WW Magazin No. 3/14

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Eine Zeitschrift der Weltwoche Verlags AG Fr. 6.50 WW MAGAZIN No. 3 MAI / JUNI 2014 Kunst WELCHE MESSEN MAN SEHEN MUSS Trends der Saison MODE, SCHMUCK, INNENEINRICHTUNG ATLAS DES SCHÖNEN Homestory, Modestrecke, Reisereportage DESIGN Weshalb Konstantin Grcic ein grosser Gestalter ist PORTRÄT Veronica Ferres IBIZA SIZILIEN BARCELONA

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IBIZA SIZILIEN BARCELONA

Transcript of WW Magazin No. 3/14

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Fr. 6.50

WW Magazin no. 3Mai / juni 2014

Kunst welche messen

man sehen muss

Trends der saison mode, schmucK,

inneneinrichTung

atlas des schönen Homestory, Modestrecke, Reise reportage design Weshalb Konstantin Grcic ein grosser Gestalter ist Porträt Veronica Ferres

ibiza sizilien barcelona

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4 Bild: Tom Haller mai / juni 2014

Für diese Ausgabe des WW-Magazins reiste ich nach Sizilien, um darüber zu schreiben. Natürlich wird der Artikel, den man als Journalist nach bloss wenigen Tagen in einem fremden Land mit nach Hause bringt, der Wirklichkeit dort gar nicht, oder nur zu einem kleinen Teil, gerecht. Trotzdem: Ich denke, ich habe auf meiner Suche nach Erklärungen, weshalb einige Länder oder Regionen der Welt wirtschaftlich aufsteigen und andere eben nicht, ein paar weitere Einsichten erhalten, von denen ich weiter hinten in dieser Ausgabe erzähle. Auf dem Weg dort-hin kommen Sie an ein paar leichten, fast schwerelosen Ge-schichten vorbei – an Mode, an einem Strand der Costa Brava fotografiert, oder an einer Finca auf Ibiza, die wir von aus sen und innen zeigen dürfen. Ich wünsche Ihnen viel Lese spass und einen schönen Sommer. Ihr Mark van Huisseling

WILLkoMMEN

LA FERRES Ein Treffen mit der erfolgreichsten deutschen

Schauspielerin – zwischen Filmstarts und Milliardärshochzeit.

EdIToRIAL Mai Juni

no3

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Luzern Zürich Basel Bern St. Moritz Genève Lugano Kuala Lumpur Hong Kong

Der Stein des Lebensund der Liebe

«Beim Rubin wechseln lichteund samtene Töne von Rosa

bis zu dunklem Purpur:Je leuchtender, je lebhafter

das Rot funkelt,desto erlesener und kostbarer

ist der Stein des Lebensund der Liebe.»

Dr. Eduard J. Gübelin (1913– 2005)

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8 Bilder: XXX mai / juni 20143

Inhalt Grosse Vergangenheit, mittelgrosse Gegenwart – und die Zukunft? Besuchen Sie Sizilien, solange es noch besteht und einigermassen in Schuss ist. Wir waren bereits dort und empfehlen die Mittelmeer­insel, vor allem im Frühsommer. Die Reisereportage ab Seite 38.

8 Titelbild: Leo Krumbacher (Oberteil: Lanvin, Hose: Hermès, Halskette/armreif: TOm FOrD, Clutch: sTeLLa mCCarTney) mai / juni 2014

Kurhaus «stabIlImento balneare» In mondello

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trend-reports

brIefIngWissenswertes aus der möbelbranche.

seIte 12

modeunsere saison-lieblinge: bikinis, einteiler und eine

faltjacke.seIte 14, 15

sChmuCKdie natur als Vorbild. seIte 16

uhrenWerke aus der

eigenen manufaktur. seIte 17

Wohnenschöne

sitzgelegenheiten. seIte 18

Kolumnen

brIef aus dem bett von lisa feldmann

seIte 10

ansIChten aus dem masChInenraum

der Kunstvon andreas ritter

seIte 11

Wanderlustpauline Krätzig

ist gegen Velohelme.seIte 64

gesChIChten

das WeIsse hausWohnstory aus Ibiza

seIte 54

tIefer südenreise-reportage aus sizilien

seIte 38

WW-persönlIChKeItVeronica ferres

seIte 30

serVICe

ICh sChlafe mIt . . .Jeremy hackett über sein schlafzimmer.

seIte 62

bezugsquellenseIte 66

ImpressumseIte 67

questIonnaIregitta lambsdorff

seIte 68

Keine Rose ohne Dornen sozusagen, kein WW-Magazin  ohne Schöne in neuer Mode.

Dieses Mal aus Sitges bei Barcelona: Seite 20

mai / juni 2014 Bild auf der linken seite: Tom Haller Bild auf dieser seite: Leo Krumbacher illustration: akira sorimachi 9

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10 Illustration: Paul X. Johnson maI /JunI 2014

as ist passiert mit mir, dass ich morgens als Erstes wissen will, was Cara Delevingne gerade macht? Warum interes-siere ich mich für ein musikfestival in Kalifornien, wäh-

rend wir durch Sizilien cruisen? anders gefragt: Wie hat es das Foto-Filter-Programm Instagram in meinen alltag geschafft – mit einer abruf-Frequenz, die man als beängstigend wahrnimmt?

Dabei hatte ich mir nach einer kurzen, schockierenden Erfah-rung mit Facebook einst für immer geschworen, mich niemals wie-der in einer virtuellen Welt aufzuhalten! Damals, vor gut sechs Jahren, verlegte mein Stiefsohn seinen Lebensmittelpunkt nach new York. Ich meldete mich also auf Facebook an. Doch es stellte sich heraus: Er begann gerade, Facebook als uncool anzu schauen. Dafür spürten mich genau die langweiligen Schulkollegen, Se-minar-nerds und noch so entfernten Verwandten auf, die ich im Laufe meines langen Lebens durch stoisches nicht beantworten von weihnachtlichen Rundbriefen abgeschüttelt hatte.

Den nächsten Versuch machte ich mit Twitter vor etwa fünf Jahren. Ein Interview mit Demi moore stand an, sie hatte dem neuen medium zu bis dahin nicht vorstellbarer Popularität ver-holfen. Dabei war die Schauspielerin ja nun wirklich nicht mehr den Digital natives zuzuordnen, ashton Kutcher hin oder her. Einige Wochen lang fand ich es ganz interessant, doch auch in der Twitter-Welt blieb ich ein Zaungast, meine Lieblings medien abonnierte ich bald online, und Demi moore war ohne ashton Kutcher schnell nicht mehr wirklich entertaining.

