Wort aus Jerusalem - Ausgabe 01/2015

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GOTT SEI DANK 9. Mai in Stuttgart Seite 8 Denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir! Jesaja 60,1 STEH AUF! WERDE LICHT JUDEN UND CHRISTEN GEMEINSAM GEGEN ANTISEMITISMUS WORT Ausgabe Nr. 1 2015 ICEJ

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Magazin der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem "Steh auf! Werde Licht" Juden und Christen gemeinsam gegen Antisemitismus

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Gott SeI DanK 9. Mai in Stuttgart

Seite 8

Denn dein Licht kommt, und die herrlichkeit des herrn geht auf über dir! Jesaja 60,1

STEh auF! WERDE

LIChT Juden und Christen gemeinsam gegen antisemitismus

wortausgabe Nr. 1 2015ICEJ

Veranstalter:

Schechinger-Tours Walter SchechingerIm Kloster 3372218 Wildberg-Sulz am EckTel.: 07054 5287Fax: 07054 [email protected]

Und es wird geschehen, dass alle Übriggebliebenen von all den Heidenvölkern ... Jahr für Jahr heraufkommen werden, um dexn König, den Herrn der Heer-scharen, anzubeten und das Laubhüttenfest zu feiern.

Sacharja 14, 16

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Die Internationale Christliche Botschaft Jerusalem (ICEJ) ist ein globaler Dienst, der Gemeinden, Denominationen und Millionen Christen auf der ganzen Welt vertritt. Sie alle verbindet eine tiefe Liebe und Fürsorge für Israel sowie der Wunsch, den historischen Bruch zwischen der christlichen Gemeinde und dem Jüdischen Volk zu heilen. Die ICEJ erkennt in der Wiederherstellung des modernen Staates Israel die Treue Gottes zu seinem Bund mit dem Jüdischen Volk und zu seinen Verheißungen. Unsere Hauptziele sind folgende: Israel ganz praktisch zu unterstützen; die christli-che Gemeinde über Gottes Pläne mit Israel zu informieren und Gemeinden mit Israel

zu verbinden; Ortsgemeinden im Heiligen Land zu unterstützen; aktiv zur Versöhnung zwischen Juden, Arabern und Christen beizutragen.Die Hauptstelle der ICEJ befindet sich in Jerusalem, der Dienst der ICEJ erstreckt sich auf insgesamt mehr als 140 Länder, in 70 Ländern gibt es etablierte Zweigstellen. Die ICEJ ist Ihre Botschaft in Jerusalem. Die ICEJ ist ein überkonfessionelles

Glaubenswerk, das durch freiwillige Zuwendungen von Freunden und Mitgliedern unterhalten wird. Alle Spenden sind im Rahmen der persönlichen Steuererklärung abzugsfähig (gilt nicht für Schweiz und Österreich). Sollte eines unserer Projekte überzeichnet sein, führen wir die finanziellen Mittel an ein anderes Projekt ab.

das Neue Jahr begann mit einer ganzen Lawine schlechter Nachrichten. In Frank-reich erhob der islamische Terrorismus sein hässliches Haupt, massakrierte Mit-glieder der freien Presse, attackierte einen jüdischen Supermarkt und exekutierte eine Polizistin auf den Straßen der Hauptstadt Paris. Auch die Anschläge von Kopenhagen im Februar hatten einen islamistischen Hintergrund.

Im Nahen Osten verbreitet palästinensischer Terrorismus immer noch Angst und Schrecken unter den Bürgern Israels, die Milizen des Islamischen Staates setzen ihren tödlichen Feldzug durch den Irak und Syrien fort, und der Jemen ist gerade durch einen militanten muslimischen Staatsstreich erschüttert worden.

Gleichzeitig bedrängt islamischer Terrorismus Afrika, auch wenn dies in unseren Medien wenig berichtet wird. Rev. Mosy Madugba, Mitglied unseres internatio-nalen ICEJ-Vorstandes, rief uns vor Kurzem zu Gebet und Unterstützung seines Heimatlandes Nigeria auf, nachdem die radikal-islamische Miliz Boko Haram ein ganzes Dorf ausgelöscht hatte – zirka 2000 Menschen wurden brutal ermordet, die meisten von ihnen Christen. Im nahe gelegenen Niger wurden das Haus und die Gemeinde unseres Nationalen Direktors Moctar Soumana von radikalen Mus-limen niedergebrannt, aus Protest gegen das französische Satiremagazin Charlie Hebdo.

Der radikal-islamische Terrorismus bedroht momentan alle Kontinente.

Unterdessen traf ich im Dezember einen Evangelisten aus Asien, der mir berich-tete, dass sich verheißungsvolle neue Türen für einen Dienst in der arabischen Welt öffneten. Er erzählte von Treffen mit arabischen Führungspersönlichkeiten, welche der guten Nachrichten zuhörten und sie auch annahmen. Er berichtete über beispiellose Gottesdienste in Saudi-Arabien, bei denen hunderte von Musli-men ihr Leben dem Herrn geben.

Ein weiterer Bericht, wieder aus Saudi-Arabien, informierte uns darüber, dass tau-sende von Bibeln an Scheichs und Imame im ganzen Land verteilt worden seien. Der Leiter einer deutschen Missionsgesellschaft besuchte uns und berichtete, dass tausende Menschen jeden Monat in Teheran getauft würden. Zweifellos ist Gott mächtig am Wirken in der muslimischen Welt.

In Jesaja 60 sieht der Prophet ein solch widersprüchliches Bild: „Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.“ (Jesaja 60,2)

Fraglos scheint sich die Dunkelheit immer intensiver über viele Nationen auszu-breiten. Viele haben Angst. „Während die Menschen verschmachten vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen…“ wie es die Bibel in Lukas 21,26 formuliert. Doch zur selben Zeit sieht der Prophet das Licht Gottes über Seinem Volk aufgehen wie die Morgenröte. Gott ist immer noch am Wirken, während sein Königreich selbst inmitten großer Widerstände weiter wächst. Und er ruft uns zu: „Steh auf, werde licht!“ Daniel sagt über die dunkelste Stunde der Menschheit: „Und die Verständigen werden leuchten wie der Glanz der Himmelsfeste; und die, welche die vielen zur Gerechtigkeit gewiesen haben, leuchten wie die Sterne immer und ewig.“ (Daniel 12, 3)

Wir sind ein Volk der Hoffnung und dazu aufgerufen, uns nicht von den Nöten unserer Welt herunterziehen zu lassen, sondern vielmehr aufzublicken, während unsere Erlösung naht. Gleichzeitig bitten wir Gott, uns in dieser Zeit der Finster-nis zu gebrauchen.

In Christus verbunden,Ihr

Dr. Jürgen BühlerGeschäftsführender ICEJ-Direktor

LIEBEFREUNDE,

Das Wort aus Jerusalem ist das Magazin für Förderer der ICEJ. Für Kennenlern-abos wird eine jährliche Gebühr von 5 Euro erhoben.

IMPRESSuM

redaktionsleitung Lisa Schmid

redaktion/autoren Jürgen Bühler, Gottfried Bühler, Lucy Jennings, Juha Ketola, David Parsons, Brigitte Weghaus, Estera Wieja

übersetzung Lisa Schmid

gestaltung Project-2

druck Designpress Gmbh

fotos aP, Corrie ten Boom-Museum, Gottfried Bühler, Shai Fund, ICEJ, Maureen hoppe, Martin Koppenhöfer, Marsch des Lebens, antonio Lovrincevic, Lisa Schmid, Yad Vashem

v.i.s.d.p. Gottfried Bühler

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icej-deutschland & weltweit

Licht in der Dunkelheit 04

KKL-Kongress in Stuttgart 06

Gebetsaufruf für Zentralafrika 07

ICEJ-Tag in Stuttgart 08

Termine 70 Jahre 09

aus dem wort

Reformation 10

icej-hilfsdienste

häusliche Pflege 13

holocaust-Überlebende 14

Christen und Jesiden im Nordirak 16

Lebensmittelhilfe und "Little hearts" 18

aus der botschaft

Brief an Staats- und Regierungschefs 19

Die ICEJ, Israel und die Nationen 20

Mehr Schwarzbrot 22

Wege der Versöhnung 24

Israel-Gedenkreise 26

Kurznachrichten 27

nahost-fokus

Prognosen für 2015 28

alijah-Kontroverse 30

04Veranstaltung im Neuen Schloss in Stuttgart

Hilfe für Holocaust-Überlebende14

Marsch des Lebens in Polen

24

Wege der Erneuerung10

INHALT

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4 | 5 ICEJ-Deutschland

tragödie des Versäumnisses „Au schwitz hätte verhindert werden können, wenn vielen Menschen nicht weggeschaut oder nicht nur gleichgültig zugeschaut hätten“, erklärte Got-tfried Bühler im Weißen Saal des Neuen Schlosses. „Es ist die Tragödie des Versäumnisses. Ich möchte uns heute auf-fordern und ermutigen – gerade in dem für Deutschland besonderen Jahr 2015, 70 Jahre nach Kriegsende – dass wir uns als Christen unserer jüdischen Wurzeln wieder neu bewusst werden, das jüdische Volk segnen und um Zions Willen nicht schweigen.“

Zweifacher Sinn des Gedenkens Der Justizminister des Landes Baden-Württemberg Rainer Stickelberger betonte den zweifachen Zweck des Gedenkens. „Es ist eine gemein-same Verneigung vor den Opfern und gleichzeitig eine Erin-nerung an unsere gegenwärtige Verantwortung“, sagte Stick-elberger. Es gehe darum, dem Hass auf Minderheiten heute entgegen zu treten. „Wir dürfen nicht wegschauen, wenn in

Paris Juden in einem Supermarkt ermordet werden, nur weil sie Juden sind“, sagte er.

einsamkeit und Hoffnung Das Vorstandsmitglied der Isra-elitischen Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW), Michael Kashi, berichtete, wie er lange nicht verstanden hätte, warum die Überlebenden bei ihrer Befreiung nicht fröhlicher wirkten. „Als der Krieg plötzlich vorbei war, wurde ihnen bewusst, dass sie ganz allein auf der Welt waren“, sagte Kashi. Viele hätten ihre Angehörigen in den Lagern eine gewisse Zeit stützen können, doch als ihre Kräfte versagten, wurden diese Familienmitglieder ermor-det. Quälende Fragen und Schuldgefühle blieben. Bei aller Sorge um die Sicherheit von Juden in Europa zeigte er sich dennoch zuversichtlich. „Ich habe Hoffnung, so lange es Menschen wie Sie gibt, die sich erinnern und gegen Juden-hass aufstehen“, sagte er an die Teilnehmer gewandt.

trauma und die Bitte um Vergebung Der Landesrabbiner von Württemberg, Netanel Wurmser, berichtete aus seiner seelsorgerlichen Praxis sehr eindrucksvoll, wie die Schreck-en und Traumata der Gaskammern auch Jahrzehnte nach dem Holocaust noch in den folgenden Generationen nach-wirkten. Das Gespräch mit einer Ratsuchenden, die immer wieder von der Angst und dem Grauen in den Gaskammern träumte, als wäre sie dabei gewesen, habe ihn sehr bewegt. „Ich kann nicht begreifen, welches Gehirn sich so etwas ausdachte“, sagte er mit Blick auf die menschenverachtende Tötungsmaschinerie der Nazis.

Als Vertreter der jungen Generation sprach der 16jährige Musiker und Pastorensohn David Meussling über seine Begegnungen mit Holocaustüberlebenden in Israel. „Ich

VON LISA SCHMID

JuDEN uND ChRISTEN GEDENKEN GEMEINSaM DER BEFREIuNG auSChWITZ-BIRKENauS

Licht in der Dunkelheit

Mit einer Lichter-Installation aus 400 Kerzen, die einen Davidstern bildete, haben am 27. Januar in

Stuttgart rund 500 Menschen der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau vor 70

Jahren gedacht. Jüdische und christliche Ehrengäste sprachen auf der ICEJ-Gedenkfeier im Neuen

Schloss, bevor Gottfried Bühler, erster Vorsitzender der ICEJ-Deutschland, und der israelische Gene-

ralkonsul Dr. Dan Shaham einen Kranz am Holocaustmahnmal niederlegten.

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konnte es nie verstehen, wie ein Volk so erblinden konnte, dass es bereit war, einen Völkermord zu begehen", sagte er. „Mein Vater erzählte mir dann, dass mein Urgroßvater als Nazi Juden tötete, was mich schockiert hat... Ich bitte stell-vertretend für viele im Vergebung", wandte sich Meussling an die jüdischen Ehrengäste.

einsatz gegen antisemitismus „Null-Toleranz“ gegenüber Antisemitismus gelobte der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb. „Wir erschrecken darüber, welches menschenverachtende Gewaltpotential in Auschwitz und an anderen Orten geherrscht hat. Wir erschrecken darüber, dass die Welt daraus noch lange nicht genügend gelernt hat, sondern auch heute schlimmste Würde- und Rechtsverletzung in vielen Ländern dieser Welt an der Tagesordnung sind“, sagte Steeb. Auch heute seien jüdische Mitbürger wieder gefährdet. Der Leiter der christ-lichen Pfadfinder „Royal Rangers“ Martin Seiler versprach, sich gerade im Rahmen der Pfadfinderarbeit unter jungen Menschen gezielt gegen Antisemitismus einzusetzen.

Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkfeier im Weißen Saal vom Pianisten Michael Schlierf, dem Schülerorchester des St. Agens Gymnasiums Stuttgart und David Meussling, die israelische Melodien, Klezmer und die Filmmusik von Schindlers Liste zum Besten gaben.

Dank aus Israel Bei der anschließenden Lichter-Installation und Kranzniederlegung am Holocaustmahnmal betonte der israelische Knessetabgeordnete und frühere israelische Innenminister Meir Sheetrit, dass Deutschland Verantwor-tung für sein Handeln während der Kriegszeit übernommen habe und Israel in vielen Bereichen unterstütze. „Danke für Ihre Empathie und Ihr Verständnis in diesen schwie-rigen Zeiten.“ Er verlieh seinem Schmerz darüber Ausdruck, dass Israel immer noch nicht in einer Zeit des Friedens mit seinen Nachbarn angekommen sei. Deutschland und Israel seien jedoch das beste Beispiel dafür, gerade angesichts des 50jährigen Bestehens der diplomatischen Beziehungen bei-der Länder, dass man Seite an Seite und erfolgreich für eine bessere Welt kämpfen könne.

