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Regionale Netzwerkschule Ausbildungsfähigkeit stärken – Verantwortungen wahrnehmen »Zukunft der Hauptschülerinnen und Hauptschüler in Baden-Württemberg« Dokumentation zum Reutlinger Kongress vom 19. Juli 2007 Gesellschaft für Bildung Baden-Württemberg e.V. Baden-Württemberg

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Regionale NetzwerkschuleAusbildungsfähigkeit stärken – Verantwortungen wahrnehmen

»Zukunft der Hauptschülerinnen und Hauptschülerin Baden-Württemberg«

Dokumentationzum Reutlinger Kongress vom 19. Juli 2007

Gesellschaft für BildungBaden-Württemberg e.V.

Baden-Württemberg

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Minister Rau mit Hauptschüler des Bildungszentrum RT-Rommelsbach

Inhaltsverzeichnis

Seite

3-4 Verzeichnis der Foren

5 Dank an

6 Leitgedanken

7-9 10 Thesen zur Zukunft der Hauptschülerinnen und Hauptschülerin Baden-Württemberg

10 Impressionen vom Hauptschulkongress

11-14 Rede des Ministers für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg,Helmut Rau MdL

15-17 Rede des Landrats von Reutlingen, Thomas Reumann

18-19 Grußwort von Bgm. Robert Hahn, Reutlingen

Erwartungen für und an die Hauptschule: 20-21 aus der Sicht der Schulträger, Norbert Brugger, Dezernent des Städtetags BW

22 aus der Sicht der Schule: Josef Brugger, Schulleiter der Pestalozzi Schule, FN

23 aus der Sicht der IHK BW: Dr. Martin Frädrich, Geschäftsführer Abt. Beruf und Qualifikation

der IHK Region Stuttgart

24-25 aus der Sicht der Wirtschaft: Stefan Küpper, Geschäftsführer SÜDWESTMETALL

und des Bildungswerkes der Bad.-Württ. Wirtschaft e. V.

26 Impressionen aus den Foren

27-92 Forum 1 - 23

93 Pressemitteilung

94-97 Pressespiegel

98 Impressum

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Seite Verzeichnis der Foren

27-28 Forum 1„Jugend in Arbeit“Wir garantieren die Eingliederung aller Jugendlicher in die Arbeitswelt

29-30 Forum 2Bildungschancen durch Eigenverantwortung: Junge Menschen mit und ohne Migrationshintergrund im ländlichen Raum.

31 Forum 3Job Guide: Ein erfolgreicher Weg in die Arbeitswelt:

32 Forum 4Schnittstellen betrachten - Brüche vermeiden - Übergänge begleiten:

33-39 Forum 5Lehrerbildung1. Phase: HochschuleEigenständige Studiengänge für das Lehramt an Grundschulenund das Lehramt an Hauptschulen2. Phase: SeminarInitiierung von Netzwerken zwischen Hauptschulen und Beruflichen Schulenin der 2. Phase der Lehrerbildung

40-46 Forum 6Berufsbezogene Verfahren zur Kompetenzanalyse: Profil AC und hamet 2

47 Forum 7Patenmodell der Johann- Peter-Hebel-Förderschule SchopfheimPaten begleiten Schüler der Förderschule auf dem Weg in den Beruf

48-49 Forum 8Unterstufe - Oberstufe - Ausbildungsstufe oderErst mit dem Gesellenbrief entlassen !Ausbildungsinitiative der Robert-Koch-Förderschule Heidelberg

50-51 Forum 9Junge Unternehmen organisieren, initiieren und realisieren „Von Holzwürmern und himmlischen Genüssen“

52-53 Forum 10Hauptschule abgeschlossen - was dann ?Kein Abschluss ohne Anschluss

54-67 Forum 11Kommunalforum: Weiterentwicklung der lokalen (Haupt-)Schulstrukturen

68-69 Forum 12Die SchuB-Konzeption geht in die FlächeAusbildungsfähigkeit individuell steigern

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Seite Verzeichnis der Foren

70-71 Forum 13Elternmentoren: Eltern für die Erziehungsaufgaben der Hauptschule gewinnen – Offenheit der Schule herstellen

72-75 Forum 14Hauptschüler individuell betreuen: Die IHK als Lotse im BetriebDie IHK fördert Talente von Hauptschülern und bringt sie mit den betrieblichenAnforderungen in Einklang.

76-78 Forum 15Schulen im Verbund – was verbindet uns wirklich ?Beispiele aus der Praxis

79-81 Forum 16Lasst den Faden nicht reißenBegleitung benachteiligter Jugendlicher in den Beruf.

82-83 Forum 17Das BVJ im Netzwerk regionaler Ausbildungsbetriebe als Einstiegschancein das Berufs- und Erwerbsleben

84 Forum 18Ganztagesschule mit Technischer Hauptschule Gravierender inhaltlicher, organisatorischer und personeller Unterschied zur klassischenGanztagesschulen.

85-86 Forum 19Europäischer Sozialfond (ESF) – Projekt – PraxiswerkstattPraxisorientierte berufliche Kompetenzfeststellung für Hauptschüler

87-88 Forum 20Mannheimer Hauptschulen = „Qualität 2“ Ein Projekt aus der Quadratestadt Mannheim

89 Forum 21 Zusammenarbeit Berufsberatung – HauptschuleDie Berufsberatung als wichtiger Partner der Schule beim Übergang in Ausbildung,Berufliche Schule und Beruf

90 Forum 22„Wirtschaft macht Schule“Die IHK Reutlingen vermittelt Partnerschaften zwischen Schulen und Betrieben.

91-92 Forum 23Reif für die Insel KOS: Ein Freiburger Modellprojekt macht Schule7 % aller Jugendlichen verlassen in Baden-Württemberg die Schule ohne einen Schulabschluss.Aus diesem Grunde ist die Idee entstanden, Jugendliche möglichst frühzeitig zu fördern,bevor Schwierigkeiten in der Hauptschule überhand nehmen.

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Die Veranstalter des Kongresses "Hauptschule – Regionale Netzwerkschule"bedanken sich für die freundliche Unterstützung bei:

� Chemie Verbände Baden-Württemberg

� Deutsche Bundesbank, Hauptverwaltung Stuttgart

� Dieter Schwarz Stiftung gGmbH

� Landesarbeitsgemeinschaft SCHULEWIRTSCHAFT Baden-Württemberg

� Peter Hahn GmbH

� Landesbank Baden-Württemberg

� Metzler seel.Sohn & Co. KGaA, private Banking

� Sparkassenverband Baden-Württemberg

� Stadt Reutlingen

� Teilortsverwaltung Rommelsbach

� Dow Chemical

� Kreismedienzentrum Reutlingen

Besonderer Dank an:

� Petra Störkle-Kümmert, Wolfgang Klink, Werner Ebner für dieorganisatorische Unterstützung

� Landkreis Reutlingen

� Stadt Reutlingen

� Referentinnen und Referenten der Foren

� Redaktionsteam

� Schulleitung, Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler desBildungszentrums Nord, Reutlingen-Rommelsbach

� Schülerinnen und Schüler der Gerhart-Hauptmann-Schule,Reutlingen für den Blumenschmuck

� Kreismedienzentrum Reutlingen

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Der Landesschulbeirat (LSB), das repräsenta-tive Gremium aus allen gesellschaftlich relevan-ten Institutionen und Einrichtungen zurBeratung des Kultusministeriums für alle dieSchule und das Bildungswesen betreffendeAngelegenheiten, hat 10 Thesen zurNeuorientierung der Hauptschule entwickeltund beschlossen.

Der LSB stellt fest, dass es in den Hauptschulenviele Bemühungen und Erfolge gibt, dieSchülerinnen und Schüler auf eine erfolgreiche,allgemeine und berufliche Bildung vorzuberei-ten. Diese Erkenntnisse haben denLandesschulbeirat dazu veranlasst, sich einer-seits für eine Verbreitung dieser Erfolgsmodellezu engagieren und andererseits Vorschläge füreine Neuorientierung der Verantwortung ineinem Netzwerk von Zuständigkeiten zu veran-kern.

Auf der Grundlage dieser Zielstellung hat derLandesschulbeirat 10 Thesen entwickelt, diediese Erfolgsmodelle aufgreifen, weiter führenund in den Kontext schulischer, gesellschaft-licher und wirtschaftlicher Zusammenhängestellen. Diese inhaltliche Auseinandersetzungist Grundbedingung für eine mögliche struktu-relle Auseinandersetzung mit der Hauptschule.

Die 10 Thesen zeigen, dass nach wie vor diePrinzipien der allgemeinen und individuellenEntwicklung von Fähigkeiten eine zentraleFunktion einnehmen. Diese Grundsätze müssenfür das Erreichen eines qualifiziertenAbschlusses in der Hauptschule und derEntwicklung erfolgreicher Voraussetzungen fürden Beginn einer beruflichen Ausbildung durch

eine Erhöhung der Verantwortung in allenBildungs- und Erziehungsprozessen unterstütztwerden. Dazu ist es notwendig, alle amBildungs- und Erziehungsprozess beteiligtenPersonen in Netzwerken zu verbinden.

Voraussetzung für eine Neuorientierung derVerantwortung sind mehr Personalressourcen,um sowohl eine bessere Entwicklung von vor-handenen Kompetenzen zu erreichen, als aucheine direktere Begleitung beim Übergang in dasArbeits- und Berufsleben und darüber hinaus zuermöglichen.

Die Gesellschaft für Bildung Baden-Württemberg e.V. ist ein unabhängigesGremium zur Förderung von Erfolg verspre-chenden Bildungsinitiativen. Sie führt diesenKongress durch, um zu zeigen, dass es guteModelle und gute Erfahrungen für dieGestaltung einer leistungsfähigen Hauptschulegibt und diese Initiativen sowohl personell alsauch finanziell unterstützt werden müssen.10 Thesen zur Zukunft der Haupt-schülerinnen und Hauptschüler in Baden-Württemberg

Leitgedanken

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Ingeborge Schöffel-Tschinke,Vorsitzende des Landesschulbeirates

und der Gesellschaft für Bildung

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10 Thesenzur Zukunft der Hauptschülerinnenund Hauptschüler inBaden-Württemberg

1. Hauptschule als:“Regionale Netzwerkschule”

Die Hauptschule in Baden-Württemberg ist eine operativ eigenständige “regionale Netzwerkschule”.Sie erfüllt ihren spezifischen Erziehungs- und Bildungsauftrag in enger Zusammenarbeit mit denEltern, allen Schularten, den Schulträgern sowie den Kooperationspartnern aus Handwerk, Industrieund Dienstleistungsunternehmen, aus Beratungsstellen, der Jugendhilfe, Vereinen, Kirchen und derBerufsberatung (Agentur für Arbeit) in der Region.Konkretisierungen:

- Die Kooperationen erfolgen auf gleicher Augenhöhe- Ein Netzwerkmanager koordiniert die Kooperationen- Die Schüler-Lehrer-Relation orientiert sich am spezifischen Auftrag- Die Form der Ganztagesschule ist besonders geeignet- Besondere Ausstattung mit Personalressourcen

2. Hauptschule als RegionaleNetzwerksschule mit dem Ziel:Sicherung der Ausbildungsfähigkeit

Alle Schülerinnen und Schüler erwerben die Ausbildungsfähigkeit und finden einen angemessenenDirekteinstieg in das regionale Ausbildungs- oder Beschäftigungssystem, entsprechend der individuellbenötigten Hauptschulzeit.Leistungsstärkere Schülerinnen und Schüler erwerben zusätzlich den mittleren Bildungsabschluss.Konkretisierungen:

- Die Hauptschulzeit ist auf die individuelle Lerngeschwindigkeit des einzelnen Schülers ausge-richtet.

- Eine frühzeitige Kooperation mit den beruflichen Schulen ist zu gestalten.- Schulsozialarbeiter unterstützen den Lernprozess.- Die Lehrerwochenstunden im Pflichtbereich werden bei notwendiger Verlängerung der

Schulzeit nach den Bedürfnissen der Einzelschule durch Einzelerlass zugewiesen.- Realschulen und Gymnasien entwickeln eigene Förderprogramme um Schulartwechsel auf die

Hauptschule nach Möglichkeit auszuschließen. - Berufswegeplanung ab Klasse 5 unter Einbeziehung der Kooperationspartner- Ausbildungsmentoren- stabile Partnerschaften mit der Arbeitswelt- Kontaktlehrer- Stärkung der Basisqualifikationen (Deutsch, Mathematik, Fremdsprachen)- Stärkung der Sozialkompetenz- Stärkung der Praxiserfahrung

3. Hauptschule als RegionaleNetzwerkschule als:Zentrum individueller Förderung

Die Hauptschule fördert jede Schülerin und jeden Schüler individuell. Grundlage ist ein mit demBeginn der Hauptschule professionell erstelltes und regelmäßig fortzuschreibendes individuellesKompetenzprofil.Das individuelle Kompetenzprofil findet in persönlichen Entwicklungsplänen seinen Niederschlag.Für diese Aufgaben sind die Lehrer entsprechend zu qualifizieren und haben angemessene Hilfenbereitzustellen.Konkretisierungen:

- Kompetenzanalyse beginnend mit Klasse 5- persönliche Entwicklungspläne mit entsprechenden Ressourcen

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- Überschaubare Lerngruppen- Flexible Lerngruppenorganisation- Zielvereinbarungsgespräche mit Eltern, Schülern , Lehrern und Partnern

4. Hauptschule als Regionale Netzwerkschulemit dem Grundsatz:Eigenverantwortung

Die Gesamtpersönlichkeit der Schülerinnen und Schüler wird so gefördert, dass sie zunehmend einerealistische Selbsteinschätzung und Eigenverantwortung für eine positive Lebens- undBerufsperspektive entwickeln können. Sie werden auf ihrem Weg in die Berufs- und Arbeitswelt durchpersönliche Begleitung zu aktiver Selbstentwicklung unterstützt.

Konkretisierungen: - Klassenlehrerprinzip- Lernbegleiter- Schulsozialarbeiter- vielfältige Unterstützungssysteme- Jugendhilfe- Jugendberufshilfe- Berufsberatung (Agentur für Arbeit)- Beratung (Gesundheitsamt….)- Praktika

5. Hauptschule als Regionale Netzwerkschulemit dem Grundsatz:Verantwortung der Eltern

Die Regionale Netzwerkschule geht individuell auf die Eltern zu und bindet sie in die Verantwortungfür den gemeinsamen Erziehungs- und Bildungsauftrag in alle schulischen Belange ein.Konkretisierungen:

- Elterninteresse wecken- Zielvereinbarungsgespräche durchführen- Kooperation mit den Eltern (Elterntreffpunkt in der Schulzeit)- Unterstützungssysteme für Eltern- Aufsuchende Elternarbeit- individuelles Kompetenzprofil mit Eltern diskutieren

6. Hauptschule als Regionale Netzwerkschulemit dem Grundsatz:Verantwortung der Lehrerinnen und Lehrer

Die Lehrerinnen und Lehrer übernehmen im Rahmen ihres Erziehungs- und Bildungsauftrags dieVerantwortung für die schulische Förderung und Qualifizierung der einzelnen Schülerinnen undSchüler.Dabei stehen im Vordergrund:

- die Gestaltung von Lernprozessen- die erzieherische Unterstützung der Persönlichkeitsentwicklung und- die Integration in die Berufs- und Arbeitswelt in Zusammenarbeit mit den Partnern.- Konkretisierungen:- Kompetenzanalyse beginnend mit Klasse 5- persönliche Entwicklungspläne mit entsprechenden Ressourcen Erweiterung des

Tätigkeitsprofils der Lehrer

7. Hauptschule als Regionale Netzwerkschule:Braucht regionalen Unterstützungssysteme

Die regionalen Partner unterstützen die Regionale Netzwerkschule auf vielfältige Weise.

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Konkretisierungen:- Personelle Ressourcen- Ideelle Unterstützungen vielfältiger Art- Öffnung der Schule und Entwicklung geeigneter Initiativen mit den örtlichen Partnern im

Rahmen des Schulcurriculums

8. Hauptschule als Regionale Netzwerkschulemit dem Grundsatz: Verantwortung des Schulträgers

Der Schulträger schafft die Voraussetzung, dass Eltern für ihre Kinder die Hauptschule wählen können,deren Angebot eine optimale Förderung des eigenen Kindes ermöglicht. Dies setzt eine Aufhebungder Schulbezirke voraus. Die Hauptschulen werden auf Antrag des Schulträgers als Ganztagesschulen eingerichtet. DieGanztagesschulen sind künftig konzeptionell sowohl auf die Betreuung als auch auf dieLeistungssteigerung in den Basiskompetenzen ausgerichtet.Konkretisierungen:- Die sächliche und personelle Ausstattung der Schule muss für alle Schülerinnen und Schüler gute

Bedingungen bieten.- Die Angebote, einschließlich der Praktika und kultureller Veranstaltungen, müssen für die Eltern

kostenfrei sein.

9. Hauptschule als Regionale Netzwerkschule:In der gesellschaftlichen Verantwortung

Die außerschulischen Partner nehmen ihre gesamtgesellschaftliche Verantwortung wahr, damit kön-nen die Schülerinnen und Schüler in die Berufs- und Arbeitswelt eingegliedert werden können. Diessetzt einen offenen Dialog mit der Regionalen Netzwerkschule auf gleicher Augenhöhe voraus.Konkretisierungen:- Eltern nehmen aktiv am Schulleben teil- Die Arbeitswelt bietet einen beruflichen Einstieg an, der für Absolventen der Regionalen

Netzwerkschule mit ihren Kompetenzen attraktiv und angemessen ist. - Die Partner für die Betreuung qualifizieren sich, um ihrer Aufgabe im Umgang mit den Schülerinnen

und Schüler gerecht zu werden.- Die Außenwahrnehmung und Wertschätzung der Regionalen Netzwerkschule in der Öffentlichkeit

orientiert sich stets an dem Ziel, den Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg zu einem geglückteund erfolgreichen Leben zu helfen und die Institution zu stärken.

10. Hauptschule als Regionale Netzwerkschule: In der Verantwortung der Lehrerbildung, Lehrerfort- und –weiterbildung

Die Regionale Netzwerkschule benötigt zur Erfüllung ihres Auftrags eine Lehreraus- undWeiterbildung, die diesem neuen, deutlich erweiterten und anspruchsvolleren Profil entspricht.

Konkretisierungen:- Neue Ausbildungsordnung der ersten und zweiten Phase- Umfangreiches Fortbildungs- und Qualifizierungskonzept für die bereits im Dienst tätigen

Lehrkräfte.

Für alle diese Aufgaben der Regionalen Netzwerkschule als operativ eigenständiger Schule imZuge der Qualitätsentwicklung sind ausreichende Ressourcen bereitzustellen, insbesondere:- Qualifizierung der Lehrkräfte- Angemessener Klassenteiler, der individuelle Förderung erlaubt- Personelle Ressourcen für die individuelle Betreuung und Begleitung des einzelnen Schülers.- Funktionsfähige Schuleinheiten, möglichst wohnortnah, die über genügend Kompetenzen ver-

fügen, um eine qualifizierte Förderung der Schülerinnen und Schüler kontinuierlich und dau-erhaft ermöglichen zu können.

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Helmut Rau MdLMinister für Kultus, Jugend und Sportdes Landes Baden-Württemberg

Hauptschule – Regionale NetzwerkschuleAusbildungsfähigkeit stärken –Verantwortung wahrnehmen

Sehr geehrte Frau Schöffel-Tschinke,sehr geehrter Herr Landrat Reumann,sehr geehrter Herr Bürgermeister Hahn,sehr geehrte Damen und Herren,

ausgesprochen gerne habe ich dieSchirmherrschaft für diesen Kongress über-nommen, der auf der Basis der zehn Thesen desLandesschulbeirats die Zukunft derHauptschülerinnen und Hauptschüler in Baden-Württemberg in den Mittelpunkt stellt.

Der Landesschulbeirat repräsentiert in seinerZusammensetzung maßgebliche Institutionen,die unsere Gesellschaft prägen. So wird auch inden zehn Thesen deutlich, dass sie inAbwägung unterschiedlichster Argumente ent-standen sind. Sie enthalten Bewertungen,Empfehlungen und Forderungen, die gesell-schaftliche, kulturelle, wirtschaftliche und sozia-le Aspekte und Auswirkungen berücksichtigen.Deshalb sind die zehn Thesen ein ganz wichti-ger Impuls zur Weiterentwicklung derHauptschulen unseres Landes.

Die zehn Thesen sind auch ein Signal, dassmaßgebliche gesellschaftliche Institutionen hin-ter der Hauptschule stehen und sie in regiona-len Netzwerken tragen und unterstützen. Nur sokann die Hauptschule regionale Netzwerkschulesein – mit starken Partnern an ihrer Seite.

Wie wichtig es ist, dass sich Schulen offen insGemeinwesen einbringen, davon konnte sichder Schulausschuss des Landtags 1997 in denNiederlanden überzeugen. Diese Erfahrungensind in unsere Bildungsplanarbeit eingeflossen.

Wir haben mit dem Bildungsplan 2004 inBaden-Württemberg eine Reform hinter uns, dienoch kein anderes Land in Angriff genommenhat. Die Schulstrukturdebatte lenkt davon nurab. Ich will mich an dieser Stelle auch aufjemanden berufen, der sicherlich in ganzDeutschland ein herausragendes Ansehengenießt, nämlich auf Hartmut von Hentig. Er hatdas Vorwort zu unserem Bildungsplan 2004geschrieben, weil er sich mit dieser Arbeit

identifizieren konnte. Hartmut von Hentigschreibt dort: Jeder junge Mensch hat ein Rechtauf Erziehung und Bildung … unter ausdrük-klicher Berücksichtigung seiner besonderenBegabung. … Kein Schüler, keine Schülerin soll-te die Schule verlassen, ohne wenigstens die“Ausbildungsfähigkeit” erreicht zu haben. Diesewird vor allem in dem der Hauptschule gewid-meten Teil des Bildungsplans 2004 gründlichneu bedacht. Das ist ein hoher Anspruch, denwir einlösen können, aber nicht durch einePolitik in Schlagwörtern, sondern durchgemeinsame Anstrengungen in derEntwicklung dieser Schulen.

Uns verbindet der Auftrag, den jungenMenschen in unserem Land eine Perspektivedurch Bildung zu eröffnen und mit ihnen eineBasis für ein selbst verantwortetes Leben zulegen.

Uns verbindet die Sorge, dass dies unterschied-lich gut gelingt, weil die Jugendlichen nichtüber gleiche Voraussetzungen verfügen.

Uns verbindet der Wunsch, dass wir ihnendabei helfen, ihre Potenziale auszuschöpfen unddadurch Anerkennung zu erlangen.

Die Hauptschuldebatte aber, die wir zurzeitöffentlich führen, ist geprägt von Illusionen, dieder Hauptschule mehr schaden als nützen.

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Die erste Illusion ist die Meinung, mit derAbschaffung der Hauptschule seien alleProbleme der Hauptschüler gelöst. Wenn es soeinfach wäre! Wir können Schularten abschaf-fen, aber doch nicht die Schüler, die sie brau-chen! Wichtiger als die Strukturen sind zweifel-los die Schüler. Schülerinnen und Schüler brau-chen ein Angebot, das ihren Bedürfnissengerecht wird. Länder mit Einheitsschulen bewäl-tigen die Anschlüsse nicht besser als unsergegliedertes Schulwesen. Und nicht zu verges-sen: Wer die Hauptschule auflöst, kommt an derRealschule und am Gymnasium nicht vorbei,auch die können dann nicht bleiben, wie siesind.

Eine zweite Illusion ist, dass mit derZusammenlegung von Haupt- und Realschulenlauter schnuckelige kleine Schulen am Orterhalten bleiben, in denen alle gemeinsam ler-nen. Von wegen! Eine differenziert und indivi-duell fördernde Regionalschule muss drei- odersogar vierzügig sein, um ein entsprechendesAngebot machen zu können. Das würde zu einermassiven Konzentration von Standorten führen.Die Idee, dass mit der Regionalschule dieSchule im Dorf bleibt, ist eine Illusion.

Eine dritte Illusion ist die Vorstellung, dassdurch ein Einheitsschulsystem sozialeGerechtigkeit geschaffen werden könne. Ichsage Ihnen, was der Chef des deutschen PISA-Konsortiums aus dem Jahr 2003, ManfredPrenzel, dazu gesagt hat: Die Schule kann an derAufgabe, soziale Gerechtigkeit herzustellen, nurscheitern. Eine Debatte über die Gesamtschuledrängt vielmehr die Themen in denHintergrund, über die nach PISA gesprochenwerden muss. Die Themen, über die nach PISAgesprochen werden muss, sind: Unterricht,Lehrerbildung und Leseförderung.

Es geht entscheidend darum, dass wir definie-ren, was wir unter sozialer Gerechtigkeit verste-hen: Soziale Gerechtigkeit ist, dassSchülerinnen und Schüler einen Übergangschaffen in ein selbst bestimmtes Leben, dasssie einen Platz in der Gesellschaft finden.

Unsere beruflichen Schulen fallen bei interna-tionalen Untersuchungen regelmäßig durch dasRaster, dabei machen 45 Prozent unsererHauptschülerinnen und Hauptschüler einenmittleren Bildungsabschluss, 50 Prozent derZugangsberechtigungen zu Fachhochschulenund Universitäten werden in den beruflichenSchulen erworben.

Die Panik, die in den dritten und vierten Klassenvielerorts einsetzt, ist grundlos. Wir haben mit3,4 Prozent die geringste Jugendarbeitslosigkeitin Europa, das ist ein ausgezeichneterParameter für die Leistungsfähigkeit unseresgegliederten Schulwesens.

Ich will Ihnen das Maßnahmenpaket vorstellen,das wir vor drei Wochen im Kabinett beschlos-sen haben.

Wir werden als erstes Land in Deutschlandpädagogische Assistenten einführen. Diesepädagogischen Assistenten sind keine eigen-verantwortlich unterrichtenden Lehrkräfte. InAbsprache mit dem Klassenlehrer sind sie bei-spielsweise für besondere Fördermaßnahmenverantwortlich. Sie arbeiten in jahrgangsüber-greifenden Klassen mit und unterstützen dieLehrkräfte bei Verhaltensauffälligkeiten vonSchülerinnen und Schüler während desUnterrichts. So können Konfliktsituationen auf-gelöst und der Unterricht störungsfreier wer-den. Eine zweite erwachsene Person imKlassenzimmer kann erheblich zur Entspannungin manchen Situationen beitragen.

Wir wollen im Oktober 2007 den Rahmenabstecken, die Mittel werden ab 2008 bereitste-hen und zum 1. Februar 2008 sind die pädago-gischen Assistenten einsetzbar.

Wir haben in den vergangenen Jahren durchunterschiedliche Förderinstrumente in derHauptschule viele Erfahrungen gesammelt. Mitdiesen Erfahrungen wollen wir die Qualitätender Hauptschule zur vollen Wirkung bringen,indem wir:

� die pädagogischen Konzepte zur individuel-len Förderung und Forderung insbesonderein den Basiskompetenzen der FächerDeutsch und Mathematik optimieren;

� Lern- und Schulmotivation, Selbstvertrauenund Erfolgszuversicht steigern;

� die Leistungsbereitschaft und die persönli-che Leistungsfähigkeit stärken;

� die Ausbildungsfähigkeit mit wirksamenBegleitmaßnahmen beim Übergang in dieBerufsausbildung verbessern;

� für eine größtmögliche Durchlässigkeit undAnschlussfähigkeit sorgen.

Sie werden unschwer einige der Thesen desLSB in diesen Zielen wieder erkennen.

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Diese Ziele wollen wir durch folgendeHandlungsfelder erreichen:

1. Förderung der Basiskompetenzen vonAnfang an;

2. Praxiszug als flächendeckendesStruktur- und Profilmerkmal derHauptschule;

3. Kooperationsklassen Hauptschule -Berufliche Schulen;

4. Intensivierung der Kooperation zwi-schen Hauptschule und Realschule.

Nicht alles ist neu, wir haben Erfahrungengesammelt. Aber diese Erfahrungen wollen wirintensivieren und ausbauen.

Das Projekt “Schule und Betrieb” (SchuB)wurde 2003 vom Kultusministerium und derLandesvereinigung der Arbeitgeberverbändee.V. gestartet und von der PädagogischenHochschule Ludwigsburg wissenschaftlichbegleitet. Untersucht wurde, welcheSchlüsselkompetenzen sowie mathematischeund sprachliche Fähigkeiten in derBerufsausbildung erwartet werden und wie derÜbergang von der Hauptschule in Ausbildungund Arbeit optimiert werden kann.Zielgruppenspezifische Lernmodule fürMathematik und Deutsch sollen den individuellsehr unterschiedlichen Leistungsniveaus derSchülerinnen und Schüler gerecht werden. DieKenntnisse sollen künftig nachhaltiger undbelastbarer abrufbar sein. Zusammen mit derKompetenzanalyse entsteht so eine belastbareOrientierung für die Schülerinnen und Schülerwie auch für die Betriebe.

305 Stellen werden wir für das Maßnahmen-paket entsperren, wie wir das immer gesagthaben: Die Stellen sind nicht weg, sie sind nurgesperrt.

Damit alle Schülerinnen und Schüler künftigdenselben Umfang an Zeit für ihren schulischenWeg in Anspruch nehmen können, werden inden Klassen 8 und 9 für diese Schülerinnen undSchüler ebenfalls fünf Stunden in derKontingentstundentafel bereitgestellt. Auch hiersetzen wir eine wesentliche Anforderung anFörderung um: Mehr Zeit für alle. Der Praxiszugwird zeitlich mit dem Werkrealschulzug gleich-gestellt.

Die Schulen brauchen Partner, vor allem dieSchulträger spielen eine wichtige Rolle, aberauch die Wirtschaft vor Ort. Die Zahl derAusbildungsplätze ist in den vergangenenJahrzehnten von 105.000 auf 70.000 zurückge-gangen, das hat mit zu den schlechten

Perspektiven der Hauptschüler und zumImageverlust der Hauptschule beigetragen.

Ich bin Mitglied im Innovationskreis BeruflicheBildung des BMBF, und da haben bis vor einemhalben Jahr die Vertreter der Wirtschaft immerüber Ausbildungsfähigkeit geredet. Seit derwirtschaftliche Aufschwung an Dynamikgewinnt, reden sie über den demografischenWandel und Fachkräftemangel. Da dreht sichetwas.

Wir setzen auf Modelle der Schulentwicklungvor Ort, die auf örtliche Bedingungen flexibelreagieren können. Deshalb haben wir auch voreinem Jahr, als die jüngsten Schülerzahl-prognosen veröffentlicht wurden, gesagt, wirmachen Standortentwicklung nicht von obennach unten, sondern von unten nach oben.

Ein zentraler Punkt unseres Maßnahmen-katalogs ist die Intensivierung der Kooperationvon Haupt- und Realschulen. Rund sechzigbenachbarte Haupt- und Realschulen arbeitenheute in Schulverbünden eng zusammen. DieseKooperation soll vertieft werden und an neuenStandorten zum Zug kommen.

Damit alle Regionen dieses Instrument gleich-berechtigt anwenden können, gehen wir künftignicht mehr davon aus, dass sich die Schuleneines solchen Schulverbundes unbedingt aufeinem gemeinsamen Schulgelände befindenmüssen.

Es sollen schulartübergreifende Unterrichts-angebote, schulartübergreifende Gruppen-bildung, gemeinsame außerunterrichtlicheAngebote, schulartübergreifender Lehrereinsatzsowie schulartübergreifender Ganztagsbetriebmöglich sein. Eine gemeinsame Schulleitung istwünschenswert. Dass an dieser Stelle derVorwurf erhoben wird, dies sei ein Sparmodell,ist absurd.

Die Schüler können in Klasse 5 und 6 damitkünftig gemeinsam unterrichtet werden. NachKlasse 6 und 8 werden Brücken gebaut zumWechsel in die Realschule, eine Korrektur derSchullaufbahn ist möglich.

Bisher wurden die Hauptschulen beim Ausbauzur Ganztagsschule bevorzugt behandelt, unddas bleibt auch so. Zum nächsten Schuljahrwurden insgesamt 79 Hauptschulen neu alsGanztagsschulen genehmigt, alle genehmi-gungsfähigen Anträge wurden akzeptiert, sodass wir künftig 290 öffentlichen Ganztags-Hauptschulen haben werden.

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Wir wollen damit auch dem zunehmendenMedienkonsum vor allem männlicher Jugend-licher Einhalt gebieten, die immer länger vorden Bildschirmen sitzen und Videos, Spiele oderfragwürdige Internetseiten konsumieren.Stattdessen wollen wir ihnen in der Ganztags-schule Chancen geben, ihre Erfahrungen in derrealen Welt zu machen.

Meine Damen und Herren, nach vielenErfahrungen und Erfolgen, aber auchNiederlagen und Enttäuschungen sehe ich, dassbei manchen die Sehnsucht nach so etwas wieeinem Befreiungsschlag wächst. Ich glaube,dass die Abschaffung der Hauptschule keinBefreiungsschlag ist, der neue Chancen schafft.

