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Wo Johann Peter Hebels Karriere begann WANDERN FÜR WISSBEGIERIGE (19): Im südlichen Markgräflerland von Hertingen über Tannenkirch nach Holzen und zurück / Von Peter Gürth N ach einem offenbar mäßigen Theologie-Examen war der spätere Prälat Johann Peter Hebel im Jahr 1780 nur ein „Kandidat des geistlichen Amtes“, aber noch ohne Anstellung. Deshalb wurde er Hauslehrer bei Pfarrer Philipp Jakob Schlotterbeck (1728–1786) in Hertin- gen. Und in den Jahren 1782 und 1783 half Hebel, inzwischen ordiniert, bei der Seelsorge in Hertingen und Tannenkirch mit aus. Hebels Spuren folgend, wandern wir beute im südlichen Markgräflerland von Hertingen nach Tannenkirch, weiter in das Storchendorf Holzen und zurück nach Hertingen. Wir starten in Hertingen bei der Weinpresse (Ecke Bellinger Straße und Hebelstraße). Wir kommen an der Kirche vorbei, die erst nach Hebels Her- tinger Zeit entstanden ist, zur Straßenkreuzung und gehen dort rechts. Am „Haus En- gels“ (zwei Wegweiser) lau- fen wir halbrechts weiter in Richtung Löhle und Tan- nenkirch. Wir verlassen den Ort und halten uns an der Weggabelung rechts. Links steht ein alter Brunnen mit dem Wappen der Markgrafschaft. Wir fol- gen (Wegzeichen gelbe Raute) dem Bach bis in den Wald, wo wir an der Kreuzung „Löhleweg“ rechts auf den Löhleweg ein- biegen. Beim „Löhle“ treten wir wieder aus dem Wald. Hier steht die erste von insge- samt 19 Tafeln des Weinlehrpfads „Stein- gäßleweg“ von Tannenkirch. Sie beschäf- tigt sich mit den gewaltigen Wandlungen in der Landwirtschaft. Nun führt der Weg links ein kleines Stück aufwärts. Nach dem Wasserbehälter gehen wir rechts auf dem „Ettinger Bergweg“ weiter. Die nächste Tafel des Lehrpfades berichtet über den Wald und den historischen Berg- bau auf Bohnerz, eine dritte über den Weinanbau. Tannenkirch wurde bereits 1196 erstmals als Weinort ge- nannt. Zu Hebels Zeit baute man an den Hängen Elbling und Gut- edel an – wie viele Schoppen der Vikar Hebel davon getrunken hat, weiß man freilich nicht. Heute wachsen hier neben dem Gutedel auch Müller-Thurgau, Silvaner, Blauer Spätburgunder und Regent (ebenfalls eine Rotweinsorte). Die Großlage heißt „Steingäßler“ nach dem alten Hohlweg aus dem Dorf in die Reben. Der Wein aus Tannenkirch wird in der Bezirks- kellerei Efringen-Kirchen ausgebaut. Wir gehen bis zum Wegweiser „Tannenkir- cher Berg“ und genießen den schönen Blick auf das Dorf. Tannenkirch hat sei- nen Namen von einer „Kirche in den Tan- nen“, die missionierende Mönche zwi- schen den beiden ursprünglichen ale- mannischen Siedlungen Uttnach und Et- tingen errichtet haben sollen. Der Name „Tannenkirch“ wird 1179 erstmals ur- kundlich erwähnt. Rechts abwärts sind es 200 Meter bis ins Dorf. Rechts steht die Kirche St. Mat- thias, ein Neubau von 1972, in den der Turm aus dem 13. Jahrhundert integriert wurde. Im kleinen, stimmungsvollen Chor unter dem Turm sind zahlreiche Fresken aus dem 15. Jahrhundert zu se- hen: Gemalte Apostel umstehen gleich- sam den Altar. Über ihnen befinden sich Szenen aus dem Mari- enleben. Im neuen Kir- chenschiff sehen wir konservierte und abge- löste Reste eines Bilder- zyklus von der mittelalter- lichen Nordwand, nämlich vier Darstellungen zur Passion und zur Auferstehung Christi. Von der Kirche gehen wir geradeaus zum Rathaus und links in Richtung Hüppberg (Markierung gelbe Raute), am Dorfbrunnen und den beiden Gasthäusern im Ort vorbei. Der geteerte Weg führt uns durch die Reben. Im Westen, bei den heutigen