Zur Weber'schen Nasendouche

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Zur Weber'schen Nasendouche. Von Dr. Frank in Kilnzelsau. (W~rttemberg.) Ein vor Kurzem yon Roosa in Neu-York mitgetheilter Fall yon Pyilmie in Fo]ge yon e~triger Trommelh~hlenentziindung, herbeige- fiihrt durch den Gebraueh der Weber'schen Nasendouche*), ver~nla~t mich die Techmk des Verfahrens kurz zu bespreehen und einige Vor- sichtsmassregeln zur Verhiitung unangenehmer Ereignlgse an,zugeben. Ieh betreibe seit 1864 die Anwendung der lqasendoueha mit Energie bei verschiedenen Nasen-, Rachen- und Tubenaffeetionen und beniitze dazu folgenden Apparat: Eine messingene Pumpe mit einem Kolbenrohr yon Einem Schoppen Gehalt, mit Saug- und Druekvantil hebt aus einem auf dem Boden stehenden W~sere'maer d.ureh einen dickan Kautschukschlaueh mlt Sankblei das Wasser m..l drtiekt es dureh einan 2ten in einer Curve emporgehenden Kaut- sehuksehlaueh bis zum Plafond in die HShe, wo es in ain Gefitu lguft, aus weleham dann 2 Maas Wasser 10 Fuss hoeh dutch oinen diinneren dritten Sehlaueh etwa vom Umfang einas starken Stearin- liehis herabsttirzen. Man pumpt etwa 50real mit der Hand, was ohne besonderen Kraftaufwand sehnell gesehehen ist. Am Ende des Schlauahs nun ist ein Hahnen angebraeht und vor diesem ain Ansatzl am versehiedene Endsttieke, eine plattgedriiekta Olive mit 4 Mm. waiter Miindung zur Iqasendouehe, oder einen konischen Ansatz zum Ausspritzen des Ohres oder ein l~Iutterrohr etc. aufzunehmen. Das Wasser sprimt mit soleher Kraft heraus, class der Strahl 10 Sehritte wait geht. Der Apparat liisst was Kraft und Zweckmgss;gkelt be- ~ Vergleiche die wlssenscha~che Rundschau dleses HeRe~

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Zur Weber'schen Nasendouche. Von

Dr. F r a n k

in Kilnzelsau. (W~rttemberg.)

Ein vor Kurzem yon Roosa in Neu-York mitgetheilter Fall yon Pyilmie in Fo]ge yon e~triger Trommelh~hlenentziindung, herbeige- fiihrt durch den Gebraueh der Weber'schen Nasendouche*), ver~nla~t mich die Techmk des Verfahrens kurz zu bespreehen und einige Vor- sichtsmassregeln zur Verhiitung unangenehmer Ereignlgse an,zugeben.

Ieh betreibe seit 1864 die Anwendung der lqasendoueha mit Energie bei verschiedenen Nasen-, Rachen- und Tubenaffeetionen und beniitze dazu folgenden Apparat: Eine messingene Pumpe mit einem Kolbenrohr yon Einem Schoppen Gehalt, mit Saug- und Druekvantil hebt aus einem auf dem Boden stehenden W~sere'maer d.ureh einen dickan Kautschukschlaueh mlt Sankblei das Wasser m..l drtiekt es dureh einan 2ten in einer Curve emporgehenden Kaut- sehuksehlaueh bis zum Plafond in die HShe, wo es in ain Gefitu lguft, aus weleham dann 2 Maas Wasser 10 Fuss hoeh dutch oinen diinneren dritten Sehlaueh etwa vom Umfang einas starken Stearin- liehis herabsttirzen. Man pumpt etwa 50real mit der Hand, was ohne besonderen Kraftaufwand sehnell gesehehen ist. Am Ende des Schlauahs nun ist ein Hahnen angebraeht und vor diesem ain Ansatzl am versehiedene Endsttieke, eine plattgedriiekta Olive mit 4 Mm. waiter Miindung zur Iqasendouehe, oder einen konischen Ansatz zum Ausspritzen des Ohres oder ein l~Iutterrohr etc. aufzunehmen. Das Wasser sprimt mit soleher Kraft heraus, class der Strahl 10 Sehritte wait geht. Der Apparat liisst was Kraft und Zweckmgss;gkelt be-

