XING URLAUBSREPORT 2018 Urlaub ohne Ende...Inhalt 03 Einleitung 04 1. Kapitel – Sommerurlaub 05...

XING URLAUBSREPORT 2018

Urlaub ohne Ende

Inhalt03 Einleitung

04 1. Kapitel – Sommerurlaub 05 Der Sommer ist Urlaubshochzeit 06 Im Durchschnitt 12,2 Urlaubstage im Sommer

07 2. Kapitel – Urlaubsstress 08 Stress vor dem Urlaub 09 Erreichbarkeit im Urlaub? Für viele kein Fremdwort 10 Online auch in den Ferien

11 3. Kapitel – Unbegrenzter Urlaub 12 Einschätzung zum unbegrenzten Urlaub 13 Expertenstatement Julian Draxler 14 Wunsch nach mehr Urlaub 15 Jüngere Berufstätige wünschen sich am meisten Urlaubstage 16 Expertenstatement Constantin Eis 17 Wunsch nach Urlaub steigt mit Bildungsniveau 18 Urlaubswunsch in größeren Unternehmen stärker 19 Expertenstatement Anke Schütze 20 Vielverdiener würden sich mehr Auszeit als Geringverdiener nehmen 21 Expertenstatement Jens Niehl

22 4. Kapitel – Sabbatical 23 Ein Drittel der deutschen Arbeitnehmer steht einer längeren Auszeit positiv gegenüber 24 Längere Auszeit noch oftmals Wunschdenken der deutschen Arbeitnehmer 25 Expertenstatement Dr. Thomas Vollmoeller, CEO XING SE 26 Erschöpfung als zentraler Faktor für den Wunsch nach einer längeren Auszeit 27 Längere Auszeit für geistige und körperliche Erholung 28 Förderung von längeren Auszeiten? Nicht in jedem Unternehmen der Fall 29 Eine längere Auszeit ist kaum gewünscht von Einsteigern und Geschäftsführung

30 Fazit

33 Impressum

2 XING Urlaubsreport 2018 - Urlaub ohne Ende

Wie arbeiten wir morgen? Im Zuge der Digita-lisierung wird diese Frage immer bedeutender und Antworten auf selbige immer dringlicher. Dabei geht es um weit mehr als nur techni-sche Veränderungen, die Arbeit schneller, ortsunabhängiger und effektiver machen. Die Digitalisierung ist viel mehr nur der Auslöser für einen umfassenden Wandel unserer Ein-stellung gegenüber Arbeit.

Hatte Arbeit früher anstrengend zu sein, darf sie heute auch Spaß machen und Selbst-verwirklichung ermöglichen. Gab es früher klare Vorgaben von oben und strikte Kom-mandostrukturen, gibt es nun große Gestal-tungsspielräume und Mitbestimmungsmög-lichkeiten für Mitarbeiter. Plötzlich scheinen viele Entwicklungen und Veränderungen von Strukturen in Büros und Fabrikhallen möglich, die in Stein gemeißelt schienen.

Diese Veränderungen haben auch Einfluss auf unsere Vorstellungen von Urlaub. Genauso wie der typische 9-to-5-Job nicht mehr das Ziel aller Träume ist, wünschen sich viele Erwerbstätige auch ein Aufbrechen von star-ren Strukturen, die die Planung von Urlaub unnötig kompliziert machen. Und es gibt spannende Praxisbeispiele! Einige Unterneh-men experimentieren mit dem Konzept des unbegrenzten Urlaubs, in dessen Rahmen Mitarbeiter in Abstimmung mit Kollegen ihren

Urlaubsumfang selbst bestimmen und flexibel auf die private Situation anpassen können.

Immer mehr Berufstätige nehmen auch eine längerfristige Auszeit, um im Rahmen eines Sabbaticals den Akku wieder aufzuladen und erfrischt zur alten Tätigkeit zurückzukehren.

Klar ist aber auch, dass es so viel Flexibilität nicht überall gibt. Und teilweise wünschen wir uns vielleicht sogar die gute alte Zeit zurück, in der Urlaub auch wirklich Urlaub war. Denn mittlerweile können die wenigsten Berufstäti-gen wirklich vollständig abschalten. Viele sind auch im Rahmen der Ferien für Chefs und Kol-legen erreichbar und beschäftigen sich weiter mit beruflichen Angelegenheiten.

