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Sonderdruck aus der „Zeitschrift für Meteorologie"Band 6, Heft 10, Oktober 1952

Akademie-Verlag, Berlin

551.577. l

Zur Kenntnis der Struktur der NiederschlagsverteilungVon H. Flohn und J. Huttary

Mit 2 Abbildungen

Zusammenfassung: Vergleicht man Menge und Häufigkeit der Niederschlage einer Bezugsstation mit den gieich-zeitigen Tageswerten eines Netzes von Nachbarstationen, so kann man drei Gruppen unterscheiden: allgemeine, ver-streute und isolierte Niederschläge, die — bei annähernd gleicher Häufigkeit — jeweils rund 80,19 und l % der Gesamt-menge liefern; die beiden ersten werden als »organisierte", meist frontale Niederschläge den „unorganisierten" Luft-massenschauern gegenübergestellt. Die Summenfunktion Niederschlagsmengen-Häufigkeit liefert ein sehr einfaches Bildder statistischen Verteilung, das jedoch noch nicht formelmäßig exakt darstellbar ist. Eine prognostische Verwendungder drei Niederschlagstypen wird vorgeschlagen.

Betrachtet man Tageskarten des Niederscblags [1], [2], so fällt auf den ersten Blick die außerordent-liche Veränderlichkeit der Mengen von Ort zu Ort auf. Die Untersuchung der.inneren Ursachen dieserräumlichen Variabilität der Niederschlagsmengen — der Synoptiker sieht in ihnen in erster Linie einMaß für die vertikale Windkomponente, in zweiter für den Wasserdampfgehalt der Luft — ist einProblem von erheblicher theoretischer und praktischer Bedeutung. Die vorliegende Studie behandeltdas Problem von einer mehr statistischen Grundlage aus, unter Kombination klimatologischer undsynoptischer Gesichtspunkte; es handelt sich zugleich um einen Beitrag zur Idimatologischen Methodik.

Die klimatologische Statistik bezieht sich im allgemeinen auf einen festgehaltenen Ort. Die Wetter-prognose bezieht sich demgegenüber auf einen größeren Baum; nur Punktvorhersagen beschränken sichauf einen Ort. Die Wahrscheinlichkeit eines bestimmten synoptischen Ereignisses, wie z. B. Gewitter,ist — wie auch Lauscher [3] feststellt — naturgemäß für einen Raum (je nach dessen Größe) viel höherals für einen Punkt. Aus dieser dem Synoptiker jederzeit gegenwärtigen Überlegung hat z. B. Wörner[4]den Begriff des „synoptischen Ereignistages" abgeleitet, der für die verschiedensten Elemente anwendbarist. Für die Gewitter — als Musterbeispiel eines vielfach als vorwiegend lokal bedingt angesehenenWetterereignissss — gilt z. B. im Mittel von 10 Jahren (1901—1910), daß im norddeutschen (preußischen)Netz von 1400—1500 Stationen (auf rund 3 • 105 km2), in den Monaten Mai—August nur 2,6 Tagevöllig gewitterfrei blieben. Einer synoptischen (räumlichen) Gewitterwahrscheinlichkeit von 97,9% stehteine lokale von 10'bis maximal 28% (im schlesischen Bergland) gegenüber. Im zehnmal kleineren holländi-schen Netz finden wir während des gleichen Jahrzehnts eine synoptische Gewitterwahrscheinlichkeitvon 50 (Mai) bis 58% (Juli), während die lokale unter 15% bleibt. Die Niederlande als Ganzes habenmonatlich 15—18 Gewittertage, jede einzelne Station nur 3—5: ein vor allem prognostisch wesentlicherUnterschied.

Unsere Untersuchung bezieht sich auf alle Niederschläge und stellt sich das Problem: wie verhallensich die an einem festen Ort gemessenen Einzelmengen über einem größeren Raum und wie setzt sich dieGesamtmenge des Niederschlags aus (täglichen) Einzelmengen zusammen1!

