyse die Abtastwerte der Stromregelung mit der Abtastzeit zu Grunde lie-gen, können bei einer Drehzahl von und der Polpaarzahl 8 noch Oberschwin-gungen bis zur Ordnungszahl 8,33 aufgelöst werden. Bei einer Drehzahl von reduziert sich die maximale Auflösung auf Oberschwingungen mit der Ordnungszahl 6,25.Die dargestellten Frequenzspektren sind jeweils auf den Gleichanteil normiert. Man er-kennt, dass neben der erwartet ausgeprägten 6. Oberschwingung ein relativ breit ver-schmiertes Band an Störungen auftritt. Das Auftreten der 6. Harmonischen ist schon imunteren Drehzahlbereich beobachtet worden und ist durch die nichtsinusförmigen rotato-risch induzierten Spannungen bedingt, die auf die in Kap. 3.6 thematisierte nicht sinusför-mige Permanentflussverteilung und die Induktivitätsharmonischen zurückgeht.

Bei den hier dargestellten Messungen im oberen Drehzahlbereich, insbesondere bei dem inBild 6.25 dargestellten Messschrieb, der bei aufgezeichnet worden ist, fällt auf,dass die auftretende Welligkeit anscheinend amplitudenmoduliert mit einer Periodendauervon auftritt, während die Grundschwingungsdauer bei der gefahrenen Drehzahl von

beträgt. Es liegt also ein subharmonischer Effekt vor.

u∗

250 V 4500 min 1– 6000 min 1–

Ta 100 μs=4500 min 1–

6000 min 1–

6000 min 1–

2,5 ms6000 min 1– 1,25 ms

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88 6 Unterlagerte Regelungsstruktur: Feldorientierte Stromregelung (FOR)

2 4 6 8 10

−220

−210

−200

� ����

2 4 6 8 10

70

80

90

100

���� �

2 4 6 8 10

−140

−130

−120

−110

� ������

2 4 6 8 10

−20

−10

0

10

��� ��� �

2 4 6 8 10110

120

130

140

150

������ �

2 4 6 8 10

−8−7.8−7.6−7.4−7.2

������

Bild 6.23: Messschrieb im stationären Betrieb bei einer Drehzahl von und bei Stellen des maximal möglichen Drehmoments

4500 min 1–

1 2 3 4 5 6 7 8 90

0.005

0.01�

1 2 3 4 5 6 7 8 90

0.02

0.04

0.06�

1 2 3 4 5 6 7 8 90

0.5

1x 10

−4

����

1 2 3 4 5 6 7 8 90

0.01

0.02�

Bild 6.24: Frequenzspektren von Strömen, Drehzahl und Spannungszeigerlänge des in Bild 6.23 dargestellten Messschriebs, auf den jeweiligen Gleichanteil normiert

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6.6 Stromregelung mit überlagerter Drehmomentsteuerung im Flussschwächbereich 89

2 4 6 8 10−220

−210

−200

� ����

2 4 6 8 1040

60

80

���� �

2 4 6 8 10

−140

−120

−100

� ������

2 4 6 8 10−30

−20

−10

0

��� ��� �

2 4 6 8 10110

120

130

140

������ �

2 4 6 8 10

−6.4

−6.2

−6

������

Bild 6.25: Messschrieb im stationären Betrieb bei einer Drehzahl von und bei Stellen des maximal möglichen Drehmoments

6000 min 1–

1 2 3 4 5 6 70

0.005

0.01�

1 2 3 4 5 6 70

0.05

0.1�

1 2 3 4 5 6 70

2

4

6x 10

−5

����

1 2 3 4 5 6 70

0.01

0.02

0.03�

Bild 6.26: Frequenzspektren von Strömen, Drehzahl und Spannungszeigerlänge des in Bild 6.25 dargestellten Messschriebs, auf den jeweiligen Gleichanteil normiert

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90 6 Unterlagerte Regelungsstruktur: Feldorientierte Stromregelung (FOR)

6.6.4 Ursache der Störungen auf den Stromregelkreisen

Es ist bekannt, dass nicht synchronisierte Pulsverfahren subharmonische Schwebungen her-vorrufen können. Ist die Pulszahl , definiert durch den Quotienten von Pulsfrequenz(Frequenz des Dreiecksignals) und Grundfrequenz

(6.31)

nicht ganzzahlig, so verschieben sich die Abtastpunkte über die Grundschwingungsperiodeund durch die Überlagerung von Grundschwingung und pulsfrequenten Anteilen kommt eszu subharmonischen Effekten. Bei den bisher dargestellten Messschrieben ist die Regelungmit einer nicht synchronisierten, konstanten Pulsfrequenz von betrieben worden, sodass sich die Pulszahl kontinuierlich mit der Drehzahl ändert und nur bei diskreten Dreh-zahlwerten ganzzahlig wird. Damit sich die entstehenden Unterschwingungen nicht nach-teilig in Form von Schwebungen auswirken, sollte die Pulszahl im nicht synchronisiertenBetrieb in der Praxis nicht kleiner als 10 werden [60]. Bei dem in Bild 6.25 dargestelltenMessschrieb beträgt die Grundfrequenz bei maximaler Drehzahl , so dass eine nichtganzzahlige Pulszahl von resultiert.

Nun weist die Maschine eineausgeprägte 6. Harmonische inder Flussverteilung und somitin den induzierten Spannung-en auf und bei einer Pulszahlvon 12,5 entfallen auf einePeriode der 6. Harmonischennoch ca. Abtastpunkte.Da die Dynamik der Stromre-gelung hier keinesfalls mehrausreicht, um die Auswirkung-en der nichtsinusförmigen rota-torisch induzierten Spannung-en auszuregeln, stellt sich eine6. Harmonische auf den Istströ-men ein, die sich direkt alsStromregelfehler bemerk-bar macht. Die Größe des von der zeitdiskreten Stromregelung identifizierten Regelfehlersist stark abhängig von der Lage der Abtastpunkte in Bezug auf die Oberschwingung. In Bild6.27 ist qualitativ ein Stromregelfehler in Form der 6. Harmonischen im stationären Betriebbei dargestellt. Es ist zu beachten, dass und um 90° gegeneinanderphasenverschoben sind. Die Punkte auf den Stromverläufen markieren exemplarisch dieAbtastpunkte der Regelung. Sie verschieben sich langsam relativ zur 6. Harmonischen undbestimmen so den Stromregelfehler, der von der zeitdiskreten Regelung identifiziert wird.Nach haben sich die Abtastpunkte über eine volle Periode der 6. Oberschwingungverschoben, was die beobachteten Schwebungseffekte in Bild 6.25 erklärt.

nPfP f1

nPfP

f1----=

10 kHz

800 Hz12,5

0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 4 4.5

0�

0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 4 4.5

0�

Bild 6.27: Lage der Abtastpunkte der Regelung in Bezug auf die 6. Harmonische bei 6000 min 1–

2,08

Δidq

6000 min 1– Δid Δiq

5 ms

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6.7 Synchronisierte Pulsung 91

Bild 6.28 zeigt die Ergebnisse einer Simulationsrechnung der gesamten Regelungsstruktur,in der die nicht sinusförmige Permanentflussverteilung, wie sie in Bild 3.9 dargestellt ist,berücksichtigt wird. Bei der Simulationsrechnung wird eine konstante Drehzahl von

unterstellt, wie sie auch bei dem in Bild 6.25 dargestellten Messschriebgefahren worden ist. Man erkennt, dass mit Berücksichtigung der nichtsinusförmigen EMKauch in der Simulation die amplitudenmodulierten Schwebungen auf den Istströmenauftreten, was als gegenseitige Bestätigung von Simulationsrechnungen und Messschriebeninterpretiert werden kann.

6.7 Synchronisierte Pulsung

Die beobachteten Störungen sind in Kap. 6.6.4 auf eine Kombination von zwei Ursachenzurückgeführt worden

- Nichtsinusförmige rotatorisch induzierte Spannungen

- Geringe Pulszahl

Sie beeinträchtigen die Performanz der gesamten Regelungsstruktur erheblich und führenneben Harmonischen auf dem Drehmoment auch zu einer Unruhe auf dem Spannungsbe-

6000 min 1–

0 5 10 15 20

−220

−210

−200

� ����

0 5 10 15 20

6466687072

���� �

0 5 10 15 20

−140

−130

−120

� �

�����

0 5 10 15 20−20

−10

0��

� ��� �

0 5 10 15 20

120

130

140

������ �

0 5 10 15 20

−4.1

−4

−3.9

������

Bild 6.28: Simulationsrechnung bei einer Drehzahl von und Stellen desmaximal möglichen Drehmoments bei nicht synchronisierter Pulsung

6000 min 1–

uind rot,

nP

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92 6 Unterlagerte Regelungsstruktur: Feldorientierte Stromregelung (FOR)

darf, der die Ausnutzung der verfügbaren Zwischenkreisspannung im Flussschwächbereichmerklich einschränkt. In [31] wird ein Überblick über Arbeiten gegeben, die sich mit denAuswirkungen der nichtsinusförmigen EMK auf Drehmomentoberschwingungen beschäfti-gen. Zur Minimierung der Drehmomentoberschwingungen werden auch den SollströmenOberschwingungen aufgeprägt, die im Zusammenspiel mit der nichtsinusförmigen Fluss-verteilung zu einem konstanteren Drehmomentverlauf führen, verglichen mit demjenigen,der sich bei ideal sinusförmiger Bestromung einstellt. Voraussetzung für ein solches Vorge-hen ist eine hinreichend schnelle Stromregelung, die es erlaubt, den Istströmen die durchdie Sollströme vorgegebenen Harmonischen aufzuprägen.Im vorliegenden Fall ist die Pulszahl im oberen Drehzahlbereich so gering, dass diese Vo-raussetzung nicht erfüllt ist. Die auf die nichtsinusförmigen rotatorisch induzierten Span-nungen zurückgehenden Stromregelfehler können somit nicht ausgeregelt und müssen hin-genommen werden. Ziel muss es daher sein, diese Stromregelfehler für die Regelung mög-lichst auszublenden, damit sie durch die Stromregelung nicht noch zusätzlich verstärkt wer-den. Dies minimiert zum einen die Drehmomentharmonischen und verstetigt zum anderenden Spannungsbedarf der Stromregelung, so dass eine höhere Ausnutzung der installiertenZwischenkreisspannung im Flussschwächbereich realisiert werden kann.

Durch die Synchronisierung der Regelung mit der Grundschwingung wird eine ganzzahligePulszahl erzwungen, so dass subharmonische Schwebungen sicher vermieden werden.Durch eine geeignete Wahl der Lage der Abtastpunkte innerhalb der Grundschwingungspe-riode lassen sich ungünstige Abtastlagen vermeiden, in denen der durch die Harmonischenbedingte Stromregelfehler besonders groß wäre.Eine Synchronisation der Regelung mit der Grundschwingung ist von elektrischen Antrie-ben großer Leistung, wie z.B. Fahrantrieben für Lokomotiven, her bekannt, in denen dieWechselrichterstufe typischerweise nur eine Schaltfrequenz von wenigen zulässt, so dass bei Grundfrequenzen von wenigen schon störende subharmo-nische Effekte auftreten, wenn auf eine synchronisierte Pulsung verzichtet wird. Bild 6.29zeigt den Verlauf der Pulsfrequenz abhängig von der Grundfrequenz. Bei niedrigen Grund-frequenzen erfolgt die Pulsung weiterhin unsynchronisiert mit der maximal zulässigen Puls-frequenz von , bis schließlich bei höheren Grundfrequenzen die synchroni-sierte Pulsung einsetzt. Die PWM wird dann mit der Grundfrequenz synchronisiert, so dasssich eine konstante Pulszahl (hier 24) einstellt. Mit weiter steigender Drehzahl steigt nunauch die Pulsfrequenz bis für die maximal zulässige Pulsfrequenz erreicht wird.Das Erreichen von triggert dann die Synchronisierung auf eine kleinere Pulszahl.Über den gesamten Arbeitsbereich wird wie in Bild 6.29 dargestellt auf die Pulszahlen 24,18 und 12 synchronisiert, was eine gute Ausnutzung der möglichen Schaltfrequenz erlaubt.Ein Abtastwinkelregler garantiert, dass die Abtastung bei gegebener Pulszahl, zu festen,wohl definierten Phasenlagen bezogen auf die Grundschwingung erfolgt.

fP 100 Hzf1 10 Hz

fP max, 10 kHz

nP 24=fP max,

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6.7 Synchronisierte Pulsung 93

In Bild 6.30 und Bild 6.32 sind Messschriebe dargestellt, die mit synchronisierter Pulsungaufgezeichnet worden sind. Sie zeigen analog zu den in Bild 6.23 und Bild 6.25 dargestell-ten Messschrieben den stationären Betrieb bei bzw. , wobei dieSollausteuerung wieder auf 90% des Innenkreises des Hexagons begrenzt ist, so dass Stö-rungen, die durch ein Überschreiten der Stellgrößenbegrenzung bedingt sind, ausgeblendetwerden. Bei beiden Messschrieben wird auf eine Pulszahl synchronisiert.

Vergleicht man die Messschriebe mit und ohne synchronisierte Pulsung, so wird deutlich,dass durch die Synchronisierung die Unruhe auf der gesamten Regelungsstruktur, die inKap. 6.6.4 auf eine Kombination von niedriger Pulszahl und nichtsinusförmigen, rotato-risch induzierten Spannungen zurückgeführt worden ist, signifikant reduziert wird. DieWelligkeit auf den Stromkomponenten in -, und -Richtung geht um ca. 40%-70%, dieauf dem Spannungsbedarf sogar um 75% gegenüber der Regelung mit nicht synchronisier-ter Pulsung zurück. Die Stromoberschwingungen, die durch die nichtsinusförmigen rotato-risch induzierten Spannungen bedingt sind, können im oberen Drehzahlbereich nicht mehrausgeregelt werden. Ihr störender Einfluss auf die Regelung wird aber signifikant reduziert,was sich aus der deutlichen Verstetigung des Spannungsbedarfes der Regelung ablesenlässt. Im Flussschwächbereich führt dies zu einer besseren Ausnutzung der installiertenZwischenkreisspannung. Die Fourieranalyse der Messschriebe aus Bild 6.30 und Bild 6.32sind in Bild 6.31 bzw. Bild 6.33 dargestellt. Da beide Messschriebe mit einer Pulszahl

aufgenommen worden sind, können jetzt nur noch Oberschwingungen mit einermaximalen Ordnungszahl von 6 aufgelöst werden. Die Fourieranalyse bestätigt, dass die

0 100 200 300 400 500 600 700 8000

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

� �

� �

24

18

12

�� �

Bild 6.29: Pulsfrequenz abhängig von der Grundfrequenz

4500 min 1– 6000 min 1–

nP 12=

d q

nP 12=

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94 6 Unterlagerte Regelungsstruktur: Feldorientierte Stromregelung (FOR)

ausgeprägte 6. Harmonische auf und dem Spannungsbedarf durch die synchroni-sierte Pulsung signifikant reduziert wird.

iq u∗

0 2 4 6 8−215

−210

−205

−200

� ����

0 2 4 6 880

85

90

���� �

0 2 4 6 8

−130

−125

−120

� ������

0 2 4 6 8

−20

−10

0

��� � �� �

0 2 4 6 8

125130135140145

�������

0 2 4 6 8

−7.12−7.1−7.08−7.06−7.04−7.02

������

Bild 6.30: Messschrieb im stationären Betrieb bei einer Drehzahl von und Stellen des maximal möglichen Drehmoments bei synchronisierterPulsung

4500 min 1–

1 2 3 4 5 6 70

0.005

0.01

0.015�

1 2 3 4 5 6 70

0.01

0.02

0.03�

1 2 3 4 5 6 70

0.5

1x 10

−5

����

1 2 3 4 5 6 70

2

4x 10

−3

Bild 6.31: Frequenzspektren von Strömen, Drehzahl und Spannungszeigerlänge des in Bild 6.30 dargestellten Messschriebs normiert auf den jeweiligen Gleichanteil

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6.7 Synchronisierte Pulsung 95

0 5 10

−205

−200

−195

� ����

0 5 10

4550556065

���� �

0 5 10

−130

−120

−110

� ������

0 5 10

−10

0

10

��� ��� �

0 5 10

125130135140145

�������

0 5 10

−7.55

−7.5

−7.45

������

Bild 6.32: Messschrieb im stationären Betrieb bei einer Drehzahl von und Stellen des maximal möglichen Drehmoments bei synchronisierter Pulsung

6000 min 1–

1 2 3 4 5 6 70

0.005

0.01

0.015�

1 2 3 4 5 6 70

0.01

0.02

0.03�

1 2 3 4 5 6 70

0.5

1x 10

−5

����

1 2 3 4 5 6 70

2

4x 10

−3

Bild 6.33: Frequenzspektren von Strömen, Drehzahl und Spannungszeigerlänge des in Bild 6.32 dargestellten Messschriebs normiert auf den jeweiligenGleichanteil

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96 6 Unterlagerte Regelungsstruktur: Feldorientierte Stromregelung (FOR)

In Bild 6.34 und Bild 6.35 ist der stationäre Betrieb der Regelung mit einer Sollaussteue-rung bei nicht synchronisierter (linke Seite) und synchronisierter Pulsung (rechteSeite) dargestellt. Bei Drehzahlen von und wird das größtmögli-che Drehmoment gestellt. Neben den Soll- und Istströmen in -, und -Richtung istauch der Spannungsbedarf die Spannung , auf die der Spannungsbedarf bei dergewählten Sollaussteuerung geregelt wird, das erzeugte Drehmoment und die gefahreneDrehzahl dargestellt. Man erkennt deutlich, dass auch bei der erhöhten Sollaussteuerung diesynchronisierte Pulsung zu einer Verstetigung des Spannungsbedarfs und zu einer Glättungdes gestellten Drehmoments führt. Das maximal stellbare Drehmoment kann durch die syn-chronisierte Pulsung bei im Mittel um ca. 6% erhöht werden. Bei stellt sich immerhin noch eine Erhöhung des stellbaren Drehmoments um ca. 3% ein.

