Standortporträtecon
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KönigsbachStandortporträt
econo 6/2011 · 3. Juni 2011
Bilderrätsel aus Metall:König, Bach und Stein auseiner Metallplatte gestanzt
ergibt Königsbach-Stein
62 Politik • Standort Königsbach-Stein
Fotomontage: Jigal Fichtner
Härter traf es härter. Kurzbevor die Wirtschaftskrise2008 und 2009 voll zu
schlägt, zerstört im Mai 2008 einGroßbrand die Produktionsgebäude der Sparte Werkzeugbau desgrößten Arbeitgebers in KönigsbachStein. Der Schaden geht damals in die Millionen. Und während sich Härter an denWiederaufbau macht, kommt es noch dicker:Die Wirtschaftskrise schlägt erbarmungslos zu. Die Umsätze brechenum bis zu 60 Prozent ein. Und dasnicht nur bei Härter: Der gesamteStandort KönigsbachStein leidet.Die Gewerbesteuer schrumpft
auf ein Fünftel des Vorkrisenniveaus, von fünf Millionen auf unter eine Million Euro. Auch dieZahl der Arbeitsplätze sinkt binnenMonaten drastisch. Der Grund:Die Gemeinde ist stark von derMetallindustrie geprägt, drei Viertel der rund 3800 Arbeitsplätzehält das produzierende Gewerbevor, neben Härter sind das etwadie Maschinenbauunternehmen
Felss und Felsomat oder der Oberflächentechniker IMO.Heute, zwei Jahre später, ist von
der Krise nichts mehr zu spüren.„Die vergangenen drei Jahren waren für uns sehr herausfordernd.Aber nun ist die Krise endgültigabgehakt“, sagt etwa HärterMarketingchef Alexander Kasper.Härter floriert wie lange nichtmehr. Der Umsatz soll 2011 wieder auf 250 Millionen Euro steigen, die Zahlen der ersten vierMonate liegen weiter über Plan,sagt Kasper. Allein am Stammsitzin KönigsbachStein marschiert dieZahl der Arbeitsplätze stramm aufdie 1000 zu. Derzeit sind es 980.710 arbeiten im Bereich Stanztechnik, 270 im Werkzeugbau.Weltweit beschäftigt Härter 1500Menschen. Das Unternehmen istdamit nicht nur der größte Arbeitgeber in der Doppelgemeinde, sondern auch einer der größten Präzisionstechniker in der Branche, dersich nun fleißig daran macht, neueGeschäftsfelder zu erschließen.
„Besonders den Bereich der Elektromobilität sehen wir als vielversprechenden Markt“, sagt Kasper.Vom EBike bis zum Elektroauto,Härter ist mit seinen Produktenfast überall vertreten. „Wir sindauch verstärkt für Kunden in den
Geschäftsfeldern Umwelt, Klimaund Emissionsreduzierung tätig.“Am Standort KönigsbachStein
ist Härter seit 1977 zu Hause. 13Jahre zuvor hatten Wolfgang undGerhard Härter das Unternehmenin Ispringen gegründet. Mit demaktuellen Stammsitz ist Härter zufrieden. „Es gibt kaum einen anderen Standort, an dem diese Branche räumlich so konzentriert ist.Dieser Wettbewerb sorgt für gegenseitigen Antrieb und eine dynamische Atmosphäre.“
Die Krise hat Königsbach-Stein hart getroffen.
Doch die Metallbranche hat sich schnell
wieder berappelt – und startet nun voll durch
Präzise aufHöhenflug
Nach Einbrüchen von bis zu 60 Prozentist Härter wieder in der Erfolgsspur
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6/2011 · 3. Juni 2011 econo
econo 6/2011 · 3. Juni 2011 Fotos: Jigal Fichtner
64 Politik • Standort Königsbach-Stein
Ebenfalls hochpräzise gehtes bei Frey & Winkler zu. Undauch hier geht es um Metall –wenn auch nur zum Teil. Das Unternehmen entwickelt und fertigtPräzisionsteile aus Silikon undMetall. Das war nicht immer so. Einstproduzierte das 1957 gegründeteUnternehmen, das sich in zweiterGeneration in Familienbesitz befindet, Schmuckteile. Erst einigeJahre später wird erstmals die augenoptische Industrie beliefert.
