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WIRTSCHAFTSTRENDS INDIEN JAHRESMITTE 2015

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WIRTSCHAFTSTRENDSINDIENJAHRESMITTE 2015

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3Germany Trade & Invest www.gtai.de

1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick 4

Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts 4Investitionen 5Außenhandel 9

2 Branchen im Überblick 10

Maschinen- und Anlagenbau 10Kfz-Industrie 11Chemie 11Bauwirtschaft 11Elektrotechnik/Elektronik 11Informations- und Kommunikationstechnik 12Umwelttechnik 12Medizintechnik 12Nahrungsmittelverarbeitung 13Verpackungsindustrie 13Energiewirtschaft/Solarenergie 13

Indien - Jahresmitte 2015

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4 Wirtschaftstrends

Indien - Jahresmitte 2015

Mumbai (gtai) - Die Stimmung in Indiens Wirtschaft hat sich seit dem Regierungswechsel im Mai 2014deutlich gebessert. Das reale BIP-Wachstum 2014/15 ist nach einer Statistikrevision auf 7,1% angestiegen.Die künftige wirtschaftliche Entwicklung wird davon abhängen, inwieweit die Regierung die angekün-digten Reformen durchsetzen kann. Die Wirtschaft hofft auf Verbesserungen bei der Landakquisition,bei der Erteilung von Baugenehmigungen, beim Ausbau der Infrastruktur sowie bei der Rohstoffversor-gung.

1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick

Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts

Indiens Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte im Finanzjahr 2014/15 (1.4. bis 31.3) um 7,1% zu, nachdem esim letzten Quartal des Kalenderjahres 2014 noch 5,3% betrug. Allerdings deutet dieser Zuwachsnicht auf eine drastische Beschleunigung des Wirtschaftswachstums hin, sondern ist vor allem aufeine Statistikrevision zurückzuführen. Bislang galt das Haushaltsjahr 2004/05 als Bezugsjahr. Fürdie neue Berechnungsgrundlage wird das Finanzjahr 2011/12 herangezogen. Weiterhin wird zurErmittlung des BIP auch der informelle Sektor, in dem rund 90% aller Arbeitnehmer beschäftigtsind, stärker als bisher berücksichtigt. Im Ergebnis sorgte die neue Berechnungsgrundlage zu ei-ner Anhebung des BIP um circa zwei Prozentpunkte.

Allerdings korreliert dieses nach der Revision sehr optimistische Wachstum nicht mit anderen ma-kroökonomischen Indikatoren. Die indische Industrieproduktion hat im März 2015 an Dynamikverloren. Der Index der industriellen Produktion (IIP) ist von circa 5,0% im Februar auf 2,1% im Märzzurückgegangen. Der Rückgang ist vor allem auf die schwache Produktion von Verbrauchsgüternzurückzuführen. Im produzierenden Gewerbe ergab sich im März ein leichter Zuwachs um 2,3%.

Indien - Jahresmitte 2015

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5Germany Trade & Invest www.gtai.de

Der Ausstoß des Bergbausektors legte nur geringfügig um 0,9% im Vergleich zur Vorjahresperiodezu. Der Einkaufsmanager-Index der Hongkong und Shanghai Banking Group Corporation (HSBC)notierte im April 2015 für das produzierende Gewerbe einen Rückgang um 1,5% im Vergleich zumMärz 2014.

Quellen: Internationaler Währungsfonds; Bundesbank; Statistisches Bundesamt; Mai 2015

Die Prognose für das Wirtschaftswachstum im kommenden Finanzjahr 2015/16 beläuft sich lautdes indischen Finanzministeriums auf 8,0 bis 8,5%. Einer Prognose der Weltbank zufolge soll imJahr 2017 Indiens Wirtschaft schneller wachsen als die der VR China.

Bereits 2014/15 hatte Indien ein etwas höheres Wachstum erreicht als China. Die Regierung Modikann jetzt darauf verweisen, dass Indien noch vor Ablauf ihres ersten Amtsjahres ein höheresWachstum als der wirtschaftliche Rivale China erreichte. Das ist symbolisch vielleicht bedeutend,aber ökonomisch wegen des Basiseffekts nicht ausschlaggebend.