Aussiedler- höfen, lag der historische Versammlungs- und Gerichtsort des Markgräflerlands auf dem Sausenhard. Am Wegweiser „Hüpp- berg“ kann man nach links einen kleinen Abstecher auf diesen Berg unternehmen (offene Hütte, Grillplatz, schöne Aus- sicht). Vom Wegweiser aus gehen wir rechts weiter nach Holzen. An der Kreuzung mit der Landesstraße 6351 überqueren wir den Feuerbach, halten uns danach erst rechts, später links. Am Wegweiser „Im Rebacker“ führt der Weg geradeaus ab- wärts in den Ort. In Holzen ist der Besuch des Storchen- geheges ein Muss. Als 1977 das einzige brütende Storchenpaar der Gegend nicht mehr aus dem Süden zurückgekommen war, begann man hier mit der Aufzucht. Heute werden bis zu 40 Jungstör- che jährlich aufgezogen. Mehr als 20 Nester sind im Storchendorf Holzen ständig besetzt. Die Kir- che mit einem Turm aus dem 13. Jahrhundert besitzt schöne Epita- phe und einige Fresken. Wir gehen zurück zum Weg- weiser „Im Rebacker“. Von dort laufen wir entweder entlang der Landstraße bis Riedlingen (Weg- weiser „Am Feuerbach“), oder wir entscheiden uns für den et- was weiteren, aber angenehme- ren Weg, der am Wegweiser „Im Rebacker“ erst rechts aufwärts, dann links führt und später in einen brei- teren Waldweg mündet, der uns nach rechts durch den Wald nach Riedlingen bringt. Von hier aus wandern wir, der schönen Aussicht auf Kandern und den DIE TOUR Ganztagswanderung, etwa 14 Kilometer: Rundweg, eben bis mäßig steil. Abkürzung vom Hüppberg direkt zum Wegweiser „Am Hüner“ und zurück zum Tannenkircher Berg (etwa 10 Kilometer). Anfahrt: Mit dem Auto auf der B 3 über Müllheim und Schliengen. Links ab auf der K 6318 nach Hertingen. Parkplatz in der Nähe der alten Wein- presse. Oder mit der Bahn bis Müllheim oder Bad Bellingen, dann SWEG-Bus nach Hertingen. Einkehr: In Tannenkirch Gasthaus Tanne (RT: Mo, Di), Pizzeria Isola Bella im Ochsen (RT: Mo, geöffnet Di bis Sa 17-24 Uhr, So 12-14 Uhr und 17-24 Uhr); in Holzen Gasthaus Pflug (RT: Mo), Gasthaus Hirschen (RT: Mi, mit alemannischer Karte), Akademie Kaf- fee; in Hertingen mehrere Möglich- keiten: Golfhotel Hebelhof, Hotel-Res- taurant Rössle, Gasthaus Reichsadler (D’r Billy), Landhaus Ettenbühl mit wunderschönen Rosengärten. Alle bisher erschienenen Teile der BZ-Wanderserie finden Sie unter: www.badische-zeitung.de/ wandern Schwarzwald wegen, zurück nach Tan- nenkirch. Dazu gehen wir links zum Weg- weiser „Am Hüner“ und folgen dann rechts der alten Landstraße aufwärts. Über die Kreisstraße 6345 hinweg laufen wir rechts weiter am Bammerthäusle vor- bei bis nach Tannenkirch (Wegweiser „Feuerwehrhaus“). Am Wegweiser „Tan- nenkircher Berg“ geht es aufwärts zum nach rechts abzweigenden Weg Richtung Liel. Nach 1,5 Kilometer kommen wir zum Hochbehälter im Wald (Wegweiser). Unterwegs haben wir eine tolle Aussicht nach Süden. Hinter den beiden Fernseh- türmen vom Ötlinger Berg und St. Chri- schona ragt der Schweizer Jura auf – und an guten Tagen sieht man dahinter die Al- pen. Beim Hochbehälter wandern wir links auf dem „Riedlinger Weg“ weiter über die Kreuzung „Kähnel“ (dort wieder links) zurück zum Wegweiser „Löhleweg“ und nach Hertingen. Riedlingen Tannenkirch Holzen Hertingen Riedlingen Hüpp- berg Storchen- station Hoch- behälter 1 km 0 14 km 200 m 400 m Hertingen START ZIEL üpp- erg 1 4 Tannen nkirch H be Holzen hen- on n n o o Hl Sto St St Storch Sto statio s s statio statio 4 km Die Wanderung auf den Spuren des jungen Johann Peter Hebel (kleines Bild) führt auch zum Storchengehege in Holzen. FOTOS: GÜRTH/JACOB

