Download -  · notwendige Gewebekultur mit den beno-tigten Geraten, die zur Verfugung stehen-den Myelomzellen, das Screening und Klo- ... on" zeigen, wo dieAutoren zu Hause sind. Praktiseh aile

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Anti korpertech nikenEryl Liddell und Ian Weeks. Spektrum Akademischer Verlag, Berlin - Heidel-berg - Oxford (1996). 179 Seiten. ISBN: 3-8274-0048-1. Preis DM 39,80.

Dieser Band wendet sieh iiberwiegend anden Anwender im Routine- und im For-schungslabor, der seine Antikorper sinn-voll einsetzen mochte. Wahrend die Vor-bereitung des Antigens und seine Koppe-lung an Tragermolekule, das Immunisie-rungsprozedere, verwendbare oder gar tier-vertragliche Adjuvantien und einzusetzen-de Tierarten nur sehr knapp besehriebensind, wird der Charakterisierung der erhal-tenen Antikorper und -Seren schon mehrPlatz eingeraumt. Die Theorie der Titer-bestimmung oder der Affinitatskonstantenist schon im Kapitel uber die HerstelJungpoJyklonaler Antikorper gut erklart,

Wer dagegen monoklonale Antikorperherstellen mochte, bekommt hier eine guteEinfiihrung in diese Techniken. Die dafurnotwendige Gewebekultur mit den beno-tigten Geraten, die zur Verfugung stehen-den Myelomzellen, das Screening und Klo-nieren der Zellen und die Theorie der HAT-Medium Selektion werden so gut erklart,daB man damit eigentlieh gleieh anfangenkann. Und die in Anhang B aufgefUhrtenHersteller, Zellbanken und antikorperbe-

zogenen Produktdatenbanken sind fur denAnfang sieher ausreiehend.

Der Hinweis, daB das deutsehe Tier-schutzgesetz die Aszites-Produktion vonAntikorpern verbietet, konnte dureh dieBeobachtung erganzt werden, wie qualenddieser Versuch filr die beteiligten Nager ist.Sonst ist das Argument, den Aszites dannim Ausland herstellen zu lassen, aueh ausfinanziellen Grunden einfach zu nahelie-gend.

Der ehemischen Veranderung und gen-technischen Herstellung von Antikorper-molekulcn und ihren Fragmenten ist einganzes KapiteJ gewidmet. Die dafur vor-liegenden Grunde (vor allem die therapeu-tische Notwendigkeit der .Humanisie-rung" von Antikorpern) sind gut erklart.Aueh sind die positiven Eigensehaften vonFab- und seFv*-Fragmenten im Experi-ment einleuehtend dargestellt. Die entspre-ehende Originalliteratur ist, wie dankens-werterweise in dem ganzen Buch, demKapitel angefugt,

Zwar ist mittlerweile die Teehnik, auehnichtimmunisierte (oder naive) Phagenbi-

bliotheken anzulegen, die Antikorperfrag-mente mit ausreichender Affinitat gegenbeliebige (z.B. aueh gegen toxische) Anti-gene enthalten, relativ weit fortgesehritten.Doch wird diese Technologie nicht nurdurch den notwendigen Einsatz moleku-larbiologiseher Methoden, sondern mehrnoch dureh das Fehlen kauflicher Biblio-theken mit gentigender Variabilitat behin-dert. Hier bekommt man jedenfalJs genii-gend Hinweise, um mit der Konstruktionyon Phagenbibliotheken beginnen zu kon-nen. Die dadureh eingesparten Tiere wur-den das sicherlich begriiBen.

Die Kapitel .Diagnostische Anwendungyon Antikorpern" und .Jmmunlokalisati-on" zeigen, wo die Autoren zu Hause sind.Praktiseh aile wiehtigen Methoden werdenmit der dahinterstehenden Theorie, tech-nischen und Auswertungsproblemen undpraktisehen Vor- und Naehteilen beleuch-tet. Die Kapitel eignen sieh aueh fur geiib-te Nutzer von Antikorpern, wenn Proble-me mit ihren Systemen auftauehen. Bei dertherapeutisehen Anwendung von Antikor-pem wird die Grundlage von Immun- undRadioimmuntherapie sowie von Irnmun-toxinen oder antikorpergerichteten Enzym-prodrug- Therapien ausfuhrlich erlautert.

Die hier aufgefiihrten Beispiele gebenAnlaB, die Phantasie spielen zu lassen, unddie Leser spekulieren vielleicht wiederuber den Nutzen der gentechnologischenAntikorperherstellung.

ha*single chain variable fragment

Polyklonale AntikorperElvira Schecklies, 1996 VCH Weinheim, 125 Seiten, DM 58,-,ISBN: 3-527-30078-3

Bei dieser Publikation handelt es sich umeine Einfiihrung in die Herstellung vonAntikorpern, dureh die sich wie ein roterFaden der Gedanke des Tierschutzes zieht.Und das nieht nur, weil .zufriedenc undgesunde Tiere bessere Antiseren produzie-ren," sondern weil es sich bei ihnen urnLebewesen und nieht um Reagenzglaserhandelt. Und die Verweise auf dureh StreBoder Krankheit der Versuchstiere vermin-derte Antikorpertiter zeigen, daB Tier-schutz bei der sinnvollen Planung undDurehfiihrung von Experimenten hilft.