Jetzt schlage ich morgens die augen auf und suche noch im Halbdunkel nach meinem Handy, um ein erstes update einzu-holen. Denn während ich nach mitteleuropäischer Zeit zwischen Tiefschlaf und Traumwelt oszillierte, war an vielen Orten auf diesem Planeten die Hölle los. und darüber erfahre ich exklu-siv und brandaktuell auf meinem Instagram-account.

nehmen wir die Osterfeiertage. Während wir Sizilien um-rundeten, fand in der nähe von Los angeles das Coachella-Rockfestival statt, das auf die Hipster-Welt eine magische anziehungskraft ausübt – auch weil es von Partys im Chateau marmont und ausflügen nach Palm Springs eingerahmt wird. Wer wann auftrat und wer welches Konzert sah und was alle dabei anhatten, erfahre ich so oft und detailversessen, wie ich gerade Lust habe. Denn ich folge einer ganzen Reihe Stylisten, models, It-Girls und Bloggern, die sich dort amüsierten.

Einer der Designer, denen ich folge, war in Rio, ein anderer in Kalabrien. Die Queen hatte Geburtstag, und wir freuten uns alle über ein fröhliches David-Bailey-Porträt, das von den un-terschiedlichsten accounts gepostet wurde. Eines meiner Lieb-lingsmodels ist wieder schwanger, und ein anderes ist gerade mit seiner neuen Freundin in Schanghai – aber die meisten ver-brachten dieses lange Wochenende im Kreise der Familie, in Süd-frankreich, Heidelberg, in den Cotswolds oder in der Toscana.

als die Ferien vorbei waren, ging es zurück an die arbeit. Es wurden spannende Shootings vorbereitet, hierfür Locations gescoutet, models gecastet. auch die autoren und Redak toren, denen ich folge, berichteten jetzt wieder Professionelles – wer gerade was recherchierte, wen was umtrieb und was man wo – ganz brillant formuliert – zu welchem Thema lesen konnte.

Seinen unbestrittenen Höhepunkt erreicht mein persönli-ches news-netz jeweils während der internationalen mode-schauen – lässt einen doch jeder Insider inzwischen teilhaben an seinen front-row-Perspektiven und Backstage-Bildern. und ich bin überzeugt, das gilt genauso für die Frankfurter Buch-messe, das Berner Bundeshaus während einer Session, und für die art Basel sowieso, ob in der Schweiz oder in Florida. Denn es geht nicht nur um die Geschwindigkeit, sondern eben auch um den Grad der Intimität, die nur im netz hergestellt wird – und hier wiederum wohl am stärksten bei Instagram, das ja vornehmlich über Bilder funktioniert.

Entscheidend für mich aber: Ich mache gut gelaunt mit. Kon-sumiere nicht nur, sondern stelle ungeniert Bilder ins netz, so-genannte Selfies vor Sehenswürdigkeiten / blauem meer / blauem Himmel, mit meinem Hund / meinen Freunden / meiner Familie / meinem Gottenkind. und nicht selten folgt auf eine vir tuelle Bekanntmachung eine analoge Begegnung, wie neu-lich, als eine Freundin die kleine Kapelle in den Graubündner Bergen fotografierte und das Bild davon ins netz stellte, an der ich tags zuvor vorbeigelaufen war – wir telefonierten daraufhin und trafen uns zum mittagessen!

Solche Geschichten erzählen übrigens immer nur Leute mei-ner Generation. Weil wir uns in den meisten Runden rechtfer-tigen müssen. Wenn wir nervös werden, weil es irgendwo kein WLan gibt. und dafür verächtliches Kopfschütteln ernten. meist von menschen, die ganz ausser sich sind vor Freude, wenn sie im ausland, irgendwo an einem kleinen Kiosk, eine NZZ vom Vortag entdecken.

Brief aus dem Bett

Lisa Feldmann orientiert sich zurzeit beruflich neu; zuletzt leitete sie die deutsche Ausgabe des Interview-Magazins. Zuvor war sie annabelle-Chefredaktorin.

W

Lisa feLdmann

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mai /juni 2014 illustration: Domitille Collardey 11

Andreas Ritter ist Rechtsanwalt für Kunstrecht. Der 50-Jährige führt gemeinsam mit Sibylle Loyrette die Kanzlei

Ritter & Partner Rechtsanwälte in Zürich.

er internationale Kunstsommer ist nahe, zeitlich wie geogra-fisch. Während Messe-Highlights im Frühjahr in New York und in Hongkong gefeiert werden, verlagert sich das Haupt-

augenmerk auf wichtige Kunstereignisse im Mai und Juni nach Europa. Und vorneweg steigt die Spannung auf die neuste Aus-gabe der Art Basel, die am 17. Juni für Preview und Vernissage die Tore öffnet. Höchste Zeit also, um hier auf einige der kommenden Ereig nisse aufmerksam zu machen, auf die wir uns freuen. Im Zwi-schenjahr ohne Kunstbiennale in Venedig bleibt Platz für Neues und anderes, doch wohin geht die Reise? Nun, alles strebt zum Zeitgenös-sischen, selbst altehrwür dige Institutionen wie die Ermitage in Sankt Petersburg oder das Museum Rietberg in Zürich reihen sich hier ein. Doch der Reihe nach:

ART BASEl 45 – BASElDer Fixstern im Kunstsommer 2014 ist und bleibt die Kunst-messe in Basel, «The Olympics of the art World», wie sie sich gerne auch nennen lässt. mittlerweile in acht verschie-

dene Sektoren aufgeteilt, war die art unlimited die letzten jahre stets in aller munde: grosse Werke in grossartigem ambiente, gekonnt kuratiert und den Trend vorgebend, dass die besten ausstellungen heute nur allzu oft nicht mehr im klassischen museumskontext gezeigt werden. Dieses jahr nun wartet die art Basel mit einem vollständig neu erfun-denen Format auf: «14 Rooms», kuratiert von Hans-ulrich Obrist und Klaus Biesenbach, zeigt in 14 Räumen – gestaltet von Herzog & de meuron – Performance-Kunst auf höchstem niveau und während der ganzen messewoche. noch kön-nen Sie sich bewerben, um bei marina abramović als nackte Tänzerin oder bei Damien Hirst als eineiiger Zwilling mit-zutun. www.artbasel.com