Die unmittelbare Anregung zu dieser Untersuchung gaben die gedankenreichen Arbeiten vonH. Riehl (Chicago) und Mitarbeitern [5—9] über die Struktur der tropischen Niederschlage, mit denendie weitverbreitete Legende zerstört wurde, nach der die tropischen Regen in Form lokaler, nur vonder Tagespcriode der Strahlung abhängiger Schauer und Gewitter, fallen. Tatsächlich überwiegen auchbei den Tropenregen durchaus „organisierte", über größeren Gebieten gleichzeitig verbreitete Nieder-schlage; auch in den Tropen darf man nicht ohne weiteres Klima gleich Wetter setzen.

In Erweiterung der Viehischen Arbeiten [6], [9] unterscheiden wir hier folgende, nach ihrer räum-lichen Verteilung unterteilte Niederschlagsformen:

Zahl der betroffenen Stationen,-, . • . T.T. i 1 1 - f allgemeine Niederschläge: sämtlicheOrganisierte Niederschlage: [ Ver8streute j^wohlagei 5-9 von 10

Nichtorganisierte Niederschläge: isolierte Niederschläge: l—4 von 10

Bai stabiler Schichtung fallende Landregen betreffen als „allgemeine Niederschläge" 'praktisch alleStationen, wobei Schwankungen der Intensität oder der Dauer natürlich nicht ausgeschlossen werdenkönnen. Offenbar gehören hierher aber auch zahlreiche Kaltfronten oder Kaltfrontokklusionen, an denenzwar die Niederschlagsmenge örtlich sehr variabel ist, aber praktisch überall Niederschlag auftritt.Bei labiler Schichtung werden einzelne Gebiete ausgespart („verstreute Niederschläge"); der Fall„isolierter" Niederschläge bezieht sich auf die Tage, an denen die Mehrzahl der Stationen niederschlags-frei bleibt. Hierbei sind allerdings auch diejenigen Fälle einbegriffen, wo ein geschlossenes Niederschlags-

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Zeitscbr. f. MeteorologieBd. tt Heft 10 Okt. 1052 Flohn u. H u t t a r y , Zur Kenntnis der Struktur der Niederschlagsverteilung 305

gebiet nur einen Teil aller Stationen erfaßt, sei es, daß es sich im Laufe seiner Wanderung abschwächtund auflöst, oder — etwa bei einer zeitweise rückläufig werdenden Front — einen Toi] der Stationennie erreicht. Aus praktischen Gründen beschränken wir uns hier auf eine Auswahl von je 10 Stationenin einer gegenseitigen Entfernung von 30—50 km (Fläche 4500—5000km2); eine Bezugsstation miteinwandfreien Baobaehtungen wurde statistisch näher ausgewertet. Selbstverständlich hängen diezahlenmäßigen Ergebnisse vom Abstand der Stationen wie von der Größe des gewählten Raumes ab,ohne daß diese- Abhängigkeit quantitativ angegeben werden kann. Die gewählte Gebietsgröße stimmtandererseits mit der der Vergleiehsgebiete [6], [9] recht gut überein.

l ' . Räumliche Struktur der NiederschlagsverteilungZur Gewinnung eines Überblicks über die räumliche Struktur der Niederschlage Verteilung im

statistischen Sinne zählen wir aus, wie oft in den drei ausgewählten Stationsnetzen um Oldenburg(nordwestdeutsches Tiefland), Halle a. d. S. (mitteldeutsches Tiefland) und München (nördliches Alpen-vorland) gleichzeitig mit Niederschlag an der Bezugsstation auch Niederschlage an den neun möglichstgleichabständig verteilten Vergleichsorten1) auftraten, unabhängig von der an den Vergleichsstationengemessenen Niederschlagsmenge.