Als mogliche Antikorperproduzentenwerden Ziegen, Kaninehen und Hillmer

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vorgestellt und gleiehbereehtigt nebenein-ander gestellt. Und wenn man weiB, wo-fiir man die gewiinsehten Antikorper be-nutzen rnochte, wird man mit diesem Buchin die Lage versetzt, sieh fiir die geeigneteTierart zu entseheiden. Hiihner, denenwegen des hohen Antikorpertiters in denEiern kein Blut entnommen werden muBund die (bei geringem Antigeneinsatz) uberlange Zeitraume groBe Mengen Antikor-per liefern konnen, verdienen mehr Beach-tung. Dieses Bueh kann dabei helfen.

Den Haltungsbedingungen der Tiere istviel Platz gewidmet. Das yon ihnen beno-tigte Futter und Haltungshabitat wird er-

klart, auf haufige Erkrankungen und Para-siten wird hingewiesen und darauf, wieeventuelle Nebenwirkungen der Immuni-sierung bemerkt werden konnen. Bei denBlutentnahmeteehniken ware - gerade furAnfanger - vielleieht eine Zeiehnung desKaninehenohres mit Venen und Arterienhilfreieh. Pra-Immunseren wiirde ieh insRegister aufnehmen und ihre Gewinnungals eigenen Arbeitsschritt auffuhren, Ins-gesamt ist dieser Teil des Buehes sehr an-wendungsbezogen und rnit guten Tips ver-sehen.

Dennoch laBt diese Einfiihrung nochWiinsehe fiir die nachste Auflage offen.Besonders vermisse ieh Vorschlage furStandardarbeitsanweisungen (SOPs) beimImmunisierungsprozedere und bei haufigbenutzten Naehweisteehniken, mit Anga-ben iiber benotigte Gerate, Verbrauchsma-

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ir;)., BUCHBESPRECHUNG--~~-------------------------------~<

terialien und Chemikalien.Zwar wird beispielsweise sehr genau auf

die Chemie rnoglicher Kopplungsreaktio-nen von Haptenen eingegangen, dennochkann man nach der Lektiire dieses Buchesnoch kein Peptid koppeln und weiB auehnicht, woran man es zweckmalligerweisekoppeln sollte.

Bei den Methodenbeschreibungen feh-len RIAs, die in der Laborroutine haufigervorkommen, als homogene EIAs, und auch

das vollstandige Fehlen yon immunhisto-chemischen Teehniken wie der Immun-fluoreszenz finde ieh, angesichts ihrer Be-deutung in del' Diagnostik und in del'Grundlagenforschung, bedauerlieh.

Aufgrund der umfangreiehen, zu demThema existierenden Literatur, ist einUberblick iiber die zugrundeliegendenOriginalarbeiten sicher nieht ubersichtlichanzufertigen. Irn Anschluf an die einzel-nen Kapitel konnte aber Methodenlitera-

tur uber Immunisierungsprotokolle, Affi-nitatsreinigungen oder EIAs angefiigt wer-den, die die Vorbereitung der erforderli-chen Arbeitsschritte erleichtert. Vor allemaber fehlt ein Hinweis auf ein aktueJlesLehrbueh del' Immunologie.

ZusammengefaBt empfiehlt sich dasBuch jedem, del' plant Antikorper selbstherzustellen, als gute Einfiibrung, wahrendder Profi wenig Neues lernt.

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Wenn Tiere weinenJeffrey M. Masson, Susan Me earthy. Rowohlt- Verlag, Hamburg (1996).400 Seiten. ISBN 3 498043773. Preis Fr. 39,-.

Haben Tiere Geftihle? Die Frage scheintsimpel - Ja, aber welche?

Die beiden amerikanischen Autoren, del'Psychoanalytiker J. Masson und die Bio-login Susan Me earthy, sind der Fragenachgegangen. Ihre Recherche stutzt sichauf eine umfangreiche Sammlung vonBeobachtungen und Erlebnissen mit Tie-ren. Befragt wurden Wildbiologen, Tier-pfleger, Tiertrainer, Zoologen und Laien,die sich mit besonderer Sorgfalt der Tier-beobachtung widmen.

Sie kommen zum Schluli, daf aile Tie-re, selbst Wirbellose, uber ein weites Spek-trum von seelischen Empfindungen verfii-gen. Es ist ihrer Meinung nach somit vol-lig verfehlt, die Emotionalitat der Tierenur als AuBerungen bloBer Reflexe, Re-aktionen, Instinkte oder Impulse zu ver-stehen, wie dies in der akademischen Bio-logie und Verhaltensforschung der Fall ist.