Diese spannenden Veränderungen haben uns bewogen, das Thema Urlaub einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Zusammen mit dem Marktforschungsinstitut marketagent.com ist XING im Rahmen der alljährlichen Studie „Kompass Neue Arbeitswelt“ den Wünschen und Einstellungen deutscher Angestellter ge-genüber der schönsten Zeit des Jahres nach-gegangen – mit interessanten Ergebnissen! Diese haben wir im ersten XING Urlaubsreport unter dem Titel „Urlaub ohne Ende“ gebün-delt. 1.015 deutsche Arbeitnehmer wurden dafür repräsentativ von marketagent.com im ersten Quartal 2018 befragt.

EINLEITUNGURLAUBS- REPORT 2018


1. KAPITEL

Sommerurlaub

Wann verbringen Sie Ihren Jahreshaupturlaub?

Der Sommer ist Urlaubshochzeit Sommer, Sonne, Sonnenschein vs. Winter, Wolken und Schnee – Wohl kaum verwunder-lich, dass die meisten der Deutschen (59 %) ihren Jahreshaupturlaub im Sommer ver-bringen. Der Herbst gilt als zweitbeliebteste Jahreszeit (ca. 11 %), gefolgt vom Frühling mit rund 5 %. Der Winter kommt lediglich nur für rund 4 % als Zeit für den Jahreshaup-turlaub in Frage.

2,3 %

1,8 %

16,7 %

Ich nehme generell keinen längeren Urlaub

Ich mache immer gleich lange Urlaub

Ist ganz unterschiedlich

5,2 %

59,0 %

11,4 %

3,5 %

Im Frühling

Im Sommer

Im Herbst

Im Winter

Repräsentative Befragung unter 1.015 festangestellten Arbeitnehmern in Deutschland


Wie viele Urlaubstage nehmen Sie im Sommer?

Im Durchschnitt 12,2 Urlaubstage im Sommer Wenn der Sommer als Zeitraum für den Urlaub erst einmal feststeht, nehmen sich die Deutschen 11 bis 15 Urlaubstage. Rund 14 % gehen hier noch einen Schritt weiter und planen mindestens 16 oder gar mehr als 20 Tage für ihren Urlaub im Sommer ein.


11 - 15> 20

16 - 20

6 - 71 - 5

Keine

8 - 10TAGE

5,8 %9,4 %

3,4 %24,8 %

42,4 %8,1 %

6,1 %

Mittelwert

Tage12,2


2. KAPITEL

Urlaubsstress


Welche Aufgaben empfinden Sie im Vorfeld Ihres Urlaubs als besonders herausfordernd?

Stress vor dem UrlaubDie Mehrheit der Befragten sieht die Abstimmung mit den Kollegen zur Urlaubsplanung als größte Herausforderung vor dem Urlaub. Auch plagt die meisten Deutschen vor Urlaubsantritt der Stress, alle wichtigen Aufgaben rechtzeitig abzuschließen und ihren Schreibtisch leer zu bekommen.

Die Abstimmung mit meinen Kollegen, wer wann

auf Urlaub gehen kann

Allgemein alle Aufgaben vor dem Urlaub zu erledigen

Die Übergabe meiner offenen Projekte/Tätigkeiten

an meine Kollegen

Das Informieren meiner Kun-den/Ansprechpersonen über

meine Abwesenheit

Sonstiges

Keine

16,9 %

9,1 %

27,0 %

3,9 %

40,6 %

30,0 %



Erreichbarkeit im Urlaub

Erreichbarkeit im Urlaub? Für viele kein Fremdwort Der Stress der Arbeitnehmer wirkt sich auf ihre Erreichbarkeit im Urlaub aus: Auch wenn meist nur in Ausnahmefällen, sind doch ganze 64 % aller Deutschen für Kollegen, Vorgesetzte oder Kunden im Urlaub erreichbar. Lediglich 36 % der befragten Teilnehmer geben hingegen an, im Urlaub für ihre Arbeit vollkommen offline zu sein.

