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UMWELTMITTWOCH, 16. AUGUST 2017 | SEITE 16

thomas.manthey@tz-mediengruppe.de

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Thomas Manthey Telefon 03421 721042

Gestandene Gartenfreunde wissen na-türlich jetzt sofort, dass damit nur das volkstümliche Maggikraut gemeint sein kann. Maggikraut steht in vielen Gär-ten. Oft etwas im Hintergrund weil es so dominant ist und wenig davon schon reicht dem Gericht seinen unverfälsch-ten Stempel, sprich Geschmack, aufzu-drücken. Dafür ist Maggikraut aber wenn es voll entwickelt ist eine Größe im Garten und benötigt schnell mal ei-nen Quadratmeter Platz. Maggikraut ist im Frühjahr eine der ersten Triebe die sich blicken lassen. Es ist winterhart und eigentlich auch nicht empfindlich. Es hat einen weit verzweigten Wurzelstock aus dem im Frühling hohle Stängel mit dun-kelgrünen gefiederten Blättern wach-sen. Im Sommer erscheinen blassgelbe Blüten. Lässt man sie wachsen verwelkt die Pflanze und zieht vorfristig ein. Die Pflanze verträgt einen kräftigen Rück-schnitt und dankt das mit gesundem Neuaustrieb. Die Verwendung in der

Küche ist sehr vielseitig. Für den Win-tervorrat trocknet man die Blätter. Oder man stellt sich selbst ein Gewürzsalz her, indem man junge Maggiblätter mit Sel-lerieblättern und groben Salz zerstößt. So ein spezielles Kräutersalz lässt sich lange lagern. Eine ganz andere Form der Verwertung habe ich in Bulgarien ken-nengelernt. Dort verströmen fast alle Le-bensmittelgeschäfte und die Märkte ein für einen Garten- und Kochfreund herr-liches Aroma. Es hat eine Weile gedau-ert bis ich herausgefunden habe, dass das die Wurzel des Liebstöckels ist die getrocknet und gemahlen so einen typi-schen und unvergleichlichen Duft er-zeugt. Seither wissen alle Bulgarienrei-sende meines Bekanntenkreises wie das Mitbringsel für „Maxe“ aussehen sollte. Eine Gewürzmischung in der eine Men-ge gemahlene Liebstöckelwurzel enthal-ten ist. Ein Gewürz, welches nach mei-nem Geschmack im Paradies erfunden worden sein muss. Ihr Maxe

Würze aus Liebstöckel■■■ MAXE IST EXPERTE

VON GOTTFRIED KOHLHASE

MELPITZ. Waren die Vormonate nieder-schlagsarm und des-halb der Aufwuchs nach der Maimahd nur spärlich, so brach-te der Juli mit seinem reichem Regen und den warmen Sommer-tagen ein einzigarti-

ges Blumenmosaik hervor. Schaut man über das Melpitzer Grünlandareal, fallen die kleinen und großen Blütenteppiche auf, die wie in einem großem Basar, um die Gunst der Besucher werben. Es ist die Wiese selbst, die mit ihren unterschiedli-chen Feuchtigkeits- und Bodenverhältnis-sen das Blumenschatzkästlein hervor-bringt, in der die artenreichste Flora in un-serer Region zu finden ist. Der Sommer führt Regie als Farbgestalter. Er wird zum Maler und Weber, der die Wiese in eine zauberhafte Blumenland-schaft verwandelt. Ein Blütenteppich reiht sich an den anderen, klein und groß, ein-farbig oder in bunter Vielfalt. Einfarbig weiß sind die der Wilden Möhre die an mehreren Stellen größere Flächen ein-nimmt. Gleiches ist vom Wiesensilau zu nennen, der mit seinen gelbgrünen Dol-denblüten zur dominierenden Pflanze im Wiesengrund wird. Die faszinierende Blu-menschönheit wird jedoch erst beim Durchschreiten sichtbar, beim Verweilen vor dem bunten Bild: Gemalt mit den gel-ben Blüten des Hornklees, den rotbrau-nen des Wiesenknopfs, den violetten der Flockenblume, den weißen des Labkrau-tes und den Farben der Möhre und des Si-laus. Zum bunten Blumenallerlei zählen die in kleinen Gruppen wachsenden Glo-ckenblumen, des Tausendgüldenkrautes und der Sumpfschafgarbe, die des Johan-niskrautes oder die des Roten Straußgra-ses. Die gelben Flecken – mal klein, mal

