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BESPRECHUNGEN 1575 BESPRECHUNGEN Bekanntschaft mit der Landschaft. Geologie erlebt. Von H. RID, Rowohlt-Verlag, Hamburg 1972, 153 S. m. 88 Abbn.; Preis DM 4,80. In dem reich illustrierten Taschenbuch wird die dauernde Umwandlung der Erdoberfläche durch geo- logische Kräfte und die Erdgeschichte dargestellt. Der Verfasser kann dabei aufgrund seiner ausgedehnten Reisen als Fachmann für Landwirtschaft und Boden- kunde viel aus eigener Anschauung lebendig berichten. Der Text liest sich flüssig. Der Fachmann bemerkt einige unscharfe Erklärungen usw., die sich aber leicht ausmerzen lassen (u. a. S. 20 Regression und Verwer- fung; S. 21 eprogenetisch statt isostatische Bewegung; S. 23 gewaltige Balastungen der Erdkruste durch Mee- resbedeckung — vgl. Dichte Wasser Gestein bzw. Ur- sache—Wirkung; S. 24 statt Oberrheinische Tiefebene jetzt besser Oberrheinlande für die Landschaft; zwi- schen Inselbergen und Zeugenbergen sollte unterschie- den werden; S. 51 neue Lagerstätten entstehen auch heute noch, vgl. Rotes Meer; S. 62 die größte Bohrtiefe dürfte heute bei 10,9 km Tiefe liegen; S. 65 Pollen- analyse wird nicht nur im Quartär, sondern auch in älteren Systemen (nicht mehr Formationen) betrieben; auf der Tabelle S. 138 muß das Holozän nach oben ge- rückt werden). Für den Laien stellt das Buch sicher eine unterhalt- same Lektüre dar, die mit viel Liebe geschrieben wurde. Bedauerlich finde ich, daß auf die recht guten und auch farbigen Abbildungen im Text nicht hinge- wiesen wird. Abbildungen sollten doch mehr als nur schöne Illustration sein. Gerade bei einem solchen Buch müßte der interessierte Leser auf die Möglichkeiten hingewiesen werden, die sich ihm erschließen, wenn er Text und Abbildung zugleich verarbeitet. Ebenso lassen die „Querverbindungen" zwischen einzelnen Begriffen zu wünschen übrig, die eng miteinander in Beziehung stehen, d. h. es fehlen Seitenverweise auf verwandte Themen (z. B. bei Bänderton, Eiszeiten und der Strah- lungskurve; letztere wäre besser weggelassen worden, da diese sehr geistvolle Idee MILANKOVITSCHS immer noch nicht mit den geologischen Realitäten zur Deckung gebracht werden kann). Ein durchaus mögliches aus- führliches Stichwortverzeichnis (S. 154) könnte das Buch noch besesr erschließbar machen. R. GERMAN, Tübingen. Kartographie in Stichworten, Band I, II und III. Von H. WILHELMY, Verlag Ferdinand Hirt, Kiel 1972. Band I, 100 S. m. 78 Abbn.; Preis DM 11,80. Band II, 104 S. m. 30 Abbn.; Preis DM 11,80. Band III, 188 S. m. 129 Abbn.; Preis DM 14,80. Die Kartographie in Stichworten liegt in 2. erweiter- ter und überarbeiteter Auflage vor. Der Aufbau ist logisch und klar: I. Kartenprojektionen, II. Karten- inhalt und Kartenwerke, III. Thematische Kartogra- phie. Welche Informationsmöglichkeiten diese Bände bie- ten, vermag erst die eingehende Lektüre zu zeigen: Band I bringt eine Zeittafel der Geschichte der Karto- graphie, die Darstellung der verschiedenen Abbildungs- möglichkeiten der Erde (Karte, Profil, Blockdiagramm, Relief, Globus) und schließlich eine lange Darstellung der verschiedenen Kartenprojektionen. Nicht jeder Geowissenschaftler dürfte sämtliche Arten kennen. Band II stellt zuerst die verschiedenen Elemente einer Karte dar, die zu ihrem Verständnis nötig sind. Die verschiedenen Möglichkeiten der Kartenaufnahme und die Kartenwerke der wichtigsten Länder werden an- schließend besprochen. Den Schluß dieses Bandes bildet eine praktische Anleitung im Auswerten topographi- scher Karten. Der letzte und umfangreichste Band schließlich ist der Klassifikation, der Methode und den Darstellungstypen thematischer Karten und der Tech- nik thematischer Kartendarstellung gewidmet. Die zahlreichen Abbildungen zeigen, welche Vielfalt an Dar- stellungsmöglichkeiten gerade die thematische Karto- graphie bietet. Alle Bände zeichnet ein knapper Text, viele Litera- turhinweise für die einzelnen Sachgebiete, viele Abbil- dungen und je ein Sachregister aus. Dadurch, daß der Inhalt der Bände nicht nur Stichworte enthält, sondern zu knappen und knappsten Sätzen gekürzt ist, hat das Werk auch für diejenigen Bedeutung, die sich erst in dieses Gebiet einarbeiten möchten. Die Tatsache, daß ein Geograph der Verfasser dieser Kartographie in Stichworten ist, hat bei der schwierigen Materie, beson- ders bei Band I dazu beigetragen, daß sie für den mathematisch nicht vorbelasteten Leser verständlich ist. Keine Formeln erleichtern das Verständnis. Das ent- spricht den Realitäten der Praxis. Wieviel Studenten der Geographie, welche die vielen Seminare über Kar- tenkunde besuchen, bringen mathematische Vorkennt- nisse mit? Das Werk ist aus der Praxis für die Praxis geschrieben. Die reiche Erfahrung des Verfassers in Forschung und Lehre hat zweifellos hier ihren Nieder- schlag gefunden. Den Bänden ist weite Verbreitung zu wünschen. R. GERMAN, Tübingen. Weltwirtschaftspflanzen. Von P. SCHUTT, Paul Paray, Ber- lin 1972, 228 S. m. 42 Abbn.; Preis DM 2 4 , - . Das Buch „Weltwirtschaftspflanzen" soll eine Lücke im deutschen Schrifttum ausfüllen, die, besonders im Hinblick auf die Kulturpflanzen der warmen Länder und in Anbetracht des Einsatzes deutscher Landwirte in der 3. Welt, den interessierten und in Wirtschafts- und Ernährungsfragen engagierten Deutschen offenkundig ist. Das Werk beschäftigt sich ausschließlich mit den landwirtschaftlichen Kulturpflanzen der Weltwirtschaft, die Rohstofflieferanten der Forstwirtschaft und die Nutzung nicht in Kultur stehender Bestände, z. B. des