Bild 6.36 und Bild 6.37 zeigen Anregelvorgänge des Drehmoments von 0 auf beiDrehzahlen von und . Man erkennt, dass auch bei synchronisierterPulsung eine hohe Dynamik bei der Anregelung des Drehmoments erreicht wird. Allerdingsfällt auf, dass die Dynamik bei der Anregelung des Drehmoments abhängig von der nunnicht mehr konstanten Abtastzeit der Regelung ist. Während bei einer Drehzahl von

die synchronisierte Abtastzeit beträgt, beträgt sie bei lediglich . Aus Gl. (6.20) geht hervor, dass mit der Abtastzeit auch

die Dynamik der Stromregelung abnimmt. Dies wird durch die dargestellten Messschriebebestätigt. Während die Bandbreite der Regelung bei noch ca. beträgt,geht sie bei auf ca. zurück.

a∗ aIK=4500 min 1– 6000 min 1–

Tmax d qu∗ umax

4500 min 1– 6000 min 1–

Tmax4500 min 1– 6000 min 1–

6000 min 1– Ta 104,2 μs≈4500 min 1– Ta 139 μs≈

6000 min 1– 160 Hz4500 min 1– 110 Hz

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6.7 Synchronisierte Pulsung 97

0.2 0.4 0.6 0.8 180

85

90

95

����

0.2 0.4 0.6 0.8 14495

4500

4505

����

� �

0.2 0.4 0.6 0.8 1−240

−220

−200

� ����

0.2 0.4 0.6 0.8 1

70

80

90

100

110

�����

0.2 0.4 0.6 0.8 1

120

140

160

��� �

0.2 0.4 0.6 0.8 1−240

−220

−200

� ����

0.2 0.4 0.6 0.8 1

70

80

90

100

110

�����

0.2 0.4 0.6 0.8 1

120

140

160

��� �

0.2 0.4 0.6 0.8 180

85

90

95

����

0.2 0.4 0.6 0.8 14495

4500

4505

����

� �

Bild 6.34: Stellen des maximal möglichen Drehmoments bei bei einer Zwischenkreisspannung und ohne synchronisierte Pulsung (links) und mit synchronisierter Pulsung (rechts)

Tmax 4500 min 1–

udc 250 V= a∗ aIK=

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98 6 Unterlagerte Regelungsstruktur: Feldorientierte Stromregelung (FOR)

0.2 0.4 0.6 0.8 1−240

−220

−200

� ����

0.2 0.4 0.6 0.8 140

60

80

�����

0.2 0.4 0.6 0.8 1

120

140

160

��� �

0.2 0.4 0.6 0.8 1

58

60

62

64

����

0.2 0.4 0.6 0.8 15995

6000

6005

����

� �

0.2 0.4 0.6 0.8 1−240

−220

−200

� ����

0.2 0.4 0.6 0.8 140

60

80

�����

0.2 0.4 0.6 0.8 1

120

140

160

��� �

0.2 0.4 0.6 0.8 1

58

60

62

64

����

0.2 0.4 0.6 0.8 15995

6000

6005

����

� �

Bild 6.35: Stellen des maximal möglichen Drehmoments bei bei einer Zwischenkreisspannung und ohne synchronisierte Pulsung (links) und mit synchronisierter Pulsung (rechts)

Tmax 6000 min 1–

a∗ aIK=

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6.7 Synchronisierte Pulsung 99

0 5 10 15

−250

−200

−150

−100

−50

� ����

0 5 10 15

0

50

100

���� �

0 5 10 15−200

−100

0

� �

�����

0 5 10 15

−500

50100150

��

� ��� �

0 5 10 15

120

140

160

180

������ �

0 5 10 15−10

−5

0

5

������

Bild 6.36: Solldrehmomentsprung im Flussschwächbereich bei und synchronisierter Pulsung

4500 min 1–

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100 6 Unterlagerte Regelungsstruktur: Feldorientierte Stromregelung (FOR)

Bild 6.38 zeigt zwei Oszilloskopschriebe von einem der Phasenströme der Maschine, diebei einer Drehzahl von aufgezeichnet worden sind. Einer der Oszilloskop-schriebe ist bei eingeschalteter Regelungsstruktur und synchronisierter Pulsung aufgezeich-net worden. Die Reglereinstellungen sind dieselben, die bei dem in Bild 6.34 dargestelltenMessschrieb verwendet werden und die Sollaussteuerung beträgt . Zum Vergleichdazu ist auf der rechten Seite von Bild 6.38 der Kurzschlussstrom dargestellt, der bei kurz-geschlossenen Motorklemmen gemessen worden ist, während die Lastmaschine dem Prüf-ling eine Drehzahl von einprägt. Im unteren Teil von Bild 6.38 ist jeweils dieFourieranalyse der beiden Stromverläufe dargestellt. Man erkennt, dass die Oberschwin-gungen auf den Phasenströmen im geregelten Betrieb etwa denjenigen entsprechen, die sichbedingt durch die nichtsinusförmige EMK auch auf den Kurzschlussströmen finden. Dieswird durch den THD-Wert (Total Harmonic Distortion) der beiden Signalverläufe bestätigt.Er ist im geregelten Betrieb nur geringfügig größer als beim dreiphasigen Kurzschluss. Daes aufgrund der geringen Pulszahl von ca. 12 bei der betrachteten Drehzahl nicht möglichist, diese Oberschwingungen auszuregeln, kann im geregelten Betrieb kaum ein geringererTHD-Wert realisiert werden.

0 5 10 15

−200

−150

−100

� �

���

0 5 10 15

0

50

100

���� �

0 5 10 15

−200

−150

−100

−50

� �

�����

0 5 10 15−50

0

50

100

150

��

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0 5 10 15100

150

200

������ �

0 5 10 15

−15

−10

−5

0

5

����� �

Bild 6.37: Solldrehmomentsprung im Flussschwächbereich bei und synchronisierter Pulsung

6000 min 1–

4500 min 1–

a∗ aIK=

4500 min 1–

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6.7 Synchronisierte Pulsung 101

Bild 6.39 zeigt einen Hochlaufvorgang der Maschine beim Betrieb mit synchronisierterPulsung aus dem Stillstand auf maximale Drehzahl von , wobei während desHochlaufvorgangs das maximal mögliche Drehmoment gestellt wird. Dargestellt sindneben den Ist- und Sollströmen, den Sollspannungen und den vorgesteuerten rotatorischinduzierten Spannungen, der Spannungszeigerlänge und der Spannungsgrenze auch dieAbtastzeit der Regelung, das gestellte Drehmoment und die Drehzahl. Man erkennt, wie imAnkerstellbereich die Spannung mit der Drehzahl steigt. Nach Erreichen des Flussschwäch-bereiches bleibt die Spannung konstant und das gestellte Drehmoment nimmt mit steigen-der Drehzahl ab. Weiterhin erkennt man, wie sich die Abtastzeit der Regelung mit derDrehzahl ändert, so dass die gewünschte Pulszahl resultiert.

0 0.5 1 1.5

−200

−100

0

100

200

� �

0 10 20 300

2

4

6

8

10

����� �� � � � �

0 0.5 1 1.5

−200

−100

0

100

200

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0 10 20 300

2

4

6

8

10

�� � � �� � � � � �

Bild 6.38: Analyse des Phasenstromverlaufs bei synchronisierter Pulsung und Stellen des maximalen motorischen Drehmoments bei einer Drehzahl von 4500 min 1–

6000 min 1–

Tmax

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102 6 Unterlagerte Regelungsstruktur: Feldorientierte Stromregelung (FOR)

5 10 15 20

−300

−250

−200

−150

� ����

5 10 15 200

200

400

���� �

5 10 15 20

−150

−100

−50

0

� �

�����

5 10 15 20−50

0

50

��

� ��� �

5 10 15 200

50

100

150

������ �

5 10 15 200.1

0.12

0.14

0.16

��

2 4 6 8 10 12 14 16 18 200

100

200

300

����

2 4 6 8 10 12 14 16 18 20

0

2000

4000

6000

����

� �

Bild 6.39: Betrieb der Regelung mit synchronisierter Pulsung: Hochlaufvorgang vom Stillstand auf Maximaldrehzahl von mit Stellen des maximal möglichen Drehmoments

6000 min 1–

Tmax

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6.8 Zusammenfassung und Fazit 103

6.8 Zusammenfassung und Fazit

In diesem Kapitel werden zunächst die Anforderungen an die der Arbeitspunktsteuerungunterlagerten Regelungsstruktur erläutert. Sie resultieren aus der Forderung nach einerhohen Drehmomentdynamik, dem bei Traktionsapplikationen geforderten Betrieb sowohlim Ankerstell- wie auch im Flussschwächbereich und den speziellen Randbedingungen, diedurch die Maschinen-Umrichter-Kombination gegeben sind. Hierzu zählen:

• Ausgeprägte Eisen-Sättigungseffekte

• Kleine Pulszahl

• Nichtsinusförmige EMK

Es wird ein Überblick über den Stand der Technik gegeben, der verdeutlicht, dass dieErfahrungen mit dem Einsatz von IPMSM in Traktionsapplikationen, etwa im Gegensatz zuASM, eher gering sind.Der Entwurf und die Implementierung der Stromregelung auf einem DSP nach dem Prinzipdes "Regular Sampling" werden beschrieben. Besonders hervorzuheben ist in diesemZusammenhang die Vorgehensweise bei der Herleitung des zeitdiskreten Modells, dass dasVerhalten der elektrischen Maschine auch bei den geringen Pulszahlen im oberen Drehzahl-bereich noch hinreichend genau für einen Stromreglerentwurf beschreibt. Hierbei hat essich als vorteilhaft erwiesen, die zeitliche Diskretisierung im statorfesten Koordinatensys-tem durchzuführen und erst danach die für eine FOR nötige Parktransformation vorzuneh-men. Die verschiedenen Kopplungsmechanismen zwischen den Stromdynamiken in - und -Richtung, die aus dem hergeleiteten Modell hervorgehen, werden erläutert. Zur Entkopp-lung werden die rotatorisch induzierten Spannungen am Stromreglerausgang vorgesteuert,deren Berechnung auf Basis einer Gesamtflussverkettung mit Hilfe von Kennfeldernerfolgt. Auf eine Aufspaltung der Gesamtflussverkettungen in einen Permanentfluss- undeinen Ankerrückwirkungsanteil wird hierbei bewusst verzichtet, da dies auf Grund dernichtlinearen Eisen-Sättigungseffekte nicht eindeutig möglich ist und bei steigendem nume-rischem Aufwand keinerlei Vorteil brächte. Nach erfolgter Entkopplung werden die beidenStromregelkreise für und unabhängig voneinander entworfen. Sie werden jeweils alsPI-Regler mit Sollwertvorsteuerung ausgeführt, da es diese Regelungsstruktur erlaubt, allePol- und Nullstellen der Führungsübertragungsfunktion des geschlossenen Regelkreisesvorzugeben.Die Notwendigkeit des Einsatzes einer Fluss- und Stromprädiktion zur Kompensation deseinen Abtastschrittes Totzeit, der durch das „Regular Sampling“ bedingt ist, bei der Strom-regelung und der Vorsteuerung der rotatorisch induzierten Spannungen wird motiviert undeine geeignete Strom- und Flussprädiktionsstruktur wird hergeleitet. Die Störungsübertra-gungsfunktion wird hergeleitet und die Ursachen und Auswirkungen verschiedener Störein-flüsse werden thematisiert. Ein Simulationsmodell der Maschine, das auch das dynamischeVerhalten des IPMSM unter Berücksichtigung von Sättigungseffekten beinhaltet, wirderstellt. Die entworfenen Stromregelalgorithmen werden in der Simulation und auf dem inKap. 4 vorgestellten Versuchsstand implementiert und verifiziert, wobei sich die Ergebnisseder Simulationsrechnungen und die Messschriebe gegenseitig bestätigen. Das Zusammen-

d q

id iq

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104 6 Unterlagerte Regelungsstruktur: Feldorientierte Stromregelung (FOR)

spiel von überlagerter Arbeitspunktsteuerung und unterlagerter Stromregelung funktioniertim Ankerstellbereich wie erwartet: Die vorgesteuerten, rotatorisch induzierten Spannungenentsprechen, abgesehen von den ohmschen Spannungsabfällen, mit guter Genauigkeit demtatsächlichen Spannungsbedarf der Maschine und bestätigen somit die Validität der verwen-deten Kennfelder. Auf die Problematik der schwindenden Stellgrößenreserve bei Verwendung einer Stromre-gelungsstruktur im Flussschwächbereich wird hingewiesen und die in diesem Zusammen-hang zusätzlich getroffenen Maßnahmen, wie der Einsatz eines Aussteuerungsreglers undeiner geeigneten ARW-Maßnahme, werden erläutert. Beim Betrieb der Regelungsstrukturim Flussschwächbereich hat sich gezeigt, dass die relativ geringe Pulszahl in Kombinationmit der nichtsinusförmigen EMK zu Störungen führt, die sich durch Aliasing im Subharmo-nischen Bereich bemerkbar machen und die Performanz der Regelung empfindlich stören.Durch den Einsatz eines synchronisierten Pulsverfahrens konnte dieses Problem gelöst undder Spannungsbedarf des Antriebs deutlich verstetigt werden. Hierdurch kann der Antriebim Flussschwächbereich näher an der Spannungsgrenze betrieben werden, so dass die Dreh-momentausbeute in diesem Betriebsbereich um bis zu 6% im Vergleich mit dem nicht syn-chronisierten Pulsverfahren gesteigert werden konnte.

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7 Alternatives Regelungskonzept: Direct Torque Control (DTC)

7.1 Direkte Regelungsstrukturen

Anfang der 80er Jahre haben Takahashi et al. und Depenbrock unabhängig voneinanderRegelungskonzepte für Drehfeldmaschinen alternativ zur FOR entwickelt, die mit der Ana-logie zur Regelung von fremderregten Gleichstrommaschinen brechen. Das von Takahashientwickelte Konzept ist unter dem Namen „Direct Torque Control (DTC)“ [66] und das vonDepenbrock entwickelte Konzept unter dem Namen „Direkte Selbstregelung (DSR)“ [17],[18] bekannt geworden. Da sich bisher keine allgemein akzeptierte Terminologie durchge-setzt hat, sollen in dieser Arbeit Regelungskonzepte wie DTC oder DSR, die geschlosseneinnerste Regelkreise für Drehmoment und Flussbetrag aufweisen, als „direkte Regelungs-konzepte“ bezeichnet werden. Direkte Regelungskonzepte zeichnen sich dadurch aus, dassauf eine Stromregelung und im Allgemeinen auch auf eine PWM verzichtet wird. Stattdes-sen werden die beiden Regelgrößen mit Hilfe von hysteresebehafteten Zweipunktreglern inein Toleranzband um ihren jeweiligen Sollwert gezwungen. Auf Basis der am Ausgang derHystereseregler vorliegenden Informationen wird dann direkt der elementare Spannungs-zeiger ausgewählt, der die beiden Regelgrößen in der gewünschten Art und Weise beein-flusst. Die Regelung wird in dem der Maschine eigenen statorfesten Koordinatensystemdurchgeführt, so dass die numerisch aufwendige Koordinatentransformation in ein feldori-entiertes Koordinatensystem entfällt. Bei Implementierung der Regelung auf einem DSPführt der geringe numerische Aufwand der direkten Regelungsalgorithmen in der Regeldazu, dass diese im Vergleich zu FOR-Algorithmen deutlich schneller abgearbeitet werdenkönnen. Die hierdurch mögliche kleinere Abtastzeit der Regelung hat eine kleinereTotzeit in den Regelkreisen zur Folge und kommt somit einer höheren Drehmomentdy-namik zu Gute. Mit dem Flussbetrag als Regelgröße ist es mit direkten Regelungsstrukturen einfachmöglich, den Antrieb mit einem gewünschten, konstanten Spannungsbedarf zu betreiben, sodass sich direkte Regelungsstrukturen besonders für einen Betrieb im Flussschwächbereicheignen. Der Preis hierfür ist allerdings, dass die Ströme keine Regelgrößen sind und durchandere Maßnahmen gewährleistet werden muss, dass diese im zulässigen Bereich bleiben.Ursprünglich entwickelt wurden die direkten Regelungskonzepte für den Betrieb von ASM.

Ta

105

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106 7 Alternatives Regelungskonzept: Direct Torque Control (DTC)

Sie lassen sich aber auch auf andere Drehfeldmaschinen und insbesondere auf PMSM über-tragen [52] [54] [55] [59].