Die hohe Inflation (Konsumentenpreisindex 2013/14: +9,5%) ist im April 2015 - unter anderem auf-grund fallender Rohölpreise - deutlich auf 4,9% gesunken. Es ist der niedrigste Wert seit vier Mona-ten. Die Verbraucherpreisinflation beträgt 5,1% und fällt damit um einen Prozentpunkt geringeraus als in der Vorjahresperiode. Experten zufolge wird die Inflation langfristig wieder ansteigen,da strukturelle Ursachen der Preissteigerung wie etwa die überkommene Agrarpolitik weiterhinbestehen bleiben.

Anfang Mai ist der SENSEX in Mumbai um 0,4% zurückgegangen. Hauptursache ist vor allem dieschwache Währungsentwicklung. Die indische Währung bewegt sich infolge hoher Risikokapital-abflüsse mit 63,55 indischen Rupien gegenüber dem US Dollar auf dem niedrigsten Stand seit Mitte2013. Erstmals seit Langem haben ausländische Investoren in den letzten Wochen Kapital aus In-dien abgezogen. Mitte Mai 2015 konnte sich der SENSEX wieder leicht erholen.

Investitionen

Seit dem Amtsantritt des Premierministers Modi Ende im Mai 2014 ist in Indien eine eher schritt-weise konjunkturelle Erholung zu verzeichnen. Die Stimmung der Wirtschaft hat sich insgesamtseit dem Regierungswechsel deutlich gebessert. Die ausländischen Direktinvestitionen (Foreign

Wirtschaftliche EckdatenIndikator 2013 2014 Vergleichsdaten

Deutschland 2014BIP (nominal, Mrd. US$) 1.877 2.048 3.858BIP pro Kopf ($) 1.509 1.626 46.812Bevölkerung (Mio.) 1.243 1.243 80,9Wechselkurs (Jahresdurchschnitt,1 US$ = indische Rupien, iR)

58,67 72,1 -

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6 Wirtschaftstrends

Indien - Jahresmitte 2015

Direct Investment, FDI) lagen von April 2014 bis Februar 2015 mit 28,8 Mrd. $ rund 39% höher als inder Vorjahresperiode.

Die internationale Wirtschaft blickt mit neuem Interesse auf den Subkontinent. Indische Unter-nehmer sind bezüglich der wirtschaftlichen Zukunft sehr optimistisch, investieren jedoch weiter-hin nur bedächtig. Sinkende Rohölpreise und die vergleichsweise moderaten Inflationszahlen -bieten ausreichenden Spielraum für Leitzinssenkungen durch die indische Notenbank. Das dürfteden indischen Unternehmen mehr Möglichkeiten für Investitionen geben und die Konjunkturweiter beleben.

Indien erreichte 2015 in einem Ranking der Weltbank die Position 142 von 189 gelisteten Ländern.In dem jährlichen Report „Ease of Doing Business“ untersucht die Organisation verschiedeneAspekte, die für die Gründung eines Betriebes von Bedeutung sind. Dabei wird beispielsweise be-schrieben, welche Hürden Firmen bei Niederlassungen oder Erweiterungen in den Weg gestelltwerden.

Asiens drittgrößte Volkswirtschaft fiel im Vergleich zu 2014 geringfügig um zwei Plätze zurück.China liegt 50 Plätze vor Indien. Im Durchschnitt brauchen Unternehmer 27 Tage, um in dem süd-asiatischen Land ihr Geschäft zu eröffnen - im Vergleich dazu benötigen Firmen in Singapur nurzweieinhalb Tage. Die herstellende Industrie trägt in Indien lediglich 16% zum BIP bei, für China be-trägt dieser Wert 34% und für Korea (Rep.) 31%.

Im Rahmen der „Make in India“-Kampagne wirbt die Regierung - vor allem im verarbeitenden Ge-werbe - für Investitionen. Um die Rahmenbedingungen für Unternehmen zu verbessern und in- so-wie ausländische Investitionen anzuziehen, soll das Landerwerbsrecht überarbeitet und die Infra-struktur rasch ausgebaut werden. Die Vereinfachung von Genehmigungsprozessen und Arbeits-gesetzgebung wurde bereits angestoßen. Die Kreditkosten sind allerdings nach wie vor hoch. Dieabnehmende Inflation könnte jedoch Raum für Zinssenkungen bieten und sich positiv auf Investi-tionen auswirken.

