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KRAICHGAU 27Dienstag,8. Januar 2013

Achim Keßlerverlässt

das RathausBürgermeister bewirbt sichnicht um zweite Amtszeit

Von unserem RedakteurSimon Gajer

SINSHEIM Achim Keßler bleibt Sins-heim treu, aber nur noch als Bewoh-ner und Kreisrat. Wenn die Amtszeitals Beigeordneter Ende April ab-läuft, hört er auf. „Für eine Wahl zueiner sich anschließenden zweitenAmtszeit stehe ich nicht zur Verfü-gung“, teilte er am Montag mit.

OB-Wahl Im Unklaren lässt Keßler,weshalb er nicht mehr zur Verfü-gung steht. Im vergangenen Jahrkandidierte er für das Amt des Ober-bürgermeisters,die Sinsheimerstimmten für JörgAlbrecht. Dass esan dieser geschei-terten Kandidaturliegt, „kann manso nicht sagen“,betonte er in ei-nem Gespräch mitunserer Zeitung.„Es gibt viele Be-weggründe.“Auch im persönli-chen Bereich, aber darüber wolle ernicht sprechen.

Die OB-Kandidatur habe gezeigt,dass er weitere Herausforderungensuche. An diesem Ziel, sich weiter-zuentwickeln, habe er festgehalten,und in der freien Wirtschaft habe ereine entsprechende Stelle gefun-den. Details nannte Keßler nicht.Mit Ablauf seiner Amtszeit wird er19 Jahre und sieben Monate im Rat-haus gewesen sein, weshalb er „miteinem lachenden und einem weinen-den Auge“ gehe. Vieles wurde er-reicht und bewirkt. „Ich habe esgern gemacht.“

Kritik In Sinsheim möchte er woh-nen bleiben, ob aber weiterhin inReihen, „das lasse ich mehr als of-fen“. Zum Hintergrund: Im Ortsteilstoppte eine Bürgerinitiative denBau eines Krematoriums. Gegnerder Anlage hatten auch Achim Keß-ler kritisiert.

Die Stadt Sinsheim hält nach eige-nen Angaben seit geraumer Zeit beider Besetzung von Personalstelleneine Wiederbesetzungssperre vondrei Monate ein, um der unverän-dert angespannten Haushaltssituati-on entgegenzuwirken. Das gelte we-gen der Gleichbehandlung auch fürdie obersten Leitungsebenen. DieVerwaltung möchte deshalb demGemeinderat vorschlagen, die Stelledes Beigeordneten frühestens zum1. August zu besetzen.

Achim KeßlerFoto: Archiv/Boxheimer

t Hintergrund

Karten im VorverkaufDas landesweite Festival „Figurenspiele“gastiert mit sieben Produktionen von Frei-tag bis Samstag, 18. bis 26. Januar, im Ep-pinger Figurentheater. Das Programm fin-det sich auch im Internet unter eppinger-figurentheater.de. Karten gibt es bei denEppinger Buchhandlungen Müller sowieHoll und Knoll unter 07262 9242033 oderMail: [email protected]ücke richten sich zum Teil an an-gemeldete Gruppen, daher empfiehlt essich, vorher anzurufen. Das Epfi hat seineSpielstätte in in der Bahnhofstraße 26. ah

Neuer Verein stellt sich in Bonfeld vorNeugierde treibt 160 Interessierte zur Kulturinitiative Blacksheep

Von Stefanie Pfäffle

BAD RAPPENAU Das Ende von Folkim Schlosshof (FIS) hat ein großesLoch in den Veranstaltungskalendervon Bonfeld gerissen. Darüber wa-ren sich alle Anwesenden am Sonn-tagnachmittag im Gasthaus Kroneeinig. Dort stellte der neue Verein„Blacksheep – Kulturinitiative Bon-feld“ ausführlich sich und sein um-fangreiches Programm für 2013 vor,das von Folkkonzerten über einSchlachtfest bis zum Kürbisschnit-zen mit Kindern reicht. Der Vorsit-zende Ulrich Schneider betonte:„Wir sind nicht der Nachfolger vonFolk im Schlosshof.“

