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8/4/2019 Bohme H.W. Germanische Grabfunde Des 4. Bis 5. Jahrhunderts Zwischen Unterer Elbe Und Loire
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HORST WOLFGANG BHME
GERMANISCHE GRABFUNDE
DES 4. BIS 5. JAHRHUNDERTS
ZWISCHEN UNTERER ELBE UND LOIRE
Studien zur Chronologie und Bevlkerungsgeschichte
TEXT
C. H. BECK'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
MNCHEN
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MNCHNER BEITRGE
ZUR VOR- UND FRHGESCHICHTE
Herausgegeben Von Joachim Werner
BAND 19
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VERFFENTLICHUNG DER KOMMISSION
ZUR ARCHOLOGISCHEN ERFORSCHUNG DES
SPTRMISCHEN RAETIEN
DER BAYERISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
In Verbindung mit dem
Landesmuseum fr Vor- und Frhgeschichte
des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe
und dem
Niederschsischen Landesinstitut fr
Marschen- und Wurtenforschung in Wilhelmshaven
C. H. BECK'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
MNCHEN
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Mit 69 Abbildungen und 3 Tafeln im Text.
Zugehrig ist ein Tafelband
mit 1 Farbtafel, 147 Tafeln und 10 Fundkarten
1974 C. H. Beck'sche V erla gsbu chha ndlu ng (Oscar Beck) Mn che n
Gedruckt mit Mitteln der Bayerischen Akademie der Wissenschaften,
des Deutschen Archologischen Instituts in Berlin,des Landesmuseums fr Vor- und Frhgeschichte des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe und
des Niederschsischen Landesinstituts fr Marschen- und Wurtenforschung in Wilhelmshaven.
Satz und Druck : Gebr. Pareus K G , Mnchen
Herstellun g der Klischees: A. Gssler & Co . , Mnch en
ISBN 340600489 X
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INHALT
Vorwort xi
Einleitung 1
A R C H O L O G I S C H E M A T E R I A L V O R L A G E
A. Beigaben aus Frauengrbern 7
1. Fibeln 7
a) Einfache Armbrustfibeln mit gleichbreitem, facettiertem Fu 7b) Armbrustfibeln mit Trapezfu 8c) Sttzarmfibeln mit Trapezfu 10d) Sttzarmfibeln mit gleichbreitem Fu (ohne Achsentrger) 13
e) Gleicharmige Kerbschnittfibeln 14f) Tutulusfibeln 19g) Komponierte Schalenfibeln 24h) Gegossene Schalenfibeln 28i) Sonstige Fibeln 31
Chronologie der Fibeln 34
2. Haarnadeln und Haarpfeile 35
a) Haarpfeile mit kugel- oder pilzfrmigem Kopf 35b) Haarpfeile mit Polyederkopf 36
c) Haarpfeile mit mehreren Zierknpfen 36d) Sonstige Haarnadeln 36
3. Ohrring e 39
4. Perlenketten und Schmuckanhnger 40
a) Ein- und mehrfarbige Glasperlen 40b) Bernsteinperlen 41c) Goldperlen 42d) Kettenverschlsse 42e) Schmuckanhnger 43
5. Armr ing e 44
Vorwort des Herausgebers
6. Schnallen und Grtelzubehr
ix
46
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vi INHALT
47
a) Schlssel 47b) Spinnwirtel 47c) Nadelbchsen 48
d) Spiegel 48e) Ringe aus Brome und Eisen 48f) Holzkstchen 49
B. Beigaben aus Mnnerg rbern 51
1. Fibeln 51
a) Zwiebelknopffibeln
2. Schnallen und Grtelbeschlge 53
Breite Grte lgarnituren 55a) Kerbschnittverzierte Gurtelgarnituren 55
Schnallen 65d) Schnallen mit Rechteckbeschlg und Steckachse. 65e) Lwenkopfschnallen 66f) Kleine Schnallen mit mittelstndigen Tierkpfen 66
g) Kleine Schnallen mit rundem Bgel 66h) Tierkopfschnallen mit Kerbschnittbeschlg 66
Riemenzungen 73n) Lanzettfrmige Riemenzungen mit Kerbschnittverzierung 73o) Lanzettfrmige Riemenzungen mit Punzverzierung 75p) Lngliche Riemenzungen 76q) Scheibenfrmige Riemenzungen 77r) Rechteckige Riemenzungen 78
Sonstige Grtelbeschlge 78s) Trapezfrmige Beschlge mit schrgen Leisten 78t) Runde Beschlge mit Durchbrechungen 79
Chronologie der Grtelbeschlge 79
Verbreitung der Grtel beschlige 90
Herstellung und Werkstt ten 92
3. Waffen 97
a) Spathen 97
b) Lanzen 100c) xte 104
7. Gebrauchs- und Toilettegerit
d) Pfeilspitzen und Wurftpeere 110e) Schtte 111
51b) Sttzarmfibeln mit subfrmigem Bgel 51c) Bgelknopffibeln 52
d) Sonstige Fibeln 53
b) Punzverzierte Gurtelgarnituren 62c) Einfache Grtelgarnituren (Astragalrhren mit schmalen Beschlagplatten) 64
i) Tierkopfschnallen mit figrlicher Verzierung 68k) Tierkopfschnallen mit glattem oder punzverziertem Beschlg 691) Tierkopfschnallen ohne Beschlg 71m) Tierkopfschnallen mit festem Beschlg 71
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INHALT vii
4. Gerte 114
a) Rasiermesser 114b) Feuerstahle 115c) Taschenbgel 116d) Eberzier 116
C. Frauen- un d Mnnergrbern gemeinsame Beigaben 118
1. Halsringe 118
2. Fingerringe 120
3. Knochenkmme
4. Eisenscheren 126
5. Toilettebesteck 127
6. Eisenmesser 128
7. Lffel aus Bronze un d Silber 130
8. Schuhe 131
9. Gefe aus Holz , To n, Glas und Metall 132
a) Holzeimerb) Tongefe
10. Rechtsrheinische Urnen 146
11 . Mnzen 149
CHRONOLOGIE UND BEVLKERUNGSGESCHICHTE
Vergleichende Chronologie der Frauen- und Mnnergrber 155
Ergebnisse fur Tra cht und Bewaffnung 158
Friedhofstypen und Bevlkerungsst ruktur in Nordga llien 166
Interpretation der Fundkarten zur germanischen Bevlkerung in Nordgallien
Auswertung historischer Quellen
122
195
187
132133136143
c) Glasgefed) Bronzegefe
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viii INHALT
KATALOG
Vorbemerkung 211
Fandortliste 213
Rechtsrheinisches Arbeitsgebiet 218
Deutschland Katalog Nr. 1-53 218Niederlande Katalog Nr. 54-69 265
Linksrheinisches Arbeitsgebiet 276
Deutschland Katalog Nr. 100-104 276Niederlande Katalog Nr. 105-114 283Belgien Katalog Nr. 115-140 287
Frankreich Katalog Nr. 141-197 306
FUNDLISTEN UND LITERATURVERZEICHNIS
bersicht 341
Fundli sten 1-19 342
Abkrzungen der hufiger zitierten Litera tur 381
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VORWORT DES HERAUSGEBERS
Der Autor der hier vorgelegten Untersuchung verffentlicht und kommentiert einen umfang
reichen archologischen Fundstoff, der fr die Diskussion ber Ma und Bedeutung rmisch-
germanischer Kulturzusammenhnge in Nordwesteuropa whrend des 4. bis 5. Jahrhunderts sehr
bedeutsam ist. An Hand der in den Museen und in der Fachliteratur erreichbaren aussage fhigen
Grabfunde zwischen unterer Elbe und Loire versucht der Verfasser, das germanische Formengut
dieses Raumes chronologisch zu gliedern, ethnographisch und soziologisch zu bestimmen und
siedlungs- und kulturgeschichtlich auszuwerten. Damit finden Bemhungen der archologischen
Forschung einen gewissen Abschlu, die 1912 mit Eduard Brenners bekanntem Forschungsbericht
ber die Kultur der Merowingerzeit einsetzten und ber die Arbeiten von H. Zeiss und F. Roeder
zu den neuen Erkenntnissen der Nachkriegszeit fhrten, die vor allem den belgischen Archologen
J. Breuer, H. Roosens, J. Mertens und A. Dasnoy verdankt werden. An den Forschungen und
Diskussionen der letzten 25 Jahre ber die Vorstufen der merowingischen Reihengrberzivilisation
war der Herausgeber dieser Schriftenreihe intensiv beteiligt, ohne zu einer Gesamtaufnahme des
einschlgigen Fundstoffs in der Lage zu sein. Neue und bessere Ergebnisse waren aber nur aus der
Analyse des ganzen, bis heute zugnglichen Fundstoffs zu gewinnen. Auf Vorschlag des Herausgebers entschlo sich 1965 Horst Wolfgang Bhme, das Thema in einer Mnchner Dissertation
zu bearbeiten. Er fhrte die weitrumige, auerordentlich mhsame Materialaufnahme mit Energie
und Umsicht erfolgreich durch. Die anschlieende Auswertung, die der Autor whrend seiner
Ttigkeit am Germanischen Museum in Nrnberg und am Rmisch-Germanischen Zentralmuseum
in Mainz noch erweitern und vertiefen konnte, beruht also auf der breitest mglichen Quellen-
grundlage und bercksichtigt zustzlich die einschlgigen Ergebnisse der Monographie E. Keiler,
ber die sptrmischen Grabfunde in Sdbayern (MBV 14, 1971). Korrekturen des hier entworfe
nen Bildes vom archologischen Material her sind wohl nur durch Neufunde und knftige Plan
grabungen zu erwarten.
Im Hinblick auf die Bedeutung der Arbeit fr die Chronologie der spatrmischen Grabfundenordwrts der Alpen und fr die Bevlkerimgsgcschichte in den rmisch-germanischen Grenz
gebieten beschlo die Kommission zur archologischen Erforschung des spt rmischen Raetien
in ihrer Sitzung am 30. 1. 1970, die Untersuchung in ihr Publikationsprograrnm aufzunehmen.
Die wegen der zahlreichen Tafeln, Karten und Textabbildungen besonders hohen Herstellungs
kosten hatten allerdings zur Folge, da die Kommission nicht allein die Herausgcberschaft aus
ben konnte, sondern Partner gewinnen mute, die sich durch Bereitstellen von Druckzuschssen
an der Herausgabe beteiligten.
Herr Professor Dr. Werner Haarnagel, Direktor des Niederschsischen Landesinstituts fr
Marschen- und Wurtenforschung in Wilhelmshaven, erklrte sich als erster zur Partnerschaft bereitund konnte vom Niederschsischen Zahlenlotto im Jahre 1973 einen namhaften Zuschu fr die
geplante Publikation vermitteln. Herr Direktor Dr. Hans Beck, Leiter des Landesmuseums rur
Vor- und Frhgeschichte in Mns ter , bemhte sich gleichfalls, die Herausgabe DER fr sein Arbeits-
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VORWORT DES HERAUSGEBERS
gebiet wichtigen Untersuchung nach Krften zu frdern. Er erreichte, da die Kulturpflege-
abteilung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe in Mnster und das Ministerium fr Wissen-
shaft und Forschung des Landen Nordrhein-Westfalen in Dsseldorf dem Landesmuseum Druck-
beihilfen fr die bereits im Satz befindliche Monographie zur Verfgung stellten. Beiden Kollegen,die inzwischen die Leitung ihrer Institute ihren Nachfolgern im Amt bergeben haben, ist der
Herausgeber dieser Schriftenreihe fr die Bereitschaft zu verstndnisvoller Zusammenarbeit und
fr ihren persnlichen Einsatz zu grtem Dank verpflichtet. Die Herren Dr. Peter Schmid
(Wilhelmshaven) und Dr. Bendix Trier (Mnster) haben dankenswerterweise die Absprachen mit
ihren Amtsvorgngern aufrecht erhalten, so da sich in die Herausgeberschaft dieses Bandes das
Niederschsische Landesinstitut fr Marschen- und Wurtenforschung in Wilhelmshaven, das
Landesmuseum fr Vor- und Frhgeschichte in Mnster und die Mnchner Akademie-Kommission
teilen. Dieses Beispiel von Kooperation zeigt, da umfangreiche archologische Untersuchungen
von berregionalem Interesse heutzutage wohl nur verffentlicht werden knnen, wenn sichmehrere an der Thematik besonders interessierte wissenschaftliche Institutionen zu diesem Zweck
zusammentun. Schlielich sei dankbar vermerkt, da auch das Deutsche Archologische Institut
fr den Druck der Dissertation eines seiner Stipendiaten einen Zuschu gewhrte, denn der Autor
hatte auf Grund dieser Doktorarbeit 1969 ein einjhriges Reisestipendium der Rmisch-Germani
schen Kommission des Deutschen Archologischen Institutes erhalten.
Die Redaktion des Bandes lag in den Hnden des wissenschaftlichen Mitarbeiters der Mnchner
Akademie-Kommission, Dr. H. Bender, der auch die drucktechnischen Verhandlungen mit
Verlag und Klischieranstalt fhrte und neben Autor und Herausgeber die Korrekturen las. Text
abbildungen, Karten und Tafelteil sind weitgehend das Werk G. Sturms, des Zeichners unserer
Akademie. So hat der Herausgeber zugleich im Namen des Autors in Wilhelmshaven W.
