Die „Heimlandschaft“ im Saarland 1949–1975
3. Runder Tisch
„Aufarbeitung der Heimerziehung in den Jahren
1949 bis 1975 im Saarland“
04. November 2015 in Saarbrücken
Prof. Dr. Christian Schrapper
Dipl. Päd. Claudia Ströder
1
3. Runder Tisch: Die „Landschaft“ der Heimerziehung
im Saarland 1949-1975
2
Themen des 3. Runden Tisches Heimerziehung
A) Projekt-“Fahrplan“
B) Die „Heim-Landschaft“ im Saarland 1949-1975
C) Einrichtungsbezogene Daten – eine Annäherung aus Statistiken und Konzeptionen
3
A) Projekt-“Fahrplan“
Interviews
Film- & Tonaufnahmen
Transkription
Bearbeitung & Schnitt
09.-13.11.2015
16.-20.11.2015
18.-22.01.2016
Website
Anfang Dezember 2015
Transparenz
&
Informationsplattform
Material d. Runden Tische
Quellenarbeit
Archiv- bzw. Quellenrecherchen
& Aktenauswertung
4
B) Die „Heim-Landschaft“ im Saarland 1949-1975
5
Die Heim-Landschaft im Saarland 1959-1975 (Quelle: AFET-Heimverzeichnisse; Statistiken LJA)
Heim für Klein- und Schulkinder
Heim für Schulentlassene
Heim für Klein- und Schulkinder sowie Schulentlassene 6
Die Heim-Landschaft im Saarland 1964-1975 (Quelle: AFET-Heimverzeichnisse; Statistiken LJA)
Heim für Klein- und Schulkinder
Heim für Schulentlassene
Heim für Klein- und Schulkinder sowie Schulentlassene 7
Kinder und Jugendheime im Saarland 1959 (Quelle: AFET-Heimverzeichnis 1959)
19 Einrichtungen
8 10 1 altersübergreifendJugendheime
8 4 7 koedukativ Mädchen Jungen
Kinderheime
10 2 7 bis 120 Plätzebis zu 60 Plätze mehr als 120 Plätze
8
12 3 4 öffentlicher Trägerkirchlicher Träger sonstige
Kinder und Jugendheime im Saarland 1975 (Quelle: AFET-Heimverzeichnis 1975)
27 Einrichtungen
18 5 4 Jugendheime
altersübergreifendKinderheime JH
17 4 6 Mädchenkoedukativ M Jungen
12 Einrichtungen mit
Familiengruppen
18 8 1 mehr als 120 Plätzebis 60 Plätze bis 120 Plätze
9
18 2 7 öffentlicher Trägerkirchlicher Träger sonstige
Zur Lage der Heime im Saarland
1971/72 – Weißbuch (Bericht der LAG für Erziehungsberatung im Saarland, 1972)
1970
•Bildung eines Ausschusses durch die LAG für Erziehungsberatung (Heimkommission), der die Lage der Heime im Saarland untersuchen sollte (3 Dipl.-Psychologen, 1 Psychiater, 1 Sozialarbeiter)
1971/1972
•Besichtigung sämtlicher saarländischer Heime durch den Ausschuss (31 Dauerheime) + Fragebogen-erhebung
~1972
•Herausgabe eines Weißbuchs zur Lage der Heime im Saarland
Ziel: Erarbeitung von Verbesserungsvorschlägen in
Zusammenarbeit mit dem LJA
10
Weißbuch – festgestellte Mängel der
Heimkommission (Bericht der LAG für Erziehungsberatung im Saarland, 1972)
18 Kinder/Jugendliche, angenommene Höchstgrenze: 10
bei 82 % d. Heime waren die Gruppengrößen „nicht optimal“
In 62 % der Fälle: keine Familiengruppen
In 90 % der Heime wurden Kinder auf Grund der Erreichung eines bestimmten Alters verlegt
z.T. ungeeigneter „Zuschnitt“ der Heime auf einen Teil der untergebrachten Kinder
37 % d. Heime beklagten „Fehleinweisungen“ durch Platzmangel
Art & Größe der
Gruppen 77 % der Heime: fehlende Qualifikation eines Teils des Personals
In 68 % der Heime fand weder eine dauerhafte, noch eine ambulante psychologische Betreuung durch einen Diplompsychologen statt
Eine heilpädagogisch-therapeutische Betreuung fehlt in fast allen Heimen; steckt noch in den ersten Anfängen
Personal
11
Weißbuch – Schwierigkeiten aus der Sicht der Heime (Bericht der LAG für Erziehungsberatung im Saarland, 1972)
Mangel an geeigneten Heimplätzen (Verlegungsschwierig-keiten)
Bei Erreichen der Altersgrenzen werden die Kinder ohne Vorbereitung aus gewohntem Umfeld gerissen
Nur 2 Heime machen eine positive Aussage über die Zusammenarbeit mit den Angehörigen
Mangel an Weiterbildungsmöglich-keiten für das Personal wurde nur selten beklagt (Widerspruch zu Heimbesichtigungen) -> Notwendigkeit noch nicht erkannt
konzeptio-nelle
Probleme
Mangelhafte Angebote an Berufschancen für Schulentlassene (fehlende Zusammenarbeit mit z.B. Berufsberatern)
Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit den Jugendämtern: Weitergabe von Berichten, Papieren
14 Heime berichteten, dass sich die Einweisungsstellen nicht oder nicht genügend um die eingewiesenen Kinder und Jugendlichen kümmern