Gottes Liebe zu seinem Volk Peter Wenz, leitender Pastor des GOSPEL FORUM in Stuttgart, versicherte den Teilneh-mern am Holocaustmahnmal, dass Gott seinem jüdischen Volk in tiefer Liebe, Mitgefühl und Erbarmen zugewandt sei. Die Gedenkfeier endete mit einem gesungenen hebräischen Gebet, „El Maleh Rachamim“ (G’tt voller Erbarmen) für die Opfer der Schoah durch den Kantor der Stuttgarter Synagoge Arie Mozes und dem gemeinsamen Singen der Hatikwa, der israelischen Nationalhymne. „Diese Veranstaltung hat die Opfer des Schoah und die Überlebenden wirklich gewürdigt, frei von jedem politischen Kalkül“, bedankte sich Michael Kashi. „Ich konnte spüren, dass die Teilnehmer mit ganzem Herzen dabei waren.“

Bilder:

1 Gottfried Bühler2 Landesrabbiner Netanel Wurmser, Generalkonsul Dr. Dan Shaham, Knessetmitglied Meir Sheetrit3 Martin Seiler von den "Royal Rangers"4 Michael Kashi, Vorstandsmitglied der IRGW5 hartmut Steeb, Generalsekretär der Evangelischen allianz6 Meir Sheetrit und Dr. Dan Shaham

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6 | 7 ICEJ-Deutschland & Weltweit

Über 1100 Besucher, darunter viele Christen, haben am 08. Februar beim Kongress des Jüdischen Nation-alfonds (hebräisch abgekürzt KKL) in Stuttgart ihre Solidarität mit dem jüdischen Staate bekundet und das 50jährige Bestehen der diploma-tischen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland gefeiert. Neben Repräsentanten aus Wirtschaft, Politik und Militär gestalteten auch Vertreter christlicher Israel-Werke das bunte und vielseitige Programm im Kursaal in Bad Cannstatt mit, das unter dem Motto „Natürlich für Israel“ stand.

„Israel, Du bist nicht allein!“ versi-cherte Gottfried Bühler, erster Vor-sitzender der ICEJ-Deutschland, den zahlreichen jüdischen Teilnehmern aus dem In- und Ausland. In einer Podiumsdiskussion mit Harald Eck-ert, dem Gründer von „Christen an

VON LISA SCHMID

ChRISTEN ZEIGEN SOLIDaRITäT BEIM KKL-KONGRESS IN STuTTGaRT

Israel, Du bist nicht allein!

der Seite Israels“ betonte Bühler, dass es allein an der Gnade des Gottes Abrahams, Isaaks und Jakobs liege, dass Deutschland in den letzten 70 Jahren nach Kriegsende einen sol-chen Aufschwung erleben durfte. Die anwesenden Christen forderte er auf, auch in diesem besonders wichtigen Jahr 2015 um Zions willen nicht zu schweigen.

Harald Eckert, der auf dem Kongress mit dem „Goldenen Olivenzweig“ für seine jahrzehntelangen Bemüh-ungen um Solidarität mit Israel geehrt worden war, bedankte sich herzlich für das gewachsene Vertrauen zwischen Juden und Christen. „Das ist für mich ein substanzielles Wunder“, erklärte er und verlieh seiner Hoffnung auf ein weiteres Zusammenwachsen in gegen-seitiger Geduld und Wertschätzung Ausdruck.

Maren Steege, Projekt-Managerin bei der ICEJ, sprach in einer weiteren Talkrunde mit dem CDU-Bundes-tagsabgeordneten Steffen Bilger über die junge Generation und ihre Bezie-hung zu Israel. Bilger, der jedes Jahr mit jungen Parlamentariern nach Isra-el reist, zeigte sich beeindruckt über den israelischen Pionier- und Gründer-geist, von dem sich die „Deutschen das eine oder andere abschauen könnten“. Als Herausforderung bezeichnete er die Tatsache, dass deutsche Schüler kaum noch persönliche Bezüge zur deutschen Geschichte zur Zeit des Nationalsozialismus hätten. „Hier sind neue Ansätze erforderlich“, sagte er mit Blick auf die Bildungspolitik. „Gleichzeitig stellt sich uns eine wei-tere neue Herausforderung durch den neuen Antisemitismus, auch im Bun-destag“.

Maren Steege im Gespräch mit MdB Steffen Bilger Gottfried Bühler (re.) mit Moderator Stefan Walter und harald Eckert (li.)

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anschläge in Zentralafrika Als die Terroranschläge von Paris im Januar die Schlagzeilen bestimmten, wandte sich unser ICEJ-Direktor in Nigeria, Rev. Mosy Madugba mit einem dringenden Gebets- und Hilferuf an uns. Gerade war die gesamte Bevölkerung eines christlichen Dorfes in Nord-nigeria, insgesamt 2000 Menschen, von der Boko-Haram-Miliz massakriert worden.

Nur wenige Tage später informi-erte uns unser ICEJ-Direktor im Niger, Rev. Moctar Soumana, dass 55 Gemeinden gerade von einem muslimischen Mob niederge-brannt worden seien, aus Protest gegen das französische Satiremag-azin Charlie Hebdo mit seinen Mohammed Cartoons. Auch Moc-tars eigene Gemeinde und sein Wohnhaus in Niamey gingen in Flammen auf. Ein Mob von 1000 Demonstranten umstellte sein Haus und forderte ihn und seine Familie zur Flucht auf. Alles, was die Familie besaß, wurde ver-brannt.

Hoher Preis für Pressefreiheit Im Westen verteidigten wir stolz unsere Pressefreiheit, doch in Afrika mussten ein-fache Gläubige einen hohen Preis dafür bezahlen, obwohl sie mit den Ereignissen im fernen Paris nicht das Gering-ste zu tun hatten. Die Berichte, die wir über die kriminel-len und unmenschlichen Angriffe auf Christen in Afrika erhalten, sind entsetzlich! Wenn muslimische Terroristen in ein christliches Dorf einfallen, töten sie die Männer und machen die Frauen zu Sex-Sklavinnen.Den Kindern werden oft die Hände und Füße abgetrennt oder auch sie werden als Sklaven verkauft. Boko Haram verübt diese grausamen

Während sich die Geißel der islamistischen Gewalt immer weiter ausbreitet, bekommen

auch Mitglieder unserer weltweiten ICEJ-Familie ihren giftigen und schmerzhaften Sta-

chel zu spüren. Insbesondere in Zentralafrika werden unsere christlichen Geschwister

auf brutale Art und Weise von Muslimen angegriffen.

ICEJ-DIREKTOR IM NIGER VON MuSLIMISChEN TERRORISTEN aNGEGRIFFEN

Dringender Gebetsaufruf für Zentralafrika

VON REV. JUHA KETOLA, INTERNATIONALER DIREKTOR DER ICEJ IN JERUSALEM

Verbrechen nicht nur gegen Christen, sondern auch gegen andere Muslime – im Namen des Islam und des Koran.

Beziehungen zu Israel Gleichzeitig haben wir bei Treffen mit Regierungsmitgliedern zentralafrikanischer Länder mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit immer wieder fest-

gestellt, dass sie gegen diese Ang-riffe sind und mit dem radikalen Islam nichts zu tun haben wollen. Ihren Angaben zufolge werden Gewalt und Waffen von ausländi-schen Arabern und dem Iran nach Afrika importiert. Gleichzeitig wollen diese afrikanischen Poli-tiker guten Beziehungen zu Israel wieder aufnehmen und von den israelischen Errungenschaften im Bereich Medizin, High-Tech und Landwirtschaft profitieren.

Gebet und Unterstützung Daher bitten wir Sie, liebe Unterstützer und Freunde der ICEJ, sehr herz-lich um ernstliche Fürbitte für unsere christlichen Geschwister

in Afrika! Bitte erheben Sie Ihre Stimme in Ihren eigenen Herkunftsländern und protestieren Sie deutlich hörbar gegen das, was Christen durch muslimische Terroristen an getan wird. Jetzt ist die Zeit zu handeln!

Wenn Sie die hilfsanstrengungen der ICEJ zugunsten verfolgter Christen unterstützen möchten, geben Sie bitte „operation Hoff-nung“ als Verwendungszweck an. Ihre Spende wird dazu verwendet, Christen im Nahen Osten und afrika zu unterstützen, die unter muslimi-scher Verfolgung leiden. herzlichen Dank!

Bild der Verwüstung: Ein Zimmer im niedergebrannten Wohnhaus von Rev. Moctar Soumana, dem

ICEJ-Direktor im Niger

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Wir sagen Danke für 70 Jahre Frieden, Freiheit, Gnade! Sie auch?

Agenda 2015: Dankbarkeit und Erneuerung

Das Jahr 2015 ist ein einmalig wichtiges Jahr für Deutschland. 70 Jahre nach Kriegsende wollen wir unsere Dankbarkeit in einer ganz besonderen Art zum Ausdruck bringen. Das ganze Volk Gottes ist gefragt! Wir werden mit vielen Christen aus den unterschiedlichsten Hintergründen für Israel und das jüdische Volk beten und sie in ganz besonderer Weise segnen. Angesichts der aktuellen Lage sind wir an diesem speziellen Tag (der 9. Mai ist auch der EUROPATAG) herausgefordert, für Deutschland und Europa zu beten. Wir haben grossen Glauben, dass unser Gott Deutschland geistlich wiederherstel-len und eine neue Zeit der Reformation nach Deutschland bringen kann! Ich lade Sie herzlich zu diesem besonderen Tag der Anbetung, des Gebets, der Dankbarkeit nach Stuttgart ein. Kommen Sie mit Ihrer ganzen Familie und Ihren Freunden. Investieren Sie diesen Tag, um Gott mit vielen anderen Christen anzubeten. Herzlich willkommen!Ich freue mich Sie an diesem Tag zu sehen! Ihr Gottfried Bühler

9. Mai 2015 von 10 bis ca. 21 Uhr im GoSPeL FoRUM Stuttgart mit:

8 | 9 ICEJ-Deutschland

Dr. Jürgen BühlerGesamtleiter ICEJ, Jerusalem

"Gottes Volk ist gefragt! Lasst uns gemeinsam am 9. Mai - 70 Jahre nach Kriegsende - für eine neue Reformation beten, damit die Gemeinde des lebendigen Gottes erneuert wird."

Dr. Dan ShahamGeneralkonsul des Staates Isreal

"Unsere heutige Freundschaft mit Deutschen ist die hoffnungsvolle Antwort auf Antisemitis-mus und das was vor 70 Jahren in diesem Land geschehen ist."

Suzette HattinghGründerin "Voice in the City"

"…da ist eine göttliche Leidenschaft für Israel. An diesem besonderen Tag werden wir gemein-sam Gott anbeten und intensiv für Israel und für Deutschland beten."

Gottfried BühlerLeiter ICEJ-Deutschland

"2015 ist ein ganz besonderes Jahr der Gnade. Es gebietet uns unser christlicher Anstand, uns bei Gott dafür gebührend zu bedanken und Ihn zu feiern!"

GROSSER ICEJ TaG aM 9.MaI IN STuTTGaRT

Gott sei Dank! JAHRE

• Dr. Susanna Kokkonen, Yad Vashem, Jerusalem

• Jobst Bittner, Leiter TOS, Marsch des Lebens

• Zeitzeugen - Interview

• Steffen Bilger, Mitglied im Bundestag

• Ansprache eines Holocaustüberlebenden

• Laudamus te ensemble Deutsche und jüdische Musiker führen Ausschnitte aus Händels Messias in hebräisch auf

• Ballet-ensemble Stuttgart

• Charmaine Hedding, Shai-Fund

• Dr. Mojmir Kallus, ICEJ Tschechien

• Michal Forst, Kantor der Jüdischen Gemeinde Prag

• Special: Youth Panel ARISE

• Worship-night mit Suzette Hattingh, Vesna Bühler, Gottfried Bühler und Band

Eintritt frei • Anmeldung unter www.icej.de

Kinder sind herzlich willkommen, es wird ein spezielles Kinderprogramm geben.

Mahlzeiten werden angeboten.

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MARCH OF THE LIVINGTHERESIENSTADT/PRAG

15. bis 20. april 2015Teilnahme am "MARCH OF THE LIVING" am Holocaust-Gedenktag (16.4.15) von Auschwitz nach Birke-nau zusammen mit tausenden Nach-fahren der Opfer und Überlebenden der Shoah. Weiteres Programm: u.a. Besichtigung des jüdischen Viertels und des Oskar-Schindler-Museums in Krakau.

Anmeldung bei Schechinger Tours: Tel. 07054 5287 oder [email protected]

BALLET MAGNIFICATIN STUTTGART

Donnerstag, 30. april 2015Am 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Ravensbrück führt das „Ballett Magnifi-cat“ die Geschichte Corrie ten Booms „The Hiding Place“ in der Stuttgarter Liederhalle/Hegelsaal auf. Special Guest: Dr. Susanna Kokkonen (Yad Vashem, Jerusalem)

Vorverkauf bei: www.cmka.eu

ICEJ-KURZFILM

70 Jahre GnadeEin inspirierender sechsminütiger Kurzfilm zum Thema "70 Jahre Frie-den, Freiheit, Gnade" kann auf der ICEJ-Webseite unter http://de.icej.org/70-Jahre angeschaut und herun-ter geladen werden. In diesem Film-clip beleuchtet Gottfried Bühler, erster Vorsitzender der ICEJ-Deutsch-land, im Zeitraffer die geschichtliche und geistliche Entwicklung Deutsch-lands von 1945 bis heute. Gleichzeitig fordert er Christen dazu auf, Gott für die vergangenen 70 Jahre zu danken und Israel zu segnen. Nutzen Sie die-sen Clip auch in Ihrer Gemeinde oder in Ihrem Hauskreis und leiten Sie ihn an Ihren Pastor, Pfarrer oder Gemein-deleiter weiter - zum Segen Israels und Ihrer Gemeinde!

ICEJ-REISE NACH PRAG UND THERESIEN STADT

18. bis 20. april 2015Gedenkreise zusammen mit deut-schen Schülern nach Prag. Teilnahme am "Marsch des Guten Willens" und Veranstaltung im Prager Senat. Teilnahme an Gedenkfeier und Kranz-niederlegung zur Befreiung des KZ Theresienstadt.

Anmeldung bei Schechinger Tours: Tel. 07054 5287 oder [email protected]

VORTRäGE MIT DR. SUSANNA KOKKONEN

Dr. Susanna Kokkonen, Direktorin des "Christian Desk" in Yad Vashem Jerusa-lem. Susanna Kokkonen wird zu dem Thema "Welche Bedeutung hat der Holocaust 70 Jahre nach Kriegsende für Deutschland" sprechen.