Daten des Analyseinstituts Centre for Monitoring Indian Economy (CMIE) zeigen 2.022 neu ange-kündigte Projekte für 2014/15 im Wert von rund 10,2 Bill. indischen Rupien (iR; rund 137,8 Mrd.Euro; 1 Euro = 72,57 iR - Wechselkurs: 14.5.15). Die Anzahl ist im Vergleich zur Vorjahresperiode umcirca 13% angestiegen. Parallel legten Staat und Privatunternehmen 608 Vorhaben auf Eis oder ga-ben sie vollständig auf.

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7Germany Trade & Invest www.gtai.de

Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen; Mai 2015

Ausgewählte GroßprojekteProjektbezeichnung Investitions-

summeProjektstand Anmerkung

Industriekorridor Delhi-Mumbai (DMIC)

90 Mrd. $ Projekt im Septem-ber 2011 von Regie-rung freigegeben,erste Projekte lau-fen an

Department of Industrial Poli-cy and Promotion (DIPP):www.dipp.nic.in; Delhi Mum-bai Industrial Corridor Deve-lopment Corporation(DMICDC): www.dmicdc.com

Bengaluru Mumbai Eco-nomic Corridor (BMEC)

k.A. Machbarkeitsstu-die wird erstellt

Korridor über etwa 1.000 kmLänge geplant; verantwort-lich für Durchführung istDMICDC: www.dmicdc.com,weitere Informationen unterhttp://dipp.nic.in/English/Schemes/bmec/bmec.aspx

100 Smart Cities zunächst70 Mrd.,

später350 Mrd. iR

pro Jahr

Angekündigt Konzeptpapier veröffentlicht,Kooperationen mit Partner-ländern geplant; Ministry ofUrban Development:http://moud.gov.in

534 km Hochgeschwin-digkeitsbahntrasseMumbai-Ahmedabad

630 Mrd. iR Machbarkeits-studie läuft

Weitere Hochgeschwindig-keitskorridore (DiamondQuadrilateral) geplant;Ministry of Railways:www.indianrailways.gov.in

Green Energy Corridors k.A. Ausschreibungs-phase

Übertragungskorridore fürStrom aus erneuerbaren Ener-gien; u.a. von KfW finanziertProjekte bis 1 Mrd. Euro; ver-antwortlich u.a. Power GridCorporation of India: www.po-wergridindia.com; Ausschrei-bungen auf Internetseite vonGermany Trade & Invest

Ausbau Solarkraftkapa-zitäten bis 2024

100 Mrd. $ Angekündigt Erhöhung der Kapazitäten von2,5 auf 100 GW anvisiert; Mi-nistry of New and RenewableEnergy: www.mnre.gov.in

National Gramin AwaasMission (staatlichesWohnungsbauprogrammfür ländliche Regionen)

3,45 Bill. iRbis 2022

Angekündigt Ministry of Rural Develop-ment:(ttp://rural.nic.in

Digital India 1,13 Bill. iRbis 2019

Angekündigt Alle Dörfer sollen an dasBreitbandinternet ange-schlossen werden und staatli-che Dienstleistungen onlineabrufbar sein; Ministry ofElectronics & InformationTechnology: http://deity.gov.in

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8 Wirtschaftstrends

Indien - Jahresmitte 2015

Potenzielle Investoren und Unternehmen, die nach Indien exportieren wollen, sollten bei ihrerEntscheidung über den Markteintritt das Stärken-Schwächen-Profil des Standorts und die damitverbundenen Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) berücksichtigen:

Konsum

Der private Konsum legte 2014/15 mit real 5,1% langsamer zu als in den Vorjahren. Die Stimmungder Verbraucher hat sich nach den Wahlen etwas aufgehellt, wenn auch nicht im selben Maße wiein der Wirtschaft.

Gemessen am Nielsen Consumer Confidence Index liegt die indische Kauflaune immer noch an derSpitze von 60 betrachteten Ländern. Die positive Wirtschaftsstimmung sowie die niedrigen Infla-tionsrate spiegeln sich in der Konsumneigung der indischen Bevölkerung wider.