Aus prinzipiellen Gründen mußte hier ein Niederschlag von 0,0 mm mitgerechnet werden, im Gegen-satz zu völlig fehlendem Niederschlag. Die Bearbeitung beschränkte sich hierbei auf Stationen, die imDeutschen Meteorologische]! Jahrbuch, Teil 111 veröffentlicht worden sind; eine Erweiterung desUntersuchungsprogramms erfordert die Bereitstellung eines vollständigen Lochkartenmaterials.

Tabelle l enthält zunächst einmal im Jahresmittel die prozentuale Verteilung der Niedersehlags-häufigkeit der Bezugsstation auf Tage, an denen an 10, 9, 8 usw. Stationen Niederschlag beobachtetwird. Wir sehen, daß 30—41 % aller Niederschlage als „allgemein" anzusprechen sind, die an allen Ortenauftreten; dieser Wert liegt mit 41% in München — offenbar als Folge des Alpenstaus -— merklichhöher als im kontinentaleren Halle (30%) oder dem maritimen Oldenburg (35%). Die Häufigkeitensinken dann rasch ab bis zu einem Minimum bei 3—5 Stationen mit gleichzeitigem Niederschlag, umnach dem Ende der Tabelle, also bei ganz „isoliert" auftretenden Niederschlägen, wieder deutlich an-zusteigen.

Tabelle 1. Verteilung der Niederscltlagshäufigkeit, -menge und -dichte als Funktion der Zahl derbetroffenen Stationen.

Stationen mit Niederschlag

Niederschlags-häufigkeit

Niederschlags-menge

OldenburgHalleMünchen

OldenburgHalleMünchen

Niedersehlagsdichte | München

10

34,930,140,9

78,977,985,5

8,0

9

12,111,611,1

11,211,07,9

2,7

8

7,39,06,0

3,76,22,4

1,6

7

6,16,25,0

2,12,01,5

1,2

6

6,56,85,0

1,71,21,4

1,1

5

4,66,33,7

1,01,00,5

0,5

4

4,15,94,4

0,50.40,3

3

6,25,84,6

0,40,20,2

0,3 | 0,1

2

6,5. 8,0

7,8

0,30,10,2

0,1

1

11,7 %10,0 %ll.ö %

n 9 <->/v>* /00,1 %0,1 %

0,04 mm

Die Betrachtung der Originaltabellen lehrt, daß bei diesen 18—20% aller Fälle, bei denen an nurl—2 Vergleichsstationen gleichzeitig Niederschlag beobachtet wurde, an der Bezugsstation fast aus-schließlich nur kleinste, vielfach unmeßbare Mengen (0,0mm) fielen. Das bestätigt die Betrachtungder unteren Tabellenhälfte, die zeigt, daß an diesen 18—20% aller Niederschlagstage zusammen nur0,2—0,5% der Gesamtmenge fällt, während umgekehrt die 30—41% der Tage mit „allgemeinen"Niederschlägen 78—86% der Gesamtmenge liefern. Tatsächlich nimmt, wie die letzte Zeile zeigt, die;mittlere Niederschlagsmenge pro Niederschlagstag (Niedersehlagsdichte oder -ergiebigkeit) in München— bei einem Mittelwert von 3,82 mm — von 8,0 mm bei „allgemeinen" Niederschlägen auf weniger als0,1 mm bei der letzten Gruppe ab. „Isolierte" Niederschlage sind also zugleich auch schwache Nieder-schläge, die für den gesamten Wasserhaushalt, also auch für Land- oder Wasserwirtschaft, praktisch

') Als Vergleichsstationen wurden herangezogen:Leer BockholteWesterstede CloppenburgRüthenbroek Schöni ngsdorf

WolmirslebenBernburgDessau

AugsburgAiohaohSoheyern

RadisGlauzigEisleben

ErdwegErdingTürkheim

MeppenLöningenVecht-a (zu Oldenburg)

EilenburgBibraLützen (zu Halle a. d. S.)