Wir können Schulen abschaffen, aber nicht dieSchülerinnen und Schüler, die diese Schulenbrauchen. Dass die schwächeren Schülerinnenund Schüler mit einem Schlag leistungsfähig,leistungswillig und von ihren Eltern unterstützt

werden, wenn sie in eine Einheitsschule gehen,dagegen spricht jede Erfahrung und dagegenspricht vor allem der Vergleich der deutschenHauptschulen mit den deutschen Gesamt-schulen.

Wir haben mit den eben vorgestellten Maß-nahmen weitere gute Voraussetzungen geschaf-fen, damit Hauptschulen ihre Schulentwicklungum wichtige Instrumente ergänzen können.

Ich danke dem LSB und der Gesellschaft fürBildung für die Organisation dieses Kongressesund für die Impulse, die immer wieder vonihnen ausgehen.

Ich will Ihnen gerne versichern, dass ich überall,wo ich Einfluss nehmen kann, alles tun werde,um die Hauptschule und alle die, die ihr ver-bunden sind, zu unterstützen und zu stärken.Vielen Dank.

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Landrat Thomas Reumann,Sehr geehrte Frau Vorsitzende,sehr geehrter Herr Minister, verehrte Mitglieder des Landesschulbeirats undder Gesellschaft für Bildung, meine Damen und Herren,

ich fasse den von Ihnen zu Recht erwartetenWerbeblock für den Landkreis Reutlingenzusammen und heiße Sie alle im schönstenLandkreis von Baden-Württemberg herzlichwillkommen. Ich freue mich, dass Sie für denheutigen Kongress Reutlingen als Tagungsortausgesucht haben, denn zum einen ist dieHauptschule ein hochaktuelles Thema, dasEltern, Schüler und alle, die in den Städten undGemeinden im Landkreis ReutlingenVerantwortung tragen gleichermaßen beschäf-tigt. Die Schulangebote im Landkreis Reutlingenbieten andererseits einen exemplarischenQuerschnitt der Bildungslandschaft Baden-Württembergs.

Die 10 Thesen zur Zukunft der Hauptschüler-innen und Hauptschüler begrüße ich ausdrük-klich. In besonderer Weise die These 3 zur“Verantwortung für die Berufsausbildung”, weilin diesem Bereich die Kooperationsmöglich-keiten innerhalb des Landkreises besonders gutzum Tragen kommen können. Hier sollte ausmeiner Sicht ein deutlicher Schwerpunkt in derweiteren Hauptschulentwicklung liegen. ImZentrum muss das Bemühen um die Zukunftdes einzelnen Schülers stehen.

Zum Thema Hauptschule bewegen mich amheutigen Tag zwei Fragen sehr intensiv:

1. Wir haben in unserem Landkreis her-vorragenden Hauptschulen mit beeindruckenden pädagogischenKonzepten. Wir haben bereitsheute ein dichtes Netz von Ganztages-schulen mit Schulsozialarbeit, mitSprachförderprogrammen, übrigensauch für ausländische Eltern. Es gibtein breites Angebot an Lernbegleitern,Jobpaten, Schülermentoren. Und wirhaben Hauptschulen im Landkreis, diefür Ihre Arbeit auch bundesweit ausge-zeichnet wurden.

An der Arbeit der Hauptschulen, ihrerLehrerinnen und Lehrer, kann es alsonicht liegen, wenn auch wir imLandkreis Reutlingen anhand der Über-gangsquoten eine schwindendeAkzeptanz der Hauptschulen bei denEltern feststellen müssen. Die Über-

gangsquoten betragen 2007 auf dieHauptschulen nur noch 26 %, auf dieRealschulen rd. 29 % und bei denGymnasien 45 %. Die Gymnasien sindalso offenbar zur “neuen Hauptschule”geworden.Die bildungspolitischen Maßnahmender vergangenen Jahre zur Stärkungder Hauptschule sind im Landkreis invollem Umfang und mit großenEngagement umgesetzt worden. Icherinnere an des Programm “Guter Startin der Hauptschule”, die Einführungund Reform der Abschlussprüfungen,die Einführung der Werkrealschule unddie Einrichtung von Ganztagesschulen.Trotz dieser Reformprogramme konntedie Abkehr von der Hauptschule abernicht gestoppt werden.

Eine wesentliche Ursache liegt mitSicherheit im Schulwahlverhalten vonEltern und Schülern, die glauben, dasssie aus der Hauptschule herausschlechtere Anschlussmöglichkeiten indas spätere Berufsleben haben werden.Und Fakt ist: Im Landkreis Reutlingenhaben in den vergangenen Jahren vonjährlich 1000 Hauptschulabsolventen rd.200 trotz intensiver Bemühungen kei-nen Ausbildungsplatz bekommen. An dieser Stelle hat der Landkreis des-halb im vergangenen Jahr eineAusbildungsinitiative gestartet, die mitfolgenden Aspekten beschrieben wer-den kann:

� Ziel ist der Direkteinstieg indie Ausbildung nach derHauptschule

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� Die Hauptschulen werden indas Vermittlungsgeschehenin Form einer frühzeitigenErhebung unversorgterSchülerinnen und Schülerkonsequent einbezogen.

� Eine intensive und konzer-tierte Zusammenarbeit mitden Kammern, der Agenturfür Arbeit, derKreishandwerkerschaft undmit den Städten undGemeinden.

Als Zwischenergebnis ist festzuhalten: Im laufenden Jahr konnten bis heuterd. 50 zusätzliche Ausbildungsverträgevermittelt werden.

Nach meiner Überzeugung ist einwesentlicher Erfolgsfaktor für dieAkzeptanz der Hauptschule der erfolg-reiche Übergang von der Schule in dieAusbildung, in den Beruf. Wenn wir esnicht schaffen, alle gemeinsam nichtschaffen, berufliche Perspektiven zueröffnen, werden wir scheitern – so ein-fach ist das!

Übrigens hatte ich vor wenigen Tagenmit Freude das Abschlusszeugnis einerAuszubildenden gesehen, die imLandratsamt Reutlingen nach erfolgrei-chem Hauptschulabschluss im Zugeunserer Ausbildungsinitiative eineAusbildung als Verwaltungsfachange-stellte begonnen hat.Gemeinschaftskunde, AllgemeineWirtschaftslehre, Öffentliches Recht:jeweils mit der Note gut; KommunalesFinanzwesen, Rechnungswesen,Datenverarbeitung: ebenfalls gut;Rechtslehre,Verwaltungsbetriebswirtschaftslehre:sehr gut.

Das Beispiel zeigt, dass in unserenHauptschulen sehr wohl gute Arbeitgeleistet wird, die die jungen Menschenauf eine Berufsausbildung oder einerWeiterbildung qualifiziert vorbereitet.

Weitere Ergebnisse dieserAusbildungsinitiative:

� Es wird ein Terminplaner ange-boten, in dem alle ausbildungs-relevanten Termine auf einenBlick erkennbar sind.

� Wir haben eineInternetinformation“Berufswege-reutlingen.de” aufden Weg gebracht.

� An unseren Berufsschulen fin-den seit Jahren gut besuchteBerufsinformationstage statt.

� Wir haben einen Schulversuch“Praxiszug Hauptschule” inKooperation mit unseren beruf-lichen Schulen ausgearbeitet,der die Leistungs- undAusbildungsfähigkeit derHauptschule durch eineVerzahnung mit unserenBerufsschulen und damit durchdie Vermittlung berufsprakti-scher Kompetenzen zum Zielhat.

� Das Lernbegleiterprogrammwird im Landratsamt mit einerStelle umgesetzt. Bis jetzt wur-den 30 ehrenamtlicheLernbegleiter gewonnen.Darüber hinaus sind mitUnterstützung insbesondere derStädte und Gemeinden vieleAusbildungsmentoren imLandkreis tätig.

Ich meine, wir müssen Eltern, Schülerund Arbeitgeber durch Taten überzeu-gen, dass die Hauptschule eine guteGrundlage für eine grundlegendeAllgemeinbildung und eineBerufsausbildung schafft, ja, ihreSchülerinnen und Schüler konkurrenz-fähig macht. Wir können es uns nichtmehr leisten, auf dasBegabungspotenzial unsererHauptschülerinnen und Hauptschülerzu verzichten.

Was mich in diesen Tagen ebenfallssehr bewegt, ist das ThemaUnterrichtsversorgung. In der täglichen beruflichen Praxis sindandere als die einstmals gefordertenQualifikationen wesentlich. Wesentlichwerden Kreativität, Teamgeist, Denkenin Zusammenhängen,Kommunikationsfähigkeit undFlexibilität im Sinne von fortwährenderLernbereitschaft. GanzheitlichePersönlichkeitsbildung ist also wichti-ger als schmalspurigesSpezialistentum. Die individuelleEntfaltungsmöglichkeit ist nicht längereine Domäne der Freizeit, sondern sie

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dringt immer stärker auch in denberuflichen Alltag ein und wird zur not-wendigen Voraussetzung seiner erfolg-reichen Bewältigung.Dieses Ziel einer ganzheitlichenPersönlichkeitsbildung kann aber nurerreicht werden, wenn gleichrangigneben die Wissensvermittlung eineErziehung zur selbstverantwortlichen,kritischen und schöpferischenGestaltung der Lebensumwelt tritt. Wirbrauchen Menschen mit kreativerPhantasie, die den Problemen derGegenwart mit zukunftsgerichtetenIdeen begegnen.Ich betrachte es deshalb mit Sorge,wenn die vielen guten Ansätze, diesich in unseren Hauptschulen über denPflichtbereich hinaus im Ergänzungs-bereich ergeben haben, reduziert odergar gestrichen werden müssten unddamit herausragende Schulprofile inGefahr sind unterzugehen.

Ich bin Ihnen, Herr Minister Rau, des-halb außerordentlich dankbar, dass wiraus dem Hauptschulprogramm derLandesregierung zusätzlich Deputateerhalten haben – damit ist derPflichtbereich gesichert und damit istauch eine gewisse Spannung eingetre-ten. Aber damit kann eben noch keineEntwarnung für weitere drängendeFragen gegeben werden.

Ich bin Ihnen deshalb auch hier dank-bar, dass sich Ihr Haus in weitergehen-den Gesprächen um konkreteLösungen bemüht.

Ich wünsche dem Kongress zielführen-de Diskussionen zum Wohle unsererKinder – denn darum geht es.

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vlnr. KVWR Franz Tesch, KVWD Gerd Pflumm, SAD Wolfgang Klink, Rektorin Carola Rieger

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Grußwort von Herrn BürgermeisterRobert Hahn, Reutlingen

Ich begrüße den Landesschulbeirat alsKongressveranstalter, namentlich Frau Schöffel-Tschinke, und die von Frau Schöffel-Tschinke bereitsbegrüßten Anwesenden nochmals auf’s Herzlichste.Sehr geehrte Kongressteilnehmerinnen und -teilneh-mer.Es freut mich sehr, Sie heute im Namen der StadtReutlingen, oder besser: im Namen der Schul- undBildungsstadt Reutlingen, zum Hauptschulkongresswillkommen zu heißen. Ich tue dies im Namen unserer OberbürgermeisterinFrau Bosch, aber auch persönlich - als Dezernent, indessen Verantwortung die 34 schulischenEinrichtungen in Trägerschaft der Stadt Reutlingenstehen, an denen insgesamt über 13.000Schülerinnen und Schüler zu Schule gehen.Reutlingen kann sich mit Recht als Schulstadt, ja alsBildungsstadt bezeichnen:In städtischer Trägerschaft befinden sich � 9 Grund- und Hauptschulen, � 8 Grundschulen sowie Grundschulförderklassen, � 1 Hauptschule � 6 Förderschulen und Förderschulkindergärten,� 3 Realschulen, � 5 Gymnasien,

Neben diesen städtischen Schulen zeichnet derLandkreis Reutlingen für diverse Berufsschulen,Berufsfachschulen, Berufskollegs sowie 3 beruflicheGymnasien verantwortlich.

Außerdem bestehen private allgemein bildendeSchulen: Eine Waldorfschule und 2 Grund- undHauptschulen in kirchlicher Trägerschaft sowieberufsbildende Schulen in privater Trägerschaft.Und schließlich runden die Hochschule für Wirtschaftund Technik, eine von 3 Fakultäten der PHLudwigsburg-Reutlingen (Fakultät Sonderpädagogik)und die Fachhochschule der Evangelisch-methodisti-schen Kirche die Bildung in Reutlingen ab. Sie sehen: eine beeindruckende Palette vonBildungsangeboten. Aber diese große Zahl anSchulen entspricht nicht nur unserer oberzentralenFunktion als dem bedeutendsten Wirtschaftszentrumzwischen Stuttgart und dem Bodensee, sondern auchunserem Selbstverständnis, denn wie Sie wissen,wenn Sie mit dem Auto aus Richtung Stuttgart ange-reist sind: in der Region Neckar-Alb beginnt dieZukunft und in Reutlingen beginnt die Zukunft mitder Bildung. Deshalb war es für den Gemeinderat der Stadt auchüberhaupt keine Frage, dass wir uns amInvestitionsprogramm Zukunft Bildung undBetreuung des Bundes mit 16 Projekten und insge-samt 18 Schulen beteiligt haben. Wir werden nachden Sommerferien die letzten mit diesem Programmerweiterten Schulgebäude ihrer Bestimmung überge-ben und haben dann mit über 16 Mio. Euro nicht nurdie Voraussetzungen geschaffen, dass an diesenSchulen ganztagsbetreute Angebote unterbreitet

werden können, sondern haben durch die überwie-gend vom regionalen Handwerk und der regionalenWirtschaft erbrachten Arbeiten beweisen können,dass Bildung für uns in doppeltem SinneStandortfaktor ist.Die im Rahmen des IZBB gefordertenBetreuungszeiten werden an den Schulen in städti-scher Trägerschaft durch den VerbundFörderverein/Schule sichergestellt. Wir nennen die-ses außerordentliche Engagement der Elternschaft„Reutlinger Modell“.An 28 der 34 städtischen Schulen sind in den letzten25 Jahren Fördervereine gegründet worden, die inehrenamtlicher Arbeit die Betreuung im Rahmen derVerlässlichen Grundschule und der Nachmittags-betreuung sowie Schulsozialarbeit anbieten, und dieSchulmensen betreiben.Diese Tradition der Fördervereine haben die Elternunserer 6 „Brennpunkt“-Hauptschulen (oderHauptschulen mit besonderen pädagogischen undsozialen Anforderungen) im Innenstadtbereich vorüber 20 Jahren begonnen. Bereits damals organisier-ten die Fördervereine Betreuungsangebote undSchulsozialarbeit mit eigenen Mitarbeiterinnen. Aufdieser Grundlage konnten diese 6 Hauptschulen zwi-schen 1996 und 2003 relativ unkompliziert zuGanztagsschulen ausgebaut werden – zu „echten“Ganztagsschulen mit zusätzlichen Lehrerstunden, sogenannten „Erlassschulen“.... und leider immer noch auf der Basis vonSchulversuchen.Nach wie vor fehlt eine gesetzliche Verankerung derGanztagsschulen, in der klar die Aufgaben von Landund Kommunen geregelt sind. Im derzeitigenZustand können vom Land – wie jüngst ja bei denGrund- und den Hauptschulen geschehen – beliebigLehrerstunden abgebaut werden, wodurch sich der

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Druck auf den Schulträger erhöht. Wir brauchen des-halb verbindliche Eckwerte!Insbesondere dank des Ganztagsschulangebotshaben wir in Reutlingen bis vor kurzem eine großeStabilität im Hauptschulbereich. Doch auch wir werden von den Diskussionen zurZukunft der Hauptschule eingeholt: Die Übergangs-quote für das kommende Schuljahr zeigt, dass nichtnur der demografische Wandel in Reutlingen ange-kommen ist: Die Hauptschulen verzeichnen ein minusvon 10% auf 22%.Ich wünsche mir daher für diesen Kongress konstruk-tive und lösungsorientierte Beiträge zurWeiterentwicklung unserer guten Hauptschulen undfreue mich auf den Erfahrungsaustausch mit Ihnen.

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Erwartungen für und an die Hauptschule:aus Sicht der Schulträger

Dezernent Norbert Brugger, StädtetagBaden-Württemberg

Pyramiden sind sehr stabile Bauwerke. Davonzeugen die Pyramiden von Gizeh. Als einzigesder sieben Weltwunder der Antike existieren siebis heute.

Auch das dreigliedrige SchulsystemBaden-Württembergs wurde als Pyramide ein-geführt. Hauptschulen bildeten das breiteFundament dieser Schulpyramide, die sich nachoben zu den Realschulen und Gymnasien hinverjüngte.

Wie konnte diese Schulpyramide, ganz andersals ihr ägyptisches Vorbild, nach nur wenigenJahrzehnten so heftig ins Wanken geraten? DieAntwort ist ganz einfach: Weil es alle so wollten!Über alle Partei- und sonstigen Grenzen hinwegbestand und besteht Konsens darüber, dass dieZahl der Schülerinnen und Schüler mit Abiturund Mittlerer Reife erhöht werden soll. Auchalle Eltern drängen naturgemäß mit ihrenKindern “nach oben”.

Wir stehen also vor den Scherben unseresErfolgs! Die Schulpolitik und Schulpraxis war soerfolgreich, dass der Schulpyramide buchstäb-lich der Boden entzogen worden ist und sich ihrSchwerpunkt krass nach oben verlagert hat. Siesteht nun auf dem Kopf: Eine große Zahl anGymnasiasten bildet ihren breiten Oberbau.Dieser Oberbau tänzelt – durch Realschülergepuffert – auf einer immer schmaler werden-den Spitze an Hauptschülern.

Unser Schulsystem hat deshalb heute nichtmehr die Form einer Pyramide, sondern dieForm eines Kinderkreisels oder Tornados. Esrotiert derzeit auch wie ein Kreisel oderTornado. Um es wieder zu stabilisieren, sindÄnderungen unerlässlich. Das ist unstreitig.

Heftig umstritten ist hingegen das Wie derÄnderungen. Für die Hauptschulen wird dabeidie Schicksalsfrage gestellt. Die einen wollensie unbedingt erhalten, die anderen sofortauflösen. In dieser Auseinandersetzung werdenalle Facetten des Hauptschulwesens themati-siert, kritisiert, seziert. Das ist gut so.

Mich schmerzt allerdings sehr, dass bei vielenÄußerungen über Hauptschulen die Haupt-schülerinnen und Hauptschüler selbst keineBeachtung finden. Diese Schülerinnen undSchüler haben wie alle anderen Menschen

Gefühle, Ängste, Hoffnungen und Erwartungenan ihr junges Leben. Wir alle wollen ihnen denbestmöglichen Start in ihr Leben geben. Wennwir sie aber mit Aussagen wie “Hauptschulefaktisch tot!” konfrontieren, geben wir ihneneinen ganz schlechten Start.

Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie solcheTodesanzeigen über Ihre Schule läsen? 200.000Hauptschülerinnen und Hauptschüler werden inBaden-Württemberg durch solche Aussagenpermanent entmutigt. Die vielen Hauptschul-abgänger vergangener Jahre ebenso. Ihnen hel-fen auch keine klugen Worte über dieExistenzberechtigung von Hauptschulen: Siebefanden oder befinden sich nämlich in diesenSchulen. Wenn es ein Makel wäre, Hauptschü-

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Moderation: Prof. Dr. Barbara Burkhardt-Reich, Norbert Brugger, Josef Brugger,Dr. Martin Frädrich, Stefan Küpper

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lerin oder Hauptschüler zu sein, könnten sie ihndaher nicht mehr aus ihrem Lebenslauf tilgen.Es ist aber kein Makel!

Der einzige Reichtum unseres rohstoffarmenLandes befindet sich in den Köpfen der Baden-Württembergerinnen und Baden-Württem-berger. Dieser Bildungsreichtum hat unseremLand eine großartige Erfolgsgeschichtebeschert. Baden-Württemberg ist Zeit seinesBestehens ein so genanntes Geberland derBundesrepublik, hat anderen Ländern also stetshelfen können. Wir haben seit langer Zeit diebesten Wirtschaftsdaten mit der geringstenArbeitslosigkeit. Im Export sind wir sogarWeltmeister. Mit badisch-württembergischerZurückhaltung darf ich deshalb feststellen: Soschlecht kann das Schulsystem gar nicht sein, indem Generationen von Landeskindern herange-reift sind, die diesen Erfolg bewerkstelligthaben. Hauptschülerinnen und Hauptschülerhaben daran einen gewichtigen Anteil!

Es besteht daher kein Grund, von heute aufmorgen panisch aus diesem Schulsystem zufliehen und alle Hauptschulen aufzulösen.Damit würden wir nur Hysterie schüren – undzwar nicht nur bei Hauptschulen, sondern auchan Realschulen und Gymnasien. Leidtragendedieses Flächenbrandes wären hauptsächlich dieHauptschülerinnen und Hauptschüler.

Wir setzen städtetagsseitig stattdessen auf den“Wandel durch Annäherung”. Der hat sich inder jüngeren deutschen Geschichte schon ein-mal bewährt. Aber was bedeutet er hier?

Die gemeinsamen Hauptschulempfehlungendes Landes und der Kommunalen Landesver-bände vom März und der Maßnahmenkatalogdes Landes für Hauptschulen vom Juli lassenHaupt- und Realschulen getrennt, eröffnen aberintensive Kooperationen zwischen Schulen die-ser beiden Schularten. Diese Landesstrategieunterstützen wir. Mit solchen Kooperationenkann zusammenwachsen, was zusammenge-hört. Sicher nicht alles, aber vieles. Und wasgetrennt bleibt, lässt sich auch beiVerbundschulen – also fusionierten Haupt- undRealschulen – nicht einfach zusammenfügen.Differenzierten Unterricht nach Leistungs-vermögen der Schülerinnen und Schüler gibt esnatürlich auch dort.

Wertschätzung für Hauptschülerinnen undHauptschüler entsteht nicht durch das Negierenoder Überblenden von Leistungsunterschieden.Sie muss in Gedanken, Äußerungen undHandlungen gelebt werden. Hauptschülerinnenund Hauptschüler haben nicht weniger, sondern

andere Qualitäten als Gymnasiasten undRealschüler. Sie sind eine Bereicherung fürunser Land. Es ist die Vielfalt an Qualitäten, dieeine Gesellschaft reich macht.

Mit den sieben Weltwundern habe ich begon-nen. Schließen möchte ich mit sieben Erwartun-gen für und an die Hauptschulen. Ich formulieresie als Wünsche:

1. Vom Landtag und der Landesregierungwünsche ich mir noch mehr Offenheit bei derWeiterentwicklung unseres Bildungssystems,denn neue Herausforderungen verlangen nachneuen Lösungen.

2. Von der Landtagsopposition wünsche ichmir, dass sie ihren frischen Wind in der Schul-politik mit mehr Kompromissbereitschaft würzt.Dann können die neuen Herausforderungen imKonsens bewältigt werden.

3. Den Kommunen als Schulträgern wünscheich alle Kraft für die notwendige Neuordnunglokaler Schulstrukturen. Diese Neuordnung soll-te nicht am eigenen Ortsetter halt machen, son-dern – wo sinnvoll – Nachbarkommunen einbe-ziehen.

4. Von der Wirtschaft wünsche ich mir, dasssie im Zuge ihres Aufschwungs noch mehrAusbildungs- und Arbeitsplätze anbietet undHauptschülerinnen und Hauptschülern beideren Besetzung faire Chancen einräumt.

5. Von den Schulleitungen und Lehrkräftender Hauptschulen wünsche ich mir, dass sie beiihrer wichtigen pädagogischen ArbeitSelbstbewusstsein ausstrahlen, denn damitstärken sie das Selbstvertrauen derHauptschülerinnen und Hauptschüler. Und dasist das wichtigste pädagogische Ziel überhaupt!

6. Den Eltern der Hauptschülerinnen undHauptschüler wünsche ich, dass sie ihre Kinderauf deren Hauptschulweg mit innerer Überzeu-gung stärken können und sich dabei von nega-tiven Stimmungen und Äußerungen nicht ver-unsichern lassen.

7. Den Hauptschülerinnen und Haupt-schülern wünsche ich von Herzen, dass sieermutigt und bestärkt werden, ihre Fähigkeitenzu entfalten und an eine gute Zukunft für sichglauben.

Kontakt:Norbert [email protected] - Telefon 0711/22921-13

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Wenn man Erwartungen an die Hauptschule for-mulieren will, stellt sich zunächst eine entschei-dende Frage: Wie muss sich eineBildungseinrichtung aufstellen, um erfolgreichzu sein?Erfolgreich sein heißt: Schülern, Eltern,Lehrerinnen und Lehrern und den Anforder-ungen der Gesellschaft gerecht zu werden.Aus Sicht der Schule erwarten wir deshalbRahmenbedingen, in denen auf den Einzelfallbezogen gearbeitet werden kann und in denendie Kinder und Jugendlichen individuell beglei-tet und betreut werden können, damit die aufdie einzelne Person zugeschnittenen und für dieeinzelne Person erreichbaren Ziele realisiertwerden können.

Wie müssen die Rahmenbedingungen für dieSchülerinnen und Schüler, für die Eltern, für dieLehrerinnen und Lehrer also für die gesamteSchule gestaltet sein?

Rahmenbedingungen für die Schülerinnenund Schüler:Die Rahmenbedingungen für die Schülerinnenund Schüler müssen so gestaltet sein, dass sieein hohes Maß an Wertschätzung erfahren, dasssie in den fachlichen und im überfachlichenLernbereichen der Schule Erfolge erleben kön-nen, dass Jugendliche in ihrer Persönlichkeitgestärkt werden und dass sie individuell in dieArbeitswelt begleitet und eingegliedert werdenkönnen.

Rahmenbedingungen für die Eltern:Die Rahmenbedingungen für die Eltern müssenso gestaltet sein, dass diese sich einbringen undmitwirken können. Dazu müssen Eltern auchUnterstützungen in Lebens- undErziehungsfragen erhalten können. Schule sollEltern beraten, Ihnen Perspektiven aufzeigenund ihre Mitarbeit wertschätzen.

Rahmenbedingungen für Lehrerinnen undLehrer:Die Rahmenbedingungen für Lehrerinnen undLehrer müssen so gestaltet sein, dass einPerspektivenwechsel der Lehrerrolle vomWissensvermittler zum Begleiter und Beratermöglich ist, dass die Kompetenzen im Bereichvon Diagnostik, Beratung und Hinführung zurArbeitswelt optimal eingesetzt werden.Lehrerinnen und der Lehrern muss einNetzwerk als Unterstützungssystem zurVerfügung stehen, welches die Teamarbeit för-dert. Vor allen Dingen brauchen Lehrerinnenund Lehrer gesellschaftliche Wertschätzung.

Rahmenbedingungen für die einzelneSchule:Die Rahmenbedingungen für die einzelneSchule müssen es ermöglichen, dassLerngruppen individuell beraten und begleitetwerden können, dass Unterstützungssystemegreifen können. Ferner ist wichtig, dass dieSchule noch mehr gesellschaftliche Akzeptanzerfährt, dass gesellschaftsrelevante Basics infachlichen und überfachlichen Kompetenzenerkannt und vermittelt werden und dass Schulesich öffnet.

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Erwartungen für und an die Hauptschule aus Sicht der Schule.Josef Brugger, Schulleiter der Pestalozzi Schule Friedrichshafen

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Erwartungen für und an die Hauptschule:aus Sicht der IHK Baden-Württemberg

Dr. Martin Frädrich, Geschäftsführer derIHK Region Stuttgart, Abteilung Beruf und Qualifikation

Die Wirtschaft braucht qualifizierte Fachkräfte,künftig dringender denn je. Aufgrund der demo-grafischen Entwicklung werden immer wenigerjunge Menschen dem Arbeitsmarkt zurVerfügung stehen. Die Wenigen müssen alsobesser qualifiziert sein.

Wer die Schule verlässt, muss ausbildungsreifsein. Für die Unternehmen ist dies der zentraleAnspruch an Schule. Die Ausbildungsbetriebeengagieren sich in vielfältiger Weise, um dieSchulen vor Ort dabei zu unterstützen. Sie wer-den diese Kooperationen noch weiter ausbau-en. Die Verantwortung für die Gestaltung derLernprozesse und für deren Ergebnisse amEnde der Schulzeit liegt jedoch bei den Schulen.

Die Industrie- und Handelskammern haltennichts von lähmenden Schulstrukturdebattenund vordergründigen Labelkorrekturen. DieSchulstrukturen sind nachrangig. In jedemSystem muss die zentrale Frage des Umgangsmit der Heterogenität der Schülerschaft gelöstwerden. Jedes System muss die frühzeitigeindividuelle Förderung der Schüler gewährlei-sten. Das dreigliedrige Schulsystem kann diesleisten. Viele Hauptschulen zeigen hervorragen-de pädagogische Arbeit und erbringen inKlassen mit hohen Migrationsanteilen einebewundernswerte Integrationsleistung.

Wir sollten uns deshalb auf die Frage konzen-trieren, welche Faktoren für eine gute (Haupt-)Schule vorrangig sind. Die wichtigsten IHK-Vorschläge hierzu lauten:

� Das Übergangsmanagement von derGrundschule in die weiterführendenSchulen muss verbessert werden. Vielegescheiterte Schulkarrieren entstehendurch Überforderung infolge falscherSchulwahl.

� Hauptschulen müssenGanztagesschulen sein, um die oftmalsdurch bildungsferne Familien entste-henden Defizite auszugleichen.Grundlage muss ein pädagogischesKonzept sein, das insbesondere dieBasiskompetenzen und die Integrationder Praxiszeiten im Blick hat.

� Zusätzlich zu den pädagogischen

Assistenten müssen mehr Lehrer anHauptschulen eingesetzt und derensozialpädagogische Kompetenzgestärkt werden. Der Schülerrückgangdarf nicht zu finanziellen Einsparungenführen, sondern muss fürQualitätsverbesserungen in der Bildunggenutzt werden.

� Die Lehrerausbildung und -weiterbil-dung sollte vor allem dieErziehungskompetenz stärken sowiediagnostische Kompetenzen zur besse-ren Feststellung individuellerLernstände und Lernfortschritte vermit-teln.

� Es muss zu mehr Leistungstransparenzund einer leistungsgerechterenBezahlung von Hauptschullehrern kom-men.

� Die Autonomie und Verantwortung der(Haupt-) Schulen ist weiter auszubauen.Die regelmäßige externe Evaluation istunter Einbeziehung von Experten ausder Wirtschaft durchzuführen. IhreErgebnisse sind in geeigneter Form zuveröffentlichen.

� Leitlinie der Hauptschule muss dieAusrichtung an den Anforderungen desBerufslebens sein. Sie muss eineInstanz werden, die beruflich orientiertund berufliche Chancen vermittelt.Fachgebiete wie Technik und Physikmüssen von entsprechend qualifiziertenLehrern unterrichtet werden.

� Zur noch stärkeren Einbindung derSchulen in die Berufs- und Arbeitsweltsollte jeder Schule vorgegeben werden,Patenschaften mit Unternehmen einzu-gehen.

� Die Zeugnisse der Hauptschüler müs-sen aussagefähig gestaltet werden.Noten für Fächerverbünde dürfen nichtdazu führen, dass Rückschlüsse auf dieLeistungen in einzelnen Fächern(Technik, Physik) nicht mehr möglichsind.

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In der Debatte um die Mehrgliedrigkeit unseresSchulsystems und um die Zukunft derHauptschule wird häufig den Unternehmen dieSchlüsselrolle zugewiesen. Wenn nur ausrei-chend Ausbildungs- und Beschäftigungschan-cen für Hauptschulabsolventen angeboten wür-den, dann müsste es einem nicht bange sein umdie Zukunft der Hauptschüler und derHauptschule, so eine gängige Argumentation.Es wird häufig unterstellt, dass Unternehmensystematisch von einer Einstellung vonHauptschulabsolventen absehen würden. Dabeiwird völlig übersehen, dass Unternehmen nichtbestimmte Abschlüsse, sondern bestimmteKompetenzen suchen. Schulabschlüsse undNoten sind ein Hinweis auf vermeintlich odertatsächlich vorhandene Kompetenzen desBewerbers. Kann sich ein Unternehmen auf dieQualität des Hauptschulabschlusses sicher ver-lassen, so wird es auch gerne aufHauptschulabsolventen zurückgreifen. Dochgenau hier liegt das zentrale Problem. Zu häufigmüssen fehlende Kompetenzen sowohl im fach-lichen als auch im sozialen und persönlichenBereich festgestellt werden.