Haarnagel, in Mnster H. Beck und in Mnchen H. Bender und G. Sturm sowie der Klischier-
anstalt A. Gssler & Co. und der Herstellungsabteilung des G H. Beck-Verlages zu danken, da
diese Monographie in der vorliegenden Form erscheinen kann, knftiger Forschung zum Nutzen.
Mnchen, im Apri l 1974 Joachim Werner
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VORWORT
Die vorliegende Untersuchung stellt die berarbeitete Fassung einer Dissertation dar, die zwischen
1965 und 1968 im Institut fr Vor- und Frhgeschichte an der Universitt Mnchen unter Leitung
von Prof. Dr. J. Werner abgefat wurde. Sie lag im Wintersemester 1968/69 unter dem Titel Zur
Chronologie der Grabfunde des 4./5. Jahrhunderts zwischen Elbe und Loire" der Philosophischen
Fakultt I der Ludwig-Maximilians-Universitt Mnchen vor und wurde von ihr angenommen.Bis Anfang 1973 konnten noch Literaturhinweise und kleinere Nachtrge in den Katalog einge
arbeitet werden.
Ausgedehnte Museumsreisen durch Nordwestdeutschland, die Niederlande, Belgien und Nord
frankreich ermglichte ein Stipendium der Stiftung Volkswagenwerk, fr dessen Gewhrung sich
die Herren Prof. Dr. G. Kossack (Kiel) und Prof. Dr. J. Werner (Mnchen) in dankenswerter
Weise einsetzten.
Bei der Materialaufnahme wurde ich stets hilfsbereit aufgenommen und entgegenkommend
untersttzt durch die Leiter und Mitarbeiter der bereisten Museen, Denkmalmter und Institute,
denen mein ganzer Dank gilt: W. D. Asmus (Hannover), H. Aust (Bederkesa), K. H. Brandt
(Bremen), A. Brisson (Epernay), D. Brown (Oxford), M. Claus (Hannover), A. Dasnoy (Namur),H. Drescher (Hamburg-Harburg), H. J. Eggers (Hamburg), W. A. van Es (Amersfoort), A. Gen-
rich(Hannover), L. van Impe (Brssel), R. Joffroy (Saint-Germain-en-Lays), M. E. Marien (Brssel),
W.Meier-Arendt (Kln), J. Mertens (Brssel), C. Metzger (damals Saint-Germain-en-Laye), P. Perin
(damals Charleville-Mezieres), J. Philippe (Lttich), R. Pirling (Krefeld), A. N. Rollas (Laon),
H. Roosens (Brssel), G. Schlechtriem (Bremerhaven), P. Schmid (Wilhelmshaven), S. v. Schnur
bein (Mnster), E. Schumacher (Essen), M. Vanderhoeven (Tongern), L. Webster (London),
W. Wegewitz (Hamburg-Harburg) und H. Zurfluh (Chtillon-Coligny).
Besonderer Dank fr die selbstlose berlassung von Zeichnungen, Photos und bereits in Be-
arbeitung befindlichen Materialien und Funden schulde ich den Damen und Herren H. Aust (Bederkesa), H. Brunsting (Leiden), H. J. Eggers (Hamburg), F. Gntzler (Cuxhaven), A. France-
Lanord (Nancy), R. Pirling (Krefeld) und vor allem J. Ypey (Amersfoort).
Von entscheidendem Einflu auf die Arbeit waren die vielen fachlichen Gesprche und Diskus-
sionen, die ich mit den Herren K. Bhner (Mainz), E. Keller (Mnchen), M. Martin (Basel),
B.Overbeck (Mnchen), K. Stock (Paris), G. Ulbert (Mnchen), K. Weidemann (Mainz) und
J. Ypey (Amersfoort) fuhren konnte.
Einen Teil der Tafelabbildungen sowie smtliche Textabbildungen und Karten stellte der
Zeichner der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in Mnchen, Herr G. Sturm, fr die
Kommission zur archologischen Erforschung des sptrmischen Raetien her, wofr ihm auch
an dieser Stelle noch einmal herzlich gedankt sei. Umfangreiche Photo- und Zeichenarbeitenwren ohne die grozgige Untersttzung von G. Peskova, O. Pilko, H. Ribbeck und H. Schmidt,
den Mitarbeitern des Rmisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz, nicht mglich gewesen.
Ihnen gilt mein aufrichtiger Dank.
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xii VORWORT
Herzlicher Dank gebhrt aber in erster Linie meinem akademischen Lehrer Herrn Prof. Dr.
J. Werner (Mnchen), der mich fr die hier behandelten Fragen der Sptantike begeisterte und mir
whrend der Fertigstellung und Drucklegung der Dissertation mit Rat und Tat zur Seite stand.
Er stellte mir grozgig aus seinem eigenen Material zahlreiche Unterlagen zur Verfgung undfrderte durch mannigfache Hinweise und Anregungen den Fortgang der Arbeit. Ihm ist es auch
zu verdanken, da diese Untersuchung in der Reihe der Mnchner Beitrge zur Vor- und Frh
geschichte Aufnahme fand. In den Dank eingeschlossen sei auch Herr H. Bender (Mnchen) fr
die redaktionelle Betreuung bei der Druckvorbereitung. Nicht zuletzt mchte ich auch meinen
Eltern fr die finanzielle Hilfe und meiner Frau fr ihre tatkrftige Untersttzung danken, ohne
die die langwierige Bearbeitung des Materials nicht mglich gewesen wren.
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EINLEITUNG
In vielen sptrmischen Grberfeldern Nordfrankreichs und Eelgiens finden sich vereinzelt Bestat
tungen mit fremdartigen und ungewhnlichen Grabbeigaben, die im Totenbrauch der einheimi
schen Gallo-Rmer ohne Vorbilder sind. Schon im 19. Jahrhundert brachte man diese Grber mit
germanischen Bevlkerungselementen in Verbindung, die whrend des unruhigen 4. Jahrhunderts
aus ihrer rechtsrheinischen Heimat nach Gallien gekommen waren. In zahlreichen Publikationeneinzelner Grber und Friedhfe wurde damals bereits auf die Besonderheit bestimmter Gegen
stnde und Befunde hingewiesen. Doch fhrten diese Untersuchungen nur selten einmal ber stili
stische Vergleiche und ber die Erforschung chronologischer Fragen hinaus. Auch beschrnkte
man sich entweder auf die Bearbeitung der Funde des 4. Jahrhunderts oder auf die Auswertung
frnkischer Altertmer des 6./7. Jahrhunderts. So mag die zeitliche und kulturelle Stellung zwischen
sptrmischer und merowingischer Zeit ebenfalls dazu beigetragen haben, da diese germani
schen" Funde des 4./5. Jahrhunderts zwar meist in einem greren Rahmen gesehen, aber nie in
ihrer Gesamtheit aufgenommen und behandelt worden sind.
Dagegen hat es nicht an Versuchen gefehlt, das Herkunftsland der fremden Eindringlinge ge
nauer zu bestimmen. A. Plettke und vor allem F. Roeder haben einige Fibel- und Schnallentypen,
die in Niedersachsen hufig vorkommen, als ethnische Indizien aufgefat und mit deren Hilfe das
Vordringen der Sachsen nach England und Nordfrankreich archologisch zu belegen versucht. Die
zahlreichen sptrmischen Importe" in den Urnenfriedhfen zwischen Weser und Unterelbe
hielten sie fr Zeugnisse eines kulturellen Rckstroms von Gallien nach Germanien. Doch nur in
einzelnen Fllen benutzte man die in Nordgallien hufig mnzdatierten Funde als Leitformen zur
Datierung des gesamten niederschsischen Urnenmaterials. Vielfach verhinderte allerdings der
schlechte, durch die Totenverb rennung bedingte Erhaltungszustand der Grabbeigaben eine genaue
Formbestimmung und damit eine gesicherte zeitliche Zuweisung. Aufgrund neu bestimmter und
erst krzlich ausgegrabener sptrmischer Importstcke" soll daher hier der Versuch unternommen werden, das umfangreiche Fundmaterial der nordwestdeutschen Urnenfriedhfe und
Krpergrber chronologisch zu unterteilen.
Die wichtigste Fundgruppe dieser Grberfelder bildet die handgeformte Keramik. Zahlreiche
Urnengrber haben nmlich keine Beigaben oder sind nur sehr rmlich ausgestattet, so da der
Leichenbrandbehlter hufig der einzige Fundgegenstand ist. Die typologische und stilistische
Bearbeitung dieser Tongefe war somit vorrangig. Daher beruht die in Niedersachsen gltige
Chronologie in erster Linie auf der Typengliederung der Urnen und Grabgefe. Doch gelang mit
ihrer Hilfe nur eine sehr grobe, nicht immer gesicherte Einteilung in Zeitstufen. Die strkere Ein
beziehung von datiertem, linksrheinischem Importgut" soll in dieser Arbeit zu einer verfeinerten
Chronologie im Bereich der Urnenfriedhfe fhren. Dazu war aber eine erneute Bearbeitung der
spatrmischen Metallgegenstnde in Nordfrankreich und Belgien notwendig.
Daher richten sich die hier vorgelegten Studien vor allem auf typologische und chronologische
Fragen mit dem Ziel, eine im ganzen Raum zwischen Elbe und Loire anvendbore Feinchronologie
1 MBV 19
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Zur Beurteilung des hier vorgelegten und ausgewerteten Fundmaterials sind einige Angaben
ber den Forschungsstand und die verschiedenartigen, archologischen Quellen notwendig. Im
Gebiet zwischen Niederelbe und unterer Weser sind einige tausend Urnengrber sowie eine Reihe
von Krpergrbern aus etwa hundert Friedhfen bekannt. Im westlichen Niedersachsen sinkt die
Zahl der sptkaiserzeitlichen und frhmittelalterlichen Grber ganz erheblich im Vergleich zu dem
erstgenannten Raum ab. Als entscheidender Mangel erweist sich das Fehlen von Grabfunden des
4./5. Jahrhunderts aus dem gesamten westflischen Gebiet. Keinen ausreichenden Ersatz bieten
die wenigen, bis heute ausgegrabenen Siedlungen dieser Zeit aus dem Land zwischen Ruhr und
Lippe. Auch aus den Niederlanden ist nur eine ungengende Zahl von Grbern bekannt, die in der
Hauptsache aus vier Friedhfen stammen. Erstaunlich gro ist dagegen der Anteil der nieder
lndischen Flufunde, die aber fr chronologische Fragen nur wenig Aufschlu geben. Unsere
Kenntnis von sptrmischen Grabfunden der Rheinlande beruht fast ausschlielich auf den lteren
und neueren Ausgrabungen in Krefeld-Gellep, Kln und Mayen.Aus Belgien und Nordfrankreich stehen zahlreiche grere und kleinere Grberfelder des 4./5.
Jahrhunderts mit ihren Grabbeigaben zur Verfgung. Diese Funde sind im vorigen Jahrhundert
zum grten Teil unsystematisch geborgen worden, so da sie nur teilweise bercksichtigt werden
knnen. Jedoch befinden sich die meisten dieser Gegenstnde heute in ffentlichen Museen und
Sammlungen, und nur einige Funde aus ehemaligem Privatbesitz sind verschollen oder ins Ausland
verkauft worden. Durch neuere belgische Ausgrabungen sind gut datierbare Grber in Oudenburg
und Haillot aufgedeckt worden. Aus Frankreich stammen mit Ausnahme einiger weniger Neu-
funde keine vollstndig gegrabenen sptrmischen Friedhfe, so da wir fr diese Epoche fast
ausschlielich auf die fr damalige Zeit vorzglichen Publikationen des vorigen Jahrhunderts
angewiesen sind.
Die vorliegende Untersuchung basiert auf 300 sicher geschlossenen Grabfunden sowie auf Hun
derten von Fundstcken ohne Grabzusammenhang aus 78 Fundstellen. Aus dem rechtsrheinischen
Arbeitsgebiet stammen fast 200 Grabfunde - in der Mehrzahl Brandgrber -, whrend fr das
linksrheinische Areal nur 105 Grber ausgewhlt werden konnten.
Die Zahl der Funde aus Siedlungen (15), Flssen oder Mooren (9) bzw. Schatzniederlegungen (1)
fllt demgegenber kaum ins Gewicht. Die Gegenstnde aus 20 fraglichen Fundzusammenhngen
wurden in den Katalog mit aufgenommen, weil sie fr die Verbreitung bestimmter Typen wichtig
waren.
Die archologischen Funde wurden nach dem Original in Museen und Privatsammlungen gezeichnet, nach Photos umgezeichnet oder den zahlreichen, z. T. recht abgelegenen Publikationen
lterer Zeit entnommen. Nach der Vorlage der einzelnen Gegenstnde wird am Schlu eine histo
rische Interpretation versucht, wobei die Frage nach der Bedeutung der germanischen Bevlkerung
im sptrmischen Gallien besonders bercksichtigt wird.
