WORMSER - Rhein Main Wochenblatt...2020/04/25  · Berliner Ring 1a, 67547 Worms...

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5SPALTIG Samstag, 25. April 2020 IM HERZEN UNSERER REGION Samstag, 25. April 2020 | 35. Jahrgang | 17. KW WORMSER XXL TV-Programm ab dem 25.4. Einem Teil unserer Auflage liegen Prospekte der folgenden Firmen bei: BEILAGENHINWEIS BAUEN. Foto: Tomasz Zajda - stock.adobe Akt der Selbstdarstellung Prachtvolle Rathäuser als Statussymbol der Gemeinden >> Seite 5 Feierlichkeiten stehen auf der Kippe 1 000 Jahre romanische Basilika St. Lambertus in Bechtheim >> Seite 7

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  • 5SPALTIGSamstag, 25. April 2020

    IM HERZEN UNSERER REGION Samstag, 25. April 2020 | 35. Jahrgang | 17. KW

    WORMSER

    XXL

    TV-Programm ab dem 25.4.

    Einem Teil unserer Auflage liegen Prospekte der folgenden Firmen bei:

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    Akt der Selbstdarstellung Prachtvolle Rathäuser als Statussymbol der Gemeinden >> Seite 5

    Feierlichkeiten stehen auf der Kippe 1 000 Jahre romanische Basilika St. Lambertus in Bechtheim >> Seite 7

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    Auf Grund der Feiertage werden wir den Anzeigenschluss-termin für die Ausgabe vom 2.1. 2020 vorziehen.

    AnzeigenschlussFreitag, 20.12., 16 Uhr

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    termin für die Ausgabe vom 2.1. 2020 vorziehen.

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    IM HERZEN UNSERER REGION

    Zur Wochenmitte | 36. Jahrgang | 9. KW

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    Redaktion: Simona Olesch, Sascha Diehl (ver-antwortlich)

    Verlag: VRM GmbH & Co. KG, Erich-Dombrowski-Straße 2, 55127 Mainz (zugleich ladungsfähige Anschrift für alle im Impressum genannten Verantwortlichen), vertr. d. d. Geschäftsführer Hans Georg Schnücker (Sprecher), Dr. Jörn W. Röper, Joachim Liebler

    Druck: VRM Druck GmbH & Co. KG, Alexander-Fleming-Ring 2, 65428 Rüsselsheim

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    IMPRESSUM

    Schon immer viel LamettaBeim Bauen setzt man seit jeher gerne auf Außenwirkung

    WORMS. Seit der Mensch vor gut 12 000 Jahren allmählich sesshaft wurde, macht er sich Gedanken über die Ausstattung seiner Wohn-statt, wobei schon vor 30 000 Jah-ren die Steinzeitjäger in Sachen (Kult-)Höhlen zeigten, was sie künstlerisch so draufhatten. Beein-druckendes Beispiel ist hier etwa die Höhle von Lascaux im franzö-sischen Périgord. Ging es anfangs am dauerhaften Wohnsitz wohl vor allem darum, es trocken und (zumindest im Winter) warm zu haben, so mach-te man sich bald Gedanken über die Außenwirkung der eigenen vier Wände, denn eine gewisse Putzsucht ist dem Menschen schon lange zu Eigen. Zumindest bei Privatbauten fiel dieses Ansin-nen allerdings anfänglich wohl eher zurückhaltend aus. Bei Kultstätten und Herrscher-wohnsitzen galt dagegen von An-fang an die Devise: „Big is beauti-ful“ – zumindest im Bezug zu den Bauten der „gewöhnlichen“ Bevöl-kerung. Da die Sesshaftwerdung der Menschen wohl in Anatolien und dem Gebiet zwischen Israel und dem Zweistromland ihren An-fang nahm, finden sich die zur Zeit ältesten Zeugnisse menschlicher Bautätigkeit. Wobei man in Sa-chen Kultstätten den Gedanken an strohgedeckte Lehmhütten schon gleich zu Anfang in die hinterste Ecke der Klischee-Kiste verbannen sollte. So beeindruckt die im 10. Jahrtau-send vor Christi Geburt (v. Chr.) errichtete kreisförmige Anlage von

    Göbeliki Tepe (heutige Türkei), die mit akkurat behauenen T-förmigen Steinpfeilern aufwartet, die wiede-rum mit Tierreliefs bedeckt sind. Die Pfeiler sind bis zu sechs Me-tern hoch und immerhin 20 Ton-nen schwer. Mit dicken Steinen wusste man in Nordwest-Europa ebenfalls umzugehen, wie die Kreisgrabenanlage im englischen Stonehenge noch heute beredtes Zeugnis ablegt. Und wo es religiö-se Verehrung gab, entwickelte sich mit der Zeit zwangsläufig eine Hie-rarchie, da ja nicht Greti und Pleti so einfach Zugang zur Gottheit ha-ben konnte. Praktischerweise wa-ren die Priester, zumindest da, wo sie es einrichten konnten, denn auch in Personalunion gleich die ersten Bürger im (Stadt-)Staat. Geprotzt wurde allemal, sei es Ba-bylon oder Ur, mit mächtigen Tem-peltürmen und Palastanlagen, oder in Ägypten, wo rund 5000 Jahre alte Steinmonumente auch heute noch ziemlich deutlich auf-zeigen, wer hier, zumindest im übertragenen Sinne, im Diesseits wie im Jenseits die Hosen anhatte.

    Zwischen Villa und Mietshaus

    In späteren Zeiten, bei den alten Griechen und Römern, gab es zwar weiterhin Tempel und Paläs-te, ein Dualismus, der sich bis in die heutige Zeit durchzieht, doch auch Aristoteles Normalbürger und Claudius Mustermann woll-ten mittlerweile ein wenig mehr hermachen. Wobei repräsentative Villenbauten eher Sache des be-tuchteren Teils der Bevölkerung waren. Als Normalbürger wohnte man in der Stadt in Mietskasernen,

    von denen sich in der römischen Hafenstadt Ostia antica beeindru-ckende Beispiele erhalten haben. War die Wohnbebauung in nach-antiker Zeit dann eher wieder be-scheiden, so galt dies für kultische wie herrschaftliche Repräsenta-tionsbauten keineswegs. Erst im Hochmittelalter zeigte das Bürger-tum und hier vor allem der kauf-männische Zweig, sein immer stärkeres Selbstbewusstsein in Form von repräsentativer Archi-tektur. Entweder in Form von Rat- und Gildehäusern oder in Form eines beeindruckenden Wohn- und Geschäftshauses. Schöne Bei-spiele finden sich hierfür unter an-derem in Hildesheim oder in Mi-chelstadt im Odenwald. Das Fürs-tens zudem zeigen mussten, wer den größten – Wohnbau hatte, be-darf keiner weiteren Erläuterung. Eine Entwicklung, die sich mit Be-ginn des industriellen Zeitalters, wenn auch unter etwas anderen Vorzeichen, fortsetzte. Die neue Elite war jetzt der Geld- und In-dustrieadel, der, wie am Beispiel des Wormser Heylshofs zu sehen ist, sich nun seinerseits seine Pa-läste baute und auch in Sachen In-dustriearchitektur zu beeindru-cken suchte. Noch heute werden zudem die großen Bahnhöfe als die Kathedralen der Moderne be-zeichnet. Von dort ist es dann auch nicht mehr weit zu den Konsum-tempeln der Warenhäuser und Einkaufspassagen.

    Manch altehrwürdiges Gebäude, wenn man es denn stehen ließ, er-fuhr zudem eine mitunter radikale Umwidmung. So wurde aus dem Wormser Paulusstift eine Küfer-werkstatt, später ein Museum - und mittlerweile wieder ein Klos-ter. Und das heutige Museum An-dreasstift war zwischenzeitlich Teil der Wormser Lederfabrik von Doerr und Reinhart. Dass man bis heute, vor allem in guten Zeiten, Wert auf architekto-nische Außenwirkung legt, zeigt sich nicht nur in so manchem Neubaugebiete, sondern sehr an-schaulich in den großen Konzern-zentralen, wo es heute heißt, hö-her, glänzender – und wenn es geht, auch noch ein wenig avant-gardistisch. Wobei Formensprache und Bauschmuck hier der schieren

    Größe gewichen ist. Und was so mancher Stararchitekt hier aus dem Hut gezaubert hat, nötigt mit-unter zum Staunen – aber auch zu einem gewissengewissen Prozess des „Sich-erstmal-dran-Gewöh-nens“. Die Halbwertszeit solchen Bauens, schaut man zur eingangs erwähnten Anlage von Göbeliki Tepe, ist heute nur noch sehr kurz. So hat etwa die BASF ihr nach dem Krieg errichtetes und zwischen-zeitlich ungeliebtes Engelhorn-Hochhaus, Denkmalschutz hin oder her, vor einigen Jahren abge-rissen – und ist den angekündig-ten Neubau bis heute schuldig ge-blieben. Und die Stadt Ludwigsha-fen, um vor Ort zu bleiben, lässt demnächst ihr vor rund 50 Jahren gebautes Rathauscenter für eine neue Stadtstraße niederlegen.

