Post on 18-Sep-2018
Annäherung zum Thema Personsein und Würde aus der
Sicht der Existenzanalyse.
Eine Betrachtung ausgehend von dem Buch „Engel des Vergessens“ von
Maja Haderlap
Abschlussarbeit für die fachspezifische Ausbildung
in Existenzanalyse
verfasst von:
Frau Mag. Andrea Kolbe-Karall
Wien, August 2014
eingereicht bei:
Frau Dr. Liselotte Tutsch
Frau Mag. Karin Steinert
Zusammenfassung:
Diese Arbeit stellt eine Annäherung an ein expliziteres Verständnis des
Begriffes Würde und Personsein dar. Am Beginn wird erörtert, ob die
Würde des Menschen eher als ein Wesensmerkmal oder eine Art zu leben,
sich verhalten, verstanden werden kann. Ausgehend von
unterschiedlichen Definitionen der Würde wird den Fragen nachgegangen,
worin wir Menschen selbst in unserer Würde angefragt sind bzw. ob es so
etwas wie einen Würdezuwachs auf personaler und gesellschaftlicher
Ebene gibt. Die ausgewählten Textbeispiele aus dem Buch „Engel des
Vergessens“ verdeutlichen die Verletzlichkeit von uns Menschen
bezugnehmend auf das Thema Personsein und Würde aus der Sicht der
Existenzanalyse. Den Abschluss bilden Kriterien einer würdeorientierten
Psychotherapie nach Reddemann.
Schlüsselwörter: Existenzanalyse, Personsein, Scham, Verletzlichkeit, Würde
Abstract:
This paper presents an approach to a more explicit understanding of the
concept of dignity and personhood. It starts with a discussion of whether
human dignity can be understood as an intrinsic characteristic rather than
a way of life, a mode of behaviour. On the basis of different definitions of
dignity the paper explores the issue of contexts in which our dignity as
human beings is addressed and also whether there is such a thing as an
increase in dignity on a personal and societal level.
The sample texts chosen from the book “Engel des Vergessens” (Angel of
Forgetfulness) by Maja Haderlap illustrate the vulnerability of human
personhood and dignity from the perspective of existential analysis.
The final part gives an overview of the criteria of dignity therapy according to Reddemann.
Key words: Existential analysis, personhood, shame, vulnerability, dignity
I N H A L T S V E R Z E I C H N I S
ABSTRACT
BEWEGGRUND UND ANLIEGEN 1
THEORETISCHE AUSFÜHRUNGEN
1. Autorin und Aufbau des Buches 3
1.1. Zur Autorin – Maja Haderlap 3
1.1.1. Selbstdistanzierung durch Schreiben 4
1.1.2. Selbstdistanzierung durch Sprache 5
1.2. Zum Buch selbst – Inhalt 6
1.3. Aufbau 7
2. Zum Begriff Menschenwürde 8
2.1. Theoretische Annäherung 8
2.2. Existenzanalyse und Würdebegriff 10
2.2.1. Person – Würde 10
2.2.2. Personsein als prozessualer Akt und aktiver Anteil der Würde 11
2.2.3. Die Verletzlichkeit und der mögliche passive Anteil der Würde 13
2.2.4. Würdeverletzungen und Selbstwert 14
2.2.5. Würdeverletzungen und Scham 16
3. Ausgewählte Beispiele aus dem Buch „Engel des
Vergessens“ und Annäherung an die Zusammenhänge 17
3.1. Frau Maria Haderlap - Großmutter Mitzi 18
3.1.1. Objekt – Würde – Integrität 18
3.1.2. Personsein – Würde 19
3.2. Herr Zdravko Haderlap - Vater Zdravko 21
3.2.1. Trauma – Selbstwert – Würde 22
3.2.2. Menschsein – Würde 23
4. Würde und Gesellschaft 24
5. Grundprinzipien einer würdeorientierten Therapie
für Menschen mit Traumata nach Reddemann 28
5.1. Würde – Psychotherapie 28
5.2. Würde und Traumatherapie 29
6. Zusammenfassung 32
7. Literaturverzeichnis 34
Beweggrund und Anliegen: 1
Die Basis für diese Arbeit legt der Roman „Engel des Vergessens“ von
Maja Haderlap. Sie wurde für das Kapitel „Im Kessel“ im Juli 2011 mit
dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet. Die daraufhin zahlreich
einsetzenden Diskussionen und die darüber gelesen Rezensionen regten
mich an, den Roman kurze Zeit später zu lesen. Berührt und betroffen
vom seelischen Leid der beschriebenen Personen, den Geschehnissen im
Buch und meiner eigenen familiären Geschichte, stellte sich für mich beim
Lesen immer wieder die Frage nach der Würde des Menschen, obwohl das
Thema Würde explizit im Buch nicht behandelt wurde. Das Thema ließ
mich seither nicht mehr los. Erstaunt über das Phänomen meines
anscheinenden Selbstverständnisses dieses Begriffes nahm ich weiter
wahr, dass in meinem beruflichen Kontext als Psychotherapeutin und
Pädagogin der Wert der Würde im Umgang mit Menschen bei
Entscheidungen und Handlungen wohl mitgedacht, kaum jedoch offen
darüber gesprochen wird. Ebenso erschien es mir, dass wir uns auch im
Rahmen der fachspezifischen Ausbildung mit diesem Thema eher implizit
als explizit beschäftigt hatten. Im Lexikon der Existenzanalyse und
Logotherapie ist der Wert der Würde als eigenständiger Begriff nicht
definiert.
Dieses Erleben und mein besseres Verstehenwollen waren die Basis für die
Entscheidung, mich im Rahmen meiner fachlichen Abschlussarbeit mit
dem Thema der Würde am Beispiel des Romans „Engel des Vergessens“
aus der Sicht der Existenzanalyse auseinanderzusetzen.
Die vorliegende Arbeit möchte dazu anregen, sich selbst weiter mit dem
Thema Würde allgemein, als auch mit Würde in Bezug zur Psychotherapie
zu beschäftigen, um das oftmals intuitive Verständnis, die
stillschweigenden Meinungen, die wir über dieses Phänomen haben,
fassbarer, letztlich verstehbarer zu machen. Dies kann in der
existenzanalytischen Arbeit helfen, achtsamer und präsenter zu sein, was
ein würdevolles Handeln in der Psychotherapie voraussetzt.
2
Im ersten Teil der Arbeit werde ich kurz die Autorin vorstellen und den
Inhalt bzw. Aufbau des Romans „Engel des Vergessens“ zusammenfassen.
Der zweite Teil der Arbeit beschäftigt sich mit der sokratischen Frage „Was
ist etwas?“ in Bezug zum Thema Würde. Lässt sich Würde definieren? Ist
die Würde ein Wesensmerkmal des Menschen oder eher eine Lebensform?
Worin ist die Würde des Menschen in der Existenzanalyse verankert?
Der dritte Teil der Arbeit beschäftigt sich mit den Protagonisten im Buch
„Engel des Vergessens“. Es sind Menschen mit schweren primären und
sekundären Traumata. Ich werde an ausgewählten Beispielen den
Zusammenhang zwischen seelischen Verletzungen am Beispiel der Würde
und existenzieller Lebensgestaltung nachvollziehen bzw. die Auswirkungen
auf die Lebensgestaltung der einzelnen Personen verständlich machen.
Dabei versuche ich der Frage nach der Bewahrung der Würde
nachzugehen. Gibt es neben dem Würdeverlust auch so etwas wie einen
Würdezuwachs auf personaler Ebene? Worin sind wir als Menschen selbst
angefragt?
Der vierte Teil der Arbeit befasst sich mit dem Thema Würde und
Gesellschaft. Hat der Roman von Maja Haderlap durch das „in die Welt
bringen - zur Sprache kommen" von historischen Geschehnissen auch
eine Bedeutung im Kontext der Würde einer Gesellschaft? Was teilt
Sprache mit?
Der fünfte Teil der Arbeit beschäftigt sich mit den Grundprinzipien einer
würdeorientierten Therapie für Menschen, die Traumata erlitten haben.
1. Autorin und Inhalt des Buches 3
1.1. Zur Autorin - Maja Haderlap (geb. 1960)
Bei der Vorstellung der Autorin geht es mir nicht um eine vollständige
Biografie bzw. um erhaltene Auszeichnungen von Maja Haderlap, eher um
Eckdaten und mögliche wesentliche Elemente in ihrem Gewordensein. Ich
beschränke mich in diesem Kapitel auf „die Sprache und das Schreiben“
an sich.
Maja Haderlap wurde 1961 in Bad Eisenkappel / Železna Kapla geboren.
Sie gehört zur slowenischen Minderheit Kärntens. Heute lebt sie als freie
Schriftstellerin in Klagenfurt.
Ihre Muttersprache ist Slowenisch und „sie hat erst in der Schule Deutsch
gelernt“. (Kerbler 2013, Im Gespräch 09.10.2010, eigene Mitschrift) Nach
dem Besuch der Volksschule und der Matura absolvierte sie das Studium
der Theaterwissenschaften und der Deutschen Philologie an der
Universität Wien. Unter anderem war sie 15 Jahre Chefdramaturgin am
Stadttheater Klagenfurt und Übersetzerin vom Slowenischen ins Deutsche.
Seit den 1980er Jahren veröffentlichte sie Gedichtbände – auf Slowenisch.
