YENZ August ZEIT FÜR HÖRBÜCHER/HÖRSPIELE€¦ · Camilla Läckberg: Golden Cage. Trau ihm...

1
August ZEIT FÜR HÖRBÜCHER/HÖRSPIELE YENZ 2019 Telefon: 07042-91949 / E-Mail: yenz @ vkz.de NEWS/NEWS/NEWS/NEWS Elizabeth George: Wer Strafe verdient. Gelesen von Stefan Wilkening. Der Hörverlag, 3 mp3-CDs, ca. 20 Stunden 10 Minuten, 26,00 Euro. Das Buch ist bei Goldmann erschienen. Phänomenal skizziert Es gibt Fehler, die sind schwerwiegend. Wie schwerwiegend, erzählt Elizabeth George in ihrem neuen Werk „Wer Strafe verdient“. Und gleich vorweg: Um zu erfahren, ob sich der Diakon in dem englischen Örtchen Ludlow selbst umge- bracht hat oder ermordet wurde, gilt es, mehr als zwanzig Stunden lang der angenehmen Stimme von Stefan Wilke- ning zuzuhören. Das mag sich ewig anhören, ist aber eine gute Alternative zur Buchversion, bei der man sich immerhin fast 900 Seiten vorknöpfen müsste. Zwar hat auch die ge- kürzte Lesung ihre Längen. Trotzdem: Die Herangehenswei- se von George, die misslichen und scheinbar aussichtslosen Lebenslagen ihrer Figuren zu skizzieren, ist phänomenal. Fa- zit: „Wer Strafe verdient“ ist ein Muss für alle Fans der In- spector-Lynley-Reihe und eine gute Gelegenheit für alle an- deren, ein Werk voller psychologischer Feingespür zu entde- cken. Aimee Molloy: Die Mutter. Ein Fehler und du verlierst alles. Gelesen von Julia Nachtmann. Der Audio Verlag, 1 mp3-CD, ca. 11 Stunden 13 Minuten, 19,99 Euro. Das Buch ist bei Rowohlt Polaris erschienen. Ursula Poznanski: Vanitas – Schwarz wie Erde. Gelesen von Luise Helm. Argon Verlag, 6 CDs, ca. 8 Stunden, 19,95 Euro. Das Buch ist bei Droemer Knaur erschienen. Voller Spannung Achtung, kleine Vorwarnung: Gegen Ende des Hörbuchs „Vanitas – Schwarz wie die Erde“ sollte man sich nichts Wichtiges vornehmen! Irgendwann ist es nämlich unmög- lich, die Stopp-Taste zu drücken. Die Sogwirkung, mit der man in der Geschichte festsitzt, ist einfach zu groß. Man fie- bert mit, man rätselt mit, man will es endlich wissen. Was steckt hinter diesen Morden? Wer muss noch sterben? Wer ist wer und wer hängt wie mit was und wem zusammen? Diese und viele weitere Fragen treiben voran, und als sich dann plötzlich alles auflöst, kriegt man riesige Augen. Was? Wie bitte? Unglaublich! Hut ab! Ursula Poznaski ist eine Meisterin der Überraschungsmomente. Immer wieder gelin- gen ihr außerdem Szenen voller Spannung. Dass diese in der Lesung absolut packend zur Geltung kommen, ist der Spre- cherin Luise Helm zu verdanken. Sie macht Angst hörbar. Atemberaubend! Arno Strobel: Im Kopf der Mörders Toter Schrei. Gelesen von Götz Otto. Audio Media, 6 CDs, ca. 440 Minuten, 13,95 Euro. Das Buch ist bei Fischer Verlag erschienen. Fulminanter Abschluss Das ist er also – der Abschluss der Thriller-Triologie um den Ermittler Max Bischoff. Was ihm in „Toter Schrei“ (Band 3) widerfährt, wünscht man niemandem: Seine Schwester wird von einem Unbekannten entführt und dieser will, dass er zum Mörder wird – sonst muss seine Schwester sterben. Klar ist, dass Bischoff seine Schwester retten möchte. Doch kann das gelingen? Klasse in der Hörbuchversion ist, dass Götz Otto die Geschichte erzählt. Seine Stimme hat einen ange- nehmen Klang, er liest ruhig, deutlich, klar und gut akzentu- iert. Wer kann, wird nur im Notfall den Pause-Knopf drü- cken wollen. Unter anderem auch deshalb, weil es Arno Strobel aufs Vortrefflichste versteht, Spannung zu erzeugen und seine Verwirrspiele am Ende schlüssig aufzulösen. Scha- de also, dass die Triologie nun zu Ende ist. Ein fulminanter Abschluss. Krasses Ende Rache ist