Nähere Infos unter www.icej.de.

termine:

FR 1.5. Hagen SA 2.5. Lüdenscheid SO 3.5. Mühlheim SO 3.5. Leverkusen MO 4.5. Lüdenscheid MO 4.5 Bielefeld DI 5.5. BremenMI 6.5. StuttgartFR 8.5. Weinstadt SA 9.5. Stuttgart SO 10.5. Friedrichshafen

GEBETS- UND BILDUNGSREISE

26. bis 28. Juni 2015Lebensverändernde Reise zum Corrie ten Boom-Haus in Haarlem, Holland. Die Ten-Boom-Familie rettete mehr als 700 Menschen, v.a. Juden, das Leben. Corrie ten Boom ist eine wahre Inspi-ration für Glaube, Hoffnung, Liebe und Vergebung in der Kraft Jesu.

Termine – 70 Jahre JAHRE

Page 10: Wort aus Jerusalem  - Ausgabe 01/2015

gegenüber dem mora lischen Niedergang des Volkes oder sie spielten sogar eine entscheidende Rolle dabei.

Herzensveränderung Doch wenn die Reformatoren dem Volk den Willen Gottes neu verdeutlichten, veränderte dies nicht nur sein Verständnis, sondern viel wichtiger noch, sein Herz und sein Verhalten. Die ganze Nation fing an, Gott zu suchen (2. Chronik 15, 12). Infolgedes-sen begann Gott wieder, sein Volk zu segnen, und Israel erlebte Zeiten des Friedens, der Sicherheit und des Wohl-standes. Manchmal führten Zeiten der Reformation zur Wiederentdeckung alter Wahrheiten und Lehrsätze, die schon die ganze Zeit im Wort Gottes enthalten waren, aber nie wirklich einen Teil der geistlichen Traditionen des Volkes bildeten. Hiskia beispielsweise entdeckte das Passahfest wieder neu. Jahrhunderte lang hatte Israel es nicht mehr gefeiert - „seit den Tagen Davids“, um genau zu sein.

Wiederentdeckung alter Feste Wahrscheinlich hatten die Theologen der damaligen Zeit viele Begründungen parat, warum dieser einzigartige Ausdruck des Glaubens Israels, das Passahfest, nicht mehr als relevant angesehen wurde. Doch nur so lange, bis Hiskia die mutige Entschei-dung traf, dieses heilige biblische Fest wieder einzufüh-ren. Noch bemerkenswerter war die „Wiederentdeckung“ der ordnungsgemäßen Feier des Laubhüttenfestes zur Zeit Nehemias. Das ist beachtenswert, da dieses Fest in der Geschichte Israels bis zur Zeit Nehemias nie eine besondere Rolle gespielt zu haben schien...

„Und die ganze Versammlung, alle, die aus der Gefangen-schaft zurückgekehrt waren, machten Laubhütten und wohnt-en in den Hütten. Denn die Söhne Israel hatten es nicht mehr so gehalten seit den Tagen Josuas, des Sohnes Nuns, bis auf

„... bis Gott die neue Ordnung (engl. Reformation) in Kraft setzte“ (Hebräer 9,10)

Das evangelikale Christentum kann man sich heute ohne die als „Reformation“ benannte historische Zeitspanne kaum vorstellen. Große Reformatoren der Vergangen-heit wie Martin Luther, Johannes Calvin, John Wesley und viele andere brachten Veränderung und Wandel in das Christentum, die für das Überleben der Kirche not-wendig waren. Die oben erwähnte Schriftstelle aus dem Hebräerbrief spricht von eine künftigen Zeitspanne der messiani schen Reformation, die insbesondere für das Volk Israel anbrechen wird. Nach einer solchen Reforma-tion werden alte Traditionen des Tempel-Gottesdienstes überflüssig und eine neue Zeit der Gottesverehrung für das Volk Gottes anbrechen.

Reformation in Israel Das Wort Gottes berichtet über verschiedene Reformationszeiten in der Geschichte des Volkes Israels. Männer Gottes wurde in der Bibel immer wieder von Gott gebraucht, um Gottes Volk wichtige Refor-men zu bringen. Asa (2. Chronik 15), Hiskia (2 . Chronik 30-31), Josia (2. Chronik 34) und Nehemia sind nur eini-ge Beispiele großer reformatorischer Leiter, welche den geistlichen Zustand Israels erneuerten. Reformen wur-den notwendig, als die Israeliten sich von Gott entfern-ten. Durch die Generationen hindurch wurden Bräuche und Traditionen angenommen, die dem offenbarten Wil-len Gottes widersprachen. Diese Traditionen beinhalteten entweder Tempeldienst, der dem Wort Gottes wider-sprach, eine Aufweichung verbindlicher Regeln für das Zusammenleben in der Familie, Götzendienst oder allge-meinen moralischen Verfall in der Gesellschaft. Während solcher Zeitabschnitte waren die geistlichen Leiter der Nation (die Priester und die Prophe ten) oft gleichgültig

DIE GEMEINDE IM WESTEN BRauChT ERNEuERuNG

Reformation

10 | 11 Aus dem Wort

VON DR. JÜRGEN BÜHLER, GESCHäFTSFÜHRENDER ICEJ-DIREKTOR

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jenen Tag. Und es war eine sehr große Freude.“ (Nehemia 8,17)

Nach fast 1000 Jahren jüdischer Geschichte wurde dieses Fest endlich gefeiert, in einer Reform, die das jüdische Volk sogar noch bis heute beeinflusst.

Reformation des Christentums Die christliche Gemein-de ist auch durch verschiedene Phasen der Reformation und der Wiederentdeckung alter Wahrheiten gegangen. Eine von ihnen war beispielsweise die Wiederentde ckung des Aufrufs zur Weltmission. Die meisten Gemeinden hatten keine große Vision für die verlorenen und oft „unzivilisierten“ Volksstämme dieser Erde. Das änderte sich, als die Herrenhuter Brüder und später Männer wie Hudson Taylor und William Carey ihre Heimatländer verließen, um als Missionare in weit entfernten Gegen-den zu wirken. Sie wurden zu Reformatoren, als sie der Kirche die Vision zur Weltmission zurückgaben. Heute kann man sich kaum eine Ortsgemeinde ohne ein Bud-get für Mission und Evangelisation vorstellen.

Die notwendigkeit der Reformation Während ver-schiedener Zeitabschnitte in der Geschichte Israels rie-fen die Propheten zur Erneuerung, zur Reformation auf. Es war insbesondere Jeremia, der die kurz bevorstehende Zerstörung Israels vorhersah und die Nation wiederholt zur Buße und Erneuerung aufrief.

„So spricht der HERR: Siehe, ich bereite ein Unglück gegen euch vor und plane einen Anschlag gegen euch! Kehrt doch um, jeder von seinem bösen Weg, und bessert eure Wege und eure Taten!“ (Jeremia 18,11)

Wenn es diese Erneuerung ablehnte, würde Israel als Nation von Gott gerichtet. Bereits durch Mose hatte Gott Israel gewarnt: Wenn sie einen Wandel ihres Verhaltens ablehnten, würde er sich Israels Rebellion annehmen. „Und wenn ihr euch dadurch nicht von mir zurechtweisen lasst und euch mir entgegenstellt, dann werde ich meiner-seits mich euch entgegenstellen.“ (3. Mose 26, 23). Ebenso sind die sieben Sendschreiben an die Gemeinden in der Offenbarung im Kapitel 2 und 3 dringende Aufforderun-gen zur Reform. Von den sieben erwähnten Gemeinden brauchten fünf ganz dringend Veränderung.

Veränderung der Gesellschaft Reformation ist nicht nur eine Zeit der individuellen Buße. Sie beeinflusst immer das gesamte Volk Gottes. Gesetze ändern sich, neue und von Gott inspirierte Gesellschaftsordnungen werden eingeführt, und die Nation als ganze kommt unter den Segen Gottes.

Genau das erreichte auch die Reformation Martin Luthers und Johannes Calvins, ebenso wie der Dienst John Wes-leys in England. Ein Großteil unseres Wertekatalogs und unserer Kultur in der westlichen Welt gründet sich auf

Petersdom – Kirche in Rom

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die reformatorischen Kräfte, die zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert Europa erfassten. Sie beeinflussten in einem noch größeren Maße auch die Gründung der Ver-einigten Staaten von Amerika. Viele der Reformatoren, die in Europa verfolgt wurden, fanden in der neuen Welt ihre Heimat und waren aktiv daran beteiligt, ein frühe amerikanische Kultur zu schaffen, die auf biblischen Wahrheiten beruhte. Die Reformen begannen immer inner halb der Gemeinde und hatten dann auch einen Ein-fluss auf die Gesellschaft als Ganze.

Reformation der westlichen Welt Eine neue Zeit der Reformation ist in der heutigen Gemeinde dringend erforderlich. In unseren westlichen Gemeinden in Europa und Nordamerika sorgt man sich über den wach-senden Einfluss der Säkularisierung in unseren Gesell-schaften. Europa hat schon seit langem seine christlichen Wurzeln aufgegeben, und viele amerikanische Christen befürchten, dass ihr ursprüngliches Erbe als „eine Nation unter Gott“ (a nation under God) bedroht ist. Eine wei-tere Reformation in der Gemeinde der westlichen Welt ist nötig, da die Gemeinde nicht nur ihren Einfluss auf die Gesellschaft verloren hat, sondern die Welt mittlerweile die Gemeinde beeinflusst.

Viele Christen erwarten eine Lösung von ihrer Regierung. „Wenn wir nur eine andere Regierung hätten, sähe die

Lage besser aus“, höre ich oft. Ja, die Gemeinde ist dazu berufen, für die Regierung zu beten und diese Berufung muss ernst genommen werden. Doch Gott sieht die natio-nale Veränderung weniger von der Regierung, sondern vielmehr vom Volk Gottes ausgehen.

„..und mein Volk, über dem mein Name ausgerufen ist, demütigt sich, und sie beten und suchen mein Angesicht und kehren um von ihren bösen Wegen, dann werde ich vom Himmel her hören und ihre Sünden vergeben und ihr Land heilen.“ (2 Chronik 7,14)

Gottes Volk ist gefragt Der Schlüssel für nationale Wie-derherstellung und Heilung liegt beim Volk Gottes. Wenn das Volk Gottes sein Angesicht sucht, sein Ver halten verändert und seine Glaubenskultur wieder ihren apos-tolischen Wurzeln anpasst, dann verheißt Gott eine Zeit der nationalen Heilung.

Lassen Sie uns gemeinsam im Jahr 2015 für Reformation beten und Reformation anstreben, damit die Gemeinde des lebendigen Gottes erneuert wird.

In den nächsten Ausgaben des „Wort aus Jerusalem“ werden verschiedene christliche Leiter die Notwendigkeit der Reformation in verschiedenen wichtigen Bereichen ansprechen.

Statue des französischen Reformators Johannes Calvin in Genf

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Schwieriger neuanfang Über die häusliche Pflege hinaus hat Corrie eine große Sensibilität dafür entwickelt, wie sie ihren Patienten eine Freude machen kann. Einer ihrer wöchentlichen Hausbesuche führt sie zu Tanya und Jashe, einem Ehepaar, das gemeinsam mit Tanyas Eltern Ende der 1990er Jahre aus der Ukraine nach Israel eingewandert ist. Tanya kümmerte sich bis zu deren Tod um ihre kranken und alten Eltern. Später half sie der Familie ihres Sohnes bei der Kinderbetreuung. Diese vielfältigen Aufgaben ließen ihr keine Zeit zum Hebräisch Lernen, was ihr Gefühl der Isola-tion noch verstärkte.

Praktische Hilfe Heute sind Tanya und Jashe selbst krank. Seit Jahren sind sie nicht mehr mobil. Einfachste Bewe-gungsabläufe wie Treppensteigen und das Tragen der Ein-kaufstaschen fallen ihnen schwer. Corrie gehörte praktisch schon mit zur Familie, als sie bei der Pflege von Tanyas Vater half. Jetzt brauchen Tanya und Jashe Unterstützung. Nach-dem sich Jashes Gesundheit in den letzten Jahren merklich verschlechtert hatte, wurde er in ein Pflegeheim gebracht. Tanya hat ihre eigenen Einschränkungen, doch sie besucht ihren Ehemann, so oft sie kann. Die Spenden holländischer Christen decken die Fahrtkosten ihrer regelmäßigen Besuche bei Jashe.

trost und Würde Zusätzlich zu dieser praktischen Hilfe bringen Corries wöchentliche Besuche immer wieder wei-tere Lichtblicke in ihr Leben. „Es sind die kleinen Dinge, die mir die Kraft geben durchzuhalten“, erklärt Tanya. Bei ihrem letzten Besuch brachte Corrie Tanya neues Geschirr, Küchenhandtücher und Lebensmittel mit. Tanyas Kraft nimmt langsam ab, auch in den Händen. Oft lässt sie unbe-absichtigt Dinge fallen. Das ist ihr peinlich, genauso wie ihr mittlerweile fast leerer Geschirrschrank. Das neue Geschirr-

set aus Tellern und Tassen gibt Tanya ein Gefühl des Trostes und der Würde; jetzt kann sie wieder Gäste empfangen, ohne sich zu schämen.

nächstenliebe „Das ist das Herz unseres Dienstes“, sagt Corrie. „Wir sehen die Not und helfen ihr ab, soweit wir können.“ Beim häuslichen Pflegedienst geht es um Bezie-hungen, eine sanfte Berührung, ein offenes Herz und ganz praktische Unterstützung. Dieser Dienst bringt Nächsten-liebe in die Häuser der einsamen, alten und manchmal ans Bett gebundenen Menschen.

Ein ganz besonderer Teil des Dienstes der ICEJ in Israel ist unser häuslicher Pflegedienst, der von

Corrie van Maanen koordiniert wird. Die passionierte Krankenschwester aus den Niederlanden küm-

mert sich liebevoll um ältere Neueinwanderer aus der früheren Sowjetunion, darunter viele Holo-

caust-Überlebende. Sie besucht ihre Patienten zu Hause und hilft ihnen bei der Körper- und Gesund-

heitspflege. Auf Corries Wochenplan stehen viele Hausbesuche. Oft ist sie die einzige Besucherin,

vielen ist sie zu einer vertrauten Freundin geworden. Corrie bringt Ermutigung und Lichtblicke in die

Einsamkeit dieser Senioren und erinnert sie immer wieder daran, dass es Christen gibt, denen sie

wichtig sind.