Dabei geht es nicht um eine Pauschalisierung,denn nach wie vor verlassen viele gut gerüsteteSchüler die Hauptschulen und starten erfolg-reich ihren Berufsweg. Es geht auch nicht umpauschale Vorwürfe gegenüber denHauptschulen und den dort tätigen Lehrkräften.Hier wird oftmals eine Bildungs- undErziehungsarbeit geleistet, die höchsteAnerkennung verdient. Insbesondere in sozia-len Brennpunkten nehmen Hauptschulen sozial-integrative Aufgaben wahr, wo Familien undGesellschaft längst versagt oder aufgegebenhaben. Es geht vor allem auch darum, nieman-den pauschal abzuschreiben. Dies zeigen unsErfahrungen, die wir bei Südwestmetall mit derAusbildungs- und QualifizierungsinitiativeSTART 2000 Plus seit nunmehr 10 Jahren sam-meln konnten. Fast 4.500 junge Menschenhaben durch unsere Unterstützungs- undBetreuungsangebote einen zusätzlichenAusbildungsplatz in den Betrieben der Metall-und Elektroindustrie gefunden. Dazu kommennoch mal über 1.100 Praktikanten in unseremGrundausbildungslehrgang Metall, die das feh-lende Rüstzeug für eine spätere Ausbildung undBeschäftigung erworben haben. Gezielt werdenfehlende Kompetenzen in diesem Vorberei-tungsjahr nachgeschult.

Diese Erfahrungen mit unseren eigenenProgrammen unterstreichen, dass es entschei-dend auf die Qualität der Schulabschlüsse unddie Kenntnisse und Fertigkeiten der jungenLeute ankommt, und nicht auf die Art desSchulabschlusses. Damit wird auch deutlich,dass die Arbeitgeber bei der Frage derSchulstruktur frei sprechen können und keinespezifischen Organisationsinteressen zu vertre-ten haben. In diesem Zusammenhang will ichbetonen, dass es nicht besonders glaubwürdigerscheint, wenn sich vor allem Gymnasial-Lehrer und Gymnasial-Eltern an vordersterFront für den Erhalt der Hauptschule starkmachen. Es wirkt umgekehrt genauso wenigglaubwürdig, wenn von interessierter Seite dieHauptschule systematisch nieder geschriebenund durch das Vorranstellen von negativenEinzelbeispielen ein bestimmtes Bild geprägtwird.

Ich halte mich hier lieber an die Fakten. Die zei-gen mir einiges auf der Haben-Seite derHauptschule, allerdings auch einiges auf derSoll-Seite. Zunächst zum Positiven: Knapp 30Prozent eines Schuljahrgangs ist alles andereals eine Restgröße. Dass 40 Prozent davoneinen mittleren Abschluss machen, ist ein gutesSignal für die Durchlässigkeit desSchulsystems, zu der in besonderem Maßeauch die beruflichen Schulen beitragen. Und diesensationell niedrige Jugendarbeitslosigkeit inBaden-Württemberg von rund 4 Prozent zeigt,dass der Übergang aus der Schule – das heißtauch der Hauptschule – in die Arbeitswelt gutgelingt. Dies ist umso erstaunlicher mit einemBlick auf die Defizite: Es konzentrieren sich zuviele so genannter “Risikoschüler” mit fehlen-der Ausbildungsreife an unseren Hauptschulen.Zugleich gibt es eine starke soziale Selektionmit der Folge, dass sich viele Kinder aus einembestimmten sozialen Milieu und mitMigrationshintergrund an den Hauptschulenwieder finden. Dies wiederum löst das vielleichtschwerwiegendste Problem unserer Haupt-schulen aus: Die fehlende Akzeptanz bei Elternund Schülern. Gelingt es nicht, diese Akzeptanzwieder zu gewinnen, sieht es mit der Zukunftder Hauptschule düster aus.

Anders ausgedrückt: Entweder es gelingt, derHauptschule ein klares und überzeugendesProfil zu geben, oder es müssen andere Wegeeingeschlagen werden. Das Hauptschul-

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Erwartungen für und an die Hauptschule aus Sicht der Wirtschaft

Stefan Küpper, Geschäftsführer “Bildungspolitik und Qualifizierung”

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programm der Landesregierung ist aus unsererSicht grundsätzlich geeignet, Profil und Qualitätder Hauptschule zu steigern und sie als eineechte und interessante Alternative bei Elternund Schülern zu platzieren. Bedauerlicherweiseaber wird ein zentrales Instrument zur Stärkungder Hauptschule nicht genutzt, und zwar die ver-stärkte Einstellung von jungen Lehrkräften, diejetzt in großer Zahl auf eine Beschäftigungs-chance nach ihrem erfolgreich absolviertenStudium warten. Bei allem Verständnis für dieHaushaltssanierungspolitik der Landes-regierung wird hier eine große Chance zurProfilbildung der Hauptschule ungenutzt gelas-sen.

Die fehlende Akzeptanz der Hauptschule, insbe-sondere bei den Eltern, darf allerdings auchnicht zu dem Fehlschluss führen, dass derElternwille über die strukturelleWeiterentwicklung unseres Schulsystems ent-scheiden darf. Der enge Zusammenhang vonsozialer Herkunft und Bildungserfolg inDeutschland hat seine Ursache u. a. in einer zustarken Position des Elternwillens. Wenn derElternwille die Leistungsfindung und -differen-zierung dominiert, dann darf man sich über dieselektierende Wirkung eines wie auch immerstrukturierten Schulsystems nicht wundern. Obintegriert oder mehrgliedrig, entscheidend ist,dass die Leistungsdifferenzierung nach objekti-ven Kriterien erfolgt, und nicht nach der subjek-tiven Zuordnung von Eltern oder Lehrkräften.Das erfordert, den Schüler in den Mittelpunkt zustellen und ihn an Hand seiner individuellenMerkmale und Fähigkeiten zu fördern. WobeiFörderung immer auch Differenzierung heißt,unabhängig davon, ob dies in einem dreigliedri-gen, zweigliedrigen oder integriertenSchulsystem mit unterschiedlichen Lern-geschwindigkeiten geschieht. Auch in einemintegrierten System braucht es Differenzie-rungsmöglichkeiten nach Leistungsmerkmalen,die nicht als Selektion diffamiert werden dürfen.Es wäre im Übrigen äußerst naiv zu glauben,

dass sich mit dem Auflösen der Hauptschuleauch die dahinter stehenden Problem-situationen quasi automatisch auflösen würden.Viele der Schüler tragen auch weiterhin dieHypothek einer fehlgeschlagenen Integrationvon Migranten, problematischer Familien-verhältnisse oder des negativen Einflusses imsozialen Brennpunkt mit sich. Damit muss sichSchule, wie immer sie auch heißt, und wieimmer sie auch strukturiert ist, auseinander set-zen.

Die demografische Entwicklung wird mittel- undlangfristig eine Weiterentwicklung derSchulstruktur erzwingen. Dabei machenEinheitslösungen wenig Sinn, denn dieBedarfssituation z. B. im ländlichen Raum isteine andere als im städtischen Ballungsraum.Der grundsätzlich von allen Akteuren in derBildungspolitik unterstützte Ruf nach mehrSelbstständigkeit der Einzelschule verträgt sichohnehin nicht mit der Forderung nach einer festvorgegebenen Schulstruktur. Das gilt sowohlfür das Festklammern an bestehendenStrukturen als auch für die Forderung nacheiner neuen Einheitsstruktur. Lassen Sie uns dieFrage der Schulstruktur mit zum Gegenstandder Profilbildung und des Wettbewerbs vonSchulen machen. Wir werden dann voraussicht-lich feststellen, dass sich einerseits Schulensehr bewusst mit den Stärken der Hauptschuleprofilieren, und dass sich andererseits in einzel-nen Regionen alternative Strukturen entwickelnwerden. Die Arbeitgeber sind zu einem solchenWettbewerb bereit, wenn die jeweiligenBildungs- und Kompetenzstandards gesichertsind und die Durchlässigkeit zwischen den ver-schiedenen Schultypen gewährleistet ist. Ausder Schulart “Hauptschule” kann dann die Profilgebende “Marke Hauptschule” werden, die fürBerufsfeldbezug, Projektunterricht sowiefächerübergreifendes Lernen steht und so dieChance erhält, die Akzeptanz von Eltern undSchülern zurückzugewinnen.

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Ausgangslage:Herr Brugger berichtet, dass an seiner SchuleSchüler aus 28 Nationen mit extrem schwieri-gen Lebenssituationen in den letzten 10 Jahrennach Klasse 9 im Durchschnitt 2-5%, inAusnahmen bis zu 7%, den direkten Weg in diebetriebliche Ausbildung geschafft haben. Diemeisten gingen zunächst ins Berufsvorberei-tungsjahr (BVJ), Berufseinstiegsjahr (BEJ) etc.,einige auch in die Berufsfachschulen. Schülerwählten nicht einen Beruf, sondern einenArbeitsplatz in industriellen Großbetrieben.Erfolgreiche berufliche Integration war sehrzufallsabhängig. Deshalb setzt die Schule aufindividualisiertes Lernen und flexibleEingliederung in die Arbeitswelt.

Garantierte Vermittlung durch Individuali-sierung und Verbesserung des Entschei-dungsverhaltens durch vertiefteBerufsorientierung:Ab Klasse 7-8 steht der einzelne Schülerim Mittelpunkt. Alle Schüler erhalten in ihrenfachlichen, überfachlichen und berufsbezoge-nen Fähigkeiten durch regelmäßige Selbst- undFremdeinschätzungen ein realistisches Bildihrer Kompetenzen. Jeder Schüler schließt mitseinem Coach Zielvereinbarungen ab. DerSchulleiter macht mit jedem Lehrer entspre-chende Zielvereinbarungen. In denKlassenstufen 8 und in den Koop-Klassen gibtes Lerngruppen mit Schülerzahlen von 10 bismaximal 12. Der an der Schule gegründeteVerein “Jugend in Arbeit” akquiriert Mittel undkümmert sich um das notwendigeUnterstützungssystem. Hierzu wurdenPersonen angestellt und/oder auf Honorarbasisbeschäftigt. Ehrenamtliche Begleiter kommennoch dazu. Die Vermittlungsquote in die betrieb-liche Ausbildung nach Klasse 9 in den her-kömmlichen Klassenverbänden stieg auf 10%an. Eine Lerngruppe, die bereits nach dem

neuen Modell in diesem Schuljahr gearbeitethat, hat eine Vermittlungsquote von rund 95%.

Eltern:Eltern haben sich früher um Übergangsma-nagement und Begleitung in die Ausbildunggekümmert. Dieses System funktioniert so nichtmehr. Lehrer in der neuen Rolle alsLernbegleiter und Coach übernehmen dieseFunktion. Eltern lassen sich jedoch durch dieUnterstützung der Lehrer für diese Rolle wiedermit einbinden.

Betriebe:Betriebe sind bereit, Hauptschüler auszubildenoder in Arbeitsverhältnisse zu übernehmen,wenn sie nicht die Begleitung des Schülers inschwierigen Lebenssituationen oder dieNachhilfe übernehmen müssen. Wichtig ist fürjeden Betrieb ein verlässlicher schulischerAnsprechpartner.

Diskussionsbeiträge/Fragen:- Welche Möglichkeiten haben andere

Schulen, wenn sie die Schüler nach derneunten Klasse weiter begleiten wol-len?

- Die Einrichtung von Koop.-Klassen.Laut Kabinettbeschluss geht dies jetztflächendeckend.

- Welche Finanzierungsquellen gibt esfür diesen Weg?

- Verschiedene Stiftungen, Firmen unddie Arbeitsagentur. Zur vertieftenBerufsorientierung kann z.B. ein Projektüber §33 Sozialgesetzbuch (SGB3)beantragt werden, wie es “Jugend inArbeit” getan hat.

- Was passiert mit Schülern, die sichnicht eingliedern lassen?

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Forum 1

“Jugend in Arbeit” Wir garantieren die Eingliederung aller Jugendlicher in die Arbeitswelt

Die berufliche Integration von Schülern funktioniert am besten, wenn in der Schule eine positiveBeziehungsebene vorhanden ist und alle weiteren Schritte den einzelnen Schüler in denMittelpunkt stellen Die Dauer der Lernzeit darf dabei keine Rolle spielen. Kosten und der Aufwandsind auf diesem Weg wesentlich günstiger als gesellschaftliche Folgekosten Das Interesse, ähnli-che Modelle an anderen Schulen aufzubauen ist groß. Das Unterstützungsnetzwerk durch helfen-de Institutionen und Finanzmittel ist hier sehr wichtig. Hier sind Stiftungen, Firmen und dieArbeitsagentur besonders gefragt . Es kann dauerhaft jedoch nicht die Aufgabe einer Schule sein,sich um Drittmittel zu kümmern. Das ist eine gesellschaftliche Aufgabe.

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- Wenn die Voraussetzungen gegebensind, werden manche in Reha-Ausbildungen vermittelt. Andere erhal-ten Teilqualifizierungen. Mit einemguten Portfolio sind dieVermittlungschancen für Jobs besserals ohne entsprechende Nachweise.Auch Plätze für dasEinstiegsqualifizierungsjahr (EQJ) wer-den genutzt. Die Vermittlungsgarantiebezieht sich auf die Jugendlichen, dieaktiv an diesem Prozess mitwirken.

- Wie wird dem Abbruch der Ausbildungentgegengewirkt?

- Durch die intensive individuelleBegleitung. Schüler und Betrieb wer-den begleitet. Die Einbindung von aus-bildungsbegleitenden Hilfen (abH) isthier wichtig.

Rektor Josef Brugger Pestalozzi Schule Friedrichshafen

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Auf dem Weg in die Berufs- und Arbeitswelt bie-ten das Profil einer Ganztagsschule und einer“Sozialwirksamen Schule” vielfältigeMöglichkeiten für Hauptschüler, persönlicheStrategien zu entwickeln. Sein dadurch entste-hender Lern-, Berufs- und Lebensplan gibt ihmdie heutzutage erforderliche Flexibilität, dasSelbstbewusstsein und das notwendige “Know-how”. Unter anderem sind Streitschlichtung,Brückenbau und PULS bewährte und sich ent-wickelnde Werkzeuge zur Vermittlung vonEigenverantwortung im Rahmen derGanztagsschule in Kirchardt.

Frau MR´in Christa Engemann belegte dieWichtigkeit bzw. Brisanz von Sprachförderungschon in jungen Jahren mit folgenden Zahlen:

� Übergangsquoten vonMigrantenkindern 27,2% landesweit

� die Hauptschule besuchen durch-schnittlich 25,3% Schülerinnen undSchüler mit Migrationshintergrund.

Diese Zahlen machen deutlich, dass sichSprachförderung wie ein roter Faden durchzie-hen muss und der Schlüssel zur Integration undzu einem erfolgreichen Übergang insBerufsleben ist.

Förderung beginnt im Kindergarten mit derUmsetzung des Orientierungsplanes. DurchStandards im Bereich der Sprache kann derjeweilige Stand des einzelnen Kindes festgehal-ten werden (z.B. durch das Konzept “SchulreifesKind”).

Die beiden bisherigen Verwaltungsvorschriften(Unterricht für ausgesiedelte Schüler an allge-mein bildenden und beruflichen Schulen undUnterricht für ausländische Schüler an allge-mein bildenden und beruflichen Schulen) sindnicht mehr zeitgemäß. Die Blickrichtung derNeukonzeption der Verwaltungsvorschrift“Grundsätze zum Unterricht für Kinder und

Jugendliche mit Sprachförderbedarf an allge-mein bildenden und beruflichen Schulen” isteine grundsätzlich neue. Nicht die Zielgruppender “Ausländer und Aussiedler” stehen imMittelpunkt, sondern der Sprachförderbedarfder Kinder und Jugendlichen.Die Förderung der Schülerinnen und Schülerorientiert sich am individuell festgestelltenFörderbedarf. Dabei sind die Einbeziehung derEltern und die kontinuierliche Förderung wichti-ge Gelingensfaktoren. Die erforderlichenRessourcen für die Vorbereitungsklassen wer-den nicht aus dem Pool der Schulämter genom-men, sondern erfolgen als Direktzuweisung imbisherigen Umfang von 540 Deputaten. Die neue Verwaltungsvorschrift geht weit übereine Anpassung hinaus. Sie ist eine schulart-übergreifende Verwaltungsvorschrift undbezieht bereits die Bedeutung der vorschuli-schen Sprachförderung ein. Weitere Elementesind:� Die individuelle Bildungsbiografie und der

individuelle Förderbedarf sind leitend.� Kontinuierliche sprachliche Förderung ist

berücksichtigt.� Gezielte Förderung durch

Sprachstandserhebung.� Flexibilität des Angebots.� Erstellung eines Förderkonzepts der

Schule.Es ist davon auszugehen, dass die neueVerwaltungsvorschrift zum Schuljahr 2008/09 inKraft treten kann; die Veröffentlichung wird vor-aussichtlich im Amtsblatt “Kultus undUnterricht” Februar 2008 erfolgen.

Basierend auf den Zahlen und Fakten von FrauMR´in Christa Engemann stellte die Rektorin derBirkenbachschule Kirchardt, Frau Spalten-berger, die Struktur ihrer Schule mit ihrenSchülerinnen und Schülern aus neun Nationenvor.

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Forum 2

“Bildungschancen durch Eigenverantwortung: Junge Menschen mit und ohneMigrationshintergrund im ländlichen Raum.”

Sprache ist das wesentliche Kommunikationsmittel und eine Voraussetzung zur Teilhabe anGesellschaft und Schule. Die Beherrschung der deutschen Sprache ist dafür die Grundlage.Sprachkenntnisse zu vermitteln ist deshalb zentrale Aufgabe in Kindergarten und Schule. Dieserfordert eine kontinuierliche Beobachtung der Sprachentwicklung, zielgerichteteFördermaßnahmen auf der Basis des festgestellten Förderbedarfs, die Zusammenarbeit mit denEltern und flexible Angebote, die sich an den besonderen Bedingungen vor Ort orientieren.

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Diskussionspunkte: - frühzeitige Sprachförderung für Kinder und

Eltern notwendig- gelebte Sprache mit allen Fördermöglich-

keiten stützen- eine Förderung gleich im Kindergarten

ansiedeln (z.B. Modelprojekt “SchulreifesKind”), Start in der Schule wird dadurchverbessert

- Integration in 3./4. Generation schwieriger?Verhinderung durch Ängste, die Wurzeln zuverlieren - Gegenwirkung durch Vernetzung,Beziehungsarbeit

- neu an der Verwaltungsvorschrift:� Zielgruppe neu definiert/ (20-25%)� Flexibilität� Kooperation

- Sprachstandsfeststellungsverfahren (sollzukünftig an vorgezogene Einschulungs-untersuchung gekoppelt sein)

� Verfahren wird derzeit erprobt� Verbindung pädagogisches /

medizinisches Personal� Ergebnisse münden in Runden Tisch

“Schulreifes Kind”� Zeitrahmen steht noch nicht fest / derzeit

in Abstimmungssituation

Ministerialrätin Christa Engemann,Kultusministerium Rektorin Gudrun Spaltenberger,Birkenbachschule Kirchardt

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Herr Passauer stellt die Fasanenhofschule kurzvor

- einzige GHWRS mit Ganztagesbetrieb(seit 1971)

- 32 Lehrkräfte- 305 Schüler- Sozialstruktur des Stadtteils- Einzugsgebiet der Schule- Leitbild der Schule, praktische

Umsetzung im Schul-Alltag- Kooperationspartner (Kinder- und

Jugendhaus, mobile Jugendarbeit,Kirchen)

Herr Braitinger erläutert- die Qualifizierungsbausteine des

Projekts Jobguide- Selbstverständnis - Ziele- Begleitung der Schüler und Azubis (bis

max. 27 J.)

Herr Passauer stellt vor, wie dieKooperationspartner zusammenwirken undbetont, dass Jobguide kein fertiges Produkt ist,sondern sich den sich veränderndenAnforderungen anpassen muss. Deshalb wer-den immer wieder einzelne Bausteine ergänztoder verändert.

Die Teilnehmer interessierten sich für dieFinanzierung der Schulsozialarbeit, ohne diedas Projekt nicht durchführbar wäre und für dieOrganisation der Zusammenarbeit zwischenSchule und SchuSo.

- die Schulsozialarbeit hat eine100%Stelle; Büro der Schulsozialarbeitist auf dem Schulgelände, so dass derSchulsozialarbeiter praktisch insKollegium eingegliedert ist.

Weitere Fragen betrafen den Zeitpunkt derPraktika, die Aquise der Praktikumsstellen undPartner in Handel und Handwerk.

- Die Schüler suchen ihrePraktikumsstellen teilweise selbst, eini-

gen Schülern wird ein Praktikum beieinem Jobguide – Partner vermittelt.

- Die Schüler werden von Lehrern amPraktikumsplatz besucht; die Betriebewerden angesprochen, ob Interesse ander Teilnahme am Jobguide besteht.Vorteil für die Partner ist, dass dieSchüler/Azubis und die Betriebe beiauftretenden Problemen in derSchuSo/mobilen Jugendarbeit einenAnsprechpartner haben.

- Die Praktika finden in der Woche vorden Herbstferien und Ende Januar statt.

- Praktika sind während derUnterrichtszeit dann möglich, wenndurch dieses Praktikum die Aussicht aufeine Lehrstelle besteht.

Die Teilnehmer interessierten sich für unsereÜbergangsstatistik

- Im letzten Schuljahr gingen 80% derSchüler auf weiterführende Schulenoder begannen eine Ausbildung.

- Im laufenden Schuljahr wird die Über-gangsquote etwas geringer sein, da diediesjährige Abschlussklasse nicht sehrleistungsstark ist.

Eine weitere Frage galt der Betreuung derSchüler durch die Schulsozialarbeit nachBeendigung der Schulzeit.

- Die Betreuung übernimmt die mobileJugendarbeit, die die Schüler aberbereits kennt.

Einige Teilnehmer möchten mit derFasanenhofschule Kontakt aufnehmen, siearbeiten bereits mit einigen ähnlichenBausteinen wie die Fasanenhofschule undmöchten ihre Maßnahmen effektiver bündeln.

Schulleiter Herr Passauer, FasanenhofschuleStuttgartHerr Braitinger, SchulsozialarbeitFrau Frank, Koordination Jobguide

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Forum 3

Job Guide: Ein erfolgreicher Weg in die ArbeitsweltFasanenhofschule Stuttgart

Pool qualifizierter Kräfte für die Kinder und Jugendlichen muss groß sein ! Das Berufswegekonzept “Jobguide” an der Fasanenhofschule trägt dank einer fruchtbarenVernetzung Früchte: Kollegium, Schulsozialarbeit, Jugendarbeit, externe Partner (Arbeitsagenturund Jugendamt) und Firmen kooperieren. Kontinuität ist Grundlage einer erfolgreichen Berufswegefindung. Öffnung der Schule für regionale Partner, Ressourcen gewinnen.

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Frau Rektorin Macher stellt dieRosensteinschule Stuttgart vor (demografi-sche und statistische Angaben, päd.Konzeption einer sozialwirksamen Schule)

Vorstellung des Projektes: “Freundeschaffen Erfolg” (Herr Lindner):

- Berufswegevorbereitung- Konzept der Peers, Identifikation und

Vorbildcharakter- Zielsetzung: Verbesserung der

Ausbildungsreife, Einleitung vonAusbildungen

- 20 Teilnehmer werden von acht Peersbetreut

- Akquirierung der Peers durchEhemaligenliste der Rosensteinschule

- Bisherige Erfolge: von 40 Schülernergatterten 10 einen Ausbildungsplatz,20 besuchen eine weiterführendeSchule

- Das Projekt erhielt von der Alfred-Töpfer- Stiftung den “Preis für einegute Idee”

- Probleme im Projekt: Entgleiten vonSchülern durch die Nichteinhaltung vonRegeln, für manche Schüler ist eineweiterführende Schule der geeigneteWeg, manche Schüler sind definitivnicht ausbildungsreif

- Möglicher Lösungsansatz: Stärkung derVerbindlichkeiten durch Stipendien o.ä.

Kritik, Fragen, Anregungen:- neben Projekten wird von Seite der

Wirtschaft als Voraussetzung derAusbildungsreife ein Schwerpunkt aufdie Wissensvermittlung in denKernfächern gefordert

- Thema Projektprüfung: Inhalt versusKompetenzen

- Herr Meier berichtet über das angebo-tene Seminar zu Ausbildungsbeginn:Lernen lernen

Themenbereich Wirtschaft:- Neben schulischem Engagement hat

die Wirtschaft die Verpflichtung,Ausbildungsplätze anzubieten

- Frau Ehinger berichtet in diesemZusammenhang von einer möglichenKooperation mit der Wirtschaft:Vertreter der Wirtschaft informierenindividuell über weitere Anforder-ungen- allerdings gibt es hierbeiSchwierigkeiten, Vertreter zu mobilisie-ren

- Förderung der Sekundärtugenden zurStärkung der Ausbildungsreife

Themenbereich Eltern:- Wunsch nach stärkerer Einbeziehung

der Eltern in die Berufswegeplanung- Meist wenig Präsenz und Unterstützung

durch die Eltern, kaum Vorbildcharakter- Möglichkeit zur Aktivierung:

Zielvereinbarungen mit den Eltern aus-handeln

- Bsp. NRW: Abschluss von Bildungs-und Erziehungsverträgen mit Eltern-Problematik der logistischenUmsetzung

- Frau Ehinger berichtet, dass sie stattder üblichen allgemeinen Elternabendeden Eltern zweimal jährlich einenTermin zum individuellen Gesprächsetzt, um gemeinsamZielvereinbarungen festzulegen

- Weitere Möglichkeit: Lehrer gibt folgen-de Auflage: auch die Eltern müssensich in den möglichen Ausbildungs-betrieben vorstellen

- Bsp. Privatschulen: hier können bereitsbei der Schulanmeldung Forderungenan die Eltern gestellt werden eventuellwäre dieser Ansatz auch an staatl.Schulen umsetzbar

Ingrid Macher, Rosensteinschule StuttgartReferenten: Lindner (Sozialpäd.), Menrad(Konrektor)

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Forum 4

Schnittstellen betrachten - Brüche vermeiden - Übergänge begleiten:

Im Projekt “Freunde schaffen Erfolg” unterstützen beruflich erfolgreiche Erwachsene mitMigrationshintergrund Schülerinnen und Schüler ab Klasse 8 in der Phase der Berufsorientierungund Bewerbung und begleiten sie durch das 1. Ausbildungsjahr.

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Die Lehrerbildung ist schon immer mit gegen-sätzlichen Beurteilungen gelobt und beschimpftworden. Das Interesse dieses Artikels bestehtdarin, sowohl Schwachstellen in derLehrerbildung aufzuzeigen als auch Hinweisezur Verbesserung der Qualifikationen für dasLehramt an Hauptschulen zu geben. Dabei gehtes vor allem um Vorschläge, die dazu geeignetsind, die erweiterten Aufgaben derHauptschullehrerinnen und Hauptschullehrerwahrzunehmen.Immer deutlicher wird der wirtschaftlicheBedarf an qualifizierten Absolventinnen undAbsolventen der Hauptschule. Ihre beruflicheEingliederung in die Gesellschaft gelingt um soeher, je mehr die allgemein bildenden Inhaltemit der beruflichen, wirtschaftlichen und bil-dungspolitischen Entwicklung verbunden wer-den. Dieses Netzwerk von gegenseitigenUnterstützungen zu nutzen, muss auch einGegenstandsbereich der Lehrerbildung sein.

Es ist offensichtlich, dass sich die gesellschaft-lichen und beruflichen Ansprüche geänderthaben und sich weiterhin laufend ändern wer-den. Wenn dieser konstante Wandel tatsächlichzutrifft, dann muss sich auch die Vorbereitungauf eine Lebens- und Berufsgestaltung ständigändern. Um das Ergebnis vorweg zu nehmen:Wir brauchen eine direktere Orientierung anden aktuellen gesellschaftlichen und wirtschaft-lichen Entwicklungen und eine bessereVermittlung von Kompetenzen zur Erhöhungder sozialen und beruflichen Mobilität. WelcheMöglichkeiten gibt es, diese Ziele zu erreichen?

1. Die eigenständigen Bildungsräumeder Lehrerbildung, der Schulbil-dung, der beruflichen Bildung undder Weiterbildung müssen in einemNetzwerk koordiniert werden. Siekönnen dadurch die gegenseitigeErgänzung von Allgemeinbildungund Berufsbildung unterstützen.

Begründung:- Es bestehen nur sporadische Kontakte

zwischen den verschiedenenEinrichtungen zur Lehrerbildung und zuden Schulen.

- Die Entwicklung und Förderung vonQualifikationen und Kompetenzen orien-tiert sich nicht immer an denSchülerinnen und Schülern.

- Die vorhandenen Gemeinsamkeiten derverschiedenen Bildungsgänge werdennur teilweise genutzt.

2. Die Distanz zwischen allgemeinenund spezifischen Qualifikationenmuss verringert und die Fähigkeitenzum Transferieren gestärkt werden.

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Forum 5

Lehrerbildung1. Phase: HochschuleEigenständige Studiengänge für das Lehramt an Grundschulen und das Lehramtan Hauptschulen2. Phase: SeminarInitiierung von Netzwerken zwischen Hauptschulen und Beruflichen Schulen inder 2. Phase der Lehrerbildung

Trennung der Lehrerausbildung von Grundschule und den weiterführenden Schulen, damit alsoauch der HS-Lehrerausbildung. Diese soll spezifisch auf die Besonderheiten der Hauptschule vor-bereiten.Anreizsystem für Hauptschullehrerinnen mit dem Ziel der Qualitätsverbesserung:

Besoldung nach A 13Leistungsanreize

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Begründung:- Ein wechselseitiger Austausch zwischen

fachlichen Positionen und wirtschaft-lichen Bedürfnissen ist dringend notwen-dig.

- Ziel muss sein, vorhandenes “knowhow” auf neue Situationen zu transferie-ren.

- Stärker in den Vordergrund gerückt wer-den muss der Umgang mit Strategien zuProblemlösungen.

3. Es gibt kein allgemein anerkanntes Modell der Lehrerbildung

Begründung:- Die Fächer orientieren sich sowohl an

den Lernfähigkeiten der Schülerinnenund Schüler, an den Lernfähigkeiten derLehrerinnen und Lehrer und an der eige-nen fachlichen Qualifikation.

- Durch mangelnde Koordination wieder-holen sich ca. 30 % der Inhalte in denVeranstaltungen.

4. Die vier Säulen der Lehrerbildungerschweren die Bildung vonNetzwerken

Begründung:- Die Erziehungswissenschaften definieren

nur teilweise den Rahmen der zu ver-mittelnden Fachinhalte und der damit

verbundenen schulischen und außer-schulischen Lerninhalte.

- Die Fächer entwickeln ihre eigeneDidaktik und Methodik.

- Unterricht von Studierenden der erstenund zweiten Phase muss oft auf diePosition der jeweiligen Lehrperson hingeplant und durchgeführt werden.

5. Lehrerinnen und Lehrer vermittelnnicht nur Informationen. Sie tragenVerantwortung für den gesamtenErziehungs- und Bildungsprozess.

Begründung:- Mit Ende der Hauptschulzeit werden

nicht in jeder Schule die Wege in dieberufliche Bildung begleitet.

- Lehrer und Lehrerinnen müssen dafürausgebildet werden, bereits in der 6.Klasse konsequent auf das Erreicheneiner Berufschance hinzuarbeiten.

- Einen zentralen Stellenwert muss dasArbeiten mit Kompetenzinventarenerhalten. Mit ihrer Hilfe können gezieltBerufsprofile entwickelt werden, diesowohl die Grundkenntnisse als auchdie beruflich nutzbaren Fähigkeitenerfassen.

6. Vor- und Nachteile zwischen einemtiefer gehenden Fächerstudiumoder einem breit angelegten Über-blicksstudium halten sich dieWaage.

Begründung:- Ein breites Studium führt zu weitgehend

oberflächlichem Handeln. DieLehrerinnen und Lehrer sind breiter ein-setzbar.

- Ein tiefer gehendes Studium führt zu

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einer Reduktion der Lehrtätigkeit auf diestudierten Fächer.

- Ein wissenschaftlich begründetesStudium muss dazu befähigen, sich auchmit Hilfe eines erworbenenMethodeninventars für nicht studierteFächer selbst qualifizieren zu können.

7. Die zu große Vielfalt anFächerkombinationen imHauptschulstudium führt dazu,dass nicht für jede der ca. 300möglichen Kombinationen einangemessenes Angebot gemachtwerden kann.

Begründung:- Die unterschiedlichen Leistungsstufen

durch unterschiedlich intensiv studierteFächer führen zu unterschiedlichenLehrqualifikationen.

- Fächerverbünde können nur mit entspre-chenden Grundlagen studiert werden.

8. Jede strukturelle Diskussion zurOrganisation von Schule muss sichan Inhalten und an der Verbesserungder Situation der Schülerinnen undSchüler orientieren.

Begründungen:- Die formalen Veränderungsvorschläge

zur Struktur der Hauptschule orientierensich nicht immer an dem Ziel derVerbesserung der Erziehungs- undBildungsarbeit und haben nicht immerden Bezug zu den Schülerinnen undSchülern.