    Von Ralph Kuhn

    Einst repräsentativer Wohnsitz der Industriellenfamilie (von) Heyl, heute, mit kriegsbedingt reduziertem Baukörper, Museum: Das „Heylsschlösschen“. Foto: Stadtarchiv Worms

    Kloster, Lagerhaus, Museum: Die Mauern von St. Andreas haben schon vieles beherbergt. Archivfoto: Rudolf Uhrig

    Seit über 1 000 Jahren gehört die Pauluskirche mit ihren cha-rakteristischen Turmhelmen zu Worms. Archivfoto: Rolf Ochßner

    2 | BAUEN.STILVOLL

    vor vier Jahren bin ich in eine neue Wohnung gezogen. Sehr modern, hell, Fußbodenhei-zung und Aufzug zur Woh-nung. Das Leben in dem Gebäude war aber nicht immer so ent-spannt. Es wurde entkernt und generalsaniert. Bevor ich mit Sack und Pack einzog und es für mich zum gemütlichen Heim wurde, wurde es als Ka-sernengebäude von Offizieren der US Army bewohnt. Konver-sion nennt man eine solche Nutzungsänderung. In dieser Ausgabe „Hiwwe wie driwwe“ beschäftigen wir uns mit dem Thema Baukultur. Und auch hier gibt es Konversions-Pro-jekte. Ich lade Sie nun herzlich zu

    einem Streifzug durch neue, al-te und verschwundene Gebäu-de ein, die hiwwe wie driwwe zur Geschichte, Gegenwart und Zukunft gehören. Ihre Ulla Niemann

    Liebe Leserinnen und Leser,

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    „Das bedeutungsvollste Ergebnis des Jahres“Vom Mittelalter in die Moderne: Zwischen 1911 und 1912 entsteht nach Plänen von Stadtbaumeister Metzler der neue Schlachthof

    WORMS. Der Bau eines den mo-dernen Hygiene- und Rauman-forderungen genügenden Schlachthofes erfolgte in Worms im Vergleich zu benachbarten Städten sehr spät. Noch zu Be-ginn des 20. Jahrhunderts wurde inmitten der Altstadt – an der Ecke Wollstraße und Gerbergas-se – ein Schlacht- und Zunfthaus der Metzger genutzt, welches Verbindungen zu den Fleischaus-lagen und Verkaufsstellen (Scharn) der Metzger am Neu-markt unterhielt. Ein weiteres Schlachthaus, das den Juden vor-behalten war, stand östlich des heutigen Raschi-Hauses. In der Amtszeit von Oberbürger-meister Heinrich Köhler (1898 bis 1924), erfolgten eingehende Beratungen und Erörterungen, die schließlich Ende des Jahres 1900 zu einem Antrag der Stadt-verordnetenversammlung führ-ten, einen neuen Schlachthof zu bauen. Nach weiterführenden Planungen wurde sechs Jahre später eine Kommission beauf-tragt, den tatsächlichen Bedarf eines Neubaus zu klären und sich in modernen Schlachthöfen über die Details und aktuellen Möglichkeiten zu informieren. Die Kommission besichtigte meh-

    rere repräsentative Objekte, wie die gerade erst in Betrieb genom-menen Schlachthöfe in Ludwigs-hafen und Offenbach. Deren Be-richt konnte im November 1907 mit positivem Ergebnis der Stadt-verordnetenversammlung vorge-legt werden. Als geeigneten Standorte hatte man das sogenannte„verschlos-sene Wörth“ auf der Südseite der Rheinbrücke ins Auge gefasst. Die 25 Hektar große Fläche außerhalb der städtischen Be-bauung verfügte über einen Bahnanschluss. Auch die problemlose Wasserver-sorgung und die relativ einfache Entsorgung von Abwässern spiel-te bei der Entscheidung eine wichtige Rolle. Dieses Gelände musste allerdings zunächst mit Rheinkies aufgeschüttet werden, um einen hochwasserfreien Standort des Schlachthofes zu gewährleisten. Die Stadtverord-neten fassten am 5. März 1908 den Baubeschluss.

    Planung und Bau

    Planung und Ausführung mit al-len dazugehörigen Anlagen lag in den Händen des damaligen Stadtbaumeisters Georg Metzler, der dafür verantwortlich zeichne-te, dass mit dem eigentlichen Bau am 15. Mai 1911 begonnen wer-

    den konnte. Die Arbeiten am 1,4 Millionen Mark teuren Neubau verliefen recht zügig, sodass am 12. August 1912 die offizielle Ein-weihung erfolgte. Dabei konnte der umfangreiche Gebäudebesatz mit Schlachthallen, einer großen Verbindungshalle, einer Kühlan-lage, einer Großkuttelei sowie Stallungen für verschiedene Tier-arten und außerdem ein Sanitäts-schlachthof für kranke Tiere mit Pferdeschlachthof vorgestellt werden. Allein für 300 Schweine und 75 Stück Großvieh reichten die Stallungen. Hinzu kamen ver-schiedene Gebäude zur Energie-versorgung, ein Wasserturm und nicht zuletzt Gleise zur Bahnli-nie. Ein repräsentatives Verwal-tungs- und Freibankgebäude mit

    Jugendstilelementen gaben – und geben immer noch – dem Schlachthofkomplex ein beson-deres optisches Gepräge. In sei-nem Rechenschaftsbericht am Ende von 1912 – also vor inzwi-schen 108 Jahren – schrieb Ober-bürgermeister Heinrich Köhler zu diesem Großprojekt: „Sowohl in wirtschaftlicher wie in sanitärer Hinsicht war dies (die Einwei-hung des neuen Schlachthofes) das bedeutungsvollste Ergebnis des abgelaufenen Jahres 1912!“

    Richtung Verfall

    Ab Mitte der 1970er Jahre verlor der Schlachthof zunehmend an Bedeutung, weil immer mehr Fleisch aus dem Ausland geliefert

    wurde, das in Worms hauptsäch-lich nur noch zerlegt wurde. Es kam in der Folgezeit zu verschie-denen Umnutzungen wie Markt-hallenbetrieb mit einigen Seiten-trakten, Bistro, und sogar Jazz-konzerte wurden in den Hallen veranstaltet, einhergehend mit einigen Besitzerwechseln. Allerdings erwies sich dieses Nutzungskonzept auf Dauer we-gen schwindender Nachfrage als nicht mehr tragbar. Der einstige, hoch angesehene und heute unter Denkmalschutz stehende Gebäudekomplex, von dem mitt-lerweile im Wesentlichen nur noch die Verbindungshalle und das Kühlhaus stehen, ist seitdem dem allmählichen Verfall ausge-liefert.

    Von Felix Zillien

    Der 1912 fertiggestellte Schlachthof verfügte über eine für die damalige Zeit großzügige und moderne Infrastruktur. Foto: Stadtarchiv Worms

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  • | 3BAUEN. WEGWEISEND

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    WORMS. Wer denkt, das Bedürf-nis, unbedingt der neuesten Mode zu folgen, sei ein Phänomen unse-rer Zeit, der irrt. Egal ob in Sachen Kleidung oder Architektur, bereits im Mittelalter wollte man mit der Zeit gehen – und natürlich nicht zuletzt aufzeigen: Man kann es sich leisten. Denn nicht zuletzt in Sachen Architektur konnte dies or-dentlich ins Geld gehen. Nicht jeder Bischof riss aber des-halb gleich seinen Dom ab und baute neu. Wie das Beispiel der ro-manischen Dome in Speyer, Worms und Mainz zeigt, wusste man durchaus den Wert des be-stehenden zu schätzen und legte nur in bestimmten Bereichen Hand an bereits vorhandene Strukturen an. So auch in der Nibelungen-stadt, wo etwa auf der Südseite des Domes die romanischen Seitenka-pellen um 1300 im damals hochak-tuellen gotischen Stil umgebaut wurden. Dass man das Alte aber durchaus auch schätzte und ehrte, zeigte sich Ende des 15. Jahrhunderts, als der Nordwestturm durch Blitz-schlag zerstört wurde. Beim Wie-deraufbau hielt man sich in der Bauform an die noch vorhandenen drei. Erst beim zweiten Blick er-kennt man die gotischen Schmuck-

    formen, die hier verbaut wurden. Im Zuge der Umgestaltung der ge-samten Südseite zwischen Kreuz-gang und südöstlichem Querhaus, erhielt der Dom auch ein neues Sei-tenportal. Durch dieses betrat die Stadtbevölkerung das Gotteshaus, während das gegenüberliegende Nordportal wohl dem Bischof und hochgestellten Persönlichkeiten vorbehalten war. Doch dieser Ein-gang war mehr als ein schnöder Durchlass ins Kircheninnere. Viel-mehr erschließt sich hier dem Be-trachter die christliche Heilslehre in Form biblischer Szenen gemein-sam mit Figuren, die symbolhaft wichtige Grundsätze beziehungs-weise Werte des Glaubens darstel-len und so den Betrachter zugleich belehren und ermahnen. Im Bogenfeld über dem Sturz der Eingangstüren, dem Tympanon, ist die Krönung Marias im Himmel durch Christus dargestellt. Diesem steht, aus Sicht des Betrachters, ganz rechts Petrus zur Seite, wäh-rend Maria von einer knienden Bi-schofsfigur, möglicherweise dem Stifter oder Auftraggeber des Por-tals, flankiert wird. Über der Ma-rienkrönung befindet sich ein reich gegliedertes gotisches Maßwerk-fenster. In den gotischen Portalgewänden, die das gesamte Portal, das Tympa-non und das darüberliegende Fens-ter rahmen und die in zwei gestaf-

    felte Bogenläufe gegliedert sind, werden biblische Szenen aus Al-tem und Neuem Testament wieder-gegeben.

