Workshop:) Seneca:)epistulae)morales) DerMenschals(a ... ·...
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Workshop:
Seneca: epistulae morales Der Mensch als (a)soziales Wesen
(Annette Jens-‐Gückler)
Nach welchen Grundsätzen soll ich handeln?
Wie soll ich mit meinen
Mitmenschen umgehen?
Sind die Götter für uns ein Vorbild?
Was kann der Mensch einem anderen antun?
Ist der Mensch von Natur aus
gut?
Workshop: Seneca: epistulae morales -‐ Der Mensch als (a)soziales Wesen A. Jens-‐Gückler
1) Einstieg: Video http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2015/Fluechtlinge-‐Hass-‐und-‐Hilfsbereitschaft,panorama5690.html
(Anlage 1) → Der Mensch als soziales oder asoziales Wesen am Beispiel der aktuellen
Flüchtlingsdebatte → Leitfrage: Welche Prinzipien und Ratschläge vermittelt Seneca für das Verhalten gegenüber seinen Mitmenschen ? Auf welcher Seite würde Seneca in diesem Konflikt stehen ?
Entwicklung von Thesen aus dem Vorwissen über die Stoa und Senecas Biographie
→ Überleitung zu den Texten: Auch Seneca kennt die Polarität zwischen sozialem und asozialem Verhalten und beschreibt sie.
2) Die Grundsätze des richtigen Handelns:
Zusammenfassung von epist. mor. 95, 1-‐47 → fiktiver Dialog zwischen Seneca und Lucilius (Anlage 2)
3) Senecas Gottes-‐ und Menschenbild als Voraussetzung seiner Ethik:
Text ep. mor. 95, 47-‐50 und ep. mor. 41, 1-‐2(mit Übersetzung) → Visualisierung: Wie sieht Seneca das Verhältnis von Menschen und Göttern ? (Anlage 3)
4) Der Mensch als soziales und asoziales Wesen: ep. mor. 95, 51-‐53 und ep. mor. 103, 1-‐4
→ Übersetzung arbeitsteilig in 2 Gruppen → Analyse und Interpretation: Wie wird das menschliche Verhalten jeweils beschrieben und erklärt ? Welche Schlussfolgerungen und Ratschläge ergeben sich daraus ? → Entwicklung von Arbeitsfragen für die Textarbeit (Anlage 4)
→ Rückbezug zum Einstieg und zur Leitfrage: Überprüfung der Thesen
5) Transfer/ kreative Umsetzung: Lucilius schreibt Seneca von erlebten Situationen und begründet seine Handlungsweise bzw. reflektiert das Erlebte (arbeitsteilig):
a) Er hat einem Mitmenschen geholfen. b) Er ist von einem Mitmenschen angegriffen worden.
(Anlage 5)
Anlage 1: Video
http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2015/Fluechtlinge-‐Hass-‐und-‐ Hilfsbereitschaft,panorama5690.html
Anlage 2) Ep. 95, 1-‐46: Zusammenfassung (fiktiver Dialog zwischen Seneca und Lucilius) A. Jens-‐Gückler L: Lieber Seneca, du hast mich auf später vertröstet, aber bitte gib mir gleich Antwort auf meine Frage: Genügt es, bestimmte Vorschriften (praecepta) zu befolgen, um die vollkommene Weisheit zu erlangen ? S: Ich glaube, du willst es gar nicht hören, aber ich werde dich gemäß einem alten Sprichwort behandeln, das besagt: „Bitte in Zukunft nicht um etwas, was du gar nicht haben willst.“ Ich werde dir nun zur Strafe eine ellenlange Antwort verpassen, das hast du dir selbst eingebrockt. L: Ich bin wirklich gespannt! S. Die gängige Ansicht ist ja folgende: „Ein glückliches Leben beruht auf richtigen Handlungen, zu richtigen Handlungen führen Vorschriften; also genügen Vorschriften für ein glückliches Leben.