Mehr als 60% der von Nielsen Befragten gaben an, ihre Ausgaben zu erhöhen. Mehr als die Hälftemöchte Geld für neue Technologien ausgeben. Mehr als 80% der Befragten ist zufrieden mit der ei-genen Arbeitssituation beziehungsweise mit den Möglichkeiten, einen neuen Job zu finden. Ex-perten rechnen mit einer Preissteigerung bei Nahrungsmitteln. Dies könnte in den nächsten Mo-naten für einen Konsumrückgang sorgen.

Die Entwicklung beim Absatz von Ver- und Gebrauchsgütern bleibt abzuwarten. Größere Anschaf-fungen dürften davon abhängen, ob das derzeit hohe Zinsniveau in absehbarer Zeit abgesenktwird. Verkäufe von Pkw haben zuletzt nach langer Durststrecke wieder leicht angezogen und pro-fitieren von den fallenden Benzin- und Dieselpreisen.

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9Germany Trade & Invest www.gtai.de

Außenhandel

Indien importierte im Finanzjahr 2014/15 Waren im Wert von 447,6 Mrd. $ und damit 0,6% wenigerals in der Vorjahresperiode. Hauptursache für den Rückgang ist die schwache Rupie, die die Einfuh-ren für die lokalen Unternehmen verteuerte. Indiens Exporte sind 2014/15 im Vergleich zur Vorjah-resperiode um 1,2% auf umgerechnet 310,5 Mrd.$ zurückgegangen. Das Handelsbilanzsaldo be-trägt rund 137,0 Mrd. $.

Deutschland lieferte im Kalenderjahr 2014 laut UN-Comtrade Waren im Wert von 12,7 Mrd. $ nachIndien und damit 1,6% weniger als 2013. Im Vergleich zu 2012 sind die Exporte nach Indien sogar um13,6% gesunken. Etwa ein Drittel der deutschen Warenexporte nach Indien sind Maschinen undAnlagen. Die gedämpfte Investitionstätigkeit und verzögerte Projektumsetzung wirken sich des-halb besonders negativ auf die deutschen Ausfuhren aus.

Quellen: Department of Commerce sowie Export Import Data Bank, Directorate General of Foreign Trade, Ministry of Commerce & Industry, Mai2015

Deutschland ist Indiens größter Handelspartner in der Europäischen Union (EU). Das Volumen desdeutsch-indischen Handels hat sich der deutschen Außenhandelsstatistik zufolge in den letztenzehn Jahren mehr als verdreifacht. Allerdings war der bilaterale Außenhandelsumsatz in den letz-ten drei Jahren rückläufig. Die Verhandlungen über das geplante Freihandelsabkommen zwi-schen der EU und Indien sind ins Stocken geraten, und ein Abschluss erscheint ungewiss.

Das mit Abstand wichtigste Lieferland ist China. Mehr als ein Zehntel der Gesamteinfuhren Indiensentfallen auf das Reich der Mitte. Chinesische Waren gewinnen insbesondere in den preissensiti-ven indischen Käuferschichten rasant an Bedeutung und holen auch qualitativ auf. Die Top-Ten-Lieferländer 2014 waren China, Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate (VAE), USA, Schweiz,Irak, Kuwait, Katar, Indonesien und Nigeria. Deutschland lag auf Rang 12 der Lieferländer, zählt je-doch seit Jahren zu den wichtigsten Lieferanten, wenn die Energie- und Goldimporte unberück-sichtigt bleiben.

Indiens Importabhängigkeit bei Erdöl ist hoch - über ein Drittel der indischen Einfuhren entfällthierauf - und die entsprechenden Lieferländer sind traditionell im Ranking hoch positioniert. Hin-zu kommt Indiens Vorliebe für Gold, die das Land zu einem der größten Importeure des Edelmetallsweltweit macht. Gold wird vor allem aus der Schweiz, aber auch aus den VAE und USA geliefert.

