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Dezember 2019 www.oessh.va @granmagistero.oessh @GM_oessh Newsletter N° 56 ordinis equestris sancti sepulchri hierosolymitani das jerusalem-kreuz I ch begrüße vorbehaltlos und mit Be- friedigung die Entscheidung von Papst Franziskus, mich als Großmeister des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem abzulösen. Es freut mich besonders, dass Seine Heiligkeit Seine Eminenz Kardinal Filoni zu meinem Nachfolger ernannt hat. Mein Privileg dauerte weit über den Zeit- punkt hinaus, an dem ich vor über fünf Jahren mein Kündigungsschreiben eingereicht habe. Während meiner mehr als achtjährigen Tätig- keit als Großmeister hat sich mein persönlicher Glaube und meine Liebe zu unserer Kirche in dem Maß vertieft, wie ich das Engagement un- serer Mitglieder zugunsten der Ziele unsers Ordens fest- stellte, die in verschiedenen Kulturen und Sprachen zum Ausdruck kommen, aber alle zutiefst katholisch sind! Besonders dankbar bin ich den beiden Generalgouver- neuren, mit denen ich zusammengearbeitet ha- be, den Exzellenzen Professor Agostino Borro- meo und Botschafter Leonardo Visconti di Mo- drone. Unsere Mitarbeiter im Großmagisteri- um und der engagierte tägliche Dienst unseres Büropersonals haben maßgeblich zum stetigen Wachstum unseres Ordens beigetragen. Sie en- gagierten sich anhaltend für unsere Statthalte- reien und die Mission des Lateinischen Patriar- chats. Schließlich heiße ich Seine Eminenz Kardi- nal Filoni als unseren Groß- meister willkommen. Seine langjährige und umfassende pastorale und administrative Erfahrung im Dienst der welt- weiten Kirche ist ein wertvol- ler Vorteil für ihn, um unseren Orden in die Zukunft zu füh- ren. Ich biete ihm meine volle brüderliche Unterstützung an und bete, dass die Fürsprache Unserer Lieben Frau von Palä- stina fortdauert.” Wir heißen den neuen Großmeister willkommen Kardinal Fernando Filoni tritt die Nachfolge von Kardinal Edwin O’Brien an der Spitze des Ordens vom Heiligen Grab an. Auf Beschluss des Heiligen Vaters Franziskus wird Seine Eminenz Kardinal Fernando Filoni ab dem 8. Dezember 2019, dem Hochfest der Unbefleckten Empfängnis, zum Großmeister des Ordens vom Heiligen Grab ernannt. Wir veröffentlichen hier das offizielle Kommuniqué Seiner Eminenz Kardinal Edwin O’Brien, der seit 2012 Großmeister des Ordens ist und nun einige Monate nach Erreichen seines 80. Lebensjahres aus seinem Amt ausscheidet.

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Dezember 2019

[email protected] @GM_oessh

Newsletter N° 56

ordinis equestris sancti sepulchri hierosolymitani

das jerusalem-kreuz

„Ich begrüße vorbehaltlos und mit Be-friedigung die Entscheidung von PapstFranziskus, mich als Großmeister des

Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalemabzulösen. Es freut mich besonders, dass SeineHeiligkeit Seine Eminenz Kardinal Filoni zumeinem Nachfolger ernannt hat.

Mein Privileg dauerte weit über den Zeit-punkt hinaus, an dem ich vor über fünf Jahrenmein Kündigungsschreiben eingereicht habe.Während meiner mehr als achtjährigen Tätig-keit als Großmeister hat sichmein persönlicher Glaubeund meine Liebe zu unsererKirche in dem Maß vertieft,wie ich das Engagement un-serer Mitglieder zugunstender Ziele unsers Ordens fest-stellte, die in verschiedenenKulturen und Sprachen zumAusdruck kommen, aber allezutiefst katholisch sind!

Besonders dankbar bin ichden beiden Generalgouver-

neuren, mit denen ich zusammengearbeitet ha-be, den Exzellenzen Professor Agostino Borro-meo und Botschafter Leonardo Visconti di Mo-drone. Unsere Mitarbeiter im Großmagisteri-um und der engagierte tägliche Dienst unseresBüropersonals haben maßgeblich zum stetigenWachstum unseres Ordens beigetragen. Sie en-gagierten sich anhaltend für unsere Statthalte-reien und die Mission des Lateinischen Patriar-chats.

Schließlich heiße ich Seine Eminenz Kardi-nal Filoni als unseren Groß-meister willkommen. Seinelangjährige und umfassendepastorale und administrativeErfahrung im Dienst der welt-weiten Kirche ist ein wertvol-ler Vorteil für ihn, um unserenOrden in die Zukunft zu füh-ren. Ich biete ihm meine vollebrüderliche Unterstützung anund bete, dass die FürspracheUnserer Lieben Frau von Palä-stina fortdauert.”

Wir heißen den neuenGroßmeister willkommen

Kardinal Fernando Filoni tritt dieNachfolge von Kardinal EdwinO’Brien an der Spitze desOrdens vom Heiligen Grab an.

Auf Beschluss des Heiligen Vaters Franziskus wird Seine Eminenz KardinalFernando Filoni ab dem 8. Dezember 2019, dem Hochfest der UnbeflecktenEmpfängnis, zum Großmeister des Ordens vom Heiligen Grab ernannt. Wir

veröffentlichen hier das offizielle Kommuniqué Seiner Eminenz KardinalEdwin O’Brien, der seit 2012 Großmeister des Ordens ist und nun einige

Monate nach Erreichen seines 80. Lebensjahres aus seinem Amt ausscheidet.

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II N° 56NewsletterDas JERUSALEM-KREUZ

die Entfaltung unserer Werke im Dienst derMutterkirche in Jerusalem weiter zu fördern.Seine Ernennung ist ein Geschenk Gottes.Wir danken dafür und vertrauen sein Wirkender Jungfrau Maria, Unserer Lieben Frau vonPalästina an. Beten wir natürlich auch fürKardinal Edwin O’Brien beten, der sein Amtaufgibt, aber weiterhin als Ritter vom Heili-gen Grab zu uns gehört. Bei den großen Er-eignissen des internationalen Lebens des Or-dens werden wir ihn mit Freude wiederse-hen. Lassen Sie uns an der Seite von KardinalFiloni unsere irdische Pilgerreise im Glaubenund in der Einheit mit Papst Franziskus fort-setzen.

Leonardo Visconti di Modrone

Mit großer Freude begrüßen wir unserenneuen Großmeister, den der Papst am

8. Dezember ernannt hat. Kardinal FernandoFiloni wird die Ordensmitglieder anleiten, ih-re Taufe voll und ganz zu leben und im Lichtdes auferstandenen Christus missionarischeJünger zu sein, treu seines Bischofswahl-spruchs Lumen Gentium Christus (Christus istdas Licht der Völker). In der Tat verfügt derGroßmeister über eine wertvolle missionari-sche Erfahrung, da er Präfekt der Kongregati-on für die Evangelisierung der Völker war,nachdem er der Kirche in mehreren hohendiplomatischen Ämtern gedient hatte, insbe-sondere in Jordanien und im Irak. Er kenntdas Heilige Land gut und wird es verstehen,

Die Mitteilung des Generalgouverneurs

An den verehrten BruderHerrn Kardinal

Edwin Frederick O’Brien

In dem Moment, in dem ich den von Ihnen gemäß den kanonischen Normen vorgelegtenVerzicht auf das Amt des Großmeisters des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem

akzeptiere, möchte ich Ihnen von Herzen für die Liebe, die Kompetenz und die Treue dan-ken, mit der Sie in der angebotenen Zusammenarbeit die Anliegen des Pastors der Univer-salkirche für die Christen im Heiligen Land umgesetzt haben.

Ich erinnere mich an Ihren unermüdlichen Dienst im Ritterorden vom Heiligen Grab zuJerusalem, der am 29. August 2011 unter dem Pontifikat von Benedikt XVI. als Pro-Groß-meister begann und ab dem 15. März 2012, einige Wochen nach Ihrer Ernennung zum Kar-dinal, als Großmeister desselben Ordens weiterging.