Die Vorteile von direkten Regelungen gegenüber der FOR lassen sich wie folgt zusammen-fassen [12]:

• Einfache und robuste Regelungsstruktur

• Geringer numerischer Aufwand durch Verzicht auf Stromregelkreis, PWM undKoordinatentransformation

• Hohe Drehmomentbandbreite

• Niedrige Schaltfrequenz

• Mit dem Flussbetrag als Regelgröße gut geeignet für einen Betrieb mit konstanterSpannung

• Gut geeignet für drehgeberlosen Betrieb, bzw. für einen Betrieb mit Drehgebern ge-ringer Auflösung

Den oben genannten Vorteilen direkter Regelungskonzepte stehen folgende Nachteilegegenüber:

• Abhängigkeit der Schaltfrequenz vom Arbeitspunkt des Antriebs sowie der Breite derHysteresebänder

• Ripple auf Strom- und Drehmoment beim Übergang des Statorflusszeigers zwischenzwei Sektoren

• Keine direkte Kontrolle der Ströme

• Abhängigkeit der Regelgüte von der Qualität der Drehmoment- bzw. Flussschätzung

In diesem Kapitel wird untersucht, inwieweit die DTC geeignet ist, als unterlagerte Rege-lungsstruktur für die in Kap. 5 hergeleitete wirkungsgradoptimierte Arbeitspunktsteuerungzu dienen, und somit eine Alternative für die in Kap. 6 betrachtete FOR darstellt. Die Ar-beitspunktsteuerung muss für den Betrieb mit einer unterlagerten DTC so modifiziert wer-den, dass die Arbeitspunkte in Form von Drehmoment und Flussbetrag vorgegeben werden.

7.2 Grundkonzept der DTC

Die FOR basiert auf einer Drehmomentgleichung der Form

, (7.1)

in der das Drehmoment durch das Kreuzprodukt eines Fluss- und eines Stromzeigers ausge-drückt wird. Das Solldrehmoment wird erzeugt, in dem ein geeigneter Stromzeiger relativzum Flusszeiger in die Maschine eingeprägt wird.

T ψ i×∼

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7.2 Grundkonzept der DTC 107

Die DTC hingegen basiert auf einer modifizierten Drehmomentgleichung, die das Drehmo-ment durch das Kreuzprodukt von Rotor- und Statorflusszeiger beschreibt. Bei PMSM istder Rotorflusszeiger durch den Permanentflusszeiger gegeben und unter Vernachlässi-gung des Reluktanzdrehmoments weisen PMSM eine Drehmomentgleichung der Struktur

(7.2)

auf, wobei der Statorflusszeiger ist. Gl. (7.2) ist in beliebig orientierten Koordinatensys-temen gültig, solange die beiden Flusszeiger in demselben Koordinatensystem ausge-drückt sind. Ausgehend von Gl. (7.2) kann das erzeugte Drehmoment , wie in Bild 7.1aillustriert, geometrisch als Fläche interpretiert werden, die von Stator- und Permanent-flusszeiger aufgespannt wird. wird durch die Flussbeträge und sowie die rela-tive Lage der beiden Flusszeiger bestimmt. Der Winkel wird im Folgenden alsLastwinkel bezeichnet. Die bei der DTC verfolgte Strategie besteht darin, den Lastwinkelbei gegebenen Flusszeigerlängen so einzustellen, dass das gewünschte Solldrehmomenterzeugt wird. Voraussetzung für eine solche Vorgehensweise ist, dass das Drehmoment in allen von der Regelung angefahrenen Arbeitspunkten eine streng monotone Funktion desWinkels ist und somit Gl. (7.3) gilt [59].

(7.3)

Anforderung (7.3) ist für Drehmomentgleichungen, die die Struktur (7.2) aufweisen, erfüllt,wenn nur solche Arbeitspunkte angefahren werden, für deren Lastwinkel gilt: .

Zur Beeinflussung von Drehmoment und Flusszeigerlänge nutzt die DTC die Spannungs-gleichung (3.2) in statorfesten Koordinaten, um durch Auswahl eines elementaren Span-nungszeigers direkt eine Änderung des Statorflusszeigers herbeizuführen. In ersterNäherung können die ohmschen Spannungsabfälle vernachlässigt werden, so dassNäherung (7.4) gilt.

(7.4)

�_

�P_

~T

a)

u1

u5 u6

u4

u3 u2

b)

�_

Bild 7.1: a) Geometrische Interpretation des erzeugten Drehmomentsb) Statorflussänderung durch Schalten eines aktiven Spannungszeigers

ψP

T ψP ψ×∼

ψK

T

T ψP ψδ δ

T

δ

signδd

dT⎝ ⎠⎛ ⎞ konstant=

δ π< 2⁄

uαβ ψ· αβ≈

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108 7 Alternatives Regelungskonzept: Direct Torque Control (DTC)

Das Schalten eines aktiven Spannungszeigers hat unter Vernachlässigung des ohmschenSpannungsabfalls eine Flussänderung

(7.5)

zur Folge, wobei die Raumrichtung des aktiven Spannungszeigers sei. Eindreiphasiger Umrichter mit Spannungszwischenkreis hat 8 mögliche Schaltzustände, mitdenen 7 verschiedene elementare Spannungszeiger realisiert werden können1. Mit den 6aktiven Spannungszeigern stehen 6 diskrete Raumrichtungen zur Verfügung, in die eineÄnderung des Flusszeigers erzwungen werden kann und die in Bild 7.1b skizziert sind. DieGeschwindigkeit, mit der sich die Spitze des Flusszeigers bewegt, wird durch dieZwischenkreisspannung bestimmt und beträgt für die amplitudeninvariante Form derRaumzeigerdarstellung

. (7.6)

Durch Schalten des Nullzeigers wird der Fluss näherungsweise an seiner aktuellen Positioneingefroren. Die DTC wählt den elementaren Spannungszeiger aus, der so beeinflusst,dass die Sollwerte von Drehmoment und Flussbetrag in die Maschine eingeprägt werden.Die Auswahl des Spannungszeigers erfolgt durch zwei Regler mit den Regelgrößen und

, die die Aufgabe haben, die beiden Regelgrößen in ein Toleranzband um ihren jeweiligenSollwert zu zwingen und an deren Ausgang 1 Bit breite Sollwerte erzeugt werden, die ange-ben, ob die zugehörige Regelgröße vergrößert oder verkleinert werden soll. Zur Auswahldes elementaren Spannungszeigers, der die Regelgrößen in der gewünschten Art und Weisebeeinflusst, ist eine zusätzliche Information über die aktuelle Orientierung von nötig.Hierzu wird die -, -Ebene in 6 Sektoren eingeteilt. Mit Kenntnis des Sektors, in demsich befindet, kann eindeutig der zu schaltende Spannungszeiger identifiziert werden.In jedem Sektor werden 4 aktive Spannungszeiger mit folgenden Auswirkungen auf dieRegelgrößen identifiziert:

- ,

- ,

- ,

- ,

Diese Informationen werden in einer Schalttabelle abgelegt, mit der die Auswahl des Span-nungszeigers erfolgt. Die Aufteilung der - -Ebene in die 6 Sektoren ist in Bild 7.2 darge-stellt. Es zeigt weiterhin exemplarisch für Sektor II die Schalttabelle, die in Anhang E,Tabelle E.1 vollständig abgedruckt ist.

1. Sechs aktive Spannungszeiger und der Nullzeiger, der durch zwei Schaltzuständeumgesetzt werden kann

ui

ψ· ui23---udc⎝ ⎠⎛ ⎞ ejρi= =

ρi ui

ψ· u 23---udc= =

ψαβ

ψT

ψαβα β

ψαβ

T· 0> ψ· 0>

T· 0> ψ· 0<

T· 0< ψ· 0>

T· 0< ψ· 0<

α β

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7.2 Grundkonzept der DTC 109

.

Ein Betrieb der DTC mit ausschließlich aktiven Spannungszeigern ist prinzipiell möglich.Der völlige Verzicht auf Nullzeiger führt aber insbesondere beim Betrieb im Ankerstellbe-reich zu einer unnötig und ggf. sogar unzulässig hohen Schaltfrequenz. Durch Schalten desNullzeigers wird der Fluss näherungsweise an seiner aktuellen Position eingefroren und dieFlusszeigerlänge bleibt konstant. Bei eingefrorenem wird das Drehmoment durchdie Entwicklung des Permanentflusszeigers bestimmt. Bei konstanter Drehzahl rotiert

im statorfesten Koordinatensystem mit der Kreisfrequenz . In diesem Fall bestimmtdas Vorzeichen von , also die Drehrichtung der Maschine, ob das Schalten des Null-zeigers zu einer Vergrößerung oder zu einer Verkleinerung des gestellten Drehmomentsführt. Beim Betrieb der DTC unter Verwendung von Nullzeigern ist somit eine zusätzlicheInformation über die Drehrichtung der Maschine nötig, die durch Beobachtung der Dreh-momententwicklung bei geschaltetem Nullzeiger gewonnen werden kann. Die ohmschen Spannungsabfälle bewirken, dass der Spannungsflusszeiger nicht wirklicheingefroren wird, sondern sich in Gegenrichtung zum Statorstrom ändert. Somit kannbei geschaltetem Nullzeiger also keine Beeinflussung der Flusszeigerlänge gemäß den Vor-gaben aus dem Flussregler erfolgen. Dies ist akzeptabel, wenn die Schaltzeiten der aktivenSpannungszeiger ausreichen, um die vorgegebene Flusszeigerlänge in die Maschine einzu-prägen. Die Schalttabelle unter Verwendung von Nullzeigern ist für eine positive und nega-tive Drehrichtung durch Tabelle E.2 und Tabelle E.3 in Anhang E gegeben.In Bild 7.3 ist die Struktur der DTC dargestellt. Aus den Soll- und Istwerten von Drehmo-ment und Statorflussbetrag werden die Regelabweichungen berechnet und auf zwei hyste-resebehaftete Zweipunktregler geschaltet, an deren Ausgang ein Befehl zum Erhöhen oderVerringern der jeweiligen Regelgröße vorliegt. Mit Hilfe der DTC-Schalttabelle wird eingeeigneter elementarer Spannungszeiger ausgewählt. Hierzu müssen die Drehrichtung

�_7,8 1

5 6

4

3 2

I

IIIII

IV

V VI

��� � �� � � � : Zeiger 3_��

��� � �� � � � : Zeiger 1_��

��� � �� � � � : Zeiger 4_��

��� � �� � � � : Zeiger 6_��

�P_

�RS

Einfluss des Schaltensaktiver Spannungszeigerauf die Regelgrößen inSektor :II

Bild 7.2: Sektoren für die DTC und exemplarische Darstellung der Schalttabelle für Sektor II

ψ ψαβψP

ψP ωRSωRS

iαβ

ui

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110 7 Alternatives Regelungskonzept: Direct Torque Control (DTC)

der Maschine und der Sektor, in dem sich der Statorflusszeiger aktuell befindet, bekanntsein. Diese beiden Informationen werden genauso wie die Istwerte von Drehmoment undStatorflussbetrag von einem Fluss- und Drehmomentbeobachter geschätzt.

Eine für den stationären Betrieb der DTC typische Statorflusstrajektorie ist in Bild 7.4 dar-gestellt. Der Statorflussbetrag wird innerhalb eines Toleranzbandes um seinen Sollwertgehalten. Die Punkte deuten das Schalten von Nullzeigern an, die durch den Drehmoment-regler getriggert werden und dazu führen, dass der Fluss an seiner aktuellen Position einge-froren wird. Im Gegensatz zur DSR, deren Statorflusstrajektorie die Form eines Hexagonsaufweist, ist sie bei der DTC näherungsweise kreisförmig, was mit einer sinusförmigenSpeisung der Maschine einhergeht.

Fluss-und

Drehmoment-beobachter

DTCSchalt-tabelle

Flusssektor-bestimmung

IPMSM

udc

�RS

ia

ib

u

u

T*

| |*�

-

-

| |�

T

Dreh-geber

Wechsel-richter-

kennlinie

�T

�| |�

sign )��RS

T*

| |*�

.

.

Bild 7.3: Struktur der DTC

�_

| |�_*

��

Bild 7.4: Für die DTC typische Flusstrajektorie

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7.2 Grundkonzept der DTC 111

7.2.1 Fluss- und Drehmomentbeobachter

In Bild 7.3 werden die für die Regelung mit der DTC nötigen Istwerte für Drehmoment undStatorflussbetrag von einem „Fluss- und Drehmomentbeobachter“ geschätzt, der maßgeb-lich die Performanz der Regelung bestimmt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, solcheinen Drehmomentbeobachter zu implementieren. Im Folgenden werden zwei Ansätzevorgestellt, die abhängig davon, ob der Fluss auf Basis des Verlaufs der induzierten Span-nungen oder der aktuellen Ströme geschätzt wird, als Spannungs- und Strommodell be-zeichnet werden.

7.2.1.1 Spannungsmodell

Das Spannungsmodell leitet den Statorflusszeiger aus dem Verlauf der induzierten Span-nungen ab. Dies kann im statorfesten Koordinatensystem durch Auswertung von Gl. (7.7)erfolgen.

(7.7)

Eine Flussschätzung basierend auf Gl. (7.7) kommt ohne Koordinatentransformation ausund der numerische Aufwand ist gering. Der geschätzte Flusszeiger liegt direkt in -, -Koordinaten vor. Die bekannten Probleme bei dieser Art der Flussschätzung sind:

1. Empfindlichkeit gegenüber Parameterunsicherheit des Statorwiderstands Die Statorflussschätzung reagiert empfindlich auf eine Fehlparametrierung des Sta-torwiderstands , wobei sich im laufenden Betrieb mit der Temperatur der Sta-torwicklungen signifikant ändert. Diese Temperaturabhängigkeit von muss beider Flussschätzung berücksichtigt werden, was z.B. durch den Einsatz eines Beo-bachters erfolgen kann, der die Statorströme schätzt und auf Basis der Abweichungzwischen geschätzten und gemessenen Strömen den Wert von adaptiert [55].

2. Exakte Kenntnis der gestellten Spannungen erforderlichDie Flussschätzung ist auf eine exakte Kenntnis der gestellten Spannungen angewie-sen. Aus Kostengründen wird in der Regel auf eine Spannungsmessung verzichtet.Sie werden stattdessen aus der Zwischenkreisspannung und den Schaltzuständen desWechselrichters abgeleitet. Hierzu muss die Wechselrichterkennlinie mit guterGenauigkeit bekannt sein, die bedingt durch die Wechselsperrzeiten und die Span-nungsabfälle an den Leistungshalbleitern deutliche Nichtlinearitäten aufweist.

3. Instabilität der offenen IntegrationDie Flussschätzung nach Gl. (7.7) erfolgt durch eine offene Integration der induzier-ten Spannungen, die sich aus der Differenz von gestellten Spannungen und ohmschenSpannungsabfällen berechnen. Fehler mit Gleichanteil bei der Strommessung und derBeschreibung von sind in der Praxis unvermeidlich und führen dazu, dass derhierdurch bedingte Fehler bei der Flussschätzung durch die offene Integration mit derZeit über alle Grenzen wächst und der Beobachter instabil wird. Zur Stabilisierung

ψαβ t( ) ψαβ t0( ) uind αβ, τ( ) τdt0

t

∫+ ψαβ t0( ) uαβ τ( ) RSiαβ τ( )–( ) τdt0

t

∫+= =

α β

RS RSRS

RS

uαβ

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112 7 Alternatives Regelungskonzept: Direct Torque Control (DTC)

des Flussschätzers gegenüber DC-Fehlern wird die offene Integration oft durch einVerzögerungsglied 1. Ordnung mit der Grenzfrequenz ersetzt, das bei Fre-quenzen wie ein offener Integrator wirkt, während die Auswirkungen derDC-Fehler begrenzt werden. Problematisch wird diese Vorgehensweise bei sehrkleinen Drehzahlen, bei denen die Frequenz der Grundschwingung in den Bereichvon kommt, was zu einem Phasen- und Amplitudenfehler bei der Flussschät-zung führt [55]. In diesem Fall sind weitere Maßnahmen zur Stabilisierung derFlussschätzung nötig.

7.2.1.2 Strommodell

Der Statorfluss wird durch den Permanentfluss und die Ankerrückwirkungen, das heißtdurch den Rotorwinkel und die Statorströme bestimmt und kann somit aus und abgeleitet werden. Aus Kap. 3 ist bekannt, dass im rotorfesten Koordinatensystem jedemStatorstromzeiger ein Statorflusszeiger zugeordnet werden kann. Gl. (3.6) be-schreibt den Zusammenhang zwischen und unter Vernachlässigung von Sätti-gungseffekten. In Gl. (3.18) ist die bijektive, vektorielle Funktion definiertworden, die den Zusammenhang zwischen Statorstrom und Statorflusszeiger allgemeinbeschreibt und somit insbesondere auch beim Auftreten von Sättigungseffekten gültig ist.

Für eine Schätzung des Statorflusszeigers auf Basis des Statorstromzeigers istzunächst eine Transformation des Stromzeigers ins rotorfeste Koordinatensystem nötig.Dem Statorstromzeiger kann dann mit Hilfe der vektoriellen Funktion , die bei vor-liegenden Sättigungseffekten z.B. in Form von Kennfeldern vorgehalten werden kann, einStatorflusszeiger in rotorfesten Koordinaten zugeordnet werden, der anschließendzurück ins statorfeste Koordinatensystem transformiert werden muss. Der numerischeAufwand für eine solche Vorgehensweise ist erheblich und die Genauigkeit wird durch dietemperaturabhängigen Eigenschaften des Permanentmagnetmaterials und durch Flusshar-monische eingeschränkt, was dazu führt, dass nicht nur abhängig von sondern aucheine Funktion von und ist.