9,8 %

17,1 %

37,1 %

36,0 %

Nur in Ausnahmefällen

Manchmal

Ja, immer

Nein, nie


Repräsentative Befragung unter 650 festangestellten Arbeitnehmern in Deutschland, die im Urlaub erreichbar sind

Wie häufig checken Sie im Urlaub ihre beruflichen Nachrichten?

Online auch in den Ferien Zwei Drittel der im Urlaub Erreichbaren kontrollieren mindestens einmal pro Tag ihre E-Mails, um auf dem aktuellen Stand der Dinge zu bleiben. Davon sind rund 23 % mehr-mals pro Tag erreichbar und sogar rund 14 % die ganze Zeit online. Abschalten? Fehlanzeige für die meisten Angestellten! Lediglich ein Drittel der Befragten ist weniger als einmal pro Tag erreichbar.

13,7 %

14,3 %

9,1 %

10,6 %

29,8 %

22,5 %

Zumindest 1 Mal pro Woche

Alle 2 - 3 Tage

Seltener

Ich bin die ganze Zeit online

Mehrmals pro Tag

1 Mal pro Tag


3. KAPITEL

Unbegrenzter Urlaub

Unbegrenzter Urlaub – kann das funktionieren?

Einschätzung zum unbegrenzten Urlaub Unbegrenzter Urlaub? An der Frage scheiden sich die Geister. Knapp über die Hälfte der befragten Teilnehmer glauben, dass die Selbstbestimmung der Urlaubstage funktionie-ren würde. Demgegenüber stehen 11 % und 37 % der Deutschen, die angeben, dass es „überhaupt nicht“ und „eher nicht“ funktionieren würde. Ältere Generationen betrachten das Modell kritischer als jüngere. Unter den 40-65-Jähri-gen sind 13 % ausgeprägte Skeptiker, unter den 18-39-Jährigen nur 9 %.

Ja, auf jeden Fall

60 -

65

Gesa

mt

Ja, eher schon

50 -

59

Nein, eher nicht

40 -

49

Nein, über-haupt nicht

35 -

39

25 -

34

18 -

24

Alte

r

7,1 %

30,0 %

50,0 %

12,9 %

19,5 %

39,0 %

34,1 %

7,3 %

19,6 %

43,1 %

30,4 %

6,9 %

15,2 %

42,0%

30,4 %

12,5 %

10,6 %

36,5 %

40,7 %

12,2 %

9,8 %

37,0 %

39,6 %

13,6 %

13,2 %

38,3 %

37,3 %

11,1 %



Unsere Mitarbeiter haben kein festes Kontingent, welches sie im Jahr aufbrauchen sollen. Jeder kann so viel Urlaub nehmen, wie er möchte.

Angenommen, man macht in einem Jahr die längere Reise, die man schon immer machen wollte und kann dadurch die Weihnachtszeit nicht mehr bei Familie oder Freunden in der Heimat verbringen, weil einem zwei Tage Urlaub dafür fehlen, dann finden wir das sinnlos. Genau so andersrum. Beispiel: Ich habe letztes Jahr meinen Urlaub nicht ganz aufgebraucht, fühle mich dennoch erholt und gut. Warum sollte ich dann meinen Resturlaub einfach abbummeln?

Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass hier jeder 60 Tage Urlaub im Jahr nimmt. Wir liegen im Schnitt etwa bei 30 Tagen.“

Julian Draxler

Julian Draxler, Talent Manager, elbdudler GmbH

Expertenstatement zu flexiblen Urlaubsregelungen


Wie viele Urlaubstage würden Sie sich pro Jahr nehmen?

Wunsch nach mehr Urlaub 32,2 Urlaubstage: So lautet für den Durchschnitt der Deutschen die optimale Anzahl an Urlaubstagen unter der Voraussetzung, dass sie ihr Arbeitspensum schaffen und ihre Kollegen nicht über Gebühr belasten. Die Hälfte der Befragten (46 %) geht einen Schritt weiter und wünscht sich noch mehr Urlaubstage. Allerdings ist nicht jeder begeistert von übermäßig vielen Urlaubstagen: 18 % reichen weniger Urlaubstage als die gesetzlich geregelte Mindestanzahl von 20 Urlaubstagen.

