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Blasmusik im Chiemgau-Alpenverbandvon Andreas Hilger, Rottau - Gaumusikwart Blasmusik

Mitte des 19. Jahrhundertsentwickelte sich bei uns ausbereits vorhandenen Musik-gruppen, die hauptsächlichSaiteninstrumenten spielten,langsam die uns heute be-kannte Blasmusik. Nach mei-ner Information wurde die er-ste Blasmusikgruppe in unse-rer Umgebung um 1865 inBernau gegründet.

Die Blechblasinstrumentewurden seither immer weiterentwickelt. Vom hohen biszum tiefen Blech war bald al-les zu hören. Wenig späterfanden dann auch die Holz-blasinstrumente den Weg zuuns. Unsere damaligen Musikanten wurdensehr stark vom Tiroler und Salzburger Musizie-ren beeinflusst. Man kann heute noch aus sehralten Noten den Ursprung und den Stil der je-weiligen Region erkennen, aus dem die Stücke

entstanden sind. Durch den Eisenbahnbau umdas 19. Jahrhundert sind auch böhmische undslawische Elemente zu uns gebracht wordenund wurden natürlich auch von unseren Musi-kanten übernommen.

Blaskapelle Bernau, 1875

Blaskapelle Reit im Winkl, 1873

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Die Musikkapellen wie auch der Gesang ent-wickelten sich seit dem von einfachen Besetzun-gen, die anfangs einstimmig, dann zweistimmigmusizierten, weiter. Stil und Musikalität wur-den und werden immer wieder vom Zeitgeistmaßgeblich beeinflusst. So hört man heute Blas-musikgruppen in allen möglichen und erdenkli-chen Besetzungen und Klangfarben.

Unsere Blasmusikkapellen sind seit je her einerder wichtigsten Bestandteile unseres dörflichenLebens. Der Jahreskreiswird immer wieder beikirchlichen oder weltlichenAnlässen von unseren Mu-sikanten umrahmt. Obkirchliche Hochfeste, Pro-zessionen, Allerheiligen,Maiandachten, Messen, Be-erdigungen oder Tanzver-anstaltungen, Hochzeiten,Heimatabende, Konzertefür Einheimische und Som-merfrischler, die Aufgabenunserer Blasmusikanten imJahreskreis sind sehr viel-fältig. Die Musikkapellenin unserer dörflichen Regi-on sind daher einer derwichtigsten Kulturträger.Man stelle sich nur mal un-sere Feste oder den kirchli-chen Jahreskreis ohne unse-re Blasmusik vor. Viele Mu-

sikanten sind sich ihrer Pflicht um die Traditionund das Brauchtum bewusst, und wir Trachtlersollten immer den Aufwand erkennen, den siebetreiben. Besonders deutlich sieht man dies beider Ausbildung junger Musikanten. Die Mit-glieder einer „gesunden“ Musikkapelle setzensich aus allen gesellschaftlichen Schichten undvor allem aus allen Alterstufen zusammen. Inkeinem Verein oder anderen Gruppierungarbeiten Jung und Alt auf einer Ebene so inten-siv zusammen wie bei der Blasmusik.

Musikkapelle Grassau, 1905 Sammlung Sepp-Karl Kaschak

Musikkapelle Prien, 1900

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Musikkapelle Wössen, 1910

Musikkapelle Schleching, 1932

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In unserer Umgebung sind in den letzten Jahr-zehnten sehr gute Musikschulen entstanden.Mit Hilfe der dort unterrichtenden Lehrer undden Mitgliedern der Musikkapellen wächst zurZeit ein Nachwuchs in sehr hoher Qualität her-an. Die hervorragende Ausbildung schlägt sichnicht nur durch den Fleiß und den Ehrgeiz derMusikanten nieder, sondern basiert in erster Li-nie auf der guten Vorbildfunktion und dem fun-dierten Fachwissen der jeweiligen Lehrer. Wiralle sind durch die Medien sehr verwöhnt. Be-sonders hoch steigt daher der Anspruch derZuhörer und der Musikanten. Es soll aber nichtnur die Qualität im Vordergrund stehen, son-dern auch die Freude am Zuhören und Musi-zieren. Am besten wird dies durch unsere bayri-sche Lebensart verkörpert, die durch unserGwand, unser Musi, und unsere Tänze lebendigbleibt. Einen großen Anteil daran haben oft un-sere Wirtsleute und natürlich die Veranstalter.Das traditionelle Lebensgefühl sollte wiedermehr in den Vordergrund rücken und beson-ders unsere jungen Musikanten erreichen. VieleBlaskapellen haben sich mit dem Thema von hi-storischen Trachten auseinander gesetzt, undnehmen die Tracht im Allgemeinen sehr ernst.Aber trotzdem fehlt einigen Musikanten oft derBezug dazu. Wir sollten uns immer vor Augenhalten, dass sich manche Blasmusikanten mitTracht, Volksmusik oder Volkstanz nur sehr we-nig auseinander gesetzt haben oder dies auchnoch nie in einem vernünftigen Rahmen ver-mittelt bekommen haben. Oft ist hier ein Ge-spräch oder ein gutes Wort sehr hilfreich.

Lebendiges Brauchtum wird von unseren Mu-sikkapellen zum großen Teil sehr gut und ein-drucksvoll praktiziert. Die Jugendarbeit undAusbildung junger Musikanten ist einer derwichtigsten Bestandteile davon, aber auch dasÜberliefern von musikalischen Eigenarten derRegion. So verliert z. B. der Landler immermehr an Bedeutung und weicht heute oft ei-nem Konzertstück oder gar einem modernenArrangement. Trotz aller Ausbildung undtechnischen Möglichkeiten, die eine moderneBlaskapelle heute hat, sollte die traditionellebäuerliche Blasmusik nicht vergessen werden.

Der Trend zum internationalen Einheitsbrei istoft sehr hoch. Aber trotzdem entwickeln sichaus den Blaskapellen viele kleine Formationen,die sich zum Ziel gesetzt haben, reine undüberlieferte Tanzmusik- und Bläserstücke zuspielen. Ein Fremder sollte einfach erkennen,in welcher Gegend er sich gerade befindet. Dietraditionelle Volksmusik und auch die Blasmu-sik sind hier oft der richtige Anhaltspunkt.Pflege und Erhaltung unserer bäuerlichenBlasmusik kann nur dann fortgeführt werden,wenn den Musikanten die örtlichen Bräuchebewusst sind. Sie sollten ein Gefühl für die Tra-ditionen entwickeln und diese mit Stolz undAchtung fortführen. Wir Trachtler brauchenunsere Blaskapellen, nicht nur um unsere Festezu feiern, sondern wir brauchen unsere Musi-kanten, um unsere Überlieferung, unsere le-bendige Tradition und Kultur an unsere Nach-welt weiter zu geben.

Blaskapelle Rottau, 1934

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Musikkapelle Aschau, 1959

Musikkapelle Wildenwart, 1958

Musikkapelle Bernau, 1952

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Musikkapelle Übersee, 1960

Musikkapelle Marquartstein, 1963

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