MANIFESTA 10 – SANKT PETERSBURgDie manifesta 10 mit dem nicht bescheidenen untertitel «The European Biennial for Contemporary art» findet in Sankt Pe-tersburg vom 28. juni bis zum 31. Oktober 2014 statt und wird von Kasper König kuratiert. König will Werke der zeitgenös-sischen Kunst älteren aus dem Bestand des museums gegen-überstellen. Hauptausstellungsort ist ein neuer Gebäudeflügel der berühmten Ermitage, und einbezogen werden viele weitere ausstellungsorte, nah und ferner, was eine Reise sicherlich loh-nen wird. Die eben veröffentlichte Teilnehmerliste der Künst-ler liest sich wie ein Who’s who der aktuellen internationalen Kunstszene, mittendrin die beiden Schweizer Thomas Hirsch-horn und Olivier mosset. Besonders gespannt sind wir auf die Qualität der Veranstaltung auch deshalb, weil die nächste manifesta 2016 in Zürich stattfinden wird. Bleibt zu hoffen, dass bis dann der unsägliche Hafenkran wieder abgebaut sein wird. Es kommt sicher noch jemand auf die idee, dass hier-für das Geld fehlt. www.manifesta.org

8. BERlIN BIENNAlE – BERlINDie achte Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst versam-melt eine Reihe von internationalen künstlerischen Positionen, die sich mit den Überschneidungen von grös seren histori-schen narrativen und dem individuellen Leben beschäftigen. Lohnende Beiträge erwarten wir von zwei Shootingstars der Szene, Saâdane afif und Danh Vo, Kernausstellungsort seit der ersten ausrichtung im jahre 1986 ist das spannende und inspirie rende KW institute for Contemporary art in Berlin-mitte. www.berlinbiennale.de

gAlERIENWocHENENDE – ZüRIcHWomit wir beim Lokalen angelangt wären. Es gilt, sich hier das Wochenende vom 14./15. juni im Kalender fett anzustrei-chen. Die Kunsthalle Zürich zeigt Werke von Haim Steinbach, das Haus Konstruktiv eine ausstellung von Tobias Putrih, und alle Galerien präsentieren ihre Filetstücke, um die über Zürich nach Basel reisende internationale Sammlerschar bereits vor dem ersten akt in Basel aus der Reserve zu locken. So dürfte sich etwa ein Besuch lohnen bei Karma interna tional, der jun-gen Zürcher Galerie, die man nicht mehr vorzustellen braucht und die mit einer Einzelpräsentation von Pamela Rosenkranz eröffnet – mit der Künstlerin also, welche die Schweiz an der Kunstbiennale in Venedig 2015 vertreten wird. www.dzg.ch

D

ANDREAS RITTER

AUS DEM MAScHINENRAUM DER KUNST

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H o rg e n g l a ru s (gründungsjaHr: 1880)

i s t d i e ä lt e s t e s t u H l- u n d t i s c H -m a n u fa kt u r d e r

s c H w e i z.

möbelbrancheman verbringt einen grossen teil seines lebens an tischen, auf stühlen

sitzend und in Betten liegend. doch über die Branche, die tische, stühle und Betten herstellt, weiss man wenig. zeit, das zu ändern.

Der seit 1961 existierendeMailänder Salone Inter- nazionale del Mobile ist die weltgrösste Messe für Inneneinrichtung. Zahlen aus diesem Jahr: 1737 Aussteller, 357 212 Besucher, 152 300 Quadratmeter Ausstel- lungsfläche, was 21,3 Fussballfeldern entspricht.

Im Jahr 2012 wurden im Schweizer markt für möbel 2,93 milliarden Franken umgesetzt; der höchststand war mit 3,17 milliarden im Jahr 2008. 2013 gingen die Umsätze weiter zurück, und auch das exportgeschäft schrumpfte ins­gesamt. ein Grund für den negativtrend: der schwache euro.

12 Redaktion: Oliver Schmuki MAI / JunI 2014

brIeFInG

Horgenglarus

Der grösste Möbel- Engrosmarkt der Welt befindet sich im Stadt-bezirk Shunde in der chinesischen Grossstadt Foshan. Auf 3 Millio-nen Quadratmetern (oder 420,1 Fussballfeldern) sind 3300 einheimische und ausländische Möbel-händler sowie 1500 Möbelhersteller vertreten.

sHunde

Ikea SchweIz hat Im Jahr 2011 erStmalS über eIne mIllIarde Franken Um-GeSetzt, 2013 waren eS 1,03 mIllIarden.

Ikea

salone

umsatz

Die Design Academy in Florenz wird vieler- orts als die beste und anerkannteste Schule für Interior Design bezeichnet.

F. d. a.

rekord: das 2004 an einer auktion versteigerte «badminton cabinet» ist das teuerste je verkaufte möbel­stück. der Schrank aus elfenbein mit diversen eingefassten edelsteinen aus dem 18. Jahrhundert wurde von dreis­sig experten innerhalb von sechs Jah­ren für henry Somerset, den duke of beaufort, erstellt.

19 millionen Pfund

"Design is dead."

Der Schweizer Möbeldetailhandel wird von wenigen Branchenführern dominiert. Die Top Five: Ikea, Möbel Pfister, Micasa, Conforama, Interio. (Bewertungskriterium: Sichtbarkeit in Google-Suchergebnissen).

Marktforschung: Im uS- amerikanischen Möbel-handel wird dieses Jahr bereits jeder fünfte Dollar online umgesetzt. Entsprechend wird sich auch in der Schweiz der Möbel-detailhandel verändern.

umsatz

Der vom dänischen Designer und Architekten Arne Jacobsen entworfene

Holzstuhl «Serie 7» ist der meistverkaufte Stuhl überhaupt.

Seit 1955 wurden über fünf Millionen Exemplare verkauft.

SerIe 7

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Mit dieser Aussage gegenüber der Zeit schockierte der Designer 2008 die Szene.

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«Travel JackeT» Die Jacke ist in vier verschiedenen Farben in jedem Bally-Store erhältlich. Fr. 3295.–.