Doch den Roman Engel des Vergessens, „hat sie bewusst in ihrer 'zweiten'
Sprache, geschrieben“. (Kerbler 2013, Im Gespräch 09.10.2010, eigene
Mitschrift) Das Deutsch habe ihr die nötige Distanz zu ihrem „ratlosen
Kreisen in der Familienvergangenheit“ (Haderlap 2012, 280) ermöglicht,
die sie gebraucht habe. „Weil Großmutter mein Kindheitsstock ist, an dem
ich mich festhalte.“ (Haderlap 2012, 13) In dieser Familiengeschichte
beschreibt sie den Widerstand der Kärntner Slowenen gegen den
Nationalsozialismus. Diese Geschichte begleitete und beschäftigte sie ihr
Leben lang. „Die Schutzbarrieren, die ich zwischen mir und meiner Familie
aufzuschichten versuchte, brechen erneut ein. Einen Moment lang fürchte
ich, vom Vergangenen gänzlich überrollt zu werden, mich unter seinem
Gewicht zu verlieren. Dann beschließe ich, das Versprengte, Erinnerte und
das Erzählte, das Anwesende und Abwesende in eine geschriebene Form
4
zu bringen, mich aus dem Gedächtnis neu zu entwerfen, mir einen Körper
zu erschreiben…“ (Haderlap 2012, 282)
1.1.1. Selbstdistanzierung durch Schreiben
Der zitierte Textauszug ist auf einer der letzten Seiten des Buches zu
finden, als die Autorin das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück
besucht, um von diesem Ort, den sie glaubt zu kennen, Abschied zu
nehmen. Diese Zeilen bezeichnen den Beginn eines Prozesses, dessen
Ende der Roman „Engel des Vergessens“ darstellt.
Ich habe den Textauszug aus dem Buch gewählt, da er die
Existenzanalyse als eine individualisierende Psychotherapie, welche auf
einer phänomenologischen Vorgangsweise beruht, verdeutlicht. Aus dieser
Sicht beschreibt die Autorin ihr personales Erleben der Furcht, welche sie
in diesem Augenblick empfindet, nämlich vor dem erneuten Einbrechen
der Schutzbarrieren zwischen ihr und ihrer Familie. Sie fühlt sie so tief,
dass sie fürchtet, von der Vergangenheit gänzlich überrollt zu werden.
Dieses Erleben, sich in der Situation zu erfahren und sich im emotionalen
Erleben fassen zu können, verankert eine Phänomenologie nach innen
hin, ist die Grundlage für ihre authentische Stellungnahme. Der
Textauszug verdeutlicht, dass sie sich dafür entscheidet, das Versprengte,
Erinnerte, Erzählte, Anwesende und Abwesende in eine geschriebene Form
zu bringen, sich aus dem Gedächtnis neu zu entwerfen, sich einen Körper
zu erschreiben. Diese personale Entscheidung verhilft zu einem Tun-
Können – in ihrem Fall zum Schreiben des Buches. „Ich werde den Engel
des Vergessens nicht zu Gesicht bekommen. Er wird keine Gestalt haben.
Er wird in Büchern verschwinden. Er wird eine Erzählung sein.“ (Haderlap
2012, 287) Das Buch, das Schreiben, stellt somit den integrativen
Prozess der eigenen Geschichte nach Innen hin (Intrapersonal) dar. Es
verdeutlicht nach Außen (Interpersonal) hin den Weltbezug, ein zu sich
5
Stehen und sich wieder hin zur Welt Öffnen. Die Autorin war 50 Jahre alt,
als der Roman veröffentlicht wurde.
1.1.2. Selbstdistanzierung durch Sprache
Zur Sprache ist mir wichtig festzuhalten, dass die bewusst gewählte
deutsche Sprache hier für Maja Haderlap eine Selbstdistanzierung
darstellt. Die Fähigkeit des Ichs, zu sich selbst, zum eigenen Geworden=
sein auf Distanz zu kommen. Durch das Abrücken von sich, in diesem Fall
von der Muttersprache, die ihre emotionale Sprache, „Herzenssprache“
darstellt, in welcher sie verwurzelt ist, welche ihre Intimität darstellt,
entsteht ein Freiraum, ein Mit-sich-selbst-umgehen-Können, also die
Anwendung des Personseins sich selbst gegenüber, wird möglich. Dies
wäre hier das Ringen um Worte und Geschichte eben in Deutsch – die
Distanz zum realen Ort als Bedingung einer Ortsvorstellung im
Imaginären. Der Prozess der Selbstdistanzierung geschieht im
Wahrnehmen und Fühlen - im Sinne von sich nicht zu übergehen, sich zu
fassen und sich anzunehmen, jedoch sich emotionalen Teilen nicht
auszuliefern. Dabei hilft ihr die „zweite“ Sprache, welche zusätzlich auch
eine kathartische Funktion hat. Sie ermöglicht die Distanz, aus der das
bewusste Beurteilen und Entscheiden dessen, was wie und mit welchen
Worten niedergeschrieben werden soll. Eine Reflexion wird möglich. Der
handelnde Anteil, die Ausführung der Selbstdistanzierung, wäre dann das
Schreiben des Buches selbst, die Praxis.
Selbstdistanzierung durch Sprache ist bei diesem Beispiel ein situatives
Erfordernis, eine Umgangsform mit dem Ziel, sich selbst über die zweite
Sprache in der Familiengeschichte zu fassen, um sich bei sich wieder
einzufinden und wiederzuerkennen.
Während des Gespräches von Maja Haderlap und Michael Kerbler
(9.10.2012, Nationalratssitzungssaal, Wien) erwähnte sie, dass sie, die
damals seit kurzem erschienene slowenische Übersetzung des Buches,
6
zunächst nur seitenweise lesen konnte, da sie sich sofort emotional
hineingezogen gefühlt und mittendrin gestanden wäre. Zusammenfassend
verstehe ich das so, dass erst über die sprachliche Selbstdistanzierung das
Schreiben des Buches möglich war. Manche Bücher brauchen Zeit. Sie
schreiben sich nicht von einem bestimmten Datum her, sondern von
einem Beweggrund aus Leiderfahrung. Eigenes geht verloren oder droht
verloren zu gehen, durch die Zerstörung der Integrität, und aufgrund des
Schmerzes entsteht ein Anstoß, dagegen etwas zu unternehmen, um die
Ganzheit wieder herzustellen. Im Buch „Engel des Vergessens“ haben
Privates und Politisches einen Platz (John 2012).
1.2. Zum Buch selbst – Inhalt
Der Roman ist autobiografisch und hat drei Teile. Faktisch erzählt Maja
Haderlap die Geschichte eines heranwachsenden Mädchens – welche im
Kindesalter mit acht Jahren beginnt und bis ins 41. Lebensjahr reicht –
dem Jahr 2003, als sie das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück
besucht. Jenem Ort „der in der Großmutter wirkte, in dessen Magnetfeld
sie lebte, an dem sie sich orientierte, der sie bestimmte und ihre
Empfindungen an sich zog“. (Haderlap 2011, 285-286)
Der Roman erzählt jedoch gleichzeitig die Geschichte eines Kindes, einer
Familie und zugleich stellvertretend dafür die Geschichte eines Volkes, der
Slowenen in Kärnten, deren Widerstand gegen den Nationalsozialismus,
von Inhaftierungen, Folterungen, Ermordungen slowenisch sprechender
Österreicher, von Verschleppungen in Konzentrationslager und von der
Verdrängung des Themas nach 1945. Also insgesamt eine Geschichte
schwerer „man made“ zugefügter primärer und sekundärer Traumata und
deren Auswirkung auf die Menschen in erster und zweiter Generation.
Existenziell gesehen - auf ihre Lebensgestaltung, in Bezug auf die Frage
nach dem Sinn und der Erhaltung der Würde. Die Sprache im Buch ist
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nicht anklagend - aus ihr spricht ein fühlbarer Schmerz, der bis in die
Gegenwart hineinreicht.
1.3. Aufbau
Der erste Teil erzählt die Kindheit der Erzählerin in den 1960er und
1970er Jahren und umfasst ca. die Hälfte des Buches. Er endet mit dem
Tod der Großmutter im Jahre 1975. Das Mädchen ist ca. 14 Jahre alt.
Der zweite Teil beschäftigt sich mit dem Leben nach Großmutters Tod. Der
Vater tritt immer mehr in den Vordergrund. Das Mädchen besucht
zunächst in Klagenfurt das Gymnasium, geht dann nach Wien, um
Theaterwissenschaften zu studieren und nach Ljubljana, wo sie sich
aufhält, als der Krieg in Jugoslawien 1991 ausbricht. Es löst sich von
seiner beklemmenden Umgebung ihrer Heimat. Mit dem Beginn des
Krieges werden die Wunden, die der Partisanenkrieg im Zweiten Weltkrieg
hinterlassen hat, wieder aufgerissen.
Der dritte Teil thematisiert den Jugoslawien-Krieg (1990er Jahre) und die
Heimkehr der Überlebenden nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Vater
nimmt wieder einen wesentlichen Platz ein. Sie durchläuft das Leben des
Vaters als eine Rückschau auf die Vergangenheit. Ebenso geht sie zurück
in die Zeit vor ihrer Zeit und durchschreitet nochmals die Erzählung der
Großmutter, welche durch Erinnerungsstücke – Ravensbrücklöffel, der
Rosenkranz aus mit Speichel gerollten Kugeln, das fleckige
Gefängnistagebuch – angestoßen wurde. 60 Jahre nach dem Tag, an dem
ihre Großmutter ins Konzentrationslager deportiert wurde – den 13.