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Wo Johann Peter Hebels Karriere begannW A N D E R N F Ü R W I S S B E G I E R I G E ( 1 9 ) : Im südlichen Markgräflerland von Hertingen über Tannenkirch nach Holzen und zurück / Von Peter Gürth

Nach einem offenbar mäßigenTheologie-Examen war derspätere Prälat Johann PeterHebel im Jahr 1780 nur ein

„Kandidat des geistlichen Amtes“, abernoch ohne Anstellung. Deshalb wurde erHauslehrer bei Pfarrer Philipp JakobSchlotterbeck (1728–1786) in Hertin-gen. Und in den Jahren 1782 und 1783half Hebel, inzwischen ordiniert, bei derSeelsorge in Hertingen und Tannenkirchmit aus.

Hebels Spuren folgend, wandern wirbeute im südlichen Markgräflerland vonHertingen nach Tannenkirch, weiter indas Storchendorf Holzen und zurück nachHertingen.

Wir starten in Hertingen bei derWeinpresse (Ecke Bellinger Straße undHebelstraße). Wir kommen an der Kirchevorbei, die erst nach Hebels Her-tinger Zeit entstanden ist, zurStraßenkreuzung und gehendort rechts. Am „Haus En-gels“ (zwei Wegweiser) lau-fen wir halbrechts weiter inRichtung Löhle und Tan-nenkirch. Wir verlassenden Ort und halten unsan der Weggabelungrechts. Links steht ein alter Brunnen mitdem Wappen der Markgrafschaft. Wir fol-gen (Wegzeichen gelbe Raute) dem Bachbis in den Wald, wo wir an der Kreuzung„Löhleweg“ rechts auf den Löhleweg ein-biegen.

Beim „Löhle“ treten wir wieder ausdem Wald. Hier steht die erste von insge-samt 19 Tafeln des Weinlehrpfads „Stein-gäßleweg“ von Tannenkirch. Sie beschäf-tigt sich mit den gewaltigen Wandlungenin der Landwirtschaft. Nun führt der Weglinks ein kleines Stück aufwärts. Nachdem Wasserbehälter gehen wir rechts aufdem „Ettinger Bergweg“ weiter. Dienächste Tafel des Lehrpfades berichtetüber den Wald und den historischen Berg-bau auf Bohnerz, eine dritte über denWeinanbau.

Tannenkirch wurde bereits1196 erstmals als Weinort ge-nannt. Zu Hebels Zeit baute manan den Hängen Elbling und Gut-edel an – wie viele Schoppen derVikar Hebel davon getrunken hat,weiß man freilich nicht. Heutewachsen hier neben dem Gutedelauch Müller-Thurgau, Silvaner,Blauer Spätburgunder und Regent(ebenfalls eine Rotweinsorte).Die Großlage heißt „Steingäßler“nach dem alten Hohlweg aus demDorf in die Reben. Der Wein ausTannenkirch wird in der Bezirks-

kellerei Efringen-Kirchen ausgebaut. Wirgehen bis zum Wegweiser „Tannenkir-cher Berg“ und genießen den schönenBlick auf das Dorf. Tannenkirch hat sei-nen Namen von einer „Kirche in den Tan-nen“, die missionierende Mönche zwi-schen den beiden ursprünglichen ale-mannischen Siedlungen Uttnach und Et-tingen errichtet haben sollen. Der Name„Tannenkirch“ wird 1179 erstmals ur-kundlich erwähnt.

Rechts abwärts sind es 200 Meter bisins Dorf. Rechts steht die Kirche St. Mat-thias, ein Neubau von 1972, in den derTurm aus dem 13. Jahrhundert integriertwurde. Im kleinen, stimmungsvollenChor unter dem Turm sind zahlreicheFresken aus dem 15. Jahrhundert zu se-hen: Gemalte Apostel umstehen gleich-

sam den Altar. Über ihnen befindensich Szenen aus dem Mari-

enleben. Im neuen Kir-chenschiff sehen wirkonservierte und abge-

löste Reste eines Bilder-zyklus von der mittelalter-

lichen Nordwand, nämlichvier Darstellungen zur Passionund zur Auferstehung Christi.