- Veränderungen sollen zu Verbesserungenund nicht zu Nachahmungen führen.

- Zu häufige und zu viele Veränderungenführen zu Irritationen und zuWiderständen.

9. Bildungsinhalte sollen aktuellen undrepräsentativen Charakter haben.

Begründung:- Ein Vergleich von allgemein formulier-

ten und repräsentativ gewonnenenBildungsinhalten zeigt, dass beiEinbezug von fast allen Repräsentanteneines Bundeslandes (z.B. der Landes-schulbeirat) die berufliche Bildung unddie gesellschaftliche Orientierung einenhohen Stellenwert erhalten.

10. Was soll mit den vielen jungenLehrerinnen und Lehrern gesche-hen, die in den nächsten Jahrenihre Ausbildung abschließen undkeine Anstellung finden.

Begründung:- Es ist dringend notwendig, die ver-

schiedenen Studiengänge zu den Lehr-ämtern auch für die Qualifikation fürandere pädagogische Berufe zu öffnen.

- Im Bereich der Weiterbildung, derVernetzung und der Unterstützung derSozialberufe sind noch beruflicheEntwicklungsfelder.

11. Die Zukunft verlangt eineStudienstruktur, die sowohl zumLehrberuf als auch zu anderenBerufen mit Lehr- undLernfunktionen führt.

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Allgemeine Inhalte Repräsentative Inhalte Konzepte didaktischer Auswahlprozesse

Kontinuierliche Sicherung und Entwicklung der Schul- und Unterrichtsqualität zur erfolgreichen Lebens- und Berufsgestaltung

Pädagogische Theoriebildung Ziele und Methoden der Bildungsforschung und ihre Auswirkungen auf das Lehrverhalten

Selbstreflektion über den pädagogischen Beruf

Auswirkungen der Studieninhalte und der Berufserfahrungen auf die eigene Persönlichkeitsentwicklung

Wandel von Normen und Zielen� Entwicklung der Bildung und Erziehung im Rahmen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels�

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Begründungen:- Pädagogische Qualifikationen eignen sich

auch für die Übernahme von pädagogi-schen Arbeitsfeldern im Personalwesen.

- Lehrerinnen und Lehrer können auchdurch Zusatzqualifikationen die Aufgabenals Lektoren, Weiterbildner, Gesundheits-erzieher, Mobilitätstrainer usw. überneh-men.

12. Die Studieninhalte in derLehrerbildung verbinden nur inEinzelfällen die Allgemeinbildungmit der beruflichen Bildung

Begründung:- Die Hauptschule hat ihren

Schwerpunkt im praktischenLernen.

- Kooperationen verbinden Betriebemit Schulen

- Praktika sind der beste Ort zumErkennen der eigenen Fähigkeiten.

13. Der schnelle Wandel im Bereich derwirtschaftlichen Entwicklung ver-langt, dass in der Hauptschule all-gemeine und spezifischeQualifikationen für eine beruflicheBildung vermittelt werden müssen.

Begründung:- Die Entwicklung der handwerklichen

Berufe geht von Detailkenntnissen zumTeiletausch.

- Die Entscheidungen in denProduktionsbetrieben gehen von derSelbstentscheidung zur Computerent-scheidung

14. Studieninhalte zur Ausbildung vonHauptschullehrerinnen undHauptschullehrern müssen zusätz-lich zu ihren Fächerstudien diegesellschaftlichen und beruflichenEntwicklungen berücksichtigen.

Begründung:- Die Studieninhalte für das Lehramt an

Hauptschulen müssen sich neben fach-lichen Aspekten mehr mit den bildungs-politischen, wirtschaftlichen und beruf-lichen Zusammenhängen auseinander-setzen.

15. Die fachlichen Studieninhalte fürdas Lehramt an Hauptschulen müs-sen sich an dem Kernauftrag derpraktischen Bildung orientierenund einen eigenständigenStudiengang entwickeln

Begründung:- Für die geringen Studierendenzahlen

werden sehr oft keine eigenenVeranstaltungen angeboten. VieleStudieninhalte beziehen sich auf dieGrundschule und Realschule. Es wirdempfohlen, einen eigenständigenStudiengang für das Lehramt anHauptschulen einzurichten

16. Der größere Arbeitsbereich derHauptschullehrerinnen und derHauptschullehrer zur Vermittlungallgemein bildender und berufsbil-dender Qualifikationen verlangteinen eigenständigen Studiengang.

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klung der handwerklichen Berufe geht von Detailkenntnissh

Netzwerk von Studien – Qualifikationen

Gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen

Lernprozesse so weit wie möglich als Erfahrungsprozesse gestalten

Verbindung von Bildungsschwerpunkten in der Allgemeinbildung und beruflichen Bildung

Verantwortung für den Erwerb beruflicher Erstqualifikationen

Erfolgskontrolle über selbst durchgeführte Handlungen

Kooperationen zwischen Schule und beruflichem Umfeld

Organisation von Lern- und Bildungsprozessen zur Förderung der vorhandenen Kompetenzen

Orientierung der Bildungswissenschaften an persönlichkeits- und berufsfördernden Inhalten

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Die Anzahl der Studiensemestermuss von 6 auf 7 angehoben wer-den.

Eine verbesserte Bezahlung istdringend notwendig

17. Der einseitig hohe Zugang zumSchwerpunktstudium Grundschuleund der vorhandene Mangel anNachwuchskräften für die Haupt-schule muss gesteuert werden.

Begründung:- Der Bedarf an Hauptschullehrerinnen

und Hauptschullehrern darf sich nichtan den zufälligen Studienentscheidun-gen der Studierenden orientieren.

- Auch gegenüber dem Überangebot vonGrundschullehrerinnen und Grund-schullehrern muss Verantwortung über-nommen werden.

Literatur:- Bildungsplan 2004 Hauptschule,

Werkrealschule Baden Württemberg,Ministerium für Kultus, Jugend undSport.

- Verordnung des Kultusministeriums überdie Erste Staatsprüfung für das Lehramtan Grund- und Hauptschulen vom22.07.2003.

- Studienordnung der PädagogischenHochschule Heidelberg für denStudiengang Lehramt an Grund- undHauptschulen zur GHPOI vom 22.07.2003.

- Verordnung des Kultusministeriums überdie Erste Staatsprüfung für das Lehramtan Realschulen vom 24.08.2003.

- Gestufte Lehramtsstudiengänge anPädagogischen Hochschulen,Positionspapier derLandesrektorenkonferenz derPädagogischen Hochschulen, Juni 2006.

- Standards für die Lehrerbildung,Beschluss der Kultusministerkonferenzvom 16.12.2004.

- Empfehlungen zur Zukunft derLehrerbildung in den Hochschulen,Hochschulrektorenkonferenz 21.02.2006.

- Nationaler Pakt für Ausbildung undFachkräftenachwuchs in Deutschland,Bundesagentur für Arbeit, 2006.

Kontakt:Professor Dr. Ludwig Schwinger

Zweite Phase: Seminar:

Initiierung von Netzwerken zwischenHauptschulen und Beruflichen Schulen inder Zweiten Phase der Lehrerbildung

Die verschiedenen Phasen der Lehrerbildungund die verschiedenen Schularten werden häu-fig als unabhängige Systeme wahrgenommen.Die gegenseitige Systemkenntnis ist gering aus-geprägt und die Zusammenarbeit der verschie-denen Schularten auf der örtlichen Ebene ist,zumindest in Teilen, noch stark optimierbar.Neben dem Verlust von möglichen Synergienwird damit auch Wahrnehmung der Stärken desbaden-württembergischen Bildungssystems,das stets in seiner Gesamtheit betrachtet wer-den muss, insbesondere auf internationalerEbne, erschwert.

Es erscheint deshalb wichtig, bereits in derLehrerausbildung Angebote zu unterbreiten, diedie Sicht der künftigen Lehrerinnen und Lehrerauch für andere Systeme systematisch öffnen.Eine solche Möglichkeit, bei der bereits in derZweiten Phase der Lehrerbildung Erfahrungenin anderen Bereichen gesammelt undNetzwerke schulartübergreifend initiiert wer-den, soll im Folgenden dargestellt werden.Hierbei handelt es sich um ein vierwöchigesPraktikum von Referendarinnen undReferendaren beruflicher Schulen, die dieses anzuführenden Schulen (Hauptschule, Realschule)absolvieren. Die folgenden Betrachtungenbeziehen sich ausschließlich auf das Praktikuman Hauptschulen.

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Ziel des Praktikums ist das Sammeln vonErfahrungen mit der zuführenden Schule, umdaran zielgerichtet anknüpfen zu können unddie Grundlegung von Kontakten. Die nachste-hende Grafik zeigt den Handlungszyklus desPraktikums:

Im Rahmen der Vorbereitung des Praktikumssuchen sich die Referendarinnen undReferendare eine Hauptschule im Bereich desRegierungspräsidiums Karlsruhe aus. ImRahmen der Vorbereitung werden verschiedeneArbeitsaufträge vergeben:

Arbeitsaufträge für das Praktikum:

1. Erfahrungen sammeln mit eigenemUnterricht an Haupt-/Realschulen

2. Erfahrungen mit der Begleitung einerKlasse an Haupt-/Realschulen

3. Erfahrungen aus der Projektarbeit beiHaupt-/Realschulen

4. Kontakte im Kollegium und mit derSchulleitung an Haupt-/Realschulen

Im Praktikum erhalten die Referendarinnen undReferendare einen Besuch durch die zuständigeAusbilderin oder den zuständigen Ausbilder desBeruflichen Seminars. Pro Schuljahr nutzt ca.ein Drittel der Studienreferendarinnen undReferendare die Möglichkeit eines Praktikumsan einer zuführenden Schule. Neben den imRahmen der Arbeitsaufträge für das Praktikumgewonnen Erfahrungen und Einblicken wirdvon den Studienreferendarinnen undStudienreferendaren die Kooperation mit denLehramtsanwärtern an Hauptschulen, die sichbeispielsweise in gegenseitigem Austauschüber Erziehungs- und Bildungsauftrag,Informationen über Anschlussmöglichkeiten imberuflichen Schulwesen oder der Durchführunggemeinsamer Unterrichtsvorhaben konkreti-siert, äußerst positiv erlebt. Die so gebildetenKontakte sind auf Dauer angelegt und schaffen

Netzwerke, die auch nach dem Vorbereitungs-dienst fortbestehen.

Auswertung des Praktikums am BeruflichenSeminar

Nach Abschluss des Praktikums an derHauptschule findet zu Beginn der Sommerferienfür alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer amPraktikum eine eintägige Auswertungs-veranstaltung statt. Hier präsentieren die dieStudienreferendarinnen und Studienreferen-dare die Ergebnisse ihrer Arbeitsaufträge undreflektieren unter Anleitung eines Ausbildersdas Praktikum an Hauptschulen.

Die Studienreferendarinnen und Studienrefe-rendare an beruflichen Schulen bewerten dieMöglichkeit, ein Praktikum an Hauptschulendurchführen zu können als sehr positiv.Angeregt wird auch, dass künftig fürLehramtsanwärter an Hauptschulen dieMöglichkeit für Praktika in beruflichen Schulengeschaffen werden sollte.

Insgesamt wird das Praktikum äußerst gewinn-bringend und positiv erlebt. Die Frage, ob siekünftigen Referendarinnen und Referendarenempfehlen würden, ein Praktikum anHauptschulen zu absolvieren, beantworteten96% der Befragten mit “ja”.

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STAATLICHES SEMINAR FÜR DIDAKTIK UND LEHRERBILDUNG (BERUFLICHE SCHULEN) KARLSRUHE

Baden-Württemberg

Handlungszyklus des Praktikums

Vorbereitung durch Arbeitsaufträge

Auftragsgeleitete Durchführung des Praktikums

Impulsgeleitete Reflexion

Integration der Erkenntnisse in das eigene Lehrersein

Ziel des Praktikums: Sammeln von Erfahrungen mit der zuführenden Schule, um in den beruflichen Schulen zielgerichtet anknüpfen zu können.

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JA NEIN

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Das Praktikum in der gegenwärtigen Form istmöglich, weil in der Ausbildungs- undPrüfungsordnung für den 24-monatigenVorbereitungsdienst (APrObSChhD vom31.08.1984) ein Zeitfenster für einBetriebspraktikum vorgesehen ist, das fürReferendarinnen und Referendaren, die bereitsüber umfangreiche betriebliche Erfahrungenverfügen, auch in der Weise genutzt werdenkann, dass ein Praktikum an einer Hauptschuledurchgeführt wird. In der Ausbildungs- undPrüfungsordnung für den 18-monatigenVorbereitungsdienst ist ein Praktikum nicht vor-gesehen und es fehlt auch folglich ein entspre-chendes Zeitfenster. Hier ist die Entwicklunginnovativer Konzepte gefordert, die es ermög-lichen, die so wichtige Kenntnis desGesamtsystems und die Vernetzung bereits inder zweiten Phase der Lehrerbildung, demReferendariat, anzulegen.

Kontakt:Prof. Edgar Traub, Direktor, StaatlichesSeminar für Didaktik und Lehrerbildung(Berufliche Schulen) Karlsruhe

Optimierungsansätze in derHauptschullehrer-Ausbildung in der 1.und 2. Phase:

In der Diskussion wird deutlich, dass dieAusbildung der Hauptschullehrer/innen zielge-richteter und spezifischer auf das Profil derHauptschulen zugeschnitten werden muss,damit eine solide Vorbereitung auf die Arbeit anden Hauptschulen erfolgt. AlleDiskussionsteilnehmer/innen sind sich darineinig, dass eine weitere Professionalisierungder HS-Lehrerausbildung vor allen Dingendadurch erreicht werden kann, dass die spezifi-schen Konturen der Hauptschule präzise insBlickfeld gerückt werden.

Durchaus kontrovers diskutiert wurden dabeifolgende Aspekte:

� Abkoppelung von derGrundschullehrerausbildung, evtl.modulare Ankoppelung an dieRealschullehrerausbildung;

� Entwicklung einesAnforderungsprofils für HS-Lehrer/innen, das dann der Ausbildungzu Grunde gelegt wird (Ziel u.a.:Transparenz über das Berufsbild);

� Verlängerung der HS-Lehrerausbildung

� Thema Elternarbeit sollte in dieAusbildung integriert werden

� Das ThemaIndividualisierungsmöglichkeitenmuss, soweit möglich und realistisch,immer wieder fokussiert werden;

� Einforderung von mehr beruflicheroder/und pädagogischerPraxiserfahrung als Zugangsvoraus-setzung für das HS-Lehrerstudium oderals studienbegleitendesPflichtprogramm

� Kooperationen mit der Wirtschaft� Kooperationen zwischen den aus-

bildenden Seminaren derHauptschulen und der beruflichenSchulen: Die Referendar/innen solltenfrühzeitig die Arbeitsweisen,Möglichkeiten und Anforderungen derjeweils anderen Schulart kennenlernen,da sie wechselseitig zuführende undaufnehmende Schule sind;

Schaffung von Anreizen fürHauptschullehrer/innen

Zu diesem Thema gab es keine Kontroverse,sondern weitgehende Übereinstimmung: Umauch künftig motivierte Referendar/innen fürdas Lehramt an Hauptschulen gewinnen zu kön-nen, müssen Leistungsanreize geschaffen wer-den. So ist eine Bezahlung nach der Ausbildungnach A13 wünschenswert, darüber hinaus solltees für engagierte Kolleginnen und Kollegen lei-stungsorientierte Zulagen bzw.Aufstiegschancen geben.

Berichterstatterin:

StD´in Claudia RugartBereichsleiterin Sozial- undKulturwissenschaftenStaatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (Berufliche Schulen)Kaiserallee 1176133 Karlsruhe

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Kurzbeschreibung Profil AC

Über die modular aufgebaute Kompetenzana-lyse Profil AC werden die Kompetenzen bei jun-gen Menschen in der Berufsorientierung undAusbildung festgestellt. Ziel ist es, auf der Basisder diagnostischen Ergebnisse passgenaueAngebote für die individuelle Förderung derjungen Menschen auszuwählen und, damit ein-hergehend, eine tragfähige Motivation für denBildungsprozesse zu erreichen. Profil AC wurdefür Personengruppen mit besonderemFörderbedarf beim Übergang von der Schule indas Erwerbsleben entwickelt. Davon angespro-chen sind in erster Linie Teilnehmende anberufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen,Auszubildende sowie Schülerinnen und Schülerder Abschlussklassen allgemein bildenderSchulen und im Berufsvorbereitungsjahr.

Neben dem Potenzial (körperlich, organische,psychische und emotionale Voraussetzungensowie intellektuelle und emotionaleLeistungsfähigkeit) und dem persönlichenWertesystem werden die Fähigkeiten undFertigkeiten der jungen Menschen bezogen auffolgende Kompetenzbereiche erfasst:Methodenkompetenz, kulturtechnische Kompe-tenz, Fach- und Sachkompetenz, Sozialkompe-tenz, Selbstkompetenz, Handlungskompetenz.Die diagnostischen Module werden auf derBasis der Ergebnisse des Aufnahmegesprächssowie der individuellen Berufswünsche undVoraussetzungen festgelegt. Überwiegend wer-den handlungsorientierte Testverfahren einge-setzt, die berufsfeld- und lebensweltbezogeneAufgaben umfassen, wie z. B. Verkaufsrollen-spiele, Gruppenaufgaben, Postkorbübungen.Bei der Bearbeitung der Aufgaben werden diejungen Menschen systematisch mit Hilfe vonBeobachtungsbogen durch geschulteMitarbeitende beobachtet. Alle Beobachtungs-merkmale sind operationalisiert und skaliert, sodass die Beurteilung auf einer einheitlichenBasis möglich ist. Parallel dazu schätzen dieTeilnehmenden ihre Kompetenzen bei der

Bewältigung der unterschiedlichen Aufgabenmittels eines Selbsteinschätzungsbogens ein.

Die diagnostischen Daten können EDV-gestütztverarbeitet und dargestellt werden. Dokumen-tiert werden die Ergebnisse im individuellenKompetenzprofil und im Kompetenzbericht. DasKompetenzprofil wird mit Anforderungsprofilenunterschiedlicher Berufsfelder abgeglichen, umauf dieser Basis Empfehlungen zum weiterenberuflichen Werdegang zum Ausdruck zu brin-gen. Alle Ergebnisse werden mit den jungenMenschen im Einzelnen besprochen.

Der Zeitrahmen für die Durchführung derKompetenzfeststellung richtet sich in ersterLinie danach, welche Module mit Blick auf diezugrunde liegende diagnostische Fragestellungund die jeweilige Zielgruppe ausgewählt wer-den. Wird die Kompetenzfeststellung mit demkompletten Basic Programm mit Teilnehmer-gruppen durchgeführt, so sind hierfür etwa 16Stunden zu kalkulieren. Gute Erfahrungen wur-den gemacht mit der Durchführung desVerfahrens in Gruppen mit 12 Teilnehmenden,zu denen bei verschiedenen AufgabenUntergruppen gebildet werden. DieDurchführung an zwei Tagen und dieZuordnung eines Ansprechpartners erlaubt eszudem, eine gewisse Vertrautheit aufzubauen.Einzuplanen sind weiter ein großer Raum sowiekleinere Gruppenräume, versehen mit einigenPC-Arbeitsplätzen.

Die Anwendung von Profil-AC setzt eineAnwenderschulung voraus. Dort werden auchMaterialien und Handbuch ausgehändigt.Nähere Informationen zur Schulung finden Sieunter: www.profil-ac.de .

Profil-AC wurde, im Rahmen eines aus Mittelndes Europäischen Sozialfonds und des LandesBaden-Württemberg finanzierten Projektes,vom CJD Jugenddorf Offenburg und demBerufsausbildungswerk Ostalb entwickelt.

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Forum 6

"Berufsbezogene Verfahren zur Kompetenzanalyse: Profil AC und hamet2"

Im Assessment-Verfahren Profil AC werden mittels unterschiedlicher diagnostischer Instrumentezu den Kompetenzbereichen Aussagen gemacht, die für den erfolgreichen Übergang von Schulein den Beruf ausschlaggebend sind. Das so erstellte Kompetenzprofil ist Grundlage undAusgangspunkt für die gezielte Förderung mit Blick auf Ausbildung und Beruf.

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Kurzbeschreibung hamet2hamet 2 ist ein handlungsorientiertesTestverfahren zur Erfassung und Förderungpraktischer beruflicher Kompetenzen. Esumfasst insgesamt 4 Module, wobei das Modul1 die Ausgangsbasis für die weiteren Moduledarstellt.� Modul 1 besteht aus insgesamt 26 hand-

lungsorientierten Aufgaben, die die prakti-schen Anforderungen der wichtigstengewerblich-technischen und handwerk-lichen Berufe abbilden. Es wurde nach wis-senschaftlichen Kriterien konstruiert underfüllt anerkannte Testgütekriterien.

� Es konnten 6 Faktoren handwerklich-moto-rischer Basiskompetenzen ermittelt wer-den.- Routine und Tempo, Werkzeugeinsatz-

und Steuerung( einfach), - Wahrnehmung und Symmetrie, - Instruktionsverständnis und Umsetzung, - Werkzeugeinsatz- und Steuerung

(komplex) und - Messgenauigkeit und Präzision.

� Jeder Faktor wird mit mehreren Aufgabenüberprüft, die den Schülern/innen erklärtund in Vorprogrammen individuell geübtwerden. Für die Teilnehmer/innen ist derTest sehr abwechslungsreich und wirdgerne ausgeführt.

� Die Ergebnisse lassen sich anhand vongesonderten Profilen über ein PC-Programm darstellen und ermöglichenindividuelle Vergleiche bezüglichArbeitsqualität, Arbeitstempo undArbeitsverhalten.

� Modul 2 überprüft die Lernfähigkeit bezüg-lich der beruflichen Basiskompetenzen ausModul 1. Es kann damit in Schulen undBerufsvorbereitenden Maßnahmen einindividuelles Förderprogramm erstellt wer-den, denn aus dem ermittelten Profil derFertigkeiten lassen sich geeigneteFörderziele erkennen. Ein computergestütz-tes Programm hilft, die Ergebnisse undmögliche Probleme hinsichtlich derBerufseignung einzuschätzen. DiesesProgramm bietet spezifischeTrainingsaufgaben für die jeweiligenFaktoren an.

� Modul 3 ermöglicht die Erfassung derberufsbezogenen sozialen Kompetenz. InGruppenaufgaben, aber auch mitSimulationen am PC werden Bereiche derSozialkompetenz untersucht und festgehal-ten. Sie beziehen sich auf dieZusammenarbeit mit Kollegen,Vorgesetzten und Kunden. Erfasst werdenauch Kritikfähigkeit undKommunikationsfähigkeit an den jeweili-gen Arbeitsplätzen.

� Modul 4 überprüft mittelsArbeitssimulationen am PC einen Aspektdes vernetzten Denkens, die Fehlersucheund Problemerkennung.

Für die Lehrerinnen und Lehrer bietet dasVerfahren die Möglichkeit, einen handwerk-lichen Arbeitstag zu "simulieren" und neben denFertigkeiten einzelner handwerklicherLeistungsbereiche auch Aussagen überMotivation und Arbeitsverhalten zu machen.

Die Aufgaben können individuell angeleitetwerden und dienen gleichzeitig der Vermittlungvon Kenntnissen. Es können Fähigkeitsprofileauf der Basis einer normierten Stichprobeunterschiedlicher Zielgruppen erstellt werden:Förderschule, Hauptschule, Realschule undBerufsschuleinmünder, außerdem auch fürErwachsene.

Weitere Informationen finden Sie unter:www.hamet.de

Fazit

Die Einführung eines Kompetenzfeststellungs-verfahrens an Hauptschulen ist sinnvoll, aber esmüssen die notwendigen Ressourcen zurVerfügung stehen. Außerdem müssen dieLehrkräfte qualifiziert und unterstützt werdenbei der Einbindung der Ergebnisse derKompetenzfeststellung in die Förderung imUnterricht. Wenn eine Kompetenzfeststellungdurchgeführt wird, dann soll sie nicht isoliert fürsich stehen, sondern fester Bestandteil der täg-lichen Förderung von Schülerinnen undSchülern an den Schulen werden.

CJD Offenburg Jochen Nordau BBW Waiblingen Jürgen Tress

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Präsentation Profil AC:

Diagnostische FragestellungenDie Schule abgeschlossen: Und was nun?

Anforderungen an das Verfahren

Zielgerichtet und vielschichtigDefinition und Beschreibung unterschiedlicher Kompetenzbereiche, auf die fokussiert wird

Systematisch und flexibel

Operationalisierung der Merkmale bezogen auf die KompetenzbereicheZusammenstellung von diagnostischen Instrumenten zur Erfassung der Kompetenzen

Profil AC: Ein Assessment Center Verfahren zur Kompetenzanalyse

Das diagnostische System Profil AC: Kompetenzbereiche und Instrumente

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Das diagnostische System Profil AC: Kompetenzbereiche und Instrumente

Den Kompetenzen zugeordnete Merkmale, die beobachtbar undmessbar sind (operationalisiert)

Verfahren / Instrumente, die zur Erfassung der Kompetenzen eingesetzt werden können

Definierte Kompetenzbereiche, diefür den beruflichen Werdegang wesentlich sind

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In der Diskussion wurden folgende Faktoren,die zum Erfolg des Patenmodells beitragen,aufgezeigt.

- Regelmäßige Treffen des Patenkreises- Fortbildung der Paten- Konzeptionelle Begleitung durch einen

Patenbeirat- Mitwirken von Frau Sigl,

Jugendberufshelferin an der Hebel-Förder und Berufsschule

- Gezielte Zuordnung “Schüler – Pate”durch Frau Sigl

- Begrenzung der Patentätigkeit auf dieKooperationsklassen

- Mitarbeit der Oberstufenlehrer imPatenkreis

- Einbinden der Erziehungsberechtigten- Mitwirken verschiedener gesellschaft-

licher Gruppierungen, z.B. Kirchen

- Unterstützung durch den Fördervereinder Schule

- Schirmherrschaft durch Frau OrtrunSchätzle, MdB a.D.

- Wertschätzung der Paten- Paten ziehen einen persönlichen

Gewinn aus ihrer Tätigkeit- Öffentlichkeitsarbeit (Presse, VHS,

Gemeindebrief der Kirchen usw.)

Kontakt:Johann-Peter-Hebel-Schule, GemeindenaheFörderschule, 79650 Schopfheim, Torstraße 4Johann Tritschler, Sonderschulrektor

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Forum 7

Patenmodell der Johann- Peter-Hebel-Förderschule SchopfheimPaten begleiten Schüler der Förderschule auf dem Weg in den Beruf

Auf der Grundlage des Konzepts einer “Gemeindenahen Förderschule” werden die Gewinnungvon Paten und deren Arbeitsweise sowie die Bedingungen für ein positives Patenverhältnis auf-gezeigt.

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Förderschulen entlassen in der Regel ihreSchüler mit einem Zeugnis, das man bei einerBewerbung um eine Ausbildungsstelle liebernicht vorlegt. Das hier vorgestellteAusbildungsmodell der Robert – Koch –Förderschule Heidelberg will diesem Missstandabhelfen. Die sonderpädagogische Begleitung

durch die Förderschule wird um drei Jahre ver-längert und endet mit dem Erreichen desGesellenbriefes. Damit haben die Förderschülereine gesellschaftlich anerkannte Qualifikationund bessere Chancen für den Start insArbeitsleben.

Das Modell im Überblick

1) Jedes Jahr beginnen sechsEntlassschüler der Förderschule einereguläre Ausbildung zumGebäudereiniger.

2) Alle sechs Schüler werden von einerFirma ( Fa. Sönmez GebäudereinigungHeidelberg ) ausgebildet.

3) Da es sich um lernbehinderte Schülerhandelt, sind zusätzlichStützmaßnahmen erforderlich, damitdie Ausbildung erfolgreich verlaufenkann. Diese finden in der Robert-Koch-Förderschule statt.

4) Die praktische Arbeit wird ebenfalls inder Robert-Koch-Förderschule undeiner benachbarten Grund- undHauptschule abgeleistet. Um dies zuermöglichen, hat die Stadt Heidelbergbeide Schulgebäude der Firma Sönmezals Reinigungsobjekte übertragen.

5) Frühestens ab dem 2. Lehrjahr findetdie praktische Ausbildung auch außer-halb der beiden Schulen statt.

6) Einmal pro Woche besuchen dieAuszubildenden die Berufsschule inFrankfurt, mit der eine intensiveKooperation besteht.

Fazit:Ausbildung geht alle an – oder: Die beruflich-soziale Eingliederung ist eine gesamtgesell-schaftliche Aufgabe. Ausbildungsreife ist ausunterschiedlichen Gründen nicht für alleSchülerInnen erreichbar. Schulen müssen des-halb den Übergang begleiten und auf der ande-ren Seite braucht es einen Pakt zwischenArbeitgebern, Trägern der Sozial- undJugendhilfe, der Arbeitsverwaltung und denKommunen.

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Forum 8

Unterstufe – Oberstufe – AusbildungsstufeoderErst mit dem Gesellenbrief entlassen !Ausbildungsmodell der Robert – Koch – Schule Heidelberg

Durch die enge Kooperation von Betrieb – Stadt – Agentur für Arbeit – Handwerkskammerund Schule ist es gelungen, einen Weg zu eröffnen, der 50 % eines Entlassjahrgangs imAnschluss an die Schule eine Vollausbildung im Gebäudereinigerhandwerk ermöglicht.Die innerbetriebliche Schulung und die praktische Arbeit finden für die Auszubildenden des1. Lehrjahrs in ihrer alten Schule statt, so dass die Übergangsproblematik “Schule –Arbeitswelt” (Wechsel der Institutionen, Wechsel der Personen und Beziehungen, veränderteLehr-und Lernmethoden, Ablösung vom Elternhaus, Spannungsverhältnis subjektiverBerufswünsche und ihrer Realisierbarkeit) auf diesem Weg entschärft wird.Im Rahmen des Ausbildungsmodells erhält die Schule ein eigenständiges Arbeitsfeld und trägtso zur Optimierung des dualen Systems bei. Sie kann jetzt die Kompetenzen, die sie während derneunjährigen Schulzeit im Umgang mit den Schülern erworben hat, gewinnbringend in dieAusbildung einbringen.

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Agentur für Arbeit

finanziert im Rahmen einer AbH- Maßnahme

Finanzierung der Mehrkosten:

Freistellung von der Arbeit / Stützunterricht

Freundeskreis e.V.

Vertragspartner gegenüber der Agentur für Arbeit

Trägerschaft anstelle der Schule

Kontakt: Robert-Koch-Schule (Förderschule) Heidelberg, Schulleiterteam Jutta Guterl / Klaus Fellhauer

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Aufgabenfelder /Verantwortungsbereiche

Netzwerkverantwortliche

Institution /

Kooperationspartner

konkret

beim Ausbildungsmodell der

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für andere Schulen

Schule

organisiert den Stützunterricht während der Ausbildung

schon ab Klasse 1 wird auf die Ausbildung vorbereitet

Schule bringt die in 9 Jahren erworbene Kompetenz ein und engagiert sich weitere 3 Jahre Schärfung des Schulprofils

Schulträger

stellt Reinigungsflächen zur Verfügung

stellt Schulungsräume für den Stützunterricht zur Verfügung. finanziert sozialpädagogische Betreuung (SGB VIII )

Förderung von Ausbildungsbetrieben

Ökonomisierung der Ausbildung

„Stolpersteine“ bearbeiten (außerbetriebliche Ursachen für Abbrüche, Konflikte usw.)

Betrieb

übernimmt jährlich 6 Schüler/-innen in die Ausbildung

stellt die Azubis für den Stützunterricht frei und verzichtet

so auf einen Teil der täglichen Arbeitszeit

Grundlage für eine reguläre Ausbildung

Optimierung des dualen Systems

Aufgabenfelder / Verantwortungsbereiche der Kooperationspartner

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Methodentraining als Ganztagesangebot istunseres Erachtens genauso bedeutend für dieErlangung der Ausbildungsreife wie dieFörderung von Ausdauer und Durchhaltever-mögen in sportlichen Ganztagesangeboten. Umalso unseren Hauptschülern überfachlicheKompetenzen vermitteln zu können brauchenwir aussagekräftige Konzepte und müssenunsere Arbeit auf mehrere Säulen stellen. DieseArbeit hat als Ziel, Schülerinnen und Schüler zubefähigen, gegenwärtige und zukünftigeAnforderungen des Lebens als Individuen undals Mitglieder der Gesellschaft mitgestaltend zubewältigen. Dabei kommt der Erhaltung derLebensfreude in einer anregendenLernumgebung große Bedeutung zu. Wir wol-len dazu Wissen ebenso vermitteln wie sozialeKompetenzenund natürlich auch Grundhaltungen entwickeln.Eine unserer Säulen ist der Praxiszug mit denverschiedenen Schülerfirmen.