Das Bewusstsein, großzügig Ihre ganze Energie für die Präsenz der Christen im HeiligenLand eingesetzt zu haben, sowie die Zusammenarbeit, die Sie, Herr Kardinal, als Mitglieddes Kardinalskollegiums uns weiterhin anbieten, wird Ihnen Trost sein und Ihre Seele mitFreude und Gelassenheit erfüllen, wie es auch für mich eine Befriedigung bedeutet, weiter-hin von Ihrer Erfahrung profitieren zu können.

Es ist mir daher sehr wichtig, Herr Kardinal, Ihnen nun herzlich alles Gute und Wohler-gehen in Christus Jesus zu wünschen, und ich erbitte die Fülle der Gnade für Ihren Dienst.

Ich vertraue Sie dem besonderen Schutz der Seligen Jungfrau Maria und aller Heiligen anund erteile Ihnen in der Hoffnung auf die reiche Vergeltung Gottes und als Zeichen meinerbrüderlichen Verbundenheit den Apostolischen Segen, den ich gern auf alle Menschen aus-dehne, die Ihnen nahestehen und am Herzen liegen.

Papst FranziskusAus dem Vatikan, 8. Dezember 2019

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Der Orden im Einklang mitder weltweiten Kirche

Die Aktionen des Großmagisteriums

Der Orden und das Heilige Land

Das Leben der Statthaltereien

„DIE MITGLIEDER DES ORDENS SINDBOTSCHAFTER DES HEILIGEN LANDES“ IV

DIE HERBSTVERSAMMLUNG DES GROßMAGISTERIUMS UNDDAS FEST UNSERER LIEBEN FRAU VON PALÄSTINA VII

TAG DER OFFENEN TÜR AM GEISTLICHENSITZ DES ORDENS IX

DER BESUCH DER HEILIG-LAND-KOMMISSIONIN JORDANIEN XI

DAS 150. JUBILÄUM DER SCHULEN DESPATRIARCHATES IN JORDANIEN XII

RECHTLICHER BEISTAND UNDWIRTSCHAFTLICHE UNTERSTÜTZUNGFÜR DIE ÄRMSTEN XIII

DIE STATUE DES ERSTEN DIAKONS UNDMÄRTYRERS DES CHRISTENTUMS IMATRIUM DER ST. STEPHANUS BASILIKA XV

DIE ERSTE NATIONALE INVESTITURIN KANADA XVII

SANKT PETER IN GALLICANTU UND DIELETZTE NACHT JESU XVIII

„EXSULTET“ IN POMPEI XX

GROSSMAGISTERIUM DES RITTERORDENS VOM HEILIGEN GRAB ZU JERUSALEM00120 VATIKANSTADT

E-mail: [email protected]

i n h a l tMitteilung an unsere Leser

Als wir diese Ausgabe des Newsletters zum Abschluss gebracht hatten, erfuhren wir vonder Ernennung eines neuen Großmeisters. Die beiden ersten Seiten wurde im Hinblickauf diese Nachricht geändert, während die anderen Seiten in dem Zusammenhang gele-sen werden müssen, der diesem Ereignis vorausging.

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IV N° 56NewsletterDas JERUSALEM-KREUZ

Eminenz, was bedeutet der Ordenvom Heiligen Grab für Sie, was istsein Platz in der Universalkirche

und kann man sagen – da der Groß-meister vom Papst ernannt wird – dassdies der einzige Ritterorden ist, der un-trennbar mit dem Heiligen Stuhl ver-bunden ist?Schon in den frühesten Zeiten des Chri-

stentums nahm das Land, in dem Unser Herrgeboren wurde, lebte und starb, einen beson-deren Platz im Herzen der Gläubigen und derverschiedenen kirchlichen Gemeinschaf-ten ein, die sich nach und nach über diejüdische Welt hinaus ausbreiteten. VieleGläubige entschieden, das Evangeliumentweder in der Einsamkeit als Einsiedlerzu leben oder indem sie sich an den Or-ten versammelten, an denen Jesus auf Er-den gelebt hatte, insbesondere an jenenOrten, die mit den Etappen seines öffent-lichen Lebens verbunden waren, allenvoran das Heilige Grab. Viele hatten auchdas Bedürfnis, diese Orte zu besuchen. Sobegannen die Wallfahrten, eine Art exi-stentielle, fromme Reisen, die im Mittelal-ter ein starkes Wachstum erlebten. Zu die-ser Zeit entstand der Ritterorden vomHeiligen Grab, der sich ausdrücklich aufdieses Grab bezieht, in dem der lebloseLeib Jesu Christi ruhte und aus dem Erauferstand. Damals wurde das Bedürfnisdeutlich, seine Unversehrtheit und dieder Pilger zu verteidigen, die diese Stätteaufsuchten.

Unter all jenen, die sich in diesem ed-len Unterfangen engagierten, befandensich auch die Ritter vom Heiligen Grab.

Die ersten Dokumente, die sie betreffen,stammen aus dem Jahr 1336. Ab dem vier-zehnten Jahrhundert versuchten die Päpste,ihnen insbesondere auf rechtlicher Ebene Re-geln zu geben, und dehnten ihre Aufgabenschrittweise aus, so dass sie sich der Erhal-tung des Glaubens im Heiligen Land und derUnterstützung der karitativen und sozialenWerke der Kirche verschrieben, insbesonderedenen, die vom Lateinischen Patriarchat vonJerusalem gefördert werden.

Der Orden hat immer den Schutz der Päp-

„Die Mitglieder des Ordenssind Botschafter

des Heiligen Landes“Exklusivgespräch mit Cardinal Pietro Parolin, Staatssekretär des Heiligen Stuhles

Kardinal Pietro Parolin, der wichtigste Mitarbeiter desPapstes, Staatssekretär des Heiligen Stuhles bezeugt,wie wichtig der Auftrag des Ordens vom Heiligen Grabfür die weltweite Kirche ist.

Der Orden im Einklang mit der weltweiten Kirche

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NewsletterDas JERUSALEM-KREUZ

N° 56

ste genossen. Um ein nur paar Episoden zunennen, möchte ich daran erinnern, dassAlexander VI. im Jahr 1496 beschloss, sichselbst zum obersten Moderator zu machenund den Franziskanern – die Clemens VI. imJahr 1342 mit der Pflege des Heiligen Grabesbetraut hatte – die Macht übertrug, Adligeund andere Edelmänner, die zur Wallfahrt insHeilige Land reisten, zu Rittern zu schlagen.Dieses den Franziskanern gewährte Privilegwurde 1516 von Leo X. bestätigt, dann vonBenedikt XIV. im Jahr 1746 und schließlich1847 von Pius IX. erneuert, der den Ordenneu konstituierte. 1888 gewährte Leo XIII.auch die Möglichkeit, Damen zu ernennen.1907 entschied Pius X., dass der Titel desGroßmeisters des Ordens dem Papst selbst zu-stehen solle. 1932 billigte Pius XI. die neuenStatuten und gewährte den Rittern und Da-men, die Investitur nicht mehr nur in Jerusa-lem zu erhalten. 1940 ernannte Pius XII. ei-nen Kardinal zum Schirmherrn des Ordens.Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil bil-ligte der heilige Paul VI. im Jahr 1977 dieneuen Statuten. Der heilige Johannes Paul II.gewährte dem Orden die vatikanische Rechts-persönlichkeit. Der derzeitige Großmeister istSeine Eminenz Kardinal Edwin FrederickO’Brien

Der Ritterorden vom Heiligen Grab ist zu-sammen mit dem Souveränen Militärordenvon Malta einer der beiden vom HeiligenStuhl anerkannten Ritterorden. Im Ersterenwird der Großmeister vom Papst ernannt, imLetzteren wird er von ihm bestätigt.