Außenhandel Indiens (in Mio. US$; nominale Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in %)2013/14 2014/15 Veränderung

Importe 450.213 447.548 -0,6Exporte 314.405 310.533 -1,23Handelsbilanzsaldo -135.792 -137.014 0,8

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10 Wirtschaftstrends

Indien - Jahresmitte 2015

Quellen: UN-Comtrade, Berechnungen Germany Trade & Invest, November 2014

2 Branchen im Überblick

Der wichtigste Wirtschaftszweig Indiens gemessen am Beitrag zum BIP ist der Dienstleistungssek-tor mit rund 57% (2014/15). Auf die Industrie entfallen 25% und auf den Primärsektor, das heißt Berg-bau, Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft, 18%. Die Agrarwirtschaft ist trotz ihrer geringen Wirt-schaftskraft von zentraler Bedeutung für das Land, da mehr als die Hälfte der Bevölkerung ihr Ein-kommen direkt aus der Landwirtschaft beziehen.

Maschinen- und Anlagenbau

Der indische Maschinen- und Anlagenbau hat an Dynamik in der Industrie verloren. Der IIP hatnach einer Wachstumsphase, das erste Mal nach fünf Monaten einen Rückgang erlitten. Währendder IIP im Februar 2015 noch 5,0% betrug, ist dieser im März 2015 auf 2,8% abgerutscht. Das produ-zierende Gewerbe und der Ausstoß des Bergbausektors sind im Vergleich zur Vorjahresperiode nurmarginal besser ausgefallen. Die Investitionstätigkeit der Firmen ist insgesamt aber nach wie vorverhalten. Finanzierungskosten bleiben hoch, und wichtige Projekte, beispielsweise in der Infra-struktur, müssen erst wieder angeschoben werden. Der Stillstand schlug sich 2014/15 in der rück-läufigen Produktion von Maschinen und Anlagen nieder.

Einfuhr nach Warengruppen (in Mio. US$; Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in %)SITC Warengruppe 2013 2014 Veränderung0 Nahrungsmittel/lebende Tiere 6.153,1 7.576,6 23,15 Chemische Erzeugnisse 44.567,4 48.308,1 8,4.51 Organische Chemikalien 15.724,3 17.236,3 9,6.54 Arzneimittel 3.061,3 3.193,3 4,3.57 Kunststoffe in Primärformen 7.810,9 9.403,5 20,46 Vorerzeugnisse 57.111,1 59.539,2 4,3.67 Eisen/Stahl 8.365,2 9.760,9 16,77 Maschinen und Fahrzeuge 75.906,3 74.596,5 -1,7.71 Kraftmaschinen 4.935,0 4.641,2 -6,0.72 Arbeitsmaschinen 7.628,2 7.258,1 -4,9.74 Maschinen für verschiedeneZwecke

10.580,0 10.727,9 1,4

.77 Elektrische Maschinen 12.930,8 12.177,1 -5,8

.78 Kraftfahrzeuge 4.520,9 4.785,6 5,98 Fertigerzeugnisse 13.693,3 14.932,4 9,0.87 Mess-, Prüf- und Kontrollin-strumente, -apparate und -geräte

5.208,2 5.498,3 5,6

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Kfz-Industrie

Die indische Kfz-Industrie erholt sich in einzelnen Segmenten langsam vom starken Rückgang derInlandsnachfrage im vergangenen Finanzjahr 2014/15. Der Verkauf von Pkw legte um 3,9% zu, dervon motorisierten Zweirädern setzte seinen kräftigen Wachstumskurs mit 8,1% fort. Nutzfahrzeu-ge hingegen befinden sich nach wie vor in einer tiefen Krise. Der Inlandsabsatz ging um 2,8% zu-rück. Das schwache Wirtschaftswachstum, der geringe Output der Industrie sowie die schleppen-de Umsetzung von Infrastrukturprojekten gepaart mit dem hohen Zinsniveau trüben nach wie vordie Marktaussichten für Kfz-Hersteller und -Zulieferer. Die Krise wird so lange anhalten, bis sich In-diens Rahmenbedingungen für die Fahrzeugindustrie deutlich verbessern.

Chemie

Indien ist der drittgrößte Produzent von Chemikalien in Asien. Das Marktvolumen des Sektors wirdauf 118 Mrd. $ geschätzt. Im Finanzjahr 2014/15 trägt die indische Chemieindustrie 7% zum BIP und13% zur indischen Industrieproduktion bei. In den nächsten fünf Jahren rechnen die Analysten miteiner durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (Compound Annual Growth Rate; CAGR) von8%. Die Wachstumsaussichten bleiben positiv. Das Marktvolumen soll bis 2018 auf 173 Mrd. $ anstei-gen. Indien führte im Jahr 2014 chemische Erzeugnisse (SITC 51 bis 59) im Wert von 48,3 Mrd. $(+8,3%) ein. Deutschland zählt nach China und USA zu den wichtigsten Lieferländern, verlor in denletzten Jahren jedoch Marktanteile.

