Zusammenfassung der Vorträge und Veranstaltungen · sich Verbesserungen des klinischen Status...

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„Ernährung und Medizin 2014“ Wissensupdate in der Diätetik – aktuell und patientennah 56. Bundeskongress des VDD e.V. in Kooperation mit dem Bundesverband Deutscher Ernährungsmediziner e.V. in Kooperation mit der European Federation of the Associations of Dietitians (EFAD) in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V. vom 09. bis 10. Mai 2014 im CongressPark Wolfsburg Zusammenfassung der Vorträge und Veranstaltungen i

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„Ernährung und Medizin 2014“

Wissensupdate in der Diätetik – aktuell und patientennah

56. Bundeskongress des VDD e.V.

in Kooperation mit dem Bundesverband Deutscher Ernährungsmediziner e.V.

in Kooperation mit der European Federation of the Associations of Dietitians

(EFAD)

in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V.

vom 09. bis 10. Mai 2014 im CongressPark Wolfsburg

Zusammenfassung der Vorträge und Veranstaltungeni

Fehl- und Mangelernährung in der Pädiatrie Die Auswirkung von Diäten auf Essstörungen Dr. Martina Monninger, Münster Das Risiko einer Diät bei dem Verdacht einer Nahrun gsmittelallergie Christiane Binder, Berlin Alternative Ernährungsformen - Risiken für Kinder Prof. Dr. Mathilde Kersting Forschungsinstitut für Kinderernährung, Dortmund Standard der Kinderernährung in Deutschland sind der ‚Ernährungsplan für das 1. Lebensjahr’ und die ‚Optimierte Mischkost’ für Kinder und Jugendliche. In diesen Ernährungskonzepten sind im Anschluss an die ausschließliche Milchernährung in den ersten 4-6 Lebensmonaten alle Lebensmittelgruppen in ausgewogenen Mengen enthalten. Die Empfehlungen sind durchkalkuliert und ermöglichen eine sichere Nährstoffversorgung. Die Entscheidung für eine ‚alternative’ Ernährung geht in der Regel mit alternativen Lebens-stilkonzepten einher, die z.B. aus gesundheitlichen Erwartungen oder ökologischen oder ethisch-philosophische Einstellungen gewählt werden. Kinder sind in der Regel mit betroffen. Je rigider die Lebensmittelauswahl eingeschränkt wird, umso größer sind die gesundheitlichen Risiken für das Kind. Als Alternative für nicht gestillte Säuglinge eignet sich industriell hergestellte Anfangs- und Folgenahrung. Unmodifizierte Tiermilch oder erst recht pflanzenbasierte ‚Milch’ sind aufgrund ihrer Nährstoffdefizite ungeeignet. Bei lakto-vegetarischer Ernährung (Verzicht auf Fleisch, Fisch) ist Eisen der ‚kritische’ Nähr-stoff, da auf Häm-Eisen mit guter Bioverfügbarkeit verzichtet wird. Risikogruppen für einen Eisenmangel sind Säuglinge im 2. Lebenshalbjahr und Kleinkinder (Wachstumsbedarf) sowie weibliche Jugendliche (Menstruationsverluste). Rezepte für alternative vegetarische Mahl-zeiten in den Ernährungskonzepten wurden am FKE entwickelt. Zur Beurteilung der Eisen-versorgung vegetarisch ernährter Säuglinge, Kinder und Jugendlicher unter den hiesigen Ernährungsbedingungen fehlen allerdings Daten. Bei veganer Ernährung (Verzicht auf tierische Lebensmittel) werden mehrere Nährstoffe ‚kri-tisch’ und Supplementierungen sind angezeigt: immer Vitamin B12, außerdem Vitamin D, je nach Anamnese Jod, Eisen, Protein, Calcium. Gefährdet für einen Vitamin-B12-Mangel mit (irreversiblen) neurologischen Schäden sind vor allem gestillte Säuglinge, deren Mütter sich längerfristig vegan ernährt haben (Verarmung an Vitamin B12). In der Praxis sind die Übergänge zwischen den Ernährungsformen fließend. Für die Ernäh-rungsberatung alternativ eingestellter Eltern ist es ratsam, einfühlsam auf die Einstellung der Eltern einzugehen, anhand eines Ernährungsprotokolls praktikable Vorschläge für die Le-bensmittelauswahl und ggf. Supplementierung zu erarbeiten und nach Kompromissen zu suchen. Bereits mit kleinen, aber entscheidenden Verbesserungen bei der Ernährung lassen sich Verbesserungen des klinischen Status erzielen.

Klinik- und Verpflegungsmanagement Die Qual der (Software-)Wahl - Nährwertberechnungsp rogramme in der Ernäh-rungsberatung Dr. Vivien Faustin Universitätsmedizin, Göttingen Die früher weitgehend fachspezifisch orientierte Ernährungsberatung ging davon aus, dass der Verbraucher erst durch entsprechende Wissensvermittlung sein Essverhalten ändern kann. Die Praxiserfahrung zeigt, dass eher helfende Konzepte mit einem starken Alltagsbezug den Klienten unterstützen können. Somit werden unter anderem in der Ernährungsberatung Ess- und Trinktagebücher verschiedenster Art eingesetzt, um sowohl durch die dabei ablaufende Selbstbeobachtung verhaltenstherapeutische Effekte zu erzielen, als auch die Nährstoffaufnahme analysieren zu können. Vor allem in der Diätetik spielen die Bewertung von Inhaltsstoffen oder auch die Suche nach Allergenen eine große Rolle. Wenn dies per Hand und Nachschlagewerken durchgeführt werden müsste, wäre dieser Zeitaufwand nicht zu bezahlen. Somit unterstützen Ernährungssoftwareprogramme die Arbeit von Ernährungs-beratern. Wie diese am effektivsten eingesetzt werden können bzw. welche Unterschiede zwischen den verschiedenen Versionen bestehen, ist sehr komplex. Die grundsätzlichen Funktionen liefern mittlerweile alle Programme, nur in Zusatzfunktionen bestehen oft Unterschiede. Somit kann jeder Ernährungsberater, ob angestellt oder selbstständig, ein Programm für seine Bedürfnisse finden und in der klientenzentrierten Beratung einsetzen. Die häufigsten Prog-rammfunktionen sind Berechnungs- und Erstellungsfunktionen von Rezepten, Tages- und Menüplänen, die Analyse von Inhaltsstoffen und Nährwerten einzelner Lebensmittel oder auch ganzer Protokolle (auch unter Berücksichtigung der DACH-Referenzwerte), die grafische Darstellung von Ergebnissen sowie die Eingabe klientenbezogener Daten. Die Datenbanken beruhen ausnahmslos auf dem Bundeslebensmittelschlüssel. Dennoch gibt es zwischen den Programmen Unterschiede, inwiefern z.B. Herstellerdaten oder andere Datenquellen, wie Souci-Fachmann-Kraut Analysen, mit herangezogen wurden. Die meisten Softwareprogramme unterscheiden sich in der Größe und Vielseitigkeit der Klientenverwal-tung, der statistischen Möglichkeiten, im Umfang der Beratungstexte, in der Möglichkeit von Gewichtsanalysen, in der Berücksichtigung von Aktivitätslevels, in der Angabe von Allergenen usw. Wenn jemand auf der Suche nach einem für sich geeigneten Programm ist, sollte er die Menüführung und optische Darstellung der einzelnen Funktionen testen, ob diese leicht verständlich und selbsterklärend sind. Rechte und Pflichten der Diätassistenten Kerstin Hain, Neumünster

Rechte und Pflichten der Diätassistenten

Einzelne Schwerpunkte der Beratungstätigkeit für Di ätassistenten über den Verband im Jahr 2013

Der Vortrag beinhaltet einzelne Schwerpunkte in Bezug auf auftretende rechtliche Fragestellungen bei Diätassistenten. Hierbei werden die mir in der Beratungspraxis im letzten Jahr wiederholt genannten Problemfelder aus dem Tätigkeitsbereich als angestellte Arbeitnehmer und als Selbstständige unter Bildung einzelner Schwerpunkte geschildert.

I. Rechte und Pflichten als Arbeitnehmer

1. Nebenbeschäftigung Ist eine Nebenbeschäftigung möglich und was ist zu beachten?

2. Nebenpflichten des Arbeitnehmers aus dem Arbeits vertrag Welche Pflichten bestehen in Bezug auf Verschwiegenheit und Schutz des Arbeitgebereigentums?

3. Folge bei Verletzung der Pflichten durch den Arb eitnehmer Welche Folgen können Pflichtverletzungen haben? Abmahnung oder Kündigung?

4. Abteilungswechsel/Outsourcing Kann der Arbeitgeber den Arbeitnehmer ohne dessen Zustimmung in eine andere Abteilung versetzen?

5. Teilzeit (insbes. Bei Rückkehr aus dem Erziehung surlaub) Wann und wie kann eine Verringerung der Arbeitszeit verlangt werden?

6. Aufhebungsvertrag/Abwicklungsvertrag Was ist besonders zu beachten? Probleme bei der Agentur für Arbeit?

7. Kündigung Was muss der Arbeitnehmer bei einer Kündigung besonders beachten?

8. Arbeitszeugnis Welchen Inhalt sollte ein Zeugnis haben? Welche geheimen Klauseln gibt es?

II. Rechte und Pflichten als Selbstständiger

1. Ordnungsgemäßes Forderungsmanagement

Alles über Mahnung, Fristsetzung, Zinsen und gerichtliches Verfahren

2. Ausfallhonorar bei Nichterscheinen

Kann eine Gebühr bei Nichterscheinen bzw. nicht rechtzeitiger Absage erhoben werden und wenn ja, wie?

3. Urheberrechtsverletzung

Welche Bilder und Texte dürfen wie verwendet werden?

Allergenmanagement – fit für den 13. Dezember 2014? Ingeborg Vogel Quant Qualitätssicherung GmbH, Fulda Menschen, die an Unverträglichkeiten oder Allergien leiden, wünschen sich verlässliche In-formationen über die Zusammensetzung von Lebensmitteln. Nicht vorverpackte Lebensmittel werden in der neuen Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV) VO (EU) Nr. 1169/2011 vom 25.10.2011 dabei als Hauptauslöser von Lebensmittelallergien gewertet. Deshalb „sollten die Verbraucher Informationen über potenzielle Allergene immer erhalten“. Bislang mussten gemäß Lebensmittelkennzeichnungsverordnung (LMKV) die im Anhang II der LMIV aufgeführten 14 häufigsten Stoffe oder Erzeugnisse, die Allergien oder Unverträg-lichkeiten auslösen, nur auf Fertigpackungen gekennzeichnet werden. Diese Informationen müssen dem Verbraucher ab dem 13.12.2014 nun auch bei nicht vorverpackten Lebensmitteln zur Verfügung gestellt werden. Die Umsetzung und somit Auslegung der Verordnung zur Kennzeichnung von loser Ware wird den einzelnen Mitgliedsstaaten überlassen. Die Prüfung, ob und welche Regelungen in Deutschland erlassen werden sollten, ist noch nicht abgeschlossen. Nach den Vorstellungen der EU-Kommission ist es aber nicht möglich, den Verbraucher lediglich auf Nachfrage hin, also mündlich, zu informieren.

Schon jetzt obliegt neben der Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung vor allem den Kliniken eine besondere Verantwortung, ihre Patienten sicher zu verpflegen, wenn sie an Allergien oder Unverträglichkeiten leiden. Werden diese Speisen bisher meist gesondert für einen überschaubaren Personenkreis hergestellt, müssen in Zukunft alle Verpflegungsteil-nehmer bei der Essensplanung und -zubereitung berücksichtigt werden. Für alle muss er-kennbar sein, ob sich eines der 14 häufigsten Allergene in der Speisenauswahl befindet. Dies erfordert ein funktionierendes und effizientes Allergenmanagement, welches alle Pro-duktionsprozesse einschließt. Ziel ist die Reduktion und Beherrschung des allergenes Risikos mit Hilfe von geeigneten Maßnahmen sowie die Erleichterung der Speisenauswahl für alle Verpflegungsteilnehmer. Zu Beginn steht die Identifikation der Allergie und Unverträglichkeiten auslösenden Stoffe. Als nächstes: Welche Lebensmittel werden im Betrieb verarbeitet? Und wie kann eine Datensammlung aufgebaut und sinnvoll regelmäßig aktualisiert werden? Neben der Einkaufs- und Lieferantenkontrolle sollten auch die Warenströme, die Lagerbedingungen und die Zubereitungsprozesse bis zur Ausgabe betrachtet und in die Gefahrenanalyse des HACCP-Konzeptes eingebunden werden. Sind beispielsweise Rezepturen vorhanden und werden diese auch eingehalten? Eine weitere Frage ist: Wie können alle Mitarbeiter motiviert und sensibilisiert werden? Zum Stichtag am 13.12.2014 sollten alle Verpflegungsbetriebe die verbleibende Zeit genutzt und die Bedingungen im Betrieb geprüft haben, um neben der Erfüllung der gesetzlichen Anforderungen auch bei den Verpflegungsteilnehmern mit einer verlässlichen Kennzeichnung punkten zu können. Codierung Dr. Peter Lütkes, Essen Erfahrungsbericht und Projektbeschreibung zum Thema Screening Mangeler-nährung und Codierung im klinischen Alltag am Beisp iel onkologischer Patien-ten Birgit Tollkühn-Prott, Aachen

Parkinson Patienten-Förderung von Teilhabe und Lebensqualität durch effektive Zusammenarbeit der Gesundheitsberufe Parkinson – Lebensqualität durch interdisziplinäre Zusammenarbeit sichern aus der Sicht eines Arztes Dr. Jäger St. Vinzenz-Hospital, Dinslaken Neurologische Erkrankungen wie Parkinson Syndrom können über zahlreiche Symptome zu Einschränkungen von Aktivitäten des Alltags führen. Insbesondere Schluckstörungen mit vielfältigen Sekundärkomplikationen sind mit teilweise schweren Beeinträchtigungen von Lebensqualität, Aktivitäten und Teilhabe assoziiert. Ein Beispiel sind Mangelernährung und Austrocknung mit weiteren Folgen wie verminderte Immunkompetenz. Sich Verschlucken und Husten beim Essen und Trinken kann zu Angst, Vermeidung, Scham, sozialem Rückzug und Vereinsamung führen. Zusätzlich kann inadä-quate Diätanpassung bei Schluckstörungen zu verminderter Flüssigkeits- und Nährstoffauf-nahme mit Gefahr von Mangelernährung und Austrocknung führen. Appetitmangel, Beein-trächtigung von Feinmotorik, verminderte Eigenwahrnehmung bei allmählich progredientem Krankheitsverlauf sind weitere Risikofaktoren in diesem Themenfeld. Eine weitere Problematik liegt im Bereich der Aspiration mit erhöhter Morbidität und Mortalität durch erhöhtes Risiko von Bolustod und Aspirationspneumonie. Angesichts dieser Komplexität von Organerkrankung in Verbindung mit Beeinträchtigungen von Körperfunktionen, Aktivitäten und Teilhabe kann nur ein teamorientierter Ansatz in Diag-nostik, Aufklärung, Beratung und gezielter, differenzierter Therapie zu Verminderung von Komplikationen sowie zum Erhalt bzw. Verbesserung von Lebensqualität beitragen. Verschiedene Berufsgruppen wie Logopädie/Sprachtherapie und Diätassistenten mit ihren jeweiligen Kernkompetenzen tragen wesentlich zu ganzheitlichen Behandlungserfolgen bei. Zusammenarbeit und Kommunikation sind von entscheidender Bedeutung. Evidenzbasierte Aussagen zum Thema Dysphagie, Ernährung, Funktionalität und Lebensqualität finden sich in aktuellen nationalen und internationalen Leitlinien und werden zusammenführend darge-stellt. Parkinson – Lebensqualität durch interdisziplinäre Zusammenarbeit sichern aus der Sicht einer Logopädin Olessja Koschellnik Neurologische Rehabilitationsklinik, Beelitz-Heilstätten Aktuellen Zahlen zufolge sind in Deutschland ca. 350.000 Menschen am Parkinsonsyndrom erkrankt. Jährlich kommt es zu ca. 13.000 Neuerkrankungen. Ein häufiges Symptom des Parkinsonsyndroms ist die Dysphagie. Bei 50 % der am idiopathischen Parkinson-Syndrom Erkrankten tritt die Dysphagie als Spätsymptom auf. Weitaus häufiger tritt bei den sogenannten atypischen Parkinsonsyndromen wie der Multisystematrophie (MSA) und der supranukleären Blickparese (PSP) eine neurogene Schluckstörung als Frühsymptom auf.