EINLEITUNG 3
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ARCHOLOGISCHE MATERIALVORLAGE
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A. BEIGABEN AUS FRAUENGRBERN
1. FIBELN
a) Einfache Armbrustfibeln mit gleichbreitem, facettiertem Fu
Sie bilden den gelufigsten einheimischen Fibeltyp zwischen Elbe und Rhein im 4. Jahrhundert
(Fundliste l)1 . Das bronzene Fibelpaar aus Bremen-Mahndorf Grab 142 (11*; Taf. 8, 1-2) zeigtden Aufbau dieser Gruppe besonders deutlich. Der flache, schmale Bgel ist halbkreisfrmig
gebogen und genauso breit wie der kurze Fu. Von den gleichzeitigen provinzialrmischen
Zwiebelknopffibeln ist die Facettierung des Bgels und Fues bernommen2. Der kastenartige
Nadelhalter erstreckt sich in ganzer Lnge des Fues.
Eine kleine Eisenachse dient als Sttze der kurzen Spirale (6-12 Windungen) mit unterer Sehne.
Die Achse besa in den meisten Fllen runde oder profilierte Endknpfe, die nur selten erhalten
sind, wie in Castrop-Rauxel (12; Taf 16, 3.9) oder Furfooz (120; Taf. 90, 12).
Der blechartige Bgel ist hufig mit Punkten, Kreisaugen oder Tangentenkreisen verziert (Taf. 16,
10-12; 76, 15-16; 116, 15).In der Mehrzahl sind die Armbrustfibeln aus Bronze gearbeitet. Es gibt nur wenige Eisen-
exemplare, so in Langen Grab 19 und 61 (30; Taf. 24, 12; 25, 12) und in Krefeld-Gellep Grab 968
(103; Taf. 79, 1-2); bisher ist nur eine Silberfibel bekannt geworden3.
Die Lnge dieser Fibeln schwankt zwischen 3,5 und 5,5 cm. Die Grenunterschiede lassen sich
chronologisch nicht auswerten.
Die Tragweise der zur Frauentracht gehrenden einfachen Armbrustfibeln ist unterschiedlich.
In 7 von 14 beobachteten linksrheinischen Krpergrbern befand sich jeweils nur eine einzige
Fibel, dreimal war ein Fibelpaar festzustellen, und in einem Falle fand man drei Exemplare. In drei
weiteren Grbern waren Armbrustfibeln zusammen mit anderen Schmuckfibeltypen kombiniert.
Im niedcrschsischen Urnenfeldergebiet ist eine genaue Aussage nicht mglich, da die Inventareder Brandgrber hufig unvollstndig berliefert sind. In vielen Fllen gehrten 1 bis 2 einfache
Armbrustfibeln mit anderen, meist scheibenfrmigen Fibeln zu einer Mehrfibeltracht.
* Die Nummer in Klammern hinter dem Fundort
ist die Katalognummer, die das Auffinden im Katalog
erleichtern soll.1 Diese Fibelform wird hier nicht ausfhrlich be
handelt, da dies nur im Zusammenhang mit einer um
fassenden Aufarbeitung der niederschsischen und
holsteinischen Urnengrberfelder des 3.-5. Jahrhunderts geschehen kann. So hat auch A. Genrich
darauf verzichtet, nher auf ihre Entwicklungsge
schichte einzugehen. Genrich, Formenkreise 8. -
Aus dem nrdlichen Siedenachten wurden nur Arm
brustfibeln mit Punzverzierung auf dem Bgel berck
sichtigt. Das Hauptverbreitungsgebiet des behandel
ten Fibeltyps im Elbe-Weser-Dreieck ist auf der
Karte 1 gerastert dargestellt.2 J. Werner, Bodenaltertmer Westfalens 12,1970,
75 .3
Bruchstck einer silbernen Armbrustfibel mitPerldrahtzier am unteren Bgelansatz aus einem
Urnengrab von Gunendorf (10). P. Schmid, Germania
43, 1965, 403 Abb. 1, 1.
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8 BEIGABEN AUS FRAUENGRBERN
Welche Funktion den Armbrustfibeln zukommen konnte, verdeutlicht die Fundlage im Krper
grab 208 von Bremen-Mahndorf (11; Taf. 9, 17-18)4: Mit den beiden Fibeln war eine mehrreihige
Perlenkette auf dem Gewande in Schulterhhe befestigt.
Diese Fibeln kommen in den schsischen Urnenfriedhfen des Elbe-Weser-Dreiecks besondershufig vor (Karte 1). Die brigen Fundorte verteilen sich recht gleichmig auf das Gebiet zwischen
Weser und Seine sowie auf Ostholstein und Westmecklenburg. In England und Sddeutschland
fehlen diese Fibeln5. Punzverzierte Exemplare hufen sich beiderseits des Mittel- und Niederrheins.
Die einfachen Armbrustfibeln sind fr das ganze 4. Jahrhundert belegt4. Grab 4 von Fel (164;
Taf. 123,2) und Grab 1 von Bad Lippspringe (6; Taf 4, 7) bezeugen ihre Benutzung um 400 n. Chr.
und zu Anfang des 5. Jahrhunderts. Bald danach verschwinden sie als allgemeiner Trachtbestandteil,
wofr auch das Fehlen dieses Typs in England spricht. Das eiserne Fibelpaar aus Krefeld-Gellep
Grab 968 (103; Taf 79, 1-2) weist aber auf vereinzeltes Vorkommen dieser Fibelform bis ins
mittlere 5. Jahrhundert hin.
b) Armbrustfibeln mit Trapezfu
Eine kleine, variantenreiche Gruppe bilden die 46 Armbrustfibeln mit trapezfrmigem Fu
(Fundliste 2). Unterschiedliche Verzierung und Fuform erlauben eine typologische Gliederung,
die bereits F. Roeder vorgenommen hat7.
Zur Variante A zhlen bronzene Fibeln mit schmalem Bgel und wenig ausschwingendem
Trapezfu (Abb. 1, 1). Die Lnge liegt zwischen 3,6 und 4,1 cm. Die Verzierung mit Hohlkehlen,
Querrillen und Facettierung ist hnlich wie bei den einfachen Armbrustfibeln mit gleichbreitem
Fu. Nur das Fibelpaar aus Altenwalde Grab 40 (2; Taf 1, 17-18) ist punzverziert. Die kurzeSpirale (8-14 Windungen) mit unterer Sehne ist um eine eiserne Achse mit profilierten Zier
knpfen gewickelt.
Die Fibeln der Variante B haben einen breiteren Bgel und einen strker ausschwingenden
Trapezfu (Abb. 1, 2). Die Lnge betrgt 3,5-5,4 cm. Auf dem breiten Bgel (0,6-l,0cm) ist neben
der blichen Facettierung eine Lngsrille angebracht. Reichere Punzverzierung (Wrfelaugen,
Tangentenkreise) ist bisher nur einmal in Castrop-Rauxel (12; Taf 16, 14) nachzuweisen. Die
Spirale mit unterer Sehne besitzt bis zu 16 Windungen.
Fibeln der Variante C unterscheiden sich von den vorigen Stcken durch einen noch breiteren
Trapezfu (Abb. 1, 3). Lnge, Bgelbreite, Spiralbildung und Verzierung weichen nicht von
4 Grohne, Mahndorf Taf. A (gegenber S. 216). -
Vgl. auch Sahlenburg Grab 21 (45; Taf. 38). Dort
kann eine hnliche Verwendung angenommen wer
den. - Im niederschsischen Urnengrbergebiet ist
meist eine genaue Aussage nicht mglich, da die
Inventare unvollstndig berliefert sind. In vielen
Fllen gehrten ein bis zwei Armbrustfibeln mit ande
ren, meist Scheibenfibeln, zu einer Mehrfibeltracht.5 Sdlich des Mains gibt es zur gleichen Zeit
andere Fibelformen, deren Bgel- und Fufacettierung
ebenfalls von den rmischen Zwiebelknopfbeln bernommen wurde: Armbrusdibeln mit dreieckig ab-
schlieendem Full, Armbrusttibeln mit spitzem Fu,
massiv gegossen e Bgelknopffibeln (verschie dene Vari
anten). Roeren, Sdwestdeutschland 264 Liste; 277
Abb . 13 ,1 -2 . 4 -7 ; 283 Abb . 19 ,4; 286 Abb . 22, 1-2. -
Aus Timgad (Algerien) und aus der sptrmischen
Villa von Torre de Palma bei Monforte (Portugal)
sind eine bzw. zwei bronzene Exemplare des beschrie
benen Fibeltyps bekannt, die allerdings keine Facet
tierung aufweisen (Mus. Timgad bzw. Mus. Lissabon-
Belem).6 Gr ab 35 von Rheindorf, Kr. Le verkuse n mit einer
Cris pusm nze (3 23-3 27 n. Chr.) k ann sicher in die
erste Hlfte des 4. Jahrhunderts datiert werden.
Mannus 14, 1922, 230 und Taf. 11, 30. - Die meistenFibeln dieses Typs gehren in die zweite Hlfte des
4. Jahrhunderts. P. Schmid, Neue Ausgr. u. Forsch.
in Niedersachsen 4, 1961, 166f.7 Roeder, Studien 61 .
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Abb. I. Die Typen der Armbrustfibeln mit Trapezfu. M. 2:3.
denen der Variante B ab. Die Fuform der Fibel von Moncetz (180; Taf. 127, 14) weist einen
hnlichen Umri wie den einiger Sttzarmfibeln auf.
Alle Fibeln der drei Varianten sind aus Bronze gefertigt. Nur zwei Fibeln aus Wenden (48;
Taf. 42, 7) und Oudenburg (132; Taf. 95, 14), die zur Variante C gehren, bestehen aus Silber.
Formale hnlichkeiten verbinden 7 Fibeln der Variante Vert-la-Gravelle mit den zuvor
besprochenen Stcken. Es handelt sich um kleine Armbrustfibeln (zwischen 2,7 und 4,1 cm lang),
deren Trapezfu mit einer ornamental verzierten Preblechauflage verkleidet ist (Abb. 1, 4). Derkurze, unterschiedlich breite Bgel (0,4-1,2 cm) ist halbkreisfrmig gebogen und durch Perldraht
bzw. eine Stein- oder Glasfassung hervorgehoben.
Die Fibeln sind aus Silber hergestellt8, nur die drei verschiedenartigen Exemplare aus Grab 7
von Vert-la-Gravelle (194; Taf. 144, 1-3) bestehen aus Bronze mit vergoldeter Silberpreblech
verkleidung.
Eine Sonderform vertritt die Bronzefibel von Neerharen (130; Taf. 93, 15), die nach Spiral- und
Bgelbildung den einfachen Armbrustfibeln zuzuordnen ist. Anstelle eines Trapezfues besitzt sie
eine kleine, scheibenfrmige Fuplatte, die ursprnglich eine Preblech- oder Steinauflage besa.
8 Zu diesen Silberfibeln gehrt wahrscheinlich
such das Exemplar aus Vermand Grab 24 (192;
Taf. 138, 3). Eck, Vermand Taf. 19, 3a. Die Fibel ist
auf der Tafel falsch zusammen geset zt. Die r un de , nlel-
lierte Fuscheibe" gehrt, wie bei der Behandlung
der Tutulusfibeln gezeigt werden kann, zu den Teilen
der Tutulusfibeln a.a.O . Taf. 19, la. 4a bis. Wie derFibelfu ursprnglich ausgesehen hat, lt sich heute
nicht mehr nachprfen, jedoch ist ein Trapezfu am
wahrscheinlichsten.
FIBELN 9
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Die Armbrustfibeln mit Trapezfu wurden selten einzeln bzw. paarweise getragen, soweit die
unvollstndig berbefesten Urnengrber eine Aussage erlauben. In 6 Krpergrbern mit gesicher
tem Fundinventar sind sie stets mit einfachen Armbrustfibeln, Sttzarmfibeln oder Tutulusfibeln
zu einer Mehrfibeltracht kombiniert9.Das Verbreitungsgebiet der Armbrustfibeln mit Trapezfu deckt sich weitgehend mit dem der
einfachen Armprustfibeln mit gleichbreitem Fu (Karte 2). Eine Fundkonzentration ist im Mn
dungsgebiet von Elbe und Weser zu beobachten. Die brigen Fundstcke stammen aus dem
Bereich zwischen Rhein und Seine. Die Fibelvarianten A und B drften schsischen Ursprungs
sein. Die typologisch weiterentwickeite Form C kommt gelegentlich auch im linksrheinischen
Gebiet vor.
Die Fibeln der Variante Vert-la-Gravelle lassen wegen ihrer geringen Zahl keine weitergehenden
Schlsse zu. Das Fehlen dieser Form im westflisch-niederschsischen Gebiet scheint jedoch nicht
auf dem Forschungsstand zu beruhen. Ob allerdings das vereinzelte Vorkommen von Salem im
alamannischen Siedlungsbereich bzw. von Grorner in Mitteldeutschland einen Hinweis auf
die mgliche Herkunft dieser preblechverzierten Fibeln gibt, kann ohne weitere Fundvermehrung
nicht geklrt werden. Andere Fibeln mit Preblechverkleidung, blauer Glaseinlage und Filigran
drahtwicklung sind aus jenem Gebiet nicht unbekannt, so da die Variante Vert-la-Gravelle
durchaus mittel- oder sddeutschen Ursprungs sein knnte 10 .