Projektbeschreibung PraxiszugDer Praxiszug dient der beruflich-sozialenEingliederung von Schülern und sieht nebender Arbeit in den zwei Übungsfirmen (derSchreinerei “Holzwurm,” dem Catering “Essenhimmlisch gut” und der Schneiderwerkstatt“Flinke Spule”) auch einen Praxistag vor. DerPraxistag findet in Betrieben statt, der einenAusbildungsplatz mit realistischen Zukunfts-chancen für unsere schwächeren Schülerinnenund Schüler bietet. Die Schule arbeitet hierbeimit festen Partnerbetrieben zusammen.Teilnehmer unseres Projektes sind also dieSchüler, die nicht im Zusatzunterricht sind undoft nur schwer einen Ausbildungsplatz finden.Eine enge Zusammenarbeit zwischen Schule,Berufsberater, Betrieben, Berufsschulen undSchulsozialarbeit ist dabei unabdingbar. Das praktische Arbeiten in einer der Firmendient der Anwendung des theoretischenWissens aus den Fächern Deutsch, Mathematikund Wirtschaftslehre/ Informatik. Die Arbeit ver-

läuft im engen Bezug zur Realität und bietetneue Motivation und neue Impulse.Kunden der Firmen können alle Klassen derSchule, die Schulleitung, die Schulsozialarbeitoder Privatpersonen und Firmen sein. Es kön-nen sowohl Lernmaterialien als auchEinrichtungsgegenstände in Auftrag gegebenwerden. Die Cateringfirma beliefert an 2 Tagender Woche die schuleigene Mensa und kocht fürca. 70 Schülerinnen und Schüler. Jede Klasseerhält einen festen Betrag, den der Schulträgergenehmigt hat.

Der Verlauf der Unterrichtsstunden richtet sichinnerhalb des vierstündigen Zeitrahmens amMittwochmorgen (parallel zumZusatzunterricht) inhaltlich nach den angenom-menen Aufträgen und nach den auftretendenProblemstellungen. Inhalte sind eingebettet inden Erziehungs- und Bildungsplan, jedochabgestimmt auf die konkrete Situation derGerhart-Hauptmann-Schule.

ZieleUnser Konzept soll also einer praxisorientiertenVorbereitung auf das Leben in der Arbeitsweltdienen und unseren Schülerinnen und Schülernbessere Chancen auf einen Arbeitsplatz bieten.Angemessene Angebote am Praxistag, eineintensivere Begegnung mit der Arbeitswelt undauch Stärkung des Selbstbewusstseins undAbbau von Schwellenängsten sichern dieAusbildungsreife. Indem wir Schlüsselquali-fikationen festigen, erleichtern wir die Suchenach einem geeigneten Arbeitsplatz. Da dieArbeit in der Firma eine Arbeit im Team ist,dient sie außerdem auch der Erweiterung derSozialkompetenzen. Unsere Schülerinnen undSchüler sollen die Gelegenheit haben, sich mitberuflichem Alltag und betrieblicherWirklichkeit handelnd auseinander zu setzen,denn nur so können sie eigenverantwortlichund kompetent ihre Zukunft planen.

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Forum 9

Junge Unternehmen organisieren, initiieren und realisieren“Von Holzwürmern und himmlischen Genüssen”an der Gerhart-Hauptmann-Schule, Reutlingen

Im Bereich der Hauptschule gibt es immer mehr Schüler, die aus Klasse 7 oder 8 ohne Abschlussentlassen werden müssten und solche, die ohne intensive Hilfe durch die Schule keinenAusbildungsplatz finden würden. Deshalb hat die Gerhart-Hauptmann-Schule vor 3 Jahren denPraxiszug in Klasse 8 eingerichtet und in Klasse 9 eine Juniorfirma etabliert.

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Beschreibung JuniorfirmaJunior ist ein Programm des Instituts der deut-schen Wirtschaft Köln, das in einzigartigerWeise einen rechtlichen und organisatorischenRahmen zur Gründung von Schülerunterneh-men bietet. Schülerinnen und Schüler derKlasse 9 gründen ein auf ein Jahr befristetesJuniorunternehmen und vermarkten ihreGeschäftsidee. Seit dem Schuljahr 03/04 erfah-ren die SchülerInnen der Gerhart-Hauptmann-Schule wirtschaftliche Zusammenhänge durchdirekten Praxisbezug. Neben der Beschaffungdes Eigenkapitals über den Verkauf vonAnteilscheinen gehören auch Lohnzahlungen,das Abführen von Steuern und Sozialabgabensowie die Einberufung der Hauptversamm-lungen und die Erstellung einesGeschäftsberichtes zum Unternehmensalltag.Zum Ende des Schuljahres wird dasUnternehmen aufgelöst, ein Jahresabschlusserstellt und das Restkapital zuzüglich derDividende ausgezahlt.Bewerben können sich für die JuniorfirmaSchülerInnen der 9. Klassen. Sie werden ineinem Bewerbungsverfahren ausgewählt.Sowohl Zusatz- als auch PraxiszugschülerInnenwerden genommen.

Nachdem sich die Schülerfirmen der Gerhart-Hauptmann-Schule Reutlingen im Plenum vor-gestellt hatten, kam man in der Diskussion aufzwei Aussagen, die allen Anwesenden grundle-gend schienen zur erfolgreichen Verwirklichungeiner solch praxisnahen Arbeit:

1. Mehr Lehrerstunden sindVoraussetzung, um große Klassen inkleine Gruppen, die firmenfähig(Service-Learning) sind, aufteilen zukönnen.

2. Schulscharfe Ausschreibungen sindnotwendig, um firmenrelevanteLehrerstellen mit entsprechenden fach-lichen und sozialen Kompetenzenbesetzen zu können.

Gerhart-Hauptmann-Schule, ReutlingenSchulleiterin Carola Rieger

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Bildungswege im Anschluss an denHauptschulabschluss,

Das baden-württembergische Bildungssystemist nach der Devise “Kein Abschluss ohneAnschluss” aufgebaut. Jeder Bildungsab-schluss, der an einer allgemein bildendenSchule erworben werden kann (Hauptschul-abschluss, Mittlere Reife, Fachhochschulreife,Hochschulreife) kann auch an beruflichenSchulen erreicht werden. Damit können auchHauptschülerinnen und Hauptschülern einenhöheren Bildungsabschluss erlangen.

Im Forum wurden folgende Themenbereicheangesprochen

KooperationsmöglichkeitenDurch frühzeitige Zusammenarbeit zwischenden Hauptschulen und beruflichen Schulenkann generell eine Verbesserung der Übergän-ge für die Schülerinnen und Schüler in dieberufliche Schule erreicht werden. Eine geord-nete Übergabe der Schülerinnen und Schülervon der abgebenden Hauptschule an die auf-nehmende Berufliche Schule mit Übergabebo-gen und Übergabegespräch erleichtert denJugendlichen den Übergang. Das sog. Überga-bekonzept hat sich bewährt, aber es müsste anallen Schulen eingesetzt werden. Für dieSicherung der Übergänge von der Hauptschulein die Ausbildung ist ein frühzeitiger, enger undkontinuierlicher Kontakt mit den Betrieben vorOrt unerlässlich. Darüber hinaus ist aber auch

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Hauptschule

BeruflichesGymnasium

Hochschulreife

Techniker MeisterBerufs-

oberschuleHochschulreife

BerufskollegsFachhochschulreife

BILDUNGSWEGE MIT HAUPTSCHULABSCHLUSS

Berufs-einstiegs-

jahr(BEJ)

1-jährige Berufs-fach-

schule(BFS)

2-jährigeBerufs-

fachschule(9 + 2)

Kooperations-klassen

Hauptschule -Berufsschule

Berufs-vorbereitungs-

jahr(BVJ)

Mittlerer Bildungsabschluss

Werk-realschule

(9 + 1)

H A U P T S C H U L A B S C H L U S S

Berufsausbildung

Mittlere Reife(9 + 3)

Forum 10

“Hauptschule abgeschlossen – was dann? Kein Abschluss ohne Anschluss”

Es werden die verschiedenen Anschlussmöglichen für Hauptschülerinnen und Hauptschüler dar-gestellt und die Bedeutung von Netzwerken beim Übergang von der Schule in den Beruf erörtert.

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die Zusammenarbeit zwischen der Grundschuleund der Hauptschule zu verstärken, umbesonders schwächere Schülerinnen undSchüler schnell zu identifizieren und notwendi-ge Fördermaßnahmen einzuleiten. Außerdemmüsste die Gruppe der Schülerinnen undSchüler mit Migrationshintergrund noch stärkerin den Blick genommen werden. Auch hier kanndurch Kooperation der Beteiligten mehr erreichtwerden. Besonders wichtig ist auch, dass dieZusammenarbeit mit den Eltern weiter ausge-baut wird.

Anschlussmöglichkeiten für schwächereSchülerinnen und Schüler mit und ohneHauptschulabschluss nach dem BVJSchwächere Jugendliche, auch ohneHauptschulabschluss, sollten sich nachAbschluss des BVJ, wenn sie keinenAusbildungsplatz gefunden haben oder keineandere schulische Anschlussmöglichkeit haben,bei der Arbeitsverwaltung melden. Diese ver-mitteln die Jugendlichen beispielsweise in- berufsvorbereitende Lehrgänge, - außerbetriebliche Ausbildungen oder in- Einstiegsqualifizierungen.

Im dualen System gibt es zwischenzeitlich auch2-jährige Ausbildungen für schwächereJugendliche. z.B. Fachkraft im Gastgewerbeoder Maschinen- und Anlagenführer.

Gute Übergangsmöglichkeiten in eine Ausbil-dung bieten die KooperationsklassenHauptschule - BVJ.

Information aller BeteiligtenDie Informationen über Bildungswege fürHauptschülerinnen und -schüler an beruflichenSchulen müssen frühzeitig und breit gestreutwerden. Dies bedeutet auch, dass dieInformationsveranstaltungen in der 4. Klasse

der Grundschulen wieder durchgeführt werdensollten. Ebenso wichtig sind Informationsveran-staltungen für Eltern und Schüler der Klasse 8der Hauptschule, wobei die Arbeitsverwaltungund die Beruflichen Schulen dabei anwesendsein sollten.Das, was berufliche Schulen qualitativ undquantitativ bieten, ist in der Öffentlichkeit nichthinreichend bekannt. Durch diesesInformationsdefizit werden Ängste geschürt,Schülerinnen und Schüler unter Umständendemotiviert und gegebenenfalls können durchDesinformation Bildungswege verbaut werden.Deshalb ist dafür Sorge zu tragen, dass alleSchularten über die jeweils anschließendenoder vorausgehenden Schularten genügendinformiert sind.

PraktikaJugendliche sollten die Arbeitswelt möglichstfrühzeitig und erfahrungsbezogen z.B. durchPraktika kennenlernen. Dazu sind Kooperati-onen mit Kammern und Betrieben notwendig.

FazitGute Förderbedingungen an Hauptschulen undeine frühzeitige und kontinuierliche Zusammen-arbeit aller Beteiligten erleichtert denHauptschülerinnen und -schülern den Über-gang in die Anschlusssysteme.Hauptschule und Berufliche Schule müssen sichim Bildungssystem als Einheit verstehen undden Hauptschülerinnen und -schülern dieAnschlusswege vorstellen.

MR´in Hildegard Rothenhäusler,Kultusministerium Baden-WürttembergOberstudiendirektorin Elsbeth Ruiner,Justus–von–Liebig–Schule Mannheim.

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Redebeitrag von BürgermeisterDr. Joachim Gerner

Nimmt man die gemeinsamen Empfehlungender Landesregierung und der kommunalenLandesverbände vom 7. März 2007 alsBezugsrahmen, so lässt sich dieHauptschulentwicklung in Heidelberg unter derZiffer 2c einordnen: Zusammenlegung vonHauptschulzweigen.Die bisher acht Hauptschulstandorte imStadtkreis Heidelberg werden ab dem Schuljahr2007/2008 an vier Standorten zusammenge-führt. Künftig haben wir dann zwei Grund-Haupt- und Werkrealschulen mit Halbtags-betrieb sowie zwei teilgebundeneGanztagshauptschulen.

Gründe für die strukturellen Maßnahmen

1) Entwicklung der Schülerzahlen

Rückgang der Hauptschülerzahlen imStadtkreis Heidelberg von 2001 bis 2007um 25.5%, allein vom Schuljahr2005/2006 zum Schuljahr 2006/2007 von902 auf 798, also ein Rückgang um11,4%. Die Übertrittsquote aufsGymnasium liegt bei 56 %. DieGesamtschülerzahl liegt bei rund 18.800Schülerinnen und Schülern an öffent-lichen Schulen sowie weiteren rund4.600 an privaten Schulen.

2) Qualitätssicherung

Zweizügigkeit war bei achtHauptschulen nicht mehr gegeben. Auspädagogischen Gründen(Binnendifferenzierung des Unterrichts)ist Zweizügigkeit aber wichtig, um ins-besondere im Rahmen einer gebunde-nen Ganztagsschule für unterschiedli-che Schülergruppen differenzierteAngebote und spezielle Förderung zu

ermöglichen.Allerdings reichen die vom Land bereit-gestellten Lehrerwochenstunden imRahmen der Ganztagsinitiative bei wei-tem nicht aus.

3) Neuausrichtung der Schulsozialarbeit

In allen Heidelberger Hauptschulenwird seit Jahren Schulsozialarbeit flä-chendeckend mit großem Erfolg prakti-ziert. Die Zusammenlegung derHauptschulen eröffnet die Chance, dieSchulsozialarbeit im Rahmen einer indi-zierten Prävention bedarfsgerecht auchauf den Grundschulbereich auszudeh-nen.

4) Verbesserung der Betreuungssituationim Grundschulbereich

Durch die frei werdenden Räume kannan allen Heidelberger Grundschulen dieverlässliche Grundschule an 5 Tagen inder Woche von 7:30 bis 17 Uhr angebo-ten werden. Diese Betreuungszeit warbisher an 6 Grundschulstandorten mög-lich. Damit sind wir bereits weitergekommen, als es die Zielplanung desLandes im Rahmen der offenenGanztagsschule vorsieht. In diesemRahmen lässt sich eine Betreuungszeitvon 9 Stunden und mehr nicht realisie-ren.

Kritische Phasen bei derEntscheidungsfindung und Umsetzung

1) Überzeugungsarbeit an den Schulen

Wie kann man die Überlegungen zurQualitätssicherung den Praktikern inden Schulen nahe bringen, noch dazu,wenn sie vom sächlichen Schulträgerausgehen, wo doch Fragen der inhalt-lichen Schulentwicklung

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Forum 11

Kommunalforum: Weiterentwicklung der lokalen (Haupt-)Schulstrukturen

Sinkende Schülerzahlen, veränderte Übergangszahlen auf weiterführende Schulen, der Ausbauschulischer Ganztagsangebote und neue pädagogische Erkenntnisse erfordern vielerorts einÜberdenken und weiterentwickeln der lokalen Schulstrukturen. Dies ist eine besonders wichtigeund sensible landes- und kommunalpolitische Aufgabe. Vor diesem Hintergrund haben dasKultusministerium Baden-Württemberg und die Kommunalen Landesverbände im März 2007gemeinsame Handlungsempfehlungen für die Weiterentwicklung der Hauptschulstrukturen ver-öffentlicht

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Landesangelegenheit sind? Hier zahltesich die enge und vertrauensvolleZusammenarbeit mit dem angeglieder-ten staatlichen Schulamt aus.

2) Das Schulgesetz von Baden-Württemberg

Die Vorgaben des Schulgesetzes imHinblick auf Mitentscheidungsrechtebzw. reiner Anhörung oder Beratungwaren oft schwer zu vermitteln. In derBürgerschaft wird vielfach dieKommune als alleiniger Schulträgerangesehen.§ 30: Grundsatzbeschluss desGemeinderats§ 30.1. Die Schulaufsicht muss zustim-men.§ 47: Schulkonferenz ist anzuhören.§ 57: Elternbeirat hat beratendeFunktion.An den Schulen, an denen die interneKommunikation in der Schulkonferenzfunktionierte, gab es keine Probleme. Inden anderen Fällen kam zum Teil erheb-liche Unruhe auf, bis hin zuDemonstrationen vor dem Rathaus.

3) Besitzstandswahrung

Der Zeitpunkt für dieSchulzusammenführung war günstig,da drei von vier Schulleiterstellenwegen Pensionierung gleichzeitig freiwurden.

4) Eingemeindungsvertrag

Der Eingemeindungsvertrag für denStadtteil Ziegelhausen von 1973 enthältden Artikel, dass die Hauptschule imStadtteil zu erhalten sei. Mit bezug aufdas Urteil des Verwaltungsgerichtshofszum Fall Gutenzell/Hürbel im LandkreisBiberach und der entsprechendenStellungnahme desPetitionsausschusses des Landtagswurde eine Eingabe des StadtteilvereinsZiegelhausen vomRegierungspräsidium Karlsruhe zurückgewiesen.

5) Suche nach pädagogisch sinnvollenLösungen vor Ort

Aufnehmende und abgebende Schulenerarbeiteten gemeinsam das jeweiligeIntegrationskonzept. Der Übergang ineinem Zug war als Orientierung vorge-geben. Damit wurden dieSchülerströme gelenkt, analog desAufnahmeverfahrens bei Gymnasien.

6) Klassenstärken- Klassenteiler

Der Klassenteiler ist landesweit festge-legt im Schulgesetz und nicht ohne wei-teres veränderbar. Deshalb erwies sichdie Klassenstärke als die wichtigereStellschraube zur Feinjustierung vorOrt. Mit der Verabredung zwischenLandesregierung und kommunalenSpitzenverbänden vom März 2007 istzunächst eine Bestandgarantie der vor-handenen Lehrerwochenstunden gege-ben, die dann Zug um Zug zurückgefah-ren wird. Dadurch ist sicher gestellt,dass zumindest im ersten Jahr nachder Zusammenführung dieKlassenstärken nicht über 24 Schülerpro Klasse liegen werden. Die weitereEntwicklung ist dann im Lichte der wei-teren Entwicklung der Schülerzahlen zubetrachten.

7) Aufhebung der Schulbezirksgrenzen

Durch die unter Ziffer 5 angesprocheneLenkung der Schülerströme konnte derWeg gewählt werden, dass dieSchulbezirksgrenzen neu zugeschnitten,nicht aber ganz aufgehoben werden,nicht zuletzt, um ein Überlaufen einerSchule zu vermeiden.Hinzu kommt, dass die Aufhebung derSchulbezirksgrenzen bisher nur alsSchulversuch möglich ist, mit der Folge,dass während der Laufzeit desSchulversuchs vom Land keineBaumaßnahmen gefördert werden, diemit dem Schulversuch zusammen hän-gen.

8) Anpassung der ÖPNV-Anbindungen derverbleibenden vier Hauptschulstandorte

Hier musste in einzelnen Stadtteilennachjustiert werden, bis hin zum Einsatzvon zusätzlichen Schulbussen, wasnicht ganz kurzfristig möglich ist.

9) Zustimmung der Schulaufsicht

Obwohl mündlich immer wieder positi-ve Zwischenmeldungen gegeben wur-den, ließ die schriftliche Zustimmungder Schulaufsicht längere Zeit auf sichwarten, was insbesondere in derEndphase des Prozesses derZusammenlegung der HeidelbergerHauptschulen zu Irritationen geführthatte.

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“Die flächendeckende Ganztagsschule alsstabilisierendes Element im

Hauptschulbereich”

Redebeitrag von Herrn BürgermeisterRobert Hahn, Reutlingen

1) Situation in Reutlingen

- 110.000 Einwohner.- 12 Stadtbezirke. Außenbezirke: 45.000

EW, Innenstadt: 65.000 EW.- 31 allgemein bildende Schulen.- davon insgesamt 10 Hauptschulen mit 10

Hauptschulbezirken (bei 18Grundschulbezirken) .

- siehe Stadtplan mit 10 HS-Standorten undHS-Bezirken.

- 2 HS mit Werkrealschulen, jeweils eine10. Klasse, insgesamt 36 SchülerInnen.

- 6 HS sind Ganztagshauptschulen(Erlassschulen).

- Schuljahr 2006/07: o 73% der Reutlinger Hauptschüler

gehen in Ganztagshauptschulen (inZahlen: 1470 Hauptschüler insgesamt,davon 398 nicht anGanztagshauptschulen (27%).

o ca. 10% derHauptschulabgängerInnen besuchenanschließend die HS mitWerkrealschule.

2) Stabilisation durch flächendeckendesAngebot an Ganztagshauptschulen imInnenstadtbereich

- alle 4 HS im Kernstadtbereich und die bei-den Schulen der größten, mit der Stadtbaulich verbundenen Stadtbezirke sindGanztagshauptschulen.

- in Bezug auf Betreuungs- undUnterrichtszeiten an den Hauptschulengibt es keine gegenseitige Konkurrenz (kein “Schülertourismus” wegen “besse-ren” Betreuungszeiten an einzelnenSchulen); Überall Angebote Montag –Donnerstag, 8-16 Uhr.

- An allen 6 Ganztagshauptschulen findetSchulsozialarbeit statt.

- Der Wettbewerb zwischen den Schulenkonzentriert sich auf das Schulprofil:Eventuelle Wettbewerbsvorteile: “nichtgeboren, sondern erkoren”.

- Insgesamt gibt es in Reutlingen wenigHauptschulbezirkswechsel (im Gegensatzzum GS-Bereich, Jos-Weiß-Schule und 3freie Schulen – Ev., Kath. + Walddorf).Gründe für Wechsel sind meist persön-licher Art und in den allerwenigstenFällen auf das Schulprofil zurückführbar.

3) Werkrealschule (WRS) als stabilisieren-der Faktor:

- die Auswahl der HS, denenWerkrealschulen angegliedert sind, erfolgtim Sinne der Stabilisation im HS-Bereich: o geographische Erwägungen: eine im

Norden, eine im Süden.o Auswahl einer Schule mit besonderen

Herausforderungen (85% allerSchülerInnen mitMigrationshintergrund Hermann-Kurz-Schule), die durch die Einrichtungeiner WRS an Attraktivität gewinnensollte.

- Ergebnis: Die Werkrealschule hat beideSchulen innerhalb des Schulbezirks auf-gewertet. Wir gehen davon aus, dass dieWRS gegen Schulbezirkswechsel wirkt.

- Wir beobachten nicht, dass durch denWettbewerbsvorteil Werkrealschule ein“run” auf diese Schulen ausgelöst hat.

4) Stabilisation durchFördervereinsmodell

- Die 6 Ganztagshauptschulen wurden inden Jahren 1996 – 2003 sukzessive zuGanztagsschulen ausgebaut

- Die unterrichtsbegleitenden und –ergän-zenden Betreuungsangebote laufen überdas Fördervereinsmodell: o Jede allgemeinbildende Schule in RT

hat einen Förderverein.o Die Fördervereine der jeweiligen

Schulen organisieren bedarfsgenaudie Betreuungsangebote der Schule(Verlässliche Grundschule und flex.Nachmittagsbetreuung), außerdemdie Schulsozialarbeit.

o Die Fördervereine bringen mit dieserQualität einen besonderen Beitrag derStabilisierung der Hauptschulen

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5) (Neue) Grenzen der Stabilisation

- Demographische Entwicklung: DerRückgang der Schülerzahlen wird auch inReutlingen eintreten, wenngleich bisherzeitlich gegenüber den Prognosen für dasLand verzögert. Diese Herausforderungkönnte evtl. noch bewältigt werden: 4 der6 Ganztagsschulen waren in diesemSchuljahr noch 2-zügig...

- Hinzu kommt aber mit dem neuenSchuljahr ein “Problem”, das wir wegender genannten Stabilisierung bisher nichthatten, die Übergangsquote in dieHauptschule:

� bisher immer deutlich über 30%, imlfd. Schuljahr 32%

� im kommenden Schuljahr noch 22%- Ausreißer oder neuer Trend?

- In der Summe beider Faktoren haben wirim neuen Schuljahr nur noch 2 HS, die,zumindest in der 5. Klasse beginnend, 2-zügig sind. Mittelfristig werden wir auchin Reutlingen die Existenz vonHauptschulstandorten hinterfragen müs-sen.

Resumé:

- Die Art und Weise wie die Diskussion derZukunft der HS heute geführt wird, vorallem in den Medien, wirkt weiter destabi-lisierend und schadet, vor allem denSchülerinnen und Schülern, die jetzt dieHS besuchen. Sie sind die Leidtragenden.

- Über die Weiterentwicklung der bestehen-den oder die Entwicklung von alternativenSchulstrukturen muss gedacht und disku-tiert werden, aber so, dass nicht dieArbeit der letzten, mindestens 10 Jahregefährdet wird.

Bürgermeister Robert Hahn, Reutlingen

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Steht der ländliche Raum vor dem Aus?

Redebeitrag von Bürgermeister Helmut Groß,Tengen

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich derursprüngliche Wirtschaftsraum mit Leben undArbeiten in den Dörfern gravierend verändert.In den letzten Jahren trat eine rapideVerschlechterung ein. Sofern keine weiterfüh-renden Schulen in den dünnbesiedeltenLandesteilen mehr angeboten werden, wird sichim Hinblick auf den demographischen Wandeleine Abwanderung von Familien ergeben.Werden die ehemaligen Dörfer dann zuAltersheimen? Die Landwirtschaft gab denMenschen Arbeit und Einkommen und sichertedie Grundversorgung in unserem Land.

In dem Nachhaltigkeitsgutachten des LandesBaden-Württemberg ist u.a. aufgeführt, dass eskünftig Regionen insbesondere imSchwarzwald und auf der Schwäbischen Albohne Landwirte geben wird. Eine ortsnaheVersorgung ist neben der Aufgabe von kleinenLebensmittelgeschäften dann in derGrundversorgung komplett weggebrochen.Dies bleibt nicht ohne Auswirkungen auf dieweiterverarbeitenden Gewerbebetriebe wieSchlachtereien, Metzgereien, Milchwerke oderGetreidemühlen!

Was hat sich verändert – dazu eine Übersicht,die sicherlich nicht vollständig sein wird:

Landwirtschaft

1960 wurden in Tengen noch 4.000 Rindergehalten, derzeit ca. 800 – 900. Die Tendenz –weiterhin steil fallend! Dazu gibt es folgendeUrsachen:

- Verkauf der Milchquoten - bisher nur inden Regierungsbezirken möglich, seit 1.Juli 2007 bundesweit. Nach Aussagedes BLHV wurden in den letztenMonaten 36 Millionen KilogrammMilchquote in den NordenDeutschlands aus Baden-Württembergverkauft! Werden wir mit Milch daherin der Zukunft aus Hamburg oderDresden versorgt?

- Schlachtvieh – der mit EU-Mittelngeförderte Schlachthof in Singen hatseit langer Zeit Lebendtransporte vonTieren aus Sachsen oder Polen. Nurdadurch konnte dieser Standort bislangaufrechterhalten werden. Von Vorteil –das hier geschlachtete Vieh kann als

Fleisch aus der Region verkauft wer-den!

- Auflage – Verbote der Anbindehaltungab 2010 – Die meisten in der Stadt Tengen betrie-benen Stallungen erfüllen diese Vorgabe nicht. Die wenigsten Landwirtekönnen aufgrund der dramatisch gesunkenen Erträge das notwendigeEigenkapital nachweisen, um Laufställe zu bauen. Eigentum ist nicht veräußer-bar, da niemand landwirtschaftliche Flächen aufkauft. Die Folge wird sein,dass in diesen Betrieben die Viehhaltung aufgegeben werden muss.

- Im Land Baden-Württemberg wirdangestrebt, dass mehr Biogasanlagenentstehen. Die Nutzung zurStromerzeugung und evtl.Wärmeeinspeisung führt aber zu gra-vierenden Veränderungen. Getreidereift nicht mehr aus, sondern wird alssogenannter Energieweizen siliert. DieFolge ist, dass die Mühlen in der nähe-ren Umgebung nicht mehr ausreichen-de Anlieferungen zur Aufrechterhaltungihrer Betriebe bekommen werden.Global ist der Weizenvorrat auf derzeit30 Tage gesunken.

Erosionen treten an Hanglagen bei-spielsweise beim Anbau von Mais auf.Hier wird in Zukunft eineVerschlechterung der Böden eintreten.Dies hat auch Auswirkungen für dieJagd und für damit verbundeneWildschäden.

- Biogasanlagen – Investoren sind oftnicht mehr nur Landwirte, sondernKapitalgesellschaften.

- Eigentum von landwirtschaftlichenNutzflächen

Die Flächenprämie ist nicht an dieGrundstücke gebunden. Sofern der Bewirtschafter diese auf dem Markt ver-kauft, kann je nach Grundstücksart der Eigentümer vermutlich keinen Pächtermehr finden (siehe Aussage Nachhaltigkeitsgutachten des Landes).

- Leerstehende Ökonomieteile – ohnedas Angebot an Arbeitsplätzen in denDorfgemeinschaften und ohne weiter-führende Schulen sind diese Gebäudenur noch schwer zu veräußern, noch

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schwieriger wird der Umbau der Öko-nomie zu Wohnzwecken sein.

Der ländliche Raum hat eine enormeAusblutung von landwirtschaftlichenArbeitsplätzen erlitten. Damit verbunden istauch das Fehlen von Ausbildungsplätzen in die-sem Bereich. Landwirtschaftliche Flächen undLandwirtschaftsgebäude in Ortslagen zu veräu-ßern, wird äußerst schwierig sein, ja es ist teil-weise fast unmöglich. Für die Eigentümer tretendamit erhebliche Vermögensverluste ein!

Gewerbe – Gewerbegebiete

Mit dem Rückgang der Landwirte hat dasHandwerk erhebliche Einbrüche zu verzeichnen.Der Handel von Landmaschinen, die Reparaturdieser Gerätschaften hat bereits zur Aufgabevon vielen Händlern geführt. Auch dasBaugewerbe hat derzeit keine Aufträge mehraus dem Bereich der Landwirtschaft zu erwar-ten.

In manchen ehemaligen landwirtschaftlichenGebäuden haben sich Selbständige einUnternehmen aufgebaut. Die Fläche istbegrenzt, Auswirkungen evtl. von Lärm auf dieNachbarschaft tragen dann mit dazu bei, dasseine Veränderung ansteht. Durch “Flächen spa-ren” sollen nur in Ausnahmefällen neueGewerbegebiete, vor allem im ländlichen Raumausgewiesen werden. Dies würde dazu führen,dass diese Betriebe gezwungen sind, in andereOrte abzuwandern. Bei der Erschließung vonGewerbegebieten wird im Land Baden-Württemberg künftig nur eine Bezuschussungerfolgen, wenn dies interkommunale Gebietesind! Dies ist ein Vorschub für den weiterenVerlust von Arbeits- und vor allem auch vonAusbildungsplätzen in dünnbesiedeltenRegionen!

Wald – Holzversorgung

Im Zuge der Verwaltungsreform wurden dieForstbehörden in die Landkreise eingegliedert.Derzeit überlegt das Land Baden-Württemberg,ob nicht die Staatswälder von der Betreuungder Landkreise herausgenommen und dieVermarktung durch das Land selbst vorgenom-men werden soll. Dies bleibt nicht ohneAuswirkungen für die Ausgaben der Kreise.

Bereits jetzt wird vielerorts darüber diskutiert,den Kleinprivatwald aus der Betreuung heraus-zunehmen. Empfohlen werden Forstbetriebs-

gemeinschaften, die die Aufgabe für dieseBetreuung dann übernehmen sollen. Damit ent-stehen auch auf diesem Sektor neue Ausgabenfür die Eigentümer von privaten Waldflächen.

Die Feinstaubdiskussion trägt dazu bei, dass dieGenehmigung (Emission) für Holzheizungenvon derzeit 15 KW auf 2 KW reduziert werdensollen. Gerade in den ländlich strukturiertenGegenden hat dies gravierende Auswirkungen.

Für die Außenluft ist seit Januar 2005 ein höch-ster Tagesmittelwert von 50 µg / m_ PM 10 (= E-Staub) vorgeschrieben, doch für Arbeitnehmersoll es zumutbar und ungefährlich sein, ein gan-zes Arbeitsleben lang Tag für Tag 10.000 µg / m_E-Staub bzw. 3.000 µg / m_ A-Staub einzuatmen.Diese Grenzwerte wurden vom Bundesarbeits-ministerium und den Berufsgenossenschaftenfestgelegt.

Diese Widersprüchlichkeiten finden nun auchverstärkten Eingang in die Änderungen desBundesimmissionsschutzgesetzes.

Nahversorgung

- Aufgabe der Lebensmittelbetriebe inden Ortschaften wegen mangelndenErtrags.

- Auflösung der Filialen von Sparkassenund Banken.

- Gesundheitsreform – Auswirkungen aufdie Allgemeinmediziner mit evtl.Aufgabe der Arztpraxen.

- Apotheken – Einkauf über Internet führtzu Umsatzrückgängen, teilweise dannSchließungen.

- Verlust von Fachgeschäften, insbeson-dere durch Einkaufsmärkte.