Als neurogene Dysphagie bezeichnet man erworbene Schluckstörungen, die aufgrund eines neurologischen Ereignisses eintreten oder mit einer neurologisch progredienten Erkrankung wie dem Morbus Parkinson, der MSA, der PSP, der ALS und anderen einhergehen. Dabei treten eine Beeinträchtigung der am Schluckvorgang beteiligten Strukturen und deren Funktionen auf. Dysphagien können lebensbedrohlich sein und mindern die Lebensqualität erheblich.

Der Schluckvorgang an sich wird in drei Phasen eingeteilt – die orale, die pharyngeale und die ösophageale Phase. Bei Patienten mit einem idiopathischen Parkinsonsyndrom sind hauptsächlich die präorale und die orale Phase betroffen. In Abhängigkeit vom Rigor-, Tremor- oder Akinese-dominierten Typ leiden die Patienten an einem oft komplexen Muster oraler Dysfunktionen wie z.B. einer Kaufunktionseinschränkung, einem prolongierten Bolustransport

mit in den Wangentaschen verbleibenden Nahrungsresten, einer Schluckreflexverzögerung, einer reduzierten Speichelschluckfrequenz und einer hohen prädeglutitiven Aspirationsgefahr. aufgrund eines vorzeitigen Leakings. Bei Patienten mit einem atypischen Parkinsonsyndrom treten aufgrund bestehender Apraxien und ausgeprägter Koordinationsprobleme vermehrt Beeinträchtigungen in der pharyngealen Phase auf. Dysphagien treten bei Parkinsonpatienten häufig fluktuierend auf und sind tagesformabhängig.

Logopädische Therapieziele und Therapiemethoden sind nicht nur eine kausale, kompensatorisch adaptive und diätetische Therapie, sondern auch die Prävention von Dehydration, Malnutration, Aspiration, Aspirationspneumonien sowie Abhängigkeit von Sondenernährung. Kausale Therapiemethoden in der Logopädie beschäftigen sich nicht nur mit der Verbesserung der oralen Funktionseinschränkungen durch basale Maßnahmen wie Sensibilitäts- und Wahrnehmungstraining, sondern auch mit Mobilisationstechniken und autonomen Bewegungsübungen für das oro-faziale System. Kompensatorisch-adaptive Maßnahmen beschäftigen sich mit ganzkörperlichen Haltungsveränderungen, Schlucktechniken und mit störungsspezifischen Schluckmodi. Adaptiv-diätetische Maßnahmen werden in Abhängigkeit zur bestehenden Symptomatik durch Anpassung der Nahrungsmittelkonsistenz, der Viskosität und Temperatur sowie durch Hilfsmittel und gezielte Positionierung und Geschmacksausrichtung ergriffen. Hierbei ist eine enge Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen wie Physiotherapie, Ergotherapie und Diätassistenz unabdingbar.

Parkinson – Lebensqualität durch interdisziplinäre Zusammenarbeit sichern aus der Sicht einer Diätassistentin Jeannette Obereisenbuchner Neurologische Rehabilitationsklinik, Beelitz-Heilstätten Die Zahl der an Parkinson erkrankten Menschen liegt in Deutschland bei 100 – 200 pro 100.000 Einwohnern und steigt ab dem 65 Lebensjahr sprunghaft auf 1800 pro 100.000 Einwohner an. Die Erkrankung zählt zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen mit einer perspektivisch deutlichen Zunahme. Die Parkinsonerkrankung ist eine fortschreitende Erkrankung, die für den Betroffenen und seine Angehörigen einen deutlichen Verlust an Le-bensqualität in allen Bereichen seines Lebens darstellt. Die frühe Diagnostik und rationale Behandlungsmaßnahmen zielen vornehmlich auf den Erhalt der Lebensqualität ab. Eine Prävention mit einer Diät oder ausgesuchten Lebensmitteln gibt es nach aktueller und wissenschaftlich fundierter Datenlage nicht. Ob Koffein oder Vitamin B6 eine präventive und therapeutische Option darstellen, bleibt abzuwarten. Isolierte Darstellungen einer Begünsti-gung der Erkrankung durch oxidativem Stress, z.B. durch eine eisen- und manganreiche Ernährung, bleiben kritisch zu werten, ebenso die Empfehlung des erhöhten Verzehrs von Nachtschattengewächsen (Paprika, Tomaten, Chili und Aubergine), um sich vor Parkinson zu schützen. Frühsymptome gibt es lange (5 - 10 Jahre) vor der Diagnosestellung. Die „prämotorische Phase“ geht mit einer Verminderung oder gar dem Verlust des Geruchssinns, einer gestörten Motilität des Larynx, Pharynx, Gastrointestinaltraktes, Obstipation, Gewichtsverlust und ve-getativen Dysregulationen einher. Hier verdichtet sich die Hypothese von Braak. Demnach startet die Neurodegeneration bei M. Parkinson im dorsalen motorischen Nukleus des N. vagus in der Medulla oblongata und Bulbus olfaktorius und steigt in der Folge zur Substantia nigra bis zum Kortex auf. Braak definierte sechs Stadien, wobei im Rahmen der ersten drei die Substantia nigra gar nicht involviert ist. Bei Diagnosestellung wird umgehend die parkinsonspezifische medikamentöse Therapie eingeleitet. Im Rahmen des Krankheitsgeschehens und medikamentöser Einflüsse erlebt der Patient Veränderungen seiner Psyche, Kognition, Verdauung, Schluckmotorik, seines Ess-verhaltens, Bewegungsvermögens oder -musters. Er leidet häufig unter nächtlichen Schlaf-störungen und Tagesmüdigkeit. Die Diättherapie ist daher ein sehr komplex aufgebautes und individuell ausgerichtetes The-rapiekonstrukt. Es gilt, den Gewichtverlauf zu kontrollieren und je nach Energie- und Nähr-stoffzufuhr den Bedarf den Erfordernissen anzupassen. Der Patient braucht eine ballaststoff-reiche Ernährung und ausreichend Flüssigkeit. Das Mahlzeitenvolumen, Lebensmittelauswahl

und die Mahlzeitenfrequenz muss der GI- Funktionalität angepasst und kompatibel mit der Einnahme von Levodopa-Medikamenten gestaltet werden. Hier sind die zeitliche Abfolge in der Einnahme des Präparates und der nachfolgenden Mahlzeit hinsichtlich ihrer Zusam-mensetzung insbesondere der Eiweißmenge, Portion und Zubereitung zu beachten. Die ei-weißadaptierte Mahlzeitengestaltung ist eine Eiweiß–Umverteilungsmaßnahme im Rahmen der Levodopa-Medikation und auf keinen Fall mit einer eiweißarmen Diät zu verwechseln. Der Parkinsonpatient ist häufig von einer Mangelernährung und nachfolgenden Komplikatio-nen betroffen. Das zeigt sich vor allem bei den dysphagischen Patienten: durch reduzierten Antrieb und Appetit, erhöhte Anstrengung und Zeitaufwand beim Essen, vorzeitiger Ermüdung und Sättigung bei einer Mahlzeit und Notwendigkeit einer veränderten Speisenkonsistenz. Ausgehend von einer Prävalenz parkinsonbedingter Dysphagie von 50 – 81%, die sich als Frühsymptom, in den Frühphasen der Erkrankung oder als Spätsymptom zeigen kann, liegt ein besonderer Focus auf der konsistenzdefinierten Mahlzeitengestaltung, die Getränke und auch Mischkonsistenzen einschließt. Dysphagische Patienten haben ein erhöhtes Risiko für die stille Aspiration ohne offenkundige klinische Zeichen oder Symptome. Primär sind dafür spezialisierte Logopäden notwendig und für die Arbeit der Diätassistenz obligat. Nur ein mutidisziplinäres Therapiekonzept ist die Grundlage für die erfolgreiche Behandlung von Parkinsonpatienten.

Dyslipidämie in Deutschland: Aktuelle Daten und Update Ernährungstherapie Wie gesund sind die Deutschen?) Aktuelle Ergebnisse der DEGS-Studie Prof. Dr. Heike Englert, Münster Möglichkeiten und Grenzen der Ernährungsprävention Dr. Birgit Zyriax, Hamburg-Eppendorf Update Diättherapie bei Dyslipidämie Susanne Kupczyk, Berlin

Gemeinsame Projekte von VDD und BDEM

DOC WEIGHT® Multimodales Therapieprogramm zur Gewichtsreduktion bei Adipositas Grad II und Grad III zur Regel- Anwendung in Schwerpunktpraxen für Ernährungsmedizin BDEM

Dr. Patricia Haberl, München Dr. Birgit Schilling-Maßmann Mario Hellbardt

Eine erfolgreiche Therapie der Adipositas und adipositas-assoziierter Krankheiten erfordert eine langfristige, hochqualifizierte interdisziplinäre Betreuung in Gruppen. Die Durchführung in zertifizierten Schwerpunktpraxen sichert eine hohe Struktur- und Prozessqualität und er-möglicht eine Anerkennung als Verfahren der Patientenschulung nach §43.1 Nr.2 SGB V. Das Programm wird durch eine wissenschaftliche Evaluation begleitet. Methodik: Der Bundesverband Deutscher Ernährungsmediziner BDEM hat in Zusammenarbeit mit dem VDD ein Therapieprogramm für adipöse Erwachsene mit einem BMI ab 40 kg/m2 oder ab BMI 35 kg/m2 mit Begleiterkrankungen entwickelt. Das einjährige Therapieprogramm wird unter ernährungsmedizinischer Leitung von einem qualifizierten, interdisziplinär arbeitenden Therapeutenteam im Gruppensetting mit 8 bis 12 Teilnehmern durchgeführt. Ziel ist es, eine moderate Gewichtsreduktion von 5 bis 10 % des Ausgangsgewichts langfristig zu stabilisieren. Die Anbindung an die Schwerpunktpraxen für Ernährungsmedizin BDEM stellt für diese Zielerreichung eine sinnvolle Unterstützung dar. DOC WEIGHT® besteht aus den vier Therapiebausteinen Ernährungstraining, Verhaltens-training, Bewegungstraining und medizinische Begleitung. Dabei sollen den Patienten im Wesentlichen die folgenden Fähigkeiten vermittelt werden:

• Vermittlung von spezifischem Krankheits- und Behandlungswissen • Ermöglichung eines besseren Krankheitsselbstmanagements sowie Reduzierung von

Begleiterkrankungen und Risikofaktoren • Erhöhung der Lebensqualität durch dauerhafte Gewichtsreduktion • Aufbau einer positiven Einstellung zur Bewältigung der Adipositas • Förderung der Eigenverantwortlichkeit im Umgang mit dem eigenen Körper durch An-

leitung zur langfristigen Änderung der Lebensgewohnheiten • Erwerb sozialer Kompetenzen sowie Mobilisierung sozialer Unterstützung • Langfristige praktische Anleitung zur Verhaltensänderung hinsichtlich Bewegung und

Ernährung • Sensibilisierung der Körperwahrnehmung • Maßnahmen zur Rückfallprophylaxe durch Aufbau einer gesundheitsförderlichen Le-

bensweise sowie zur Vermeidung von spezifischen Auslösern und Verhaltensmustern in Krisensituationen.

Qualitätssicherung:

• Zertifizierte Einrichtung (BDEM); Therapie gemäß den wissenschaftlich anerkannten Leitlinien (DAG; DGE)

• Internes Qualitätsmanagement: Schulungscurriculum, Teilnehmerunterlagen, Doku-mentationsunterlagen, standardisierte Fragebögen, Train-the-trainer-Seminar vor Li-zenzerwerb erforderlich

• Externes Qualitätsmanagement: gesicherte themenbezogene Fortbildung; Datenmanagement, wissenschaftliche Auswertung seitens des Bundesverbandes Deutscher Ernährungsmediziner e.V. durch Einsatz einer online-basierten Behand-lungsdokumentation und durch Kooperation mit universitären Zentren.