    Bibel ganz einfach

    Während der innere Bogenlauf dem Alten Testament gewidmet ist, zeigt der äußere Szenen des Neu-en Testaments. Sie folgen der im Mittelalter geläufigen Bildsprache von Weissagung und Erfüllung. Dies beginnt mit den vier großen Männerfiguren auf der linken Sei-te, die gemeinhin als die vier gro-ßen Propheten Jesaja, Jeremia, Ezechiel und Daniel gedeutet wer-den, denen auf der rechten Seite die unschwer an ihren Symbolen zu erkennenden Evangelisten gegenüberstehen. Die an die Figuren in den Bogen-läufen anschließenden Bibelsze-nen zeigen, von links beginnend, die Erschaffung der Welt, die Er-schaffung Evas, die Vertreibung aus dem Paradies, die Ermordung Abels, Noahs Arche und die Sint-flut, die Opferung Isaaks, die Eher-ne Schlange, Jona und der Wal, die Himmelfahrt des Elias und die Vi-sion des Ezechiel. Ihnen gegenüber stehen die Verkündung Mariens, die Geburt Christi, die Darstellung im Tempel, die Flucht nach Ägyp-ten, den Kindermord in Bethle-hem, die Taufe Jesu, die Kreuzi-

    gung, Christus und Maria Magda-lena, die drei Frauen am Grab, die Himmelfahrt und das jüngste Ge-richt. Die Szenen sind einander so zugeordnet, dass die neutesta-mentlichen im Alten Testament ihre Entsprechung finden. So wird deutlich: In Christus hat sich das Wort erfüllt. Außerhalb des Portalrahmens, aber noch zum Bildprogramm des Por-tals dazugehörend, sind vier weib-liche Figuren zu sehen. Sie stellen keine realen Persönlichkeiten dar, sondern stehen für die Kirche und Synagoge, die Sinnlichkeit der Welt und die Caritas. Über den Bogenläufen befindet sich ein weiteres Giebelfeld mit einer in ihrer Bildsprache fast schon einmalig zu nennenden Skulptur, die als „ecclesia triumph-ans“ als triumphierende Kirche ge-deutet wird. Zu sehen ist eine ge-krönte Frauenfigur, wohl eine alle-gorische Darstellung der Kirche, die auf einem sogenannten Tetra-morph reitet, einem Tier, das sich aus den Symbolen der vier Evan-gelisten zusammensetzt. Das Bildprogramm des Südportals vermittelt so nicht nur einen be-merkenswerten Einblick in das Können und Schaffen der in Worms tätigen Steinmetze, son-dern gewährt zugleich einen Ein-blick in die Glaubensvorstellung und -vermittlung des Mittelalters.

    Von Ralph Kuhn

    Besondere Wohnlage für DienstleisterDer Nordheimer Fährturm wurde einst für den Fährmann und dessen Frau errichtet / Heute Museum

    NORDHEIM. Uralt ist er. Mit seiner Schönheit und seinen Launen hat er das Land und dessen Leute geprägt, weshalb sich so viele Geschichten um ihn spinnen. Die Rede ist vom Vater Rhein, der vor seiner Be-gradigung im 19. Jahrhundert ein mäandernder Strom war. Bei Worms wurde die Verbindung zwischen den beiden Ufern lan-ge durch einen regen Boots- und Fährverkehr garantiert. Der alte Fährturm am Hochwasserdamm bei Nordheim ist ein steinerner Zeuge aus jenen Tagen. Errichtet wurde das Gebäude im April 1901. Sein malerischer Standort an einem der wenigen Flachwasserabschnitte des Rheins war gut gewählt. Heuti-gen Besuchern bietet sich von einer kleinen Aussichtsplatt-form auf der Turmspitze ein fa-belhafter Blick auf den Fluss, der an dieser Stelle fast 300 Me-ter breit ist. Normalerweise. Denn das Gebäude bleibt in die-sen Tagen geschlossen. Der Co-rona wegen. Ein Ausflug dorthin lohnt sich trotzdem. Einmal, weil das Wet-ter gerade einen sonnigen Rah-men schafft, und außerdem, weil der Fährturm ein wahrlich einmaliges Stück Geschichte ist.

    Warum? Nun, es handelt sich um das letzte Bauwerk seiner Art, das man in Hessen noch be-sichtigen kann. Eine echte Rari-tät. An seinem Standort wurde seit 1894 eine Fähre betrieben. Das geschah damals noch klas-sisch per Seil, daher auch die Bezeichnung „Gierseilfähre“. Um den regelmäßigen Perso-nen- und Warenverkehr über den Strom gewährleisten zu können, war es aber schon bald erforderlich, dass ein Fährmann ständig vor Ort war. Die Lösung war der Turm, der im neoroma-nischen Stil aus Neckarsteinen errichtet wurde. Eine bleibende Hommage an den Zeitgeist der wilhelminischen Epoche. Von

    1901 bis 1939 sollten vier Fähr-männer ihren Dienst bei Nord-heim verrichten. Als Erster zog Adam Wartenberg mit seiner Gattin in die neue Dienstwohnung ein. Im Oberge-schoss, wo sich heute die kleine Aussichtsplattform mit der ori-ginalen Fährmannsglocke befin-det, wurde das Schlafzimmer eingerichtet. Die Glocke wurde übrigens immer dann ange-schlagen, wenn sich Besucher auf der hessischen Seite einfan-den, die über den Rhein ge-bracht werden wollten. In der Mitte des Turms war das Wohn-zimmer und im Untergeschoss die Küche, die bei schlechtem Wetter auch als Unterschlupf

    für die Fährgäste diente. Heute informiert eine kleine Ausstel-lung im Turm über die Ge-schichte der Rheinschifffahrt und das Fährwesen im Allge-meinen. Betrieben wird diese seit 2014 von dem in Nordheim ansässigen Verein für Heimatge-schichte, der im Alten Rathaus auch das Burg-Stein-Museum unterhält, das seinen Fokus auf die regionale Geschichte von der Jungsteinzeit bis in die Gegenwart richtet. Der Name des kleinen Museums bezieht sich auf eine spätrömi-sche Schiffsanlegestelle, die mit einem Burgus militärisch gesi-chert war. Folgt man dem Strom ein paar Kilometer flussauf-wärts, kann man die Überreste des Mauerwerks aus dem vier-ten Jahrhundert in einem an die Weschnitz grenzenden Wald-stück besichtigen. Hinweista-feln erzählen die Geschichte dieses verwunschenen Ortes, an dem unter anderem Granit aus dem Felsenmeer verladen und auf dem Rhein in die antike Metropole Trier transportiert wurde, wo er für den Bau der kaiserlichen Basilika verwendet wurde. Nur eine von vielen Ge-schichten, die der Rhein zu er-zählen hat.

    Von Manfred Ofer

    Der alte Fährturm wurde 1901 als Dienstwohnung für den Fährmann und dessen Frau erbaut. Foto: Manfred Ofer

    www.burgsteinmuseum. npage.dew

    Wer etwas bibelfest ist, kann im Figurenprogramm des Südportals lesen wie in einem offenen Buch. Archivfoto: Rudolf Uhrig

    Bilderbuch des Glaubens

    Das Südportal des Wormser Doms

  • 4 | BAUEN.MARKANT

    Atomkraftwerk Biblis

    Ein sehr markantes Bauwerk in unserer Region ist das Atomkraftwerk Biblis. Es ist in-teressanterweise von der Gurkengemeinde aus eigentlich kaum zu sehen, da es nahe der Weschnitzmündung am Rhein steht. Am nächsten aus rechtsrheinischer Sicht liegt der Bibliser Ortsteil Nordheim. Der spektakulärste Blick auf die Anlage bietet sich al-lerdings vom rheinhessischen Ibersheim aus, das genau gegenüber am anderen Ufer liegt. Optisch stechen die zwei Reaktorblöcke in Form von Halbkugeln hervor. Block A hat dabei eine Wandstärke von 60 Zentimetern, der später vollendete Block B kommt auf 80 Zentimeter. Beeindruckend sind auch die vier Kühltürme. An ihrer Basis haben sie einen Durchmesser von rund 70 und eine Höhe von etwa 80 Metern. In der Planungsphase des Kraftwerks wurden verschiedene Stand -orte erwogen, darunter auch im etwa 35 Kilometer entfernten Trebur, jedoch entschied man sich aufgrund der sehr guten Netzanbindung für Biblis. Baubeginn für Block A war der 1. Januar 1970, Block B folgte zwei Jahre später. Die Baukos-ten für das Atomkraftwerk ins-gesamt lagen bei umgerechnet fast einer Milliarde Euro. Am 16. Juli 1974 erfolgte die Inbe-triebnahme des Blocks A. Vor drei Jahren wurde das Kraft-werk stillgelegt. Zurzeit erfolgt der Rückbau.

    Mannheimer WasserturmDer Wasserturm ist ein bekanntes Wahrzeichen der Quadratestadt. Erbaut wurde er von 1886 bis 1889 am heutigen Friedrichsplatz. Der Ort wurde gewählt, weil hier die Stadterweiterung erfolgen sollte. Dem Bau voraus, ging ein Architektenwettbewerb. Gefordert wurde auch eine optische ansprechende Lösung. Von 74 Teilnehmern hatte ein Großteil Entwürfe für dekorierte Eisenkonstruktionen vorgelegt. Der Gewinner Gustav Halmhuber hatte sich für römischen Monu-mentalstil und neubarocke Elemente entschieden. Durch Bombardements wurde das Bauwerk stark zerstört und 1963 originalgetreu wieder aufgebaut. Besonders zur Geltung kommt der

    Turm auch durch die schö-ne Lage in einem Park, umgeben von Kunsthalle, Rosengarten und halbrun-den Arkadenbauten. Der Turm ist übrigens 60 Meter hoch und hat einen Durch-messer von 19 Metern. Er war der erste städtische Wasserturm Mannheims und hatte anfangs alle Funktionen der Trinkwas-serversorgung zu erfüllen, inklusive der Aufrecht-erhaltung eines konstanten Wasserdrucks. Nach dem Bau des höher gelegenen Wasserturms Luzenberg im Jahr 1909 diente er noch bis zum Jahr 2000 als Reserve hochbehälter.

    Katharinen -kirche Oppenheim

    Die Katharinenkirche in Oppenheim ist eine der bedeutendsten gotischen Kirchen am Rhein. Wer sich der Stadt aus Richtung Worms nähert, ist von der dominanten Lage hoch über der Stadt be-eindruckt. Der erste Baubeginn erfolgte wahrscheinlich 1226 zur Stadterhebung. 1689 wurde das Gotteshaus durch die Franzosen zerstört. Fast alle Gewölbe stürzten in der Folgezeit herab. Die erste umfassende Renovierung dauerte zehn Jahre und erfolgte ab 1834. Eine zweite Renovierung begann 1879. Die Wiedereinwölbung des Westchores war erst 1937 abgeschlossen. Ein Prunk-stück ist übrigens die Oppenheimer Rose mit Glasscheiben aus dem frühen 14. Jahrhundert.