TrenD-reporT Mai Juni

no3

14 Redaktion: Yvonne Wigger Mai / Juni 2014

Eine Jacke für Männer und Frauen auf zwei Rädern.

ie Frühjahr/Sommer-kol-lektion von Bally wurde für den Mann auf zwei rei-

fen entwickelt: «Tour de Bally – eine Spritztour durch die city oder ein Trip ins Wochenen-de», lautet das Motto. Beson-ders Fotos von der Tour de Suisse aus den fünfziger Jah-ren dienten als Inspirations-quelle. Das Highlight der kollektion: das «Travel Jacket», eine feder leichte, mit Gänse-daunen gefütterte Jacke – weich, knitterfrei und auf jeder reise eine gute Begleiterin.

Besonders praktisch daran ist nicht nur die simple Falttech-nik, um die Jacke zu verkleinern und in dem dazugehörigen Beutel zu versorgen, sondern auch die wasser abweisende Stoffoberfläche. Das «Tech-no Suede»-Mate rial, dessen entwicklung auf Ballys traditi-oneller Herstellung von funktio-nalen reise accessoires beruht, wird in einem speziel len Tef-lon-Gerbungsprozess herge-stellt. Das Wildleder wird so flüssigkeitsabweisend, egal, ob es mit regen, feuchtheisser

luft oder mit rotwein in kontakt kommt. Das elegante und auch für Damen erhältliche Stück ist dem ex-krea tivdirektoren-Team Graeme Fidler /  Michael Herz zu verdanken. Im Februar über-nahm nun pablo coppola die verantwortung für das fünf-zehn köpfige Designteam. Der argentinier war zuletzt bei Tom Ford als Head of accessories tätig, davor hatte er erfahrun-gen bei céline, Burberry und Dior gesammelt. als neuer Bally-krea tivdirektor wird coppola künftig alle linien betreuen.

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DaS GelBe voM eI  Das «Travel Jacket»

passt, richtig gefaltet, in jede reisetasche.

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2Trend- reporT

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Fashion

1 Outfit von dolce & gabbana, Preis a. A.2 Brille von chloé, ca. Fr. 360.–.3 Badeanzug «Cas sio pée» von eres, Fr. 440.–4 Buch «In the Spirit of the Hamptons» von kelly killoren-bensimon Assouline. Fr. 48.90.

der britische modedesigner matthew Williamson ist bekannt für unverwechselbare prints. seine kollektionen begeistern mit orientalischem Flair, und jede saison ziehen auch die accessoires blicke auf sich – vor allem die sonnenbrillen. seit vierzehn Jahren spannt Williamson mit dem londoner brillenlabel linda Farrow zusammen. die aktuellen modelle sind schmetterlings förmig, feminin und haben dezente Farben. Sonnenbrille «MW94» von linda FarroW by maTTheW Williamson, Fr. 350.– (bei Specspec.com).

 musT-have des monaTs

5 Brille von viu, Fr. 175.– (mit Korrek-turgläsern: Fr. 275.–).6 Badeanzug von calzedonia, ca. Fr. 90.–.7 Outfit von michael kors, Badekleid: ca. Fr. 470.–,Sandalen: ca. Fr. 1620.–.8 Schuhe von chanel, Fr. 520.–.

Die Möglich - keiten für einen eindrücklichen Strand-Auftritt waren selten viefältiger.

Wer hat das Zeug, um diesen Sommer zum treuesten Be-gleiter zu werden: Sonnen-brille und Bikini – oder der Badeanzug? Auf der Swim Fashion Week in Miami sorg-ten Triangel-Bikinis und Ba-deanzüge im Retrolook oder mit sportlichen cut-outs für Abwechslung. Ob Bikini oder Badeanzug, ist geschmacks- und vielleicht auch figu-rabhängig. Wir bevorzugen pastellige Farben (auch für Sonnenbrillen) oder leichte Prints, die noch mehr Lust auf Sonne und Glace ma-chen. Welcher Farbton wann getragen werden sollte, verrät Eres-Bademode-Designerin Valérie Dela fosse: «Mit hel-ler Haut sollte man sich für dunklere Farben entscheiden, welche die Blässe der Haut positiv zur Geltung bringen. Zu farbigen Modellen wech-selt man, sobald die Haut die Sommerfarbe etwas angenom-men hat.» Bereits gebräunte oder schwarze Haut hingegen könne sich jede Bademode-farbe erlauben.

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MAI /junI 2014 Redaktion: Yvonne Wigger 15

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1 2Trend- reporT

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schmuck

1 piageT Ohr hänger, Brillant -Rosen mit blauen Saphiren in Kissenschliff, Kollek-tion « Limelight Garden Party», Preis a. A.2 bucherer Ohr-hänger, dunkle Granat-kugeln und leuchtend grüne Tsavoriten, Kollek tion «Douceur Estivale», Fr. 72 500.–.3 Tiffany & co.  Armreif « Tiffany Atlas», Gelbgold, Fr. 600.–.4 jean dinh van Zwei Spiralringe, kombiniert, je Fr. 4500.– (bei Meister Juwelier, Zürich).

bei chanel macht man mit dem slogan «most Wanted» auf die neuste schmuckkollektion auf-merksam: «camélia galbé». uns gefällt der kamelien-armreif besonders gut. die ungewöhn-liche materialkombination (keramik, Weissgold, diamanten) und das romantisch-verspielte design verleihen der Lieblingsblüte von coco chanel eine unkonven tionelle und moderne optik und machen das schmuckstück zum idealen begleiter – gerne auch länger als nur einen sommer lang. Armreif, Kollektion «Camélia Galbé», von chaneL, Fr. 11 950.–.

 musT-have des monaTs

5 frieden Ohr-stecker «Œil Magique», Diaman-ten und Brillanten, in Weissgold gebettet, Fr. 5100.–.6 gübeLin  Collier, Saphir, Smaragd, Spinell und Diaman-ten, Fr. 172 000.–.7 kurz Ohrste-cker, zwei facettierte Quarze, besetzt mit einer Entourage aus 88 pinken und zwei blauen Saphiren, Fr. 5900.–.8 vicToire de casTeLLane Ohrhän-ger, Roségold, Diamant und Amethyst, Fr. 10 000.–.