“ L: Das klingt logisch. S: Aber es gibt eine Reihe von Problemen dabei: Vorschriften führen nur zu richtigen Handlungen, wenn die geistige Bereitschaft vorhanden ist, ansonsten sind sie erfolglos. Außerdem ist man oft unsicher, ob man in einem bestimmten Moment richtig handelt, weil einem die moralische Grundlage fehlt. L: Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht, aber wahrscheinlich hast du Recht. S: Meine These ist dagegen: Richtige Handlungen gehen auch aus Vorschriften hervor, aber nicht nur aus diesen. Die Kunst des Lebens lässt sich eben nicht ohne Weiteres mit einer Ausbildung für einen bestimmten Beruf oder ein Fachgebiet vergleichen, wo jemand anhand einfacher Anweisungen lernt. L: Was ist es denn, was noch dazukommen muss ? S: Es sind bestimmte Grundsätze (decreta, dogmata), die es übrigens ja in allen Wissenschaften gibt, in der Geometrie, der Astronomie und der Medizin. Das gilt auch für die Philosophie, die ja eine theoretische und praktische Wissenschaft zugleich ist: Auch sie hat feste Grundsätze und höhere Wahrheiten und kümmert sich nicht nur um das tägliche Leben. Ein Mensch wird seinen Pflichten nicht gerecht werden, wenn er nur für den Einzelfall Vorschriften bekommt und nicht für das Ganze. L: Aber gab es nicht so etwas wie eine alte Weisheit, nach der jeder Mensch wusste, was zu tun und zu lassen war ? S: Sicherlich gab es sie, aber die Menschen haben sich verändert. Ich gebe dir ein Beispiel: Früher brauchte man nur wenige Heilkräuter, denn die Körper der Menschen waren stark und kräftig. Heute sind wir verweichlicht, essen weit mehr, als uns
zuträglich ist, berauschen uns am Wein. Unsere Krankheiten und Beschwerden sind allein die Folgen unserer Genusssucht. Frauen leiden neuerdings an Gicht und Haarausfall, das rührt von nichts anderem als von ihrer Zügellosigkeit: Sie machen zusammen mit den Männern die Nächte durch, sie essen und trinken, bis ihnen schlecht wird! L: Übertreibst du nicht ein wenig? S: Schau dir doch unsere Gegenwart an: Die Hörsäle der Philosophen und Gelehrten sind leer, stattdessen schauen die jungen Leute in die Töpfe der Gourmetköche! Und meinst du nicht, dass solche Spezialitäten wie Austern, die mit ekelhaftem Schlamm gezüchtet werden, oder die teure Fischsoße, die man jetzt über alles gießt, schlimmen Schaden in unseren Eingeweiden anrichten ? L: Was hat das mit der Philosophie zu tun? S: Genauso verhält es sich mit der Philosophie: Solange die Menschen nur kleine Fehler begingen, brauchte es nur wenige Vorschriften. Gegen den heutigen Sittenverfall müssen wir andere Heilmittel anwenden. L: Meinst du denn nur die Genusssucht? S: Nein, es geht mir natürlich auch um die Untaten in der Politik: Wir führen Kriege und verüben Völkermord, der Tod von Menschenhand wird in der Arena zum öffentlichen Schauspiel. L: Nun verstehe ich deine Position. S: Wir müssen bei den Menschen, die wir zum glücklichen Leben führen wollen, zuerst die Grundlagen schaffen und ihnen die Tugend einpflanzen, so dass sie sich an diese gebunden fühlen. Es nützt nichts, ihnen einzelne Vorschriften zu geben, wenn sie nicht einsehen, warum sie etwas tun. Einige werden vielleicht durch Zufall richtig handeln, aber das ist nicht genug. Sie müssen die Regel kennen, nach der sie ihr Handeln beurteilen können, sonst werden sie nicht dauerhaft das Richtige tun. L: Es geht also um die Erkenntnis, was das Gute und Richtige ist ? S: Genau, und um die Motive einer Tat! Stell dir vor, jemand sitzt am Bett seines todkranken Freundes: Das finden wir gut. Aber wenn er nur wegen einer Erbschaft auf dessen Tod warten würde: Das finden wir schändlich! Es ist also entscheidend, warum wir etwas tun. Wir müssen uns dem Anständigen ganz verschreiben und das höchste Gut als Ziel für unser ganzes Leben im Blick haben, so wie ein Seemann, der seinen Kurs nach einem Sternbild ausrichtet. L: Was sind denn nun diese Grundsätze: Wie sollen wir zum Beispiel mit den Göttern und den Menschen umgehen? S: Das, lieber Lucilius, werde ich dir gleich erläutern....