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BESPRECHUNGEN 1575

BESPRECHUNGEN

Bekanntschaft mit der Landschaft. Geologie erlebt. Von H. RID, Rowohlt-Verlag, Hamburg 1972, 153 S. m. 88 Abbn. ; Preis DM 4,80.

In dem reich illustrierten Taschenbuch wird die dauernde Umwandlung der Erdoberfläche durch geo-logische Kräfte und die Erdgeschichte dargestellt. Der Verfasser kann dabei aufgrund seiner ausgedehnten Reisen als Fachmann für Landwirtschaft und Boden-kunde viel aus eigener Anschauung lebendig berichten. Der Text liest sich flüssig. Der Fachmann bemerkt einige unscharfe Erklärungen usw., die sich aber leicht ausmerzen lassen (u. a. S. 20 Regression und Verwer-fung; S. 21 eprogenetisch statt isostatische Bewegung; S. 23 gewaltige Balastungen der Erdkruste durch Mee-resbedeckung — vgl. Dichte Wasser — Gestein bzw. Ur-sache—Wirkung; S. 24 statt Oberrheinische Tiefebene jetzt besser Oberrheinlande für die Landschaft; zwi-schen Inselbergen und Zeugenbergen sollte unterschie-den werden; S. 51 neue Lagerstätten entstehen auch heute noch, vgl. Rotes Meer; S. 62 die größte Bohrtiefe dürfte heute bei 10,9 km Tiefe liegen; S. 65 Pollen-analyse wird nicht nur im Quartär, sondern auch in älteren Systemen (nicht mehr Formationen) betrieben; auf der Tabelle S. 138 muß das Holozän nach oben ge-rückt werden).