Landsberg a. LechSeefeldFürstenfeldbruck (zu München)

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belanglos sind. Wie eine kleine Rechnung ergibt, liegen die Dinge bei den beiden anderen Stationenebenso: der Quotient zwischen Niederschlagsmenge und -häufigkeit nimmt kontinuierlich ab. je mehrder Niederschlag „isoliert" auftritt. Im Jahresdurchschnitt fallen 89—93% aller Niederschläge anTagen, an denen höchstens eine von 10 Stationen niederschlagsfrei ist; das sind aber nur 42—52% allerNiederschlagstage. Der Anteil der ..isolierten" Regen, der bei der Häufigkeit mit 21—34% (je nachLage und Jahreszeit, vgl. Tab. 1) einen sehr erheblichen Anteil stellt, kann bei der Menge mit meistunter 1%, höchstens 2% praktisch vernachlässigt werden.

Tabelle 2. Verteilung der Niederschlagshäufigkeit und -menge auf die Strukturgruppen (nach Halbjahren, in %).

Organisierte Niederschläge •!

Nichtorganisierte Niederschläge

Niederschläge 10Niederschläge 5—9

vereinzelte Niederschläge l—4

Oldenburg. . . .Halle . . .München . . . .

Oldenburg. . . .Halle. . . . . .München . . . .

Niederschlagahäufigkeit ( %)

10

32,930,341,8

37,029,839,9

5—9

37,838,934,5

35,340,727,3

1—4

29,330,823,8

27,629,532,9

Niederschlagsmenge ( % )

10

76,078,082,2

81,877,888,7

5—9

22,421,117,1

16,921,710,4

1—4

1,80,90,7

0,80,50,9

Sommer(IV— IX)

Winter(X-III)

Tabelle 3. Verteilung der Niederschlagshäufigkeil und -menge bei abweichender Oruppeneinteihmg(nach Jahreszeiten, in %).

Oldenburg. . . .HalleMünchen . . . .

Oldenburg. . . .Halle .München . . . .

Oldenburg. . . .HalleMünchen . . . .

Oldenburg. . . .HalloMünchen . . . .

Niederschlagshäuf igkeit ( % )

9—10

494148

464253

474357

474049

5—8

233120

232920

282622

232717

1—4

282832

312927

253121

303334

Niederschlagsmenge ( % )

9—10

91,688,394,0

90,988,892,3

88,587,092,6

89,391,494,6

5—8

7,211,25,1

7,610,56,9

11,111,86,9

8,78,14,4

1—4

1,20,50,9

1,50,70,8

0,41,20,5

2,00,51,0

Winter(XII— II)

Frühjahr(III-V)

Sommer(VI— VIII)

Herbst(IX— XI)

Tabelle 2 und 3 zeigen, daß der jahreszeitliche Einfluß überraschend gering ist; auch im Sommerliegt der Anteil der verstreuten und isolierten Niederschläge nur unwesentlich unter dem im Winterbeobachteten Wert. Wir sehen hierin einen weiteren statistischen Beleg für die x-on H. Faust [11] kürzlichnachgewiesene Tatsache, daß die — im Sommer einen sehr erheblichen Anteil liefernden •— Gewitter(und Schauer) meist in „organisierter", frontal gebundener Form auftreten, und daß die frühere Vor-stellung isolierter Wärmegewitter nur in sehr seltenen Fällen noch gültig bleibt. In allen Jahreszeitendominieren die allgemeinen Niederschläge im Alpenvorland; man darf wohl darin einen Ausdruck derStauwirkung sehen, die auch bei sommerlich labiler Schichtung nicht selten allgemein niederschlags-auslösend wirkt (vgl. Tab. 2—3, München und Halle!). Auch im nordwestdeutschen Tiefland sind dieallgemeinen Niederschläge in allen Jahreszeiten häufiger als in Mitteldeutschland; auffällig ist in Mittel-deutschland eine schwache Zunahme der Häufigkeit der allgemeinen Niederschläge vom Winter zumSommer. Ebenso auffällig ist der relativ hohe Anteil der isolierten Schauer in NW-Deutschland währendder Herbst- und Frühjahrsmonate (Mai und September je fast 4% der Menge!), die man wohl als Schauerin frischer maritimer Polarluft deuten darf.