DER häuSLIChE PFLEGEDIENST DER ICEJ IN ISRaEL

Lichtblicke im Alltag

VON ESTERA WIEJA

Wenn Sie die arbeit von Corrie unterstützen möchten, geben Sie als Verwendungszweck bitte „Häusliche Pflege“ an. herzlichen Dank!

Corrie van Maanen überrascht Tanya mit neuem Geschirr

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EIN DEuTSChER SOLDaT RETTETE IhM DaS LEBEN – aaRON ZOLTYVON GOTTFRIED BÜHLER

Die letzten Zeitzeugen

An der Gedenkfeier zum 70. Jahrestag der Befreiung Auschwitz-Birkenaus am 27. Januar in Polen

nahmen nur noch 300 Zeitzeugen teil. Für die meisten der hochbetagten Überlebenden ist die Reise

mittlerweile zu beschwerlich. Exemplarisch für viele von ihnen erzählen wir hier die Geschichte von

Aaron Zolty aus Israel, die für unser Zeitzeugen-Projekt www.wall-of-witnesses.org von Carmen Isen-

mann aufgeschrieben wurde. Während Aaron gut versorgt ist, leben zahlreiche andere israelische

Holocaustüberlebende in bitterer Armut, oft müssen sie sich zwischen Lebensmitteln und Medika-

menten entscheiden.

Aaron Zolty ist heute 89 Jahre alt und lebt in Bat Jam in Israel. Als junger Mann überlebte er das Ghetto Litz-mannstadt und das Konzentrations-lager Auschwitz. Aaron wurde 1926 in Lodz geboren. Er war der Sohn von Dina und Shlomo Zolty und hatte zwei ältere Geschwister - Abraham

und Elka. Aaron lebte im Zentrum von Lodz, im jüdischen Viertel. Im Elternhaus wurde unter der Leitung des Vaters eine Kleidungsfabrik mit 14 Angestellten geführt. Die Fami-lie Zolty genoss ein sehr gutes und angenehmes Leben. Aaron besuchte bis 1938 die Volksschule, ohne einen Abschluss zu machen.

Leben im Ghetto Während des Krie-ges musste Aaron mit seiner Familie ab Mai 1940 isoliert im Ghetto Lodz, auch Ghetto Litzmannstadt genannt, unter schrecklichen Bedingungen leben. Es war das am längsten exis-tierende nationalsozialistische Ghet-to und nach dem Warschauer Ghetto das zweitgrößte. Es diente, wie die anderen NS-Ghettos auch, vor allem als Zwischenstation vor der Depor-tation in die Vernichtungslager. Die Lebensbedingungen im Ghetto waren unmenschlich: Die Bewohner litten unter Unterernährung, starben mas-senhaft an Krankheiten oder erfroren im Winter; teilweise starben sie auf offener Straße. Von der SS wurden immer mehr Menschen wegen ihrer

jüdischen Herkunft, vor allem aus Westeuropa, in das KZ-Sammellager „Ghetto Litzmannstadt“ deportiert. Zwischen 1940 und 1944 starben 43.441 Personen innerhalb des Ghet-tos. Im Mai 1941 gab es rund 20.000 Tuberkulose-Infizierte. Auch Aarons Eltern kamen im Ghetto vor Hunger um. Die Hochzeit ihrer Tochter Elka erlebten sie dort aber noch mit.

transport nach auschwitz Die Geschwister wurden im August 1944 in Viehwaggons unter schrecklichen Bedingungen nach Auschwitz-Birke-nau deportiert. Die Fahrt dauerte 72 Stunden. Sie waren ohne Nahrung, Wasser, ausreichend Sauerstoff und ohne medizinische Versorgung. Im Vernichtungslager wurden Aaron und seine Geschwister von Dr. Mengele selektiert. Die Brüder wur-den zur Zwangsarbeit eingeteilt. Aarons Schwester Elka wurde nach Bergen-Belsen deportiert und dort von der SS ermordet. Aaron erfuhr dies erst nach dem Krieg. Aaron und Abraham schickte man in die Dusche. Dort wurden sie von der

Wir bitten Sie, unsere Freunde und Unterstützer, recht herz-lich, unsere Hilfsprojekte zugunsten bedürftiger Über-lebender, insbesondere unser Haifa-Heim für Holocaust-Über l ebende , we i t e rh in großzügig zu unterstützen, damit diese kostbaren Men-schen ihren Lebensabend in Würde und Gemeinschaft verbringen können – gera-de in diesem 70. Jahr nach Kriegsende! Wir haben nicht mehr viel Zeit. Als Verwen-dungszweck bitte „Helfende Hände” angeben, herzlichen Dank!

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SS mit der Peitsche geschlagen, bekamen die Haare abgeschnitten, und wurden in Häftlingskleidung, die bekannten gestreiften Pyja-mas, gesteckt. Nach einer Woche Zwangsarbeit wurde Abraham in ein anderes Lager gebracht; seine letz-ten Worte an Aaron waren: „Nach dem Krieg treffen wir uns Zuhause!“ Aaron hat seinen Bruder nie wieder gesehen. Abraham kam in Gross-Rosen ums Leben.

L e b e n s r e t t e n d e Ve r s o r g u n g Aaron wurde nach einem Monat im Kinderblock in ein Außenlager von Auschwitz verlegt - nach Trzebinia. Dort wurde am Ausbau einer Erdöl Raffinerie GmbH gearbeitet. Aaron verrichtete dort alle mögliche Arten von Arbeit. Während seiner Zeit im Zwangsarbeitslager machte er eine besondere Erfahrug mit einem deutschen Soldaten. Der Soldat ver-sorgte Aaron und einige weitere jüdi-sche Häftlinge mit Nahrung. Jeden Tag brachte er ihm ein belegtes Brot und nannte ihn „mein Sohn“. Ver-mutlich empfand er Mitleid mit dem

Wenn sie einen bedürftigen holocaust-Überlebenden in Israel im Rahmen unseres Paten-schaftsprogrammes regelmäßig unterstützen möchten, wenden Sie sich bitte an den Deutschen Zweig der ICEJ, siehe Impressum. Jeder Beitrag ist willkommen!

jüdischen Volk - und Aaron hätte ohne seine Hilfe nicht überlebt. Der Soldat kehrte einmal nach einer Schlacht mit den Westmächten verletzt ins Lager zurück und schmuggelte dabei die doppelte Menge Nahrung durch. Als die Russen aufmarschierten, wol-lte der deutsche Soldat Aaron mit-nehmen, aber es gab keine Chance, den Jungen aus dem Lager zu befreien. Nach dem Krieg trafen sich Aaron und sein deutscher Versorger in Hannover wieder.

todesmarsch Aaron musste am 17.01.1945 ins Stammlager Au schwitz zurückgehen - 60km zu Fuß. Am 18.01.1945 kam er in dem Vernich-tungslager an. Von 600 jüdischen Häftlingen hatte nur knapp die Hälfte den Marsch überlebt. Irgendwie ge lang es Aaron kurz vor der Ankunft in den Baracken von Auschwitz, sich unbeobachtet aus der Reihe zu steh-len. Er fand ein Versteck in einem abgelegenen Gebäude. Ein jüdischer Arzt kümmerte sich dort in den Räu-men um die medizinisch misshan-delten Opfer von Mengele. Aaron

traute seinen Augen kaum: So viel Grausamkeit. Währenddessen began-nen die Deutschen, allmählich aus dem Lager abzuziehen und vor den Russen zu fliehen. Am 27.01.1945 wurde Aaron von der Roten Armee befreit. Zum Zeitpunkt seiner Befrei-ung wog er 28kg.

nach dem Krieg Aaron hat als einziger seiner Familie den Holo-caust überlebt. Er suchte nach dem Krieg nach seiner Schwester in Deutschland, bis er von ihrer Ermordung in Bergen-Belsen erfuhr. Der junge Mann lernte in Blanke-nese seine Frau Sima kennen und wanderte mit ihr am 30.05.1947 ins britische Mandatsgebiet Paläs-tina ein. Zunächst lebte das junge Ehepaar im Kibbuz Hulda, danach in Rosch Pina. Aaron arbeitete 52 Jahre lang als Krankenpfleger.

Er ist heute Vater von drei Kindern hat acht Enkel und sechs Urenkel-kinder. Aaron und seine Frau Sima sind bis heute glücklich verheiratet und leben in Bat Yam.

aaron Zolty mit seiner Frau Sima

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VON LISA SCHMID

ICEJ uND ShaI-FuND hELFEN JESIDEN uND ChRISTEN

Flüchtlingselend im Nordirak

Zuflucht in christlichen Dörfern „Unsere Hilfe konzentrierte sich u.a. auf zwei abgelegene christliche Dörfer, direkt an der Grenze des Kur-dengebietes, nahe Mossul“, be richtet Charmaine, die oft abseits ausge-tretener Pfade dort im Einsatz ist, wo die großen Hilfsorganisationen nicht hinkommen. „Beide Dörfer bestanden ursprünglich aus 30 bzw. 70 Familien. Sie haben über 300 jesidische und 150 christliche Fami-lien aufgenommen, die vor dem IS flüchten mussten. Die Flüchtlinge sagten uns: Wir sind hierhergekom-

men, weil wir wussten, dass wir bei den Christen in Sicherheit sind!“ Die Haltung der christlichen Dorf-bewohner beeindruckte Charmaine zutiefst. „In einem der beiden Dör-fer erzählten sie mir, dass sie eines Morgens aufwachten und auf ihrer Dorfstraße hunderte von Flüchtlin-gen vorfanden, Christen, Jesiden und Schabaks. Sie waren vor dem IS geflohen, die ganze Nacht hin-durch gelaufen und dann auf dem Dorfplatz zusammen gebrochen.“ Die Jesiden hatten sich zehn Tage lang im Sindschar-Gebirge versteckt,

ohne Lebensmittel und Wasser. Der Dorfpriester berichtete, dass viele der Kinder so ausgetrocknet waren, dass sie sich die Zunge zerbissen hat-ten. „Die christlichen Dorfbewohner haben sich nicht beklagt, sondern die Menschen aufgenommen, so gut es eben ging. Sie sagten: Das ist die Aufgabe, die Gott uns jetzt gestellt hat“, erzählt Charmaine. Das Team verteilte dringend benötigte Lebens-mittelpakete, Decken und Matratzen an die Flüchtlingsfamilien, die von humanitärer Hilfe abhängig sind.

not in den Flüchtlingslagern Die Lastwagen mit den Hilfsgütern steu-erten auch mehrere der überfüllten Flüchtlingslager an, u.a. ein neu errichtetes Lager, das 3000 jesidis-chen Familien Platz bieten sollte. „Für die Jesiden war es das Größte, dass wir als Christen ihnen, den Jes-iden, helfen“, erzählt Maureen. „Am meisten hat mich die Gastfreund-schaft der Menschen beeindruckt. Die Flüchtlinge wollten uns unbe-dingt zu einer Tasse Tee einladen, obwohl sie in ihren Zelten wirklich

Mitte Dezember war ein Team des christlich-jüdischen Shai-Fund, unterstützt von der ICEJ, erneut

für eine Woche im Kurdengebiet im Nordirak, um Jesiden und Christen zu helfen, die vor der Terror-

miliz „Islamischer Staat“ (IS) geflohen sind. Unter der Leitung der Entwicklungshelferin Charmaine

Hedding vom Shai-Fund besuchten zwei Gynäkologen und drei christliche Volontäre aus München

Krankenhäuser, Flüchtlingslager und christliche Dörfer. „Unser Hauptschwerpunkt war es, Liebe wei-

terzugeben“, sagt Maureen Hoppe (25), die die Frauenarbeit der ICF-Gemeinde in München leitet.

Das Team war in Dohuk stationiert; während die ärzte im Krankenhaus junge Vergewaltigungsopfer

des IS behandelten, packten Maureen, Michael und Andreas Hilfspakete und lieferten sie in umlie-

gende Dörfer und Flüchtlingslager aus.

Das Freiwilligen-Team aus Deutschland: Charmaine hedding (2.v.l.) und Maureen hoppe (2.v.r.) mit Michael Witt und andreas Pauleit und einem irakischen Dorfpriester (Mitte)

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gar nichts hatten.“ Als Charmaine eines der Zelte betrat, bot sich ihr ein erschütternder Anblick. „Ein alter Mann lag auf dem Betonboden, auf ihm und dicht an ihn gedrängt lagen mehrere kleine Kinder; es gab nur eine Decke – sie alle versuchten so, sich warm zu halten. Ansonsten war das Zelt komplett leer.“ Das Team bemerkte später, dass die Flüchtlinge sogar die Pappkartons, in denen die Decken geliefert wurden, verwerteten und sie benutzten, um den kalten Boden zu „isolieren“. Viele Familien mussten ihre Häuser im Sommer verlassen, ohne etwas mitnehmen zu können, als sie vor dem IS flohen; sie haben nichts als die Kleider, die sie am Leibe tragen.

obdachlose Kinder Das Hilfsteam machte sich in der Umgebung des neuen Lagers auf die Suche nach obdachlosen Flüchtlingen. Viele von ihnen hatten in halbfertigen oder halb verfallenen Gebäuden Unterschlupf gefunden. „Unter diesen Flüchtlingen waren so viele Kinder“, berichtet Charmaine. „Oft sind sie die einzigen Überlebenden ihrer Familien, ohne erwachsene Begleitung oder Schutz.“ Am bewe-gendsten war für Charmaine, wie diese Kinder auf die Lebensmittel-pakete reagierten. „Sie waren offen-sichtlich sehr hungrig“, erzählt sie. „Fast ungläubig schauten sie auf die Pakete, berührten sie fast ehrfürchtig

mit der Hand, sahen sie nur an. Wir haben so viele Pakete an diese Kinder verteilt, bis wir keine mehr hatten.“ Wohncontainer Das Hilfsteam konnte auch e i n e n g e r ä u m i g e n Wohncontainer für drei alte christliche Män-ner in Erbil zur Verfü-gung stellen, die gerade in einer gefährlichen Rettungs aktion aus dem vom IS besetzten Mos-sul herausgeschmuggelt worden waren. Als letz-tes Jahr viele Christen übereilt die Stadt ver-ließen, konnten einige alte und gebrechliche Senioren nicht mithalten und wurden zurückgelas-sen. Ein Priester aus Erbil wagte mit mehreren Christen den riskanten Weg zurück und schaffte es, zehn Menschen aus Mossul heraus zu holen. Da in Ainkawa, einem christ-lichen Stadtteil Erbils, alle Gebäude und Zelte mit Flüchtlingen überbe-legt waren, beschloss beschloss Charmaine, einen Wohncontainer im Garten des Altenheims für die drei Männer platzieren zu lassen, die keine Angehörigen mehr haben. Aus Platzgründen war es sinnvoller, eine größere Wohneinheit aufzustellen als zwei kleine.