    Mariä Himmelfahrt Oggersheim

    Ein ganz besonderes Gotteshaus steht in Oggersheim, die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt. Es handelt sich um eine katholische Saalkirche, das heißt, im In-nenraum gibt es keine Stützen, die diesen unterglie-dern. Sie wurde 1775 in der Kapellengasse über einer seit 1729 bestehen-den Loretokapelle errich-tet, die dabei vollständig erhalten blieb. Joseph Karl von Pfalz-Sulzbach hat sie sich 1729 in seinem Park eine Kapelle errichten las-sen, als Nachahmung des Originals im italienischen Loreto. Die Außenfassade der Kirche erinnert an grie-chische Tempel. An der südwestlichen Außen-wand befinden sich zwei Türme mit Kuppeldächern. Der einschiffige Raum passt sich der innenliegen-den Kapelle an und ist nach Südwesten ausgerichtet.

    Alte Brücke HeidelbergWer vom Philosophenweg in Heidelberg auf die Altstadt schaut, dessen Blick fällt auto-matisch auf die „Alte Brücke“ die eigentlich Karl-Theodor-Brücke heißt. Sie ist eine der bekanntesten Wahrzeichen der Universitätsstadt. Der Kur-fürst errichtete sie 1788 als insgesamt neunte Brücke an dieser Stelle. Schon in der Rö-merzeit gab es hier eine Holzbrücke. Die Konstruktion aus Stein erfolgte nach dem stärksten bekannten Hochwasser im Februar 1783. Schon wenige Wochen danach begann die Planungsphase, sodass mit dem Bau 1786 begonnen wurde. Die Kosten in Höhe von über 165 000 Gulden waren nach dem Mann-heimer Schloss die höchsten in der Kurpfalz. Zwar verschonten die Alliierten Heidelberg im Zweiten Weltkrieg, dafür sprengten Wehrmachtssoldaten die Brücke in die Luft. Für die Heidelberger war sie zwar verkehrstechnisch nicht mehr so bedeutsam, allerdings sollte sie als erste der Neckarbrücken wiederauf-gebaut werden. Spenden sorgten dafür, dass sie im Juli 1947 wieder in Dienst genommen werden konn-te. Sie hat eine Länge von 200 Metern, eine Breite von sieben Metern, besteht aus neun Tonnengewöl-ben und ist mit rotem Sandstein verkleidet. In der Mitte ist sie deutlich erhöht. Am Südende steht das Brückentor mit zwei 28 Meter hohen Türmen. Das Bauwerk zieren mehrere Skulpturen.

    AUSSERGEWÖHNLICH

    Besondere Bauwerke prägen die Region

    Russische Kapelle

    Darmstadt

    Auf der Mathildenhöhe in Darmstadt steht eine russi-sche Kapelle. Sie wurde von 1897 bis 1899 im Auftrag Zar Nikolaus II. errichtet. Grund hierfür war, dass des-sen Gattin, Zarin Alexandra, ursprünglich Prinzessin Alix von Hessen-Darmstadt war. Bei Besuchen in ihrer Hei-mat wollte der Zar nicht auf ein eigenes Gotteshaus für sich und seine Gefolgschaft verzichten. Somit wurde der Petersburger Architekt Léon Benois, ein Großvater Peter Ustinovs, mit dem Bau be-auftragt. Er entstand auf importierter russischer Er-de. Die umgerechnet 200 000 Euro Kosten zahlte der Monarch aus seinem

    Privatvermögen. Mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs wurde die Kapelle geschlossen, die Vergoldungen entfernt ebenso wie bemalte Fenster und sämtliches Kupfer. Von 2005 bis 2008 erfolgte für 1,1 Millionen Euro die Restaurierung, sodass sich heute wieder der ursprünglich prachtvolle Anblick bietet. Weil die Nachkriegsglocken keinen harmonischen Klang hatten, wurden sie vor einem Jahr durch sieben neue, russische Glocken ersetzt, die den speziellen „Rostower Klang“ erzeugen.

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  • | 5BAUEN. REPRÄSENTATION

    Akt der SelbstdarstellungMit prachtvollen Rathäusern demonstrierten Gemeinden ihren Status

    RHEINHESSEN. Die Rathäu-ser in Rheinhessen sind so viel-gestaltig wie die gesamte Re-gion. Bereits im hohen Mittelal-ter richtete die Bürgerschaft in den Städten Worms und Mainz erste Rathäuser ein. Im ausge-henden Mittelalter folgten klei-nere Städte wie Oppenheim, Al-zey und Pfeddersheim. Das heutige Rheinhessen entstand erst vor 200 Jahren, zuvor war diese Landschaft unter zahlrei-chen Landesherrschaften auf-geteilt. Eine der großen war die Kurpfalz. Die alten Rathäuser sind in der Regel in der Mitte des Ortes zu finden, an einem Platz oder nahe der Kreuzung wichtiger Straßen und häufig in der Nähe der Kirche. Der Bau des Rathauses war kein Muss, vielmehr ein Akt der Selbstdar-stellung. Bauliche Vorgabe beim Rathaus war der Ratssaal, der im 1. Obergeschoss lag, das Erdgeschoss konnte verschiede-ne Funktionen im Bereich des öffentlichen Lebens erfüllen.

    Stein oder Fachwerk

    Rathäuser konnten massiv aus Stein errichtet sein oder aus Fachwerk. In der frühen Neu-zeit, 1586, wurde das aus Stein gebaute Alzeyer Rathaus erneu-ert, geprägt durch einen beherr-schenden Treppenturm, und in Mainz-Gonsenheim entstand 1615 ein ganz repräsentatives Gebäude in frühbarocken For-men. Sehr beliebt im regionalen Pro-fanbau waren Gebäude mit steinernem Erdgeschoss und

    einem Obergeschoss aus Fach-werk. So wurden auch seit dem späten 16. Jahrhundert zahlrei-che ländliche Rathäuser gestal-tet. Von Wohnhäusern unter-schieden sie sich dadurch, dass das Erdgeschoss neben Fens-tern durch große, rundbogige Öffnungen erschlossen wurde und somit eine Halle oder Lau-be mit Nebenräumen einer wei-teren Nutzung offen stand. Des Öfteren führte eine Außentrep-pe nach oben. Im Obergeschoss lagen der Ratssaal und kleinere Räume, die als Schreibstube und Archiv genutzt werden konnten. Das Fachwerk war oft sehr dekorativ gestaltet, auch wurden die Fenster des Rats-saales durch Schnitzereien ge-schmückt. Bisweilen befand sich auf dem Dach ein kleiner Dachreiter mit dem Rathaus-glöckchen. Relativ unverfälscht erhalten sind das Rathaus in Bechtolsheim und das in Ho-hen-Sülzen, obwohl das Ober-geschoss 1906 weitgehend ab-getragen und wiederaufgebaut wurde. Das Fachwerkobergeschoss die-ser frühneuzeitlichen Rathäu-ser nahm oft Schaden, und die kriegerischen Zerstörungen des 30-jährigen Krieges sowie der Pfalzverwüstung 1689 gingen auch hier nicht spurlos vorü-ber. So wurde dann das Fach-werk im 18. Jahrhundert erneu-ert, dem damaligen Zeitge-schmack entsprechend in einfa-cheren Formen. Und aus Grün-den des Brandschutzes wurde es auch oft verputzt. Die Um-bauten waren oft so heftig, dass sich das ursprüngliche Ausse-hen nicht auf Anhieb er-schließt. Solche Rathäuser fin-

    det man in Rheinhessen häufig, beispielsweise in Rommers-heim, aber auch in Mettenheim oder Worms-Hochheim. Jedoch ein Prachtbau mit Elementen des 17. und 18. Jahrhunderts ist das Rathaus am Marktplatz von Heppenheim an der Berg-straße. Ein neues Fachwerkrathaus entstand in Alsheim im späten 18. Jahrhundert, in dieser Zeit fehlen die Erdgeschosshalle und somit auch die Außentrep-pe. Auch barocke Neubauten aus Stein entstanden, mit Eck-quaderungen und Mansard-dach, die wie ein kleines Palais anmuten. Solche Rathäuser fin-det man in den Wormser Stadt-teilen Rheindürkheim und Abenheim. So ein vornehm wirkendes Gebäude, aber in schlichten Formen des Klassi-zismus des frühen 19. Jahrhun-derts, entstand in Herrnsheim unter dem Einfluss des Herrns-heimer Schlosses der Familie von Dalberg.

    Kapelle im Erdgeschoss

    Eine Besonderheit in ehemals kurpfälzischen Orten Rheinhes-sens sind im 18. Jahrhundert die Rathäuser mit einer katho-lischen Kapelle im Erdge-schoss. Die stärker vertretene evangelische Konfession erhielt die vorhandene Pfarrkirche, und die Katholiken richteten sich im Erdgeschoss des Rat-hauses eine Kapelle ein, so ge-schehen in Worms-Heppen-heim (abgerissen), Worms-Pfiffligheim (Landgrafenstraße 51), Albig, Wonsheim, Flom-born oder Nieder-Flörsheim. Ob im späten 16. und frühen

    17. Jahrhundert oder im baro-cken 18. Jahrhundert hielten sich in Rheinhessen die Stein-bauten und die Fachwerkbau-ten die Waage. Die Initiative zum Rathausbau ging, soweit man es nachweisen kann, vom Landesherrn aus, aber anhand der Rechnungsbücher der Ge-meinden kann man erkennen, dass diese die Baulast getragen hat. In der Regel wurden die Rathäuser durch einheimische Handwerksmeister errichtet. Der Bauschmuck ist recht spär-lich. Bis ins 17. Jahrhundert hi-nein war das Fachwerk recht dekorativ gestaltet, und bei steinernen Bauten das Gewän-de der Portale und der Fenster mit reichen Profilierungen ver-sehen. In einem Teil der Rat-häuser sind heute noch die Ortsverwaltungen unterge-bracht, zum Beispiel in Worms-Rheindürkheim, Worms-Aben-heim, Worms-Herrnsheim. Die erhaltenen Rathäuser stehen heute größtenteils unter Denk-malschutz. Bei den im 19. und im 20. Jahrhundert erbauten Rathäusern hat sich die For-mensprache stark verändert. Die Rathäuser aus der Zeit vor 1800 sind ein Spiegelbild der profanen Baukunst ihrer Zeit und durch ein oder mehrere charakteristische Konstruk-tionsformen und bauliche De-tails unterscheiden sich diese öffentlichen Bauten von den Wohnbauten.