süß! Ganz nach diesem Motto geht es in dem Hör- buch „Golden Cage“ von Camilla Läckberg darum, wie die Hauptperson in der Geschichte auf die Erniedrigung, Schmach und Unterdrückung von Männern reagiert. Natür- lich ist diese Hauptperson eine Frau. Mehr sei an dieser Stel- le nicht verraten. Nur so viel: Was Vera Teltz rund acht Stun- den lang erzählt, fesselt. Es ist die Geschichte einer Frau, die scheinbar aus dem Nichts kommt und dann vom Aschenput- tel zur Prinzessin wird. Zumindest hat sie irgendwann einen reichen Mann an ihrer Seite, doch macht sie das tatsächlich glücklich? Kleiner Tipp: Am besten vorher nicht den „Klap- pentext“ lesen, sondern einfach nur die CD einlegen und anfangen zu hören. Ein Appetizer ist nicht notwendig, denn bis zum Ende durchzuhalten, ist ein Kinderspiel: Man will wissen, ob und wie die Rache funktioniert. Das Ende ist der Hammer! Mary Higgins Clark: Du bist in meiner Hand. Gelesen von Michou Friesz. Random House Audio, 6 CDs, ca. 6 Stunden 22 Minuten, 20 Euro. Das Buch ist bei Heyne erschienen. Tipp: Kürzlich ist von der Autorin ein weiterer empfehlenswerter Titel erschienen: „Mit deinem letzten Atemzug“. Klassisch gut Übersichtlich. Mit diesem Wort lässt sich die Geschichte, die die Bestsellerautorin Mary Higgins Clark mit „Du bist in mei- ner Hand“ erzählt, wohl am trefflichsten umschreiben. Durch die ruhige und sachliche Stimme, mit der die Sprecherin Mi- chou Frisz das Werk vorträgt, wird diese Übersichtlichkeit auf angenehme Art und Weise verstärkt. Viel Konzentration ist nicht nötig, um den Verbindungssträngen zu folgen. Und das, obwohl einige Protagonisten auftauchen. Zwar mag die schnörkellose Linie stellenweise etwas langweilig erscheinen und aufmerksame Hörer werden bereits lange vor der Auflö- sung erahnen, um wen es sich bei dem Mörder der 18-jäh- rigen Kerry handelt. Aber sei’s drum: Nicht jeder Krimi muss mit überraschenden Wendungen und Knalleffekten aufwar- ten. Was hier präsentiert wird, ist ordentliches Handwerk und klassisch gute Unterhaltung. Manchmal reicht das aus. Egal ob im Auto, im Zug, beim Sport oder bei der Hausarbeit: Hörbücher sind wunderbares Kopfkino und eine gute Möglichkeit für Leser, noch mehr Literatur in ihren Alltag zu bringen. Ihr wollt es auch mal ausprobieren, braucht aber Vorschläge? Kein Problem: Unsere YENZ-Mitarbeiterin Tanja Liebmann hat für euch ein paar Hörbücher Probe gehört. Viel Spaß beim Lesen und Lauschen wünscht eure YENZ-Redaktion! HÖRBUCH -TEST Camilla Läckberg: Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem. Gelesen von Vera Teltz. Hörbuch Hamburg, 2 mp3-CDs, ca. 480 Minuten, 19 Euro. Das Buch ist bei List/Ullstein erschienen. Mattes Debüt Gleich vorweg: Dieses Hörbuch kann gefallen. Vor allem, weil es die Schauspielerin Julia Nachtmann liest, und zwar so, wie man Hörbücher lesen sollte: Ruhig, deutlich, span- nungsgeladen. Allerdings MUSS dieses Hörbuch nicht gefal- len, und wenn dies so ist, könnte das an seinem diffusen In- halt liegen. Zwar hätte „Die Mutter. Ein Fehler und du ver- lierst alles“ vom Kerngedanken her das Zeug dazu, als eine Mischung aus Gesellschaftskritik und Thriller richtig gut zu sein. Doch leider hat Aimee Molloy ihrem Debüt noch nicht den nötigen Schliff gegeben, um auf ganzer Linie zu über- zeugen. Klar ist es gut, wenn die Hörer etwas zum Rätseln haben und in die Irre geführt werden. Molloy aber verwirrt zu viel und fokussiert zu wenig. Zudem wirkt am Ende so manches wie an den Haaren herbeigezogen. Schade – mit ihren guten Ideen hätte die Autorin mehr Glanzpunkte set- zen können.