7.3 Wirkungsgradoptimierter Betrieb von PMSM mit DTC

Wie in Kap. 7.2 erläutert ist Voraussetzung für einen Betrieb der DTC, dass in allen ange-fahrenen Arbeitspunkten das Drehmoment eine streng monotone Funktion des Lastwinkels

ist. Im Folgenden wird diskutiert, ob die in Kap. 5 eingeführte Arbeitspunktsteuerung nursolche Arbeitspunkte anfährt, in denen dies gewährleistet ist. Hierzu wird zunächst die füreinen Betrieb mit einer unterlagerten DTC nötige Adaption der Arbeitspunktsteuerung auf-gezeigt und ein Ausdruck für das Drehmoment abhängig von Statorflussbetrag undLastwinkel hergeleitet. Im Anschluss wird diskutiert, in wie weit die Drehmomentcharak-teristik von SPMSM und IPMSM für einen DTC-basierten Betrieb mit der in Kap. 5 einge-führten Arbeitspunktsteuerung geeignet ist.

fgrenzf fgrenz»

fgrenz

εRS iαβ

idq ψdqψdq idq

ψdq fdq idq( )=

ψαβ iαβ

idq fdq

ψdq

ψdq idqϑPM εRS

δ

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7.3 Wirkungsgradoptimierter Betrieb von PMSM mit DTC 113

7.3.1 Adaption der Arbeitspunktsteuerung für die DTC

Die in Kap. 5 vorgestellte Arbeitspunktsteuerung gibt den Arbeitspunkt für die FOR inForm von Sollströmen in - und -Richtung vor. Hierzu werden intern schon Sollwerte fürDrehmoment und Flussbetrag berechnet. Diese Werte können direkt als Arbeitspunktvor-gabe für eine unterlagerte DTC verwendet werden. Das heißt, dass die in Kap. 5 hergeleiteteArbeitspunktsteuerung unverändert übernommen werden kann. Da die Kennfelder nicht gebraucht werden, verringert sich der numerische Aufwand für die Implementierungder Arbeitspunktsteuerung, wie sie in Bild 7.5 dargestellt ist, deutlich.

7.3.2 Drehmoment abhängig von Statorflussbetrag und Lastwinkel

Unter Vernachlässigung von Sättigungseffekten folgt aus den Gleichungen (3.6), (3.7) und(3.9):

(7.8)

Das Drehmoment lässt sich auf einen Haupt- und einen Reluktanzdrehmomentanteilzurückführen. Das Hauptdrehmoment geht auf die Wechselwirkung von Permanentfluss-und Statorstromzeiger zurück und wird durch Gl. (7.9) beschrieben, die die Struktur von Gl.(7.2) aufweist. Für SPMSM mit ist die einzig auftretenden Drehmo-mentkomponente.

(7.9)

Das Reluktanzdrehmoment wird durch Gl. (7.10) beschrieben und geht auf eine Wechsel-wirkung zwischen dem Statorstromzeiger und dem durch ihn hervorgerufenen Flusszeiger

d q

f̃1 ψ T,( )

min

0

�max

�opt(T*)

T*

�RS

udc

/

31/

T *lim

So

llwe

rte

für

un

terla

ge

rte

DT

C

| |*�

T ( )max | |*�

Bild 7.5: Arbeitspunktsteuerung für eine unterlagerte DTC

T 32---p ψdq idq×( ) 3p

2------

ψP Ldid+Lqiq⎝ ⎠

⎛ ⎞id

iq⎝ ⎠⎛ ⎞×= =

Ld Lq= Thaupt

Thaupt3p2

------ψP

0⎝ ⎠⎛ ⎞ id

iq⎝ ⎠⎛ ⎞× 3p

2Lq--------ψP ψ× 3p

2Lq-------- ψP ψ δ( )sin= = =

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114 7 Alternatives Regelungskonzept: Direct Torque Control (DTC)

(Ankerrückwirkungen) zurück. Für , wie es für IPMSM typisch ist, weisen beideRaumzeiger im Allgemeinen unterschiedliche Orientierungen auf, so dass bei geeigneterBestromung ein Reluktanzdrehmoment erzeugt wird.

(7.10)

Das von IPMSM erzeugte Gesamtdrehmoment als Summe von Haupt- und Reluktanzdreh-moment wird durch Gl. (7.11) beschrieben und weist nicht die Struktur von Gl. (7.2) auf.

(7.11)

7.3.3 Betrieb von SPMSM im Ankerstell- und Flussschwächbereich mit DTC

In Bild 7.6 ist das von SPMSM erzeugte Drehmoment abhängig vom Lastwinkel für zweiStatorflussbeträge und dargestellt. sei der Lastwinkel, der sich einstellt, wennbei gegebener Flusszeigerlänge das maximal mögliche Drehmoment erzeugtwird, das heißt:

, (7.12)

Für SPMSM ist konstant und beträgt unabhängig von

. (7.13)

Die Sollwerte für die DTC werden in Form einer Kombination von Sollflussbetrag undSolldrehmoment vorgegeben. Ein sinnvoller Betrieb der Maschine kann nur insolchen Arbeitspunkten erfolgen, in denen der Flussbetrag ausreicht, um dasgeforderte Drehmoment stellen zu können. Durch Variation des Lastwinkels innerhalb

Ld Lq<

TReluk ztan3p2

------Ldid

Lqiq⎝ ⎠⎛ ⎞ id

iq⎝ ⎠⎛ ⎞×

3p Ld Lq–( )4LdLq

---------------------------- ψ 2 2δ( )sin 2 ψP ψ δ( )sin–( )= =

T Thaupt TReluk ztan+3p

4LdLq-------------- 2Lq ψP ψ δ( ) Ld Lq–( ) ψ 2 2δ( )sin+sin( )= =

δψ1 ψ2 δmax

ψ Tmax ψ( )

Tmax ψ( ) T ψ δ, max( )=

−180° −90° 0° 90° 180°

0

� �� �� � �

� �� �� � ��

� � �� � ��

� � �� � �

Tge

sam

t

δ

←δ=δmax

δ=−δmax

→� � �� � ��� � �� � �� � ��� � �

� �� �� ��� � !� ! �

Bild 7.6: Drehmoment als Funktion des Lastwinkels für zwei Flusszeigerlängen

δψ2 ψ1>

δmax ψ

δmax SPMSM,π2---=

ψ ∗ T∗,( )ψ ∗

T∗

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7.3 Wirkungsgradoptimierter Betrieb von PMSM mit DTC 115

des geschlossenen Intervalls lassen sich alle Drehmomentbeträge realisieren, die mit einem Flussbetrag von in der Maschine möglich

sind. Voraussetzung für einen stabilen Betrieb der DTC ist, dass das Drehmoment inallen angefahrenen Arbeitspunkten eine streng monotone Funktion des Lastwinkels ist.Diese Voraussetzung ist im offenen Intervall erfüllt, in dem gilt:

für (7.14)

Mit Lastwinkeln, die in dem offenen Intervall liegen, lassen sich alle Drehmomentbeträgestellen, die Ungleichung (7.15) genügen.

(7.15)

Für Lastwinkel mit einem Betrag von wird das das bei der Flusszeigerlänge maximal mögliche Drehmoment gestellt

, (7.16)

Hier gilt

, (7.17)

und die DTC befindet sich an ihrer Stabilitätsgrenze.

Die Menge aller Arbeitspunkte , die Gl. (7.16) genügen, bildet die in Kap. 5.3.3definierte MTPF-Kennlinie. Sie weisen einen Lastwinkel mit einem Betrag von auf. In Bild 7.6 kann die MTPF-Kennlinie somit als der Verlauf von abhängig von interpretiert werden. Sie bildet die Grenze des Arbeitsbereiches, in dem die DTC stabilbetrieben werden kann. Soll im oberen Flussschwächbereich ein maximaler Drehmoment-betrag gestellt werden, so gibt die in Kap. 5 eingeführte Arbeitspunktsteuerung der unter-lagerten Regelungsstruktur Arbeitspunkte vor, die sich auf der MTPF-Kennlinie befinden.Diese können von der DTC aber nicht ohne weiteres in die Maschine eingeprägt werden, dadie Gefahr besteht, dass der Betrag des Lastwinkels über hinaus erhöht wird, und dergestellte Drehmomentbetrag wieder sinkt. Die DTC ist dann nicht mehr in der Lage, dasDrehmoment wie gewünscht zu beeinflussen. Dieser Betriebszustand soll im Folgenden als„Wegkippen“1 der Maschine bezeichnet werden.

Um die in Kap. 5 eingeführte Arbeitspunktsteuerung mit einer unterlagerten DTC betreibenzu können, muss also sichergestellt werden, dass ein Mindestabstand zu Arbeitspunkten aufder MTPF-Kennlinie eingehalten wird. Dies kann z.B. dadurch geschehen, dass dasSolldrehmoment im oberen Flussschwächbereich gemäß Ungleichung (7.15) unter

1. Der Begriff „Wegkippen“ kommt ursprünglich vom Betrieb von SM oder ASM am starren Netz undbeschreibt dort den Betriebszustand, in dem die Maschine über ihr „Kippdrehmoment“ hinaus belastetwird, was dazu führt, dass Rotor- und Statorflussfrequenz dauerhaft voneinander abweichen und keinunidirektionales Drehmoment mehr erzeugt wird.

δmax– δmax,[ ]T∗ Tmax≤ ψ ∗( ) ψ ∗

] δmax– δmax[,

δ∂∂T 0> δ ∈ ] δmax– δmax[,

T∗ Tmax< ψ ∗( )

δ δmax=ψ ∗

T∗ Tmax ψ ∗( )=

δ∂∂T

δ δmax=

0=

ψ ∗ T∗,( )δ δmax=

δmax ψ

δmax

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116 7 Alternatives Regelungskonzept: Direct Torque Control (DTC)

Wahrung eines gewissen Sicherheitsabstandes zu dem Drehmomentbetrag, der auf derMTPF-Kennlinie erreicht wird, begrenzt wird.

7.3.4 Betrieb von IPMSM im Ankerstell- und Flussschwächbereich mit DTC

Bild 7.7 zeigt die Drehmomentcharakteristik eines IPMSM, wobei das erzeugte Haupt- undReluktanzdrehmoment sowie das Gesamtdrehmoment über dem Winkel für verschiedeneStatorflussbeträge aufgetragen sind. Die MTPF-Kennlinie ist auch hier durch den Ver-lauf des Winkelbetrags gegeben, der bei verschiedenen Statorflussbeträgen zum Stel-len eines maximalen Drehmomentbetrags führt.

Vergleicht man die in Bild 7.6 dargestellten Kennlinien von SPMSM mit den in Bild 7.7dargestellten Kennlinien von IPMSM, so fallen zwei Unterschiede auf:Zum einen ist bei IPMSM nicht wie bei SPMSM konstant, sondern eine Funktion desStatorflussbetrags , die unter Vernachlässigung von Sättigungseffekten durch Gl. (7.18)beschrieben wird.

(7.18)

Zum anderen ist bei IPMSM im Gegensatz zu SPMSM das Drehmoment auf demoffenen Intervall im Allgemeinen keine streng monotone Funktion desLastwinkels . Dies führt dazu, dass nicht alle Arbeitspunkte, die Ungleichung (7.15) genü-gen, von der DTC auch gestellt werden können. Der Grund hierfür liegt in der Entwicklungdes Reluktanzdrehmoments und soll anhand der in Bild 7.8 in - -Koordinaten darge-stellten Isofluss- und Isodrehmomentkurven näher erläutert werden.

Die Isodrehmomentkurven sind Hyperbeln mit dem Mittelpunkt

wobei die Asymptoten der Hyperbeln in Bild 7.8 in rot dargestellt sind. Das Gesamtdreh-moment als Funktion des Lastwinkels bei konstanter Flusszeigerlänge kann ausden in Bild 7.8 dargestellten Kennlinien abgeleitet werden, indem der Arbeitspunkt auf derIsoflussellipse mit dem Betrag verschoben wird. Der Lastwinkel errechnet sich hierbeidurch

(7.19)

δψ

δmaxTmax ψ( )

δmaxψ

δmaxψPLq +/- ψP

2 Lq2 8 ψ 2 Lq Ld–( )2+

8 ψ Lq Ld–( )--------------------------------------------------------------------------------------⎝ ⎠⎜ ⎟⎛ ⎞

acos=

T] δmax– δmax[,

δ

id iq

idψP

Lq Ld–-----------------= iq, 0=⎝ ⎠

⎛ ⎞

T δ ψ

ψ

δψq

ψd------⎝ ⎠⎛ ⎞atan

Lqiq

ψP Ldid+-----------------------⎝ ⎠⎛ ⎞atan= =

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7.3 Wirkungsgradoptimierter Betrieb von PMSM mit DTC 117

−180° −90° 0° 90° 180°

0

Tha

upt

−180° −90° 0° 90° 180°

0

Tre

lukt

anz

−180° −90° 0° 90° 180°

0

� �� �� � �

� �� �� � ��

� � �� � ��

� � �� � �

� � �� � �

� �� �� � �

Tge

sam

t

δ

←δ=δmax

δ=−δmax

�� � � � ��� � � � ��� � � � ��� ��� ��� � � � �

Bild 7.7: Kennlinien von Haupt-, Reluktanz und Gesamtdrehmoment eines IPMSMabhängig von bei verschiedenen Flusszeigerlängenδ

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118 7 Alternatives Regelungskonzept: Direct Torque Control (DTC)

Ein Lastwinkel von 0 stellt sich demnach in Arbeitspunkten ein, in denen und ist. Eine Erhöhung des Lastwinkels geht mit einer Verschiebung des Arbeits-

punktes auf der Isoflussellipse entgegen dem Uhrzeigersinn einher. Ein Lastwinkelbetrag wird auf der MTPF-Kennlinie erreicht.

Isoflussellipsen mit einem Flussbetrag

(7.20)

umfassen den Mittelpunkt der Hyperbeln nicht. In diesem Fall ist das Drehmoment auf demIntervall eine streng monotone Funktion des Lastwinkels . Anders verhält es sich bei Isoflussellipsen mit einem Flussbetrag, der Ungleichung (7.20)verletzt. Sie umfassen den Mittelpunkt der Hyperbeln und schneiden ihre vertikale Asymp-tote. Dies ist in Bild 7.8 bei der mit bezeichneten Isoflussellipse der Fall, die dieAsymptote in den Punkten und schneidet. Auf dem Abschnitt der Iso-flussellipse ist das Drehmoment keine monotone Funktion des Lastwinkels, während diesauf den Ellipsenabschnitten und weiterhin der Fall ist.

Ausgedrückt in -, -Koordinaten ist in allen Arbeitspunkten, die zwischen der MTPF-Kennlinie und der vertikalen Asymptoten der Hyperbeln konstanten Drehmoments liegen,die geforderte strenge Monotonie des Drehmoments in Bezug auf den Lastwinkel gewähr-leistet. Dieser Bereich ist in Bild 7.8 grau schattiert dargestellt.

Da die in Kap. 5 vorgestellte, wirkungsgradoptimierte Arbeitpunktsteuerung nur Arbeits-punkte vorgibt, in denen ist, kann die Arbeitspunktsteuerung in Verbindung mit einer

0

0

id

i q •A1

•A2

•A3

•B1

•B2

•B3

•B4

•B5

−I0•

←δ=δmax

←δ=−δmax

δ=0

ψ1

ψ2

�� � � �

MTPF−Kennliniekonst. Drehmomentkonst. Fluss

Bild 7.8: Kennlinien eines IPMSM in -, -Koordinatenid iq

iq 0=id I– 0>

δ δmax=

ψψpLq

Lq Ld–-----------------<

] δmax– δmax[, δ

ψ2B2 B5 B5 B1– B2–

B4 B5– B2 B3–

id iq

id 0<

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7.3 Wirkungsgradoptimierter Betrieb von PMSM mit DTC 119

unterlagerten DTC stabil betrieben werden, solange ein Sicherheitsabstand zur MTPF-Kennlinie eingehalten wird. Diese Einschränkung gilt auch für SPMSM und geht nicht aufdie durch das Reluktanzdrehmoment geprägte Drehmomentcharakteristik von IPMSMzurück. Die Notwendigkeit, einen Sicherheitsabstand zur MTPF einzuhalten, wird durch diein Bild 7.14 bis Bild 7.17 dargestellten Simulationsrechnungen bestätigt.

7.3.5 Schaltfrequenz und Hysteresebandbreite

Die Schaltfrequenz ist bei einer DTC nicht konstant, sondern ändert sich arbeitspunktab-hängig. Sie wird maßgeblich durch die Breite der Hysteresebänder der schaltenden Reglerfür Fluss und Drehmoment bestimmt. Je enger die Hysteresebänder gewählt werden, destogeringer ist die Welligkeit von Fluss- und Drehmoment im laufenden Betrieb und destogrößer ist die Schaltfrequenz. Die thermische Belastbarkeit des Umrichters erfordert, dassdie Schaltfrequenz und damit die Schaltverluste einen zulässigen Maximalwert nicht dauer-haft überschreiten. Andererseits ist auch eine zu geringe Schaltfrequenz unerwünscht, dadiese mit einer unnötig hohen Welligkeit auf den Regelgrößen Flussbetrag und Drehmo-ment einhergeht. Um unabhängig vom Arbeitspunkt eine möglichst geringe Welligkeit aufden Regelgrößen zu erzielen und die thermische Belastbarkeit des installierten Umrichtersgut auszunutzen, ist eine Adaption der Hysteresebandbreite abhängig von der aktuellenSchaltfrequenz sinnvoll [7].