    INFO Der Beitrag basiert auf der Disser-tation der Autorin Irene Spille, Rat-häuser im Rhein-Main-Neckar-Raum bis 1800, Darmstadt/Mar-burg 1985.

    Gastbeitrag von Irene Spille

    In Rheinhessen gibt es zahlreiche solche Kleinode, beispielsweise in Hohen-Sülzen (oben), Alsheim (unten links) oder im Wormser Stadtteil Rheindürkheim. Fotos: Rudolf Uhrig

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    anlage wird mit jeweils 35 Prozent ge-fördert. Für eine Solarkollektoranlage zur Warmwasserbereitung oder Hei-zungsunterstützung gibt es einen Zu-schuss von 30 Prozent. Für eine Hybridheizung mit erneuer-baren Energien beträgt die Förderung

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    Gesundheitscheck fürs AutoSo wichtig sind Inspektionen / Serviceintervalle nach Bedarf

    (mag). Ein regelmäßiger Service ist auch bei modernen Autos unerläss-lich. Denn auch wenn die Öle immer hochwertiger und viele andere Bau-teile verschleißfreier funktionieren – das wartungsfreie Auto bleibt eine Il-lusion. „Und die regelmäßige Kont-rolle ist schon deshalb wichtig, um die Fahrzeugsicherheit zu gewähr-leisten“, sagt Dietmar Clysters vom Zentralverband Deutsches Kraftfahr-zeuggewerbe (ZDK). „Üblicherweise wird zwischen klei-ner und großer Inspektion unter-schieden“, erklärt Herbert Engel-mohr vom Automobilclub von Deutschland (AvD). Die kleine Ins-pektion beinhalte eine Grundprüfung der Betriebsstoffe Motoröl, Brems-flüssigkeit und Wasser. Unter Um-ständen erfolge auch ein Ölwechsel. Daneben werde auch nach dem Luftfilter und den Reifen geschaut. „In der ausführlichen Variante wer-den zusätzlich auch Achsen, Karos-serie, Motor und Getriebe überprüft.“ Je nach Hersteller umfassen die Checklisten für eine große Inspek-

    tion zwischen 30 und 40 Punkte. Wann ein Auto tatsächlich zum Ser-vice muss, das geben die Autoher-steller vor. Generell rufen die meis-ten die Autos nach 30 000 Kilome-tern oder einem Jahr in die Werkstatt – je nachdem, was zuerst eintrifft. „Jede zweite Inspektion ist dann eine große.“ Während sich die Serviceintervalle früher rein an der Laufleistung orien-tierten, richten sich die Inspektionen heute aber oft nach der tatsächli-chen Abnutzung. Audi etwa hat den notwendigen Motorölwechsel von der eigentlichen Inspektion getrennt, wodurch es zwei getrennte Service-kanäle gibt. „Das Wechselintervall für Motoröl ist sehr flexibel, weil es stark vom Fahrprofil abhängt, das über die Motorelektronik erfasst wird“, erklärt Sprecher Josef Schloß-macher. Ist die Inspektion fällig, hat der Auto-fahrer erst einmal die freie Werk-stattwahl. „Die Kosten werden sich bei einem kleinen Service zwischen 150 und 300 Euro bewegen und bei

    der großen Inspektion zwischen 450 und 800 Euro“, sagt Clysters. Die Preisunterschiede ergäben sich aus dem erforderlichen Umfang, den der Hersteller vorgibt. Daneben aber seien freie Werkstätten in der Regel etwas günstiger als die Markenwerk-stätten. „Grundsätzlich sollte der Kunde am besten vorher fragen, was die Inspektion kostet und was alles gemacht werden soll“, rät Clysters. Nicht empfehlenswert ist dagegen der gänzliche Verzicht auf Inspektio-nen – allein schon aufgrund der Fahrsicherheit. „Wer sich nicht an die vom Hersteller vorgegebenen Intervalle hält, riskiert den Verlust der Garantie“, warnt Clysters. Spe-ziell bei Leasingfahrzeugen gebe es hier eine feste Kilometergrenze, die nicht überschritten werden dürfe. Daneben trägt ein gut gefülltes Ser-viceheft aber auch zum Werterhalt des Autos bei. „Soll der Wagen ir-gendwann wieder verkauft werden, ist ein lückenloses Checkheft ein gu-tes Argument für einen höheren Preis.“

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  • | 7BAUEN. PROVINZ

    Die Feierlichkeiten stehen auf der KippeVor 1 000 Jahren veranlasst das Bistum Lüttich den Bau der Romanischen Basilika St. Lambertus

    BECHTHEIM. Ein bisschen will-kürlich ist dieses Fest natürlich. Aber wenn man etwas nicht ganz genau weiß, muss man eben schätzen. „Um 1020“, sagte Pfar-rer Heiko Heyer der Wormser Zei-tung, sei mit dem Bau der Basilika St. Lambertus zu Bechtheim be-gonnen worden. Für genauere An-gaben fehlt es an Dokumenten, denn ein Brand, der Dreißigjähri-ge Krieg und der Pfälzische Erbfol-gekrieg haben nicht viel verwert-bares Material übrig gelassen. „Es ist nur noch eine Urkunde aus dem Jahr 1050 erhalten“, erzählte Heyer weiter, „wir haben uns dann irgendwann auf das Jahr 1020 festgelegt“. Ach, hätten wir doch nur 1021 ge-nommen, wird man sich seither häufiger in der Katholischen Pfarr-gruppe Osthofen gedacht haben. Das Festprogramm zur Tausend-jahrfeier, mit Konzerten und Füh-rungen, steht durch die Corona-Krise großteils zur Disposition, der Auftakt im März und alle Veran-staltungen seither wurden bereits abgeblasen. Je nachdem, wie es in Sachen Veranstaltungsverbote weitergeht, könnte auch das Pon-tifikalamt am 20. September mit Bischof Peter Kohlgraf betroffen sein. Bischof Jean-Pierre Delville aus Lüttich hätte am Pfingstmontag, 1. Juni, ebenfalls ein Pontifikalamt halten sollen. Das wird laut Heyer nichts werden. Die Krux: Aktuell kann sich Corona-bedingt nicht einmal die Lenkungsgruppe tref-fen. Was erlaubt ist, soll auch durchgeführt werden, kündigt der

    Pfarrer an. Ganz sicher werde das Jubiläum gebührend gefeiert, nur eben vielleicht etwas später. 1021 könnte ja genau so gut das tat-sächliche Bau-Datum sein.

    Bewegte Geschichte

    Das Bistum Lüttich war es, das Anfang des 11. Jahrhunderts den Bau der dreischiffigen Basilika ver-anlasst hatte. Die erste urkundli-che Erwähnung Bechtheims war da etwas mehr als 200 Jahre her, eine Kirche gab es schon. Im 12. Jahrhundert ließ Bischof Heinrich II. von Lüttich die wohl durch einen Brand zerstörte Kirche samt Turm wieder aufbauen. Auch im

    16. Jahrhundert brannte es, kurz drauf wurde die Reformation ein-geführt. Wieder wurde das stetig gewachsene Gotteshaus, das nun lutherisch war, instand gesetzt. Ab etwa 1700 wurde die Basilika von Protestanten und Katholiken ge-meinsam genutzt, allerdings räumlich getrennt und nicht gleichzeitig, wie Harald Strube in seinem Beitrag auf dem Portal re-gionalgeschichte.net festhält. Erst mit dem Bau der Evangelischen Kirche 1910 endete das Simulta-neum. Mit dem Anbau der Sakris-tei zwischen den Weltkriegen er-hielt die Basilika ihre heutige äu-ßere Form. Immer wieder wurde saniert, zuletzt von 2015 bis 2018.

    Bischof Kohlgraf würdigt die Bechtheimer Basilika als „bemer-kenswertes Zeugnis romanischer Baukunst“. Noch heute würde sich, hebt Pfarrer Heyer hervor, die gute Beziehung zwischen beiden christlichen Konfessionen in Ge-stalt vieler ökumenischer Anlässe ausdrücken. Dass das Gotteshaus pünktlich zum Jubiläum frisch re-noviert da stehe, sei auch der Arbeit des Fördervereins „Freunde der Bechtheimer Basilika“ und den vielen Spendern zu verdan-ken. Dekan Tobias Schäfer, Propst am Wormser Dom, erinnert an die Zeit, in der die Basilika entstanden ist. Eine Zeit, die von Weltunter-gangserwartungen geprägt gewe-

    sen sei. Die Christen hätten ihre Städte und Orte für die bevorste-hende Wiederkunft Christi aus-schmücken wollen. Der Wormser Dom, der vor zwei Jahren sein „Tausendjähriges“ gefeiert hat, sei ebenso noch heute sichtbares Zei-chen dieser Zeit wie auch die Bechtheimer Basilika. Das Gebäu-de ist für Schäfer „nicht nur ein Kulturdenkmal ersten Ranges, sie ist vor allem ein Haus Gottes“, mit „besonderer Mystik“.

    Bedeutender Sakralbau

    Besonderheiten der Basilika sind ihre Chorbühne, das Tonnenge-wölbe unterhalb des Altarraumes und die Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert. Sie ist, wie der Vermarktungsverbund Rheinhes-sen.de festhält, eine der bedeu-tendsten romanischen Dorfkirchen in Rheinhessen. Allerdings finden sich auch barocke und gotische Baustile in ihr wieder. Geweiht ist sie dem Heiligen Lambertus von Lüttich, einem Missionar, der schon früh nach seinem Tod An-fang des achten Jahrhunderts als Märtyrer verehrt wurde. Lambert von Maastricht hatte der Überlie-ferung nach den ausschweifenden Lebensstil des Adels angeprangert und bezahlte dies mit dem Leben. Bei seiner Ermordung soll er die Mörder zur Buße angehalten und für sie gebetet haben. Die ihm ge-widmete Basilika diente, so ver-mutet man ihrer außergewöhnli-che Größe wegen, als Wallfahrts-kirche. Sie liegt am früheren Pil-gerpfad zwischen Speyer und Bin-gen. Heute weist ein touristisches Hinweisschild auf der A 61 auf die „Basilika Bechtheim“ hin.