Bauwirtschaft

Die Bauwirtschaft entwickelt sich weiter schwach. Das Wachstum 2013/14 betrug lediglich 1,6 nach1,1% im Vorjahreszeitraum. Zu Beginn des laufenden Finanzjahres war auf der niedrigen Basis je-doch ein Trend nach oben zu verzeichnen. Die nach wie vor unsicheren Aussichten, hohe Kapital-kosten, Probleme beim Zugang zu Krediten sowie schleppende Genehmigungsprozesse wirktensich zuletzt negativ auf alle Baubereiche aus. Die weitere Entwicklung wird stark davon abhängen,ob die Regierung ins Stocken geratene Infrastrukturprojekte anschieben kann und die Industriewieder stärker investiert. Erste positive Ansätze sind sichtbar. Im Wohnungsbau besteht weiterhinein hoher Bedarf, insbesondere an günstigen Objekten. Die Bedingungen für FDI wurden hier kürz-lich gelockert.

Elektrotechnik/Elektronik

Die Nachfrage nach elektronischen Geräten soll von schätzungsweise 80 Mrd. 2012 auf 400 Mrd. $im Jahr 2020 steigen. Noch wird der Bedarf mit rund 60 bis 70% überwiegend durch Importe ge-deckt. Diese steigen deutlich schneller als die lokale Produktion, die überwiegend nur eine geringeWertschöpfung aufweist. Die neue Regierung will das bestehende Förderprogramm, das die un-terentwickelte Elektronikindustrie wettbewerbsfähiger machen soll, noch erweitern. Dieses siehtden Aufbau von Produktionsclustern, Forschung und Entwicklung vor, insbesondere mit Hilfe aus-ländischer Investoren. Engagements in Höhe von 146 Mrd. iR wurden bereits angekündigt. Auf-

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12 Wirtschaftstrends

Indien - Jahresmitte 2015

grund der schlechten Konjunktur haben die Hersteller momentan allerdings mit einer schwachenindustriellen und privaten Nachfrage zu kämpfen.

Informations- und Kommunikationstechnik

Die indische IT-BPM-Industrie befindet sich weiterhin auf einem Wachstumspfad und erzielte2014/15 ein Umsatzplus von 13% auf 146 Mrd. $. Das größte Segment ist die IT-Dienstleistung, die fürcirca 46% der Umsätze steht. Die Branche ist stark exportorientiert (73%) und profitiert von der Ver-besserung der Wirtschaftslage in Europa und den USA. Es wurden Waren und Dienstleistungen imWert von 98 Mrd. $ exportiert. Auch im Inland erwartet der IT-Fachverband Nasscom kräftige Zu-wachsraten, angetrieben von einer steigenden Nachfrage nach Hard- und Software. Für eine kräf-tige Dynamik sorgen eine zunehmende Marktreife, eine stärkere Anpassung der Produkte undDienstleistungen an den lokalen Markt sowie wachsende IT-Ausgaben der öffentlichen Hand.Nasscom prognostiziert für 2015/16 ein Umsatzplus von 12%.

Umwelttechnik

Indien will seine mangelhafte Wasserver- und Abwasserentsorgung verbessern. Der Investitions-bedarf allein in der städtischen Trinkwasserversorgung bis 2031 wird auf durchschnittlich160 Mrd. iR pro Jahr beziffert. Im Rahmen der angekündigten „Clean Ganga Mission“ soll der Reini-gung von Gewässern künftig größere Bedeutung beigemessen werden. In der Abfallentsorgungbesteht ebenfalls dringender Handlungsbedarf. Diese wickelt größtenteils der unorganisierte Sek-tor ab. Besonders im Bereich Recycling von E-Waste, Papier und Kunststoff sowie der Entsorgungvon Sondermüll herrscht großer Nachholbedarf. Aufgrund knapper öffentlicher Kassen will Indienstärker auf privatwirtschaftliches Engagement setzen. Bei Planung und Technologie ist das Landauf ausländisches Know-how angewiesen.