Seit der Mitte des 4. Jahrhunderts treten Armbrustfibeln mit Trapezfu in Frauengrbern auf,
. in Grab 21 von Sahlenburg (45; Taf. 38, 3-4). Die Fibeln der Variante Vert-la-Gravelle wird
..an ebenfalls in die Mitte des 4. Jahrhunderts datieren knnen.
Die Variante C mit dem sehr breiten Trapezfu gehrt ausschlielich der zweiten Hlfte des
4. Jahrhunderts und der Zeit um 400 n. Chr. an, wie Grab 88 von Oudenburg (132; Taf. 95, 14)mit einer spten Tutulusfibel beweist. Sichere Belege aus dem 5. Jahrhundert fehlen.
c) Sttzarmfibeln mit Trapezfu
Die Gruppe der Sttzarmfibeln mit Trapezfu umfat 45 Exemplare (Fundliste 3). Allen gemein
sam ist ein schlanker, gegossener Sttzarm mit Achsentrger zur Untersttzung der langen Spirale
und ein breiter Trapezfu. Die Achse schliet an beiden Enden mit profilierten Zierknpfen ab.
F. Roeder und J. Werner haben sich mit diesen Fibeln eingehend beschftigt11 .
Die Sttzarmfibeln des Niederschsischen Typs A besitzen einen breiten, massiv gegossenen
Bgel und einen nur mig breiten Trapezfu (Abb. 2, 1). Der Sttzarm ist stets breiter als derFu. Die Lnge der Fibeln liegt zwischen 3,0 and 4,7 cm. Bgel, Fu und Sttzarm sind wie die
Armbrustfibeln durch Hohlkehlen und Querrillen gegliedert und an den Seitenkanten facettiert.
Der Bgel weist hufig mehrere Lngsrillen auf. Die Fibel aus Grab 21 von Sahlenburg (45;
Taf. 38. 1) zeigt diese Merkmale am deutlichsten ( Abb. 2, 1). Sie ist wie alle Exemplare dieses Typs
aus Bronze.
9 Es handelt sich um folgende Grabinventare: Helle
Grab 20 (22; Taf. 22, 1-3), Ketzendorf Grab....Taf. 24,
1-6), Sahlenburg Grab 21 (45; Taf. 38 .) OudenburgCrab 88 (132, Taf. 95, 14-22), Vert-la-Gravelle
Crber 7 und 26 (194; Taf. 144; 145, 146)1 0 Gundelsheim: Fundber. aus Sch . . . typen N.F. 15,
1959 Taf. 45,1-2. - Gerlachsheim Grab 3, Bad. Fund-
ber. 21, 1958 Taf. 50,1. - Kaiseraugst Grab 544: Anz .
f. Schweiz. Altkde. N.F. 13 1911, 148 Abb. - Erl-
bach: Bayer. Vorgeschichtsbl. 25,1960 Taf. 13,1-3. -
G. Ulbert, Jahrb. RGZM. 13, 1966 (1968) 204ff. -
Die vasenfrmige Preblechverzierung von Vert-la-
Gravelle Grab 7 spricht allerdings fr die Herstellung
des Bleshes in Gallien.1 1 Roeder, Studien 81-105. - Werner, Zur Ent
stehung 32 Anm. 74. - Werners Einteilung konnte
durch einige Neufunde feiner untergliedert werden.
10 BEIGABEN AUS FRAUENGRBERN
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Die meisten Sttzarmfibeln mit trapezfrmigem Fu gehren zum Niederschsischen
Typ B (Abb. 2, 2). Die grere Fubreite (3,3-4,7 cm) - sie erreicht fast immer die gleichen
Ausmae wie der Sttzarm - unterscheidet diese Fibelform von Typ A. Das Exemplar aus Grab 1
von Sahlenburg (45; Taf 36, 2) erhlt dadurch beinahe das Aussehen einer gleicharmigen Fibel
(Abb. 2, 2). Die Verzierung von Fu, Bgel und Sttzarm ist derjenigen von Typ A hnlich.
Wrfelaugen- oder Hngebogenverzierung treten bei je einer Fibel aus Gudendorf (19; Taf. 20,15),
Wehden (48; Taf. 41, 2) und Tongern (137; Taf. 104, 4) auf.Innerhalb dieser Gruppe gibt es 6 Fibeln, die am oberen Bgelansatz zwei Zacken besitzen
(Abb. 2, 3). Mglicherweise handelt es sich um degenerierte Vogelkpfe, wie das silberne Fibel
bruchstck aus Westerwanna (51; Taf. 57, 1) nahelegt. V om gleichen Fun dor t stammt ein weiteres
Silberexemplar dieser Variante. Alle anderen Fibeln des Niederschsischen Typs B sind aus Bronze
gegossen.
Abb. 2. Die Typen der Stutzarmfibeln mit Trapezfu. M. 2:3.
FIBELN
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Die Sttzarmibeln des Gallischen Typs A sind etwas gedrungener (Abb. 2, 4). Ihre Lnge
betrgt 3,2-4,0 cm. Der Fu it in fast allen Fllen erheblich breiter (3,8-6,0 cm) als der Sttzarm
und endet hufig in zwei ..amal ausgezogenen Zipfeln. Strichverzierte, breite Rillen umrahmen
den Bgel an zwei bzw. vier Seiten und bilden ein meist nielliertes Mittelfeld. Besonders gut kann
man das bei einer Fibel aus Fcamp (163; Taf. 122, 1) erkennen. Dieses gerahmte, nielloverzierte
Bgelfeld sowie die feine Punktlinie entlang cici Fufacettierung sind fr die 4 Fibeln der Variante
Vermand - wohl Erzeugnisse einer Werkstatt - kennzeichnend12.
Bgel und Fu sind mit niellierten Tannenzweig-, Stern- und Kreisaugenmustern verziert13.
Mit Ausnahme von 2 bronzenen Exemplaren aus Bry-sur-Marne (151; Taf. 115, 12-13) sind alle
Fibeln des Gallischen Typs A aus Silber hergestellt.
Die Silberfibel aus Grab 119 von Bremen-Mahndorf (11; Taf. 7, 15) mit einem nieliierten Bgel
wird man trotz kleiner Abweichungen zu dem Gallischen Typ A rechnen knnen.
Als Gallischer Typ B (Abb. 2, 5) werden Sttzarmfibeln mit schmalem Trapezfu bezeichnet,der gelegentlich schrg abschliet und bei allen 6 Stcken schmaler als der Sttzarm ist. Am deut
lichsten sind diese Merkmale bei der Fibel aus Brillecourt (150; Taf. 115, 11), deren nielloverzierter
Bgel (Sternmuster) sie mit einer Fibel aus Bry-sur-Marne (151; Taf. 115, 13) verbindet. Auch das
Bruchstck einer bronzenen Fibel aus Langen Grab A (30; Taf 24, 8) mit nielliertem Tannen-
zweigmuster auf dem Bgel gehrt zu diesem Typ. Bis auf je ein Silberexemplar aus Villers-sous-
Erquery (195; Taf. 146, 3) und Caranda-Cierges (152; Taf. 116, 1) sind diese Fibeln aus Bronze.
Die Sttzarmfibeln mit Trapesfu sind typische Einzelfibeln, die zusammen mit anderen Gewand-
spangen stets zu einer Mehrfibeltracht gehorten. In vier von acht gut beobachteten Krpergrbern14
fand man jeweils eine Sttzarmfibel neben drei andersartigen Fibeln (Armbrust- und Tutulusfibeln).
Viermal waren je zwei, untcrschiedlich gearbeitete Sttzarmfibeln mit einem Tutulusfibelpaarkombiniert15. In keinem Fall war ein echtes Fibelpaar" aus zwei formgleichen Sttzarmfibeln
festzustellen. .
Die niederschsischen Typen A und B kommen fast ausschlielich in den Urnenfriedhfen
zwischen Elbe und Weser vor (Karte 3), nur drei untypische Stcke haben linksrheinische Fundorte.
Das Fehlen dieser Formen zwischen Weser und Rhein ist wohl auf den Forschungsstand zurck
zufhren.
Die gallischen Sttzarmfibeln sind gleichmig von der Kanalkste bis ins Gebiet der Aube
verbreitet. Der auf die kstennahe Zone Galliens beschrnkte Untertyp Vermand weist auf eine
nordfranzsische Werkstatt hin.Die zwei nieliierten Fibeln aus Bremen-Mahndorf (11; Taf. 7, 15) und Langen (30; Taf. 24, 8)
sind entweder nordgallische Erzeugnisse oder stehen in provinzialrmischer Handwerkstradition.
Der facettierte Sttzarm zur Halterung der langen Spiralachse ist bei den Germanen durch die
bernahme rmischer Konstruktionsmerkmale der Zwiebelknopffibeln entstanden. Die Entwick-
14 Sahlenburg Grber l und 21 (45; Taf. 36, 1-4;38, 1-4), Fcamp (163; Taf. 122, 1-4), OudenburgGrab 88 (132; Taf. 95, 14-16.20-21), VermandGrab 24 (192; Taf. 138, 1-7), Villers-sous-Erquery(195; Taf. 146, 1-4), Vert-la-Gravelle Grab 26 (194;Taf. 145, 1-4), Caranda-Cierges Grab 2114 (152;Katalog S. 310).
15 In Grab 24 von Vermand fand man noch dreiweitere Fibeln: Zwei Scheibenfibeln mit Preblechauflage und eine Armbrustfibel mit Trapezfu.
12 Fcamp (163; Taf. 122, 1), Boulogne-sur-Mer(148; Taf. 115, 9), Oudenburg Grab 88 (132; Taf.95, 15), Vermand Grab 24 (192; Taf. 138, 6-7). - DieFibel Abb. 2, 4 gehrt zur Variante Vermand (Oudenburg Grab 88).
13 Ein bronzenes (?) Exemplar von Bry-sur-Marne(151; Taf. 115,13) besitzt, wie Roeder, Studien 102angibt, kaum sichtbare niiellierte vierstrahlige Sterneauf dem Bgel.
BEIGABEN AUS FRAUENGRBERN
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lung dieser Sttzarmfibeln mit Trapezfu mu in der Mitte bis zweiten Hlfte des 4. Jahrhunderts
mit dem lteren niederschnischen Typ A begonnen haben, wie das Grab 21 von Sahlenburg (45;
Taf. 38,1) beweist. Der gallische Typ A, formenkundlich eng verwandt mit dem niederschsischen
Typ B, wird in Vermand Grab 24, Villers-sous-Erquery und Fcamp durch Mnzen des Valen-
tinian I., Gratian und Eugenius ins letzte Drittel des 4. Jahrhunderts bzw. in die Zeit um 400 n. Chr.
datiert. Der gallische Typ B kommt gelegentlich in den gleichen mnzdatierten Grbern vor und
wird zudem durch einen Solidus des Valens im Grab 2114 von Caranda-Gerges (152; Taf. 116, 1)
der gleichen Zeit zugewiesen. Im 5. Jahrhundert sind die Sttzarmfibeln mit Trapezfu nicht mehr
vertreten, worauf auch das Fehlen dieser Typen in England deutet.
d) Sttzarmfibeln mit gleichbreitem, bandfrmigem Fu (ohne Achsentrger)
Der kurze, fast kopfplattenartige Sttzarm ohne Achsentrger und der bandfrmige, nahezu
gleichbreite Fu sind charakteristische Merkmale dieser Sttzarmfibelgruppe. Alle 33 Exemplare
bestehen aus Bronze (Fundliste 4).
Der recht einheitliche Typ Mahndorf besitzt einen breiten, trapezfrmigen Sttzarm von
2,5-3,0 cm Lnge (Abb. 3, 1). Die Fibeln aus Altenwalde (2; Taf. 2, 14) und Westerwanna (51;
Taf. 56, 12) zeigen dieselbe typische Gestalt. Der massiv gegossene Bgel und Fu sind durch
Quer- und Lngsrillen verziert und an den Seiten facettiert. Dem Sttzarm fehlt diese Facettierung,
er weist nur einige Lngsrillen auf. Die Lnge der Fibeln liegt zwischen 3,5 und 4,5 cm.
Abb. 3. Die Typen der Sttzarmfibeln mit gleichbreitem Fu (ohne Achsentrger). M. 2:3.
FIBELN 13
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14 BEIGABEN AUS FRAUENGRBERN
Weniger einheitlich sind die Fibeln vom Typ Perlbcrg (Abb. 3, 2)16. Der sehr kurze Sttzarm
(1,2-2,2 cm) bildet in einigen Fllen eine fast rechteckige Kopfplatte, die nahezu die Spirale ver
deckt. Der schmale, facettierte Bgel ist von der Kopfplatte deutlich abgesetzt, nur bei der Fibel
aus Grab 607 von Westerwanna (5 1; Taf. 48, 25) ist der bergang vom Sttzarm zum Bgel kaummerklich gestalte t, Lnge und Verzierung weichen von denen des Typs Mahndor f nicht wesentlich ab.