Deutsches Netzwerk Adipositas (D.N.A.) Doris Steinkamp, Krefeld b.m.i.-Zirkel Ute Stille Praxis Dr. med. Klaus Winckler, Frankfurt Der b.m.i. Zirkel (b.m.i. steht für bariatrisch, multimodal, interdisziplinär) dient als standardi-siertes interdisziplinäres Informationsprogramm für Menschen, die bereits eine Zusage für eine bariatrische Operation haben, d.h., die bereits an einem sog. Multimodalen Konzept (MMK) teilgenommen haben. Es handelt sich um ein Programm mit 7 in sich abgeschlossenen Modulen. Die Kursinhalte bauen also nicht aufeinander auf, deshalb ist auch die Reihenfolge der Module frei wählbar. Sie wurden von den Experten aus den einzelnen Fachbereichen gemeinsam entwickelt. Jedes Modul dauert 90 Minuten und sollte in zweiwöchigem Abstand angeboten werden, sodass sich eine Dauer von ca. 3 Monaten ergibt. Es gibt 5 Schwerpunktthemenbereiche: Medizin, Chirurgie, Ernährung, Verhalten und unterstützende Einrichtungen. Medizin: „Wohin die Reise geht“ Es werden Vorteile, aber auch Komplikationen und Beschwerden einer bariatrischen Opera-tion aufgezeigt und die Wichtigkeit der Nachsorge erklärt. Chirurgie: „Unterm Messer“ Es werden die Operationsmöglichkeiten Schlauchmagen und Magenbypass erklärt. Außer-dem wird aufgezeigt, welche Voraussetzungen und welche Grenzen es für eine bariatrische Operation gibt. Ernährung: „Von flüssig zu fest“, „Lebenslang genießen“ und ein Teil von „Trainingslager Essverhalten“ Es geht sowohl um die Ernährungsweise kurz vor und kurz nach einem operativen Eingriff, als auch um die schrittweise Herangehensweise zu einer Dauerernährung und um das Ein-üben neuer Essverhaltensmaßnahmen. Gerade in dieser Einheit sind praktische Übungen mit eingebaut. Verhalten: „Mutprobe Selbstfürsorge“, „Wir sind nicht allein“, ein Teil von „Trainingslager Essverhalten“ Hier liegt der Schwerpunkt auf der Notwendigkeit des veränderten Verhaltens nach der OP. Es geht darum, verschiedene Verhaltensweisen zu erkennen und neue Strategien zu entwi-ckeln, um neue Verhaltensweisen einüben zu können. Unterstützende Einrichtungen: „Wir sind nicht allein“ In dieser Einheit hat ein Betroffener aus einer Selbsthilfegruppe Gelegenheit, von eigenen Erfahrungen zu berichten. Es gibt die Möglichkeit, Fragen zu stellen, seine Sorgen rund um die OP auszudrücken und hilfreiche Adressen zu bekommen. Der b.m.i Zirkel stellt also keine zusätzliche Hürde auf dem Weg zu einer OP-Genehmigung dar, sondern dient als Erleichterung für die Zeit nach der bariatrischen Operation.

Die Schwerpunktpraxis Ernährungsmedizin Adipositas und Diabetes mellitus in der Schwerpunkt praxis Dr. Christian Malcharzik, Hannover Die Sicht der Diätassistentin Ilse Horman Diabetes am Kröpcke, Hannover Der Vortrag gibt eine Zusammenfassung der erweiterten Möglichkeiten 1 EMSSP+1 DSPP unter einem Dach. So können Menschen mit DM Typ 1+ Typ 2 und Adipositas mit multimo-dalen Programmen betreut werden. Somit steht uns für Typ 2 das DW Programm/INA zur Verfügung und für Typ 1 das von mir in einer Hausarbeit (Z- Kurs Adipositas 2009/10) erstellte Schulungsprogramm: „Prävention und Adipositastherapie bei erwachsenen Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1 unter Beachtung der Insulintherapie“ Die vorliegende Hausarbeit stellt die oben benannte Thematik in vier Bausteinen dar: Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie sowie diabetologische Einheiten. Der Start ist bewusst in den Frühling gelegt. So ist es den oftmals schon betrübt gestimmten Menschen leichter, sich etwas Neuem zu öffnen. Die Ernährungstherapie beinhaltet acht Einheiten, die sowohl die Theorie als auch die Praxis in Form von Produkttraining bei Supermarkt- oder Wochenmarktbesuch als auch das Kochen beinhaltet. Die Bewegungstherapie ist mit „Bewegung neu erleben“ (BEL) als zehnminütige Einheit in den Ernährungsstunden implementiert. Ebenso werden 2 Mal Nordic Walking je 90 Minuten in den Monaten April und Mai praktiziert. Die Verhaltenstherapie wird im Juli als 120-Minuten-Block angeboten. Möglichkeiten des Krisenmanagementes bei Rückfall in alte Essgewohnheiten werden erar-beitet. Neue Belohnungsstrategien werden aufgezeigt. Diabetologisch wird 2x der Diabetologe und 2x eine diabetologische Schulungseinheit angeboten. In den Schulungseinheiten geht es um folgende Themen: Körperliche Bewegung, Gewichtsverlust und Insulindosisanpassung, Stoffwechselentgleisung. Die sechsmonatige Intensivintervention endet mit der Einladung, sich in dieser Gruppenzusammensetzung in einem halben Jahr wieder zu treffen und dann auch einen erneuten Termin nach einem halben Jahr zu vereinbaren. Des Weiteren wird anhand von 2 Fallbeispiele auf die Thematik der Ernährungs- und Diabetesschwerpunktpraxis unter einem Dach eingegangen. Ernährungsprävention in der Schwerpunktpraxis Dr. Thomas Kauth Kinder- und Jugendarztpraxis, Schwerpunktpraxis Ernährungsmedizin (BDEM), Ludwigsburg Die Ernährungssituation während der Schwangerschaft und im frühen Säuglingsalter hat einen dauerhaften, prägenden Einfluss auf die spätere Entstehung von Übergewicht, Typ 2-Diabetes und hiermit assoziierten kardiovaskulären Erkrankungen (frühe kindliche Prägung oder auch perinatale Programmierung; Ernährungsbericht 2008 der Deutschen Gesellschaft für Ernährung). Durch die hohe Akzeptanz und hohe Teilnahmequote sind die Vorsorgeuntersuchungen beim Kinder- und Jugendarzt und beim Frauenarzt eine ideale Möglichkeit, flächendeckend (frühkindliche) Präventionsmaßnahmen zu implementieren. Dies betrifft auch die Möglichkeit, Kinder, Jugendliche und deren Eltern für eine ausgewogene Ernährung (optimierte Mischkost; Optimix; www.fke-do.de) und einen körperlich aktiven Lebensstil zu motivieren. In den letzten beiden Jahren wurden durch das Netzwerk Junge Familie des aid und durch die Plattform Ernährung und Bewegung (peb) im Rahmen von INFORM neue Materialien für die Beratung der jungen Familien in den Kinder- und Jugendarztpraxen, den Frauenarztpraxen und durch Hebammen zur Steigerung der körperlichen Aktivität und zur Verbesserung des Ernährungsverhaltens von jungen Müttern/jungen Familien und ihrer Kinder entwickelt. Das peb-Modellprojekt „9+12 - Gemeinsam gesund“ in der Schwangerschaft und im ersten Lebensjahr unterstützt (werdende) Eltern bei der Umsetzung eines gesunden Lebensstils

(http://www.pebonline.de/9plus12.html). Dafür wird eine Erweiterung der Vorsorgeuntersu-chungen in der Schwangerschaft und im ersten Lebensjahr durch Gynäkologen, Hebammen und Pädiater genutzt. Diese Untersuchungen werden durch präventive Beratungen zu den Themen Ernährung und Bewegung ergänzt. Hierbei werden einheitliche, widerspruchsfreie Botschaften zur Ernährung und Bewegung im Rahmen der persönlichen Beratungen durch Frauenärzte, Hebammen und Kinder- und Jugendärzte direkt an die Eltern weitergegeben. Präventions-Checklisten dienen der Dokumentation des Ernährungs- und Bewegungsver-haltens. Werden Abweichungen von dem gewünschten Verhalten festgestellt, wird in dem persönlichen Gespräch eine Lösung und Verbesserung besprochen. Hierzu werden bei Bedarf Bewegungsangebote oder auch Ernährungsberatungsangebote oder entsprechende Kurse vor Ort empfohlen. Die Evaluation von 9+12 zeigt, dass diese Beratungen zu den gewünschten Verbesserungen im Ernährungs- und Bewegungsverhalten bei Müttern und Kindern führen. Dadurch wird eine wichtige frühkindliche Basis für ein gesundes Aufwachsen erreicht. Die Schwerpunktpraxis Ernährungsmedizin BDEM ist für diese präventiven Beratungen durch ihren interdisziplinären Ansatz besonders geeignet.

Wenn junge CF-Patienten erwachsen werden Transition Dr. Martin Claßen, Bremen Spezielle Herausforderungen: DIOS, Diabetes mellitu s bei CF, Lungentrans-plantation Bärbel Palm Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Homburg/Saar Beim distalen intestinalen Obstruktionssyndrom (DIOS), früher Mekonium-Ileus-Äquivalent genannt, handelt es sich um eine Stuhlobstruktion im Ileocoecalbereich. Ab dem zweiten Lebensjahrzehnt sind ca. 15 % der Patienten betroffen. Der DIOS tritt fast ausschließlich bei pankreasinsuffizienten Patienten auf. Es kommt zu einer Verlegung des Ileum/Zökum durch zähe Stuhlmassen. Man unterscheidet den akuten DIOS von einer chronischen Verlaufsform. Ursachen sind eine unzureichende Enzymsubstitution, der fehlende epitheliale Schleim, eine verlängerte Passagezeit, eine gestörte Darmmotorik und eine unzureichende Hydration. Beim akuten DIOS wird der Darm mit bilanzierten Elektrolyten gespült. Eine Operation erfolgt nur bei einem kompletten Ileus. Beim chronischen DIOS gilt es, die Enzymsubstitution sowie die Ernährung (mehr Flüssigkeit und Ballaststoffe) beim Patienten zu optimieren. Der mukoviszidoseassoziierte Diabetes oder CFRD (CF related Diabetes) wird von der WHO als Typ 3c klassifiziert. Er unterscheidet sich hinsichtlich der Behandlung deutlich von anderen Diabetestypen (Typ 1 oder 2). Bereits zwei Jahre vor Diagnosestellung verschlechtern sich das Körpergewicht und die Lungenfunktion der Patienten. Wird der CRFD nicht frühzeitig und aggressiv behandelt, ist die Überlebenszeit – vor allem bei Frauen – deutlich reduziert. In Abhängigkeit vom Körpergewicht benötigen die Patienten häufig eine energie-, fett- und eiweißreiche Ernährung. Kochsalz darf bei CFRD nicht eingeschränkt werden – im Gegenteil: bei Hitze, Fieber oder sportlichen Aktivitäten benötigen die Patienten zusätzlich Salz. Die nächtliche Ernährung über PEG ist häufig – auch bei normalen OGTT-Befunden – mit hohen Blutglucosewerten assoziiert. Daher sollte die Blutglucoseregulation unter Sondierung kontrolliert werden. Werden die Enzyme nicht bedarfsangepasst eingenommen, kann es zu Hypoglykämien kommen. Patienten mit CFRD benötigen eine individuelle Schulung. Die häufig auftretenden Lungeninfektionen bei Mukoviszidose führen zu einer zunehmenden Zerstörung des Lungengewebes. Eine Lungentransplantation (LTx) ist hierbei unter be-stimmten Voraussetzungen die einzige Überlebensoption. Die 5-Jahresüberlebensrate nach einer LTx beträgt derzeit etwa 50-70 Prozent. Studien belegen eine reduzierte Überlebensrate bei mangelernährten Patienten. Wenn der Ernährungszustand unbefriedigend ist, kann in Vorbereitung auf die Transplantation eine PEG gelegt werden. Bei Vorliegen eines CFRD ist es erforderlich, die Blutglucosewerte zu optimieren. Ein schlecht eingestellter Diabetes mellitus erhöht die Abstoßungsgefahr der transplantierten Lunge. Nach einer erfolgreichen LTx können verschiedene Komplikationen oder Komorbiditäten die Behandlung erschweren und eine spezielle Diättherapie erforderlich machen. Hierzu zählen u. a. Fettstoffwechselstörungen, ösophagealer Reflux, Osteoporose und Nierenfunktionsstörungen. Aufgrund der eingeschränkten Immunsituation ist auf eine gute Hygiene zu achten. Ernährungsempfehlungen in der Schwangerschaft und b ei Osteoporose Christiane Binder Helios-Klinikum Emil v. Behring, Kinderklinik Heckeshorn, Berlin Haben 20% der gesunden Schwangeren das Problem, ein normales Körpergewicht zu errei-chen, weil sie übergewichtig sind, so liegt das Hauptproblem bei Schwangeren mit CF im bestehenden Untergewicht und der Notwendigkeit, einen BMI über 20 zu erreichen. So ist bereits bei dem Wunsch nach einer Schwangerschaft das Erreichen des Normalgewichtes anzustreben. Der Ernährungszustand verschlechtert sich ohne eine Erhöhung der Energie-zufuhr um z.T. bis zu 50%. Das rasche Wachstum und die Entwicklung des Kindes stellen

besondere Anforderungen an die Nährstoffversorgung dar. Aber auch die Zufuhr von be-stimmten Vitaminen und Mineralstoffen sollte erhöht werden. Dies betrifft auch vor einer Schwangerschaft die medikamentöse Zufuhr von Folsäure. Das Risiko einer Schwangeren mit CF einen Gestationsdiabetes zu entwickeln, liegt bei 20-40%. Engmaschige Blutzuckerkontrollen und der sofortige Einsatz von Insulin sind beim Auftreten eines Gestationsdiabetes besonders wichtig. Das dritte Problem, dass bei Schwangeren mit CF häufig besteht, ist der Gastrointestinale Reflux sowie eine Obstipation. Auf eine Erhöhung der Flüssigkeitsmengen und der Ballast-stoffe sollte daher besonders geachtet werden. Auch bei einer Schwangeren mit CF trifft die Aussage des „Essens für Zwei“ nicht zu, da es sich doch um eine gezielte Nahrungsmittelauswahl handeln sollte. Ernährungsempfehlungen bei Osteoporose und CF Die Osteoporose tritt bei Menschen mit CF häufiger auf als bei gesunden Erwachsenen. Ein Drittel der Patienten mit CF sind davon betroffen. Da bei 90% der Patienten mit CF eine Pankreasinsuffizienz besteht, kommt es zu einem Vitaminmangel insbesondere der fettlösli-chen Vitamine D und K. Diese Vitamine sind wiederum besonders wichtig für den Knochen-aufbau in der Kombination mit Kalzium. Durch die Inappetenz und die Pankreasinsuffizienz dieser Patienten kommt es zu einem Eiweiß/Kalzium- und Magnesiummangel. Magnesium und Kalzium verstärkten jedoch die Knochenmineralisation. Ein Mangel dieser Mineralstoffe kann somit die Osteoporose fördern. Ein erhöhtes Risiko für eine Osteoporose haben Patienten mit CF, die als Zweiterkrankung einen Diabetes mellitus entwickelt haben. Die erhöhten Blutzuckerwerte begünstigen eine Osteoporose zusätzlich. Auch eine geringere körperliche Bewegung bedingt durch die ein-geschränkte Lungenkapazität führt zu einem Knochenabbau. Schließlich können auch be-stimmte Medikamente, wie Kortisonpräparate, die bei CF-Patienten vermehrt eingesetzt wer-den, zu Schädigungen in der Knochenstruktur führen. So ist eine gezielte Nahrungsmittelauswahl, eine gut eingestellte Enzymsubstitution kombiniert mit einer bedarfsangepassten Ernährung bei CF zur Vorbeugung einer Osteoporose besonders wichtig. Eine Ernährungsberatung und langfristige Betreuung durch eine CF-geschulte Ernährungs-fachkraft ist daher bei Patienten mit CF unerlässlich.