16 Redaktion: Valeska Jansen Bild: Alexis Zurflüh MAi /Juni 2014

Die Natur, sagt man, liefere die besten Design-Ideen. Und das zeigen diese Schmuckstücke.

schmucke naTur  das unerreichte ideal

dient künstlern und handwerkern immerhin

als wertvolle inspirationsquelle.

natürliche Materialien können auch unnatürliche Formen annehmen. und doch war auch dieses Jahr die natur das Vorbild der Juwelendesigner: Blätter, Blüten, Wasserfälle – nachempfunden mit wertvollen Edelsteinen. Wem dies zu üppig ist, findet auch schlichte Fassungen. Ob zurückhaltende Eleganz oder üppige Extra vaganz, zum Träumen (oder zum Kaufen) verleiten alle diese Entwürfe.

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Mai /juni 2014 Redaktion: Raphael Suter 17

Was vom Uhrenfrühling bleibt: Die Erkenntnis, dass Marken, die auf sich halten, wieder eigene Werke herstellen.

nicht erst die Drohung der Swatch Group, weniger uhrwerke an andere Marken zu liefern, hat zu einem umdenken geführt. uhrenfirmen erinnern sich (einmal mehr) an ihre Geschichte, da viele Bet riebe eigene Werke herstellten. Die Marke Oris, gegründet vor 110 jahren, stellt aus diesem anlass ein eigenes uhrwerk mit Zehn-Tage-Gang reserve vor. Es ist das erste selbstproduzierte me-chanische Werk seit 35 jahren. auch andere Marken setzen wieder vermehrt auf eigene uhr werke. Ein kluger Entscheid, finden wir.

emporio armani Die «Swiss made»: zum ersten mal

mit automatikwerk. Fr. 1200.–.

breitling for bentley in der auf tausend exemplare limitierten «midnight

Carbon» steckt ein Chronometer-zertifiziertes Chronografenwerk. Fr. 10 170.–.

Carl f. buCherer Diese mechanische uhr mit ewigem Kalender

in rotgold ist auf hundert Stück limitiert und heisst «manero Chrono perpetual». Fr. 41 900.–.

KorrigenDa Die WW-Magazin-ausgabe no. 1/14 enthielt zwei

falsche uhrenpreise. Die «meisterstück heritage pulsograph» von montblanc kostet richtig fr. 31 400.–, die «Calibre de Cartier Diver» von Cartier fr. 25 300.–.

Wir bedauern diese fehler.

oriS  Von der «110 years limited edition» in rotgold mit dem

neuen handaufzugwerk Kaliber 110 gibt es eben so viele exemplare. Fr. 14 800.– (Version aus Edelstahl: Fr. 5500.–).

mauriCe De mauriaCDas reduzierte Design der «l1» stammt

von fabian Schwaerzler, das automatische Werk von eta. Fr. 2300.–.

ViCtorinoxDie titanuhr «Dive master 500» mit

automatikaufzug ist auf exakt 500 exemplare limitiert. Fr. 3250.–.

mauriCe laCroixDie «masterpiece mystery» ist mit

einem manufakturkaliber mit automatikaufzug bestückt. Fr. 12 500.–.uhr DeS monatS

trenD- report

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uhren

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An der Mailänder Möbel-messe, die vergangenen Mo-nat stattfand, wurde gezeigt, wie stilvolles Wohnen in der nächsten Saison aussieht. Und stilvoll hiess dieses Jahr klassisch und elegant – etwa wie eine Fauteuil-Neuheit von Hermès oder das Chesterfield goes modern-Sofa des deut-schen Designers Stefan Diez. Mit anderen Worten: Möbel, in die man gerne investiert.

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Trend- reporT

4

Wohnen

1 Die «Couch» von Stefan Diez für Flötotto, ca. Fr. 2500.– (Zweisitzer); www.floetotto.de2 Plaid «Tronic» aus der neuen Stoffkollek-tion von Kvadrat unter der Regie von Mode-designer Raf Simons, Preis a. A.; www.kvadrat.dk

Am Zürcher Zeltweg, ganz in der nähe von Schauspiel- und Kunsthaus, befindet sich seit kurzem die Interior-Boutique roomdresser. dort finden design- und stilinteressierte Besucher eine feine, individuelle Welt, wie sie sie auch bei sich zu hause haben können. denn das Verwirklichen von raumträumen und das realisieren unge-wöhnlicher Wohnvorstellungen ist das Angebot von doris Ambühl und Martin piffer. die beiden Innenarchitekten wollen alles möglich machen respektive liefern – ausser Ideen und/oder Waren «von der Stange».Roomdresser, Zeltweg 4, Zürich; www.roomdresser.ch

neu In ZürIch

3 Sessel aus der Sofareihe «Fold» von Verzelloni, Fr. 2670.–; www.verzelloni.it4 Fauteuil von Jean- Michel Frank für Hermès, Preis a. A.; www.hermes.com5 Traverse «Pro» von Konstantin Grcic für Flötotto, Preis a. A.; www.floetotto.de

18 Redaktion: Delia Lenoir MAi /JUNi 2014

Eine gute Sitzgelegenheit hat heute viele Erwartungen zu erfüllen. Einige dieser schönen neuen Exemplare übertreffen jene sogar.

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MAi /JUNi 2014 19

Seifenblasen haben den deutschen designer Sebastian Scherer zu diesem entwurf inspiriert. «Iris» heisst seine Leuchte, und sie besteht aus unterschiedlich grossen, irisierenden Glaskugeln, die je nach Blickwinkel andersfarbig schimmern. Mit dem prototyp war Scherer an der design Week in Mailand als einer von zwölf Gewinnern des Lexus design Award vertreten. Wir hoffen nun, dass ein Leuchtenhersteller auf die wunder- schöne Arbeit aufmerksam geworden ist – damit sie bald in Serie hergestellt wird. und gekauft werden kann. Info zum Lexus Design Award: www.lexus-int.com

 MuST-hAVe deS MonATS

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Styling: Kim Dung nguyen

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BilDer: leo KrumBacher

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Kleid von lanvin (bei trois Pommes).

armreif von tory Burch (bei grieder).

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22 mai /Juni 2014

Jacke von marni. rock von Dice KayeK (bei gassmann).

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oberteil von miu miu. rock von Dice KayeK (bei gassmann).

armreif von hermèS.

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oberteil von Dice KayeK (bei gassmann). Bikini-Panty von ereS. armreif von hermèS.

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Kleid von elie SaaB.

Sonnenbrille von the row (via Specspec.ch).

armreif von hermèS.

