Tankred SchipanskiMitglied des Deutschen Bundestages
Liebe Leserinnen und Leser,
die Beratungen des Koalitionsausschusses haben die politische
Woche in Berlin eingeläutet. Auch im Bundestag standen wichti-
ge Themen auf der Tagesordnung, über die ich Sie in meinem
aktuellen Brief aus Berlin informieren möchte.
>>> Koalitionsausschuss stellt Weichen für 2013
Mit wichtigen Entscheidungen hat die christlich-liberale Koaliti-
on die Weichen für das letzte Jahr vor der Bundestagswahl 2013
gestellt. 750 Millionen Euro werden zusätzlich für Straßen, Bahn
und Wasserwege bereitgestellt. Die Mittel, mit denen der Ver-
kehrsetat aufgestockt wird, sollen vorrangig in Neubauprojekte
fließen. Wir Thüringer Abgeordneten werden uns darum bemü-
hen, dass auch das Projekt „B 90 neu“ davon profitiert.
Außerdem wurde die Abschaffung der Praxisgebühr zum
1. Januar 2013 beschlossen, die aufgrund der hohen Rücklage in
der Krankenversicherung vertretbar ist. Damit entlasten wir Pati-
enten und reduzieren für Ärzte und Krankenkassen die Belastung
mit Bürokratie erheblich. Die Gesetzlichen Krankenkassen erhal-
ten für den Wegfall der Praxisgebühr dauerhaft einen Ausgleich
aus dem Gesundheitsfonds.
Bezüglich einer Zuschussrente entschied die Koalition, dass
Menschen, die mindestens 40 Jahre in die gesetzliche Rentenver-
sicherung eingezahlt haben und zusätzlich privat vorgesorgt ha-
ben, einen Anspruch auf eine Zuschussrente erhalten sollen. Der
Beschluss ist eine Diskussionsgrundlage, bedarf aber noch eini-
ger Anpassungen. Für uns ostdeutsche Abgeordnete sind die har-
ten Zugangsvoraussetzungen für diese Leistung so nicht tragbar.
Am Freitag verabschiedete der Bundestag die Einführung eines
Betreuungsgeldes. Familien sollen die freie Wahl haben, ob sie
ihre Kinder im Alter von ein oder zwei Jahren zu Hause oder in
einer öffentlich geförderten Krippe betreuen lassen wollen. Der
Bund fördert zum einen den Ausbau von Krippenplätzen, zum
anderen unterstützt er Eltern, die eine private Betreuung organi-
sieren. Sie erhalten ab dem 1. August 2013 monatlich 100 Euro.
Brief aus Berlin– 17/2012
Berlin, 09.11.2012Redaktion: Julia Wiechers
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Mit dem Landeserziehungsgeld in Thüringen haben wir bereits
gute Erfahrungen gemacht. Dadurch, dass sich der Bund nun hier
engagiert, wird der Freistaat um 30 Millionen Euro entlastet.
>>> Entlastung für Kommunen beschlossen
2011 hat die Bundesregierung zugesagt, die Kommunen stärker
zu entlasten. Wir halten Wort: Am Donnerstag hat der Bundestag
das „Gesetz zur Änderung des Zwölften Buches Sozialgesetz-
buch“ verabschiedet, das die Grundsicherung im Alter und bei
Erwerbsminderung regelt. Damit beschließt der Bund die größte
finanzielle Entlastung der Kommunen in der Geschichte der
Bundesrepublik.
Im nächsten Jahr erhöht sich der Bundesteil von 45 auf 74 Pro-
zent der Nettoausgaben und ab 2014 wird der Bund die vollen
Kosten für die Grundsicherung übernehmen. Allein im Zeitraum
2012 bis 2016 entlastet der Bund die Kommunen damit voraus-
sichtlich um rund 20 Milliarden Euro. Das ist eine gute Nach-
richt auch für den Ilm-Kreis und den Landkreis Gotha!