Hoffnungen 160 Interessierte woll-ten wissen, was kommt. Die Neu-gierde führte auch Torsten und Son-ja Weber aus Leingarten nach Bon-feld. „Wir wollen hören, was so ge-plant ist“, erklärte er. Sie seien im-mer als Gäste beim Folkfestival ge-wesen und wollten nun sehen, wie esweitergeht. „Darauf haben wir ge-wartet und gehofft.“ Am Nebentischsaßen Karlheinz und Jutta Grüne-wald aus Heilbronn-Biberach, treueFIS-Gänger von der ersten bis zur

letzten Veranstaltung. „Als Fans ha-ben wir natürlich ein gro-ßes Interesse daran, wie esweitergeht.“ Atmosphäreund Musik seien immerrichtig toll gewesen. Nunkommt der neue Verein.„Ob wir auch mitarbeitenwerden, wird sich zeigen.“

Schon beim Folkfestivalmitgeholfen haben CarolieKnittweis aus Bonfeld undihr Freund Christian Akermann ausBad Rappenau. „Man war Teil einer

großen Familie, alle haben sich ge-genseitig geholfen, mankonnte jeden fragen, eswar einfach immer schön“,erinnerte sich die 19-Jähri-ge. Dass sie auch beiBlacksheep mithelfenwird, steht für Knittweisaußer Frage. „Bei meinerFamilie geht das gar nichtanders“, meinte sie augen-zwinkernd.

Das Interesse war so groß, dassdie Besucher in mehreren Gruppen

in den zweiten Stock gingen, um zuerfahren, was kommen wird. „AlsBonfelder will man einfach wissen,was abgeht“, sagte Ellen Funk. DasFIS sei immer wunderschön gewe-sen, und das erhofft sie sich nunauch von den Blacksheep-Veranstal-tungen. „Ich hab allerdings gelesen,dass viele Events in Bad Wimpfenstattfinden.“ Das stört sie gewaltig.

Konzerte in Wimpfen Auch Ober-bürgermeister Hans Heribert Blätt-gen sei zunächst nicht glücklich ge-wesen, als er von den Plänen mit derAlten Kelter in Bad Wimpfen gehörthabe, berichtete Kreativleiter FranzKoroknay. „Aber er musste dann zu-geben: So etwas haben wir auf Rap-penauer Gemarkung einfach nicht.“Nach der Präsentation war Anasta-sia Gläser ganz begeistert. „Das Pro-gramm ist sehr interessant, da ist aufjeden Fall was dabei“, erzählte dieBad Rappenauerin. Vor allem dieKombination aus verschiedenenKultureinrichtigungen sei gut.

Kontakt zum VereinDie Bonfelder Initiative gibtweitere Informationen auf derSeite www.blacksheep-kultur.de.

Gleich zwei Mal füllen die Interessenten den Saal im ersten Stock der Bonfelder Kro-ne. Alle waren gespannt, was nach Folk im Schlosshof passiert. Foto: Pfäffle

„Das Pro-gramm istsehr interes-sant, da ist aufjeden Fall wasdabei.“A. Gläser

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EPPINGEN Epfi ist Spielort bei landesweitemFestival – Stücke für Kinder und Erwachsene

Von unserem RedakteurAlexander Hettich

C omedy trifft Musiktheatertrifft Handpuppenspiel: DasFestival „Figurenspiele“, das

die baden-württembergischen Figu-rentheater mit festen Spielstättenjährlich ausrichten, macht vom 18.Januar an in der Fachwerkstadt Sta-tion. Das Eppinger Figurentheaterin der Bahnhofstraße bringt inner-halb einer Woche sieben Produktio-nen auf die Bühne. Das komödianti-sche Fach spielt eine Hauptrolle.

Premiere „Für uns ist das eine Pre-miere“, sagt Heidi Callewaert-Zotz,die gemeinsam mit ihrem MannThomas Zotz die Eppinger Bühnebespielt. Zwar war das Landesfesti-val in seiner 13-jährigen Geschichtebereits in der Fachwerkstadt zuGast. Allerdings gaben sich dieTheatermacher aus dem ganzenLand seinerzeit im damaligen Ba-buschka-Theater ein Stelldichein.

Zu den 15 vom Land gefördertenFigurentheatern, die eine festeSpielstätte haben, zählen neben denEppingern unter anderem dasKnurps-Puppentheater aus Möck-mühl oder das Künzelsauer TheaterTed Moré. Das jährliche Schaulau-fen soll „auch ein Dankeschön andas Land für die finanzielle Unter-stützung sein“, erklärt Callewaert-Zotz. Für die Eppinger erweist sichder Begriff Figurentheater als zu en-ges Korsett. Über die Genregrenzenhinaus will das Ehepaar eine breitePalette der Darstellerkunst präsen-tieren. Jüngste Beispiele waren etwadie viel beachtete Eppinger Nachtder Kunst oder eine Aktionswochezum Thema Mittelalter.