13,3 %

17,4 %15,3 %

6,1 %

5,6 %

4,5 %

3,3 %

4,8 %

29,6 %

Mehr als 40

36 - 40

31 - 35

26 - 30

21 - 25

16 - 20

11 - 15

6 - 10

5

Urlaubstage

32,2

Repräsentative Befragung unter

1.015 festangestellten Arbeitnehmern in

DeutschlandEinschätzung der

Befragten unter der Bedingung, dass sie ihr

Arbeitspensum schaffen und ihre Kollegen nicht

über Gebühr belastenGesamt



Jüngere Berufstätige wünschen sich am meisten Urlaubstage Vor dem Hintergrund, dass jüngere Berufstätige das Modell des unbegrenzten Urlaubs eher befürworten, scheint es kaum verwunderlich, dass sie sich auch mehr Urlaubstage wünschen als ihre älteren Kollegen. Mit durchschnittlich 34,2 Urlaubstagen würden sich die 18-24-Jährigen rund vier freie Tage mehr als die 60-65-Jährigen nehmen. Es treten keine signifikanten Unterschiede zwischen Frauen und Männern auf.

Jahre Tage

25 - 34 34,0 Tage

60 - 65 29,8 Tage

50 - 59 30,8 Tage

40 - 49 31,9 Tage

35 - 39 32,3 Tage

18 - 24 34,2 Tage

Gesamt 32,2 Tage

Repräsentative Befragung unter 1.015 festangestellten Arbeitnehmern in DeutschlandEinschätzung der Befragten unter der Bedingung, dass sie ihr Arbeitspensum schaffen und ihre Kollegen nicht über Gebühr belasten


Wir wollten unseren Mitarbeitern von Anfang an ein Umfeld bieten, das deutlich attraktiver ist, als man es in Konzernen vorfindet. Deswegen haben wir direkt nach Firmengründung unbegrenzte Urlaubstage eingeführt – und sind von dem Konzept bis heute vollends überzeugt.

Das Modell bedeutet, dass sich Angestellte so viel Urlaub nehmen dürfen, wie sie möchten. Gegenüber dem Arbeitgeber sind sie keinerlei Rechenschaft schuldig und die Anzahl der Tage wird nicht kontrolliert. Ob Brückentage, verlängertes Wochenende, Umzug oder Sabbatical – grundsätzlich ist alles möglich.

In der Praxis heißt das natürlich nicht, dass unsere Arbeitnehmer nicht mehr arbeiten müssen, sondern, dass es auf einige Tage mehr oder weniger nicht ankommt.“

Constantin Eis

Constantin Eis, Europachef von Casper


Zur XING Klartext-Debatte >


https://www.xing.com/news/klartext/bei-uns-kann-jeder-so-viel-urlaub-nehmen-wie-er-will-2602

https://www.xing.com/news/klartext/bei-uns-kann-jeder-so-viel-urlaub-nehmen-wie-er-will-2602


Wunsch nach Urlaub steigt mit Bildungsniveau Arbeitnehmer mit einem Volks- oder Hauptschulabschluss scheinen mit ihrem Wunsch nach 29,2 Urlaubstagen deutlich bescheidener als Arbeitnehmer mit mittlerer Reife (32,8 Urlaubstage). „Vorreiter“ sind jedoch die Deutschen mit Abitur oder abgeschlossenen Studium: Für sie dürfen es auch gerne 33,9 Urlaubstage sein.

Mittlere Reife, weiterbildende Schulen

ohne Abitur

Gesamt

Volks- oder Hauptschule

Abitur / Studium

29,2 Tage

32,2 Tage

33,9 Tage

32,8 Tage


Bildung Tage



Urlaubswunsch in größeren Unternehmen stärker Mehr Rücksicht in kleineren Unternehmen? Die Unternehmensgröße scheint bei dem Urlaubswunsch eine Rolle zu spielen: Arbeitnehmer in Unternehmen mit bis zu 50 Mitar-beitern wünschen sich mit 30,3 Urlaubstagen rund vier Tage weniger als Arbeitnehmer in großen Unternehmen, die mehr als 10.000 Mitarbeiter beschäftigen.

