Abgezeichnet von: Alle Rechte vorbehalten. © WELT am ...€¦ · seit fast 230 Jahren ein...

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4 29.10.17 29. OKTOBER 2017 WSMS-RVP1BELICHTERFREIGABE: --ZEIT:::BELICHTER: FARBE:

WELT AM SONNTAG NR. 44 29. OKTOBER 20174 NRW

A uf einer Kölner Büroetagespannt QualitätskontrolleurStephan Savelsberg einStück Stoff in eine Zerreiß-maschine. Dann dehnt er das

Teil so lange, bis es schließlich bei extremhoher Belastung mit einem Knall zer-reißt. Dann wird ein Polo-Piqué-Stoff ineiner Luftkammer ähnlich getestet undzum Bersten gebracht. Savelberg machtStichproben, trennt reklamierte Kragenauf, forscht nach Gründen und suchtnach Lösungen für die Kunden.

Das 1788 von Johann Baptist Bierbaumals Leinenhandel gegründete Unterneh-men hat sich im Laufe der Jahrzehnteüber eine Weberei und Färberei zu eineminternationalen Hersteller von Berufsbe-kleidung entwickelt. „Wir sind im Grundeseit fast 230 Jahren ein Start-up-Unter-nehmen“, sagt Harald Goost. Der 48-jäh-rige Kölner führt die Geschäfte mit sei-nem Bruder Matthias in der siebten Ge-neration. „Was müssen wir heute undmorgen tun, um weiterhin erfolgreich zubleiben?“, fragt sich der Betriebswirt. Vonalleine sei die Zukunft nicht gesichert.

Doch derzeit laufen die Geschäfte. DerMarkt profitiert derzeit insgesamt von ei-ner extrem hohen Beschäftigungssquotein den Betrieben. „Er wächst, vor allemauch qualitativ“, sagt Goost. Und es gebeschon länger die Tendenz, dass Firmenihren Leuten bei der Arbeitskleidung et-was bieten müssten. „Die Mitarbeiterwollen besser ausgestattet sein, sie sind

anspruchsvoller geworden. Da hat der al-te Blaumann, also der klassische Overalloder die Latzhose des Arbeiters, keineChance mehr.“ Das Rennen mache hierderjenige, der am besten auf die Bedürf-nisse der Träger eingehe.

Das machen die Kölner über Tests undBefragungen bei den Menschen, die täg-lich Berufskleidung tragen – sei es imHandwerk, der Industrie, im Gesund-heitswesen oder in der Küche. Und auchMarketing-Chef Pascal Dahmer hält seineAugen auf, wenn er in der Arbeitsweltdraußen unterwegs ist, etwa beim Arztbe-such. „Die Menschen möchten sich auchmit ihrer Kleidung identifizieren.“ BeiTrägerbefragungen nehme auch wahr,dass die Menschen sich in der Bekleidungwohlfühlen wollten, professionell auftre-ten und Anerkennung erfahren wollten.Harald Goost, ein sportlicher Endvierzi-ger, könnte auch gut selber als Modell ineinem seiner Bekleidungskataloge fürMedizin und Pflege, Gastronomie, Le-bensmittelindustrie sowie für Arbeiter inIndustrie und Handwerk posieren. Er be-

schränkt sich aber darauf, immer wiedereinmal Teile der Kollektion beim Sportauf Tragekomfort und Langlebigkeit zutesten. „Was wir versprechen, ist die ab-solute Qualitätsführerschaft.“

Auch persönliche Schutzausrüstunghaben die Kölner im Angebot, etwa fürArbeiter an der Autobahn. Die müssengut sichtbar sein und sind Regen, Son-ne und Wind ausgesetzt. Da müsstenauch die Schweißnähte der Outdoorja-cken halten, was BP verspreche, sagtGoost. Auch diese Dinge werden inder Zentrale und bei Kunden im Ein-satz bis ins Detail getestet.

Früher arbeiteten bei BP, wenigeMinuten Fußweg vom Hauptbahnhofentfernt, an die 1000 Menschen.Heute sitzen hier nur noch Entwick-lung und Verwaltung mit rund 110Mitarbeitern, Lagerungen und Aus-lieferung der Bekleidung hat manins Münsterland zu einem Logistik-spezialisten verlegt.

„Unser Versprechen ist, dasswir innerhalb von 24 Stunden anunsere Kunden ausliefern. Dennder Kunde wartet heute nichtmehr“, sagt Goost. Die Export-quote liegt bei etwa 30 Prozent,die wichtigsten Märkte sind hierFrankreich, Benelux, dieSchweiz und Österreich.

Auch beim Online-Verkaufversuchen die Kölner, ein mög-lichst genaues Feedback zu be-kommen. „Wir konzentrierenuns auf den Träger von Work-wear, nicht auf den Wettbe-

werb.“ Denn natürlich gibtes deutsche Konkurrenten,etwa Engelbert Strauss, Mas-cot, Kübler, Rofa, Dreipunkt,Traco und Planam. Die meis-ten seien auch Familienunter-nehmen und lägen bei wenigerals 50 Millionen Euro Jahres-umsatz. Bei dieser Summe liegtauch BP, wo man sich zu dendeutschen Top 10 zählt.

Bei BP werden derzeit etwa20 Prozent der Ware in einemeigenen Betrieb in Tunesien mit260 Beschäftigten hergestellt,der Rest zusammen mit Produk-tionspartnern in Osteuropa undin Asien. Dabei achte man darauf,dass auch die Bedingungen für dieArbeiter in den dortigen Fabrikenfair seien, betont Goost. Zudemnimmt BP an einem Fairtrade-Baumwollprogramm teil. Es sollBauern ermöglichen, mehr Baum-wolle zu fairen Bedingungen zu ver-kaufen, vor allem zu einen stabilenMindestpreis. Derzeit könne BP be-reits zehn Prozent seiner Baumwollezu diesen Bedingungen beziehen.

Alle Produkte sind zudem laut demLabel Ökotex zertifiziert schadstoff-frei. Und es gibt ein klares Unterneh-mensziel: „Wir wollen jedes Jahr nach-haltiger werden“, sagt Firmenchef Ha-rald Goost. So wurde gerade erst eineneue Workwear-Kollektion präsentiert.Der Clou hierbei: Alle Kollektionsteilebestehen zu mindestens zwei Drittelnaus recycelten PET-Flaschen.

Der Markt fürBerufsbekleidungboomt. Davonprofitiert auch dasFamilienunternehmenBierbaum-Proenen

Erbe des Blaumanns

VON GUIDO M. HARTMANN

Seit 1927 wirbt das Unternehmenmit dem Kürzel BP

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