7.3.5.1 Implikationen zeitdiskret arbeitender Hystereseregler

Bei einer analog implementierten DTC sind die schaltenden Regler im stationären Betriebund unter der Voraussetzung, dass die Zwischenkreisspannung ausreicht, um die Maschineim gegebenen Arbeitspunkt zu betreiben, in der Lage, die Regelgrößen in das vorgegebeneToleranzband zu zwingen. Wird die DTC hingegen auf einem DSP mit der festen Abtastzeit

implementiert, so ist dies im Allgemeinen nicht der Fall. Nur wenn die Ungleichungen(7.21) und (7.22) erfüllt sind, ist auch die zeitdiskret arbeitende DTC in der Lage, dieRegelgrößen im stationären Betrieb näherungsweise innerhalb des Toleranzbandes zuhalten.

(7.21)

(7.22)

Hierbei sind und die Breite der Toleranzbänder von Drehmoment und Flussbetrag.Bild 7.9a zeigt eine Folge von Schalthandlungen eines hysteresebehafteten Zweipunkt-reglers in analoger Arbeitsweise, Bild 7.9b in digitaler Arbeitsweise. Bei der analogen Va-riante können die Zeitabstände zwischen zwei Schalthandlungen beliebige Werte anneh-men, während sie bei der digital implementierten DTC stets ganzzahlige Vielfache von sind.

Ta

dTdt------Ta HT«

d ψdt

----------Ta Hψ«

HT Hψ

Ta

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120 7 Alternatives Regelungskonzept: Direct Torque Control (DTC)

Die Regelung wird auf dem in Kap. 4.1 vorgestellten Rapid-Prototyping System erprobt,mit dem eine Abtastzeit von zur Abarbeitung des Regelalgorithmus mit unter-lagerter DTC realisiert werden kann. Bei einer Zwischenkreisspannung von resultiert eine Flussänderung von während eines Abtast-schrittes, was des Flusses im Bemessungspunkt entspricht.

Die in Bild 6.5 dargestellten differentiellen Induktivitäten, in den beiden Raumrichtungennehmen Minimalwerte von für und für an, so dass eineFlussänderung von im Worst-Case mit einer Stromänderung von

bzw. einhergeht was bzw. des Bemes-sungsstromes entspricht. Geht man in erster Näherung davon aus, dass das Drehmomentproportional zur Änderung des Statorstromzeigers ist, so dürfte die auf das Bezugsdrehmo-ment bezogene Drehmomentänderung in derselben Größenordung liegen

Die obigen Berechnungen berücksichtigen nicht die rotatorisch induzierten Spannungen,deren Betrag im Flussschwächbereich ebenfalls ca. beträgt. Wirken induzierte undvon außen angelegte Spannungen in dieselbe Raumrichtung, so resultieren doppelt so großeStrom-, Fluss- und Drehmomentänderungen wie oben berechnet.

7.4 DTC mit überlagerter Arbeitspunktsteuerung im Ankerstellbereich

Die Regelungsstruktur mit unterlagerter DTC ist auf dem in Kap. 4 vorgestellten Prüfstandimplementiert worden. Die im Ankerstellbereich erzielten Ergebnisse werden im Folgendenvorgestellt und diskutiert.

T*

T -H*

T

T +H*

T

S / H

T*

T -H*

T

T +H*

T

Ta

a) b)

Bild 7.9: Betrieb eines a) zeitkontinuierlich und b) zeitdiskret arbeitendenhysteresebehafteten Zweipunktreglers

Ta 20μs=udc 250 V=

Δ ψ udc 3⁄( )Ta 2,89 mVs= =2,75 %

0,225 mH Ldd diff, 0,25 mH Lqq diff,

Δ ψ 2,89 mVs=Δid 12,8 A= Δiq 11,6 A= 3,2% 2,9 %

udc 3⁄

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7.4 DTC mit überlagerter Arbeitspunktsteuerung im Ankerstellbereich 121

−0.5 0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 40.05

0.1� � �

−0.5 0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 4

0100200300

� � �

−0.5 0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 4−300−200−100

0100

��� � � ��

−0.5 0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 4

0

200

400

� �� � � ��

−0.5 0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 4

0

200

400

time / μs

� � �

��

Bild 7.10: Messschrieb und Simulationsrechnung der Regelungsstruktur mitunterlagerter DTC bei und Drehmomentsollwertsprung von Null auf Bemessungsdrehmoment

nmech 50 min 1–= Ta 20 μs=

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122 7 Alternatives Regelungskonzept: Direct Torque Control (DTC)

In Bild 7.10 ist ein Drehmomentsollwertsprung von Null auf Bemessungsdrehmoment beieiner Drehzahl von dargestellt, in Bild 7.11 bei . In die Darstellungder Messschriebe sind auch die Ergebnisse von Simulationsrechnungen eingefügt worden,die belegen, dass die theoretisch erwartete Performanz der Regelung mit derjenigen über-einstimmt, die am Versuchsstand erreicht wird.Das Zusammenspiel von überlagerter Arbeitspunktsteuerung und unterlagerter DTC funk-tioniert wie erwartet. Der Drehmomentsollwertsprung geht mit einem Sprung von ein-

−0.5 0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 40.05

0.1� � �

−0.5 0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 4

0

100

200

300

� � �

−0.5 0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 4

−200

0

200

��� � � ��

−0.5 0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 4

0

200

400

� �� � � ��

−0.5 0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 40

200

400

time / μs

� � �

��

Bild 7.11: Messschrieb und Simulationsrechnung der Regelungsstruktur mit unterlagerter DTC bei und Drehmomentsollwertsprung von Null auf Bemessungsdrehmoment

nmech 1000 min 1–= Ta 20 μs=

50 min 1– 1000 min 1–

ψ ∗

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7.4 DTC mit überlagerter Arbeitspunktsteuerung im Ankerstellbereich 123

her und die Amplitude des sich einstellenden Statorstromzeigers entspricht dem Bemes-sungsstrom. Die bei einer Drehzahl von erreichte Regelungsdynamik ist exzellent. Ca. nach dem Drehmomentsollwertsprung ist das Bemessungsdrehmoment in die Maschineeingeprägt. Der Flusssollwert kann bereits nach ca. eingeregelt werden.

Vergleicht man dies mit der Dynamik, die mit der FOR-basierten Regelungsstruktur beigleicher Drehzahl und gleichem Drehmomentsollwertsprung in Bild 6.14 erreicht wird, soist die Zeit zur Einregelung der Sollströme dort mit etwa doppelt so lang. Der in Bild7.11 dargestellte bei einer Drehzahl von aufgezeichnete Messschrieb machtallerdings deutlich, dass die mit unterlagerter DTC erreichte Drehmomentdynamik starkdrehzahlabhängig ist. Die bis zur Anregelung des Solldrehmoments verstrichene Zeitbeträgt hier etwas mehr als . Die Gründe für die Drehzahlabhängigkeit der Drehmo-mentdynamik werden in Kap. 7.4.1 diskutiert. Während des transienten Vorgangs tritt keinÜberschwingen der Statorstromkomponenten auf. Obwohl die Ströme bei der DTC keineRegelgrößen sind, zeigen sie auch bei den transienten Vorgängen ein akzeptables Ver-halten. Es fällt allerdings auf, dass sich unmittelbar nach dem Drehmomentsollwert-sprung zunächst vom stationären Endwert entfernt, bevor die Stromkomponente nach ca.

anfängt, sich auf diesen zu zubewegen. Dieser Effekt ist durch die unterschiedlicheDynamik von Fluss- und Drehmomentregelkreis der DTC bedingt. Die Einregelung desFlussbetrages erfolgt deutlich schneller als die Einregelung des Drehmoments.

Dies wird durch die in Bild 7.12 in-, -Koordinaten dargestellte

Flusstrajektorie bestätigt. Sie zeigt,dass zunächst der geforderte Fluss-betrag in die Maschine eingeprägtwird, bevor eine signifikante Ver-größerung des Lastwinkels unddamit des Drehmoments erfolgt.Da die erreichbare Winkelge-schwindigkeit des Stator-flusszeigers umgekehrtproportional zu ist, leidet dieDrehmomentdynamik unter demschnellen Aufbau von . Die inBild 7.12 dargestellte Flusstrajek-torie ist in Bezug auf die erreich-bare Drehmomentdynamik alsosicherlich nicht optimal. Durch dieim Vergleich zum Drehmomentrasche Anregelung des Statorfluss-betrags ist aber in Verbindung mitder überlagerten Arbeitspunkt-steuerung sichergestellt, dass stets genügend Fluss in der Maschine ist, um das geforderteSolldrehmoment auch stellen zu können, ohne dass die Maschine wegkippt.

idq

50 min 1– 1 ms

0,38 ms

2 ms1000 min 1–

2 ms

id

0,4 ms

0 0.5 1 1.5

0

0.5

1

1.5

2

� �

Bild 7.12: Flusstrajektorie während eines Solldrehmomentsprunges von Null auf Bemessungsdrehmoment bei einerDrehzahl von 1000 min 1–

d q

δ

ωψS max,

ψ

ψ ∗

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124 7 Alternatives Regelungskonzept: Direct Torque Control (DTC)

7.4.1 Drehzahlabhängigkeit der Drehmomentdynamik

Ein Vergleich der in Bild 7.10 und Bild 7.11 dargestellten Messschriebe zeigt, dass dieDynamik des Drehmomentregelkreises der DTC bei einer Drehzahl von deut-lich geringer ist als bei . Während die Dauer zum Einregeln des Flusssollwertesnahezu unverändert ist, hat sich die Zeit zum Einprägen des Bemessungsdrehmoments vonca. bei auf ca. bei mehr als verdoppelt.Eine mit steigender Drehzahl abnehmende Dynamik beim Stellen motorischer Drehmo-mente ist auch von feldorientierten Regelungsstrukturen her bekannt. Die Ursache hierfürist die der Drehzahl proportionale rotatorisch induzierte Spannung, die dazu führt, dass sichdie der Stromregelung zur Verfügung stehende Stellgrößen- bzw. Spannungsreserve verrin-gert. Bei der DTC kann dieses Phänomen dadurch erklärt werden, dass die Drehmomentdy-namik bei konstanter Flusszeigerlänge durch die Dynamik der Lastwinkeländerung undsomit durch die Relativgeschwindigkeit

, (7.23)

von Stator- und Permanentflusszeiger bestimmt wird, wobei proportional zur Drehzahlist. Die maximal erreichbare Winkelgeschwindigkeit des Statorflusszeigers mitdem Betrag kann in erster Näherung aus Ungleichung (3.14) abgeleitet werden, die dieSpannungsgrenze bei gegebener Zwischenkreisspannung und Drehzahl auf eine maximalzulässige Flusszeigerlänge zurückführt, bei der die rotatorisch induzierten Spannungen aufdem Innenkreis des in Bild 3.5 dargestellten Hexagons liegen. Stellt man diese Gleichungnach um, so ergibt sich die Ungleichung

, (7.24)

die so interpretiert werden kann, dass bei gegebener Zwischenkreisspannung undFlusszeigerlänge ein Drehzahlbetrag keinen stabilen Betrieb der DTCerlaubt, da in diesem Fall nicht ausreicht, um einen konstanten Lastwinkel undsomit ein konstantes Drehmoment in die Maschine einzuprägen. Ungleichungen (3.14)bzw. (7.24) gehen hierbei von einer sinusförmigen Speisung der Maschine aus, wobei dieohmschen Spannungsabfälle vernachlässigt werden. ist ein Indikator für die er-reichbare Drehmomentdynamik. Beim Stellen motorischer Drehmomente beträgt er

. (7.25)

Die beim Stellen generatorischer Drehmomente erreichte Dynamik ist größer und beträgt

. (7.26)

Aus Gl. (7.25) wird deutlich, dass im Flussschwächbereich, in dem der Antrieb definitions-gemäß an der Spannungsgrenze betrieben wird, und somit die beim Stellenmotorischer Drehmomente erreichte Dynamik gegen Null geht. Um dies zu verhindern sindzusätzliche Maßnahmen erforderlich, die in Kap. 7.5.1 vorgestellt werden.

1000 min 1–

50 min 1–

1 ms 50 min 1– 2,2 ms 1000 min 1–

ωψR ωψS ωRS–=

ωRSωψS max,

ψ

ωRS

ωRS ωψS max,≤udc

ψ 3--------------=

ωRS ωψS max,>ωψS max, δ

ωψR max,

ωψR max mot,, ωψS max, ωRS–=

ωψR max gen,, ωψS max, ωRS+=

ωψR max mot,,

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7.5 DTC mit überlagerter Arbeitspunktsteuerung im Flussschwächbereich 125

7.5 DTC mit überlagerter Arbeitspunktsteuerung im Flussschwächbereich

In diesem Kapitel wird zunächst ein Flusskorrekturregler vorgestellt, der nötig ist, um imFlussschwächbereich eine akzeptable Dynamik beim Stellen motorischer Drehmomente zugewährleisten, während er im stationären Betrieb einen großen Flussbetrag in der Maschineund somit eine gute Spannungsausnutzung ermöglicht. Im Anschluss werden die am Ver-suchsstand erzielten Messergebnisse vorgestellt.

7.5.1 Flusskorrekturregler für die DTC

Im Flussschwächbereich wird der Antrieb definitionsgemäß an der Spannungsgrenze betrie-ben. Die hierbei von der Arbeitspunktsteuerung verfolgte Strategie besteht darin, den Soll-flussbetrag so vorzugeben, dass die verfügbare Zwischenkreisspannung gerade aus-reicht, um den Statorflusszeiger auf einer kreisförmigen Solltrajektorie mit dem Radius

hinreichend schnell voran zu treiben, um einen konstanten Lastwinkel in dieMaschine einprägen zu können. Unter der Annahme, dass die Arbeitspunktsteuerung trotzder ihr zu Grunde liegenden Vereinfachungen, wie z.B. der Vernachlässigung der ohm-schen Spannungsabfälle, perfekt funktioniert, gilt in diesem Fall . Diesbedeutet, dass fast nur noch aktive Spannungszeiger und kaum noch Nullzeiger geschaltetwerden und ist Indiz dafür, dass der Antrieb wie gewünscht an der Spannungsgrenze betrie-ben wird. Nach Gl. (7.25) bedeutet dies aber auch, dass keine motorischen Drehmomentemehr angeregelt werden können.

Aus diesem Grund wird die Regelungsstruktur um einen Flusskorrekturregler erweitert, wieer in Bild 7.13 dargestellt ist. Er hat die Aufgabe, die Häufigkeit des Schaltens von Nul-lzeigern im Flussschwächbereich zu minimieren und gleichzeitig eine hohe Drehmoment-dynamik zu gewährleisten. Entsprechend reagiert der Flusskorrekturregler auf zweiGrößen:

• Betrag des Drehmomentregelfehlers

• Häufigkeit des Schaltens von Nullzeigern

Der Betrag des Drehmomentregelfehlers wirkt auf einen PI-Regler, so dass der mit einemDrehmomentsollwertsprung einhergehende transiente Drehmomentregelfehler zu einerVerringerung des Sollflussbetrages führt. Hierdurch wird während der Anregelung desDrehmoments die Flusstrajektorie abgekürzt, was eine schnelle Lastwinkeländerung undsomit eine hohe Drehmomentdynamik ermöglicht. Dieses Vorgehen ist also ähnlich wie beider DSR, wo beim Betrieb im Flussschwächbereich ebenfalls der Flussbetrag reduziertwird, um die Winkelgeschwindigkeit der Flusstrajektorie zu vergrößern. Im stationärenBetrieb soll hingegen die Häufigkeit der geschalteten Nullzeiger minimiert werden. Hierzuwerden die geschalteten Spannungszeiger mit der Funktion bewertet, wobei

ψ ∗

ψ ∗ δ

ωRS ωψS max,=

f ui( )

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126 7 Alternatives Regelungskonzept: Direct Torque Control (DTC)

(7.27)

Die Differenz zwischen einem gewünschten Mittelwert der geschalteten Nullzeigerund ist in jedem einzelnen Regelungstakt ungleich Null. Sie wird daher ausschließlichauf den I-Anteil des PI-Reglers geschaltet, was eine zeitliche Mittelung der Regelabwei-chung zur Folge hat und dazu führt, dass der Flusskorrekturwert so be-einflusst wird, dass die Nullspannungszeiger mit der gewünschten Häufigkeit geschaltetwerden.

f ui( )1, wenn es sich bei ui um einen Nullzeiger handelt

0, wenn es sich bei ui um keinen Nullzeiger handelt⎩⎨⎧

=

f∗ ui( )f ui( )

f∗ ui( ) f ui( )–( )∑

T*

-

T

| T|��T

f( )ui

KV, T�

KI, T�

KI,Nullzeiger

Sollmittelwert f( )ui

f( ) =ui

1, wenn ein Nullzeiger istui

0, wenn ein aktiver Spannungszeiger istui

-

--

��korr

min

0

�max

�opt(T*)

T ( )max

T*

�RS

udc

/

31/

T *lim

Sollw

ert

efü

runte

rlagert

eD

TC

Arbeitspunktsteuerung

PI-Regler mit ARW

| |*�

| |*�

Bild 7.13: Flusskorrekturregler für die DTC-Struktur

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7.5 DTC mit überlagerter Arbeitspunktsteuerung im Flussschwächbereich 127

7.5.2 Simulationsrechnungen im Flussschwächbereich

Die in Bild 7.14 und Bild 7.15 darge-stellten Simulationsrechnungen zeigendie Funktionalität des Flusskorrektur-reglers in Zusammenspiel mit der über-lagerten Arbeitspunktsteuerung. DerFlusskorrekturregler ist, wie der Aus-steuerungsregler bei der FOR, füreinen Betrieb nahe der Spannungs-grenze unerlässlich und bestimmtmaßgeblich die mit der DTC imFlussschwächbereich erreichbareDrehmomentdynamik.