~ Vergleiche die wlssenscha~che Rundschau dleses HeRe~

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tri~, Niekts zu wiinschen iibrig. Die sfiirksten Ceruminalpfrlipfo werden bei ganz geijffaetem Hahnen in wenigen ~nutQn herausge- spritzt. IAsst man fcrner dem Patientcn ein ausgesehweiftes Beeken untorhalten, wie es Wilde abbildet, mit einem Seiher als Seheide- ,wand in der Mitre, und bfingt man am Boden der iin~eren A bthei- lung des Bockens, in der das relne Spritzwasser sieh sammelt, ein kurzes Ablaufrohr mit einem etwas hngen Kautsehuksehlaueh an, welsher am untoren Ende etwas besehwert ist, und in jenen Vfasser- ein,er taucht, so flieast das reine abgeseihete Wasser wieder in diesen zuriick (wie eine gaschlossene Kettet) und man hat fort- wghrend Wasser zur VerfUgung und erspart manehe Zelt.

Eines ehronlschen Schnupfen halber (durch Sehwellung der un- teren Nasenmuscheln) wandte ich an mir selbst diesen Herbst tiiglich die Nasendouehe an. Fast naeh jeder Sitzung land ~eh bei einer Kau-, Sehluck- oder Schntiuzbewegung, dass etwas, vielleicht nur ein Tropfen Wasser in die Trommelh~hle gelangt war, wahrscheinlich in Folge meiner geriiumlgen Tubenmtindungen. Eines Tags nun als ieh gegen Abend die Nasendouehe wie sonst auch angewandt hatte, wurde ieh Abends in Gesellsehaft ganz pl~tztieh yon elner beider- seltlgen, links aber ungleich st~irkeren Taubheit befallen, so dass ieh nur ganz dumpf noch die Stimmen hiirte und kaum mehr die Worte verstand. Ieh maehte nun duzendmale den Vagsalva'sehen Versueh, den posifiven und negativen, ich neigte den Kopf stark naeh vorn gegen die reehte und linke Seite hinunter, um die Flilssigkeit in den kn~ichernen Tubenthell abfliesscn zu machen~ es half nlchts, die Ohren blieben gleiehmtissig taub.

Ich eilte sodann nach Hause, legte den Catheter an und trieb mlt meiner Pumpe (s. Arch. f. Aug.- u. Ohrenh, Band II. S. 321) bei 2 Atmosphgren mit aller for~e continulrlich und stossweise Luft in die Trommelh~ihlen; das Oehtir wurde ein wenlges freler, aber die Besserung war und blieb an diesem Tag hiichst unbedeutend.

Beim Exp. Vals. wie bei der Luftdouche butte ieh wohl das Geriiuseh des Gurgelns aber nicht das des Uebergiessens in der Trommelhiihle (s. Seite 70 des nor. Heftes). Die Schmorzen aus- serten sich ala eln etwas lgstiges Stechen verbunden mit Brausen. Das Liistlgste war mir, dass ich racine eigene Stlmme so gut wie gar nicht h~Jrte, und scheine ich auch demgem~ss geh~Jrig geschrieen zu haben. ~ Ieh legte mlch zu Bette in der Hoflnung die FlUssigkeit werde ,wtthrend der Nacht dureh die Apertur in die Zellen abflicssen~ aUoin die Ohren waren am andern Tag noch bedeutend genug ver-

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legt, und wurden erst trotz wlederholter Luftdouche am dritten Tag ganz frel, offenbar nachdem alle FlUsslgkelt resorbirt women war.

Ieh hatte sehon belm Beginn nieht sowohl die Empfindung eines p!atschernden Ger~usehes, einer Locomotion yon Fltisslgkelt in der Paukenh~hle, oder das Gefiihl elner auf dem Trommelfcll aufllegenden VCassers~ul% welche aueh sicher dureh die forcirte Luftdouche ver- sprengt worden w3tre, sondern es war mir vielmehr immer, als m ~ alles VCasser in den Fensternischen zusammengelaufen sein. Dieser Empfindung ungeaehtet konnte sich natiirlich dennoch der Boden der Trommelh~hle mlt Fl/issigkeit gefiillt haben.