November 2013, besucht sie das ehemalige Frauenkonzentrationslager
Ravensbrück, „um von einem vertrauten Ort Abschied zu nehmen“.
(Haderlap 2012, 283) In den Fußspuren ihrer Großmutter geleitet sie auch
der Engel des Vergessens, welcher vergessen hat, die „Spuren der
Vergangenheit aus meinem Gedächtnis zu tilgen“. (Haderlap 2012, 286)
8
Diese Spuren sind aber notwendig – der Engel des Vergessens bekommt
Gestalt in der Form einer Erzählung – zu Sprache gewordener Geschichte.
2. Zum Begriff Menschenwürde
2.1. Theoretische Annäherung
Bei den theoretischen Ausführungen gehe ich von der Grundannahme aus,
dass die Menschenwürde etwas ist, worin wir Menschen uns gleich sind.
Die dadurch begründete Gleichheit ist eine Gleichheit in unserer
Zugehörigkeit zur Menschheit. Somit sind im Begriff sowohl die Würde
jedes einzelnen Menschen, wie auch die Würde der Menschheit
angesprochen.
Der Wunsch nach einer Definition der Würde mag unangemessen sein, da
der Begriff „niemals völlig in einen Raster gepresst werden kann“.
(Reddemann 2008, 10) Doch können Definitionen hilfreich sein, die
Bedeutung der Idee der Menschenwürde besser zu fassen und die
intuitiven und stillschweigenden Meinungen, die wir zu diesem Phänomen
haben bzw. das, was wir darüber denken, weshalb sie uns so wichtig ist,
zu verstehen, auch wenn sie widersprüchlich sind. Vielleicht fordern sie
uns ja gerade dadurch heraus, über den Begriff weiter nachzudenken bzw.
sich mit dem Wissen darüber niemals zufrieden zu geben. Auch die
Auseinandersetzung in dieser Arbeit kann nur ein Versuch sein, sich
diesem Begriff anzunähern.
Immanuel Kant bezeichnet die Würde als etwas, das „über allen Preis
erhaben ist, mithin kein Äquivalent verstattet“. (Kant 1968, 434) Das
heißt, sie soll mit anderen Werten nicht verrechenbar sein, ist über jeden
Preis erhaben und kann auch nicht mit dem Wert anderer Dinge verglichen
werden. Würde ist für Kant ein innerer Wert. Die Würde ist nicht etwas,
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was Menschen erwerben, sondern etwas, das ihnen vielmehr als
Vernunftwesen, eben selbstbestimmte Wesen, die fähig sind, sich am
moralischen Gesetz zu orientieren, zukommt. Die Würde ist nach Kant
auch gleichzeitig etwas, was Menschen nicht verlieren können. Die
Achtung, die wir anderen Personen schulden, ist nach Kant die Achtung
ihrer Würde.
Die Fragen, welche sich für mich dabei stellen, sind folgende: Ist die
Vernunft dann eine Grundvoraussetzung für den Würdezuspruch? Gibt es
überhaupt so etwas wie Gründe für den Würdebesitz? Ist es das, was uns
Menschen zu Wesen mit Würde macht?
Eine andere Definition von Würde ist in Meyers Lexikon nachzulesen
„Würde, die einem Menschen kraft seines inneren Wertes zukommende
Bedeutung; auch Bezeichnung für dieser Bedeutung entsprechende
achtungsfördernde Haltung (Menschenwürde)“. (Reddemann 2008, 9) Der
innere Wert ist hier nicht näher ausgeführt. Bedeutet das, es gibt keinen
normativen Grund des Würdebesitzes? Bei dieser Formulierung wird auf
eine entsprechende achtungsfördernde Haltung zusätzlich hingewiesen.
Ob es sich hier um eine innere Haltung oder auch im Außen sichtbare
Haltung handelt, darauf wird nicht näher eingegangen. Ist damit auch ein
sich selbst und dem anderen gegenüber Verhalten-Können gemeint?
Peter Bieri bestimmt in seinem Buch, „Eine Art zu Leben“, einen etwas
anderen Definitionsansatz und sieht die Würde des Menschen als eine Art,
wie der Mensch mit sich selbst und den anderen Menschen umgeht. „An
der Lebensform der Würde kann man drei Dimensionen unterscheiden. Die
eine ist die Art, wie ich von den anderen Menschen behandelt werde… Die
zweite Dimension betrifft wiederum die anderen Menschen, mit denen ich
zusammenlebe. Doch dieses Mal geht es nicht darum, wie sie mich
behandeln. Es geht darum, wie ich sie behandle, und, weiter gefasst, wie
ich zu ihnen stehe: was für eine Einstellung ich zu ihnen habe… Auch in
10
der dritten Dimension bin ich selbst es, der über meine Würde
entscheidet. Es geht um die Art, wie ich selbst zu mir stehe…Welche Art
mich selbst zu sehen, zu bewerten und zu behandeln, gibt mir die
Erfahrung der Würde? Und wann habe ich das Gefühl, meine Würde durch
die Art und Weise zu verspielen, wie ich mich zu mir selbst verhalte?“
(Bieri 2013, 12f.) Würde wird hier als eine Lebensform gesehen, nicht als
eine Eigenschaft von Menschen, welche sie eben kraft der Tatsache
besitzen, dass sie Menschen sind.
Die drei Definitionsversuche spannen den Bogen, in welchem dieser
schwer fassbare Begriff der Würde aufgespannt ist. Wesentlich erscheint
mir, dass der Begriff hier sowohl als ein Wesensmerkmal und auch als
auch eine Form zu leben, eben auch ein sich Verhalten, verstanden wird.
2.2. Existenzanalyse – Würdebegriff
2.2.1. Person – Würde
In der Existenzanalyse steht die geistig-noetische Dimension oder das
GeistigPersonale des Menschen im Vordergrund. Mit „geistig“ ist das
spezifisch Menschliche gemeint, die Person, das, was den Menschen vom
Tier unterscheidet. Die Person repräsentiert dabei die Offenheit des
Menschen zur Welt und zu sich selbst. Der Aspekt der Unantastbarkeit der
Person in ihrer eigenen Ursprünglichkeit und in ihrem Eigenwert verleiht
ihr Würde. Die Würde des Menschen beruht somit allein in ihm selbst –
weil er Person ist – und nicht im Umgang mit anderen. Niemand sonst hat
Zugriff auf die Person, sie ist unfassbar. Das ist ein Geheimnis. Jemandem
die Würde zu belassen, bedeutet die Anerkennung des eigenen Bestandes,
des Wertes für sich, und das Bewahren des Abstandes, durch den dieses
Wertvolle geschützt wird. Dies bedeutet ihm mit Respekt zu begegnen
(Längle 2007).
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Auch hier erscheint die Würde zunächst eher als Wesensmerkmal. Für
ein tieferes Verstehen stellt sich die Frage: Worin ist der Eigenwert der
Person gegründet? Woher kommt es, dass sie Bestand hat, dass eine
eigene Quelle in ihr fließt? Einen Erklärungsansatz bietet Frankl. Für ihn
ist „jede einzelne Person ein absolutes Novum“, eine Selbstschöpfung.
(Batthyàny, Zsok 2005, 165) Dies bedeutet für ihn: Es war noch nie da,
es ist einmalig, einzigartig und unwiederholbar, es ist ein Original. Das
Neue liegt in der geistigen Existenz des Menschen. Wesentlich dabei ist die
unausweichliche Gegebenheit eines Ur-Sprungs und eines Ur-Quells, aus
dem alles Seiende hervorgeht, hervorfließt und immer schon – apriori, von
vorherein – begründet ist.
Im christlichen Denken ist diese Ur-Quelle das Göttliche, Gott – die
inventio hominis, geschieht in der imitatio Dei. (Batthyàny, Zsok
2005,163-181) Die Würde erlebe ich hier als etwas uns Innewohnendes.
2.2.2. Personsein als prozessualer Akt und
aktiver Anteil der Würde
Weiteres soll der Versuch unternommen werden, den Begriff der Person
aus der Sicht der Existenzanalyse unter dem Aspekt der Würde noch
genauer zu betrachten.
Die Person aus der Sicht der Existenzanalyse ist fakultativ, reine
Möglichkeit, „Dynamis“ – Kraft, auch das in mir Sprechende. Sie ist nach
Frankl das Freie im Menschen. Personsein ist eine Fähigkeit, mit dem
Faktischen (Körperlichen, Psychischen) und Welthaften umzugehen. Dies
beinhaltet auch den Umgang mit sich selbst, seinem eigenen Wesenskern.
Der Dialog gehört zur Wesensbestimmung der Person. Personsein verlangt
das Gegenüber-Haben von etwas – von Psychophysikum und Welt und mir
selbst oder anderen Personen. Die doppelte Offenheit der Person resultiert
somit aus ihrer Doppelbezüglichkeit zur Außenwelt und zur Innenwelt. Sie
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ist die Kraft in mir, die darüber entscheidet, was ich jetzt tue, wie ich mit
mir und anderen umgehe. Die Person ist unfassbar, man kann ihr nur
begegnen (Längle, 2007).