Sandalen von BurBerry.

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oberteil von alexanDer mcQueen (bei trois Pommes).

Shorts von Balenciaga (bei trois Pommes).

armreif von tory Burch (bei grieder).

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creDitS Foto-assistent: anatol gottFrieDmodel: anita l. (view management)hair/make-up: maria martinez(Kasteel agent)

Seidenoberteil von lanvin (bei trois Pommes).

hose von hermèS. halskette und armreif von tom ForD.

clutch von Stella mccartney (bei grieder).

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Spitzenkleid und Sandalen von BurBerry.

armreif von hermèS.

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As time goes by Früher schutzhülle für die blätter der schülerin Veronica, heute einband für die skripte der Ferres.

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rollenspieleZu Besuch bei Veronica Ferres – zwischen

Dreharbeiten, vor der Hochzeit mit einem milliardär und dem grossen runden Geburtstag.

Von mark Van HuisselinG (Text)und Tom Haller (Bilder)

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gie: XXxx Xxxx «eine verrückte Zeit, damals war alles lustig, und ich spielte eine lustige rolle.»

man muss die Ferres nicht mögen. aber man kann fast nicht anders, als ihre Überzeugung,

dass ihre arbeit gut und wichtig ist, und den spass, den ihr diese arbeit bereitet, zu mögen.

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ie empfing mich an einem Dienstagvormittag im märz, um 10 uhr im Büro ihrer Produktionsfirma construction Film in münchen. Bereits um 10.30 uhr wusste ich vieles dar- über, was sie zurzeit macht und was sie beschäftigt hält. Das ist kein üb licher ablauf, wenn man berühmte menschen, stars eigentlich, trifft. normalerweise wird man zuerst eine stunde (oder zwei, drei) sitzen und warten gelassen, oft zu-sammen mit anderen Journalisten, neben einem Buffet, von dem fast alles bereits gegessen wurde ausser ein paar salz-stangen oder so. Findet das Treffen dann statt, erzählt einem der Gesprächspartner von seinem neusten Vorhaben: einem Film, der in den nächsten Tagen ins kino kommt, einem album/Parfüm oder einer modekollektion, die in den nächsten Tagen heraus- beziehungsweise in die Geschäfte kommen. Zu viel Ver-schiedenes zu erzählen, überfordert manchmal den interview-geber geistig und ist kein guter umgang mit dem Vorrat an nachrichtenwerten informa tionen, die der star zu verbreiten hat – weshalb also über mehr als einen Film / ein album / ein Parfüm oder eine kollektion sprechen? Der geplante Zeitschrif-tenartikel oder TV-Beitrag wird deshalb nicht länger ausfallen.

Veronica Ferres ist das egal, so sieht es aus. es gibt, streng gesehen, keine not für sie, überhaupt einem Journalisten aus der schweiz ein interview – und von ihrer Zeit – zu geben. Denn ob die Filme, von denen sie erzählt, in den kommenden monaten respektive jemals in schweizer kinos zu sehen sein werden, ist unklar. und unwahrscheinlich. Dass sie es trotz-dem tut, hängt mit ihrer Persönlichkeit zusammen. sie er-zählt gerne, auch über sich selbst. Weshalb auch nicht? sie hat, wie viele schöne Frauen, erkannt und gelernt, dass man ihr gerne zuhört, vor allem als mann. Doch da ist mehr als bloss der Wunsch und die Freude daran, das Zentrum der auf-merksamkeit ihres Publikums – Grundvoraussetzung für jeden schauspieler / jede schauspielerin – zu sein: sie hat lust, einem Publikum, auch einem kleinen, mitzuteilen, woran sie arbei-tet und was sie darüber denkt. Weil sie spass hat an dieser arbeit beziehungsweise dem ergebnis dieser arbeit. mit ande-ren Worten: sie hat das, was man Begeisterung nennt. und sie will möglichst viele leute für das begeistern, was sie fesselt. man muss die Ferres und/oder ihre Filme nicht mögen. aber man kann fast nicht anders, als die Überzeugung, dass ihre arbeit gut und wichtig ist, zu teilen und den spass, den ihr diese arbeit wahrscheinlich bereitet, auch zu mögen. erzählt sie einem davon, mit wem sie gerade wo gearbeitet hat und mit wem sie was als nächstes machen wird, kommt es einem nicht vor, als würde die erfolg reichste deutsche schauspiele-rin unserer Zeit, deren laufbahn vor mehr als zwanzig Jahren begann, reden. sondern, als würde man jemandem zuhören, der vor kurzem die schauspielschule abgeschlossen hat und in den vergangenen monaten eine erste rolle spielte in einem

Film, der in diesen Tagen Verleihern und anderen entschei-dungsträgern der Filmwelt vorgeführt wird.

Woran sie also gearbeitet hat in den vergangenen mona-ten: an der rolle der Wahrsagerin in «Hectors reise oder die suche nach dem Glück», dem Film zum Buch von François lelord. oder an der rolle der elisa in «The Giacomo Varia-tions» über das leben von casanova, dem grössten liebhaber der Welt ( offizielle inhaltsangabe), mit John malkovich. und an wenigstens drei weiteren Filmen, über die man auf imDb, dem umfassenden Film-nachschlagewerk im WWW, nach-lesen kann. Doch der wache Zuhörer hat schon gemerkt: es geht um Filme ausländischer regisseure, in englischer sprache. « internationale Projekte», sagt sie: und: «keiner weiss, wer ich bin. Das fordert mich heraus, wie damals, als ich siebzehn war. Weckt meinen Pioniergeist.» «The Giacomo Variations» soll in cannes (ende mai) oder, spätestens, in Venedig (ende august) gezeigt werden; «Hector», der in kanada gedreht wurde, soll am Filmfest münchen im Juni, ab august in kinos in Deutsch-land und Grossbritannien gezeigt werden.

s

«liebe VeronikA, oder wie ich gerne sAge, liebe Vroni»

Aus der person, die sie darstellte, wurde eine brieffreundin: 2009 spielte Ferres die holocaust-Überlebende marga spiegel in dem Film «Unter bauern. retter in der nacht». darauf begannen sich die schauspielerin

und die damals 97-Jährige, die dieses Jahr gestorben ist, zu schreiben. der briefwechsel, in dem es, unter anderem, um selbstgebackene und für sehr fein befundene kuchen ging, erschien in «briefe bewegen die welt», herausgegeben von hellmuth karasek, erschienen bei teneues (band 1, 2010).