Vergleichen wir diese Resultate mit den bisher vorliegenden Ergebnissen aus anderen Zonen (Tab. 4),so stellen wir fest, daß — im Gegensatz zur Häufigkeit! — überall der Mengenanteil der nichtorganisiertenNiederschläge klein ist gegenüber dem der organisierten, wenn auch das Verhältnis in don Randtropen(Hawaii, nach RiM) oder in den Leelagen eines Hochgebirges (Argentinien, nach Olascoaija) nicht ganzso scharf ausgesprochen ist wie bei uns. Für eine Punktprognose sind nur die organisierten Niederschlägeerfaßbar, abar auch nur diese sind von Bedeutung. Für die Landwirtschaft sind — in Deutschland wiein Hawaii — geringe Niederschläge durchaus belanglos; die Grenze der effektiven (wirksamen) Nieder-

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Zeitschr. F. Meteorologie*Bd. 0 Heft 10 Okt. 1!)52 F l o h n u. H u t t a r y , Zur Kenntnis der Struktur der Niederschlagsverteilung 307

Tabelle 4. Anteil organisierter Itziv. nichtorganisierter Niederschläge an der jährlichen Häufigkeit und Mengein verschiedenen Klimazonen.

Argentinien, Leelagen . . .Hawaii (Oalui)

Breite

48 -'54° N29 — 37° s)2ö—48° S

21° N

Häuf

organ.

70—72%70_81%47—60%35—60%

igkeit

nichtOrgan.

28—30%19—30%40—53%40—65%

M

organ.

99%92 — 97%84—92%80—91%

enge

nichtorgan.

08 -14%3 8 °/8—16 %9—20 %

schlage k a n n l i ier (nach einem freundlichen Hinweis von Dr. Schnelle) wie dort (Riehl) '/AI mindestens2,5 mm (0,10 inch) angesetzt werden. Dieser Schwellenwert wäre für die Auszählung der Niederschlags-häufigkeit als grundlegend und international vergleichbar festzuhalten; in Mitteleuropa fallen nach denErgebnissen von Abschnitt II 83,4% (Halle) bis 92,1% (München) der Gesamtniederschlagsmenge anTagen mit mindestens 2,5 mm, während für den Schwellenwert 1,0 min die entsprechenden Mengensich auf 94,6 bzw. 97,4% belaufen. Die Ergebnisse einer ähnlichen Arbeit für Indien [10] sind wegender zahlenmäßig abweichenden .Definition leider nicht streng vergleichbar. Vor allem ist die Zahl derStationen im Vergleich zu den großen Gebieten zu gering; außerdem beschränkt sich die Statistik aufTage mit mindestens 0,1 inch, was die Ergebnisse etwas ändert.

II. N iedersch lagsmenge und -häuf igke i t

Für den Synoptiker steht die Niederschlagshäufigkeit im Vordergrund des .Interesses; sie liefert einzweifellos grobes — Maß des Vorkommens positiver (aufwärts gerichteter) Vertikalbewegungen,