Es erscheint mir, dass hier ein aktiver Aspekt der Würde angesprochen
wird. Er resultiert aus den konstitutiven Bereichen der Person wie
Authentizität, Freiheit, Verantwortlichkeit, Würde und vor allem auch im
Ausdruck dessen, was ich tue, wie ich mit mir und anderen umgehe. Erst
im Akt ist die Person ganz. Die Akthaftigkeit der Person bedeutet: die
Person muss sich vollziehen, damit sie ist, in einen Umgang mit sich selbst
und der Welt gelangen. Im Vollzug erhält sie Wirklichkeit, sonst ist sie nur
Möglichkeit. Passivität ist dem Wesen der Person entgegengesetzt. Das
heißt aus der Beziehung zu sich selbst entsteht die Würde, sie ist ein
personaler Akt des zu sich Stehens, eine Entscheidung zu sich, als Person
mit eigener Antwort gefragt zu sein. In diesem Verständnis erscheint sie
mir als etwas, was wir selbst „schaffen“ bzw. bewahren können. Dies
vollzieht die Person in den drei Schritten der Personalen Existenzanalyse –
in der Ansprechbarkeit (Beeindruckbarkeit, PEA 1), der Stellungnahme
(Verstehen, PEA 2) und dem Antwort geben (Ausdrucksvermögen, PEA 3)
(Längle 2000). Das Einssein mit sich in der Abstimmung mit sich gibt dem
Menschen Identität, und da er aus dem Innersten schöpft aus der
Intimität auch Würde. Wenn sich der Mensch auf sein persönliches
Menschsein bezieht, so stellt er sich damit auch in die Reihe mit allen
anderen Menschen – macht sich zum Teilhabenden am Menschsein
schlechthin (Längle 1999).
Somit wäre die Würde des Einzelnen auch Teil der Würde der gesamten
Menschheit, da sie uns Kraft unseres Menschseins gemeinsam ist.
„Je authentischer ich mit mir bin, desto mehr verhalte ich mich 'dem
Menschen gemäß'. Jedoch nicht im Sinne des Kantschen Imperatives,
sondern der Mensch schafft und erzeugt durch die radikale Subjektivität,
durch die phänomenologische Haltung sich selbst gegenüber, die
Humanitas, die menschliche Gemeinschaft. Die existenzanalytische
13
Moralität des Menschen entspringt aus der Authentizität, der Stimmigkeit
mit sich selbst, es geht nicht um Generalisierung, sondern
Subjektivierung.“ Das macht mich offen für die Begegnung, macht mich
dialogfähig, weil ich mich als kommunizierbar erlebe (Längle 1999, 34).
2.2.3. Die Verletzlichkeit und der mögliche passive Aspekt der
Würde
Das Beziehen auf die Intimität bereitet zum einen das Feld der
Humanitas, zum anderen beinhaltet es auch unsere Begegnungsfähigkeit.
Das Finden des ganz Eigenen lässt uns zum Partner werden, zum Du für
den Anderen. (Längle 1999, 34)
Aus meinem Verständnis gründet darin, neben unserer Begrenztheit an
Kraft, Mitteln, Zeit und Möglichkeiten (Längle 2006, 5), auch ein Teil der
Verletzlichkeit von uns Menschen. Sie ist etwas, das uns widerfahren kann
und was wir vermeiden wollen. Sie könnte als der passive Aspekt der
Würde angesehen werden. Unsere vielfältige Verletzlichkeit ist das, was es
in allen unseren Handlungen zu schützen gilt. Denn darin ist die Würde
des Menschen antastbar. Im Buch „Engel des Vergessens“ werden
Verletzungen, Demütigungen, Erschütterungen und Abgründe als
menschliche Realitäten beschrieben, die fassungslos machen. Weil es vor
allem andere Menschen sind, die den Protagonisten des Buches das
Unfassliche zufügen, ist es besonders entwürdigend. (Längle 2006, 9)
Würde-Verletzungen sind vor allem seelisch-geistige Verletzungen, welche
die Integrität des Menschen zerstören. Dies bedeutet die Zerstörung von
etwas, das zu einem gehört, und damit die Störung einer genuinen
Funktionalität. Sie sind eine Form des Leidens, das sich gegen das Leben
stellt, es behindert, belastet bzw. begrenzt. Die Sinnfrage bricht meist jäh
auf. Somit betreffen psychisch-noetische Verletzungen immer alle vier
Grundmotivationen der Existenz (Weltbezug, Lebensbezug, Selbstbezug
und Zukunftsbezug). „Nach getaner Arbeit wird er [der Vater] erschöpft
über den Hof schreiten, sich auf die Schwelle des Hauses setzen oder
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hinter dem Küchentisch einschlafen. Er wird sich wertlos fühlen und
sprachlos. Seine Kopfschmerzen und Magenschmerzen werden ihn zu
einem stöhnenden Körper machen, der sich im Weg ist und sich
wegwerfen möchte.“ (Haderlap 2012, 257)
Bei den schweren Traumatisierungen, wie sie auch im Buch von Maja
Haderlap beschrieben werden (Deportation in ein Konzentrationslager,
Gewalt, Folter, Kriegsgeschehen...), ist in besonderem Maße die erste
Dimension, der Weltbezug der Existenz betroffen und das Grundvertrauen
zerstört.
Bei den Beispielen der vielfältigen gesellschaftlichen (Ausgrenzung,
Kränkung, Erniedrigung, Hohn, Beleidigung, Nicht-ernst-genommen-
Werden, Ausgelacht-, Mundtot gemacht-, Belogen-Werden, Abwertung...),
strukturellen (Machtmissbrauch, Mobbing, Rationalisierungen,
Ökonomisierungen….) und rechtlichen Würdeverletzungen (Gleichstellung
von Frauen und Männern, Opferschutzgesetze, Volksgruppengesetze....),
denen Menschen unterliegen, liegt der Schwerpunkt in der verletzten
Grenze des Eigenen, in der dritten Dimension, dem Selbstbezug. Dabei
kommt es zum Selbstverlust, Entfremdung, zur Beschädigung des
Selbstwertes und Scham tritt auf. (Längle 2006, 4-11)
2.2.4. Würdeverletzungen und Selbstwert
Für mich stellt sich die Frage, worin denn nun genauer diese
Würdeverletzung liegen könnte? Wodurch wird die Würde des Menschen
verletzt, die er besitzt, weil er Person ist und diese unantastbar ist? Beim
Versuch einer Annäherung an die Beantwortung dieser Fragen aus der
Sicht der Existenzanalyse beziehe ich mich zunächst auf die Induktion des
Selbstwertes von außen und auf meine Grundannahme (siehe Punkt 2.1.),
dass die Menschenwürde etwas ist, worin wir Menschen uns gleich sind.
Menschen erleiden in der Verletzung ihrer Würde nach dem israelischen
Philosophen Avishai Margalit eine Demütigung, denn man beachtet sie
15
nicht als ein Wesen mit denselben Ansprüchen. Es könnte sogar sein, dass
man dem anderen jeden Anspruch abspricht.
Demütigungen zielen auf das Gefühl der Wertschätzung der Person im
Sinne einer nicht Anerkennung ihres Eigenwertes. Das Seine, Eigene wird
dem Menschen nicht belassen und anerkannt. Er erfährt keine
Gerechtigkeit, sein Wert wird nicht gesehen und gefühlsmäßig kann das
Recht auf sein Dasein, seine Bedürfnisse und den eigenen Willen nicht
erlebt werden. Die Haltung der Beachtung in der Wahrung einer
respektvollen Distanz wird ihm nicht entgegengebracht und damit auch
nicht die Achtung vor seiner Autonomie und Eigenverantwortlichkeit. Die
Ich-Bildung und Übernahme des Selbstwertes durch den Menschen selbst,
als innere Voraussetzung für die Selbstwertbildung, sein inneres Ja zu ihm
und seinem Wert ist behindert. Der Selbstwert im Sinn von: „Ich bin wer,
weil ich Wertvolles erleben und bewirken kann.“, wird nicht gebildet oder
wird beschädigt (Längle 2007).
Wenn ein Mensch von anderen gedemütigt wird, zielen diese darauf ab,
den Selbstwert des Menschen, mithin die Selbstzuschreibung eines
intrinsischen Werts zu verhindern oder zu beschädigen (Schaber 2012).
Bei einem positiven Selbstwertgefühl kann der Mensch zu sich stehen und
sich zeigen. Aus meinem Verständnis versteht sich der Mensch auch als
jemand, der berechtigt ist, Rechte gegenüber anderen zu fordern und
welche er gegebenenfalls geltend machen darf. Sich sozusagen als Wesen
anzuerkennen, das eine normative Autorität über das eigene Leben
besitzt. Wenn Menschen erniedrigt und gedemütigt werden, wie das die
Protagonisten im Buch „Engel des Vergessens“, Großmutter Mitzi im
Konzentrationslagen und Vater Zdravko als Partisane, durch Folter erlebt
haben – führt man diesen vor Augen, dass sie Objekte sind, über die man
beliebig verfügen kann, dass sie nicht zählen und man mit ihnen machen
kann, was man will. Die Würde wird darin verletzt, dass man sie so
behandelt, als hätten sie gar kein Recht, über sich selbst zu verfügen
(Schaber 2012). Das beinhaltet für mich auch, dass die Freiheit des
16
Menschen, über essentielle Bereiche seines Lebens bestimmen zu können,
missachtet wird. Sie werden als autonome Person nicht wahrgenommen,
sondern gebraucht oder benutzt.