Michelle

Medizinische Hilfe Im Krankenhaus von Dohuk kümmerten sich unterd-essen die Gynäkologen um die Mäd-chen, die vom IS gefangen gehalten und missbraucht worden waren. Das jüngste Mädchen war zwölf Jahre alt, die übrigen zwischen 13 und 16. „Die Geschichten dieser Mädchen brech-en einem das Herz“, sagt Charmaine. Die Ärzte nahmen nicht nur die not-wendigen medizinischen Maßnah-men vor, sondern sie bildeten dabei gleichzeitig vier irakische Ärzte aus, die die Behandlung weiterer Verge-waltigungsopfer nun selbständige übernehmen können.

Einer der beiden aus Deutschland angereisten Gynäkologen kommt ursprünglich aus einem Nachbarland des Irak. „Er stammt aus Aleppo in Syrien, ist Moslem und lebt jetzt in Deutschland“, verrät Charmaine. „Er war sofort dabei, als er hörte, dass ein jüdisch-christliches Hilfsteam sich auf den Weg in den Irak macht!“

Weitere hilfseinsätze im Nord irak sind geplant. Bitte unterstützen Sie diese lebensrettende und friedens-stiftende arbeit auch weiterhin! als Verwendungszweck bitte „nordirak“ angeben. herzlichen Dank!

Ein jesidischer Flüchtling erhält Lebensmittelhilfe vom Shai Fund in einem christlichen Kindergarten

Flüchtlingskinder im Irak; oft sind sie die einzigen Überlebenden ihrer Familie

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Hilfe per Kleinbus Die Christliche Botschaft hilft die-sen bedürftigen israelischen Familien. Wir finanzieren beispielsweise die jährlichen Mietwagenkosten für zwei Kleinbusse, die Lebensmittel im Großraum Tel-Aviv an die Armen verteilen. Die Kleinbusse holen täglich das von Fabriken, Supermarktketten und landwirtschaftli-chen Betrieben gespendete Essen ab und liefern es bei 4000 verarmten Familien an. Sie bringen auch Kleidung, Schuhe, Spielsachen, Bücher und Bettzeug, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf Babysachen liegt. Die Busse tragen das ICEJ-Logo und die Botschaft auf Englisch und Hebräisch: „Israel, Du bist nicht allein!“

Verteilzentrum Wir helfen auch einem einzigartigen Verteilzentrum in der Tiefgarage eines gut besuchten Einkaufszentrums in Rishon LeZion. Jeden Donnerstag wird dieser Bereich schnell in einen „Schnäppchenmarkt“ verwandelt, der über 2300 benachteiligten Familien in der Region dient. Am Ende der israelischen Arbeits-woche sind die Israelis mit Schaufensterbummeln und Lebensmitteleinkäufen beschäftigt. Doch hunderte armer Familien können sich die regulären Preise nicht leisten. Auf diesem „Markt“ in Rischon LeZion jedoch können sie Kleidung und Lebensmittel für ein paar Schekel erwer-ben. Israelische Sozialarbeiter machen bedürftige Fami-lien auf diese Möglichkeit aufmerksam.

LITTLE-hEaRTS-KINDERGaRTEN – STuRMSChäDEN BEhOBEN

Anfang Januar ist ein heftiger Wintersturm über Israel hinweggezogen. Er zeichnete sich durch starke Winde und schweren Schneefall in höheren Lagen aus. Das Land ist auf solches Win-terwetter nicht optimal vorbereitet, und die Erinnerungen an den Wintersturm des Vorjahres waren noch frisch. Damals fiel ein Meter Schnee in Jerusalem und richtete schwere Schäden an. Ein beschädigtes Grundstück war der Außenspielplatz des „Little Hearts“ - Kindergartens. Dort unterrichten gläubige arabische und jüdische Erzieherinnen Kinder aus jüdischen, arabischen

und christlichen Familien aus dem Ausland und bringen den Kleinen schon sehr früh Toleranz und Annahme bei. Ihr Spielplatz wurde durch das Gewicht des Schnee falls zerdrückt. Dank der Spenden von Christen aus der ganzen Welt konnte die ICEJ den Spielplatz nun wieder aufbauen und erweitern. Herzlichen Dank an alle Spender!

In Würde einkaufen

ICEJ uNTERSTÜTZT hILFSaKTIONEN FÜR BEDÜRFTIGE FaMILIENVON ESTERA WIEJA

Während Israel in vielen Bereichen erfolgreich ist, gibt es doch immer noch zahlreiche Israelis, die

sich in finanziellen Nöten befinden. Einer aktuellen Studie zufolge leben 1,8 Millionen Männer,

Frauen und Kinder in Israel unterhalb der Armutsgrenze. Fast die Hälfte von ihnen sind Kinder.

Bitte helfen Sie uns dabei, das Verteilzentrum ansprechender zu gestalten, um die Würde der bedürftigen Menschen zu wahren. Mit Ihrer Spende können Sie das Leben vieler armer Israelis verbessern. herzlichen Dank! als Ver-wendungszweck bitte „ICeJ aID“ angeben.

Die ICEJ schickt immer wieder freiwillige Helfer ins Ver-teilzentrum, aus so unterschiedlichen Ländern wie Hong Kong und Deutschland.

Würdiger Rahmen Unterdessen sind Bau-pläne erstellt worden, um das Verteilzentrum komplett zu renovieren und es so für die bedür-ftigen Familien attrak-tiver und einladender zu machen. Die ICEJ ist gebeten worden, diese Renovierungen in den kommenden Monaten zu unterstütz-ten. Die Kosten belaufen sich auf zirka 57 000 Euro.

Israelische Soldatinnen helfen bei Pitchon Lev aus.

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entierung, Sprache oder Religion zu fördern und zu ermutigen...Wir wer-den weiterhin eng mit Regierungen, Bürgern anderer Länder und der Zivilgesellschaft zusammenarbeiten, um Diskriminierungen aus religiösen Gründen zu bekämpfen.“

Der Präsident Portugals schreibt: „Christliche Gemeinschaften...müs-sen im Namen der universalen Werte der Toleranz zwischen allen Men-schen und im Namen der Religions-freiheit verteidigt werden.“

Das Bundeskanzleramt in Berlin ver-sprach, „weiterhin gegen jede Art der Verfolgung die Stimme zu erheben.“

Der Präsident Mazedoniens schreibt: „Christliche Gemeinschaften sind die Opfer engstirniger Individuen und Gruppen, die von religiösem Fun-damentalismus durchdrungen sind. Während die Welt über Einheit in Vielfalt spricht, sind sich die radikalen Extremisten in ihrer Intention einig, die Vielfalt nieder zu reißen und ihre Jahrhunderte alten Kulturkreise zu zerstören.“

Das Büro des australischen Pre-mierministers erklärt: „Das Niederbren-nen von Kirchen, das Plündern von Geschäften, erzwun-gene Glaubensüber-tritte von Familien-mitg l iedern und der Mange l an Gerechtigkeit im Angesicht der Verfolgung sind

Während der Feier des Laubhüt-tenfestes im letzten Herbst hat die ICEJ gemeinsam mit zwei großen jüdischen und christlichen Organi-sationen insgesamt 120 Staats- und Regierungschefs eindringlich dazu aufgefordert, effektive Maßnahmen gegen die brutale Christenverfol-gung im Nahen Osten zu ergreifen. Zusätzlich zu den westlichen Luftan-griffen zur Rückgängigmachung der Gebietsgewinne des IS im Irak und Syrien haben demokratische Staaten bisher durch humanitäre Hilfe in den Flüchtlingslagern und die Zulassung höherer Flüchtlingskontingente rea-giert. Doch darüber hinaus hat sich die Weltgemeinschaft als wenig effektiv erwiesen, um diese andauernde Tragö-die zu beenden, so dass die ICEJ sich gedrängt fühlte, Alarm zu schlagen.

Christlich-jüdische Initiative Der Geschäftsführende ICEJ-Direktor Dr. Jürgen Bühler, der Präsident des „World Jewish Congress“ Ronald S. Lauder und Dr. William M. Wil-son, Präsident und Vorsitzender des Empowered 21 Global Councils, unter-zeichneten den Brief gemeinsam. Dr. Bühler erklärte, dass die Beteiligung Lauders, als Leiter der Hauptdachor-ganisation des Judentums weltweit, diese Initiative zu einer historischen machte. In den letzten Monaten hat die ICEJ offizielle Antwortschrei-ben mehrerer Staatsoberhäupter und Außenministerien erhalten.

Reaktionen auf den Brief: Die Regierung Südkoreas schreibt, dass sie sich „verpflichtet sieht, die Beach-tung der Menschenrechte für alle ohne Unterschied nach Rasse, sexueller Ori-

vollkommen inakzeptabel. Wir wer-den weiterhin nach Möglichkeiten suchen, das Leiden von Minderheiten bekannt zu machen und rufen zu wei-teren internationalen Maßnahmen auf, um sie zu schützen und ihre Not zu lindern.“

Das Außenministerium der Nieder-lande schreibt: „Menschenrechte sind der Eckstein unserer Außenpolitik“. Es versicherte, dass es das Ziel der hol-ländische Regierung sei, „ein starker Verteidiger der Menschenrechte und aller Minderheiten, einschließlich der christlichen Minderheiten im Nahen Osten“ zu sein.

Das britische Außenministerium erwähnte, dass es kürzlich Meriam Ibrahim Asyl gewährt habe, einer sudanesischen Christin, die wegen Übertritt vom Islam zum Tode verur-

teilt worden war. „Wir arbeiten daran sicher zustellen, dass das Recht

auf Gedanken-, Gewissens- und Glaubensfreiheit den interna-tionalen rechtlichen Schutz erfährt, den es verdient.“

REaKTIONEN auF DEN ICEJ-BRIEF aN STaaTS- uND REGIERuNGSChEFS

Einsatz für verfolgte Christen

VON LUCY JENNINGS

Ronald S. Lauder, Jürgen Bühler und Billy Wilson (v.l.n.r.) setzen sich gemeinsam für verfolgte Christen ein.

Israelische Soldatinnen helfen bei Pitchon Lev aus.

Irakische Christin demonstriert für Religionsfreiheit

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20 | 21 Aus der Botschaft

DIE VISION DER INTERNaTIONaLEN ChRISTLIChEN BOTSChaFT JERuSaLEM

aber auch 600 Millionen evangelika-le Christen auf der ganzen Welt. Das bedeutet, dass wahrhaft genug geist-liche Kraft im Leib Christi vorhanden ist, um die Herzen aller Juden und auch die verbleibenden 25 Prozent der israelischen Bevölkerung mit der Liebe Gottes zu erreichen. Diese geistliche Kraft ist die Kraft des Gebets! Unsere Vision ist erfüllbar!

Fürbitte in einheit Es ist Gottes Wille, dass alle Christen Israel und seine Existenz in einer wahrhaftigen und biblischen Weise verstehen ler-nen; dass Gott seine Bündnisse ein-hält und Israel niemals durch die christliche Gemeinde ersetzt hat! Alle sollen erkennen, dass Gott sein Volk schließlich retten, erlösen und ihm Gutes tun wird! Wenn Christen das vollumfänglich verstanden und im Glauben angenommen haben, können sie in aller Gottesfurcht aus der Tiefe ihres Herzens für Israel beten und es segnen! Stellen wir uns vor, dass wir alle gemeinsam in Liebe und Wahrheit vor Gott stehen und Israel mit unserer weltweiten Fürbitte für seine Erret-tung und sein Wohlergehen überflu-ten würden – und damit ohne Zögern fortführen, bis er diese Gebete beant-wortete! Stellen wir uns vor, wie der

Die Brückenfunktion der ICeJ Als ein global aufgestellter Dienst haben wir folgende Handlungsschwer-punkte:

1. Wir vermitteln Gemeinden auf der ganzen Welt Gottes Pläne für Isra- el und den Nahen Osten.

2. Wir unterstützen Kirchen und Gemeinden im Heiligen Land.

3. Wir sind aktiv in der Versöhnungs- arbeit zwischen Juden, Christen und Arabern.

Mit ICEJ-Vertretern in mehr als 150 Ländern und Zweigstellen in 80 Nati-onen, unserer alljährlichen internatio-nalen Konferenz zum Laubhüttenfest, einer aktiven Sozialabteilung und vie-len anderen Hilfsprogrammen in Isra-el fungieren wir als eine Brücke zwi-schen Israel und den Nationen.

Die Kraft des Gebets Israel hat heute 8,3 Millionen Einwohner, davon sind 74,9 Prozent (6,2 Millionen) Juden, 20,7 Prozent Araber (1,7 Milli-onen), und zirka 4,3 Prozent Sonstige (Christen, Beduinen, Drusen, etc.). Schätzungen zufolge gibt es knapp über sechs Millionen in der Diaspora,

Leib Christi auf allen Kontinenten in heiliger Einheit für Israel Fürbitte tut, Israel liebt und es segnet und dadurch zu einer Quelle der Erfrischung wird, wie Tau vom Himmel! Das ist unsere Vision!

Weltweites Gebet in Einheit ist eine mächtige geistliche Waffe, die den Dienst in Israel mit Leben und Effek-tivität versieht. Daher haben wir den Auftrag, weltweites Gebet für Gottes auserwähltes Volk in den Nationen zu initiieren – denn es hat Auswirkungen! Deshalb fasten wir jeden ersten Mitt-woch im Monat mit Gläubigen aus mindestens 79 Nationen der Erde im Rahmen unserer weltweiten Jesaja-62-Initiative. Sie können sich auf www.icej.de dazu anmelden. Gebet ist unverzichtbar, doch es ist nicht genug.

Unser auftrag in den nationen Unsere Vision, die wir vom Herrn Jesus empfangen haben, führt uns nicht nur in die Gemeinden verschie-dene Länder, um weltweites Gebet

ICEJ, Israel und die Nationen 2015

VON REV. JUHA KETOLA, INTERNATIONALER DIREKTOR DER ICEJ

Die Internationale Christliche Botschaft Jerusalem ist seit ihrer

Gründung 1980 mit Israel in Freundschaft und Solidarität eng

verbunden. „Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott“ lautet

das Motto unserer Arbeit. Unsere Vision ist es, jeden Teil der isra-

elischen Gesellschaft mit christlicher Nächstenliebe und Trost zu

erreichen und dabei Gemeinden aus jedem Land dieser Erde zu

vertreten. Ganz Israel! Jedes Land! Das ist unsere Vision!