    Von Torben Schröder

    Schon von Weitem sieht man am Rande des Rheinhessischen Rebenmeeres das Kleinod des Wonnegau, die fast 1 000 Jahre alte romanische Basilika St. Lambertus zu Bechtheim. Peter Krippner hat die schmucke Kirche im Bild festgehalten. Foto: Landkreis Alzey-Worms

    „Schönste Dorfkirche“Pfarrer Adam Malczyk und die Balthasar-Neumann-Kirche

    HOFHEIM. An der Sankt-Mi-chaels-Kirche wehen noch die gelb-weißen Fahnen für der Oster- und Kommunionszeit. Von außen sieht es so aus, als ob sich durch die Corona-Krise gar nichts geän-dert hat. Aber natürlich ist „In-nen“ so einiges anders geworden. Aber nach wie vor freut sich Pfar-rer Adam Malczyk darüber, dass er in der schönsten Dorfkirche im südlichen Hessen seinen Dienst verrichten darf. Denn ihr Erbauer ist kein geringerer als der berühm-te Balthasar Neumann, der sie ab 1747 (Grundsteinlegung) errichtet hat. Das war die Zeit des Barocks und Neumann war zu der Zeit für den Trierer Bischof Franz Georg von Schönborn tätig, damals auch Bi-schof in Worms. Neumann hat unter anderem den Hochaltar im Wormser Dom entworfen und den Zuschlag für dessen Gestaltung bekommen. Im Zuge dessen hat er sich Hofheim (gehörte damals mit

    zum Bistum) angeschaut und sich ein Bild vor der Lage des neuen „Kirchleins“ gemacht. So ist in St. Michael eine verkleinerte Version des Hochaltars aus Worms ent-standen. Das Örtchen hatte da-mals gerade 150 Einwohner. Da-rauf weist die ehrenamtliche Kir-chenführerin und rüstige Rentne-rin Walburga Braun hin, die be-reits seit etwa 30 Jahren Men-schen durch das Gotteshaus führt. Sie selbst ist gebürtige Hofheime-rin, in St. Michael getauft und zur Kommunion gegangen. „Auf jede Führung stelle ich mich ganz individuell ein, denn es kom-men ganz unterschiedliche Grup-pen. Von Lehrern bis hin zu Haus-frauen auf einem Ausflug mit dem Rad und alle stellen ganz unter-schiedliche Fragen“, erklärt sie. Im Jahr 2000 feierte die „Balthasar-Neumann-Kirche“ ihr 250-jähriges Bestehen und mit ihr der umlie-gende kleine Pfarrgarten sowie das Pfarrhaus, das einige Jahre vor der Kirche entstanden ist. Im In-neren sind noch die beiden Seiten-altäre mit Maria zur linken und Jo-

    sef zur rechten Seite zu sehen, die ebenfalls von Balthasar Neumann stammen. Walburga Braun weist die Besucher unter anderem noch auf die Kanzel hin, die bereits aus dem Vorgängerbau stammen soll.

    Seltenes Motiv

    Zu den weiteren Höhepunkten zählen das „Rosenkranzbild“ auf der linken Seite, das auf den Do-minikaner-Orden aus Worms zu-rückgeht, und das eher selten dar-gestellte Motiv des „Heiligen Wan-dels“ über dem rechten Seitenein-gang. Es zeigt Jesus einmal als Kind zwischen Maria und Josef und gleichzeitig schwebt Gott Va-ter über dieser Szene und bildet mit dem Heiligen Geist die Heilige Dreifaltigkeit. Das „Ewige Licht“ stammt aus byzantinischer Zeit. 1883 gab es das große Rheinhoch-wasser und in dieser Periode dien-te die Kirche zweckentfremdet als Unterstand für das Vieh aus dem Dorf. „St. Michael lag auf dem höchsten Punkt des Ortes und die Bauern brachten ihre Tiere hier- her“, ergänzt Gerhard Keim, stell-

    vertretender Vorsitzender des Pfarrverwaltungsrats. Bis 1963 diente die Kirche beiden Konfessionen als Zusammen-kunftsort, dann baute die evange-lische Gemeinde ihre eigene. Schon von außen ist St. Michael als typische Barockkirche zu er-kennen mit dem geschwungenen Volutengiebel, über dem sich der 35 Meter hohe Turm erhebt. In den Jahren 1999 und 2000 ist die Kirche renoviert worden, damit sie passend zum Jahrestag neu glänzt. Pfarrer Malczyk, der St. Josef im benachbarten Bobstadt mitbe-treut, ist sehr gerne in der „schönsten Hochzeitskirche“ in der Region. „Viele wollen gezielt hier heiraten, weil die Kirche klein und kompakt ist und mit ihrem barocken Ensemble einen wun-derschönen Rahmen bietet. Auch für den anschließenden Sektemp-

    fang auf dem Vorplatz“. Die Anfra-gen kommen beispielsweise aus Heppenheim oder sogar aus Darmstadt. Für ihn als Pfarrer ist es nicht leicht, die Gottesdienste für die Öf-fentlichkeit auszusetzen. Er hält sie trotzdem täglich, stellvertre-tend für die Gläubigen seiner Pfarrgruppe. „Diese Pandemie hat gezeigt, wie wir alle miteinander verbunden sind“, meint er. Und er hatte auch die Idee, das an Kar-samstag gesegnete Weihwasser „To Go“ anzubieten, also zum Mitnehmen. Bisher standen am Altar eigens kreierte Fläschen mit einem Foto der Kirche auf dem Eti-kett mit der Aufschrift „Hofheimer Weihwasser“, die gegen eine Spende mitgenommen werden konnten. „Es waren hundert Fla-schen gewesen, die sind alle schon weg. Aber wir haben noch mal Flaschen nachbestellt“, lacht Pfarrer Malczyk.

    Von Christine Dirigo

    Das Altar-Ensemble von St. Michael stammt aus der Feder von Barockbaumeister Baltha-sar Neumann. Der Hochaltar ist dabei eine verkleinerte Version des ebenfalls von Neumann entworfenen Hauptaltars im Wormser Dom.

    St. Michael zeigt sich von seiner schönen Seite mit den weiß-gelben Fahnen, die noch auf Ostern hinweisen. Vorne steht ein Hinweisschild der Stadt auf den berühmten Bau-meister Balthasar Neumann. Fotos: Christine Dirigo

  • Vor allem als Trauungsort gefragtHistorisches Rathaus wird von der Stadt hauptsächlich standesamtlich genutzt / Café im Erdgeschoss

    BÜRSTADT. Das Historische Rat-haus hat schon viele wechselhaf-te Zeiten miterlebt . Erbaut wurde es 1608. „Das waren damals drei sehr kalte Winter, eben 1608, ein Jahr später und noch einmal 1615. In dieser Zeit sind einige Men-schen erfroren und die Bauern ha-ben sogar die neugeborenen Kälb-chen mit in die Stube genommen, weil sie sonst nicht überlebt hät-ten“, berichtet Heimatforscher Theo Held. Sogar der Rhein war damals zugefroren. Der 88-Jährige hat viel mit seinem verstorbenen Cousin Hans Held über seine Heimatstadt in Erfah-rung gebracht und unter anderem ein Faltblatt für einen „Histori-schen Weg“ veröffentlicht. Dieser führt vom Alten Rathaus über die Kirche St. Michael, das Heimat-museum bis zum Bürgerhaus und erzählt in kleinen Abschnitten Wissenswertes aus der Vergan-genheit. In den Jahren bis zum Beginn des 30-jährigen Krieges 1618 wurde es als Schulhaus, allerdings nur im Winter, denn. „sonst mussten sie ihren Eltern auf dem Hof und im Feld helfen“, weiß Held. Es gab zuerst keinen Unterricht, so wie wir ihn heute kennen, es waren täglich maximal zwei bis drei Stunden und in dieser Zeit lernten die Kinder zu singen und das hat-te einen Grund. „Der erste Lehrer war damals der Glöckner. Andere ausgebildete Lehrer kamen erst viel später nach Bürstadt“, so der 88-Jährige. Das Gebäude war im Krieg bis auf den ersten Stock nie-dergebrannt, erst 1684 kam es zu einem Wiederaufbau. 1725 wur-de das Obergeschoss abgerissen und es entstand in der heutigen Form neu. Unter der Regentschaft des Mainzer Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn fanden die-

    se Arbeiten statt. Deshalb ist auch dessen Familienwappen an der Stuckdecke angebracht. Im Erdge-schoss war damals die Feuerwehr stationiert, der Nachtwächter, ein Arrestzimmer und die Gemeinde-waage waren dort. Die Verwal-tung war im Obergeschoss, wo sie bis 1930 blieb. Der Speicher wur-de ebenfalls genutzt und diente zum Aufhängen von Tabakblät-tern, die langsam trockneten. „Die Bronzeglocke im Turm wurde 1726 in Worms gegossen“ erläu-tert der Heimatforscher. Bei der Renovierung 1967 wurde eine zweite Stuckdecke eingezo-gen, dieses Mal mit dem Bürstäd-ter Wappen. Sanierungen folgten von Ende der 1990er Jahre bis 2003. Dann zog auch das Café Flair ein. Heute dient das Obergeschoss unter anderem als Trauzimmer. „Die Stadt nutzt den Saal oben für rund 80 Veranstaltungen im Jahr, davon sind 95 Prozent Eheschlie-ßungen“, so Elke Held vom Stan-desamt. Zwar gebe es auch im Bürgerhaus ein Trauzimmer, das ist aber eher nüchtern und fasst gerade mal zwölf Personen. Der Saal im Alten Rathaus bietet im-merhin 60 Plätze. „ Die meisten al-lerdings nutzen dieses große An-gebot nicht aus. Wenn die Hochzeit samstags sein soll, geht es immer ins Stadtzent-rum, „denn das Bürgerhaus hat dann geschlossen“, erklärt Held weiter. Um die Dekoration muss sich übrigens niemand kümmern, die Stadt hat Seidenblumensträu-ße, die aufgestellt werden. Zu den anderen Veranstaltungen der Stadt im Historischen Rathaus gehören Jubilarenehrungen, Par-teifrühstücke oder auch Ausstel-lungen. So hatte im vergangenen Jahr zum Stadtfest, der Leiter des Heimatmuseums, Bruno Günd-ling, eine mit alten Bildern zu-sammengestellt .