Medizintechnik

Die Gesundheitsbranche in Indien entwickelt sich rasant und wird für eine steigende Nachfragenach Medizintechnik sorgen. Von den Zuwächsen werden vor allem ausländische Hersteller profi-tieren, da die Importabhängigkeit bei Medizintechnik mit 80% groß ist. Der Privatsektor ist die trei-bende Kraft hinter der Modernisierung des Gesundheitssektors. Er investiert in Spitzentechnik, umden steigenden Ansprüchen zahlungskräftiger Patienten gerecht zu werden. Gleichzeitig sind fürdie nächsten Jahre der Bau weitere Krankenhäuser und Kliniken geplant. Es sollen ambulante Ge-sundheitszentren zur allgemein- und zahnmedizinischen Versorgung sowie spezialisierte Einrich-tungen zur Krebsdiagnose und -behandlung errichtet werden.

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Nahrungsmittelverarbeitung

Indien ist einer der größten Nahrungsmittelhersteller weltweit. Das Marktvolumen der Lebensmit-telindustrie lag im Jahr 2014 bei 41,3 Mrd. $. Der Bedarf an Nahrungsmittel- und Verpackungsma-schinen wird vor allem von der wachsenden Nachfrage nach verarbeiteten Lebensmitteln voran-getrieben. Die indische Regierung hat den Ausbau der Nahrungsmittelverarbeitungsindustrie zurPriorität erklärt und hat den Sektor in die „Make in India“ Kampagne integriert. In den nächstenJahren sollen umgerechnet rund 960 Mio. $ in diese Branche investiert werden. Es werden verstärktInvestitionen der großen Lebensmittelhersteller in Kühlhäuser und Lagerkapazitäten sowie inMaschinen zur Verarbeitung und Verpackung erwartet. Mehr als 10 Mio. Menschen werden in derBranche beschäftigt.

Verpackungsindustrie

Das Entwicklungspotenzial in Indiens Verpackungsindustrie ist groß. Der Markt ist in einem frü-hen Entwicklungsstadium, und der Pro-Kopf-Verbrauch an Verpackungen beträgt nur schät-zungsweise 4,3 kg pro Jahr. Das Indian Institute of Packaging erwartet in den nächsten vier bis fünfJahren eine kräftige Umsatzsteigerung der Branche mit einer durchschnittlichen jährlichenWachstumsrate in Höhe von 12,3% auf 42,7 Mrd. $. Das wichtigste Segment sind Verpackungen fürdie Lebensmittelbranche (48), gefolgt von Körperpflegemitteln (27) und Pharmaprodukten (6%).Der Ausbau der Lebensmittelverarbeitung und Pharmaindustrie, eine wachsende, konsumfreudi-ge Mittelschicht und die zunehmende Verbreitung moderner Einzelhandelsformate werden dieNachfrage antreiben.

Energiewirtschaft/Solarenergie

Indien will seine Stromversorgung weiter kräftig ausbauen. Der 12. Fünfjahresplan (2012 bis 2017)sieht neue Kapazitäten in Höhe von 119 Gigawatt (GW) über alle Energieträger hinweg vor. Für dieZukunft will Indien stark auf erneuerbare Energien setzen, diese sollen mehr zur Leistung beitra-gen als die aktuell knapp 30%. Bis 2022 sollen die netzgebundenen Kapazitäten bei regenerativenQuellen von heute rund 72 auf 137 GW fast verdoppelt werden. Außerdem sollen im Hochspan-nungsbereich 110.000 neue Netzkilometer entstehen. Im Finanzjahr 2014/15 wurden gute Fort-schritte erzielt. Verzögerungen bei Genehmigungen von Projekten, die mangelnde Zahlungsfä-higkeit von Versorgungsunternehmen sowie Engpässe bei den Kohlelieferungen wirken sich je-doch bremsend auf Neuprojekte aus.

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Dr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer

Autorin: Heena Nazir, Mumbai

Redaktion/Ansprechpartnerin:

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Redaktionsschluss: Juni 2015

Bestell-Nr.: 20142

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