Jesaja-62InItIatIve

Rev. Juha Ketola beim Laubhüttenfest 2014

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dass Finanzen nur nützlich sind, wenn sie zum Erwerb von etwas Gutem ein-gesetzt werden! Unser vom Heiligen Geist inspiriertes Ziel ist es, die Her-zen der Gläubigen und der Gemein-den in den Nationen zu erwecken, so dass sie Israel auch materiell segnen.

Politischer einfluss Unser Ziel ist es auch, Politiker und Entscheidungs-träger in den Nationen zu erreichen, damit sie zugunsten Israels in ihren Ländern einen Unterschied machen und Einfluss ausüben. Wir strecken uns kontinuierlich nach neuen Län-dern und Leitern aus. Wir wollen eine Präsenz in jedem einzelnen Land der Erde etablieren, um die nichtjüdischen Nationen mit Jerusalem und dem jüdischen Volk in Israel in Verbin-dung zu bringen.

Der Grund unseres engagements Warum wollen wir die Gemeinde und die Nationen mit Israel verbin-den? Die Antwort ist klar und ein-deutig und kommt von Jesus selbst: „Das Heil kommt von den Juden!“ (Johannes 4,22). Wir sind Schuld-ner der Juden und müssen unse-re Dankesschuld den Nachkom-men Abrahams, Isaaks und Jakobs zurückzahlen (siehe Römer 15,27).

für Israel zu initiieren. Unser Ziel ist es auch, Gottes Pläne für Israel in so vielen Kulturen und Sprachen zu ver-mitteln, wie uns nur möglich ist. Wir dienen kontinuierlich in Ortsgemein-den auf der ganzen Welt. Der Herr hat uns auch einen wachsenden Fernseh-dienst über Daystar und GOD TV anvertraut, ebenso wie ein Radiopro-gramm; dadurch können wir nahezu überall grenzüberschreitend tätig sein; und immer mehr christliche Fernseh-sender zeigen Interesse an unseren Sendungen aus Jerusalem.

Weltweite Unterstützung Israels Unsere Internetpräsenz bringt uns in Länder, wo es lebensgefährlich ist, Jesus als den einzigen Weg zum Vater zu bekennen oder Israel zu segnen. Wir haben seit neuestem chinesisch- und spanischsprachige Koordinatoren in unserer Hauptstelle in Jerusalem, die uns den Weg in riesige neue Bevöl-kerungsgruppen und Erntefelder ebnen.

Unsere Mission ist es, effektive welt-weite Unterstützung aufzubauen und „vergängliche“ Finanzen aus den Nati-onen in Gottes Land zu leiten, die dort dann in etwas von ewigem Wert umge-wandelt werden. Vergessen wir nicht,

Wer in der Liebe Gottes unterwegs ist, hat das Verlangen, seine Wertschät-zung sowohl der Quelle (Gott) als auch dem Werkzeug (den Juden) zu zeigen. Wir als Nichtjuden haben alle unse-re geistlichen Reichtümer durch das jüdische Volk erhalten. Die Bibel ver-heißt uns auch, dass derjenige geseg-net wird, der Israel segnet! Und die Bibel fordert uns auf, für den Frieden Jerusalems zu beten. Lasst uns daher das Wort Gottes hören und es im Glau-ben annehmen!

Die richtige antwort All dies ist jetzt umso wichtiger, da der Geist des radikalen Islam den Westen bedrängt. Die richtige Antwort darauf lautet, in Liebe zu wandeln, nicht zu schweigen, nicht zurückzuschrecken oder nachzu-geben, sondern laut und deutlich über unsere Liebe zu Jesus, zum jüdischen Volk und zur wiederhergestellten Nati-on Israel zu sprechen, genauso wie über unsere Liebe zu allen Nationen, Kulturen und Bevölkerungsgruppen!

„Und sie haben ihn (Satan) überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses” (Offenbarung 12,11).

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22 | 23 Aus der Botschaft

Viele junge Leute von heute halten die Gemeinde für irre-levant. Zu viele von ihnen werden von dem seichten Buffet angezogen, das die Welt ihnen bietet. Viele andere verlas-sen die Gemeinden, weil sie am christlichen Glauben zwei-feln. Tatsächlich wird intellektuelle Skepsis als Hauptgrund von denjenigen angegeben, die den Glauben verlassen. Wir haben das meiste davon selbst zu verantworten – wir Christen. Während es hervorragende Aus-nahmen gibt, betonten doch die meisten Gemeinden im Westen zu sehr emotionale Erfah-rungen, während sie gleichzeitig biblische Wahrheiten ignorieren, die aktuellen gesellschaftlichen Trends widersprechen, wie zum Beispiel Gottes Pläne für Israel.

Wohlfühl-evangelium Mit anderen Worten, wir sind her-vorragend darin, die Bühne zu dekorieren und auszuleuchten und Kaffee-Bars mit bequemen Sofalandschaften einzurichten, um unsere Jugend und die jun-gen Erwachsenen in unseren Gebäuden zu halten. Doch wir machen einen furchtbar schlech-ten Job, wenn es darum geht, ihnen göttliche Wahrheiten, eine solide Theologie, Disziplin und Gottes Pläne für Israel und die Gemeinde zu vermitteln.

Wir haben zu viel „geistliche Zuckerwatte“, die gut schmeckt und gut aussieht, aber zu wenig göttliches „Schwarzbrot“, das wirklich satt macht und unser geistliches Verdauungssystem verändert. Reinhard Bonnke drückt es sehr treffend aus: „Je weniger Heiligen Geist wir haben, desto mehr Kaffee und Kuchen brauchen wir, um die Gemeinde am Leben zu erhalten.“ Eine Instal-lation oder ein Gebäude haben noch nie jemanden gerettet,

sondern nur die Gnade, Liebe und Anziehungskraft Christi.

Väter gesucht! Die gute Nachricht ist, dass wir etwas daran ändern können! Wir können damit beginnen, dass wir unse-re Kinder die Bibel lehren. Väter spielen eine wichtige Rolle dabei, Stärke und Stabilität in das Zuhause zu bringen. Gott

möchte, dass unser Haus der Hauptort ist, an dem unsere Kinder etwas über den Glauben lernen. Der Tempel, die Synago-ge und später die Gemeinde ste-hen alle an zweiter Stelle, wenn es um die geistliche Erziehung geht. In Epheser 6 schrieb Pau-lus nicht an Pastoren oder Leh-rer, als es sagte: „Erzieht sie in der Zucht und Ermahnung des Herrn“. Dabei sprach er dich und mich an – die Väter.

erkennt das Potential! Junge Erwachsene können wunderbare Dinge für das Königreich Gottes bewirken. Doch erkennen wir das immer? Leider manchmal nicht. Doch wir sollten diese geschätzten Ressourcen im Königreich nicht übersehen. Wir müssen nach ihnen Aus-schau halten und sie auf ihrem Weg ermutigen. Gott hat durch die Geschichte hindurch junge Leute in seinen Dienst berufen und wir sollten das ebenfalls tun.

Jeremia, der große „klagende Prophet“ ist einer der bemer-kenswerten Charaktere des Alten Testaments. Er versuchte verzweifelt, das ungehorsame Juda wieder zurück zu Gott und seinem Gesetz zu bringen. Aller Wahrscheinlichkeit nach erstreckte sich seine Karriere als Prediger über mehr als 60 Jahre. Das lässt den Schluss zu, dass er wohl mög-

JuNGE ERWaChSENE BRauChEN FESTES FuNDaMENTVON JANI SALOKANGAS

Jani Salokangas, Direktor von aRISE, der ICEJ-abteilung für junge Erwachsene

Mehr Schwarzbrot!

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Helft mit! In der Geschichte seines globalen Rettungs-planes hat Gott oft junge Leute mit einer Hauptrolle verse-hen. Im Rückblick auf die Geschichte Israels wird das ganz besonders deutlich. Gott hat junge Menschen schon immer im Zentrum seines Planes platziert und bei ARISE wollen wir uns auch dort positionieren! Bitte betet weiterhin für uns und unterstützt uns, denn wir können es nicht allein tun! Wir sind eine große internationale Familie, die sich um unsere Zukunft Gedanken macht.

lich noch keine 20 Jahre alt war, als der Herr ihn dazu berief, sein Prophet für diese ungehorsame Nation zu sein. Gott hat seine Pläne durch den jugendlichen Eifer und die Leidenschaft vieler junger Männer und Frauen der Bibel angestoßen. Gott benutzt noch immer die Jugend des Glaubens, auch in unseren Tagen!

Gute ausrüstung Sensati-onelle Konzerte und Jugend-events reichen nicht aus, um die jungen Erwachse-nen am College oder an der Universität zu schützen und sie gleichzeitig zu mutigen Zeugen gegenüber ihren Mitstudenten zu machen. Wenn sie nur mit sentimen-talen Gefühlen für Christus an diese Orte kommen, dann sind sie leichte Beute für anti-christliche, antisemitische und anti-israelische „Freunde“ und Professoren und eine Umgebung, die es darauf anlegt, sie in ihrem Glauben und ihren Grundüber-zeugungen zu entmutigen. Bei ARISE, der ICEJ-Abteilung für Junge Erwachsene, wollen wir die junge Generation mit einem soliden biblischen Fundament ausstatten, das es ihnen ermöglicht, in den Stürmen des Lebens und ihrer schwierigen Umgebung standhaft zu bleiben. Im Sinne des Apostels Paulus wollen wir junge Menschen ausrüsten, den guten Kampf des Glaubens zu kämpfen. Wir wollen, dass sie wissen, was sie glauben und auch warum. Das beinhaltet ganz natürlich auch Gottes Pläne mit Israel.

Jani Salokangas besucht christliche Jugendleiter auf den Fidschi-Inseln

Besucht unsere Webseite auf www.arisegeneration.org

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Reise für junge Erwachsene von 18-30 Jahren

21. bis 31. Juli 2015

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24 | 25 Aus der Botschaft

Als sie den Bühnenbereich wieder verlassen, sprintet plötz lich aus der ersten Zuschauerreihe ein älterer Herr hinter ihnen her. Er holt sie ein und nimmt sie in die Arme. Es ist Yechiel Aleksander aus Israel, 88 Jahre alt und einer der letzten Überlebenden der Todesmärsche. „Ihr Jungen, passt gut auf, gedenkt an vorgestern, damit Ihr morgen leben könnt!“ hat er am Vorabend im katholi-schen Bildungszentrum von Gliwice gesagt. Dass sie sein-en Rat so unbedingt befolgen, berührt ihn offensichtlich.

Letztes Kapitel des Holocaust Yechiel Aleksander, die jungen Leute und zirka 500 weitere Personen – Polen, Israelis und Deutsche, Juden und Christen – sind am 17. und 18. Januar auf Einladung der TOS-Gemeinde

Wege der Versöhnung

BEGEGNuNG MIT YEChIEL aLEKS aNDER BEIM MaRSCh DES LEBENS IN POLENVON LISA SCHMID

Eine Gruppe von 15 jungen Deutschen stellt sich auf dem Marktplatz der polnischen Stadt Gliwice

(Gleiwitz) auf. Ihnen allen ist gemeinsam, dass ihre Urgroßväter am Holocaust in Polen beteiligt

waren. Drei der unter 25-jährigen gehen ans Mikrofon, bekennen die Schuld ihrer Vorfahren, bitten

stellvertretend um Vergebung und sprechen ein Gebet für die Heilung der Wunden der Opfer.

aus Tübingen nach Gliwice und Auschwitz gekommen. Mit einem „Marsch des Lebens“ entlang der Strecke zwi-schen Auschwitz und Gliwice gedenken wir gemeinsam des letzten Kapitels des Holocaust, der Todesmärsche. Vor genau 70 Jahren trieb die SS in Deutschland und Osteuropa die verbliebenen KZ-Häftlinge zu Hundert-tausenden zu Fuß gen Westen, um eine Befreiung durch die näher rückenden Alliierten unbedingt zu verhindern. Wer sich seinen Schuhe zubinden wollte oder vor Entkräf-tung, Hunger und Kälte nicht mehr weiter konnte, wurde gnadenlos erschossen. Die Wege waren von Blut und Leichen gesäumt. „Wir wollen Holocaust-Überlebende ehren, der Opfer gedenken und gemeinsam ein Zeichen setzen. Aus Wegen des Todes sollen Wege des Lebens

Yechiel aleksander aus Israel (2.v.r.) mit den deutschen Marschteilnehmerinnen ulrike Gittinger, Inès Garcia-akritidis und Lisa Schmid (v.l.n.r.)

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werden“, sagt Jobst Bittner, Pastor der TOS-Gemeinde, der die Gedenkveranstaltung gemeinsam mit polnischen Christen organisiert hat.

traumatische erfahrungen Wie traumatisch diese Todesmärsche tatsächlich für die Beteiligten waren, zeigt sich im persönlichen Gespräch mit Yechiel Aleksander. „Ich war schon sehr oft wieder in Auschwitz und habe dort meine Geschichte erzählt. Doch nach Gliwice bin ich jetzt zum ersten Mal seit 70 Jahren wieder gekommen.“ Er war damals 18 Jahre alt, bei seiner Befreiung in Gunskirchen wog er noch 27 kg. Ein guter Freund von ihm, ein Franzo-se, sei auf dem dreitägigen Gewaltmarsch von Auschwitz nach Gliwice gestorben. Auf die Frage, wie er sich denn hier in Gliwice jetzt fühle, 70 Jahr später, sagt er nur: „Gar nicht gut“. Er macht eine wegwischende Handbewegung, auf einmal fehlen ihm die Worte. Prof. Gideon Greif, Holocaustforscher aus Tel-Aviv, gibt uns Teilnehmern am Marsch des Lebens eine sehr fundierte historische Ein-führung, bevor wir dann eine Teilstrecke der Todesroute gemeinsam ablaufen. Es geht vom Marktplatz in Gliwice an die Stadtgrenze zum Holocaustmahnmal, eine Strecke von zirka vier Kilometern. „Der Marsch war sehr ein-drücklich“ sagt Ulrike Gittinger aus Heimerdingen bei Stuttgart. „Wir waren heute warm angezogen, hatten gute Schuhe, die Menschen damals waren entkräftet, hatten nichts Warmes anzuziehen. Als sich schräg vor mir eine junge Frau bückte, um ihren Schuh zuzubinden, dachte ich daran, dass sie damals schon deswegen erschossen worden wäre.“

Versöhnung auf der Rampe Nach einer kurzen Gedenk-feier am Holocaustmahnmal fahren wir mit Autos an den Anfangspunkt der historischen Todesmärsche, nach Auschwitz-Birkenau. Gemeinsam laufen wir zur Rampe, an der während des Krieges die Züge ankamen. Genau hier wurde in einem kurzen Moment entschieden, wer Zwangsarbeit leisten und wer sofort in die Gaskammer gehen musste. „Die Vorstellung, wie auf diesem Weg vor

70 Jahren die armen, getriebenen Gefangenen gelaufen und die meisten davon grausig zu Tode gekommen sind, macht mich sehr traurig“, sagt Inès Garcia-Akritidis aus Ditzingen. Gesammelt und sehr konzentriert berichtet Yechiel von den eineinhalb Jahren, die er als Zwangsar-beiter in Auschwitz verbringen musste. Er hat hier seine gesamte Familie verloren. Drei Mitglieder der Gemein-deleitung der TOS aus Tübingen berichten dann von den Verbrechen ihrer Großväter in Auschwitz und bit-ten stellvertretend um Vergebung. Wieder kommt es zu berührenden Szenen der Versöhnung mit Nachfahren der Opfer. Schließlich feiern deutsche und polnische Pasto-ren gemeinsam das Abendmahl auf der Rampe und sal-ben den Boden.