0 10 200.02

0.03

0.04

0 10 20

0

50

100

0 10 20−15

−10

−5

0x 10

−3

����

0 10 20

02468

0 10 20−250−200−150−100−50

0 10 20

0

50

100

����

Bild 7.14: Simulationsrechnung: Sprung des Solldrehmoments von Null auf denmaximal stellbaren Wert bei einer Drehzahl von , Drehmoment-begrenzung im oberen Flussschwächbereich:

4500 min 1–

Tmax OFSB, 0,95Tmax ψ( )=

0.02

0.04

30

210

60

240

90

270

120

300

150

330

180 0

Bild 7.15: Flusstrajektorie in rotorfesten Koorordinaten der in Bild 7.14dargestellten Simulationsrechnung

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128 7 Alternatives Regelungskonzept: Direct Torque Control (DTC)

Im oberen Flussschwächbereich wird dasmaximal stellbare Drehmoment auf derMTPF-Kennlinie erreicht, wobei dieDTC hierbei an ihrer Stabilitätsgrenzebetrieben wird. Bei der in Bild 7.14 bzw.Bild 7.15 dargestellten Simulationsrech-nung ist der maximale Drehmomentbe-trag im oberen Flussschwächbereich auf95% von begrenzt worden unddie Regelung ist stabil. In Bild 7.16 bzw.Bild 7.17 ist eine Simulationsrechnungdargestellt, bei der der maximale Dreh-momentbetrag im oberen Flussschwäch-bereich auf erhöht worden ist,was dazu führt, dass die Regelung insta-bil wird (wegkippt).

0 10 20

0.02

0.04

0 10 20

−500

50100

0 10 20−0.03

−0.02

−0.01

0

����

0 10 20

02468

0 10 20−400

−200

0

0 10 20−100

0

100

Bild 7.16: Simulationsrechnung: Sprung des Solldrehmoments von Null auf den maximalstellbaren Wert bei einer Drehzahl von , 4500 min 1– Tmax OFSB, Tmax ψ( )=

����

0.02

0.04

30

210

60

240

90

270

120

300

150

330

180 0

Bild 7.17: Flusstrajektorie in rotorfestenKoordinaten der in Bild 7.16dargestellten Simulationsrechnung

Tmax ψ( )

Tmax ψ( )

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7.5 DTC mit überlagerter Arbeitspunktsteuerung im Flussschwächbereich 129

7.5.3 Messschriebe im Flussschwächbereich

Die Regelungsstruktur mit unterlagerter DTC und Flusskorrekturregler ist auf dem in Kap.4 vorgestellten Prüfstand implementiert worden. Einige im Flussschwächbereich auf-gezeichnete Messschriebe werden im Folgenden dargestellt.

Bild 7.18 und Bild 7.19 zeigen die Anregelung des maximal möglichen Drehmoments beiDrehzahlen von und . Zu sehen sind die Ist- und Sollwerte vonFlussbetrag und Drehmoment, wobei die Istwerte nicht gemessen, sondern durch einenFluss- und Drehmomentbeobachter basierend auf dem Strommodell geschätzt werden.Weiterhin sind die Istströme in - und -Richtung, die Stromzeigerlänge, der Ausgang desFlusskorrekturreglers , sowie die Zwischenkreisspannung und die Indizes dergeschalteten Spannungszeiger dargestellt, wobei und Nullzeiger sind.

4500 min 1– 6000 min 1–

d qψkorr

ui u7 u8

0 5 10 15

0.02

0.03

0.04

0 5 10 15

0

50

100

0 5 10 15−15

−10

−5

0x 10

−3

����

0 5 10 15

−200

−100�

0 5 10 15220

240��

0 5 10 15

0

50

100

0 5 10 15

02468

0 5 10 1550

100

150

200

Bild 7.18: Messschrieb DTC bei und : Drehmomentsollwertsprung von 0 auf maximal stellbares Drehmoment

4500 min 1– Ta 20 μs=

����

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130 7 Alternatives Regelungskonzept: Direct Torque Control (DTC)

Man erkennt, dass das Zusammenspiel von Arbeitspunktsteuerung, unterlagerter DTC-Struktur und dem in Kap. 7.5.1 vorgestellten Flusskorrekturregler zu einer sehr guten Dreh-momentdynamik führt. Die Zeit bis zur Anregelung des maximal erreichbaren Drehmo-ments beträgt sowohl bei als auch bei ca. . Die Drehmo-mentdynamik wird hierbei maßgeblich durch den Flusskorrekturregler bestimmt, der dieVorsteuerung des Flussbetrages korrigiert. Die während des Anregelvorgangs um mehr als10% einbrechende Zwischenkreisspannung kann von der Regelungsstruktur problem-los gehandhabt werden kann. Bei den beiden betrachteten Drehzahlen soll das maximal erreichbare Drehmoment imoberen Flussschwächbereich gestellt werden. Das heißt, dass die nach Abklingen des tran-sienten Vorgangs angefahrenen Arbeitspunkte auf der MTPF-Kennlinie und somit auf derStabilitätsgrenze der DTC liegen. Um sicherzustellen, dass die Regelung trotzdem stabilarbeitet, ist es notwendig, das von der DTC zu stellende Drehmoment auf einen klei-neren Betrag als zu begrenzen, wobei der Drehmomentbetrag ist, der

0 5 10 150.01

0.02

0.03

0 5 10 15−20

020406080

0 5 10 15

−10

−5

0x 10

−3

����

0 5 10 15−200

−150

−100

0 5 10 15

230

240

250

��

0 5 10 15−50

0

50

0 5 10 15

02468

0 5 10 15

100

150

200

Bild 7.19: Messschrieb DTC bei und : Drehmomentsollwertsprung von 0 auf maximal stellbares Drehmoment

6000 min 1– Ta 20 μs=

����

4500 min 1– 6000 min 1– 1,5 ms

udc

Tlim∗Tmax ψ( ) Tmax ψ( )

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7.5 DTC mit überlagerter Arbeitspunktsteuerung im Flussschwächbereich 131

bei gegebenem Flussbetrag auf der MTPF-Kennlinie erreicht wird. Bei den hier dargestell-ten Messschrieben wird auf begrenzt.

Weiterhin ist auffällig, dass sich nach Einregeln des Solldrehmoments ein großer Ripple auf, , und einstellt, der in diesen Arbeitspunkten auch im stationären Betrieb beo-

bachtet werden kann. Hierfür kommen verschiedene Gründe in betracht:

• Relativ hohe Abtastzeit der HysteresereglerDie Abtastzeit führt dazu, dass die zeitdiskret arbeitenden Hysterese-regler nicht in der Lage sind, den Drehmomentistwert im vorgegebenen Toleranz-band zu halten. Nach der in Kap. 7.3.5.1 vorgenommenen Abschätzung sollte derresultierende Drehmomentripple bei ca. 3% des Bemessungsdrehmoments liegen.Dies entspricht ca. . Der auf dem geschätzten Drehmoment auftretende Rippleist aber mehr als doppelt so groß.

• Schwankende ZwischenkreisspannungDie Zwischenkreisspannung ist nicht konstant, sondern schwankt beträchtlich. DieseSchwankung wirkt sich im Flussschwächbereich direkt auf und in dem betrach-teten Arbeitspunkt auch auf aus.

• Probleme bei der Flussschätzung auf Basis der StrommodellsDie Fluss- und Drehmomentschätzung wird auf Basis des Strommodells durchge-führt. Die Qualität der Schätzung wird hierbei durch die nichtsinusförmige EMKempfindlich gestört, da die durch sie hervorgerufenen Stromharmonischen von demBeobachter direkt als Fluss- und Drehmomentharmonische interpretiert werden, diedann von den schaltenden, hysteresebehafteten Reglern als Fluss-, bzw. Drehmo-mentregelfehler wahrgenommen werden. Auf diese Weise kommt eine erheblicheUnruhe in die Regelungsstruktur. Ein Flussbeobachter auf Basis des Spannungsmodells ist diesbezüglich robuster, daer den Fluss aus dem Spannungsverlauf ableitet und die Stromharmonischen somitkeinen direkten Einfluss auf die Flussschätzung haben. Das geschätzte Drehmomentwird aber auch bei dieser Methode der Flussschätzung durch die Stromharmonischenbeeinflusst und weist seinerseits entsprechende Drehmomentharmonische auf. Voraussetzung für eine Flussschätzung auf Basis des Spannungsmodells ist aller-dings eine temperaturabhängige Adaption von , was zusätzlichen Aufwand bei derImplementierung des Flussschätzers bedeutet [55].

Die beobachtete Unruhe, die die gesamte Regelungsstruktur erfasst, führt zu einer deutli-chen Verringerung der erreichbaren Drehmomentausbeute gegenüber der FOR-basiertenRegelungsstruktur. Trotz dieser signifikanten Unruhe ist aber auch mit unterlagerter DTCein stabiler Betrieb im gesamten Arbeitsbereich möglich, was durch den in Bild 7.20 darge-stellten Hochlaufvorgang belegt wird. Hierbei wird die Maschine von auf einemaximale Drehzahl von beschleunigt, wobei während des Beschleunigungs-vorgangs dauerhaft das maximal mögliche Drehmoment gestellt wird. Das Zusammenspielzwischen überlagerter Arbeitspunktsteuerung und unterlagerter DTC zeigt in allen Dreh-zahlbereichen stabiles Verhalten.

Tlim∗ 0,95Tmax ψ( )

ψ T id i

Ta 20 μs=

10 Nm

ψ ∗Tlim∗

RS

500 min 1–

6000 min 1–

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132 7 Alternatives Regelungskonzept: Direct Torque Control (DTC)

7.6 Vorteile der DSR im Flussschwächbereich

DTC wie FOR weisen in Bezug auf Drehmomentdynamik und Spannungsausnutzung imFlussschwächbereich prinzipielle Schwächen auf. Zusätzliche Maßnahmen wie der Einsatzeines Aussteuerungsreglers bzw. Flusskorrekturreglers sind nötig, um überhaupt einen sta-bilen Betrieb im Flussschwächbereich nahe an der Spannungsgrenze bewerkstelligen zukönnen. Trotz dieser Maßnahmen bleibt die Spannungsausnutzung hinter dem Wert zurück,der mit einem dreiphasigen Umrichter mit Spannungszwischenkreis bei Grundfrequenztak-tung theoretisch möglich ist. Der Grund hierfür liegt in der kreisförmigen Spannungs- bzw.Flusstrajektorie, die beiden Verfahren im stationären Betrieb eigen ist. Dieser Umstand fin-det Ausdruck darin, dass beide Verfahren mit jeweils zwei Regelgrößen und zwei Stell-größen arbeiten1. Soll im Flussschwächbereich ein Drehmomentsollwert unter maximalerAusnutzung der installierten Zwischenkreisspannung gestellt werden, so besitzt der ver-

5 10 15 200

0.05

0.1

5 10 15 200

100

200

300

5 10 15 20−0.02

0

0.02

����

5 10 15 20−300

−200

−100

5 10 15 20242244246248250252

��

5 10 15 20

0

200

400

5 10 15 200

2000

4000

6000

����

5 10 15 20

200

400

Bild 7.20: Hochlaufvorgang von auf 500 min 1– 6000 min 1–

����

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7.6 Vorteile der DSR im Flussschwächbereich 133

wendete dreiphasige Umrichter mit Spannungszwischenkreis mit dem Winkel der Aus-gangsspannung nur noch eine frei wählbare Stellgröße, denn der Betrag des Spannungs-zeigers soll ja dem maximal stellbaren Betrag entsprechen und ist somit schon festgelegt.

Die DSR hat diese prinzipiellen Schwächen beim Betrieb im Flussschwächbereich nicht.Dieses Verfahren weist im Flussschwächbereich eine sechseckige Flusstrajektorie auf undarbeitet hier mit nur einer Regelgröße (dem Drehmoment) und nur einer Stellgröße (demFlussbetrag). Da keine Nullzeiger geschaltet werden, ist die Bahngeschwindigkeit desFlusszeigers konstant bzw. lediglich abhängig von der vorhandenen Zwischenkreisspan-nung. Zur Drehmomentregelung muss der Lastwinkel und somit die Winkelgeschwindig-keit des Flusszeigers verändert werden. Dies wird bei konstanter Bahngeschwindigkeit desFlusszeigers über eine Anpassung des Flussbetrages bewerkstelligt. Der resultierende Span-nungsverlauf entspricht dem, der sich bei Grundfrequenztaktung einstellt. Im Gegensatz zurGrundfrequenztaktung erfolgt das Umschalten der Spannungszeiger aber nicht zeitge-steuert. Es wird statt dessen durch 3 Hystereseregler bewerkstelligt, die die Schalthandlung-en auslösen, wenn die Phasenflüsse die von der Drehmomentregelung vorgegebenen Hys-teresegrenzen erreichen [64]. Der Grundschwingungsgehalt der Spannung erhöht sich vonmaximal möglichen bei sinusförmiger Speisung um ca. auf bei Grundfrequenztaktung. Darüber hinaus ergibt sich mit lediglich 6 Umschaltvorgängenpro elektrischer Umdrehung eine Minimierung der Schaltfrequenz und somit auch derSchaltverluste. Die im Flussschwächbereich erreichte Dynamik ist hervorragend und dieAnregelzeit des Drehmoments beträgt ca. der Grundschwingungsperiode [64].

Nachteil der DSR sind die Spannungsharmonischen, die mit der Grundfrequenztaktung ein-hergehen und zu entsprechenden Drehmomentharmonischen führen. Der zeitliche Verlaufder statorfesten Spannungskomponenten bzw. bei Grundfrequenztaktung und diezugehörigen Fourierkoeffizienten sind in Bild 7.21 dargestellt. Die Beträge der Fourierkoef-fizienten sind gegeben durch:

(7.28)

Beim Stellen maximaler Drehmomentbeträge im oberen Flussschwächbereich weist dieDSR die selbe prinzipielle Schwäche wie die DTC auf: Die MTPF-Kennlinie stellt dieGrenze des Bereiches dar, in dem die DSR stabil betrieben werden kann, so dass ein Betriebzu nah an der MTPF-Kennlinie, auf der der maximale Drehmomentbetrag erreicht wird, dieGefahr birgt, dass die Regelungsstruktur instabil wird.

1. Bei der DTC sind und Regelgrößen, und Stellgrößen. Bei der FOR sind und Regelgrößen, und Stellgrößen.

T ψ T· ψ· id iqud uq

δ

3( ) 1– udc 10,2% 2 π⁄( )udc

1 3⁄

uα uβ

uα k,

2udc

πk---------- für k=1, 5, 7, 11, 13, ...

0 sonst⎩⎪⎨⎪⎧

=

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134 7 Alternatives Regelungskonzept: Direct Torque Control (DTC)

7.7 Zusammenfassung und Fazit

In diesem Kapitel wird die DTC als Alternative unterlagerte Regelungsstruktur zur FORbetrachtet. Die grundlegenden Funktionsprinzipien der DTC werden erläutert. In diesemZusammenhang wird der Begriff "Lastwinkel" als der Winkel zwischen dem Permanent-und dem Gesamtflusszeiger definiert und es wird dargelegt, dass ein stabiler Betrieb derDTC nur in einem Betriebsbereich möglich ist, in dem das Drehmoment eine streng mono-tone Funktion des Lastwinkels ist. Es wird nachgewiesen, dass in dem in Kap. 5 eingeführ-ten "sinnvollen Betriebsbereich", der alle Arbeitspunkte umfasst, die von der überlagertenArbeitspunktsteuerung potentiell vorgegeben werden, das Drehmoment eine monotone,aber keine streng monotone Funktion des Lastwinkels ist. Die Eigenschaft der strengenMonotonie gilt in allen Arbeitspunkten mit Ausnahme derer, die sich auf der MTPF-Kenn-linie befinden, wo die partielle Ableitung des Drehmoments nach dem Lastwinkel definiti-onsgemäß Null ist. Die MTPF-Kennlinie begrenzt den "sinnvollen Betriebsbereich" undwird von der überlagerten Arbeitspunktsteuerung angefahren, wenn im oberenFlussschwächbereich der maximal verfügbare Drehmomentbetrag gestellt werden soll. Einstabiler Betrieb kann gewährleisten werden, wenn zu den Arbeitspunkten auf der MTPF-Kennlinie ein Sicherheitsabstand eingehalten wird. Hierdurch wird die Drehmoment- undLeistungsausbeute im oberen Flussschwächbereich allerdings geschmälert. Dieses Phäno-men wird in Simulationsrechnungen verifiziert und ist eine prinzipielle Schwäche der DTCzur Regelung PMSM-basierter Antriebe bei Applikationen, die auch einen oberenFlussschwächbereich umfassen. Sie ist nicht IPMSM-spezifisch, sondern tritt ebenso beiSPMSM auf.