Neben Produkten für die Medizintechnik trägt man Produkte vonFrey & Winkler heute hauptsächlich auf dem Nasenrücken: FürBrillenhersteller wie Rodenstockproduziert die Firma Pads, Stegstützen oder auch Bügelenden. Am Standort KönigsbachStein beschäftigt Frey & Winklerauf einer Betriebsfläche von 7000Quadratmeter 140 Mitarbeiter.Das soll so bleiben, sagt Marketingleiter Martin Skopp. „Das Siegel ‚Made in Germany‘ ist für unsere Kunden sehr wichtig.“ Da derPreisdruck im Brillenmarkt allerdings unvermindert stark ist, „betreiben wir seit vielen Jahren einekonsequente Diversifikation“, sagtSkopp. ImMedizintechnikbereichgehören etwa die B.BraunGruppeoder Dentaurum zu den Kunden.
Ähnlich wie Härter hat auch derOberflächentechniker IMO dieKrise längst hinter sich gelassen.Allein 2010 hat das Unternehmenin KönigsbachStein rund 40 neueArbeitsplätze geschaffen, 2011sind es bislang 35. Derzeit arbeiten für IMO rund 350 Menschen,in China sind es 80. Die Faktenzeigen: Aus dem 1973 von IngoMüller gegründeten Familienbetrieb ist längst eine internationaleFirmengruppe geworden, die sichauf die galvanische Beschichtungvon Präzisionsteilen konzentrierthat. Fast die Hälfte des Umsatzeserwirtschaftet IMO mit der Automobilindustrie, dazu kommenKunden aus der Telekommunikation oder der Elektroindustrie. FürGeschäftsführer Bernd Müller istdie Erfolgsgeschichte kein Grund,sich zurückzulehnen. So hat IMOin moderne Abwassertechnologieund Luftreinigungstechnik mehrere Millionen Euro investiert. SeinEnergieManagementsystem hatsich Müller sogar nach DINNormzertifizieren lassen.Das zeigt: Mit Präzision und
einer Menge Metall wird in KönigsbachStein weiter am Aufschwung gearbeitet. Und das vielleicht sogar ein bisschen härter alsanderswo. Robert Schwarz
www.haerter.dewww.imo-gmbh.comwww.freywinkler.de
Allein in den Umweltschutz hat IMOmehrere Millionen Euro investiert
Oben: Standort des Ma-schinenbauers Felss. Mitte:
IMO-Chef Bernd Müller.Unten: der Härter-Stamm-
sitz im Ortsteil Stein
6/2011 · 3. Juni 2011 econo
Gemeinde Königsbach-SteinMarktstraße 15 ∙ 75203 Königsbach-SteinT +49 7232 3008-0 ∙ F +49 7232 3008-199
Willkommenwww.koenigsbach-stein.de
Historische Ortskerne und attraktive Wohngebiete in reizvollerLandschaft laden einWirtschaftlich bedeutendes Unterzentrum mit leistungsstarkenUnterehmen, welche nahezu 4.000 Arbeitsplätze bietenVerkehrsgünstige Lage zwischen Karlsruhe und Pforzheim mit Stadt-bahnanschluss in die RegionenZwei Grundschulen mit Werkrealschule, Bildungszentrum mit Förder-schule, Realschule und GymnasiumVier Kindergärten mit KleinkindbetreuungAttraktive Angebote im kulturellen wie sportlichen Bereich bieten dievielen örtlichen VereineLeistungsfähige Infrastruktur mit Fachgeschäften, Handels- und Hand-werksbetrieben sowie EinkaufsmärktenUmfassende medizinische Versorgung ist gewährleistetEine weithin bekannte, hervorragende Gastronomie rundet dasAngebot ab
Wohnen. Arbeiten. Erholen.
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Königsbach-Stein hat viel zu bieten...
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Einwohner 9741...Ortsteil Königsbach 5194...Ortsteil Stein 4547...davon weiblich 4966...Ausländer 454...davon unter 18 Jahre 1770...davon über 65 Jahre 1979Gemarkungsfläche 3372 ha...davonWald 1185 ha
BeschäftigungArbeitsplätze 3872Produz. Gewerbe 2910Handel/Verkehr 434Sonstige Dienstleistungen 522Arbeitslose (Stand März 2011) 134
Einpendler 2547Auspendler 2761
SteuernGewerbesteuer 340 v.H.Grundsteuer A 320 v.H.Grundsteuer B 300 v.H.
