ZukunftsGut - Preis für Institutionelle …...1. Kulturvermittlung als Kerngeschäft und alle...

Prof. Dr. Birgit MandelUniversität Hildesheim und Kuratorium Commerzbank-Stiftung

ZukunftsGut -Preis für Institutionelle Kulturvermittlung

Zugänglich machen, Kulturelles Erbe neu-kontextuali sieren, Kulturelle Bildungsprozesse initiieren, Gemeinschaf ten stiften, Veränderungen moderieren

Commerzbank-Stiftung | Auswertung ZukunftsGut | 12.09.2018

„Hier wird für den unbeschränkten Zugang zu den Künsten, zur Kultur für alle plädiert,

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„Hier wird für für den unbeschränkten Zugang zu den Künsten, zur Kultur für alle

plädiert, nicht nur für die bloße Vermittlung eines außerhalb von Publikum oder Realität

entstehenden Fundus von professioneller Kunst, dem man sich von Seiten des Publikums

mit entsprechendem Aufwand von Zeit und Intellekt zu nähern habe. Jeder Bürger muss

grundsätzlich in die Lage versetzt werden, Angebote in allen Sparten wahrzunehmen.“

(Hilmar Hoffmann „Kultur für alle“ Frankfurt a.M. 1979)


Warum ein Preis für institutionelle Kulturvermittlung mit Fokus auf klassische Einrichtungen kulturellen Erbes?


Stellenwert Kulturvermittlung in Institutionen kult urellen Erbes:

• Nach wie vor ungleiche kulturelle Teilhabe-Chancen• Maximal 10% der Bevölkerung gehören zum Kernpublikum klassischer

Kultureinrichtungen• Kulturvermittlung häufig „Add On“ und nachgeordnet

„Zwar ist es richtig, dass sich die Vermittlungsbemühungen vervielfacht haben und die Museen auf weit elaboriertere Angebote und Formate zurückgreifen können. (...) Die Ausstellungen selbst haben sich in dieser Hinsicht jedoch kaum verändert. Im Kern bauen sie auf den Besucher, den sie erzogen haben. Vermittlungsangebote werden in der internen Logik der Museen eher als zweite Schicht angesehen, die sich schützend um die Ausstellung legt. Sie erfüllt den Zweck, die eigentlichen Inhalte unangetastet zu lassen“

(Tyradelles „Müde Museen“ 2014)


Wer hat sich beworben?


125 Bewerber für ZukunftsGut 2018


Davon 21 Bewerber in der Vorauswahl

• Deutsches Theater, Berlin

• Grassi-Museum für Angewandte Kunst, Leipzig

• Jüdisches Museum, Frankfurt

• Historisches Museum, Frankfurt

• Komische Oper, Berlin

• Konzerthaus Berlin

• Kunsthalle Bremen

• Landesbühne Niedersachsen Nord GmbH,

Wilhelmshaven

• Literaturhaus Köln e.V.

• Maxim-Gorki-Theater, Berlin

• Nationaltheater Mannheim / Oper

• Neuköllner Oper e. V., Berlin

• Niedersächsische Staatstheater Hannover GmbH

• Philharmonisches Staatsorchester Mainz

• Schaubühne Lindenfels gAG, Leipzig

• Staatsschauspiel Dresden

• Städelsches Kunstinstitut / Städel-Museum, Frankfurt

• Stiftung Deutsches Hygiene-Museum, Dresden

• Theater Oberhausen

• Theater Bremen

• Varusschlacht im Osnabrücker Land gGmbH –

Museum und Park Kalkriese

Und drei nominierte Bewerber

• Historisches Museum Frankfurt

• Staatsschauspiel Dresden

• Theater Oberhausen

Kultursparten


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Größe der Institutionen


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mittel klein überregionalrenommiert

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Sektoriale Zugehörigkeit der Institutionen


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Öffentlich Gemeinnützig Privat Kirchlich

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Zielgruppen im Beispielprojekt


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Vermittlungsformate der Institutionen


• (Ein-)Führungen

• partizipative Workshops v.a. mit Schulklassen und Kita-Gruppen

• Ko-Kreation: partizipatives Kuratieren mit Laien / gemeinsame Entwicklung von Stücken

• Outreach: partizipative Aktionen im öffentlichen Raum und im Netz

• digitale Vermittlung u.a. in Form von Augmented Reality, digitales Kuratieren, Computerspiele

• (immersive) Inszenierungen / Kuratieren als implizite Vermittlung

• Community Building durch Kooperationen mit unterschiedlichen Gruppen der Bevölkerung

• Ansprache neuer Gruppen durch neue Formen von PR und Marketing

Funktionen institutioneller Kulturvermittlung

• Vermittlung der KünsteKunstverständnis und Wertschätzung für bestimmte Kunstformen schaffen durch Vermittlung von Fachwissen

• Stimulierung kultureller (Selbst)-Bildungsprozesse, Kulturpädagogik Kulturelle Ausdrucksmöglichkeiten erweitern, soziale Kompetenzen stärken und Empowerment

• Community Buildinginterkultureller Austausch, neue Gemeinschaften stiften

• Vermittlung der Kulturinstitution, Kulturmarketing, PR und AudienceDevelopmentAufmerksamkeit, Vertrauen und Nachfrage schaffen für Kultureinrichtungen und ihre Angebote, Kultureinrichtungen verändern durch neue Nutzer/innen


Was ist „gute“ Kulturvermittlung Im Kontext von Institutionen kulturellen Erbes?