Das Leben kann, wenn überhaupt, nur mehr im Schutze der eigenen
Intimität erfolgen. Diese personale Fähigkeit beschreibt Frankl als eine
Tendenz zur Verinnerlichung, Erhaltung eines inneren Dialogs, der das
Überleben ermöglichte. Es blieb nur eine Freiheit für Haltungen und kleine
Entscheidungen, denn man konnte dem Menschen im Konzentrationslager
alles nehmen, nur nicht die letzte menschliche Freiheit, sich zu den
gegebenen Verhältnissen so oder so einzustellen. Dieser Rest an Freiheit
sich zu bewahren, war für Frankl fundamental, um nicht „an die Mächte
der Umwelt“ zu verfallen, sich nicht als „Spielball und Objekt“ zu fühlen.
(Längle 2006, 10)
2.2.5. Würdeverletzungen und Scham
Bei jeder Art von Demütigung (bloßstellen, entwürdigen, benützt werden,
Missbrauch…) entstehen unweigerlich Schamgefühle, da die eigene Grenze
überschritten worden ist. Die Scham ist der Schutz für den intimen und
öffentlichen Pol der Person vor der Verletzlichkeit ihrer Intimität, die nur
ihr selbst gehört und ihrer Würde. Die Scham ist ein Schutzgefühl für die
eigene Kostbarkeit als Person und die gefühlte Verantwortung für diesen
Wert.
„Sie [Großmutter Mitzi] müsse oft daran denken, wie es nach dem Krieg
war, als sie nach der Rückkehr aus dem Lager das erste Mal nach
Eisenkappel kam, um sich als Überlebende bei den Behörden zu melden.
Die Stimmung im Ort sei aufgebracht und verängstigt gewesen. Ihr Onkel
zum Beispiel habe sie aus dem Haus geworfen, als sie zu ihm kam, um ein
wenig Mehl oder Getreide zu borgen, da die Speicher zu Hause geplündert
worden waren. Sie habe sich so geschämt, sie sei so erniedrigt worden,
17
sie wolle nie mehr betteln müssen, nie wieder, wiederholte Großmutter.“
(Haderlap 2012, 39)
Im Textbeispiel bezieht sich das Schämen auf die Blöße, den Makel der
sichtbar wird, in diesem Fall die Not und Bedürftigkeit. Die bloßgestellte
Schamgrenze erzeugt ein Gefühl der Erniedrigung, man fühlt sich verletzt
in seiner Würde. Gefühlsmäßig bezieht sich die Scham auf das, was bei
der Person bleiben soll und was nicht nach außen gehört. Die
Würdeverletzung und Scham entstehen aus meinem Verständnis auch
dadurch, dass über den Makel von außen ein abwertendes Urteil gefällt,
der Person nicht mit Achtung und Respekt begegnet und dem Menschen
nicht geholfen wird (Bieri 2013).
Wenn das Subjekt zum Objekt wird, wird die Scham verletzt, die Person in
zweifacher Hinsicht entwürdigt. Erstens im Respekt vor der Würde und vor
der Unantastbarkeit der Person und dem inneren Wert ihrer nur sich selbst
gehörenden Innerlichkeit und zweitens in dem Bedürfnis nach einer Wahl
des Adressaten für das Persönliche.
„Schon in den ersten Stunden habe es Fliegeralarm gegeben. Nackt hätten
sie [Großmutter Mitzi und die anderen Frauen] zwei Stunden lang warten
müssen, bis man sie untersucht habe. … Die Männer in Uniform haben sie
angeschaut wie ein Stück Vieh, sie sei ja schon älter gewesen.“ (Haderlap
2012, 121)
Scham kann sowohl Täter als auch Opfer befallen. Sich schämen erzeugt
ein Gefühl des Selbstwertverlustes, denn die Scham entsteht aus dem
Gefühl der Wertschätzung für sich selbst. (Längle 2007, 78-81)
3. Ausgewählte Beispiele aus dem Buch „Engel des Vergessens“
und Annäherung an die Zusammenhänge
Im dritten Teil der Arbeit möchte ich anhand ausgewählter Textbeispiele
der Würde bzw. der Verletzung der Integrität des Menschen nachgehen
und mich der Beantwortung der Frage nach dem Erhalt der Würde des
18
Menschen nähern. Worin sind wir darin selbst angefragt? Gibt es so etwas
wie einen Würdezuwachs auf personaler Ebene?
3.1. Frau Maria Haderlap - Großmutter Mitzi
Sie wurde am 12. Oktober 1943 in das Konzentrationslager Ravensbrück
deportiert und hat es überlebt.
3.1.1. Objekt – Würde – Integrität
„Großmutter schreibt anfangs in einer gefassten Schrift, ihre Wörter sind
unbeholfen, nicht für das Aufschreiben gedacht, sondern für das Erzählen.
Obwohl sie kaum schreiben konnte, die Sätze weder orthographisch noch
syntaktisch korrekt sind, muss sie überzeugt gewesen sein, dass sie ihre
Geschichte festhalten müsse.
Es war Dienstag Mittag 12. Oktober, da war die Trennung vom Haus und
von den kleinen Söhnen Toncek und Zdravko. Das war schlimm für mich
weil ich hab keine Schuld, schreibt Großmutter. … Dann ging es weiter
nach Ravensbrück, da sei es sonderbar gewesen, [gemeint ist furchtbar
wenn sie sonderbar schreibt - Haderlap 2012, 119] notiert sie, der
Mensch ist kein Tier! Für das, was in der folgenden Zeit Trauriges
geschehen sollte, wie sie vermerkt, fehlen ihr die Worte. Sie benötigt
für eineinhalb Jahre Konzentrationslager nur drei kleine Seiten…“
(Haderlap 2012, 276-277)
Ich habe diesen Textauszug aus dem Lagertagebuch gewählt, weil er als
Ausdruck einer tiefen persönlichen Betroffenheit, das Zentrale jeder
seelisch-geistigen Verletzung verdeutlicht, welche Großmutter Mitzi im
Satz „Der Mensch ist kein Tier!“ formuliert, dass man sich in Frage gestellt
fühlt in seinem Selbstsein, in dem „Wer bin ich eigentlich, wenn ich so
behandelt werde? Habe ich einen Wert, der in mir gegründet ist?“
19
Gleichzeitig beinhaltet der Satz: „Der Mensch ist kein Tier!“ eine
Feststellung. Durch die Formulierung bzw. das geschriebene Wort, stellt
der Satz zusätzlich zum gefühlten Wert, eine aktive, personale
Stellungnahme (existenzielle Wurzel des Selbstwertes) als Eintrag im
Lagerbuch dar, um sich die Würde als Mensch zu bewahren bzw. sich
selbst auch Würde zu „verleihen“, die ihr von außen nicht zugesprochen
wird.
Das Erleben des Fehlens von Worten, ihre eigene Sprachlosigkeit –
verdeutlicht eine subjektive Reaktion von Furcht, Hilflosigkeit, Entsetzen.
Es ist auch eine Erschütterung darüber, dass einem das passiert. Es passt
nicht in das Vorstellungsbild der Realität. Es zeugt von der Erfahrung in
einer so überwältigenden Dimension – die in weiterer Folge zum Trauma
führt. Die Folge ist nach Frankl ein Schock: Man verbleibt nur noch in
einem gelähmten Beobachten und Zuschauen. Es kommt zur Zerstörung
von Wertvollem - dem vitalen Lebensgefühl, des Grundvertrauens und die
Folge ist ein Rückzug auf sich selbst. (Längle 2006, 7-8)
Die Überzeugung, dass sie ihre Geschichte aufschreiben müsse, erlebe ich
auch als die Frage nach dem Sinn – nach der Frage: was kann daraus
werden, wie soll es damit weitergehen? Das geschriebene Wort verstehe
ich hier als ein sich nach innen Fassen, um sich nicht zu verlieren und sich
im außen wiederzufinden bzw. um es später als Lagertagebuch an die
Enkelin weiterzugegeben. Viel später, als zwei Bücher über die Frauen von
Ravensbrück erscheinen, sieht sich die Großmutter darin bestätigt, dass
nun niemand mehr behaupten könne, dass sie ihre Geschichten erfinde.
3.1.2. Personsein – Würde
Der nächste Textabschnitt bezieht sich auf die Heimkehr nach dem
Überleben des Konzentrationslagers Ravensbrück und verdeutlicht das
Personsein als prozessualen Akt und aktiven Anteil der Würde.
20
„Auf der unteren Hrevelnik-Wiese bleibt sie stehen und sagt, dass sie
damals befürchtet habe, zu Hause nicht mehr willkommen zu sein. Mein
Mann wird mich ablehnen. Ich bin nicht mehr die Alte, habe sie
gedacht. Ich werde ihn fragen müssen, habe sie beschlossen, damit
Klarheit herrsche, von Anfang an. Im Wald sei es dunkel gewesen, sie
habe den Weg an manchen Stellen mit den Händen ertasten müssen.“
(Haderlap 2012, 59) „Sie habe noch Licht in der Wohnstube gesehen, sei
zum Fenster getreten und habe in die Stube geschaut. … Dein Großvater
hat ins Leere geblickt, sagt Großmutter, er hat so merkwürdig geschaut,
dass ich meinen ganzen Mut zusammennehmen musste, ans Fenster zu
klopfen. Großvater habe kurz aufgeblickt, sie aber nicht gesehen. Dann
habe sie das Klopfen wiederholt. Er sei langsam aufgestanden und in den
Flur getreten. Er habe die Haustür geöffnet und gefragt, wer ist da. Sie
habe aus der Dunkelheit geantwortet, willst du mich zurückhaben,
erkennst du mich noch? Mitzi, du bist wieder da, habe ihr Mann gerufen
und sie so stürmisch umarmt, dass sich ihr Kopftuch gelöst habe und nur
so geflogen ist, sagt Großmutter und lächelt. Dann seien die Buben, die
schon im Bett waren, aufgestanden.“ (Haderlap 2012, 59-60)
In der Situation der Heimkehr wird ein Stehenbleiben beschrieben. Dies
stellt eine Unterbrechung der Bewegung auf der unteren Hrevelnik-Wiese
dar und ein Wahrnehmen der eigenen Furcht, nicht mehr willkommen zu
sein. Im Stehenbleiben ist das Fassen des Gefühls möglich – der Furcht
als Person mit dem eigenen Gewordensein abgelehnt zur werden.