Beim Menschen unterscheiden dieTheoretiker der Psychologie zwischen ei-nem Grundrepertoire an Gefuhlen und ei-ner breiten Palette gemisehter Empfindun-gen. Fur gewohnlich werden sechs bis achtelementare Gefuhle definiert, so Liebe,HaB, Furcht, Zorn, Hoffnung, Freude etc.Den Tieren gestehen Faehleute der Sozio-biologie aJlenfalls Angstempfindungen zu,vielleicht Freude oder Zorn, keinesfallsaber hohere Gefuhle wie Liebe, Schamoder Mitleid.

Das ist naeh Meinung der beiden Auto-ren viel zu kurz gegriffen. Mit einer Fullevan Beispielcn versuchen sie Zll beweisen,daB Tiere Zuneigung empfinden konnenund zwar uber die Artgrenze hinaus, dafsie an Einsamkeit leiden und trauern kon-nen, daB sie sieh gegenseitig Hilfe Jeisten

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und sogar so etwas wie Scham ausdruk-ken konnen..Mannliche Elefanten wurden dabei ge-

sehen, wie sie frisehe Laubzweige zu ei-nem alten Elefantenbullen hinbrachten, deram Boden lag, weil er zu krank war, urnsich seine Nahrung selber zu beschaffen",schreiben sie. Oder: "Wale kommen ihrenArtgenossen oft zu Hilfe, wenn sie Schwie-rigkeiten haben, Luft zu holen."

Auch Falle von Adoption selbst artfrem-der Jungtiere sind bekannt: .Ein Forscherbot Rattenrnuttern artfremde Babys an.Ohne zu zogern adoptierten Ratten Mau-se- und Kaninchenkinder. Sie brachtenauch kleine Katzchen in ihr Nest und ver-suchten zu verhindern, daB man diese wie-der herausholte." - Ist das nun Zuneigung,Rucksichtnahme, Mitleid? Die Verfassermeinen es. Zumindest, so ihre Ansicht,sollte man eine solche Moglichkeit bei derBeurteilung dieser Phanornene nieht au-Ber acht lassen.

Sie stehen ubrigens mit ihrer Auffassungkeineswegs alleine. Bereits 1902 verof-fentlichte Peter Kropotkin seinen Klassi-ker "Mutual Aid. A Factor of Evolution".Er beschreibt darin zahlreiche Faile yongegenseitiger Hilfeleistung im Tierreich.Seiner Meinung naeh ist sie als Motor derEvolution sogar bedeutungsvoJ!er als derbekannte "Kampf ums Dasein", was erdurch viele Beispiele belegt.

Masson und Me earthy befassen sich inihrem Buch aber noch mit ratselvollerenErscheinungen, beispielsweise der folgen-den: "Gela Teleki, ein junger Wissensehaft-ler, wollte auf einem Bergriicken im Gom-be-Nationalpark fur Schimpansen den Son-nenuntergang beobaehten. Er sah zwei

Schimpansenmannchen, die zu ihm empor-kletterten. Diese beiden ausgewaehsenenMannchen bemerkten einander erst, als sieoben ankamen. Sie begnibten sieh mit Jap-sen und Handeschutteln und hoekten sichdann nieder. In absoluter Stille sahen Te-leki und die Sehimpansen die Sonne un-tergehen und die Damrnerung hinaufzie-hen."

Telekis Erlebnis sei keine Ausnahme,bemerken die Autoren, ahnliche Szenenseien yon andern Primatenforschern be-schrieben worden. Konnte es sein, fragenMasson und Me earthy, daB die Tiere, ahn-lieh wie der Mensch, einen Schonheitssinnbesitzen?

Sie wissen natiirlich, daB sie sieh mitderart kiihnen Interpretationen dem Vor-wurf eines .naiven Anthropornorphismus"aussetzen. Doch das nehmen sie sichtliehgerne in Kauf. Mit leidenschaftliehemEngagement sprengen sie das enge Spraeh-korsett del' orthodoxen Verhaltensfor-schung und schreiben yon .Wut" anstattvan Aggressionsverhalten, yon "Todes-angst" anstatt von Fluchtverhalten, yon.Mutterliebe'' anstatt von Pflegeverhalten.Sie sind davon uberzeugt, daf die abstra-hierenden Begriffe der Wissenschaft nurdazu beitragen, das Gefuhlsleben der Tie-re zu versehleiern und ihrer hemmungslo-sen Ausbeutung Vorschub zu leisten. AufWesen, die nur yon Instinkten beherrschtsind, die nur reflexartig (automatenhaft)reagieren, die keinerlei .hohere'' Gefuhlekennen, muf man wenig Rucksicht neh-men. Man kann sie mit Gleichgtiltigkeitbehandeln und ohne Gewissensbisse aus-nutzen.

Mit ihrem faktenreichen Buch wollenMasson und Me earthy diese Gleichgul-tigkeit aufbrechen, die Gewissen aufriittelnund die Diskussion um das Gefuhlslebender Tiere in neuer Weise anregen.

sg

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