Weltweit sind 30.000 Ritter und Da-men sehr aktiv mitten in den Ortskir-chen vertreten und eng mit den Ortsbi-schöfen verbunden, die im Übrigen oftdie Großprioren der Statthaltereien desOrdens sind. Würden Sie sagen, dassder Auftrag der Ordensmitglieder darinbesteht, die Botschafter des HeiligenLandes in ihren jeweiligen Diözesen zusein?Wir können in aller Wahrheit sagen, dass

die Mitglieder des Ritterordens vom HeiligenGrab, sowohl die Ritter als auch die Damen,wie „Botschafter“ des Heiligen Landes sind.Denn sie leben nicht nur ihren christlichenGlauben und bekunden ihre Verbundenheitmit der katholischen Kirche in den Milieus, indenen sie leben und arbeiten – in diesem Sin-ne sind alle Getaufte berufen, „BotschafterChristi“ (vgl. 2 Kor 5,20) zu sein – sondern sieunterstützen durch ihre Anwesenheit in denPfarreien und in den Diözesen, zu denen siegehören, auch Initiativen zugunsten der Heili-gen Stätten und sensibilisieren die Gläubigenfür die Bedürfnisse der Christen, die dort oftunter schwierigen, wenn nicht gar dramati-schen Bedingungen leben. Heute besteht diedringlichste Aufgabe darin, politische und so-zioökonomische Bedingungen zu schaffen, diees den Christen ermöglichen, im HeiligenLand zu bleiben. Denn es liegt im Interesseder ganzen Kirche, dass das Land Jesu nichtein Museum mit archäologischen Funden undwertvollen Steinen wird, sondern weiterhineine Kirche ist, die aus „lebendigen Steinen“

Jedes Jahr ehrtKardinal Parolinden Empfang mitseiner Gegenwart,der imGroßmagisteriumin Rom zum FestUnserer LiebenFrau vonPalästina, derPatronin desOrdens organisiertwird.

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(1 Petr 2, 5) besteht, nämlich aus Christen, dieseit zweitausend Jahren die ununterbrocheneTradition der Gegenwart der Jünger Christifortsetzen. Die Mitglieder des Ritterordensvom Heiligen Grab werden daher aufgefor-dert, nicht nur Gelder für die kirchlichen Ein-richtungen im Heiligen Land zu sammeln,sondern auch zu beten und dahingehend zuwirken, dass der Frieden sich gegen die Spal-tungen und die Gewalt durchsetzt.

Das Heilige Land erlebt seit zwei oderdrei Jahren eine außergewöhnliche Zu-nahme der Wallfahrten. Wie analysie-ren Sie dieses Phänomen, das sich aufdie Mutterkirche von Jerusalem aus-wirkt? Können Sie uns darüber hinausmitteilen, welche persönliche geistlicheErfahrung Sie am Heiligen Grab ge-macht haben?Wallfahrten sind ein wichtiges Mittel, um

die Präsenz der Christen im Heiligen Land zuunterstützen. Die Gläubigen können auchdurch diese Reisen des Glaubens ihren dortlebenden Brüdern helfen. Dies ermöglichtden Christen im Heiligen Land zu arbeitenund den Lebensunterhalt für ihre Familien zuverdienen. Ohne diesen Solidaritätsbeitragwäre das Heilige Land nicht nur wirtschaft-lich, sondern vor allem in menschlicher Hin-sicht ärmer. Die Wallfahrten ermöglichen inder Tat einen Austausch auf der Ebene derKulturen, der Sprachen, der Traditionen usw.,der für ein gegenseitiges Kennen und eine ge-genseitige Achtung öffnet und eine Gesell-schaft fördert, die auf den Werten universel-

ler Gerechtigkeit und Brüderlich-keit basiert. Die Pilger geben einer-seits Ressourcen an die Bewohnerdieser Gebiete weiter, andrerseitserhalten sie viel mehr, als sie selbstihnen schenken können. Tatsäch-lich erlebt der Pilger dort eineGlaubenserfahrung an den Ortender Heilsgeschichte, an denen Je-sus auf dieser Erde vorbeikam. Ei-ne solche Reise dient also dem Ge-denken und gleichzeitig der Wie-derentdeckung des Evangeliums,das zu jeder Zeit und in allen Brei-tengraden Form annimmt.

Ich kann sagen, dass die Besuche im Heili-gen Land – angefangen bei meinem ersten Be-such im Jahr 1980, unmittelbar nach meinerPriesterweihe – für mich eine unvergesslichemenschliche und geistliche Erfahrung darstel-len. Ich erinnere mich mit großer Ergriffen-heit an die Nacht im Jahr 2009, als ich amVorabend der apostolischen Reise von PapstBenedikt XVI. lange Zeit in Gethsemane inder völlig leeren Basilika der Agonie bis spätin die Nacht hinein beten konnte. Oder an dieMesse, die am nächsten Tag in der Morgen-dämmerung in der Ädikula des Heiligen Gra-bes gefeiert wurde. Das waren wirklich inten-sive Momente, genau wie die, die ich 2014 imGefolge von Papst Franziskus erlebt habe, dieein unauslöschliches Zeichen in meinem Her-zen hinterlassen haben und an die ich michmit einem Gefühl der Sehnsucht erinnere.Die Pilgerreisen ins Heilige Land waren fürmich eine besonders gute Möglichkeit, denHerrn Jesus besser kennen und lieben zu ler-nen und Ihm nachzufolgen. Manchmal mit ei-nem furchtvollen Erschauern, wenn man sichbewusst macht, dass man über denselben Bo-den geht, den auch Seine Füße berührt haben.Aber stets mit großer Dankbarkeit in demWissen, dass Er alles, was Er getan hat, fürmich und für alle meine Brüder und Schwe-stern der Menschheit getan hat. Er hat es ausLiebe zu uns und zu unserem Heil getan. Ichwünsche jedem Pilger im Heiligen Land, dasser dieselben Erfahrungen machen und ge-stärkt im Glauben und im christlichen Zeug-nis nach Hause zurückkehren kann.

Das Gespräch führte François Vayne

Pilgerfahrten ins Heilige Land sind unerlässlich für dieVertiefung des Glaubens, wie die Mitglieder des Ordens vomHeiligen Grab mit Ausdauer und Begeisterung bezeugen.

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NewsletterDas JERUSALEM-KREUZ

N° 56

Die Herbstversammlung desGroßmagisteriums und das Fest

Unserer Lieben Frau von Palästina

Unsere Liebe Frau von Palästina, diePatronin des Ordens vom HeiligenGrab, deren Fest seit 1994 in der gan-

zen Kirche am 25. Oktober begangen wird,wurde in Rom bei einem Empfang im Palazzodella Rovere während der Herbstversamm-lung des Großmagisteriums geehrt. Am Mitt-woch, den 23. Oktober versammelten sich al-so fast 300 Gäste, darunter mehrere Kardinälewie Kardinal Pietro Parolin, Staatssekretärdes Heiligen Stuhles, um Kardinal EdwinO’Brien und die höchsten Autoritäten des Or-dens.

Der Großmeister des Malteser Ordens,zahlreiche Geistliche, Botschafter, Persönlich-

keiten der Zivilgesellschaft und Journalistenkonnten bei dieser Gelegenheit ihre freund-schaftliche Verbundenheit mit dem Ordenvom Heiligen Grab sowie ihr Interesse für dieAnliegen des Heiligen Landes bekunden.

An diesem Tag sowie am Vortag hatten dieMitglieder des Großmagisteriums unter derLeitung von Kardinal O’Brien und in Anwe-senheit von Msgr. Pierbattista Pizzaballa, demApostolischen Administrator des LateinischenPatriarchates von Jerusalem, von Msgr. Tom-maso Caputo, dem Assessor des Ordens, undden vier Vize-Gouverneuren der jeweiligenKontinente an verschiedenen aktuellen Dos-siers gearbeitet.

Die Herbstversammlung des Großmagisteriums war für Msgr. Pierbattista Pizzaballa, den ApostolischenAdministrator des Lateinischen Patriarchates von Jerusalem eine Gelegenheit, die Situation in seinergroßflächigen Diözese vor den höchsten Autoritäten des Ordens darzulegen, die den Auftrag haben, dieUnterstützung zu koordinieren, die regelmäßig an die Mutterkirche im Heiligen Land geschickt wird. DerEmpfang zu Ehren Unserer Lieben Frau von Palästina führte anschließend zahlreiche, in Rom anwesendeFreunde des Heiligen Landes zusammen.