Ieh hatte in den letzten Jahren vielfach gegen chroni~ehen Tu- beneatarrh Nasendouehe-Apparate den Patienten mit naeh Hause ge- geben, welehe naeh dem Princip der Seanzoni'schen Uterusdouehe

Schlaueh mit Senkblei -- construlrt waren, and aus einem aufgo- h~ingten Gef~iss hoeh yon der Deekc herab das Wasser in die Naso leiteten. Mehreren tterrn, ~elehe sich mit grosser Virtuosi~t eathe- terisirten, gab ieh ferner weite Weiehkautsehukeatheter mit~ die mit dem Sehlaueh verbunden wurden, and liess absiehtlich die l~chnabel- spitzo vor die ostia pharyngea fiihren und halten und diese energigeh douehen. Einige dersdben trlebon es lange Zeit und nle trat eia unangenehmer Zufall ein. Dieser wurde wohl verhUtet dureh enges, sehlitzf6rmiges Offemtehen der Tubenmiindung~ wie ieh es deutlieh bei der Rhinoseopie gesehen hatte, oder dutch Schwellung ihrer Wandungen. Trotzdem werde ieh reich nun in Zukunft bitten, die Douche den Patienten wieder selbst zu tiberlassen.

Ieh habe mit meiner Douche mehrere sehr hartn~,tekige Ozitnen aafitnglleh dutch Boisatz yon Carbolsaure, dann dureh kaltes Wasser alleln grUndlich and auf die Dauer geheilt, es kam wohl dann und wann etwas in die TrommelhShlen, indess stets geringe Quantitiiten, die bald resorbirt nie Bel~tlgung er~.eugtea. Ieh verdanko os viol- leieht den nun anzugebenden Cautelen.

~rir wRren wlrklleh um eln unsehRtzbares Hilfsmittel Rrmer~ wenn slch die 1~'asendouche durch 5ftere derartige UnzukSmmlich- kelten verbSte.

Ich habe an mir selbst nun ausgefunden, wle man es angreifen muss, um allen diesen zuf~tUigen abet einmal gef'~.hrlich werdenden Folgen aus dem Wege zu gehen.

1) Man fange nle eher an, als bis man ganz ruhlg athmet. Ist n~mlich die Respiration noch besehleunlgtj so kann man den A_them nlcht lange erhalten und es stellt slch dann wlederholt ein drt~ngen- des Bedttrfiaiss zu einer Schluekbewegung ein.

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2) Man drehe den Rahnen langsam auf, oder drUeke den Schlauch zusammen, dann stiirzt pI~tzlieh der ganzc Wasserstrahl hereln~ so glaubt man gar nlcht anders zu kSnnen, als glelch elve Sehllngbe- wegung zu maehen, und balm ersten Anprall kann a~l lelehtesten der Wasserstrahl die Tuba forclren und in die TrommelhShle ge- langen. Der Vorsehluss des Rachenraums dutch's Gaumensegel wird dutch den st~rksten Strahl nlcht aufgehoben, das Wasser ]auft !miner, well as nirgends einen anderen Ausweg finder, durchs andere Nasen- ]oeh ab und niemals dutch den Schlund~ dieses Letztere nur dann, und zwar augenblicklleh, sobald man wtihrend der Douche einen Nasenvocal auszuspreehen Miene maeht.

Ich lege grosses Gewieht auf d;e Anwendung elnes intensiven Strahls und gebe wenlg um einen solchen Apparat, bel dem das Wasser nur schwach durchrleselt. Ich habe rhlnoscopiseh reich oft iiberzeugt, wle fang man oft einen starken Strah! einwirken lassen muss, um Auflagerungen auf Oz~na aeschw~iren wegzuspfilen odor diese nur yon Sehleim zu relnigen.

3) Man macho wRhrend der Douche Pausen. man z~ihle z. B. laut bls 10, spRter bis 20 und drehe nun rasch zu; der Patient nimmt sleh dana !miner zusammcn, so lange mit einer Schl~ngbewegung, zu der es anfangs !miner dr~lngt~ bel often gehaltenem Mund zu warren und dann lasso man

4) denselben im :Moment wo man aufh~Jrt, das ~Nasser aus der Nasa heraussehnauben, upd raseh bei fast zugehaltener Nasa und Mund sehlueken.

Wendet man diese eigentlleh h~chst geringf'dgig schelnenden Vorsichtsmassregeln an, so warden niemals unangenehme und ver- driessllehe Fo]gen daraus entstehen.

Das Stirnkopfweh schliessllch, ~velchcs gew~hnlieh dadureh eln- tritt, dass der Strahl zu sen~echt nach oben in die Nebenh~hlen der Nase dirlglrt wird, ]¢ann vor allem dureh etwas aufgerichtete Haltung des Kopfs und horizontale des Zapfens vermleden werden, indess babe ieh dleses Symptom, wenn es geklagt wurde, !miner grund- s~tzllch ignorirt oder wenig beachtet, und stets noah gefunden, dass es in Blilde auch veto Kranken weniger beaehtet wurde and am Ende yon selbst ausblleb.