VerkehrsinfrastrukturAutobahn A8, in zehn KilometernFlughafen Flughafen Stuttgart,
in 40 Kilometern
econo 6/2011 · 3. Juni 2011
Handeln statt Klagen: Bernd Kielburger fordert
mehr Eigeninitiative von den Gemeinden
im Land. Von der neuen Landesregierung
erhofft er sich vor allem eins: neues Denken
DerWegber
Die HÄRTER Gruppe steht für Innovationen und technische Spitzenleis-tungen im Stanzen und Umspritzen von Metall für die führenden Anbieteraus Automobil- und Elektroindustrie, Medizintechnik und Telekommunika-tion.Mit Standorten in Deutschland, Polen, China und den USAbietet HÄRTERFertigungskompetenz kundennah und nach höchstem technischen Know-how, von der Produktentwicklung bis zur automatisierten und prozess-sicheren Serienfertigung.• Hochleistungsstanzwerkzeuge im Folgeverbund oder mit Transfer• Spritzgießwerkzeuge• Präzisionsstanzteile und Metall-Kunststoff-Komponenten• Oberflächenbearbeitung, Label- und Verpackungstechnologie
HÄRTER Stanztechnik GmbHGutenbergstraße 8 | 75203 Königsbach-SteinT +49 7232/3046-0 | F +49 7232/4214 | [email protected] www.haerter.com
Technologieführerschaft im Stanzen undUmspritzen von Metall
Mehr als 80 Jahre hat BerndKielburger auf dem Buckel. Und das im Alter
von 63. Des Rätsels Lösung: Kielburger war 18 Jahre lang Gemeinderat, 19 Jahre Kreisrat und 21Jahre Landtagsabgeordneter. Seit21 Jahren ist der SPDMann zudem Bürgermeister in KönigsbachStein. Macht zusammen mehr als80 Jahre in Amt und Würden. ImGespräch mit EconoRedakteurRobert Schwarz spricht Kielburgerüber herbe Wirtschaftskrisen, dieChancen durch GrünRot und erklärt, warum die Gemeinden nichtüber fehlende Mittel klagen, sondern selbst anpacken sollen.Herr Kielburger, Sie sind seit 21Jahren Bürgermeister von Kö-nigsbach-Stein. In dieser Zeithat sich die Zahl der Arbeitsplät-ze in der Gemeinde verdoppelt.Wie viel Anteil haben Sie undIhre Politik daran?➤ Bernd Kielburger: Die Entwicklung von Arbeitsplätzen ist inerster Linie eine Entscheidung vonUnternehmen. Als Bürgermeisterbin ich dafür verantwortlich, dienotwendige Infrastruktur zu schaffen. Dazu gehören kontinuierlicheGespräche über den Bedarf, aberauch die Qualifizierung von Mitarbeitern. Dazu kommen vielekleine Details wie die Reaktionsschnelligkeit der Gemeinde. Daranarbeiten wir ständig.Königsbach-Stein ist geprägt vonder Metallindustrie. Wie harthat die Krise vor zwei Jahrenzugeschlagen?➤ Die Krise hat in der Gemeindekasse tiefe Spuren hinterlassen. Inden Jahren zuvor hatten wir Gewerbesteuereinnahmen in Höhevon fünf bis sechs Millionen Eurojährlich. Im Jahr 2009 waren es900000 Euro. Wir hatten zu
schnaufen und mussten Krediteaufnehmen. Deshalb haben wirnun eine Verschuldungssituation,die in etwa dem Landesdurchschnitt entspricht. Wenn die Wirtschaft sich aber weiter so schnellerholt, werden wir das wieder aufholen. Ende der 90erJahre warKönigsbachStein schon einmalschuldenfrei.Die Abhängigkeit von der Me-tallindustrie birgt Gefahren. DieBranche reagiert sensibel auf dieKonjunktur und ist anfällig fürArbeitsplatzverlagerungen insAusland. Gibt es Pläne, denBranchenmix in Königsbach-Stein breiter aufzustellen?➤ Darüber haben wir uns schonhäufig Gedanken gemacht. Allerdings sind wir in unserem Handelneingeschränkt. Wir haben nurnoch rund 15 Hektar Gewerbefläche in Planung, die wir nichtoffensiv vermarkten werden, sondern für die Betriebe vor Ort bereithalten. Große Neuansiedlungenwird es nicht geben. Vielmehrgeht es um die Weiterentwicklungder hiesigen Unternehmen. DieHochschulen in Karlsruhe undPforzheim, das KIT oder auch dieHeidelberger Uni, die eine Partnerschaft mit einem unserer Gymnasien unterhält, sind große Chancenfür die Firmen hier vor Ort.Die Krise ist Vergangenheit. DieUnternehmen lechzen nachFachkräften. Was können da Ge-meinde und Bürgermeister tun?➤ Unsere Betriebe engagierensich sehr stark an unseren Schulen,teilweise wird etwa der Unterrichtim Betrieb gehalten. Die Unternehmen investieren viel in dieBildung und den Nachwuchs.Dem Fachkräftemangel könnenwir nur begegnen, wenn die Firmen vor Ort ausbilden. Zum Bei
66 Politik • Standort Königsbach-Stein
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Wer sein Ziel nicht kennt,dem ist kein Wind günstig.