Gesamt

Bis zu 500 MA 32,0 Tage

Bis zu 50 MA 30,3 Tage

32,2 Tage

Mehr als 10.000 MA 34,4 Tage

Bis zu 10.000 MA 33,5 Tage


Mitarbeiter Tage


Wir haben bei Cisco „klare Verhältnisse“: In unserem „People Deal“ haben wir festgelegt, dass wir hohe Leistung und vollen Einsatz verlangen, aber auch sehr klar gesagt, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dafür bekommen. Nämlich ganz viel Vertrauen und Eigenverantwortung, auch beim Urlaub: Es gibt bei Cisco unzählige Möglichkeiten, nicht zu arbeiten: regulärer Urlaub, zusätzlich am eigenen Geburtstag, um Zeit für soziale Projekte zu haben, für familiäre Notfälle, für eine Weltreise, gegen Entgeltumwandlung.

Als Arbeitgeber vertrauen wir darauf, dass jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter das so macht, dass die oder der einzelne und das ganze Team weiterhin erfolgreich sind.“

Anke Schütze

Anke Schütze, Workforce Business Development Manager, Cisco Deutschland




Vielverdiener würden sich mehr Auszeit als Geringverdiener nehmen Steht die gewünschte Anzahl an Urlaubstagen mit dem Einkommen der Arbeitnehmer in Verbindung? Laut Studie: ja! Vielverdiener wünschen sich rund vier Tage mehr Urlaub als Geringverdiener. Dabei spielen vermutlich auch die finanziellen Möglichkeiten eine Rolle, auch etwas mit dem Urlaub anfangen zu können.

32,2 TageGesamt

30,0 TageUnter 1.500€

30,1 Tage1.500€ bis <2.000€

33,1 Tage2.000€ bis <2.500€

32,4 Tage2.500€ bis <3.000€

33,9 Tage3.000€ oder mehr

32,6 TageKeine Angabe


Monatlicher Brutto-Lohn Tage


Eine zunehmende Zahl von Arbeitgebern bietet ihren Mitarbeitern an, selbst zu bestimmen, wie viel Urlaub sie nehmen wollen. Oft sind es Startups, die noch keine gefestigte Organisationsstruktur haben und mit diesem verlockenden Angebot gute Mitarbeiter werben wollen. Der sogenannte Vertrauensurlaub ist allerdings nur schwierig mit den rechtlichen Rahmenbedingungen vereinbar. Wer fünf Tage die Woche arbeitet, hat einen Mindestanspruch von 20 Urlaubstagen im Kalenderjahr. Davon darf nicht zu Lasten der Arbeitnehmer abgewichen werden. Vertrauensurlaub führt mit Sicherheit dazu, dass einzelne Arbeitnehmer weniger als ihren gesetzlichen Mindesturlaub einreichen. Dafür wird es verschiedene Gründe geben: sei es, weil Arbeitnehmer ein schlechtes Gewissen fürchten, der Konkurrenzdruck zu groß ist oder Arbeitnehmer schlicht Angst vor dem Chef haben. Die für Arbeitgeber und Arbeitnehmer zwingenden gesetzlichen Regelungen sollen den Arbeitnehmer aber gerade davor schützen, dass – egal aus welchen Gründen – zu wenig Urlaub gewährt wird.“

Jens Niehl

Jens Niehl, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht


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https://www.xing.com/news/klartext/vertrauensurlaub-schafft-mehr-probleme-als-freude-2603

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4. KAPITEL

Sabbatical


Haben Sie schon einmal eine längere Auszeit genommen oder planen dies zu tun?

Ein Drittel der deutschen Arbeitnehmer steht einer längeren Auszeit positiv gegenüber Was wie ein kleiner Traum klingt, ist für jeden zehnten der Befragten Wirklichkeit gewor-den: Rund 11 % der Deutschen haben schon einmal eine längere Auszeit genommen, für ein Viertel aller Befragten besteht jedoch der Wunsch nach einer längeren Auszeit. Eine längere Auszeit kommt aber auch nicht für alle in Frage: Die Mehrheit der befragten Teil-nehmer hat sich bisher noch keine längere Auszeit genommen oder ist sogar gar nicht daran interessiert.