>>> Bologna-Konferenz des RCDS
In dieser Woche war ich Podiumsgast bei der Bologna-Konferenz
des Rings Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) an der
Humboldt-Universität Berlin. Thema war Mobilität im Rahmen
des Bologna Prozesses. Meine Meinung: Dank der Einführung
von Bachelor- und Masterabschlüssen herrscht mittlerweile ein
hohes Maß an internationaler Mobilität. Hochschulen in ganz
Europa haben untereinander Kooperationsabkommen geschlos-
sen. Ein großer Erfolg ist das Erasmus-Programm der Europäi-
schen Kommission. Wir nähern uns immer mehr einem der
wichtigsten Ziele der Bologna-Reform, dem Zusammenwachsen
des europäischen Hochschulraums.
Der Übergang vom Bachelor zum Master funktioniert schon recht
gut. Masterstudienplätze sollen nach meiner Auffassung diejeni-
gen Bachelorabsolventen erhalten, die sich durch gute Leistun-
gen qualifiziert haben. Wird dies eingehalten, so stehen in
Deutschland ausreichend Masterstudienplätze zur Verfügung.
Dabei ist es wichtig, dass die Hochschulen bei der Verteilung der
Masterstudienplätze auf unterschiedliche Fächerkulturen Rück-
sicht nehmen. Ist in einem Fach der Master der Regelabschluss,
sollten hier auch mehr Masterplätze bereit gestellt werden.
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>>> Jahrestag der Aufdeckung der Terrorgruppe NSU
Am 4. November 2012 hat sich die Aufdeckung der Terrorgruppe
Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) gejährt. Aus diesem
Anlass fand am Donnerstag eine Aktuelle Stunde im Bundestag
statt. Zehn schreckliche Morde gehen auf das Konto der Rechts-
terroristen und der Schock sitzt immer noch tief. Mehrere Gremi-
en auf Bundes- und Landesebene arbeiten derzeit daran, die
Gründe für die Fehleinschätzungen der Sicherheitsbehörden bei
den Ermittlungen aufzuarbeiten. So auch der Untersuchungsaus-
schuss des Bundestages, der am Donnerstag die Rolle des Militä-
rischen Abschirmdienstes unter die Lupe nahm.
Bundesinnenminister Friedrich hat in der Aktuellen Stunde
deutlich gemacht, dass wir alles daran setzen, aufzuklären, wa-
rum das Terrortrio so lange unentdeckt blieb. Den Angehörigen
sind wir eine lückenlose Aufklärung schuldig. Klar ist schon
heute, dass die deutsche Sicherheitsarchitektur einer Reform
unterzogen werden muss. Erste Maßnahmen für einen besseren
Informationsaustausch zwischen den Behörden wurden bereits
ergriffen, so wurde zum Beispiel eine Gemeinsames Abwehrzent-
rum gegen Rechts gegründet und eine gemeinsame
Rechtsextremismusdatei geschaffen. Außerdem investieren wir
in Präventionsprogramme, damit rechtsextremistisches Gedan-
kengut sich nicht verbreiten kann.
>>> Historisches Datum: 9. November
Als Bundestagspräsident Norbert Lammert heute die Plenarsit-
zung eröffnete, bezeichnete er den 9. November als den „promi-
nentesten Tag der deutschen Geschichte“.
Es war der 9. November, als Philipp Scheidemann vor 94 Jahren
von einem Fenster des Reichstagsgebäudes die erste "deutsche
Republik" ausrief.
Heute gedenken wir auch der Reichsprogromnacht vor 74 Jahren,
als in ganz Deutschland Synagogen zerstört, Friedhöfe geschän-
det und jüdische Geschäfte verwüstet wurden.
Ein historischer Tag in der Geschichte unseres vereinten
Deutschlands war der 9. November 1989: Nach 28 Jahren fiel
endlich die Mauer. Damit ging die mehr als 40 Jahre dauernde
Teilung Deutschlands und die Spaltung des Kontinents zu Ende.
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Es grüßt Sie herzlich Ihr Tankred Schipanski
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