Als Sonderform mu man eine Fibel aus Bremen-Mahndorf (11; Taf. 14, 2) ansprechen, deren
dicker, massiver Bgel und leicht trapezfrmiger Fu auffallen. Solche Abweichungen gehen auf
verschiedene Werksttten zurck. Das gleiche gilt fr die Einzelfibel aus Grab 211 von Wijster
(68; Taf. 72, 1). Nach der Bgel- und Fuform gehrt sie zu den meist von Mnnern getragenen
Sttzarmfibeln mit stabfrmigem Bgel und Rechteckfu (S. 51 f.)17, nur die Kleinheit des Stckes
und das Fehlen eines Achsentrgers erlauben die Fibel hier anzuschlieen.
Ein Unikum stellt die Silberfibel von Riensfrde (43; Taf. 34, 10) dar. Der kerbschnittverzierte
Sttzarm, Bgel und Fu besitzen vier seitlich hervorspringende, naturalistische Tierprotome,die bei dem bronzenen Fibelpaar aus Gudcndorf Grab A (19; Taf. 20, 12) zu kleinen Zacken ver
kmmert sind.
In 6 von 12 Frauengrbern18 traten die Sttzarmfibeln ohne Achsentrger und mit gleich-
breitem Fu paarweise auf. Zweimal waren sie mit anderen Fibeln (Scheibenfibel, kreuzfrmiger
Fibel) kombiniert, und viermal bildeten sie den einzigen Fibelschmuck, wobei zu bercksichtigen
ist, da es sich in diesen Fllen um Brandgrberinventare handelt, deren Vollstndigkeit nicht
gesichert ist.
Die Fibeln vom Typ Mahndorf stammen - mit einer Ausnahme - aus dem Elbe-Weser-Gebiet
und fehlen vllig im brigen rechtsrheinischen Bereich bzw. in Gallien (Karte 4). Entweder war
dieser Typ auerhalb Niedersachsens unbekannt oder gelangte anderwrts nicht mehr in dieGrber. Seine Verbreitung ist im Vergleich zu den Fibeln vom Typ Perlberg regional beschrnkt.
Typ Perlberg mit einem Paar im nrdlichen Holland und 3 Stcken aus der weiteren Umgebung
von Cambridge zeigt dagegen eine stark vernderte Streuung, bei der Belgien und Nordfrankreich
fundleer sind und England an deren Stelle tritt.
Fr die Sttzarmfibeln mit gleichbreitem Fu (ohne Achsentrger) liegen nur wenige gut
datierte Grabfunde vor. Konstruktiv sind sie von den Sttzarmfibeln mit Trapezfu nicht zu
trennen, so da ihr Beginn im letzten Drittel des 4. Jahrhunderts anzunehmen ist. Eine Fibel aus
Westerwanna (51; Taf. 56, 12) ist mit einer frhen kreuzfrmigen Fibel zusammengefunden wor
den, und das Paar aus Liebenau Grab o. Nr. ist mit zwei komponierten Schalenfibeln vom Typ Kre-feld-Gellep kombiniert. Beide Funde sind in die Jahrzehnte um 400 n. Chr. zu datieren. Das Fehlen
der Sttzarmfibeln mit gleichbreitem Fu in Nordgallien lt eher einen spteren Zeitansatz fr
ihre Bltezeit vermuten. Dafr sprechen auch die vier Exemplare aus England, die erst im Ver
lauf des 5. Jahrhunderts dorthin gelangt sein knnen.
c) Gleicharmige Kerbschnit tfibeln
Mit A. Plettke19 und F. Roeder20 nimmt man allgemein an, da die gleicharmigen Fibeln aus
den Sttzarmfibeln mit Trapezfu entwickelt worden sind. Glcklicherweise haben sich einige
16 Roeder, Studien 42 ff. bezeich nete diese Fibeln
als Typ Luton.17 Deshalb hat sie J. Werner, Kriegergrber 407
Fundliste 1 Nr. 11 auch zu dieser Gruppe gerechnet.
1 8 Fundliste 4: Nr. 2, 4, 6a, 6b, 7a, 7b, 11, 12,
13a-c, 15.19 Plettke, Ursprung und Ausbreitung 21 ff.20 Roeder, Studien 59 ff.
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Zwischenglieder erhalten, die es erlauben, diese Ableitung zu beweisen und eine typologische
Entwicklungsreihe aufzustellen.
Die Bronzefibel von Kasendorf, Ldkr. Kulmbach (Oberfranken) (Abb. 4)21 lt das Bestreben
des germanischen Metallhandwerkers erkennen, dem Spiralteil der Sttzarmfibel mehr Gewichtzu verleihen und gleichzeitig die Spiralrolle selbst zu verdecken. Aus dem gleichen Grunde wurde
bei der bronzenen Fibel aus Hemmoor-Warstade Grab 60 (23; Taf. 22, 12) an den vollstndig
ausgebildeten Sttzarm eine trapezfrmige Kopfplatte angegossen. Die Fibel aus Seraing (135;
Taf. 101, 19) vertritt die nchste Entwicklungsstufe und kann bereits als gleicharmige Fibel bezeich
net werden (Abb. 5, 1). Alle drei Exemplare zeigen die gleiche Verzierung wie die Sttzarmfibeln
mit Trapezfu.
Abb.4. Gleicharmige Bronzefibel von Kasendorf, Ldkr. Kulmbach/Ofr. (Umzeichnung nach G. Raschke). M. 2:3.
Derselben Entwicklungsphase gehren die gleicharmigen Blechfibeln aus Mecklenburg an22 .
Sic sind nicht gegossen wie alle brigen gleicharmigen Fibeln, sondern aus Bronzeblech hergestellt,
21 M. Hundt, Mannus 31. 1939, 454 Abb. 1-2. -
G. Raschke, Jahrb. f. Frnkische Landesforsch. 20,1960,118 Abb. 10.22 E. Schuldt. Hammaburg 1. 1948-49, 108-116.
Zu den gleicharmigen Fibeln gehren nur Schuldts
Nummern 3 (Pritzier Grab 400), 11 (Perdhl Grab 95),
13 (Perdhl Grab 279) und 16 (Pogre-Dreiltzow).
Diese mecklenburgischen Blechfibeln weisen hnlicheForm und die gleiche Verzierung auf wie die mecklen
burgischen Armbrustfibeln mit Trapezfu, von denen
sie wohl auch abzuleiten sind.
15
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16 BEIGADEN AUS FRAUENGRBERN
das mit gepunzten Kreis-, Strich- und Bogenornamenten bedeckt ist. Die bliche Randfacettierung
tritt nicht auf. In diesem Zusammenhang ist wichtig, da die mecklenburgische Variante vermut
lich andere Vorlufer hatte - gegossene Sttzarmfibeln mit Trapezfu waren nrdlich der Elbeunbekannt - und auch keine weitere Entwicklung durchmachte.
Von diesen Vorformen (Abb. 5, 1) abgesehen, sind alle gleicharmigen Fibeln mit Kerbschnitt
ornamenten verziert und lassen sich durch unterschiedliche Ausbildung der Randtiere in vier
Entwicklungsstufen gliedern (Fundliste 5). Allen vier Fibeltypen ist folgender Aufbau gemeinsam:
Eine langdreieckige Kopfplatte wird durch einen kurzen, halbkreisfrmig gebogenen Bgel mit
der etwas greren und breiteren, trapezfrmigen Fuplatte verbunden23 . Der Bgelrand ist
durch erhabene Stege markiert.
Drei kleine gleicharmige Fibeln gehren zum Typ Sahlenburg (A bb . 5,2). Kopf- und Fuplatte
sind mit flchendeckendem Spiralrankenkerbschnitt verziert und besitzen an den leicht geschwunge
nen Innenseiten vier vorspringende Tierkpfe mit langen Hlsen. Am unteren Bgelansatz sindzwei weitere Tierkpfe zu erkennen.
Abb . 5. Die Type n der gleicharmig en Kerbschnittfibeln. M. 2: 3.
23
Die obere Kopfplatte trgt auf der Rckseiteden mitgegossenen, hakenartigen Nad elhalter, wesh albsie auch als Hakenplatte bezeichnet werden kann. Dieuntere und stets breitere Fuplatte besitzt auf derRckseite drei mitgegossene Achsentrger fr dieSpirale, so da sie gelegentlich auch als Spiralplatte
angesprochen wird. Die beiden Platten oder Arme derFibel sind auf der Rckseite stets plan und stehen in
stumpfem Winkel zueinander. Es wird immer die
grte Breite der Fu- oder Spiralplatte angegeben.
Die Fibel wurde mit der Haken- oder Kopfplatte nach
oben getragen (Befund von Zweelo; Mus. Assen).
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Die Lnge der Fibeln liegt wenig ber 3 cm, die grte Breite betrgt etwa 5,5 cm. Die ver
goldeten Bronzeexemplare aus Sahlenburg Grab 19 (45; Taf. 36, 16) und Mucking Grab 9024 zeigen
deutlich diese Merkmale. Die kleine Bronzefibel von Aalden (54; Taf. 58, 4) gehrt gleichfalls zu
diesem Typ, auch wenn Kopf- und Fuplatte ausnahmsweise nicht kerbschnittverziert sind.Zum Typ Wehden werden gleicharmige Fibeln gerechnet, die teilweise oder vollstndig mit
Kerbschnittmustern bedeckt sind, aber keine Randtiere besitzen ( Abb. 5, 3). Ihre Lnge liegt
zwischen 3,1 und 4,5 cm, ihre grte Breite zwischen 5,5 und 8,0 cm. Die meisten Exemplare
dieses Typs sind aus Silber gegossen. Kopf- und Fuplatte zeigen unterschiedliche Kerbschnitt
verzierung, scharf geschnittene Spiralranken in Wehden (48; Taf. 42, 13) und Liebenau Grab
II/57a (31; Taf. 26, 11) oder flaue Flechtband-, Zickzack- und Eierstabmuster in Kempston,
Bedfordshire (England) (Abb. 5, 3)25. Das Fibelbruchstck aus Daudieck (13; Taf. 17, 6) fllt
durch seine ungewhnliche Verzierung auf: Zwei antithetische Tierfiguren in Seitenansicht fllen
flchendeckend die Fuplatt e.
Durch Tierfriese an den Innenkanten der Zierplatten unterscheidet sich Typ Dsemoor
(Abb. 5,4) vom Typ Wehden. Die geraden Grundkanten von Kopf- und Fuplatte sind mit einem
Kerb-, Zickzack- oder Eierstabfries verziert. Die Lnge der Fibeln betrgt 4,5-6,6 cm, die Breite
liegt zwischen 7,0 und 10,0 cm. Bei der vergoldeten Silberfibel aus Dsemoor (16; Taf. 17, 12)
sind die Randtiere besonders gut zu erkennen26 . Naturalistisch dargestellte Vierbeiner mit kurzen
oder langen Ohren, Mhnen und voll ausgebildeten Beinen in Seitenansicht sind hufig zu kmpfen
den Gruppen zusammengestellt. Nur selten sind die Hinterbeine eingerollt bzw. Andere Krperteile
verstmmelt oder abgekrzt wiedergegeben. Das Motiv des rckblickenden Tieres" 27 ist sehr
beliebt. In allen Fllen handelt es sich um halbplastische, naturalistische Tierkrper, die im Gegen
satz zu dem scharfgratigen Kerbschnitt der groen Fibelflchen stehen 28 . Die Randtiere der Fibelnsind abhngig von den Tierfriesen sptrmischer Kerbschnittgarnituren, wie derjenigen aus
Grab 846 von Rhenen (64; Taf. 68, 1-7), Samson (134; Taf. 98, 16-20) und Chcy (154; Taf. 116,
17)29. Gelegentlich ist die Ausfhrung von Krper und Mhne der Tiere auf gleicharmigen Fibeln
und Grtelgarnituren so hnlich, da ein Kopieren sptrmischer Vorbilder als Erklrung fr die
bereinstimmungen nicht befriedigen kann. Man wird deshalb mit dem Wirken importierter"
sptrmischer Handwerker im schsichen Gebiet rechnen mssen 30 .
Drei Exemplare dieser Fibeln aus England (vgl. Fundliste 5) und das Stck aus Dsemoor sind
aus vergoldetem Silber. Eine Bronzefibel aus Anderlingen Grab A (3; Taf 2, 15) mit Astragal-
rhren31 an den Grundkanten ist vergoldet.