Freude und Hoffnung Beim anschließenden Abschlussgottesdienst in einem Hotel in Oswiecim, einem „Fest des Lebens“, bricht sich die Freude über die erlebte Versöhnung in polnischem und hebräischem Lob-preis und israelischen Tänzen Bahn. „Ich komme nicht gerne hierher nach Auschwitz“, erklärt der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde von Kattowitz, Włodzimierz Kac. „Aber dank Euch habe ich hier zum ersten Mal ein Gefühl der Freude erlebt.“ Er blicke nun wirklich mit Hoffnung in die Zukunft. Bei einem israelischen Tanz springt Yechiel erneut von seinem Sitz in der ersten Reihe auf und ordnet sich fröhlich in unseren Reigen ein. „Lama lo?“ - „Warum nicht?“ lacht er uns zu.

Eine Woche nach dem „Marsch des Lebens“ ist er wieder in Auschwitz-Birkenau, bei der offiziellen Gedenkfeier zur Befreiung durch die Rote Armee vor 70 Jahren – gemeinsam mit 300 Leidensgenossen. Vor zehn Jahren, am 60. Jahrestag waren es noch 1500 Überlebende. Yechi-el, einer der letzten Zeitzeugen, wird des Erinnerns nicht müde und geht gleichzeitig in Liebe und Versöhnungs-bereitschaft auf die Nachkommen seiner Peiniger zu. Er stellt sich seinem Schmerz und Trauma und verbreitet gleichzeitig Hoffnung und Lebensfreude – was tun wir?

Der Marsch des Lebens im Konzentrationslager auschwitz-Birkenau

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26 | 27 Aus der Botschaft

21 DEuTSChE ENTDECKEN DaS WuNDER ISRaELVON BRIGITTE WEGHAUS

Gedenk- und Rundreise der ICEJ

Am 25. Januar 2015 machten sich 21 Leute auf den Weg nach Israel, um an der einwöchigen Gedenk- und Rund-reise der ICEJ teilzunehmen. Die Teilnehmer kamen aus allen Teilen Deutschlands, um bei der großen Gedenk-veranstaltung in Yad Vashem anlässlich des 70sten Jah-restages der Befreiung von Auschwitz dabei zu sein. Eine offizielle Führung durch das Holocaust-Museum von Karin Dengler und eine besondere Ansprache von Dr. Susanna Kokkonen, Leiterin der Christlichen Freunde Yad Vashem, gingen der feierlichen Zeremonie in der Halle der Erinnerung voraus. Norbert Spahn (Leiter der ICEJ-Reise und 2. Vorsitzender der ICEJ- Deutschland) und Klaus Heinrich hatten die Ehre, einen Kranz nieder-zulegen. Dr. Jürgen Bühler, Geschäftsführender Direk-tor der ICEJ, sprach ebenfalls bei der Zeremonie und las einen Psalm vor.

Vielfältiges Jerusalem In Jerusalem erlebten wir das bunte Treiben im Schouk und in der Altstadt, hatten unver-gessliche Begegnungen mit Israelis und wandelten, unter fachkundiger Führung von Norbert und Liane Spahn, auf den Spuren Jesu - die Bibel wurde lebendig! Wir durften Wächter auf den Mauern Zions sein und im Vaterhaus (Gebetshaus) auf dem Ölberg für Israel, Deutschland und die Nationen beten. An der Klagemauer trafen wir auf eine große Neueinwanderergruppe der Bnei Menasche

aus Indien, die ihre Alijah nach Israel mit ihren Familien feierten und israelische Lieder sangen.

Blühende Wüste Ein weiteres Highlight war ein prak-tischer Einsatz mit dem KKL (Jüdischer Nationalfonds) im Wald der deutschen Länder bei Lehavin in der Negevwüste. Wie beeindruckend war es für uns, die Wüste nach dem Regen grünen und blühen zu sehen. Nach dem Besuch eines Beduinenmuseums und einer Filmvorfüh-rung über die Aufforstung des Landes wurde uns umso mehr klar, welch ein Wunder dieses kleine Land ist. Isra-el ist das einzige Land auf der Welt, in dem die Wüste zurückgeht und die Wälder zunehmen. Unsere Gruppe durfte dabei helfen, den Wald vom Unterholz zu säubern, eine wichtige ökologische Aktion, die zum vorbeugenden Brandschutz beiträgt. Den Abschluss bildete der Besuch einer Baumschule des KKL mit vielen lehrreichen Infor-mationen von unserer KKL-Leiterin Frau Jana Markus.

Der triumph des Lebens Am letzten Tag hatten wir das Vorrecht, an einem Gottesdienst in der Altstadt teilzu nehmen. Besonders bewegend war das gemein-same Abendmahl mit den jüdischen Geschwistern, die kurz vorher von christlich-jüdischen Gedenktagen aus Au schwitz-Birkenau zurückgekehrt waren und von ihren Erlebnissen berichteten. Wir spürten, wie sehr wir durch die Versöhnung und Vergebung Gottes miteinander verbunden waren. Und in diesem Gottesdienst wurde deutlich, dass das jüdische Volk niemals im Leiden der Vergangenheit stehen bleibt, sondern zum Leben, zum Triumph und Sieg hindurch gedrungen ist. Dies wird in der ge samten Geschichte Israels sichtbar und war von Anfang an in Gottes Plan so vorgesehen.

Die feierliche Kranzniederlegung in der halle der Erinnerung in Yad Vashem; in der Mitte Reiseleiter und ICEJ- Vorstandsmitglied Norbert Spahn.

Die Wüste grünt! Beim Baumpflanzen mit dem KKL in der Negev-Wüste.

JAHRE

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KURZNACHRICHTENSCHECKÜBERGABE IN YAD VASHEM

Bei ihrem Besuch der Holocaustgedenk-stätte Yad Vashem hat die Gruppe der ICEJ-Projekt- und Begegnungsreise im Februar eine Spende aus Deutschland von 30 000 Euro übergeben. Stephan Lehnert, Büroleiter der ICEJ Deutsch-land, überreicht dem Yad Vashem-Direktor für internationale Beziehungen Shaya Ben Jehuda den Scheck. Das Geld ist für die Arbeit der „Christlichen Freunde Yad Vashem“ bestimmt, dem Kooperationsprogramm zwischen der ICEJ und der Gedenk- und Bildungsstät-te in Jerusalem. Prof. Dr. Gideon Greif, renommierter Auschwitz-Experte aus Tel-Aviv, geleitete die Gruppe in einer mehrstündigen, bewegenden Tour durch die Ausstellung im Holocaust-museum Yad Vashems.

100 TAGE GEBET

Das Gebetsheft „100 Tage gedenken, umkehren, beten! Deutschland & Isra-el“ ist auf so großen Zuspruch gesto-ßen, dass es nachgedruckt werden muss. Initiiert vom Christliche Forum für Israel, dem Gebetsnetz Wächterruf und dem Ebenezer Emergency Fund International (Deutschland) enthält es für das wichtige Zeitfenster vom 27. Januar (70 Jahre Befreiung Auschwitz-Birkenaus) bis zum 08. Mai 2015 (70 Jahre Kriegsende) dieses Jahres 15 Wochentexte zu geistlichen und gesell-schaftspolitischen Themen mit Bezug zu Israel und Deutschland. Jeden Tag gibt es konkrete Gebetsanliegen, die mit einem Bibelvers versehen sind. Auch die ICEJ-Deutschland hat den Inhalt des Heftes mitgestaltet, das von unzähligen Gemeinden, Haus- und Gebetskreisen im deutschsprachigen Raum zu Gebet und Fürbitte für Israel und Deutsch-land verwendet wird. Das Heft kann unter [email protected] gegen eine Spende bestellt werden. Auch auf der Webseite www.100tagegebet.de werden die Wochenthemen, die Tages-gebete und der Gedenkkalender veröf-fentlicht. Schließen auch Sie sich dieser wichtigen Gebetsaktion an!

JESAJA - 62 GEBETS-INITIATIVE

Im Einklang mit der Hauptstelle in Jerusalem haben ICEJ-Zweigstellen auf der ganzen Welt das Jahr 2015 mit einem Monat des Fastens und Gebets begonnen. Im Januar fanden die Gebet-streffen der Jesaja-62-Gebetsinitiative jeden Mittwoch statt, auch in Stuttgart. Andreas Bauer, Leiter des Vaterhauses auf dem Ölberg und Pastor der Jerusa-lem Gemeinde in Berlin war am ersten Mittwoch im Februar in Stuttgart und berichtete von einer internationalen

HäNDELS MESSIAS AUF HEBRäISCH

Solisten, Chor und Orchester „Lauda-mus Te Stuttgart“ sowie renommierte Solisten, Gastsänger und Instrumen-talisten aus Israel werden unter der Leitung von Monica Meira Vasques an Himmelfahrt 2015 erneut Händels Messias auf Hebräisch aufführen. Es gibt zwei Benefizkonzerte zugunsten Holocaust-Überlebender:14.05.15 Reichenbach | Neuberinhaus15.05.15 Berlin | Berliner Dom

Ebenso finden zwei außergewöhn-liche Sonderkonzerte zugunsten der deutsch-israelischen musikalischen Zusammenarbeit mit der israelischen Weltklasse-Sopranistin Dana Marbach statt.14.03.15 Stuttgart-Berg | Berger Kirche15.03.15 Schwäbisch Gmünd | Forum Schönblick

Weitere Informationen unter www.laudamus-te.de oder unter 0711 539 133

einwöchigen Gebetskonferenz in Aus-chwitz-Birkenau. „Die wahre Buße über den Holocaust hat erst angefangen“, sagte er. Dabei verwies auf den Prophe-ten Daniel, der sich 70 Jahre nach der Wegführung Israels ins Babylonischen Exil vor Gott demütigte, sich unter die Schuld seines Volkes stellte und um die Rückkehr Israels ins verheißene Land rang. Ein Schwerpunkt der Konferenz in Auschwitz lag auf wahrer Umkehr der christlichen Gemeinde und der Fürbitte unter Tränen – Tränen, die vor 70 Jah-ren nicht geweint werden konnten.

Wenn Sie sich mit Ihrem Gebetskreis der Jesaja-62-Initiative anschließen möchten, schreiben Sie bitte an [email protected] .

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28 | 29 Nahost-Fokus

WaS ERWaRTET ISRaEL uND DIE REGION IM NEuEN JahR?

Palästinenserstaat Die Palästinenser haben ihre ein-seitige Kampagne zur Schaffung eines eigenen Staates ebenfalls wieder aufgenommen. Auch das könnte zu einem entscheidenden Faktor bei den israelischen Wahlen werden. Kürzlich zwang der Leiter der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) Mahmoud Abbas den UN-Sicher-heitsrat zu einer Abstimmung über eine Resolution, die eine internationale Anerkennung eines Palästinenser-staates forderte und von Israel verlangte, sich innerhalb von zwei Jahren auf die Waffenstillstandslinien von 1949 zurück zu ziehen. Abbas wusste, dass die Resolution nicht genügend Stimmen erhalten würde, um angenommen zu werden, doch merkwürdigerweise drängte er dennoch auf ein Abstimmung. Direkt danach beantragte er beim Inter-nationalen Strafgerichtshof die Zulassung als Mitglieds-staat.

Dieser diplomatische Schachzug wurde sicherlich von aktuellen Parlamentsabstimmungen in mehreren euro-päischen Staaten befeuert, die ihre Bereitschaft signali-sierten, einen Palästinenserstaat anzuerkennen. Doch die US-Regierung sprach sich dagegen aus, während der neu-gewählte Kongress sogar drohte, amerikanische Finanz-hilfen an die PA einzustellen. Unterdessen behält Israel als Reaktion auf den Beitritt zum Strafgerichtshof Steuern und Zölle ein, die es für die PA erhebt, während die Palä-stinenser hoffen, israelische Soldaten wegen „Kriegsver-brechen“ in Den Haag anklagen zu können. Abbas droht nun mit einer zweiten Abstimmung im UN-Sicherheitsrat, die eine fixe Frist für einen Palästinenserstaat und einen israelischen Rückzug festlegen soll. Dies könnte ein Veto der USA erzwingen, doch wahrscheinlicher ist, dass das

Knapper Wahlausgang Israel wird im März Neuwahlen abhalten, und der Wahlausgang verspricht knapp zu wer-den. Bisher ist noch nicht abzusehen, was die Wähler die-ses Mal überzeugen wird: Ein Fokus auf innenpolitischen Frage wie Sozialleistungen und Mieten könnte den Linken helfen, während die bekannten Sicherheitsprobleme mit dem palästinensischen Terrorismus und der iranischen Atombedrohung den Rechten Stimmengewinne zu brin-gen versprechen.

Bei den letzten Wahlen vor etwas mehr als zwei Jah-ren war die Einberufung von Jeschiwa-Studenten in die Armee ein Hauptthema. Es führte zu einer recht breit aufgestellten Mitte-Rechts-Koalition ohne ultraorthodoxe Parteien. Doch mit der Einführung des Einberufungsge-setzes war der „Klebstoff“, der die Koalition zusammen gehalten hatte, verdampft, und die Regierung begann, sich an Meinungsverschiedenheiten über die Wirtschaft und den Friedensprozess zu zersetzen.