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34 Bilder: ddp images mai / Juni 2014

1  schtonk (1992) regie: helmut dietl, rolle: martha komödie über den Fälscher von hitlers tagebüchern.

2  dAs sUperweib (1996) regie: sönke wortmann, rolle: Franziska komödie über die regisseurin Franziska und einen irren scheidungsanwalt.

3  rossini (1997) regie: helmut dietl, rolle: schneewittchen diese komödie rund um das münchner restaurant «rossini» war 1997 einer der erfolgreichsten deutschen Filme (3,2 mio. Zuschauer).

4  klimt (2006) regie: raoul ruiz, rolle: midi biopic über das leben des österreichischen malers gustav klimt (John malkovich).

5  die FrAU Vom check-point chArlie (2007) regie: miguel Alexandre, rolle: sara bender in diesem tV-drama, das im Jahr 1982 spielt, flüchtet Ferres aus ostdeutschland.

6  Unter bAUern (2009) regie: ludi boeken, rolle: marga spiegel geschichtsdrama, basierend auf spiegels 1965 erschie-nenen memoiren.

7  sie hAt es Verdient (2010) regie: thomas stiller, rolle: nora wagner tV-drama über eine mutter und ihre gewalttätige tochter.

8  dAs herZ ist eine leichte beUte (2014) regie: lancelot von naso, rolle: minette ZdF-thriller über eine eifer-süchtige ehefrau und mutter.

9  dAs glÜck der Anderen (2014) regie: claudia garde, rolle: ellen könig romantikkomödie über eine unglückliche standesbeamtin.

eine kArriere, 20 JAhre, 9 bilder

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Der Juni, so sieht es aus, ist ein monat voller wichtiger ein-träge in ihrem kalender: am 10. hat sie Geburtstag, es ist der letzte vor der grossen runden Zahl, auf die sich wohl keine Frau freut, noch weniger eine schauspielerin, die mit dem Film «Das superweib» 1996 in Deutschland für ein grösse-res Pu blikum bekannt wurde (Wikipedia) oder, wie sie sagt, «über nacht das sexsymbol der deutschen nation oder, nett ausgedrückt, die Traumfrau» wurde. ausserdem will sie hei-raten, vielleicht im Juni – carsten maschmeyer, mit dem sie seit 2011 verlobt ist. Das erzählte sie vor kurzem in der Fernsehsendung «Wetten, dass . . . ?», auf dem sofa sitzend. maschmeyer, 55, ein unternehmer, der aus eigener kraft die Finanzvertriebs gesellschaft aWD aufgebaut und gross ge-macht sowie das Geschäft 2007 an die swiss life verkauft hat, besitzt ein Vermögen von schätzungsweise einer milliarde

euro. und zwar auch dann noch, wenn von dem mittleren zweistel ligen millio nenbetrag, den er bei der Bank J. safra sarasin anlegte, nicht viel oder weniger zurück bezahlt werden sollte – masch meyer (und andere anleger) klagen gegen mitarbeiter der Bank. ( Ferres soll ebenfalls Geld in die gleichen Fonds wie maschmeyer bei der ehemaligen schwei-zer Bank sarasin investiert haben; die strafanzeige war hän-gig zum Zeitpunkt des WW-Magazin-redak tionsschlusses).

Wird sich die logistik ihres lebens ändern, wenn sie im, sagen wir, reiferen alter einen mann heiratet, dessen offi-zieller Hauptwohnsitz Hannover ist? und einen mann, der, wie die meisten milliardäre, nicht dafür bekannt respektive übermässig daran interessiert ist, sich anzupassen an äussere umstände? «Gar nicht», sagt sie. ihr lebensmittelpunkt sei und bleibe münchen, wo sie mit ihrer bald 13-jährigen Toch-

ter (aus der ehe mit martin krug, von dem sie seit 2010 geschieden ist) lebt. Hannover liege nicht auf ihrer landkarte; vielleicht ist es aber auch kein wichtiger eintrag mehr auf maschmeyers karte, dort befinde sich bloss der sitz seiner Firma, sagt sie. und: « meine private situation ist die: ich war immer autark, schon immer auf eigenen Beinen gestanden, bin allein-erziehende mutter. Wirtschaftlich au tark werde ich bleiben, das wird sich durch keine private situa tion ändern.» Die rolle in «The Giacomo Variations» etwa habe sie bloss annehmen können, weil es mög-lich gewesen sei, die Dreharbeiten, die in Portugal stattfanden, während der schul-ferien ihrer Tochter zu verrichten – «das habe ich mir mal erlaubt».

Das Treffen mit Ferres in münchen – kennengelernt hatte ich sie vor einem halben Jahr, als sie in der Jury des Zurich Film Festival und deshalb in der stadt war – fiel zeitlich nicht bloss mit einer angeblichen enthüllungsgeschichte des Sterns zu sammen, in der maschmeyer und ihr steuerhinterziehung oder -betrug vorgeworfen wurde («schlechter Journa-lismus», sagt sie dazu und, was ihren um-gang damit angeht, «kopf hoch, nicht die arme»), sondern auch mit der Veröffentli-chung des neuen Buchs von Bascha mika, einer Feministin, mit Titel «mutprobe. Frauen und das höllische spiel mit dem Älterwerden». Darin geht es, verkürzt, darum, dass männer profitierten, wenn sie älter werden, es Frauen dagegen schade. «ich möchte über mein Talent funktionie-ren, nicht über das aussehen», sagt Ferres, die das Buch noch nicht gelesen hat. es sei wichtig, dass man sich auch über was anderes definiere als über das Äus sere, sagte sie, als ich sie in Zürich befragte:

«Die grösste Herausforderung ist der spagat zwischen dem Behalten

einer offenheit und dem entwickeln einer dicken Haut.»