Das Gefühl resultiert aus der fühlbaren Gewissheit, in der sich Großmutter
Mitzi ganz personal zu sich stellt – „Ich bin nicht mehr die Alte“. In diesem
sich Fassen, Verstehen-Können, tritt der Wunsch nach Klarheit von Anfang
an auf. [Phänomenologisch wird hier auch das Ende von etwas sichtbar,
da es Großmutter Mitzi um einen Anfang geht. Frankl beschreibt dies als
ein „Vorher“ und ein „Nachher“ mit der Trennlinie „Trauma“ (Frankl
2006).] Die Stellungnahme als der Beschluss – ich werde ihn fragen
müssen – wird möglich. Das Einssein mit sich, in der Abstimmung mit
21
sich aus der eigenen Intimität, gibt Großmutter Mitzi nicht nur Identität,
sondern verleiht ihr auch Würde. Den weiteren Weg der Heimkehr
beschreibt sie als ertastend.
Die personale Stellungnahme für die Entscheidung macht die Person offen
für die Fragestellungen, gibt ihr den Mut und die Kraft in dieser
Lebenssituation, dem Anfang, anzufragen, es zu tun: „willst Du mich
zurückhaben, erkennst Du mich noch“. Dieser ganz authentische aktive
Umgang mit sich, indem sich die Person ganz vollzieht, könnte als
möglicher Würdezuwachs auf personaler Ebene bezeichnet werden.
Auch die Ich-Bildung, der „Funken“ für die Entwicklung des Selbstwertes,
die eigene Übernahme von innen erfolgt neu. Durch das Erkanntwerden,
die von außen gegebene Antwort – „Mitzi, du bist wieder da“ – und die
stürmische Umarmung erlebt die Person Beachtung im Sinn von
Angesehen-Werden, Wertschätzung im Sinn einer positiven
Stellungnahme zu ihrer Person und Gerechtigkeit im Sinn von „ich bedeute
dem anderen etwas“, habe ein gefühlsmäßiges Recht auf mein Dasein,
meine Bedürfnisse und meinen Willen auch als erneute Induktion des
Selbstwertes von außen.
3.2. Herr Zdravko Haderlap - Vater Zdravko
Zdravko Haderlap, der Vater von Maja Haderlap, litt Zeit seines Lebens
unter den schweren Folgen der Traumata durch massive Folterung mit
nur zwölf Jahren und durch den Krieg im Widerstand gegen den
Nationalsozialismus. Das Buch ist durchzogen mit Symptomen einer
massiven posttraumatischen Belastungsstörung.
Die personalen Basisbezüge dazu wären:
a) Eingeschränkter Weltbezug: Eine misstrauisch-feindliche Haltung der
Welt gegenüber, sozialer Rückzug.
22
b) Eingeschränkter Innenbezug: Leeregefühle, Hoffnungslosigkeit,
chronischer Nervosität und ständiges Bedrohtsein, Entfremdung
(Längle 2005, 4-18).
1982 erhielt Herr Zdravko Haderlap vom österreichischen
Bundespräsidenten das Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung
Österreichs.
3.2.1. Trauma – Selbstwert – Würde
Die Textbeispiele beziehen sich auf den massiv verletzten Selbstwert, die
eigene Entfremdung und das Thema der Würde bzw. Würdeverletzungen
durch Traumata.
„Der andere Richtungstanz beginnt mit Vaters Selbstbezichtigung, die er
rhythmisch wiederholt, er [Vater Zdravko] sei nichts wert, er sei noch
nie was wert gewesen, ein Hündchen sei er, das sich unter den Tisch
geflüchtet habe. Komm, Hündchen, sagt er, komm unter dem Tisch
hervor, komm schon, to to to to lockt er, to to to to. Das Hündchen aber
bewegt sich nicht,….“ (Haderlap 2010, 96).
Dieser Text zeugt von einer völligen Hoffnungslosigkeit, einem massiven
Selbstwertverlust, innerer Leere, und völliger Entfremdung. Ein Mensch,
welcher sich so noch nie als Wert empfunden hat, dies deutet darauf hin,
dass auch der Grundwert unzureichend ausgebildet worden ist. Zdravko
Haderlap fühlt sich nicht als Mensch, sondern als Hündchen, das sich
verkrochen hat und sich nicht bewegt, was ich als breiten Rückzug,
begleitet von anhaltender Angst aus der Welt verstehe. Die Welt ist
schlichtweg zu bedrohlich und der Mensch so geschwächt durch das
erlebte Entsetzen, das das Sein ausgelöst hat im Sinn von, dass „es das
gibt“, dass die anderen Menschen nicht mehr ertragen werden können,
keine normalen Beziehungen mehr aufgenommen oder gehalten werden
können. (Längle 2005, 4-18)
23
Es stellt sich nun die Frage nach der Würde des Menschen? Der massive
Verlust der Würde besteht darin, dass die personale und vor allem
existenzielle Wurzel des Selbstwertes, die Fähigkeit sich selbst zum
Vollzug zu bringen, zerstört ist. Die Würde der Person bleibt unantastbar –
der Betroffene kann sie nicht aktiv im Vollzug „ergreifen“.
Für mich gipfelt diese existenzielle Not nach innen im Ausruf von Zdravko
Haderlap „Ich bin ein Mensch, schreit Vater auf Deutsch.“ (Haderlap 2012,
138) Nach außen verstehe ich darin einen verzweifelten Anruf.
Worin liegt nun die Würde dieses Menschen? Gerade das Ringen des
Menschen um seine Lebensgestaltung ist es, was uns tiefsten Respekt
zollt. Einen Menschen zu würdigen, ihn in seiner Würde zu achten, heißt
deshalb, ihn zu würdigen in seiner Auseinandersetzung und seinem Ringen
um ein gelingendes Leben. Außerdem ist der Mensch in seiner Potentialität
der Person zu würdigen. (Christoph Kolbe 2005, Mitschrift, Vortrag -
Person und Persönlichkeit, Kongress der Internationalen Gesellschaft für
Logotherapie und Existenzanalyse am 29. April 2005). Würde gebührt ihm
aus meiner Sicht auch für sein Denken und Handeln im Widerstand gegen
den Nationalsozialismus, weil sich dieses gegen ein Unrecht, welches die
Würde vieler Menschen verletzte, missachtete, gerichtet hat.
3.2.2. Menschsein – Würde
„Die Äste und Blätter seien von den Bäumen geprasselt, ein Partisan sei
am Boden gelegen und habe geschrien, hilf mir, hilf mir, aber er [Zdravko
Haderlap] sei gerannt als ob der Teufel hinter ihm her wäre, sagt Vater. …
er und zwei weitere seien über eine Straße gerannt und dann einem
Deutschen direkt vor das Maschinengewehr gelaufen. Jetzt bin ich tot,
habe er gedacht, jetzt werde ich erschossen, aber der Deutsche habe
ihm zu verstehen gegeben, dass er verschwinden solle, er habe
ihn weitergewunken. Rasch, rasch, habe er gesagt. Das ist ein
24
Guter gewesen, sagt Vater, ein Guter, den werde er nie vergessen.
Seine Gruppe habe den Fluss erreicht,….“ (Haderlap 2012, 93)
Diesen Buchauszug empfinde ich als ein Zeugnis der Gleichheit von uns
Menschen in unserer Zugehörigkeit zur Menschheit. Buber benennt das in
seinem Buch „Das Dialogische Prinzip“ als „Mein Du wirkt an Mir, wie ich
an ihm wirke.“ Ich verstehe darunter das Ansichtigwerden eines
Menschen, das ihn Erblicken, in diesem Fall von Zdravko Haderlap und
dem deutschen Soldaten. In der Achtung des Lebens des „Feindes“ wird in
diesem Augenblick die Würde dessen als ein Grundrecht auf das eigene
Leben gewahrt und die Würde der Unantastbarkeit der Person. Der
deutsche Soldat hat sich in dieser Situation auch seine eigene Würde
bewahrt. In diesem Fall erlebe ich das als Bewahren in doppelter Hinsicht,
nämlich der moralischen Würde im Grundrecht auf Leben bzw. der Würde
der Gleichheit von uns Menschen in diesem Recht und als ein sich aktiv
dazu-Stellen zu diesem Wert. Dies erforderte jedoch die Zustimmung des
deutschen Soldaten, einen Akt der Bejahung, als eine geistige Fähigkeit
von uns Menschen. Ein inneres Erleben, da es um ihn als Person geht, er
ist angefragt in der Situation. Die Zustimmung bedeutet, sich mit dem
Innen (seinen Einstellungen, Überzeugungen) und dem Außen (der
Situation) abzustimmen, sich in Freiheit für das nicht Töten des „Feindes“,
als eine innere Verpflichtung zu entscheiden, trotz des Risikos, das er
eingeht. Durch die Anerkennung der Gleichheit von uns Menschen hat
„herrschaftliche“ Macht keinen Raum, aus der nach Georg Feuser die
eigentliche Missachtung der Menschenwürde resultiert.