Betriebliches Gesundheitsmanagement Betriebliches Gesundheitsmanagement: Luxus oder ech ter Bedarf? Dr. Ingo Weinreich (in Kooperation mit dem BBGM e.V.), Leipzig Betriebliches Gesundheitsmanagement im Kontext gesu ndheitsförderlichen Handelns im Job – wo finden sich Diätassistenten wi eder? Birgit Blumenschein, Münster – siehe PDF-Datei Betriebliche Gesundheitsförderung: Selbstfürsorge – als Vorbild voran! Karima Stockmann Lebensfreude-heute e.K., München Schon lange haben DiätassistentInnen und ÖkotrophologInnen ihren Platz in der betrieblichen Gesundheitsförderung entdeckt und eingenommen. Primärpräventive Abnehmkurse, Workshops zum Thema gesundes Frühstück oder Ideen für schnelle, schmackhafte und zu-gleich gesunde Gerichte für Berufstätige sind gern gesehene Maßnahmen zur Förderung der Mitarbeitergesundheit und -zufriedenheit. Doch wie sieht es mit Ihrer eigenen Gesundheit und Zufriedenheit aus?! Leben Sie die Tipps, die Sie Ihren Zuhörern auf den Weg geben auch selber? Fühlen Sie sich im Alltag stets in der Lage, auf eine ausgewogene Ernährung, ausreichend körperliche Aktivität und ein ausgleichendes Entspannungsprogramm zu achten? Bekommen Körper, Geist und Seele, die Aufmerksamkeit, die sie brauchen, um „gesund“ und glücklich zu sein? SIE sind Ihr wichtigstes Unternehmen, das es zu unterstützen gilt. Denn „Nur ein voller Krug kann die Gläser füllen“ besagt schon ein altes Sprichwort. Gehen Sie als Vorbild voran und achten Sie zuerst auf den wichtigsten Mitarbeiter überhaupt – auf sich selbst! Denn wer zu-frieden, gesund und ausgeglichen ist, hat nicht nur mehr Freude bei seinem Tun, sondern kann sein Wissen und seine Erfahrungen auch authentisch an andere weitergeben. Überlegen Sie stets, welche Tipps Ihren Zuhörern helfen würden, um die wertvollen Ernährungs-/Tipps auch wirklich in die Tat umzusetzen. Denn jeder von uns kennt die alltäglichen Zeiträuber, Verpflichtungen und vermeintlich wichtigeren Dinge im Leben, die uns gern einmal davon abhalten, unsere Vorsätze für einen gesunden Lebensstil einzuhalten. Zielfahrpläne, Protokolle und klare Schritt-für-Schritt-Anleitungen sind also nicht nur etwas für den abnehm-willigen Mitarbeiter von Firma XY, sie sind auch IHR wichtigstes Werkzeug, um die eigenen Ziele für Gesundheit und Wohlbefinden zu erreichen. Fragen Sie sich immer wieder, wie Sie sich selber fühlen? Welcher Bereich Ihres Lebens würde momentan eigentlich ein wenig mehr Zuwendung benötigen? Trinken Sie beispielsweise selber nicht genug? Machen Sie kaum Pausen im Arbeitsalltag oder muss es morgens meist eine schnelle Breze auf die Hand sein, weil die Kinder erst einmal Vorrang haben? Warten Sie nicht, dass sich etwas ändert, sondern beginnen Sie einfach – mit realistischen, umsetzbaren und messbaren Schritten. Folgen Sie Ihren eigenen Empfehlungen – führen Sie ein Trinkprotokoll auf dem Handy, machen Sie nach dem Aufstehen jeden Tag 10 Minuten Morgengymnastik oder gönnen Sie sich nach jeder erledigten Aufgabe eine regenerierende Mikropause, um sich mit Freude und neuer Vitalität Ihrer nächsten Aufgabe zu widmen. Es ist an der Zeit die betriebli-che Gesundheit zu fördern, es ist an der Zeit sich mit liebevoller Sorgfalt um Ihr eigenes Un-ternehmen zu kümmern – ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Mission „Selbstfürsorge“.

Betriebliches Gesundheitsmanagement Freie Vorträge – Best Practice Kommunikation ist keine Einbahnstraße Lydia Krüger, Janina Thom, Unternehmenskommunikation Deutsche BKK in Kooperation mit der Deutschen BKK, Berlin Erfolgreich in der Betrieblichen Gesundheitsförderu ng Pasquale Modica-Amore, Uhldingen-Mühlhofen Schulverpflegung – Eine Herausforderung für Diätass istenten Anja Häußler Zentrum für Ernährungskompetenz, Senden In den letzten Jahren ist bundesweit das Ganztagsangebot an Schulen verstärkt gestiegen. Die Schulverpflegung, insbesondere die warme Mittagsverpflegung, gewinnt dadurch immer mehr an Bedeutung. So kann z.B. durch ein gesundheitsförderliches Angebot das Essver-halten dauerhaft geprägt werden. Jedoch gehört die Schulverpflegung in Deutschland nicht zu den Kernkompetenzen des Ganztagsbetriebs. Sachaufwandsträger, Schule, Eltern und Schüler müssen sich oft mit wenig Hintergrundwissen zu Fragen der Organisation, Finanzierung, Vertragsgestaltung, recht-lichen Vorschriften und Qualität des Speiseangebots äußern. Auch Fragen wie „Was bedeutet Essen aus kultureller und pädagogischer Sicht?“, „Wie kann schulisches Essen gut schme-cken, gesundheitsförderlich sein und akzeptiert werden?“ oder „Wie kann die Ernährungsbil-dung an unserer Schule zur Akzeptanz beitragen?“, müssen immer wieder bearbeitet werden. Unterstützung bieten hier die Vernetzungsstellen Schulverpflegung, die seit 2008 in jedem Bundesland installiert wurden. Sie sind Teil des Nationalen Aktionsplans „IN FORM- Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung. Um Schulen individuell durch eine externe Fachkraft, den Schulverpflegungs-Coach, beraten und ein Schuljahr begleiten zu können initiierte die Vernetzungsstelle Schulverpflegung Bayern das Modellprojekt „Coaching in der Schulverpflegung“. Es soll dazu dienen, die warme Mittagsverpflegung oder Pausenverpflegung gesünder, schmackhafter, akzeptierter und wirtschaftlicher zu gestalten. Im Coachingverlauf reflektieren die Schulen ihr Verpfle-gungsangebot. Sowohl ernährungsphysiologische Aspekte und organisatorische Fragen als auch pädagogische Herausforderungen werden analysiert. Praxistaugliche Lösungen werden entwickelt und können zum großen Teil kostengünstig umgesetzt werden. Anforderungsprofil an den Schulverpflegungs-Coach, eine Ernährungsfachkraft: Erfahrungen im Bereich Gemeinschaftsverpflegung, selbständiges, kreatives, individuelles und engagiertes Arbeiten, sehr gute Kenntnisse der DGE-Qualitätsstandards für die Schul-verpflegung, sicheres Auftreten und Verhandlungsgeschick, Zuverlässigkeit, Offenheit und kommunikatives Auftreten, freie Einteilung der zur Verfügung gestellten Stunden, Bereitschaft zur engen Zusammenarbeit mit der Vernetzungsstelle Schulverpflegung. Dieses An-forderungsprofil erfüllt die Diätassistentin auf Grund ihrer qualifizierten Ausbildung. Als Schulverpflegungs-Coach begleitet und berät sie die Modellschule, erarbeitet mit der Schule ihre Ziele und Wünsche, gestaltet mit der Schule ein Lösungskonzept und begleitet die Mo-dellschule bei dessen Umsetzung. Die Zielsetzung erfolgt in unterschiedlichen, von der Schule priorisierten, Bereichen, die sich auch im DGE-Qualitätsstandard für die Schulverpflegung wiederfinden: Getränkeversorgung, Zwischenverpflegung, Lebensmittelauswahl und Speiseplanung, Spei-senherstellung, Nährstoffzufuhr, Lebensraum Schule, Raumgestaltung, Pädagogische As-pekte, Rechtliche Bestimmungen zu Hygiene und Kennzeichnung, Personalqualifikation,

Schnittstellenmanagement, Ökologische Aspekte, Leistungsverzeichnis, Sponsoring, Bestell- und Abrechnungssysteme und Sonstiges. Weitere Beteiligte an dem Projektsind: Sachaufwandsträger, Schulleitung, Verpflegungsbeauftragte/r, Lehrervertretung, Schülerver-tretung, Elternbeirat, Betreuungspersonal, Küchenleitung, Ausgabepersonal Die Zusammenarbeit und der Austausch erfolgt im sogenannten Essensgremium. Dies fördert nicht nur die Kommunikation, sondern gibt auch die Möglichkeit, Wünsche und Bedürfnisse einzubringen und tatkräftig an der Umsetzung der Lösungswege mitzuarbeiten. Die Ernennung eines Verpflegungsbeauftragten erleichtert die Kommunikation zwischen den Beteiligten und unterstreicht zusätzlich den Stellenwert der Schulverpflegung. Zum Projektablauf: Das Coaching dauert ein Schuljahr und die Ernährungsfachkraft hat 50 Zeitstunden incl. Berichtswesen zur Verfügung. Im Herbst erfolgen an der Schule die Ist-analyse der Schwachstellen und die Formulierung der Verbesserungsmöglichkeiten. Lösungs-wege werden in einer Projektplanungsübersicht dargestellt. Ab dem Winter und im Frühjahr werden die Lösungswege umgesetzt. Im Sommer werden die Ergebnisse ausgewertet und es erfolgt ein öffentlichkeitswirksamer Projektabschluss. Die Öffentlichkeitsarbeit hilft, die Maßnahmen publik zu machen und die Öffentlichkeit zu sensibilisieren. Eine wissenschaftliche Projektbegleitung erfolgte durch das Institut für Praxisforschung und Projektberatung. Daraus wurden Handlungsempfehlungen entwickelt, mit denen die gewon-nenen Erkenntnisse weitergetragen und etabliert werden. Im Schuljahr 2009/2010 ging die Pilotphase mit 27 Modellschulen an den Start. Mittlerweile wurden mehr als 200 Schulen gecoacht. Die Nachhaltigkeit des Projektes zeigt sich u.a. auch darin, dass das Essengremium meistens nach Ablauf des Coachingjahres bestehen bleibt und gemeinsam weiter an der Optimierung der Schulverpflegung arbeitet, immer mit dem Ziel: Durch eine gesunde Verpflegung wird die Gesundheit und das Wohlbefinden gefördert, der „Lebensraum Schule“ wird bereichert und das Schulklima und –Profil wird gestärkt. Ernährung im Rahmen des Aus- und Weiterbildungssyst ems für EU-Berufs-kraftfahrer – Möglichkeiten und Chancen für Diätass istenten?!? Doris Kurz, Gräfelfing Innovation in den Betrieb – Gesunde Ernährung war g estern Katharina Stapel, Bad Gandersheim

Berufliche Praxis Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Typ 2 Diabetes - Zusammenfassung na-tionaler und internationaler Leitlinien 2014 Helmut Nußbaumer Diabetes- u. Ernährungsberatung; Diabeteszentrum, Burghausen Zahlreiche Ernährungs-Leitlinien wurden im vergangenen Jahr veröffentlicht. Und auch 2014 erfordern geänderte Empfehlungen eine völlig neue Sichtweise in der Diätetik. Unser moderner Lebensstil mit einem kontinuierlichen Überangebot an Kalorien führt dazu, dass unsere Stoffwechselzentrale, die Leber, notgedrungen auf Speicherprogramm um-schalten muss. Da als End-Lager nur die Fettdepots in Frage kommen, müssen auch über-schüssige Kohlenhydrate in Fett umgewandelt werden. Hierbei kommt es zu Fetteinlagerun-gen in die Leberzellen und letztlich zu Nicht-Alkoholbedingten Lebererkrankungen (NAFLD) mit all ihren Folgen. Eine zentrale Rolle spielt die Insulinresistenz. Somit haben vor allem Typ 2 Diabetiker und adipöse Menschen das größte Risiko, eine NAFLD zu entwickeln. Die wirkungsvollste Maßnahme gegen die Fettleber ist neben Sport eine tägliche Einsparung von 500 bis 1000 Kalorien. Um ein Energiedefizit zu erreichen, können verschiedene Ernäh-rungsstrategien nach individuellen Vorlieben verwendet werden:

� Reduktion des Fettverzehrs � Reduktion des Kohlenhydratverzehrs � oder eine Kombination aus beiden Maßnahmen

Auch der zeitlich begrenzte Einsatz von Formulaprodukten (800 -1.200 kcal/Tag) bietet Aus-sicht auf Erfolg. Hierbei soll die Einbindung in ein ärztlich betreutes Konzept erfolgen. Zudem scheint sich ein Essverhalten mit zwei Mahlzeiten am Tag auf den Gewichtsverlauf wesentlich positiver auszuwirken, als wenn die gleiche Energiemenge auf mehrere kleine Portionen aufgeteilt wird. Da es keine Evidenz für die optimale Verteilung von Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß gibt, empfiehlt weder die amerikanische noch die Deutsche Diabetes Gesellschaft eine spezielle Nährstoffrelation. Alternativ müssen diätetische Interventionen individuell an die Essgewohn-heiten, Vorlieben und Stoffwechsel-Ziele des Patienten angepasst werden. Die Annahme, dass das Polysaccharid Stärke eine günstigere glykämische Wirkung als Kristallzucker hätte, ist schlichtweg falsch und sollte den Patienten als sogenanntes langkettiges Kohlenhydrat nicht mehr als „besonders gut“ angepriesen werden. Zudem macht es Sinn, beim Blutzucker- und Gewichtsmanagement die Obstmenge, allen voran Fruchtsäfte und Smoothies deutlich zu begrenzen. Zur optimalen Proteinmenge und -Quelle gibt es keine konkrete Empfehlung. Es wird nicht mehr empfohlen, die Eiweißmenge bei diabetischer Nephropathie unter die übliche Menge zu reduzieren, da weder eine Verbesserung der GFR noch der Blutzuckerwerte oder des KHK-Risikos festgestellt werden konnte. Zudem sollten keine einheitlichen Diabetes-Ernäh-rungspläne oder eine Diabeteskost gebraucht werden. Im Vordergrund der neuen Leitlinien steht die individuelle Ernährungsberatung. Dies ermög-licht einerseits wesentlich mehr Freiheiten in der Diättherapie. Andererseits kann dies auch zur Verunsicherung führen, insbesondere bei mangelnder Kenntnis in der Diabetesberatung. Quellen:

Interdisziplinäre Leitlinie S 3, Prävention & Therapie der Adipositas, Juni 2013 Nationale Versorgungs-Leitlinie, Therapie des Typ-2-Diabetes, September 2013 European Society of Hypertension (ESH), The guidelines on hypertension of the European, July 2013 Standards of Medical Care in Diabetes (ADA) Executive Summary, January 2014

Knochengesund essen – aktiv gegen Osteoporose: Eval uation eines Schu-lungsprogramms Barbara Haidenberger München Osteoporose ist eine häufige und kostenintensive Erkrankung. Ernährungsberatung und Schulung spielen in Deutschland für Osteoporose-PatientInnen eine sehr geringe Rolle, ob-wohl zahlreiche Studien Einflüsse der Ernährung auf die Knochengesundheit nachweisen und Ernährungsempfehlungen in den Osteoporose-Behandlungsleitlinien verankert sind. Der Vortrag stellt ein Schulungskonzept zum Thema Ernährung und Lifestyle bei Osteoporose vor, das sowohl in der Prävention als auch für Betroffene eingesetzt werden kann. Im Rahmen eines Pilotprojektes mit der Siemens-Betriebskrankenkasse SBK mit dem Titel „Osteoporose – ein Thema auch für mich?“ wurde das Programm evaluiert. Die gesammelten Daten wurden in einer Masterthesis ausgewertet und dargestellt. Ziel der Evaluierung und der Master-Thesis war zu untersuchen, ob und in welchem Maße eine einmalige präventiv ausgerichtete Schulungsmaßnahme zum Thema Osteoporose eine Optimierung der Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten initiieren kann. Mittels einer retrospektiven Datenanalyse wurden Ernährungsprotokolle und Fragebögen ausgewertet. 86 Personen im Alter von 49 bis 92 Jahren zwischen 2009 und 2011 nahmen an dem Projekt teil. Davon absolvierten 51 TeilnehmerInnen in einer Schulungsgruppe eine Schulung mit vier Terminen á 90 Minuten und füllten vor der Schulung sowie drei, sechs und zwölf Monate nachher Fragebögen und Ernährungsprotokolle aus. Von 35 TeilnehmerInnen in einer Kontrollgruppe wurden ohne Schulungsteilnahme bei Anmeldung, nach sechs und zwölf Monaten analog Daten erhoben. Die Ergebnisse waren erfreulich. Die TeilnehmerInnen an der Schulung konnten die alimentäre Calciumzufuhr und den Verzehr von Obst und Gemüse signifikant steigern, ebenso den Zeitaufwand für Bewegung und Sport sowie die Häufigkeit der Durchführung von Gymnastik-übungen zu Hause. Sechs Monate nach der Schulung nahmen 52,4% der TeilnehmerInnen die empfohlenen 1000 bis 1500 mg Calcium pro Tag durch Lebensmittel plus Mineralwasser auf. 54,8% verzehrten die empfohlenen fünf Portionen Gemüse und Obst am Tag oder mehr. In der Schulungsgruppe zeigten sich deutlich stärkere Veränderungen als in der Kontroll-gruppe. Die Teilnahme an einer Ernährungs- und Lifestyle-Schulung kann somit die Lebensgewohn-heiten von Menschen mit Osteoporose in Bezug auf Ernährung, Bewegung und Vitamin-D3-Versorgung nachhaltig positiv beeinflussen. Das Schulungsprogramm kann dabei helfen, Osteoporose-Betroffenen und Menschen mit erhöhtem Osteoporose-Risiko durch gezielte Beratung bei der Behandlung und Prävention der Osteoporose zu unterstützen – für Diätas-sistentInnen eine interessante Aufgabe.

Lebenslänglich?! Oder: Warum Lebenslanges Lernen (L LL) wichtig ist und wie es gelingen kann Uta Köpcke Bad Liebenzell Dr. Ute Brehme DGE, Leiterin Referat Fortbildung, Bonn Professionelle Kompetenz, ein aktueller fachlicher Wissenstand und beständig ausgebaute Methodenkenntnisse sind für ein erfolgreiches Berufsleben als Diätassistentin oder Diätas-sistent essentiell. Details sind in den VDD-Berufsrichtlinien [1] sowie im Internationalen Kodex der Berufsethik und Kodex der guten Praxis [2] verankert. Lebenslanges Lernen (LLL) ist wichtig, um sich weiter zu entwickeln, gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben – und vor allem, um den Klienten und Patienten eine optimale Versorgung bieten zu können. Das inzwischen abgeschlossene DIETS2-Netzwerk hat in der Arbeitsgruppe 3 „Lifelong Learning“ u. a. die Frage bearbeitet, wie die Organisation und die Dokumentation des eigenen Wissens und der Weiterentwicklung gelingen kann. Ergebnis war ein Leitfaden zu LLL und ein Toolkit, also ein „Werkzeugkasten“, mit Instrumenten (Tools), die je nach den eigenen aktuellen Bedürfnissen eingesetzt werden können. Bei den Tools handelt es sich um Checklisten, Fragenkataloge, Visualisierungsmethoden und verschiedene Vorlagen zum Ausfüllen. Der DIETS2 „Guide to Lifelong Learning of Dietitans in Europe“ [3] kann seit Oktober 2013 inklusive der dazugehörigen Tools auf der DIETS2-Website herunter geladen und genutzt werden. Bisher liegt er nur in englischer Sprache vor. Eine Übersetzung und Anpassung an die deutschen Gegebenheiten sowie Seminare und Workshops sind notwendig, damit Diät-assistenten und andere Fachkräfte in Deutschland ihn für ihre Lernaktivitäten nutzen können. Im Workshop wird eine ins Deutsche übersetzte Kurzfassung des Toolkit vorgestellt und der Prozess des Analysierens, Planens, Handelns und Evaluierens exemplarisch mit einigen Tools ausprobiert. Die Reflexion des eigenen Lernens steht bei vielen Tools im Vordergrund, das „Herzstück“ ist das Portfolio. Ein Portfolio besteht aus der Sammlung wichtiger Materialien zur Dokumentation der professionellen Kompetenz: Es enthält relevante Ergebnisse aus der Phase der Selbsteinschätzung, außerdem Beispiele und Ergebnisse von Lernaktivitäten. Es dient der Fortbildungsplanung und ist gleichzeitig auch eine wesentliche Grundlage für die Evaluation der eigenen Fortschritte. Literatur [1] VDD-Berufsrichtlinien, 2. überarbeitete Neufassung gemäß Mitgliederbeschluss vom 07.05.2010. www.vdd.de/fileadmin/downloads/091110_Downloads/Berufsrichtlinien.pdf [2] Internationaler Kodex der Berufsethik und Kodex der guten Praxis (Good Practice). Berlin 2008. www.vdd.de/fileadmin/downloads/International%20Code%20of%20Ethics%20and%20Good%20Practice%20German.pdf [3] Guide to Lifelong Learning for Dietitians in Europe. How to develop your professional competence. Plymouth 2013. www.thematicnetworkdietetics.eu/everyone

Prozessbegleitetes Handeln in der Diätetik Begriffsdefinitionen im Handlungsfeld Diätetik Christian Lang TU Dresden, Fakultät Erziehungswissenschaften, Dresden Daniel Buchholz Hochschule Neubrandenburg Begriffsdefinitionen im Handlungsfeld Diätetik Die an die Veröffentlichungen und Publikationen anknüpfenden Diskussionen um den NCP machten deutlich, dass die Etablierung des NCP zwar als essentiell für die Handlungsfelder von Diätassistenten in Deutschland ist, aber für die Implementierung hierzulande teilweise modifiziert werden muss. Dem voraus geht die Neuausrichtung der in den verschiedenen Handlungsfeldern von Diätassistenten Anwendung findenden Terminologie. Dies ist insbe-sondere von großer Bedeutung, da die in den verschiedenen Handlungsfeldern von Diätas-sistenten verwendeten Begriffe nicht eindeutig definiert sind. Denn dies würde voraussetzen, dass sie in allen Normen und Regelungen die gleiche Bedeutung hätten. Zudem ist die Defi-nition von Termini für die Weiterentwicklung des Berufsbildes Diätassistent/in und dessen Handlungsfelder hochrelevant, denn was nicht eindeutig benannt wird, kann nicht kontrolliert, finanziert, unterrichtet, erforscht oder politisch diskutiert werden. Letztlich ergibt sich der Anspruch auf Bezahlung nur, wenn eindeutig und klar benannt und dokumentiert wird, was Gegenstand der Bezahlung ist (HAKEL-SMITH & LEWIS 2004). Weiterhin setzt die geforderte Professionalisierung der Berufsgruppe der Diätassistenten eine wissenschaftliche Disziplin voraus, welche in diesem Falle die Diätetik darstellt. Dies ist aber wiederum nur unter Ver-wendung eindeutiger berufs- und fachspezifischer Termini möglich. Und letztlich hat sich auch die Rolle des Patienten maßgeblich verändert. Um nun eine eindeutige Kommunikation zwischen den verschiedenen gesundheitswissen-schaftlichen Disziplinen zu ermöglichen und somit auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu fördern, müssen diese Unstimmigkeiten beseitigt werden. Aus diesem Grund werden die Termini Diät, Diätberatung, Diätetik, Diättherapie, Ernähru ngsaufklärung, Ernährungs-beratung, Ernährungsinformation, Ernährungskommunik ation, Ernährungsmanage-ment, Ernährungsschulung, Ernährungstherapie neu ausgerichtet und gleichzeitig die bisherige vorwiegend medizinische Dimension der Diätetik und des beruflichen Handelns von Diätassistenten um die Perspektiven der Soziologie sowie der Gesundheits-, Sozialarbeits- und Pflegewissenschaft erweitert. Literatur: Hakel-Smith, N.; Lewis, N.M. (2004): A standardized nutrition care process and language are essential components of a con-

ceptual model to guide and document nutrition care and patient outcomes. J Am Diet Assoc 104: 1878-1884

Vom NCP zum G-NCP als Prozessmodell für Deutschland Sabine Ohlrich, Neubrandenburg Durch gezielte Evaluation und Monitoring zur besser en Praxis (ist wg. Erkrankung entfallen) Kerstin Lange, Marburg

Ethik Ethische Aspekte in der Medizin als Anknüpfungspunk t für die Ethik in der Diä-tetik Dr. Marianne Rabe, Berlin Ethics in Dietetics Prof Anne E. de Looy, EFAD Ethik und Demenz Katharina Stapel, Bad Gandersheim

Onkologie Sinn und Unsinn von Krebsdiäten Dr. Jutta Hübner Deutsche Krebsgesellschaft e.V., Berlin Für Tumorpatienten hat die Frage nach der „richtigen“ Ernährung eine hohe Bedeutung. Dies hängt zum einen mit Problemen bei der Nahrungsaufnahme, Übelkeit, Erbrechen, Mukositiden, Diarrhö etc. und dem häufigen Gewichtsverlust zusammen. Hinzu kommt, dass die Vorstellungen von Patienten über die Entstehung von Tumorerkrankungen häufig von einer Fehlernährung ausgehen. Diesem hohen Bedürfnis der Patienten gegenüber steht eine relativ bescheidene Evidenzlage zur „gesunden Ernährung“ bei Krebs, die aufgrund der Komplexität der Frage-stellungen vermutlich auch in den kommenden Jahren nicht wesentlich zu ändern sein wird. Deshalb fallen Krebsdiäten, die Tumorpatienten Heilung oder zumindest wesentliche Verbesserungen und/oder ein besseres Ansprechen der Tumortherapien versprechen, auf fruchtbareren Boden. Breuß „Krebskur – Total“ Krebs wird geheilt durch eine über mindestens 42 Tage einzuhaltende strenge Diät, bei der nur Gemüsesaft und Tee getrunken werden dürfen. Diese „Krebskur“ führt angeblich zu der erforderlichen Giftausscheidung, die dann die Heilung der Krebserkrankung bewirkt. Bei Patienten kommt es unter dieser Kur zu einem raschen Gewichtsverlust. Die Ernährung ist unausgewogen und kann innerhalb kurzer Zeit zu Mangelerscheinungen führen. Öl-Eiweiß-Kost nach Budwig Die Ernährung wird auf pflanzliche Öle, insbesondere Leinöl, und Proteine umgestellt. Gleichzeitig sind Kohlenhydrate möglichst zu vermeiden. Auch die Budwig-Diät wird als Heilung gegen Krebs propagiert. Wissenschaftliche Belege fehlen. Das Vermeiden von Kohlenhydraten und auch von Obst und Gemüse kann zu Mangelerscheinungen führen. Auf der anderen Seite ist gegen eine Anreicherung der Ernährung mit Omega-3-Fettsäuren nichts einzuwenden. Kohlenhydratarme Krebsdiät / ketogene Kost Otto Warburg publizierte eine Hypothese, nach der Tumorzellen überwiegend anaerobe Glykolyse durchführen und deshalb einen hohen Kohlenhydratbedarf haben. Die hieraus abgeleiteten Diäten bestehen im Wesentlichen aus einer Reduktion der Kohlenhydratzufuhr. Die kohlenhydratarme Diät ist hierbei moderater als die sog. ketogene Kost, deren Ziel es ist, den Stoffwechsel durch Kohlenhydratmangel in der Ernährung in eine Ketose zu bringen. Wesentliche Bestandteile der Ernährung sind Proteine und Fette. Auch die kohlenhydratarme und ketogene Diät bevorzugt die Omega-3-Fettsäuren.

