Einführung in soziologische Theorien · [Lehrstuhl für Soziologie] Sasa Bosancic, M.A....

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[Lehrstuhl für Soziologie]

Sasa Bosancic, M.A.

EinfEinfüührung in hrung in

soziologische Theoriensoziologische Theorien

Programm der heutigen Sitzung:

(1) Was ist Soziologie?

(2) Gründerväter: Soziologie als Wissenschaft

(3) Was ist Theorie?

(4) Fazit

[Lehrstuhl für Soziologie]

Sasa Bosancic, M.A.

EinfEinfüührung in hrung in

soziologische Theoriensoziologische Theorien

Programm der heutigen Sitzung:

(1) Was ist Soziologie? Und was nicht?

(2) Gründerväter: Soziologie als Wissenschaft

(3) Was ist Theorie?

(4) Fazit

[Lehrstuhl für Soziologie]

Sasa Bosancic, M.A.

Definitionen (1)

• „Soziologie ist die Wissenschaft vom Sozialen, d.h. den

verschiedenen Formen der Vergemeinschaftung (z.B.

Familie, Verwandtschaft/Sippe, Nachbarschaft, soziale

Gruppe) und der Vergesellschaftung (Organisation,

Gesellschaft, Staat) der Menschen; sie fragt nach den

Strukturen des sozialen Handelns und der sozialen Gebilde

und welchem sozialen Wandel diese unterliege.“(Schäfers 2000)

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Sasa Bosancic, M.A.

Definitionen (2)

• „Die Soziologie untersucht die Arten und Weisen, wie das

menschliche Leben sozial organisiert wird. Sie bedient sich

dabei empirischer Forschungsmethoden und Theorien, um

das soziale Leben in einem breiten Spektrum von Situationen

zu untersuchen.“

(Joas 2001)

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Wie hat sich das Strafsystem entwickelt? Von der inhumanen Folter zum Strafsubjekt mit Menschenrechten

Geschichtswissenschaft

Motive des Täters, Charakter, Kindheitserlebnisse

Psychologie

Welches Rechtsgut gilt es zu schützen?Welche Strafmaßnahmen sind angemessen?

Rechtswissenschaften

Ist Kriminalität angeboren ? – Suche nachGenetischen oder hormonellen Ursachen

Biologie

PerspektiveFachgebiet

Bsp. Kriminalität (1)

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Bsp. Kriminalität (2)

Soziologie

PerspektiveFachgebiet

Deutungsmuster (Kriminalitätsfurcht)

Subkultur-Theorie

Labeling Aproach(Etikettierung und Stigmatisierung)

Anomietheorie (Ziel/Mittel-Diskrepanz)

negative und positive Effekte von Kriminalität bzw. abweichendem Verhalten

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Perspektivität und die „Kunst des Misstrauens“

• „Man entdeckt, dass die gesellschaftliche Wirklichkeit viele

Bedeutungsschichten hat. Jede neue Schicht, durch die man stößt,

verändert den Blick aufs Ganze“

Peter Berger, Einladung zur Soziologie (1984)

• „Die Fähigkeit zum planvollen, rationalen Wechsel der Perspektive

ist eine Grundqualifikation des Soziologen. Soziologie als Lehre vom

zweiten Blick benutzt spezifische Begriffe, um alte Perspektiven zu hinterfragen und neue zu provozieren.“ (Abels 2001, S.26)

• Soziologisches Misstrauen als die Bereitschaft, sich vorzustellen,

dass die sozialen Tatsachen auch anders sein könnten: man

versucht, den Standpunkt des Außenseiters oder des Fremdeneinzunehmen, und das Selbstverständliche als nicht selbstverständlich erscheinen zu lassen.

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Sasa Bosancic, M.A.

EinfEinfüührung in hrung in

soziologische Theoriensoziologische Theorien

Programm der heutigen Sitzung:

(1) Was ist Soziologie? Und was nicht?

(2) Gründerväter: Soziologie als Wissenschaft

(3) Was ist Theorie?

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Sasa Bosancic, M.A.

Soziologische Klassiker: Durkheim, Weber und Simmel

(1) Gegenstand der Soziologie

(2) Gesellschaftsbegriff

(3) Methode

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Émile Durkheim (1858-1917)

„Die erste und grundlegendste Regel besteht darin, diesoziologischen Tatbestände wie Dinge zu betrachten“

(Die Regeln der soziologischen Methode)

Gesellschaft als moralische TatsacheHauptwerke:

•Über die Teilung der sozialen Arbeit (1893)

•Die Regeln der soziologischen Methode (1895)

•Der Selbstmord (1897)

•Elementare Formen des religiösen Lebens (1912)

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Max Weber (1864-1920)

„Soziales Handeln soll aber ein solches

Handeln heißen, welches seinem von dem oder

den Handelnden gemeinten Sinn nach auf das

Verhalten anderer bezogen wird und daran in

seinem Ablauf orientiert ist.“

„Soziologie soll heißen: eine Wissenschaft,

welche soziales Handeln deutend verstehen

und dadurch in seinem Ablauf ursächlich

erklären will.“

(Wirtschaft und Gesellschaft)

Hauptwerke:

Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus (1904)

Wirtschaft und Gesellschaft (1922)

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Georg Simmel (1858-1918)

„Was fortwährend an physischen und

seelischen Berührungen, an gegenseitiger

Erregung von Lust und Leid, an Gesprächen

und Schweigen, an gemeinsamen und

antagonistischen Interessiertheiten vor

sich geht – das erst macht die wunderbare

Unzerrreißbarkeit der Gesellschaft aus“(Soziologie)

Vergesellschaftung durchWechselwirkung

Hauptwerke:

Philosophie des Geldes (1900)

Soziologie (1908)

Grundfragen der Soziologie (1917)

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Sasa Bosancic, M.A.