groß – malt das Ferkelkraut und der Klein-köpfige Pippau hinein. Der Sommer lässt uns damit einen seiner schönsten Momente erleben – bunt und duftend. Wohlgerüche entströmen dem Labkraut und dem Mädesüß am Graben, die der Wind aufnimmt, über die Wiese treibt und die Schmetterlinge zum Tanzen lockt. Sind es vor allem die Großen Och-senaugen, die in großer Zahl seit Wochen als Gäste der Blumen auftreten, so belebt jetzt die zweite Generation der Schwal-benschwänze im Tanzflug den Sommer-tag. Da es so viele sind, können wir sie als

ein Geschenk des Sommers ansehen. Dass ich hier zehn bis fünfzehn zählte, manch-mal drei bis fünf gleichzeitig auf einem Wiesenstück ist für diesen Ort keinesfalls ein Wunder. Hier findet der Schmetterling alles was er zum Leben und zur Fortpflan-zung benötigt: Flockenblumen in unend-licher Menge zur Aufnahme von Nektar,

Pflanzen von Möhre und Wiesensilau als Nahrung für die Raupen. Weitere Schmet-terlinge sind zu nennen deren Tanzauf-tritte meist als Solisten erfolgen. Zu ihnen zählen die Goldene Acht, der Admiral, der Distelfalter und das Tagpfauenauge sowie der Kohlweißling. Als Gruppe treten die Bläulinge in Erscheinung. Die meisten Be-

sucher empfängt die Flockenblume mit Hummeln und Bienen, die gemeinsam mit der Riesenschar von Heuschrecken - Mu-sikanten der Wiese zu ihrem Sommerlied verhelfen. Hoffen wir, dass es noch lange zu hören ist und die Blumenherrlichkeit mit ihren Gesängen nicht vom Mähwerk jetzt zerstört wird.

Kindern die Heimat-Natur vermitteln

Kita „Wirbelwind“ ist Sachsens erster Naturpark-Kindergarten

TORGAU. Eine Schwimmblatt-Zone auf der Eisbahnwiese ist die Lebensgrundla-ge für mancherlei Libellen. So auch für die Braune Mosaikjungfer, die mit der Ei-ablage beschäftigt ist. Ein alter Ast hat es ihr angetan. Mit ihrem Legebohrer ver-frachtet sie Eier in das morsche Holz. Nun heißt es warten, in der Hoffnung, dass die-ses Stückchen Ast auch wirklich erhalten bleibt. Im April des Folgejahres schlüpfen die Larven, die sich sofort in den schlam-migen Untergrund begeben. Insgesamt vergehen zwei bis drei Jahre. Nach diver-sen Häutungen steigt die Larve ab Mitte Juni ans Tageslicht auf, schlüpfbereit und eine neue Libelle steht nach ein paar Stunden zum Jungfernflug bereit, anfangs noch unbeholfen, aber nach kurzer Zeit so, als hätte sie nie etwas anderes getan. Ein prägnantes Erlebnis eines Teichsom-mers, die segelnde Braune Mosaikjung-fer. Harald Lehnert

