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Dr. Michael Schmidt-Salomon (Giordano-Bruno-Stiftung)

Was bedeutet Leadershipin unserer Zeit?

Wer sich nicht schuldig fühlt,der zu sein, der er ist,kann leichter daran arbeiten,der zu werden,der er idealerweise sein könnte

„Tsjakkaa-Tsjakkaa!“-Glaubenssatz

„Vertraue auf die Kraftdeines ‚freien Willens‘–

und du wirst alles erreichen,was du dir vornimmst!“

Studienergebnisse:Hilft der Appell an den „freien Willen“ beim Abnehmen?

Gruppe 1:„Tsjakkaa-Tsjakkaa!“

„Es liegt einzig und allein an dir, obdu abnimmst oder nicht! Glaub andich und an deinen freien Willen –und deine Pfunde werden nur so

purzeln!“

Gruppe 2:„Anti-Tsjakkaa-Tsjakkaa!“

„Unser Verhalten wird bestimmtvon unzähligen Faktoren, die wir

nicht kontrollieren können. Versuchdein Bestes, aber sei nicht

enttäuscht, wenn es dir nichtgelingt“

Gruppe 1:„Tsjakkaa-Tsjakkaa!“

Die Probanden nahmen nur sehrwenig ab, manche waren am

Ende der Studie sogar schwererals am Anfang

Gruppe 2:„Anti-Tsjakkaa-Tsjakkaa!“

Die Probanden konnten ihrGewicht signifikant reduzieren

Schuldgefühle verstärken oftmals ausgerechnet dasVerhalten, das der Grund dafür ist, weshalb sich ein Menschmit Schuldgefühlen herumplagt

In der unterschiedlichenZuschreibung der Gründe für daseigene Versagen liegt die zentraleDifferenz zwischen Reuegefühlen,die häufig zu einer Veränderung desVerhaltens führen, undSchuldgefühlen, bei denen dasIndividuum so sehr um sein ach so„böses“ Selbst kreist, dass es nurselten die Kraft aufbringt,problematische Verhaltensweisen zukorrigieren

Wer sich nicht schuldig fühlt,der zu sein, der er ist,kann leichter daran arbeiten,der zu werden,der er idealerweise sein könnte

Wenn wir uns schuldig fühlen, bedauern wir nicht bloßunser Fehlverhalten, wir verurteilen uns moralisch dafür,

dass wir uns so und nicht anders verhalten haben

Schuld im moralischen Sinne existiert nur, wenn wir vomsogenannten „Prinzip der alternativen Möglichkeiten“ (PAM)ausgehen, das heißt: wenn wir unterstellen, dass wir uns in dergegebenen Situation auch anders hätten entscheiden können,als wir uns de facto entschieden haben

PAM beruht also auf der Vorstellung, dass der Mensch mit einem„freien Willen“ ausgestattet ist, der ihn prinzipiell dazu befähigenkönnte, in einer bestimmten Situation auch das glatte Gegenteilvon dem zu wollen, was er tatsächlich wollte

Die Vorstellung, dass sich Menschen unter identischenBedingungen auch anders hätten verhalten können, als siesich tatsächlich verhalten haben (PAM), verlangt nicht wenigerals ein „Wunder“, einen Riss im universalen Kausalgefügeder Welt

Denn für materielle Körper (oberhalb der Quantenebene) giltnotwendigerweise, dass identische Ursachen auchidentische Folgen nach sich ziehen

„… ein Mensch, der unter eindeutiggegebenen äußeren und innerenUmständen genauso gut so wieanders handeln könnte … gehörtnicht ins Zuchthaus, auch nicht ineine Irrenanstalt, sondern in einenGlaskasten … auf dass ihn jederanstaune als die abnormste undunbegreiflichste Bildung, die einMenschenauge bisher geschaut hat.“

Eduard Kohlrausch

Das „Ich“ ist eineKonstruktionsleistung des Gehirns…

Das, was uns als Personenauszeichnet, ist bestimmt vonneuronalen Prozessen, die unterunserer Schädeldecke ablaufen,ohne dass wir dies (außerhalb einesneurologischen Labors)wahrzunehmen vermögen

Es gibt keinen über denkörperlichen Prozessenschwebenden Geist…

Da kein Mensch zu ein und demselben Zeitpunkt zweiunterschiedliche Hirnzustände haben kann, ist es völlig

unmöglich, dass er zu ein und demselben Zeitpunkt etwasanderes wollen könnte als das, was er tatsächlich will

„Frei sein“ bedeutet, tun zu können,was man will (Handlungsfreiheit) –es bedeutet nicht, zu einembestimmten Zeitpunkt etwas andereswollen zu können als das, was manwill (Willensfreiheit)

Die Freiheit, um die es uns geht, isteine Freiheit von Zwängen, dieunserem Willen entgegenstehen,keine Freiheit von Ursachen, dieunseren Willen formen

Wenn wir akzeptieren, dass unsere Hirnzustände – wie allesin der Welt – auf mannigfaltige Ursachen zurückzuführenist, verlieren wir dadurch keineswegs unsere Freiheit, wohlaber verändert sich die Perspektive, aus der heraus wirunser eigenes Verhalten und auch das Verhalten andererbewerten

Das „Ich“, an das wir uns soverzweifelt klammern und das uns soungemein bedeutsam erscheint, istin Wirklichkeit nur ein virtuellesTheaterstück, das von einemblumenkohlförmigen Organ inunserem Schädel inszeniert wird

Wer von seinem Selbst lassen kann,entwickelt ein gelasseneres Selbst

Wer sich nicht schuldig fühlt,der zu sein, der er ist,kann leichter daran arbeiten,der zu werden,der er idealerweise sein könnte

Oft bremsen wir unsere eigene Kreativität aus,weil wir Angst vor dem Versagen haben…

Kritik ist ein Geschenk…

Wer sich selbst vergeben kann,kann auch anderen besser vergeben

1. Versuchen Sie, moralischeSchuldvorwürfe im Team möglichst zuvermeiden!

2. Arbeiten Sie an einer Teamkultur, in derKritik tatsächlich als Geschenk erlebtwerden kann!

3. Schaffen Sie ein Bewusstsein dafür, dasses unsinnig ist, sich über andere zuerheben!

4. Machen Sie klar, dass niemand bessersein kann, als er ist, dass es aber sehrwohl möglich ist, die eigenen Stärken zustärken und die eigenen Schwächen zuschwächen!

5. Sparen Sie sich die Kosten, die Sie für ein„Tsjakkaa-Tsjakkaa!“-Seminar ausgebenmüssten!

„Schopenhauers Spruch: ‚Der Menschkann zwar tun, was er will, aber nichtwollen, was er will’, hat mich seit meinerJugend lebendig erfüllt und ist mir beimAnblick und beim Erleiden der Härtenmeines Lebens immer ein Trost gewesenund eine unerschöpfliche Quelle derToleranz.

Dieses Bewusstsein mildert in wohltuenderWeise das leicht lähmend wirkendeVerantwortungsgefühl und macht, dasswir uns selbst und die andern nicht garzu ernst nehmen; es führt zu einerLebensauffassung, die auch besondersdem Humor sein Recht lässt.“

Albert Einstein

Dr. Michael Schmidt-Salomon (Giordano-Bruno-Stiftung)

Was bedeutet Leadershipin unserer Zeit?