Handlung��������Struktur

Verstehen anhand von

IdealtypenÄsthetisch

Erklären(Regelmäßigk.)

Methode

Vergemeinschaftungund

Vergesellschaftung

Summe derWechsel-wirkungen

Handlungs-leitende Instanz

Gesellschafts-

begriff

Soziales HandelnWechselwirkungSoziale

TatsachenGegenstand

WeberSimmelDurkheim

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Sasa Bosancic, M.A.

EinfEinfüührung in hrung in

soziologische Theoriensoziologische Theorien

Programm der heutigen Sitzung:

(1) Was ist Soziologie? Und was nicht?

(2) Gründerväter: Soziologie als Wissenschaft

(3) Was ist Theorie?

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Sasa Bosancic, M.A.

Ziele von Wissenschaft

(1) Beschreibung

Wie ist etwas? (objektiv bzw. intersubjektiv nachvollziehbar)

(2) Erklärung

Warum ist etwas so wie es ist? (Ursachen)

(3) Prognose

Wie wird etwas künftig sein?

(4) Technologie

Was muss getan werden, damit künftig etwas so ist, wie man

es haben möchte?

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„Logik der Forschung“ (1934)

• „Die Theorie ist das Netz, das wir auswerfen, um ‘die Welt’

einzufangen – sie zu rationalisieren, zu erklären und zu

beherrschen. Wir arbeiten daran, die Maschen des Netzes

immer enger zu machen.“(Popper 1934, S.31)

Karl R. Popper

1902-1994

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Prinzip der Falsifikation (nach Popper)

• Ein wissenschaftlicher Satz lässt sich nie endgültig beweisen

(Verifikation)

• Falsifikation: Eine wiss. Aussage über die Realität ist so lange gültig,

bis sie widerlegt, d.h. falsifiziert wird

���� Theorien sind immer nur vorläufig bewährt

• „Das ‚Falsifiaktionsprinzip‘ wird so zum Motor jeglichen

Erkenntniszuwachses, der damit nicht mehr als kumulative

Ansammlung wahren Wissens, sondern als systematische

Eleminierung von falschen Aussagen durch die empirische

Falsifikation konzipiert ist.“ (Schnell u.a. 2005: S.62)

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Sasa Bosancic, M.A.

Thomas S. Kuhn (1922-1996)

„Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen“ (1962)

• „Normale Wissenschaft“ ist Forschung, „die fest auf einer oder mehreren

wissenschaftlichen Leistungen der Vergangenheit beruht, Leistungen, die

von einer bestimmten wissenschaftlichen Gemeinschaft eine Zeitlang als

Grundlage für ihre weitere Arbeit anerkannt werden.“ (Kuhn 1962, S.25)

• Paradigmenwechsel: neue Theorien setzen sich nicht deshalb durch, weil

die etablierten Theorien empirisch widerlegt werden (Falsifikation), sondern

aufgrund der Tatsache, dass Macht- und Interessenkämpfe zwischen

etablierten Forschern und Außenseitern (also zwischen älteren und jüngeren

Wissenschaftlern) zugunsten der nächsten Forschergeneration entschieden

werden, die bereit sind, die neuen Sichtweisen zu akzeptieren.

���� Phasen: Normale W. – wiss. Revolution (Paradigmenwechsel) – Normale W.

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Handlung��������Struktur

Verstehen anhand von

IdealtypenÄsthetisch

Erklären(Regelmäßigk.)

Methode

Vergemeinschaftungund

Vergesellschaftung

Summe derWechsel-wirkungen

Handlungs-leitende Instanz

Gesellschafts-

begriff

Soziales HandelnWechselwirkungSoziale

TatsachenGegenstand

WeberSimmelDurkheim

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Kritische Theorie (Horkheimer/Adorno)

Theorie reflexiver Modernisierung (Beck)

Gesellschaftstheorie und

Gegenwartsdiagnose

Theorie kommunikativen Handels (Habermas)

Theorie der Praxis (Bourdieu)

Integration von

Struktur und Handlung

Strukturfunktionalismus (Parsons)

Theorie sozialer Systeme (Luhmann)

Struktur- und Systemtheorie

Symbolischer Interaktionismus (Blumer)

Ethnomethodologie (Garfinkel)

Rational-Choice

Handlungstheorie

AnsätzeParadigma

Einordnung der Theorien

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„Selbst das reine Licht der Wissenschaft

scheint nur auf dem dunklen Hintergrund

der Unwissenheit leuchten zu können.“

Karl Marx (1856)

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!