12 Heime sind der Ansicht, dass sie von den Jugendämtern zu wenig Anregung und Hilfe erfahren (ausgenommen Landesjugendamt, Heimaufsicht)
Zusammenarbeit/Ko-operation
12
Weißbuch Eine heilpädagogisch-therapeutische Betreuung
fehlt in fast allen Heimen; steckt noch in den
ersten Anfängen (1971/72)
Margarethenstift
Saarbrücken
Heilpäd. KH Oberthal
Kinderheim Bexbach
Heilpäd. Zentrum Haus Mutter Rosa
Wadgassen
1975/1976:
Umstrukturierung der Ev. Kinderheime Völklingen und Wiebelskirchen
zur Sonderpädagogisch-therapeutischen Einrichtung des
Diakonischen Werkes an der Saar (ab 1. Juli 1976)
Zwischen 1973 und 1976: 8 Außenwohngruppen und
Wohngemeinschaften (3-10 Kinder)
13
Bildnachweis: Landesarchiv Saarbrücken, SJH/68: „Andere Heime“
Organisationsstruktur der Sonderpädagogisch-
Therapeutischen Einrichtung des Diakonischen
Werkes an der Saar (ab 1. Juli 1976) Bildnachweis: Landesarchiv Saarbrücken, SJH/68: „Andere Heime“
14
Weißbuch
Im Mai 1970 gab es im Saarland ca. 330.000 Kinder
und Jugendliche von 0-17 Jahren (Statistisches
Landesamt).
2064 Kinder in saarländischen Heimen = 0,63 % (6,3
Heimkinder pro 1.000 Minderjährigen)
„Die Zahl ist in Wirklichkeit größer, da viele Kinder in
Heimen außerhalb des Saarlandes untergebracht
sind.“
Der Sozialatlas des Saarlandes (1980) geht für das Jahr 1978 von
200 bis 250 außerhalb des Saarlandes untergebrachten Kindern
und Jugendlichen aus.
Errechnete Heimquote: 5,5 Heimkinder pro 1.000
Minderjährigen
(Stat. Bundesamt: 6 Heimkinder pro 1.000 Minderjährigen;
Bundesdurchschnitt: 4,7).
15
Auswertung der Anlauf- und Beratungsstelle:
Anteil „Ehemaliger Heimkinder“, die in Einrichtungen
im Saarland, in RLP oder in anderen Bundesländern
untergebracht waren (Stand: Oktober 2014; N=311)
70%
14%
10% 6%
Saarland
anderes Bundesland
Rheinland-Pfalz und Saarland
Rheinland-Pfalz
Rund 30 % der Betroffenen, die sich bis Oktober 2014 in der RAB gemeldet
haben, waren (auch) in einem Heim außerhalb des Saarlandes untergebracht.
16
17
C) Einrichtungsbezogene Daten
18
Belegung
Betreuungsformen
Personalstruktur
Pflegesätze
das staatliche Erziehungsheim in Merzig
bzw. Homburg
Belegung und Auslastung der Saarländischen
Kinderheime, Stand: 01.09.1973 (Quelle: Landesarchiv Saarbrücken, LJA/111: „Statistik Kinderheime 1971-1973“)
0
20
40
60
80
100
120
140
160
180
200
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1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23
Belegung
genehmigte
Plätze
19
Belegung und Auslastung der saarländischen
Jugendheime, Stand: 01.09.1973) (Quelle: Landesarchiv Saarbrücken, LJA/111: „Statistik Kinderheime 1971-1973“)
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30
40
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70
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1 2 3 4 5 6 7 8
Belegung
genehmigte
Plätze
20
Betreuung der Kindergruppen (1973) (Quelle: Landesarchiv Saarbrücken, LJA/111: „Statistik Kinderheime 1971-1973“)
43%
36%
17%
4%
Kinderheime
altersgemischt
geschlechtsgemischt
geschlechtsgleich
altersgleich
47%
40%
13%
0%
Jugendheime
geschlechtsgleich
altersgemischt
altersgleich
geschlechtsgemischt
21
Personalstruktur (Qualifikation) in den saarländischen Kinderheimen 1969-1973 (Quelle: Landesarchiv Saarbrücken, LJA/111: „Statistik Kinderheime 1971-1973“)
1,1% 1,5% 1,6% 1,2% 0,8%
1,8% 1,5% 1,2% 1,2% 1,6%
0,7% 1,5%
20,1% 23,4% 22,1% 26,0% 22,7%
43,4% 42,6% 45,5%
41,0% 41,5%
6,8% 7,0% 4,3% 3,7%
3,6%
4,4% 4,9% 6,3% 4,4%
4,8%
22,5% 19,7% 19,4% 21,2% 23,0%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
1969 1970 1971 1972 1973
8. Ohne Ausbildung
7. Sonstige (Lehrer,Wirtschaft, Theologen, usw
6. Kinderkrankenschwester
5. Kinderpfleger(innen)
4. Kindergärtner(innen)Heimerzieher(innen)
3. Sozialarbeiter
2. SozialpädagogenJugendleiter
1. Psychologen
22
Pflegesätze nach Pflegekostentarif (Quelle: Landesarchiv Saarbrücken, LJA/113 – „Pflegesätze bis 1979“)
23
Träger der Jugendhilfe
des Saarlands
(Ministerialrat)
Liga der freien
Wohlfahrtspflege
Saar (Diakonisches
Werk an der Saar)
Pflegekostentarif
Kinder bis 2.