    Von Christine Dirigo

    8 | BAUEN.WANDEL

    Mit der historisch gewachsenen Bebauung verbindenStadtbürgermeister Thomas Goller zum Projekt „Neue Mitte“ in Osthofen / Neugestaltung soll Lebensqualität deutlich aufwerten

    OSTHOFEN. Die „Neue Mit-te“ in Osthofen nimmt Ge-stalt an, daran ändert auch die Corona-Krise nichts. Stadtbürgermeister Thomas Goller gibt im Interview Aus-kunft über den Fortgang der Arbeiten, neue Gewerbean-siedlungen und mögliche Verzögerungen durch die Vi-rus-Pandemie.

    Herr Goller, wie steht es um den Baufortschritt in der „Neu-en Mitte“?

    Der läuft trotz erschwerter Be-dingungen nach Zeitplan. Alle Gewerke sind unter Kontrolle. Das Gesamtvorhaben ist in ver-schiedenen Stufen über vier Jahre geplant. Danach erfolgen Sanierung und Umbau des Silo-turmes. Im März 2021 soll der erste Bauabschnitt fertiggestellt sein. Dieser umfasst auf zirka 630 Quadratmetern die neue Sparkasse und über 30 Woh-nungen. Nach dem Umzug der Sparkasse wird parallel zum zweiten Bauabschnitt der Um-bau des bestehenden Sparkas-sengebäudes zur Bäckerei Görtz erfolgen.

    Sind weitere Geschäftsansied-lungen bekannt?

    Ähnlich wie seinerzeit im Alten Rathaus werden Geschäftsan-siedlungen nach Fertigstellung der öffentlichen Parkraumach-se zwischen Ludwig-Schwamb-Straße und Zehnthof erwartet, auch wenn die Neubauten vor-nehmlich zum Wohnen dienen werden. So wird die Wormser Eiskonditorei „l’arte del nonno“ im ehemaligen „Unteren Back-haus“ in der Friedrich-Ebert-Straße ihre Eisproduktion ein-richten und später auch einen Straßenverkauf eröffnen. Der zeitliche Ablauf ist hier auf-grund von Lieferschwierigkei-ten beim technischen Equip-ment wegen der Corona-Krise noch ungewiss.

    Welche Gesamtkosten sind zu erwarten?

    Die Gesamtkosten in der Neuen Mitte belaufen sich nach Anga-be des Architekten Deibert (Osthofen) auf zirka 40 Millio-nen Euro. Diese Kosten werden durch den privaten Träger der NMO GbR getragen. Die Stadt übernimmt die Kosten für die Entwicklung von öffentlichen Flächen in den südlich angren-zenden Bereichen der ehemali-gen Mälzerei Schill. Die Ge-samtkosten dafür können zur-zeit noch nicht genau beziffert werden, da bislang noch nicht alle notwendigen Grundsatz-entscheidungen im Stadtrat ge-troffen werden konnten. Für den Abbruch der Nebengebäu-de May-Ostgen und Arztpraxis Dr. Waldow belaufen sich diese Kosten auf rund 61 000 Euro.

    Löst die Neue Mitte den erhoff-ten „Erneuerungsboom“ aus?

    Die städtischen Bemühungen zur Revitalisierung der Innen-stadt haben in den vergangenen Jahren bereits Früchte getragen. Durch die Ausweisung des Sa-nierungsgebietes im histori-schen Stadtkern und die Auf-nahme in das Bund-Länder-Pro-gramm Stadtumbau konnten bereits wichtige Schlüssel-grundstücke erworben und nie-dergelegt werden. Im Randbe-reich der Neuen Mitte sind dies

    die Sanierung der ehemaligen Metzgerei May-Ostgen, in die die Rechtsanwaltskanzlei „Am alten Rathaus“ mit Inhaber Kai Schnabel einziehen wird, sowie die Stammhäuser der ehemali-gen Mälzerei Schill und das „Untere Backhaus“. Neben ge-werblichen Ansiedlungen sind private Sanierungsvorhaben hervorzuheben, wie etwa im weiteren Verlauf der Friedrich-Ebert-Straße das seit Jahren leer stehende, ehemalige Weingut Knierim, dessen repräsentatives Fachwerkhaus das Stadtbild an

    dieser Stelle nachhaltig aufwer-ten wird. Insgesamt sind acht private Modernisierungsverein-barungen geschlossen worden, welche die Stadt mit über 300 000 Euro fördert. Insofern ist ein durchaus positiver Effekt zu verzeichnen. Es bleibt zu hoffen, dass dieser auch über die Corona-Krise hinaus andau-ern wird.

    Welche Ziele und Verbesserun-gen gehen mit der „neuen Ach-se“ zwischen Bahnhof und Rathaus einher?

    Das ehemals geschlossene Ge-lände der Mälzerei wird jetzt durch eine vielfältige Verknüp-fung aller Wegenetze geöffnet und verbindet dadurch die Neue Mitte nach allen Seiten mit der historisch gewachsenen Bebauung. Fußwege und Fahr-radwege werden dadurch siche-rer, die Altstadt ist besser zu er-reichen. Zusätzlicher Parkraum für die Geschäftswelt entsteht. Der Aufenthaltscharakter im öf-fentlichen Raum wird durch die städtebauliche Qualität ge-stärkt, sodass die Innenstadt

    nachhaltig aufgewertet und da-durch die Lebensqualität gestei-gert wird.

    Wird die Achse parallel zur Friedrich-Ebert-Straße im Sommer fertig, oder gerät der Zeitplan Corona-bedingt ins Wanken?

    Mit den Abbrucharbeiten im öf-fentlichen Raum soll noch im April begonnen werden, sodass die Achse bis zum Sommer frei-gelegt ist. Die Herstellung kann erst zu einem späteren Zeit-punkt erfolgen, wenn die Hoch-baumaßnahmen abgeschlossen sind. Die Corona-Krise hat vor-erst keinen Einfluss auf diese Entwicklung.

    Welche Ideen zur Fortschrei-bung des aktuellen Vorhabens gibt es, welche Perspektiven ermöglicht das Projekt Neue Mitte?

    Stadtentwicklung ist immer ein dynamischer Prozess, der im-mer wieder neue Möglichkei-ten eröffnet. Perspektivisch steht die Sicherung der Ge-schäftswelt im Stadtzentrum ebenso im Fokus wie die Ver-besserung der Verkehrssitua-tion und der innerörtlichen Inf-rastruktur.

    Stehen Teile des Projekts ange-sichts der zu erwartenden Ver-werfungen im kommunalen Haushalt zur Disposition?

    Nein.

    Das Gespräch führte Torben Schröder

    Derzeit ist weder der Saal oben im Historischen Rathaus zu nutzen, noch kann das geschlossene Café im Erdgeschoss besucht werden. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gab es die Außentreppe noch, heute ist an dieser Stelle im Oberge-schoss nur noch ein kleiner Balkon. Foto/Repro: Christine Dirigo

    Ein Lusthaus als WahrzeichenKirchberghäuschen diente früher als Veranstaltungshort / Heute Gastrobetrieb

    BENSHEIM. Die Aussicht bleibt, aber man muss sie sich erarbei-ten. „Bitte beachten Sie, dass der Kirchberg mit dem Pkw nicht be-fahrbar ist und über keine Park-möglichkeiten verfügt“, warnt die Internetseite des Bensheimer Kirchberghäuschens. Die Tasse Kaffee oder das Gläschen Wein mit dem weiten Blick in die Landschaft fällt derzeit aus, die Gaststätte ist geschlossen. Zwi-schen Wald und Weinreben in 220 Metern Höhe, die Hessische Bergstraße entlang zwischen Au-erbacher Schloss und Hemsberg gelegen, bietet die Spitze des Kirchbergs einen malerischen Ausblick. Doch für die Verpfle-gung müssen Spaziergänger und Wanderer einstweilen selbst sor-gen, und die Höhenmeter müs-sen sie per Drahtesel oder auf Schusters Rappen bewerkstelli-gen.

    Feste und Empfänge

    Am letzten Wochenende vor dem Corona-Shutdown war auf dem Kirchberg noch die Hölle los, die Terrasse war prall gefüllt. So lange das Wetter schön und die Lokale geschlossen sind, gibt es vor der eigenen Haustür viel auf eigene Faust zu entdecken. Das Häuschen östlich der 40 000-Einwohner-Stadt ist seit über 150 Jahren ein beliebter Anlauf-punkt. Am 2. Juni 1857 wurde das Kirchberghäuschen als „Lusthaus“ eingeweiht. Würde man den Titel heute womöglich etwas zwielichtig auslegen, stand er noch im 18. Jahrhundert für ein größeres Veranstaltungs-haus, in dem Feste oder Empfän-ge stattfinden. Es gab Ballsäle, Theaterbühnen oder Kunst-sammlungen. Kleinere Lusthäu-

    ser dienten dem Adel zum priva-ten Rückzug. Als es, nach achtjährigem Bau, 1857 fertiggestellt war, wurde das Kirchberghäuschen vor al-lem, so heißt es, von der „höhe-ren Gesellschaft“ eingeweiht. Festzug und Kanonenschüsse, Spiele und Feuerwerk sowie ein Ballabend läuteten die Geschich-te des Gebäudes ein, das ur-sprünglich mal einen Turm hätte bekommen sollen, was man aber, so heißt es auf der Internet-seite des Häuschens, vermutlich aus Kostengründen bleiben ließ. Ein Wahrzeichen der Stadt Bens-heim, das längst unter Denkmal-schutz steht, ist das Haus gleich-wohl. Einen guten Klang hat der Kirch-berg auch bei den Weinfreunden – der Löss- und Kalkboden bietet unter dem Gipfel am Südhang die Basis zweier besonders hoch-rangiger Lagen, dem „Kirchberg“ und der „Kalkgasse“. Kein Wun-der, dass die Spaziergänger hi-naus zum Gipfel daher auch einen Weinlehrpfad entlang mar-schieren können. Und irgend-