Zur kohlenhydratarmen und ketogenen Diät gibt es wenige Fallberichte und kleine Fallserien. Belege für eine antitumorale Wirkung können hieraus nicht abgeleitet werden. In-vitro- wie In-vivo-Experimente zeigen, dass unter verminderter bzw. fehlender Glukose- bzw. Kohlenhydratzufuhr bei Tumoren zunächst eine Verlangsamung des Tumorwachstums eintritt, diese dann jedoch in eine progredient beschleunigte Wachstumsphase übergehen. In vitro wurden Mutationen und die Entwicklung von Tumorzellen mit stammzellartigen Eigenschaften beschrieben. Neben den aus diesen Experimenten abzuleitenden möglichen Risiken eines Tumorprogresses wurden klinisch folgende Nebenwirkungen beschrieben: Übelkeit, Appetitmangel, Gewichtsverlust, Hypoglykämie, metabolische Azidose, fehlendes Durstgefühl bis Dehydratation, Sedierung. Cancer survivors and Nutrition – Untersuchung von B rustkrebsbetroffenen in der rezidiv-freien stabilen Lebensphase Prof. Dr. Kathrin Kohlenberg-Müller Hochschule Fulda, Fachbereich Oecotrophologie Brustkrebs ist die mit Abstand häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland, die relative 5-Jahres-Überlebensrate ist hoch. Aufgrund der Langfristigkeit der Gesundheits-probleme, des Krankheitsverlaufs und den Krankheitsfolgen werden Krebserkrankungen wie das Mammakarzinom heute als chronische Erkrankung eingestuft. Die Gruppe der Frauen, die nach der Diagnose und den abgeschlossenen Behandlungen ein Leben mit Brustkrebs führt, nimmt stetig zu. Da bislang wenige Daten zur tertiären Prävention vorliegen, war es das Ziel der Erhebung, Informationen zur Ernährung von Brustkrebsbetroffenen in der rezidiv-freien stabilen Lebensphase zu gewinnen und zu analysieren. Dazu erfolgte eine standardisierte Befragung in Selbsthilfegruppen, gynäkologischen Praxen sowie von Privatpersonen in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Sachsen. 236 Fragebögen wurden ausgewertet. Bei 60,6% der Befragten lag die Erstdiagnose Brustkrebs mehr als sechs Jahre zurück. 44,5% sind 60 bis 69 Jahre alt, 30,9% 50 bis 59 Jahre. Das Gesundheitsverhalten wie auch die Lebensqualität seit Behandlungsende haben sich nach Angaben der Betroffenen mehrheitlich zum Besseren geändert. Der durchschnittliche BMI lag bei 26,9 ± 5,5 kg/m². 45,3% der Frauen waren übergewichtig und 17,8 % adipös. Bei 49,6% der Befragten war eine Gewichtszunahme von 8,6 ± 6,1 kg zu verzeichnen. Sowohl 47,8% der Befragten, die vor der Erkrankung bewusst auf ihre Ernährung geachtet haben, als auch 68,4% der Frauen, bei denen die Ernährung vor der Erkrankung keinen hohen Stellenwert einnahm, haben ihre Ernährungsweise seit Behandlungsende geändert. Für 72,5% der Betroffenen gab es wäh-rend und/oder nach der Behandlung kein Angebot zur Ernährungsberatung. Die Untersuchung zeigt, dass für die große und ansteigende Gruppe der Brustkrebsbetroffe-nen ein hoher Bedarf an Ernährungsberatung insbesondere mit Fokus auf Gewichtsmana-gement besteht. Literatur: Bader et al. (2014) Ernahrungs Umschau 61 (3): 42-49, DOI 10.4455./eu.2014.008 Diätassistenten in der Onkologie Nicole Erickson Klinikum rechts der Isar, München Die täglichen Herausforderungen einer Diätassistentin in der Onkologie umfassen ein breites und komplexes Spektrum von Ernährungsproblemen. Ernährungsbezogene Themen spielen während des ganzen Verlaufs einer Krebserkrankung eine wichtige Rolle. Patienten haben in allen Behandlungsphasen Probleme und Fragen. Zusätzlich sind die individuellen Bedürfnisse und Lebensumstände, und oft auch das „Vorwissen“ der Patienten zu berücksichtigen. Die große Herausforderung für eine qualitative Ernährungstherapie ist demnach, immer “das Richtige, zur richtigen Zeit, mit dem richtigen Weg, für die richtige Person zu tun, um das

bestmögliche Ergebnisse zu erzielen [1]”. Aber wie sieht dies in der täglichen Praxis aus? Einige Beispiele werden Ihnen dies näher bringen. Quellen

[1] Lacey K, Pritchett E. Nutrition Care Process and Model: ADA adopts road map to quality care and outcomes management. J Am Diet Assoc 2003;103(8):1061-72.

Prä- und postoperative Ernährung in der Chirurgie Dr. Marc E. Martignoni, München Prä- und postoperative Ernährung nach großen Operat ionen Claudia Paul, Leverkusen Wenn Essen und Trinken zur „Qual“ wird – Ernährungs therapie in der Pallia-tivmedizin Susanne Rolker, Essen

Besondere Herausforderungen in der Adipositas-therapie Welche Rolle spielen Medikamente bei der Adipositas therapie? Dr. Stefan Engeli, Hannover Warum isst mein Kind zu viel, und was kann ich dage gen tun? Dr. Katja Kröller Department Psychologie, Universität Potsdam Übergewicht und Adipositas sind aufgrund ihrer sowohl physischen als auch psychischen Auswirkungen ein sehr ernst zu nehmendes Problem. Neben der Ernährungsqualität und mangelnder Bewegung wird auch das Essverhalten für die Entstehung von Übergewicht ver-antwortlich gemacht. Einige dieser Probleme, wie beispielsweise das Ablehnen unbekannter Speisen (Neophobie), treten entwicklungsbedingt auf und verschwinden im Normalfall wieder. Andere, wie das Essen aufgrund externaler oder emotionaler Auslöser treten mit zu-nehmendem Alter häufiger auf und sind im Erwachsenenalter mit einem erhöhten Gewichts-status assoziiert. Auch die kindliche ‚Food Responsiveness‘ als Interesse des Kindes für Nahrung und seine Tendenz zu essen, wenn sich die Möglichkeit dazu bietet, sowie eine höhere Essgeschwindigkeit und weniger regelmäßige Mahlzeitenstruktur treten gemeinsam mit einem erhöhten Gewichtsstatus auf. Die Ernährungserziehung wird von den Eltern durch direkte (durch Verbote oder Aufforderungen) oder indirekte (durch Beobachtung bzw. das eigene Rollenvorbild) Verhaltensweisen gesteuert. Im Gegensatz zur kindlichen Ernährung sind Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen elterlicher Steuerung und kindlichem Essverhalten noch rar. In eigenen Untersuchungen verschiedener Altersgruppen zeigte sich in der Gruppe der unter 3-Jährigen Mäkligkeit als vorrangig problematisches Essverhalten. Dieses nimmt mit stei-gendem Alter des Kindes zu und betrifft nach Erreichen des 18. Lebensmonats eher über-gewichtige Kinder. Restriktive elterliche Verhaltensweisen traten vor allem bei bereits über-gewichtigen Kindern und übergewichtigen Müttern auf. Bei 2-10jährigen Kindern ließ sich auch emotionales und externales Essverhalten nachweisen, wobei das emotionale Essverhalten ab dem 7. Lebensalter deutlich zunahm. Bezüglich des kindlichen Übergewichts gab es Zusammenhänge zu emotionalem und externalem Essverhalten, aber auch einer erhöhten Food Responsiveness und Essgeschwindigkeit. Dabei zeigte sich bei Kindern mit einem eher auffälligen Essverhalten ein mehr restriktives mütterliches Steuerungsverhalten. Bei bereits adipösen Kindern wurde weiterhin der Einfluss elterlicher Steuerung auf den kindlichen Gewichtsverlust ein Jahr nach erfolgter Rehamaßnahme untersucht. Eltern erfolgreicher Kinder berichteten über eine Abnahme der Essgeschwindigkeit im Vergleich zu den nicht erfolgreichen Kindern. Eine Abnahme war außerdem mit verstärkten Monitoring (indirekte Kontrolle) sowie geringerer Restriktion (direkte Kontrolle) assoziiert. Ein problematisches Essverhalten kann also bereits im frühen Kindesalter auftreten, und ist auch hier mit Gewichtsproblemen assoziiert. Die elterliche Steuerung in der Essenssituation ist dabei ein nicht unwesentlicher Aspekt für die Entwicklung des generellen Essverhaltens, jedoch vor allem für den Erfolg kindlicher Adipositastherapie. Dies sollte durch eine konkrete Einbeziehung der Eltern nicht nur bezüglich der Nahrungsauswahl, sondern auch des Ver-haltens am Essenstisch berücksichtigt werden. Einsatz von Coaching-Elementen in der Diättherapie und Ernährungsberatung bei Adipositas Sandra Winkler Berufsfachschule für Diätetik, München Coaching ist mittlerweile als Modewort in aller Munde. Bevor es dies war, kannten wir Coa-ching vor allem vom Sport. Ein Coach ist derjenige, der die Mannschaft trainiert, aus Ihnen

Höchstleistungen hervor bringt, sie motiviert und Jedem dabei hilft, an sich selbst und seine Leistung zu glauben. In der Ernährungsberatung fungieren wir als Ernährungsfachkraft auch häufig in dieser Aufgabe als Coach. Gerade die Adipositastherapie fordert statt reiner Wis-sensvermittlung vor allem die Hilfestellung zur Verhaltensänderung. Es bedarf auch hier einer gemeinsamen Zieldefinition, der Ermittlung individueller alltagsrelevanter Umsetzungs-möglichkeiten, der Förderung persönlicher Ressourcen, genauso wie die Unterstützung der Motivation und die Aneignung von Skills bei Rückfällen. Daher liegt es nahe, sich für eine gelungene Ernährungsberatung intensiver mit den Grundlagen und Werkzeugen eines Coachs zu beschäftigen. Wesentliche Voraussetzung für die Änderung eines Verhaltens sind: Das Wissen, wie es geht – das Wollen, also die Erkenntnis, dass die Veränderung lohnend, wünschenswert und notwendig ist – sowie die letztendliche Umsetzung in die Tat, das Tun. Alle diese drei Bereiche gilt es auch in der Ernährungstherapie zu unterstützen. Nun stellt die Adipositas aufgrund Ihrer Komplexität eine ganz eigene Herausforderung dar. Ganzheitlich betrachtet wird schnell klar, dass enorm viele Bereiche die Adipositas beein-flussen. Individuelle, ganz persönliche Auswirkungen, wie z.B. das Schamgefühl, schlechte Selbstakzeptanz, aber auch Adipositas als Selbstschutz zu betrachten, stehen neben rein faktischen Tatsachen wie der gesundheitlichen Risikoerhöhung, der körperlichen Einschrän-kung und der hygienischen Problematik. Nicht zu vernachlässigen ist ebenfalls, wie ein Adi-pöser in unserer Gesellschaft angesehen wird, z.B. dass er verstärkt mit Attributen wie „Faulheit, Dummheit, Ohne Disziplin“ versehen wird. Dies wird teilweise verstärkt, aber auch gegenteilig unterstützt durch das soziale System, in dem er lebt – durch sein soziales Umfeld, seine Arbeit, sowie durch Medien, Werbung und Politik. Durch diesen kurzen Umriss wird deutlich, dass es nicht nur darum geht, die Ernährung umzustellen. Um diesen Menschen zu helfen, brauchen wir ganz individuelle Strategien und Coaching-Elemente, die die persönlichen Auswirkungen der Adipositas auf jeden Einzelnen berücksichtigen. Grundlage jedes Coachings ist die Einstellung des Coachs. Sie sollte bestimmt sein durch die bereits von Carl Rogers definierte Grundhaltung der Akzeptanz, Kongruenz und Empathie. Auf dieser Basis gilt es, den Patienten in seine Selbstverantwortung und Selbstreflexion zu holen. So kann er aktiv und motiviert Handlungen umsetzen, wird sich über mögliche Gegenspieler bewusst und lernt mit diesen umzugehen. Er ist dadurch fähig, eine wahrhaftige Entscheidung zu treffen und nichts motiviert mehr, als sich selbst bewusst für etwas entschieden zu haben. Zusätzlich können wir ihn mit vielen weiteren kleinen Hilfsmitteln unterstützen wie beispielsweise Zielfahr- und Belohnungsplänen, Notfallkoffern, Motivationsbriefen, Trink-Apps oder durch Erinnerungszettel an markanten Stellen. Weitere wichtige Punkte sind das Wiedererlernen von Genussfähigkeit sowie die Erforschung, Einplanung und Aufhebung von Hürden.

Neues aus Industrie und Wissenschaft Symposium SWISS Medical Food Kohlenhydratlimitierte Kostformen bei onkologischen Erkrankungen – Begrün-dung, Kritik, und praktische Erfahrungen Ulrike Gonder, Hünstetten

Neue Perspektiven für Diätassistenten durch Fort- und Weiterbildung Berufliche Chancen für Diätassistenten durch Fort- und Weiterbildung Walburga Träger Leiterin Diätschule, St. Franziskus – Schule für Gesundheitsberufe, Münster In den letzten Jahren haben sich die Rahmenbedingungen und die Anforderungen im Be-rufsfeld der Diätassistentin, des Diätassistenten (DA) weiter stark verändert. Durch Entwick-lungen in der Medizin und Veränderungen in der Kliniklandschaft haben sich einige Arbeits-möglichkeiten reduziert, gleichzeitig konnten aber auch neue Arbeitsfelder erschlossen wer-den. Um aktiv an diesem Prozess teilzuhaben und den rasanten Wandel zu bewältigen, ist es notwendig, die eigenen Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen immer wieder auf den neuesten Stand zu bringen. Die für Sie optimale persönliche Lösung finden Sie allerdings nur, wenn Sie sich im Vorfeld umfassend informieren! Welche Ziele möchten Sie erreichen? Geht es Ihnen um eine Vertiefung fachspezifischer Kenntnisse, um eine besondere Spezialisierung, um eine Tätigkeit in der Diät- und Ernäh-rungsberatung, um die Übernahme einer Leitungsfunktion, …? Die Angebotspalette ist fast unüberschaubar groß. Hier nur einige Beispiele: 1. Seminare und mehrtägige Weiterbildungen

Die „Klassiker“ � Z-Kurse des VDD (z.B. Adipositas, Pädiatrie, Gastroenterologie, …) � Weiterbildung der DGE (z.B. Ernährungsberater DGE, Verpflegungsmanager DGE)

Weitere Themen und Anbieter � Weiterbildung zum Diabetesassistenten DDG, zum Diabetesberater DDG � Fachberater für Essstörungen � Ernährungsassistenz für künstliche Ernährung � …

2. Kongresse und Tagesveranstaltungen

� Bundeskongress VDD � Deutsche Gesellschaft für Ernährung – DGE � Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin – DGEM � Fortbildungstage an Diätschulen, z.B. Würzburg, Mainz, Münster � Aachener Diätetik Fortbildung VFED e.V. � …

3. Sonstige Themenfelder/Anbieter

� Umgang mit PC, Social Media, Marketing � Industrie- und Handelskammern � Sprachschulen � …

Beantworten Sie vor der endgültigen Entscheidung fo lgende Fragen ehrlich und um-fassend: � Stellt mich mein Arbeitgeber frei oder müssen die Tage aus dem Urlaubsbudget erbracht

werden? � Wie hoch ist der zu erwartende zusätzliche Arbeitsaufwand während der Maßnahme?