24 The Antiqu. Jou rna l 48, 1968 Taf. 51 b. Tierstil I ausgef hrt wo rde n seien. Gen rich , ber25 Roeder, Studien 114 Ab b. 68. Sch muck geg enst nd e der Vlk erwa nder ungs zeit im26 Ein ganz hnliches Stck stam mt aus Little nor ds tlich en Nied ersachse n. Neue s Archi v fr
Wilbraham, Cambridgeshir e (En gla nd) . Roed er, Stu- Nieder sachse n 23, 1951, 2. - Gen rich , Nach r. aus
dien Taf. 16, 2. - Es weich t so wo hl in Gr e wie in Nie der sac hs. Ur ges ch. 33 , 1964, 32.
geringfgigen Details (Randtiere) von dem Exemplar 29 Als erster wies auf die groe bereinstimmung
aus Dsemoor ab, so da es zwar als muste r-, nicht G. Behr ens hin. Behr ens, Kerbs chnitts chnallen 294.
aber als guformgleich bezeichnet werden kann, wie 30 Diese Ansicht vertrat mehrfach bereits A. Gen-
A. Genrich, Nachr. aus Niede rsach s. Urge sch. 33 , rich. Nachr. aus Nieders achs. Urgesch. 33, 1964,
1964. 38 meint. 26 ff. - Na ch r. aus Nied ers ach s. Urg esc h. 36, 1967. 80.27 G. Behrens in: Festschrift des RGZM. 1 (1952) 31 Zwei dnne astragalierte Blechrhren sind auf
26 ff. - Auf die gleicharmigen Fibeln geht Behrens die beid en ge rade n Gr un dk an te n de r Fibel aufge-a.a.O. 35 f. leider nicht ein. sch ob en. Au ch dieses Ver zier ung sde tail ist spat-
28 So kann man A. Genrich nicht zustimm en, wenn rmischen Grtelgar nituren entlehnt (vgl. Herber gen
er behauptet, da die Ran dti ere de r br on ze ne n Fibel [24 ; Taf. 23, 1-2], Loxstedt [32; Taf. 30, 11], Vermand
aus Grab 64 von Per lber g ( 40 ; Taf. 32, 1) in Salins [192 ; Taf. 139, 1-2]).
FIBELN 17
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18 BEIGABEN AUS FRAUENGRBERN
Beim Typ Nesse tritt als neues charakteristisches Merkmal ein fortlaufender Tierfries an den
geraden Auenkanten der Fibeln auf(Abb. 5, 5). Sehr deutlich ist diese Reihung mehrerer Tie
re - jeweils ein Tief beit dem vorderen in den Schwanz - bei den zwei Fibeln aus Liebenau Grab
II/32 (31; Taf. 26, 12) und Nesse Grab 3 (34; Taf. 31, 3) zu sehen. Auch dieses Motiv ist bei spt-antniken Kerbschnittbronzen wiederzufinden. An den Ober- und Unterkanten der Schnallenplatten
von Chcy (154; Taf. 116, 17), Rouvroy (186; Taf. 132, 13) und Glauberg, Kr. Bdingen (Abb. 19)
sind gleichartige Tierfriese zu erkennen. Im Verlauf der weiteren Entwicklung ragen die Kpfe der
Randtiere strker hervor, und die Tierleiber lsen sich in zunehmendem Mae von den Rndern.
Bei den Fibeln aus Zweelo (69; Taf. 73,13) und Liebenau Grab II/218 (31; Taf. 29,12) ist dieser
Formenwandel soweit fortgeschritten, da die Durchbruchstechnik" zu einer weitgehenden Auf
lsung der Tiere gefhrt hat. Die Exemplare aus Oberhausen (35; Taf. 31, 5) und Liebenau Grab
VIII/65 (31; Taf. 29, 15) kennzeichnen das Verfallsstadium der gleicharmigen Kerbschnittfibeln.
Zum Typ Nesse gehren die grten gleicharmigen Fibeln mit einer Lnge von 5,6-7,6 cmund einer Breite von 8,5-12,5 cm. Je zwei Fibeln sind aus Silber (Fundliste 5 Nr. 29. 32) bzw. aus
vergoldeter Bronze (Fundliste 5 Nr. 31. 35 b) hergestellt, alle brigen bestehen aus Bronze.
Die gleicharmigen Kerbschnittfibeln wurden niemals paarweise getragen. Wie ihre typologischen
Vorgnger, die Sttzarmfibeln mit Trapezfu, sind sie Einzelfibeln. In 9 Grbern bildete eine gleich
armige Fibel den einzigen metallenen Brustschmuck der Toten (Fundliste 5 Nr. 9.13.20.22.23.29.
34 a. 35 a. 35 d), in acht weiteren Frauengrbern war sie mit 1-2 anderen Gewandspangen (Schalen-,
Sttzarm- und Kleinfibeln u. a.) kombiniert (vgl. Fundliste 5 Nr. 7. 15. 24a. 25. 31. 32. 35b. 35c).
Das Verbreitungsbild der gleicharmigen Fibeln (Karte 5) hat sich seit den Arbeiten F. Roeders
kaum verndert. Das Gebiet zwischen Elbe- und Wesermndung bildet wie bei vielen anderen
Fibelformen ein Dichtezentrum. Doch mu die Verbreitung in Nordwestdeutschland grergewesen sein, wie die Vorkommen zwischen Mirtelweser und Zuidersee nahelegen. Sechs Exem
plare stammen aus den Hauptwohngebieten der Sachsen in England. Links des Rheines sind diese
Fibeln - mit Ausnahme einer Vorform - nicht bekannt.
Die gleicharmigen Fibeln sind whrend des letzten Drittels des 4. Jahrhunderts im nrdlichen
Niedersachsen aus den Sttzarmfibeln mit Trapezfu entwickelt worden32 . Im nordelbischen
Holstein und Mecklenburg fhrte zur gleichen Zeit die Entwicklung von Armbrustfibeln mit Trapez-
fu zu ganz hnlichen Formen. Nur waren diese Fibeln aus Blech gefertigt. Vereinzelte Belege
solcher typologischer Vorformen sind auch aus Belgien und Oberfranken bekannt, ohne da
in diesen Gebieten eine weitere Entwicklung der Fibeln festzustellen wre.
Die Ornamentik der gleicharmigen Fibeln mit Kerbschnittflchen und Randtieren ist durch die
bernhme von Verzierungselementen der sptrmischen Grtelgarnituren entstanden. Auf die
Mglichkeit spatrmischer Handwerkerttigkeit im germanischen Bereich wurde bereits hin
gewiesen. Da die meisten Kerbschnittgrtelgarnituren ins letzte Drittel des 4. Jahrhunderts zu
datieren sind, kann der zeidiche Abstand zwischen diesen Arbeiten und den davon abhngigen
Fibeln nicht allzu gro sein. Besonders eng ist die Verwandtschaft der Tierfriese bei den Fibeltypen
Dsemoor und Nesse mit denen der Grtelgarnituren vom Typ Chcy. Diese Grtelbeschlag-
platten gehren zu den jngsten sptantiken Kerbschnittarbeiten und werden in die Zeit um
400 n. Chr. bzw. ins frhe 5. Jahrhundert datiert. Eine Rezeption sptrmischer Motive und Zier
muster mu daher sptestens in dieser Zeit erfolgt sein.
32 Obwohl die Sttzarmfibeln mit Trapezfu auch
in Nordgallien whrend des spten 4. Jahrhunderts
getragen wurden, lt sich dort eine Weiterentwick
lung zu gleicharmigen Fibeln nicht beobachten.
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33 A. Genr ich nim mt .a n, d a alle vier Typen zeit-
gleich und als Erzeugnisse verschiedener Werkstitten
zu deuten sind. Nachr. aus Niedersachs. Urgesch. 33,
1964, 26. Dies widerspricht m. E. allerdings den Be-
funden, die eine geitliche Abfolge nahelegen.
Die Tutulusfibeln gehren zu den hufingsten Gewandspangen in spatrmischen Frauengrbern
zwischen Elbe und Loire (Fundliste 6). Sie scheinen in nrdlichen Niedersachsen aus Dosenfibeln
f) Tutulusfibeln
Die vier besprochenen Fibeltypen bilden, eine typologische Reihe, deren einzelne Glieder sich
durch zunehmende Gre und Vermehrung der Verzierungselemente unterscheiden. Dadurch
wird aber nur die Richtung der Entwicklung angezeigt, ein zeitliches berschneiden der Fibel-formen ist deshalb nicht ausgeschlossen33 .
Die frhe gleicharmige Fibel aus Sahlenburg Grab 19 (45; Taf. 36, 16) wurde zusammen mit
einem Paar komponierter Schalenfibeln (Typ Westerwanna) gufunden. Im Grab A von Granstedt
(18; Taf. 18, 10) lag neben einer Fibel des Typs Dsemoor eine entwickelte kreuzfrmige Fibel.
Beide Befunde legen eine Datierung an den Anfang bzw. in die erste Hlfte des 5. Jahrhunderts
nahe. Die Kombination gleicharmiger Fibeln mit kerbschnittrerzjerten Vogelfibeln (vgl. Ander
ungen Grab A [3; Taf. 2, 16-17]) oder mit einer Reiterfibel (vgl.Liebenau Grab II/218 (31;
Taf. 29, 13]) knnte da... sprechen, da die degenerierten Exemlare des Typs Nesse in der
zweiten Hlfte des 5. Jahrhunderts getragen wurden.
Einige der englischen Fundstcke stammen aus Grberfeldern, die Sicher erst seit dem 5. Jahrhundert belegt sind (vgl. Abingdon; Fundliste 5 Nr. 28 ). Ob diese Fibeln noch um 500 n. Chr.
oder gar im frhen 6. Jahrhundert benutzt wurden , bann mit dem heut ; vorliegenden Material
nicht sicher entschieden werden.
FIBELN 19
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BEIGABEN AUS FRAUENGRBERN
Abb. 6. Die Typen der Tutulusfibeln. M. 2:3.
20
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vom Typ Dienstedt (Abb. 6, 1)34 entwickelt worden zu sein. Diese germanischen Scheibenfibeln
mit gewlbtem Blechbelag aus der zweiten Hlfte des 3. Jahrhunderts sind vor allem in Mittel
deutschland verbreitet und lassen sich auch einmal in Westerwanna35 nachweisen.
Die lteste Tutulusfibelform vom Typ Ortbrook (Abb. 6, 2) weist noch viele Eigenheiten dermitteldeutschen Dosenfibeln auf. Das einzeln gefundene Exemplar aus Ortbrook (38; Taf. 31, 10)
besitzt auf der bronzenen Grundplatte einen Aufbau aus mehreren vergoldeten Silberpreblech
teilen: Auf den unteren Blechzylinder folgt ein kurzer, trompetenfrmiger Konus und eine Pre-
blechhaube mit gekerbten Wlsten, Buckelchen und den charakteristischen Silberzierstiften. Den
Abschlu bildet ein kleiner Silberblechkegel.
Die gleiche bergangsphase von den lteren Dosen- zu den jngeren Tutulusfibeln vertritt die
Fibel aus Grab 454 von Westerwanna (51; Taf. 47, 10), deren Haubenaufsatz noch die konzen
trischen Kreise silberner Zierstifte erkennen lt.
Alle brigen Tutulusfibeln sind nach einem einheitlichen Schema gegliedert: In die Unterseiteeiner flachen oder leicht gewlbten Bronzescheibe sind Nadel- und Spiralhalter eingelassen bzw.
eingezapft. Als Verschlu dient eine Spiralnadel mit 6-8 Windungen und unterer Sehne. Auf der
Grundplatte ist ein trompetenfrmiger Blechtutulus befestigt, dem eine Bernsteinperle mit koni
scher Bronze- oder Silbermanschette aufliegt. Den oberen Abschlu bildet ein sanduhrfrmiger
Blechtutulus, der mit einer meist niellierten Blechscheibe abgedeckt ist. Formale Unterschiede von
diesem Normalschema ermglichen eine Gliederung in mehrere Typen.
Ein eiserner oder bronzener Mittelstab verleiht dem hohen, mehrteiligen Aufsatz den ntigen
Halt. Gelegentlich fanden sich Reste organischer Fllmasse aus Holz, Harz und Ton im Innern
der Blechtutuli36. Einige Male konnten Abdrcke eines kreuzfrmigen Innengerstes festgestellt
werden, dessen Material sich nicht bestimmen lie. Derartige Verfrbungsspuren bei den Tutulusfibeln von Sahlenburg Grab 1 (45; Taf. 36, 3-4) ermglichten es, zwei hnliche Grundplatten aus
Grab 2 von Dorchester, Oxfordshire (England) 37 bzw. von Pritzier, Kr. Hagenow 38 als Reste
von Tutulusfibeln anzusprechen.
Am Anfang der typologischen Reihe der Tutulusfibeln stehen Stcke vom Typ Ortbrook. Zur
nchsten Stilstufe zhlen Exemplare, die man zum T y p N y m w e g e n zusammenfassen kann (Abb.
6,3-4).
Das Mdchengrah von Nymw egen-Grutb erg (111; Taf. 84, 1) enthielt eine einzelne, kleine Fibel
mit unterem, konischem Tutulus und kegelfrmigem Aufsatz aus Silberblech. Wichtigstes Merkmal
dieser frhen Form ist der niedrige, trompetenformlge Tutulus. Dus bronzene Fibelpaar ausGrab 7 von Vert-la-Gravelle (194; Taf. 144, 4-5) ist vollstndig erhalten und vertritt mit hheren,
konischen Blechaufstzen eine entwickeltere Variante.
Der Durchmesser der Fibeln vom Typ Nymwegen liegt zwischen 3,5 und 5,5 cm, die grte
Hhe wird mit 5,2 cm erreicht. Der mehrteilige Blechaufbau ist damit genauso hoch wie der
Basisdurchmesser.