6/2011 · 3. Juni 2011 econoFoto: Jigal Fichtner
egbereiter
Bernd Kielburger (SPD) istseit 1990 Bürgermeister inKönigsbach-Stein. Zuvor warer dort bereits Gemeinderatin Remchingen. Der ehema-lige Lehrer ist verheiratet, hatzwei Kinder und zwei Enkel-kinder. Seine Hobbies: Rad-fahren, Wandern, Musik
IMO Oberflächentechnik GmbHRemchinger Strasse 5
D-75203 Königsbach-Stein
www.imo-gmbh.com
WIR MACHEN
OBERFLÄCHEN
Die IMO OberflächentechnikGmbH ist ein innovatives,
dynamisches und internatio-nal tätiges Unternehmen mit
Hauptsitz in Königsbach-Stein. Wir sind führend in dergalvanischen Beschichtung
von Präzisionsteilen fürdie Elektronik, Automobilin-
dustrie,und Telekommunikation.
Medizintechnik
IN KÖNIGSBACH-STEIN
spiel liegt unsere Arbeitslosenquote bei zwei bis 2,5 Prozent. Dawerden die Firmen nur schwerfündig werden, das Potenzial istbegrenzt. Die Ausbildung ist meines Erachtens die einzige Chance,demMangel zu begegnen. Und inKönigsbachStein hat das der Großteil der Unternehmen erkannt undbildet aus. Die Gemeinde ist dafürverantwortlich, die Infrastrukturzu schaffen, also Schulen, Kindergärten und Kindertagesstätten.Der demografischeWandel wirktsich auch auf die Gemeinde aus.Wie rüstet sich Königsbach-Steinfür diese Ausgabe?➤ In KönigsbachStein sind derzeit 1000 Menschen älter als 65Jahre, 2000 jünger als 25. 2025wird sich das Verhältnis umgekehrt haben. Das bedeutet, dasswir die Investitionsentscheidungen schon heute darauf prüfenmüssen, ob sie 2025 noch sinnvollsind. Räumlichkeiten, die heute
mehr auf die Zuständigkeit zuschauen, sondern notwendigeMaßnahmen anzupacken. Wir wären schlecht beraten, die Dingedeshalb einfach liegen zu lassen.Sie sind einer der wenigen SPD-Bürgermeister in einer CDU-geprägten Region. Wie gut tutder Region und dem Land derWechsel zu Grün-Rot?➤ Ich war 21 Jahre lang Landtagsabgeordneter für die SPD. Es gibtim Land ein sehr abgeschlossenesDenken: Die CDU ist die Partei,die hier das Sagen hat. Dass sichdas verändert, finde ich hervorragend. Nicht weil ich etwas gegendie CDU habe, sondern weil sicheine neue Perspektive in denDenkschemata öffnet. Die teilweise verkrusteten Strukturen werdenaufgebrochen, etwa in den Ministerien oder in den Amtsstuben.Die Chance ist groß, aber – unddas ist klar – die Herausforderungen für GrünRot sind es auch.
für Schulen und Kindergärten genutzt werden, müssen dann zuTagespflegeeinrichtungen oder Seniorentreffs umfunktioniert werden können. Solche Konzepte sinddringend notwendig.Die Verkehrsbelastung in Kö-nigsbach-Stein ist hoch. 16000Fahrzeuge fahren täglich überdie L570 durch die Gemeinde.Die Staatskassen sind leer. Gibtes überhaupt noch Hoffnung?➤ Laut Regierungspräsidium würde das Land die Mittel hierfür voraussichtlich im Jahr 2018 oder2019 bereitstellen. Solange wollten wir nicht warten. Also habenwir uns mit dem Regierungspräsidium über einen Zuschuss von380000 Euro geeinigt. Der decktdie Kosten von rund 1,5 MillionenEuro für den Ausbau der betreffenden Landesstraße zwar nicht, aberwir können endlich anfangen zubauen. Wir werden alle daran arbeiten müssen, in Zukunft nicht
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