Kann ich diesen Aufwand leisten? Werde ich durch Partner und Familie unterstützt?

� Welche Gesamtkosten verursacht die Maßnahme (Kursgebühren, Fachliteratur, Fahrt-kosten, Übernachtungskosten, unbezahlter Urlaub)? Ist die Finanzierung der Maßnahme gesichert? In welchem Umfang beteiligt sich mein Arbeitgeber an den Kosten? Kann ich mich ggf. um ein Stipendium bewerben? Habe ich Anspruch auf eine Unterstützung durch das Arbeitsamt? Auch das Finanzamt beteiligt sich indirekt an der Finanzierung – also das Sammeln der Belege nicht vergessen oder direkt einen Freibetrag eintragen lassen.

Fortbildungszertifikat für Mitglieder des VDD Die absolvierten Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen können für den Erwerb des VDD-Fortbildungszertifikats angerechnet werden. Je nach persönlichen Voraussetzungen sind innerhalb von 3 Jahren 50 oder 90 Punkte zu erreichen. „Man ist nie zu alt, etwas Neues zu lernen und nie zu jung, damit zu beginnen!“ Einige weiterführende Links zur ersten Orientierung: � www.vdd.de � www.dge.de � www.dgem.de � www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de � www.essstoerungen-frankfurt.de � www.akademie-mathias-stiftung.com � www.vfed.de � www.freiraum-seminare.de � www.dzg-online.de/files/fortbildungsprogramm_2014_hp_2.pdf � www.kursfinder.de/suche/ihk � http://www.bildungspraemie.info/de/101.php � http://www.bildungsdoc.de/infos/weiterbildung/weiterbildungsfinanzierung#foerderung � http://www.foerderdatenbank.de/ Berufliche Chancen durch akademische Qualifikation für Diätassistenten Jannina Brumm Schulleitung Berufsfachschule für Diätassistenz, Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf Die aktuelle gesetzliche Situation stellt sich für Diätassistenten so dar, dass ihnen im Gegen-satz zu anderen Gesundheitsfachberufen der Zugang zur Modellklausel bislang verweigert wurde. Dies hat zur Folge, dass alle Ausbildungsgänge nach den gültigen gesetzlichen Vor-gaben des Diätassistentengesetzes (DiätAssG) sowie der Ausbildungs- und Prüfungsverord-nung für Diätassistenten (DiätAssAPrVO) gestaltet werden müssen und davon abweichende modellhafte Erprobungen an Hochschulen nicht zugelassen sind. Der Forschungsbedarf in der Diättherapie und die Sicherung der europäischen Anschlussfä-higkeit sowie die Nachfrage der Berufsgruppe haben aber eine Bedeutung erreicht, der Hochschulen zunehmend dazu veranlasst, duale und additive Studiengänge für Diätassis-tenten anzubieten. Die Angebote im Bereich Ernährung / Diätetik / Gesundheit / Prävention / Lehre usw. sind mittlerweile sehr zahlreich, vielfältig und oft ist es sehr schwer herauszufinden, was hilfreich ist, um sich individuell beruflich weiterentwickeln zu können. Eine genaue Reflexion der ei-genen beruflichen Wünsche und Ziele sowie der zeitlichen und finanzielle Möglichkeiten im Vergleich zu den angebotenen Studiengängen ist erforderlich, um herauszufinden, welcher Studiengang individuell sinnvoll ist. In diesem Vortrag werden deshalb neben der Einordnung zu allgemeinen Studiengängen im weiten Feld der Gesundheit und Prävention insbesondere fachspezifische Studiengänge sowie duale und additive Studiengänge, welche speziell bzw. ausschließlich für Diätassis-tenten konzipiert sind, dargestellt. Der Schwerpunkt liegt auf den erforderlichen formalen und

inhaltlichen Voraussetzungen sowie dem inhaltlichen Fokus der Angebote. Zeitliche und or-ganisatorische Aspekte (z.B. Vollzeitstudium / berufsbegleitendes Studium) finden auch Be-rücksichtigung, um somit insgesamt eine individuelle Analyse zu ermöglichen und die Ent-scheidungsfindung zu unterstützen. CHANGE DIAETOLOGIE Erfahrungen und Perspektiven ein er akademisierten Aus- und Weiterbildung am Beispiel der Entwicklunge n in Österreich Prof. Andrea Hofbauer, Wien – ist wg. Erkrankung entfallen

Nahrungsmittelallergien Molekulare Allergiediagnostik bei Verdacht auf Nahr ungsmittelallergie Dr. Jörg Kleine-Tebbe Allergie- und Asthma-Zentrum Westend, Berlin Die Labordiagnostik von Nahrungsmittelallergien (NMA) vom Soforttyp beruht auf der Be-stimmung allergenspezifischer Antikörper der Klasse E (spezifisches Immunglobulin E = IgE) im Serum. Das nachgewiesene IgE zeigt eine erhöhte Allergiebereitschaft (=Sensibilisierung) an. Nur bei klinischen Symptomen ist eine Soforttyp-Allergie gegen Nahrungsmittel gesichert. Bei fehlenden Symptomen (ca. die Hälfte der Sensibilisierten mit spezifischem IgE) handelt es sich um eine sogenannte "stumme Sensibilisierung": eine Allergiebereitschaft ohne klinische Relevanz. Allergenmoleküle (meist Proteine) aus Nahrungsmitteln eröffnen neue diagnostische Mög-lichkeiten: Sie erhöhen Testempfindlichkeit (analytische Sensitivität) und Testselektivität (analytische Spezifität). Zur Vorhersage der klinischen Relevanz einer NMA ist das IgE gegen Komponenten (z.B. ImmunoCAP, ThermoFisher, Freiburg) nur bedingt geeignet. Offenbar enthalten nur wenige Molekülfamilien wichtige Allergene, deren ähnliche Struktur die Grundlage der Kreuzreaktionen gegen pflanzliche Nahrungsmittel bildet:

• Bet v 1-homologe PR-10-Proteine (Vermittler der Birkenpollen-assoziierten Nahrungsmittelallergie auf Kern- und Steinobst, Nüsse, bestimmte Gemüse; fehlende Stabilität gegen Hitze- und Verdau führt bei Genuss roher Nahrungsmittel zu Reaktionen, die meist auf Mund und Rachen beschränkt bleiben; Ausnahmen: Nüsse, Karotten, Sellerie, Soja)

• Lipid-Transferproteine (LTP, stabile Proteine, in Südeuropa wichtige Nahrungsmittel-allergene, z.B. in Pfirsichen, Trauben, Salat, Nüssen und vielen anderen Obst- und Gemüsesorten),

• Samenspeicherproteine (hitze- und verdaustabile Proteine mit hohem Anteil in der Allergenquelle, daher häufig gefährliche Allergene in Erdnüssen, Baumnüssen und Samen/Saaten),

• Oleosine (wasserunlösliche stabile, lipophile Allergene in Erdnüssen, Baumnüssen und Samen/Saaten)

• Profiline in Pflanzenprodukten (Vermittler von breiten Kreuzreaktionen zwischen Pol-len und Nahrungsmitteln, z.B. Melone, Mango, Banane, Avocado, Zitrusfrüchte, nicht so häufig und selten bedrohlich)

Kreuzreaktive Kohlenhydratepitope (CCD), häufig pflanzlichen Ursprungs, können ebenfalls IgE binden, das selten klinisch bedeutsam ist (Ausnahme αGAL bei verzögerter Fleischaller-gie). Einzelallergene werden im IgE-Test a) alleine, b) parallel im Mikroarray (ImmunoCAP ISAC) eingesetzt oder c) Extrakten zugesetzt („spiked“). Folgende Einzelallergenen tragen ein Risiko für schwere allergische Reaktionen durch pflanzlichen Nahrungsmitteln: Samenspeicherproteine der

• Erdnuss (Ara h 1, Ara h 2 , Ara h 3, Ara h 6, Ara h 7), • Haselnuss (Cor a 9, Cor a 14), • Walnuss (Jug r 1) und • Sojabohne (Gly m 5/6), aber auch

Bet v 1-homologes Sojaprotein Gly m 4, Pfirsich-LTP Pru p 3 und Weizengliadin Tri a 19 (Omega-5-Gliadin)

Pfirsich-Profilin Pru p 4 gilt als Marker für Kreuzreaktionen durch Profiline (Auslöser von al-lergischen Beschwerden durch z. B. Melone). Kontrollierte orale Provokationen von Erdnussallergikern konnten zeigen, dass Sensibilisie-rungen gegen Ara h 2 mit erhöhtem Risiko einer systemischen Reaktion einhergehen. Solche klinischen Studien stehen für andere Nahrungsmittelallergene noch aus. Großen Wert bekommen hier negative IgE-Ergebnisse (z.B. gegen Risikoallergene, s.o.), da sie eine Sen-sibilisierung und damit eine klinische Nahrungsmittelallergie sicher ausschließen können. Wichtig: Die klinische Relevanz der IgE-Befunde ist nur bei korrespondierenden Symptomen gegeben und muss individuell geprüft werden (Vorgeschichte, Symptomprotokoll, ggfs. orale Provokation in Spezialabteilung). Schließlich ermittelt der behandelnde Arzt oder die Diätfachkraft die klinische Bedeutung der diagnostischen Ergebnisse, nicht der Test. Pollenassoziierte Kreuzreaktionen: Es ist so viel mehr möglich! Christiane Schäfer Allergologische Schwerpunktpraxis, Hamburg Allergische Reaktionen, auch auf Nahrungsmittel, sind weit verbreitet und in ihrer Vielfalt kaum zu überbieten. Dabei ist das Ausmaß der Betroffenheit von Fall zu Fall unterschiedlich: Das reicht von leichten Befindlichkeitsstörungen während weniger Wochen des Jahres bis hin zu schweren subjektiven Beeinträchtigungen mit einer erheblichen Einbuße an Lebensqualität, der Unfähigkeit am Schulunterricht teilzunehmen oder der täglichen Arbeit nachzugehen. Meist sind es sogenannte Kreuzreaktionen , die dann das vorherrschende Krankheitsbild verschlechtern können: Ca. 60% der sogenannten "Heuschnupfenpatienten" entwickeln eine klinisch relevante pollenassoziierte Kreuzallergie auf Nahrungsmittel. Die Auswahl einer zielführenden Diagnostik gründet sich auf eine detaillierte allergologische Anamnese, sicherlich ein limitierender Faktor im therapeutischen Alltag. Aus der Fülle der möglichen Allergene müssen richtungsweisende Handlungsaufträge für eine sinnvolle Diag-nostik formuliert werden. Denn nur so wird es möglich, aus der Vielfalt potentieller Auslöser angepasste in-vivo und in-vitro Verfahren zur Bestätigung bzw. als Suchtestverfahren nach-zuschalten. Vor allem die molekulare Allergologie hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht und bereits den Weg aus den Laboren in die klinische Realität gefunden. Sie ist allerdings kostenintensiv und fehleranfällig. Nur zusammen mit der Auswertung des Ernährungs- und Symptomprotokolls und der Erfahrung des allergologischen Therapeuten erlaubt sie eine verlässliche Beurteilung über mögliche Verursacher. Eine sich anschließende diätetische Führung über Karenz mit ggf. anschließender Reexposition bzw. Provokation komplettiert die Diagnostik und erlaubt praxistaugliche Aussagen über die klinischen Relevanz verschiedener kreuzreaktiver Allergene aus dem Nahrungsmittelbereich. Die Allergenkunde und darauf fußende Lebensmittelempfehlungen waren bisher überwiegend an der biologischen Verwandtschaft der Allergenquellen (z. B. Pflanzen-, Milben-, Säu-getierspezies) ausgerichtet. Durch die neuen proteinbiochemischen und molekularbiologi-schen Fortschritte sind aber neue Dimensionen und die Auseinandersetzung mit neuen Zu-ordnungen von Proteinklassen Grundvoraussetzung im therapeutischen Alltag. Wesentliches qualitatives Merkmal bleibt hier, dass nur Meidungsempfehlungen ausgesprochen werden, die für jeden Patienten individuell erarbeitet werden müssen. Allzu häufig zeigen sich – vor allem bei pollenassoziierten Kreuzreaktionen- sogenannte stumme Sensibilisierungen, die keine Verbots-und Verzichtempfehlung nach sich ziehen dürfen. Und die Fülle an neuen Untersuchungsmethoden kann hier eine Falle darstellen. Daher bleibt es trotz der neuen diagnostischen Fortschritte elementare Aufgabe der allergo-logischen Ernährungstherapie, möglichst umfassende individuelle Beratungsaussagen mit verträglichen Lebensmitteln zu erstellen. Unerlässlich ist die Entwicklung des individuellen Pollenprofils für jeden einzelnen Patienten, einschließlich der Bewertung der allgemeinen und individuellen Modulationsfaktoren. Dabei werden Pauschalempfehlungen hinterfragt und

vermieden, sind sie doch heutzutage – erst Recht im Hinblick auf die mögliche Toleranzin-duktion, nicht mehr sinnvoll. Ein kompetentes interdisziplinäres Team, aus einem motivierten Allergologen und einer al-lergologisch spezialisierte Ernährungsfachkraft kann es heute besser. Ko-Faktoren bei Nahrungsmittelallergie Dr. Sabine Dölle, Berlin