36 make-up: Verena Heller mai / Juni 2014

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hectors reise oder die sUche nAch dem glÜck (peter chelsom)worauf kommt es im leben an? die Antwort steht in dem tollen und inspi-rierenden roman von François lelord; 2013 mit simon pegg, Jean reno, stellan skarsgård und rosamund pike verfilmt. ich bin glücklich, dass ich mitspielen durfte.

trUst (david schwimmer, 2010)ich bin ein Fan von clive owen. in diesem Film hat er mich wieder einmal mit seiner göttlichen leistung überzeugt. der Film sollte ein muss für alle eltern sein, um ihre kinder vor den gefahren der sozialen medien zu warnen.

cloUd AtlAs (tom tykwer, 2012)der teuerste deutsche Film aller Zeiten hat mich wegen der wunderbaren inszenierung und der gigantischen schauspieler tom hanks und halle berry fasziniert.

monster’s bAll (marc Forster)der independent-Film aus dem Jahr 2001 ist für mich immer noch etwas ganz besonderes. Vor allem ist er mir in erin-nerung geblieben, weil halle berry als erste Afroamerikanerin den oscar für die beste hauptrolle bekam.

silVer linings plAybook (david o. russell, 2012)eine wunderbare mischung aus leich-tigkeit und schwere und einer philoso- phischen tiefgründigkeit, die mich beein- druckt hat. Und Jennifer lawrence hat als beste hauptdarstellerin den oscar gewonnen; ich finde sie grossartig.

griZZly mAn (werner herzog, 2005)herzog ist einer der Filmemacher, die ich am meisten verehre. es ist ein traum von mir, einmal mit ihm zu drehen. hier hat mich genau das fasziniert: herzog sieht genau hin und hat das interesse und die nötige geduld, um grosse und spannende momente einzufangen.

ich – einFAch UnVerbesserlich (pierre coffin, chris renaud, 2010)der süsseste Film der letzten Jahre! lustig, unterhaltsam und dank 3-d-technik spektakulär anzusehen. nicht nur für kinder ein grosses Vergnügen.

doktor schiwAgo (david lean, 1965)das epische monumentalwerk (fünf oscars) wurde mit einem riesigen budget umgesetzt und hat mich filmisch sehr beeinflusst und beeindruckt.

oh boy (Jan ole gerster, 2013)ein toller Film, der einen verlorenen menschen in einer grossstadt zeigt. es ist immer schön, zu sehen, dass junge leute frische Visionen und tendenzen in die deutsche Filmbranche bringen; ein wunderbarer Film und eine der schönsten kinoüberraschungen des letzten Jahres.

FrAU Ferres, neUn liebling s-Filme, bitte

«ich wollte mich nie reduzieren lassen auf blond, blöd, geil.» Das ist, natürlich, eine gute antwort. sie kann diese, viel-leicht, auch geben, weil sie diversifiziert hat: ihre construction Film, die sie 2012 gründete, ist eine Produktionsfirma, das heisst, sie bringt Filme heraus. solche, in denen die chefin spielt (etwa in «Hectors reise oder die suche nach dem Glück»), und solche, in denen sie nicht spielt («schattenwald»). in deut-schen Zeitungen, in denen, in meinen augen, oft streng bis sehr streng über sie geurteilt wird, wurde die Gründung ihrer Produk tionsfirma so gedeutet: «Ferres schreibt sich ab jetzt die rollen selbst» (Berliner Zeitung), «keine deutsche schau-spielerin mutet sich uns so oft zu wie sie». Gefragt, wie sie den umgang von deutschen Journalisten mit ihr im allgemei-nen finde, antwortet sie, sie werde zum Teil sogar verwöhnt von der Presse, bekomme gute kritiken. und andernfalls, sagt sie, könne sie damit gelassen umgehen, wegen ihres Glaubens. «Wenn ich etwas gelernt habe von der religion, dann das: nicht beurteilen, nicht verurteilen, sondern helfen.»

angenommen, ihre Tochter möchte schauspielerin werden und würde sie fragen, was die grösste Herausforderung sei für jemanden, der sein berufliches leben im unterhaltungs-geschäft zubringe – was würde sie darauf sagen? sie erwidert zuerst, dass ihre Tochter, die sie bereits öfter zu Dreharbeiten begleitet hat, nicht schauspielerin werden wolle. «Die grösste Herausforderung ist der spagat zwischen dem Behalten einer offenheit und dem entwickeln einer dicken Haut.» man sei, wenn man erfolg habe, das objekt von Projektionen. Das heisst, jeder dürfe in einem sehen, was er wolle. und somit auch über einen ausschütten, was er wolle. Das war, mit sicherheit, ein ehr licher satz. aber es war kein Ferres-satz. sie hat, so sehe ich es, beschlossen, sie sei nicht in der lage, über irgend etwas in der Öffentlichkeit klagen zu dürfen. sie habe in ihrem leben, denkt sie womöglich, genug Glück gehabt: als Tochter eines kohlen- und kartoffelhändlers, die auf einem Hof bei solingen in nordrhein-Westfalen aufwuchs, wurde sie zur best-verdienenden deutschen schauspielerin (Berliner Zeitung) und ist dar über hinaus Bald-ehefrau eines milliardärs, und nicht mal eines 85-jährigen mit klumpfuss. «mehrheitlich be komme ich aber positive rückmeldungen auf das, was ich mache, zum Beispiel auch von Taxifahrern», sagt sie.

um 12.30 uhr oder so fragt sie, ob meine Zeit noch reiche, mit ihr zu mittag essen zu gehen. auch das eine, möglicher-weise vorbereitete, aber dennoch zu Herzen gehende Handlung. Journalisten haben immer Zeit (und das Bedürfnis), mit stars noch essen zu gehen, daraus nehmen sie einen Teil ihrer rai-son d’être und nähren, ein wenig gefallsüchtig, die an nahme, sie seien speziell, und zwischen ihnen und dem star sei irgend-wie doch mehr als zwischen einem kollegen von irgendeiner anderen Zeitschrift oder radiostation und dem star. Die kurze antwort: «Ja, klar, gerne.» im vietnamesischen restaurant, das man zu Fuss in wenigen minuten erreicht, bestellt (und bezahlt) sie für sich und mich, holt das essen und bringt es an den Tisch, den sie zuerst abräumte. auf dem kleinen Zettel, der in ihrem fortune cookie, das in Deutschland «Glückskeks» heisst und das man nach dem essen aus einanderbricht, um zum Zettel zu gelangen, steht: «sie sind ein guter Geschich-tenerzähler.»

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tiefer südenGeplant für den Garten des Landhauses eines edelmanns – doch dem ging das Geld aus. darum steht der Brunnen «fontana della Vergogna» auf einem Platz in Palermo – das geht ja auch.