11,1 %

22,8 %

67,0 %Nein, weder noch

Ich möchte gerne eine längere Auszeit nehmen

Ich habe schon einmal eine längere Auszeit genommen


Falls der Wunsch nach einer längeren Auszeit besteht, wurde dieser von Ihrem Arbeitgeber gewährt?

Längere Auszeit noch oftmals Wunschdenken der deutschen Arbeitnehmer Auch wenn Interesse an einer längeren Auszeit besteht, hat das Gros der deutschen Arbeitnehmer ihren Wunsch (noch) nicht geäußert. Dies könnte aber auch dadurch begründet sein, dass die Hälfte aller Sabbatical-Anfragen der Teilnehmer abgelehnt und ein Drittel der Anfragen lediglich mit Einschränkungen genehmigt wurden.

15,2 %

22,9 %

53,2 %Ich habe meinen Wunsch (noch) nicht geäußert

Ja, aber mit Einschränkungen oder in geringerem Umfang als von mir gewünscht

Nein

8,7 %Ja

Repräsentative Befragung unter 231 festangestellten Arbeitnehmern in Deutschland, bei denen Interesse an einer längeren Auszeit besteht


Wir wollen unseren Mitarbeitern bewusst machen, dass es okay ist, ein Privatleben zu haben. Dass es okay ist, Dinge in Frage zu stellen, Spaß zu haben bei der Arbeit. Und sich dennoch ab und zu eine Pause zu wünschen.

Deswegen kann sich jeder Mitarbeiter von XING ein Sabbatical oder eine Auszeit nehmen. Denjenigen, denen ein Sabbatical aus welchen Gründen auch immer zu viel ist, bieten wir Dinge wie erweiterten Urlaub an. Dabei muss man sich ganz klar sein: Solche Regelungen zu haben, ist das Eine. Mindestens genauso wichtig ist es aber vorzuleben, dass es völlig in Ordnung ist, sie zu nutzen. Egal auf welcher Hierarchie jemand beschließt, eine Pause von seinem Job zu machen – in Deutschland trifft man noch oft auf „Das kann man doch nicht machen“-Unverständnis.

Wer reife, autonome und innovative Mitarbeiter haben möchte, muss ihnen auch auf Augenhöhe begegnen.“

Dr. Thomas Vollmoeller

Dr. Thomas Vollmoeller, Vorstand/CEO XING SE



Motivation der Deutschen für eine längere Auszeit

Erschöpfung als zentraler Faktor für den Wunsch nach einer längeren Auszeit Für die meisten der befragten Teilnehmer ist Erschöpfung der Hauptfaktor für den Wunsch nach einer Auszeit. Doch auch Zeit an sich scheint eine Motivation zu sein. Für rund 37 % der Befragten ist gar ein Ausbruch aus der Routine der zentrale Faktor für den Wunsch nach einer längeren Auszeit.

Änderung meiner familiären Situation 12,1 %

Ausreichender finanzieller Background 17,7 %

Ein zweites/neues berufliches Standbein aufbauen 8,7 %

Sonstiges 5,2 %

Zu wenig Zeit für etwas, das mir wirklich wichtig ist 41,1 %

Ausbruch aus der Routine 36,8 %

Erschöpfung 43,7 %


231 festangestellten Arbeitnehmern in Deutschland, bei denen Interesse

an einer längeren Auszeit besteht


Zu welchem Zweck würden Sie gerne eine längere Auszeit nehmen?

Längere Auszeit für geistige und körperliche Erholung Gilt die Erschöpfung für die meisten der Teilnehmer als Beweggrund für den Wunsch nach einer längeren Auszeit, so scheint es nicht überraschend, dass sich die Mehrheit (61 %) eine geistige bzw. körperliche Erholung erhofft. Auch eine größere Reise oder die Sehnsucht nach neuen Eindrücken und Inspirationen kann den Wunsch nach einer längeren Auszeit konkreter werden lassen. Eine Aus- und Weiterbildung ist nur für rund 17 % der Befragten als Beweggrund ausschlaggebend.