- Metzgereien – ohne Viehhaltung vorOrt muss mindestens die Schlachtungeingestellt werden (Verlust von Arbeits-und Ausbildungsplätzen).

- Schließung der Postämter – ab 2011fällt das Postmonopol, ob dann nochZustellungen in kleine Ortschaften statt-finden werden ist zumindest äußerstfraglich.

- Gaststätten (in der Regel Auflagen).

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Öffentlicher Nahverkehr

Der öffentliche Nahverkehr wird überwiegenddurch den Schülerbusverkehr in vielen länd-lichen Regionen gesichert. Sofern künftig auchdie Hauptschüler befördert werden müssten,reicht die Kapazität der eingesetzten Busse oft-mals nicht mehr aus (Sitz- und Stehplätze sindbereits jetzt teilweise voll belegt).

In den Ferienzeiten werden verschiedeneOrtschaften im Bereich der Stadt Tengen nichtmehr angefahren. Sofern junge Familien nichtmehr dort leben, stellt sich die Frage für vieleältere Einwohner, wie sie die Versorgung dannin diesen Wochen für sich sicherstellen sollen.

Bildung – Schulstandort

- 0 – 3 Jährige - Verpflichtung zurEinführung der Betreuung vermutlich ab2010 – die Kinder müssten dann in einenZentralort gebracht werden.

- Kindergärten – trotz aller Aussagenmehr Erziehungsarbeit zu leisten, wirddas Personal mit immer wachsenderAnzahl von Betreuung belastet. Die Zahlder 3 – 4- jährigen Kinder, die nicht “sau-ber” sind, steigt von Jahr zu Jahr an.

In der Stadt Tengen bestehen in neunOrtschaften drei Kindergärten. DieseKinder sind daher in den anderen sechsOrtschaften ebenfalls täglich nicht mehr zu Hause.

- Grundschulen

Sofern eine weiterführende Schule(Hauptschule) im Kernort der StadtTengen nicht mehr gegeben ist, müsstenzwei Grundschulen in den Ortschaftenaufgelöst werden. Dies bedeutet einenweiteren Verlust der Infrastruktur in diesen beiden Orten.

- Für die Familien entstehen neueAusgaben, für den Schülertransportihrer Kinder in Hauptschulen in anderenOrtschaften.

- Bereits jetzt muss festgestellt werden,dass Familien mit Kindern inMietwohnungen wieder wechseln undin andere Orte mit weiterführendenBildungseinrichtungen (z. B. Realschule)ziehen.

Hauptschule – Verbundschule –Mittelschule

Mit der Aufgabe der Hauptschulstandorte wer-den neue Brennpunktschulen entstehen. DieAusgaben für Sozialbetreuer werden entspre-chend ansteigen.

Schule heißt auch ein Heranwachsen in dersozialen Gemeinschaft. Heimat hat nur derMensch, der die Wärme und Liebe desElternhauses spürt, der Wurzeln in seinerOrtsgemeinschaft bilden kann, in dem sozialeKontakte zu allen Bevölkerungsschichtengepflegt werden.

Die Hauptschule ist leider nicht mehr dieBildungseinrichtung, die sie ursprünglich gewe-sen ist. Mit dazu beigetragen haben Änderun-gen der Gesetze für die Ausbildung im Beruf. Invielen Bereichen wurde das Wort Hauptschulegestrichen und als Eingangsvoraussetzung“Mittlere Reife” eingesetzt. Dies trägt imWesentlichen mit dazu bei, dass nun auch imländlichen Bereich diese Schulart nicht mehrangenommen wird.

- Auflösung der Hauptschulen im länd-lichen Raum – leerstehende Schulräumeund nicht genutzte Sporthallen – imGegenzug müssen Städte, die dieseSchüler/innen aufnehmen oft in weitereSportstätten investieren!

- Übernahme von ausgebildeten Grund-und Hauptschullehrern 2007 in Baden-Württemberg

Von ca. 8.000 Anwärtern werden 5.000 vomLand Baden-Württemberg nicht übernommen.Viele Familien haben für die Ausbildung ihrerKinder investiert, evtl. dies sogar mit einemDarlehen finanziert. Selbst bei einem Abschlussmit 1,0 wurde mancher Anwärter/in nicht über-nommen. Viele stellen sich die Frage ein weite-res Studium – Abschluss dann mit 30 Jahren?

Auf der anderen Seite besteht Lehrermangel.So erhielten in Immendingen die Klassen achtund neun in den naturwissenschaftlichenFächern keine Noten – mangels Unterricht!Schüler der Klasse acht stehen jetzt vor derBerufswahl und müssten sich mit diesemZeugnis bewerben. “Was hat ein junger Menschfür Chancen auf dem hart umkämpftenAusbildungsmarkt, wenn ihm Wissenunterschlagen wird?”

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Ohne weiterführende Schulen keineFamilien mit Kindern

Die Kinder in den ländlichen Räumen sind täg-lich zwei – drei Stunden in öffentlichenVerkehrsmitteln unterwegs. Bei einerGanztagesbetreuung sind sie länger von derWohnung entfernt, als ihre arbeitenden Eltern.Dies führt dazu, dass solche FamilienWohnungen in entsprechenden Schulstand-orten auswählen werden.

Nach dem Ende der Landwirtschaft – alsoDörfer als Altersheime?

Arbeitsplätze – Ausbildungsplätze –Fahrstrecken

Viele Ausbildungs- und Arbeitsplätze sind auf-grund des fehlenden Angebotes in den länd-lichen Räumen von den Einwohnern nur durchein eigenes Kraftfahrzeug zu erreichen. Nebenden derzeit hohen Spritpreisen treten weitereBelastungen auf:

- Wegfall der Pauschale bis 20 km(Steuerrecht)

- Diesel- und Benzinfahrzeuge sollennicht älter sein als 10 Jahre (künftigeRegelung Baden-Württemberg ange-strebt)

Dies bedeutet, dass Jugendliche sich kein Automehr leisten können und damit auch oft einenAusbildungsplatz nicht mehr erreichen.

Vereine – ehrenamtliche Tätigkeiten

Die Vereinsarbeit und die damit verbundeneehrenamtliche Tätigkeit erhält unter diesengegebenen Vorgaben der Schulen keinenNachwuchs mehr in der Jugend. Davon sindnicht nur die Sport- und Musikvereine betroffen,sondern auch, wie beispielsweise in Tengen,private Musikschulen! Auch diese verlierenwährend solch einer Entwicklung ihrEinkommen und damit ihren Arbeitsplatz.

Lärmentwicklungspläne durch Städte

Die Veränderungen der Landwirtschaft, dieAufgabe der Nahversorgung führt zu langenTransportwegen. Für den Schülertransport müs-sen weitere Busse eingesetzt werden, dies allesträgt nicht zu einer Lärmminderung bei.

Rettungsdienste

Durch den Verlust der landwirtschaftlichenArbeitsplätze, die Aufgabe von verschiedenenHandwerks- und Dienstleistungsbetrieben,macht den Einsatz der ehrenamtlichen Kräfteder Feuerwehr und des DRK nicht einfacher.Während der normalen Arbeitszeit wird esimmer schwieriger, eine entsprechende Anzahlvon ehrenamtlichen im Ort zu haben, die zueinem Einsatz fahren können.

Kirchengemeinden

Unter diesen Umständen der Veränderung derBildungseinrichtungen wird auch die Glaubens-ausübung bei Kindern und Jugendlichen nochschwieriger.

Ausbildungsplätze

Durch Auflagen und vor allem auch durch EU-Vorgaben gehen nicht nur Arbeits- sondernauch Ausbildungsplätze verloren. Dies zieht sichvon dem landwirtschaftlichen Bereich bis zumHandwerk im ehemals ländlichen Raum.

Das generelle Rauchverbot in Gaststätten, dieErhöhung der Tabaksteuer wird auch in diesenBereichen zu Verlusten und Schließung vonFachgeschäften und Produktionsstätten. Bereitsein Drittel der Zigaretten in Deutschland sindSchmuggelware!

In Tengen besteht noch eine Tabakmanufakturmit 30 Arbeitsplätzen. Sofern die Forderung vonPhilipp Morris durchgeht und die Besteuerungder Zigarillos und der Zigarren in gleicher Höhewie die Zigaretten erfolgen, werden dieProdukte derart teuer, dass diese Betriebe eben-falls schließen müssen. Die Folge wäre derImport aus Billiglohnländern!

Erholungsraum für die Stadtbevölkerung

Mit der Aufgabe und der Veränderung, die hieraufgezeigt wurde, wird sich auch der Wert vonmanchen Erholungsräumen negativ verändern.

Tengen, den 18.07.2007

Helmut GroßBürgermeister

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Schule–Beruf: ein Übergang mitChancen und Risiken

Der Übergang von der Schule in den Beruf giltals einer der schwierigsten Prozesse im Lebeneines Heranwachsenden. Denn hier kommenzwei Schwierigkeiten zusammen, der biografi-sche Übergang vom Jugendlichen zumErwachsenen und der systemische von derSchule in die Arbeitswelt. Für starke Schüler istes eine Rolltreppe nach oben, für schwache oftauch ein Weg mit Enttäuschungen und Brüchen.

Das Projekt Schule und Betrieb (SchuB) fasst dieSchwierigkeiten in diesem Übergangsprozessins Auge. Jeweils zur Hälfte wurde es von derLandesvereinigung Baden-WürttembergischerArbeitgeberverbände und demKultusministerium finanziert, die wissenschaftli-che Leitung des Forschungs- undEntwicklungsvorhabens lag bei derPädagogischen Hochschule Ludwigsburg.

1. Phase des Projekts:Erhebung Ist- und Soll-Stand

Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof.Dr. Martin Weingardt und Prof. Dr. KarlSchneider von der Pädagogischen HochschuleLudwigsburg wurde in einem ersten Schritt imSchuljahr 2003/04 untersucht, welcheKompetenzen und Fähigkeiten für eine erfolg-reiche Ausbildung in der Metall- undElektroindustrie gebraucht werden. Dazu wur-den in drei Modellregionen – Oberschwaben,Mittlerer Neckar und Mannheim – Personal-,Ausbildungs- und Werkstattleiter in Betriebenunterschiedlicher Größe befragt (Soll-Werte).Anschließend wurde durch Haupt- undBerufsschullehrkräfte in einer standardisiertenErhebung ein Stärken-Schwächen-Profil ihrerSchüler gezeichnet (Ist-Werte), verbunden miteiner Darstellung des notwendigen

Handlungsbedarfs in den Schulen. Im Ergebniskonnten sowohl konkrete Hinweise zurVerbesserung der Ausbildungsfähigkeit heraus-gefiltert als auch ein hohes Maß an Überein-stimmung zwischen Lehrkräften und Ausbildernin der Problemanalyse festgestellt werden.Insbesondere wurde der Bedarf an arbeitswelt-spezifischen Lernkonzepten und individuellenFördermaterialien im Bereich der Kulturtech-niken aufgezeigt.

2. Phase:Lernmodule Mathematik und Deutsch

In einer zweiten Projektstufe wurden deshalbvon Expertenteams Lernmodule für Deutschund Mathematik entwickelt und im Schuljahr2004/05 in 40 Schulklassen der Modellregionenerprobt und evaluiert. Die Lernbausteineberücksichtigen einerseits die unterschiedlichenLeistungsniveaus und Lerntempi derSchülerinnen und Schüler und andererseits dieverschiedenen Anforderungsprofile in denjeweiligen Berufsfeldern.

Anleitungen Abb. 1:Die Lernmodule im Überblick

Die Schüler können in einem Zeitraum von vierbis sechs Wochen selbstständig an einem aus-gewählten Lernmodul und in eigenem Tempo

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Forum 12

Die SchuB-Konzeption geht in die Fläche

Ausbildungsfähigkeit individuell steigern

Das Forschungsprojekt ‚Schule und Betrieb’ (SchuB) ermittelte in Erhebungen unter Ausbildernsowie Haupt- und Berufsschullehrkräften zum einen die Anforderungen der Arbeitswelt anAuszubildende und zum anderen die Leistungsprofile der Hauptschüler/innen vor ihrem Übergangin die Ausbildungsphase. Im Anschluss an die festgestellten Diskrepanzen wurde eine Lernmodul-Konzeption speziell für Mathematik und Deutsch in Kl.8/9 entwickelt, die eine individuelleFörderung im Klassenverband ermöglicht . Sie wurde bereits von 180 Hauptschulklassen erprobtund geht nun in die Fläche.

Lernmodule Mathematik Lernmodule Deutsch

Zahl- und Operationsverständnis Lesen 1

Grundrechenarten/Kopfrechnen Mitreden können

Maßeinheiten Mündliche Kommunikation

Gleichungen Schreiben

Lernen am PC Sachtexte lesen (Lesen 2)

Arbeiten mit Anleitungen

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und mit Selbstkontrolle arbeiten. Zu Beginn undam Ende der Lernphase schreiben dieSchülerinnen und Schüler je einen Test. Anhandder Ergebnisse sehen sie unmittelbar, welcheKompetenzen sie in dieser Zeit eigenständigerworben haben.

3. Phase:Implementierung in Hauptschulen

In einer dritten Tranche 2005/06 wurden dieLernmodule anhand der Evaluationsdaten opti-miert und von weiteren 130 Schulen in allen vierRegierungsbezirken im Unterricht erprobt. Dazuwurden die rund 180 beteiligten Lehrkräfte aushaupt- und vereinzelt auch aus beruflichenSchulen an der PH Ludwigsburg fortgebildet.Die wissenschaftliche Evaluation erbrachteerneut Rückmeldungen von Schülern undLehrkräften, die die Eignung der Konzeption fürdie individuelle Förderung im Klassenunterrichtklar belegen.

Die neuen Lernmodule in Deutsch undMathematik für Acht- und Neuntklässler habenihren Praxistest folglich bereits an rund 150Hauptschulen bestanden. In der Zukunft sollendie Lernmodule nach dem Willen derLandesregierung an allen Hauptschulen einge-setzt werden, denen sie dann zur Verfügunggestellt werden.

Auch Verantwortliche für das neueBerufseinstiegsjahr zeigen sich interessiert ander Konzeption. Aufsetzend auf einer klarenDiagnostik der individuellen Stärken-Schwächen-Profile könnte mit Hilfe der nachLeistungsniveau, Teilkompetenzen und Beruf-segmenten unterscheidenden Lernmodule auchim BEJ differenziert gefördert werden.

0 = trifft nicht zu; 1 = trifft kaum zu; 2 = trifft zu;3 = trifft voll zu N = 34

Abb. 2: Was steigert die Motivation derSchülerinnen und Schüler?

Diskussion

Nach einer Lesephase, in der die Teilnehmerdes Forums Einblick nahmen in die ausliegen-den Lernmodule, folgte eine Plenumsdiskus-sion. Dabei wurden neben Rückfragen an dieGrundlagen und Konzeption der Lernmodulezwei Punkte besonders betont:

Zum einen, dass zielgerichtete Maßnahmen zurStärkung der Ausbildungsfähigkeit von zentra-ler Bedeutung sind für die Hauptschule. DieSchuB-Lernmodule überzeugen dabei durchihre wissenschaftliche Fundierung und ihrdidaktisches Handling, welches imKlassenverbandsunterricht eine individuelleFörderung ermöglicht, die an selbständigemLernen orientiert ist. Sie verbessern dieKompatibilität von Hauptschule undAusbildungspraxis.

Zum anderen sollte auch die Verständigung undZusammenarbeit des Hauptschulbereichs mitdem beruflichen Bildungswesen ausgeweitetwerden, um auch hier im theoretisch-schuli-schen Bereich die Kompatibilität der (Bildungs-Systeme) zu erhöhen.

Anmerkung: Die Lernmodule sind inzwischenallen interessierten Schulen undBetrieben über den Handelzugänglich. Die Bezugsquellensowie Einzelheiten desProjektes und seiner Ergebnissesind nachlesbar auf der Projekt-Homepagewww.uebergang.org.

Kontakt: Prof. Dr. Martin Weingardt -> [email protected]

Stefan Küpper, Geschäftsführer Südwestmetallund Bildungswerk der Wirtschaft,

Prof. Dr. Martin Weingardt, PädagogischeHochschule Ludwigsburg

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gemeinsamer Einstieg

Eingangstest Benotungeigenes

LerntempoPartnerarbeit

individuelle Unterstützung des Lehrers

Ausgestaltung des Moduls

Übersicht an der Wand

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Information zur Entwicklung der Elternstiftung,die 1976 gegründet wurde, ab 2003 im Rahmendes Projekts “Erziehungspartnerschaft” eineVielzahl von Schulungen von Elternvertreternsowie Unterstützungsprojekte zur Einbeziehungvon Eltern in verschiedenem Kontext durchge-führt hat ( www.elternstiftung.de).Die Gewinnung und Qualifizierung von Elternals Mentoren erfolgt besonders an Schulartenund bei Elterngruppen, die nur schwer zurMitwirkung gewonnen werden können,

- an Sonderschulen- an Hauptschulen- türkische Eltern- italienische Eltern

Eltern für die Erziehungs- undBildungsaufgabe der Hauptschulegewinnen

Genereller Nutzen:� Der Schulerfolg nimmt erheblich zu, wenn

Eltern hohe, aber nicht unrealistischeErwartungen bezogen auf Schulerfolg undBildungsweg an ihre Kinder richten.

� Die Chance auf Leistungsverbesserungsteigt, wenn Eltern in den Lernprozessihrer Kinder in Schule eingebundensind.

Was haben Kinder davon, deren Eltern indas schulische Lernen einbezogen sind:� Sie haben nachweislich bessere Noten.� Sie gehen regelmäßig zur Schule.� Sie entwickeln mehr soziale Kompetenzen

und � schließen die Schule besser ab.Kinder aus einkommensschwachenFamilien profitieren am meisten von derEinbeziehung ihrer Eltern.Was haben Eltern davon, die in denLernprozess ihrer Kinder stärker einbezogenwerden:� Sie haben mehr Vertrauen zur Schule.

� Sie erfahren mehr Wertschätzung durch dieLehrpersonen.

� Sie erhöhen die Leistungserwartung an ihreKinder.

� Sie gewinnen mehr Vertrauen in ihreFähigkeit als Eltern und in die Fähigkeitenihrer Kinder.

� Sie erfahren konkrete Hilfestellungen dabei,wie sie ihre Kinder am besten unterstützenkönnen und

� steigern ihre eigeneWeiterbildungsneigung.

Es gibt auf der Basis empirischer StudienErfolgskriterien für gelingende Strategienzur Elterneinbeziehung

Elterneinbeziehung gelingt insbesondere dann,wenn� aktivierend an den Stärken der Eltern

angesetzt wird,� Eltern in der Schule willkommen sind und

wenn die Bedürfnisse von Eltern maßgeb-lich für die Ausrichtung der Elternarbeitsind,

� Elternarbeit ganzheitlich, langfristig – d.h.begleitend zum Aufwachsen der Kinder –und gut geplant ist,

� Schulen eine Vielfalt an Zugangsformen zuden Familien entfalten: Hausbesuche,Elterncafés, Eltern im Unterricht,Lehrplannächte,

� aktive Eltern Wertschätzung erfahren,� Eltern sich austauschen und unterstützen.

Das Projekt:A. Funktion der Hauptschulmentoren - Eltern als Kooperationspartner der

Schule gewinnen,- Berührungsängste von Eltern abbauen

(niedrigschwellige Anlaufstelle),- Eltern motivieren, den Erziehungs- und

Bildungsprozess ihrer Kinder aktiv zu

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Forum 13

“Elternmentoren: Eltern für die Erziehungsaufgaben der Hauptschule gewinnen –Offenheit der Schule herstellen”

Nach positiven Erfahrungen mit Elternmentoren an Sonderschulen (ca. 130 engagierte Personen)wurden ab 2005 Elternmentoren an Hauptschulen ausgebildet. Der Grund: Kombinierte Grund-und Hauptschulen verlieren engagierte Eltern und Elternvertreter überwiegend nach dem Wechselnach Klasse 4 an Realschulen und Gymnasien, die Eltern von Hauptschülern und – schülerinnenscheuen häufig die Mitarbeit in Gremien, die mit der Übernahme des Amtes desKlassenelternvertreters verbunden ist. Für alle Eltern ist aber die Einbeziehung in die altersent-sprechenden Erziehungs- und Bildungsaufgaben der Schule besonders wichtig.

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unterstützen,- Beratung von Eltern durch Eltern in

Konfliktsituationen, - Aufklären über /vermitteln von internen

und externen Hilfsangeboten. B. Hauptschulmentoren versusElternvertreter

- Hauptschulmentoren können, abermüssen nicht Elternvertreter sein(Klärung zur Vermeidung vonKonflikten!),

- Elternengagement wird ohne gleichzei-tige Gremienarbeit ermöglicht,

- Einbeziehen von Eltern aus anderenKulturen wird gefördert, (diese sind nurselten gewählte EV),

- Fokus liegt auf dem Initiieren undGestalten von Aktivitäten mit und fürandere Eltern,

- Einstieg und Ausstieg ist leichter mög-lich. (das kommt zeitlich stark belaste-ten Eltern entgegen)

Herr Henzler (Rektor der GHS in Filderstadt-Sielmingen), der bei einerMentorenausbildung den Schulungspart“Bildungskonzept der Hauptschule” über-nommen hatte, stellte die bestehendeElternarbeit an seiner Schule dar, u.a.

- Zusammenarbeit mit Eltern, vorallem reger Kontakt mit der EB-Vorsitzenden,

- offener runder TischGewaltprävention,

- Mithilfe beim Erstkontakt bei derSchulanmeldung.

Reine Elternaktionen:- Schulcafé- Elternforum (von Eltern organisiert)

Veranstaltung zu päd. Themen – ADHS,Medienkonsum pp.

- Elterninitiativen - Förderverein

Festgestellt wurde dabei, dass die Themen undAktivitäten stark auf die GS-Eltern zielen.Spezielle Zugangswege zu Hauptschulelternetwa im Hinblick auf Fragen der Berufsfelderund Ausbildungsfähigkeit könnten eineAufgabe für HS-Mentoren sein.

Offenheit der Schule herstellenVorgestellt wurde sodann das Vorgehen beimC. Einführen der Hauptschulmentoren

- Auftragsgespräche mit derSchulleitung,

- Vorstellen der HS-Mentoren bei derGLK durch die Schulleitung,

- Vorstellen der HS-Mentoren beiElternbeiratssitzungen undElternabenden.

Diskutiert wurde das mangelnde Interesse vonSchulleitungen, eine wirklicheElternbeteiligung – die über Service-Leistungen

beim Schulfest hinausgeht – zuzulassen. EinTeilnehmer (EB-Vorsitzender) berichtete überdie starke Irritation des Schulleiters bei demvon ihm geäußerten Wunsch, dass derElternbeirat einmal ohne ihn tagen wolle. Derdanach festgestellte Erfolg – stärkeresEngagement der Eltern - hat ihn aber davonüberzeugt, dass selbständig denkende, planen-de und ausführende Eltern bei vielenProblemen besonders wirksam und für dieSchule eine wirkliche Entlastung sind.

D. Erfolgskriterien für die Arbeit vonHauptschulmentoren

- KontinuierlicheAbstimmung/Auftragsklärung mitSchulleitung und Lehrkräften,

- Bedarfsermittlung bei den Eltern - ent-weder im Elterncafé oder anElternabenden, Schulfest oder beianderen Anlässen,

- Schulung mehrerer Elternmentoreneiner Schule, um Einzelkämpfertumentgegenzuwirken,

- Männliche und weiblicheElternmentoren – Verbessern derErreichbarkeit gerade von Vätern ausanderen Kulturen.

Am Ende in einer kurzen schriftlichenÄußerung festgehaltenes Fazit derTeilnehmer:Wichtigkeit und Richtigkeit der Ausbildungwurden uneingeschränkt bestätigt. DieAufgabe der Elternmentoren wurde von allenverstanden und als wertvoll angesehen. DerZugang von Eltern zu anderen Eltern gelingt.Dieses Modell bietet nur Vorteile.Die anwesenden Elternmentorinnen betonten,dass die an den Samstagen gewonneneErfahrungsbreite und Kenntnis auch von ande-ren Hauptschulen, nicht nur der eigenen wich-tig war. Die Geschulten haben sich als Gruppegefunden und sind überwiegend in Kontaktgeblieben.

Das Ziel: weitere Fortbildungen für neueElternmentoren, Einzelveranstaltungenfür die ausgebildeten und dadurch stärke-re Vernetzung.

Ein freundliches Feed-Back an dieElternstiftung: Das landesweiteZusammenführen und Ausbilden von interes-sierten Eltern gelingt der Elternstiftung sehrgut – weiter so!

Kontakt:Elternstiftung Baden-Württemberg –[email protected] – 0711- 27 34 150Vorsitzende Elke Picker

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STARTklar

Hauptschüler trainieren mitSeniorPartnern für ihren Einstieg insBerufslebenEin Projekt in gemeinsamer Trägerschaft derLandeshauptstadt Stuttgart und der IHK

Wer ist STARTklar?

• GHS Ostheim• Friedensschule West• Bismarckschule Feuerbach• GHS Heusteigschule

Was will STARTklar?� Berufserfahrene SeniorPartner unterstützen

Schüler der Klassen 8 und 9 bei derVorbereitung auf das Berufsleben.

� Die Ausbildungsreife undAusbildungsfähigkeit wird verbessert.

� Förderung der Chancengleichheit vonJugendlichen mit Migrationshintergrund.

Was macht STARTklar?Schülerinnen und Schüler finden ihre Stärkenund Fähigkeiten heraus� lernen Berufe kennen� trainieren für das zielgerichtete und erfolg-

reiche Bewerben und Vorstellen

� werden bei der Praktika- undAusbildungsplatzsuche unterstützt.

Was bewirkt STARTklar?Schülerinnen und Schüler:• ... lernen Teamarbeit,• ... gewinnen an Selbstsicherheit,• ... verbessern ihre Sprach- und

Ausdrucksfähigkeit• ... kommen in Kontakt mit der Arbeitswelt.

• SeniorPartner vermitteln Werte für dasBerufsleben:– Höflichkeit– Zuverlässigkeit– selbstkritisches Verhalten– Sicherheit im Auftreten

Beteiligung der IHK Region Stuttgart imProjekt STARTklar� Gewinnung weiterer SeniorPartner

(über Präsidium, Vollversammlung,Ausschüsse und Arbeitskreise).

� Vermittlung von Kontakten zuUnternehmen.

� Unterstützung der SeniorPartner bei Fragenrund um die Themen Ausbildung und EQ.

� Hauptschüler nutzen: Lehrstellenbörse imInternet, Berufsbildungstag, Last-Minute-Börse und IHK-Anlaufstelle fürEinstiegsqualifizierung.

� Gemeinsames Marketing

Ihre AnsprechpartnerinnenIndustrie- und Handelskammer Region StuttgartAndrea Stütz Tel: 0711 / 2005-333 Jägerstr. 3070174 Stuttgartwww.stuttgart.ihk.de

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Forum 14

Hauptschüler individuell betreuen: Die IHK als Lotse im Betrieb• STARTklar • Matching-Projekt• Einstiegsqualifizierung

Mit passgenauer Vermittlung von Ausbildungsplätzen und Einstiegsqualifizierungen, mit sozial-pädagogischer Begleitung und individuellem Mentoring fördert die IHK die Talente vonHauptschülern und bringt sie mit den betrieblichen Anforderungen in Einklang.

IHK Region Stuttgart

Schülerinnen Schüler

Schule

Abteilung Integrations-politik

SeniorPartner

Eltern

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Stabsabteilung IntegrationspolitikClaudia Grimaldi Tel: 0711 / 216-2630 Eberhardstraße 6170173 Stuttgartwww.stuttgart.de/startklar

Matching – ProjektPassgenaue Vermittlung vonSchülerinnen und Schülern in Ausbildung

1. ZielePassgenaue Vermittlung vonSchülerinnen und Schülern in Ausbildungund Einstiegsqualifizierung:

� Durch eine passgenaue Vermittlungerhalten Betriebe motivierteAuszubildende.

� Ausbildungsabbrüche aufgrund falscherBerufwahlentscheidungen werden ver-mieden.

� Die Schüler/innen durchlaufen nach derSchule keine überflüssigen“Warteschleifen”.

� Die Zahl der Altbewerber/innen wird ver-ringert.

2. Umsetzung in Stuttgart� Auswahl von 2 Modellschulen:

Das sind Hauptschulen, die derzeit keineweiteren Förderungen für Schulabgängerhaben.

� Durchführung der Tests undVermittlungsangebot.mit rund 100 Teilnehmer/innen im erstenProjektjahr.

� Pädagogische Begleitung in engerKooperation mit der Schulsozialarbeitund Schule.

� Unterstützung der Betriebe bei Fragen zuAusbildung und ergänzendenMaßnahmen.

2.1 Unterstützung der IHK1. Ermittlung der noch nicht besetztenAusbildungsstellen2. Betreuung der Schülerinnen und Schüler:- Informationen über Berufsbilder- Unterstützung bei der Erstellung derBewerbungsunterlagen- Bewerber-Profiling anhand eines Tests3. Unterstützung der Betriebe:- bei der Bewerberauswahl- bei Fragen und Problemen während

der Ausbildung 4. Vernetzung im Stadtteil mit Kooperations-partnern im Übergang Schule-Beruf

3. Testverfahren Zwei Testverfahren kommen zum Einsatz:

� Hamet / Profil AC des BildungshausGARP, Plochingen.

� Azubi-Profil des Instituts fürBerufsprofiling, Stuttgart.

Beispielaufgaben aus dem Azubi-Profil:

Die Kompetenzprofile werden mit denAnforderungsprofilen verschiedenerBerufsfelder abgeglichen:

Profil-AC � Agrarwirtschaft� Bautechnik� Drucktechnik / Multimedia� Elektrotechnik� Ernährung und Hauswirtschaft� Farbtechnik und Raumgestaltung� Gesundheit� Holztechnik� Körperpflege� Metalltechnik� Textiltechnik und Bekleidung� Wirtschaft und Verwaltung

Azubi-ProfilAbgleich mit ca. 500 Berufen durch ein compu-tergesteuertes Verfahren

Auswertung der TestverfahrenDie Schülerinnen und Schüler erhalten ein per-sönliches Berufsprofil, ein Zertifikat für dieBewerbungsunterlagen und werden individuellberaten.

4 Ihre AnsprechpartnerIHK Region StuttgartKarin WöhrleTelefon [email protected] BöblingenChristine KöllingTel. [email protected] Esslingen-NürtingenKarin SeidelTel. [email protected]

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Bezirkskammer GöppingenWilhelm HeyduckTel. [email protected] LudwigsburgDagmar FeilTel. [email protected] Rems-MurrMaike Wickenhöfer Tel. [email protected]

Die EinstiegsqualifizierungWer kann eine Einstiegsqualifizierungmachen?

Jugendliche im Alter von 16 bis 25 Jahren, diezum 30. September bei der Agentur für Arbeitausbildungsplatzsuchend gemeldet sind.

Ziele der Einstiegsqualifizierung• Arbeitsleben kennen lernen • Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit

entwickeln• Inhalte 1. Ausbildungsjahr kennen

lernen• IHK-Zertifikat • Übernahme in Ausbildung

Mögliche Berufsfelder• Handel / Verkauf• Gastronomie: Service / Küche• Büro / Verwaltung • Mediengestaltung• Metall• Lagerlogistik• IT Branche• Floristik• Sport- und Fitnessbereich• Reisevermittlung

Bedingungen für die Praktikanten• täglich Berichtsheft schreiben.• mindestens 90 Tage regelmäßig

und zuverlässig arbeiten.• Interesse an der Arbeit zeigen• Teamfähigkeit beweisen.

Bedingungen für den Betrieb• Ausbildungsinhalte vermitteln,• Berichtsheft kontrollieren,• Jugendarbeitsschutzgesetz einhalten,• regelmäßig Feedback geben,• betriebliches Zeugnis ausstellen.

Berufsschule: Es besteht eine gesetzlicheBerufsschulpflicht für alle EQ-Praktikantenunter 18 Jahren (ausgenommen davon sind

Schüler mit BVJ-Abschluss).

Bezahlung an den EQ-Praktikanten• feste Gehaltsvereinbarung im Vertrag,

in der Regel mindestens 192,- Euro • Das Gehalt wird netto an die Praktikanten

ausbezahlt.• Die Sozialversicherungsbeiträge

übernimmt der Betrieb.

Bezahlung an den BetriebDer Betrieb stellt einen Förderantragbei der Agentur für Arbeit.