übrigens recht unabhängig von der absoluten Menge, die jedoch durch andere Beobachtungsdaten einerBodenstation kaum zu erfassen sind. Für den Klimatologen ist die Niederschlagsmenge das wichtigsteGlied des Wasserhaushalts, der für viele praktische Fragen von Jahr zu Jahr mehr an Bedeutung ge-winnt. Die selbständige Betrachtung von Niederschlagsmenge und -häufigkeit als Klimaelemente be-friedigt jedoch den Meteorologen wenig; eine sowohl vom praktischen wie vom wissenschaftlichen Stand-punkt aus gleich wichtige Frage ist die nach den quantitativen Zusammenhängen zwischen beidenMaßgrüßen. Bekanntlich gehört der Niederschlag zu den prognostisch am schwersten zu erfassendenElementen; das liegt wenigstens teilweise an der großen Häufigkeit isolierter und verstreuter Nieder-schläge im oben erörterten Sinn. Das eigentliche Problem ist jedoch zweifellos — worauf auch Berge.ron [] ]mit vollem Rocht hinweist —- die Prognose der ausgiebigen Regen, das sich bei der Betrachtung vonTageskarten des Niederschlags mit ihren nur wenige km breiten Niederschlagsstreifen [2] als mit denheutigen Mitteln offenbar unlösbar herausstellt. Die Frage nach der Beziehung zwischen Niederschlags-menge und Niederschlagshäufigkeit erfordert — in allgemeiner Sicht — eine normierte quantitative.Lösung, die auf alle empirisch vorliegenden Fälle mit Hilfe einfacher Parameter anwendbar ist. Wanner [12]hat gezeigt, wie die Häufigkeitsverteilung der Niederschläge verschiedener Menge — Beispiele werdengleichzeitig an anderer Stelle [13] veröffentlicht — eine allgemeine Funktion darstellt, die mit Hilfeder — physikalisch zunächst nicht unmittelbar einleuchtenden — statistischen Gesetzmäßigkeit derWahrscheinlichkeitsansteckung allgemein darstellbar ist, wobei neben der Menge und der Häufigkeitselbst nur ein Parameter d als Maß der „Ansteckung" auftritt. Ist aber die Frequenz jeder einzelnenNiederschlagsmenge (z. B. für alle ganzen mm-Stufen) hiermit eindeutig gegeben — was erst geprüftwerden müßte —, dann läßt sich hieraus durch Integration auch ein Gesetz ableiten, das umgekehrt die,Gesamtmenge des Niederschlags bis zu einem gewissen Schwellenwert als Funktion der zugehörigenNiederschlagsfrequenz darstellt.

Empirisch wird man dieser Frage am besten mit der Von ßiehl [7], [8] angewandten Methode nach-gehen, die mit Hilfe dos Lochkartenverfahrens sehr rasch durchführbar ist. Teilt man die täglicheNiederschlagsmenge nach etwa 20 bis 40 Stufen auf, berechnet man die Häufigkeit und dieNiederschlagssumme für jede dieser Klassen, summiert man diese Ergebnisse von der ersten bis zurobersten Klasse auf und bezieht diese Ergebnisse sowohl bei der Häufigkeit wie bei der Menge auf denGesamtwert 100, so erhält man eine normierte Summenfunktion für beide Meßgrößen. Stellt man diese,in einem Koordinatensystem (Abszisse: Menge, Ordinate: Häufigkeit) in ihrer wechselseitigen Abhängig-keit dar, unter Verzicht auf die Klasseneinteilung, so kann man aus einem solchen Diagramm (Abb. l u. 2)sofort ablesen, daß z. B. in München 50% der jährlichen Niederschlagsmenge von nur 10% der Nieder-schlagstage geliefert werden, wobei hier die Niederschlagstage mit unmeßbaren Mengen (0,0 mm) aus-geschaltet blieben. Abb. l zeigt, daß für die drei oben ausgewählten deutschen Stationen (1934—1943)die Kurven sehr nahe beieinander liegen. Im Gegensatz zu Rieht wurde hier ein doppelt-logarithmischesKoordinatennetz verwendet, das die Differenzen bei den geringen Niederschlagsmengen durch denflacheren Verlauf besser heraustreten läßt; die Konvergenz der Kurven im Punkt 0,0 geht hierbeiallerdings verloren, da der Nullpunkt im Unendlichen liegt.