Premierminister Benjamin Netanjahu rief angesichts offener Rebellion in seinem Kabinett zu Neuwahlen auf. Dabei rechnete er damit, dass potenzielle Rivalen wie Tzippi Livni, Yair Lapid und Naftali Bennett noch nicht genügend gesetzgeberische Erfolge vorweisen könnten, um die Wähler zu beeindrucken. Netanjahu ist auch davon überzeugt , dass die Israelis ihn weiterhin als ein-zigen Kandidaten betrachten, der über ausreichend diplo-matische und militärische Qualifikationen verfügt, um Israel sicher durch die Stürme der Region zu navigieren. Man rechnet damit, dass die nächste Knesset insgesamt wieder leicht rechts der Mitte stehen wird.

VON DAVID PARSONS, MEDIEN-DIREKTOR DER ICEJ IN JERUSALEM

Ausblick auf 2015

Im Jahr 2015 sehen sich Israel und der Nahe Osten mehreren großen Herausforderungen gegenüber.

Doch es gibt nicht nur schlechte Nachrichten: Israels Wirtschaft ist stabil, gestärkt durch massive

Erdgasfunde vor der Küste, und die Einwanderungszahlen steigen. Während sich die Israelis aller-

dings auf Neuwahlen vorbereiten, gleicht der Konflikt mit den Palästinensern einer unendlichen

Geschichte, der Bürgerkrieg in Syrien ist auf den Irak und Libanon übergeschwappt, und der Iran lieb-

äugelt weiterhin mit der Atomwaffenfähigkeit. Der Nahe Osten ist notorisch unberechenbar, doch ein

paar aktuelle Trends geben uns Anhaltspunkte dafür, was uns dieses Jahr erwarten könnte.

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Weiße Haus unter Obama in aller Stille Gegenleistungen dafür anbieten wird, dass die Palästinenser von ihrer wag-halsigen Politik Abstand nehmen.

Diese palästinensischen Manöver werfen die Frage auf, was Abbas wirklich erreichen will. Er ist im Alter fortge-schritten und hat bisher, abgesehen von den Sympathien der Weltgemeinschaft, wenig für sein Volk erreichen kön-nen. Offensichtlich zieht er es vor, den Konflikt mit Israel am Kochen zu halten, statt wirklich einen Palästinenser-staat zu schaffen. Unterdessen könnte der neuste palä-stinensische Versuch, den Konflikt zu „internationalisie-ren”, einen Bumerang- Effekt auf Abbas haben, nämlich dadurch, dass er im März die israelischen Wähler zurück in Netanjahus Arme treibt.

ausbreitung des Syrien-Konflikts Der syrische Bür-gerkrieg tobt mittlerweile seit fast drei Jahren und zeigt keinerlei Zeichen des Abflauens. Der Todeszoll übersteigt wahrscheinlich 300 000 Menschen, und die Kämpfe wei-ten sich kontinuierlich auf den Irak und den Libanon aus. Millionen sind auf der Flucht und durchleiden den stren-gen Winter in Zeltstädten in Jordanien, der Türkei und anderswo.

Unter den Flüchtlingen dieses Konflikts befinden sich zehntausende mittelloser Christen. Die Not der Chris-ten im Nahen Osten verschlimmert sich weiter, während radikal-islamische Kräfte wie der „Islamische Staat“ (IS) immer mehr Land gewinnen. Es gibt auch einige posi-tive Entwicklungen, beispielsweise die Tatsache, dass die Regierung al-Sisis in Ägypten gegenüber der alten kop-tischen Gemeinschaft eine freundlichere Haltung zeigt. Doch insgesamt erweist sich die arabische Welt als ziem-lich feindselig gegenüber ihren angestammten christ-lichen Gemeinschaften.

Die Luftangriffe des Westens gegen den IS haben eini-ge Gebietsgewinne des letzten Sommers im Irak und in Syrien rückgängig machen können, doch es werden immer noch Bodentruppen benötigt, um diese Gegenden zu sichern und die Region zu stabilisieren. Währenddes-

sen fällt das Assad-Regime weiterhin über seine eigenen Bürger her, um seine bröckelnde Machtposition in Damas-kus zu sichern. So bleibt der Syrien-Konflikt ein Dilemma, in dem sich die westliche Kriegsmüdigkeit und Ängste vor der wachsende Bedrohung durch eigene Dschihadisten, die Terroranschläge in Europa und Amerika verüben könnten, unauflösbar gegenüber stehen.

Iran an kritischer Grenze Schließlich täuscht der Iran weiterhin die Welt und spielt auf Zeit, um sein Atomwaf-fenprogramm voranzutreiben. Gespräche auf höchster Ebene wurden im Januar in Genf wieder aufgenommen, und das Risiko für Israel könnte nicht höher sein. Seit Jah-ren gab es eine Abweichung in den amerikanischen und israelischen Einschätzungen darüber, wann Teheran in der Lage sein würde, Atomwaffensprengköpfe zu produ-zieren. Doch dieser Abstand ist nun nicht mehr vorhan-den, da Irans Fähigkeit, spaltbares Material herzustellen, unbestreitbar eine kritische Grenze erreicht hat. Stattdes-sen gibt es nun sich vertiefende politische Differenzen darüber, wie man jetzt mit dem Iran und insbesondere sei-nem Atomprogramm umgehen solle; Verhinderung oder Eindämmung sind die beiden Alternativen.

Angeführt von den USA scheinen die Westmächte kom-promissbereit zu sein. Sie wollen Teheran erlauben, seine Urananreicherungsanlagen zu behalten, vielleicht als Teil einer historischen amerikanischen „Wiederannäherung“, die Präsident Barack Obama endlich einen großen außen-politischen Erfolg bringen würde. Israel sieht diese Vor-gehensweise natürlich als eine existenzielle Bedrohung an und hofft, dass der Westen sich an die sechs vorher-gehenden Resolutionen des UN-Sicherheitsrates halten wird, die alle verlangen, dass der Iran sein Atomprogramm vollständig aufgeben muss. Führende israelische Politiker sehen den Iran immer noch als größere Bedrohung für den Frieden an als den IS oder Al-Kaida. Daher würden sie jegliche Vereinbarung ablehnen, die beinhaltet, mit Tehe-ran zu kooperieren, um die sunnitischen Terrorgruppen zu bekämpfen, die jetzt im Irak und Syrien wüten. Künf-tig zählt Jerusalem auf einen gewogeneren Kongress mit republikanischer Mehrheit, um seine Interesse in diesen beiden Bereichen zu schützen.

Netanjahu und abbas trennten anfang Januar nur wenige Meter auf der „Einheits-Demo“ in Paris, doch im Friedensprozess sind sie Welten voneinander entfernt.

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Netanjahus Aussage, dass Juden nur in Israel in Sicher-heit leben könnten, den Judenstaat auf Kollisionskurs mit den Regierenden europäischer Länder und den Leitern der jüdischen Gemeinschaften in der Diaspora.

Zufluchtsort für Juden Doch andere israelische Exper-ten sehen in Netanjahus Aufruf einen ganz natürlichen Ausdruck des ethischen Bewusstseins Israels. „Die Daseinsberechtigung Israels besteht darin, einen Ort zu schaffen, an dem Juden eine bessere jüdische Lebens-qualität genießen können“, erklärte Avinoam Bar-Yosef,

Präsident des Jewish People Policy Institute, einer Forschungseinrich-tung in Jerusalem. „Nach meiner Auffassung ermutigt Netanjahu nur diejenigen, die auf jeden Fall beab-sichtigen, ihre Herkunftsländer zu verlassen, nach Israel zu ziehen und nicht in andere Länder. Selbst wenn das Kontroversen auslöst, es ist das, was ein Premierminister Israels tun muss.“ Yigal Palmor, Sprecher der Jewish Agency for Israel, die für die jüdische Einwanderung nach Israel zuständig ist, stimmte dem zu. „Nach allgemeiner Auffassung gehört es zum Job des Premier-ministers, Juden daran zu erinnern, dass Israel ihnen Zuflucht bietet,

wenn sie angegriffen werden.“ Alles weitere sei nur eine Frage des richtigen Tons, erklärte der ehemalige Diplomat.

Familiengeschichte Netanjahu selbst verband seinen Aufruf zum Exodus aus Europa mit seiner persönlichen Familiengeschichte. Sein Großvater sei von einem antise-mitischen Mob auf einem Bahnhof im Herzen Europas Ende des 19. Jahrhunderts bewusstlos geschlagen wor-den, berichtete er in einem Wahlkampfvideo. „Er schwor sich damals, dass er seine Familie ins Land Israel bringen würde, sollte er die Nacht überleben, um dort beim Auf-bau einer Zukunft für das jüdische Volk in seinem eige-nen Land mitzuhelfen“, sagte Netanjahu. „Ich stehe heute hier als Premierminister Israels, weil mein Großvater sein Versprechen gehalten hat.“

Nach den Terroranschlägen von Kopenhagen Mitte Febru-ar hat der israelische Premierminister Benjamin Netan-jahu die Juden Europas erneut zur Auswanderung nach Israel aufgerufen. „Juden gebührt natürlich in jedem Land Schutz“, betonte Netanjahu. „Doch wir sagen den Juden, unseren Brüdern und Schwestern: Israel ist eure Heimat. Wir bereiten uns auf eine Masseneinwanderung aus Europa vor und rufen dazu auf. Ich möchte allen euro-päischen Juden und allen Juden in der Welt sagen: ‚Israel ist die Heimat jedes Juden.‘“ Sowohl in der jüdischen Dia-spora als auch in europäischen Regierungskreisen stieß Netanjahus Aufforderung auf scharfe Kritik. Die Kontrover-se um den Alijah-Aufruf des israelischen Premiermini-sters offenbarte, insbesondere im jüdischen Kontext, unter-schiedliche Auffassungen zu der Frage, was den Zionismus und das Wesen des Staates Israel eigentlich ausmache - ganz unabhängig von biblisch begründeten Standpunkten. Während einige Israel pri-mär als einen Zufluchtsort für Juden sehen, der nach dem Holocaust etabliert wor-den sei, ziehen viele Israelis es vor, den Zionismus als proaktive Verwirklichung der politischen Vision einer jüdischen Nation zu betrachten.

Selbstbestimmter jüdischer Staat Der israelische Pro-fessor für Politikwissenschaften, Shlomo Avineri, bei-spielsweise bezeichnete Netanjahus Aufruf gegenüber der New York Times als „intellektuellen und moralischen Fehler“ und warf ihm vor, aus Wahlkampfgründen „Popu-lismus“ zu betreiben. „Die Daseinsberechtigung Israels hängt nicht vom Antisemitismus ab“, erklärte Avineri, der kürzlich eine Biographie über den Gründer des modernen Zionismus, Theodor Herzl, veröffentlicht hat. Israels Exi-stenz gründe sich auf dem Recht des jüdischen Volkes, selbstbestimmt im jüdischen Staat zu leben. Während Israel immer für Einwanderung offen sein sollte, steuere

VON LISA SCHMID

Die Alijah-Kontroverse

30 | 31 Nahost-Fokus

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu

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Page 31: Wort aus Jerusalem  - Ausgabe 01/2015

MP3-CD-Box:Sommerbibelschule 2014 mit Dr. Jürgen Bühler, ICEJ Unter dem Gesamtthema „Die Dynamik der neuen Schöpfung“ beleuchtet Dr. Jürgen Bühler verschiedene aktuelle Aspekte des geistlichen Lebens, u.a. „Das vierfältige Ackerfeld“, „Die Kraft der Erlösung“, „Tage der Wiederherstellung“, „Die Nahost-Situation“, „Saat und Ernte“ u.v.m. Es handelt sich um Mitschnitte der Sommerbibelschule 2014 im GlaubensZentrum Bad Gandersheim.

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DER MESSIaS aUf hEBRäISChAudio-Aufnahme der hebräischen Uraufführung des Oratoriums „Der Messias“ von Georg Friedrich Händel zu Ostern 2014 in Deutschland. Deutsche und israelische Solisten, der Chor und das Orchester „Laudamus Te Stuttgart“ sowie Gastsänger und Mu-siker aus Israel haben das Oratorium „Der Messias“ von Georg Friedrich Händel unter der Leitung von Monica Meira Vasques erstmals in Deutschland in hebräischer Sprache aufgeführt.

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ICEJ – Deutscher Zweig e. V. Postfach 31 13 37D-70473 StuttgartTel: +49 (0) 7 11 83 88 94 80Fax: +49 (0) 7 11 83 88 94 88Email: [email protected]

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Schechinger-Tours Walter SchechingerIm Kloster 3372218 Wildberg-Sulz am EckTel.: 07054 5287Fax: 07054 [email protected]

Anmeldeformular und Reisebedingungen zur Exklusivreise anfordern bei ICEJ.

Und es wird geschehen, dass alle Übriggebliebenen von all den Heidenvölkern ... Jahr für Jahr heraufkommen werden, um dexn König, den Herrn der Heer-scharen, anzubeten und das Laubhüttenfest zu feiern.

Sacharja 14, 16

Aufgrund dieser Verheißung kommen seit über 35 Jahren Tausende

Christen aus allen Nationen jährlich „herauf nach Jerusalem.“ Die ICEJ

bereitet dafür ein einzigartiges fünftägiges Programm vor. Mit einem

Auftakt mitten in der Wüste, zu dem ein reichhaltiges Picknick mit Tau-

senden Teilnehmern aus aller Welt und eine großartige Veranstaltung

gehören. Es folgt ein Feuerwerk an Veranstaltungen mit hochkarätigen

Bibelarbeiten, „himmlischen“ Lobpreis- und Anbetungszeiten, exzel-

lenten Referenten, von hochrangigen politischen und religiösen jüdi-

schen Vertretern Israels bis hin zu christlichen aus aller Welt. Darüber

hinaus eine Abendmahlsfeier, berührende Gebetszeiten und, Semina-

re zu aktuellen Themen.

2015 - 70 Jahre nach Kriegsende - ist gerade für

Deutschland ein wichtiges Jahr, um Israel seine Soli-

darität und Freundschaft zu zeigen.

Der unvergleichliche Jerusalem Marsch, bei dem tausende Christen

aus aller Welt ihre Freundschaft mit dem jüdischen Volk ausdrücken,

wird vor allem durch deutsche Teilnehmer in diesem Jahr eine ganz be-

sondere Bedeutung erhalten. Lernen Sie darüber hinaus segensreiche

Projekte der ICEJ kennen und begegnen Sie auch deren Freunden im

Land. Mittelpunkt der 10-tägigen Reise ist die ICEJ-Feier, aber auch der

Besuch ausgewählter Orte in Jerusalem und Umgebung.

ICEJ-REIsE zum LaubhüttEnfEst 2015 „Reformation“

25.9. bis 4.10.2015