Zunehmend punktet das Epfi mitStücken für Erwachsene. „Da habenwir mal mit vier Zuschauern ange-fangen“, erinnert sich Callewaert-Zotz. Die Premiere der Weltunter-gangs-Musikkömodie „Krisenfest“bescherte zuletzt ein volles Haus.Das Stück gehört auch zum humori-gen Dreierpack, der beim Figuren-spiele-Festival unter dem Titel„Comedy-Offensive“ zusammen-gefasst ist und sich vornehmlichan erwachsene Zuschauer rich-tet. Das Epfi zeigt „Krisenfest“

in der Festivalwoche am Freitag undSamstag, 25. und 26. Januar, jeweilsum 20 Uhr. Zuvor stellt das Marotte-Figurentheater klar: „Männer sindanders. Frauen auch!“ Beginn ist amFreitag, 18. Januar, um 20 Uhr. Wemdas nicht genug Geschlechterkampffür einen Abend ist, der kann sitzenbleiben: Das Theater Sturmvogelfordert ab 21.30 Uhr in einer Musik-Comedy: „Frauen an die Macht.“

Ab vier Jahren Gleich vier Festival-Gastspiele richten sich an Kinder abvier. Die Kleinen erleben mit „Duhast angefangen! Nein, du!“ ein lehr-reiches Handpuppenspiel über dasStreiten. Das Stück des TheatersKleines Spectaculum ist am Diens-tag, 22. Januar, ab 10 Uhr zu sehen.Am Mittwoch, 23. Januar, ebenfallsab 10 Uhr setzt Raphael Mürle vomgleichnamigen Pforzheimer Figu-rentheater das Kinderlied „Drei Chi-nesen mit dem Kontrabass“ mit Bau-klötzen in Szene.

Mit „Adieu, Herr Muffin“ zeigtdas Marotte-Theater ein „poetischesund liebevoll gespieltes Stück, dassich auch Erwachsene anschauenkönnen“, verspricht Thomas Zotz.Das Alter der Hauptzielgruppe be-ginnt am Freitag, 18. Januar, um 10

Uhr aber bei fünf Jahren. Einezweite Vorstellung startet amSamstag, 19. Januar, um 15 Uhr.Einen Einblick ins Programm

des FigurentheatersPhoenix bietet „Ente, Tod

und Tulpe“. Das Epfi unddie Eppinger Stadtbücherei

präsentieren die Adaption einesBilderbuchs am Sonntag, 20.Januar, ab 15 und am Montagdarauf ab 10 Uhr.

Hart, aber herzlich: Das Marotte Figurentheater zeigt „Männer sind anders. Frauenauch!“ als Festivalbeitrag in Eppingen. Fotos: privat

Zwei Kinderstücke setzen sich sensibel mit dem Thema Tod auseinander – hier eineSzene aus „Ente, Tod und Tulpe“, das zweimal in der Fachwerkstadt zu sehen ist.

Wer hat angefangen? Ro-tes und blaues Monsterliegen im Clinch.

Aquarellkurse fürAnfänger und

FortgeschritteneEPPINGEN/SINSHEIM Der Kunst-kreis Kraichgau bietet Aquarellkur-se in Sinsheim und Eppingen unterder Leitung von Annegret Reiner an.Dabei versprechen verschiedeneThemen moderne und zeitlose Moti-ve. Der Kurs in Eppingen beginntam Dienstag, 29. Januar, und dauertzehn Abende jeweils von 18.30 bis20.30 Uhr in der Hellbergschule,Haus Nummer 6. Die Kursgebührbeträgt für Mitglieder, Auszubilden-de und Schüler 50 Euro, Nichtmit-glieder zahlen 60 Euro. Der Kurs inSinsheim beginnt am Donnerstag,31. Januar, und dauert sechs Abendejeweils von 18.30 bis 20.30 Uhr imKursraum, Klostergasse 23. KostenMitglieder, Auszubildende undSchüler 44 Euro, Nichtmitgliederzahlen 52 Euro.