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308 Floh n u. H u t t a r y , Zur Kenntnis der Struktur der NiodorBchlagsvorteiliuig Zeltschr. f. MeteorologieBd. 6 Heft 10 Okt. 1962

100aoso

40

Hiermit vergleichen wir (Abb. 2) die — aus den veröffentlichten Diagrammen übertragenen —Werte für Puarto Rico (alle Stationen, Ragen- und Trockenzeit [8]) sowie für Argentinien, wo nachOkiscoaga [9] weder regionale noch jahreszeitliche Unterschiede (trotz einer von 80 bis ] 250 mm vari-ierenden Jahresniederschlagsmenge und eines Breitenunterschiedes von 26 bis 55c!) zu erkennen sein

sollen. Wir sehen, daß tatsächlich bei einemweltweiten Vergleich durchaus Unter-schiode heraustreten, daß insbesondereetwa (äquatoriale) Regenzeit und Trocken-zeit in Puerto Rico (Gebictsniittel) d e u t l i c hvoneinander abweichen. Hieraus leiteteOlascoaga eine empirische Beziehung zwi-schen dem Summenindex der Häufigkeit a-und dem der Menge y ab, von der Form

y = ax • cbx (n, b = Konstanten).

Eine Prüfung an Hand des hiesigen Materialsergibt, daß diese Gleichung nicht allge-mein verwendbar ist. Besonders bei kMncnWerten von x und y sind a und b keine;„Konstanten'', und höchstens in einemengen mittleren Bereich ist die Beziehungeinigermaßen gültig.

Eine exakte theoretische Behandlung— von der hier Abstand genommen wird —dürfte zweckmäßig von einem Ansatz in

der Art Wanners [12J mit Hilfe des Parameters der „Wahrscheinlichkeitsansteckung" ausgehen, jedochunter Berücksichtigung auch der kleinen und kleinsten Niederschläge; hieraus müßte sich eine all-gemeine Beziehung zwischen x und y herleiten lassen. Bei der großen Bedeutung des Niederschlagslohnt sich wich er die aufgewendete Mühe, da dann zahlreiche, statistische Fragen der Praxis — z.B.Häufigkeit von Tageswerten des Niederschlags von mindestens 17.5 mm an einem beliebigen Ort —

lediglich mit Hüte der Jalrresmenge desNiederschlags und eines oder weniger all-gemeiner, lokal nur gering veränderlicherParameter exakt beantwortet werdenkönnen. Auch für eine zahlenmäßige Kenn-zeichnung der von .KViocA[14] geforderten„Auflockerung des Mittelwertes" bei denNiederschlagen wäre eine solche Beziehungsehr wertvoll. So hat kürzlich Fletchcr [15]

0.1 6 B 10 «O 60 100

Meng«

Abb. 7. Summendiagramm der Beziehung Niederschlagsmenge —Häufigkeit in %, Deutschland,

100&o60

40

to

f

o.i 6 a 10Menge

4tt «O30

eine einfache Formel für die maximal mög-liche Niederschlagsintensität als Funktionder Niederschlagsdauer aufgestellt; auchdiese Frage hat durchaus praktische Bedeu-tung in der Hydrologie und Klimatologie.

. I .M. Z u r „ \ i e d e r s c l i l a g s p r o g n o s e

Auch vom Gesichtspunkt der Wetter-Abb. 2. Summendiagramm der Beziehung Niederschlagsmenge — Prognose her sind die hier erörterten Fragen

Häufigkeit in %, Vergleich mit anderen Klimaten. von erheblicher praktischer Bedeutung.Weder für die Landwirtschaft noch für

die Wasserwirtschaft, kaum für ein Ausflugslokal oder für ein Reiterfest ist ein lokaler Schauer von0,0 oder 0,1 mm von Interesse. Es erscheint daher zweckmäßig — wie in der Praxis vielfach bereitsüblich —, auch prognostisch klar zu unterscheiden:

a) „Verbreitet Regen"l») „Vielfach Regen"c) „Einzelne geringfügige Regenfälle möglich".

Diese in ihrer Auswirkung grundverschiedenen Prognosen lassen sich auch quantitativ eindeutig von-einander trennen; auch bei Prognosenprüfungen müssen sie auseinandergehalten werden.