Nahrungsmittelunverträglichkeiten in der Gastroenterologie Pathophysiologie und Klinik von gastrointestinal ve rmittelten Allergien Prof. Dr. Martin Raithel, Erlangen Gastrointestinal vermittelte Allergien – aus der Si cht eines Betroffenen Wolfgang Taumann Verein zur Förderung der Allergie- und Endoskopieforschung am Menschen e.V. und Gastrointestinal vermittelte Allergien – aus der Si cht des Diätassistenten Urban Hetterich Universitätsklinikum Erlangen Allergien, die sich am Magen-Darm-Trakt äußern, stellen Betroffene und Ernährungsfachkräfte vor große Herausforderungen. Viele Patienten haben einen langen Leidensweg hinter sich, bevor ihnen die „richtige“ Diagnose gestellt wird. Häufig wird der Patient mit seinen Be-schwerden nicht ernst genommen, da die gängige Standard-Diagnostik (z.B. IgE-Bestimmung) zum Teil keine Anwendung findet oder negativ ausfällt. Aber auch Diätassistenten stoßen bei diesem Krankheitsbild oft an ihre Grenzen. Sie benöti-gen im Umgang mit solchen Patienten besonderes Fachwissen und Erfahrung, da gastroin-testinal vermittelte Allergien selten in isolierter Form auftreten. Kombinationen mit Malab-sorptionen, Intoleranzen und Kreuzreaktionen finden sich häufig und müssen bei den Emp-fehlungen für den Patienten berücksichtigt werden. Bei der Behandlung von gastrointestinal vermittelten Allergien spielt die Ernährungsumstellung eine zentrale Rolle, da die Therapie vornehmlich in der Meidung des Auslösers besteht. Allgemein gültige Diätempfehlungen können jedoch nicht ausgesprochen werden, da die gastrointestinalen Sensibilisierungen und zusätzlichen Unverträglichkeiten von Fall zu Fall verschieden sind. Erst nach Diagnosestellung und Rücksprache mit dem behandelnden Arzt kann die Ernährungsfachkraft im Gespräch mit dem Betroffenen individuelle Empfehlungen geben. Meist findet dabei die Additionsdiät Anwendung, da hiermit -im Gegensatz zur Eliminations-diät- die multiplen Nahrungsmittelunverträglichkeiten am besten berücksichtigt werden kön-nen. Die Additionsdiät zeichnet sich außerdem dadurch aus, dass sie die Möglichkeit bietet, die Verträglichkeit von Nahrungsmitteln einzeln auszutesten. Bei der Erstellung des Kostaufbauplans müssen mögliche Spätreaktionen beachtet werden, so dass frühestens alle 48 bis 72 Stunden ein neues Lebensmittel eingeführt werden kann. Des Weiteren sollten neben den bekannten Sensibilisierungen auch die Vorlieben des Pa-tienten und dessen Erfahrung aus der Vergangenheit berücksichtigt werden. Gleichzeitig muss die Diätassistentin aber auch eine adäquate Nährstoffversorgung sichers-tellen. Daher empfiehlt sich schon in der Grundkost oder als Aufbaustufe eine hypoallerge Zusatznahrung oder zumindest ein Supplement einzusetzen. Dies ist umso wichtiger, da sich der Betroffene häufig in keinem guten Ernährungszustand befindet. Aufgrund der Beschwer-den nach der Nahrungsaufnahme ernähren sich viele Betroffene jahrelang restriktiv, was wohl auch der Grund sein dürfte, dass diese in der Regel eher zu Untergewicht neigen. Dass die Umsetzung der Ernährungstherapie den Betroffenen vor große Herausforderungen stellt und nicht immer einfach ist, bestätigt der 41-jährige Patient. Er schildert seine persönli-chen Erfahrungen mit der Diagnose und der Therapie von Nahrungsmittelunverträglichkeiten und den Umgang mit der Erkrankung im Alltag. Dabei geht er auch auf seine Diagnosever-

fahren ein, die letztendlich zielführend waren, die Endoskopie mit Immunhistochemie. Wei-terhin erläutert er, wie er die Therapie erfolgreich umsetzt und trotz der eingeschränkten Le-bensqualität einen Weg zurück in ein glückliches Leben gefunden hat. Reizdarm – welche Rolle spielt die Ernährung? Prof. Dr. Yurdagül Zopf, Erlangen

Freiberuflichkeit Ich mach‘ mich mal eben selbstständig!?! Existenzgr ündung – was muss/sollte man wissen? Karen Alberti Praxis für Ernährungsberatung, Braunschweig Die freiberufliche Tätigkeit kann unterschiedlich gestaltet werden. Es ist möglich, stunden-weise oder Vollzeit, für mehrere Auftraggeber oder Privatkunden bzw. als Franchisenehmer tätig zu werden. Selbständige Tätigkeit ist gekennzeichnet durch:

� ein eigenes Unternehmerrisiko � die Verfügbarkeit über die eigene Arbeitskraft � freie Gestaltung der Tätigkeit und Arbeitszeit � mehrere Auftraggeber

Jeder Gründer, der ein Unternehmen starten will, muss sich anmelden. Dies gilt auch für nebenberufliche Tätigkeit. Der Vortrag beinhaltet vor allem die Vorbereitung auf eine Voll-zeittätigkeit. Bei der Planung muss bereits im Vorfeld gründlich vorgegangen werden. Fehler, die in der Planungsphase entstanden sind, erschweren die anschließende Tätigkeit. Außer-dem sollte jeder, der eine selbständige Tätigkeit plant, sich im Voraus überlegen, wo die ei-genen Stärken und Schwächen liegen und welche bestehenden Verbindungen für die zu-künftige Arbeit genutzt werden können. Einen ersten Einstieg bietet das Existentenzgründer-portal des Bundesministeriums für Wirtschaft. Es ist ratsam, sich eine Checkliste zu erstellen, die mindestens 3 Monate vor der Aufnahme der Tätigkeit beginnt und alle im Vorfeld zu erledigenden Tätigkeiten enthält. Hierin sollte sowohl ein Finanzierungsplan als auch ein Marketingkonzept enthalten sein. Genauere In-formation erhält man von seinem Steuerberater oder einer Industrie- und Handelskammer vor Ort oder auch beim Institut für Freie Berufe in Nürnberg. Zweckmäßig ist es auch ein Existenzgründungsseminar (z.B. des VDD) zu besuchen. Selbständig kann in Deutschland entweder ein Gewerbetreibender oder ein Freiberufler sein. Als Freiberufler oder freier Beruf werden – im deutschen Recht – Tätigkeiten bezeichnet, die nicht der Gewerbeordnung unterliegen. Diese gelten auch als Katalogberufe. Als Diätassis-tenten unterliegen wir dadurch auch nicht der Gewerbesteuer, müssen uns nicht ins Han-delsregister eintragen und müssen keine doppelte Buchführung machen. Eine Existenzgründung im freien Beruf unterscheidet sich kaum von einer im Gewerbe. Jeder Existenzgründer muss sich mit einem Businessplan auseinandersetzen: Was soll angeboten werden? Wer sind die Klienten? Wie stark ist die Konkurrenz? Für die freien Berufe gelten einige wichtige Besonderheiten. Dies betrifft u.a. die steuerlichen Pflichten oder rechtliche Vorgaben, z. B. für Werbung. Ob man Freiberufler ist oder nicht, hat außerdem Auswirkungen auf die Risiko- und Altersvorsorge. Der erste Schritt ist normalerweise die Registrierung beim Finanzamt. Die Anmeldung beim Finanzamt kann ganz formlos sein, z.B. in einem Brief nur mit Namen und einer kurzen Be-schreibung dessen, was Sie vorhaben. Diese sollte spätestens 4 Wochen nach Aufnahme der Tätigkeit abgegeben sein. In einigen Bundesländern müssen Sie sich an das Gesundheitsamt wenden. Für Freiberufler spielt die gesetzliche Rentenversicherung eine wichtige Rolle. Anders als die meisten anderen Selbständigen ist eine ganze Reihe von Freiberuflern hier pflichtversichert. Es empfiehlt sich auf alle Fälle, eine Anfrage an die zuständige Rentenversicherung zu stellen. Wenn Sie nicht in der gesetzlichen RV sind, müssen Sie für Ihre Altersvorsorge selbst sorgen. Jeder muss eine Krankenversicherung haben. Nur wenn ich nebenberuflich weniger als in meinem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis verdiene, brauche ich keine extra Krankenversicherung. Eigene Beratungsräume sind immer dann erforderlich, wenn die freiberufliche Tätigkeit nicht ausschließlich in Fremdräumen wie Arztpraxen, Betrieben, Apotheken,... durchgeführt werden kann. Diese Räume sollten ansprechend und zweckmäßig ausgestattet sein. Wenn Sie in eigenen Räumen tätig werden wollen, müssen diese außerhalb des Wohnbe-reichs liegen und für entsprechende Beratungstätigkeit ausgestattet sein. Hierfür kann eine

Anschubfinanzierung durch das Arbeitsamt hilfreich sein. Ansonsten benötigt man evtl. ein Gründerdarlehen, welches an Bedingungen des Kreditinstituts geknüpft ist. Für die Preisgestaltung ist eine Kalkulation notwendig. Hierfür muss ich alle entstehenden Kosten und die Vor- und Nachbereitungszeiten mit einrechnen. Das so entstehende Bera-tungshonorar sollte ich mit den Sätzen der regionalen Konkurrenz vergleichen. Eigene Praxis für Diättherapie – welche Anforderung en stellen die Kassen? Iris Flöhrmann Ernährungsberatung Stormarn & im Hansehof, Ahrensburg Das deutsche Gesundheitswesen ist dadurch geprägt, dass therapeutische Maßnahmen in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen direkt finanziert werden und der Patient bei Inanspruchnahme seine Versichertenkarte beim Leistungsanbieter einlesen lässt. Damit wird davon ausgegangen, dass der Leistungsanbieter eine Kassenzulassung erhält und direkt mit der Kasse abrechnet. Für niedergelassene Diätassistenten gilt dies jedoch nur eingeschränkt. Diättherapie und Ernährungsberatung sind keine Pflichtleistung der Krankenkassen, sie existieren im Leistungskatalog des SGB V nicht und dementsprechend gibt es auch keine „Überweisungsformulare“. Der Vortrag möchte diese Feinheiten erläutern. Die Leistung Diättherapie ist im eigentlichen Sinne eine Selbstzahlerleistung. Diätassistenten rechnen direkt mit dem Patienten ab. Es entsteht ein Vertrag, der unabhängig von den Kran-kenkassen ist. Wichtig ist hierbei in erster Linie das Vorliegen einer ärztlichen Notwendig-keitsbescheinigung. Beim Fehlen dieser würde man sonst gegen das Heilpraktikergesetz verstoßen, welches in Deutschland nur Ärzten und Heilpraktikern erlaubt, therapeutisch tätig zu sein. Für den Versicherten besteht jedoch die Möglichkeit, die Kosten der Leistungen Diättherapie und Ernährungsberatung unter gewissen Voraussetzungen von seiner Krankenkasse rücker-stattet zu bekommen. § 20 SGB V Im Rahmen der Gesundheitsvorsorge und Prävention werden i.d.R. Maßnahmen, die zur Vorbeugung von Übergewicht, Fehl- und Mangelernährung dienen, bezuschusst. Dabei wer-den weniger individuelle Beratungen, sondern eher zertifizierte Kursangebote gefördert. Grundlage hierfür ist der §20 des SGB V, speziell der Leitfaden Prävention Gemeinsame und einheitliche Handlungsfelder und Kriterien der Spitzenverbände der Krankenkassen zur Um-setzung von §§ 20 und 20a SGB V vom 21. Juni 2000 in der Fassung 27.August 2010. Möchte man entsprechende Kursangebote anbieten, müssen diese den Kriterien des Leitfa-dens entsprechen und seit Januar 2014 bei der Zentralen Prüfstelle Prävention zertifiziert werden. Für Angebote aus dem Handlungsfeld Ernährung sind u.a. für die Kursleiter die Ausbildung zum Diätassistenten, sowie ein aktuelles Fortbildungszertifikat gefordert. Werden verschiedene Kursangebote für verschiedene Zielgruppen angeboten, müssen diese alle einzeln eingereicht und geprüft werden. Ist dies erfolgreich geschehen, kann der Versicherte nach erfolgreicher Teilnahme den Beitrag rückerstattet bekommen. Dies sind in der Regel 75 EUR, bei einer Teilnahme von mindestens 80% der Kurseinheiten. §43 SGB V Im Gegensatz dazu gilt bei Maßnahmen der Diättherapie der §43 SGB V (Gemeinsame Empfehlungen der Spitzenverbände der Krankenkassen zur Förderung und Durchführung von Patientenschulungen auf der Grundlage von § 43 Nr.2 SGB V in der Fassung vom 25.November 2004) Hier muss unterschieden werden zwischen interdisziplinären Schu-lungsmaßnahmen für chronisch Kranke und der individuellen Diättherapie, welche in den Empfehlungen jedoch als Ernährungsberatung bezeichnet wird. Schwerpunkt in der eigenen Praxis ist in der Regel die individuelle Diättherapie. Damit der Versicherte hier die Möglichkeit zur Rückerstattung hat, muss die Beratung von einer Diätassistentin oder Oecotrophologin durchgeführt werden und eine ärztliche Notwendigkeitsbescheinigung vorliegen. Neben der beruflichen Grundqualifikation muss nach den Empfehlungen jedoch kein Fortbildungs-zertifikat nachgewiesen werden, sondern eine einjährige Berufserfahrung. Da es sich um einen

Leitfaden handelt, sind die Vorgaben nicht verbindlich und jede Kasse hat die Möglichkeit, noch weitere eigene Regelungen aufzustellen. In den meisten Bundesländern sind die Ersatzkassen dazu übergegangen, die Eignung der Ernährungsberater zentral beim Verband der Ersatzkassen (VDEK) zu prüfen und dort zentral zu listen. Meistens wird der Nachweis der Berufsausbildung und Berufserfahrung, Informationen zum Honorar und teilweise ein Beratungskonzept verlangt. Dem Konzept soll entnommen werden, wie die Beratung durch-strukturiert ist, bei welchen Diagnosen beraten wird, welche diätetischen Ziele erreicht werden sollen und Angaben zu Zielgruppen. Da es, wie gesagt, keine offizielle Form der Kassenzulassung und –registrierung gibt, wie bei Ärzten und Physiotherapeuten beispielsweise, kann eine Zusage zur Kostenzusage auch dann erfolgen, wenn die formalen Kriterien zwar erfüllt sind, die Ernährungsfachkraft aber nicht auf einer Liste steht. Genauso ist es möglich, dass im Rahmen der Einzelfallentscheidung die Krankenkasse die Bezuschussung ablehnt, obwohl die formalen Kriterien erfüllt sind. Es besteht kein Rechtsanspruch wie bei einem Heilmittel auf die Leistung. Deshalb empfiehlt es sich, vor Eröffnung der Praxis Kontakt zu den Krankenkassen vor Ort aufzunehmen und zu klären, wie sie im Falle einer Antragstellung zur Kostenübernahme der Ernährungsberatung vorgehen. Damit stellen Sie nicht nur einen wichtigen Kontakt her, sondern erhalten mit der Anerkennung bei der Krankenkasse ein wichtiges Alleinstellungs- und Qualitätsmerkmal gegenüber anderen weniger qualifizierten “Ernährungsberatern”. Franchising – Freund oder Feind? Vor- und Nachteile für freiberufliche Kollegen beleuchtet FG Ambulante Diättherapie und Freiberuflichkeit

i auf Grundlage der Abstracts, die beim VDD am 5.5.2014 vorlagen. Ausführlichere Informationen

bzgl. Adressen, Titeln bzw. Tätigkeiten entnehmen Sie bitte dem Referentenverzeichnis im

Kongressprogramm.