Die Aktionen des Großmagisteriums

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Nachdem Generalgouverneur LeonardoVisconti di Modrone die neuen Mitglieder desGroßmagisteriums, Leopoldo Torlonia undDominique Neckebroeck begrüßt hatte, be-schrieb er alle Aktivitäten des Großmagisteri-ums und hob die Bemühungen des Ordenshervor, sich in Lateinamerika dank der Maß-nahmen zu entfalten, die mit dem Vizegou-verneur für diesen Subkontinent, Enric Masergriffen wurden. Er sprach auch über diereibungslose Abwicklung der Treffen zwi-schen mehreren Statthaltereien in Rom, Hou-ston, Montreal und Brisbane. Asien und Ozea-nien haben großes Wachstumspotenzial undder Großmeister wird im Januar dort hinrei-sen. Der Generalgouverneur sprach auchüber die laufenden Restaurierungsarbeiten imPalazzo della Rovere im Hinblick auf ein neu-es Hotelmanagement für einen Teil des Ge-bäudes.

Msgr. Pizzaballa stellte dann die Situationim Heiligen Land vor, wo eine Besserung inpolitischer und wirtschaftlicher Hinsicht aufsich warten lässt, und betonte die soziale Un-sicherheit, in der 80.000 Katholiken in Israelleben, Migranten ohne Schutz, die in Gefahrsind, von heute auf morgen ausgewiesen zuwerden. Der Apostolische Administrator be-schrieb die neue Organisation des Patriar-chats auf wirtschaftlicher Ebene mit denstrengen Verhaltensregeln, die völlige Trans-parenz verlangen. Der folgende Beitrag kamvon Sami El-Yousef, dem Direktor der Verwal-tungsdienste des Patriarchats, der ausführlicherklärte, wie die auf finanzieller Ebene einge-richteten Kontrollsysteme funktionieren, ins-besondere bei der Verwaltung der etwa vier-

zig Schulen des Patriarchats, in denen sich einbedeutendes Defizit angesammelt hat. Er er-läuterte auch die Rolle des neuen Finanzaus-schusses, der im Juli 2018 eingerichtet wurde.

Ebenfalls im Bereich der Rechenschaft leg-te Schatzmeister Saverio Petrillo, der Vorsit-zende der Finanzkommission des Großmagi-steriums, die heutige Bilanz des Ordens miteinem Spendenaufkommen vor, das an die 9Millionen Euro grenzt, und freute sich, dasssogar 13 Millionen vorgesehen seien gemäßder von den Statthaltereien bis Ende des Jah-res zugesagten Spenden. Die kleinen Projektestoßen bei den Statthaltern auf großes Interes-se und sind ein echter Erfolg, wie zum Bei-spiel das Projekt mit sozialer Dimension, dasim vergangenen Jahr darin bestand, etwavierzig arbeitslosen jungen Menschen in GazaArbeit zu geben. Der Generalgouverneur be-stand jedoch darauf, dass die monatlichenAusgaben für die verschiedenen Einrichtun-gen (etwa 600.000 Euro pro Monat, die an dasPatriarchat überwiesen werden) nicht ver-nachlässigt werden dürfen. Er beabsichtigt,den Statthaltern in dieser Angelegenheit zuschreiben.

Bei der anschließenden Debatte wurde dieNotwendigkeit hervorgehoben, in den Statt-haltereien, unter den Groß-Prioren und auchdurch das Diözesannetz der Gemeinden bes-ser über die regelmäßigen Bedürfnisse des Pa-triarchats zu informieren, wie insbesondereder Vize-Gouverneur für Europa, Jean-Pierrede Glutz betonte.

Am zweiten Tag des Treffens berichteteBart McGettrick, der Vorsitzende der Heilig-Land-Kommission über den Besuch der Kom-

Der Großmeisterdes MalteserOrdens (rechtsauf unserem Foto)war beimEmpfang, der imPalazzo dellaRovere ausAnlass des FestesUnserer LiebenFrau von Lourdesorganisiert wurde,an der Seite desGroßmeisters desOrdens vomHeiligen Grab.

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Am 12. und 13. Oktober hatten fast2000 Besucher im Rahmen der Herbst-tage der FAI Gelegenheit, die Kirche

Sant’Onofrio al Gianicolo zu betreten und de-ren Schönheiten zu entdecken, sowie das an-grenzende Tasso-Museum, das mit der Kircheund dem Kreuzgang ein Ensemble bildet unddem Orden vom Heiligen Grab anvertraut ist.Das war für den Orden eine Gelegenheit, dieZusammenarbeit zu erneuern, die mit der FAIbereits in den Frühjahrstagen der FAI 2019stattgefunden hatte, bei denen der Palazzodella Rovere, der Sitz des Großmagisteriumsdes Ordens für die Öffentlichkeit zugänglichwar.

Die Abtretung dieser Orte an den Orden

Tag der offenen Tür am geistlichen Sitz des OrdensDie Entdeckung der Schönheitvon Sant’Onofrio im Lauf der

Herbsttage der FAI

Das Kloster Sant’Onofrio (nach dem berühmtenEremiten und Anachoreten Saint-Onophriosbenannt) liegt auf dem Gianicolo-Hügel und istgemäß den Statuten der geistliche Sitz desOrdens vom Heiligen Grab. Dort ist insbesondereKardinal Nicola Canali begraben, derGroßmeister, den Papst Pius XII. ernannt hatte.

missionsmitglieder in Jordanien, insbesonderein Jubeiha, wo die Pfarrkirche nächsten Aprileingeweiht werden dürfte, und in Hashimi,wo der Kindergarten jetzt für die Aufnahme

von 300 kleinen Schülern einsatzbe-reit ist. Er legte den Akzent auf dieFrage der Gehälter der Lehrer, die er-höht werden sollten, sowie auf dieEinschulung der Kinder von iraki-schen und syrischen Flüchtlingen.Die etwa dreißig kleinen Projekte, dieden unterstützten Menschen nähersind, werden sich im Jahr 2020 auf ei-nen Gesamtbetrag von 900.000 Eurobelaufen, merkte er abschließend an.

Vor dem Ende des Treffens sprachKanzler Bastianelli über die zuneh-mende Zahl der Aufnahmen undRangerhöhungen, anschließend versi-cherte Msgr. Caputo die Teilnehmerüber die baldige Fertigstellung derneuen Statuten des Ordens, an denener mit einer Kommission von Fach-

leuten des Ordens arbeitet. Die nächste Sit-zung des Großmagisteriums ist für den 21.und 22. April 2020 geplant.

François Vayne

Unter den Autoritäten, die Kardinal O’Brien beim FestUnserer Lieben Frau von Palästina empfing, wareninsbesondere zahlreiche Diplomaten, die für das Werk desOrdens vom Heiligen Grab zugunsten des Friedens imNahen Osten empfänglich sind, wie hier zum Beispiel IhreExzellenz, die Botschafterin des Iraks beim Heiligen Stuhl,Frau Amal Mussa Hussain Al-Rubaye.

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Sant’Onofrio ist ein Ort, an dem Geschichte,Kultur und Glaube im Laufe der Jahrhundertebis heute weitergegeben wurden. Der Baustammt aus dem frühen 15. Jahrhundert undwar damals eine Einsiedelei, die dem heiligenOnophrios geweiht war, einem Anachoretenaus Ägypten im 4. Jahrhundert. Der Bau derKirche selbst begann 1439 und endete im 16.Jahrhundert. Das heilige Gebäude wurde alsEremitage den Armen Hieronymitenmönchenanvertraut, bis Papst Pius XI. 1933 beschloss,die Kongregation aufzulösen. Heute ist diegeistliche Pflege der Kirche dem Orden derFrati Francescani dell’Atonement anvertraut.

Die Anlage befindet sich in Panorama-Lagean der Promenade des Gianicolo, von demaus man einen einmaligen Blick auf die Mi-chelangelo-Kuppel von St. Peter hat, die dieumliegende Landschaft überragt und zusam-men mit dem täglichen Salutschuss aus derKanone um 12 Uhr die suggestive Atmosphä-re des Ortes vervollständigen. Über eineTreppe gelangt man zu dem Portal, auf demdas Ordenswappen zu sehen ist und dasdurch einen schönen Blumengarten zum Vor-platz der Kirche führt. Außen sind bereits diekünstlerisch wertvollen Gemälde zu sehen,die Domenichino und Sebastiano Strada zuge-schrieben werden.