0 1 2 3 4 5 6−2/3

−1/3

0

1/3

2/3

εRS

/ rad

u α /

u dc

0 5 10 15 20 25 300

0.5

1

Spe

ktru

m u

α / u dc

Ordnungszahl der Harmonischen

Bild 7.21: Zeitlicher Verlauf und Fourieranalyse der Spannungskomponente bzw. bei Grundfrequenztaktunguα uβ

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7.7 Zusammenfassung und Fazit 135

Die DTC-basierte Regelungsstruktur wird in Simulationen und am Versuchsstand unter-sucht, wobei sich die Ergebnisse der Simulationsrechnungen und die Messschriebe gegen-seitig bestätigen. Hierbei zeigt die Entwicklung der Ströme, die bei der DTC nicht direktgeregelt werden, während transienter Vorgänge ein akzeptables Verhalten, so dass keineGefahr einer Überstromabschaltung besteht. Weiterhin zeigt sich, dass der Flussregelkreiseine deutlich höhere Dynamik als der Drehmomentregelkreis aufweist. Die hohe Dynamikdes Flussregelkreises gewährleistet bei funktionierender Arbeitspunktsteuerung stets einausreichendes Maß an Fluss in der Maschine, um das Solldrehmoment zu stellen, so dassauch während transienter Vorgänge ein stabiler Betrieb der Regelung gesichert ist. Sie gehtallerdings auf Kosten der Drehmomentdynamik, die in den Messschrieben eine starke Dreh-zahlabhängigkeit aufweist. Als Indikator für die Dynamik beim Stellen motorischer Drehmomente wird die erreichbareWinkelgeschwindigkeit des Flusszeigers relativ zum Rotor eingeführt und eswird gezeigt, dass die Einregelung des von der Arbeitspunktsteuerung im Flussschwächbe-reich vorgegebenen Sollflussbetrages zur Folge hat, dass die Drehmomentdynamik gegenNull geht. Hierbei handelt es sich um eine weitere prinzipielle Schwäche, die die DTC beimBetrieb im Flussschwächbereich aufweist und die zusätzliche Maßnahmen erfordert. DieRegelungsstruktur wird daher um einen Flusskorrekturregler erweitert, der ein Abkürzender Flusstrajektorie während transienter Vorgänge und somit eine akzeptable Drehmoment-dynamik im Flussschwächbereich ermöglicht. Die Funktionalität der gesamten Rege-lungsstruktur wird durch Messschriebe verifiziert.

ωψR max mot,,

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136 7 Alternatives Regelungskonzept: Direct Torque Control (DTC)

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8 Fazit

8.1 Zusammenfassung

In dieser Arbeit wurde das Ziel verfolgt, eine wirkungsgradoptimierte Drehmomentrege-lung bzw. -steuerung für einen hoch ausgenutzten IPMSM-Antrieb unter traktionstypischenRandbedingungen zu erstellen. Bei gegebener Drehzahl und Zwischenkreisspannung ist dasgeforderte Drehmoment mit hoher Genauigkeit und Dynamik in die Maschine einzuprägen.Übersteigt das geforderte Drehmoment den maximal stellbaren Drehmomentbetrag, so istes auf den maximal erreichbaren Wert zu begrenzen. Der abzudeckende Drehzahlbereich istweit gespreizt und erfordert einen Betrieb sowohl im Ankerstell- wie auch imFlussschwächbereich. Die Regelungsstruktur muss hierbei zwei Aufgaben erfüllen: Zum einen ist der Arbeitpunkt zu bestimmen, in dem der Antrieb unter den gegebenenRandbedingungen möglichst wirkungsgradoptimal betrieben wird. Dies geschieht durch diein Kap. 5 hergeleitete Arbeitspunktsteuerung. Zum anderen muss der wirkungsgradopti-mierte Arbeitspunkt in die elektrische Maschine eingeprägt werden. Dies geschieht durcheine der Arbeitspunktsteuerung unterlagerte Regelungsstruktur. Mit der in Kap. 6 darge-stellten FOR und der in Kap. 7 dargestellten DTC wurden zwei Möglichkeiten aufgezeigt,wie solch eine unterlagerte Regelungsstruktur realisiert werden kann.

Der Arbeitspunktsteuerung liegt die MTPC-Strategie zu Grunde, die zu einer Minimierungder drehzahlunabhängigen Kupfer-, Durchlass- und Schaltverluste1 im Allgemeinen abernicht zu einer Minimierung der drehzahlabhängigen Eisenverluste führt. Die Drehzahlunab-hängigkeit der MTPC-optimalen Arbeitspunkte ermöglicht eine einfache Struktur bei derRealisierung der Arbeitspunktsteuerung, die numerisch sehr effizient basierend auf offlineberechneten Kennfeldern implementiert werden kann. Die verwendeten Kennfelderenthalten schon Informationen über Eisen-Sättigungseffekte, die auf diese Weise bei derArbeitspunktsteuerung berücksichtigt werden.

Bei der Realisierung der unterlagerten Regelungsstruktur wurden die feldorientierte Strom-regelung (FOR) und die Direct Torque Control (DTC) untersucht. Für beide Verfahrenwurde nachgewiesen, dass sie sich im Zusammenspiel mit der überlagerten Arbeitspunkt-

1. Die Schaltfrequenz wird hier als konstant bzw. unabhängig vom gewählten Arbeitspunkt angenom-men

137

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138 8 Fazit

steuerung für einen stabilen Betrieb der Gesamtregelungsstruktur sowohl im Ankerstell-wie auch im Flussschwächbereich eignen. FOR und DTC sind seit langem bekannte underprobte Verfahren zur Regelung von Drehfeldmaschinen. Die besondere Herausforderungbestand in den Randbedingungen, die sich aus der Maschinen-Umrichterkombination undder Forderung nach einem möglichst engen Betrieb an der Spannungsgrenze imFlussschwächbereich ergeben.

Eine dieser Randbedingungen ist die geringe Pulszahl im oberen Drehzahlbereich. Siemacht einen zeitdiskreten Entwurf der FOR erforderlich. Bei der Herleitung des zeitdis-kreten Modells, das dem Stromreglerentwurf zu Grunde liegt, hat es sich als vorteilhafterwiesen, zunächst die Zeitdiskretisierung im statorfesten Koordinatensystem und erst ineinem zweiten Schritt die für eine FOR nötige Park-Transformation durchzuführen.

Sowohl FOR wie auch DTC weisen prinzipielle Probleme beim Betrieb im Flussschwäch-bereich auf. Der FOR muss immer ein Mindestmaß an Spannungsreserve zugebilligt werden, damit dieFunktionalität der Stromregler, deren Stellgröße die Spannung ist, gewährleistet ist.Bei der DTC kann mit dem Flussbetrag als Regelgröße auch einfach der gewünschte Span-nungsbedarf in die Maschine eingeprägt werden. Allerdings geht die erreichbare Dynamikbeim Anregeln motorischer Drehmomente mit steigender Spannungsausnutzung imFlussschwächbereich gegen Null und die Drehmomentregelung büßt ihre Funktionalität ein.Ein weiteres Problem bei der Verwendung der DTC tritt auf, wenn im oberenFlussschwächbereich der maximal mögliche Drehmomentbetrag gestellt werden soll. Die-ser wird in Arbeitspunkten erreicht, die sich auf der MTPF-Kennlinie befinden, welche dieGrenze des Bereiches bildet, in dem die DTC stabil betrieben werden kann.

Mit unterlagerter FOR konnte durch verschiedene Maßnahmen wie der Verwendung einesSpannungs- bzw. Aussteuerungsreglers und einer geeigneten ARW-Struktur imFlussschwächbereich ein stationärer Betrieb mit einer Sollspannungsamplitude erreichtwerden, die dem Innenkreis des Hexagons entspricht, das von den 6 elementaren Span-nungszeigern aufgespannt wird. Hierbei ist das Problem aufgetreten, dass die nichtsinusför-mige EMK in Verbindung mit der geringen Pulszahl zu Störungen führt, die sich auf Grundvon Aliasing im subharmonischen Bereich bemerkbar machen und die Performanz dergesamten Regelungsstruktur empfindlich stören. Durch die Verwendung eines synchroni-sierten Pulsverfahren konnte dieses Problem gelöst und die Leistung des Antriebs drehzahl-abhängig um bis zu gegenüber dem nicht synchronisierten Pulsverfahren erhöht wer-den.

Bei der DTC konnte durch den Einsatz eines Flusskorrekturreglers im Flussschwächbereicheine gute Dynamik bei der Anregelung motorischer Drehmomente bei gleichzeitiger Mini-mierung der geschalteten Nullzeiger gewährleistet werden. Um zu verhindern, dass dieDTC-basierte Regelungsstruktur beim Stellen maximaler Drehmomentbeträge im oberenFlussschwächbereich instabil wird, war es allerdings nötig, einen Sicherheitsabstand zurMTPF-Kennlinie einzuhalten, der die Drehmomentausbeute in diesem Arbeitsbereichschmälert. Die nichtsinusförmige EMK wirkt sich störend auf die Fluss- und Drehmoment-schätzung aus, die die Performanz von DTC-basierten Regelungsstrukturen maßgeblichbestimmt.

6%

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8.2 Ausblick 139

Die Frage, welches der beiden Verfahren sich besser für die betrachtete Applikation eignet,hängt von der verwendeten Steuerungshardware ab.Unter den Randbedingungen, die durch die in Kap. 4 vorgestellten Hardware gegeben sind,konnte mit der FOR-basierten Regelungsstruktur durchweg größere Leistungen als mit derDTC-basierten Regelungsstruktur erreicht werden. Gelänge es allerdings, z.B. durch Ver-wendung des Spannungsmodells, die bei der DTC verwendete Flussschätzung robustergegenüber den Auswirkungen der nichtsinusförmigen EMK zu machen und die Abtastzeitder implementierten Hystereseregler (z.B. durch Verwendung eines FPGA) zu erhöhen, soließe sich die Performanz der DTC-basierten Regelungsstruktur mit hoher Wahrscheinlich-keit verbessern. Es bleibt aber festzuhalten, dass die DTC-basierte Regelungsstrukturgenauso wie die FOR zusätzlicher Maßnahmen bedarf, um im Flussschwächbereich einestabile Drehmomentregelung und akzeptable Drehmomentbandbreite zu gewährleisten.Darüber hinaus wird die mit der DTC erreichbare Drehmomentausbeute durch die Tatsachegeschmälert, dass die MTPF-Kennlinie die Grenze des Bereiches darstellt, in dem die DTCstabil betrieben werden kann. Die im Gegensatz zur FOR nicht konstante Schaltfrequenzdarf als ein weiterer Nachteil der DTC gelten.

Bedingt durch die kreisförmige Solltrajektorie des Flusses, die sowohl die DTC wie auchdie FOR aufweist, lässt sich bei beiden Verfahren keine Spannungsausnutzung erreichen,wie sie sich bei Grundfrequenztaktung einstellt und z.B. bei Verwendung der DSR möglichist.

8.2 Ausblick

Die Temperaturabhängigkeit der verwendeten Kennfelder wurde in dieser Arbeit nichtgezielt untersucht. Die erreichte Drehmomentgenauigkeit war zufrieden stellend. Es tratenallerdings Drehmomentfehler von bis zu bezogen auf das Solldrehmoment auf, diedurch die temperaturabhängigen Eigenschaften der verwendeten -Permanentma-gneten erklärt werden können. In Kap. 5.5 wird dargelegt, dass in Anbetracht der großenTemperaturhübe, mit denen im Motorraum eines Automobils zu rechnen ist, eine gezielteUntersuchung zur Robustheit der Drehmomentsteuerung bzw. -regelung gegenüber PM-Temperaturänderungen sinnvoll ist. Abhängig von den Ergebnissen dieser Untersuchungenist dann zu entscheiden, ob eine temperaturabhängige Korrektur der verwendeten Kenn-felder notwendig ist. Da sich die Permanentmagnete auf dem rotierenden Teil der Maschinebefinden, ist die messtechnische Erfassung der PM-Temperatur mit erheblichem Aufwandund Kosten verbunden und kommt daher allenfalls am Versuchsstand in Frage. Aus diesemGrund ist ein PM-Temperaturbeobachter wünschenswert, der aus dem Verlauf von Strömenund Spannungen Rückschlüsse auf die Permanentmagnettemperatur zulässt. VerschiedeneAnsätze zur Konzeption und Implementierung eines solchen Beobachters sind in [34]durchgeführt worden. Eine Verifikation solcher Verfahren an einer hoch ausgenutztenIPMSM steht aber noch aus.

Kommt einer Minimierung der Schaltfrequenz oder einer maximalen Ausnutzung derinstallierten Zwischenkreisspannung im Flussschwächbereich entscheidende Bedeutung zu,

4%NdFeB

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140 8 Fazit

so ist abzuwägen, ob nicht die DSR eine geeignete Regelungsstruktur ist. Ihre prinzipiellenVorteile gegenüber DTC und FOR werden in Kap. 7.6 geschildert. Im Flussschwächbereichkommt die DSR ohne Flusskorrekturregler aus. Dem Vorteil einer minimierten Schaltfre-quenz steht hier allerdings als Nachteil das Auftreten von signifikanten Spannungs- undhierdurch hervorgerufenen Stromharmonischen gegenüber. Der Wechselrichter muss indiesem Fall in der Regel so ausgelegt werden, dass er die Summe aus Grundschwingungs-amplitude und Oberschwingungsamplitude kommutieren kann [60]. Durch eine Modifikation der DSR lassen sich diese Nachteile zumindest teilweise kompen-sieren. So können bei der DSR zusätzliche Schalthandlungen durch Einführung einerzweiten Flussschwelle ausgelöst werden, was dazu führt, dass die sechs Ecken der Flusstra-jektorie „eingeklappt“ werden [60]. Der sich im stationären Betrieb einstellende Span-nungsverlauf entspricht in diesem Fall einer Dreifachtaktung. Durch die erhöhte Schaltfre-quenz und die gegenüber der Grundfrequenztaktung verminderte Spannungsausnutzungwerden die ursprünglichen Vorteile der DSR dann aber teilweise wieder aufgezehrt. Weiter-hin hat die DSR genau wie die DTC ein prinzipielles Stabilitätsproblem beim Stellen maxi-maler Drehmomente im oberen Flussschwächbereich und der strukturelle Vorteil der DSR,im Flussschwächbereich mit nur einer Regel- und Stellgröße zu arbeiten, ist im Ankerstell-bereich als struktureller Nachteil zu werten. Um die Vorteile von FOR und DSR zu verbinden, ist ein hybrides Regelungskonzept denk-bar, bei dem die FOR im Ankerstellbereich und die DSR im Flussschwächbereich zum Ein-satz kommt. Die Herausforderung bei der Umsetzung eines solchen Konzeptes bestehtsicherlich im Hin- und Herschalten zwischen beiden Regelungsstrukturen.

Forschungsbedarf besteht weiterhin hinsichtlich des Sicherheitskonzeptes im Fehlerfall desAntriebs. Auf Grund der hohen induzierten Spannungen wurde es lange Zeit vermieden,PMSM im Flussschwächbereich zu betreiben. Der gesperrte Wechselrichter verhält sich imFlussschwächbereich, wenn die aufgrund der Permanentflusses induzierte Spannung dieZwischenkreisspannung übersteigt, wie ein ungeregelter Gleichrichter, was zu einer unge-wollten Aufladung und unter Umständen zur Zerstörung des Zwischenkreises führen kann.Aus diesem Grund wird als Sicherheitskonzept häufig nicht die Umrichtersperre, sondernder dreiphasige Kurzschluss verwendet. Mindestvoraussetzung hierfür ist, dass derKurzschlussstrom zu mindestens für einige Sekunden von Maschine und Wechselrichterohne Schaden getragen werden kann. Die transienten Stromspitzen, die beim Schalten desdreiphasigen Kurzschlusses entstehen, können unter Umständen aber um ein Vielfachesgrößer als die stationären Kurzschlussströme sein. Die Stromspitzen induzieren einen hohenFluss in negativer -Richtung, dem die Permanentmagnete transient ausgesetzt sind, undder ihrer Magnetisierungsrichtung entgegengerichtet ist. Ein einfaches Modell für die Ent-wicklung von Kurzschlussströmen und -flüssen wird in [42] hergeleitet. Um zu beurteilen,inwieweit der Antrieb durch transiente Kurzschlussströme tatsächlich gefährdet ist, sindtiefer gehende Untersuchungen etwa auf Basis von FEM-Rechnungen nötig.

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Anhang A Zeitdiskrete Maschinenmodellierung

Zu den Abtastpunkten der zeitdiskret arbeitenden Regelung liegen Messwerte von Sta-torströmen und Rotorwinkel vor. Jedem Abtastpunkt lässt sich darüber hin-aus bei gegebenen Statorströmen und Rotorwinkel eindeutig ein Statorflussvektor zuordnen. Die Statorspannungen werden hingegen nicht Abtastpunkten sondern denzwischen den Abtastpunkten liegenden Abtastintervallen zugeordnet. So ist unter die mittlere Spannung während des Abtastintervalls zu verstehen, das durch die Abtast-punkte und begrenzt ist. Bild A.1 zeigt die Zuordnung der zeitdiskreten Größen zuAbtastpunkten und Abtastintervallen.

Das Diskretisierungsverfahren nach Euler 1. Ordnung angewandt auf Gl. (3.2) führt zu derzeitdiskreten Spannungsgleichung (A.1) in statorfesten Koordinaten.