Niederschlagstyp a) tritt auf bei allen aktiven, stabilen (zum Teil auch labilen) Frontentypen [Jl];besonderes Augenmerk verdienen hierbei die rückläufig werdenden Kaltfronten, die bekanntlich einesder scllwierigsten prognostischen Probleme darstellen.

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Zeitschr. f. MeteorologieBd. (i Heft 10 Okt. 1952

Niederschlagstyp b) tritt auf im Bereich von in Auflösung begriffenen Frönten, vor allem bei labilerSchichtung, ferner (im Sommer) bei labilen Kaltluftzungen und Trögen sowie an der Rückseite vonKaltlufttropfen .

Niederschlagstyp c) gehört zu den frontenfreien Luftmassenregen, die besonders bei schwachzyklonaler Isobarenkrümmung und frischer maritimer Polarluft erwartet werden müssen. Bei starkzyklonalen Isobaren tritt der Niederschlagstyp b) auf; dagegen kommt es bei antizyklonaler Krümmungmeist rasch zu Absinken. Die annähernd gleiche Häufigkeit dieser Niederschlagstypen ergibt sich ausTabelle 2.

Literatur:[1] Bergeron, T., Über den Mechanismus "der ausgiebigen Niederschlage. Ber. Dtsoh. WD. US-Zone Nr. 12 (1950),

225—232.[2] ScJtirmer, H., Die räumliche Struktur der Niederschlagsverteilung in Mittclfranken. (Noch ungcdruckt.)[3] Lauscher, F., Dynamische Klimaskizze von Österreich. In: Flohn, H., Witterung und Klima in Mitteleuropa.

2. Aufl. 1952 (im Druck).[4] Warner, H., Der „synoptische Ereignistag", ein neuer klimatischer Begriff. Z. f. Met. 1947, 434 — 436.[5] Rielil, H., u. Schacht, E., Some aspects of Puerto Rican rainfall. Transact. Amer. Geophys. Un. 28 (1947), 401 — 406.[6] Riehl, H., Some aspects of Hawaiian rainfall. Bull. Amer. Met. Soc. 30 (1949), 176 — 187.[7] JRiehl, H., Florida thunderstorms and rainfall. J. Met. (i (1949), 289 — 290.[8] RieU, H., Ori the role of the tropics in. the general circulation of the atmosphere. Tellus 2 (1950), l — 17.[9] Olascoaga, M. J., Some aspects of Argentine rainfall. Tellus Z (1950), 312 — 318.

[101 Sinha, K. L., An analysis of the space distribution of rainfall in India and Pakistan. Ind. J. Met. Geophys. 1952,1—16.

[11] Faust, H., Kaltfronten und Gewitter. Ber. Dtsch. WD. US-Zone Nr. 24 (1951).[12] Wanner, E., Niederschlagsfrequenzkurven. Met. Z. 1942, 92 — 96.[13] Schneider-Carius, K., u. Huttary, J., Darstellung täglicher Niederschlagswahrscheinlichkeiten am Beispiel von

Bremen, Berlin, Bamberg, Karlsruhe und München. Ber. Dtsch. WD. US-Zone Nr. 38 (1952).[14] Knocli, K., Betrachtungen zum Jahresgang der Niederschläge in Deutschland. Pet. Geogr. Mitt. 1944, 74 — 77.[15] Fletcher, R. D., A relation between maximum observed point and areal rainfall values. Transact. Amer. Geophys.

Un. 31 (1950), 344—348.

Anregende Untersuchungen über solche methodischen Grenzfragen mit ausgesprochen praktischer Zielsetzungfinden sich in den von H. Landsberg, L. B. Leopold, C. C. Wallen, T. G. Teh und Mitarbeitern bearbeiteten Unter-suchungen über die Regenverhältnisse von Hawaii [erschienen in den von der Amer. Meteor. Soc. herausgegebenenMeteorologica-1 Monographs I, 3 (1951)]. Anschrift: Dr. H. Plohn und Dr. J. Huttary, Bad Kissingen, Riiigstr. 5.

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