06 Rechtschreiben

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06! Rechtschreiben!Schreibstrategien!

Grundschuldidaktik Deutsch Mag. phil. Sigrid Jones, MA sigrid.jones@kphvie.ac.at sigridjones.wordpress.com

KIRCHLICHE PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE WIEN/KREMS www.kphvie.ac.at

Zwei Prinzipien des deutschen Schriftsystems!

1 Das lautliche Prinzip: Phonologische Bewusstheit, Phonem-Graphem-Zuordnung, Alphabetische Strategie, Sequenzierung, Laute, Silben, Reime

2 Nichtlautliche Prinzipien: Rechtschreibregeln, Morphemkonstanz, Grammatik

Nichtlautliche Prinzipien!  Prinzip der Morphemkonstanz („Wortfamilien“)   Herkunftstreue (Chauffeur, Bus, Handy,

Theater, Photo)   Historie (ie, ah: mittelhochdeutschen

Ursprungs),   Differenzierung gleichlautender Wörter (Moor,

Mohr),   Grammatik (Großschreibung, Zeichensetzung,.)

5 Strategien –!5 Faustregeln!

06.1!

Sprich deutlich! Schreib wie du sprichst! 1!

Alphabetische Strategie > Faustregel: Deutlich sprechen! Schreib wie du sprichst!(?)

  Analyse des eigenen Sprechens   Verschriftlichen der eigenen Artikulation   häufige Sprech-Schreibmuster   beim Schreiben laut und langsam selbst

mitsprechen bzw. murmeln   Beispiele für Schwierigkeiten:

Regenwurm, Stein, Blätter, knackt

Verlängere das Wort! 2!

  Am Ende eines Wortes oder einer Silbe klingen b d g wie p t k

  Verlängere das Wort, dann erkennst Du, ob es mit weich oder hart geschrieben wird.

  gelb – gelbe, rund – runde, klug – kluge, Bad – Bäder, Rad – Räder

  Am Ende eines Wortes wird ein Mittlaut verdoppelt: Velängere das Wort, damit die Mittlautverdopplung hörbar wird.

  schnell – schnelle , komm – kommen, Knall –knallen, Schritt - Schritte

> Faustregel: Verlängere das Wort!

Frage nach dem Stammwort! Leite von dem Stammwort ab!

Schreibe Gleiches möglichst gleich! 3!

Morphematische Strategie > Faustregel: Frage nach dem Stammwort. Schreibe Gleiches möglichst gleich!

  Herleitung der Schreibungen durch Beachtung der morphematische Struktur der Wörter

  Erschließung des jeweiligen Wortstammes Auslautverhärtung, z.B. (Staubsauger, Handtuch)

  Zerlegung komplexer Wörter bzw. Komposita in Wortteile (Fahrrad und Geburtstag)

  Umlautableitung (Verkäuferin, Räuber, Kräuter)   Vorsilben (ver-, ent-, ab-,) > Übungen zur Wortschatzerweiterung

Wende die Regeln an! (Es gibt aber auch Ausnahmen!

Ausnahmen bestätigen die Regel!) 4!

Wortübergreifende Strategie!> Faustregel: Wende die Regeln an!

  Die Beachtung von wortübergreifenden Gesichtspunkten bzw. grammatikalisches Verständnis ist notwendig:

  Herleitung der Groß-/ Kleinschreibung   das und dass   grammatisch bestimmte Endungen, z.B. im

hohen Bogen, mit dem Schiedsrichter   Satzzeichen (Punkt, Beistrich, Anführungsz.)

Regelwissen: das - dass!Merkregel:

Kann ich dieses, jenes oder welches einsetzen, so wird „das“ mit einem „s“ geschrieben.

(„österreichische Dialektregel“: Kann ich das „das“ durch „des wos“ ersetzen wird es mit einem s geschrieben.)

Merke dir die Regel! Merke dir die Schreibung!

Schau im Wörterbuch nach! 5!

Orthografische Strategie!

1. Regelwissen (Herleitung)   Merk- und Regelwissen ist notwendig!   die Schreibung folgt nicht der eigenen

Artikulation und nicht morphematischen Regeln 2. Lernwörter, Merkelemente, Merkwörter,

Sichtwortschatz, (Grundwortschatz 1. Klasse ca. 100 – 4. Klasse ca. 800-1000)

Wichtige Regeln !und Lernwörter - Beispiele!

06.2!

siehe: WEDEL WOLFF Fachdidaktische Aspekte des Übens im Rechtschreibunterricht

15

A B 2. K L A S S E

d/t, g/k und b/p am Wortende

Du kannst hören, welchen Buchstaben

du am Wortende schreiben musst, wenn du

die Mehrzahl dieses Wortes bildest.