Kremsertour ins Heidekraut

Die Acker-Winde ist gar nicht willkommen Da kam ein Falter gesegelt

BAD DÜBEN/PRESSEL. Die Kindertages-stätte „Wirbelwind“ in Pressel vor den To-ren Bad Dübels ist Sachsens erster Natur-park-Kindergarten. Eine Zertifizierungs-urkunde und eine Plakette, die das Haus künftig schmückt, wurde der Einrichtung am Freitag vergangener Woche über-reicht.Die Kita hat sich vom Verband Deutscher Naturparke zertifizieren lassen und be-schäftigte sich in den vergangenen Mo-naten verstärkt mit Heimat-, Natur- und Umweltthemen. Unter anderem wurde eine kleine Streuobstwiese angelegt. Dazu stand der Verein Dübener Heide mit Rat und Tat zur Seite „Wir wollen Kindern den Zugang zu ihrer Heimat-Natur ver-mitteln, sodass sie frühzeitig Wurzeln in der Dübener Heide schlagen“, sagt Axel Mitzka, der Vereinsvorsitzende.Bei der Zusammenarbeit zwischen Hei-deverein und Kita stehen heidetypische Lebensräume im Fokus. So wurde schon der Presseler Teich in der Nähe der Kita oder das dort beginnende Naturschutz-großprojekt Presseler Heidewald- und Moorgebiet besucht, um die vorkommen-den Pflanzen- und Tierarten kennenzu-

lernen. Dabei entdeckten die Kinder eine Biberburg.„Wir freuen uns, dass es mit der Zertifi-zierung geklappt hat und wir Sachsens erster Naturpark-Kindergarten sind“, sagt Kita-Erzieherin Grit Jonack. „Damit ha-ben wir in der gesamten Region ein Al-leinstellungsmerkmal als Kindergarten.“ Eine Naturpark-Kita gibt es bisher nur im Naturpark Fläming. Weitere 14 durchlau-fen gerade ein Zertifizierungsverfahren. Gefördert wird das Projekt von der Deut-schen Bundesstiftung Umwelt.Jede Kitagruppe in Pressel wird nun min-destens einmal im Kindergartenjahr ein mit den Aufgaben des Naturparks zusam-menhängendes Thema behandeln. Der Heideverein unterstützt dabei die Einrich-tung, die 40 Jungen und Mädchen im Al-ter von zehn Monaten bis fünf Jahren be-treut und zur Arbeiterwohlfahrt Nord-sachsen gehört. Unter anderem werden Exkursionen, Projekttage und andere Ver-anstaltungen durchgeführt. Nach fünf Jahren wird überprüft, ob der Presseler Kindergarten sich weiter Naturpark-Kita nennen darf. Udo Reiss zwww.naturpark-duebener-heide.com

TORNAU. Der Monat August ist die Zeit des blühenden Heidekrautes im Natur-park Dübener Heide. Dann leuchten die zarten Blüten in dem intensiven Farbton an so mancher verborgenen Stelle. Diese und die Wege dahin kennt Naturparkfüh-rerin Birgit Rabe und nimmt Naturfreun-de mit ins blühende Heidekraut. Eine

Kremsertour über circa vier Stunden star-tet am 22. August um 10 Uhr in Pressel am Schloss. Wer sich für die Tour interessiert, sollte sich vorab anmelden unter Telefon 03423 758370. Alle weiteren Termine und Naturparkangebote finden Sie aktuell auch im Internet unter: zwww.naturpark-duebener-heide.com

TORGAU. Am Straßenrand des Röhrwegs, auf dem Foto um die Mittagszeit, ist ein kleiner Blütenteppich unübersehbar, wirkt echt schmückend: Acker-Winde hat sich hier angesiedelt und ausgebreitet. Sieht wirklich gut aus. Diese Art ist jedoch ein gefürchtetes Unkraut. Sie gilt als Pio-nierpflanze von Ackerunkrautgesellschaf-ten. Als mehrjährige Pflanze kriecht sie mit weit ausladenden Trieben am Boden entlang oder klettert an Erreichbarem  empor. Überwältigt sie andere Pflanzen, werden diese bei Massenauftreten er-stickt. Beim Getreide können nach Regen-fällen Lagerbestände auftreten. Im Gar-ten muss diese tief wurzelnde Winde ri-goros bekämpft werden. Wenn beim Jä-

