Zur Bestimmung der freien Säure in fetten Oelen

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280 Bericht: Chemische Analyse organischer Körper, 3) Diese Verdampfung vermindert sich bei einer Erniedrigung der Temperatur ausserordentlich stark. 4) Die Verdampfungsmenge ist ziemlich genau proportional der 0ber- fläche und nimmt daher beim Zumischen von Sand in hohem Maässe zu. 5) die dem Glycerin zugesetzte Wassermenge beeinflusst die Menge des verdampfenden Glycerins in der Art, dass bei einem grösseren Wasserzusatz sich mehr Glycerin verflüchtigt, doch sind diese Men- gen nicht direct den Wassermengen proportional. 6) Es lässt sich demnactl keine genaue Bestimmung des Glycerins durch Trocknen bei der erwähnten Temperatur erreichen. Zur Bestimmung der freien Säure in fetten 0elen sind schor früher von Burstyn*) und neuerdings auch von Laugier**)Metho- den angegeben worden, welche darauf beruhen, dass die freie Säure dem 0ele durch Schütteln mit 90procentigem Alkohol entzogen und dann in dieser Lösung durch Titriren resp. durch Ermittelung des spe- cifischen Gewichtes bestimmt wird. Selbstverständlich wird dabei ¥oraus- gesetzt, däss die freie Säure völlig in den Alkohol übergeht und das 0el säurefrei zurückbleibt. Dass diese Voraussetzung, wenigstens bei den B u r s t y n ' s c h e n Methoden, bei denen nur einmal mit dem gleichen oder doppelten Volum Alkohol geschüttelt wird, nicht richtig ist, hat G. Merz durch directe Versuche nachgewiesen, über welche in dieser Zeitschrift 17, 390 berichtet ist. Er fand, dass bei nur einmaligem Aussehütteln bis zu 3/~ der vorhandenen freien Säure in dem 0ele zu- rückbleiben kann. Er schlug deshalb vor, das Oel mit dem fünf- bi~ zehnfachen Volumen Alkohol zu übergiessen, etwas Curcumatinctur zu- zusetzen und unter heftigem Umsehütteln mit Natronlauge direct zu titriren. Franz Hofmann***) und E. Geissler-~) empfahlen statt dessen das Oel in Aether zu lösen und mit einer alkoholischen Kalilösung zu titriren. ~euerdings hat F. Stohmanntt), .wie es scheint ohne die Arbeit von Merz zu kennen, das Verhalten von säureha]tigem Oele zu Alkohol von neuem studirt. Auch er fand, dass durch einmaliges *) Diese Zeitschrift 11~ 283 und 177 387. **~ Diese Zeitschrift ~0~ 133. ***) Beiträge zur Anatomie und Physiologie, als Festgabe Carl Ludwig zum 15. October 1874 gewidmet. t) Diese Zeitschrift 17~ 393. tt) Journal f. praktische Chemie IN. F.] 2ß» 506. Vom Verfasser eingesandt.

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Page 1: Zur Bestimmung der freien Säure in fetten Oelen

280 Bericht: Chemische Analyse organischer Körper,

3) Diese Verdampfung vermindert sich bei einer Erniedrigung der Temperatur ausserordentlich stark.

4) Die Verdampfungsmenge ist ziemlich genau proportional der 0ber- fläche und nimmt daher beim Zumischen von Sand in hohem Maässe zu.

5) die dem Glycerin zugesetzte Wassermenge beeinflusst die Menge des verdampfenden Glycerins in der Art, dass bei einem grösseren Wasserzusatz sich mehr Glycerin verflüchtigt, doch sind diese Men- gen nicht direct den Wassermengen proportional.

6) Es lässt sich demnactl keine genaue Bestimmung des Glycerins durch Trocknen bei der erwähnten Temperatur erreichen.

Zur Bestimmung der freien Säure in fetten 0elen sind schor früher von B u r s t y n * ) und neuerdings auch von Laug i e r** )Me tho - den angegeben worden, welche darauf beruhen, dass die freie Säure dem 0ele durch Schütteln mit 90procentigem Alkohol entzogen und dann in dieser Lösung durch Titriren resp. durch Ermittelung des spe- cifischen Gewichtes bestimmt wird. Selbstverständlich wird dabei ¥oraus- gesetzt, däss die freie Säure völlig in den Alkohol übergeht und das 0el säurefrei zurückbleibt. Dass diese Voraussetzung, wenigstens bei den B u r s t y n ' s c h e n Methoden, bei denen nur einmal mit dem gleichen oder doppelten Volum Alkohol geschüttelt wird, nicht richtig ist, hat G. M e r z durch directe Versuche nachgewiesen, über welche in dieser

Zeitschrift 17, 390 berichtet ist. Er fand, dass bei nur einmaligem Aussehütteln bis zu 3/~ der vorhandenen freien Säure in dem 0ele zu- rückbleiben kann. Er schlug deshalb vor, das Oel mit dem fünf- bi~ zehnfachen Volumen Alkohol zu übergiessen, etwas Curcumatinctur zu- zusetzen und unter heftigem Umsehütteln mit Natronlauge direct zu titriren.