Die weitere Entwicklung der Fibeln fhrte zu noch hheren und schlankeren Formen der
Tutuli, die fr zwei Fibeltypen charakteristisch sind. Zum Typ Cortrat gehren Fibeln, deren
oberer Tutulus noch einem umgestlpten Trichter hnlich sieht (Abb. 6, 5). Eine Fibel aus Ver-
FIBELN 21
34 Zeitschr. f. Eth n. 40, 1908, 904 Ab b. 2. - Wern er,Zierscheiben 25 Abb. 5. - S. Thomas, Berliner Jahrb.7,1967, 158 ff. Ab b. 9 - 1 1 .
35 Zimmer-Linnfeld, Westerwanna Taf. 157.36 Roeder, Neue Fu nd e 13 ff. - B eschr eibu ng der
Fibeln aus dem Frauengrab von Villers-sous-Erquery
(Katalog S. 337).37 Kirk-Leeds, Dorchester Taf. 5, B. - Werner,
Kriegergrber 383 Abb. 9, 2,3 8 Schuld t , Pri tzier 68 Abb. 333.
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BEIGABEN AUS FRAUENGRBERN
mand (192; Taf. 136, 1) und ein fragmentarisch erhaltenes Fibelpaar aus Sahlenburg Grab 1 (45;
Taf. 36, 3-4) sind dieser Variante A zuzuweisen. Fr alle anderen Fibeln des Typs Cortrat ist ein
sanduhrfrmiger, oberer Tut ulu s mit Scheibenabschlu kennzeichnend (Abb. 6, 6). Die besten
Beispfiele dieser Variante B stammen aus den Grbern 5 und 6 von Cortrat (158; Taf. 117, 1-2;
118, 1-2) und aus Grab 4 von Fel (164; Taf. 123, 3-4), in denen jeweils ein Fibelpaar angetroffen
wurde. Die Abshlusheiben sind racist am Rand gekerbt und mit nieliierten Kreuzmustern
verziert (Abb. 7, 3. 5. 8).
Der Fibeldurchmesser betrgt 2,8-5,4 cm, die Hhe erreicht 5-8 cm.
Eine Sonderform stellt die einzeln gefundene Tutulusfibel aus dem Mdchengrab 12/1953 von
Lorch/Enns (Obersterreich) (Abb, 6, 7)39 dar. Der Tutulusaufsatz besteht nur aus 2wci gepreten
Bronzeblechteilen mit einem Vierkantstab als Mittelsttze.
Beim Typ Oudenburg (Abb, 6, 8) ist die Form des unteren Tutulus gegenber Typ Cortrat
nur wenig verndert, dagegen besteht bei den oberen Tutuli ein formaler Unterschied. Der Mittelteil der sanduhrfrmigen Aufstze ist zu einer langen, dnnen Rhre mit schwachen Rippen aus
gebildet, so bei dem Fibelpaar in Oudenburg Grab 88 (132; Taf. 95,20-21) und Vermand Grab 24
(192; Taf. 138, 1-2)40. Die Blechtutuli der Fibeln von Oudenburg Grab 67 (132; Taf. 95, 1) und
Fcamp (163; Taf. 122, 3-4) sind ganz oder teilweise mit Spiralranken bzw. in Form des laufen
den Hundes" nielloverziert. Die Abschluplatten zeigen meist verschiedene, niellierte Kreuzmotive,
nur in einem Fall ist ein Fnferwirbel zu erkennen (Abb. 7, 1. 2. 4. 6. 7. 9).
Abb. 7. Ziermotive der oberen Abschluscheiben von verschiedenen Tutulustibeln. M. 2:3.
Der Fibe durchmesser betrgt 3,5-5,0 cm, die Hhe liegt zwischen 6,0 und 9,5 cm. Der Tutulus-
aufbau ist damit fast doppelt so hoch wie der Durchmesser der Grundplatten.
39 Kloiber, Ziegelfeld Taf. 5, 1.40 Th. Eck hat in seiner Publikation ber die
Grberfelder von Vermand zwei verschiedene Tutu-lusfibeltypen abgebildet. Eck, Vermand Taf. 19, 1a.4a bis. Es mu angezweifelt werden, da es sich beiseinem Fibeltyp a.a.O. Taf. 19, la um ein vollstndiges Exemplar handelt. Diesem Fragment fehlt ein
oberer Tutulus, wie er in Oudenburg Grab 88 (132;Taf. 95, 20-21) in situ gefunden wurde. Das bei Eck(a.a.O. Taf. 19, 4a bis) als anderer Fibeltyp" abgebildete Stck besitzt bis in die kleinsten Details Formund Ausmae des fehlenden, oberen Aufsatzes. Die
kleine, abgebildete Grundplatte mit Spiralkonstruk
tion, die sich bei der neuen Deutung als berflssig
erweist, gehrt mit groer Wahrscheinlichkeit zu einem
der beiden silbernen, vergoldeten Fibelpreblechauf-
lagen des gleichen Grabes (Eck a.a.O. Taf. 19, 36-37).
Zu einer vollstndigen Tutulusfibel vom Typ Ouden-
burg gehrt auerdem noch eine niellierte Abschlu
scheibe. Sie konnte in dem falsch rekonstruiertenFibelfu" der kleinen Armbrustfibel (Eck a.a.O.
Taf. 19, 3 a) des gleich en G rab es erk annt werd en
(vgl. Anm. 8) .
22
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FIBELN 23
Die Tutulusfibeln aus Gallien stammen aus Krpergrbern und sind daher hufig vollstndig
erhalten, so da eine genaue Typenzuweisung mglich ist. Aus dem rechtsrheinischen Arbeits
gebiet liegen meist nur Bruchstcke dieser Fibeln vor (Fundliste 6 Nr. 6. 13-14. 24-27. 36-49),
da es sich um Funde aus Brandgrbern handelt. Die Bernstein- und Silberblechteile sind beim Verbrennen auf dem Scheiterhaufen fast vllig vergangen. Erhalten blieben nur die bronzenen Grund
platten, die eisernen Mittelstbe und die konischen Bronzemanschetten mit Randkerbung (vgl.
Westerwanna Grab 1011 [51; Taf. 49, 21-22]).
Bei einigen Fundstcken fallt der flache, spatelfrmige Abschlu an der Spitze des Mittelstabes
auf. Tutulusfibeln mit diesem Merkmal bilden den Typ Issendorf ( Abb. 6, 9). Auer den namen
gebenden Exemplaren aus Issendorf (26; Taf. 23, 3-4. 7-8) gehren u. a. die Fibeln aus Liebenau
Grab II/230 (31; Taf. 29, 8-9) und Westerwanna Grab 158 (51; Taf. 46, 9) zu diesem Typ. Die
Hhe dieser Fibeln betrug 6-10 cm.
Zwei kleine, einzeln gefundene Fibeln aus der Wallanlage Babilonie (5; Taf. 3, 15) bzw. aus
Obernbeck (36; Taf. 31, 6) sind aus Bronze gegossen. Sie stellen Imitationen der Tutulusfibeln
dar und bilden den Typ Babilonie ( Abb. 6,10). Der hohe, spitze Tutulus besitzt eine schalen
frmige Abschluscheibe und eine frei bewegliche Nadel ohne Spirale.
Sichere Aussagen ber Material und Tragweise der Tutulusfibeln lassen nur 17 gut be
obachtete Frauengrber zwischen Elbe und Loire zu. In 13 Fllen traten die Fibeln paarweise
auf, in 4 Grbern fand man nur eine Tutulusfibel, zu diesen zhlen die Mdchengrber von
Nymwegen-Grutberg (111; Taf. 84, 1) und Enns-Lorch Grab 12/1953. Es handelt sich demnach
um Gewandspangen, die normalerweise paarweise getragen wurden. Zusammen mit anderen
Fibeln (Armbrust-, Sttzarm- oder Schalenfibeln) gehren sie meist zu einer Mehrfibeltracht. Die
drei Grber 5, 6 und 26 von Cortrat mit nur einem Tutulusfibelpaar bilden seltene Ausnahmenvon dieser Regel.
Die Blechtutuli und Abschluscheiben bestanden berwiegend aus Silber (manchmal vergoldet),
nur in 4 Fllen konnte Bronze als Material nachgewiesen werden. Auch ein Groteil der nieder
schsischen Fibeln trug ursprnglich silberne Blechaufstze (vgl. Sahlenburg Grab 1, Issendorf
Grab B und Liebenau Grab II/230).
Die Tutulusfibeln besitzen die grte und dichteste Verbreitung aller hier behandelten Frauen
fibeln (Karte 6). Ihre Fundorte verteilen sich gleichmig ber das Gebiet zwischen unterer Elbe
und mittlerer Loire. Zwei Exemplare aus England (Abingdon, Dorchester) zeigen, da auch dort
Tutulusfibeln getragen wurden.
Die frhe Form Ortbrook ist bisher nur zweimal in Niedersachsen belegt. Dagegen weist der
Typ Nymwegen bereits die weite Streuung von der Elbe bis nach Nordostfrankreich auf. Die
Fibeltypen Cortrat und Oudenburg sind weitgehend auf Nordgallien und das Niederrheingebiet
beschrnkt. Die einzelne Fibel aus Enns-Lorch kann nur aus dem rheinisch-gallischen Raum
(evtl. infolge von Truppenverschiebungen) an die mittlere Donau gelangt sein. Der Typ Issendorf
drfte eine rein niederschsische Fibelform darstellen. Ebenfalls nur regionale Bedeutung an der
Mittelweser scheint der Typ Babilonie erlangt zu haben.
Insgesamt gehrten die Tutulusfibeln zu den beliebtesten Schmuckgegenstnden des 4. Jahr
hunderts innerhalb des Arbeitsgebietes. Ihr fast identischer Aufbau aus Silberblechtutulus, Bern
steinperle und Grundplatte mit Spiralkonstruktion zeigt die engen Beziehungen zwischen demrechtsrheinischen Germanien und Gallien whrend dieser Zeit.
Die lange Entwicklungsreihe der Tutulusfibeln setzt mit den Typen Ortbrook und Nymwegen
ein. Ihre Datierung in die erste Hlfte des 4. Jahrhunderts wird durch das Mdhengrab aus
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24 BEIGABEN AUS FRAUENGRBERN
Nymwegen-Gru tberg (mit 6 Bronzemnzen des Constantin I. un d Licinius zwischen 317 und
320 n. Chr.) gesichert. Die entwickelteren Fibeln vom Typ Cortrat und Oudenburg gehren einer
spteren Zeit an. In Sahlenburg Grab 1 und Westerwanna Grab 1011 kam jeweils ein Tutulusfibel-
paar zusammen mit einer Sttzarmfibel (Niederschsischer Typ B) der zweiten Hlfte des 4. Jahr-hunderts vor. Die gleiche Fibelkombination ist aus Vermand Grab 24 und Villers-sous-Erquery
bekannt. Als Oboli verwendete Mnzen des Valentinian I. (364-75) und Gratian (367-83) machen
fr beide Bestattungen eine Grablegung whrend des letzten Drittels des 4. Jahrhunderts wahr
scheinlich. Zeitgleich ist die niederschsiche Fibelform mit Spatelende, worauf eine mitgefundene
komponierte Schalenfibel im Grab B von Issendorf hinweist. Die typologisch entwickeltsten
Fibeln aus Fcamp sind durch eine Eugeniusmnze (392-94) in die Zeit um 400 n. Chr. datiert.
g) Komponierte Schalenfibeln
Eine sehr variantenreiche Gruppe stellen die komponierten Schalenfibeln dar (Fundliste 7). AllenExemplaren gemeinsam ist eine flache oder leicht gewlbte, bronzene Grundplatte, in die - wie
bei den Tutulusfibeln - der hohe Nadelhalter und die Halterung fr die Spirale eingezapft sind.
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FIBELN 25
Die Oberseite der Grundplatte ist entweder mit einem dnnen Preblech oder mit einer gegossenen
Bronzeauflage verziert. F. Roeder hat fr diese umfangreiche Fibelgruppe den Namen kompo
nierte Schalenfibeln" geprgt41. Whrend die gegossene, bronzene Kerbschnittauflage auf die
gewlbte Scheibenfibel aufgeltet war, wurde der dnne Preblechbelag (aus Bronze oder vergoldetem Silber) mit Hilfe einer harzigen Klebmasse befestigt. Gelegentlich bediente man sich
dabei einer dosenfrmigen Konstruktion. Ein flacher Zylinder oder Konus aus Bronzeband - am
Rand der Grundplatte aufgeltet und mit Ton gefllt - bildete die Fassung der Blechauflage.
Dieser dosenartige Aufbau ist 0,3-0,5 cm hoch, wie z. B. bei der Fibel aus Bremen-Mahndorf
Grab 249 (11; Taf. 11,4).
Von den komponierten Schalenfibeln haben sich - zumal in Brandgrbern - nur unter gnstigen
Umstnden Reste der veirzierten Prebleche erhalten, deren unterschiedliche Musterung eine Ein
teilung in drei Hauptgruppen erlaubt. Zu der ersten gehren geometrische Verzierungsmuster,
die auf einheimische Tradition zurckgehen (Abb. 8, 1). Die Motive der zweiten Gruppe (Anker
kreuz, Davidstern, Spiralmuster) sind dem Formenschatz sptantiker Grtelbronzen entlehnt
(Abb. 8, 2-6), und fr die letzte Gruppe sind Tierkpfe oder ganze Tierfiguren (Abb. 8, 7-10)
charakteristisch.