Von der Kirche gehen wirgeradeaus zum Rathaus und

links in Richtung Hüppberg (Markierunggelbe Raute), am Dorfbrunnen und denbeiden Gasthäusern im Ort vorbei. Dergeteerte Weg führt uns durch die Reben.Im Westen, bei den heutigen Aussiedler-höfen, lag der historische Versammlungs-und Gerichtsort des Markgräflerlands aufdem Sausenhard. Am Wegweiser „Hüpp-berg“ kann man nach links einen kleinenAbstecher auf diesen Berg unternehmen(offene Hütte, Grillplatz, schöne Aus-sicht).

Vom Wegweiser aus gehen wir rechtsweiter nach Holzen. An der Kreuzung mitder Landesstraße 6351 überqueren wirden Feuerbach, halten uns danach erstrechts, später links. Am Wegweiser „Im

Rebacker“ führt der Weg geradeaus ab-wärts in den Ort.

In Holzen ist der Besuch des Storchen-geheges ein Muss. Als 1977 das einzigebrütende Storchenpaar der Gegend nichtmehr aus dem Süden zurückgekommenwar, begann man hier mit der Aufzucht.

Heute werden bis zu 40 Jungstör-che jährlich aufgezogen. Mehr als20 Nester sind im StorchendorfHolzen ständig besetzt. Die Kir-che mit einem Turm aus dem 13.Jahrhundert besitzt schöne Epita-phe und einige Fresken.

Wir gehen zurück zum Weg-weiser „Im Rebacker“. Von dortlaufen wir entweder entlang derLandstraße bis Riedlingen (Weg-weiser „Am Feuerbach“), oderwir entscheiden uns für den et-was weiteren, aber angenehme-ren Weg, der am Wegweiser „ImRebacker“ erst rechts aufwärts,

dann links führt und später in einen brei-teren Waldweg mündet, der uns nachrechts durch den Wald nach Riedlingenbringt. Von hier aus wandern wir, derschönen Aussicht auf Kandern und den

D I E T O U RGanztagswanderung, etwa14 Kilometer: Rundweg, eben bismäßig steil. Abkürzung vom Hüppbergdirekt zum Wegweiser „Am Hüner“und zurück zum Tannenkircher Berg(etwa 10 Kilometer).

Anfahrt: Mit dem Auto auf der B 3über Müllheim und Schliengen. Linksab auf der K 6318 nach Hertingen.Parkplatz in der Nähe der alten Wein-presse. Oder mit der Bahn bis Müllheimoder Bad Bellingen, dann SWEG-Busnach Hertingen.

Einkehr: In Tannenkirch GasthausTanne (RT: Mo, Di), Pizzeria Isola Bellaim Ochsen (RT: Mo, geöffnet Di bisSa 17-24 Uhr, So 12-14 Uhr und 17-24Uhr); in Holzen Gasthaus Pflug (RT:Mo), Gasthaus Hirschen (RT: Mi, mitalemannischer Karte), Akademie Kaf-fee; in Hertingen mehrere Möglich-keiten: Golfhotel Hebelhof, Hotel-Res-taurant Rössle, Gasthaus Reichsadler(D’r Billy), Landhaus Ettenbühl mitwunderschönen Rosengärten.Alle bisher erschienenen Teileder BZ-Wanderserie finden Sie unter:www.badische-zeitung.de/wandern

Schwarzwald wegen, zurück nach Tan-nenkirch. Dazu gehen wir links zum Weg-weiser „Am Hüner“ und folgen dannrechts der alten Landstraße aufwärts.Über die Kreisstraße 6345 hinweg laufenwir rechts weiter am Bammerthäusle vor-bei bis nach Tannenkirch (Wegweiser„Feuerwehrhaus“). Am Wegweiser „Tan-nenkircher Berg“ geht es aufwärts zumnach rechts abzweigenden Weg RichtungLiel. Nach 1,5 Kilometer kommen wirzum Hochbehälter im Wald (Wegweiser).Unterwegs haben wir eine tolle Aussichtnach Süden. Hinter den beiden Fernseh-türmen vom Ötlinger Berg und St. Chri-schona ragt der Schweizer Jura auf – undan guten Tagen sieht man dahinter die Al-pen.

Beim Hochbehälter wandern wir linksauf dem „Riedlinger Weg“ weiter über dieKreuzung „Kähnel“ (dort wieder links)zurück zum Wegweiser „Löhleweg“ undnach Hertingen.

Riedlingen

Tannenkirch

Holzen

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Hüpp-berg

Storchen-station

Hoch-behälter

1 km

0 14 km200 m

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Hertingen

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Die Wanderung auf den Spuren des jungen Johann Peter Hebel (kleines Bild)führt auch zum Storchengehege in Holzen. F O T O S : G Ü R T H / J A C O B