60,6 %

35,5 %

16,9 %

Geistige/körperliche Erholung

42,9 %Eine größere

Reise antreten

Sonstiges 6,5 %

Private Pflege (z.B. Kinder- oder Altenpflege) 9,5 %

Aus- und Weiterbildung

Neue Eindrücke und Inspirationen sammeln


231 festangestellten Arbeitnehmern in

Deutschland, bei denen Interesse an einer längeren

Auszeit besteht


Repräsentative Befragung unter 823 festangestellten Arbeitnehmern in Deutschland

Wird die Möglichkeit von längeren Auszeiten in Ihrem Unternehmen gefördert?

47,3 %Nein

19,8 %Ja

32,9 %Weiß ich nicht

Förderung von längeren Auszeiten? Nicht in jedem Unternehmen der FallFast die Hälfte der befragten Deutschen kann von ihrem Arbeitgeber keine Unterstüt-zung für eine längere Auszeit erwarten. Lediglich für rund ein Fünftel der Befragten wird eine längere Auszeit, z.B. durch die Möglichkeit, das Gehalt anteilig aufzusparen, ange-boten. Jedoch ist hier die Unwissenheit der Arbeitnehmer ein Thema: Rund 33 % wissen nicht, ob ihr Unternehmen eine längere Auszeit fördern würde.


In welchen Hierarchieebenen werden vorrangig längere Auszeiten genommen?

Eine längere Auszeit ist kaum gewünscht von Einsteigern und Geschäftsführung In deutschen Unternehmen herrscht häufig Unwissen darüber, welche Hierarchieebenen eine längere Auszeit in Anspruch nehmen. Klar wird jedoch, dass sich Einsteiger bzw. Ju-nioren und die Geschäftsführung sowie die Vorstandsebene am wenigsten eine Auszeit in Form eines Sabbaticals oder unbezahlten Urlaubs leisten. Arbeitnehmer ohne Führungs-rolle sowie Teamleiter (jeweils ca. 20 %) hingegen nehmen sich eher eine längere Auszeit als ihre Kollegen.

Ist in unserem Unternehmen grundsätzlich nicht möglich

Weiß ich nicht

Sonstige

Einsteiger/Junioren

Vorstandsebene

Management Board/ Geschäftsführung

Teamleiter/ Führungsposition

Nicht leitende Position

3,7 %

19,8%

13,8%

9,9 %

2,1 %

18,9 %

33,2 %

20,1 %


1.015 festangestellten Arbeitnehmern in

Deutschland


Die Deutschen sind pflichtbewusste und fleißige Arbeitnehmer – ohne Wunsch nach Erholung? Der XING Urlaubsreport macht deutlich, dass dieses Klischee in Teilen tatsächlich der Realität entspricht.

Die Urlaubswünsche der Befragten fallen sehr bescheiden aus und Erreichbarkeit im Urlaub scheint für sie eine Selbstverständ-lichkeit. So plagt die meisten Arbeitnehmer die Sorge, vor ihrer Auszeit wichtige Aufga-ben nicht mehr erledigen zu können. Unter diesen Vorzeichen scheint es kaum vorstell-bar, dass sie im Urlaub so richtig entspan-nen können.

Währenddessen scheint die jüngere Gene-ration, aufgewachsen in der digitalisierten Welt, das konventionelle Urlaubsmodell revolutionieren zu wollen. Die meisten der 18-39-Jährigen befürworten die Idee des unbegrenzten Urlaubs, wohingegen die 40-65-Jährigen eher daran zweifeln.

Insgesamt steht knapp über die Hälfte der befragten Deutschen dem Modell positiv gegenüber, das sich schon in einigen Un-ternehmen im erfolgreichen Modellversuch befindet. Sehen sie den „Urlaub ohne Ende“

etwa als Möglichkeit, sich eine längere Auszeit zu nehmen? Denn der Wunsch nach Sabbaticals – also einer längeren Auszeit – treibt weiterhin viele Deutsche um.

Unbegrenzter Urlaub könnte also ein wich-tiger Beitrag sein, um die starren Regeln und Strukturen rundum die Urlaubsplanung aufzubrechen.