Transcript of YENZ August ZEIT FÜR HÖRBÜCHER/HÖRSPIELE€¦ · Camilla Läckberg: Golden Cage. Trau ihm...

  • August ZEIT FÜR HÖRBÜCHER/HÖRSPIELE

    YENZ August

    YENZYENZYENZ2019

    Telefon: 0 70 42 - 9 19 49 / E - M a i l : y e n z @ v k z . d e

    NEWS/NEWS/NEWS/NEWS

    Elizabeth George: Wer Strafe verdient. Gelesen von Stefan Wilkening. Der Hörverlag, 3 mp3-CDs, ca. 20 Stunden 10 Minuten, 26,00 Euro. Das Buch ist bei Goldmann erschienen.

    Phänomenal skizziertEs gibt Fehler, die sind schwerwiegend. Wie schwerwiegend, erzählt Elizabeth George in ihrem neuen Werk „Wer Strafe verdient“. Und gleich vorweg: Um zu erfahren, ob sich der Diakon in dem englischen Örtchen Ludlow selbst umge-bracht hat oder ermordet wurde, gilt es, mehr als zwanzig Stunden lang der angenehmen Stimme von Stefan Wilke-ning zuzuhören. Das mag sich ewig anhören, ist aber eine gute Alternative zur Buchversion, bei der man sich immerhin fast 900 Seiten vorknöpfen müsste. Zwar hat auch die ge-kürzte Lesung ihre Längen. Trotzdem: Die Herangehenswei-se von George, die misslichen und scheinbar aussichtslosen Lebenslagen ihrer Figuren zu skizzieren, ist phänomenal. Fa-zit: „Wer Strafe verdient“ ist ein Muss für alle Fans der In-spector-Lynley-Reihe und eine gute Gelegenheit für alle an-deren, ein Werk voller psychologischer Feingespür zu entde-cken.

    Aimee Molloy: Die Mutter. Ein Fehler und du verlierst alles.Gelesen von Julia Nachtmann. Der Audio Verlag, 1 mp3-CD, ca. 11 Stunden 13 Minuten, 19,99 Euro. Das Buch ist bei Rowohlt Polaris erschienen.

    Ursula Poznanski: Vanitas – Schwarz wie Erde. Gelesen von Luise Helm. Argon Verlag, 6 CDs, ca. 8 Stunden, 19,95 Euro. Das Buch ist bei Droemer Knaur erschienen.

    Voller SpannungAchtung, kleine Vorwarnung: Gegen Ende des Hörbuchs „Vanitas – Schwarz wie die Erde“ sollte man sich nichts Wichtiges vornehmen! Irgendwann ist es nämlich unmög-lich, die Stopp-Taste zu drücken. Die Sogwirkung, mit der man in der Geschichte festsitzt, ist einfach zu groß. Man fie-bert mit, man rätselt mit, man will es endlich wissen. Was steckt hinter diesen Morden? Wer muss noch sterben? Wer ist wer und wer hängt wie mit was und wem zusammen? Diese und viele weitere Fragen treiben voran, und als sich dann plötzlich alles auflöst, kriegt man riesige Augen. Was? Wie bitte? Unglaublich! Hut ab! Ursula Poznaski ist eine Meisterin der Überraschungsmomente. Immer wieder gelin-gen ihr außerdem Szenen voller Spannung. Dass diese in der Lesung absolut packend zur Geltung kommen, ist der Spre-cherin Luise Helm zu verdanken. Sie macht Angst hörbar. Atemberaubend!

    Arno Strobel: Im Kopf der Mörders Toter Schrei. Gelesen von Götz Otto. Audio Media, 6 CDs, ca. 440 Minuten, 13,95 Euro. Das Buch ist bei Fischer Verlag erschienen.

    Fulminanter AbschlussDas ist er also – der Abschluss der Thriller-Triologie um den Ermittler Max Bischoff. Was ihm in „Toter Schrei“ (Band 3) widerfährt, wünscht man niemandem: Seine Schwester wird von einem Unbekannten entführt und dieser will, dass er zum Mörder wird – sonst muss seine Schwester sterben. Klar ist, dass Bischoff seine Schwester retten möchte. Doch kann das gelingen? Klasse in der Hörbuchversion ist, dass Götz Otto die Geschichte erzählt. Seine Stimme hat einen ange-nehmen Klang, er liest ruhig, deutlich, klar und gut akzentu-iert. Wer kann, wird nur im Notfall den Pause-Knopf drü-cken wollen. Unter anderem auch deshalb, weil es Arno Strobel aufs Vortrefflichste versteht, Spannung zu erzeugen und seine Verwirrspiele am Ende schlüssig aufzulösen. Scha-de also, dass die Triologie nun zu Ende ist. Ein fulminanter Abschluss.