Für den Laien stellt das Buch sicher eine unterhalt-same Lektüre dar, die mit viel Liebe geschrieben wurde. Bedauerlich finde ich, daß auf die recht guten und auch farbigen Abbildungen im Text nicht hinge-wiesen wird. Abbildungen sollten doch mehr als nur schöne Illustration sein. Gerade bei einem solchen Buch müßte der interessierte Leser auf die Möglichkeiten hingewiesen werden, die sich ihm erschließen, wenn er Text und Abbildung zugleich verarbeitet. Ebenso lassen die „Querverbindungen" zwischen einzelnen Begriffen zu wünschen übrig, die eng miteinander in Beziehung stehen, d. h. es fehlen Seitenverweise auf verwandte Themen (z. B. bei Bänderton, Eiszeiten und der Strah-lungskurve; letztere wäre besser weggelassen worden, da diese sehr geistvolle Idee M I L A N K O V I T S C H S immer noch nicht mit den geologischen Realitäten zur Deckung gebracht werden kann). Ein durchaus mögliches aus-führliches Stichwortverzeichnis (S. 154) könnte das Buch noch besesr erschließbar machen.

R. G E R M A N , Tübingen.

Kartographie in Stichworten, Band I, II und III. Von H. WILHELMY, Verlag Ferdinand Hirt, Kiel 1972. Band I, 100 S. m. 78 Abbn. ; Preis DM 11,80. Band II, 104 S. m. 30 Abbn. ; Preis DM 11,80. Band III, 188 S. m. 129 Abbn. ; Preis DM 14,80.

Die Kartographie in Stichworten liegt in 2. erweiter-ter und überarbeiteter Auflage vor. Der Aufbau ist logisch und klar: I. Kartenprojektionen, II. Karten-inhalt und Kartenwerke, III. Thematische Kartogra-phie.

Welche Informationsmöglichkeiten diese Bände bie-ten, vermag erst die eingehende Lektüre zu zeigen: Band I bringt eine Zeittafel der Geschichte der Karto-graphie, die Darstellung der verschiedenen Abbildungs-möglichkeiten der Erde (Karte, Profil, Blockdiagramm, Relief, Globus) und schließlich eine lange Darstellung der verschiedenen Kartenprojektionen. Nicht jeder Geowissenschaftler dürfte sämtliche Arten kennen. Band II stellt zuerst die verschiedenen Elemente einer Karte dar, die zu ihrem Verständnis nötig sind. Die verschiedenen Möglichkeiten der Kartenaufnahme und die Kartenwerke der wichtigsten Länder werden an-schließend besprochen. Den Schluß dieses Bandes bildet eine praktische Anleitung im Auswerten topographi-scher Karten. Der letzte und umfangreichste Band schließlich ist der Klassifikation, der Methode und den Darstellungstypen thematischer Karten und der Tech-nik thematischer Kartendarstellung gewidmet. Die zahlreichen Abbildungen zeigen, welche Vielfalt an Dar-stellungsmöglichkeiten gerade die thematische Karto-graphie bietet.

Alle Bände zeichnet ein knapper Text, viele Litera-turhinweise für die einzelnen Sachgebiete, viele Abbil-dungen und je ein Sachregister aus. Dadurch, daß der Inhalt der Bände nicht nur Stichworte enthält, sondern zu knappen und knappsten Sätzen gekürzt ist, hat das Werk auch für diejenigen Bedeutung, die sich erst in dieses Gebiet einarbeiten möchten. Die Tatsache, daß ein Geograph der Verfasser dieser Kartographie in Stichworten ist, hat bei der schwierigen Materie, beson-ders bei Band I dazu beigetragen, daß sie für den mathematisch nicht vorbelasteten Leser verständlich ist. Keine Formeln erleichtern das Verständnis. Das ent-spricht den Realitäten der Praxis. Wieviel Studenten der Geographie, welche die vielen Seminare über Kar-tenkunde besuchen, bringen mathematische Vorkennt-nisse mit? Das Werk ist aus der Praxis für die Praxis geschrieben. Die reiche Erfahrung des Verfassers in Forschung und Lehre hat zweifellos hier ihren Nieder-schlag gefunden. Den Bänden ist weite Verbreitung zu wünschen. R. G E R M A N , Tübingen.

Weltwirtschaftspflanzen. Von P. SCHUTT, Paul Paray, Ber-lin 1972, 228 S. m. 42 Abbn. ; Preis DM 2 4 , - .

Das Buch „Weltwirtschaftspflanzen" soll eine Lücke im deutschen Schrifttum ausfüllen, die, besonders im Hinblick auf die Kulturpflanzen der warmen Länder und in Anbetracht des Einsatzes deutscher Landwirte in der 3. Welt, den interessierten und in Wirtschafts- und Ernährungsfragen engagierten Deutschen offenkundig ist.