Das Innere im Renaissancestil, das nochvon der gotischen Architektur geprägt ist, be-steht aus einem rechteckigen Raum mit ei-nem Kreuzgewölbe aus Spitzbögen, einer po-lygonalen Apsis und fünf Seitenkapellen. Die-se sind dem Heiligen Onophrios, der HeiligenJungfrau von Loreto, dem Kruzifix, dem Hei-ligen Pius X. und dem Heiligen Hieronymusgeweiht. In der ersten befindet sich das Grab-mal von Torquato Tasso. Die Gemälde der Ap-sis, die Peruzzi und Pinturicchio zugeschrie-ben werden, sind von einmaliger Schönheit,genauso wie die der Sakristei. Vom Portal ausgelangt man zum Kreuzgang aus dem 15.Jahrhundert, in dem absolute Ruhe und Frie-den herrschen. Vom Atrium hingegen gelangtman zum Tasso-Museum.

Dieses Wunderwerk der Kunst stellt eineQuelle der Bereicherung und des Wachstumsfür die Mitglieder des Ordens und für die Be-sucher dar, die wir in diesen beiden Tagenmit Freude empfangen haben.

vom Heiligen Grab zu Jerusalem ist an einigeder wichtigsten institutionellen Veränderun-gen gebunden, die in diesem Orden stattge-funden haben. Tatsächlich setzte Pius XII. mitdem Motu Proprio vom 15. August 1948 fest,dass der Sitz des Ordens von Jerusalem nachRom in eben diese Kirche verlegt wird unddass der Großmeister von diesem Moment anein vom Papst ernannter Kardinal sein muss.

In der Kirche findet man auch ein lebendi-ges Zeugnis von Torquato Tasso, dem Autordes Werks Das befreite Jerusalem, in dem dieHeldentaten der Kreuzritter berichtet werden,die für die Rückeroberung Jerusalems ge-kämpft hatten. Nachdem der Dichter durchItalien geirrt war, bat er im Kloster Sant’Ono-frio um Gastfreundschaft, die ihm auch ge-währt wurde, so dass er die letzten Monateseines Lebens dort verbrachte und am 25.April 1595 auch starb. Es besteht also eineperfekte Harmonie zwischen dem literari-schen Erbe dieses Sitzes, in dem ein kleinesMuseum untergebracht ist, in dem mehrereManuskripte von Tasso aufbewahrt werden,und der Verbindung mit dem Heiligen Grab.Im Laufe der Jahrhunderte suchten mehrereberühmte Persönlichkeiten diesen Ort auf: Jo-hann Wolfgang von Goethe im Jahr 1787, Gia-como Leopardi zwischen 1822 und 1823 undFrançois-René de Chateaubriand zwischen1828 und 1829, als er Botschafter in Rom war.

Der architektonische Komplex von

Bei den Tagen des Kulturerbes, die im Herbstdieses Jahres in Italien von der Vereinigung FAIorganisiert worden waren, entdeckten zahlreicheBesucher die Aktivitäten des Ordens, wie esauch im Frühjahr der Fall gewesen war, alsebenfalls die FAI im Palazzo della Rovere eineBesichtigung organisierte.

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Bei ihrem letzten Besuch vor Ort widme-te sich die Heilig-Land-Kommission desGroßmagisteriums des Ordens ganz der

eingehenden Prüfung der Projekte sowie derBegegnung mit den Personen, die an den ver-schiedenen vom Orden unterstützten Aktivi-täten in Jordanien teilnehmen. Dieser Besuch,an dem der Vorsitzende Bart McGettrick, dieMitglieder Detlef Brümmer aus Deutschlandund Cynthia Monahan aus den USA sowieder ehemalige Vorsitzende der Heilig-Land-Kommission und der Berater Tom McKiernanteilnahmen, fand vom 8. bis 15. September2019 statt.

In Begleitung von Sami El-Yousef, dem Ver-waltungsdirektor des Lateinischen Patriar-chats, und von Diakon Jubran Salameh be-gann die Kommission ihren Besuch in derKirche Sankt-Paulus in Jubeiha, einem dergrößten Projekte, die in den letzten Jahrenvom Orden unterstützt wurden und das bald

ergänzt wird. In den letzten Jahren ist dieZahl der Christen in Jubeiha schnell gewach-sen, und die Notwendigkeit einer Kirche, inder alle Gläubigen sich versammeln können,war seit langem ein wichtiges Anliegen, dementsprochen werden musste. In den erstenMonaten des Jahres 2020 soll die fertiggestell-te Kirche geweiht werden, die 2.700 Gläubigeaufnehmen kann. Eine weitere Etappe wardie Kirche von Marj Alhamam, die ebenfallsvom Orden finanziert wurde. „Die Kommissi-on ist mit der Qualität dieser Strukturen undihrer guten Nutzung zufrieden”, erklärte BartMcGettrick.

Anschließend besuchte die Delegation dasOur Lady of Peace Center, eine Einrichtung,in der Kinder mit Behinderungen aufgenom-men werden. Nach der Ankunft so zahlrei-cher irakischer Flüchtlinge in Jordanien über-nahm dieses Zentrum jedoch auch die Verant-wortung, einige von ihnen zu unterstützen.

Der Besuch der Heilig-Land-Kommissionin Jordanien

Die Ausbildungist ein Schlüsselder Zukunft fürdie Christen imHeiligen Land,und der Ordeninvestiert kräftigin diesementscheidendenBereich.

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NewsletterDas JERUSALEM-KREUZ

N° 56

Der Orden und das Heilige Land

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Kommission. Bezüglich der syrischen Flücht-linge „haben etwa 25% der Kinder im schul-pflichtigen Alter keinen Zugang zur Schulaus-bildung und dies kann nicht als ‚normal‘ an-gesehen werden”, sagte die Kommission in ih-rem Bericht über diesen Besuch.

Am nächsten Tag begab sich die Gruppenach Hashimi, wo kürzlich ein weiteres wich-tiges Projekt fertiggestellt wurde: eine neueVorschule, die mit den Beiträgen des Ordensgebaut und im März 2019 eingeweiht wurde.Der Tag ging mit dem Besuch bei Bischof Wil-liam Shomali, Vikar des Patriarchats in Jorda-nien, und dem Treffen mit den Direktorender Schulen des Distrikts Amman weiter. Diefolgenden Tage waren ebenfalls dem Treffenmit den Direktoren der Schulen des Patriar-chates in anderen Teilen des Landes gewid-met. „Die Direktoren sind dankbar für dieUnterstützung, die sie vom Orden erhaltenhaben“, sagte der Präsident der Kommission

Die Flüchtlingsfrage – die keine Anzeichenaufweist, an Bedeutung zu verlieren – warGegenstand besonderer Aufmerksamkeit der

150. Jubiläum der Schulendes Patriarchates in Jordanien

Ebenfalls in Jordanien wurde am 5.Oktober der 150. Jahrestag der Er-

öffnung der ersten Bildungseinrichtungdes Lateinischen Patriarchats in Jorda-nien im Zentrum Unsere Liebe Frauvom Frieden gefeiert. In Anwesenheitdes stellvertretenden PremierministersRaja’i Mu’asher, des Patriarchalvikarsfür Jordanien, Msgr. William Shomali,des Apostolischen Nuntius in Jordanien,Msgr. Alberto Ortega Martín und ver-schiedener Autoritäten wurde an diebisher vollzogenen Schritte gegen denAnalphabetismus und für die Verbreitung christlicher Bildungswerte in der ganzen Bevölke-rung erinnert. Tatsächlich zählt das Patriarchat heute im Haschemitischen Königreich 25Schulen und 18 Vorschulen „im Dienste der Menschlichkeit“, wie Pater Wissam Mansour,Generaldirektor der Schulen des Patriarchates in Jordanien mit ihren 11.000 christlichenund muslimischen Schülern in Erinnerung rief. Der Orden vom Heiligen Grab, der der Aus-bildung junger Menschen besondere Aufmerksamkeit widmet, ist stolz darauf, diese Struk-turen jeden Monat unterstützen zu können, damit junge Jordanier ihre Ausbildung in einemUmfeld fortsetzen können, das sie darauf vorbereitet, kompetente Männer und kompetenteFrauen zu sein, die dem Dialog in der Gesellschaft dienen.

Die Mitglieder der Heilig-Land-Kommissionnahmen am öffentlichen Rosenkranzgebet teil,das von der katholischen Gemeinschaft vonSweifieh (Amman) organisiert wurde, derenPfarrkirche Maria von Nazareth geweiht ist.