F r a n z Hofmann***) und E. Geiss ler-~) empfahlen statt dessen das Oel in Aether zu lösen und mit einer alkoholischen Kalilösung zu titriren. ~euerdings hat F. S t o h m a n n t t ) , .wie es scheint ohne die Arbeit von M e r z zu kennen, das Verhalten von säureha]tigem Oele zu Alkohol von neuem studirt. Auch er fand, dass durch einmaliges

*) Diese Zeitschrift 11~ 283 und 177 387. **~ Diese Zeitschrift ~0~ 133.

***) Beiträge zur Anatomie und Physiologie, als Festgabe Carl Ludwig zum 15. October 1874 gewidmet.

t) Diese Zeitschrift 17~ 393. tt) Journal f. praktische Chemie IN. F.] 2ß» 506. Vom Verfasser eingesandt.

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Bericht: Chemische Analyse organischer Körper. 281

Schütteln mit Alkohol die Säure noch nicht zur Hälfte aus dem 0ele

ausgezogen wird, ja selbst nach 6 maligem Anssehütteln enthielt das OeI

noch erhebliche Säuremengen. Schliesslich stehte der Verfasser sogar

fest, dass ein säurearmes Oel aus einer alkoholischen Fettsäurelösung beim

Schütteln Säure aufnimmt. *) Er schlägt dann eine Methode vor, die

mit der von bi e r z empfohlenen im Princip völlig übereinstimmt, nur

verwendet S t o h m a n n statt Natronlauge Barytwasser und statt Curcuma-

tinctur Rosolsäurelösung.

Auch C h a r p e n t i n **) theitt eine der M e r z Jschen ganz ähnliche

Methode mit.

Die von S t o h m a n n vorgeschlagene Methode hat v o n R e c h e n-

b e r g ***) zu Untersuchungen über den Gehalt der Pflanzen- und Thierfette

a n freien Fettsäuren angewandt. Das Resultat derselben ergab im

Gegensatze zu den früheren Mittheilungen von K ö n i g , K i e s o w und

A r o n h e i m ~-) und v o n d e r B e c k e, J-j-) dass in den frischen Pflanzen-

fetten gerade wie bei den Thierfetten nur höchst geringe Mengen freier

Fettsäuren vorhanden sind und dass sie demnach ebenfalls als Neutral-

fette bezeichnet werden müssen.

Bei dieser Gelegenheit machte der Verfasser die Erfahrung, dass

die S t o h m a n n ' sche (M e r z ' sche) Methode, die bei den i n Wasser un-

löslichen Fettsäuren sehr gute Resultate gibt, auf Propionsäure, Butter-

säure, Capron-, Capryl- und Caprinsäure nicht anwendbar ist. Es lässt

sich nämlich kein Endpunkt feststellen, weil die Salze der genannten Säuren

mit Alkalien und alkalischen Erden sich in Wasser, Alkohol und einem

Gemisch von Alkohol und Aether mit stark alkalischer Reaction lösen.

Bei der Untersuchung der meisten Fette ist dieser Umstand ohne

Bedeutung, weil dieselben höchstens Spuren dieser Säuren enthalten,

dagegen ist er bei der Analyse der Butter von grosser Wichtigkeit, so

dass der Verfasser es für möglich hält, dass die verschiedenen Angaben ~-~-~-)

über die normale Zusammensetzung der Butter zum Theil durch den-

selben zu erklären sind.

*) Bei der oben angeführten Methode von L a n g t e t wird das 0el mit dem 5f~ehen Volumen Alkohol mehrmals, in der Regel 4mal ausgeschüttelt, so dass viel eber die Möglichkeit vorliegt, dass alle Säure aufgenommen wird, oder dass nur ein verschwindend kleiner Rest zurückbleibt.

**) Journ. de Pharm. et de Chim. [5. sér.] 2~ 501; Arch. d. Pharm. [3. R.] 17~ 310.

***) Journal f. praktische Chemie [N.F.J 24:, 512. Vom Verfasser eingesandt. t) Landwirthsehaftliehe Versuchsstationen 17~ 12.

t t) Diese Zeitschrift 19~ 291. ~t~ Diese Zeitschrift 17~ 160; 18~ 68; 19~ 159 u. 237.