(A.1)

kiαβ k[ ] εRS k[ ]

ψαβ k[ ]

uαβ k[ ]k

k k 1+

k+1k

�RS[k]

Abtastpunkte:

Abtastintervall:

�RS[k+1]

i[k] i[k+1]

�[k] �[k+1]

u[k]

Zeit

k

Bild A.1: Zuordnung zeitdiskreter Größen zuZeitpunkten und Zeitintervallen

uαβ k[ ] RSiαβ k[ ] 1Ta----- ψαβ k 1+[ ] ψαβ k[ ]–( )+=

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148 Anhang

Gl. (A.1) lässt sich physikalisch so deuten, dass die Statorspannungszeitfläche korrigiert um die Zeitfläche der ohmschen Spannungsabfälle der Änderung desStatorflussvektors entspricht. Der Diskretisierungsfehler wird Null,wenn und den Mittelwerten von Statorspannungen und ohmschen Span-nungsabfällen während des Intervalls entsprechen. Während von der PWM im Mittel während des Intervalls gestellt wird, beschreibt

die ohmschen Spannungsabfälle zum Abtastpunkt . Diese stimmen im sta-tionären Betrieb mit Drehzahl ungleich Null aber nicht mit den mittleren ohmschen Span-nungsabfällen im Abtastintervall überein, denn der Statorstromvektor rotiert im sta-tionären Betrieb mit der elektrischen Kreisfrequenz und überstreicht nach Gl. (6.10) imAbtastintervall den elektrischen Rotorwinkel . Das heißt, dass Gl. (A.1) bzgl. derohmschen Spannungsabfälle einen systematischen Fehler aufweist. Um die ohmschenSpannungsabfälle im stationären Betrieb korrekt zu berücksichtigen, muss der Sta-torstromzeiger in Gl. (A.1), der den Strom zum Abtastpunkt angibt, durch denmittleren Statorstromzeiger während des Abtastintervalls ersetzt werden. Im sta-tionären Betrieb besteht hier folgender Zusammenhang:

(A.2)

Für die feldorientierte Regelung wird Gl. (A.1) in das rotorfeste -, -Koordinatensystemtransformiert, wobei zur Vermeidung systematischer Modellierungsfehler im stationärenBetrieb der Strom zum Abtastzeitpunkt durch den mittleren Strom während des Abtastintervalls zu ersetzen ist. Bei der Park-Transformation ist zubeachten, dass bei einer Drehzahl ungleich Null die Orientierung des -, -Koordinaten-systems zum Zeitpunkt nicht mit der Orientierung zum Zeitpunkt übereinstimmt.Der Rotorwinkel überstreicht während des Abtastintervalls den Differenzwinkel

. Bild A.2 illustriert exemplarisch die Orientierung des -, -Koordinatensystemsund des Stromzeigers an zwei aufeinander folgenden Abtastzeitpunkten und .Darüber hinaus ist der mittlere Stromzeiger im Abtastintervall dargestellt.

uαβ k[ ]TaRSiαβ k[ ]Ta

ψαβ k 1+[ ] ψαβ k[ ]–uαβ k[ ] RSiαβ k[ ]

kuαβ k[ ] k

RSiαβ k[ ] k

k iαβωRS

k ΔεRS k[ ]

iαβ k[ ] kiαβ k[ ] k

iαβ k[ ] Q ΔεRS k[ ] 2⁄( )iαβ k[ ]=

d q

iαβ k[ ] k iαβ k[ ]k

d qk 1+ k

kΔεRS k[ ] d q

k k 1+ik k[ ] k

d-RichtungAbtastpunkt k

NS N

S

��RS[k]

i[k]

i[k+1]

��RS[k]��RS[k]/2

i[k]-

d-Richtung

Abtastpunkt k+1

Bild A.2: Rotorwinkel und Stromzeiger zu den Abtastpunkten und sowie mittlerer Stromzeiger im Abtastintervall

kk 1+ k

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Anhang 149

Bei der Park-Transformation der korrigierten Gl. (A.1) ins rotorfeste Koordinatensystemwerden folgende Zusammenhänge verwendet:

(A.3 a)

(A.3 b)

(A.3 c)

(A.3 d)

und es resultiert folgende zeitdiskrete Gleichung in -, -Koordinaten:

(A.4)

Der numerische Aufwand zur korrekten Berücksichtigung der ohmschen Spannungsabfälle ist signifikant. Eine zusätzliche Drehtransformation für den Stromvektor mit dem

Winkel ist erforderlich. Da der während eines Abtastintervalls überstrichene Winkel proportional zurDrehzahl ist, wirkt sich diese Drehtransformation erst im oberen Drehzahlbereich merklichaus. Hier sind die ohmschen Spannungsabfälle gegenüber den rotatorisch induzierten Span-nungen jedoch vernachlässigbar klein, so dass eine Fehlorientierung bei der Berücksichti-gung der ohmschen Spannungsabfälle kaum ins Gewicht fällt. In Gl. (A.5) wird die Vor-drehung der ohmschen Spannungsabfälle um vernachlässigt. Sie stellt einegute Näherung dar, und geht mit deutlich weniger numerischem Aufwand einher als Gl.(A.4) .

(A.5)

Gl. (A.5) entspricht Gl. (6.10) und liegt dem in Kap. 6.4 beschriebenen Stromreglerentwurfzu Grunde.

iαβ k[ ] Q εRS k[ ]( )( ) 1– idq k[ ]=

uαβ k[ ] Q εRS k[ ]( )( ) 1– udq k[ ]=

ψαβ k[ ] Q εRS k[ ]( )( ) 1– ψdq k[ ]=

ψαβ k 1+[ ] Q εRS k 1+[ ]( )( ) 1– ψdq k 1+[ ]=

d q

ψdq k 1+[ ] Q ΔεRS k[ ]( ) ψdq k[ ] Taudq k[ ] TaRSidq k[ ]–+( )

Q ΔεRS k[ ]( ) ψdq k[ ] Taudq k[ ]+( ) QΔεRS k[ ]

2-------------------⎝ ⎠⎛ ⎞TaRSidq k[ ]–

=

=

RSidq k[ ]ΔεRS k[ ] 2⁄

ΔεRS k[ ]

ΔεRS k[ ]( ) 2⁄

ψd q, k 1+[ ] Q ΔεRS k[ ]( ) ψd q, k[ ] Taud q, k[ ]+( ) TaRSid q, k[ ]–=

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150 Anhang

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Anhang B Datenblatt PM-Material

Bild B.1: Datenblatt des verwendeten Permanentmagnetmaterials

SELTENERDMAGNETE

NdFeB* 210/250 hanisotrop

WERKSTOFFDATENMagnetische Werte nach DIN IEC 60404-8-1 Mechanische Werte20

°C

150

°C

Energieprodukt(B•H)max.

typ. kJ/m3 240 190

min. kJ/m3 210 160

RemanenzBr

typ. mT 1110 980

min. mT 1050 940

Revers. Temp.-Koeff. von Br

ca.1) %/K -0,08

Koerzitiv-feldstärke HC

HcB typ. kA/m 860 750

HcB min. kA/m 800 690

HcJ typ. kA/m 2800 1300

HcJ min. kA/m 2500 1050

Revers. Temp.-Koeff. von HcJ

ca.2) %/K -0,5

Relative permanentePermeabilität μrec.

ca. 1,1

Curie-Temperatur ca. °C 350

Max. Betriebs-temperatur ca. °C 220

Magnetisierungs-feldstärke min. kA/m ~2000

20 °

C

Dichte ca. g/cm3 7,6

Härte Vickers HV 560-580

Elastizitäts-modul ca. 103N/mm2 150

Druckfestigkeit ca. N/mm2 1000

Biegefestigkeit ca. N/mm2 250

Längenausdehn.-Koeffizient

q. V.3)

i. V.4)

ca.10-6/K

-15

Spez. elektr.Widerstand ca. 10-6Ωm 1,6

Spez.Wärmekapazität ca. J/(kg•K) 440

Wärme-leitfähigkeit ca. W/mK 8

1) Im Temperaturbereich von 20 °C bis 100 °C.2) Zu höheren Temperaturen wird der Temperaturkoeffizient betragsmäßig kleiner.3) q. V. = quer zur Vorzugsrichtung.4) i. V. = in Vorzugsrichtung.* Lizenzgeber NEOMAX Co. Ltd.

151

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152 Anhang

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Anhang C Vorsteuerung von Kreuzsättigungseffekten

Die Statorspannungsgleichung in zeitkontinuierlicher Form ist gegeben durch:

(C.1)

Geht man wie in Gl. (3.18) davon aus, dass der Flusszeiger eine Funktion des Stromzeigersist, so kann unter Verwendung von Gl. (3.19) folgende Linearisierung im Arbeitspunkt vorgenommen werden:

(C.2)

Die differentielle Induktivitätsmatrix kann in einen Diagonal- und einen Nebendiagonalteilzerlegt werden. Der Diagonalanteil enthält die Selbstinduktivitäten und der Nebendiago-nalanteil die Kreuzkoppelinduktivitäten. Die auf die dynamische Kreuzkopplung zurückge-henden Spannungen sind hierbei durch Gl. (C.3) gegeben.

(C.3)

Für eine Kompensation der Kreuzkoppelanteile muss der Spannungsvektor amReglerausgang vorgesteuert werden. Die hierzu notwendige Ableitung des Stromzeigers lässt sich bei einer zeitdiskret arbeitenden Regelung mit der Abtastzeit durch Umstel-lung von Gl. (6.12) modellieren. Für die zeitdiskrete Ableitung des Stromzeigers resultiertGl. (C.4). Werden die stromabhängigen Kreuzkoppelinduktivitäten aus Gl. (C.3) in Kenn-feldern vorgehalten, so lassen sich auf Basus von Gl. (C.3) und Gl. (C.4) die dynamischenKreuzsättigungseffekte vorsteuern.

udq uind rot dq,,– RSidq ψ· dq+=

idq

ψ· dqψ· d

ψ· q

id∂∂ψd

iq∂∂ψd

id∂∂ψq

iq∂∂ψq

i·di·q

Ldd diff, Ldq diff,

Lqd diff, Lqq diff,

i·di·q

= = =

udq vor KK,,ud vor KK,,

uq vor KK,,

0 Ldq diff,

Lqd diff, 0i·di·q

= =

udq vor KK,,i·dq

Ta

153

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154 Anhang

(C.4)idq k 1+[ ] idq k[ ]–

Ta------------------------------------------- Ldq

1– RSidq k[ ] Ldq1– Q ΔεRS k[ ]( )udq k[ ]

Ldq1–– Q ΔεRS k[ ]( )uind rot dq,, k[ ]

+–=

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Anhang D Zeitdiskretes Streckenmodell

Bild D.1 zeigt die Lage der Eigenwerte der Systemmatrix aus Gl. (6.3) des zeitkontinu-ierlichen Systems für Drehzahlen vom Stillstand bis zur maximalen Drehzahl von

. Weiterhin ist der zulässige Bereich für die Eigenwerte dargestellt, in dem alleEigenwerte des zeitkontinuierlichen Systems liegen müssen, damit eine Diskretisierung mitdem Euler-Verfahren 1. Ordnung bei einer Abtastzeit zu einem stabilen zeit-diskreten Modell führt.

A

6000 min 1–

Ta 100 μs=

−2000 0

−5000

0

5000

Imag

inär

teil

/ s−

1

Realteil / s−1

1/Ta

−1/Ta

→ n=3060 min−1

←n=6000 min−1

Bild D.1: Drehzahlabhängige Lage der Eigenwerte des zeitkontinuierlichen Systems

155

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156 Anhang

Die beiden Eigenwerte und der Systemmatrix sind gegeben durch:

(D.1)

Bild D.2 bis Bild D.4 zeigen Simulationsrechnungen, in denen das zeitkontinuierlich simu-lierte Maschinenmodell mit den beiden zeitdiskreten Maschinenmodellen „disc1“ und„disc2“ verglichen wird. Das Modell „disc1“ geht auf die Diskretisierung des durch dieGleichungen (6.2) bzw. (6.3) gegebenen, zeitkontinuierlichen, rotororientierten Maschinen-modells mit dem in Gl. (6.6) beschriebenen Diskretisierungsverfahren nach Euler 1. Ord-nung zurück. Das Modell „disc2“ ist das durch Gl. (6.11) gegebene Modell, bei dessen Her-leitung zunächst das durch Gl. (3.2) gegebene, zeitkontinuierliche, statororientierteMaschinenmodell diskretisiert und erst in einem zweiten Schritt das zeitdiskret vorliegendeModell ins rotorfeste Koordinatensystem transformiert wird.

Die Maschinenmodelle werden in den Simulationsrechnungen bei unterschiedlichen Dreh-zahlen mit sprungförmigen Änderungen der Spannungskomponenten und beauf-schlagt. Den in Bild D.2 dargestellten Simulationsrechnungen liegt eine Drehzahl von

zu Grunde. Es zeigt sich, dass im unteren Drehzahlbereich beide zeitdiskretenMaschinenmodelle das zeitkontinuierliche System relativ genau abbilden. Mit steigenderDrehzahl verschlechtert sich allerdings die Genauigkeit des zeitdisktreten Modells „disc1“erheblich. Aus Bild D.1 geht hervor, dass die Stabilitätsgrenze dieses Modells bei eineDrehzahl von ca. erreicht wird, was durch die in Bild D.3 dargestellte Simula-tionsrechnungen bei dieser Drehzahl bestätigt wird. Das durch Gl. (6.11) gegebene zeitdis-krete Modell „disc2“ beschreibt das System bis zur maximalen Drehzahl von hinreichend genau, was durch die in Bild D.4 dargestellten Simulationsrechnungen bestätigtwird.

s1 s2 A

s1RS Ld Lq+( )–

2LdLq-------------------------------

RS2Lq

2 2RS2LdLq Ld

2RS2 4Ld

2Lq2ωRS

2–+–2LdLq

----------------------------------------------------------------------------------------------+=

s2RS Ld Lq+( )–

2LdLq-------------------------------

RS2Lq

2 2RS2LdLq Ld

2RS2 4Ld

2Lq2ωRS

2–+–2LdLq

----------------------------------------------------------------------------------------------–=

ud uq

1000 min 1–

3060 min 1–

6000 min 1–

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Anhang 157

0 0.01 0.02 0.03

−10

−5

0u d /

V

0 0.01 0.02 0.03

0

5

10

u q / V

0 0.01 0.02 0.03−220

−200

−180

−160

−140

−120

i d/A

id

id,disc1

0 0.01 0.02 0.03

−60

−40

−20

0

i q/A

iq

iq,disc1

0 0.01 0.02 0.03

−200

−180

−160

−140

i d/A

t/s

id

id,disc2

0 0.01 0.02 0.03

−60

−40

−20

0i q/A

t/s

iq

iq,disc2

Bild D.2: Simulationsrechnungen bei einer Drehzahl von 1000 min 1–

0 0.01 0.02 0.03

−10

−5

0

u d / V

0 0.01 0.02 0.03

0

5

10

u q / V

0 0.01 0.02 0.03

−400

−200

0

i d/A

id

id,disc1

0 0.01 0.02 0.03

−200

0

200

i q/A

iq

iq,disc1

0 0.01 0.02 0.03

−210

−200

−190

−180

−170

i d/A

t/s

id

id,disc2

0 0.01 0.02 0.03

−20

−10

0

i q/A

t/s

iq

iq,disc2

Bild D.3: Simulationsrechnungen bei einer Drehzahl von 3060 min 1–

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158 Anhang

0 0.01 0.02 0.03

−10

−5

0

u d / V

0 0.01 0.02 0.03

0

5

10

u q / V

0 0.01 0.02 0.03

−205

−200

−195

−190

−185

−180

i d / A

t/s

id

id,disc2

0 0.01 0.02 0.03

−10

−5

0

i q / A

t/s

iq

iq,disc2

Bild D.4: Simulationsrechnungen bei der maximalen Drehzahl von 6000 min 1–

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Anhang E DTC-Schalttabelle

Tabelle E.1 DTC-Schalttabelle ohne Verwendung von Nullzeigern

Sektor I

Sektor II

Sektor III

Sektor IV

Sektor V

Sektor VI

I

u2

u7,u8

u6u5

u4

u3

u1

IIIII

IV

V VI

Bild E.1: Elementare Spannungszeiger und Sektoren für die DTC

T· 0> T· 0<ψ· 0> u2 u6

ψ· 0< u3 u5

ψ· 0> u3 u1

ψ· 0< u4 u6

ψ· 0> u4 u2

ψ· 0< u5 u1

ψ· 0> u5 u3

ψ· 0< u6 u2

ψ· 0> u6 u4

ψ· 0< u1 u3

ψ· 0> u1 u5

ψ· 0< u2 u4

159

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160 Anhang

Tabelle E.2 DTC-Schalttabelle unter Verwendung von Nullzeigern für

Tabelle E.3 DTC-Schalttabelle unter Verwendung von Nullzeigern für

für ,

Sektor I

Sektor II

Sektor III

Sektor IV

Sektor V

Sektor VI

für

Sektor I

Sektor II

Sektor III

Sektor IV

Sektor V

Sektor VI

T· 0>T· 0< ωRS 0<

ψ· 0≈ψ· 0> u2 u7 u8,

ψ· 0< u3 u7 u8,

ψ· 0> u3 u7 u8,

ψ· 0< u4 u7 u8,

ψ· 0> u4 u7 u8,

ψ· 0< u5 u7 u8,

ψ· 0> u5 u7 u8,

ψ· 0< u6 u7 u8,

ψ· 0> u6 u7 u8,

ψ· 0< u1 u7 u8,

ψ· 0> u1 u7 u8,

ψ· 0< u2 u7 u8,

nmech 0>

T· 0> ωRS 0<ψ· 0≈ T· 0<

ψ· 0> u7 u8, u6

ψ· 0< u7 u8, u5

ψ· 0> u7 u8, u1

ψ· 0< u7 u8, u6

ψ· 0> u7 u8, u2

ψ· 0< u7 u8, u1

ψ· 0> u7 u8, u3

ψ· 0< u7 u8, u2

ψ· 0> u7 u8, u4

ψ· 0< u7 u8, u3

ψ· 0> u7 u8, u5

ψ· 0< u7 u8, u4

nmech 0<