4. Würde und Gesellschaft
Auf die Frage warum Texte, Bücher geschrieben werden, könnte nach
Alexandra John (John 2012) eine Antwort sein – es besteht ein Gefühl der
Notwendigkeit dafür. Etwas, das einen nicht loslässt, das darauf wartet,
sich der Welt zu öffnen. Man könnte das als die Suche nach der Wahrheit,
25
als Bezugnahme zum Sein verstehen. Wahr ist, was IST, als eine
Wirklichkeit, auf die man sein Leben bezieht. Erlebnisse aus der Kindheit,
die eigene Geschichte in einem Text zu verfassen und Erinnerungen eine
Lebensberechtigung zu geben. Nähere Ausführungen dazu sind in Punkt 1
dieser Arbeit bereits erläutert worden.
Es geht jedoch auch um eine gesellschaftliche Erinnerung und nicht um
Vergessen, um das Unbegreifliche, Unsagbare der jüngsten Geschichte der
Kärntner Slowenen darzustellen. Als geschriebenes Wort, wird im Roman
das Vergangene verortet, sichtbar gemacht und nach Assmanns dem
„kulturellen Gedächtnis“ überliefert. Die personale Entscheidung der
Autorin zum Roman „Engel des Vergessens“ verleiht ihr Würde und gibt
den Menschen ihrer Familie und stellvertretend dazu den Betroffenen der
slowenischen Volksgruppe ihre Würde zurück. In der österreichischen
Geschichtsschreibung wurde diese Tragödie bislang verschwiegen. „Sie
wissen, dass ihre Vergangenheit in den österreichischen
Geschichtsbüchern nicht vorkommt, noch weniger in den Kärntner
Geschichtsbüchern, wo die Geschichte des Landes mit dem Ende des
Ersten Weltkrieges beginnt, dann eine Unterbrechung macht und mit Ende
des Zweiten Weltkrieges wieder einsetzt“. (Haderlap 2012, 236)
Gesellschaftlich gesehen bedeutet das, dass diese Realität noch nicht zu
einer Wirklichkeit angenommen worden ist. Sie wurde im existenziellen
Sinn noch nicht gesellschaftliche und politische Wahrheit. Dies kann als
die Verletzung der Würde der Wahrhaftigkeit einer Gesellschaft gesehen
werden.
Haderlap „spricht“ sich durch das Buch in der Öffentlichkeit für eine
Anerkennung der Leiden der Slowenen-Deutschen durch den
Nationalsozialismus aus. Notwendig sind das Benennen der Taten und die
personale Auseinandersetzung mit der Geschichte, gegen die
gesellschaftlichen Copingmechanismen wie Aggression, Hass,
26
Verleugnung, Verdrängung, sowie das Vergessen der historischen
Vergangenheit.
„Ein paar Jahre später erhält er [Zdravko Haderlap] vom österreichischen
Bundespräsidenten das Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung
Österreichs. Auf die Auszeichnung sei er stolz, die Urkunde werde
er rahmen lassen, sagt Vater.“ (Haderlap 2012, 170)
Das Ringen um Sinn und Würde kann sehr zentral bei primär
Traumatisierten sein, wie ich es versucht habe im Kapitel 3 beispielhaft
darzustellen. Aber eben auch bei sekundär Traumatisierten, d.h. bei
Menschen, die nicht selbst dem Trauma ausgesetzt sind, sondern sich mit
den Opfern identifizieren, beispielsweise durch familiäre Bindung,
persönliche Beziehung, ethnische Zugehörigkeit. Gesellschaftlich gesehen
sind noch viele Menschen, auch in Österreich, aufgrund unserer
Geschichte mitbetroffen.
In Haderlaps Roman geht es auch darum, ein Zeugnis abzulegen. Ihre
persönliche Form, der Roman „Engel des Vergessens“, hat mich sehr
berührt. Ich erlebe es auch als ein universelles Zeugnis. Durch den
personalen Vollzug ihres Personseins steht sie für viele, indem sie zu sich
steht. Gerade weil der Text so wertschätzend, Würde bewahrend ist (das
Erhalten der Würde der Scham) und nur einen Bruchteil von dem sagt,
was er meint. Deshalb können aus meinem Verständnis viele Menschen
das Buch als ein Zeugnis annehmen. Die beständigen Diskussionen und
die vielfachen Auflagen seit dem Erscheinen des Buches verdeutlichen das.
Könnte in diesem Auslösen der Auseinandersetzung, der „Kultur der
Erinnerung“ nach Metz, der Würdezuwachs einer Gesellschaft begründet
sein? (John 2012)
Nach Benjamin bedeutet Sprache „das auf die Mitteilung geistiger Inhalte
gerichtete Prinzip in den betreffenden Gegenständen“ (John 2012, zitiert
nach Benjamin 1992, 30). Das Unsagbare bekommt Raum im Roman von
Maja Haderlap. Jeder Mensch kann sich berühren lassen. Wenn er mit der
Welt dialogisch kommuniziert, begibt sich der Mensch in einen existenziell-
27
sinnvollen Austausch mit dieser. Bücher vermitteln immer auch
Lebenswelten, Lebensgeschichten und Lebensweisheiten und sind Teil
dieser Welt. Es sind immer wir selbst, eben als ein Teil der Gesellschaft,
die das Leben befragt, auch durch das Buch. Wir sind es, die dem Leben
zu antworten haben, es auch zu ver-antworten haben. Das würde
bedeuten, dass der personale Lebensvollzug jedes einzelnen Menschen
ihm Würde „verleiht“ und dadurch jeder Mensch auch am Würdezuwachs
einer Gesellschaft beteiligt bzw. darin angefragt ist. Durch den Roman
„Engel des Vergessens“ habe ich mich im Wert der Würde angefragt
gefühlt, und die Abschlussarbeit ist eine meiner Möglichkeiten, meine
Verantwortung gegenüber dem Leben wahrzunehmen, die ich gerne
angenommen habe. Ich erlebe dieses Thema als Gegenwart, persönlich
und gesellschaftlich. Das prozessuale Personenmodell der Personalen
Existenzanalyse von Längle 1988 stellt eine Anleitung für den Prozess der
Entwicklung einer autonomen, authentischen, emotional erfüllten,
sinnvollen und personal verantworteten Existenz dar. Aus dem, was ist
(PEA 0, Beziehungsaufnahme mit den Inhalten des Buches) kann das, wie
es ist erfolgen (PEA 1, Heben des Eindrucks: primäre Emotion und
phänomenaler Gehalt) und in weiterer Folge zu einer personalen
Stellungnahme führen (PEA 2, Einarbeiten des Eindrucks zu bestehenden
Wertbezügen, innere Stellungnahme). Die äußere Stellungnahme ist dann
der handelnde Ausdruck (PEA 3). Die Entwicklung eines gesellschaftlichen
Bewusstseins für den Begriff der Würde bzw. in weiterer Folge das aktive
Widersetzen gegen die Missachtung und Verletzung der Würde von
Menschen in jeglicher Hinsicht wären Möglichkeiten, unsere
Verantwortung dem Leben gegenüber wahrzunehmen. Genau auf den
Moment des Widerstandes hat Maja Haderlap in ihrem Roman „Engel des
Vergessens“ hingewiesen. Dies könnte bedeuten, die Würde des Menschen
zu einem wichtigen Kriterium unseres Handelns zu machen und immer
mehr als etwas zu betrachten, was mit jedem einzelnen von uns bzw. mit
uns als Gesellschaft zu tun hat. Die Vielfalt der personalen Antworten
28
bewegt eine Gesellschaft und dazu fordert das Buch von Maja Haderlap
auf. Einige Beispiele dafür sind Brigitte Entners Dokumentation „Wer war
Klara aus Sentlips/St.Philippen?“, welche eben erst erschienen ist. Es
beschäftigt sich mit den Kärntner Slowenen und Sloweninnen als Opfer
der NS-Verfolgung (Die Presse 02.08.2014, Spectrum, 11-12) oder die
Einladung der verstorbenen Nationalratspräsidentin Barbara Prammer im
Rahmen der Veranstaltungsreihe Quadriga am 9. 10. 2012,
Nationalratssitzungssaal des Parlamentes in Wien, an Maja Haderlap im
Gespräch mit Michael Kerbler zum Thema Erinnern und Vergessen bzw.
die Rolle der Schriftstellerin in diesem Prozess.
5. Grundprinzipien einer würdeorientierten Therapie für Menschen mit Traumata nach Reddemann
5.1. Würde – Psychotherapie
Als Therapeuten sind uns Menschen anvertraut und es ist mir in dieser
Hinsicht ein Anliegen in dieser Arbeit auch die Gedanken zur
würdeorientierten Psychotherapie von der Traumatherapie Expertin Luise
Reddemann anzuführen, welche sich aus ihrer langjährigen Berufs- und
Lebenspraxis entwickelt haben bzw. worin sie noch einen großen
Entwicklungsbedarf sieht.