Das Werk beschäftigt sich ausschließlich mit den landwirtschaftlichen Kulturpflanzen der Weltwirtschaft, die Rohstofflieferanten der Forstwirtschaft und die Nutzung nicht in Kultur stehender Bestände, z. B. des

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Quebrachos für die Gerbstoffindustrie, sind nicht er-wähnt.

Die Gliederung ist übersichtlich. Hauptabschnitte sind: Getreide, andere Kohlehydrate-speichernde Pflan-zen, Ölpflanzen, Faserpflanzen, Genußmittel-liefernde Pflanzen, Südfrüchte und sonstige (hier Kautschuk und Hopfen). Die Auswahl der einzelnen Kulturpflanzen entspricht nicht immer ihrer Bedeutung in der Welt-wirtschaft. Es wurden Pflanzen mit fast nur lokaler Be-deutung wie Ramie und Kola behandelt und Kultur-pflanzen mit großer weltwirtschaftlicher Bedeutung wie der Wein (die meist gebaute Obstfrucht überhaupt) und Gewürzpflanzen, z. B. Pfeffer, nicht erwähnt.

Das Buch ist mit sehr schönen Zeichnungen (von L. H Ü T H E R ) der Pflanzen und ihrer wichtigsten Teile, mit Anbaukarten und vielen tabellarischen Übersichten aus-gestattet. Daß den Tabellen die Überschriften fehlen, erschwert eine schnelle Information. Außerdem sind die letzten Produktionszahlen in der Begel aus dem Jahr 1968, und einige Tabellen zeigen offensichtlich fehler-hafte Angaben. Beispiele hierzu sind: die Zusammen-setzung frischer Batateknollen (S. 78) oder der Glyce-rinrest verschiedener Pflanzenöle (S. 83).

Die Zahl der Irrtümer, die sich in dieses Buch ein-geschlichen haben, ist sehr groß, sie erstrecken sich von Druckfehlern (Colocasia nicht Colocaria, S. 56) über Fehler in botanischen Einzelheiten (der Gynophor der Erdnuß zeigt eine positiv-, nicht negativ-geotropische Reaktion, wenn er in die Erde wächst, S. 99), falschen Angaben über Anbaubedingungen (z. B. daß der Mais

anspruchslos an Boden und Klima ist, S. 39, und mit einer Regenmenge von 200 mm in der Vegetations-periode auskommt, S. 44), falsche Angaben über An-baumethoden (die Rapsernte wird in den meisten An-baugebieten nicht mehr mit dem Bindemäher vorge-nommen, S. 97), und Verwertung (die Kartoffel ist audi hierzulande nicht mehr das wichtigste Futter für die Schweineaufzucht, S. 75), bis zu irriger Beurtei-lung der Aussichten der Produktion verschiedener Kul-turpflanzen (daß von Handel und verarbeitender Indu-strie für die Ramiefaser ein sprunghafter Anstieg der Nachfrage zu erwarten ist, S. 142, daß Sisal eine stän-dig steigende wirtschaftliche Bedeutung aufweist, S. 157).

Besonders spärlich ist die Literatur behandelt und hier vor allem die fremdsprachigen Standardwerke, aber audi den deutschen Autoren, speziell denen, die in neuerer Zeit publiziert haben, wird wenig oder keine Beachtung geschenkt. Einige Autorennamen, die im Text erwähnt wurden ( F R A N K E , S. 82, H E I N E M A N N , S . 85 u. 116, V A V I L O V , S. 147, E L L A D I , S. 147) sind im Verzeichnis nicht aufgeführt.

Offensichtlich hat es sich der Autor zu leicht gemacht und damit der Sache keinen guten Dienst erwiesen; auf keinen Fall kann das Werk die genannte Lücke im deutschen Schrifttum ausfüllen oder „die Benutzung von Handbüchern ersparen" (Vorwort des Autors, S. 3). Als Informationsquelle gerade für die angesproche-nen Nichtlandwirte (Biologen und Geographen) ist es ungeeignet. G. E S P I G , Göttingen.

Nachdruck — auch auszugsweise — nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages gestattet Verantwortlich für den Inhalt: H. FRIEDRICH-!-REKSA

Satz und Di-uck: K.onrad Triltsch, Würzhuri;