Qualitätskriterien für Kulturvermittlung in klassischen Kultureinrichtungen als Orientierung für ZukunftsGut


1. Kulturvermittlung als Kerngeschäft und alle Abteilungen betreffende Gesamtstrategie

Querschnittsaufgabe: Kommunikation, Service, Distribution, Preisgestaltung, künstlerische Programme und Personalmanagement als Teil von Vermittlung und mit Bezug zu potentiellen Besucher/innen gestalten

Nachhaltige Verankerung von Kulturvermittlung


Vermittlung in Anbindung an die Künste und die künstlerisch-wissenschaftlich Tätigen

in einer Einrichtung gestalten; bereits Programm-Entwicklung in Auseinandersetzung

mit (potentiellem) Publikum

2. Vermittlung als ästhetische und kuratorische Gestaltungsaufgabe


3. Ansprache vielfältiger Bevölkerungsgruppen und Erhöhung der Diversität der Besucherschaft

Kern-Publikum klassischer Kultureinrichtungen in Deutschland:eher älter, eher weiblich, hohes formales Bildungsniveau

Zunehmende soziale Homogenisierung des Kulturpublikums bei gleichzeitig zunehmender Heterogenisierung der Bevölkerung

Teilhabegerechtigkeit durch Kulturvermittlung


4. Ermöglichung kultureller (Selbst-)Bildungsprozesse in Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur

Nicht die Künste, sondern das sich selbst bildende Subjekt steht im Vordergrund

Kulturelle Bildung: Ästhetische Differenzerfahrung in Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur, persönliches Empowerment

Erfahrung kultureller Teilhabe als gesellschaftliche Teilhabe


5. Befragung und gegenwartsbezogene Neu-Kontextualisierung kulturellen Erbes

„Kulturelles Erbe dient der Weitergabe symbolischen Wissens und der Erinnerung eines Kollektivs und kann kulturelle Identität und Zugehörigkeit stiften“ (Assmann 1999)

Kulturelles Erbe ohne Erben? - Enkulturative Brüche

Sharing Cultural Heritage? – Wer darf bestimmen was als kulturelles Erbe bewahrt und an nachfolgende Generationen mit welcher Bedeutung weitergegeben werden soll?


6. Community Building und soziales Engagement

Menschen zusammen bringen, die sich sonst nicht begegnen würden, sich auch für soziale Belange einer Stadtgesellschaft oder Nachbarschaft engagieren

Kultureinrichtungen als „Home away from home“ (Oldenburg) und „drittetranskulturelle Orte der Begegnung“ (Bhaba)


7. Veränderung der Einrichtung durch Kulturvermittlung und Kollaboration mit neuen Zielgruppen

Nicht nur Vermittlung „von“, sondern auch „zwischen“ - Vermittlung als Aushandlungsprozess unterschiedlicher Interessen und Perspektiven;Neue Perspektiven durch neue Nutzer/innen

Kulturvermittlung als Motor für Transformation wenn:Leitung aktiv involviert ist; alle Abteilungen betroffen und alle Mitarbeitenden mit ihrem Wissen und ihren Netzwerken involviert sind; mit neuen Zielgruppen partizipativ und kollaborativ zusammen gearbeitet wird


Qualitätskriterien für Preis ZukunftsGut

1. Kulturvermittlung als Kerngeschäft und alle Abteilungen betreffende Gesamtstrategie

1. Vermittlung als ästhetische und kuratorische Gestaltungsaufgabe

1. Ansprache vielfältiger Bevölkerungsgruppen und Erhöhung der Diversität der Besucherschaft

1. Ermöglichung kultureller (Selbst-)Bildungsprozesse

1. Befragung und gegenwartsbezogene Neu-Kontextualisierung kulturellen Erbes

2. „Community Building“ durch Kunst und Kultur

1. Veränderung der Einrichtung durch Kulturvermittlung und Kollaboration mit neuen Zielgruppen


Kulturvermittler/innen als Moderatoren für Transformation

„In der Realität der Häuser erweisen sich Vermittler/innen häufig als jene integrativen Zwitterwesen, durch deren vermittelnde Unterstützung die Sehnsucht nach sozialer Relevanz einlösbar erscheint. Sie machen sich stark für Begegnungen und Beziehungen zwischen künstlerischem Personal und Alltagsexperten, initiieren eine andere Form des Dialogs für und mit potenziellen Zuschauer/innen und sind in der Lage, bedeutsame soziale Bande zu bilden“ (Mira Sack)


Kernfragen Symposium

1. Wie kulturelle Selbstbildungsprozesse im Kontext institutionalisierter Kulturvermittlung gelingen können

2. Auf welche Weise Kulturvermittlung zum Motor für institutionelle Veränderungen werden kann

3. Inwiefern Gegenstände kulturellen Erbes neu verhandelt und relevant werden können für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen


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