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Es ist schwer, sich nicht in Jerusalem zuverlieben, und die Ritter und Damendes Heiligen Grabes wissen dies nur zu

gut.Weniger einfach ist es jedoch, die verborge-

ne Kompliziertheit und die Leiden kennenzu-lernen, wie das wirtschaftliche, soziale undpolitische Leid, das die ärmsten christlichenFamilien in Ost-Jerusalem erleben. Die kom-munalen Steuern sind besonders hoch, dasgilt auch für die Arbeitslosenquote, ganz zuschweigen von der Schwierigkeit für Palästi-nenser in Ostjerusalem, eine Familienzusam-menführung mit ihrem palästinensischenEhepartner zu erreichen, wenn dieser in eineranderen Zone wohnt. Viele palästinensischeFamilien wollen sich in Jerusalem niederlas-sen, um der Trennungsmauer zu entgehenund nicht den israelischen Personalausweis

zu verlieren, der eine ständige Präsenz in Je-rusalem erfordert. Der Ehepartner, der keinenisraelischen Personalausweis besitzt, mussdem Gesundheitsministerium für ein vor-übergehendes Dokument sehr hohe Gebüh-ren zahlen.

Der Orden des Heiligen Grabes unterstütztdank der Spenden der Statthaltereien fürDeutschland und für USA Western die Aktivi-täten der Gesellschaft St. Yves, einer katholi-schen Organisation für Menschenrechte, dieunter der Schirmherrschaft des LateinischenPatriarchats von Jerusalem arbeitet. Sie wur-de 1991 vom damaligen Patriarchen Msgr. Mi-chel Sabbah gegründet und zielt darauf ab,die Armen und Unterdrückten entsprechendder Soziallehre der Kirche zu unterstützen, in-dem sie denjenigen, die darauf angewiesensind, kostenlose Rechtshilfe anbietet und zu-

und betonte gleichzeitig die Besorgnis wegender Forderung nach höheren Gehältern fürLehrer an öffentlichen jordanischen Schulen,was natürlich Auswirkungen auch auf dieLehrer der Schulen des Patriarchates habenwird: Sie können kein Gehalt anbieten, dassich stark von dem unterscheidet, das die öf-fentlichen Schulen anbieten, sonst laufen sieGefahr, ein kompetentes und qualitativ hoch-wertiges Team zu verlieren.

Die Delegation traf auch mit Msgr. MauroLalli von der Apostolischen Nuntiatur vonAmman und dem Direktor der Caritas Jorda-nien Wael Suleiman zusammen.

Verschiedene Momente waren dem Treffen

mit den Gemeinschaften vor Ort gewidmet.Eines Abends hatte die Heilig-Land-Kommis-sion zum Beispiel Gelegenheit, mit einer gro-ßen Gruppe von Gläubigen (2000 Menschen!),die in der Kirche Maria von Nazareth in Swei-fieh zusammengekommen waren, den Rosen-kranz zu beten und an der Messe in der Pfar-rei Tla el-Ali teilzunehmen, der eine Prozessi-on mit 1200 Menschen zur Feier der Kreuzer-höhung folgte. „Die Gemeinden, die wir be-suchten, sind voller Leben und das Engage-ment der Jugendlichen war ein besonders er-freulicher Aspekt unseres Besuchs“, schlossBart McGettrick.

Rechtsschutz: Juristische Hilfeund wirtschaftliche Unterstützung

für die Armen in Ost-JerusalemAls einzige katholische NGO für den Rechtsschutz der

palästinensischen Bürger im Heiligen Land arbeitet die GesellschaftSt. Yves (die nach dem heiligen Schutzpatron der Vertreter der

Rechtsprechung benannt ist) mithilfe der Unterstützung des Ordensvom Heiligen Grab für die Verteidigung der Rechte.

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NewsletterDas JERUSALEM-KREUZ

N° 56

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dem eine „advocacy“-Aktion, das heißt eineSensibilisierungskampagne durchführt, umder internationalen Gemeinschaft diese Situa-tion bekannt zu machen.

Wenn man den Christen die Möglichkeitgeben will, im Heiligen Land zu bleiben,braucht es auch diese Art von Aktionen. Diedeutsche Statthalterei hat in Zusammenarbeitmit der Gesellschaft St. Yves und der CaritasJerusalem in den letzten Monaten über fünf-zig Familien in Schwierigkeiten eine Unter-stützung zukommen lassen. Einige von ihnenwaren gewarnt worden, dass sie wegen deraufgelaufenen Schulden bei der Zahlung derGemeindesteuern oder der Krankenversiche-rung in Gefahr seien, ins Gefängnis zu kom-men. Ein Teil ihrer Schulden wurde zu-rückgezahlt, so dass sie das Gefäng-nis vermeiden konnten. Unter de-nen, die eine Unterstützung er-hielten, befindet sich eine 63-jährige Witwe, die mit ihremSohn zusammenlebt, der Al-kohol- und Drogenproblemehat. Die Rente, die sie er-hält, ermöglicht es ihr nicht,alle Ausgaben zu bezahlen,und sie hatte Schulden ange-häuft, die sie nie hätte zurück-zahlen können.

Viele christliche Familien wollen

ihre Kinder in christliche Privatschulen schik-ken. Das ermöglicht den Kindern zwar einer-seits, im Glauben aufzuwachsen, erlegt aberdiesen Familien, die bereits in einer schwieri-gen Situation stecken, zusätzliche Ausgabenauf. Das ist der Fall bei M. einem 59-jährigenMann, Vater von vier Kindern, der in einemHotel angestellt und mit einer Frau verheira-tet ist, die einem palästinensischen Personal-ausweis hat. Kürzlich wurde ein neues Gesetzerlassen, das die Zahlung von 285 israelischeSchekel pro Monat für die Krankenversiche-rung jedes Palästinensers vorschreibt, der vonder Familienzusammenführung profitiert undseit mehr als 27 Monaten in Jerusalem lebt.Diese Summe muss auch rückwirkend gezahlt

werden, und dieser Umstand hat vielenFamilien wie auch M. große Proble-

me bereitet. Er bekam von die-sem Projekt jetzt eine Unter-

stützung.„Ein Naher Osten ohne

Christen wäre nicht der Na-he Osten“, wie Papst Fran-ziskus oft betonte. Und umsicherzustellen, dass Chri-sten, die seit Jahrhunderten

in diesen Ländern leben, wei-terhin dort leben können, ist es

wichtig, ihnen die Voraussetzun-gen dafür zu bieten.

Der Orden vomHeiligen Grabwill denörtlichenGemeinschaftenim HeiligenLand nahe seinund privilegiertdieUnterstützungvon Menschen,die inSchwierigkeitensind.

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XIV N° 56NewsletterDas JERUSALEM-KREUZ

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Ich möchte hier dem Orden von ganzemHerzen für die Unterstützung danken, dieer der berühmten Ecole biblique von Jeru-

salem seit Jahren zukommen lässt. Diese we-nigen Zeilen haben einen persönlichen Cha-rakter. Ich hatte die Ehre, 1999 an die Spitzeder l’École biblique et archéologique Françai-se in Jerusalem gewählt zu werden und wur-de bis 2008 zwei Mal wiedergewählt. Ich un-terrichtete damals an der theologischen Fa-kultät der Universität Fribourg in derSchweiz. Eines Abends ging ich in Jerusalemspazieren und betete im Atrium der St. Ste-phanuskirche (Stephanusbasilika), die im Jahr1900 auf den Resten der byzantinischen Kir-che aus dem 5. Jahrhundert erbaut wordenwar. Im Zentrum des Atriums, auf dessen ge-stampfter Erde hier und da ehrwürdige Bo-denplatten aus der byzantinischen Zeit lagen,stand eine leere Säule. Der heilige Märtyrerwar nämlich nicht nur im ersten Jahrhundertgesteinigt worden, auch seine Statue fiel inden Wirren des Krieges von 1947 einer Bom-be zum Opfer. Fünf Jahre später begruben die

Die Statue des ersten Diakons understen Märtyrers des Christentumsim Atrium der St. Stephanus Basilika

Pater Jean-Michel Poffet,Dominikaner, Komtur des

Ordens vom Heiligen Grab, warDirektor der l’Ecole biblique et

archéologique française deJérusalem (EBAF). Er war gern

bereit zu berichten, wie derOrden ihm geholfen hat, dieStatue des heiligen Diakons

Stephanus zu finanzieren, dieim Zentrum dieser Einrichtungan dem Ort steht – im Norden

des Damaskustors in Jerusalem– an dem dieser Heilige der

Tradition zufolge seinMartyrium erlitten hat.