Wiewörter setzt du vor ein Namenwort und

verlängerst sie: kalt - das kalte Wasser

Beispieled: Pferd- Pferde

Schild- Schilder

Wald- Wälder

t: Paket- Pakete

Hut- Hüte

Zelt- Zelte

g: Zug- Züge

Berg- Berge

Zwerg- Zwerge

k: Geschenk- Geschenke

Schrank- Schränke

Bank- Bänke

2 Hunde

1 Hund

10

ss oder ßNach einem kurzen Selbstlaut oder Umlaut schreibst du ss.

Nach einem langen Selbstlaut, Umlaut oder Doppellaut schreibst du ß.

Beispieless: Kuss, Schluss, essen, Wasser, vergessen, Kissen, Schloss,

blass, müssen, bisschen, nass

ß: Fuß, süß, weiß, Strauß, Gefäß, Straße, groß, schließen

A B 2. K L A S S E

kurz gesprochenes

u

a

i

lang gesprochenes

u

ä

ei

o

Lernwörter: das stumme <h>!

  Die stumme <h>-Schreibung in Wörtern wie Bahn, Zahn, Lohn, Pfuhl etc. ist historisch zu erklären (allerdings nicht ganz einfach);

  stummes <h> kommt nur vor den Graphemen <l, m, n, r> vor

  (Ausnahme Fehde wegen fechten)

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A B 2. K L A S S E

Dehnungs-hDer Selbstlaut vor dem Dehnungs-h wird lang gesprochen.

Als Lernwörter gelten u.a. Schal, Hose, Brot, malen, Samen, .....

=> Bitte auf Karteikarten schreiben!

Beispielez.B. Fahne, Schuh, Mohrrübe, Stuhl, Huhn, Reh, Gewehr, Glühbirne

G e w e h rlang gesprochen

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ie

i

ieh

ih

Wörter mit lang klingendem iWenn du in einem Wort ein langes i hörst, kann das Wort

mit ie, i, ieh, ih geschrieben werden.

Diese Wörter sind Lernwörter - bitte auf Karteikarten schreiben.

Beispieleie: !iegen, wieder, Kies, verbieten, Lied, Biene,

Stiefel, Zwiebel, Ziel, Spiegel, vier, Riese, Wiese, Liege...

i: Tiger, Igel, Kino, Biber

ieh: zieht, !ieht, stiehlt

ih: ihnen, ihre, ihm, ihn

A B 2. K L A S S E

Lernwörter mit <aa>, <ee>, <oo>!

  Wörter, bei denen der Buchstabe für den betonten Vokal verdoppelt wird. Dieses Phänomen ist auf <aa>, <ee>, <oo> beschränkt.

  <uu> kommt dem Buchstaben <w>; <ii> dem <ü> grafisch zu nahe.

  Im Deutschem gibt es, niederdeutsche Wörter wie Reet eingerechnet, ca. 70 Wörter mit dieser Schreibung, ca. 30 sind davon gebräuchlich:

  Boot, Beere, Moos, Moor, See, Tee, Fee, Saal, Haare, Schnee, Beet...

.

Lernwörter: Wörter mit <x>!

  x (weil mehrfach repräsentierbar: x, chs, ks, cks, gs)   Wörter mit <x>: Hexe, Axt, fix, Faxen, Box, boxen, Jux,

Text, feixen, mixen, Taxi...   dagegen: Fuchs, Dachs, Luchs, Echse; Knacks, Koks,

glugs, rücklings

Lernwörter: Wörter mit <v>!

  Lautwert /f/ Vogel, Vater, Veilchen, ver-, viel, Vers, Vesper, Vetter, Vieh,

vier, Volk, voll, völlig, November (süddeutsche Aussprache) vom, von, vor, vor   Lautwert /w/ November, Vase, Villa, Vene, Ventil, Violine, Vulkan

Lernwörter: Wörter mit <qu>!  qu (weil alphabetisch: kw)

Wörter mit <ai>! Wörter mit <ai>: Laib, Saite, Waise, Mai, Kaiser, Mais,

Rain...

Wörter mit <sp><st>!  sp-/st- am Wort-/ Stammanfang

Ziele und Kompetenzen!

  Teilhabe an Schriftkultur durch orthographisch sicheren Umgang mit Schriftspache

  Rechtschreibung ist kein Selbstzweck sondern ist ein sinnvolles und notwendiges Element im Dienste des Lesers!