Schulversuch:Teilqualifikation (TQ) im BVJ/BEJ• Jugendliche gehen ins BVJ oder BEJ.• Drei Tage pro Woche Schule.• Betriebspraktikum: Zwei Tage pro Woche,

teilweise in den Schulferien.• Dauer Betriebspraktikum: mindestens

90 Tage.

Voraussetzungen IHK-Zertifikat

Sozialpädagogische Begleitungdurch die IHKDie IHK bietet sozialpädagogische Begleitungwährend der gesamten EQ-Zeit. Insbesondereberät sie bei Fragen zu:• Berichtsheftführung• Urlaubsanspruch• Umgang mit “schwierigen” Praktikanten• Konflikten mit Vorgesetzten• Übergang in Ausbildung

Ihre AnsprechpartnerIHK Region StuttgartHeike GrünkornTelefon 0711-2005-440 [email protected] BöblingenChristine KöllingTel. [email protected] Esslingen-NürtingenKarin SeidelTel. [email protected] GöppingenWilhelm HeyduckTel. [email protected] LudwigsburgDagmar FeilTel. [email protected] Rems-MurrMaike Wickenhöfer Tel. [email protected]

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75

1293; 73%

149; 8%

333; 19%

regulär laufende EQ-Verträge

TQ im BVJ

gel. EQ/TQ

Verwaltung/Büro

466 (24%)

Lager99 (5%)

Handel652 (33%)

Gastronomie191 (10%)

Medien71 (4%)

Metall235 (12%)

IT51 (3%)

Sonstige172 (9%)

Sonstige18 (2%)

Ausbildung620 (58%)

Unbekannt 381 (35%)

weiterführende Schule/Studium

56 (5%)

Statistische AngabenGute Erfolgsquote: Fast 60% der Jugendlichen bekommen nach der EQ einen Ausbildungsplatz

Anzahl und Verteilung der EQ und TQ Verträge Gesamtregion Stuttgart

Verteilung der Praktikanten auf EQ Berufsfelder (Gesamt 1443 Verträge)

Verbleib EQ Praktikanten (Erfolgsbeobachtung) Stand 2005/2006, Gesamtregion Stuttgart

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

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Erfahrungen bei der Gründungeines Schulverbundes

Anstöße- Demografische Entwicklung- Sicherung des Schulstandortes- Kein ländliches Umfeld- RS steht im Wettbewerb- Attraktives Angebot in der

Wohngemeinde- Lenkung der Schülerströme

Aktive Ausnutzung der MVO- Synergieeffekte

Technische AusstattungVerwaltungin der Lehrerversorgungin der Lehrauftragsverteilung

Voraussetzungen- räumliche Nähe

Bereits bestehende gemeinsameNutzung von Fachräumen trotz getrenn-ter Verwaltung (Werkraum,Computerräume, naturwissenschaftli-che Räume)

PlanungSchulverbund und Ganztagesbetreuung alsPaketlösung

- offenes Angebot,- pädagogisches Konzept,

gemeinsames Projekt der beidenSchulen,

- Schaffung der baulichen Voraussetzung

Realisierungzwei Ebenen

- IZBB + Investitionen der KommuneGemeinderat (öffentliche Sitzung)Anhörung, Bürgeranhörung

Antrag des Schulträgers IZBBBeauftragung der Architekten

- Schulverbund- “Profile müssen sichtbar bleiben”!- Planung: 2 Verwaltungen

Option der Zusammenlegung- Beschlussfassung und Antrag durch

den Schulträger: Schulverbund2 x GLK x2Schulkonferenz x2Gemeinderat März 2004RS Kollegen: starke Vorbehalte – aberdann ein einstimmiges Votum bei zweiEnthaltungen

- Genehmigung Schulverbund kommt imAugust 2006

- Grund- und Hauptschule mit Realschule- Schlüsselübergabe, Ganztagesbetrieb

ab Oktober 2006- Realität: 1 Rektorat, 1 Konrektorat, 1

Sekretariat1 Lehrerzimmer1 Elternbeirat (Wahlen…)1 Schulkonferenz1 Schülermitverwaltung

- Integration als wesentliche Aufgabez.B. Miteinander in der Vertretung

in derHausaufgabenbetreuung

GLKGanztagesangebotim EB (Aktionen)

- HindernisseZuordnung derSchulverwaltungsrechnerStatistik (2 Schulen)Lehrerzuweisung (Versetzung)Dienstliche E-Mail AdresseHaushalt (Balance)

76

Forum 15

Schulen im Verbund – was verbindet uns wirklich ?Beispiele aus der Praxis

In diesem Forum werden folgende Aspekte aus der Sicht von zwei Verbundschulen dargestellt:

� Erfahrungen bei der Gründung eines Schulverbunds� Was uns verbindet – was uns trennt: Profile der jeweiligen Schulart� Übergänge und Durchlässigkeit� Schulverbund als Chance !

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Profilierung der Schularten

� Neues Signal von Minister Rau(Dienstbesprechung HS in Metzingen):in Klassenstufe 5 und 6 ist gemeinsa-mer Unterricht in allen Fächern mög-lich.

� Getrennte Abschlussprüfungen:- HS Klasse 9, HS Klasse 10,RS Klasse 10- alle Prüfungen nur leicht zeitlich ver-setzt- höher logistischer Aufwand bzgl.Räume, Vorsitzende für externeTermine und Vertretungen

� Verträge und Verbindungen zu externenPartnern, aber auch zum Schulträgerwerden bei uns schulartspezifisch aus-geführt, Vertretung insgesamt alsEinheit- Berufsorientierung, Weiterbildung,Projekte- Schulsozialarbeit,…

� Wahrnehmung der Schule in derGemeinde als verschiedene Schularten(Die HS, die RS), aber alsVerbundschule mit beiden Richtungen

Schulverbund als Chance

Erfahrungen aus dem noch laufendenSchuljahr “aller am Schulleben Beteiligten”

Schulträger- Bündelung in der finanziellen

Versorgung- kürzere, weniger komplizierte

Entscheidungsprozesse- Einsparung in der Verwaltung- Erleichterung in Planung und

Konzeption der technischenAusstattung

- die Schulleitung hat ein größeresGewicht in der Durchsetzung derAnsprüche (BeispielGrundschulschwimmen)

Synergieeffekte in der Lehrerversorgung- Fachlehrer, Spezialisten,

Ganztagesangebot wird breiter undvielfältiger, individuelle Stärken derLehrer besser nutzbar

Identifikation der Schüler mit demSchulzentrum

- fällt leichter.- Schulklima hat sich verändert -

Miteinander im Ganztagesangebot undgemeinsamer Unterricht in Fächernschafft neue Perspektiven, die neueDurchlässigkeit ist Ansporn undMotivation, aber auch Grenzen werdenneu definiert.

Profile (nach wie vor)- dem Hauptschüler muss und kann

etwas Besonderes geboten werden(z.B. die Orientierung in Berufsfeldern,Praxistage u.ä.).

das Miteinander in den Gremien- 1 EB, 1 SMV, 1 GLK,- eine Veränderung der Sichtweisen auf

die verschiedenen Schularten, ihreGemeinsamkeiten, ihre besonderenAnsprüche und Profile.

- Ganzheitliche Sichtbedürfnisse wahr-nehmen,

- gute Zusammenarbeit im EB wie niezuvor.

- Identifikation der Elternschaft.

Demografie und ihre Konsequenzen- Schulstrukturen sind im Verbund leich-

ter zu verändern und die BereitschaftVeränderungen zu ertragen, mit zu tra-gen oder gar selbst anzustoßen ist grö-ßer (Beispiel Orientierungsstufe,gemeinsamer Unterricht)

Grundschulempfehlungen- verlieren ihren scheinbaren Charakter

als Sackgasse- Aufwertung der Hauptschule

Schüler- erfahren gleichermaßen Anerkennung- gleiche Ansprüche,- gemeinsame Lernstationen,- außerunterrichtliche Veranstaltungen,- Angebote für Jahrgänge – nicht

Schularten (Ganztag, einzelne Fächer).- Hausordnung für alle gleich.- Anerkennung im besonderen Profil.- Identifikation mit “Schulzentrum”.

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Themen der Diskussion1. Diskussionspunkt: Einbeziehung derGrundschule in die VerbundschuleInwiefern findet die Grundschule imSchulzentrum Stetten a. k. M. Beachtung?Die Grundschule ist wie die Haupt- undRealschule auch in den Schulverbund eingeglie-dert, sie ist bisher allerdings recht eigenständig.Die Rituale der Einschulung und Entlassungwerden aber von der Schulleitung besondersbeachtet. Die Schulleitung besucht auchElternabende der Klassen 3 und 4, um dieBedürfnisse und Nöte der Eltern vonGrundschulkindern zu erkennen und gegebe-nenfalls handeln zu können.

2. Diskussionspunkt:Migrantenhintergrund des SchulzentrumsStetten a. k. M. Das Schulzentrum Stetten a. k. M. hat keinenMigrantenhintergrund. Früher waren teilweiseKinder von Aussiedlerfamilien in der StettenerSchule, was heute nicht mehr der Fall ist. In diesem Schuljahr hat sich allerdings eineneue Problematik aufgetan. Familien, die ausneuen EU-Ländern wie Bulgarien, Polen etc.nach Deutschland kommen, schicken ihreKinder in deutsche Schulen. Dies ist problema-tisch, da die Kinder oft keine oder nur sehrgeringe deutsche Sprachkenntnisse besitzen.

3. Diskussionspunkt: MVO mit PrüfungWelche Schüler der 5. und 6. Klasse derHauptschule absolvieren Prüfungen, um eineRS-Empfehlung zu erhalten?Nicht alle Schüler der 5. und 6. Klasse derHauptschule machen diese Prüfung, sondernnur diejenigen, bei denen die Eltern es wün-schen. Die schlechten Ergebnisse dieserPrüfungen im Jahr 2006 und 2007 bestätigenjedoch die Beratung an den Hauptschulen.

4. Diskussionspunkt: GemeinsamerUnterricht der HS und RS in Klasse 5 und6 oder bisheriges System der Übergängeund Durchlässigkeit zwischen den ver-schiedenen Schularten?Wenn die Schüler “länger gemeinsam lernen”sollen, sollte dies unter bestimmtenVoraussetzungen stattfinden. Die Klasse 5 und 6sollte eine Art Orientierungsstufe darstellen, inder Stärken und Schwächen der Schüler ausge-lotet werden können. Man kann oft in der 4.Klasse noch nicht genau vorhersagen, wie sichein Kind in seinem weiteren

(Schul-)Leben entwickelt; außerdem kommenab der 5. Klasse weitere Fächer wie Sprachen,NWA oder Technik hinzu. In der Orientierungs-stufe (Klasse 5 und 6) könnte man genauereEinschätzungen über Entwicklungsstände undLeistungsvermögen der Schüler treffen unddann erst selektieren.Diese Reform sollte aber nicht so aussehen,dass der Grundschulunterricht einfach um zweiJahre verlängert wird, sondern es müsste einneues Bildungsangebot sein.

5. Diskussionspunkt: Durchlässigkeit undFächerverbünde im WiderspruchWird die Durchlässigkeit zwischen den verschie-denen Schularten durch die neuenFächerverbünde wie NWA, EWG, MNT, WZGbehindert?Der Wechsel von einer Schulart zur anderenwird durch die Fächerverbünde teilweise etwaserschwert. Problematisch ist auch, dass dieFächerverbünde wie EWG oder NWA als solchenicht an den Pädagogischen Hochschulen stu-diert werden können. Außerdem wird durch die Zusammenlegungder Fächer das jeweilige Stundenbudgetbeschnitten, d. h. die Schüler/innen haben letz-tendlich weniger Stunden Biologie, Physik etc.Es kam die Frage auf, ob man dieFächerverbünde auflösen oder ein neues PH-Studium einführen sollte.

6. Diskussionspunkt: Mediales Angebotder VerbundschulenWie wird die Anschaffung von Medien geregelt,wenn Realschullehrer auch an der Hauptschuleunterrichten (und umgekehrt) und mancheSchüler aufgrund der Durchlässigkeit dieSchulart wechseln?In Aulendorf werden im Bereich derHauptschule generell weniger Medien ange-schafft, die Lehrer/innen unterrichten oft the-menbezogen. In den Hauptfächern wie Deutsch,Mathe und Englisch werden in der Haupt- undin der Realschule je nach Profil die entspre-chenden Schulbücher angeschafft.

Kontakt:Haupt- und Realschule Aulendorf,Realschulrektor Albrecht Binder;Schulzentrum Stetten am kalten Markt (Grund-und Hauptschule mit Realschule), Realschulrektor Heinz Ruf

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1. Konzeptioneller Ansatz:

Durch die Arbeit von Future soll ein Beitraggeleistet werden, um das (Grund)recht jungerMenschen auf ein Aufwachsen in privater undöffentlicher Verantwortung zu verwirklichen.

Überall dort wo dieses Aufwachsen von jungenMenschen nicht so gelingt, dass eine Teilhabeim Sinne einer gesellschaftlich definiertenGerechtigkeit möglich wird - und dies hat auchsehr stark mit der Teilhabe an unsererArbeitsgesellschaft zu tun - müssen wir voneiner Benachteiligung dieser jungen Menschenausgehen.

Man kann sagen, dass benachteiligte jungeMenschen in erschwerten Problemlagen leben,deren Ursachen durch einen eher niedrigensozio-ökononomischen Status, sowie familiäre,psychosoziale und weitere Belastungsfaktorenbedingt sind. Ihre Lebenslage, ihreLebenssituation ist gekennzeichnet durcherhöhte Problemlagen in verschiedenenHandlungsfeldern ihres Alltags mit der gleich-zeitigen Problematik fehlender Ressourcen, ummit diesen Problemlagen fertig zu werden.

Wenn wir die schulische Perspektive aufma-chen, so sind es Beeinträchtigungen undFörderbedarf im sozialen, emotionalen, psycho-motorischen, psychosomatischen undLeistungsbereich, so dass von mehr oder weni-ger problematischen Lernausgangslagen aus-gegangen werden kann, die sich im Laufe derEntwicklung eines jungen Menschen gewaltigverstärken und potenzieren können, aber auchreduzieren und kompensiert werden können.

2. Die Struktur des Angebotes derJugendberufshilfe:

Die Jungendberufshilfeeinrichtung “Future”hält Angebote für Schulen vor, führtQualifikationsprojekte sowie Jungendkultur-projekte durch, ist Anlauf- und Beratungsstellefür Jugendliche und beschäftigt Jugendberufs-helfer.

Im Einzelnen will “Future” folgendes erreichen:

� Wir wollten eine Anlauf- undBeratungsstelle, nicht nur mit einerKommstruktur sein, in der es gelingteinen tragfähigen Kontakt zuJugendlichen herzustellen, der denFaden nicht abreißen lässt, wennSchwierigkeiten und Probleme bei denÜbergängen von der Schule in dieAusbildung und Arbeit auftreten.Konfliktabbrüche sind in allgemein bil-denden und beruflichen Schulen undanderen berufsvorbereitendenLehrgängen und Maßnahmen auchbeim Vorhandensein unterstützendersozialpädagogischer Hilfestellungendoch meist Komplettabbrüche, da dieUnterstützungssysteme eng an dieMaßnahme gebunden sind und nichtüber diese Brüche hinaus zurVerfügung stehen. Ein Begleit- undUnterstützungssystem außerhalb derqualifizierenden Institutionen zu schaf-fen und den Kontakt, trotz sogarwiederholter Abbrüche nicht zu gefähr-den, war und ist uns ein besonderesAnliegen und notwendig, denn wir wol-

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Forum 16

“Lasst den Faden nicht reißen”Begleitung benachteiligter Jugendlicher in den BerufJugendhilfen Deggingen / Oberbergschule

Die Jugendberufshilfe “Future” der Bruderhausdiakonie mit den Jugendhilfen Deggingen und derOberbergschule begleitet benachteiligte Jugendliche und junge Erwachsene mit einem gruppen-und individualisierten Ansatz auf dem oft hürdenreichen Weg in den Beruf und das Leben.“Future” ist für viele Hauptschulen ein Kooperationspartner im Netzwerk dieser Schulen und imNetzwerk des Landkreises Göppingen zur Unterstützung junger Menschen im Übergang zu einemselbständigen Leben.Durch Beratungs-, Qualifizierungs- und Kulturprojekte mit und an Schulen sollen schwierigeProblemlagen rechtzeitig erkannt und bearbeitet werden und eine auch über Abbrüche hinaus kon-tinuierliche Beratung und Begleitung ermöglichen. In Kontakt bleiben - damit der Faden nicht reißt!

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len in Kontakt bleiben, den Faden nichtreißen lassen.

� Wir wollten einen Kontakt zu denJugendlichen herstellen, die dieInstitution Schule bereits verlassen hat-ten oder verlassen mussten, eventuellsogar wiederholt Scheitern erlebthaben und auch den Kontakt zur BAAnicht (mehr) aufnahmen. Zu dieserGruppe gehören eine große Zahl vonehemals Schulmüden,Schulverdrossenen, Schulaversivenund Schulverweigerern.

� Wir wollten wirklich qualifiziertes underfahrenes Personal einsetzen, damitzunächst einmal ohne standardisierteKompetenzprofilerhebungen oder auf-wändige Assessment-Verfahren mög-lichst schnell und mit einer gewissenTreffsicherheit (“Validität undReliabilität”) die Möglichkeiten undFähigkeiten auf der Grundlage einessubjektorientierten Ansatzes des jungenMenschen erfasst werden können undin konkrete Vorschläge undEmpfehlungen, sowie unterstützendeMaßnahmen münden können – mitdem Ziel einer verbessertenPrognosesicherheit für den Erfolg einerMaßnahme. Zu viel Scheitern machtnicht stark!

� Wir wollten mit und in SchulenLehrkräfte bei ihrer zum Teil von derSchule nicht mehr zu leistenden oderdurch einen anderen professionellenZugang zu ergänzenden Arbeit unter-stützen.

� Wir wollten keine Parallelstrukturenschaffen. Insbesondere die StadtGöppingen als Mitauftraggeber erwar-tete von uns den Aufbau und dieZusammenführung von bestehendenBeratungs-, Bildungs- undQualifizierungsmaßnahmen zu einemNetzwerk, damit schnell, adäquat undtreffsicher Unterstützungen bei derBewältigung von Problemen zurVerfügung stehen.

� Bei unseren eigenen Maßnahmen zurQualifizierung wollten wir durch dieZusammenarbeit mit der BAA, aberauch aus einer gewissenUnabhängigkeit heraus Kulturprojekte(Theater und andere Kreativprojekte)durchführen.

3. Das Angebot im Detail:

a) Anlauf- und Beratungsstelle “Future”- Jugendliche von 14 bis 27,- Offene Treffs von Mo bis Do,- Empowermentansatz, Aufbau auf

Stärken,- Stärken – Schwächen – Analyse,- Ressourcenfindung,- Anknüpfen an der Alltagswelt,

Abholen wo der Jugendliche steht.- Qualifizierungsprojekte um neuen Mut

und Selbstbewusstsein zu finden,- Kontakt zu Eltern,- Kontakt zu Ämtern (Netzwerke),- Unterstützung bei Schul- oder

Arbeitsplatzsuche.

b) Arbeit an und mit Schulen, Kooperation- Soziale Kompetenzen, - Qualifikationstraining,- Bewerbungshilfe,- Betriebsbesichtigungen,- Kommunikationstraining,- Teamwork,- Erlebnispädagogik,- Beteiligungsprojekte (Film drehen),- Ausflug organisieren, Kontakt zwischen

alt und jung, Brücken bauen - Nachhilfe beim türkischen Kulturverein

Tanzveranstaltungen,- Mobbingberatung, Entlastung der Lehrer.

Berufsorientierungstag an einer HS- Bereiche von außen werden eingelassen,

ehemalige SchülerInnen der Schulenberichten von ihrer Ausbildung undihrem Werdegang sowohl HS spezifischeBerufe, aber auch andere,

- Sehen der Berufe,- Entscheidungsfindung vereinfachen,- Koop mit Betrieben,- Auseinandersetzung mit der eigenen

Lebensplanung,- gegenseitiges Helfen z.B. in Bezug auf

Vorstellungsgespräche.

Individuelle Lernbegleitung- Durch engagierte Ehrenamtliche, die

Förderung in M, D, E,- Arbeitstugenden, Sozialkompetenzen

werden trainiert.

Schulverweigerung- Projekte für und mit Schülern mit

begrenztem oder endgültigemSchulausschluss,

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- Elterngespräche, Lehrergespräche,Schülergespräche,

- Künstlerische Projekte,- Nachhilfe,- durchstrukturierte Woche,- Empowerment,- Praktikumstelle wird gesucht,- Alltagsbewältigung begleiten,- Beratungen,- Netzwerknutzung.

c) Qualifizierungsprojekte- Wochenplan für Jugendliche, teilweise

auch nur an bestimmten Tagen,- Projekt Futuremobil,- Future-Culture,- Theaterprojekte mit Auftritten,- Bühnenprojekt,- Aufbau des Selbstbewusstseins,- Auftritte auch in “richtigen” Theatern,- Kontakte zu Betrieben und Schulen,- Netzwerk anderer kultureller

Veranstaltungen.

d) Jugendberufshelfer- Zusammenarbeit mit berufsvorbereiten-

den Schulen im Landkreis Göppingen,- Projekte zu Sozialkompetenzen,- Verfügungsstunden mit Beratung, wo

man sich bewerben kann oder Praktikumstellen finden kann,

- Bewerbungshilfe in den Offene Treffs,- Bedarfsermittlung,- Entlastung für Lehrer und Schulen.

4. Ausblick:

- Schwierig ist die Evaluation der Arbeit,insbesondere die Überprüfung desErfolges der Einrichtung nach einigenJahren.

- Regionaler Vernetzungsgedanke sollteflächendeckend umgesetzt werden.Beispiele anderer regionaler Netzwerke:

� in Stuttgart “eva”� LAG-Mädchen, Ulrike Samet� in Böblingen Laden “Safran”

Ansprechpartner:BruderhausDiakonie Stiftung Gustav Wernerund Haus am BergJugendhilfen Deggingen / OberbergschuleHerr SR Gerhard Rademacher Jägersteig 6-873326 DeggingenTel.: 07334 – 7010 (Mo-Fr 8.00 – 12.00 Uhr)Fax: 07334 – [email protected]

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Den Teilnehmern wurde das BVJ der Alexia-Schule am St. Franziskusheim in Rheinmünster-Schwarzach vorgestellt. Das so genannte“Schwarzacher Modell” arbeitet mit einemganzheitlich orientierten Ansatz für besonderschancenarme und vorwiegend weiblicheJugendliche. Im Rahmen des BVJ Besuchserwerben die Schüler erste beruflicheErfahrungen, Kenntnisse und Fertigkeiten in fol-genden Bereichen:

Agrarwirtschaft, Ernährung- und Hauswirt-schaft, Farbtechnik und Raumgestaltung,Holztechnik, Metalltechnik, sowie Wirtschaftund Verwaltung.

Pflichtunterricht findet in den FächernReligionslehre, Deutsch, Gemeinschaftskundeund Wirtschaftskunde, Sport, Technologie,Mathematik und Fachrechnen, Fachzeichnenund Computeranwendungen und Fachpraxisstatt.Ergänzt wird dieser Fächerkanon durch dieWahlpflichtfächer Englisch und/oder stützendeund ergänzende Angebote und einenWahlbereich aus ergänzenden Angeboten undProjekten.

Mehrere Praktika in den benachbarten, vorwie-gend mittelständischen Betrieben ergänzen dieschulische Ausbildung im BVJ. Die Teilnehmerdes Forums zeigten sich besonders interessiertam Handling der regionalen Vernetzung mitHandwerk und Industrie. Dies funktioniert des-wegen so erfolgreich, da die Schülerinnen undSchüler des BVJ bei den Arbeitgeberpartnernmittlerweile als zuverlässig und sozial ange-passt sehr geschätzt werden.

Der Referent stellte die vertraglichenBedingungen zum Besuch des BVJ vor underläuterte die damit verbundenen Rechte undPflichten von Schülern, Eltern und Lehrern.Großes Interesse fand auch derMaßnahmenkatalog zur Problembehebung beiMissachtung der vereinbarten Regeln. Ebenfalls

große Beachtung unter den Teilnehmern desForums fand auch der methodisch-didaktischeAufbau des fachtheoretischen Unterrichts.

Seit Bestehen des BVJ in dieser Form (Schuljahr2002/2003) fanden nahezu alle Absolventeneinen Arbeits- bzw. Ausbildungsplatz, haupt-sächlich auf Vermittlung der im BVJ arbeiten-den Kolleginnen und Kollegen, die ständig inenger Absprache und Kooperation mit derArbeitsverwaltung stehen.

Interessant war für die Teilnehmer diePräsentation und Formulierung der Ziele desBVJ an der Alexia-Schule, die unter dem Motto:“Ich will …” formuliert werden:

Arbeitseinstellung- Ordnung und Regelmäßigkeit beim

Arbeiten- Interesse- Bezug zur Sache herstellen- Gründlichkeit und Sorgfalt- Planvolles und zielsicheres Arbeiten - Zuverlässigkeit bei der Arbeit

Arbeits- und Lernbereitschaft- Ausdauer- Konzentration- Zusammenarbeit- Umgangsweisen- Leistungswille- Genauigkeit- Zuverlässigkeit- Durchhaltevermögen- Einschätzungsvermögen (Arbeit,

Gewicht, Maße usw.)

Arbeitshaltung- Pünktlichkeit- Sorgfalt- Tempo- Ausdauer- Sicherheit und Selbstbewusstsein

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Forum 17

Das BVJ im Netzwerk regionaler Ausbildungsbetriebeals Einstiegschance in das Berufs- und Erwerbsleben

Arbeiten und Durchhalten lernen: Grunddisziplinen für ein späteres ErwerbslebenNormen und Regeln kennen und beachten lernenTeilhabe am Berufsleben ermöglichen

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Verhaltenseigenschaften- Hilfsbereitschaft- Teamgeist- Kooperation- Engagement

Arbeitseigenschaften- Grob- und Feinmotorik- Zuverlässigkeit- Arbeitsabläufe umsetzen

Am Ende der Veranstaltung wurde mancherwichtige Kontakt unter interessierten Partnerngeknüpft, die sich für die Einladung inSchwarzach im BVJ vor Ort bedankten.

Kontakt: Alexia-Schule für Erziehungshilfe,Rheinmünster-Schwarzach, Schulleiter Karl-Christoph HerrmannBertram Walter, Amt für Schule und Bildung,Rastatt

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In folgende Arbeitsbereiche wurde eingeführt:

� SOL und Wochenplanarbeit mitZertifikat;

� alternative Wege der musikalischenFörderung im Grundschul- undHauptschulbereich;

� neue Ansätze der Kooperation zwi-schen GTS-Sport und Vereinssport;

� technische Profilbildung im Rahmender Ganztagesschule.

Die nachfolgende Diskussion kreiste um dieThemenbereiche:

� Möglichkeiten und Grenzen der zusätz-lichen Förderung (der Grundschülerund) der Hauptschüler im ArbeitsfeldTechnik angesichts der “Abschaffung”des Faches Technik im HS-Bereich.

� Notwendige personelle und räumlicheAusstattung einer, ein starkes Profilausbildenden, Ganztagesschule ange-sichts einer begrenzten Lehrerstunden-Zuweisung durch die Schulverwaltung.

� Die Grenzen der Belastung und dieNotwendigkeit der Entlastung derSchulleitungen bzw. der Organisatoreneiner profilbildenden Ganztagesschule.

� Möglichkeiten und quantitative/qualita-tive Grenzen des Einsatzes vonJugendbegleitern beim Aufbau einerGanztagesschule.

Zwei Forderungen wurden aus derDiskussion herausgearbeitet:

1. Angesichts eines Bedarfs von ca. 200Wochenstunden bei einer voll ausge-bauten (Klassen 1-9) und pädagogischwertvollen Ganztagesschule ist dieZuweisung von maximal 25 % derWochenstunden (dies nur bei anerkann-ten GS- und HS-GTS mit besonderemsozialen und pädagogischenFörderbedarf) zu gering.� Im Zuge einer Entlastung der

Kommunen und einer sicherenmittelfristigen Personalplanung undkontinuierlichenQualitätsentwicklung ist dieErhöhung des Landesanteils amjeweiligen Wochenstundenbedarfauf 50 % dringend erforderlich.Diese Zuweisung kann Lehrer(-stunden), Sozialarbeiter, sonstigepäd. Mitarbeiter,… umfassen.

2. Angesichts der derzeitigen organisatori-schen Vorgaben bezüglich desEinsatzes von Jugendbegleitern kanndie Quote 20 % der notwendigenWochenstunden (bezogen auf die o.g.Zahl 200) nicht übersteigen.� Das KM ist aufgefordert, das

Konzept des “Jugendbegleiter-Managers” zügig und dauerhaftauszubauen oder ein entsprechen-des Entlastungskontingent für dieSchulleitung bzw. die involviertenschulinternen Lehrkräfte zurVerfügung zu stellen.

Ludwig-Uhland-Schule Birkenfeld,Ganztagesschule mit Technischer HauptschuleStv. Schulleiter Dr. Wolfgang Wiegand M.A.

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Forum 18

“Ganztagesschule mit Technischer Hauptschule Birkenfeld”

Die Ganztagesschule mit Technischer Hauptschule Birkenfeld (GTS mit THS) unterscheidet sich ininhaltlicher, organisatorischer und personeller Hinsicht gravierend von klassischenGanztagesschulen. Es werden Themenfelder skizziert und zur Diskussion gestellt:

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PraxiswerkstattEntstand durch die Fragestellung: “Wie setzensich SchülerInnen aus der HS mit derBerufsfeldwahl auseinander” und was bieteteine gute Grundlage für zukunftsorientiertesHandeln.

Ursprung des ProjektesAlle Betriebe/Unternehmen sagen der Schule:“Hättet Ihr die Jugend besser vorbereitet, könn-ten wir besser und mehr ausbilden”.Somit Blick in die Schule undFragestellung: “Warum können sichSchülerInnen erst so spät und unsicher füreinen Beruf entscheiden?”Antwort: “Zu wenig reale Praxiserfahrungen”Daher das Angebot Praxiswerkstatt ab der5. Klasse analog der Berufswegeplanung“Wenn wir etwas begreifen sollen, müssen wires vorher be”griffen” haben – mit den eigenenHänden”2005 war der Übergang der HS in dasBerufsleben sehr problematisch. Daher habenwir nach einer neuen Herangehensweisegesucht.Die Berufsberatung in der 8. Klasse hat gezeigt,dass die SchülerInnen sehr festgefahrene – abernicht realistische Berufswünsche haben. DieEltern kennen sich in der Regel auch nicht aufdem aktuellen Arbeitsmarkt aus – es gibt vieleneue Berufsbilder und andere haben ihreGültigkeit verloren.Daher passt das Konzept der Praxiswerkstatt.SchülerInnen lernen früh viele Berufe kennenund lernen sich besser einzuschätzen.SchülerInnen können erkennen – sehr früh –welche schulischen Voraussetzungen für diegewünschten Berufe erforderlich sind und sinddamit motivierter. Sie haben mehr Alternativenund zeigen mehr Initiative.Die Eltern werden sehr früh in dieBerufswegeplanung eingebunden und könnendie SchülerInnen besser unterstützen.

Besonders wichtig zeigt sich dabei die Koope-ration der Schule in diesem Projekt.

Direkte und frühe Elterneinbindung mit hohemErfolg der Beteiligung.Abgrenzend zu anderen Bereichen derBerufskompetenzermittlung – direkterErfahrungsbereich der SchülerInnen und nichtfremdbestimmte Beratungsprofile.In den vorhergegangenen Beiträgen der Rednerin der Eröffnungsrunde wurden genau dieLeistungen der Praxiswerkstatt gefordert:Frühe Praxiserfahrung,eigene Kompetenzbildung.Uns ist auch wichtig, dass das Projekt dieSchulen unterstützt – nicht als Ersatzangebot,sondern als Ergänzung.Wichtig ist auch ergänzend die Kooperation mitden Betrieben vor Ort – möglichst mit vielen,damit man verschiedene Berufsfelder erkundenkann.Das Projekt wurde allen Bildungseinrichtungenvorgestellt und so weiterentwickelt, dass alleanderen es auch umsetzen können.

Die Berufsberatung vor Ort hat Gelder für dievertiefte Maßnahme zum Übergang in denBeruf. Außerdem gibt es in allen Bereichen ESF-Teams, die Gelder vergeben. Weiterhin sindFirmen zu werben für eine Kooperation.

Für die Förderung der beruflichen Bildung ste-hen zurzeit wirklich viel Gelder zur Verfügungund sind sicher schneller zur Verfügung als dieESF-Gelder. Wichtig sind auch Firmenpaten-schaften, die ja auch gefördert werden sollen.

Der neue Bildungsplan sieht Berufswegepla-nung und Praxiszug vor und bietet Raum undMöglichkeiten ab Klasse 5 zu begreifen und zuerproben.

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Forum 19

Europäischer Sozialfond (ESF) – Projekt – PraxiswerkstattPraxisorientierte berufliche Kompetenzfeststellung für Hauptschüler

Ein Projekt um Hauptschüler praxisnah und handlungsorientiert an handwerkliche, kaufmänni-sche, IT-technische oder medientechnische Fertigkeiten heranzuführen, berufliche Interessen zuentdecken, Kompetenzen zu stärken, berufliche Ziele zu erforschen, zu konkretisieren und zu festi-gen, Selbsterfahrung durch reale Arbeitswelten zu ermöglichen.