Die Statue des heiligen Diakons Stephanus, diedank des Ordens errichtet werden konnte,erinnert in den Augen aller daran, dass dieKirche vor allem Dienerin und arm sein will.

Brüder die enthauptete Statue des Heiligenschließlich in ihrem Garten. Ich hatte damalsden innigen Wunsch, ihm seinen Ehrenplatzgegenüber der Basilika zurückzugeben, dochweder Geld noch einen Bildhauer. Die Göttli-che Vorsehung sollte uns zu Hilfe kommen.

Einer meiner Mitbrüder sprach damals mitden Schwestern von Bethlehem und bat sieum ihr Gebet für dieses Vorhaben. Sie ver-wiesen ihn auf einen ihrer Brüder, Bruder Jo-hann, der Bildhauer war. Das Gespräch fandganz in der Nähe des Ortes statt, an dem dieReliquien des heiligen Stephanus im 5. Jahr-hundert aufgefunden und dann zum Begräb-

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NewsletterDas JERUSALEM-KREUZ

N° 56

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nis in die Basilika in Jerusalem gebracht wor-den waren. Es ist schwer, darin nicht ein Zei-chen zu sehen. Es mussten noch die finanziel-len Mittel gefunden werden. Ich sprach einesTages mit Msgr. Michel Sabbah, dem damali-gen lateinischen Patriarchen von Jerusalem,dem ich nahestand, über mein Vorhaben. Alser die Messe am Fest des heiligen Stephanusbei uns leitete, übergab er mir einen Um-schlag, der einen großzügigen Scheck enthielt.Ich fragte ihn nach dem Namen des Spen-ders: Er sagte mir, die Spende komme vondem inzwischen verstorbenen Großmeisterdes Ordens vom Heiligen Grab, Kardinal Car-lo Furno. Ich vereinbarte sofort ein Treffen inRom, um ihm den Dank der Dominikanervon Jerusalem zu überbringen. Er empfingmich sehr freundlich und gab mir Gelegen-heit, ihm über die Ecole biblique, ihre Biblio-thek und unsere prekäre finanzielle Situationzu berichten. Und meinerseits lernte ich denOrden und seine Unterstützung der Christenim Heiligen Land kennen.

Weitere Spenden erlaubten schließlich, dieStatue zu errichten und sie am 14. November2005 – am Tag vor der Konferenz, die wir zuEhren von Pater Lagrange organisierten – vordie Basilika zu transportieren. Sie wurde am26. Dezember 2005, dem Fest des heiligenStephanus, vom Lateinischen Patriarchen in

Gegenwart des Generalkonsuls von Frank-reich und zahlreicher Freunde geweiht. Seit-dem unterstützt der Orden weiterhin die Éco-le biblique. In den letzten Jahren nahm dieseUnterstützung die Form eines Gehalts für ei-nen palästinensischen Angestellten an, der inder Bibliothek arbeitet, dem Juwel der Écolebiblique mit ihren etwa 160 000 Exegese-Wer-ken, die für die Studenten und Forscher un-mittelbar zugänglich sind. Und die Statthalte-rei für Frankreich hat die Instandhaltungsar-beiten des Atriums und der St. Stephanuskir-che finanziert. Zudem schreibt mir der derzei-tige Direktor, Pater Jean-Jacques Pérennès,dass er regelmäßig Gruppen von Rittern undDamen vom Heiligen Grab empfängt. Das istfür uns eine Gelegenheit, ihnen unserenDank auszudrücken, und für sie, unser ein-maliges Werk im Heiligen Land kennenzuler-nen, das ohne die Unterstützung andererChristen, vor allem des Ordens vom HeiligenGrab nicht bestehen könnte. Und was IhrenDiener angeht, so hatte er die Ehre, am 3. Ok-tober 2007 im Patriarchat von Jerusalem vonMsgr. Michel Sabbah investiert zu werden.Meine Zugehörigkeit zum Orden erhält in mirdie Verbundenheit in Gedanken, im Gebetund im Handeln mit und für die Christen imHeiligen Land.

Pater Jean-Michel Poffet

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XVI N° 56NewsletterDas JERUSALEM-KREUZ

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Die Idee einer solchen Versammlungwar vor einigen Jahren auf Initiativedes damaligen Vize-Generalgouver-

neurs von Nordamerika, dem derzeitigen Eh-ren-Vize-Generalgouverneur Patrick Powersund den kanadischen Statthaltern gekeimt.Dies war schon an sich eine Herausforderungfür ein Ereignis dieser Größenordnung. Dieswar also der erste Auftrag, den ich als im Sep-tember 2018 neu eingesetzter Statthalter inder Statthalterei von Kanada-Montreal zu er-füllen hatte.

Bemerkenswert ist, dass neben unserem

Die erste nationalekanadische Investitur

Am 27., 28. und 29. September 2019 fand in Montreal ein einzigartigesund in der Geschichte des Ordens in Kanada noch nie dagewesenesEreignis statt. Denn die fünf Statthaltereien des Landes, Kanada-

Montreal, Kanada-Quebec, Kanada-Toronto, Kanada-Vancouver undKanada-Halifax hatten sich zum ersten Mal alle zur nationalenkanadischen Investitur der neuen Mitglieder 2019 versammelt.

Das Ereignis der Treffens der Statthaltereien von Kanada in Montreal ist nunmehr in die Annalen derGeschichte des Ordens in Nordamerika eingegangen.

Vize-Generalgouverneur von Nordamerikasechs von neun Statthaltern der USA bei die-ser historischen Investitur in Montreal anwe-send waren.

Die Geschichte lehrt, dass die erste Diöze-se Nordamerikas in Neufrankreich in Quebec(die 1608 von Samuel de Champlain gegrün-det wurde) eingerichtet worden war. Saint-François de Montmorency Laval war 1658ihr erster Apostolischer Vikar. Die amerikani-schen und kanadischen Katholiken erkennenan, dass ihre katholische Herkunft auf Neu-frankreich zurückgeht und von Kanada ausge-

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NewsletterDas JERUSALEM-KREUZ

N° 56

Das Leben der Statthaltereien

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gangen ist.Unsere Vigil fand am Nachmittag in der

Krypta des Oratoriums Sankt-Joseph, ganz inder Nähe des Grabes unseres lieben „heiligenBruders Andreas“ statt. Ihre Leitung hatteErzbischof Christian Lépine, Großprior derStatthalterei für Kanada Montreal, zusammenmit Seiner Eminenz Thomas Christopher Col-lins, Großprior der Vertretung Kanadas in To-ronto.

Am Sonntag, dem 28. September fand dieInvestiturfeier in der Kathedral-Basilika Ma-ria-Königin-der-Welt-und-Sankt-Jakobus-der-Ältere unter der Leitung unseres Großmei-sters Kardinal Edwin Frederic O’Brien statt.Bei dieser großartigen Feier wurden ein Bi-schof, vier Priester sowie fünfzehn Ritter undsechzehn Damen investiert. Unsere kanadi-schen Statthaltereien zählen jetzt 35 neue Mit-glieder, auf die wir stolz sein können.

Nach der Investitur bei dem Gala-Diner zudem 220 Gäste zusammengekommen waren,hatten wir das Privileg, unserem Großpriorzuzuhören, der den kanadischen Statthalterei-en zu diesem Erfolg gratulierte. Er sagte, dasser sich sehr freue, bei diesem in der Ge-

schichte des Ordens in Kanada einmaligen Er-eignis dabei gewesen zu sein, er dankte allenTeilnehmern für ihren Empfang und richtetevon neuem seine Glückwünsche an die neuinvestierten Mitglieder.

In meiner Schlussansprache sagte ich, dassdie Ankunft neuer Mitglieder unter uns wich-tig ist und zu einer echten Herausforderungbeiträgt, vor der unser Orden in den kom-menden Jahren steht.