Anlage 3: Visualisierung von Senecas Götter-‐ und Menschenbild (ep. mor. 95 und 41) (A. Jens-‐Gückler)
Götter -‐ immer präsent -‐ von Natur aus gut -‐ lenken die Welt
Menschen
-‐ sollen sich an den Göttern orientieren, sie nachahmen
-‐ keine Opfer oder Gegenleistungen
-‐ Verehrung -‐ Glaube -‐ Anerkennung ihrer
Macht
-‐ Schutz -‐ Fürsorge -‐ dienen dem
Menschen
In jedem Menschen ist ein göttlicher Geist, wohnt ein
Gott.
Anlage 4 Textarbeit zu ep. 95, 51-‐53 und ep. 103, 1-‐4 (A. Jens-‐Gückler)
1) ep. 95, 51-‐53: Wie geht man mit Menschen um ?
-‐ Zeige, mit welchen sprachlichen Mitteln Seneca seine Gedanken anschaulich und einprägsam formuliert. Analysiere die verwendeten Stilmittel und ihre Wirkung an der jeweiligen Textstelle.
-‐ Sammle lateinische Begriffe zum Wortfeld „Gemeinschaft“.
-‐ Formuliere Senecas Grundregel zum Umgang mit andern Menschen in eigenen
Worten.
-‐ Erläutere, welches Menschenbild hinter dieser Grundregel steht.
-‐ Stelle Bezüge zu Senecas Gottesbild her (ep. 95, 47 ff).
2) Ep. 103, 1-‐4: Der Mensch als Bestie
-‐ Zeige, mit welchen sprachlichen Mitteln Seneca seine Gedanken anschaulich und einprägsam formuliert. Analysiere die verwendeten Stilmittel und ihre Wirkung an der jeweiligen Textstelle.
-‐ Erläutere, worin Seneca den Unterschied zwischen Unglücksfällen und dem
Angriff eines anderen Menschen sieht.
-‐ Nimm Stellung zu folgender Aussage: „In ep. 103 sagt Seneca, dass Menschen sich manchmal wie wilde Tiere verhalten.“
-‐ Erläutere, welche Konsequenzen Senecas Leser aus der Einsicht ziehen sollen,
dass es auch Menschen gibt, die ihnen schaden wollen.
-‐ Ordne die zentralen lateinischen Ausdrücke aus diesem Text den beiden Oberbegriffen in der Tabelle zu:
Gefahren Schutz
Anlage 5 Transfer/ kreative Umsetzung ( A. Jens-‐Gückler) Aufgabe: Lucilius schreibt Seneca von zwei erlebten Situationen und begründet seine Handlungsweise bzw. reflektiert das Erlebte (arbeitsteilig):
a) Er hat einem Mitmenschen geholfen. Formulierungshilfe: Lieber Seneca, du hast mir ein grundlegendes Prinzip für den Umgang mit meinen Mitmenschen vermittelt. Diesen Grundsatz habe ich beherzigt, denn letzte Woche habe ich Folgendes erlebt.... Bei dieser Gelegenheit ist mir deutlich geworden.....
b) Er ist von einem Mitmenschen angegriffen worden. Formulierungshilfe: Lieber Seneca, du hast mich davor gewarnt, dass Mitmenschen mir ganz unerwartet schaden können. Du hattest Recht, denn letzte Woche habe ich Folgendes erlebt.... Durch diesen Vorfall ist mir klar geworden.....