Beide Kurse sind für Anfängerund Fortgeschrittene geeignet. Mit-zubringen sind, falls vorhanden:Aquarellpapier, Pinsel, Aquarellfar-ben, Wasserbehälter und Mallap-pen. Anmeldungen und Informationbei Annegret Reiner, Telefonnum-mer 07262 6983 oder E-Mail: [email protected]. Informa-tionen im Internet unter www.kunst-kreis-kraichgau.de. red

Pfarrerin brachtefrischen Wind

in die GemeindenDekan Hans Scheffel

verabschiedet Doris Hiller

Von Nicole Theuer

EPPINGEN/ITTLINGEN Dekan HansScheffel hatte sichtlich mit seinenEmotionen zu kämpfen. Mehrmalsmusste der Geistliche während desGottesdienstes in der evangelischenKirche in Ittlingen schlucken, nurungern entband er Dr. Doris Hillervon ihren Aufgaben als Gemeinde-pfarrerin von Ittlingen und Richen.„Mir kommt es viel, viel länger alsknapp fünf Jahre vor, seit du hier dasAmt übernommen hast“, wandtesich Scheffel direkt an die 44-Jähri-ge. „Du hast dich hier sehr schnellheimisch gefühlt, die Arbeit mit dirwar intensiv, immer ehrlich, und duhast immer nach guten Lösungengesucht.“

Ruf gefolgt Schnell sei die Theolo-gin, die 2011 an der Ruhr-Universitätin Bochum habilitiert wurde, „zurvielleicht besten Gesprächspartne-rin“ für ihn geworden. Gerne hätteer die gebürtige Schmieheimerinlänger als Pfarrerin in den Gemein-den gehabt, doch es sei verständ-lich, dass Hiller dem Ruf an das Pe-tersstift gefolgt sei. „Ich bin über-zeugt, du wirst eine gute Leiterinsein, du bringst Kompetenz und ei-nen große Erfahrungsschatz sowieKommunikationsfähigkeit mit.“ Diepromovierte Theologin sei offen fürtheologische und auch existenzielleFragen, die Vikare während des Stu-diums und der praktischen Ausbil-dung bewegten. Durch das symboli-sche Auflegen der Hände gab Schef-fel Hiller von den dienstlichenPflichten in den Gemeinden frei.

In ihrer letzten Predigt im gut be-suchten Gotteshaus nahm Doris Hil-ler das Lichtfest, das an Epiphaniasgefeiert wird, als Grundlage. Der

Kompass, den ihr die Gemeinde beiihrem Amtsantritt im Oktober 2008geschenkt hatte, diente als Symbolfür die Orientierung der Gemeinde.„Ich hatte mir überlegt, den Kom-pass, der in den letzten vier Jahren inSichtweise meines Schreibtischsauf dem Bücherregal stand, zurück-zuschenken, aber ich werde ihn be-halten.“ Die Zeit um Epiphanias seieine Kompasszeit, ein Zeichen desGottesvolkes, „Beleuchtete zu sein“.

Doris Hiller bezeichnete dasLichtfest als „Richtfest des Glau-bens, der Glauben bewegt sich zwi-schen Weihnachten und Ostern“.Zurückkommend auf das Antrittsge-schenk der beiden Kirchengemein-den, bemerkte die Theologin: „DerKompass erinnert mich daran, dasswir gemeinsam nicht unerheblich inBewegung gebracht worden sind.“Den Gemeinden wünsche sie, „wei-terhin die Wege im Glauben gehenzu können“.

Abschiedsgeschenk Auch MichaelMireisz, Vorsitzender des Kirchen-gemeinderats in Ittlingen, erinnertedie Gläubigen an die Zeit des Amts-antritts der Pfarrerin. „Wir sahenuns plötzlich mit Begriffen wieChurch Night, Klausurtagung, Leit-bild, Zielvereinbarung und Gemein-deaktionstag konfrontiert.“ Fri-scher Wind sei mit Hiller in die Ge-meinden gekommen, „zum Konfir-mandenunterricht kamen Sie in Ih-rem Dienstfahrzeug, das ein Moun-tainbike war“.

Mit zwei von Friedensreich Hun-dertwasser gestalteten Kaffeetas-sen verabschiedeten die beiden Ge-meinden ihre ehemalige Pfarrerinin Richtung Predigerseminar.

Doris Hiller zeigte den Kompass, den sie2008 erhalten hatte. Foto: Franz Theuer