Reddemann benennt die Würde als einen vergessenen Wert in der
Psychotherapie und beklagt das Fehlen einer expliziten Würde-
Orientierung. Begriffe bilden Bewusstsein. Wenn der Begriff von Würde in
unserer Kultur nicht oder kaum verwendet wird, kann sich dafür ihrer
Meinung nach auch kein Bewusstsein bilden (Reddemann 2008). Sie geht
von der Grundannahme aus, dass es auch in psychotherapeutischen
Situationen um Macht und Machtgefälle geht, in denen es zu Fehlverhalten
im Sinn der Missachtung des Rechtes auf Würde kommen kann. Der
„professionelle Narzissmus“ (Reddemann 2008, 101), lässt oft das
Eingestehen von Fehlern nicht zu, dies zu sehen. Dadurch werden Defizite
29
der Klienten überbewertet und Probleme manchmal ausschließlich Klienten
angelastet. Der Blick kann verstellt sein, obwohl Psychotherapeuten
rational wissen, dass sie zu Fehleinschätzungen der Informationen, welche
Klienten ihnen geben, kommen können.
Als jene fünf Bereiche, in denen das Thema Würde in der Psychotherapie
besondere Beachtung verdient, führt sie an:
-) Respekt vor der Autonomie des anderen.
-) Anerkennung der Verletzlichkeit und des Scheiterns.
-) Respekt vor den Wünschen nach Verbundenheit.
-) Individualität und Verschiedenheit in der Therapie.
-) Die Würde der Intimität, ein Recht auf ein „Nein“ des Mitteilens.
(Reddemann 2008, 108)
5.2. Würde und Traumatherapie
Als konkrete Grundprinzipien einer würdeorientierten Traumatherapie
führt sie sieben Punkte an, wobei die Grundlage ihres Denkens sich auch
stark auf Levinas Begriffe von Güte und Barmherzigkeit bezieht. „Das
'Antlitz' des anderen fordert uns unmissverständlich auf: Du sollst mich
nicht töten.“ Das versteht sie als, du sollst weder meinem Körper noch
meiner Seele Schaden zufügen. (Reddemann 2008, 110)
a) Bewusstmachen des eigenen Menschenbildes.
Menschenbilder wirken sich auf die psychotherapeutische Haltung,
Handlungen und Interventionen aus. Als ein Beispiel führt
Reddeman an, dass ein Menschenbild, in dem man mit
Selbstheilungskräften rechnet, eher zu einer Ressourcen
interessierten Haltung führt.
Das Erkennen, Empfinden der eigenen Verletzlichkeit ist die
Voraussetzung, um die Würde der Klienten zu achten. Reddemann
30
plädiert für die Haltung einer „Ehrfurcht vor dem Leben“, nach
Schweitzer, das jede Art von Lebendigkeit miteinschließt.
b) Den ganzen Menschen sehen.
Ein Mensch ist mehr als seine Störung, seine Diagnose oder auch
sein Traumata.
Darauf beharren, sich bewusst machen, dass wir Menschen und
nicht Störungen behandeln.
Das Bewusstsein entwickeln, dass wir nur bruchstückhaft erkennen,
dass wir „nichts verstehen“, das Leben bleibt ein Geheimnis.
Nach der Selbstheilungskraft der Menschen suchen.
c) Positive Wertschätzung für die Klienten als ein wichtiger unspezifischer
Wirkfaktor in der Psychotherapie.
Die Annahme, dass Klienten mit Traumata zutiefst geschädigt sind,
kann dazu führen, ihre Resilienz nicht wahrzunehmen.
Positive Wertschätzung erscheint Reddemann bei starker
Defizitorientierung eher schwierig.
Positive Wertschätzung bedeutet immer auch Wertschätzung als
Frau und Mann. Wenn wir das ausblenden, entwürdigen wir.
d) Das Erleben der Klienten und ihre Wahrnehmungen sollten vorbehaltlos
respektiert werden.
Nur so ist eine Gleichberechtigung und Gleichrangigkeit in der
Therapie möglich.
Die vorbehaltlose Haltung ist in der Traumatherapie besonders
wichtig und fördert das Würdeerleben beider Interaktionspartner.
31
e) Sich als BegleiterIn verstehen.
Dies ermöglicht eher das Würdigen und das Verstehen auch der
kleinen Schritte der Klienten.
f) Das Bewusstsein für das eigene Geschlecht entwickeln, denn wir
begegnen immer einer Frau oder einem Mann in der Therapie
(oder manchmal Menschen, deren Geschlechtsidentität nicht feststeht).
Sich um Diskursethisches Verhalten bemühen und immer mehr
entwickeln.
Jegliche Art von Bevormundung oder „untertänigen“ Ansätzen
erkennen und dagegen auflehnen. Dies fördert das Würdeempfinden
von uns selbst wie das unserer Klienten.
f) Achtsamkeit als Grundhaltung definieren.
Eine absichtsvolle, nicht wertende Aufmerksamkeitslenkung auf das
bewusste oder dem Bewusstsein zugängliche Erleben des aktuellen
Augenblicks.
Achtsamkeit fördert die Empathie.
Achtsamkeit kann helfen präsenter zu sein.
Soviel Zuwendung geben wie jemand braucht und gleichzeitig jede
autonome Äußerung respektieren.
Wichtig ist auch die Achtsamkeit sich selbst gegenüber, d.h. eine
positive liebevolle Selbstbeziehung zu entwickeln.
(Reddemann 2008, 135-139)
„Würdevolles Handeln in der Psychotherapie setzt beides voraus: Die
Freiheit, dass wir es wagen zu singen wie die Spinnengöttin, indem wir
dem Gesang unseres Herzens folgen, und die Bereitschaft, vorgegebene
Strukturen zu erproben und zu erforschen.“ (Reddemann 2008,140)
32
6. Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit – Annäherung zum Thema Personsein und Würde
aus existenzanalytischer Sicht. Eine Betrachtung ausgehend von dem
Buch „Engel des Vergessens“ von Maja Haderlap – war für mich persönlich
wichtig. Das Thema ließ mich nach dem Lesen des Buches nicht mehr los,
jedoch konnte auch ich es nicht loslassen.
Ziel dieser Arbeit ist es, den Begriff der Würde und das oftmalige intuitive
Verständnis, welches wir über dieses Phänomen haben, fassbarer zu
machen und den Wert der Würde aus der Sicht der Existenzanalyse zu
verdeutlichen und in einen gesellschaftlichen Kontext zu stellen.
Zunächst war es wichtig, sich mit der Autorin und ihrem Gewordensein
auseinanderzusetzen, wobei mir die Themen Selbstdistanzierung durch
Sprache und durch das Schreiben als wesentlich erschienen. Die
Ausführungen zum Aufbau und Inhalt des Buches sind notwendig, damit
die Leser und Leserinnen, welche das Buch noch nicht kennen, meine
Gedankengänge nachvollziehen können.
In der Auseinandersetzung mit dem Thema traten dann folgende
Kernfragen auf: Lässt sich Würde definieren? Ist Würde ein
Wesensmerkmal des Menschen oder eher eine Lebensform? Worin ist die
Würde des Menschen in der Existenzanalyse verankert? Gibt es neben
dem Würdeverlust auch so etwas wie einen Würdezuwachs auf personaler
und gesellschaftlicher Ebene? Worin sind wir Menschen selbst angefragt?
Das bessere Verstehen der Thematik führte mich zur Ansicht, dass eine
Definition der Würde aus unterschiedlichsten Gesichtspunkten erfolgen
kann und es nicht eine Definition von Würde gibt. Aus der Sicht der
Existenzanalyse beruht die Würde des Menschen allein in ihm selbst, weil
er Person ist und nicht im Umgang mit anderen. Personsein als
prozessualer Akt kann als ein aktiver Teil der Würde des Menschen
gesehen werden und die Verletzlichkeit als möglicher passiver Anteil der
Würde. Das würde bedeuten, dass der personale Lebensvollzug jedes
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einzelnen Menschen ihm Würde „verleiht“ und dadurch jeder Mensch auch
am Würdezuwachs einer Gesellschaft beteiligt bzw. darin angefragt ist.
Die ausgewählten Textbeispiele waren mir wichtig, da sie einerseits die
massiven Missachtungen gegenüber der Würde jener Kärntner Slowenen
und Sloweninnen zeigen, welcher sie im Widerstand gegen den
Nationalsozialismus ausgesetzt waren und deren Auswirkung auf
Selbstwert und Lebensvollzug. Diese Buchauszüge verdeutlichen vor
allem, dass die Würde des Menschen in unserer Verletzlichkeit antastbar
ist.
Für die therapeutische Arbeit halte ich das explizitere Bewusstsein über
den Wert Würde und die Auswirkungen von Würdeverletzungen für sehr
bedeutend. In der existenzanalytischen Arbeit mit den Klienten kann diese
Bewusstheit helfen präsenter und achtsamer zu sein, was ein würdevolles
Handeln voraussetzt. Speziell bei Menschen mit posttraumatischen
Belastungsstörungen bzw. posttraumatischen Persönlichkeitsstörungen,
um in der Therapie Würdeverletzungen und Retraumatisierungen zu
vermeiden. Deshalb werden im letzten Teil meiner Arbeit die
Grundprinzipien einer würdeorientierten Therapie für Menschen mit
Traumata nach Reddemann angeführt.
Abschließend möchte festhalten, dass diese Arbeit nur eine Annäherung
an dieses komplexe Thema darstellen kann, sie in diesem Sinne offen und
fortsetzbar ist. Diese Offenheit soll die Leser zur Auseinandersetzung
einladen, um sich Klarheit über das eigene Verständnis von Würde
allgemein und Würde in Bezug zur Psychotherapie zu machen. Dann
könnte die Würdeorientierung so etwas wie ein Leitbild oder Kompass
sein, sowohl in der Arbeit mit unseren Klienten, letztlich jedoch bei allem,
was wir tun (Reddemann 2008).
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