ten Pflanzenbruchstücke zurück bleiben, wächst aus jedem eine neue Pflanze nach.Die sehr häufige Acker-Winde ist in ganz Europa verbreitet. Sie besiedelt Äcker, Gärten, Wegränder, Schuttplätze, Ödflä-chen, ist also ein echter Tausendsassa. Auf ungenutzten Arealen hat sie ihre Daseins-berechtigung. Auf der Südseite des Ha-fendamms ist sie mit  äußerst üppigem Be-stand echte Dekoration. Mancherorts ist sie eine Bodenverzierung, aber andern-orts wie dargestellt lästig oder sogar schädlich.Die trichterförmigen weißen Blüten mit fünf rosa Streifen, manchmal sogar völlig rot, duften. Da muss man schon mal eine in die Hand nehmen und an die Nase hal-ten. Die auffallend großen  Blüten stehen in den Blattachseln. Die Blätter sind am Grunde spieß-pfeilförmig. Ich möchte ei-nige weiter führende Erläuterungen hin-zufügen. Wer zweifelt, kann das alles überprüfen. Der Stängel der Acker-Win-de ist links windend. Die Stängelspitze führt Suchbewegungen aus. Man hat er-mittelt, das geschieht einmal im Kreis im Zeitraum von etwa eineinhalb Stunden, wie beschrieben entgegen dem Uhrzeiger-sinn. Die Blüten öffnen sich morgens zwi-schen sieben und acht Uhr und schließen sich am selben Tag für immer. Das stimmt tatsächlich. Am Abend ist von der Blüten-pracht nichts mehr zu sehen. Die Natur als Vorbild? Auch hier Überfluss und Weg-werfproduktion? Es ist wirklich eine be-merkenswerte Pflanzenart. Positiv anzu-merken wäre, dass die Acker-Winde eine alte Heilpflanze ist. Herbert Lehmann

Eine faszinierende Blumenvielfalt und -schönheit

Wo die Schwalbenschwänze tanzen – Stippvisite auf den Melpitzer Wiesen

Die Eier in einer Ritze versteckt

Die Braune Mosaikjungfer bei der Eiablage. Foto: H. Lehnert

Die Schwalbenschwänze bevorzugen die Wiesenflockenblume als Nektarpflanze.Kurios: Die Goldene Acht sucht nur die Pfanzen mit gelber Blüte auf. Fotos: G. Kohlhase

Die Melpitzer Wiesen sind ein floristisches Kleinod. Doch die Gebote zu seiner Erhaltung werden nicht eingehalten.

Acker-Winde am Röhrweg in Torgau. Foto: Herbert Lehmann

SÜPTITZ. Was für eine tolle Entdeckung! Roswitha Mittag entdeckte in ih-rem Garten in Süptitz einen geradezu majestätischen Falter auf ihrem Schmetterlingsstrauch – einen prächtigen Segelfalter, dessen Flügelspann-weite rund acht Zentimeter betrug. Der Segelfalter (Iphiclides podalirius) ist ein Schmetterling aus der Familie der Ritterfalter. Der Segelfalter gilt als einer der schönsten europäischen Falter. Er hat eine Flügelspannweite von 60 bis 80 Millimetern und wird bis zu 45 Millimeter lang. Die Weibchen sind fast immer etwas größer als die Männchen. Der Segelfalter unterscheidet sich vom Schwalbenschwanz unter anderem durch seine deutlich längeren schwarzen Hinterflügelfortsätze mit hellen Enden (s. Foto unten). Die Grundfarbe der Flügel ist bleich gelb und hat sechs schwarze Querstreifen auf jedem der Vorderflügel. Ein schwarzer Streifen befindet sich auf dem Hinterflügel und am Innenrand. Foto: R. Mittag