    wann wird auch die Einkehr im Kirchberghäuschen wieder mög-lich sein. Beim Portal Tripadvisor schnei-det das Lokal ziemlich gut ab. Und der Ausblick über Bens-heim, die Bergstraße und die Rheinebene hinweg bis zum Rand des Pfälzerwaldes und Worms oder dem Donnersberg ist sowieso unbezahlbar. Auch, wenn man sich einstweilen „nur“ mit einem kleinen Pick-nick vor den verschlossenen Tü-ren begnügen muss. Dafür liegt das Kirchberghäuschen an se-henswerten Wander- und Rad-Wegen. Tragisch ist hingegen der Hinter-grund des Gedenksteines und einer Gedenkstele, die ebenfalls auf und an dem Kirchberg lie-gen. An einem der letzten Kriegs-tage, dem 24. März 1945, hat die Gestapo zwölf Menschen ermor-det – deutsche und ausländische Gefangene, Männer wie Frauen. Drei Tage zuvor wurden drei jun-ge Soldaten am Wasserwerk hin-gerichtet. Daran erinnern die bei-den Gedenk-Vorrichtungen.

    Von Torben Schröder

    Das 1857 errichtete Kirchberghäuschen liegt in den Wein-bergen oberhalb von Bensheim. Foto: Norbert Bartnik

    Das Bauprojekt „Neue Mitte“ in Osthofen schreitet gut voran, im März 2021 soll der erste Abschnitt fertiggestellt sein. Der Siloturm der ehemaligen Mälzerei Schill (im Hintergrund) soll saniert und umgestaltet werden. Foto: Rudolf Uhrig

    Thomas Goller Foto: b+e medien

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    Helfen macht glücklich. Jessica Schwarz, Schauspielerin

    Über Jahre hinweg prägte der eingerüstete Westchor das Wormser Stadtbild (Foto von 1898) Fotos: Stadtarchiv Worms

    Viele Risse im DomDie Renovierung vor

    über 100 Jahren

    WORMS. Jeder Hausbesitzer kennt das: Es muss regelmäßig renoviert werden, damit ein Ge-bäude noch lange erhalten blei-ben kann. Und manchmal kommt es richtig hart. 1020 ist am neuen Dom unter Bischof Burchard der Westchor zusam-mengebrochen, ganze zwei Jah-re hat die Wiederherstellung ge-dauert. Ursache waren Probleme mit dem Baugrund. 700 Jahre hatte man weitgehend Ruhe mit dem 1181 fertiggestellten West-chor des staufischen Doms. Aber bereits 1851 wurden über-all am Gotteshaus gravierende Schäden festgestellt, bedingt durch die Witterung wie auch durch den Brand 1689, der auch nicht nachhaltig saniert wurde. Besonders augenfällig waren die Risse im Westbau. 1856 wurde ein Dombauverein gegründet, für die Maßnahme zuständig war Architekt Rudolf Opfermann aus Mainz. Für den Westchor gab es eine Notverankerung, an-sonsten wurde nur Schönheits-reparaturen durchgeführt.

    Beim Fundament nachbessern

    Propst Fehr erkannte den Ernst der Lage, und 1884 veranlasste er die Gründung eines neuen Dombaukomitees, das mehrere Gutachten erstellen ließ. In dem 1892 gegründeten Kunstrat spielte der erfahrene Stadtbau-meister Karl Hofmann als Dom-baumeister wesentliche Rolle. Es wurde rasch herausgefunden, dass der Dom auf einem gut tragfähigen Kiesboden steht, der schwere Westbau jedoch auf einem äußerst beweglichen Löß-boden, der sich bei Nässe voll-saugt, aber bei Trockenheit zu-sammenschrumpft. Folglich musste bei der Fundamentie-rung nachgebessert werden.

    Hofmann vertrat die Auffassung, dass der Westchor abgetragen und mit der originalen Bausubs-tanz wieder aufgesetzt werden müsse. Der Kunstrat war strikt gegen solch ein aufwendiges Unterfangen. Kleinere Repara-turarbeiten wurden zwischen-zeitlich am Dom ausgeführt. Im Rahmen der Untersuchungen wurde festgestellt, dass die alten Holzanker im Westbau total ab-gängig waren und der Westchor tatsächlich kurz vor dem Zu-sammenbrechen stand.

    Wegweisendes Gesetz

    Jetzt, 1901, ließ sich der Kunst-rat endlich überzeugen und stimmte der Hofmann’schen Plänen zu. Die Fundamente wurden verstärkt und bis in die tragende Kiesschicht herunter-gezogen. Der gesamte Westchor und Teile des westlichen Vie-rungsturms wurden Stein für Stein abgetragen und unter Ver-wendung des originalen romani-schen Baumaterials wiederauf-

    gebaut. Am 16. Juli 1902 wurde ein Denkmalschutzgesetz für das Großherzogtum Hessen er-lassen, die Lutherstadt gehörte damals zum Großherzogtum. Hiermit war auch eine klare rechtliche Basis für die Durch-führung der Restaurierungsmaß-nahme geschaffen. Der Wormser Dom war die erste Großbaustel-le, auf der äußerst erfolgreich auf Grundlage des neuen Geset-zes gearbeitet werden konnte. Es gibt interessante Fotos, auf denen zu sehen ist, wie die Stei-ne in Halbkreisen auf den Dom-plätzen ausliegen. 1906 war der Wiederaufbau abgeschlossen, diesmal wurden Zuganker aus Eisen eingebaut. Nebenher lief die Sanierung des Südwest-, des Eselsturms. Die Wintermonate wurden für die Innensanierung genutzt. Der nach 1689 aufgefüllte Fußboden wurde wieder auf das romani-sche Niveau abgesenkt. Dabei wurden ab 1906 überall im Do-minneren archäologische Aus-grabungen vorgenommen, die

    bemerkenswerte Erkenntnisse zur Baugeschichte brachten. Die salische Familiengrablege des 10. und frühen 11. Jahrhun-derts mit Erdgräbern im östlichs-ten Mittelschiffjoch vor dem Chorraum wurde eingehend untersucht. Für die Sarkophage der Mitglieder dieses Herzogen- und später Kaiserhauses, wurde eigens 1909 eine Gruft angelegt. Genauso wurde zeitgleich im Speyerer Dom vorgegangen, wo ebenfalls für die Erdbestattun-gen der Kaiser eine Gruft anleg-te wurde, die jetzt mit der roma-nischen Krypta in Verbindung steht. Ab 1906 wurde der östliche Vie-rungsturm teilweise abgetragen und, vorwiegend mit originalem Material, erneuert. Der Turm er-hielt jetzt als Dach einen steiner-nen Helm. Bis 1910 war auch diese Maßnahme abgeschlossen, und bis 1912 wurden die beiden runden Osttürme und der Ost-chor saniert. Eine weitere bau-technische Herausforderung war die Instandsetzung der einiger Joche des Mittelschiffgewölbes. Auch die gotische Nikolauska-pelle erwies sich als baufällig. Sie war schlecht fundamentiert und nahm weiteren Schaden durch die Niederlegung des Kreuzgangs 1830.

    Krieg und Inflation

    Auch hier erschien eine Nieder-legung und der Wiederaufbau mit historischen Material die einzig sinnvolle Lösung. Gleich-zeitigwurde eine Unterkellerung für eine Heizung im Dom ge-plant. Die Maßnahme war vor-bereitet, aber durch den Aus-bruch des Ersten Weltkriegs konnte sie nicht durchgeführt werden. Bald nach Kriegsende kam dann die Inflation, die eine sinnvolle Planung von Baumaß-nahmen verhinderte. Probleme bereitete auch die Materialbe-

    schaffung und die Suche nach Handwerkern mit Erfahrung in alten Techniken. Erst ab 1925 nahm alles wieder einen einiger-maßen geregelten Lauf. Die Nie-derlegung der Nikolauskapelle wurde zwar 1919 begonnen, doch erst 1930 fertiggestellt. 1932/33 wurden die östlichen Mittelschiffgewölbe saniert. Aber schon 1921 gab es wieder Schäden am Dom: Beim schrecklichen Explosionsun-glück in Oppau waren alle Fens-ter zerbrochen worden. Alles wurde neu verglast. Bereits zu Beginn des Jahrhunderts gab es Versuche zur besseren Isolie-rung. Wegen der guten Ergebnis-se erfolgte eine komplette Dop-pelverglasung; auf farbige Fens-ter wurde bewusst verzichtet. Nach abgeschlossener Dachsa-nierung konnte am 24. Januar 1933 die Vollendung der Domre-novierung in einem Festgottes-dienst gefeiert werden.

    Gewaltige Leistung

    Die Domplätze blieben weiter-hin ein Provisorium, die Vor-schläge des Kulturrats von 1934 wurden nicht mehr umgesetzt. Geplant war, den südlichen Domplatz sehr deutlich von dem Kreuzgangsbereich abzusetzen, um ihm wieder Gestalt zu verlei-hen. Im Rahmen der jetzt laufenden Domsanierung wurde ganz schnell offensichtlich, wie her-vorragend und nachhaltig die Hofmann’schen Maßnahmen ausgeführt wurden, sowohl in ihrer handwerklichen Qualität wie auch von der Auswahl der Werkstoffe her. Diese Arbeiten konnten in der Regel einfach übernommen werden, sodass nur eine reine Oberflächenreini-gung erforderlich war. Vor über 100 Jahren wurde somit eine Leistung erbracht, die auch den Kriterien unserer Zeit standhält.

    Gastbeitrag von Irene Spille

    Das Steinlager vom Abbruch des Westchors (Foto von 1902).