  Anpassung an Normen, kontextabhängig

Budde, Monika et al. (2011) Sprachdidaktik. Berlin: Akademie Verlag. siehe Kapitel 9, S. 122

Arbeit mit dem !Grundwortschatz!

06.2!

Grundwortschatz!

http://www.myboard.de/board-tipps/details/article/900-wortkarten-grundwortschatz-klasse-1-4-kostenlos-zum-download//link//0bce03777d.html

  900 Wortkarten aus dem Grundwortschatz für die Volksschule Klasse 1-4 gibt es kostenlos zum Download

  Die fertigen, alphabetisch geordneten Wortkarten können direkt ausgedruckt und im Klassenzimmer verwendet sowie als Grafik am interaktiven Whiteboard eingesetzt werden.

Grundwortschatz, Lernwörter!

Grundwortschatz, Merkwortschatz („Lernwörter“, „Merkwörter“, „Kopfwörter“, Sichtwörter“)

  Modellcharakter der Lernwörter   Lernwörter bestehen aus: 1.  Grundwortschatz 2.  spezifisch für die Klasse ausgewählte Wörter 3.  individuelle Wörter > Durch Üben den Zugriff auf Regularitäten

systematisieren

Budde, Monika et al. (2011) Sprachdidaktik. Berlin: Akademie Verlag. siehe Kapitel 9, S. 127

Beispiel für Merkwortliste I!Kleine Wörter: ab, ob, als, und, bald, wenn, wann, nämlich, denn, dann,

endlich, nirgends, stets, falls, bereits, ihr, seid, jetzt, plötzlich, trotzdem, zuletzt, gar nicht, so dass, ein bisschen, nimmt, überhaupt, niemand, ziemlich, prompt, abseits, bloß,

V- Wörter: von, vom vier, voll, viele, vielleicht, vorn, brav, Vogel, Vater, Volk, Kurve, Larve, vespern, Vase, Villa, Ventil, Advent, Pullover, Klavier, ver- und vor-

H-Wörter: sehr, mehr, ohne, wohl, während, ähnlich, ungefähr, allmählich, fahren, zählen, wohnen, nehmen, führen, wählen, lehren, bohren, dehnen, sehnen, ahnen, fühlen, stöhnen, stehlen, gähnen, Mahlzeit, Fehler, Bahn, Nahrung, Ohr, Frühling, Ahnung, Weihnachten, Wahrheit, kühl, hohl, Mühle, Mehl, mahlen

Lange i-Wörter: ihn, ihm, ihr, wir, mir, dir, Vieh, sieht, stiehlt, geschieht, befiehlt, empfiehlt, Fibel, Bibel, Tiger, Biber, Augenlid, Baustil, erwidern, Widerspruch, Motiv, Lokomotive. Sabine, Maschine, Apfelsine, Ruine

aa ee oo – Wörter: Haar, Waage, Saal, Paar, ein paar Meer, See, Schnee, Beet, Fee, Tee, Allee, Kaffee, Idee, Beere, Seele, Teer, leer, Gelee Boot, Moos, Moor, Zoo

Ähnlich- und gleichklingende Laute: links, Keks, Klecks, flugs, Fuchs, wechseln, wachsen, nächste, Dachs, Büchse, Ochse, Jagd, Stadt, verwandt, Mai, Kaiser, Hai, Laich, Clown, Chor, Christian, groß, außen, Straße, grüßen, saßen, Spaß, schließlich, stoßen, schweißen, Käfig, Märchen, Lärm, Käse, Geländer, Knäuel, sämtlich, dämmern

Qu-Laute: quer, quälen, quietschen, Quark Andere Wörter: Arzt, Herbst, Jugend, Weihnachten Fremdwörter: Differenz, Kollege, Batterie, Grammatik, Barrikade,

Aggression, Passage, Interesse

Beispiel für Merkwortliste II!

Rechtscheiben lernen!

  selbst Texte verfassen   Rechtschreibung überprüfen (Computer, Wörterbuch)   Korrigieren   Entwickeln von Fehlersensibilität

(„Rechtschreibgewissen“)   Überarbeitung, Endkorrektur   > Fehler als Ausgangspunkt für gemeinsame

Erkundungen   Rechtschreibgespräche

Budde, Monika et al. (2011) Sprachdidaktik. Berlin: Akademie Verlag. siehe Kapitel 9, S. 127

06.3!Die Fresh-Methode!

Grundschuldidaktik Deutsch Mag. phil. Sigrid Jones, MA sigrid.jones@kphvie.ac.at sigridjones.wordpress.com

KIRCHLICHE PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE WIEN/KREMS www.kphvie.ac.at