    Krasses EndeRache ist süß! Ganz nach diesem Motto geht es in dem Hör-buch „Golden Cage“ von Camilla Läckberg darum, wie die Hauptperson in der Geschichte auf die Erniedrigung, Schmach und Unterdrückung von Männern reagiert. Natür-lich ist diese Hauptperson eine Frau. Mehr sei an dieser Stel-le nicht verraten. Nur so viel: Was Vera Teltz rund acht Stun-den lang erzählt, fesselt. Es ist die Geschichte einer Frau, die scheinbar aus dem Nichts kommt und dann vom Aschenput-tel zur Prinzessin wird. Zumindest hat sie irgendwann einen reichen Mann an ihrer Seite, doch macht sie das tatsächlich glücklich? Kleiner Tipp: Am besten vorher nicht den „Klap-pentext“ lesen, sondern einfach nur die CD einlegen und anfangen zu hören. Ein Appetizer ist nicht notwendig, denn bis zum Ende durchzuhalten, ist ein Kinderspiel: Man will wissen, ob und wie die Rache funktioniert. Das Ende ist der Hammer!

    Mary Higgins Clark: Du bist in meiner Hand. Gelesen von Michou Friesz. Random House Audio, 6 CDs, ca. 6 Stunden 22 Minuten, 20 Euro. Das Buch ist bei Heyne erschienen. Tipp: Kürzlich ist von der Autorin ein weiterer empfehlenswerter Titel erschienen: „Mit deinem letzten Atemzug“.

    Klassisch gutÜbersichtlich. Mit diesem Wort lässt sich die Geschichte, die die Bestsellerautorin Mary Higgins Clark mit „Du bist in mei-ner Hand“ erzählt, wohl am trefflichsten umschreiben. Durch die ruhige und sachliche Stimme, mit der die Sprecherin Mi-chou Frisz das Werk vorträgt, wird diese Übersichtlichkeit auf angenehme Art und Weise verstärkt. Viel Konzentration ist nicht nötig, um den Verbindungssträngen zu folgen. Und das, obwohl einige Protagonisten auftauchen. Zwar mag die schnörkellose Linie stellenweise etwas langweilig erscheinen und aufmerksame Hörer werden bereits lange vor der Auflö-sung erahnen, um wen es sich bei dem Mörder der 18-jäh-rigen Kerry handelt. Aber sei’s drum: Nicht jeder Krimi muss mit überraschenden Wendungen und Knalleffekten aufwar-ten. Was hier präsentiert wird, ist ordentliches Handwerk und klassisch gute Unterhaltung. Manchmal reicht das aus.

    Egal ob im Auto, im Zug, beim Sport oder bei der Hausarbeit: Hörbücher sind wunderbares Kopfkino und eine gute Möglichkeit für Leser, noch mehr Literatur in ihren Alltag zu bringen. Ihr wollt es auch mal ausprobieren, braucht aber Vorschläge? Kein Problem: Unsere YENZ-Mitarbeiterin Tanja Liebmann hat für euch ein paar Hörbücher Probe gehört.

    Viel Spaß beim Lesen und Lauschen wünscht eure YENZ-Redaktion!

    HÖRBUCH-TEST

    Camilla Läckberg: Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem. Gelesen von Vera Teltz. Hörbuch Hamburg, 2 mp3-CDs,ca. 480 Minuten, 19 Euro. Das Buch ist bei List/Ullstein erschienen.

    Mattes DebütGleich vorweg: Dieses Hörbuch kann gefallen. Vor allem, weil es die Schauspielerin Julia Nachtmann liest, und zwar so, wie man Hörbücher lesen sollte: Ruhig, deutlich, span-nungsgeladen. Allerdings MUSS dieses Hörbuch nicht gefal-len, und wenn dies so ist, könnte das an seinem diffusen In-halt liegen. Zwar hätte „Die Mutter. Ein Fehler und du ver-lierst alles“ vom Kerngedanken her das Zeug dazu, als eine Mischung aus Gesellschaftskritik und Thriller richtig gut zu sein. Doch leider hat Aimee Molloy ihrem Debüt noch nicht den nötigen Schliff gegeben, um auf ganzer Linie zu über-zeugen. Klar ist es gut, wenn die Hörer etwas zum Rätseln haben und in die Irre geführt werden. Molloy aber verwirrt zu viel und fokussiert zu wenig. Zudem wirkt am Ende so manches wie an den Haaren herbeigezogen. Schade – mit ihren guten Ideen hätte die Autorin mehr Glanzpunkte set-zen können.