Abb. 8. Die Typen komponierter Schalenfibeln. M. 1:2.
Eine Scheibenbel aus Krefeld-Gellep42 kann als Vorform der hier behandelten Schalenfibeln
angesehen werden. Einer flachen Grundplatte mit hohem Nadelhalter liegt ein vergoldeter Silber
blechbelag auf. Flechtbnder, Buckelreihen und gekerbte Ringwlste sind in das Blech eingepret.
Ein 0,7 cm groes Mittelloch dient als Fassung einer blauen Glaseinlage. Premuster und Glas
einlage verbinden das Krefelder Exemplar mit hnlich verzierten Schild- und Scheibenfibeln
41 Roeder, Schalentibeln 19. - Roeder, Neue Funde
30f.
4 2 A. Steeger, Germanische Funde der Volker -
wanderungszeit aus Krefeld (1937) Taf. 19-20.
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26 BEIGABEN AUS FRAUENGRBERN
Mittel- und Sddeutschlands43, so da eine Datierung in die Zeit um 300 n. Chr. oder ins frhe
4. Jahrhundert berechtigt ist.
Anklnge an diese Vorform weisen Fibeln vom Typ Altenwalde (Abb. 8, 1) auf. Der silberne
Preblechbelag mit gekerbten Ringwlsten, Buckelchen und Eierstabfriesen ist hufig kleiner alsdie Grundplatte, so da ein flacher Blechkonus als Fassung notwendig war. Einige Fibeln (Fund
liste 7 Nr. 2a-6) besitzen ein kleines Mittelloch mit blauer Glaseinlage. Besonders gut erkennt man
diese Konstruktionsmerkmale bei den Fibeln aus Altenwalde Grab 127 (2; Taf. 2, 12), Bremen-
Mahndorf Grab 219 (11; Taf. 10, 5-6) und Vermand Grab 24 (192; Taf 138, 4).
Der Fibeldurchmesser schwankt zwischen 1,9-4,2 cm.
Beim Typ Westerwanna (Abb. 8, 2) sind die verzierten Prebleche genauso gro wie die
Grundplatten und besitzen als charakteristisches Motiv ein Ankerkreuz, dessen Arme in Spiralen
enden. Dieses Muster aus dem Formenschatz sptrmischer Kerbschnittgrtelgamituren (vgl.
Rhenen [64; Taf. 59, 1-4], Samson [134; Taf 100,4] und Abbeville-Homblieres [141; Taf. 113, 1])
ist deutlich bei den Fibeln aus Sahlenburg Grab 19 (45; Taf 36, 14-15) und Rhenen Grab 823
(64; Taf. 62, 19-20) zu erkennen44.
Auch der Davidstern als das zentrale Motiv des Typs Rhenen (Abb. 8, 3) findet sich auf spt
antiken Kerbschnittarbeiten wieder (vgl. Vermand Grab B [192; Taf. 137, 4], Coleraine und
Mildenhall13). Der Hintergrund des Davidsterns ist bei den niederlndischen Stcken aus Nym-
wegen-Nieuwstraat (111; Taf. 85, 3) und Rhenen Grab 356 bzw. 844 (64; Taf. 60, 2; 67, 10) flach
ausgefhrt, whrend das Fibelpaar aus Grab 18 von Sahlenburg (45; Taf. 36, 10-11) durch geo
metrischen Kerbschnitt gegliedert ist.
Die Typen Lippspringe (Abb. 8, 4), Krefeld-Gellep (Abb. 8, 5) und Jouswier (Abb. 8,
6) sind durch unterschiedliche Spiralornamentik gekennzeichnet. Die sptantike Spiralranke aufKerbschnittarbeiten (vgl. Sissy [191; Taf. 135,8-9] und Houdan [168; Taf. 126, 1-6]) ist hier
der Kreisform angepat. Bei dem Fibelpaar aus Grab 1 von Bad Lippspringe (6; Taf 4, 5-6)
erkennt man in der Mitte des Bronzepreblechs einen Dreierwirbel, um den sich drei Doppelspiralen
gruppieren. In die freien Felder sind zahlreiche Buckelchen eingefgt. Das Zierfeld ist von einem
gerippten Wulst oder von einem Eierstabfries eingerahmt. Eine Fibel aus Krefeld-Gellep (103;
Taf. 79,11) ist mit einem Fnferwirbel verziert, einem Muster, das bei den gegossenen Schalenfibeln
(S. 28 ff.) besonders hufig auftritt.
Eine andere Form dieser Fnferwirbelfibeln stellt der Typ Jouswier (Abb. 8, 6) dar, von dem
bisher nur drei Exemplare bekannt sind. Von einer konzentrischen, mittleren Kreisgruppe gehen
fnf Arme wirbeifrmig aus und enden in kleinen Buckeln. Das Bruchstck aus Jouswier (60;
Taf. 58, 14) lt das Muster nur ahnen, das bei dem Fibelpaar aus Grab 3 von Dorchester, Oxford-
shire (England)46 deutlich ausgebildet und gut zu erkennen ist.
Von diesen komponierten Schalenfibeln mit rein geometrischen Preblechen hebt sich eine
Gruppe mit figuraler Verzierung ab. Es handelt sich in allen Fllen um naturalistische oder stili
sierte Darstellungen von Tieren bzw. Tierkpfen.
4 3 Gerlachsheim Grab 3: Bad. Fundber. 21, 1958
Taf. 50, 1. - Haleben Grab 7: W. Schulz, Das
Frstengrab von Haleben. Rm.-Germ. Forsch. 7(1933) Taf. 9. 28. - Ulbert, Jahrb. RGZM. 13, 1966
(1968) 204 ff.44 Ankerkreuze und andere Kreuzmuster sind auch
von den Abschluscheiben der Tutulusfibeln bekannt
(vgl. Abb. 7).45 Coleraine, Nordirland: Guide to the Antiquities
of Roman Britain (1964) Taf. 9, 45. - Mildenhall,Suffolk: The Mildenhall Treasure. A Handbook
(1964) Taf. 6.46 Kirk-Leeds, Dorchester Taf. 5, B. - J. Werner,
Kriegergrber 383 Abb. 9, 1.3.
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46a Zu vergleichen sind die Tierprotome an niede -
kindischen Ringfibeln des 4./5. Jahrhunderts. Mg-licherweise handelt es sich in diesem Fall um die Dar-stellung von Stierhrnern. A. Roes, Ber. Amersfoort4, 2, 1953, 28 Abb. 4. Frdl. Hinweis J. Werner,Mnchen.
FIBELN 27
Die kleinen Fibelprebleche (1,7-1,9 cm) vom Typ Perlberg (Abb. 8, 7) zeigen einen Tierkopf
en face mit Schnauze, Augen und aufrecht stehenden Ohren. Die zwei Exemplare aus Perlberg
(40; Taf. 32, 8) und Vermand Grab 24 (192; Taf. 138, 5) vertreten zwei unterschiedliche Ausfh-
rungen des gleichen Motivs. Beide Male ist der Tierkopf von einem gekerbten Wulst und einemEierstabfries bzw. Zickzackband eingerahmt.
Vier kreuzfrmig angeordnete Tierkpfe, die groe Ahnllehkeit mit denen des Typs Perlberg
aufweisen, fllen das Mittelfeld der Fibeln vom Typ Mahndorf (Abb. 8, 8). Kerbwlste und
ein Eierstabfries bilden die Randverzierung. Zwei Fibelpaare aus Mahndorf Grab 64 und Grab 249
(11; Taf. 7, 7-8; 11, 4-5) stammen wohl aus der gleichen Werkstatt wie das nordfranzsische
Exemplar aus Waben (196; Taf. 147, 5).
Der Fibeltyp Wehden (Abb. 8, 9) ist bisher nur durch ein Fundstck aus Wenden (48; Taf.
41, 7) belegt. Vier rckblickende Tiere sind spiegelbildlich angeordnet. Der bandfrmige Krper
endet in einem stilisierten Kopf mit bleckender Zunge und Nackenlocke 46a.
Eng verwandt mit dieser Gewandspange sind die groen Schalenfibeln vom Typ Muids
(Abb. 8,10) mit 3,5-6,0 cm Durchmesser. Drei rckblickende Tiere mit blech under Zunge, Nacken
locke und Dreizackschwanz - man findet sie als Randtiere an sptrmischen Kerhschnittbronzen
wieder (vgl. Rhenen Grab 846 [64; Taf. 68, 2. 4]) - sind um ein Mittelfeld angeordnet, so bei dem
vergoldeten Bronzefibelpaar aus Sigy-en-Bray (190; Taf. 135, 3). Das Fibelpaar aas Muids (181;
Taf. 127, 15) mit einem dreizeiligen Flechtband als Rahmung weist im Mittelfeld eine menschliche
(?) Maske auf.
Dreimal sind viereckige Grundplatten gefunden worden47. Davon war aber das Fibelpaar aus
Grab 25 von Sahlenburg (45; Taf 37. 8-9) mit einem runden, hakenkreuzvetzierten Preblech
bedeckt.Komponierte Schalenfibeln mit gegossener Kerbschnittauflage werden aus Typ Liebenau
(Abb. 8,11) bezeichnet. Auf die schalenfrmig gewlbte Grundplatte ist eine gegossene Kerbschnitt
platte (bis 0,3 cm stark) geltet. Die Verzierung be.tent aus einem Fnferwirbel mit Kerb- oder
Buckelrahmen wie in Perlberg (40; Taf. 32, 10-11). Bei den Fibeln aus Nesse Grab 3 (34; Taf. 31, 2)
und Westerwanna Grab 2005 (51; Taf. 55, 5) ist die gegossene Auflage von einem flachen, wellen-
bandverzierten Bronzering eingefat48.
Die schlechte Fundberlieferung der komponierten Schalenfibeln mit Preblechauflage lt nur
unsichere Angaben ber ihre Tragweise zu. Doch geht aus den wenigen ..ieneren Befunden in
Bad Lippspringe, Bremen-Mahndorf, Sahlenburg und Rhenen hervor, da sie paarweise getragen
wurden. Ausnahmen von der Regel wird es auch hier gegeben haben. Als Material fr die verzierter.
Prebleche ist sowohl Silber wie Bronze (gelegentlich vergoldet) bei den gleichen Fibeltypen
verwendet worden (vgl. Tabelle auf S. 24).
Die komponierten Schalenfibeln mit Kerbschnittauflage (Typ Liebenau) gestehen aus Bronze
(einmal vergoldet) und wurden stets einzeln getragen.
Das Verbreitungsgebiet der komponierten Schalenfibeln reicht von der Unterelbe bis an die
Seine und umfat auerdem die Wohngebiete der Sachsen in Sdengland (karte 7). Die Fundorte
47 Bremen-Mahndorf Grab 269 (11; Taf. 12, 2)
Sachlenburg Grab 25 (45; Taf. 37, 8-9), WesterwannaGrab 326 (51; Taf. 49, 14).
48 Solche Wellenbandringe treten gelegcntlichauch bei Tutulusfibeln auf: Westerwanna Grber 45..und 3782 (51; Taf. 47, 10; 53, ...)
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BEIGABEN AUS FRAUENGRBERN
des Typs Altenwalde liegen weit versilbert zwischen Nordfrankreich und der niederschsischen
Kstenzone. Typ Rhenen (mit Davidst ern ist auf den Raum zwischen Rhein und Elbe beschrnkt .
Die brigen Fibeln, deren Verzierung spermische Vorbilder nachahmt, sind im rechtsrheinischen
Gebiet und in Sdengland gefunden worden. Der nordgallische Raum bleibt ausgespart.
Die komponierten Schalenfibeln mit Ring- oder Buckelverzierung und Glaseinlage, die auf
Votformen des frhen 4. Jahrhunderts zurckgehen, knnen allgemein dem 4. Jahrhundert zu
gewiesen werden (vgl. Bremen-Mahndorf Grab 219 und Vermand Grab 24).
Die Schalenfibeln mit Ankerkreuz-, Davidstern- und Spiralverzierung sind ohne den Formen-
schatz sptrmischer Kerbschnittgarnuren aus dem letzten Drittel des 4. Jahrhunderts nicht
denkbar, Das Fibelpaar vom Typ Westerwanna aus Grab 19 von Sahlenburg ist mit einer gleich
armigen Kerbschnitfibel kombiniert und wird in die Zeit um 400 n. Chr. datiert. Das hufige
Vorkommen dieser chalenfibeln in England deutet sogar auf eine noch sptere Zeitstellung hin,
da die angelschsischen Grberfelder erst im Laufe des 5. Jahrhunderts - meist sogar erst in dessenzweiter Hlfte - einsetzen. Gleichzeitig sind die Fibeln vom Typ Rhenen: Die mitgefundenen
Gegenstnde in Sahlenburg Grab 18 (Sttzarmfibel mit Rechteckfu), Rhenen Grab 356 (Haarpfeil
Typ To