Mit Bezug auf die Erkenntnisse des Urlaubsreports von XING ergeben sich folgende Handlungsempfehlungen:

FAZITURLAUBS- REPORT 2018


Priorisieren

Im Job stehen immer wichtige Ereignisse an. Sie müssen mit dem Privatleben in Balance gebracht werden: Je nach Lebenssituati-on haben neben dem Beruf auch andere Bereiche hohe Priorität. Sei es die eigene Gesundheit, die Partnerschaft, die Familie oder Freunde. Arbeitnehmer sollten darauf

achten, dass sie die Vorzüge von flexiblen Urlaubskonzepten für sich nutzen. Hier gilt es zu entscheiden, wann der Arbeitgeber einen wirklich braucht und zu welchem Zeitpunkt man sich am besten eine Auszeit nehmen kann.

Wenn die Kollegen dem Wunsch der längeren Auszeit zustimmen, dann kann der Chef kaum etwas einwenden. Sollte der Arbeitgeber sich allerdings quer stellen, sollten Arbeitnehmer mit ihrem Arbeitgeber in den Dialog treten und den Wunsch klar begründen.

Offen kommunizieren

Die Erledigung von Aufgaben, die Abstim-mung mit den Kollegen, der Wunsch nach einem Sabbatical oder einer längeren Auszeit – all das erfordert offene Kommuni-kation. Arbeitnehmer sollten offen mit ihren Kollegen über ihre Urlaubsplanung sprechen und sich ernstgemeinte Rückmeldung holen.

Grenzen setzen

Karriere ist zwar wichtig, jedoch sollte im Urlaub die körperliche und geistige Erholung an erster Stelle stehen. Müssen Erwerbstä-tige wirklich im Urlaub für Kollegen, Kun-den und Vorgesetzte erreichbar sein? Oder profitieren nicht alle Seiten davon, wenn

sie danach gut erholt an den Arbeitsplatz zurückkehren? Eine vollkommene Erholung ist nicht gewährleistet, wenn die Gedanken noch um das letzte Meeting oder die anste-henden Aufgaben kreisen. Also: Einfach auch mal abschalten!

Für Arbeitnehmer Unsere

Empfehlungen


Für Arbeitgeber Unsere

Empfehlungen

Auf Mitarbeiter vertrauen

Die Angst vieler Arbeitgeber, ihre Mitarbeiter könnten sich bei einem flexiblen Urlaubsmo-dell zu viele Urlaubstage nehmen, scheint unbegründet. Sowohl Praxisbeispiele als auch die Umfrageergebnisse zeigen, dass Arbeitnehmer im Schnitt kaum mehr Urlaub nehmen als bei starren Vorgaben. Das Kon-zept des unbegrenzten Urlaubs kann daher

Gesprächsbereit sein

Zahlreiche Mitarbeiter kommunizieren ihren Wunsch nach längeren Auszeiten nicht. Das sollte Unternehmen beunruhigen. Der Weg in die Frustration und bis zur inneren Kündigung ist dann nicht mehr weit. In der modernen Arbeitswelt sollten auch längere Auszeiten und Sabbaticals zum Repertoire

eine Möglichkeit sein, den eigenen Mitarbei-tern mehr Flexibilität zu geben und damit zu einer größe ren Zufriedenheit beizutra-gen. Arbeitgeber sollten aber auch im Auge behalten, dass ein flexibles Konzept nicht dazu führt, dass Mitarbeiter weniger Urlaub nehmen, als sie für ihre Erholung benötigen.

eines Unternehmens gehören. Klar kön-nen diese nicht immer umgehend gewährt werden, aber Arbeitgeber sollten sich zumin-dest gesprächsbereit zeigen und langfristig entsprechende Modelle verankern. Sonst ar-beiten die gefragten Talente bald woanders.

bei vielen in den Hintergrund. Arbeitgeber sollten sich im Sinne einer nachhaltigen Mitarbeiterzufriedenheit aktiv gegen eine durchgängige Erreichbarkeit im Urlaub aus-sprechen und dafür Sorge tragen, dass die Verantwortung an direkte Kollegen überge-ben wird.

Erholung ermöglichen

Arbeitnehmer setzen sich oftmals auch im Urlaub unter Druck, ihre Kollegen, Kunden oder Vorgesetzte nicht zu enttäuschen und rufen selbst in ihrer freien Zeit E-Mails ab, um schnell auf wichtige Nachfragen zu antworten. Der eigentliche Sinn eines Ur-laubs, die Erholung vom Arbeitsalltag, rückt


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