Lebensjahr
Kinder vom 3. LJ. an
bis zum Ende der
Volksschulpflicht
Jugendliche in
Jugendwohn-
heimen
Jugendliche in
Erziehungsheimen
Heime der Gruppe S
• Gemischte, familienähnliche Gruppen mit nicht mehr als 15 Kindern
Heime der Gruppe A
• Familienähnliche Gruppen mit nicht mehr als 20 Kindern
Heime der Gruppe B
• Alle übrigen Heime für Kinder im vorschulpflichtigen oder volksschulpflichtigen Alter
Verpflegung
Unterkunft & Betreuung
Instandhaltung von Wäsche, Kleidung
und Schuhwerk
Pflegesätze nach Pflegekostentarif – 1970-1976, Angaben in DM (Quelle: Landesarchiv Saarbrücken, LJA/113 – „Pflegesätze bis 1979“)
24
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
Jan 70 Jan 71 Jan 72 Jan 73 Jan 74 Jan 75 Jan 76
Für Kinder bis vollendeten 2. Lebensjahr
Kinder in Heimen Gruppe S
Kinder in Heimen Gruppe A
Kinder in Heimen Gruppe B
Für Jugendliche in Jugendwohnheimen
Für Jugendliche in Erziehungsheimen
Pflegesätze nach Pflegekostentarif 1974, Angaben in DM) (Quelle: Landesarchiv Saarbrücken, LJA/113 – „Pflegesätze bis 1979“)
25
27,2
41,3
22
38
65,4
26
20,8
27,2 27,2
38,2
18
46,1
30,9
54,8
0
10
20
30
40
50
60
70
Das staatliche Erziehungsheim im Saarland (Quelle: Verein der Förderer und Freunde des Saarländischen Jugendheimes Homburg e. V.
(o.J.): Saarländisches Jugendheim Homburg. – Staatliches Heim der Jugendhilfe – 1949-1974)
1923/24
•Erlaß der Regierungskommission des Saargebietes: Errichtung von zwei Erziehungsanstalten auf dem Gelände der Pfälzischen Landesklinik (Homburg) • Katholisches Landes-Knabenerziehungsheim
• Evangelisches Landes-Knabenerziehungsheim
1935/36
•Auflösung beider Heime durch die nationalsozialistische Bezirksregierung in Neustadt (Verbot konfessioneller staatlicher Erziehungsanstalten und Platzmangel im Landeskrankenhaus)
1949
•Erlaß des Ministerpräsidenten des Saarlandes: Errichtung/Wiedereröffnung eines landeseigenen Knabenerziehungsheimes in der Landesnervenklinik in Merzig
1963
•Verlegung des Heimes nach Homburg (ehem. Gelände des Landesdurchgangslagers für Vertriebene und Flüchtlinge)
1963/66
•Umbau und Erweiterung der Gebäude/des Geländes
•Neue Namensgebung: Saarländisches Jugendheim Homburg
•Heimleiter: Direktor Herbert Schmidt
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Der Runde Tisch
„Heimerziehung im Saarland 1949-1975“
• Der Alltag in den Einrichtungen 4. Runder Tisch
(02.03.2016)
• Vorstellung des Projektes und erster Zwischenbefunde
Zwischentermin (öffentlich)
20.04.2016
• Die „Nachwirkungen“ der Heimerziehung für ehemalige Heimkinder und Verantwortungsträger
5. Runder Tisch
(29.06.2016)
• Konsequenzen für Heimerziehung heute? 6. Runder Tisch
(28.09.2016)
• Befunde des Aufarbeitungsprojektes zur Heimerziehung der 50er bis 70er Jahre im Saarland
7. Runder Tisch
(23.11.2016)
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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