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Wichtige Erfahrung in der Praxiswerkstatt istauch, dass sowohl SchülerInnen wie auchSchüler zusammen an allen Projektaufgabenarbeiten – unabhängig vom Geschlecht.Dabei arbeiten die Schülerinnen immer wiederin Gruppen in die auch immer wieder die Jungsmit einbezogen werden. Nach und nach habenalle sich zu ergänzenden Arbeitsteamszusammengefunden.

Die Praxiserfahrung für SchülerInnen undLehrerInnen wirkt sich durchgehend sehr posi-tiv für die Schulen aus.Es gibt keine Disziplinprobleme.

1. Praxiswerkstatt als vernetztes Element derBerufswegeplanung soll den HS-SchülerInnen ab Klasse 5 realeArbeitswelten praxisnah, vor allem in ihreremotionalen Dimension “begreifbar underfahrbar” machen.

2. Verantwortete Berufsfindung erfordert, dassHS-SchülerInnen ihre individuellenFähigkeiten und Interessensfelder kennenlernen. Ab Klasse 5 soll die Dynamik diesesProzesses der Kompetenzfindung in einemPortfolio dokumentiert werden, damit eseine geeignete Entscheidungsfindung seinkann.

3. Über diese beiden Elemente derPraxiswerkstatt wird für die HS-SchülerInnen positiv-verstärkend MotivationRichtung Berufsfindung freigesetzt.

Kontakt:Graf-Heinrich-Schule Hausach, SchulleiterBernhard Schmid,Theodor-Heuss-Schule Lahr, stv. SchulleiterHerr BührerGewerbeakademie Offenburg, WernerGmeiner, LeiterIHK-Bildungszentrum Südlicher OberrheinOffenburg, Horst Fraas

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I Schulamtsdirektor G. Gölz stelltBausteine zur Weiterentwicklung derHauptschularbeit in Mannheim vor:

� Mindeststandards in D, M, E.

� Qualitative und quantitativeAusweitung des BildungsangebotsWerkrealschule (WRS).

� Präventive Maßnahmen für schwächereHauptschüler/innen.

� Öffnung der Hauptschulbezirke.

� Feststellung von Eingangsparameternder Hauptschüler/innen in Klasse 5.

� Stärkung der Ausbildungsfähigkeitdurch Förderung der Kernkompetenzenvon Hauptschüler/innen in M und D(SchuB – unterstützt durch die RotaryClubs von Mannheim).

� Kooperationsvereinbarung Hauptschule– außerschulische Partner.

� Gründung eines Fördervereins für alleMannheimer Hauptschülerinnen undHauptschüler.

II Frau Senger präsentiert das Projekt“Sprachförderung durchImprovisationsspiel” derKerschensteiner Ganztageshautschule.

Initative:

� Projektwoche im Oktober 2006,

� Sprachkompetenzerweiterung durchTheaterspiel,

� Unterstützung durch die Robert-Bosch-Stiftung.

Vorbereitung

� Auswahl der Projektklasse undDurchführung eines Sprachtests.

Durchführungsphase in fünf Dimensionen

� Dimension der Wortschatzerweiterung,

� Dimension der Phonetik/Sprachmotorik,

� DimensionTextverständnis/Hörverstehen,

� Soziale und integrative Dimension,

� Dimension derPersönlichkeitsentwicklung.

Evaluation

� durch Beobachtung,

� durch Bild-Worttest.

III Schulleiter H. Knapp erläutert dieDurchführung und den curricularenKontext der kontinuierlichenPraxistage an der Pfingstbergschule inMannheim

Modul 1

Klasse 5/6:

� Berufsfindung im Rahmen desBildungsplanses.

� Besuche von Kleinbetrieben im Umfeldder Schule.

Modul 2

Klasse 7:

� 1. Schnupperpraktikum,

� Einbettung der Schüler/innen in dasProjekt “Nachbarschaftshilfe”,

� 2. Schnupperpraktikum.

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Forum 20

Mannheimer Hauptschulen = “Qualität 2” Ein Projekt aus der Quadratestadt MannheimMannheimer Hauptschulen fördern und fordern ihre Schülerinnen und Schülerdurch solide und innovative Lern- und Erfahrungsbausteine

Hauptschulen werden in der Öffentlichkeit einseitig negativ dargestellt; obwohl faktisch z.B. WRS-Erfolge vorliegen, werden diese nicht wahrgenommen – daraus müssen konzertierte Aktionen zurImagebildung folgen. Die Bereitstellung von Ausbildungsplätzen für Hauptschülerinnen und–schüler ist eine Grundvoraussetzung hierzu.Sprachförderung, kontinuierliche Praxistage, “Abis”-Seminare sind geeignete Projekte zurFörderung der Ausbildungsreife.

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Modul 3

Klasse 8:

� Kontinuierliche Praxistage, 1. Halbjahr,3 Monate.

� Einbettung der Schüler/innen in dasProjekt “Nachbarschaftshilfe”.

� Arbeit in den Fächerverbünden imRahmen des Bildungsplans.

� Kontinuierliche Praxistage, 2. Halbjahr,3 Monate.

Modul 4

Klasse 9:

� Kontinuierliche Praxistage, 1. Halbjahr,3 Monate

� Betreuung durch MaFAS(Kooperationsperson IB)

� Betreuung und Beratung durchFachlehrer und Agentur für Arbeit

IV Schulleiter Dr. Eilerts und Frau D.Möller präsentieren das ABIS-Seminarder Wohlgelegenschule

Das fünftägige ABIS-Seminar ist ein Projekt zurFörderung der Ausbildungsfähigkeit, das aneinem externen Seminarort durchgeführt wird.

Projektziel:

� Vorbereitung auf einen erfolgreichenÜbergang von Schule in den Beruf

Einzelziele:

� Sensibilisierung

� für arbeitsmarktpolitischeZusammenhänge,

� für Ausbildungsplatzchancen,

� für Möglichkeiten der erfolgrei-chen Ausbildungsplatzsuche,

� Stärkung der Persönlichkeit,

� Verbesserung der Sozialkompetenzen,

� Schulung der Selbsteinschätzung,

� Training der Schlüsselqualifikationen,

� Kommunikation

� Kooperation

� Problemlöseverhalten

� Konfliktfähigkeit

� Bewerbertraining

� ”Steps to Success”

Methoden

� der Gruppendynamik,

� der Erlebnispädagogik,

� der Persönlichkeitsstärkung.

Kontakt:Gerhard Gölz, stellvertr. Amtsleiter amStaatl.Schulamt für die Stadt MannheimKerschensteinerschule Hauptschule mitWerkrealschule Mannheim,Schulleiter Stephan Hirth, KonrektorinChristine SengerPfingstbergschule Grund- und HauptschuleMannheim,Schulleiter Harald KnappWohlgelegenschule Hauptschule mitWerkrealschule Mannheim,Schulleiter Dr. Wolfram Eilerts

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Serviceangebot der Berufsberatung fürHauptschüler immer wieder in der Wirtschaftpräsentieren macht Sinn.

Die Berufsberatung bietet kompetente und indi-viduelle Unterstützung bei der Berufswahl.Berufsberatung ist ein zielgerichteter Dialog,der in einem vertraulichen Rahmen stattfindetund bei dem der Berater sowohl Partner beimErarbeiten von Berufswahlentscheidungen alsauch Experte für Aspekte aus dem Bildungs-,Ausbildungs- und Beschäftigungssystem ist. ImMittelpunkt des persönlichen Beratungs-gesprächs mit dem Jugendlichen stehen zumeinen die individuellen Neigungen, Interessenund Fähigkeiten. Zum anderen informieren dieBerufsberater über Ausbildungsberufe , stellenweniger bekannte Alternativen vor und beratenüber Chancen und Risiken auf demAusbildungs-und Arbeitsmarkt. Dabei kann Beratung nur gelingen, wenn beideSeiten – Berater und Ratsuchender – kooperativzusammenwirken und individuelle Lösungengemeinsam erarbeiten. Für einen individuellen Beratungstermin erhältder Jugendliche im Vorfeld einen Fragebogen,der den Stand seiner beruflichen Überlegungen,die aktuellen Fragen und den bisherigen schuli-schen Werdegang wiedergibt. Ergebnisse undvereinbarte Schritte werden am Ende desGesprächs in einer Eingliederungsvereinbarungschriftlich zusammengefasst. Dadurch ist derProzess für alle Beteiligten transparenter undnachvollziehbarer. Tenor der Diskussion im Workshop war – esmacht Sinn immer wieder über das Dienst-

leistungsangebot der Berufsberatung im Blickauf die Hauptschulen zu informieren. Sowohl inden Schulen als auch bei Betrieben gibt es wohldurchaus noch Vorbehalte und Vorurteile wasdie Arbeit in den Agenturen anbelangt. DieRückmeldung vom Vertreter des FachverbandesBau/Württemberg war, sich regelmäßig zumInformationsaustausch zu treffen. Davon könn-ten dann alle Beteiligten nur profitieren.Trotz der sehr kleinen Teilnehmerzahl (3Personen) wurde im Forum lebhaft diskutiertund am Ende festgestellt, dass durchaus nochmehr Zeit für den Austausch hätte eingeplantwerden können.Fazit für mich als Leiterin des Forums: auchwenn es die Berufsberatung schon lange gibt-es lohnt sich immer wieder unserServiceangebot zu präsentieren und dieVerzahnung mit Schule, Eltern und Betriebendeutlich zu machen.

Kontakt: Susanne Matt, Berufsberaterin derAgentur für Arbeit, Esslingen

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Zusammenarbeit Berufsberatung-Hauptschule

Die Berufsberatung als wichtiger Partner der Schule beim Übergang in Ausbildung, beruflicheSchule und Beruf

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Allgemein bildende Schulen sind Partner derWirtschaft. Sie vermitteln die theoretischen,praktischen und sozialen Grundlagen einerberuflichen Aus- und Weiterbildung. Doch nochimmer wissen Schulen und Betriebe zu wenigvoneinander. Die Kampagne “Wirtschaft machtSchule” – machen Sie mit! der IHK Reutlingensoll Abhilfe schaffen. Ziel ist, dass langfristigjede Schule in der Region von einem oder meh-reren Partnerunternehmen betreut wird. DerNutzen liegt auf der Hand: Eine Partnerschaftkann praxisnahen Unterricht fördern, dieAusbildungsreife von Jugendlichen verbessernund den Übergang ins Berufsleben erleichtern.

Passgenaue VermittlungWie diese Kooperationen im Einzelnen ausse-hen, bestimmen die jeweiligen Partner selbst.Schließlich soll die Verbindung beiden SeitenVorteile bringen. Die Servicestelle der IHKReutlingen akquiriert geeignete Betriebe, ver-mittelt Kontakt und moderiert zunächst dieersten Beratungsgespräche. “Wirtschaft machtSchule’ bedeutet nicht, dass bestimmteVorgaben erfüllt sein müssen. Vielmehr solltenjeweils individuelle Lösungen vor Ort denBedarf von Schule und Betrieb möglichst pass-genau bedienen. Ein Beispiel dafür liefert einKunststoff verarbeitender Betrieb aus Riederichbei Metzingen. Schule und Betrieb suchten nachMöglichkeiten, für eine flexiblere Berufswahl zuwerben und Berufe wie beispielsweise den“Chemikant” vorzustellen. Unter Moderationder IHK Reutlingen wurde ein Konzept entwik-kelt, das interessierte Schülerinnen und Schülergezielt an Chemieberufe heranführt. Seither ver-mitteln Betriebsangehörige im Fachunterrichtdie theoretischen Grundlagen der Kunststoff-verarbeitung. Interessierte Jugendliche könnenanschließend im Werkslabor unter Anleitungdes Ausbildungsleiters die theoretischenKenntnisse praktisch erproben.

Fazit:Die Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwi-schen Schulen und Betrieben sind vielfältig. Derdirekte Kontakt zur betrieblichen Praxis bringtSchülerinnen und Schülern schließlich nicht nurfür die Berufswahl klare Vorteile. Oft gewinnenJugendliche durch die praktische Erfahrungauch für die persönliche Entwicklung. DieTeilnehmer des Forums plädieren grundsätzlichfür eine weitere Öffnung der Schule, für mehrregionalen Austausch und eine engeZusammenarbeit mit Betrieben. FolgendeErgebnisse werden festgehalten:

� Schulen brauchen Partner aus derWirtschaft.

� Schulen brauchen Unterstützung beimAufbau von Kooperationen mit außer-schulischen Partnern und praktischeHilfen für die Umsetzung vonKooperationsprojekten.

� Schulen brauchen den persönlichenund regelmäßigen Austausch mitUnternehmensvertretern vor Ort, bei-spielsweise in Form von moderiertenGesprächskreisen.

� Schulen brauchenKooperationsbeispiele, die sich in derPraxis bewährt haben und zurNachahmung geeignet sind.

Ansprechpartnerin: IHK Reutlingen Ida Reichenecker M. A. ,ProjektmanagerinWeiterbildung Informationen im Internet unter www.wirt-schaft-macht-schule.de Das Portal enthält u.a. Arbeitshilfen undMaterialien zur Bewerbung, zum Praktikumsowie zum Aufbau von Schulkooperationen.

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“Wirtschaft macht Schule”

Unter dem Motto “Wirtschaft macht Schule” vermittelt die IHK Reutlingen Partnerschaften zwi-schen Schulen und Betrieben. Inzwischen sind in der Region zahlreiche Kooperationsprojekte mitunterschiedlichen Schwerpunkten entstanden. Gerade Hauptschulen profitieren in besondererWeise vom direkten Kontakt zu Betrieben.

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Reif für die Insel KOS:Die Lernstatt Freiburg

VorbemerkungenNach Aussage des Institutes der deutschenWirtschaft (2005) verlassen in Deutschland jähr-lich 80 000 – 90 000 Schüler/-innen die Schuleohne Abschluss. In Baden-Württemberg sind es7 % aller Schulabgänger. Die mangelndeEffizienz des Bildungssystems verursacht ca. 37Mrd. Euro Kosten pro Jahr (Klein 2006).Aufgrund der Ergebnisse der Pisa-E-Studie lie-gen deshalb Maßnahmen der Benachteiligten-förderung nahe, die konzeptionell auf dieQualifizierung von bestimmten Jugendlichenund deren Integration in die Arbeitswelt undGesellschaft abzielen müssen. Das beinhaltetauch die gezielte Lernförderung, eine indivi-duelle sozialpädagogische Unterstützung undBegleitung dieser als benachteiligt betrachtetenJugendlichen. In Baden-Württemberg verlassen7 % aller Jugendlichen die Schule ohne einenSchulabschluss. Im Stadtkreis Freiburg i.Breisgau verließen nach Angaben desStaatlichen Schulamts für die Stadt Freiburgvon allen 11 öffentlichen Hauptschulen 4,2 %der Schülerinnen und Schüler die Schule ohneAbschluss. Des Weiteren beläuft sich die Anzahlder Jugendlichen in Freiburg, die aus der Real-bzw. Hauptschule herauszufallen drohen jähr-lich auf ca. 50-70 Jugendliche. Aus diesemGrunde ist die Idee entstanden, Jugendlichemöglichst frühzeitig zu fördern, bevorSchwierigkeiten in der Hauptschule überhandnehmen.

Konzeptskizze der Lernstatt FreiburgDie Lernstatt Freiburg führt deshalb seit Okt.2005 Kurse zur Persönlichkeitsentwicklung undErziehungsförderung mit Hauptschülerinnenund –schülern der Stadt Freiburg durch. Daspräventiv angelegte pädagogische Konzept ver-sucht Jugendlichen der Klassen 7 und 8Hilfestellung zu leisten. Die Auswahl derJugendlichen orientiert sich dabei weniger an

der Lust auf einen sonnigen Urlaub am Strandeiner griechischen Insel als an drei Begriffen.Für diese Begriffe stehen die drei BuchstabenKOS: Krise, Orientierungslosigkeit, Schul-müdigkeit. Trifft mindestens einer dieserBegriffe auf den Jugendlichen in erheblichemAusmaß zu, kann dieser an die LernstattFreiburg gemeldet werden. Didaktisch liegt demKonzept die Subjektive Didaktik nach EdmundKösel (2002) zugrunde. Dieses didaktischeModell stellt die Schüler in besonderer Weise inden Mittelpunkt seiner Betrachtung und liefertden entsprechenden Reflexions- undRechtfertigungshintergrund für didaktischeEntscheidungen. Für die Lernstatt Freiburg wur-den inhaltlich Lern- und Erfahrungsbereiche inAnlehnung an die Bielefelder Laborschule desSchulpädagogen Hartmut von Hentig (2004)definiert, weil sie (1) den Umgang mit sichselbst und anderen Menschen thematisieren,weil diese (2) schulische Inhalte nicht aus-schließlich auf Schulfächer reduzieren und (3)weil sie die Kompetenzen des Lehrteams aufzu-greifen in der Lage sind. Bei Aufnahme erwartet den Jugendlichen einefamiliäre Atmosphäre in einer Kleingruppe, diein einer umgebauten 4-Zi-Whg. untergebrachtist und von 2 Lehrkräften und einemSozialpädagogen betreut und unterrichtet wird.Ein offener Anfang, gemeinsames Kochen,Hüttenaufenthalte, aufeinander aufbauendeerlebnispädagogische Aktionen, Projekte, eineintensive Elternarbeit, die Vereinbarung undEinhaltung von Regeln aber auch ein individuellausgelegter Unterricht sowie viel Zeit zumReden erwarten den Jugendlichen über einenZeitraum von ca. 4 Monaten. Im Anschluss wer-den die Jugendlichen wieder in ihreRegelklassen oder in andere neue Klassen bzw.Einrichtungen zurück begleitet. Nach denErfahrungen der letzten beiden Jahre zeichnetsich die Lernstatt Freiburg als Teil eines imAufbau befindlichen pädagogischenNetzwerkes zur Unterstützung von benachteilig-ten Jugendlichen zunehmend deutlicher als ein

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Reif für die Insel KOS: Ein Freiburger Modellprojekt macht Schule

K O S: Für diese Begriffe stehen die drei Buchstaben KOS: Krise, Orientierungslosigkeit,Schulmüdigkeit. 7 % aller Jugendlichen verlassen in Baden-Württemberg die Schule ohne einen Schulabschluss.Aus diesem Grunde ist die Idee entstanden, Jugendliche möglichst frühzeitig zu fördern, bevorSchwierigkeiten in der Hauptschule überhand nehmen.

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Erfolgmodell ab. Mittlerweile wird diesesModellprojekt Lernstatt Freiburg auch vonanderen Städten nachgefragt.

Erfahrungen nach zwei Jahren Arbeit undVeränderungIn der Arbeit mit unseren Kooperationspartnern(siehe Abb. 1) kristallisierte sich allmählich her-aus, dass sich die Lernstatt Freiburg als ein“Auszeit-”, als ein “Übergangs-” und als ein“Bewährungsmodell” bezeichnen darf. Das tra-ditionelle Auszeitmodell besagt, dass sich dieJugendlichen in einem unbelasteten Settingeine “Auszeit”, z.B. im Falle einer schwangerenSchülerin, nehmen können, die im Sinne derUnterstützung und Persönlichkeitsentwicklunggenutzt wird. Das Übergangs- bzw.Einstiegsmodell besagt, dass bspw. ehemalsvollstationär aufgenommenen Schülern/-innenaus der Klinikschule Freiburg ein schonenderÜbergang in den Hauptschulalltag ermöglichtwerden kann, oder dass, falls dies angemessenerscheint, Schüler/-innen an eine Sonderschulefür Erziehungshilfe bzw. eine Förderschule über-wiesen werden können. Das Bewährungs-modell besagt, dass Schüler/-innen, die bspw.für ein Koop-Modell in Frage kommen könnten,frühzeitig erfasst werden und dafür von derLernstatt empfohlen werden können. Bei diesenJugendlichen muss die Vermutung nahe liegen,dass sie einerseits lernwillig sind und anderer-seits von einer Intensivbetreuung in einerKleingruppe sehr profitieren würden.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt können wir fest-halten, dass von den 25 Jugendlichen aus mitt-lerweile Durchgängen 14 Jugendliche mit einerpositiver Prognose, 3 Jugendliche mit negativerPrognose, 3 Mädchen in Mutter-KindEinrichtung und 2 Jugendliche in Heime inte-griert wurden. 2 Jugendliche sind mittlerweileausgeschult worden. 1 Jugendlicher wurde vonder Schule ausgeschlossen und ist mittlerweileim BVJ. Als wesentliche Erfahrung kann des-halb festgehalten werden, dass es in derBildungslandschaft Freiburgs Jugendliche gibt,die einer intensiven Begleitung bedürfen, um inder Hauptschule wieder “festen Boden unter dieFüße zu bekommen”. Ein Besuch der LernstattFreiburg erscheint hier für viele Jugendlichesehr sinnvoll. Ob daran jedoch der erfolgreicheHauptschulabschluss als einziges Erfolgs-kriterium angebunden werden darf, erscheintuns zu eng. Schließlich liegen noch mindestens1-2 Schuljahre vor den Jugendlichen, die sieweitgehend eigenständig zu bewältigen haben.

Letztlich wird sich aus unserer Sicht dieLernstatt Freiburg auch zukünftig daran messenlassen müssen, ob es (1) gelingt dieJugendlichen in der Stadt Freiburg, die unsererEinrichtung bedürfen, innerhalb derNetzwerkarbeit aufzuspüren, ihn (2) zur kon-struktiven Selbständerung zu veranlassen und(3) wie erfolgreich sich diese Jugendlichen nachdem Lernstattzeitraum unter Ausschöpfung derMöglichkeiten eines effizient arbeitendenNetzwerks (siehe Abb. 1) in den Hauptschul-betrieb integrieren können. Langfristig kanndamit auch das Ziel, die Hautschulabbrecher-quote zu reduzieren erreicht werden. Dass die-ses Projekt realisiert werden konnte, ist demRegierungspräsidium Freiburg, dem StaatlichenSchulamt der Stadt Freiburg, der StadtFreiburg, der Hebelschule und auch derFördergesellschaft der Handwerkskammer zuverdanken. Weitere Infos zur Lernstatt Freiburgfinden sich auf der Homepage des StaatlichenSchulamts der Stadt Freiburg http://www.ssa-freiburg.de/ oder können unter [email protected] erfragt werden.

Literatur:H. E. Klein: Direkte Kosten mangelnderAusbildungsreife in Deutschland:http://www.iwkoeln.de/data/pdf/content/trends04-05-4.pdf. vom 06.04.2006. Aus: IW-Trends –Vierteljahresschrift zur empirischenWirtschaftsforschung aus dem Institut derdeutschen Wirtschaft Köln, 32. Jahrgang, Heft4/2005. H. v.Hentig: Bildung. Weinheim usw. 2004.E. Kösel: Die Modellierung von Lernwelten.Bahlingen 2002.

Kontakt:Ansprechpartner: Dr. Michael VollmuthRheinstr. 379104 FreiburgEmail: [email protected].: 0761-2017244

Abb. 1: Kooperationspartner der Lernstatt Freiburg: Stand 18.07.07

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Abb. 1: Das p Stand: 2

Lernstatt Freiburg

Die 11 Hauptschulen Freiburgs Arbeitsstelle für Ko-operation (ASKO) Klinikschule Freiburg Die Straßensozialar-beit (…)

Schulen für Erzie-hungshilfe Koop-Klassen in Frei-burg, Emmendingen, Müllheim Jugendamt der Stadt Freiburg (ASD) Ev. Jugendhilfe Sonderpädag. Berat.-dienst

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Der Landesschulbeirat Baden-Württemberg (LSB), das repräsentativeGremium aus allen gesellschaftlich relevantenInstitutionen, Einrichtungen und Personen mitkompetenten Kenntnissen und Erfahrung inBildungs- und Erziehungsfragen zur Beratungdes Kultusministeriums für alle die Schule unddas Bildungswesen betreffendeAngelegenheiten.

Die Gesellschaft für Bildung Baden-Württemberg e.V. ist ein unabhängigesGremium zur Förderung von Erfolg verspre-chenden Bildungsinitiativen. Sie führt diesenKongress durch, um zu zeigen, dass esModelle und Erfahrungen für die Gestaltungeiner leistungsfähigen Hauptschule gibt unddiese Initiativen sowohl personell als auchfinanziell unterstützt werden müssen.

Wir stellen fest, dass es in den Hauptschulenviele Bemühungen und Erfolge gibt, dieSchülerinnen und Schüler auf eine erfolgreicheallgemeine und berufliche Bildung vorbereiten.Diese Erkenntnis hat den Landesschulbeiratdazu veranlasst, sich einerseits für eineVerbreitung dieser Erfolgsmodelle zu engagie-ren und andererseits Vorschläge für eineNeuorientierung der Verantwortung in einemNetzwerk von Zuständigkeiten zu verankern.

Auf der Grundlage dieser Zielstellung hat derLSB 10 Thesen entwickelt, die dieseErfolgsmodelle aufgreifen, weiterführen und inden Kontext schulischer, gesellschaftlicher undwirtschaftlicher Zusammenhänge stellen. Dieseinhaltliche Auseinandersetzung istGrundbedingung für eine mögliche strukturelleAuseinandersetzung mit der Hauptschule.

Die 10 Thesen zeigen, dass nach wie vor diePrinzipien der allgemeinen und individuellenEntwicklung von Fähigkeiten eine zentraleFunktion einnehmen. Diese Grundsätze müs-sen für das Erreichen eines qualifiziertenAbschlusses in der Hauptschule und derEntwicklung erfolgreicher Voraussetzungen fürden Beginn einer beruflichen Ausbildung durcheine Erhöhung der Verantwortung in allenBildungs- und Erziehungsprozessen unterstütztwerden. Dazu ist es notwendig, alle amBildungs- und Erziehungsprozess beteiligtenPersonen in Netzwerken zu verbinden.

Voraussetzung für eine Neuorientierung derVerantwortung sind mehr Personalressourcen,um sowohl eine bessere Entwicklung von vor-handenen Kompetenzen zu erreichen, als aucheine direktere Begleitung beim Übergang indas Arbeits- und Berufsleben und darüber hin-aus zu ermöglichen.

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Pressemitteilung19.07.2007

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Impressum

Herausgeber:Landesschulbeirat Baden-Württemberg (LSB),Flurweg 13, 77784 Oberharmersbach,Tel. 07837/922860, Fax 07837/922796,www.lsb-bw.de, e-mail: [email protected] für Bildung Baden-Württemberg e.V. (GfB), Flurweg 13,77784 Oberharmersbach, Tel. 07837/922482, Fax 07837/922796,www.gfb-bw.info, e-mail:[email protected]

Redaktion:Ingeborge Schöffel-Tschinke (verantwortlich)

Für die Beiträge der Foren zeichnen dieAutoren verantwortlich.

Bildnachweis:Reinhold Haussmann, KreismedienzentrumReutlingen

Grafische Darstellung:Titelblatt: Dominic HerrmannRückseite: Dagmar Jerichow

Druck:Offset Frietschy, Im Grün 9, 77815 Bühl

Alle Rechte sind vorbehalten,Vervielfältigungen sind nur mit Genehmigungder Herausgeber gestattet.

Bestellmöglichkeit der Dokumentation überHomepage des LSB: www.lsb-bw.de

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Weitere Informationen: Detaillierte Informationen zu den Häusern erhalten Sie auf der Homepage des Württembergischen Landessportbundes e.V. unter www.wlsb.de, Stichwort „Sportschulen“.

Die Sportschulen in Baden-Württemberg“Die Sportschulen in Baden-Württemberg“Ob Bildung, Training oder Feiern – die Bildungsstätten des Sports haben für jeden Anspruch und Geschmack das richtige Angebot parat

Vogelsangstraße 2172461 AlbstadtTel. 07432/9821-0Fax 07432/9821-16E-Mail: [email protected]

Lage: 900 m über N.N.

Kapazität: Übernachtungs möglichkeit für ca. 140 Personen

Warum in die Ferne schweifen …? Nutzen Sie als Verein, Ver-band oder Sportgruppe die vielfältigen Möglichkeiten, die Ih-nen die Bildungsstätten des Sports in landschaftlich reizvoller Umgebung bieten. Mit ihren professionell ausgestatteten Ta-gungsräumen, den modernen Sportanlagen und einer niveau-vollen Gastronomie eignen sich die Häuser besonders für:

Landessportschule Albstadt

Kirchheimer Straße 125 73760 Ostfi ldernTel. 0711/3484-0Fax 0711/3484-147E-Mail: [email protected]

Kapazität: 85 DZ, 18 EZ

Sportschule Ruit

Sepp-Herberger-Weg 276227 KarlsruheTel.: 0721/409040Fax: 0721/40904366E-Mail: [email protected]

Kapazität: 143 Betten überwiegend in DZ und EZ mit Dusche/WC24 Betten im Jugendhaus (Stockbetten)

Sportschule Schöneck

Yburgstraße 11576534 Baden-Baden-SteinbachTel.: 07223/51190Fax: 07223/5119-17E-Mail: suedbadische

@sportschule-steinbach.de

Kapazität: 146 Betten verteilt auf 4 Häuser6 rollstuhlgerechte EZ

Südbadische Sportschule Steinbach

q Aus- und Fortbildungen, Seminare

q Trainingslager von Sportgruppen

q Klausurtagungen von Vereinen

q Jugendfreizeiten und Vereinsausfl üge

Sporteinrichtungen:Mehrzweckhalle (50x25 m), Trainingshalle (48x24 m) Sporthalle (45x27 m) Fitnesshalle (21x15 m) Gymnastikhalle (20x10 m) Schwimmbad (17 m)KonditionsraumKletterwandSauna

Außenanlagen: Beachanlage, Rasen-Kleinspielfeld, Kunstrasen-Großspielfeld, Wurf-, Sprung- und Laufanlage, Finnenbahn

Seminarräume:für 20 bzw. 30 Personen, sowie 4 Hörsäle mit 20-30 Plätzen jeweils. Bibliothek mit Sport-Fachliteratur

Sporteinrichtungen: Mehrzweckhalle (34x28 m,Teppich) Spielhalle (24x12 m)Turnhalle (38x25 m)Gymnastikraum (10x25 m)Konditions- und KraftraumSchwimmbad (15x8 m)Sporthalle SchießanlageOlympiastützpunkt Trampolin

Außenanlagen: 5 Rasenplätze + 1 Kunstrasen

Seminarräume:Kongress-Saal für 80 Personen, weiterer Saal für 80 Personen, 6 Seminarräume mit einer Gesamt-kapazität von ca. 190 Personen

Sporteinrichtungen: Stadion (140 x 85 m)Kunstrasenplatz (100 x 57m)Waldsportplatz (80 x 60 m)Fritz-Meinzer-Halle (40 x 22 m)Halle 2: 36 x 18 mHalle 3: 60 x 40 m (Kunstrasen) 3 TennisfelderHallenbad 16 2/3 x 8 m Fitnessraum; Ringer-/Judoraum; 2 Kegelbahnen; SaunaFußball; Bocciabahn

Außenanlagen: 2 Tennisplätze (Kunststoffbelag)Finnenbahn, Beachanlage

Seminarräume:3 Besprechungszimmer je 20 Pers.2 Hörsäle für jew. 30 PersonenSpiegelsaal mit 36 Sitzplätzen2 Konferenzräume 30-40 Pers.1 Bibliothek mit 40 Sitzplätzen1 Filmsaal, für bis zu 100 Personen

Außenanlagen: 2 Rasenplätze + 1 Kunstrasen + 1 Tennenplatz, alle mit Flutlicht2 Tennisplätze/ KunststoffbelagStädtisches Freischwimmbad mit 1-10 m SprungturmLeichtathletikanlage

Seminarräume:1 Seminarraum für 350 Personen1 Seminarraum für 100 Personen10 weitere Seminarräume für 15-40 Personen

Sporteinrichtungen: Sporthalle 1 (49 x 24 m)Sporthalle 2 (45 x 27m)Sporthalle 3 (36 x 18 m)Gymnastikhalle (15 x 13 m)Hallenlehrschwimmbecken (16,66 x 8 m) mit HebebodenKraft- und Fitnessräume

Physiotherapie: Unterwassermassage, Whirlpool, Massageraum, Sauna 2x

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Werkreal-schule(9 + 1)

BILDUNGSWEGE

MIT HAUPTSCHULABSCHLUSS

Berufs-oberschuleHochschulreife

BerufskollegsFachhochschulreife

BeruflichesGymnasiumHochschulreife

Berufs-vorbereitungs-

jahr (BVJ)

Kooperations-klassen

Hauptschule –Berufsschule

Hauptschule

H A U P T S C H U L A B S C H L U S S

Berufs-einstiegs-

jahr(BEJ)

1-jährigeBerufs-fach-

schule(1BFS)

Berufs-ausbildung

2-jährigeBerufs-

fachschule(9 + 2)

MittlereReife (9+3)

Techniker Meister

MittlererBildungsabschluss