Angesichts dieser Ereignisse stellen wirfest, dass die Anwesenheit vieler Mitgliederaus den Vereinigten Staaten und aus Kanadain diesem historischen Moment in Montrealzeigt, dass unser Orden in Nordamerika le-bendiger ist denn je. Alle Statthaltereien ste-hen vereint hinter unserem Vize-Generalgou-verneur Tom Pogge, unserem GroßmeisterKardinal O’Brien und dem Großmagisterium.Dies ist ein Beweis dafür, dass unser Ordeneiner glänzenden Zukunft entgegengeht, undeine große Hoffnung für die weitere Unter-stützung unserer christlichen Brüder undSchwestern im Heiligen Land.

Luc HarveyStatthalter des Ordens für Kanada Montreal

Sankt Peter in Gallicantuund die letzte Nacht Jesu

Es gibt spirituelle Orte, die uns auf be-sondere Weise ansprechen und zu zen-tralen Orten unseres Glaubensweges

werden.Sankt Peter in Gallicantu ist eine Kirche

am Osthang des Zionsbergs außerhalb derMauern der Altstadt von Jerusalem. Der Aus-druck „Gallicantu“ stammt aus dem Lateini-schen und erinnert an die Stelle, an der „derHahn krähte“, wie der Bericht des Evangeli-ums am Abend der Verhaftung und der Verur-teilung Jesu berichtet: „Da wandte sich derHerr um und blickte Petrus an. Und Petruserinnerte sich an das Wort, das der Herr zuihm gesagt hatte: Ehe heute der Hahn kräht,wirst du mich dreimal verleugnen. Und erging hinaus und weinte bitterlich” (Lk 22,6-62). Es handelt sich um den Ort, an dem der

Palast des Hohenpriesters Kaiphas stand.Die heutige Kirche stammt aus den frühen

Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts und wurdeauf den Fundamenten der alten byzantini-schen Kirche erbaut, die von den Kreuzritternerneuert worden war. Die Stelle dieses heili-gen Ortes, die am meisten verehrt wird, istvermutlich die Grube, in die Jesus der Über-lieferung nach gebracht wurde und wo er aufsein Erscheinen vor dem Sanhedrin einigeStunden später und seine Verurteilung warte-te. Wenn die Mitglieder des Ordens von ihrerWallfahrt berichten und über diesen „Zwin-ger“ sprechen, tun sie dies nicht ohne eine ge-wisse Ergriffenheit. Guillaume Angier de Lo-héac ist ein junger Ritter der Statthalterei fürFrankreich, der diesen Ort vor über zehn Jah-ren kennenlernte, als er im Haus der Assump-

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XVIII N° 56NewsletterDas JERUSALEM-KREUZ

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22, 2-3). Stille hüllte die Höhle ein.Große Erklärungen waren nichtnötig. Alle begriffen, wie bedeu-tend der Ort ist, an dem wir unsbefanden.“

Außerhalb der Kirche gedenkenwir der Episode der Verleugnungvon Petrus und des Austauschs derBlicke zwischen dem Apostel undseinem Meister. „Petrus, der Jesusdreimal im Hof verleugnet hat,trieb mir Tränen in die Augen, alsich an dem Ort stand, an dem dasalles stattgefunden hatte“, bekann-te Joan Bridges der StatthaltereiUSA Northern, „und zwar aus zweiGründen: Der erste ist derSchmerz, den dies unserem Herrn

zugefügt haben muss, als er Petrus beim Hah-nenschrei nach der dritten Ablehnung ansah,und der zweite ist der Schmerz, den Petrusempfunden haben muss, weil er Jesus in die-sem Moment großen Leidens für Ihn verleug-net hatte.“

Es gibt aber auch einen anderen histori-schen Ort, der das Herz des Pilgers berührt:Der Weg, den Jesus sicher zwischen Gethse-mane und dem Haus von Kaiphas zurückge-legt hat. Saul und Christy Eiva von der Statt-halterei der USA Northeastern berichten fol-gendes: „Vor der Kirche St. Peter in Gallicantuhörten wir den Bericht über den TodeskampfJesu aus dem Lukas-Evangelium. Von dortaus, wo wir standen, konnten wir auf der an-deren Seite das Kidrontal, den Ölberg undden Garten Gethsemane sehen. Da wurdeuns bewusst, wie Jesus vermutlich die Solda-ten gesehen hat, die sich mit ihren Fackelnund Waffen vor dem Palast von Kaiphas ver-sammelten, wo wir uns befanden. Jesus hätteungefähr 45 Minuten Zeit gehabt, um umzu-kehren und sich auf die andere Seite des Ber-ges zu retten. Aber er beschloss zu bleiben, zuleiden und für uns zu sterben ... Die Stufender alten römischen Straße, die das Tal durch-quert, sind noch da, und Jesus muss sie hin-aufgestiegen sein, um zum Palast zu gehen.Wie unglaublich ist die Liebe Gottes zu uns,und wie ergreifend war es, dem Bericht derEreignisse jener Nacht zuzuhören.“

Elena Dini

Die Basilika Sankt-Peter in Gallicantu, die an dem Ort errichtetwurde, an dem Jesus vom Hohenpriester Kaiphas und denVorstehern der Synagoge vorgestellt wurde, ist einer derbedeutendsten Wallfahrtsorte Jerusalems.

tionisten – der Ordensgemeinschaft, die sichum diesen Ort kümmert – ein Praktikummachte. „Dieser Ort ist lehrreich. Je häufigerich hingehe, desto mehr wird mir die Tiefedes Geheimnisses unserer Erlösung bewusst.Hier gedenken wir nicht nur der Verleugnungdes heiligen Petrus und der Vergebung Chri-sti, sondern auch der Ablehnung des SohnesGottes durch den Sanhedrin und seinen Ab-stieg in den Zwinger. Das Gefängnis unter derKrypta der Kirche ist ein ergreifender Ort, andem Pilger Psalm 88 beten: „Du brachtestmich in die unterste Grube, in Finsternisse, inTiefen. […] Du steckst mich in die Tiefe derGrube [...] Gefangen bin ich und komm nichtheraus (Ps 88, 7.9)“

Auch die Komturdame Maria José Fernán-dez Martín, die diesen Sommer eine GruppeJugendlicher begleitete, die die Erfahrung derPilgerfahrt und des Volontariates machten,die von der Statthalterei für Westspanien or-ganisiert worden war, berichtet über die Ge-betszeit, die sie an diesem Ort der VerhaftungChristi gehalten haben: „Als wir die Treppehinuntergingen wurde die Stille immer grö-ßer. Die Jugendlichen rückten zusammen, alswürde die Macht des Ortes dies von ihnenverlangen. Ich ging zum Ambo und las Psalm22: „Mein Gott, mein Gott, warum hast dumich verlassen, bleibst fern meiner Rettung,den Worten meines Schreiens? Mein Gott, ichrufe bei Tag, doch du gibst keine Antwort;und bei Nacht, doch ich finde keine Ruhe“ (Ps

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NewsletterDas JERUSALEM-KREUZ

N° 56

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„EXSULTET“ IN POMPEI

Merken Sie den Termin vor!

Der Großmeister wünscht, dass sich die Statthaltereien des Or-dens organisieren, um Delegierte zum Internationalen Euchari-

stischen Kongress nach Budapest in Ungarn zu entsenden, der vom13. bis 20. September 2020 stattfindet. Das Ereignis wird von einerKommission koordiniert, die von Kardinal Peter Erdö, Erzbischof vonBudapest und Großprior der Statthalterei für Ungarn, ernannt wur-de. Alle Informationen zur Anmeldung finden Sie auf der Website:iec2020.hu

Das OratoriumExsultet, das aus

Anlass der Consulta2018 komponiertwurde, trägt die

geistliche Botschaftdes Ordens durchdie Musik weiter.Auf die Einladung

von Msgr. TommasoCaputo, dem

Erzbischof undPäpstlichenLegaten vonPompei und

Assessor desOrdens, wurde esam 18. Oktober

dieses Jahres imWallfahrtsort

Pompei aufgeführt.

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XX N° 56NewsletterDas JERUSALEM-KREUZ

Für weitere Informationen treten Sie bitte mit Marcello Bronzetti in Verbindung: marcello.bronzetti @icloud.com